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NEUE JAHRBÜCHER
FÜR
PHILOLOGIE UND PAEDAG06IK.
GEGENWÄRTIG HERAUSGEGEBEN
VON
ALFRED FLECKEISEN und HERMANN MASroS
PBOrSSSOR IH DRS&DKK PBOnCfWOR XX LXXPZIO.
FÜNFZIG8TEB JASRQAJXQ.
EINHÜNDERTÜNDEINUNDZWANZIGSTER BAND. / U^ /
^^. . -^ •.,^-^-^\
LEIPZIG
DRUCK OND VERLAG VON B. G. TEUBNER.
1880.
/S>)i
JAHRBÜCHER
FÜR
CLASSISCHE PHILOLOGIE
HERAUSGEGEBEN
VON
ALFRED FLECKEISEN.
SECHSDNDZWANZIGSTER JAHRGANG 1880
ODER
DER JAHNSCHEN JAHRBÜCHER FÜR PHILOLOGIE UND PAEDAQOOIK
EINHUNDERTUNDEINUNDZWANZIOSTER BAND.
LEIPZIG
DRUCK X'ÜD VERLAG VON B. O. TEUBNEB.
VERZEICHNIS DER MITARBEITER
AN DEN JAHRiQÄNGEN 1875 BIS 1880.
(di« ia pArentheM bei^Metzten sahlen bestehen «ich aaf das nachstehende inbahsveneiehnis.
die aainen der miUrbeiter za den ersten iwanzig* jahr^rangen sind zu anfang- der jahrg-inge
1860, 1864 und 1874 abgedraekt.)
1. Otto Amdohb in Frankfurt an der Oder (91)
S. Julius Absoldt in Gnmbinnen (34)
S, RicHABD AnROLDT in Königsberg (Ostprenszen) (15. 74. 82. 100)
4. Erxst Bachof in Eisenach
5. Fbavz Baobb in Entin
6. Emil Babhbbiis in Groningen (17. 38)
7. Albbbt yoh Bambbbo in Eberswalde
8. Juuui Babtsch in Stade
9. Hbbmamx Baumoabt in Königsberg (Ostprenssen)
10. Malwih Bbchbbt in Leipzig
11. Thbodob Becbbb in Schlawe (Pommern) (44)
12. Julius Bbloch in Rom
13. Habs Kabl Bbxxckbii in Bartenstein
14. GusTAY Bbbsblbb in Chemnitz (92)
15. Thbodob Bbboe in Bonn
16. Gbbqobius Bbbnabdazis in Leipzig
17. Rudolf Bitscbofskt in Wien (63)
18. Fbibdbicb Blass in Kiel
19. Hbbmaii« Blass in Berlin
20. Hugo Blümneb in Zürich
21. Rudolf Bobbik in Belgsrd (Pommeru)
t2. Fbibdrich Bockbmülleb in Stade
23. WiLHBLM Böhme in Stolp
24. Ebbst Bössbb in Plön
ib. Max Bobbbt in Paris
26. Hbibbicb Bbandes in Leipzig
27. Wilhelm Bbandes in Brannschweig
28. Samuel Bbandt in Heidelberg (103. 113)
29. Ludwig Bbbitebbach in Naumburg
30. Adolf Bbiboeb in Halle
31. Julius Bbix in Liegnitz
32. Kabl Bbuomab in Leipzig (31. 80}
33. OscAB Bbuomab in Leipzig
34. Hebmabn Bbubckb in Wolfenbüttel
35. Fbabz Büchbleb in Bonn
36. Cabl Büboeb in Straszburg (Elsasz)
37. Hbibbicb Buebmabb in Berlin
38. Thbodob Buttneb -Wobst in Dresden (26)
39. Jacob Bubkbabd in Zürich
40- J. Cr. f. Campe in Greiffenberg (Pommern)
41. Wilbelm Chbist in München
42. Heibbich Cbbistensen in Ratzeburg
43. JoBABB Claussbb in Altona
44. Wilhelm Clemm in Gieszen
VI Verzeichnis der mitarbeiter.
45. Carl Conradt in Stettin
46. Chkistian Cron in Augsburg
47. Jobann Gustav Cuno in Graudenz
48. Adam Daub in Freibarg (Breisgan) (3)
49. Andreas Dederich in Eramerich (105)
50. Heinrich Deuter in Emden
51. Andreas Deuerlino in München (115)
52. LüDwia Dindorf in Leipzig (f 1871)
53. Wilhelm Dittenberoer in Halle
54. Theodor Döhner in Dresden (f 1880)
55. August Döring in Dortmund
56. Bernhard Dombaet in Erlangen (23)
57. Anton August Draegsr in Aurich
58. Ludwig Drewes in Helmstedt (56)
59. Heinrich Dübi in Bern
60. Heinrich Düntzer in Köln
61. Friedrich von Duhn in Heidelberg
62. Richard Dunckbr in Greiffenberg (Pommern)
63. Hermann Dunger in Dresden
64. Karl Dziatzko in Breslau (108)
65. Peter Egenolff in Mannheim
66. Otto Erdmann in Stendal
67. Adam Eussnbr in Würzbarg (10)
68. Franz Eyssenhardt in Hamburg
69. Johann Paul von Falkenstein in Dresden
70. Hans Flach in Tübingen (12. 68. 111)
71. Adam Flasch in Würzburg
72. Alfred Fleckeisen in Dresden (17. 58. 81)
73. CuRT Fleischer in Meiszen
74. Johann Karl Fleischmann in Nürnberg
75. Richard Förster in Rostock (8)
76. Peter Wilhelm Forchhammer in Kiel
77. CoRNELis Mabinus Francken in Utrecht (103)
78. Johannes Freudenberg in Königswinter (f 1878)
79. Karl Fret in Bern (54)
80. Otto Frick in Halle
81. Wilhelm Friedrich in Mühlhansen (Thüringen) (21)
82. Adolf Fritsch in Straszbarg (Elsasz)
83. Theodor Fritzsche in Güstrow
84. Friedrich Froehdb in Lieguitz
85. Ahton Funck in Kiel (99)
86. Adolf Furtwanoler in Berlin
87. Joseph Gaktrelle in Gent
88. Victor Gardthausbn in Leipzig
89. Walthbr Gbbhardi in Meseritz
90. Hermann Geist in Darmstadt
91. Wilhelm Gbmoll in Ohlaa
'92. Karl Ernst Georges in Gotha
93. Georg Gerland in Straszbarg (Elsasz)
94. Gustav Gilbert in Gotha (73)
95. Waltbeb Gilbert in Dresden
96. August Gladisch in Berlin (f 1879)
97. Emil Glaser in Gieszen (33)
98. Carl Gnbissb in Metz (114)
99. Anton Goebel in Magdebnrg
100. Franz Görbes in Düsseldorf
101. Alfred Goethe in Grosz-Glogau
102. Gborg Goktz in Jena
103. Julius Golisch in Schweidnitz (94)
V''<nrzeiclmi8 der mitarbeiter. VII
04. Emi. GoTSOBUCB in Beathen
05. LoKBiix Okabbbbobb in Würxbarg
06. RicHABD Gbosseb in Wittstock
07. Adolf GBOssMAim in Nenmark (Westpreuszen) (70)
08. Emil Gbubaübb in Winterthur
09. Hbibbich Guhbaübb in Waldenburg (Schlesien) (95)
10. Lddwio Gublitt in Berlin (88)
11. Alfbbd von Gutschmid in Tübingen (28. 40)
12. Cabl Hachtmamh in Seehansen (Altmark)
13. Hbbmann Haobb in Bern
14. Hbinbich Hahh in Montigny-l^s-Metz
15. Hbbmavb Hahh in Beathen
16. Fbitz Harkbl in Dresden (101)
17. Rbimbb Habsbm in Bondershansen
18. Kabl Habtfbldbb in Karlsrahe
19. Thbodob Haspbb in Dresden
20. Hbbmab Haupt in Würzbnrg
21. Hicbabl Hatduck in Msrienbarg
22. Hbibbich Hbbbwagbb in Nürnberg
23. Rudolf Hbibb in Weiszenbarg (Elsasz)
24. Hbbmarb Hblleb in Berlin
25. LuDwio Hbllwig in Ratsebarg (49)
26. PsTBB DiBDEBiCH Chbistiab Hebbibos in Hasam
27. Otto Hbbsb in Freibarg (Breisgan)
28. Wilhelm Hebest in Halle
29. Fbibdbich Kabl Hbbtlbib in Wertheim
SO. Mabtib Hebte in Breslau
31. Chbistiab Hebwio in Elberfeld
32. Ebbst Hbbzoo in Tübingen
33. Eduabd Hetdebbbicb in Freiberg (Sachsen) (48)
34. Fbabs Hetbb in Bartenstein
35. Eduabd Hilleb in Halle (25. 110)
36. Adblbbbt Hock in Hnsam (107)
37. Kmanubl Hoffmakb in Wien
38. CffUSTAV Hopfmahn in Nennkirchen
39. Fkudinabo Hoppe in Gumbinnen
40. Abbold Hug in Zürich
41. Fbibdbich Hultsch in Dresden (4. 37. 39)
4*i. Cabl Jacoby in Danzig
43 Kabl tob Jan in Saargemünd
44. Albbecbt Joedan in Dortmund
46. Wilhelm Joedan in Frankfurt am Main (51)
46. Leopold Julius in München (1)
47. Emil August Jukghahn in Berlin
48. Km IL Junomann in Leipzig (62)
49. K. K. in Z.
bt). Adolf Kaeoi in Zürich (69)
61. Eduabd Kammbe in Ljck
52. Kabl Hbibbich Kece in Husum
63. Thilipp Keiper in Ludwigshafen am Rhein
64. Otto Kellkb in Graz
66. Albrbt Kellbbbaubb in Kempten
66. Fbabz Kkbn in Stettin
67. Adolf Kiene in Hannover
68. Otto Kienitz in Karlsruhe
69. JoHABBBS Klein in Brandenburg
60. Erkst Klussmanb in Hudolstadt
61. Paul Knapp in Rom
62. Hbbmabb Adolf Koch in Pforta (f 1876)
VIII Verzeichnis der mitarbeiter.
163. Reimhold Köblbb in Weimar
164. Emil König in Patschkau (69)
165. Wilhelm Heimbich Kolsteb in Eutin (46)
166. Hbbmann Kbaffbbt in Aurich
167. Heimbich Kbatz in Stuttgart
168. Gustav Kbüoeb in Görlitz (90)
169. Emil Kuhh in Dresden (f 1880)
170. Johann Kvicala in Prag
171. Adolf Lange in Marburg
172. Gustav Lange in Berlin
173. Ludwig Lange in Leipzig
174. Pbtbb Langen in Münster
175. Fbiedbich Latendobf in Schwerin
176. Kabl Julius Liebhold in Rudolstadt (72)
177. JusTUS Hermann Lipsius in Leipzig
178. Rudolf Löhbach in Mainz (94)
179. Geobg Lobschcke in Dorpat
180. Gustav Löwe in Göttingen
181. Anton iLowinski in Deutsch-Krone (96)
182. Abthub Ludwich in Königsberg (Ostpreuszen)
183. Ebbst Ludwig in Bremen (86)
184. Fbiedbich Lüdbckb in Bremen
185. Gottlieb Löttgbbt in Lingen
186. Bbbnbabd Lupus in Straszburg (Elsasz)
187. Hugo Magnus in Berlin
188. Kabl Mathoff in Dresden
189. Cabl Meiseb in München (30)
190. Roman Mbissneb in Breslau
191. Richabd Mbisteb in Leipzig
192. SiEGFBiED Mekleb lu Wien
193. Otto Mkltzbb in Dresden
194. Ludwig Mendelssohn in Dorpat (116)
195. Heinbich Menge in Grosz-Glogau (18)
196. Adolf du Mesnil in Frankfurt an der Oder
197. Gottbold Meutzneb in Plauen (Vogtland)
198. Ebbst Meyeb in Herford (66)
199. Gustav Metbb in Graz
200. Theodob Mommsbn in Berlin
201. Gebhard Heinbich Mülleb in Wongrowitz
202. Hbbmann Johannes Mülleb in Berlin
203. Fbiedbich Max Mülleb in Oxford
204. Hebmann Mülleb-Stbübing in London (11)
205. Cabl Nauck in Königsberg (Neumark)
206. Fbanz Nibländbb in Schneidemühl
207. Konbad Niembtbb in Kiel
208. Max Nibmeteb in Berlin (17)
209. Max Nibtzki in Königsberg (Ostpreuszen) (19)
210. Richabd Noetel in Cottbus
211. Johannes Obebdick in Münster
212. Thbodob Opitz in Dresden (30)
213. Johann Nepomuk Ott in Rottweil
214. Fbiedbich Otto in Wiesbaden
215. Kabl Pansch in Soest
216. Ludwig Paul in Kiel (45)
217. Hebmann Petbb in Meiszen
218. Eugen Pbtbbsen in Prag (6)
219. Michael Petschbnio in Graz (88)
220. Fbanz Pflüol in Straubing
221. Otto Pfundtner in Königsberg (Ostpreuszen) (98)
VeneichniB der mitarbeite!*. IX
t22. Adolp Philippi in Gieszen
tiS. £coKX PX.BW in Danzig (f 1878)
224. THBODom Plüss in Pforta (76)
225. Friedrich Pollb in Dresden
226. RüooLP Pbihz in Breslau
227. Hüoo PuBMABR in Cottbus
228. Rui>OLP Radcbbrstbih in Aarau (f 1879)
229. OscAB Rbbliro in Wesel (50)
230. Emil Rbicbbrhabt in Fran^enthal (66)
231. Leopold Rbibhjlbdt in Hadersleben
232. Gbobo Fbirdbicb Rbttio in Bern
233. Ebbst Rbuss in Frankfurt am Main
234. Ebbst Albbbt Ricbtbb in Altenburg (5)
235. JoHABBBS RicHTBB in Nakel (71)
236. Kabl Ribcx in Neustrelitz
237. Albxabdbb Ribsb in Frankfurt am Main (36)
238. Hbbmabb Röbl in Berlin (52. 16)
239. Adolf RÖmbb in München
240. Hbbmabb Röhsch in Lobenstein (9. 64)
341. Cbbistian Rose in Gieszen
242. Ebwib Rohdb in Tübingen (2. 86. 87)
243. Wilhelm Hbirbich Roscheb in Meiszen (20. 66. 80. 19)
244. Emil Rosebbebo in Hirscbberg (Schlesien)
245. KoBBAD Rossbebo in Norden
24«. Fbabz RChl in Königsberg (Ostprenszen) (16. 22. 60. 77)
247. Max Sabdeb in Waren
248. Abbold Scbaepbb in Bonn
249. Cabl ScBiFBB In Athen (57)
250. Otpbibd Schambacb in Mühlhausen (Thüringen)
251. Mabtib Schahz in Würzbarg
252. Cabl Scbapbr in Berlin
253. Adolf Scbaube in Hirschberg (Schlesien) (61)
254. Carl Schirlitz in Neustettin
255. Georg Schmid in St Petersburg (43)
256. Friedrich Wilhelm Schmidt in Neustrelitz
257. Hbrma.vb Schmidt in Wittenberg
25^. MoRiz Schmidt in Jena (35. 19)
259. Otto Schreider in Gotha (f 1880) (24)
26<i. RcDOLF Schneider in Berlin
261. Karl Scbselle in Dresden
262. Fritz Scholl in Heidelberg (19)
263. Georg Friedrich Schümann in Greifswald (f 1879)
264. Carl Schbadeb in Bonn (102)
265. Theodob Scbreibeb in Leipzig (93)
266. Otto Scbboedeb in Berlin
267. Paul Schröder in Loadon (55)
268. Frabz Martin Schrote b in Leipzig (85)
269. Job. Heinbich Ch. Scuubart in Kassel (14)
::70. Hebmahn Scbütz in Potsdam
271. Kabl Paul Scbclze in Berlin (18)
272. Lrowio Schwabe in Tübingen
273. Wilhelm Scbwartz in Posen (41)
274. Heinrich Scbweizeb-Sidler in Zürich
275. Pacl Schwenee in Kiel
276. Konrad Sreliger in Meiszen
277. Otto Sieroka in Ljck
27S. Jacob Sitzleb in TAuberbischofsheim (47. 67)
279. Johann Söborl in Hof
290. JcLirs Sommbbbbodt in Breslau
X VerzeichniH der mitarbeiter.
281. Robert Spbbnoeb in Northeim
282. Hugo Stadtmülle b in Heidelbergs
283. AüGüST Steitz in Frankfurt am Main
284. Paul Stengel in Berlin
285. Fbdor von Stojentin in Breslau (29)
286. Heinbioh Wilhelm Stoll in Weilburg^
287. Abraham Stbelitz in Rostock
288. Wilhelm Studemühd in Straszburg^ (Elsasz]
289. Fbamz Süsemihl in Greifswald (97)
290. Sigmund Tbupfel in Stuttg^art
291. Wilhelm Teuffbl in Tübingren (f 1878)
292. Thbodob Thalheim in Breslau
293. Philipp Thielmann in Speier (104)
294. Rudolf Thimm in Bartenstein
295. Theodor Tohte in Leer
296. RicHABD Tbbitschke in Dresden
297. Woldemar Tböbst in Hameln
298. Heinbich Uhle in Dresden
299. Gustav Uhlio in Heidelberg (106)
300. RoBEBT Unoeb in Halle
301. Gustav Unoebmann in Mün»tereifel
302. Hebmann Usener in Bonn
303. Carl Venediger in Spandan
304. Anton Viertel in Königsberg (Ostprenszen) (32)
305. Julius Volke l in Moskau
306. August Vogel in Colroar (109)
307. Theodor Vogel in Leipzig
308. Richard Volkmann in Jauer
309. Ferdinand Vollbbcht in Ottemdorf
310. Wilhelm Vorlaender in Saargemünd
311. CuBT Wachsmuth in Heidelberg
312. August Waoener in Gent
313. Carl Wagener in Bremen (65. 84)
314. K. Walter in Arnstadt
315. Nicolaus Wecklein in Bamberg (53)
316. Andreas Weioner in Darmstadt
317. Fritz Weiss in Dresden
318. Paul Weizsäcker in Heidenheim
319. Eduard Wrllmann in Berlin
320. Heinrich Wblzhofer in München (75)
321. Oscar Wichmanh in Eberswalde
322. Erich Wilisch in Zittau
323. Hans Wirz in Zürich
324. Eduard Wölfflin in München
325. Emil Wörner in Leipzig
326. Martin Wohlrab in Chemnitz (42)
327. Jan Woltjer in Groningen
328. Konbad Zacher in Halle (7. 79)
329. Ernst Ziegeler in Hagen (Westphalen)
330. Christoph Ziegler in Stuttgart
331. Leo Zieoler in München
332. Gkrhabd Zillgenz in Wittstock
333. Michael Zink in Zweibrücken
.^34. Hermann Zubbobo in Zerbst (112).
INHALTSVERZEICHNIS.
(dir in parenihefr« beig-esclzlen zahlen beziehen sich auf das voranstehende .Yerzelchntt
der milarbeiter.)
seile
1. die composition der Aeg^neten (146) 1
2. der tod des Aischylos (242) 22
3. die Überlieferung^ der Chronologie des Anaximenes und des Ana-
kreon (48) 24
4. der denar Diocletians (141) 27
5. zu Ciceros rede de imp. Cn. Pompei [13, 37] (234) 31
6. anz. V. ausgrabungen zu Olympia (218) 33
7. «pouccX^ui (328) 44
B. anz. T. YGardthansens griech. palftographie (75) 49
9. Zeugnisse aus der Itala für den abfall des auslautenden / an
Terbalformen (240) 69
10. anz. T. CLUrlichs de vita et honorlbus Taciti (67) 71
11. Protagorea. zu den Vögeln des Aristophanes (204) 81
12. noch ein wort zu den SibjllenTerzeichnissen (70) 106
13. anz. T. JLHeibergs quaestiones Archimedeae U^^) 108
14. über zwei stellen des Pausanias [VII 5, 5. I 27, 4] (269) . . 113
15. zQ luÜanos (3) 119
16. zu Atbenaios (246. 238) 120. 604
17. zum Curculio des Plautus (6. 72. 208) 121. 428
18. auz. T. Catulli liber rec. REllis (271) 125
19. zu Catullus (209. 262. 258. 243) 135. 471. 777
20. zu Caesars bellum civile (243) 186
21. zu Ciceros Brutus und Orator (81) 137
2i. Forcia (246) 147
23. zu Augustinus de civitate dei (56) 149
24. emendatiouum Aristophanearum decas undecima et duodecima
i2o9) 153
25. zu den Vögeln des Aristophanes (135) 178
ire. zu üellius (38) 182
*i7. zum codex Vossianus 86 des Marttalis (50) 184
2^. anz. T. WW^'rBaudissin zur semit. religionsgeschichte II (111) 185
29. die fpa^niaTtic und der dvTtTpaq)€Oc des rathes bei Pollux und
Harpokration (285) 189
3^). zur kritik des Florns (212. 189) 203
31. das verbum (ppi\u (iT(q)pr)^i 9pirmi) (32) 217
32. die Wiederauffindung von Ciceros briefeu durch Petrarca (304) 231
33. zu Vergilius zweiter ecloge (97) 247
34. zu Vellejus [II 49, 1] (2) 248
35. zu Horatius dritter satire des ersten bucbs (258) 249
36 zur lati'ioischen anthologie (237) 259
37. zu Varro de re rustica [I 10, 2] (141) 263
38 Studien zur Germania des Tacitus (0; 265
19. zu dem fraj^uentum Censorino adscriptum (141) ...... 288
4^i. anz. V. OMeltzers gegchicbte der Karthager 1 (111) .... 289
XII Inhaltsyerzeiclmis.
•dte
41. warum wird Achilleas schnellfüszig g^enannt? (273). '. . . . 299
42. zam Konnos des Ameipsias (326) 303
43. za Earipides Ion [v. 1489 f.] (255) ' 804
44. zur erklärung^ von Piatons Ladies (11) S06
45. zur ersten apolo^ie des Justinus Martyr (216) 816
46. des Vergtlins sechste zehnte und vierte ecloge (165) S21. 625. 849
47. zu Kallinos und Tyrtaios (278) 358
4S. anz. v. Poetae latiai minores ed. EBaehrens I (133) .... 860
49. zu Sallustius [lug. 3] (125) 865
50. beitrage zum Vulgärlatein (219) 867
51. novellen zu Homeros. 10—14 (145) 869
52. SU Ailianos [ircpl l\}j\xjy XI 10] (238) 378
53. zur litteratur des Euripides (315) 407
54. zu Earipides und Aischylos (79) 407
55. zu Sophokles Phaidra (267) 408
56. zur theorie des dochmius (58) 409
57. die privatcultgenossenschaften im Peiraieus (249) 417
58. philologische gelegenheitsschriften (72) 429. 798
59. anz. v. HZimmers altindisches leben (150) 488
60. Thukydides über Themistokles (246) 469
61. zur Vita Tibulli (253) 496
62. zu Hieronymus und Gennadius (148) 497
63. zu Statins (17) 499
64. etymologisches und lexicalisches (240) 501
65. zu Dictys (318) 609
66. die Stellung von uterque und ubique (243. 198. 230) . . . 512. 844
67. die declination der nomina auf -ic bei Homer (278) . . . , 518
68. der rescribierte codex Messanius des Hesiodos (70) 517
69. in Donati ad Terenti Adelphos I 1, 1 scholion^ (164) .... 520
70. zu Thukydides (107) 521
71. zu Xenophons Hellenika [I 6, 4] (235) 525
72. zu Piatons Philebos (176) 526
73. erste und zweite lesung in der athenischen volksversamlung (94) 529
74. zu Diodoros [XX 74] (3) .... • 588
75. die reden bei Polybios (320) 589
76. zur erklärung der Aeneis [II 228— 249J (224) 545
77. ein anekdoton zur gothischen Urgeschichte (246) 549
78. preisaufgabe 576
79. über gemäide als tempelschmuck (zu Verg. Aen. I 466—493) (828) 577
80. zwei parolen des Aratos und Octavianus (243) 601
81. *HXdKTpuiv. zu Plautus Amphitruo (72) • 605
82. zu Aristophanes Rittern [v. 526] < (3) 608
83. der briefwechsel zwischen Cicero und Decimus Brutus (110) . 609
84. zu Caesars bellum Gallicum [V 43, 1] (313) 624
85. anz. v. Incerti auctoris de Constantino M. libellus ed. EHeyden-
reich (268) 649
86. zu dem Incertus auctor de Const. M. (183. 242) 654
87. aus Pompeji (242) 656
88. primum — sie und prius — sie (219) 656. 864
89. anz. v. BDelbrücks grundlagen der griech. syntax (32) . . . 657
90. zu Sophokles Elektra (168) 671. 844
91. zur bedeutung des comparativs bei Homeros (1) 673
92. zu Homers Ilias [N 669] (14) 682
93. der delische localmythus von Apollon Pythoktonos (265) . . . 685
94. zu Sophokles Trachiniai und Philoktetes (103. 178) 688
' Scirtus schon emendiert von Bentley nach der mitteilung von
Dziatzko im zehnten suppl.-band dieser jahrb. s. 668. * ßpOcac schon
vorgeschlagen von OSchneider in diesen jahrb. 1877 s. 312.
InhaUsYeneichnis. XIII
teita
M. rar gviohiolite der anlosmnsik (109) 689
fS. de loco laeonoso apnd Aescbylam [Septem v. 24—30] (181) . 705
•7. die abfaseuiigsxeit des PUtoDischen Phaidros (289) .... 707
96. IQ Ta^toe Agricola (221) 724
99. die aoilaeeiing des snbjectspronomens im acc. c. inf. bei den
lateiniacben komikem (86) 725
100. la griecbiscben epigrammen (3) 734
lOL das rdmiscbe normauager aar seit des Polybios (mit einer stein-
drackUfel) (116) 737
HOL ra Ovidios Fasten [I 637—660] (264) 763
105. ad Loeretiom (77. 28) 766
101. ans. T. GLandgraf de figuris etjmologiois lingaae lat. (293) . 774
106. ra TacItQS Historien [Y 19] (49) 787
106. noch einmal cTiv nnd snm ersten male 6co5u>pi^ou ircpl irvcu-
»idTOiv (299) 789
107. die einl&hmng fremder gesandtschaften in die athenische volks-
Tersamlnng nnd die procheirotonie (136) 801
106. in Menandros (64) 811
109. ra Nearchos Ton Kreta (306) 813
110. ra Theokritos [5, 38] (136) 820
111. Ober den gegenwärtigen stand der qnellenkritik des Hesjrcbios
Ton Milet (70) 821
112. ans. T. IfBüdinger Aber Kleon bei Thukydides (334) .... 834
113. ad Laeilinm (26) 836
114. der begriff des omne bei Lacretius (98) 837
11&. sn Plaeidns glossen (51) 847
116. inr fiberliefemng Ton Ciceros briefen (194) 863
REGISTER
DER IM JAHRGANG 1880 BEURTEILTEN SCHRIFTEN UND
ABHANDLUNGEN.
seit«
F. Adler: s. E, Curtius
E. Baekrens: poetae latini minores, vol. I (Leipzig^ 1879) . . . 360
Th, Barthold: Earipides aasgewählte trag^Ödien. 4sbäodchen: Hip-
polytos (Berlin 1880) ' 380
W. W, graf BaudUsin: Studien zur semitischen religionsgeschichte.
beft II (Leipzig 1878) 185
M. Büdinger: Kleon bei Thokjdides (Wien 1880) 833
E, Curtius, F, Adler und G, Treu: die ausgrabongen zu Olympia.
III: 1877—1878 (Berlin 1879) 33
A, Daub: kleine beitrage zor griechischen litteraturgeschichte im
anschlusz an Saidas and Eadokia. im rheinischen masenm
für Philologie XXXY (Frankfurt am Main 1880) 821
derselbe: de Suidae biographicorum origine et fide (Leipzig 1880) 821
B, Delbrück: die grundlagen der griechischen sjntax (Halle 1879) 657
R. Ellis: Catulli Veronensis liber iterum recognitus (Oxford 1878} 125
V. Gardthausen: griechische paläographie (Leipzig 1879) .... 49
J. L. Heiberg: quaestioncs Archimedeae (Kopenhagen 1879) . . 108
W. Herding: Hieronymi de viris inlustribus liber (Leipzig 1879) 497
E, Heydenreich: incerti auctoris de Constantino Magno einsqoe
matre Helena libellus (Leipzig 1879) 649
A, Holder: Taciti de origine et situ Germanomm liber (Leipzig
1878) 266
G, Landgraf: de figuris etymologicis linguae latinae (Erlangen 1880) 774
0. Meltzer: geschichte der Karthager, erster band (Berlin 1879) 289
E, Rohde: t^tovc in den biographica des Saidas. im rheinischen
museum für philologie XXXIII u. XXXIV (Frankfurt am Main
1878. 79) 821
derselbe: Philo von Byblus und Hesychius von Milet. ebd. XXXIV
(ebd. 1879) 821
0, Schneider: de Callimachi operum tabula apud Snidam commen-
tatio (Gotha 1862) 821
Ö. Treu: s. E. Curtius
C, Zr. Urlichs: de vita et honoribus Taciti (Würzbnrg 1879) . . 71
A, Viertel: die Wiederauffindung von Ciceros briefen durch Petrarcm
(Königsberg 1879) 231
G, Vitelli: appunti critici sulla Elettra di Euripide (Turin -Rom
1880) 403
G. Voigt: über die handschriftliche Überlieferung von Ciceros briefen
(Leipzig 1879) 231
Z>. Volkmann: de Suidae biographicis quaestiones novae (Naumburg
1873) 821
C. Wachsmuth: de fontibus ex quibns Suidas in scriptomm grae-
corum vitis hauserit. in der symbola pbilologorum Bonnen*
sium (Leipzig 1864) 821
H, Weü: sept trag^dies d'Euripide. deuxiime edition (Paris 1879) 379
H. Zimmer: altindisches leben (Berlin 1879) 433
ERSTE ABTEILUNG
FÜR CLASSISCHE PHILOLOGIE
HERAUSGEGEBEN VON ALFRED FlECKEISEN.
1.
DIE COMPOSITION DEE AEGINETEN.
Seit dem erscheinen der arbeit von Prachov ^a composition des
groupes du temple d'^gine' in den annali dell* Institute 1873 s. 140
—162 (dazu mon. dell' Inst. IX tav. LVII nnd tav. d*agg. 0,PQ)
tdden die frage nach der composition der aeginetischen giebel-
gnippen in allen hauptpnncten gelOst. in beiden giebeln stand da-
nach in der mitte Athena, ihr zu füszen lag ein gefallener, auf bei-
den Seiten folgten dann in vollkommener entsprechnng ein zugreifen-
der, ein stehender und ein kniender lanzenkämpfer, ein bogen-
schütz und in der ecke wieder ein gefallener, durch die von Prachov
herrflhrende einfQhrung eines zweiten zugreifenden wurde die von
Brunn in seinem aufsatze ^über die composition der aeginetischen
giebelgruppen' (sitzungsber. d. bajrr. akad. 1868 bd. II s. 448 ff.)
feinsinnig und klar dargelegte linienführung in der ganzen compo-
sition nicht nur nicht zerstört, im gegen teil ihre strenge durch-
führung von neuem bestätigt, neuerdings hat nun Konrad Lange
auf grundlage einer Untersuchung sämtlicher erhaltener fragmente
aeginetischer sculptur in einer arbeit 'die composition der Aegineten'
(ber. d. sichs. ges. d. wiss. 1878 abt. II s. 1 ff. tf. I — III) den nach-
weis zu führen gesucht, dasz die composition jedes giebels durch
zwei weitere stehende lanzenkämpfer zu vermehren sei. in folge
dieser Vermehrung wird alsdann die von Brunn angenommene linien-
führung für unrichtig erklärt, letztere durch eine aufstellung in zwei
gründen ersetzt. Langes arbeit zeigt in manchen puncten genaue
detailbeobachtung, dazu gesellt sieb eine glatte und zuversichtliche
darstellungsweise, so dasz bei flüchtigem durchlesen der arbeit seine
resultate leicht bestechend wirken dürften, da nun eine genaue nach-
prflfung vor den originalen selbst nicht jedem mitforscher möglich
iit, die ganze frage aber von nicht geringer trag weite erscheint,
unterzog ich mich der arbeit, Langes ausführungen bis ins einzelnste
Btchzuprflfen, wobei ich freilich zu ganz andern resultaten gelangte.
für cIm«. philol. 1880 hft 1. 1
2 Uulius: die compoBition der AegineteD.
Meine nntersuchnngen, deren drucklegnng andere arbeiten nnd
ftuszcre Verhältnisse verzögerten , sind schon seit längerer zeit voll-
endet, so dasz nach ihnen, die anfangs zum teil in Verbindung mit
Brunn vorgenommen wurden, schon die neuaufstellung derfragmente
in der glyptothek erfolgen konnte, die resultate derselben sind auch
schon in die vierte aufläge der beschreibung der glyptothek über-
gegatigen. ^
Nach einer einleitung (s. 1 — 10), in der wir mit den absiebten
des vf. bekannt gemacht werden, in welcher femer die Umstellung
des knienden lanzenkämpfers und des bogenschützen , sowie die ein-
fOhrung eines zweiten zugreifenden als richtig anerbuint, gegen die
Versetzung des Herakles aber vom linken flügel des ostgiebels auf
den rechten Widerspruch erhoben wird, gibt Lange s. 10 — 20 eine
kritik derjenigen mittel, welche bisher angewendet worden sind, um
die Zugehörigkeit eines fragmentes zu einer figur, einer giebelseite
(rechts oder links) oder wenigstens einem der giebel zu bestimmen,
als solche mittel wurden bisher betrachtet 1) der stil, 2) die masze,
3) die corrosion , welche im laufe der zeit durch die Witterung her-
beigeführt worden ist. die bemerkungen über stil und masz sind
richtig, bieten aber nichts neues , wenn man es nicht etwa darin er-
blicken will, dasz 'die masze in erster, der stil aber in zweiter linie
für die bestimmung in anwendung kommen sollen, man könnte
darin eine hintansetzung der stilistischen analjse sehen, doch macht
Lange von letzterer im laufe seiner arbeit den richtigen gebrauch. '
auf das lebhafteste ist aber protest zu erheben gegen seine bemer-
kungen über die corrosion.
Wie bekannt haben Brunn sowol wie Prachov der corrosion der
Statuen für die bestimmung ihrer Stellung , ob rechts oder links im
giebel, eine hervorragende bedeutung beigelegt und hieraus wichtige
consequenzen gezogen, nach ihrer ansieht rührt die corrosion her von
der einwirkung der Witterung auf die marmorstatuen, so lange diese
im giebel standen; in folge davon haben die der giebelwand abge-
^ in der beschreibung der fragmente der aeginetischen g^ebelstataen
ist I. 96 anter nr. 72" 'linke hand' statt 'r. hand' sa lesen. * bei
dieser gelegenheit kann ich nicht umhin eine bemerkung Langes an-
suführen, die der schärfsten zarückweisnng bedarf, s. 61 wird gesagt
dasz 'die höhenmasze der figoren in Bmnns katalog nor durch Um-
rechnung der von Schom gegebenen erlangt zu sein scheinen.' eine
solche äuszerung, die den kaum verhüllten Vorwurf leichtfertigen arbei-
tens enthält, hätte doch mindestens eine genauere begründung erfordert.
Brunns ans^aben berücksichtigen mit ^iner ausnähme (nr. SöJ nur centi-
meter, es können deshalb differenzen von Vt centimeter über oder unter
das wirkliche masz schon vorkommen, sonst aber sind die masze sämt-
lich richtig, nur das längenmasz des sterbenden Troers nr. 55 ist in
folge eines druckfehlers statt auf 1,88 fälschlich auf 1,68 angegeben,
gerade dieses masz aber beweist, dasz Brunns angaben nicht auf einer
Umrechnung von Schoms maszen beruhen, da 8chom nur die moderne
plinthe, Brunn dagegen, wie auch im katalog zu lesen, von der Zehen-
spitze bis zum schildrande, also in der diagonale, miszt.
LJnliüB: die compontion der AegineteD. 3
wtndten auszenseiten der statuen mit ausnähme bemalter oder sonst
Terdeekter teile eine rauhe, unebene, zerfressene Oberfläche bekom-
men, wihrend die der giebelwand zugekehrten Seiten glatt geblieben
sind, nach Langes ansieht ist aber diese corrosion nicht über der
erde imter dem einflusz der Witterung, sondern unter der erde unter
dem einflusz der erdfeuchtigkeit entstanden. Lange sucht seine
ansieht s. 14 — 20 zu begrtlnden. zuerst wird auf die ungleiche stärke
der Terwitterung , dann darauf hingewiesen ^ dasz sich dieselbe teil-
weiae auch auf die rfickseiten der statuen erstrecke, beide umstände
erregten in Lange zweifei an der richtigkeit der bisherigen erklänmg
Ton der entstehung der corrosion. er wandte sich deshalb an einen
minexmlogen , und dieser bestätigte ihm 'dasz nur die ein Wirkung
kohknaäurehaltigen wassers, wie das regen wasser in der that ist,
wrsigrend für die Oberfläche eines krystfdlinischen kömigen kalkes
werden kann, doch nur bei einer langen cont in uierli eben
Wirkung*. Aber die etwaige stärke der Verwitterung in bestimm-
ter zeit oder unter bestimmtem klima konnte derselbe gewährsmann
keine aoakunft geben, hielt es aber 'für durchaus unmöglich,
daes der einflusz der Witterung sich in ungleicher stärke auf
Teradiiedenen gleich ausgesetzten teilen bemerklich machen könne',
und *au8 diesem gründe schreibt er von den verschiedenen ab-
ttafungen der Verwitterung im westgiebel nur das minimum
der Wirkung des wetters zu, alle corrosion aber, die darüber hinaus-
gfhiy der erdfeuchtigkeit.' mit dieser erklänmg von mineralogischer
Seite hätte sich Lange nicht zufrieden geben, sich vielmehr an leute
wenden sollen , welche über solche dinge Studien gemacht haben,
zwar nicht mineralogische, aber doch sichere beobachtungen in den
classischen ländem an den denkmälem selbst, die entstehung der
eorrosion, selbst einer starken, unter dem einflusz der Witterung ist
eine so bekannte, greifbare thatsache, dasz sie zb. bei den giebel-
stataen des Parthenon selbst dem blödesten äuge klar werden musz.
Lange will aber, da der parische marmor (aus solchem sind die
Aegineten hergestellt) von compacterer structur als zb. der pente-
liacfae ist (aus dem die Parthenonsculpturen gefertigt sind), zum ver-
^eiche mit der Verwitterung der Aegineten nur werke aus parischem
marmor herbeigezogen wissen, zum vergleiche mögen die metopen
des sog. Theeeion dienen, sie sind wie die Aegineten aus parischem
marmor gearbeitet ^ sind aber sehr stark corrodiert und zwar durch
den einflusz der Witterung, da sie sich stets oben am tempel befanden,
die corrosion ist viel stärker als an den Aegineten, was sich freilich
dadurch erklärt, dasz die metopen noch heute der Witterung aus-
gesetzt sind, dabei ist die Zerstörung der figuren, wie der einzelnen
teile der Oberfläche derselben eine unregelmäszige und ungleich starke,
ein beweis dafür dasz auch der parische marmor keine wesentlich
^cfamäszige structur hat, wie Lange meint, neben der ungleich-
oiitzigen stractur des materials kommt für die erklärung der un-
gkiehheit der corrosion auch noch die verschiedene rundung und
4 UuUub: die composition der Aegineten.
modellierung der einzelnen teile in betracht, indem hierdurch der
Verwitterung an verschiedenen stellen mehr oder weni^^ nahrung
geboten wird, jedenfalls spricht weder die stttrke noch
die ungleichm&szigkeit der corrosion selbst bei pari-
schem marmor gegen die entstehung derselben durch
einflusz der Witterung.
Die corrosion der Aegineten auf den Vorderseiten (von den
wenigen Verwitterungen der rttokseiten wird unten die rede sein)
kann mithin über der erde unter dem einflusz der Witterung ent-
standen sein, wir gehen aber noch weiter: sie musz über der erde
entstanden sein. Lange behauptet nach seinem gewährsmann, eine
starke corrosion könne nur durch eine continuierliche Wirkung der
feuchtigkeit entstehen, eine solche sei aber bei den kUmatischen ver-
hftltnissen Oriechenlands über der erde nicht möglich , sondern nur
unter der erde, hieran knüpft sich dann noch die behauptung, die
corrodierten teile der Aegineten seien lange zeit von der erde be-
graben gewesen, die nicht corrodierten haben lange zeit frei gelegen,
dasz zur Zerstörung der Oberfläche von statuen, bauwerken usw. aus
marmor oder anderem stein unter griechischem klima keine con-
tinuierliche ein Wirkung von feuchtigkeit notwendig ist, beweisen die
denkmäler selbst bei flüchtigster betrachtung auf schritt und tritt,
die giebelstatuen des Parthenon und die metopen des sog. Theseion
wurden oben als beispiele angeführt die mangelnde ausdauer der
Wirkung wird ersetzt durch die heftigkeit, mit der in dortiger gegend
regen und hagel fallen, auch der rasche Wechsel von feuchtem nieder-
schlag und auftrocknender sonne thut das seine, um eine starke Zer-
störung herbeizuführen. Lange wird die richtigkeit dieser beobach-
tungen in zweifei ziehen wollen durch hinweis auf das in München
befindliche capitell , welches nach angäbe des dr. Graf wahrschein-
lich von der NW-ecke des tempels stammt, 'trotz dieser einer star-
ken Verwitterung äuszerst günstigen Stellung zeigt zb. der echinus
garkeine corrosion. ' allerdings nicht, es sitzt vielmehr noch der
dicke stuck darauf, diesen umstand wird Lange für das zeichen eines
ganz geringen witterungseinflusses in anspruch nehmen wollen, und
das würde er gewis mit recht thun, wenn die angäbe des dr. Qraf
nicht grundfalsch wäre, das capitell stammt nemlich gar nicht von
der äuszem seulenreihe, sondern, worauf Graf schon durch die zahl
der canellierungen und das blosze augenmasz hätte geführt werden
müssen, von der innem obem seulenreihe. jetzt wird der mangel
der corrosion wol nicht mehr wunder nehmen.
Wäre es denn aber nicht möglich, dasz die corrosion unter der
erde entstanden sei ? die antwort musz entschieden verneinend aus-
fallen, wäre das wirklich möglich, so müsten die statuen, welche
fast drei fusz unter der erde lagen , ringsum corrodiert sein , nicht
nur auf 6iner seite, wie dies beim oatgiebel durchgängig, beim west-
giebel mit wenigen später zu erklärenden ausnahmen der fall ist
mit der einfachen thatsache der völligen verschüttung fällt natürlich
LJolias: die composition der Aegineten. 5
Meh Langee behaaptung, die corrodierten teile hfttten lange unter,
die niefat oonpodierten lange über der erde gelegen, allerdings können
eotttine teile llngere zeit frei gelegen haben, konnten deswegen
nach Langes theorie auch nicht corrodieren , musten es aber , wenn
Laagea theorie richtig ist, sobald sie von der erde verschüttet wur-
den; die kllnere zeit yerschütteten teile müsten immer eine gewisse
corroeion leigen, wenn auch eine schwächere als die länger yer-
sefaftttetan. da nun aber die rttokseiten mit wenigen ausnahmen glatt
sind, di# statuen aber ganz von der erde bedeckt waren, zerfällt jene
tkeoiie in nichts, dasz auszerdem der von Lange angenommene ein-
ilnai der erdfenehtigkeit gar nicht vorhanden ist, läszt sich leicht
aaehwaiaen. den schlagendsten beweis liefert der umstand, dasz der
grOate teil der uns erhaltenen unter der erde gefundenen sculptur-
warke — and diese bilden den hauptstock unseres antikenvorrates
— keine spur von corrosion zeigen, im gegenteil, die erfahrung
lekrt, dass nicht die in der erde liegenden teile eines Werkes, son-
dern die freiliegenden Verwitterung zeigen, gerade umgekehrt als
Lenge uns glauben machen will, findet sich also eine corrosion , so
wird sie immer am wahrscheinlichsten über der erde entstanden sein.
ich eage: am wahrscheinlichsten, weil nicht alle corrosionen über der
erde entstanden sind, sondern zum teil auch, abgesehen von solchen
die daa liefen im wasser hervorgebracht hat, unter der erde, doch
sind leUtere leicht von ersteren zu unterscheiden, entweder rührt
die oorroeion unter der erde von säurigen bestandteilen her, welche
häufig eine fUrbung des steines hervorbringen, oder daher dasz zwei
steiasttleke fest aufeinander liegen , feuchtigkeit zwischen beide ein-
dringt und an der berührungsstelle eine corrosion hervorbringt, ein
Vorgang wie ihn Zirkel an der von Lange s. 19 angezogenen stelle
(lehrbuch der petrographie I s. 75) besehreibt, beide arten der cor-
roeion unterscheiden sich von der unter dem einflusz der Witterung
entstandenen dadurch, dasz sie sich bei sonst glatter Oberfläche des
Werkes auf einen bestimmten umkreis beschränken , dessen ausdeb-
nung und örtliche läge sich nicht durch Verwitterung erklärt , wäh-
rend die durch Verwitterung entstandene corrosion die ganze dem
Wetter zugewandte seite bedeckt, wenn auch in folge der ungleich-
mäeugen struetur des materials und der verschiedenen modellierung
nicht in gleicher stärke, zur nähern erklärung diene hier gleich ein
von den Aegineten genommenes beispiel, nemlich die corrosion der
aosieDseite des rechten Oberschenkels des knienden lanzenkämpfers
rechts im westgiebel (nr. 67 der gljptothek). dieselbe hat nur einen
kleinen umkreis , findet sich zudem auf der seite welche der giebel-
wand zugekehrt ist: durch Verwitterung über der erde kann ihre
entstehnng nieht erklärt werden, offenbar bat hier , als die statue
von der erde bedeckt war , ein stein aufgelegen, durch dessen druck
die eindringende feuchtigkeit an dieser stelle ein loch frasz.
Mit dieser ^inen ausnähme läszt sich bei den Aegineten keine
cnt unter der erde entstandene corrosion nachweisen, mithin
6 Uulius: die composition der Aegineten.
müssen die andern vorhandenen über der erde entstanden sein,
wie erklärt es sich aber dasz, von der ungleichen st&rke der Ver-
witterung abgesehen , auf den Vorderseiten der statuen sich völlig
glatte stellen finden, an den rückseiten — wenigstens im westgiebeL
— einige auffällig corrodierte? pfiicht der kritik ii^t es, die eni-
stehung dieser erscheinungen unter dem einflusz der witterang nach-
zuweisen, gelingt aber dies, so werden hoffentlich die theorien
Langes für immer abgethan sein, auszuschlieszen von der Unter-
suchung ist der kniende lanzenk&mpfer rechts im westgiebeli weil
dessen Oberkörper beim stürze derart mitgenommen worden ist, dan
wir über seine einstige Verwitterung gar nicht mehr urteilen können.
zu beachten ist jedoch , dasz die linke seite des körpers mehr ab die
rechte zerstört ist; nun war zwar die linke seite ursprünglich durch
den Schild gedeckt, doch kann derselbe, noch während die statue im
giebel stand, herabgefallen sein, um so wahrscheinlicher, als er be-
sonders angesetzt war. dasz die corrosion des rechten oberschenkela
erst unter der erde entstanden sei, wurde oben gezeigt.
Ehe wir zur betrachtung des einzelnen übergehen, musz con-
statiert werden , dasz für die entstehung der corrosion der statoen
sowol die für Aegina maszgebende Wetterseite als auch die Stellung
der statuen im giebel in anschlag gebracht werden musz. die Wetter-
seite ist für Aegina nach den Untersuchungen meines Bundes
AMilchhöfer an ort und stelle SW; die statuen des westgiebelfi
müssen deshalb, richtig gestellt, an den der Wetterseite zugewandten
teilen durchgängig am stärksten corrodiert sein , stärker als an den
übrigen der giebel wand abgekehrten teilen, während die corrosion
der Vorderseiten an den statuen des ostgiebels , als der Wetterseite
abgewandt, eine mehr gleichmäszige , dabei aber w^en der im
vergleich mit dem westgiebel weniger compacten structur des mar-
mors ziemlich starke ist. für unsere Untersuchung kommt nur
der westgiebel in betracht, aus dem auch Lange s. 14 ff. seine
beispiele gegen die Verteidiger der entstehung der corrosion durch
witterungseinflusz zieht, indem auf den rückseiten der statuen des
ostgiebelB auffällige corrosionen sich nicht zeigen, glätten aber
auf den Vorderseiten sich in gleicher weise wie bei den statuen des
westgiebels erklären, im westgiebel finden sich auf den Vorderseiten
der statuen, dieselben so betrachtet wie sie jetzt in der glyptothek
aufgestellt sind, folgende auffällig glatte stellen: 1) linke rücken-
seite des Paris; 2) teile vom gewande der Athena; 3) rechtes bein
und linker Unterschenkel des Vorkämpfers links ; 4) rechter Unter-
schenkel des knienden links; 5) rechtes bein des bogenschützen links;
6) linkes bein des gefallenen links, auffällig corrodierte teile auf den
rückseiten der statuen, dieselben ebenfalls betrachtet wie sie jetzt in
der glyptothek stehen, sind folgende: 7) die haare des gefallenen
rechts ; 8) die rechte rückenseite des Paris ; 9) die rechte seite des
Vorkämpfers rechts von der brüst abwärts; 10) die obere hälfte der
aegis der Athena; 11) die linke gesichtshälfte des knienden links;
LJoliiu: die compoBition der Aegineten. 7
19) der linke Oberschenkel des bogenschützen links, auszerdem ist
mdli 13) die corrosion des rechten glutaeus des Vorkämpfers links
lu beachten, die von Lange femer noch angeführte corrosion an hals,
xeditflr sebnlter nnd brüst des gefallenen in der mitte (jetzt ergänzt)
erkllit sich Ton selbst, weil alle diese teile dem wetter zugewandt
warau schlieszlieh zieht Lange noch die fragmente 54 und 55 herbei,
weldie ihrer fib-bung nach durch erdsäure corrodiert zu sein scheinen;
ihre sogebörigkeit zu den giebeln ist aber nicht zu erweisen.
Simtliche angefahrte auffälligkeiten müssen sich nach unserer
bdunpiong als unter dem einflusz der Witterung entstanden er-
kllreB lassen, und dies ist auch der fall, sobald wir berücksichtigen
1) die deeknng einzelner glieder durch andere ; 2) die drehung welche
die staloen einst in ihrem Verhältnis zur geisonkante gehabt haben ;
3) das herabtropfen von feuchtigkeit auf gewisse teile; 4) die cor-
rosion welche die Witterung auf den statuen hervorgebracht hat, als
«6 aoa dem giebel herabgestürzt , aber noch nicht von der erde ver-
adiüttel waren.
In folge der deokung eines gliedes durch das andere sind, wie
bereiii Prachov s. 159 f. nachgewiesen hat, das rechte bein und der
linke imterschenkel des Vorkämpfers links glatt geblieben : das rechte
bein war durch den schild des hinter ihm knienden lanzenkämpfers,
der linke Unterschenkel durch das rechte bein des zugreifenden ge-
deckt, gewisse glätten am gewande der Athena erklären sich in den
miteni teilen dadurch , dasz hier der vor ihr liegende gefallene vor
Verwitterung schützte, in den obem durch festeres aufhaften der
furbe, auf der mitte der aegis durch das hier befindliche Gorgoneion.
Durch richtige drehung der statuen finden wir für eine reibe
glatter stellen auf den Vorderseiten und corrodierter auf den rück-
seiten eine vollkommene erklärung — vorder- und rückseiten natür-
lich vom standpuncte des heutigen beschauers in der glyptothek ver-
standen, so die glätte der linken rückenseite des Paris und die cor-
rosion der rechten rückenseite derselben figur. dreht man nemlich
die statue so, dasz ihr köpf der giebelwand nicht ein wenig ab- sondern
zugewandt ist, so ist die rechte rückenseite dem von SW kommenden
wetter direct ausgesetzt, die linke dagegen wird nur gestreift ; in folge
deeeen muste erstere corrodieren, wenn des farbenüberzuges wegen
auch nur schwach , letztere glatt bleiben, einen ähnlichen fall , nur
umgekehrt, haben wir in der glätte des rechten Unterschenkels des
knienden links und der corrosion der linken gesichtshälfte desselben.
stellen wir die figur nicht parshel mit der geisonkante, sondern
wenden wir sie mit dem köpfe ein wenig fort von der giebelwand,
so bleibt der rechte Unterschenkel der SW-wetterseite abgewandt,
das ganze gesiebt ist aber dem wetter preisgegeben, so dasz ersterer
glatt bleiben, letzteres aber auf beiden Seiten wie auch der Ober-
körper corrodieren muste. genau so verhält es sich mit dem bogen-
ichfltsen links : geben wir ihm eine ähnliche Stellung wie dem knien-
den , so mnete das rechte bein glatt bleiben , der linke Oberschenkel
8 LJalios: die composition der AeginetexL
corrodleren. die gl&tte des linken beines des gefallenen links ist
ganz natürlich, sobald wir auch dessen köpf ein wenig nach der
geisonkante drehen; jeUt ist das linke bein teils durch das über-
geschlagene rechte, teils durch die schrägen geisonblöcke völlig vor
Verwitterung geschützt, die aus diesen beobachtungen über die
drehung der statuen zu ziehenden resultate sind für das eindringen
in die feinheiten der composition von groszer Wichtigkeit.
Durch herabtropfen von feuchtigkeit ist die corrosion des
rechten glutaeus des Vorkämpfers links bewirkt worden, welch»
offenbar durch das vom helmbusche herabtropfende wasser entstand,
wie sich ähnliches, wenn auch in schwächerm masze, beim knienden
links findet, nicht durch herabtropfen, aber durch einen ähnlicheik
Vorgang ist die corrosion der haare des gefallenen rechts zu erklären»
in folge irgend eines ereignisses, vielleicht eines erdbebens, kantete
nemlich der schräge geisonblock, der über der figur lag, auf und
stemmte sich derselben in den rücken, nun flosz vom geisonblock
das wasser dem gefallenen in den rücken und brachte hier eine sehr
starke corrosion hervor, es ist dies genau derselbe Vorgang wie ihn
Zirkel in der oben angezogenen stelle seines lehrbuches schildert.
Schlieszlich bleibt nur noch die corrosion der rechten seite des
Vorkämpfers rechts und die der obem hälfte der rückseite der Athena
übrig, beide können unten an der erde vor ihrer verscfattttung
entstanden sein , wofür ihre geringe stärke spricht, die linke dem
wetter zugekehrte seite des Vorkämpfers ist viel stärker corrodiert
als die rechte, so dasz wir über die seite, welche dem giebel zuge*
wandt war, nicht zweifelhaft sein können, und bei Athena ist in folge
ihrer ganzen Stellung in der composition dasselbe der fall.
Somit wären alle auffälligkeiten der corrosion als unter dem
einflusz der Witterung entstanden völlig erklärt, auch die eigen-
tümlichen glätten an den Vorderseiten machen uns keine Schwierig-
keiten mehr, die corrosion bleibt also für uns wie früher
ein wichtiges mittel zur bestimmung der Stellung der
statuen in den giebeln, wie für die Zuteilung der frag-
mente zu einer bestimmten figur oder einer giebel-
hälfle. Herakles kann mithin nach seiner corrosion niemals auf
der linken seite des ostgiebels gestanden haben, sondern musz, wie
Brunn richtig erkannt hat, auf die rechte seite versetzt werden, ea
ist dies für die reconstruction des ostgiebels ein fester unumstösz-
licher leitpunct, von dem in keiner weise abgewichen werden darf»
Als recht schlagendes beispiA dafür, dasz die corrosion über
der erde stattgefunden hat, mag noch der zugreifende rechts im ost-
giebel angeführt werden, seine linke körperhälfte ist ziemlich stark
corrodiert mit ausnähme des linken Unterschenkels, der durch daa
linke bein des Vorkämpfers gedeckt war. dabei sind aber die vor-
deren partien des Oberkörpers auf dieser körperh&lfte ganz glatt,
dieser umstand bliebe ganz unerklärlich, wäre die corrosion entstan-
den, so lange die linke körperhafte in der erde lag; auch die vor-
LJnliiu: die composition der Äegineten. 9
dem partiell des Oberkörpers hätten auf dieser hftlfte unbedingt cor-
rodieren mllssen. nehmen wir aber die entstehung der corrosion
dnreh wittemngseinflusz an, so versteht sich die sache von selbst,
indem die genannten teile sowol durch die starke beugung des kör-
pexB als anch dorch den vorgestreckten linken arm völlig vor ver-
wittenog geschfitzt waren. *
Nachdem wir die beobachtung der corrosion als in ihrem alten
rechte bestehend nachgewiesen haben, können wir zur prüfiing der
TOB Lange über die fragmente angestellten Untersuchungen über-
gelien« wir wollen dieselben aber nicht nach dem gange der Lange-
lehen arbeit, sondern nach der reihenfolge der figuren durchgehen.
Zuentbetrachten wir die fragmente des ostgiebels. fr. 1
— A werden der Athena zugeschrieben, wie dies schon früher ge-
schehen ist. wenn nemlich Lange von fr. 2 sagt, es sei auszer von
[*tn% Dach absendanff meines aafsatzes kommt mir LSchwabes
betpreehnng der Langeschen arbeit in diesen jahrb. 1879 s. 616 flf. zu.
gesieht, dieselbe gelangt Ewar zu resaltaten, die von den meinen dorch-
a«a versohieden sind; doeh werden im einzelnen ge^en Langes dar-
legnacea sweifel erhoben, so besonders gegen die über die corrosion.
SchwÄbe wünscht s. 619 eine neue prüfnng des Sachverhaltes, die ich
oben gegeben zu haben hoffe, auf einen punct aber macht er aufmerk-
sam, den ich überall stillschweigend beachtet, aber nirgends betont
habe, er sagt nemlich, eine solche neuprüfung 'hStte zb. darauf zu
aehten, wie sich denn die corrosion bei den von noch erhaltenem rompfe
abgebrochenen gliedern verhält.' bei eingehender prüfnng zeigt sich
nan, dasa an allen nach maszgabe der brucbflächen sieber zu einem
erhaltenen rümpfe gehörigen abgebrochenen gliedern die corrosion an
darcbaas entsprechender stelle und in der n&he des bruches auch
in gleicher sULrke wie am rümpfe sich findet, dieser umstand be-
weist, dasz die corrosion stattgefunden hat, als rümpf und glieder
noch nicht Ton einander getrennt waren, also oben im giebel, folg-
lich unter dem einflusz der Witterung, denn beim stürze zerbrachen
die Statuen mehr oder weniger, die abgebrochenen glieder kamen mit-
hin onten an der erde meist in eine andere Stellung zum rümpfe, als
sie oben im giebel hatten, die corrosion dürfte deshalb, wäre sie erst
unter der erde entstanden, an rümpf und abgebrochenen gliedern nicht
eine so auffällig zusammenstimmende sein, wie sie es in der that ist.
gcleagnet soll damit nicht werden, dasz hie und da auch unten an der
erde und später unter der erde die glieder, obgleich gebrochen, vielleicht
aber nicht TöUig gelöst, dieselbe oder eine ähnliche Stellung zum rümpfe
bebalten haben mögen wie oben im giebel; doch erscheint diese an-
nähme für alle fragmente geradezu unglaublich, ^inen derartigen fall
kann allerdings ich selbst mit Wahrscheinlichkeit nachweisen, wie oben
gezeigt wurde, corrodierte die rechte seite des rechten Torkämpfers vom
westgiebel leicht, als er unten an der erde lag, ebenso, wie wir unten
beben werden, auch der rechte Unterschenkel (fr. 37} derselben statue
auf der rechten (auszen-) seite, was sich nur erklärt, wenn das rechte
bcin auch unten an der erde sich in ähnlicher Stellung zum rümpfe
fand wie oben im giebel ; entweder war das bein nach dem stürze noch
nicht gebrochen und brach erst später, vielleicht durch einen darauf
fallenden Arcbitecturblock, oder, was wahrscheinlicher, es war gebrochen,
aber noch nicht losgelöst, doch, wie bemerkt, solche fälle können nur
die aoinahme, nicht die regel gewesen sein, besonders nicht bei den
armen, welche ihrer dünne wegen leichter abbrachen als die Schenkel.]
10 Uiilius: die composition der Aegineten.
Wagner nicht erwähnt, so berichtet er uns falsch, indem dieses linke
armfragment mit einem stück der aegis bereits von Prachov (s. 154,
tav. d* agg. PQ fig. 2) beschrieben, gezeichnet nnd richtig verwertet
worden ist. nach diesem fragment streckte Athena ihren linken mit
der aegis bewaffneten arm nach rechts (vom beschauer ans, wie ab-
gesehen von den gliedmaszen in zukunft immer zu verstehen ist),
hieraus folgert Lange, dasz rechts von der gOttin nur die Troer, ihre
feinde, nie die Griechen, ihre Schützlinge, gestanden haben können :
denn die partei links würde geschützt, die rechts aber direct ange-
griffen, indem die aegis nicht nur schütz- sondern auch angrifGBwaffe
sei. dasz dem aber nicht so ist, geht aus der oben betonten sichern
Stellung des Herakles in der rechten giebelhSlfte hervor : rechts stan-
den die Griechen, links die Troer, und Athena? sie greift über-
haupt nicht unmittelbar in den kämpf ein ; schon ganz materiell ge-
nommen steht sie dem kämpfe fem , im hintergrande, sie lenkt und
leitet die schlacht, greift aber nicht selbst ein.
Die läge des gefallenen zu füszen der Athena , wie sie Thor-
waldsen restauriert hat, war schon von Prachov als richtig nach-
gewiesen worden. Lange bekräftigt die richtigkeit noch durch fir. 5,
den rechten fest aufgesetzten fusz dieser statue mit dem ansatze der
beinschiene. die corrosion der statue bestätigt diese früher vielfach
bezweifelte restauration, obgleich es auf den ersten blick scheint, es
spreche die Verwitterung der nach unten gekehrten linken seite da-
gegen, die feuchtigkeit zog sich aber, wie bei jedem runden körper,
bis zum untersten umrisz und tropfte erst hier ab, so dasz die linke
Seite auch in ihren nach unten gekehrten teilen corrodieren muste.
— Eben diesem gefallenen könnten, wie Prachov bemerkt, auch
fr. 44 und 45 (rechter ober- und unterarm) angehören, doch hat der
Vorkämpfer rechts eben so viel ansprach : vgl. Wagner bericht über
die aeginet. bildw. s. 42 und Lange zu fr. 44 und 45.
Dem zugreifenden rechts hatte schon Prachov fr. 6 und 7 zuge-
schrieben, an der hinterseite des helmbusches (fr. 7) sollen sich
deutliche spuren einer ursprünglichen befestigung an der wand fin-
den, die aber nicht vorhanden sind, im punteÜo freilich ist ein loch ;
in diesem ist ein moderner ring befestigt, durch den eine sicherheits-
kette gezogen werden kann, soll dieses loch etwa antik sein? ich
kann das kaum glauben: denn es wäre doch sehr unthunlich ge-
wesen , zur entlastung der band des zugreifenden , welche den heim
frei hielt, nur den helmbusch und nidit lieber den heim selber an
der wand zu befestigen, bei gelegenheit dieser fragmente polenüsiert
Lange wieder gegen die Umstellung des Herakles, an der aber nichts
mehr zu ändern ist. nach Langes ansieht könnte der gefallene in
der mitte bei Umstellung des Herakles kein Grieche sein, sondern
nur ein Troer, warum aber nicht? aus der bloszen läge, mit dem
köpfe nach den Griechen hin, kann allerdings kein bindender schlusz
gezogen werden, wol aber aus der allgemein anerkannten erwägung,
dasz nur der kämpf um einen Griechen dargestellt sein kann: nur
Uulias: die composition der Aegineten. 11
«
wenn et sieh um «inen Oriechen handelte , hatte die darstellong für
den g^Bchiachen beschaner interesse. ' dasz der zugreifende rechts,
der den heim des gefisdlenen in der hand hält, den letztem beraube,
wie PnehoT und nach ihm Lange meint, ist nicht nötig anzunehmen,
wir können hier ebenso gut die rettung eines hauptbestandteils der
rfiatoag, des helmes, den der niedergesunkene beim falle verloren
hat, erblicken, der dann erst die rettung des besitzers selbst folgen
solL im westgiebel wütet der kämpf noch um den gefallenen samt
•eiaer rüatong, im ostgiebel ist schon der heim gerettet, eine Situa-
tion welche der jüngere künstler im streben nach abwechselung dem
iltem gegenüber, der vielleicht nach althergebrachtem Schema com-
ponierte, wol wählen durfte, um so mehr als jeder griechische be-
schaner wüste, es handle sich hier um einen Oriechen, der nicht
von seinen eignen landslenten beraubt werden kann, motiviert hat
der kttnstler die Situation durch die läge des gefaUenen , in der er
redit wol seinen heim verlieren konnte; der zugreifende geführte
liest unterwegs den heim auf, um alsdann den versuch zu machen
den gefallenen zu seiner partei herüberzuziehen: nicht nur der ge-
fiUlene, auch seine rüstung soll gerettet werden.
Dem Vorkämpfer rechts schreibt Lange richtig fr. 31 (linker
antsfschenkel) zu, ebenso dem knienden rechts fr. 32 (linker Unter-
schenkel), fr. 33 (rechte wade) möchte er ebenfalls dem letztem
snerteilfln, doch würde ich dasselbe lieber dem vork&mpfer rechts
geben, dem knienden rechts dagegen fr. 52 (rechter Unterschenkel),
letsteies rechnet Lange zu den unbestimmbaren fragmenten des west-
giebels, doch spricht das masz (wade 33, knöchel 19 cm.) nicht gegen
den ostgiebel, die arbeit sogar dafür, dasselbe in den ostgiebel zu
versetzen und mit fr. 32 zu verbinden, empfiehlt sich wegen der
groszen ähnlichkeit beider fragmente in der arbeit, die kleinen masz-
difierenzen zwischen fr. 31 und 33 (wade 34 und 33 cm.), femer
zwischen fr. 32 und 52 (wade 33 und 33, knöchel 20 und 19 cm.)
beweisen nichts g^gen ihre Zusammengehörigkeit, da ähnliche diffe-
renzen sich häufiger finden.
Dem Herakles musz der corrosion wegen fr. 14 (linke hand) ge-
geben werden, dem gefallenen rechts schreibt Lange nach Prachov
fr. 16 (rechtes bein mit fusz) und 18 (rechter oberarm) zu und ver-
mehrt die reste dieser fignr um fr. 17 (linkes bein mit fusz).
Gehen wir zur linken giebelhälfte über, dem zugreifenden
links werden nach Prachov fr. 22 (linker Oberschenkel) und 23
(rechtes bein) zuerteilt, eben dieser figur soll nach Prachov und
Lange auch fr. 24 (linke hand) angehören ; sie ist aber viel zu grosz
für die statuen des ostgiebels , indem ihr gelenkumfang (unter dem
knöchel, also an sicher meszbarer stelle, gemessen) 20 cm. beträgt,
während der dickste gelenkumfang des ostgiebels (schildband fr. 49)
* wg\. ABnrckh&rdt über die aeginet. giebelgnippen (programm des
^dagofioms in Baael 1879) b. 13 f.
12 Uolius: die compositioa der Aeginetoi.
an derselben stelle gemessen nur 18 cm. hat, die sonstigen maeze
aber noch geringer sind. ^
Fflr den Vorkämpfer links haben sich fragmente nicht gefanden,
für den knienden links nimt Lange mit recht fr. 8 (linkes bein) und
43 (rechter arm) in ansprach, fttr den bogenschtttzen links, den
Lange freilich, weil für ihn Herakles links steht, nach rechts Ter-
setzt, werden die bisher bekannten fragmente 9. 10. 11 Terwertet
und noch fr. 12 (linker unterarm) glücklich hinzugefügt, zu fr. 10
ist zu bemerken, dasz die Zeichnung insofern unrichtig ist, als quer
über die brüst ein glatter vom welligen gewande sich vOUig ab-
hebender streifen l&uft. fr. 13 soll die linke ferse dieser figur sein,
und Lange macht dem leser die sache ganz glaublich dwtck eine
völlig falsche Zeichnung, die ein übles zeugnis ftir seine beobachtung
aussteUt. die ferse soll den ansatz der hose zeigen und hinten ab-
geplattet sein, der angebliche hosenansatz zeigt aber zwei falten,
wie sie wol ein frei herabhängendes gewand, nie aber eine eng an«
liegende hose schlagen kann, er löst sich auszerdem hinten vOllig
los, so dasz an eine hose gar nicht zu denken ist. von einer ab-
plattung der ferse kann femer auch nicht die rede sein, da wir hier
einen ganz unregelmäszigen brach vor uns haben, ob freilidi die
jetzige restauration mit platt aufgesetztem frisz und sandalenbeklei-
düng richtig ist, läszt sich nicht mehr feststellen, die früheren be-
schreiber haben aber in diesem fragment ganz richtig eine weibliche .
ferse mit einem stück gewand erkannt, das stück gehörte einer lang
bekleideten weiblichen figur an, von der auch fr. 74 (rechter Unter-
schenkel mit gewand) stammt, letzteres fragment lehrt zugleich,
dasz die figur lebhaft bewegt war. der stil scheint, so weit sich nach
den geringen rosten urteilen läszt, dem ostgiebel verwandt, dast
dennoch die figur nicht in den giebel gehört, ist klar, da kein platz
für dieselbe vorhanden ist. ob auch fr. 73 (linker arm mit ärmel) zu
derselben figur gehört, wage ich nicht zu entscheiden.
Dem gefallenen links gehört, wie Lange richtig nachweist,
fr. 15 (rechter Unterschenkel mit fusz) an.
An sonstigen fragmenten vom ostgiebel haben wir noch drei
schildarme (fr. 40^—42), von denen Lange nach der corrosion noch
hätte feststellen können, dasz 40 und 41 auf die linke, 42 auf die
rechte seite gehören, durch diese beobachtung wäre er auch davor
bewahrt worden, das loch in der handhabe von 40 als fllr eine be-
festigung an der wand bestimmt anzusehen, der träger des Schildes
stand auf der linken seite des giebels , kehrte also nicht die innen-
Seite, sondern die auszenseite des Schildes der wand zu, das loch kann
folglich nicht einen stift zur befestigung an der wand aufgenommen
haben, es diente vielmehr zur befestigung des besonders gearbeiteten
Schildes am arme. — Oar nicht ^äher unterzubringen sind fr. 46.
47. 48 (lanzenhände) und 49 (schildhand).
Wir kommen jetzt zu den fragmenten des westgiebels.
von Athena und dem gefallenen in der mitte sind keine fragmente
LJoliiu: die composition der Aegioeteo. 13
Toriiaadeii« fr« 21 (rechtes bein mit fosz) nimt Lange nach Brunn
für den zugreifenden rechts in ansprach, demselben ist aach fr. 38
(Imker «Aterschenkel) sozuteilen. die schwadi corrodi^rte aoszen-
MÜe nigt nemlich einen von oben über die wade schräg nach dem
•duM&bein laufenden glatten streifen, woraus hervorgeht dasz der
natenchenkel durch einen denselben schräg schneidenden körperteil
gededct war, der nichts anderes als das gerade aufgesetzte linke
bam 4m rechten Vorkämpfers gewesen sein kann, hieraus geht mit
beaümmtheit hervor, dasz auf der rechten giebelseite, wie man auch
ioEimer angenommen, der zugreifende teilweise durch den Vorkämpfer
gedeckt war, während, wie Prachov gezeigt hat, auf der linken seite
dtts umgekehrte der Ml ist. — Dem Vorkämpfer rechts g^ört fr. 36
(linker Unterschenkel mit fusz), wie auch Lange vermutet, ebenso
fr. 37 (rechter Unterschenkel mit fusz). Lange meint dasz, w^m die
eonrosion eine bedeutung habe, dieses fragment nicht, wie Brunn an-
genommen, diesem Vorkämpfer angehören könne, weil die der wand
zugekehrte auszenseite des Unterschenkels alsdfum corrodiert wäre,
■i^t aber die innenseite, an der man Verwitterung erwarten sollte.
diese aofOÜligkeit bestätigt aber Brunns annähme, statt sie zu wider-
legen, wie oben gezeigt wurde, corrodierte die der giebelwand zu-
gekehrte Seite des Vorkämpfers von der brüst abwärts leicht, als die-
ser nnten an der erde lag; deshalb corrodierte auch der rechte unter-
aehenkel auf dieser seite. die nach auszen gekehrte innenseite des
Unterschenkels konnte aber nicht corrodieren, weil sie durch den
knienden lanzenkämpfer geschtttzt war. letzterer deckte den Unter-
schenkel freilich nicht für den vor dem tempel stehenden beschauer,
wol aber ftir das von SW kommende wetter. wir sind also nicht
genötigt dieses fragment auf die linke seite zu versetzen, wo der er-
haltene Vorkämpfer sein rechtes bein hat, sind mithin auch nicht zur
annähme eines zweiten Vorkämpfers auf der linken seite gezwungen,
die ferse des rechten Vorkämpfers war nach diesem fragment etwas
mehr gehoben als die seines gegenüber, was jedenfalls durch das
streben des künstlers nach abwechselung zu erklären ist
Dem knienden rechts schreibt Lange fr. 19 (rechter fusz) zu,
und femer ist ihm auch noch fr. 57 (linke zehen) zu geben, von
Paris sind keine fragmente vorhanden, für den gefallenen rechts
bat Lange den linken fusz (fr. 20) gefunden, und wahrscheinlich ge-
hört ihm auch die linke offene band (fr. 27), welche Prachov in Ver-
bindung mit fr. 26 (ebenfalls linke offene band) zum nacbweis von
zwei zugreifenden im westgiebel benutzen wollte, der beweis kann
aber in dieser weise nicht geführt werden, da die eine der bände (fr.
27) nicht notwendig einem zweiten zugreifenden anzugehören braucht,
sie vielmehr mit demselben rechte dem gefallenen rechts zugeteilt
werden kann.
Der zugreifende rechts ist durch die oben angezogenen frag-
mente gesichert, der links nach analogie des ostgiebels wenigstens
vorauszusetzen, den materiellen beweis glaubt Lange durch fr. 28
14 Uolins : die composition der Aegineten.
(linker nnterann) erbringen zu können, das fragment gehört aber
zu keinem der giebeL wie Lange selbst anführt, wollen schon die
masze nicht stimmen, bringt man zudem den arm in die läge, wie
sie nach maszgabe der ftir ^e befestigung an der wand bestimmten
löcher gewesen sein musz, so ergibt sich dasz derselbe mit der innen-
seite nach oben gekehrt war, dasz die band sich nach oben ö&ete,
wie dies wol für einen empfangenden, nie aber für einen zugreifen-
den passend ist. femer war die befestigung des armes, wenn er
dem zugreifenden links gehörte, an der giebelwand mittels einee so
kurzen stiftes, wie ihn Haller gezeichnet hat (vgl. Lange tf. 11
fig. 28 *), unmöglich, weil, wie sdbon PrachoY erwiesen, der zugrei-
fende vor dem Vorkämpfer stand (der giebeltiefe nach gerechnet),
also gar nicht dicht an die wand gerückt war. befesügungen der
Statuen an der giebelwand lassen sich bei den Aegineten überhaupt
nicht nachweisen, wie schon Wagner (bericht s. 145) richtig be-
merkt hat. was Lange darauf beziehen will, ist hinflUlig. die von
PrachoY und Lange dem zugreifenden links im ostgiebel zugeschriebene
linke band ist schon oben als nicht zu den giebeln gehörig ausgeschie-
den worden, auch das loch in der handhabe deß schildarmes fr. 40
diente nicht zur befestigung an der wand , sondern zur befestigung
des Schildes, wie wir oben sahen, auch am helmbusche fr. 7 lieszen
sich keine spuren von befestigung nachweisen; doch bin ich über-
zeugt dasz der heim selbst, weil zu schwer für die freistehende band
des zugreifenden, an der wand befestigt war. dies ist aber eine aus-
nähme und zwar die einzig denkbare, indem die übrigen statnen
ihrer statischen beschaffenheit nach keiner befesügung bedurften.
An stelle dieses als nicht zu den giebeln gehörig nachgewie-
senen armes können wir dem zugreifenden links leicht einen andern
arm geben, nemlich den schildarm fr. 29, den Lange hier nicht un-
terbringen kann, er glaubt nemlich für diese figur, wie wir eben
sahen, schon den linken arm , für die entsprechende figur im ost-
giebel mit Prachov wenigstens die linke band (fr. 24) nachgewiesen
zu haben, deshalb ist er zu dem Schlüsse genötigt, es müsse ein
weiterer schildtragender kämpfer auf jeder seite des giebels vorhan-
den gewesen sein, uns hindert nichts den schildarm dem zugreifen-
den links zu geben, ja das künstlerische gesetz des gleichgewichtes
der massen verlangt es gebieterisch, auf der linken seite der giebel
entsteht zwischen Athena , welche in der linken die aegis oder den
Schild fahrt, in der rechten aber nur den speer, und dem vork&mpfer
links über dem zugreifenden eine unangenehme lücke, welche da-
durch dasz der künstler dem zugreifenden einen schild gab, glücklich
ausgefüUt wurde, wie im westgiebel, führte , darf man vermuten,
der zugreifende links im ostgiebel auch einen schild. wir können
hierfür sogar den materiellen beweis beibringen, der vorkftmpfer
und der gefallene links im ostgiebel haben ihren schild. in fr. 40
und 41 haben wir zwei weitere schildarme von der linken seite,
deren einer dem knienden lanzenkftmpfer, der andere dem zugreifen-
Uuliiu: die composition der Aegineten. 15
den angehört haben mosz. dadurch dasz die zugreifenden links in
beiden giebeln Schilde fahren, erhält die ganze gruppe der gefallenen
in der mitte und der beiden zugreifenden eine grosze fthnlichkeit mit
einer teene des frieses vom tempel der Athena Nike (Oyerbeck gesch.
d. grieeh. plastik I tf. zu s. 320*^), worauf schon Lange hinweist:
eine Ihnlichkeit die unsere annähme nur unterstützen kann.
Für den Torkfimpfer links haben sich keine fragmente gefun-
den, dem knienden links dürften die linken zehen (fr. 56) ange-
hören« während der bogenschütze links als herr von fr. 53 (linker
fots) zu bezeichnen ist. fr. 50 (rechte band) kann, wie Lange ver-
mutet, dem gefallenen links angehOrt haben.
Als zum westgiebel gehörig, aber nicht nfther bestimmbar sind
noch anzufahren: fr. 25 und 26 (rechte und linke offene band)
offenbar von den beiden zugreifenden, fr. 51 (lanzenhand) und 39
(kopffragment).
Von fr. 58 und 59 (zwei fersen) und 60. 61 (zwei schildfrag-
mente) Iftszt sich nicht einmal nachweisen , welchem giebel sie an-
gehören.
ADe bisher betrachteten fragmente zwingen zu keiner Ver-
mehrung der figuren. durchaus nicht unterzubringen ohne eine
solche Vermehrung sind aber fr. 30. 34. 35 : linke ferse mit ansatz
der beinschien e und zwei Oberschenkel mit gewandspuren, von denen
der linke, dessen knie erhalten , auch noch eine beinschiene trSgt.
alle drei fragmente zeigen stil und masz des ostgiebels. fr. 34 und
35 gehören sicher zu 6iner statue, fr. 30 zu einer andern , weil hier
die beinschiene einen doppelten, bei fr. 34 nur einen einfachen rand
hat.' dasz fr. 30 zu einer ähnlichen statue gehörte wie die war, von
der fr. 34 und 35 stammen, läszt sich auf grundlage des ansatzes
der beinschiene noch keineswegs behaupten, wir wollen es aber ein-
mal annehmen, gehören nun diese fragmente wirklich zwei neu in
den ostgiebel einzuftlhrenden stehenden lanzenkämpfem an, wie
Lange meint, so müssen beide wenigstens bezüglich der beinschienen
verschieden bewaffnet gewesen sein, ein umstand der angemerkt zu
werden verdient, da aber die fragmente in stil und masz vollkom-
men mit dem ostgiebel übereinstimmen, so scheint allerdings die
annähme nahe zu liegen, dasz noch zwei weitere stehende lanzen-
kSmpfer einzufügen seien, diese annähme wird aber hinfällig, sobald
schlagende gründe für die Unmöglichkeit einer solchen einfÜgung
beigebracht werden.
Dasz eine in stil und masz mit den giebelstatuen übereinstim-
mende figur noch nicht zu den giebeln zu gehören braucht, dafür
zeugt die oben erwähnte bewegte weibliche figur, femer die ruhig
stehenden weiblichen figuren, zu denen die fragmente 70 — 72 ge-
hören, obgleich erstere etwa dem ost-, letztere durchaus dem west-
* hiernach ist die beschreibuDc^ der glyptoihek df. 74< zu berichtigen.
16 UolioB: die composition der Aegineten.
giebel^ entsprechen, wird sie doch niemand in den giebeln unter-
bringen wollen.
Wäre im ostgiebel neben dem stehenden kämpferpaar noch ein
zweites stehendes vorhandeni gewesen, so würde der erste kftmpfer
mit seinem hinter- oder besser nebenmann das vordertre£fen bilden,
beide kämpfer wären personen von gleicher geltong und gleichem
Charakter, beide mttsten folglich nach der spräche der griechischen
kunst, die gleichartige wesen nur mit geringen abweichungen auch
gleichartig darstellt, in der hauptsache auch gleich gebildet sein,
der erhaltene linke Vorkämpfer im ostgiebel trägt keinen panzer,
kein gewand und keine beinschienen, woraus wir mit Sicherheit fol-
gern können, dasz auch sein gegenttber ebenso gebildet war. ge-
sellte sich zu diesem paar noch ein zweites, so muste auch dieses
ohne panzer, gewand und beinschienen dargestellt werden, weil es
nichts ist als eine Wiederholung des ersten paares. die figur aber,
welcher jene Oberschenkel angehören, trug beinschienen, ein gewand
und folglich auch einen panzer, kann also nicht zu einem zweiten
stehenden kämpferpaar im ostgiebel gehört haben, wie würde sich
auszerdem in der sonst nackten gesellschaft ein völlig gewappnetes
kämpferpaar ausnehmen ?
Schon diese beiden erwägungen würden Langes hjpothese zer-
trümmern, doch will ich wenig wert darauf legen, da wir den mathe-
matischen beweis der Unmöglichkeit antreten können, der räum
im giebel erlaubt nicht zwei stehende lanzenkämpfer
auf jeder seite. beim beweis dieser thatsache können wir der
wenigen erhaltenen statuen wegen nicht mit dem ostgiebel, sondern
nur mit dem westgiebel operieren, wie dies ja auch Lange thut.
beide giebel zeigen aber in der ganzen composition eine so genaue
entsprechung, dasz die für den westgiebel gewonnenen resultate
auch für den ostgiebel gültig sind, wie Lange s. 65 richtig bemerkt,
müssen bei einfCLgung von zwei neuen kämpfem die erhaltenen Vor-
kämpfer weiter von der giebelwand gestanden haben als ihre an-
genommenen nebenmänner. in folge davon müssen, wie Lange
ebenfalls richtig ausführt, die erhaltenen Vorkämpfer vor den an-
genommenen gestanden haben, sie müssen möglichst nahe der giebel-
mitte gerückt werden, weil es unmöglich ist zwischen diese , wenn
man sie auch noch so weit von der mitte entfernt, und Athena auszer
dem zugreifenden auf jeder seite noch eine stehende figur einzu-
setzen: denn hierzu fehlt, wie Lange des weitem richtig zeigt, ein-
fach der räum, läszt sich nun der beweis fuhren , dasz die erhal-
tenen Vorkämpfer der mitte nicht möglichst nahe, sondern möglichst
fem gestanden haben, so ist erwiesen dasz nur 6in vorkämpferpaar
vorhanden war. dieser beweis läszt sich liefern mit hilfe der cor-
rosion. die rechte seite des linken Vorkämpfers ist ziemlich stark
corrodiert, die corrosion hört aber plötzlich auf am rechten ober-
' hiemaeh ist die beschreil^ung^ der glyptotbek nr. li^zn berichtigen.
Ualins: die composition der Aegineten. 17
lehenkel und zwar denilich fühl- und sichtbar kreisförmig concav.
der Oberschenkel war also durch einen runden körper vor der Ver-
witterung geschützt, nemlich durch den scbild des hinter ihm
knienden lanzenkämpfers. dies hat schon Prachov erkannt, und
Brann lange vor dem erscheinen von Pracbovs arbeit mündlich aus-
gesprochen. Brunn konnte mithin seine reconstruction dahin berich-
tigen, dasz der schild des knienden nicht hinter, sondern vor dem
rechten bein des vorkftmpfers erscheinen müsse, da nun aber der
kniende lanzenkftmpfer den Vorkämpfer mit seinem schilde deckte,
kann zwischen beide keine andere figur eingeschoben werden: es
mfisten folglich die angenommenen lanzenkämpfer vor den erhaltenen
gestanden haben, dazu aber ist, wie Lange selbst ausführt, kein
platz Torhanden. im westgiebel fand sich also nur 6in
vorkftmpferpaar. steht aber fest dasz sich im westgiebel nur
^in solches befand, so versteht sich für den ostgiebel genau dasselbe ;
jene beiden Oberschenkel gehören also nicht in den ostgiebel trotz
der Übereinstimmung von stil und masz.
Diese fragmente mögen statuen angehört haben , welche in der
nShe des tempels standen, vielleicht auch vom künstler des ostgiebels
gearbeitet waren, nur als Vermutung mag es ausgesprochen werden,
dasz Ton einer dieser statuen auch das relieffragment (Lange 62)
stamme, nach der rundung der flächen hat man das stück gewis mit
recht als ein Schildfragment bezeichnet, da nun, nach den Ober-
schenkeln zu schlieszen, eine jener statuen überhaupt reicher gebildet
war als die giebelstatuen , so konnte auch der schild derselben noch
einen besondem schmuck tragen.
Ehe wir die fragmente ganz verlassen, möchte ich noch auf eine
Wahrscheinlichkeitsberechnung hinweisen, welche gegen die ein-
fügung eines zweiten stehenden kämpferpaares in jedem giebel
spricht, von sämtlichen verloren gegangenen statuen haben wir
mehr oder weniger übeiTeste nachweisen können, von den beiden
neu einzufügenden kämpferpaaren, also von vier statuen, sollten
aar drei fragmente übrig geblieben sein, zwei (die beiden Ober-
schenkel) von der einen, ein kleines (die ferse) von der andern statue
im ostgiebel, von den beiden statuen im westgiebel aber auch nicht
die geringste spur? ist das wahrscheinlich? gewis nicht, im zu-
»ammenhang mit allen übrigen angeführten gegenbeweisen dürfte
&nch diesem wahrscheinlicbkeitsbeweis eine gewisse bedeutung bei-
gelegt werden.
Hiermit wären die giebel von einem zweiten paar stehender
linzenklmpfer befreit, die composition bleibt die alte , wie sie in
ihrer künstlerischen linienfübrung durch Brunn erläutert worden
ist, aber mit den von Prachov gegebenen ergänzungen und änderun-
?en. die beugung des zugreifenden links nimt Prachov freilich zu
Xief an, wie schon Lange (zu fr. 22) richtig bemerkt: er rausz mehr
^m zugreifenden rechts entsprechen, auszerdem ist dem zugreifen-
^ links ein schild zu geben. — Nur in Einern puncte bedarf die
Jatrbi<h«r fftr cUm. philol. 18S0 hri. 1. 2
18 Ualins : die composition der Aegineten.
composition selbst jetzt nocb der klftning und Verfeinerung, wie
schon Brunn in seinem aufsatze *über die composition der aeginet.
giebelgruppen' s. 450 anxn. es klar ausgesprochen hat, wie es von
mir bei betrachtung der corrosion teilweise eingehender gezeigt wor-
den ist, bedürfen die statuen einer grossem oder kleinem drehnng»
sei es nach der giebelwand oder nach der geisonkante zu. um aber
jede kleine drehung vollkommen sicher zu stellen, bedarf es frei be-
weglicher gipsabgüsse, deren plinthen nach bedarf beschnitten wer«
den können, da ein derartiges hilfsmittel bisher noch fehlt, bleibt
eine vollendete reconstruction einstweilen noch ein frommer wünsch.
Auf die beiden folgenden abschnitte in Langes arbeit: *recon-
struction des westgiebels' (s. 59 — 67) und 'kunsthistorische resul-
tate' (s. 68 — 73) einzugehen ist im gründe überflüssig, nur die
6ine frage mag aufgeworfen werden , was denn eigentlich Lange an
stelle des von Brunn dargelegten compositionsprincipes setzt, eine
aufstellung in zwei gründen, in der sich nach Lange ^wenn auch in
sehr geringem grade ein gewisses malerisches princip der anordnnng
geltend' macht, nun ich dächte, ein blick auf seine reconstruction
genügt um zu zeigen, dasz in diesem Wirrwarr von figuren von einem
malerischen princip, das sich 'mit einem ausgesprochenen architek*
tonisch-plastischen zuge vermählt', nicht die rede sein kann, überall
begegnet man dingen, die in der griechischen kunst geradezu un-
möglich sind, die schlachtreihen präsentieren sich von hinten! das
ist nicht nur ungriechisch , das ist unkünstlerisch überhaupt, hier-
durch verschwindet für den beschauer bei stark sich deckenden
figuren immer der vordere contour des hintermannes , wodurch alle
klarheit in der action verloren geht, ich will nicht auf den Parthe-
nonfries hinweisen, aber selbst geringe vasenbilder vermeiden ge-
wöhnlich eine derartige composition, wie Lange schon durch figur c
seiner tafel 11 hätte belehrt werden können, hier blicken wir schräg
von vom in die schlachtreihe, so dasz der vordere contour des hinten
knienden bogenschützen sichtbar wird ; jetzt bleibt die action dessel-
ben, trotzdem er fast ganz vom hopliten verdeckt ist, vollkommen
klar, in Langes reconstruction dagegen ist die action des bogen-
schützen nur zu errathen. Lange wird hoffentlich nicht auch hier
meinen wollen, wie beim vergleich seiner reconstraction mit der
Brunnschen : 'es fragt sich nur, was dem Charakter der aeginetischen
kunst angemessener.' künstlerisches gesetz bleibt künstlerisches
gesetz, und bei einem monumentalen werke, wie die Aeg^eten sind»
wird man eines der obersten compositionsgesetze, die klarheit, ge-
wis nicht auszer acht gelassen haben, dasz die aeginetischen kflnst-
1er in der that wünschten den beschauer nicht von hinten , sondern
von vom in die schlachtreihe blicken zu lassen, beweist die Stellung
der knienden lanzenkämpfer rechts, nur die stehenden lanzenkämpfer
und die bogenschützen auf der rechten seite sind von hinten sicht-
bar, weil sie in einer andem Stellung unmöglich agieren können ; die
knienden lanzenkämpfer auf derselben seite zeigen sich aber von
LJolioB: die composition der Aegineten. 19
Toni, lie knien auf dem linken knie, was ganz unnatürlich ist und
nur darin aeine erkiftrung findet, dasz der künstler das blosz mOg-
htkm dem natflrlichen und wabrscheinliclien vorzog, um möglichst
viele Tordoranaichten zu erhalten, den beschauer iJso von vom in
die tcblachtareibe blicken zu lassen, aus eben diesem gründe sind
andi die zugreifenden so symmetrisch gebildet, was die Stellung
dar lelztani innerhalb der composition betrifft, so genttgt abgesehen
von den oben beigebrachten beweisen schon ein vergleichender blick
anf PrachovB und Langes reconstruction, um zu zeigen wer von bei-
den daa riditige getroffen.
Bei dieser gelegenheit mag auch noch darauf hingewiesen wer-
diB, dasz jetzt, nach wiederaufoahme der Brunn-Prachovschen recon-
ftroction, der stehende und der kniende lanzenkämpfer wieder eine
gmppe Ulr sich bilden, dasz der bogenschütz wieder fOr sich allein
aoa der ferne handelt, nicht den knienden lanzenkämpfer als deckung
■eben öch hat, wie Lange s. 47 ff. zu erweisen sucht.
Auf eine kritik des abschnittes über das Verhältnis beider gie-
bei (a. 73 — 82) können wir völlig verzichten, da kein auch nur
irgend annehmbarer Wahrscheinlichkeitsgrund vorhanden ist^ dasz
der Untere giebel eher als der vordere seinen sculpturenschmuck
erlialten habe.
Die bemerkungen über die deutung der Aegineten (s. 82 — 83)
bedflrfen noch einer beeondem beleuchtung. Venu im ostgiebel nicht
Herakles bestimmt charakterisiert wäre , so würde man am besten
thnn, nach namen überhaupt nicht zu fragen , sondern sich einfach
mit der annähme Homerischer kampfscenen im allgemei-
nen zu begnügen.' im westgiebel aber ist Paris auf das bestimm-
teete charakterisiert, was Lange freilich leugnen will: er ist der
bogenschütz mit der phrjgischen mutze kot' dEcx^V* dasz der
künstler ihn in der that durch die mutze hat charakterisieren wollen,
geht aus dem vergleich mit dem troischen bogenschützen im ost-
giebel hervor, der nicht die mutze, sondern eine enganliegende
haube trägt im westgiebel haben wir also Paris zu erkennen, nicht
einen beliebigen troischen bogenschützen, womit fest steht dasz der
iod des Achilleus, nicht der des Patroklos dargestellt ist. auf einem
TasenbDde (Gerhard auserl. vasenb. 190. 191) ist allerdings beim
tode des Patroklos auch ein bogenschütz mit phrygischer mutze dar-
gestellt, der möglicher weise Paris sein soll; doch beweist dies nichts
gegen unsere deutung der westlichen Aeginetengruppe, indem wir
ts dort, wie schon die namensverwechselung in den inschriften be-
weist, mit einem flüchtigen vasenbilde , hier mit einem monumen-
talen werke zu thun haben, die kämpfe sind mithin in beiden
giebeln bestimmt charakterisiert, wir sind also nicht nur berechtigt,
•ondem sogar verpflichtet, nach bestimmten namen zu suchen, im
Oftgiebel stehen die namen Herakles, Telamon und Laomedon , im
westgiebel Achilleus, Aias, Teukros und Paris fest, die Aiakiden
Telamon und Aias werden als Vorkämpfer, als haupthelden gefeiert.
20 Uulios: die composition der Aegineten.
wer sollte nun, wenn wir zwei Vorkämpfer hätten, mit ihnen den
rühm teilen? die sage läszt uns im stich, ist es aber denkbar, dasz
die Aegineten, wenn sie ihre nationalhelden feiern wollten, den rahm
dieser durch beifUgong eines zweiten gleichberechtigten Vorkämpfers
verringert hätten? das scheint in keiner weise glaublich, schon
dieser umstand schlieszt ein zweites vorkämpferpaar aus.
üeberblicken wir noch einmal Langes arbeit und fragen uns
was er geleistet, er hat eine gewisse zahl von fragmenten richtig
bestimmt, andere leicht bestinmibare unbestimmt gelassen, wieder
andere verkehrt bestimmt, auf diese zum teil unrichtigen be-
Stimmungen hat er Schlüsse gebaut ^ die ihn auf weitere abwege
flüirten, die ihn verleiteten tief durchdachte darlegungen früherer
forscher spielend, ja hochmütig über den häufen werfen zu wollen,
dasz er die corrosion auf andere weise als durch witterungseinflosz
entstanden erklären wollte, mag dem mangel an erfahrung zuge-
schrieben werden ; dasz er die notwendigkeit innerer künstlerischer
gesetze nicht eingesehen, zeugt von mangel an blick für das all-
gemeine, zusammenfassende: er haftet am einzelnen und verliert
dabei das urteil über das ganze. Lange hat durch seine arbeit die
wissenschaftliche weit nidit aufgeklärt, sondern nur irre geleitet,
gut hätte er gethan sich an den competentesten beurteiler in dieser
Sache, Brunn, nicht nur mit detailfragen zu wenden, sondern ihm
das ganze vorzulegen, seine detailuntersnchungen hätten, so weit
sie richtig sind, hier gewis anklang gefunden, zugleich wäre er aber
auch vor jenen argen misgriffen in der gesamtauffassung bewahrt
geblieben.
Zum Schlüsse mag hier zur bequemlichkeit späterer forscher
ein Verzeichnis der zu den giebeln gehörigen fragmente und der
sonstigen Überreste aeginetischer sculptur in der glyptothek mit
vergleichung der Längeschen nummem und der bezeichnung in der
vierten aufläge der beschreibung der glyptothek angehängt werden.
VERZEICHNIS
der fragmente aeginetischer sculptur in der glyptothek zu München.
fragmente der giebelstatuen.
glypto-
Lange
thek
I. ostgiebel.
1 1 72* Athena köpf
2 2 72* „ atück des linken armes mit
aegis
3 3 72* „ linker fasz mit gewand
4 4 72* „ sehen desselben fiisses
6 6 72' gefallener in der
mitte rechter fuss mit beinschiene
6 6 72 ( zugreifender rechts rechter unterarm mit band
7 7 72( „ belmbuscb
8 31 72^ Vorkämpfer rechts linker Unterschenkel
9 33 72^ „ rechte wade
Unliiu: die composition der Aegineten.
21
Lange
thek
*
10
82
72 i
kniender rechte
linker Unterschenkel
il
62
72 i
19
rechter Unterschenkel
IS
14
72»
Herakles
linke band
13
16
72»
gefallener rechts
rechtes bein mit fuss
14
17
72»
)>
linker Unterschenkel mit fusz
16
18
72»
99
rechter oberarm
16
28
72 k
lagreifender links
linker Oberschenkel
17
23
72k
tf
rechtes bein
—
i—
^—
▼orkämpfer links
kniender linke
— .
18
8
72«
linkes bein
19
43
72«
fi
rechter arm
to
9
72 d
bogenschütes linke
köpf
11
10
72*
91
brüst
n
11
72 d
91
rechter arm mit hand
»
12
72*
99
linker Unterarm
ti
16
72«
gefallener links
rechter Unterschenkel mit
fusz
16. 26 44. 46 72<
27
42
72-
28
40
72»
29
41
72»
i-^
K46--48
72»
93
49
72»
nicht näher bestimmbar:
rechter ober- und unterarm vom gefallenen in
der mitte oder vom york&mpfer rechts
schildarm von der rechten seite des giebels
desgl. von der linken
desgl.
lanxenhftnde
schildhand
34
36
36
37
38
39
40
41
42
43
44
46
21
38
36
37
19
67
20
27
29
66
63
60
46. 47 26. 26
48 51
49 89
72 P
72 P
72^
72^
72'
72'
72-
72-
75
72»
72»
72'
72^
72 w
72«
II. westgiebel.
Athena —
gefallener in der
mitte —
zugreifender rechts rechtes bein mit fasz
linker Unterschenkel
linker Unterschenkel mit fusz
rechter Unterschenkel mit
fasz
rechter fusz
linke zehen
»I
Vorkämpfer rechts
»>
kniender rechts
Paris
gefallener rechts
♦»
linker fusz
linke hand
zugreifender rechts schildarm
Vorkämpfer links —
kniender links linke zehen?
bogen schütz links linker fusz
gefallener links rechte hand?
nicht näher bestimmbar:
rechte und linke offene hand
lanzenhand
kopffragment
unbestimmbar ob vom ost- oder westgiebel;
SO. 61 68. 69 72« zwei rechte fersen
it. 68 60. 61 72 <» zwei Schildfragmente
22 EBohde: der tod des Aischylos.
fragmente anderer aeginetischer sculpturen:
54 63 76 akroterienfignren: nnterschenkel
66. 66 64. 65 74« „ nnterarmfiragmente
67 66 74« „ rechte hand
68 67 74« „ gewandstück?
69 68 74^ greif: linkes Yorderbein
reste bewaffneter männlicher fignren, dem ostgiebel verwandt:
60 34 74 s linker oberschenkel|
61 36 74 s rechter Oberschenkel
62 30 74 < linke ferse mit beinscbiene
63 62 74 *> relieffragment?
reste einer bekleideten weiblichen fignr, dem ostgiebel verwandt:
64 74 74* rechter Unterschenkel mit gewand
66 13 74* linke ferse mit gewand
66 73 74* rechter arm mit ärmel?
reste bekleideter weiblicher fignren, dem westgiebel verwandt:
67 69 74»^ köpf
68 70 74* desgl.
69 71 74" rechte schnlter
70 72 74" linke hand
sonstiges:
71
76
74'
behelmter männlicher köpf
72
28
74«
linker anterarm
73
24
74*
linke hand
74
64
74 e
Oberschenkelfragment
76
66
74«
linker Unterschenkel
76
76
74«
fnszfragpnent
77
77
74«
gewan£tück (spätem stils)
München
•
Leopold Julius.
2.
DER TOD DES AISCHYLOS.
Dasz Aischyios durch eine Schildkröte, welche ein adler ihm auf
den köpf fallen liesz, getötet worden sei, scheint eine sehr alte sage
gewesen zu sein : man darf das daraus schlieszen , dasz niemand eine
andere todesart des dichters angibt ob sie gerade auf Chamaileon
zurückgehe, wie Oöttling opusc s. 230 ganz ohne gewähr behauptet,
mag dflJiingestellt bleiben, bisher konnte man die erzählnng nicht
üb^ die bekannten verse des Sotades hinauf verfolgen, es scheint
aber noch niemand aufinerksam geworden zu sein auf einen merk-
würdigen bericht, der eine erwfthnung der sage aus viel früherer
zeit einschlieszt.
Zu den werten des Aristoteles phys. auscult. 11 4 s. 196* 14
6 TToXaiöc XÖTOC ö dvaipuiv Tf|V Tuxnv bemerkt Simplikios (foL 74*
ERohde : der tod des Aiachylos. 23
13 TQ.): TÖ hi, «xaOdrrcp ö rroXaidc Xötoc ö ävaipiXiv Tf|V
Tvxvvv» irpöc AiifAÖKptTOV foiK€v €ipf)c8at. dKcfvoc T^p kSv ^v
Tiji KoqioiTotlq ibÖKex t^ Tuxq XP^cOai^ dXX' iv TOtc fiepiKuiT^potc
oubcvöc 911CIV clvai Tf|v Tuxnv alTtav, dvacp^puiv cic fiXXac al-rfac*
<wov ToO Oijcaupov ci&pctv xd CKdirreiv, f^ iViv q)UT€iav riic dXaiac,
ToO bt KoraTTivai toO ipaXaKpoG tö xpaviov töv deröv fSiipavTa
Tfpf x^Xiuvfiv, ÖTTuic TÖ X€X(l>vtov {xTfi^ ' oötui t^P ö €(i5r)M0C kropcT.
Die gante bemerkiuig ist dem Eademos entlelmt (wie sie denn
LSpengel in die <>uaicd des Endemos als fr. XXJI s. 35 vollst&ndig
anfgenommen hat) ; schon dadaroh gewinnen wir ftlr die geschichte
Ton adler, Schildkröte und kahlkopf ein höheres alter als wir ihr
bisher mit Sicherheit zusprechen durften, dasz aber das beispiel von
Demokritos selbst gebraucht worden war, versteht sich im gründe
Ton selbst, wie sollte denn Eudemos darauf gekommen sein, dem
Demokritos zur Unterstützung seiner these seinerseits nicht von
Demokritos selbst gebrauchte beispiele zu liefern? es kommt aber
hinzu, dasz für das^erste der zwei angeführten beispiele Simplikios
«osdrflcklich bezeugt, dasz es von Demokritos selbst herrühre: er
sagt foL 76* (z. 23 yvl) foiKe bi xal ö AnfiöxpiTOC . . cvfiq)^-
pcctei Täte TTcpl Tuxnc iwoimc <pr\c\ jap oök drrö nixiic eöpciv
TÖV (add. ciüpövra?) Oncaupöv, dXX' ön dipurre 9UT€Ccai f{ fibuip
cupctv, f{ fiXXo Tt TOto(ht)v usw. was aber von dem ersten beispiel
gih, wie sollte es nicht auch von dem zweiten gelten? Demokritos
also kannte bereits die geschichte. dasz er sie als auf Aischylos be-
züglich kannte, ist damit freilich noch nicht gesagt; nur folgt auch
das gegenteil nicht etwa aus der unbestimmten bezeichnung ToO
^paXoKpoO. denkbar wäre aber immerhin, dasz die geschichte zu
seiner zeit noch als fabel frei umhervagierte und erst spftter (vor
Sotades) sich nach art solcher fabeln an einen besonders berühmten
kahlkopf heftete, diese moral aber mag man schlieszlich aus 4cr an -
Wendung des beispiels bei Demokritos ziehen, dasz alle tiefsinnigen
deutungen der sage verschwendete mühe gewesen sind, bald soll die
erhabenheit (adler) des Aischylos ihm seine eigne schwerflüligkeit
(Schildkröte) auf den köpf werfen, bald soll die X^XuiVT], im rebus,
statt des Aischylos X^Xuc gesetzt sein (welche dann freilich recht un-
freundlich der adler dem sSnger auf den kahlen sch&del fallen iSszt),
oder wie es sonst lautet, die auseinandersetzung des Demokritos
kann lehren , dasz man sich im altertum nur fragte , ob man reinen
Zufall oder irgend einen natürlichen grund in dem herabwerfen der
Schildkröte durch den adler erkennen solle. Demokritos will offen-
bar (das Iftszt auch des Simplikios allzu kurzer bericht erkennen) den
grund in der absieht des adlers, die schale der Schildkröte auf einem
harten gegenstände zu zertrümmern , und in der Verwechselung des
gliazenden kahlkopfes mit einem felsen sehen : denn dies letzte darf
man ans der bestimmten angäbe toC qxxXaKpoG schlieszen , welche
Worte nicht umsonst stehen können, dem Demokritos also sind
Valerios Maximus und Ailianos in ihrer völlig gleichen deutung des
24 ADaub: die Chronologie des Anaximenes und des Anakreoo.
Vorfalls gefolgt, wie man darauf kam, gerade an Aischjlos diese
fabel zu heften, hat Lehrs höchst einfach erklärt, indem er eben auf das
tertium comparationis zwischen dem beiden der fabel und Aischjlos
hinwies : den kahlen schädel. das ist als allzu trivial und oberflttclüich
verworfen worden, mich dünkt aber dasz durch die stelle des Demo-
kritos hinreichend bestätigt wird, dasz die alten an kein sonderliches
geheimnis bei der ganzen geschichte gedacht haben, nicht alle fabels
sind geistreich ; wer heiszt aber uns geistreicher sein in der deutung
der fabel als der fabulist in deren erfindung war? es dürfte nicht
schaden, wenn man sich dieses beispiel für ähnliche ^Ue merkte.
Tübingen. Erwin Bohde.
3.
DIE ÜBERLIEFERUNG DER CHRONOLOGIE DES
ANAXIMENES UND DES ANAKREON.
I. Für die lebenszeit des Anaximenes kommt zuvörderst das
Zeugnis des Apollodoros in betracht, bei La. Diog. II 3 («» fr. 80
bei Müller FHG. Is.446) KalteT^viiTai fi^v, KaGd q)T]civ 'AttoXXö-
buipoc, T^ ilr\K0CTfji Tphq öXufimdöi ..dieXeÜTiiceöi ircpl Tf|v
Cdpb€U)V äXuJCiv. dasz hier die angaben über die zeit der blttte —
denn das bezeichnet doch an dieser stelle T^T^vr^Tai: vgl. Krische
forschungen s. 62 , Diels rh. mus. XXXI s. 27, Rohde ebd. XXXIII
8. 206, dazu auch s. 219 anm. 1 — und des todes einfach umzustellen
sind, ist zum teil schon lange erkannt (so von Heyne, nach dem vor-
gange von Simson, in Apollodori fragm. s. 413 ed. Gott. 1803), und
neuerdings von Diels in den tiefeindringenden Untersuchungen über
ApoUodors chronika (rh. mus. XXXI s. 27) zur evidenten gewisheit
erhob^ worden (Kai T€T^VT]Tai ptv Ti€pl Tf|v Cdpbeuiv fiXuiciv . ►
^TeXeuTTice bk t^ Et öXujüiiTtdbi). zunächst kann unter der eroberung
von Sardeis nur die erste von ol. 58, 3 (546), nicht die zweite, von
Clinton auf ol. 70, 2 (499) angesetzte verstanden werden, da jene
allein den alten litterarhistorikem als epoche gedient hat (vgl. Diels
ao. und Rohde ao. unter EdvOoc). so aber ergibt sich das absurde
resultat, dasz Anaximenes 18 jähre nach seinem tode geboren wäre,
der bericht des Suidas gibt die Umstellung beider sätzchen an die
band: 'Ava£ifi^VT]C MiXricioc* T^TOvev ^v t^ ve' dXufiTridbi, dv t^
Cdp5€U)V dXuücei, 6t6 KOpoc ö ITepCTic Kpoicov KaOetXev. in diesen
Worten ist allerdings die fixierung der einnähme von Sardeis auf
ol. 55 ein unding. allein man darf nicht mit Clinton (FH. a. 548)
die zahl ve' schlankweg in vr\ corrigieren ; die ansetzung der blttte
des Anaximenes auf ol. 55 trifft nemlich zusammen mit derjenigen bei
Eusebios (Hieron. 1455 = ol. 54, 3 cod. F; 1460 — ol. 55, 4 SchOne
mit BRS ; richtiger wol Rohde ao. 1457 «=> ol. 55, 1 nach cod. AP),
das räth zur vorsieht, ebenso wenig ist es methodisch zulässig, die
unbequemen worte ^v t^ ve' öXufATndbi zu streichen: denn es ist
ADaab: die Chronologie des AoazimeneB und des Anakreon. 25
keineswegs erwiesen, dasz sie aus Eusebios ol. 55, 4 interpoliert
seien« aoeh Zeller (phil. d. Gr. I^ s. 219 f. anm. 1) ist Diels' ver-
motnag beigetreten, fiohde ao. hat aber dagegen mit vollstem recht
dnsprmehe erhoben, er hat scharfsinnig erkannt, dasz Suidas (oder
desMi quelle) in diesem artikel zwei verschiedene ansätze der blttte
das Anaiimenes gedankenloser weise verschmolzen hat. die einnähme
von Stfdeis (ol. 58) stammt aus ApoUodoros (La. Diog. 11 3 in der
beridiiigten gestalt vgl. mit Hippoljtos refut. I 7 oGtoc fJKfiacc
w€pl Trpurrov £toc Tf)c TrevTriKocH^c ÖTbör]c öXufjiiTidboc, und dazu
vgl. Diels ao.) ; die 55e oljmp. ist einer andern quelle entnommen,
ans welcher auch Eusebios schöpfte, dasz dieselbe des Porphjrios
q>tXÖ€oq>0€ \cTop(a gewesen sei, ist eine wolbegrttndete Vermutung
Bohdes (vgl. auch ao. s. 171 anm. 1. 185 anm. 1. 186. 203 anm. 1.
21 1 ; ehron. I s. 190 Seh.).
In der sache selbst stimme ich also mit Bohde durchaus überein.
brauchen wir aber dem Suidas oder dem Hesjchios selbst solche ver-
wimmgen aufzubttrden? liegt es hier denn nicht viel näher, die ab-
•ehreiber dafür verantwortlich zu machen und den ausfall eines o\
hi zwischen öXujüiindbi und £v tQ Cdpbeuiv äXuicci zu statuieren,
also: T^TOvev ly tQ ve' öXuiiiridbi, ol b ' dv tQ Cdpbcuuv dXuücci . .
sn sduraiben ? mit diesen werten (häufig tritt noch ein iböEacov,
TCTP^^ctv, \cTOpr|Kaciv, elp/JKaciv, cpaciv uft. hinzu) führt Suidas
aidit selten entgegenstehende ansichten ein. für den absoluten ge-
braodi notiere ich zb. "'IßuKOC ctHrriou, ol bi TToXuZriXou . . ol bi
lUpbavTOC — CaiTcpU) QfxiuvoC; ol b* EövofAiou, olb'*€piTmou
usw. — C6Xu)v . . T^TOve b' dirl xfic id! öXufinidboc, ol bfe vg' —
'AvTupdvnc . . ^TpGtU'C Kiüjjwpblac Tle\ ol hk ctt' aa.
Jene beiden ansätze erklären sich aber sehr einfach : man wüste
dasz Anaximenes mit Kyros und Kroisos gleichzeitig war; an zwei be-
merkenswerte daten aus deren geschichte wird seine dKfxii (T^TOvev
«e i^K^aZev) angeheftet; ol. 55 bezeichnet den anfang der regierung
des Kroisos und Kyros, ol. 58 den stürz des erstem durch den letztem.
II. In die chronologischen bestimmungen des Suidas über
Anakreon ('AvaKp^ujv . . t^TOve Kaid TToXuKpdxTiv töv Cdfiiov
Tupavvov ÖXujLiTndbi vß'* ol bk ini Kupou kqI Ka^xßOcou Tarrouciv
auTÖv Kcrrd Tf|v xe' [iie' bietet A] ÖXufXTridba) hat ebenfalls Rohde
(so. s. 190) klarheit und Ordnung zu bringen versucht, indessen
kann ich seinen übrigens so feinen erörterungen nicht in allen
puncten beistimmen, dasz in dem Suidasartikel die zweite zahl ver-
dorben ist, leuchtet ein. die erste hat Küster (vgl. Bemhardy zu
Suidas I s. 335) nach anleitung des Eusebios (ol. 62, 2 Hieron.) in
Eß (ol. 62) verbessert, was allgemeine aufnähme gefunden bat, da
ja die Chronologen den anfang der tjrannis des Polykrates auf ol. 62
bestimmten und danach die blute des Anakreon wol datiert wer-
den konnte (vgl. Eusebios). trotzdem, meint Bohde, entspreche das
vß* der meinung des Suidas (bzw. des Hesychios) , und zwar wegen
des folgenden ol ti. denn der 62n olymp. könne die zeit des Kyros
26 ADaob: die Chronologie des Anazimenes und des Anakreon.
und Eambyses (dh. der zeitpunct in dem die regierungen beider sich
berühren, ol. 62, 3 «» 530/29) wegen deren gleichzeitigkeit mit
Polykmtes unmöglich entgegengestellt werden, folglich mflsse
die zahl vß' von Hesychios ausgegangen sein; nur habe dieser mit
gewohnter gedankenlosigkeit übersehen, dasz diese epoohe nioht mit
der zeit des Polykrates harmoniere; ebenso habe er auszer acht ge-
lassen , dasz mit dieser angäbe nicht die zeit der blute , sondern die
der geburt (ol. 62 —ol. 10 [— 40 jähre] = ol. 52) des diditers
bezeichnet werde ; also habe er das in seinen quellen unter ol. 53
vorgefundene T^TOVC gleichbedeutend mit flKfioZe gefaszt anstatt
in dem richtigen sinne von dT€VVii6ii, und habe verkehrter weise
Y^f ov€ («=» fJKjLiaZe) Kard TToXuKpdTiiv damit verknüpft, ob aber
mit dieser in der that eindringenden analyse das über diesen notizen
schwebende dunkel aufgehellt sei, ist doch ziemlich fraglieh, nach
Bohdes ansieht hätte Suidas (oder Hesychios) zwei Zeugnisse vor-
gefunden, das eine das geburtsjahr, das andere die zeit der äxfi^
betreffend , beide wären sodann zu 6iner angäbe mit einem in seiner
bedeutong s o allerdings nicht mehr erkenntlichen t^t^vc nach flüch-
tiger manier zusammengeschweiszt worden, allein zu diesem aus*
wege der erklärung wird man erst dann seine Zuflucht nehmen, wenn
sich keine befriedigendere lOsung der Schwierigkeiten darbietet, und
eine solche , denke ich , ist vorhanden, zunächst wird eben die zahl
vß' mit Küster in £ß' (ol. 62) zu ändern sein; aber auch das fol-
gende soll erträglich und verständlich werden, aus der Variante
T|€' (in A; die übrigen hss. bieten Kc') hat Oaisford (s. Bemhardy
ao.) nach Clintons Vorgang mit recht vc' (ol. 55) hergestellt (die
Verbesserungen anderer s. bei Rohde ao. anm. 1). das v ist nach
dem vorausgehenden Tf|V zu r], in den andern hss. zu k verderbt,
übrigens ist dasselbe Zielzeichen nach Tf|V ausgefallen in dem art.
Aäcoc* TCTOVubc xard i^v r\' öXujiiTidbai wo nur die Pariser hss.
von Küster das richtige yr\' gewahrt haben (vgl. auch den fall u.
'ApiCT^ac TTpoKOVViicioc bei Bohde ao. s. 181 anm. 2). unter 'Ava-
xp^UJV wollte also der Chronograph den allgemeinen ansatz des Ana-
kreon auf die regierungszeit des Kyros und Kambyses durch hinzu-
fügung einer bestimmten Olympiade verdeutlichen, was lag aber da
näher als die 55e olymp. anzunehmen, in der Kyros die regienmg
antrat (s. o.)? Anakreon lebte allerdings noch unter Kambyses; die
genauere datienmg nach Olympiaden ist also in diesem falle nur dem
ansatze iiA Kupou angemessen, ^somit konnte die ansieht derer,
welche den Anakreon auf die 55e ol. (»» 560—557) fliierten,
der gewöhnlichen datierung auf ol. 62 mit fug und recht entgegen-
gesetzt werden, dem wahren begriflid der &K}xf\ dürfte nun aber bei
Anakreon das jähr 532 (ol. 62, 1) entsprechen; daraus würde sich
als geburt^'ahr 572 (ol. 52, 1) ergeben, in wie weit endlich Lukianos
(makrob. c. 25) mit seiner nachricht, Anakreon habe 85 jähre lang
gelebt, recht hat, bleibt dahingestellt.
Frbibubq im Bbeisgaü. Adam Daub.
FHultsch: der denar Diocletiims. 27
4
DER DENAE DIOCLETIANS.
Der denar, welcher allen preisbestimmangen im edict Dio-
eküans de-preüis rerum vefUiUum vom j. 301 zu gnmde liegt, war
▼OB Borgfaesi und Dnreau de la Malle (Mommsen ber. d. sächs. geg.
d. WIM. m [1851] 8. 56) auf 2,6 Centimes der frankenwttbrung ver-
MBtongaweise ÜBstgesetEt worden, mit rficksicbt auf die arbeitslöhne
ieiite idi den denar in der ^metrologie' (s. 253) maximal auf 3,1 een-
times oder 0,086 mark. ' als icb vor kurzem yeranlaszt wurde auf
diese frage ziirfickzukommen, bot sich ungesucht die genaue teilzahl
dar, weldie dem denar im Verhältnis zum römischen pfond goldes
md zum anreus Diocletians zukommt.
Nach der mttnzordnung dieses kaisers sind nemlich, wenn nicht
alles trOgt, 36000 denare auf das goldpfand gerechnet worden, da
letxteres nach der üblichen Schätzung 327,46 gramm beträgt und
1 gramm goldes »> 2,79 mark ist, so entspricht das goldpfund einem
werte von 913,69 mark, und der denar ist, wenn die eben ausge-
sprochene Vermutung das richtige trifft, genau auf 0,02638 mark =
i^tS$ Centimes anzusetzen.'
Die verschiedenen, mehr oder minder fragmentarischen und
verderbten bearbeitungen, in welchen uns die schrift des Epiphanios
wcpl pi^puiv Kai craO^div erhalten ist, bieten eine bisher noch nicht
erschöpfte ftUle wichtiger notizen über das jüngere römiscl^ münz-
wesen. für die vorliegende frage kommt in betracht die gruppe von
ei^llrungen, welche dem 6ßoXöc 6 Ü dpT^pou gewidmet sind, da
der nachweis der stellen in dem index zu den 'metrologici scriptores'
unter ößoXöc nr. 9 gegeben ist und das von P. de Lagarde (Sjm-
nüeta s. 213. 216 f.) veröffentlichte hiermit übereinstimmt, so ge-
nügt die kurze angäbe , dasz dieser obolos eine silbermünze im ge-
wicht von Vs ^uiz® *™ ^M g^' gewesen sein soll, da nun im Zeitalter
des Epiphanios eine erinnerung an den silbernen obolos der ältesten
athenischen prägung, welcher seit dem dritten jh. vor Ch. mit dem
kupfernen vertauscht worden war, nicht mehr bestehen konnte, viel-
mdir 6ßoXöc an sich jedenfalls eine kupfermünze bedeutete, so liegt
in der tradition bei Epiphanios das problem vor, eine münze zu
suchen, weldie zwar ans kupfer bestand, aber als silberne galt oder
früher gegolten hatte, annähernd das gewicht eines Neronischen
* anlanjtend die anderweitigen versache einer annähernden bestim-
BOBS d«t Diodetianitchen denars ist auszer Mommsen QRM. 8. 806 noch
J. de Witte in der 'histoire de la monnaie Romaine par Tb. Mommsen
trmdsit« par le dnc de BUcas' III 107 sa rergleichen. letiterer gelangt
«Bter h^mftmg auf WH Waddington zu dem negativen resultat, dasz
eise iziemnit dieser mfinse noch nicht gelungen sei. ' letstarer be-
traf der franken Währung ergibt sich in gleicher weise aus Mommseo
tradoctioo Blacas III 491, wo de Witte das goldpfund «• 1187,81 franca
•eUt.
28 FHnlifich: der denar Diocletians.
denars hatte und dem werte nach 36000 mal (denn bo viele obolen
gehen auf das talent) in einer höchsten werteinheit enthalten war.
Nun hat AMissong in der Berliner zs. f. numismatik VII 240 ff.
(man vgl. besonders das kurze resum^ s. 294) nachgewiesen , dasz
Diodetian nur zu anfang seiner regierungszeit den aureus als siebzig-
sten teil des pfundes , sei es genau , sei es annähernd nach diesem
fusze, ausgebracht hat, dann aber, und zwar seit dem j. 290, regel-
mäszig 60 goldstttcke aus dem pfunde hat schlagen lassen.
Setzen wir versuchsweise das goldpfnnd als talent, so haben wir
in diesem aureus Diocletians die dazu gehörige mine, und in dem
denar des edicts de pretiis rerum venälium den entsprechenden obolos,
dh. den 600n teil des aureus.
Freilich wird man als eine probe dieser hypothese ganz mit recht
verlangen , dasz das System des talentes nicht unvollständig bleibe,
oder mit andern werten, dasz das x der nachfolgenden Übersicht
noch bestimmt werde :
goldpfund 1
aureus 60 1
X 6000 100 1
denar 36000 600 6.
in der that finden wir in der prägung Diocletians eine pseudoSilber-
münze , welche trotz des geänderten münztypus als nachbildung des
argentetis Antoninianus sich erweist (Mommsen ORM. s. 801 y tra-
duction Blacas III 98 f.). daneben erscheint eine kleinere münze
mit ähi^ichem gepräge, welche dem gewichte nach % oder V5 clor
gröszem Itoträgt. ist es nun gestattet die kleinere als den Die-
cletianischen denar anzusehen, so liegt die weitere Vermutung nahe,
dasz die gröszere den sechsfachen wert der letztem gehabt und mit-
hin Vi 00 ^^^ aureus dargestellt habe.
unverkennbar hat bei diesem ganzen System das ägyptische
münzwesen als vorbild gedient, unter den Ptolemäem galt ein gold-
stück im gewicht von 8 drachmen gleich 1 mine Silbers oder 1 talent
kupfers, dh. gleich 100 Silberdrachmen oder 6000 kupferdrachmen,
mithin die silberdrachme gleich 60 kupferdrachmen (Mommsen OBM.
6. 40 ff., trad. Blacas I 52 ff., metrol. s. 285 f.).
Diese Verhältnisse werden von Epiphanios in folgender merk-
würdigen tradition dargestellt.' ein äpTupoCc, der auch fidvr) dh.
mine genannt wird, soll gleich 100 br)vdpta, das öiivdpiov *» 60
dccdpia gewesen sein, hierzu kommt in dem fragment des h. Maximus
(metrol. Script. 1 303, 1), dasz der dpti>poCc (oder SpTupoc, wie hier
überliefert ist) 37$ vOjiicfiaTa gelte, hier haben wir genau wie im
Ptolemäischen System eine oberste einheit, welche gleich 6000 kupfer-
stücken gilt; wir erkennen also im dccdpiov die Ptolemäische knpfer»
' metrol. script. I 271, 1—4. die Überlieferang in andern quellen
(vgl. index anter dpifVpoOc, de Lagarde Sjmm. t. 860 f. 280. 886) geht anf
dasselbe hinaas, ist aber weniger deatlich als in dem zuerst angeführten
tractate.
FHoltsch : der denar Diocletians. 29
dnchme, im bnvdpiov die silbereinheit , welche in der münze durch
das vier&che, das tetradrachmon , vertreten war. ferner deutet der
same ipxupovc in Verbindung mit fidvr) darauf hin, dasz die oberste
cmbeit gl^ch einer mine silbers war. es bleibt demnach nur noch
das 6ine« ans der tendenz der stelle leicht erklärliche misverständnis
ZQ beaeiiigen, als habe es, wie der name äpTupoGc doch besagt, eine
silbennünie im gewicht einer vollen mine je gegeben. * vielmehr ist
es eine goldmttnze, welche der mine silbers entspricht, und zwar
keine andere als das Ptolemftische oktadrachmon *« 27,84 gr., wel-
ches fast genau dem gewichte von 3V3 vojiicfiaTa der ersten kaiser-
zeit »> V|2 pfand «s 27,29 gr. entspricht.
Im sinne des h. Maximus ist nun freilich das vö|iic|ia der solidus
Conaiantins «» V72 P^und; aber es ist leicht nachzuweisen, dasz seine
angäbe anf einer weit altem tradition beruht, denn seit Tiberius
worden die ägyptischen tetradrachmen mit starker legierung ausge-
bracht und in ihrem werte dem römischen denar gleichgestellt, also
anf ^, ^ des frühem wertes herabgesetzt, allein die tradition über den
dprupoik, der gleich einer mine war, setzt noch die reine silber-
wShrimg voraus, iät also in einer zeit entstanden, wo silberne tetra-
drachmen noch im Umlauf waren und nach der münze des herschen-
den Volkes in ihrem werte bestimmt wurden, nun ist von Mommsen'
nachgewiesen worden, dasz in der römischen provinz Syrien die tetra-
drachmen des stfidtbchen oder tyrischen fuszes, welcher dem Ptole-
müadien gleich war, zusammengeworfen wurden mit den tetra-
drachmen des herabgegangenen attischen fuszes der Seleukidenprä-
gnng, dasz beide arten von tetradrachmen im gewichte zu vier römi-
schen denaren, im werte aber nur zu drei donaren gerechnet wurden,
endlich dasz bis zu Vespasians zeit das silber ohne merkliche legie-
rung ausgebracht wurde, das alles finden wir in der Überlieferung
bei Maximus wieder, die mine silbers wird zu 100 bn^cipict be-
stimmt, weil sie 100 tyrische oder Ptolemäische drachmen silbers
hilt, ihrem werte nach aber wird sie auf S^s aurei oder 83 V3 denare,
mithin das tetradrachmen auf 3^3 denare festgesetzt, letzteres ist
tielleicht das genauere Verhältnis statt der eben erwähnten gleichung
des tetradrachmon mit 3 denaren.
Kehren wir nun nach Aegypten zurück, so finden wir seit
Tiberius den römischen aureus als oberste münzeinheit. auf den-
selben gehen 25 römische denare oder 25 ägyptische tetradrachmen.
* AUS dem fragment des h. Maximus ist ersichtlicbf dasz der preis,
cm welchen Jesos Christas von Judas verrathen wurde, als ein möf?-
Kchft bober erscheinen soll, daher werden aus den TpidKovra dpT^pia
Matth. 26, 16; 27, 8. 6. 6. 9, dh. 30 hebräischen shekeln silbers (Zach.
U, 12 tu dreiszig minen Ptoleraäischen oder lyrischen Silbergeldes ge-
macbt ond diese auf 100 römische aurei reduciert. * ORM. s. 38.
714 ff., trad. HIacas I 46 f. III 319 ff. — F^an^ois Lenormant Ma monnaie
daas Tantiquit^* I 203 ff. berührt ebenfalls diese Verhältnisse, jedoch
baoptaücbiich mit rücksicht auf die spätere verschlechteruof^ der pro-
viacialen syrischen und ägyptischen münze.
30 FHultsch: der denar DiocletianB.
letztere sind aus billon geprägt und insofern minderwertig gegen-
über dem reinen silber; aber sie behalten ihren relativen wert gegen-
über dem knpfer. noch immer werden 60 kupferdraohmen auf die
drachme Silbers, also 240 auf das tetradrachmon, 6000 auf den aorens
gerechnet.
Als mit dem verfall des römischen münzwesens auch in der
reichsprägung die silbermünze mit immer grOszerer l^fierong aas-
gebracht wnrde, bis sie endlich von der kupfermünze factisdh sich
nicht mehr unterschied , versuchten Caracalla und seine nachfolger
durch eine neue creditmünze, den argentens, sich zu helfen, deren
entstehung am leichtesten sich erklärt durch vergleich mit dem ägyp-
tischen tetradrachmon, nur dasz sie als reichsmünze, trotz des min-
dern gewichtes, günstiger tarifiert war als jenes provincialgeld, nem-
lich als 20r oder wenigstens als 21r teil des aureus (metroLs. 242).
Alle diese Verhältnisse sind von Diodetian bei seiner neuen
münzordnnng berücksichtigt worden, es ist genügend bekannt, dasz
der einzige ausweg aus den entsetzlichen münzwirren herauszukom-
men darin bestand , dasz das goldpfund als oberste und unabänder-
liche einheit eingesetzt wurde, diese einheit teilte Diocletian anfangs
in siebzigstel, näherte sich also dem fusze, welcher bald darauf durch
Constantin zum bleibenden wurde; dann aber gab er durch regel-
mäszige ausprägung des aureus als eines sechzigstel kund, dasz er
das im ganzen osten von alters her übliche sjstem des talentes in
die reichsmünze einführe, der weiszkupfeme denar konnte nun we-
der anerkannt werden als der 25e teil des aureus, wie er es als reine
silbermünze gewesen war, noch etwa als lOOr teil desselben, vras
dem factischen werte immer noch nicht entsprach; er stieg also
herab zum werte eines obolos.'
Aus der oben ausgesprochenen Vermutung, dasz der argenteus
vielleicht als Vi^q des aureus oder gleich 6 denaren angesetzt wor-
den sei, entwickelt sich im Zusammenhang mit dem Wertzeichen XXI|
welches auch auf Diocletians gröszeren weiszkupfermünzen vor-
kommt, eine weitere combination, die freilich nur als ein versuch
und unter dem vorbehält, dasz der befand der damals noch cursieren-
den münzen darauf hin zu prüfen ist, vorgetragen werden darf, wenn
unter Caracalla und seinen nachfolgem 20 oder auch 21 argentei
gleich 25 ägyptischen tetradrachmen gegolten haben, so wird ver-
mutlich die XXI auf Diocletians münzen , welche nicht mehr als aus-
druck des sovielten teiles des aureus gefaszt werden kann, die bedeu-
tung folgender wertgleichung haben, wenn wirklich 1 argenteus
* mit beoutzang der analyse Sabatiers bei Mommten QRM, a. 801,
trad. Blacas III 98, habe ich den metallwert eines Diocletianisehen
weiszkapferstückes im gewicht Ton 2,5 gr. annähernd bestimmt anf
0,09 gr. Silber, dh. , dem damals üblichen Wertverhältnisse nach, auf
0,0066 gr. goldas. dies also der wahrscheinliche metallwert des denart,
womit sein münswert als 36000r teil des goldpfandes o. 0,0091 gr, gol-
des recht wo! stimmt.
FHnltsch: der denar Diocleüans. 31
Diocletiajis gleich 6 denaren ist und 21 argentei gleich 25 tetra-
dnduDen stehen, so sind 126 denare gleich 100 drachmen, was doch
wol der aasdrnck des ronden Verhältnisses 125 : 100—5:4 ist. wir
würden also eine rechnungsdrachme erhalten, welche zu dem Diode-
tianisehen denar wie 5:4 steht, und dazu ein tetradrachmon zu
suchen faahen, welches trotz aller legierung in seinem metallwert
einen merklichen vorsprang hatfce vor 5 denaren, mit denen es officiell
geliehen wurde.
Bald nach Diocletian ist auch der ansatz des denars zu V^q aureus
ab noch zu günstig erschienen: denn nachdem die goldmttnze durch
CoBstantin definitiv auf V72 P^^^^ festgesetzt war, kehrte man zu-
rOdc zu der alten, ans Aegypten in das römische provincialsjstem
berübergenonmienen Ordnung, wonach der aureus selbst als talent
galt nnd in 6000 kupferdracbmen, dh. nun denare zerfieL^
Betrachten wir zum Schlüsse noch in kurzem Oberblick die ab-
ftoluBgen, nach welchen die entwertung des denars sich vollzog.
lach der mOnsordnung der ersten kaiserzeit giengen 40 aurei oder
1000 denare auf das pfund goldes. in der epocheder münzverschlech-
tenmg sinkt der aureus, so lange er überhaupt noch nach fester regel
SBSgeprftgt wird, auf V&o ^^^ pfundes, mithin erfüllen erst 1250 de-
nare der mflnzordnung gemftsz den wert des goldpfundes. in Wirk-
lichkeit aber sinkt der metallwert des denars in so jähem falle, dasz
aadi Diodetians Ordnung erst 36000 denare einem goldpfund ent-
sprechen; endlich nach der noch spätem tarifierang, wonach der
solidos als talent gilt , erst 432000 denare. der denar Diodetians
steüte abo nur '/ss ^^ ursprünglichen wertes dar, und wurde wei-
ter auf '/12 des Diocletianiscben wertes erniedrigt, als man den soli-
dui als taJent rechnete.
Die später noch fortgesetzte devalvierung des denars zu ver-
folgen liegt dem zwecke dieser abbandlung fern.
^ Mommien GRM. s. 840 ff., trad. Blacas III 164. 167 ff., Marqaardt
rom. itaaUTerwaltQDf^ II 44, index zu den metrol. Script, unter rdXav-
Tov nr. 21.
DnssDEN. Friedrich Hultsch.
5.
ZU CICEROS REDE DE IMPERIO CN. POMPEL
13^ 37 cestra culmurmuraiio facU, Quirites, tU agnoscere videami-
m qui haec fecerint: ego auiem fwmino neminem ] quare irasci mihi
fWMO poUrit^ nisi qui ante de se voluerU confiteri. hier ist es mir un-
m^^lich dem gedanken des letzten satzes, dasz ihm (Cicero), weil er
keinen namen nenne, niemand werde zürnen können ^auszer wer
vorher ein bekenntnis der eigenen schuld ablegen wolle', einen
irgendwie erträglichen sinn abzugewinnen, denn ante musz doch
32 E ARichter: zu Ciceros rede de imperio Cn. Pompei [13, 87].
zu confUeri hezogen werden ^ und zwar schon deshalb weil es, mit
volAAerU yerbunden, die bereits durch das fut. ex. zum ausdruck ge-
langende relative Vergangenheit (das veUe gegenüber dem ira9ci)
nochmals und, da zu deren hervorhebung ni(^t der geringste gmnd
vorhanden, völlig überflüssig nochmals bezeichnen würde, und wenn
man auch annehmen wollte, Cicero hätte sich ja diesen luzus ge-
statten können, so steht doch dem der umstand entgegen, dasz er
hierdurch nur die ohnehin am nächsten liegende, aber in diesem lalle
natürlich irrtümliche beziehung von ante zu confiteri seitens der
hörer und leser herbeigeführt haben würde.
Diesen nachweis der unthunlichkeit ante mit völuerit zu ver-
binden würde ich als im gründe unnötig unterlassen haben , wenn
nicht die unter diesen umständen allein noch übrig bleibende mög-
lichkeit der beziehung von ante zu confiteri ebenfalls und zwar ans
sachlichen gründen ausgeschlossen wäre, denn wie in aller weit
kann und warum soll die möglichkeit des irasci von der absieht
eines — dem irasci — vorausgehenden geständnisses der eignen
schuld abhängig gemacht werden? und wann und vor wem sollte
es abgelegt werden ? etwa vor der volksversamlung und vielleicht
unmittelbar nach der rede Ciceros, damit wenigstens dann eventuell
das irasci beginnen könnte? dagegen entsteht ein ganz vortreflf-
lieber oder vielmehr der einzig mögliche sinn, den die stelle meines
erachtens haben kann, wenn wir uns ante hinwegdenken, denn dann
sagt Cicero: 'wer mir wegen der von mir ganz allgemein ausge-
sprochenen anklagen zürnt , wird dies nicht thun können ohne eben
dadurch zu zeigen, dasz er sich getroffen fühlt, und insofern wird
sein zürnen das bekenntnis der eigenen schuld in sich schlieszen.
wer also dies letztere will, der wird mir zürnen können; wer es aber
nicht will — und die worte Ciceros sollen natürlich eine mahnung
an die betreffenden sein , ihn seine äuszerungen nicht entgelten lu
lassen — der musz und wird vernünftiger weise das irasci bleiben
lassen.' von einem ante confiteri (vor dem irasci) kann also so wenig
die rede sein, dasz vielmehr das confiteri sich als eine wenn auch fast
gleichzeitig eintretende folge des irasci darstellt, nichtsdesto-
weniger würde es ein durchaus unkritisches verfahren sein, durch
Streichung des ante diesen notwendigen und, wie gesagt, allein mög-
lichen sinn gewinnen bzw. wiederherstellen zu wollen, wol aber
bin ich überzeugt, dasz ante corrumpiert ist und dasz Cicero ge-
schrieben hat: nisi qui aperte de se völuerit confiteri, dieses aperte
alteriert den von uns geforderten gedanken in keiner weise , ver-
schärft aber höchst passend den begriff des con/^eri und würde deutsch
etwa wiedergegeben werden können: 'auszer wer geradezu ein be-
kenntnis der eigenen schuld ablegen will.' dieselbe Verbindung findet
sich bei Cicero epist. V 2, 2 me abs te cupisse latidari aperte atque
ingenue confitehar.
Altenburo. Ernst Albert Riohteb.
EPetenen: anz. v. Autgrabiingen zu Oljmpia. III. 33
6.
DDB AU80RABUHQEN ZU OLTIIPIA. III. ÜBERSICHT DER ARBEITEN UND
rUXDS VOM WINTER UND FRÜHJAHR 1877—1878. XXXVIII TAFELN.
HEEAU8QBOEBEN VON £. CURTIUS, F. AdLER UND 6. TbEU.
Berlin, 6. Wasmiitli. 1879. gr. folio.
Bllstig schreitet die grosze arbeit fort : die fdnfte, voraussicht-
lidi letzte ansgrabnngscampagne hat ihren anfang genommen, die
resolute der dritten, vom In october 1877 bis zum In juni 1878
dauemden , gibt der vorliegende , vor kurzem erschienene band in
gewohnter weise dem publicnm kund, mag auch der mit der zahl
der tafeln steigende preis der bände einiges bedenken erregen —
alle fOnf , doch nur eine vorläufige publication , werden schwerlich
weniger als 400 mark kosten — so ist doch anderseits das verlangen
Ton den wichtigsten resultaten jedes Jahres möglichst bald zuver-
lässige künde zu erhalten zu grosz , als dasz man nicht dankbar das
gebotene hinnehmen sollte.
Hatte der erste Jahrgang auf 31 photographischen tafeln mit
einem sitoationsplan und einer inschriftentafel auszer der die ganze
reihe von entdeckungen so schön und glückverheiszend eröffnenden
Nike des Paionios nur stücke aus dem ostgiebel vorgeführt, dazu
die besser ab irgend eine andere erhaltene Atlasmetope , so bot die
zweite anf 31 photographischen mit 4 lithographischen tafeln zu-
nächst ergänzungen des ostgiebels , dergestalt dasz schon alle von
Pausanias aufgezählte figuren vertreten waren, sodann vom west-
giebel schon so viel, dasz ein im aUgemeinen gehaltener vergleich
beider compositionen sich anstellen liesz. derselbe konnte den ge-
gensatz feierlicher rohe im östlichen, leidenschaftlicher bewegung im
westlichen giebel, den man schon aus der beschreibung des Pau-
sanias erfaszt hatte, nur bestätigen, und geteuscht durch die gewal-
tige bewegung des Kentaurenkampfes konnte man auch an der
andern annähme von früher, dasz der westgiebel viel weniger sym-
metrisch componiert sei, noch festhalten, gewaltig war im zweiten
)ihre auch der fortschritt welchen die aufdeckung des alten bodens
mit seinen bauten gemacht, der situationsplan der ersten publi-
cttion zeigte nur das grabungsfeld vor der grabung selbst, aber auch
der bericht konnte nur von einer noch unvollständigen aufklärung
des Zeustempels und des nördlich, östlich und südlich angrenzenden
gebietes melden, in der zweiten campagne sehen wir dann durch
ein System stralenartig vorzüglich gegen norden gerichteter graben
ichon die thesaurenterrasse , die exedra des Herodes Attikos, das
Heraion mit dem Hermes des Praxiteles entdeckt, dessen publication
freilich noch verschoben wurde, endlich gegen westen wiederentdeckt
die schon durch die Franzosen bekannte byzantinische kirche, ent-
deckungen die zum groszen teil erst in der dritten campagne zu
ende geführt werden konnten, so dasz eine gleiche fülle ganz neuer
fluide wie in der zweiten campagne von der dritten von vorn herein
IsKr^ieher f^r clats. philol. ISM hft. 1. 3
34 {EPetersen: anz. y. Ausgrabungen zu Olympia. III.
unwahrscheinlich war. erst die vierte hat in dieser beziehung mit
der zweiten wetteifern kOnnen.
Im texte nun der dritten , vorliegenden publication findet sieb
ein kurzer gesamtbericht von Curtius. Treu hat die photographi-
schen tafeln erläutert: I — Y ansichten der am fusz des Eronion in
zusammenhängender reihe sich hinziehenden baureste; VI — IX den
Hermes des Praxiteles, darunter zwei blätter kaum hinlänglich ver-
schieden in der ansieht, um eine doppelte aufnähme zu rechtfertigen;,
vorzttglich gut aber und auch durch einen gipsabgusz nicht ganz zu
ersetzen die Vorderansicht des kopfes IX ^; sodann X — XYI figuren*
teile aus dem westgiebel, dazu XXVI — XXIX restaurationsversuchey
während der ostgiebel wie die metopen diesmal leer ausgehen f
XVil — XXI* andere sculpturen meist aus römischer zeit, XXI ^
terracotten und XXVarchitecturstücke sind vertauscht, ÄüLLi — XXTV
archaische bronzen, der auf ganz neuen aufnahmen von DOrpfeld
beruhende situationsplan XXIX — XXX sowie die architektonischen
tafeln zum Zeustempel, Heraion, Philippeion, zu der byzantinischen
kirche und ihrem antiken unterbau, zu der exedra des Herodes, end-
lich zum Metroon, zu einem der thesauren und dem südwestthor der
Altis XXXI — XXXV haben ihren commentar von Adler erhalten.
Der situationsplan, verglichen mit dem des vorhergehenden
Jahres Ausgrab. II 32^ zeigt, wie die an und in den Zeustempel an*
gebaute mittelalterliche befestigung verschwunden, dagegen slldlich,
westlich und östlich die mehr oder weniger sichern reste der Um-
fassungsmauern der Altis zu tage getreten sind, und diese selbst in
ihrem bedeutendem westlichen teile in vier von sttd nach nord
hinter einander liegende terrassen sich scheidet, deren unterste, im
Westen durch ein vierseuliges thor geöfi&iet, noch leer erscheint von
erheblichen funden. auf der zweiten liegt der Zeustempel, jetzt
von allem spätem einbau gesäubert, so dasz sowol material und
einrichtung des unterbans als auch die spuren der das Pheidiassischa
tempelbild umgebenden schranken deutlich geworden, dieselben
sonderten die Seitenschiffe ab, lieszen aber auch hinter dem bilde
einen Umgang frei, auf welchem man vornehmlich den bildlichen
schmuck auf der rückseite des thrones in augenschein nehmen konnte,
vor dem bilde scheinen die schranken zwischen den je dritten seulen
der Seitenhallen von westen her gelegen zu haben, so dasz der bild-
raum und also wol auch der thronbau einen, wie aus der anordnung
des bildwerks geschlossen wurde, ungefähr quadratischen grundrisz
gehabt hat. doch scheint ähnlich wie im Parthenon vor jenem ein*
gegitterten räume noch ein zweiter, abermals ungefähr von quadra-
tischer grundfläche gelegen zu haben, auch der zutritt zu den Seiten-
schiffen und jenem Umgang um das bild war nicht ohne weiteres frei
gegeben, sondern durch thtiren je bei der zweiten seule von osten
gesperrt.
Von den einundzwanzig Schilden, von Mummius geweiht, wird
zehn, wie früher, auf den metopen der Ostfront ihr platz gegeben.
EPetenen: ans. y. AnBgrabnogen zu Olympia. IIL 35
den abrigen elf aber statt auf den ostepistylien, jetzt auf den me-
topen der sAdseite, auf gmnd einer sehr deutlichen spur auf der
achten sfldmetope von osten her gezählt, doch war ja in den Aus-
grabungen U s. 15 nicht blosz das behauptet worden, dasz *auf
keinem der zahlreichen metopenblöcke im sttden und nordwesten
UmHehe spuren Oberliefert', sondern auch dasz auf der ostseite
ansxer aof den yier bis ftlnf metopenblöcken auch auf zwei epistjl-
bradiatfioken eine gleiche beobachtung gemacht worden sei. man
hüte gewünscht diesen umstand aufs neue in erwftgung gezogen
xa sehen.
Von weitergehender bedeutung ist die aus genauer nachmessung
und rechnung DGrpfelds hervorgehende thatsache , dasz den maszen
dee Zeustempels — ob auch des Heraion, steht noch dahin — ein
anderes foszmasz zu gründe liegt als man bisher angenommen hatte,
ein foss nemlich yon m. 0,3206—0,3210.
Ein aofklftrungsgraben yon der Zeustempelterrasse gegen osten
nnd dann sfldosten gezogen schneidet auszerhalb der Altismauer
einige noch nicht näher bestimmte bauten^ während ein zwischen
den beiden nordgräben nach nordost gezogener diagonalgraben teile,
wie man vermutet, des groszen altars bloszgelegt hat. vom Pelo-
piott, das, wie die vierte campagne gezeigt, durch einen eigentüm-
lichen znfall sich der entdeckung entzogen hatte, erscheint noch
nidita. die bedeutendste aufklärung hat aber die dritte terrasse, auf
weldier das Heraion schon früher grOstenteils bloszgelegt war , und
die vierte oberste erfahren, welche dem südfusz des Kronionhügels,
sich östlich verbreiternd, vorgelegt ist, und auf welcher der vorige si-
tuationsplan schon die exedra des Herodes Attikos und die funda-
mente von ein paar schatzhäusem aufweist.
Von gröstem interesse sind wegen der altertümlicbkeit des baus
die ersten genaueren mitteilungen über das Heraion, von dessen
eigentümlichkeiten früher nur die grosze länge des grundplanes und
die manigfaltigkeit der seulenbildung bekannt war. bemerkenswert
find schon die zwei (nicht drei) stufen des unterbaue , sodann dasz
der Zugang zur ringhalle nicht östlich vor der hauptthür lag , son-
dern südlich vor den beiden äuszersten seulenweiten östlich und
westlich angelegt war, erhalten nur östlich, und zwar hier schief
Torgelegt. und doch ist gleich der Südseite auch die Ostfront , wie
die Standspuren, noch vorhandene basen, endlich kleine aushölungen
der seulenschäfle beweisen, durch zahlreichere anathemata aus-
gezeichnet, aus der läge des tempels in der nordwestecke der Altis,
80 dasz eben nur die süd- und ostseite freier den blicken sich dar-
bot, erklärt sich dies leicht, auch in der seulenstellung wäre nach
dem text in süd, ost und west gröszere Sorgfalt aufgewandt als auf
da* nordseite. doch will sich damit der grundrisz auf tf. XXXIII
nicht recht reimen, denn hier sind auf der Südseite so wenig wie
Ulf der nordseite, ja dort noch weniger als hier, die seulen regel-
Aiftzig gestellt, weder so dasz die peripherien, noch so dasz die axen
36 EPetersen: anz. v. Ausgrabungen zu Olympia. III.
in gleichem abstand von der stjlobatkante stehen: solche regel*
mäszigkeit weist nur ost und west auf. und wenn s. 27 als weiterer
beleg für die Vernachlässigung der nordseite angeftlhrt wird : 'man
hat an dieser seite es nicht einmal für nötig befunden die beiden eck-
zwischenweiten wesentlich kleiner zu machen als die andern', so
trifiPt auch dies nur bei der östlichen, nicht aber bei der westlidien
eckzwischenweite zu.
Die Verschiedenheit der Beulen wird gut veranschaulicht durdi
die Zusammenstellung der einzigen sechzehnfurchigen mit einer der
zwanzigfurchigen seulen, wobei allerdings sofort aus der starken
Verjüngung und entasis sowol des Schaftes wie des echinos daa
gröszere alter der erstem erhellt, wie sich diese und die übrigen
starken Verschiedenheiten der capitelle, von denen die acht am besten
meszbaren auf tf. XXXIV in gröszerm maszstab abgebildet sind, er-
klären, ob durch lange dauer der bauzeit, ob durch wiederholte
restaurationeui ob durch verschiedene Schulung der gleichzeitig ver-
wendeten arbeiter, darüber ist noch nichts ausgesprochen, und in
der that will keine jener annahmen recht befriedigen.
Während am Zeustempel nur der pronaos gitterverschlusz hatte,
sind im Heraion nur im opisthodomos , in dem freilich auszer der
Ejpseloslade wol auch noch die anderen bei Pausanias Y 20 genann-
ten anathemata standen, die spuren solcher Vergitterung gründen,
und hier nur im mittlem intercolumnium, während nur im pronaos
sich ziemlich sjrmmetrische spuren von aufstellungen noch heute
zeigen, allerdings lassen dieselben auf minder leicht verrückbare
gegenstände schlieszen. die etwas gröszere tiefe des opisthodomos
gegenüber dem pronaos, durch das umgekehrte Verhältnis der vor-
liegenden seulenhallen ausgeglichen, hängt schwerlich mit jener
verschiedenartigen benutzung zusammen, dasz die Standspuren der
beiden opisthodomseulen verwischt sind, ist in der that zu bedauern,
weniger freilich weil so nicht mehr zu constatieren, wo die von Paa-
sanias erwähnte holzseule gestanden, als weil sonst vielleicht zu er-
kennen wäre, ob jene holzseule ursprünglich, ob sie nach der ge-
wöhnlichen , mir schon wegen des Schweigens des Pausanias nicht
sehr wahrscheinlichen meinung eine ehrwürdige reliquie des stif-
tungsbaus oder etwa ein späterer notbehelf war. auch die aus tech-
nischen gründen wahrscheinlich befundene holzverkleidung der
anten des vorder- wie hinterhauses scheint der annähme ursprüng-
licher einfügung einer holzseule noch nicht das wort zu reden.
Die ursprüngliche dreiteilung der cella des Heraion durch swei
innere seulenreihen ist zunächst durch die fundamente gewährleistet,
die Standspuren von jederseits acht seulen, zu etwa m. 0,88 dicke,
lassen bei solcher weitseuligkeit nach Adler nur an ionische seulen
denken ; auch seien drinnen ionische capitelle, allerdings von späterer
arbeit gefunden : so sei denn wol ein späterer umbau anzunehmen,
durch welchen der ursprünglich dorische innenbau mit obergesohoss,
von welchem in der nähe gefundene dorische capitelle passender
EPetenen: anz. y. Aosgrabimgen zu Oljmpia. UL 37
grStie und arbeit herzurtthren schienen^ beseitigt worden sei. leider
ist TOD diesen ionischen und dorischen capitellen nichts abgebildet,
und bei mangelnder anschauang erlaube ich mir dem techniker ge-
genflber nm so weniger abzusprechen, wage nur die frage, ob es
wahrscheinlich, dasz die wol bemerkte bindung des innenbaus mit
dem aassenbau erst durch spätere ftnderung hergestellt sei, und dasz
man die durch den umbau beseitigten baustttcke in der nähe — dh.
dodi wol in der Altis — habe liegen lassen, femer ist ja im hinter-
gmnde des mittelschiffes die freilich ihrer bekleidung beraubte basis
der tempelbilder noch vorhanden, die bedeutende breite derselben,
nahezu das dreifache der tiefe, zeigt einmal, dasz wir allerdings
kaum weniger als drei götterbilder annehmen dürfen, selbst wenn
wir griechischer anschauung gemäsz neben Hera auch Zeus sitzend
denken, woftür auch das spricht, dasz das Trap^cniKC des Tansanias
T 17, 1 wegen der ausdrücklichen hervorhebung der bärtigkeit wahr-
•efaeinlich von einem andern als Zeus gesagt wird, die breite der
baaia zeigt aber auszerdem unverkennbar , dasz sie jederseits an die
senlen anstiesz ; wenn man also nicht etwa auch die basis in späterer
seit weiter von der wand abgerückt denkt , wird man immer auf
einen beträchtlichen abstand der ersten seulen von der westwand,
nnd damit auf beträchtliche seulenweite überhaupt geführt, endlich
würde man den umbau des innem, wie das Adler thut, jedenÜEills
vor Pansanias zeit setzen müssen, denn es scheint, dasz die von ihm
in der cella vor dem Hermes und der Aphrodite genannten bildwerke
angezwungen in die jederseits vorhandenen fünf intercolumnien zwi-
sdien den cultbildem und dem dritten rechts vom eingang her, in
welchem bekanntlich der Hermes gefunden wurde, sich einordnen,
freilich mit sehr ungleicher raumfüllung, wofern nicht ungleiche
grOsze der figuren ausgleichend wirkte, in dem ersten intercolum-
mium nach den cultbildem, deren basis ja jetzt zwischen den ersten
teulen westlich steht, lq>€lf\c würden einerseits (a) die sitzenden
Hören mit ihrer stehenden mutter Tbemis nap' auräc platz nehmen,
anderseits (6) die fünf Hesperiden mit Athena neben ihnen (nach
Pausanias VI 19, 9); im zweiten a Eere, b Demeter, beide sitzend;
im dritten a ApoÜon, b Artemis, beide stehend, denn wenn
Pansanias dort mutter und tochter einander änavTiKpu sitzend,
hier den bruder der schwester ^vavrioc stehend nennt , so scheint
nur zweierlei aufstellung möglich, nemlich entweder wie ich ange-
nommen habe, oder in dem einen intercolumnium Köre und Demeter,
in einem andern Apollon und Artemis , je mit dem rücken gegen
eine senle, mit dem gesiebt gegen einander gekehrt, also gegen das
oittelschiff sich im profil zeigend, was gegen sinn und art dieser
gOtterznsammenstellung zu verstoszen scheint, dasz Pausanias wei-
terhin so wenig wie vorher das gegenüberstehen der hüben und
drüben aufgestellten götterbilder, wie ich es voraussetze, erwähnt,
fridirt sich einfach daraus, dasz von allen übrigen keine mehr in
solche beziehnng gesetzt werden wollen wie dort mutter und tochter,
38 EPeterten: ans. v. Aoegprabongen zn Oljmpia. HL
bruder und Schwester, wol aber ist noch das zu beachten, dasi,
wenn man nicht meine, sondern die andere aafstellang Tondeht,
Apollon bzw. Artemis nicht allein darch eine seule von der matter
Leto getrennt werden, sondern derselben auch den rücken zukehren
würde, also setze ich ins vierte intercolumnium a Leto, h Tyohe,
ins fünfte a Dionysos , b Nike, nicht minder deutlich scheint ferner
doch auch Aphrodite mit dem vor ihr sitzenden kinde ein gegen-
stück zu Hermes mit dem Dionjsosknaben zu bilden, wie sdbliesi-
lich Eurydike zu Olympias (vgl. Paus. V 20, 5). kaum wahrschein-
lich ist nun eine völlige Umstellung dieser gröstenteils hochalter-
tümlichen Versandung : denn auch die früher anderswo aufgesteUten
bilder der Hesperiden und der Athena (Paus. VI 19, 5) scheinen
nach Pausanias werten wenigstens schon sehr früh an ihren nach-
maligen Standort versetzt zu sein, da er ausdrücklich hervorhebt,
dasz sie noch bis auf seine zeit dort im Heraion sich befunden hfttten.
also fiele der von Adler vorausgesetzte umbau vor Pausanias. nnn
erwfthnt Pausanias allerdings zweimal (V 20, 2 und Y 27, 7) eine
restauration des tempels, die zu seiner zeit stattgefunden, und swar
so, als ob vorher mindestens über ein halbes Jahrtausend hindurch,
nemlich seit jenem kämpf in der Altis, keine solche vorgefalloi ; aber
er beschränkt diese restauration ausdrücklich auf die herstellong des
schadhaft gewordenen daches oder der decke (einmal dp<Kpoc, das
andere mal 6po9fj).
Die exedra des Herodes Attikos ist auf der obersten tenrasse
am fusz des £[ronion so angelegt, dasz ihre SW-ecke fast mit der
NO-ecke des Heraion zusammentrifft, so dasz die fronten beider ban-
ten nicht einen rechten, sondern einen um 12^ etwa kleinem winkel
bilden, sei es, wie Adler vermutet, aus rücksicht auf einen hin-
ter dem ostflügel belegenen altar, sei es aus oft bemerkter abneigong
gegen paralleles oder rechtwinkliges zusammenliegen von gebftuden.
durch den fund eines marmorstiers mit der Inschrift 'P/jflXXa Wp€ta
ArjfiiiTpoc TÖ fibujp Kai rä ircpl tö öbuüp Ti!ji Ali in Verbindung mit
Phüostratos VS. II 1, 5 uud Lukianos 68, 19 ist das statnen-
geschmückte hemikyklion, wefehes jetzt bestimmt, wie früher ver-
mutungsweise, eis einst überwölbt bezeichnet wird, mit den beiden
achtseuJigen rundtempelchen auf den ausspringenden flügeln nur als
einfassung eines trinkwasserbassins erkannt, zu nutz und frommen
der in der julisonne schmachtenden festversamlung erbaut.
Weiter östlich nach jenem altar, welcher wegen der naohbar-
schaft der folgenden bauten mit recht ftür den bei Pausanias V 14, 7
erwähnten der Kureten oder des thebanischen Herakles gehalten wer-
den mag, folgen durch läge, form und zahl mit Sicherheit erkannt
die reste der thesauren. schlieszt man den hinter jenem altar ge-
legenen bau aus, der jedenfalls für den ersten der thesauren tu klein
ist, so bleiben, wie Adler zählt, zwölf gebäude übrig, es dürfte ge-
wagt sein die einzelnen von Pausanias genannten identifideren tu
wollen, zumal der text des periegeten verstümmelt scheint und
EPetenen: anz. y. Ausgrabungen zn Olympia. IIL 39
nicht ganz Bieher ist, ob man mit Cnrtius Peloponnesos II 63 elf,
oder mit Borsian geogr. v. Griech. 11 296 zehn zu zählen hat. doch
di^enigen der SeÜnontier und Metapontier möchte man, da Pau-
BaniaB diesen, den drittletzten, jenem npocex^c nennt, nach der zahl
vnd anläge mit gemeinsamer seitenwand erkennen, unsicherer ist es,
zumal wegen des im 25n bericht (arch. zeitung 1878 s. 135) ttber
neuerdings noch gefundene grundmauem mitgeteilten, die als dritten
und Tierten znsammengefaszten in den zwei^ ganz parallel, mit der
froate in 6iner flucht angelegten zu erkennen, und noch unsicherer,
deshalb und wegen eines kleinen mauerzugs 1 und 2 auf dem plan
fikr den sikjonischen mit dem doppelten SdXafiOC zu halten.
Sodlich dicht unter der thesaurenterrasse (npöc tQ xpiiiribi
Paus. V 21, 2) ist das sehr zerstörte Metroon verzeichnet, und weiter
öiüieh in gleichem abstände finden sich die basen der von Pausanias
Y 21 beschriebenen Zeusbilder, welche aus Strafgeldern errichtet
waren, genau der von Pausanias ai\gegebenen gruppierung von sechs
(ans ol. 109), nochmals sechs (aus ol. 112), sodann zwei (aus ol. 178),
esdlieh zwei zu beiden Seiten des eingangs des Stadion entsprechend
wieder, damit, wie auch durch die nachbarschafb des letzten thesau-
res, ist zugleich jener eingang zum stadion gefunden und bloszgelegt
die Ober die richtung des stadion im text und auf dem plan vorge-
tragene Vermutung ist mittlerweile durch die entdeckungen der
vierten campagne beseitigt, da nicht nordsAdlich, sondern westöstlich
dem abhang des Kronion parallel sich die aufschüttung für die süd-
lidken Sitzplätze fand (vgl. den 3 In bericht, arch. zeitung 1879 s. 42).
In der nordwestecke der Altis hinter dem Heraion sind femer
die fnndamente und erhebliche reste wenigstens des auszenbaus vom
Philippeion gefunden, wie Pausanias es beschreibt, ein rundbau von
(18) ionischen seulen umgeben.
Weiter nördlich öffiiete sich ein zweites seulen thor in der Altis-
maoer, ohne zweifei das bei Pausanias Y 15, 5 genannte, bei wel-
chem noch innerhalb der Altis das prytaneion gelegen war, von dem
hier noch nichts vorliegt Pausanias bezeichnet das thor aber auch
sls Tf|v ßobov f\ icTX ToO T^iivaclou TT^pav, dh. nach Mitteil. d.
deutschen arch. Inst. 11 s. 1 fP. gegenüber dem thore, durch einen
weg etwa von diesem getrennt, kaum berechtigt dürfte es aber sein,
die dort teilweise aufgedeckte quadratische anläge mit quadratischem
umseultem hof im centrum, von gangen und abgeteilten räumen
rings umgeben, nur als einen kleinem teil des gjmnasion oder gar
als das kleinere gjmnasion zu bezeichnen, da Pausanias überall
nur ein gjrmnasion in Olympia kennt
Südlich vom gjmnasion, ein wenig weiter westlich von der
Altiimaaer gelegen als der Zeustempel östlich, findet sich in den
fitaationsplan nunmehr der antike unterbau der bjzantinischen
kirche eingetragen, ein bau dem eine etwas eingehendere unter-
ffTsehtmg gewidmet ist, welche zu dem überraschenden resultat ge-
lsagt, das dies nichts anderes als das von Paus. Y 15, 1 erwähnte
40 EPetersen: anz. y. Ausgrabungen zu Olympia. IIL
otKTiiia Iktöc Tf]C "AXtciuc, KaXciTai bi dpTacTrjpiov 0€iöiou ge-
wesen sein könne, gibt man aber auch alles was über den antiken
bau gesagt wird, über die höhe der mauern, die teilung des ganzen
raumes in ein vor- und ein hauptgemach und die teilung beider
räume durch Beulen oder pfeiler in je ein breites mittelschiff mit
zwei schmalen seitenschififen als richtig beobachtet oder erschlossen
zu, so wird man doch zunächst die behauptung *dasz der bau sn den
ältesten gehört, welche in Olympia noch erhalten sind' für keines-
wegs begründet halten* können. Masz derselbe wegen seiner eigen*
artigen gestaltung einem ganz singulären zweck gedient haben musz'
mag man wiederum zugeben, aber die Übereinstimmung in den maszen
des grundplanes und in den daraus sich ergebenden beleuchtungs-
Verhältnissen mit der cella des Zeustempels kann jene hypothese
nicht stützen, ja kaum empfehlen, gewis kann es den technisch meist
nicht gebildeten und praktisch nicht erfahrenen archäologen nur er^
wünscht sein, die stimme eines technikers zu hören; wenn aber
Adler hier für den goldelfenbeink61o3S ein modell von gleicher grösze
in einem räum von ähnlicher beschaffenheit wie der tempel verlangt,
und diesen räum solide hergestellt sich denkt, so dürfte das such
über moderne anforderungen hinausgehen und bei einer technik, die,
wie jene chryselephantine , das werk von innen heraus schafft , am
wenigsten notig sein, überdies wiche die vermeintliche Werkstatt ja
nicht allein durch die quermauer, sondern namentlich durch seitliche
beleuchtung von beiden Seiten her, durch die von Adler für antik
gehaltenen wandö£fhungen, bedeutend von dem tempelhause ab*
gewis war jenes dpTacTrjpiov, in welchem Pausanias nichts nennens-
wertes auszer einem altaör fand, ein weit bescheidenerer räum, wie
auch die mündliche tradition in Olympia den meister nur die einzel-
nen teile, aber nicht eines modells, sondern des bildes selbst dort
schaffen liesz. der nach weis jenes ^pTacTrjpiQV war vor allem mit
topographischen gründen zu führen, freilidi ist die erwähnung des-
selben bei Pausanias in die leidige altaraufzählung verflocht-en , und
der tezt, wo von jener Werkstatt und dem Leonidaion gehandelt wird,
besonders schwierig; so viel scheint aber doch deutlich, dass das
ipTCiCTrjpiov gegenüber dem Leonidaion, und dieses wieder nur durch
eine gassenbreite von dem haupteingang der Altis getrennt war, was
auf jenen bau augenscheinlich nicht zutreffen kann. '
Es bleibt noch die reconstruction der westgiebelgruppe des
Zeustempels zu besprechen, die sich nur für einen vorläufigen ver-
such gibt und in der that in einigen puncten , wie mich dr. Treu
selbst gelehrt hat, schon durch neuere funde berichtigt ist, die aber
* im 36n bericht (arcb. zeitang 1879 s. 123) wird das Leonidaion in
der tüdostecke der Altis vermatungs weise angesetzt, wo auf der gmnd-
lage eines altem griechischen bans die reste eines groszen wohnhanses
mit mehreren atrien, sälen, badezimmern mit römischen manem ge-
fanden sind, damit scheint zwar nicht Paus. VI 17, 1, wol aber V 16, 2
in widersprach«
EPeienen: anz. v. Ausgrabungen zu Olympia. III. 41
in den bauptsachen ohne zweifei das richtige auf durchaus richtigem
wege gefunden hat. zuerst werden die erhaltenen figuren nach ihren
masxen, ihrer Bewegung und composition, femer nach der art ihrer
aiufiümmg , besonders auch auf der rückseite untersucht , um die
der giebehchrftge sich anpassende Zusammenordnung zu finden, und
nachtrftglich wird des Pausanias an sich so kurze und ungenügende
bescbreibung befragt
Jederseits von der in ruhiger majestftt ragenden mittelfigur
stellt sich eine gewaltig bewegte gruppe : ein Kentaur der ein weib
ergriffen ; und ein rftchender Lapithe. zwar ist von dem Lapithen
der einen gruppe bisher nur ein fusz gefunden, aber die frtlher noch
abgeleugnete, jetzt ungesucht sich ergebende Symmetrie, die in ihrer
miechnng von freiheit und strenge ein hauptmoment für die gesamt-
beorteilung der composition abgeben wird, diese Symmetrie läszt
Ton dem einen fusz nach Stellung und gewandung auch für die ganze
figur auf fibereinstimmende haltung schlieszen. dem andern Lapithen
4 hat Treu jetzt den früher Ausgrab. 11 tf. IXB einem weihe E* zu-
«rteilteii köpf gegeben; wie mir scheint mit recht, da er nach masz-
gftbe des jetzt vorhandenen keiner der vorhandenen frauen gehören
kann, die Voraussetzung ganz neuer figuren aber keine wahrschein-
liehkeit bat. die haartracht jenes kopfes hat nur eine scheinbare
ibnlicbkeit mit derjenigen an andern frauenköpfen des giebels ; in
Wirklichkeit steht sie, abgesehen von der verschiedenen ausführung,
dem köpf der mittelfigur am nächsten, die edle gesichtsbildung,
freilich von dem verzerrten antlitz des Lapithen G stark verschieden,
halte ich durch die hervorragende bedeutung des kämpfenden bei-
den, des brftutigams Peirithoos selbst, wie sich ergeben wird, für
genfigend erklärt, derselbe fühlt ja auch nicht wie jener G die zahne
des bestialibchen gegners, sondern in edlem zom schwingt er ge-
waltig und siegreich die waffe, und von solcher leidenschaft offen-
bart auch seine stim die spur in einer falte, wie sie wol männer-
aber nicht frauenköpfe des giebels zeigen , wenn man von den alten
weibem absieht, deren runzeln aber wieder durchaus verschiedener
bildung sind, die Unmöglichkeit unter dem ausgestreckten rechten
arm der mittelfigur den hochragenden Lapithen unterzubringen, war
der erste grund für Treu die früher angenommene anordnung zu
verlassen und HIK links (vom beschauer), MNO rechts von der
mittelfigur zu stellen, so kommt dann , wie richtig bemerkt wird,
die durch ihre reichere kleidung — und hier ist der vergleich des
ortgiebels von Wichtigkeit — als die braut charakterisierte eben auf
die Seite, wohin sich die mittelfigur wendet, die Pausanias für
Peirithoos hielt, gewis irrig, aber auch mit diesem irrtum jene an-
ordnung bestätigend, endlich nennt ja Pausanias — und hier kommt
jener iirtum nicht in betracht, wol aber die öfter an ihm bemerkte
' deren entfeUlich Terstümroelten köpf brachte die vierte cam-
pefBe zu tage: vgl. den 36n bericht, arch. zeitang 1879 s. 121.
42 EPetersen: anz. v. Ausgrabungen zu Olympia. IIL
pedantische genauigkeit in der aufzählung gereihter figoren (vgl.
Heydemann im Hermes IV s. 381 und Loeschcke in der arch. ztg«
1876 8. 113, 17) — nach der 6inen seite ganz klar znnftchst der
mittelfigur den Kentauren mit dem weihe, danach erst den Lapithen,
während er auf der andern seite sich minder klar ausdrttckt, nnd
doch so, dasz ich (kunst des Pheidias s. 344) aus seinen Worten un-
gefähr die richtige Vorstellung gewinnen konnte, freilich ist nun
die mittelfigur, wie schon bemerkt, nicht Peirithoos, sondern ein
gott, am wahrscheinlichsten Apollon : es liegt auch hier wieder einer
jener von Pausanias sei es selbst begangenen , sei es nachgesproche-
nen Irrtümer vor, wie sie durch die aufgrabung von Olympia mehr*
fach erkannt sind und danach natürlich auch anderswo vorausgesetzt
werden dürfen, die herabhängende linke des gottee hat ohne
zweifei ein abzeichen desselben gehalten, welches aber^ das iSszt die
bildung der band weder in der vergrOszerten abbildung tL XXVI bis
XXVn 1 noch im gipsabgusz leicht errathen. die andere ebd. 2 — 4
abgebildete band, welche einen nicht ganz deutlichen gegenständ in
etwas löslicher weise, mehr mit den fingern als mit der faust packt,
ist in text und abbildung noch dem gott gegeben; doch hat dr. Tran
mittlerweile eine flachgestreckte band' als die rechte des gottes er-
kannt und jene dem Kentauren I zugeteilt, der ergriffene gegen-
ständ, vermutlich ein dem Lapithen gehöriger, wird damit noch
nicht gerade deutlicher; der gott aber wird von dem anstöszigea
eingreifen in die handlung befreit. Peirithoos^ dürfen wir nun füg-
lich den Lapithen H^ nach Pausanias Kaineus, nennen, der dordi
Stellung und handlung dem gegenüber genannten Theseus noch ge-
nauer entspricht, als man erwarten durfte, denn auch jener kann in
den beiden hoch gehobenen armen nicht wol eine andere waffe ge-
schwungen haben als das für diesen von Pausanias bezeugte beil.
Sicher sind femer die liegenden weiblichen eckfiguren, nymphen
oder wie man sie nennen mag. es sei verstattet hier auf die merk*
würdige Verschiedenheit der kopfbildung an der links liegenden A
von allen übrigen erhaltenen kOpfen aufmerksam zu madien. alle
übrigen, männliche wie weibliche, jugendliche wie ältere, auch der
köpf des gottes zeigen einen und denselben schultypus, von welchem
jener einzige in allen wesentlichen stücken abweicht, in der bildung
der stim mit vortretender mitte, der hohen aber schmalen nase, der
äugen, sowol in schnitt und linie der lidränder — man beachte auch
das zusammentreffen des obem und untern lides im äuszem winke!
— als auch in der gesamtlage beider äugen zu einander, der lippen,
besonders im äuszem umrisz, des kinnes und des umrisses der kinn-
lade, aber auch im gesamtbau des kopfes namentlich von vom ge-
sehen, ja man zeige an einem andern köpf des giebels etwas was
sich mit den freilich nur kleinen locken vor den obren unserer liegen-
' vgl. den SSn bericht, arch. zeitang 1879 8. 118. * Roberts er-
klärang (arch. zeitang 1877 8. 91) kann ich nicht gntheUien.
EPetersen: anz. v. Aasgrabangen zu Olympia. III« 43
den Tergleichen liesze. dieser 6iiie köpf ist durchweg von edlerer
Vfldaiig als die übrigen, ich unterlasse noch die erklärung dieser
thittache zn formnlieren; dasz dieselbe für die wichtigsten konst-
gMchiditlichen fragen, die sich an diese giebelgnippen Imüpfen, von
einiger bedentnng ist, wird man schwerlich leugnen.
Ebenso sicher fügt sich femer auf jeder giebelseite etwa in der
mitte Bwischen mittel- and eckfignr eine gruppe aas Kentaur, weib
und Lapith bestehend, die Symmetrie, in den hauptmassen voUstttn-
dig^ ist im einzelnen wieder durch differenzen gemildert, das an-
steigen der linien Iftszt nicht zweifeln, dasz die Kentauren näher der
ecke standen^ womit jeder gruppe ihr platz rechts und links gewie-
sen iet. die in der ausführung besonders mislnngene niederbeugung
des Kentftoren, so dasz das Vorderteil mit der brüst auf dem boden
lag, während das hinterteil mit wunderbar eingebogenem rücken
bodistebt, scheint mir Ton Treu falsch ausgelegt zu sein : dasz der
Kentanr Ton des Lapithen faust niedergezwungen kraftlos zu-
nmmenbreche. schon die werte dürften einen widersprach enthal-
tM^ und die ganze auffassung ist weder mit der kräftigen armbewe-
gvng dee Kentauren vereinbu* noch überhaupt möglich, ich möchte,
wie ftoeh Curtius, wenn ich nicht irre, sich geäuszert, mit verglei-
ehnng des pompejanischen Wandgemäldes (Heibig Wandgemälde
n. 1146) 80 verstehen, dasz der Kentaur freiwillig sich niedergelassen,
um dna weib auf seinen rQcken zu werfen, während der Kentaur der
rechten gruppe 5 in diesem bemühen beide arme verwendet , hatte
derjenige der linken gruppe (D) wahrscheinlich nur 6inen arm dazu
frei, und dessen bewegung wird die hebung der rechten brüst bei
dem knienden weibe E veranlaszt haben, die bei der Verstümmelung
noch nieht hinlänglich klar ist. zum ersatz für den andern, vermut-
lich durch den gegner beschäftigten arm braucht der Kentaur D in
jetzt wenigstens etwas ungeschickt erscheinender weise das linke
kinterbein. während diesen der Lapithe mit beiden armen gepackt
zu haben scheint, bohrt der besser erhaltene I dem räuber, den die
linke im haar gepackt haben musz, das schwort von unten her in die
brüst, nirgends in den giebelgruppen ist die kluft zwischen der
geistvollen conception und der rohen ausführung so grosz wie hier.
Jetzt blieben nur noch die lücken zwischen diesen in der mitte
jeder giebelhälfte aufgestellten grappen und dem centrum einer-,
den eckfiguren anderseits zu füllen ; und wieder boten sich zwei paare
von gegenstücken. nach den ecken zu schieben sich zwei alte frauen
tin , zwar durch Verschiedenheit des marmors — pentelischer, nicht
parischer ist es — und einen auffillügen realismus in der behand-
long der köpfe abstechend, sonst aber in allen stücken überein-
itimmend und unmöglich auszusondern, beide in gleicherweise gegen
die mitte hin gelagert wie die eckfiguren , aber über diese erhoben
dvrth die unterläge : bei der einen ist ein polster der KXivT] erhal-
ten, ein mittel das von den Kentauren gestörte hochzeitsmahl
zu veranschaulichen, alle subjectiven bedenken , welche aus zwei-
44 EPetenen: anz. v. AuBgrabnngen zu Olympia. IDL
oder dreimaliger Wiederholung so ähnlicher körperhaltnng sich er-
heben mögen, können, wie Treu richtig bemerkt, gegen den zwang
der thatsachen nicht aufkommen, kaum ist es bei gegebener hori-
zontaler unterfläche des polsters und einzelner körperteile möglich,
der längenaxe der gelagerten alten eine wesentlich andere neigong
zu geben; eher mochte die bewegung der arme zur differenzierang
dienen, das scheint auf der rechten giebelseite noch jetzt erkennbar.
Gegen die mitte endlich schlieszt sich an die gruppe mit dem
niedergebeugten Kentauren jederseits noch eine gruppe an : je ein
Kentaur, einmal mit einem erwachsenen, das andere mal mit einem
noch knabenhaften^ Lapithen. der Kentaur ist beide male, höchet
charakteristisch für die ganze art der darstellung, nur mit halbem
leibe gebildet, dh. der fehlende hinterleib durch anstoszende fignren
verdeckt; und beide male ist der vorderleib weder so hoch gehoben
wie bei den zwei Kentauren zunächst dem gotte, noch so tief herab-
gedrückt wie bei denen zunächst der ecke, die Symmetrie ist hieTi
und hier allein insofern verletzt , als die Kentauren nicht entgegen-
gesetzte sondern gleiche richtung haben, dh. beide linkshin. fttr ihre
Verteilung auf die rechte und linke giebelseite hat Tren sich wieder
zunächst durch die masze leiten lassen, wonach der knabenräuber
auf die rechte seite kommt, dann auch zur bestätigung den Paosanias
angeführt, der jenen eben neben den Theseus stellt.
Wol ist noch auf fernere ergänzende fände zu hoffen , wie de
ja teilweise auch schon die vierte campagne gebracht hat: ganznene
figuren werden voraussichtlich nicht hinzutreten , und die ordnnng
der vorhandenen wird voraussichtlich keine wesentliche abftndenmg
mehr erfahren, dasz wir so weit gekommen, danken wir der erfolg«
reichen grabung und der unverdrossenen bemühung von Tren und
seinen Vorgängern.
^ wäre er erwschseD, so würde die dsrstelluDg in der zahl der hel-
deD mit der interpolierten fassang von Ilias A 263 ff. Übereinstimmen.
Prag. Eugbk Pjbtbrsbn.
7.
nPOYCeAGQ.
Das seltsame, nur an zwei stellen der classischen graecität (Aiadi.
Prom. 437. Aristoph. Frö. 730) überlieferte wort TrpouccXctv ist
zuletzt durch Wilhelm Clemm einer eingehenden unterenchnng
unterzogen worden in den Acta societatis philologae Lipsienais I
s. 77 ff. Clemm hat das verdienst Einmal durch sorgif<ige samlnng,
Zusammenstellung und kritische sichtung des materials die form
TrpouccXeiv als die einzig zuverlässig beglaubigte erwiesen zu haben,
dann aber die unhaltbarkeit der bis jetzt gangbaren erklftrungen nnd
etymologien, auch der Buttmannschen (Lezil. 11 n. 89) dargelegt zu
haben, seine eigne erklärung aber, die ziemlich allgemeinen an»
KZaoher: TrpouccX^ui. 45
klang gefimden zu haben scheint, ist meiner ansieht nach ebenso ver-
fdüt wie die früheren.
Er &8zt nemlich irpouceX^ui als eine Zusammensetzung aus
npo-cc-cX^ui, wo Ikiw für elX^u) stände und die bedeutung wäre
^bedzingen'. das sieht zunächst überraschend einfach und pro-
babel und fast wie das ei des Columbus aus. wunderbar nur, dasz
keiner von den alten griechischen auslegem auf diese einfache lOsung
gekommen ist. es musz ihnen doch sowol die zusammenziehung von
irpo nnd ic zu rrpouc als auch ein verbum iXiw ganz unerhört ge-
weaen sein, in der that findet sich für die zusammenziehung von
«po nnd Ic zu rrpodc, wie Clemm selbst s. 84 zugibt, kein weiteres
bcispiel , obwol mit irpoeic zusammengesetzte verba doch nicht so
selten sind (freilich , so viel ich sehe , nie bei dichtem vorkom-
i). über die form dX^ui aber sagt Clemm (s. 84) : 'eher könnte
jemand in dem verbum dXeiv Schwierigkeiten finden wollen, weil das
pncsens des simplex gewöhnlich etwas anders lautet, die wurzel ist
FcX «drftngen», und in unserm decompositum rein erhalten wie im
pert {-€X«^at, während man im praesens mit ersatzdehnung und nach
Tcnchiedener bildung elXXuj, efXui, e\kiw sagte . . • dasz aber von
der wnnel FeX «drängen» überhaupt ein praesens dX^uj besonders
bei dichtem neben eiXdui gebildet werden konnte, wird niemand be-
zweifeln.' dasz eine form dXdui von wz. FeX an und für sich möglich
iftt, zeigen verba wie dfidu) crepduj usw. dagegen musz ich allerdings
bezweiüeln, dasz Aischjlos neben dem gebräuchlichen elXdu) eine
form ikiu) habe 'bilden' können, und diese entstehung des wertes
musz man annehmen, wenn man Clemms erklärung beistimmt, denn
die Zusammensetzungen von verben mit doppelten praepositionen
sind ihrer natur nach eben nur singulärbildungen einzelner autoren.
80 würde also Aischylos das wort zuerst gebildet, Aristophanes es
Ton ihm entlehnt haben, aber daran ist nicht zu denken.
Erweiterungen des reinen Stammes durch -du; finden sich ja oft
genug als nebenformen teils als blosze praesensstämme , teils durch
die tempusbildung durchgehend, aber doch nie so wie dies ver-
natete dXduj. neben dem unverstärkten und unerweiterten thema-
tischen stamm (ich beschränke mich auf wurzeln die mit einfacher
liquida schlieszen) finden sich dpdui dpdo^ai neben ^po^ai (Hom.
eipopai); dTTi^eXdoMai und dTTiMdXo^ai, CTcpdui und crdpo^ai, wozu
«ich zu stellen d^dui lat. romo, neben einem durch j verstärkten
praesensstamm: Kupu) KUpdui, HupOfiai Eupdu), reipui repdu) (nur bei
Aischylos), GdXXuj Gr^Xdui, cxdXXuj CKcXduj. zu keiner von diesen
beiden classen würde dXdui gehören, denn eine reine Stammform
dXai ist gänzlich unbekannt, und die praesensform eiXuj ist, wie
Bmgman Studien IV 122 nachgewiesen hat, nicht durch epenthese
&a8 FeXju), sondern durch ersatzdehnung aus FeXvu) entstanden (wie
die formen dor. FrfXuj, lesb. dXXu) erweisen), nun haben zwar auch
die praesentia auf VUJ nebenformen auf duj, aber es tritt dies e immer
am den schon durch v verstärkten stamm : ßuvui ßuvdui, 6uvu) Guvdw,
46 EZacher: irpouceXiui.
btvuü btv^u), TTiTViu TTiTV^ui, q>9iviu q)Oiv^uj usw., und so istgebfldet
elX^ui = FcXv^ui.
Wird dadurch auch nicht die absolute Unmöglichkeit einer form
FeXeu) neben FcXvuj und FeXv^u) bewiesen, so wtfre doch eine solehe
form eine sehr unglaubliche Singularität , und vor allem iat es im-
wahrscheinlich , dasz sich Aischylos ihrer sollte bedient haben ra
einer ebenso singulären Verbindung mit irpo und ic.
Noch schlimmer sieht es aber mit der bedeutung aus, die
Clemm seinem compositum vindiciert. er sagt s. 85 : ^die bedeatong
unseres wertes ergibt sich von selbst und passt vortrefflich zu beiden
stellen, der begriff von eiXeiv drängen, womit dXiacofiat
«ich gerathe in bedrängnis» wurzelverwandt ist, wird hier Ter*
stärkt durch die praeposition cic (de), welche die feind-
liche richtung ausdrückt, wie in eicatccu), cicaKOV-
t(2:uj, eicopfidu) ua., also «be-drängen» ; das vorgesetzte rrpo be-
zeichnet dann nicht etwa ein zeitliches prius, sondern dasz etwas
vor aller äugen geschieht, wie in irpOTniXaKiZeiv , womit eben anaer
TrpouceXeiv erklärt wird, und TrpoaTopeuuj «öffentlich reden, öffent-
lich bekannt machen^, es ist bemerkenswert, wie der begriff tob
ciXdu) «drängen, bedrängen» an beiden stellen des Aischylos und
Aristophanes so nahe liegt, dasz selbst Hermann und Buttmann ao.
und ausf. gramm. II ' 164, wenn auch auf umwogen und durch irrige
Voraussetzungen, doch schlieszlich auf diesen Zusammenhang ge-
riethen. die beiden praepositionen dienen aber nur dazu , die ange-
messenheit des verbalbegriffs zu erhöhen.'
Dasz die praep. eic jemals zur bloszen Verstärkung diene oder
dienen könne, musz ich entschieden bestreiten, die praep. eic drfickt
stets aus, dasz etwas in einer bestimmten. richtung intensiv sich be-
wege oder bewegt werde, und wenn das ziel nicht ausdrücklich an-
gegeben ist, so ist es so selbstverständlich, dasz es stillschweigend
ergänzt wird, so ist es auch bei den von Clemm zum beleg fttr die
nur verstärkend die feindliche richtung ausdrückende bedeutung von
eic angeführten verben. bei elcaKOVTiZuj ist zu ergänzen eic Todc
TToXe^iouc, bei eicäiccui ist selbstverständlich gleichfalls stets ein
ort gedacht oder ausdrücklich angegeben, nach dem das springen
gerichtet ist. so heiszt es bei Ar. Wo. 996 ausdrücklich: fii^b' elc
^PXncTpiboc eicärreiv: was zu 543 oöb' eic^He b^bac ^xouca zu er-
gänzen ist, wird freilich nicht ganz klar, vermutlich eic Tf)v ciCT)Wiv
oder TÖ G^arpov, wie 544 ^Xr|Xu6ev. der scholiast sagt zu 543 oOk
fcTi bfiXoc ivTaOOa xivi TrapoveibiZei, dXX' !cu)c teuriji, direl Trerroi-
TiKev iw Tiu TeXei toO bpd^aToc kqio^^vtiv Tf)v biarpißfiv CuiKpdTOuc
usw. und so auch zu v. 537 IcT^ov bl ön TrdvTa öca &v X^tQ eic
teuTÖv Teivei. toüc ufev tap (pdXriTac eicrJTatev dv t^ AuciCTpdrg
. . TQC bi bqibac kqI tö iou iou dv Neq>dXoeic TOTrpujTOV. das ist
natürlich unsinn, doch ersieht man dasz der scholiast zu eic^Ec er-
gänzte eic Tf)V CKiivrjv. worauf der dichter anspielt, ist nicht zu er-
kennen, ebenso wenig fehlt bei eicop^duj ein locales object, irpöc
KZacher: irpouccX^ui. 47
Tiva Flut. Mor. 775 % OdXa^iOV €icop^iu^^VT)V Soph. Trach. 913. eher
kannte man eine verstärkende Wirkung des eic zu sehen glauben in
Wörtern wie eicaKOUUJ, eicopdu), doch ist auch hier ursprünglich
ein locales object gedacht, das aber deswegen leichter verblassen
konnte , weil diese verba nicht verba der bewegung sind, bei einem
verbum der bewegung dagegen wie ciXuj kann eic seinen localen
mn nie verlieren , und eiceiXuj kann nie etwas anderes bedeuten als
'hiiemdrftngen'. und sollte es etwa auch die bedeutung haben kön-
nen von 'eintreiben, einkeilen', so würde dies doch immer local blei-
ben müssen und ein ort, wohin das drängen gerichtet ist, zu ergän-
len sein.
Aus den angeführten gründen scheint mir die Clemmsche er-
klinmg abgewiesen werden zu müssen, vielleicht gelingt es mir
ose wahrscheinlichere aufzustellen.
Wenn das ou von irpouceX^u) weder durch epenthese eines F
oder ersatzdehnung, noch durch contraction aus o und € entstanden
sein kann, was bleibt dann noch übrig? man musz zusehen, ob
akht vielleicht das ou stammhaft und von einer Zusammensetzung
mit der praep. Trpö gänzlich abzusehen ist. irpouccX^uj könnte ganz
wol abgeleitet sein von einem mit dem suffix Xo gebildeten *iTpou-
uXoc wie mncX^u), öxX^uj aus kukXoc, ^X^oc, Koprep^uj aus Kdp-
TCpoc usw. jenes * TrpouceXoc aber könnte wol zusammenhängen mit
dim nur aas der ältesten graecität noch einigemale belegten, aber
offenbar damals schon mehr und mehr absterbenden btaTrpucioc.
dies wort findet sich bei Homer nur in dem adverbial gebrauchten
ftccosativ öiaTipuciov und zwar fast ausschlieszlich in der formel fjucev
öi öurnpuciov D. 9 227. A 275. 586. M 439. N 149. P 247; sonst
nurnoch P748 ujctc irpujv Icxdvei übujp gXrjeic, Tiebioio biairpuciov
TCTuxnKubc. zu jener formel vergleicht sich noch hj. Apbr. 80 bia-
vpuciov KiOapiZuiV und das adjectiv biairpucioc ebd. 19 biairpuciai
iXoXirrai, Soph. OK. 1479 biairpucioc ÖTOßoc, Eur. El. 1309 bia-
ffpOciov K^Xabov zu dem TTpuiV Trebioio biairpüciov tctuxiikuüc
Find. Nem. 4, 83 NcotttöXcmoc b* 'Aireipiii biairpucicji (KpaieT).
die grundbedeutung scheint Döderlein (Hom. gloss. n. 640) richtig
erkauit zu haben: 'durchdringend', und so erklärt er auch den
^torrpuciov KiOapiCTrjV hy. Herrn. 336 als 'einen der überall durch-
bricht*, in der stelle D. P 748 ujct€ irpubv usw. 'schrumpft es zur
bedeutung einer praeposition zusammen , ähnlich wie D. Y 362 CTi-
X6c €1^1 bia^TTCpec, womit es überhaupt synonym ist; vgl. Od. k 88
öv iripi TreipT] i^XtßaToc t€tuxiik€ öiaMirepic dficpoT^pujöev.* viel-
leicht doch noch lebendiger: 'durch die ebene hindurch dringend,
i)ch hindurch erstreckend.' am weitesten verblaszt würde die be-
deotung sein bei Pindar : 'die bich weithin erstreckende Epeiros.' das
vori von Tropeuuj abzuleiten, wie Döderlein will, ist unmöglich: es
fflibte dann etwa biaTropeuciMOC oder bidTropoc lauten; wjoI aber
hingt es, wie CurtiusEtym. 601. 705, Sigismund Stud. V 177 richtig
erkannt haben , mit der wurzel par zusammen , die auch iTOpcuui zu
48 KZacher: irpouccX^w.
gründe liegt, man hat sich wol aus wz. par (pr) eine vollere form
jpru, dann j>ru5 entwickelt zu denken, in der bedeutung 'dnrehbofarenf
stechen', so ist ötairpucioc das durchdringende, durchbohrende, und
dieselbe bedeutung mag ursprünglich *7rpouc€Xoc gehabt haben : 'das
bohrende, stechende, schneidende, peinigende', so dasz also iTpouc€-
\iwt das als alleiniger rest dieser sippe übrig geblieben ist, nur noch
die abgeleitete und verblaszte bedeutung ^peinigen, quiQen' zeigt,
so würden sich biairpucioc und TrpouceX^UJ als die griechischen gUe-
der einer Wortfamilie ergeben, welche bisher nur in den verwandten
sprachen belegt war, und die eben auf die aus der wz, par weiter
entwickelte grundform prus zurückgeht, hierher gehören lat. prur-io^
prur-igo , pruna und pruina : denn das gefühl heftiger hitze sowol
als kälte ist das eines Schneidens oder stechens. daher eben aus der-
selben Wurzel geleitet goi friusa frost , ahd. freosan , mhd. vrieaen
frieren; skr. pHvish brennen, versengen , jpru^^va tropfen , gefrorener
tropfen, reif. vgl. JSchmidt zur gesch. des indogerm. vocalismos
n 271 ff. Fick vergl. wörterb. I 680.
Ist meine annähme richtig, so würde der wurzelvocal, der in
biaTipuctoc noch auf erster stufe steht, in ^irpouccXoc gesteigert sein,
wie es ja in den bildungen mit dem suffix Xo häufig genug geschieht
(vgl. PRenisch de nominibus graecis in *Xoc terminatis, diss. inang.,
Breslau 1877). die häufigste Steigerung ist die des wurzelvocals €
zu 0, zb. boOXoc, öttXov, ^x^^c, KpÖToXov, ßÖTraXov, CTpöq>aXoc,
TpöxaXoCy bopKoXic, CKÖireXoc, CTpoßeXöc und crpößiXoc, TrojuiiTiXoc,
TpoxiXoc, cq>övbuXoc. Steigerung des i-vocals in beiXöc (wz. bl
fürchten), aiOaXoc aiOdXri, beiKcXov, etbuiXov deibeXtoc cibaXijuioc«
am seltensten ist allerdings die Steigerung des ti-vocals : XcuTCtX^oc
und TTCUKdXifioc, und, was am meisten zu unserm *Trpouc€Xoc passen
würde, KpouTraXa, wenn dies mit den entsprechenden lateiniachen
scrupeda und scuHponea auf die wz. shrup zurückgeht, vgl. Walther
KZ. XII s. 402 anm.
Dasz aus solchen nomina auch häufig genug secundärverba ab-
geleitet werden, ist bekannt genug; am häufigsten sind bildungen
auf -iZiuj, wie dpTiaXiZofiai, CTpoq>aXi2;u), dvTpoTroXiJIoMaty C9aic€Xt£ui
uva., doch fehlt es auch nicht an verben auf -dZuj, -duj, -^u) und -jui,
wie dTcXdZu), KQTXOiXduj, KpamaXduj, öxX^uj moxX^u) öitX^ui, viel-
leicht auch ^KTratX^o^ai und das unklare ^pecxcX^uj. ähnliche bil*
düngen sind KapTcp^u) fiapTup^u) ua.
Wir würden dann in irpouceX^uj ein wort vor uns haben, das
schon zu Aischjlos zeit veraltet war, vielleicht von ihm aus einem
dialekt aufgenommen wurde , und das Aristophanes nur 6inmal dem
groszen tragiker nachgesprochen hat, um seiner eindringlichen rede
gröszero würde zu verleihen, die grammatiker griffen das seltene
wort bald auf und brachten es mit den irpoc^Xrivoi in Verbindung,
und so entstand jene heillose Verwirrung, die den modernen gnunma-
tikem so viel mühe verursacht hat.
Halle. Eonrad Zaobbb.
RFOnter: ans. v. YGardthausens griech. palaeographie. 49
8.
OBUSCBI8CHB PALA&OORAPHI£ VON V. GaRDTHAUSEN. druck und
TerUg Ton B. G. Teubner. Leipzig 1879. XVI u. 472 s. mit 12
tideln. lex. 8.
Obwol Montfaucons ' palaeographia graeca' noch heute den
namen einer •taonenawerten leistang verdient , und obwol der von
ihm nicht nur entworfene, sondern auch aufgeftlhrte stattliche bau
^Tth Tischendorf, Wattenbach und andere noch hie und da aus-
baa, Verbesserung und ausstattung erhalten hat, muste doch eine
dsB nnforderungen der Jetztzeit, insbesondere den erleichterten repro-
dactionsbedingungen entsprechende griechische palaeographie als ziel
ins söge gefaszt werden, an die lösung dieser aufgäbe ist Gardt-
bansen gegangen, welcher bereits mit seinen *beitrftgen zur griechi-
schen palaeographie I — lU' (sitzungsber. der k. Sachs, ges. der wiss.
1677 und 1878) und zwei andern aufsfttzen 'zur tachygraphie der
Griechen' (Hermes XI s. 443 — 457) und 'über den griechischen ur-
ipmng des armenischen alphabets' (zs. d. deutschen morgenländ.
ges. 1876 s. 74 ff.) auf diesem arbeitsfelde erschienen war und sich be-
acnders um die erkenntnis der jängem unciale, der ältesten minuskel-
ftdirift ond der griechischen tachygraphie Verdienste erworben hatte.
die Irncht seiner arbeit liegt in dem werke vor, welches hier zur an-
leige gelangen soll, und da habe ich zunächst mit aufrichtiger freude
En conatatieren , dasz durch dies werk die forschung auf diesem ge-
biet eine entschiedene fßrderung erfahren hat. insbesondere hat sich
G. , wenn ich von dem bereits in den oben genannten Schriften ge-
leisteten und hier nur wiederholten absehe, dadurch Verdienste er-
worben, dasz er die beobachtung der ligatur der buchstaben, der
Schrift unter oder über den linien, der Ornamente zur grundlage der
palaeographie gemacht oder wenigstens zu machen verbucht hat. das
buch ist neben Montfaucons und Waitenbachs Schriften für jeden,
der sich mit fragen griechischer palaeographie zu befassen bat, unent-
behrlich, ein noch gröszeres verdienst würde demselben beizumessen
sein, wenn G. sich noch umfassendere autopsie von handschriften
und damit gröszere Unabhängigkeit von den als unzuverlässig erkann-
ten katalogen verschafft, aber auch wenn er hie und da noch bedäch-
tiger und sauberer gearbeitet hätte, jetzt ist dem benutzer eine Prü-
fung der einzelnen angaben nicht erspart, es würde mir jedoch wider-
streben die folgende besprechung zu einem bloszen Verzeichnis von
venehen zu machen, auch wenn ich dem buche nicht manigfache be-
lehning verdankte, sondern ich ziehe es vor in die erörterung der
crrata selbständige bemerkungen einzustreuen, weit entfernt davon
die nichtberücksichtigung derbclben dem vf. zum Vorwurf zu machen,
londem teils um ihm mein interesse an seiner arbeit zu bekunden,
teils um den hoffentlich zahlreichen benutzem des buches nützliche
ängerzeige zu geben, ich kann aber bei weitem nicht alles berühren,
»ondem musz mir versagen auf viele fragen einzugehen nicht blosz
JAkrV^chcr fhr cUm. philol. 1S»0 hfl. 1. 4
50 BFörster: anz. v. VGardthausexiB griech. palaeograpbie.
wegen der beschränktheit des mir zugemessenen raumes, 8ondeni
auch weil mir das material hier nicht in der wünschenswerten yoU-
ständigkeit zur Verfügung steht, den rath kann ich jedoch nicht
zurückhalten, dasz G. , wenn er, wie ich wünsche und hoffe« wieder
arbeiten über griechische palaeograpbie der Öffentlichkeit übergibt^
das gespannte Verhältnis , in welchem er zu dem gebrauch der grie-
chischen accente steht, abstelle und sich auch in bezug anf mii-
teilung der texte gröszerer Sorgfalt befleiszige. dafür soll ihm die
hinzufügung des namens der herausgeber von Schriftstellern wie
Cicero , Suetonius , Persius , Plinius, Plutarch, Diodor ua. in liberal-
ster weise geschenkt sein, endlich darf ich nicht unterlassen sehon
hier darauf hinzuweisen, dasz der Verlagshandlung für die nicht nnr
glänzende, sondern auch äuszerst lehrreiche ausstattung des Werkes
der wärmste dank aller, welche sich für diese Studien interessieren,
gebührt.
Das werk besteht aus einer einleitung und drei büchem.
Die einleitung (s. 1 — 18) ergeht sich nach einer kurzen ans-
einandersetzung über das Verhältnis der palaeograpbie sowol zur epi-
graphik als zur diplomatik unter der Überschrift 'geschichte und
litteratur' in angemessener weise über den schöpfer der disciplin,
Montfaucon, und seine nachfolger, besonders Bast, Tischendorf nnd
Wattenbach, Über die von Silvestre, Westwood, Sabas, Wattenbach nnd
AvVelsen, von der ^palaeographical society' herausgegebenen Schrift-
proben, hier war mir nur der satz (s. 5) aufüällend : ^während Mont-
faucon von den italiänischen gelehrten wie z. b. Zaccagni keineswegs
freundlich aufgenommen wurde , war der empfang in Rom aach von
Seiten des papstes Innocenz XII ein sehr wolwoUender.' war nicht
Zaccagni gerade custos der Vaticana?
Das erste buch handelt im allgemeinen vom Schreibmaterial
und zwar zunächst cap. 1 (s. 19—51) von den beschreibstoffen, worin
6. trotz anlehnung an die vorarbeiten von Schwarz, Becker -Mar-
quardt und Wattenbach doch manche bisher unbenutzte dankens-
werte notiz beibringt: zu s. 21 bemerke ich dasz sich thöneme in-
und aufschriften auch in Griechenland in groszen massen erhalten
haben, ich erinnere nur an die samlung im Varvakion zn Athen.
wenn es s. 29 heiszt: 'eine genügende Zusammenstellung der diptTcha
gibt es leider nicht, man ist noch immer angewiesen auf Qoris the-
saurus vet. diptychorum vom j. 1759', so ist die arbeit von Wieseler:
Mas diptychon Quirinianum nebst bemerkungen über die diptycha
überhaupt' (Göttingen 1868) übersehen, zum Verzeichnis der papiri
8. 38 bemerke ich dasz der papyrus des museo Borgia nicht mehr in
Velletri, sondern in Neapel zu suchen ist.
Cap. 2: form und einband der handschriften (s. 52-r-65). in
der s. 53 angeführten stelle des Lukianos irpdc diTraib. § 7 öirörav
TÖ Miv ßißXiov ^v xq X€ipl ix^c TidTKaXov, Trop9upav liiv ixoDf
Tf)v bi(p8^pav , xp^coGv bi töv ö^cpaXöv heiszt biqpO^pa nicht, wie
G. nach Marquardt röm. alt. V 2 s. 397 annimt, futteral (qMiivöXa),
RFOnrter: aoz. y. YGardthausens griech. palaeographie. 51
soadenif wie gewöhnlich, pergament. iTopq>upä 5iq>8^pa ist das
sog. parpnrpergament (s. 84). nicht anders bei Lukianos Trcpi tujv
IrA |iicOi{i oivövTurv § 41 toTc koXXictoic toutoic ßißX(otc, div
Xpucoi piv o\ ö^qMKXot, 7ropq)upä hk £ktoc8€V f) biqtBipa (äuszeres),
TO bi IvbOV f\ Sü^CTTlC icÜ TUJV T^KVOJV ^CTll(lH€VOC f\ OibflTOUC
(^iahalt), bei Julius Capitolinus im leben des Maximinus c. 30 (4)
CM» gritmmaiico daretur^ quaedam parens sua lihros Homericos amnes
pmrpmreas dedü aureis lüteris scriptoSy bei Hieron3rmu8 in der prae-
fiitio in librum lob: habeant qui völtmt veteres libros vd in membranis
pmp%trei8 auro argentoque descriptos vel unciälibtis^ tU vtdgo aiunt^
liäeris^ in dem von G. s. 300 angeführten briefe des Theonas : scrtbi
m pmrpureis menibranis et Utteris aureis Mos Codices non affectet.
Nicht ganz zutreffend ist in sprachlicher hinsieht die bemerkung
s. 55 : 'das Siegel bestand meistens aus wachs, das in gewöhnlichem
griechisch ^dX8a (Pollux VIU 58) genannt wurde , das die Attiker
aber ^urroc zu nennen pflegten.' letzteres findet sich nur Ar. Lys.
1199, welche stelle Hesychios udw. im sinne hat, und Pollux X 59
tagt nur: TÖv ^mTrjb€iov cic tö KaTacimaiv€c6ai KTipöv oi Tia-
Xaiol ^uirov uivÖMoZov, fidiXBa oder ^äXOr) aber findet sich so-
wol bei den attischen komikem als auch bei Demosthenes.
Ohne grund macht G. s. 60 gegen Wattenbachs auffassung von
Tpiccä ical Tcrpaccd (in drei und vier columnen geschrieben) und
f&r seine eigne auffassung {ierniones und quatemiones) bei Eusebios
T. Const. 4, 37 die stelle des Epiphanios kotq aip. t. III s. 532
(Oehler) 6 Tf|v M€TaTpa<pf|v dwö cxebapluiv dv leipdci Troirjcdjuevoc
geltend, denn die bedeutung von TCTpdc ist nicht ohne weiteres für
die von T€Tpaccöc beweisend, dagegen könnte Wattenbach für seine
ansieht die von ihm (schriftwesen im mittelalter s. 113) angezogene
btelle eines menologion (T€TpoiMMdvov ceXici rpiccaic von einer bibel
gesagt) geltend machen.
Zu einem komischen misverständnis hat der paläograph den
Philologen geführt in den werten s. 64: 'mit verliebe wählte man
zu bOcherdeckeln das holz der korkeiche, denn Hesychios erklärt das
wort q>€XXöc durch tujv ßißXiuiv fHujOev CKdirac^a, und das Etym.
M. (u. (pcXXöc) setzt hinzu : ^k bk toütujv tu»v b^vbpujv tivecGai touc
tpeXXouc olc KdxpTiVTm Trpöc Koucpic^öv tujv cujfidTUJV.' denn in der
stelle des Etym. ist cuj^a ebenso wenig ein bibliographisches corpus, als
KOiKptCMÖc etwas mit couvert zu thun hat. übrigens gehört die erklä-
rang von (pcXXdc ' tö toiv ßißXiuiV fHuiOcv CK^irac^a dem Suidas an.
Die aufschrift des buchbinders in dem Aristodemos-codex der
Pariser nationalbibliothek (suppl. gr. 607) lautet nicht, wie G. s. 65
nach Wescher angibt, AouKac Ou€pov€Vcric IXXtitcxtop Xr)ßpopOfi,
kondem AuHac 8ujpov€vcT]C iXXiitoiTop Xrjßpopu^ ßubevcic avv ... 5.
der buchbinder war aus Korone, also ein Grieche, vgl. Prinz in die-
lten jahrb. 1870 s. 194.
Cap. 3 : Schreibzeug (s. 66 — 75). dafür dasz abschreiber im
crient auch metallfedern benutzten, führt G. s. 72 an: ^dem ent-
A *
52 RFör&ter: anz. y. YGardthausens griech. palaeographie.
sprechend hat auch der byzantinische Schreiber Demetrioa (um 1466)
den beinamen erzfeder, Chal[co]condyla8 (vgl. unten KOvbuXiov).'
dieser byzantinische Schreiber ist der bekannte philolog Demetrios
aus dem geschlecht der Chalkokondylai von Athen, dies bertthmte
geschlecht aber ist nicht nach KOVÖuXtov, was übrigens nicht einmal
feder bedeutet, sondern nach KÖvbuXoc genannt: XaXKOKOvbuXt|C
ist der mann mit der ehernen faust.
Cap. 4: dinte und färbe (s. 76 — 86) undcap. 5: Ornamente und
initialen (s. 86 — 94). s. 90 wird fälschlich ein codex Marcianna 806
citiert. so viel griechische hss. hat die Marciana überhaupt nichts ei
ist codex 538. — Zu weit geht die behauptung s. 92 , dasz in dar
renaissance die meisten griechischen hss. im abendlande und flin
abendland geschrieben wurden, von der ersten hälfte des 15n jL
ist dies gewis nicht richtig. — In der litteratur über bjrzantiniBdu
miniaturmalerei s. 94 f. fehlt FWUngers arbeit 'griechische knnst'
in der Brockhausschen encyclopädie I bd. 84 und 85.
Das zweite buch handelt recht eigentlich von der s c h r i f t,
und zwar in cap. 1 (s. 95 — 111) von der geschichte derselben, hier
war für die frage, ob das Homerische Zeitalter eine buchstabenscfarift
besessen habe (s. 102) , nicht blosz auf GrSfenhans geschichte der
Philologie und Franz elementa, sondern auch auf Bergks OLG. I
8. 195 f. , Volkmanns geschichte und kritik der Wolfschen prolego-
mena (Leipzig 1874) nebst Harteis besprechung derselben zs. f. d.
Ost. gymn. 1873 s. 350 ff. und 1874 s. 822 ff. zu verweisen. — s. 106:
die gi'abschrift für die bei Potidaia gefallenen findet sich CIA. 1 442.
— Der auf s. 110 gegebene Stammbaum der Verzweigungen griechi-
scher Schrift stimmt in bezug auf das gothische nicht ganz mit da
8. 108 gegebenen aufstellung, wonach ^Ulfilas den grundstock seines
alphabets der griechischen uncialschrift entlehnt und nur in wenigen
fmien, wo diese nicht reichte, das lateinische zu hilfe genommen hat'«
Cap. 2: anordnung der schrift (s. 112 — 133). zu der s. 113 ge*
gebenen auflösung des monokondylion bemerke ich, dasz sich Mont-
faucon nur in bezug auf die zahlen I und II versehen hat, dasi in
z. 2 Y€Xiic(ou, in z. 4 nicht q>ep, sondern q)€p dh. q>€ßpouap(qi oder
q>€upouapiiu zu lesen ist. — s. 122 war ein zweifei an der fides des
Caspar Barth nicht zu unterdrücken, die erklärung 'acrostichis est
cum ex primis versuum litteris connectitur' geht auf Cic. de div, 11
54, 111 zurück. — Fälschlich wird ebd. bei dem epigramm von
Philai (CIG. 4924 ^ = Kaibel 979) von den namen der dichter ge-
redet, es ist nur 6in dichter: Catilius Nicanor.
Den schwerpunct des ganzen bildet cap. 3 : arten griechischer
schrift (s. 134 — 209), obwol es sich G. noch meiner meinung etwas
zu bequem gemacht hat, indem er ganze abschnitte mit geringen
änderungen aus seinen 'beitragen zur griechischen palaeographie' ab-
gedruckt bat. so ist s. 130 z. 9 — s. 137 z. 11 wiederholt ans den
beitragen I s. 3 f.; der abschnitt s. 154 — 168 'die jüngere unciak*
BFörater: anz. y. YOardthausens grieck palaeographie. 53
'. in 8. 3 — 20; der abschnitt 'rainuskelcursive' s. 176 — 188
i «migen znsfttzen aus beitr. I s. 4 — 14. diese herttbemAbme aber
nun teil auf die allermechanischste weise erfolgt, es haben nicht
mal satzgebilde wie 'um so dankbarer musz der yf. also den glttck-
mh zofall heryorheben , der es so fClgte , dasz ich alle syrischen
. Londons hm. Wright yorlegen konnte' (s. 1 56) eine ttnderung
ihren, und der satz 'im 7n jh. wurde im abendlande der Oxforder
BodL-Land. 35' (s. 166) ist torso geblieben. — s. 157 finden sich
Worte 's. das facsimile taf. 1', welche nur auf die ^beitrage',
ht anf die 'palaeographie' passen , da das betr. facsimile in letz-
er fehlt, ebenso steht es mit s. 161 anm. 3 's. die vorletzte
amne der dn tafel' und mit s. 164 anm. 2 's. aiphabet yon 680
f der 3n tafel'. an letzterer stelle müste die le tafel citiert sein.
i solcher oonfnsionen gibt es mehr.
Befremdlich ist mir die behanptung s. 146 f., dasz 'wir für die
orifi des 4n jh. nach Ch. mehr authentische documente besitzen als
' die spräche , weil die letzteren — wenn wir yon den sicher da-
rten inschrifben absehen, die sich ebenso gut graphisch als sprach-
b yerwerten lassen — uns doch nur in jüngerer redaction spSterer
flimiderte yorliegen , welche die sprachlichen eigentümlichkeiten
ser firühen zeit nicht mit der gehürigen pietftt respectiert hat.'
i 6. die werke des Libanios, lulianos, Himerios, Themistios,
•elnos, der Gregore von Nazianz und yon Nyssa, des Basileios,
ipbanios ua. studiert und eine solche redaction gefunden oder
kcht er nur einen — jedenfalls unerlaubten — rückschlusz yon den
issikem? — Bei dem psalterium^ das früher dem cardinal Nico-
[8 Cnaanus gehörte (s. 166), war zu bemerken dasz es sich jetzt
Coes an der Mosel befindet (Kraus im Serapeum XXYI s. 98). —
lenfalls eigentümlich ist die art wie G. sich über seine transcription
I Uspenskyschen papyrus äuszert. in den 'beitragen' I s. 7 be-
tkt er: 'da meine nacbforschungen nach dem yerfasser resultatlos
»lieben sind , so musz ich mich damit begnügen hier einfach eine
iiane transcription zu geben , so weit sie mir gelungen ist , und es
len überlassen, die in der theologischen litteratur der griechischen
the besser zu hause sind, dieses Schriftstück auf einen bestimmten
rfaaser zurückzuftihren.' das war verständig gehandelt und ge-
rochen, jetzt aber heiszt es s. 181 : 'weil ich nicht wüste, ob die-
; stück, das in der that noch nicht herausgegeben zu sein scheint,
hi in irgend einer theologischen samlung bereits gedruckt sei,
d weil es mir anderseits auch zu inhaltsleer erschien, um mich
t der constituierung des textes zu befassen , so hatte ich mich be-
ugt , einfach eine graphische transcription zu geben , obwol mir
ei yon einander unabhängige accentullrte Umschriften yon be-
undeter seit« zur yerfügung gestellt wurden, die stellenweise ent-
lieden richtiger sind als eine dritte, die Sp. Lampros im Athenaion
I (1877) 8. 251 publiciert bat.' ich verstehe eine solche spräche
cht: am wenigsten von einem palaeographen, für den doch der in-
54 KFörster: anz. v. VGardthaueens griech. paUeographie.
halt eines Schriftstückes von secnndärem wert ist ich hStte es
schön gefunden, wenn 6. einfach eingestanden hfttte, daas er viele
fehler in seiner transcription gemacht hahe und dasz ein eiiieblicher
bruchteil derselben durch Lampros verbessert worden sei. vgl. jetst
GiÜbauer zs. f. d. Ost. gymn. 1878 s. 813^817. — s. 187 f^t der
buchstab p. — Unverständlich ist mir s. 193: 'im j. 890. 914 findet
sie (die cursive form des v) bereits eine weitere anwendnxig bei KVU
und UV (taf. 5 r) 14, v 10. 12. 13 usw.).' hier ist entweder im text
oder in den tafeln etwas nicht in Ordnung: denn ich sehe kein kvu.
und hier wie bei den folgenden tafeln (6—11) macht sich doch dar
mangel an wirklichen Schriftproben bei diesem werke recht ftlhlbar,
weil der benutzer nicht in der läge ist an wirklichen wOrtem die
richtigkeit der von G. für gewisse buchstabenconfigurationen ange-
nommenen werte zu prüfen, ich gestehe dasz ich in dieser beüefaimg
nicht ganz frei von zweifeln bin.
Cap. 4: tachjgraphie (s. 210 — 230) ist zum grOsten teil ans
Hermes XI s. 443 — 457 und aus beitr. n s. 14 — 18 wiederholt, aadi
hier so dasz dies verfahren nicht ohne inconvenienzen ist. zb. s. 212:
^Zusammenstellung nach Kopp tachygr. vet. p. 453 ff. . . fthnlidie
Zusammenstellungen des alphabets sind bereits gemacht worden voi
Montfaucon (pal. gr. s. 355) und Kopp (tachygi*. vet. s. 453).' vor
allem wundert man sich dasz die einwendungen, welche Lehrs (wiu.
monatsblätter 1877 nr. 2 s. 30 f.) gegen G.s ansieht vom griechi-
schen Ursprung der tachygrapbie gemacht hat, keine berflck-
sichtigrung gefunden haben, mir wenigstens scheinen dieselben snm
teil recht triftig, gekannt hat sie G.: denn er bezieht sich 8. 227
mit einer allerdings eigentümlichen wendung auf den anfsats von
Lehrs. jedenfalls kann ich nicht zugestehen dasz G. seine thesia be-
wiesen habe, zunächst hätte meines erachtens der satz ans dem spiel
bleiben müssen : 'wenn die Tironischen noten das vorbild der grie-
chischen tachygrapbie wären, würde das Verhältnis des g^bens und
nehmens, wie es nun einmal zwischen beiden Völkern besteht, voll-
ständig umgekehrt werden' (s. 213). haben denn die Griechen gar
nichts von den Römern empfangen? man ttberschaae nur einmal
den Vorrat der aus dem lateinischen ins griechische herttbergenom-
menen Wörter, man denke an masze und gewichte, an architeotor,
um sich mit 6inem schlage von der grundlosigkeit einer solchen vor*
Stellung zu überzeugen, s. 244 gesteht G. selbst zu, dasz 'die Grie-
chen eine reihe römischer siglen, namentlich f)ir eigennamen, ans*
drücke des staatslebens usw. nachahmten', und doch läszt er sich
anderseits durch diese Vorstellung s. 233 zu der behauptung hin-
reiszen : 'dasz die Griechen diese cryptographie anwendeten, ist aller-
dings, soweit ich sehe, ficht überliefert, kann aber fast mit gewii-
heit vorausgesetzt werden, da sie auch bei den Bömem in gebranoh
war.' nicht günstig ist ferner für G.s ansieht der widersprach , in
welchen er geräth, wenn er einerseits behauptet (s. 213) : 'am meisten
müste man sich darüber wundem, dasz nicht das praktische bedüif-
RFönter: anz. ▼. VOardthaasens griech. palaeographie. 55
ids die Oriechen za dieser erfindong geführt haben sollte, wo eine
geriebtliche imd politische beredsamkeit existiert, macht sich diese
erfindmig eigentlich yon selbst, von den neueren Völkern sind es
diA EnglUnder' usw., anderseits (s. 215) das tachygraphische aiphabet
nicht in Athen, sondern in einer dorischen handelsstadt wie Korinth
entstanden sein läszt. was wissen wir von einer gerichtlichen und
poUtisdien beredsamkeit in Korinth (vgl, Cic. BnU. 13, 49)? wenn
wir OBS aber wundem sollen, so finde ich es am wunderbarsten, dasz
kein redner, kein lezikograph, kein scholiast der tachygraphie bei den
alten Oriechen gedenkt, und namentlich dasz der Grieche Plutarch
an der stelle, wo er von der erfindung der notenschrift durch Cicero
redet (Cato minor c. 23) , nicht mit einer silbe die Vorstellung ver-
lith, dasz diese erfindung von seinen landsleuten herrühre. — In
der Inft schwebt femer die behauptung s. 214: 'in der that existiert
eine positive fiberlieferung , dasz bereits wenigstens 6in schüler des
Sokrates (Xenophon) die reden seines lehrers tachygraphisch aufge-
zeichnet habe.' denn der ausdmck UTTOcriMCioCcGai in der dafür an-
geffthrten stelle des Laertios Diogenes II 48 TiptüTOC Ö7rocTi|Lietujcd-
lievoc rd XcTÖficva eic dvOpoJTrouc fit^H'^v enthält nichts von dem
was den kern der behauptung G.s bildet, von dem tachygraphischen,
aondeni beiszt ganz allgemein 'sich aufzeichnungen, notizen machen'.
nnd tachygraphische aufzeichnung ist geradezu durch den ge-
daaken aosgeschlossen von einer zweiten stelle des La. Diogenes
n 122 Cifiuiv CuiKpdrouc btoXcTOji^vou nva (corr. rtvi) iLv Imvti-
|i6v€ue intocr\ii€,iii)C€ic ^TroieiTO. denn hier handelt es sich nicht
am augenblickliche aufzeichnung. auch in der s. 228 angeführten
stelle des Epiphanios nötigt nichts bei cr)fi€Ta an Stenographie zu
denken, in gleicher weise wird auch die behauptung (s. 228), dasz
*tachy graphische Unterschriften officielle gültigkeit fanden', durch
die steile des Eusebios bist. eccl. VII 30 fi^XXovTQ bk i\br\ kqi cX€-
bov €iiT€iv TOic Ka6' f)MtüV TP^^MMOiciv UTrocTi|Lieiou^€VOV mit nichten
bewiesen. uTrocTiM€to0c8at hoiszt hier wie uTrociiM0tiv€c8ai, ötto-
€f)M€tuicic, CHMCiuiCic bei Eusebios ebd. V 19 nichts anderes als 'unter-
zeichnen', ähnlich wie subnotare bei Plinius ep. I 10 suhnoto libeUos,
and damit ist schon der erste sehr bedenkliche punct in G.s lesung
der Unterschrift des Leidener papyrus (s. 225) berührt, hätte eine
solche tachygraphische Unterschrift überhaupt gültigkeit gehabt?
wie kam man überhaupt dazu nicht mit vollem namen oder mit an-
fangsbuchstaben, sondern stenographisch zu unterzeichnen ? dasz im
altertom stenographische Unterschrift weniger auffallend wäre als bei
uns, weil es in ihm nicht mehrere, sondern nur 6in stenographisches
System gegeben habe (s. 228), ist eine ungenügende ausrede, wo
sind femer beispiele dafür, dabz die blosze namensunterschrift ohne
jeglichen beisatz ftlr die bestätigung einer Urkunde ausgereicht
habe? s. 366 f. will G. gar die Unterschrift (KXeoTrdTpa TTToXc^aToc)
wegen des fehlenden Kai für eigenhändig halten, keinesfalls darf es,
wie mir scheint, auf grund dieses von Böckh ins j. 104/5 gesetzten
56 RFönter: anz. t. YGardthaasens griecb. palaeogxaphie.
papjrus mit 6. als feststehend bezeichnet werden (s. 228 f.), dass
schon im zweiten jb. vor Cb. die griechische tachygraphie YoUatftndig-
ausgebildet und officiell anerkannt gewesen sei. vielmebr fiUlt daa
älteste Zeugnis für griecb. tacbygraphie erst in die scheide des iwei-
ten und dritten jb. nach Cb. und findet sich bei einem schrifttteUer,
der am römischen kaiserbofe lebte, nemlicb beim ftltem PUla-
Stratos, und zwar im leben des ApoUonios von Tjana 1 18 ^EeXcrdvCL
Tf^c 'AvTioxeiac jueTot buoiv GepaTrövroiv, 6 jutv ic rdxoc TP^Supiuv,
ö bk dcxäXXocJ — umgekehrt müssen abkürznngen griechiacher
Urkunden in gröszerm masze anerkannt werden, als G. dies thim will
(s. 224) : vgl. Franz elem. s. 354 f. und Hartel studien über attisehei
Staatsrecht und Urkunden wesen s. 41 ff.
Dasz in Rom noch ein zweiter tacbygraphischer griechischer
codex sein sollte , scheint mir gar nicht so unwahrscheinlich wie 6.
8. 221. Kopps Worte besagen nicht das was 0. in ihnen zu finden
scheint, dabei möchte ich an eine, wie es scheint, ganz vergessene
notiz über einen wenigstens einst in Rom befindlichen taohygnphi-
schen lateinischen codex, enthaltend Hygins werkchen de a8ir(mcmia^
erinnern, diesen hatte papst Julius II *e Dacia' geschickt erhaltflft
und dem Bembo war seine entzifferung gelungen, worüber dieser am
17n Januar 1513 an den pabst berichtet (epist. famil. lib. V 8. 570 ed»
Patav. 1535): 'quod ad te superioribus diebus liber e Dacia est
missus notis perscriptus cum vetustissimis tum aetate nostra inasi»
tatis atque incognitis quaeque legi posse nullo plane modo videbaa»
tur, perpetuum in eo felicitatis tuae cursum tenoremque perspezi • *
itaque cum singula perscrutarer oculis, animadverti in eztrema qoa-
dam pagina nostris literis exesis tamen et dimidiatis fere soriptam
versiculum, qui ostendebat illum esse librum notis antiqais per-
scriptum, erat autem is quidem liber Higini commentariomm de
sideribuB quaedam portio . . quamobrem Higiniano altere nostria
literis scripto libro cum Dacico illo collato signifioationes variaa
multiplicesque sensus notarum plurimarum percepi.'
Nicht gelungen ist endlich in diesem capitel der nachweis da-
für, dasz die drei zur zeit bekannten tacbygraphischen hss. in Italieii
geschrieben seien (s. 222). von dem Vaticanus wissen wir nnr dnrob
die nacbtrttglich hinzugefügte aufschrift toOto tö ßißX(ov fiv Tf^c
^ovf)c TT^c KpimToq>^ppiic, dasz er sich einst in der bibliothek ni
Grottaferrata befand, ebenso beweisen die lateinischen randnoten des
Pariser Hermogenes nur, dasz er sich im 14n jh. in Italien befand.
denn der codex selbst wird von Gardthausen ins zehnte jh. ge-
* ich weisz nicht, >vo Zeibig geschichte und litt, der geschwind-
schreibknnst (8e anfl. Dresden 1874) s. S9 diese stelle gefnnden hat»
er citiert sie 'in den briefen des Flavins Philostratns (Philostratas
ApoUonio 1. I.' aus ihm hat sie Gardthausen (s. 297 'Apolloniut ^an.
c. 1') und Oitibauer (denkschriften der Wiener akademie bd. 28 s. 6 'in
einem briefe des Flavius Philostratus*). schlug nicht beiden wenig-
stens das herz, als sie ^EdXauvc und Bcpdiroiv nachschriebeD?
RFOnter: ans. v. YGardthaasens griecb. palaeographie. 57
•eist.* und wm 0. als beweis ftlr die dritte hs«, die Londoner vom
j. 972 , anHlhrt, dürfte eher als beweis fttr das gegenteil angesehen
werden, er sagt: Masz die Londoner hs. in Italien geschrieben
wnrde, seigt die von erster band hinzugefügte chronologische tabelle
Ton 977 — 1408 nach Cb. mit ihren occidentalen angaben der jähre
Cbiisü und der epacten hinter den sonnen- und mondcjclen, bei
denen der Schreiber am schlösse der columne hinzufügt xaTOi Aari-
vouc; auch die ttberschrift der letzten columne: f| diTOicp^uiCic tujv
rpaiKttiv beweist y dasz der Schreiber kein Byzantiner war, weil er
sonst sicher statt Griechen Bhomaeer gesagt hätte.' letztern grund
Teraiehe ich gar nicht: rpoiKOt ist stehend , wenn es sich, wie hier,
nicht um nationalen sondern kirchlichen gegensatz handelt, und auch
Aonfvot ist die im munde der Griechen durchaus ttbliche bezeich -
nnng für die abendländer.
Cap. 5: kiyptographie (s. 231 — 242) enth< mancherlei neues
nnd beachtenswertes.
Cap. 6 : abkdrzungen (s* 243 — 260) ist an sich einer der wich-
tigften abschnitte, von G. jedoch nicht so gearbeitet, wie man hätte
erwarten sollen, mit recht stellt er es s. 245 als forderung hin 'an
datierten hss. nachzuweisen, wie der schätz der gebräuchlichen ab-
kflnongen sich im laufe der Jahrhunderte verändert nnd vermehrt
hat.' aber zur befriedigung dieser forderung ist nicht einmal ein an-
tats genommen, mit recht bemerkt er auch s. 247 , dasz keine der
bisherigen Zusammenstellungen der abkürzungen genüge, aber das gilt
nadi meiner ansieht auch von der seinigen, schon die anordnung
des veneichnisses kann ich nicht billigen, sie führt zur Unordnung.
denn in dem groszen Verzeichnis (s. 248 — 258) sind worte und
endungen nicht getrennt, und auf dieses folgt nicht nur ein Ver-
zeichnis 'hieroglyphisch-conventioneller', sondern auch ein Verzeich-
nis ^tachygraphiscber* abkürzungen, in welchem eine reihe von siglen
wiederkehrt, welche bereits in dem ersten Verzeichnis ihren platz
gefunden haben, zb. fürffrouv (s. 252), Kcrrd (s. 253), jLierd (s. 254),
irapd (s. 255). und mit welchem recht sind die verschiedenen abkür-
zungen für eici und cTvat s. 259 getrennt? die abkürzungen der
endungen hätten an die spitze gestellt werden müssen, aber auch
in anderer hinsieht genügt das Verzeichnis nicht, es läszt kritik ver-
missen; Tiele abbreviaturen sind sicher ohne erneute prüfung aus
den Ütem Verzeichnissen herübergenommen, wo findet sich dvTa-
noöulCO^€V so wie s. 249, Kporruc so wie s. 258, dpxtcpeuc so wie
s. 249 an zweiter stelle, irapä so wie s. 255 an zweiter stelle ange-
0 68
gegeben? wo findet sich ui statt u) (s. 246 und 258) "= d) dvbpec
'AOnvaiot? Tgl. Cobet Mnem. NS. III s. 148. und was ist beu-
T€pövo^€V (s. 250), 6eoq>dvou (s. 252), fir^vd (s. 254)? was ist
' »o ist anch die später hiniuffefiigte Unterschrift des s. 415 er-
wikatea eodex kein beweis dafür aasz die hs. 'sicher anf nnteritali*
•ehern bodea entstaaden' sei.
58 RFOrster: anz. t. YGardthausena griech. palaeographie.
dXdZou (s. 259) ? bei Montfaucon steht dXdZov. was ist Tafiro,
was, jedoch mit etwas anderm compendiam, aus Mont&QCon ent-
lehnt ist? was soll UJ = u)v, iwc (s. 258)? statt cutkS ist s. 257
zu lesen cirpco. ganz zu streichen ist (ui (s. 258) ; dies beruht nicht
auf abkttrznng, sondern auf der s. 113 besprochenen nrnstellnng der
buchstaben. ausgelassen ist dagegen das compendiam btui «ai biidp-
Ouüca , welches s. 374 erwShnt ist.
Zu cap. 7: zahlen (s. 261 — 269) habe ich nur zn bemerken,
dasz der satz s. 264 'die frühesten beispiele, wo die subscription des
c. Paris. 550 in dieser weise geschrieben wurde, bieten wol eine
Wiener hs. und der c. Paris. 555' unverständlich ist.
Endlich cap. 8: lesezeichen (s. 270 — 292). zu viel ist behauptet
sowol dasz puncte unter den zu tilgenden buchstaben bei den (krie-
chen ^selten oder gar nicht' angewendet worden seien (s. 279), als
auch dasz unsere hss. in bezug auf spiritus, accente unserer ausgaben
wertlos seien (s. 287). sehr sonderbar klingt die an letzterer stelle
gegebene erklSrnng für die Verdoppelung des accentes über fiiv, hk
und andern wörtchen: es seien dies solche werte 'die bei der be*
tonung gegen die andern zurückstehen und deshalb (?) zum grOszem
nachdruck wenigstens durch einen doppelten accent ausgezeichnet
werden'. — > und •> verwendete man als anftthrungszeichen nicht
nur in neutestamentlichen , sondern auch in hss. profaner Schrift-
steller (s. 277). — Bei besprechung des X (s. 278) ist die disser-
tation Schraders 'de notatione critica a veteribus grammaticis in
poetis scenicis adhibita' (Bonn 1863), beim anecdotum Parisinum
de notis (s. 284) sind die ausgaben von Beifferscheid und Nauck
nicht berücksichtigt. — Auf i als zeichen augenfWiger Versetzung
von Wörtern hat OJahn im Hermes II s. 248 auf grund des schoL
zu £nr. Andr. 224 hingewiesen. — Endlich bei besprechung der
musikalischen noten war des Stückes Pindar-melodie (Pyth. 1) lu
gedenken, welches von Kircher im kloster S. Salvatore bei Messina
gefunden und in seiner 'Musurgia universalis^ bd. I s. 642 ediert,
nachher von Böckh, Westphal, Moriz Schmidt ua. behandelt und
von mir, wenn auch vergeblich, gesucht worden ist. vielleicht taucht
es noch einmal in der Vaticana auf: denn in diese sollen hss. der
Basilianerklöster Siciliens im 17n jh. verkauft worden sein: y^.
Munter nachrichten aus Neapel und Sicilien s. 487.
Das dritte buch s. 293 — 448 von den schreiben! und den
datierten handschriften handelnd scheint mir die am wenigsten ge-
lungene partie des Werkes, doch musz ich mich auf die hervorhebung
einiger puncte beschränken.
Cap. 1 (s. 293—310) beschäftigt sich mit den Verhältnissen der
Schreiber im allgemeinen, hier kann ich zunächst in dem ab-
schnitt, in dem 0. noch einmal auf die tachjgraphie zurückgreift,
nicht zugestehen dasz die abkürzungen des cod. Par. 219, von wel-
RFOnter: ans. t. YGardthausens griech. palaeographie. 59
chem Mont&QCon pal. gr. s. 283 VIII ein facsimile gibt, 'noch eine
genaue kenntnis der tacbjgraphie verrathen' (s. 299). jeder kenner
der gellnfigen abbreviaturen wird dies stück sofort ohne anstosz
richtig lesen, es sind nur die gelftnfigen abkürzungen in darch-
gingiger Verwendung, wie vertrftgt sich femer die behanptung:
'die letzten spuren einer kenntnis der griech. tachygraphie führen
ins lOe jh.' (s. 299) mit der gleich darauf folgenden bemerkung
'dasz in jenem Pariser codex eine zweite band , vielleicht im anfang
des 13b Jh., am untern rande hinzufügte: deobÖTOu irpecßuT^pou
'Avnoxlctc . • und durch ein vorgesetztes kreuz auf eine stelle im
tezt hinwies, wo genau dasselbe mit tachygraphischen zeichen wieder-
holt ist' (s. 300). beweist dies letztere nicht noch kenntnis der tachj-
gn^bie im 13n jh.? — Zweimal macht G. (s. 302) einen namen zum
titel: 'Antonius, der befehlshaber von Korfu, schrieb 1564 c. Laur.
57, 31 und 86, 11.* es ist vielmehr Antonios Eparchos aus Korfu,
wdcbes damals den Venetianem gehörte, der bekannte dichter und
aamler von handschriften, von denen ein groszer teil nach Augsburg
— jetst München — , in die bibliothek von Franz I — jetzt national-
bibliothek zu Paris — , in die bibliothek Cosimos I von Florenz —
jetst Laurentiana — gekommen ist. ich werde bei anderer gelegen-
lieit aaf seine samlungen zurückkommen, der andere ist Alexios
Tmmpatses von Zante , welchen 0. zu einem trompeter macht : ein
ininm dem überdies die Verwechslung von Tpov\in6LTlr\c und TpoujLi-
vcnipric su gründe liegt. — Bezüglich des cod. theol. Vindob. 181
(s. 303) wftre ich wol begierig die subscription kennen zu lernen.
kann in IcpoC nicht Up^uic stecken? vorläufig kann ich an dem
Johannes Citrius keinen anstosz finden. — Bei dem von Bakcheios
Barbadorios und Michael Sophianos geschriebenen codex Par. 1750
— so ist wol zu setzen statt 1220 nach s. 315 und 332 — ist zu
beachten , dasz er in Padua , also in Italien , wo Sophianos groszen-
teils gelebt hat, geschrieben ist (s. 304). — Zu viel ist s. 305 be-
hauptet, dasz sich die Schreiber classischer hss. in alter zeit nie ge-
nannt bitten — ich erinnere nur an den Oxforder Piaton — ; des-
gleichen dasz 'die wenigen classiscben hss. vollständig unter der
masse der theologischen verschwinden'. G. gehe einmal die hss.
der nichttheologischen Schriftsteller auf diesen gesichtspunct hin
durch, oder er führe sich das litterarische leben im Zeitalter der
makedonischen djnastie vor, und er wird selbst seiner Übertreibung
inne werden. — Mit unrecht wird s. 306 die einmischung fremd-
lindischer wGrter wie KairiTdvoc, ßTi2Iop^, ßaiq>€pevbäpioc als zeichen
davon angeführt, dasz die griechischen abschreiber nach der erobe-
mkg von Konstantinopel 1453 in der fremde ihre muttersprache ver-
lernt hätten, solche titulaturen finden sich schon viele Jahrhun-
derte früher, ^upepcvbdpioc zb. schon zur zeit des Justinian, in
der griechischen spräche. — Ein anderer irrtum liegt der behauptung
1. 309 zu gründe : «Deroosthenes kauft sogar für zwei xocXkoi ein Tpot^-
pariöiov«, durch welche G. die bücherpreise im altertum illustrieren
60 RFönter: anz. t. YGardthansens griecb.
will, denn TP^MM^Tlbiov ist an der stelle, ans welcher die behanp-
tung geflossen ist, Dem. g. Dionjsod. s. 1283 Xoßdiv dppipiov
q>av€pöv Kai ö^oXoTOU^evov iv TP<3(MMCiT6tb{qj öuotv X<Äico!v
duJvii)Li^Vi|J nicht buch, sondern täfeichen fttr eine verschreibong;
überdies ist nicht Demosthenes der käufer.
Cap. 2 (s. 311 — 341) gibt ein Verzeichnis der benannten aehni-
ber bis 1600 nach Ch. meines erachtens war G. schlecht beratlieiiy
als er dieses und das folgende Verzeichnis der datierten hss. in die-
ser gestalt der Öffentlichkeit übergab, beide verzeidmisse sind an
sich von gröster Wichtigkeit, aber es gehören andere vorarbeiten dam,
um ihnen die gestalt zu geben, welche allein das recht yerleiht, dass
sie veröffentlicht werden, es hätten wenn nicht alle, so doch die
meisten der in frage kommenden hss. untersucht, die namen der
Schreiber in der griechischen original form mitgeteilt werden
müssen, auch wäre das Verzeichnis wol besser chronologisch
geordnet worden, auch diejenige Vertrautheit mit der geschichte der
Philologie , welche unerläszliche Vorbedingung für anlegung solcher
Verzeichnisse ist, tritt nicht zu tage, wie konnte sonst s. 340 bei
Thomas Linacer ein fragezeichen stehen, da die lebenszeit dieses be-
rühmten englischen humanisten (1460^1524) feststeht? wie konnte
der berühmte lehrer des Reuchlin und Bud6 s. 323 bezeichnet wer-
den einmal als 'Georgius Hermonymus (ö cirapTtaTOc) s. xVl% das
andere mal (s. 317) als 'Charitonymus Hermonymus^ und s. 418 gar
als 'ein Schreiber der 1467 nach Rom geflüchtet war*? wie konnte
s. 322 stehen: 'Georgius Lecapenus: um 1500. Neap. IV. A. 11'?
es ist der bekannte grammatiker des 14n jh. Giorgios Lekape&os,
über den ich zuletzt in dem von G. citierten programm *de Libanii
libris mss. üpsal. et Lincop.' (Rostock 1877) s. 8 gehandelt habe.
der irrtum erklärt sich aus ungenauer benutzung der subscriptioii
des im 16n jh. geschriebenen codex Neap. IV. A. 11 fol. 125 oSroi
a\ dirtcToXat toO Xißaviou fjcav T^TpctMfüi^vai KupoO TCuipT^ou toO
XeKairivoG. hier ist zwischen T^TP^tM^^vat und KUpoO das in den
übrigen hss. derselben classe stehende cic TÖ ßtßXiov ausgelassen«
es ist zu übersetzen: ^diese briefe des Libanios standen in dem
buche (samlung) des Georgios Lekapenos.' — Carilus Antinoms,
der Schreiber des cod. Matr. N. 64 (Phavorinus), durfte s. 317 nicht
die Zeitbestimmung 'saec. XV — XVP, sondern 's. XVI' erhalten, weil
Phavorinus Camers seiniexikon erst 1523 ans licht treten Hess;
Claudius Salmasius (s. 337) und Bigot (9. 316) waren in ein ver*
zeichnis, welches das jähr 1600 zur endgrenze hat, gar nicht anfkn-
nehmen, ebenso war s. 323 der hegumenus und s. 337 der presbjter
wegzulassen, wo es sich um 'benannte Schreiber' handelt — Unver-
ständlich ist die bemerkung über Adolphus Occo: 's. XVI Augost. 18.
1. 4® — Guelferb. 104. 509. 537. 864. 880 nach Eberts catal. nnd
Monac. 550.' der codex, welcher in der bibliotheca Augnsta, dh. in der
von herzog August dem jungem von Braunschweig 1604 gestifteten
bibliothek die Signatur 18. 1 Ms. 4 hatte, ist jetzt nr. 509 in der
RFOnter: anz. y. YGardthaasens griech. palaeogpraphie. 61
bibliothek zu WolfenbtttteL die subscription lautet fol. 67 ^ : l'^pa-
^^ky 'AboXqxK ukuiv 6 Ik Tf)c q>puciac | tuiv tcxvuiv kqI Tt\c larpi-
Kf^c I biödcKaXoc f{ axpicrfic : l AöHa iravTaTabÖTii | Ocui : die be-
Micbnnng 6 ^k rfic q>puciac bezieht sich wol darauf, dasz die familie
des Adolfiia Occo aus Westfriesland stammte, er selbst, der sich
rflhmte so sehGn wie die Attiker zu schreiben (Qesner ep. med. Tigur.
1577/4 1. 2 p. 58), war in Augsburg (1524) geboren, wer jene be-
xiehmig des ö ix rfic q>puciac nicht zugibt, musz annehmen dasz der
codex nicht von diesem, sondern von Adolfus Occo I aus Osterhausen
(1447 — 1503), leibarzt des erzherzogs Sigismund von Oesterreich,
Terwandtem des Agricola und freund des Beuchlin', geschrieben
worden ist. — Angelus Vergecius, welcher zu der redensart *6crire
comme nn Ange' anlasz gegeben haben soll , schrieb den von Kon-
atanün PeUeokappa verfaszten katalog der griechischen hss. der
bibl. Fcmieblandensis Heinrichs 11 (Par. gr. 3065) um , und dieses
«ein Teneichnis ist im cod. Par. gr. 3066 erhalten. — Arsenios von
Monembesia schrieb auch den cod. Vaticano-Palatinus 149. — Was
•oll 'Antonius Damilas (-leus) aus Mailand fund Kreta)' besagen
(s. 314)? was ist die 'insula Paphus' (s. 316)? dem Caesar Stra-
tegos Bind manche hss., zb. Par. gr. 3022, mit unrecht beigelegt
worden, einen ^Zacharias Calliergus aus Padua' (s. 317) gibt es
Aberhaapt nicht , sondern nur einen Zacharias Kallierges oder Kai-
liergn ans Kreta, welcher in Venedig, Padua und Rom lebte und als
heraoageber des Pindar, Theokrit, Etjm. M. und Thomas Magister
bduttuit ist. — Die gewftbrsmftnner, welche s. 318 für die schick-
aale der bibliothek des Konstantinos Laskaris angeführt werden,
Terwechseln sämtlich entweder Konstantinos mit Janus L. oder die
Madrider nationalbibliothek mit der im Escurial. das richtige habe
idi in diesen jahrb. 1876 s. 634 angegeben, für die hss. des Janus
Laskaria ist wichtig die meines wissens zuerst von Miller (Journal
des savants 1868 s. 186) gegebene hinweisung auf das monogramm
A^. — Die bemerkungen s. 322: ^Oeorgius Pappadopulus : Dionjs.
Areopag:ita. a. 1410. (?) Florenz. Mfc. p. 76' und s. 357: 'Laur.??
Dionjs. Areopagita. a. 1410. scr. Georg. Pappadopulus' waren aus
TUtfid'"» zu ergänzen resp. zu berichtigen in Tappadopulos, a. 1420,
Laor. V 26.' — Im codex Vaticanns 932, welcher hauptsächlich reden
des Aristeides enthält, habe ich nichts von einer Unterschrift des
Johannes Pepagomenus gefunden (s. 325 und 353). — Der Johannes
ans Corona (s. 327) ist natürlich nicht aus Coruna, sondern aus
Korone. vgL oben s. 51. — ^Martinus schrieb einige verse zum
gr.-lat. glossar für Karl den Kahlen. Reg.' (s. 330) besagt doch etwas
anderes als Montfaucons worte (pal. gr. s. 103) : 'Martinus scripsit
rersus aliquot Graecos ad calcem Glossarii Graeco-Latini olim San-
gennanensis, imperante Carolo Calvo.' — Sophianos Melissenos ist
' wgL epiii. illustr. vir. ad Reachlinum 1. 3 und 4. Veith bibl.
Aofiut. bd. Vlll 1. 70 ff.
62 RFörster: anz. v. VGardthansenB griecb. palaeogiaphie.
zu scheiden von Michael Sophianos (s. 332). ersterer ist von Kreti,
letzterer von Chios : vgl. Sathas veoeXX. (ptXoX. ceX. 177 und SS4.
Cap. 3: ein Verzeichnis der datierten handschriften bis 1600,
leidet, abgesehen von den beim vorigen cap. bertlhrten prindpielka
ausstellungen, noch an verschiedenen besondem m&ngein. zonftehit
ist nicht ontersncht worden, ob die byzantinische rechnnng mit
1 September als Jahresanfang noch nach der einnähme von Konstan-
tinopel in geltung blieb, ob mithin bei den vom 1 September bis
31 december geschriebenen hss. 5509 , nicht 5508 vom weltjahr in
abzug zu bringen seien , um das entsprechende jähr der christliohen
aera zu erhalten. G. sagt nur s. 342 , dasz dies fraglich bleibe, so-
dann ist eine starke Verwirrung dadurch in das Verzeichnis gekom-
men, dasz sehr oft dieselbe hs. zweimal, einmal mit dem richtigen,
das andere mal mit dem bisher angenommenen falschen datom er-
scheint^ so steht s. 351 : '* R. 3386. P. 2572. Moschopnlos. %. 1896
(nicht 1396). scr. Georg, sac.', und doch ist s. 356 stehen geblieben:
T. 2572. Manuel Moschopulus. a. 1396.' hier wäre eine genaoe
kenntnis der subscription noch dazu fttr feststellung der seit des
Moschopnlos wichtig : vgl. Ritschi praef. Thom. Mag. s. LI f. ebenso
steht s. 353 (vgl. auch s. 322) : 'Matr. N. 75. Sophocles. a. 1333
(Dec.) scr. Georg. Cinnamus' und gleichzeitig falsch s. 354 : *Mair.
N. 75. Sophocles. a. 1343 Dec. scr. Georgius Cinnamus.' s. 354 steht
einmal: 'Bodl. Barocc. 156. Macarius. a. 1344 (n. 1345) Deeemb.'
und wenige zeilen darauf doch: ^Bodl. Barocc. 156. Maoarins. a.
1345.' s. 356: T. 708. Job. Chrysost. a. 1396 (nicht 1306. katslog)',
und doch ist s. 352 stehen geblieben : T. 708. Job. Chrysostom. a.
1306.' s. 359: 'Taurin. XXm. b. V. 3. Thomas Aquinas. a. 1442
Nov. scr. Gregor, mon.' und gleich darauf: ^Taurin. XXIII. b« V. 3.
Thomas Aquin. a. 1443. scr. Gregor, mon.' nach dem katalog ist aber
der codex 'anno 6941 mense Novembri', mithin 1432 geschrieben.
s. 360: •Taurin. CXLVm. b. U. 1. Demetrius MyrobUta. a. 1464
nicht 1368 (katal.). scr. Cosmas gramm.', und doch s. 361: ^Tanrin.
148. b. II. 1. Demetrius Myroblita. a. 1468. scr. Cosmas gramm.'
über den cod. Laur. 81, 7 ist an drei stellen verschiedenes aasge-
sagt: s. 362 z. 11 dasz er im j. 1475 von Job. Rhesus in Grotta-
ferrata geschrieben worden sei; ebd. z. 5 vu. dasz er 1485 in Grotta*
ferrata nur angeblich oder gar nicht von Job. Rhesus — denn was
soll '[scr. Job. Rhesus]' bedeuten? — ; endlich s. 327 dasz er im
j. 1485 von Job. Rhesus geschrieben worden sei. letzteres jähr ist,
wenn wir Bandini folgen dürfen, unrichtig : es steht )yiT)VÖC AvrfOli-
CTOU Xa ,au £ßbo|Lir)KOCT0u e\ hinsichtlich des Schreibers sagt der-
selbe: ^scriptus a loanne Rhoso, licet nomen sileatur. hunc enim
characteris forma manifeste prodit.'— s. 357 steht: **Laur. 55, ?Ero-
temata. a. 1414 Dec' es ist cod. Laur. 55, 7, aber geschrieben icaTd
* die fälle, wo dieselbe hs. aus versehen zweimal hinter «inander
aufgeführt ist, übergehe ich.
BFOnter: anz. v. YGardthausens griech. palaeographie. 63
la^va AcK^pßpiov toO ^^uikt' ^touc, also nicht 1414, sondern 1314,
und so steht richtig s. 352: *Laar. 55, 7. Theodorus. a. 1314 Dec'
— s. 358 findet sich erst: **Laur. 79, 1. Platarch. a. 1431 (anter
1429). ser. Gerardns i. Mantna' und eine zeile weiter: * * Laur. 69, 1.
Plntürcb. a. 1431. scr. Qerardos/ ersterer codex ist als gar nicht
existierend xn streichen. Montfaacon ist an dem irrtum unschuldig.
eiB mnderes versehen ist O. bei dem Schreiber dieses codex begegnet,
s. 323 hfilt er '*Oerardus Ik TTarpuiv iroXaiuiv: Platarch. a. 1431.
Lanr. 69, 1' and ^Girardos aus Methone: Isokrates. s. XIV. Bodl.
Gaoon. 87 (cryptogr.)% wenn auch nur vermutungsweise , trotz der
▼erschiedeiüieit der heimat und lebenszeit für identisch, und s. 413
Usrt er Girardas, den Schreiber vom j. 1431, aus Methone stammen.
— Namentlich aber ist G. dadurch zum versehen zweimaliger an-
fthmng derselben hs. geführt worden, dasz er sich die identität
vieler codd. Coisliniani mit Petropolitani hat entgehen lassen (zb.
CoisL 91 — Petrop. 73. Coisl. 212 = Petrop. 100. Coisl. 379 —
Petrop. 113. CoisL 350 = Petrop. 58 •. Coisl. 300 -= Petrop, 116).
diese hss. sind nach der plünderung der abtei S. Germain des Pr6s
ia folge der französischen revolution 1794 durch Vermittlung Du>
browskis nach Petersburg gelangt: vgl. Francklin 'les anciennes
bibliothöqnes de Paris' I s. 124 und Hausmann Gott. gel. anz. 1874
st. 21 8. 649. — Ein unangenehmes mis Verständnis liegt den werten
s. 339 : theodorus mon. : Missionarinm. a. 1075. Gennensis (Hero-
dot ed. Stein 1869 p. YU)' und s. 347 : ^Genuensis. «Missionarium
Urbenomm.» a. 1075. scr. Theodorus mon. (Herodot ed. Stein
18G9 p. Yn)' zu gründe, wie konnte G. die werte Steins 'cum
codiee quodam bibliothecae Genuensis «Missionariorum Urbanorum»
oontinenti Proverbia Ecclesiasticum Canticum Canticorum cum Ca-
tena interpretum' gar so flüchtig ansehen ! es handelt sich um einen
codex der biblioteca dei Missionari urbani zu Genua, einer biblio-
thek welche 39 griechische hss. (allerdings nur kirchlichen inhalis)
enthält. G. hat diese bibliothek, wie viele andere, s. 433 nicht er-
wähnt, vgl. Blume biblioth. libr. mss. Italica und Serapeum XVIII
143. übrigens zweifle ich bei der ähnlichkeit der subscriptionen nicht,
dasz dieser codex von demselben Theodoros geschrieben ist wie der
codex Vaticano • Reginensis 18. die subscription jenes lautet nach
Stein: iT€X€iuj' f| b^XTOC amr\ biet X^ipöc Geob"^ a ^iivi ^aiui k9.
tvbtmaivoc iT ^v Tip ,^q)Trr ?t€1, die des Beginensis: iTcXeiiiOri i\
bcXTOC 1 auTTi CUV vf\ iiipa Taü|Tnc beur^pa ßißXuj biet | x^^pöc
9coöuipou I a I \ir\y\ q>€U^ it ivb. la ftouc ^gq)TTa. — Ein anderes
Tereehen ist in den werten s. 349 : ^Escurial (Sirlet b. Miller p. 306).
Ephraem. a. 1156.' im Escnrial (cod. X. 1. 15) befindet sich nur
das Verzeichnis der hss. , welche der cardinal Wilhelm Sirlet besasz ;
die hs. selbst befindet sich in der Vaticana, in welche Sirlets hss.
gekommen sind.
Zu cap. 4 : Unterschriften (s. 365 — 383) habe ich wenig zu be-
64 RFörster: anz. v. VGardthausens griecb. palaeognq^hic,
merken, s. 372 ist zu den arbeiten von Jahn und Beifbraoheid hin-
zuzufttgen : Haase de latinorum codicum mss. sabscriptioiiibiis oom-
mentatio , vor dem index lectt. von Breslau 1860/61. — Die JUiUX'
Schrift welche Tischendorf publiciert hat^ IujAwou |üU)vaxoO Ccpilou
ist nicht ^mit ebenso groszem recht auf den besitier wie md den
Schreiber des codex' (s. 375), sondern nur auf den erstem in be-
ziehen, der blosze genetiv spricht ebenso sehr für den beeitier wie
gegen den Schreiber.
Auch cap. 5 : Chronologie der schreibet (s. 384 — 405) ist eine
sehr dankenswerte Zusammenstellung der in griech. hss. YOikoiniiieih
den aeren , indictionsangaben, sonnen- und mondkjklen« — PitUkii
wäre s. 388 besser 'unzuverlässig* als Verdächtig' genannt wordtn.
— s. 397 wüste ich nicht wie sich aus den angeführten beispidea
der Bchlusz rechtfertigen liesze , welcher mit den werten eingeleitet
wird : 'man könnte also geneigt sein in der angäbe der sonnen- md
mondkjklen eine eigenart italischer hss. zu sehen.' — Wie will 0. in
dem satze 'manchmal findet man in subscriptionen die monate mit
ihren classischen namen bezeichnet, was sich in der litteratnr sebon
1308 bei Oeorgius Pachymeres (s. o. s. 117), in hss. aber schwerliek
lange vor dem jähre 1500 nachweisen läszt' (s. 400) das jähr 1306
rechtfertigen? soll dies das jähr der abfassung der schrift sein , in
welcher jene stelle vorkommt? aber Oeorgios Pachymeres sohrieb
die geschichte des Michael Palaeologus (1261 — 1282), in welcher
sich dies citat findet, schon im alter von 19 jähren (I s. IIB) und
zwar zum teil als auTÖiTTiic , auszerdem aber die geschichte des An-
dronikos II Pal. bis 1308. oder soll das jähr 1308 sich auf den In-
halt der betreffenden stelle beziehen? aber dort handelt es sidi am
das jähr ^?i|iQa' — 6. druckt s. 117 den fehler der Bonner aosgabe
jS\\^ga wieder ab — dh. 1281, das todesjahr des Michael Palaeologus.
übrigens hat Pachymeres auch bereits die thronbesteigong des
Michael (1261) 'GKaTO^ßaidivoc tQ npiuTr) (II 4 s. 90B) daiiMt
was die annähme dieser datierungs weise betrifft, so hängt dieselbe
gewis mit der auf das altertum zurückgehenden Strömung der re-
naissance zusammen. — Leider bin ich wegen mangels an nmterial
auszer stände zu der fi*age über das alter des Townleyschen Homer-
codex (c. Bum. 86) Stellung zu nehmen, die herausgeber der pelaeo-
graphical society (s. 67) setzen ihn ins jähr 1210 oder 1255, G. ist
geneigt sich für das j. 1344/45 zu entscheiden (s. 405); OLehmuin
endlich (Hermes XIV s. 408) setzt ihn 1120 oder 1165 mit der be-
merkung, ein einziger flüchtiger blick lehi*e dasz die hs. dem 14n
jh. nicht angehöre, also drei palacographen und drei verschiedene
Jahrhunderte! man sieht, noch ist dafür gesorgt, dass die bftome
der griech. palaeographie nicht in den himmel wachsen.
Wieder schwächer ist cap. 6 : heimat der Schreiber (s. 406—
429), mit einer skizze über die Verbreitung des griechischen susammen*
fallend, von der übersehenen litteratur ist besonders Haase 'de medü
aevi studiisphilologicis' (Breslau 1856) undFaure 'm61angesd*bistoire
BFOnter: maz, t. VOardthatiBenB griech. palaeogpraphie. 65
litt^nire' I s. 147 ff. ^star les hell^nistes en Italie du X au XV « siöcle*
banrorroheben. von einzelheiten bemerke ich folgende: dasz das
itadimn des griecbischen in Italien zunächst in Spanien eine ver-
praiidte bewegnng henrorgemfen habe (s. 420), ist nicht richtig.
iowol DentBehland als Frankreich sind vor Spanien in diese bewegung
emgetreten. — Aach das dürfte nicht leicht zu beweisen sein , dasz
üdi der bauptstrom der flaohtlinge nach der eroberung Konstantin
Dopeb besonders nach Kreta gewendet habe, Antonius Damilas,
Johaones Rhosus und Angelus Vergecius, welche G. (s. 414) dafür
•aftlhrt , sind geborene Kreter. — Sehr willkommen wBre auch ein
wagmM dafür gewesen, dasz 'Bessarion, der an der spitze der grie-
ebiaehen klQster üntentoliens stand , die wertyoUsten hss. von dort
Bach Grottaferrata schaffen liesz' (s. 416). — Wie will 0. beweisen,
dan cod. Par. 206 in Oberitalien geschrieben sei (s. 420)? die von
Ifonifaocon (pal. gr. s. 68) mitgeteilte subscription besagt doch
■Qr, dasz der Schreiber Walter aus Bergamo war. — Eine starke
abertreibong liegt in der behauptung s. 412: ^von Madrid bis nach
M oakan gibt es kaum irgend eine griechische bibliothek, zu der diese
Atlioakl^ter nicht ihren beitrag geliefert htttten.' für die kenntnis
der in den Athoskl(5stem befindlichen hss. ist auf Walpole ^memoirs
relatiBg to European and Asiatic Turkejr' (London 1817), Zachariae
▼. Lhigenibals reise in den Orient und Pischon *dio mönchsrepublik
des borges Athos' (in Baumers bist, taschenbuch 1860) zu yerweisen.
— Viel zu weit ist 0. auch in der negation s. 406 gegangen , dasz
in der palaeographie die nationalschrifken fast gänzlich fehlten, indem
die annähme der überlegenen griechischen cultur gleichbedeutend
gewesen sei mit der aufgäbe der nationalität. das wahre ist, dasz
wir mit unsem beschrttnkten mittein zur zeit noch nicht im stände
sind solche nationalschriften sicher nachzuweisen, im übrigen ist G.
selbst auf solche nationale oder provinciale eigenheiten der schrift
aafn>erksam gewesen, er redet selbst s. 415 von einem unteritali-
ichen ductus der griech. minuskel und gesteht (s. 407) zu, dasz sich
die unteritaliscben hss. als solche erkennen lassen, ferner gehören
hierher seine bemerkungen s. 408: ^bei dem c. Bodl. 5771 sprechen
die unbeholfenen griech. Charaktere ebenso wie die arabischen rand-
BOten gleichmäszig für die orientalische provenienz' und s. 409
'die minnskelhss. , die in Aegypten und Sjrrien geschrieben sind,
haben noch etwas Selbständigkeit erhalten . . so hat man auch in dem
igjpüschen und syrischen ductus noch die meiste ähnlichkeit ent-
decken wollen mit der schwungreichen schrift der Araber.' wenn er
aber s. 407 behauptet, dadz das was Scholz von Thracien gesagt
habe, sicher falsch sei, so wäre ich auf den beweis dafür gespannt.
was hat Scholz gesagt? 'viele in Thracien geschriebene hss. haben
eine schiefliegende schrift, und die anfangsbuchstaben besonders ein-
lelner abschnitte nähern sich den slavischen.* wie will G. diese vor-
sichtige behauptung widerlegen?
Cap. 7 : angewandte palaeographie (s. 430 — 448) gibt zunächst
JAhrMckM* fttr elMS. philol. 1880 hft. 1. 5
66 RFörster: anz. v. YGardthauseiu griedu paUeognpUflii
ein Verzeichnis der wichtigeren kataloge griechischer hss«, sodiBB
anweisungen zur vergleichung der hss., endlich eine kiuie dankeBi-
werte auskunft über die methoden der reproduction Ton hie. wie
die hauptsache, jenes Verzeichnis, betri£ft, so bedanre ich daex O. hur
nicht gröszere Vollständigkeit angestrebt hat. ich wttrde keine
bibliothek weggelassen haben, welche griechische hss. enthilt. denn
es musz eine stelle geben, an welcher derjenige, der hss. eines anton
sucht, vollständige auskunft darüber erhält, wohin er eich su wen-
den hat. und eine griechische palaeographie mit so amfaeaendem
plan scheint mir dafür die rechte stelle zu sein, besser wäre es ge-
wesen nicht ein Verzeichnis der kataloge, sondern der bibliothekea
zu geben, denn so ist es gekommen , dasz die auch an gziechiselNB
hss. so reiche Ambrosiana, desgleichen die Mutinensis gaih fehlt
und auch die Vaticana hätte streng genommen fehlen müssen : denn
es gibt keinen gedruckten katalog der griechischen hss. derselben.
der von O. (s. 434) angeführte katalog der Assemani ist nicht über
die orientalischen hss. hinausgekommen — nur tom. 11 p. 3 s. 952
— 956 werden die von Andriani und Yatacci geschenkten griech. hat.
aufgezählt — und die beiden andern schriffcen von Schow und Dndik
geben nichts weniger als kataloge der codd. Vaticani graed. Bei&r-
scheids aufsätze beschäftigen sich nur mit den hss« der lateinischen
kirchenväter. überhaupt ist factisch durchaus nicht alles aasge-
schieden, was sich nicht auf griechische hss. bezieht. — Zwei acbriften
sind nicht benutzt, welche besonders dazu gedient haben wflrdeiiy
manche lücke in diesem Verzeichnis auszufüllen: Eckard 'Übersicht
der örter wo die bekanntesten griech. Schriftsteller gelebt haben nnd
grundlage zur geschichte der bibliotheken, wodurch jene in hss. sind
erhalten worden', Oieszen 1776, eine brauchbare oompilation; nnd
Mohnike 'geschiebte der littcratur der Griechen und Bümer* bd. I
8. 41 ff. im einzelnen habe ich folgendes zu bemerken, weder die
bibliothek des cardinal Ridolfi noch die des Alberto Pio waren s. 431
unter den altem bestand der bibliothek des Escurial aufzunehmen,
erstere hätte vielmehr ihren platz bei der nationalbibliothek von
Paris, letztere bei der Vaticana und der bibliothek von Modena haben
müssen. — Für Brüssel ist zu beachten der 'catalogne de tons ka
livres manuscrits qui se sont trouv6s dans les bibliothöquee des
J^suites des Pajs-Bas lors de leur suppression et qui ont 6t6 placte
dans la biblioth^que de Bruxelles' 1778 — 1780; für Kopenhagen
der 'catalogus bibliothecae Rostgaardianae' (Havniae 1726) — wo-
zu jetzt Graux 'notices sommaires des mss. grecs de la grande biblio-
th(^que rojale de Copenhague' (Paris 1879) gekommen ist; für
Upsala: 'codices manuscripti Graeci Hebraei Arabici XÜlll quos
liberalitati BjörnstShl debet bibliotheca üpsaliensis Stockhdmiae
1785 ab Espling compositi'; fürSkoklosterbei üpsala: 'catalog
öfver Manuscriptema Pergamentstrjcken i Grefliga Braheska Bibli<H
theket pä Skokloster af M. Job. Henr. Schröder' in Handlingar
rörande Skandinaviens Historia bd. XII und XUI (Stockholm 1825
BFOnter: uue. v. YGardthaaseni griecb. palaeographie. 67
id 1828); ffkr die bibliotheken Italiens im allgemeinen : Beth-
■IIB8 beriebt im arcbiv fttr ältere deutsche gescbichte bd. Xu ; ftlr
Lorenz noch die aufsätze von Piccolomini in der Bivista di filo-
^ n 8. 401—423 und JJI s. 150—152, Ansiani 'della biblioteca
adieeo-Lanreniiana' (Furenze 1872); für die Vaticana war darauf
BZiiweiaen, dasz nach der 'beschreibung der stadt Rom' III 2 s. 305
r eod. Yat. 3953 Piatinas Verzeichnis der codd. Vaticani enthält,
Htgleicben dasz nach üffenbach (reisen III s. 573) auch in Amster-
m ein Verzeichnis der vaticanischen hss. ist. was die Palatina
id den von G. s. 434 angeführten katalog Sjlburgs betrifft, so
Sekte ich darauf hinweisen, dasz die hss. noch heute dieselben
omnem nicht nur in Heidelberg, sondern auch in der Vaticana
ibcB. wenigstens stimmt dies fQr die 19 codd. Palatini graeci,
dche ich verglichen habe, mithin ftlllt Sjlburgs sehr sorgältiger
ttalog eine iQeke in unserer kenntnis der Vaticana aus. es scheint
ir sogar nicht unmöglich, dasz Leo AUatius und Iguatius de Portu
liu sich bei der katalogisierung der in die Vaticana versetzten
%. «n Sjlburgs arbeit gehalten haben, übrigens enthält nach Rühl
I diesen Jahrb. 1873 s. 144) auch der cod. Barberin. XXXVm 90
B Verzeichnis der Palatini mit ihren jetzigen nummem. — Für die
eginensis musz man sich einstweilen mit dem alten in Mont-
DCOBS bibliotheca bibl. mss. t. I publicierten katalog begnügen;
CBBO ftür die ürbinas mit dem inventar, welches der erste biblio-
ckar derselben Federigo Veterano gemacht hat (Giomale storico
«ü archivi Toscani VI (1862) s. 127—147. VII (1863) s. 46—55.
K> — 154), obwol dasselbe allerdings bei weitem nicht alle später
die Vaticana versetzten codd. Urbinates umfaszt. auch von der
ttoboniana gibt das im cod. Esc. X. 1. 15 enthaltene und von
iller (catal. s. 304 ff.) publicierte Verzeichnis der hss. des cardinal
riet keine vollständige auskunft.^ denn die Ottoboniana bestand
cht blosz aus diesen hss., und aus Sirlets bibliotbek waren schon
ifber hss. für die alte Vaticana gekauft und dieser einverleibt wor-
n. von den 162 handschriften des klosters S. Basilio, welche
^Menteils aus Caldbrien stammend im vorigen Jahrhundert in die
Eticana versetzt worden sind, gibt Montfaucon diar. Ital. s. 210 —
fl ein Verzeichnis, endlich bemerke ich, dasz auch hss. der familie
>lonna in die Vaticana gekommen sind, unter den römischen
oeterbibliotheken fehlt die von S. Gregorio, in welche Gregor XVI
8. von S. Michele di Marano versetzt hat (Betbmann im archiv für
tere deutsche gesch. XII s. 650). an letzterer stelle (s. 417) ist
ich ein Verzeichnis der hss. des commendatore Torquato Bossi auf
fm Quirinal abgedruckt, für die Chisiana und Barberina ist einst-
ellen auf Siebenkees bei Harles introd. in bist, linguae gt.V (Alten-
arg 1792) 8. 61 — 67 zu verweisen.
Für England ist nachzutragen: Durbam mit dem katalog von
^ aoch eod. Vat. 3970 soll ein vcrzcicbnis der hss. Sirlets enthalten.
5*
68 RFörster: anz. y. VGardthausena griech. palaeogn^bie.
Bad ^catalogus mss. ecclesiae cathedralis Dunelmensis' (Dunelmiae
1824) und die biblioihek des £arl of Leicester in Holkham mit hand-
schriftlichem katalog, in welche hss. der biblioteca Oiustiniani aus
Venedig gekommen sind : vgl. archiv XII s. 653. bei Cheltenham
war nicht nur der vom grttnder der bibliothek verfaszte 'catalogaa
librorum mss. ex bibliotheca D. Thomae Phillipps' 1837 — 68 za
nennen, sondern auch der ausführliche katalog der ehemaligen biblio-
theca Claramontana der Jesuiten zu Paris (Paris 1764), welche den
grundötock erst der bibliotheca Meermanniana, dann der Phillippsiana
in bezug auf die griech. hss. bildet.
In Deutschland fehlt Eberts katalog der Dresdener biblio-
thek, bei Nürnberg Mannerts ''miscellanea meist diplomatischen in-
halts' 6. 55— 111. — Die Münchener bibliothek hat auch nach der
katalogisierung Hardts Zuwachs an griechischen handschriften er-
halten, ganz ausgelassen ist die bibliotheca Lobcowiciana zu Baud-
nitz, deren katalog in Bohusl. Lobkowicii carmina ed. Mitis (Prag
1570) und in Balbini Bohemia docta ed. Ungar t. lU s. 210 fL ent-
halten ist. für die handschriften der Corvina in Budapest ist
jetzt auf Heinrich und Abel in den litterarischen berichten ans
Ungarn bd. I heft 3 und bd. 11 heft 4 zu verweisen, bei Baszland
fehlt: Clossius über die hss. auf russischen bibliotheken in Sejobodes
n. archiv f. philol. UI s. 20— 31. für den Athos ist zu bemerken
dasz der von Sathas publicierte katalog des Chrysanthos Notaras be-
reits am anfang des 18n jh. gemacht ist, also heute keine gewfthr
mehr hat. Duchesne und Bayets ^m6moire sur une mission au mont
Athos' ist für kenntnis der hss. nnergibig. für die patriarchal-
bibliothek in Kairo ist jetzt noch auf die in Alezandria erscheinende
Zeitschrift K^Kpoip zu verweisen. beiEonstantinopelists. 438
grosze confusion. es sind zu scheiden: 1) die Serailbibliothek, Aber
welche nun nicht mehr auf Weissenbom in diesen jahrb. 1857 abt.
II 8. 201—203 und Mordtmann im Philol. V s. 758—762 und H
582 — 584 , sondern auf Dethier in den litt, berichten aus Ungarn
n s. 565 fif. zu verweisen ist; 2) die bibliothek des patriarchen von
Jerusalem im kloster des h. grabes (Bethmann im archiv f • ft. d.
gesch. IX s. 645 ff. Sathas fi6C. ßißX. I s. 285 ff.); 3) privatbiblio-
Üieken, deren heutige ezistenz zweifelhaft ist. die verzeichnisae der
letztem habe ich im original in meinem programm 'de ant. et libris
mss. Const' (Bostock 1877) abgedruckt. — Ganz zu streichen war
8. 439 Tervanoglu Griechenlands neuste handschriftliche forschon-
gen' : denn dieser aufsatz beschäftigt sich nur mit den publicationen
von Sathas. dafür durfte noch angeführt werden die bibliothek von
Edschmiadzin , welche nach dem katalog von Brosset 'catalogue de
la bibl. d'Edschmiadzin' (Petersburg 1840) auch griechische hand-
schriften enthält
Ein anhang (s. 449 — 459) gibt eine synchronistische tabelle
der jähre der weit , der jähre nach Christi geburt , der indictionen,
sonnen- und mondkyklen von 800—1599. s. 460—470 enthält die
HROnfch: abfall dee aoslautenden / an yerbalfonnen. 69
ngistar, s. 471 und 472 nachtrüge and berichtignngen. tafel 1 gibt
die fonnen der bucbstaben in der alten (ca. 330 — 697), tafel 2 in
der jungen nnciale (s. VlU— XI), tafel 3 in der majuskelcnrsive,
tafel 4 in der minnskelcursive, tafol 5 in der alten (a. 835 — 914),
tafel 6 and 7 in der mittlem (a. 950—1083), tafel 8—11 in der
jungen minnskel (1104 — 1496). tafel 12 gibt ein tacbjgraphisches
syUnbar.
Rostock. Biohard Förster.
9.
ZEUGNISSE AUS DEE ITALA FÜR DEN ABFALL DES
AUSLAUTENDEN T AN VEEBALFORMEN.
BekannUich zeigt sieb in den verschiedensten zeitperioden der
ktemiaehen spräche bis auf die altitaliscben dialekte zurflck der ab-
fiiD des analaatenden / der dritten person des sing, und plur. , dorn
bei dieeem letztem bisweilen auch das schwinden des vorangehen-
den nasale oder dessen ersatz dnrch m zur seite geht, formen wie
Me dtäfo ans den Zeiten der repablik, ama vota nosci relinque peria
in den ans der zeit des Augnstus nnd seiner nftchsten nachfolger
stnamenden griffelinschriften von Pompeji, fec&um posuerum aus
einer weitem periode, hdbuise dehuera restüuenm aus dem dritten
jk. nseh Ch., feoerun cupmn deflen exurgere exhibere frequentare
aus dem vierten jh. und tthnliche formen aus diesen und späteren
zaitrionien sind sprechende beweise fUr die im volksmund üblich ge-
wesene abwerfung des oder der auslautenden flexionsconsonanten,
welche schüeszlich auf dem boden der romanischen töchterspracben
zor herechaft gelangte.
Aach in den von Hieronjmus unabhängigen lateinischen ver-
fiooen der bibel sind derartige beweise zu finden , und wir stellen
die nns innerhalb dieses gebietes vorgekommenen hier in der kürze
znttmmen.
In der jedenfalls ältesten Urkunde der Itala, dem kostbaren
erangdiencodex Palatinus n. 1185 der Wiener bibliothek aus dem
vierten oder fünften jh., in silberschrift auf 230 mit purpur getränk-
ten pergamentblättem , tritt nur eine einzige verbalform dieser gat-
tnng anf, nemlich (unan in der stelle Luc. 20, 46 qui am an sälu-
tatkmis «» q>tXouvTUiV dciracfüiouc; — desgleichen in dem Bo-
biensis jetzt Taarinensis der evangelien aus dem fünften jh, und ver-
mntiich africanischer herkunft, Marc. 15, 41 cum esse (von erster
oder zweiter hand in esset umgeändert) in Oaliiaea »» ötc t^v i\ t^
ToXtXaiqu
Ebenfalls nur 6inen beleg liefert der aus dem sechsten jh. stam.
mende Cantabrigiensis der evangelien und apostelgeschichte in Act-
f.
70 HKönsch: abfall des auslautenden t an verbalfonnen.
20, 23 quia vincUla et tribtdationes manen mi (fi^oucCv fiOt) tu
Hierosolymis (ed. Scrivener, Cambridge 1864, s. 406).
Eine bessere ausbeute gewährt der wahrscheinlich am ende das
sechsten jh. geschriebene Claromontanus der Paulinischen briefe, in
welchem die singularformen vuly väle^ inquirere, pates und die pland-
formen salutan, haben y intendany veniun vorkommen, nemlich Born.
9, 18 igitur ergo cui'vul deus miseritury quem autem vulinämrat.
hierzu vgl. den namen Quodvuldeus bei Renier inscr. Born, de TAl-
6rie n. 870, 1 und bei de Bossi inscr. christ. urbis Bomae n. 436
vgl. Max Hoffinann 'index grammat. ad Africae proyinciarum TripoL
Bjrzacen. procons. titulos lat.', Straszburg 1878, s. 63. 162). Hebr.
9, 17 testamentum enim in mortuis confirmatwr, quoniam nonäwm
vale dum (Icx^ei Sre) vivU qui testattur. 8, 7 nam si tBnd (festa-
mentum) prius culpa vacassety non secundas inquirere («3 -rent)
locus (falsche Übersetzung von oök &v beuT^pac i2[T)T€tT0 töttoc, als
ob beuT^pac der plural imd d^n'^^^'^o ^^^ medium wäre ; vnlg. ntm
utique secundi locus inquireräur). I Cor. 12, 3 et nemopoies (öu-
vaTat) dicere dominum lesum Christum nisi in spiriiu sancto* Hebr.
7, 25 t4tu2e d sähos in perpetuum potes (öüvarm) facere aocedentes
(so lies für accendentes) per ipsum ad deum. Phil. 4, 22 salutan
vos (dcirdZovrat öjLiäc) omnes sancti, maxime autem qui de Oaesaris
sunt domo. Hebr. 5, 14 perfectorum est autem sdida esco, quiaprppkr
habitfi(fn) sensus exercitatus haben (tüjv . . ixöyrwy) ad discrimma
boni et mailL I Tim. 1, 4 {ne atüer doceant) neque intendan fäbmKs
(jivibk irpoc^x^^v ^uOoic) et geneaHogüs infinitis. Hebr. 8, 6 vHiu-
perans enim eos didt^ JEkxe dies veniun (^pxovTCu), dieit domirn^
et di^ponam . .
Ebenso viele belegetellen finden sich in dem g^gen das ende
des sechsten jh. vielleicht auf der insel Sardinien angefertigten, die
apostelgeschiohte lateinisch (links) und griechisch (rechte) enthalten-
den cod. Laudianus, in welchem wir lesen Act. 5^ 16 ita ut ptateit
eicerent aegrotos etponeren ante eos (TiO^vai ffiirpocOev oAtuiv)
in lectulis. 11, 1 audierun autem (fiKOucav bi) apostoU et firaires . •
11, 18 audientes autem haec tacuerun (f|cuxotcav) ä gUfrifkaivenMt
jdeum. 15, 5 surrexerun (^Hav^CTTicav) auJtem • . 17, 12 ertdi*
derun (dTtiCTCucav) et gentüium {muUi) . . 17, 32 (oinii) audis-
een . . 20, 34 qui sun meoum. 21, 4 diceban per spiritum» la
bemerken ist, dasz in den drei letzten stellen der corrector A das
auslautende t beigeschrieben hat
Anhangsweise erwähnen wir noch die lesung des cod. 0 («» S.
Galli 752, saec. IX) cum bullierin in der von VBose so trefflich
edierten und erläuterten 'epistula Anthimi de observatione oibomm'
c. 75, nebst dem hin weis in Teufifels geschichte d. rttm. litt* •• 1119
auf die in reimen wie personat — pignora^ torridi — obatruU bei
Sedulius sich zeigende unhörbarkeit des auslautenden t zur damali-
gen zeit.
LOBBNSTEIM. HBBMAinf BÖKSOB.
AEoMner: anz. ▼. CLUrlichfl de vita et honoribos Taciti. 71
10.
Q. F. F. F. Q. 8. IK8TITUTO AROHAEOLOOICO ROMANO UfPERII OERMA-
HICI DBCEM LU8TRA FBLIOITER PERAOTA AMIOA MEKTE QRATUJLA-
TUR BONAQUB VOTA FAOIT UNiyER8ITA8 LITTBRARUM lULIO-MAXI-
MILIANA niTERPRETB CaROLO LuDOV ICO ÜRLI0H8I0 PHILO-
LOaiAB F. P. O. INB8T COMMBNTATIO DB YITA ET HOMORIBUS
TaOITI. DUODECIMUM IN8TITUTI WAONBRIANI PROQRAMMA. Wirce-
burgi ex iypis Stahelianis. MDCCCLXXIX. 24 s. gr. 4.
Seiner 'commentatio de vita et honoribus Agricolae' (WOrzburg
1868) hat ürlichs jüngst die in der überBchrift bezeichnete abhand-
hmg folgen lassen, wie das erscheinen jener frühem arbeit durch
die jnbelfeier der Bonner Universität veranlaszt war, so ist diese neue
Studie rar beglttckwünschung des archäologischen Instituts in Rom
bei der feier seines fün&igjährigen bestehens geschrieben, jene erste
sebrift hat der früh verstorbene OClason in diesen jahrb. 1870
«. 477-^93 ausführlich besprochen und dabei die forschung selbst
weiter ra führen gesucht, die nachstehende besprechung von ürlichs'
neuer abhandlung begnügt sich die wichtigsten ergebnisse derselben
cn verseichnen und einzelne puncto, welche der vf. nur angedeutet
kat, aneiaführen; sie will das Studium der schrift nicht ersetzen,
eoadeni empfehlen, aus keinem referat liesze sich die fülle gedie-
geaer gelehrsamkeit, die feinheit der combination und die eleganz
der dmtellung ersehen, wodurch auch diese jüngste schrift von
U. den leser fesselt.
Die schriftstellerischen motive des Tacitus sind durch seinen
lebensgang bestimmt; vollständiger als aus den dürftigen Zeugnissen
wird dieser durch die vergleichung mit der laufbahn hervorragender
seitgenossen erkannt, durch umsichtige aufsuchung und vorsichtige
Verwertung passender analogien hat U. manches unsichere im leben
des Tac. zu bestimmen, manches dunkle aufzuhellen gewust.
Mit Borghesi übereinstimmend nimt U. wie früher (de vita et
hon. Agr. s. 25 ; Würzburger festgrusz s. 6) do auch jetzt das Jahr 56
(oder 55) nach Ch. als geburtszeit des Tac. an. als söhn eines ritters,
wahrscheinlich des aus Plinius n. h. VII 76 bekannten procurators
von Belgica, wurde Tac. durch Vespasian trihunus fnüitum latidavius;
in der mutatio ardinis , an welche sich die Übertragung einer stelle
im vi^miivircUus durch den senat anschlosz, bestand die hist. I 1
erwähnte dignitas a Vespasumo incohata, diese erklärt ü. weiterhin
im einklang mit Borghesi so, dasz Tac. durch Titus die quaestur er-
sieh {di^äcis a Tüo audd), die er am 5n december 81 antrat, dann
durch Domitian 84 aedil oder (10 dec. 83) volkstribun und 88
praetor wurde {dignitas a Domitiano longius proveda). der letzte
puact steht bekanntlich durch das eigene zeugnis des Tac. XI 11
fest, ebenso dasz er damals bereits ein sacerdatium quindecimvirale
bekleidete ; für die früheren ämter sind wir bei der unbestimmten
lasuing der atelle hist. 1 1 auf combination angewiesen, für diese aber
72 AEuBsner: anz. v. CLUrlichs de vita et honoribns TaeitL
ist die annähme des geburtsjahres und die auslegung von dignitas
incohata entscheidend, versteht man diese worte von dem ersten
ma^istratus senatoriuSj so wird man mit Nipperdej, welcher be-
kanntlich 54 als das geburtsjahr des Tac. annimt, auf das j. 79/80
für die quaestnr, 81/82 für das volkstribunat oder 82 für die aedilitSt
geführt, nach Haase, der die geburt des Tac. in das j. 58 seist und
bei dignitas incohata an den vigintiviratus^ bei aucta an ein sacef'
dotium oder munus extraordinarium denkt, wäre Tac. unter Domitisn
84 quaestor, 86 tribun oder aedil und demnach ohne längere zwi*
schenzeit88 praetor gewesen, ü. hat sowol gegen Nipperdey als gegen
Haase gewichtige bedenken erhoben , seine eigne berechnong aber
sehr wahrscheinlich gemacht, die Verzögerung der praetor erklärt
sich nach U. aus dem Verhältnis Domitians zu Agricola: Tac. worda
übergangen, nachdem sein Schwiegervater in Ungnade gefallen war
{Ägr* 40) ; als dieser durch kluge mäszigung den kaiser sa besänf-
tigen wüste (ebd. 42), kam auch Tac. zu ehren und erhielt die prae-
tur für das jähr in welchem die saecularspiele gefeiert wnrden.
Wie Nipperdej und Haase so vermutet auch ü. namentlich im
hinblick auf Plinius ep, VI 6, 3. 9 und auf die spuren im dialogus nnd
selbst in den Annalen (IV 52. XIE 3. XIV 19), dasz Tac. schaler
Quintilians war. das nach ep. VII 20 an Plinius geschickte badi
des Tac. war, wie U. gegen Mommsen annimt, ein rhetorisches; das
ep. VIII 7 erwähnte war vermutlich der dialogus de araioribH8^ wd»
eher beträchtlich später, als er geschrieben war, und nicht ohne
zeitgemäsze änderungen veröffentlicht sein musz.
Lange bevor Tac. ^s Schriftsteller auftrat, auch vor seinem
eintritt in den senat vermählte er sich mit der tochter des Agricolai
unmittelbar nach dessen consulat, das dieser am schlusz des ersten
oder im zweiten ntmdinium 77 erhielt, und vor dessen abgang nach
Britannien, welchen Nipperdey wol mit recht noch in den spätson^-
mer des nemlichen Jahres setzt, gewis waren es die ersten redneri-
schen erfolge, wodurch sich Tac. dem Agricola empfohlen hatte:
denn dasz er ihn, wie Haase vermutete, 74 — 77 als coniubemäUs
{comes) nach Aquitanien begleitet habe, ist aus dem chronologischen
gründe nicht möglich, weil das von Tac. nach dial, 1 angehörte ge-
spräch über die redner zu Rom im j. 76 stattfand (vgl. Wflnborger
festgrusz s. 1 — 6).
Nach der praetur gieng Tac. in eine provinz; er selbst berichtet
Ägr. 45, dasz er vier jaiire von Bom abwesend war. U. hält es mit
Borghesi für wahrscheinlich, dasz Tac nach Belgica kam and hier
auch manche künde über Germanien einzog, jedenfalls war seine
provinz eine kaiserliche: denn um senatorische looste man erst
fünf jähre nach der praetur ; um diese zeit aber kehrte Tac. schon
wieder nach Bom zurück, wann er in die provinz gegangen war^
ist nicht sicher. U. hat in seiner ausgäbe (Würzburg 1876) Agr. 46
quadriennium in triennium geändert und dies im rhein. mos. ZXXI
s. 527 f. begründet: da nemlich die wünsche und ahnungen Agri-
AEatmer: aoz. v. CLÜrlichs de vita et honoribas Taciti. 73
Golat (e. 44), zu deren erläuterung Dion LXVn 12 dient, mit Trajans
eonavlAi während der vier erbten mpnate des j. 91 zusammenhängen,
so sei Tic. wol erst 91 in die provinz abgegangen; bis zu seiner
tpüeatens im firtthling 94 erfolgten heimkehr seien also nur drei
jähre ¥erlaafen. wenn Tac. schon 89 in die provinz abgieng, wie
Borgbesi annahm, so wäre qu4idrienniuin doch nicht richtig, ü. er-
sdilietzt nemlich ans Snet Dam^ 4, dasz die Statthalter damals um
die Jahreswende ernannt wurden, also jedenfalls frtth im jähre ab-
reisien. da nun Tac. nach seinem eignen zeugnis beim tode seines
•ehwiegerraters am 23 august 93 und auch noch bei der später
erfolgten yerurteilung des Baebius Massa nicht in Bom war, so wird
er eni am anfang 94 zurückgekommen sein, vom frttlgahr 89 bis
daliin 94 aber sind nicht vier sondern ftinf jähre, ü. hält daher
teifie äadenmg triennium noch jetzt für wahrscheinlich, wolle man
das flberlieferte quadriennium halten, so sei der abgang des Tac.
TOD Bom mit Nipperdej jedenfalls in den frfihling 90 zu setzen, und
et müaee angenommen werden, dasz Trajan schon durch seinen
naneh nach Germanien im j. 88 bei Agricola so glänzende erwar-
toBgeB erregt habe.
Daes Tao. nach seiner rflckkehr aus der proyinz das consulat
Bieiit erliieit, erkennt ü. wie Mommsen als Zurücksetzung. Tac.
teilte Domitians nngnade mit andern ausgezeichneten männem ; er
trag sie mit resignation, indem er mehrere jähre hindurch nur sei*
neA Obliegenheiten als Senator und den pflichten seines priester-
amtee aacbkam. mag er dabei an centumviralgerichten thätig ge-
weeea eein , so blieb er doch namhaften processen fem , wie seine
aadentimg Ägr. 39 (vgl. 3) über studia fori et civüium arttum decus
m süemiimm acta zeigt, wenn Tac. diese durch den despotismus
Domitians geschaffenen zustände beklagt, so thut er es nicht um bei
politiachen gegnera sein vieljähriges schweigen zu entschuldigen
oder um (ür die unter dem gestürzten regime genossene gunst eine
nachsichtigere beurteilung zu erlangen, also nicht weil dies das beste
mittel zor gewinnung der öffentlichen meinung gewesen wäre , son-
dern einiäch weil ihm jene zustände wirklich beklagenswert er-
schienen, hat sich doch sein freund Plinius wiederholt in gleichem
simae darüber ausgesprochen ep, Vm 14, 8. pan, 76, und zwar in
einer seit in der die dem Tac. untergeschobenen gründe ganz un-
mO^eh waren.
Als nach dem regierungsantritt des Nerva ein stürm gegen die-
jenigen sich erhob, welche in den letzten jähren Domitians eine rolle
gespielt hatten, da hielt Tac. sich zurück, selbst als Plinius den tod
des Helridius Priscus an dessen ankläger Publicius Certus zu rächen
uaiemahm und die Senatoren zu geteilten kundgebungen hinrisz (ep.
DL 13), schwieg Tac standhaft. Nerva lohnte ihm diese probe
staaismianischer klugheit, übrigens nicht sehr eilig, durch ver-
leihoBg des consulats.
Als eonsnl hielt Tac. nach dem zeugnis des Plinius ep. 11 1, 6
74 AEussner: anz. y. CLUrlicbs de vita et honoribui TlaeitL
dem Yerginios Bufas die gedächtnisrede. aus dieser nachricht ergibt
sich die Zeitbestimmung fttr sein consulat. bekanntlich etarb der
greise Verginius an den folgen eines Sturzes nach längerer krankheit
fiel sein tod noch in das j. 97, so gehört das consnlat des Tac. dam
letzten nundinium desselben Jahres an. dieser bisherigen annähme hat
Julius Asbach ^analecta historica et epigraphica latina' (Bonn 1878)
s. 16 — 18 die stelle aus Plinius jpan. 58 erat in $enaiu (er eonaül^ atm
tu tertium constUatum recusahas entgegengehalten, der beieiohnete
consular kann nur Verginius sein; da Trajan das consnlat im j. 98
ablehnte, so musz Verginius dieses jähr noch erlebt haben; sonach
hat Tac. als consul im j. 98 den verstorbenen gefeierte nimt man
nun mit Borghesi und Henzen viermonatliche nundinia an , ao filUt
das consulat des Tac. in die monate mai bis august; denn im «raten
nundinium bekleideten Nerva und Trajan mit Libo (oder Frontiniia?)
das consulat, im letzten nach Mommsen Proculns und Lupus«
Aus Plinius ep. IV 13, 10. VI 9 ergibt sich, daaz Tac im
winter 102/3 in Rom verweilte, umgeben von einer sciiar strebsamer
Jünglinge, dasz er aber im j. 106 abwesend war. über die swisdien-
zeit fehlt jede künde: denn ob die andeutung des Plinius ^» lY 24, 3
auf ihn oder auf Pomponius Bassus sich bezieht, bleibt zweifelhaft,
im j. 106 aber waren die Historien schon bis auf die zeit des Titos
fortgeführt, wie aus Plinius ep. VI 16, 1. 20, 1 (VII 33) erhellt;
sonach waren gewis sechs bücher vollendet, sind nun die Annalen,
wie aus 11 61 und IV 4 hervorgeht, um 116 herausgegeben, so hat
Tac. zu den letzten 8 büchem der Historien und zu den 16 bfloheni
der Annalen zehn jähre gebraucht, nachdem er ein grttaeres ge-
Schichtswerk schon 98 angekündigt {Agr, 3), mit der ansarbei-
tung aber wol erst 103 ernstlich begonnen hatte, in diese seit flUlt
wahrscheinlich auch der abschlusz seiner rednerischen sdhriften*
diese waren es wol, die er an Plinius zur durohsicht schickte, wie
auch ihm der freund seine arbeiten dieser art vorlegte und sich sei-
nes beifalls freute. Tac. war, wie U. vermutet, jener gelehrte be-
urteiler, dessen Plinius ep. VIH 3, 1 gedenkt, ob Tac. die frtthen
bücher der Historien den freunden mil^eteilt oder öffentlich vor^
getragen hat, was Mommsen für wahrscheinlich hftlt, Iftszt ü. m-
entschieden, die ergreifende Vorlesung, von welcher Plinios qi.
IX 27, 1 berichtet, hat nach der ansieht von ü. nicht Tac. gehalten,
sondern 'Rtinius Capito, der nach ep. VHI 12, 1. 4 vortrSge Aber
exitus inlustrium virorum angekündigt hatte, wenn aber Plinius
die Historien nicht gehOrt hatte, gelesen hat er sie gewis nm das
j. 108 oder 109; denn sein damals geschriebenes briefchen IX 16
enthftlt eine frische reminiscenz an eine Historienstelle, die wir ans
Orosius Vn 10 kennen.
Die Vertiefung in seine historischen arbeiten war ohne sweifal
ein beweggrund fir Tac. sich von den geschftften snrficksnaiehen.
doch erschien er gewis noch bisweilen in der stadt und in der enrie;
die Senatsprotokolle, deren benutzung er selbst XV 74 bezeugt,
AEiwner : ans. ▼. CLÜrlichs de Tita et honoribiu Taciti. 75
konnte er nur in Born studieren, wie einst Sallustius seinem groszen
werke zwei monographien vorangehen liesz, so hat auch Tac. zwei
kleinere aobriften als vorlftufer der Historien und Annalen veröfFent-
lieht. man hat noeh eine weitere Ähnlichkeit gesucht: wie Sallustius
ans persönlicher Terstimmung vom öffentlichen leben zurücktrat, so soll
Tae. sieh zurtlckgezogen haben, weil ihm die durch die vUa Agrioolae
beabsichtigte capUUio henevolefUiae des Trajan nicht geglückt sei
and weil auch die Germaima seinen stolzen träum, für Germanien zu
werden was Agricola für Britannien geworden, nicht erfüllt habe.
dagegen seigt ü. dass es einer captatio des Tngan nicht bedurfte.
als nemlich Tac. zwei jähre nach dem erscheinen seines Agricola
Marina Priscus, den gewesenen proconsul von Africa, im auf trag
dce Senates anklagte, zeigte Trajan, der dem anftrag selbst gewis
nicht fem stand, als Vorsitzender consul rege teilnähme an der Ver-
handlung und hat sich dem beifall, welchen der senat zollte ^ nicht
entsogen« wie man aus Plinius ep. 11 11, 10 ersieht dem Schwie-
gervater des Tac. aber war Trojan einst nicht nur bekannt, sondern
befreundet gewesen, wie sich aus Ägr. 44 ergibt, wenn man nicht
Tae. der lüge zeihen will, und wozu hätte Tac. Tngan geneigt
stuBmen wollen? ein commando für sich zumal in Germanien konnte
er, der nicht einmal eine legion befehligt hatte, von dem kriegs-
knndigen kaiser nicht erwarten, eine cura consularis aber, eine
seaalsprovinz oder die fünfzehnjährige anwartschafb auf ein procon-
solat wird Tac. der für sein lebenswerk nötigen musze kaum vor-
gezogen haben.
Noch bevor Tac. diese genosz , schrieb er den Agricola und die
Gerwkmia. wenn die beiden erstlingsschriften des Sallustius, der
doch bereits als Privatmann schrieb, zur politischen tendenzlitteratur
gerechnet worden sind, so lag es noch näher, in jenen kleinen ar-
beiten, welche Tac. kurz vor seinem consulat und gleich nach dem-
selben erscheinen liesz , eine politische tendenz zu suchen, hat doch
Tac. nicht nur Agr. 17 den Frontinus, welcher damals gerade wie-
der consul war oder zwischen seinem zweiten und dritten consulate
stand, als groszen mann gepriesen, sondern ebd. c. 3 die regierung
des Nerva und Trajan offen gefeiert und die unvollständigen erfolge
Tngans in Germanien wenigstens durch eine andeutung Germ. 37
erklärt, namentlich aber bat er Agr, 42 am schlusz der erzählung
von dem lebensgange seines Schwiegervaters die merkwürdige nutz-
anwendung ausgesprochen : posse etiam suh malis prindpibus magnos
viro$ esse, nach Walchs Vorgang sind diese mit dem nachdrucks-
vollen 9ciani eingeführten worte von mancher seite als ausgangs-
punct für die Würdigung der vita Agrioolae gewählt worden, wer
aus ihnen auf einen tendenziösen Charakter dieser biographie schlieszt,
Büste immerhin auch das berühmte maneat quaeso duretque usw.
Gtrm. 33 als ein zeichen betrachten, dasz diese geographisch-ethno-
graphische Studie eine politische tendenz habe, natürlich nimt U.
weder jenes noch dieses an; er erinnert an das von Livius XXVI
76 AEnsener: aoz. v. CLÜrlicbs de yita et honoribTU TadtL
22, 14 gebrauchte dudant^ worin übrigens die ironifiche fftrbimg un-
verkennbar ist, und an das Taciteische maneani ann. m 55. die be-
treffenden Worte Ägr. 42 verteidigen den standpnnct des Agricola
gegen die stoiker, welchen Tac. auch an andern stellen derbiogn^hie
gegenübertritt, was Tac. aber hier ausgesprochen hat, das steht in
vollem einklang mit allen stellen seiner spätem werke, in denen er
seiner Überzeugung über den wert einer zeitgenössischen Persönlich-
keit werte leiht daher weist ü. übereinstimmend mit Andresen
entschieden die annähme zurück, dasz Tac. einen speciellen oder per-
sönlichen grund gehabt habe, die haupttugend der mSszigung an
Agricola so hSufig hervorzuheben, in der that hatte weder Tac. nodi
sein Schwiegervater etwas gemein mit den unterthänigen hOflingen
Domitians und seinen angebem. ihm konnte keine besondere gnnst
des kaisers vorgeworfen werden, von dem er nicht einmal, wie doch
selbst ein Helvidius Priscus, das consulat erlangt hatte, indem Tao.
den von Agricola eingenommenen standpunct vertritt, gibt er nur
den wahren ausdruck seiner auffassung ; er müht sich nicht als ad-
vocat einen dienten zu verteidigen; er verfoszt keine anklage, weder
gegen Domitian noch gegen die republikaner der Opposition ; seine
Schrift ist auch nicht eine in buchform gebrachte leichenrede; ebenso
wenig ein mittelding, das einen gemischten Charakter hat nnd der
historischen und rhetorischen kunstgattung zugleich angehOrea
möchte : Tac. schrieb den Agricola als ein historisches werk, zu den
bisher zusammengestellten gründen hierfür fügt ü. noch den hinwM
darauf, dasz die römischen Verluste in der Schlacht am beige Oranjnns
im Agr, mit der genauigkeit des historischen berichts angegeben wer-
den, in diesen jahrb. 1875 s. 348 sind gegen Andresens hTpotbese
manche momente dafür angeführt, dasz Agricola auch in der er-
zfthlung von den thaten seiner Vorgänger in Britannien den mittel-
punct der darstellung bildet; auch diese gründe werden nntentfltit
durch die beobachtung von ü., dasz die wichtigen erfolge des Fron-
tinus gegen die Silurer nur kurz berichtet, die thaten des Snetonins
Paulinus viel ausführlicher erzählt sind , weil Agricola unter diesem
als tribun stand und weil dessen Unternehmungen gegen die ineel
Mona und gegen die truppen der Boudicca zur vergleidiong mit der
besetzung derselben insel durch Agricola und mit dessen sieg über
das britischcaledonische beer dienten, dasz Tac. mündliche mit*
teilungen seines Schwiegervaters für dessen biographie verwerten
konnte, ist selbstverständlich und wird c. 4 und 24 noch ausdrück-
lich bezeugt; dasz ihm auch aufzeichnungen Agricolas zu geböte stan*
den, schlieszt U. nach den berichten aus dem kriegsrathe o. 25 und
27, über den gang der hauptschlacht und die in derselben erlittenen
Verluste, auch die ethnographischen und geographischen angaben
hat Tac. wol nicht allein den gangbaren hilfsmitteln der damidigen
künde entlehnt, sondern vielleicht aus schriftlichen, jedenfalls aber
aus mündlichen notizen Agricolas geschöpft.
Wenn Tac. seinem Schwiegervater ein biographisches denkmftl
AEuMner: aoz. t. CLÜrlicbs de vita et honoribus Taciti. 77
setxte, 80 entsprach er einem brauche, ftir welchen U. eine reihe von
beiapielen aofouzfthlen weisz, obwol Plinioe ep. YII 31, 5 f. das
Ubrmm de vUa aUeuius edere slspulchrum et rarüate ipsa prohandum
bexeicbnet hat solche lebensbeschreibungen rechneten die Bömer
mm getma Umdatwumy gewis aus dem von ü. angegebenen gründe,
weil die bei Qnintilian II 4, 20 besprochene schulübung, laudare
daros viras et vittiperare inprobos^ auf die litterarischen erzeugnisse
Sure Wirkung hatte, aber gewis nicht aus diesem gründe allein, viel-
mehr hingt dies mit der den Bdmem geläufigen auffassung von dem
weeen der historischen darstellung zusammen, wie sie in den bair.
gjmnaaialblftttem Xm s. 167 mit absichtlicher beschränkung er-
örtert ist. ne viriutes süeantur ist ja nach Tac. ann. in 65 die vor-
ndbmate aufgäbe nicht nur biographischer sondern überhaupt histo-
rischer werke.
ü. vergleicht die vita Agricdae mit der vita Attici des Cornelius
Kepos« neben auffallenden berührungspuncten kommt hierbei auch
die abweichende composition des Atticus zur spräche, auf welche
sdum imphiloL anz. H s. 214 hingewiesen wurde ; in mehreren vitae
des NepoB sind nemlich die teile nicht in chronologischer Ordnung
oder nach dem innem zusammenhange der historischen facta, son-
dern nach den rhetorischen gesichtspuncten des autors an einander
gereiht, welcher einem vorausgeschickten tugendregister die belege
{testimonia) einzeln folgen läszt hält man daneben die sachgemäsze
anordnung im Agricola^ so zeigt sich deutlich, wie viel bestimmter
Tac den historischen Charakter seiner aufgäbe erkannt und ausgeprägt
hat. dasz er dabei jene rhetorische fSrbung,.die selbst in seinem
spätesten und reifsten geschichtswerke nicht abgestreift ist, im
Agricda^ dessen abfassung der zeit seines rednerischen berufes am
nächsten liegt, am wenigsten vermieden hat, dies findet auch U.
natürlich, übrigens ist die uns besonders auffallende rhetorische
schluszapostrophe im Agriccla auch andern Schriften der Bömer keines-
wegs fremd; schon EHoffinann hatte den schlusz bei Yellejus ver-
glichen, weitere ebenso schlagende belege führt U. an. der historische
Charakter des Agricda ist dadurch nicht beeinträchtigt; deutlich er-
hellt er aus den von Tac. gewählten Vorbildern für seine darstellung,
LiviuB und besonders Sallustius. indem sich Tac. diese historiker
zum muster nahm, zeigt er dasz er ein historisches buch schrieb, denn
es handelt sich nicht um eine anzahl ähnlicher ausdrücke, die etwa
zoflülig in die feder laufen, wie wenn Plinius im panegyricus einige
reminiscenzen aus dem Ägricola aufweist; die durchgreifende ana-
logie in werten und Wendungen , in der composition einzelner teile,
ja der ganzen schrift verräth absichtliche entlehnung, bewuste nach-
bildung der anerkannten meisten zu den von Wölfflin and Teuffei
gesammelten beispielen aus Sallustius hat U. wiederholt sein scherflein
nachgetragen ; ein beleg aus Livius ist in den bair. gymnasialblättern
xm s. 156 — 159 geliefert, ebd. s. 165 ist angedeutet, dasz derein-
gang des Agricota im wesentlichen den einleitungen zu den histori-
78 AEoBsner: anz. y. CLÜrlichs de vita et honoribiu TadtL
sehen monograpbien deu Sallustius gleicht, schon früher hatte Tenfiel
dieselbe bemerkung gemacht; aber da der Sachverhalt aaoh spftter
noch verkannt wurde, erscheint eine ausfUhrong nioht überflünig.
Das wesentliche in den einleitongen des Sallnstias ist das poli*
tische und persönliche moment: denn die allgemeinen philosophisöhen
betrachtungen stehen in so lockerm Zusammenhang mit dem histori»
sehen inhalt des Catüina und lugurtha^ dasz Qointilian an der oft
citierten stelle III 8, 9 von Sallnstias sagen durfte: mkü ad hiatariam
pertinentibus principiis orsus est, vergleichen wir also den wesent-
lichen teil jener prooemien, die principia ad hisiariam pertmenUa»
in den auf alte Überlieferung zurückgehenden Pariser excerpten bei
Halm Rhetores latini s. 588 heiszt es: principiorum ad higtariam
pertincfUium species stmt tres: de histaria^ de persona^ de matma,
aut enim historiae honum generalüer commendamus . . aui pro per-
sona scribentis rationem eius quod hoc officium adsu/mpserit reddkmis
. . aut eam rem quam relaturi sumus dignam quae et scrtbatur et
legatur ostendimus usw. Tac. hat im Ägr, die beiden letzten pimete
behandelt, den zweiten in c. 3 professione pietatiSt den dritten doreh
das ganze c. 1. ebenso deutet Sallustius im prooemimn zum lug.
seine persönliche Stellung an in c. 4, 3 und spricht von der Wichtig-
keit seines stofifes c. 5, 1. weiter erstreckt sich die ähnlichkeit der
prooemien des Agr, und des Cot. hier spricht Sali. c. 4, 2 von der
frühem Unterbrechung seiner historischen neigungen und der spfl-
tem wiederaufnähme derselben; fthnlich spricht Taa c. 3 von der
Unterbrechung des geistigen lebens und von dessen wiedererwachen.
Sali, klagt c. 3, 3 — 5 über die schlimmen Zeiten, ebenso Tac. c. 2.
mit Sali. 4, 1 animi4S . . requievit ist zu vergleichen Tac. c. 3 nunc
demum redü animus. Sali, gibt zunächst eine weitere ankündigung
seiner beabsichtigten geschichtswerke c. 4^ 2 Statut res gestas jpc^ptfZt
Bomani carpthn . . perscribere und spricht erst nachher von dem vor-
liegenden buche de CatiUnae coniuratione c. 4, 3 ; ebenso schickt Tac.
c. 3 die ankündigung der von ihm geplanten gröszem geschichts-
werke voraus : non tarnen pigehit . . memoriam prioris servUutis ae
testimonium praesentium bonorum composuisse^ und läszt dann die
den Agricota betreffenden werte hie interim Über usw. folgen. BalL
motiviert die wähl seines gegenständes , indem er c. 4, 4 das zu er-
zählende factum als memorahile bezeichnet; ähnlich Tac. , indem er
c. 1 den helden , dessen leben erzählt werden soll , zu den dari viri
rechnet. Sali, beginnt sodann seine darstellung c. 5, 1 : L. Catüina^
nobüi genere natus; ähnlich Tac. c. 4: Cn. luiius Agricota^ vettere ei
ifüustri Foroiuliensium colonia ortus.
Dasz die composition der ganzen biographie des Agricola mit
ausnähme des epilogs den beiden historischen monograpbien Sallusts
genau nachgebildet ist, hat ü. durch eine tabellarische Übersicht
schlagend erwiesen, eine bestätigung für den historischen Charakter
des Agricola ergäbe sich femer aus der vergleichung mit den Historien
und Annalen. so hat ü. schon früher sehr schön gezeigt, dasz in den
AKwuier: uii. v. CLUrlichs de Tita et honoribns TacitL 79
prooemien des^^. nnd der hist. des Tac, wenn man den unterschied
des planes beachtet, der gedankengang derselbe ist; und hftlt man
xb. die rede des Calgacns Affr. 30 ff. neben die skizzierten ansprachen
des (STilia kisL Y 17 nnd des Arminins ann. II 15, so findet man
berfihnmgspimcte genug.
Niebnhr bemerkt in den kl. sehr. I s. 335 über eine der beiden
fon Tac Agr, 2 erwähnten lebensbeschreibungen : dasz die schrift
des Herennius nur eine biographie war, schliesze ihren Verfasser doch
wol nicht Yon den historikem aus. ähnlich betont ü., dasz seine
beseicfanung des Agricola als eines historischen Werkes die anerken-
nnng desselben als einer biographie einschliesze. allerdings hat Tac.
das lebensbild seines Schwiegervaters nicht in einen möglichst engen
rahmen gefaszt , sondern ihm einen breiten historischen hintergmnd
gegeben, die gebiete der allgemein historischen und der speciell bio-
graphischen darstellung sind ja nicht, um ein wort von Lukianos zu
gebrauchen, durch eine hohe mauer geschieden. LBanke sagt in der
f orrede zu seinem Wallenstein : ^indem eine lebendige persönlichkeit
dargestellt werden soll , darf man die bedingungen nicht vergessen,
anter denen sie auftritt und wirksam ist . . . die biographie kann
lieh dann und wann zur geschichte erweitem.' wie Bänke so ist
Tae. 'auf den versuch einer biographie geführt worden , die zugleich
gtsehichte ist'; wollte man hierin eine grenzverletzung erblicken, so
encheint diese jedenfalls bei Tac. viel unbedeutender, da sein held
Tid weniger weit und tief gewirkt hat. den rahmen einer biographie
bat Tac nicht gesprengt; dies zeigt U. kurz und klar, indem er daran
erinaert, dasz ein rhetorischer epilog bei römischen litteraturwerken
der Terschiedensten gattungen vorkommt (s. oben s. 77), dasz der
iiutorische rOckblick sich eng an die lebensbeschreibung anschlieszt
and dasz die nur leise andeutung solcher zttge, welche das bild des
beiden trflben musten, einem gesetze der antiken biographie ent-
spricht, wie Ranke die angeftlhrte äuszerung an eine stelle bei
PloUrch (Alex. 1) angeknüpft hat, so schöpft U. die ausdrückliche
bebtitigung dieses durch die biographische litteratur der Griechen
und Römer vielfach illustrierten gesetzes aus Plut. Kimon 2, auch
^er Torwurf wurde erhoben, dasz Tac. nicht ein detailliertes bild
gegeben, dasz er mit ausnähme der jähre der Verwaltung Britanniens
<iie hauptmomente in Agricolas leben nur mit kurzen Worten dar-
gestellt habe, zur rechtfertigung des von Tac. befolgten Verfahrens,
^ dem antiken begriffe der biographie angemessen ist, kann die
tiieoretische bemerkung bei Nepos Pelop. 1, 1 dienen: cuius de vir-
^^ihus dubUo quem ad modum exponam , quod vereor^ si res explicare
^^äpiam^ ne non vitam eitis enarrare^ sed historiam videar scribere:
^ tantum modo summas aitigero, ne . . minus düucide appareat quan-
'M fuerit lue vir.
Indem so U. die schrift des Tac. als ein nach den besten mustern
gat componiertes historisches werk über das leben und den charakter
des Agricola erweist und bezeichnet, legt er den benennungen des-
80 AEuBsner : anz. y. CLUrlichfl de yita et honoribiu
selben als %\oge historique' oder ^historische lobschrift' kein gewicht
bei. der leser erfährt aber gelegentlich, dasz die benennang all
^historische lobschrift' von Gottlob Friedrich Artzt herrflhrt, wel-
cher den Agr. übersetzt und erläutert hat [(Meiszen 1800), die be-
zeichnung als ^61oge historique' von MThomas. im ersten bände dei
Oeuvres (Amsterdam 1774) von Thomas findet sich der interessant!
'essai sur les öloges, ou histoire de la litt^rature et de l'^loquence
appliqu6es ä ce genre d'ouvrageV chap. XV handelt über Tadtna
hier liest man s. 183: . . 'le chef-d'oeuvre et le modMe de toas 1«
61oges historiques ; c*est sa vie d'Agricola.' dieser auffassong ent-
sprechend hat Thomas eine lange reihe griechischer und rOmischei
litteraturwerke , darunter auch die biographien des Plutarch, ah
^^loges historiques' charakterisiert; das sind die notwendigen, bti
lieh nicht eben empfehlenden consequenzen seiner theorie.
Schlieszlich wendet sich U. noch gegen die meinung , daas dei
Ägricola nur eine kühle aufnähme gefunden habe , wofür das gSnZ'
liehe stillschweigen der alten autoren über die schrift und beinahe
auch über den beiden bürge, diese meinung widerlegt sich in ihres
letzten teile durch die rühmliche hindeutung auf Agricolaaerfolgi
in Britannien , wie wir sie bei Dion LXVI 20^ Quintilianus YII 4, \
und Martialis de sped. 7, 3 finden, dasz aber auch die biographie dei
Ägricola nicht ignoriert worden ist, zeigt U. an den spuren ihrei
ein Wirkung auf den panegyricus des Plinius (vgl. oben s. 77). un<
Hertz erinnert in den 'analecta ad Hör. carm. bist.' III s. 16, das
des Pacatus paneg. Theodosio d. 2 reminiscenzen an den Agr. xeige
man vergleiche nur Pac. 2,13 pii labaris offidum^^ Tac 3, 19 liber •
professione piäatis . .; 2, 16 dtias res diversissimas fMfia», mehum t
temeritatem «= 3, 1 qvuxmquam . . res oUm dissodabües miaeuerU
principatum ac libertatetn; 2, 8 ah ultimo GaUiarum recessu ■» 30
12 nos . . extremes recessus . . defendit; 2, 10 deficientibus terris ^
30, 17 postquam . . defuere terrae; 2, 7 cum admiratione virMm
tuarum . . ad coniuendum te . . properassem =» 46, 3 nosque . • a
infirmo desiderio . . ad contemplationem virtutum tuarum voces; 1
20 rüdem hunc et incuUum Transalpini sermonis horrorem «» 3, 1<
vel inc<mdita ac rudi voce, anklänge an Agr. begegnen auch sonsi
zb. ine. paneg. Constantino Aug. d. 9, 3. lordanis de rebus Ott. 9
Hiermit sei geschlossen ; auch der unvollständige und ongleidi
mäszige bericht läszt wol den reichen ertrag der besprochenen all
handlung für die kenntnis des lebensganges des Tacitus ahnen, nidi
alle ergebnisse derselben sind gleich fest begründet; U. selbst hi
den verschiedenen grad der gewisheit in den einzelnen Allen ang«
deutet, dasz aber Tacitus kein tendenzschriftsteller war, dasx seil
Ägricola ein historisches werk , und zwar eine biographie ist « da
steht fest.
WüRZBURQ. Adam Eusshuu
ERSTE ABTEILUNG
FÜR CLASSISCHE PHILOLOGIE
HSBAC8GEGEBEN VON ALFRED FlECKBISEN.
11.
PBOTAGOREA. ZU DEN VÖGELN DES ABIST0PHANE8.
In den Vögeln des Aristophanes v. 1071 ff. sagt der chor:
diefer Uge hört aof allen g^assen man den heroldsnif:
hSrtI wer yon den bürg^em totochlftg^ Diagoras den Melier,
der toll ein talent erapfang^n; ond wer ans der tyrannenbmt,
der Terttorbnen, einen totechUg^, ein talent empfängt anch der.
aUo wollen denn auch wir dies lant rerkünden jetEt bei ans:
hSrt! wer yon den bfirgern totschlagt Philokrates den Vogeler,
•in talent soll der empfangen; wer ihn lebendig liefert, Tier.*
^baidi bfttten also die Athener, wie die meisten ausleger annehmen,
nicht lange vor der anfftthniDg der Vögel, gegen den bekannten
fttbeisten Diagoras den Melier, der, wie Drojsen sagt, nach dem fall
Ton Melos sich gen Athen gewandt und dort zu lehren begonnen
^tbe, eine achtserklSrung ergehen lassen, nachdem er sich dem in
folge der mj&terienproccsse, wie es scheine, gegen ihn ausgespro-
chenen todesurteil durch die flucht entzogen gehaht. dies ist mit
cüiigen erweiterungen den scholien entnommen, der erste scholiast
n unserer stelle sagt: Mieser Diagoras lebte seit der einnähme von
Velos in Athen ; er verspottete die mjsterien und hielt viele davon
^ sich weihen zu lassen, deshalb ächteten ihn die Athener und
Btbrieben das decret auf eine eherne seule, wie Melanthios in seinem
buche Aber die mjsterien berichtet.' ein zweiter scholiast sagt un-
gefihr dasselbe, nur dasz er hinzusetzt, die Athener hfttten dem der
ihn töte, ^in talent, und dem der ihn lebendig liefere, deren zwei
' T^öc M^vToi Q^^lpc^ ^dXicT* ^TravayopcucTai'
i^v dtroKTcivi} TIC i)\iujv Aiatöpav t6v Mi^Xiov,
Jla^ßdv€lv TdXavTov, i\y t€ tüjv Tupdwiuv t(c Tiva
Turv T€0viik6tu)v diroKTcCvi], xdXavTov XoMßdvciv.
ßouX6^€c6* oöv vOv dvciTTctv toötA xi^i^t^c ^vOd6€'
fjv diroKTcivT) TIC 6mü)v OiXoKpdTT] Töv CTpoOeiov,
Xnycxat TdXavTov, f^v bi CCbvr* &yr} Tic, T^TTapa.
iftkrMckrr Hir c\ä»%. phitol. 1880 hfl. 2. 6
82 HMüUer-Strübing: Protagorea. zu den Vögeln de« Aristophanek
Yersprochen, und dasz er sich, statt auf Melantbios, auf Eraieros be*
ruft, ein drittes scbolion, das in der bs. von Ravenna fehlt, gibt
dann noch an: £iCK€KrjpUKTai hk ^äXicra öirö t^v fiXuiciv Tf)c MiiXou*
ouö^v bk (so Bergk comm. s. 176 statt des überlieferten fäp) kuiXuci
iTpörepov. MeXävGioc bk dv ti^ irepi jiiucTfipduv irpocp^perot tf^c
XaXxfic CTTiXiic ävT(Tpa90V, iv fj i'neKr\pvlay xal aÖTÖv Kcd touc
pf| (die in den bss. fehlende negation ist von MHEMeier eingeftgt^
8. den artikel Diagoras in der al]g. encjkl. I bd. 24 s. 443 anm. 65)
dKÖibövrac TTcXXrjveic (TTcXXavcTc Meier ao.) , iv ^ T^pairroi ical
TttöTtt • ddv bi TIC dTTOKTelvij AioTOpav TÖv Mr^Xiov, Xapßäveiv dp-
Tupiou TdXavTOv, f|v bi Tic dxdTiJi Xaßeiv buo. auch der Bcholiast
zu den Fröschen v. 320 sagt von Diagoras: oi 'ABiivatoi die biaxXcu-
dJlovTOC TOUC Geouc KaTa\|ir)9icäM€voi dvcKrjpuSav Tip \ikv dvatpif)-
covTi dpTwpiou TdXavTov, Ttu bk Iwvja KO^icavTi buo. ^ttciOov
bk KQ! ToOc dXXouc TTeXoTTOvviiciouc , ibc icropei KpdTCpoc £v Tf
cuvaxwTQ TUJV i|iii9tC|LiäTU)V. man sieht, die scboliasten berufen
sich hier auf gute autoritäten, sogar auf die abschriften von volks-
beschlüssen, wobei es freilich auffallend ist, dasz der eine scholiast,
der sich doch den anschein gibt das ächtungsdecret wenigstens in
einer abschrifk selbst gelesen zu haben , über die zeit der abfassnng
desselben unsicher ist, was der zusatz oäb^v bk KUiXöei iTpdT€pov
(oder oibky fäp KeXeuet TTpÖTCpov, wie Bergk ao. auch yorschligt)
deutlich verrätb. übrigens wird ihre angäbe auch durch Diodor
bestätigt, der XIII 6 erzählt, unter dem archontat des Cbabrias
hätten die feldherren in Sicilien nach der flucht des Alkibiades am
Verstärkung und um geld nach Athen geschrieben und ihr gesuch
sei bewilligt worden, was sachlich richtig ist (vgl. Thuk. VI 74. 93)
und diesmal auch chronologisch (vgl. CIA. I n. 183 — das geld ward
in der achten prytanie unter Chabrias bewilligt). Diodor f&brt dann
fort: TOÜTUJV bk irpaTTOM^vuiv Aiaropac ö KXriGek dGeoc biaßoXfic
Tuxuüv ^tt' dceßeiac koI 9oßr)9€ic töv bfjiiov ^9ut€V ^k Tf^c 'Atn-
Kf)c* ol bk *A9iivaioi tiu dveXövTi Aiaröpav dpTupiou TdXocvrov
ineKr\pvlav. ähnliche angaben finden sich dann noch bei Saidaa»
bei einigen kirchenvätem und anderen christlichen polemikem (man
findet die stellen in Meiers schon erwähntem aufsatz über Diagoras
fleiszig gesammelt), die aber nichts wesentlich neues bringen und die
eingehend zu besprechen ich ftlr verlorene mühe halten musz.
Denn nach meiner meinung hat schon Fritzsche (in seiner aus-
gäbe der Frösche zu v. 320) mit, wie mir scheint, unwiderleglichen
gründen nachgewiesen, dasz dieser [angebliche] volksbeschlusz , be-
treffend die ächtuDg des Diagoras, von dem die scboliasten usw.
reden , unmöglich in die zeit kurz vor der aufführung der Vögel ge-
setzt werden kann, der bekannte gottesleugner Diagoras der Melier,
der Zeitgenosse des Pindaros und Bakchylides, der nach EusebioB
und Sjnkellos in der 78n Olympiade (468 — 64) blühte, müsse,
sagt er, viel früher aus Athen geflüchtet und dann geächtet wor-
den sein, lange vor dem ausbruch des peloponnesisohen krieges;
HMfiUer-Strfibing: Protagorea. zu den Vögeln des Aristophanes. 83
auch sem TerbSltnis zu Nikodoros, dem Bjnoikisten und gesetzgeber
Ton Mantineia, dessen thätigkeit viel früher zu setzen sei, beweise
dies, auch passe der umstand , dasz die Athener von der achaischen
Stadt Pellene die auslieferung des flttchtlings verlangt hfttten , nicht
in die aeit des peloponnesischen krieges: denn die Pellener seien
bondaagenossen der Lakedaimonier gewesen, an sie hätten also die
Atheaar sieh nicht wenden können und ebenso wenig an die übrigen
Pelopoiinesier , um sie zu überreden *ut in huius ipsius psephismatis
tocietatem venirent', wie doch Erateros berichte. Md quidem hello
«MTiente fieri nequaquam potuisse etiam caeco apparebit' [darüber
bin ich anderer meinung , wie ich weiter unten entwickeln werde.]
Fritttche lieht dann aus allem diesem den schlusz, dasz Diodor sich
geirrt und dasz er den Diagoras mit Protagoras verwechselt habe,
von dem es bekannt sei dasz er gerade um diese zeit ('illo ipso tem-
pore') wegen seiner impietät aus Athen vertrieben sei, wenn er nicht
gar leichtfertiger weise die angelegenheit des Alkibiades und seiner
genossen auf Diagoras übertragen habe : denn von diesem sage Thu-
kjdides (VI 60) ausdrücklich : Tiov bk btaqpUTÖVTUiv Gdvorov KQTa-
TVÖVTCC iirovcTiTOV dpTupiov v^ äiroKTeivavn , also ganz dasselbe
was Diodor von Diagoras sage, [eine solche abenteuerliche über-
tragoog ist sicherlich nicht anzunehmen.] Diagoras aber sei wirk-
lich, nnr in viel firüherer zeit, aus Athen nach Pellene in Achaia
geflüchtet, und da die Pellener seine auslieferung verweigerten , so
bitten die Athener ihn selbst und die Pellener dazu geächtet, hätten
anch die anderen Peloponnesier überredet ihrem psephisma beizu-
treten. — Fritzsches auffassung unserer stelle in den Vögeln gebe
ich nun der kürze wegen mit ThKocks Worten in seiner ausgäbe der
Vögel, der sich ihr anschlieszt: ^Aristophanes meint also hier: die
neulich beschlossene ächtung der entflohenen Hermokopiden und
mjsterienschänder ist eben so vernünftig, wie wenn man auf des
längst entwichenen (oder gestorbenen) Diagoras köpf einen preis
setzen oder die gleichfalls längst toten Peisistratiden (das sind die
Tupowoi V. 1074) für vogelfrei erklären wollte, der ausdruck ist
abäichtlich und aus gutem gründe etwas zurückhaltend und ver-
sdileiert/
Diese interpretation halte ich für durchaus verwerflich, sie
trägt etwas in die stelle hinein , was nicht darin liegen kann, sie
ist dem geist der komödie und der weise, wie sie die Wirklichkeit in
ihr phantastisches spiel hineinzieht, durchaus widersprechend, denn
der zweite teil des decrets <^v T€ tujv Tupdvvujv Tic Tiva (tüüv
T€OviiK<iTuiv) diTOKTcivri, TCtXavTOV XaMßdv€iv enthält doch trotz des
äpaezhaften Zusatzes tüüv TcOvriKÖTOJV ganz unzweifelhaft die be-
ziebung auf die durch Thukydides beglaubigte thatsache, dasz auf
die mtung der des Hermen- und mysterienfrevels beschuldigten, die
»ch der Untersuchung durch die flucht entzogen hatten, ein preis
gesetzt war, und zwar, wie das den Zeitverhältnissen nach gar nicht
uiders sein kann , nicht lange vor der aufführung der Vögel , etwa
6*
84 HMüller-Strübing: Protagorea. zu den Vögeln des AxittopliMiat.
zu der zeit da der dichter noch mit der letzten darcharbeitong seiner
komödie beschäftigt war. mit dem spöttischen Zusatz T<&v T€Ovf)KÖ-
TU)V hat er natürlicher weise die Peisistratiden im sinne, wie ja «ich
das Volk durch diese frevel an das emporkommen und die herschaft
dieser familie erinnert ward , nach Thukjdides (VI 60) luv iv6u-
Moüpevoc ö br\[iOQ ö tuiv *AGiivaiujv Kai pifivtiCKÖfievoc fica dicoQ
iTCpi aÖToiv (TTeiciCTpdTOu kqi tijüv iraiöuiv c. 53, 3) i^nCcTaTO,
XaXenöc ^v t6t€ . . xal irävra auTOic £bÖK€i in\ guvui|AOcfa|i AXt-
tapxiK^ Kai TupavviK^ TrCTrpäxOai. mit dem spöttischen tuiv reOvri-
KÖTUiv sagt also der dichter den Athenern nicht eben zurttckhalteiid
und verschleiert, sondern sehr verständlich : 'ihr seid thöricht diese
leute des strebens nach der iyrannis zu beschuldigen : denn tyrannen,
oder solche die es werden wollen, gibt es nicht und hat es nicht mehr
gegeben , seit Peisistratos und seine söhne tot sind.' es ist das in
demselben geist, in dem er auch früher (Wespen 483 £) den wahr*
lieh nicht ungerechtfertigten argwöhn des Volkes (die folgezeit hat das
bewiesen) gegen tyrannisch oligarchische gelüste verspottet hatte.
So gewis nun in den werten f|v tuüv Tupdvvuiv t(c nva diro-
KTeivr) die anspielung auf einen wirklichen und zwar ganz vor kur-
zem erlassenen volksbeschlusz liegt, eben so gewis musz auch in dem
ersten satz f|v äiroKTeivr) Tic u^iüv Aiaxöpav töv MrjXiov, Xofxßdvciv
TdXavTOV die beziehung auf eine neuerdings (das beweist schon das
T^Ö€ Oi^fLi^pqi) erlassene achtserklärung gegen eine bestimmte person
liegen , entweder gegen Diagoras selbst oder , wenn dieser schon tot
oder nicht in Athen war oder aus irgend einem andern gründe nicht
gemeint sein konnte (wie ich das mit Fritzsche annehme) dann gegen
einen mann, der durch den namen des Diagoras von Melos für jeden
Zuschauer unmittelbar verständlich bezeichnet wurde.
Dieser mann nun war nach meiner meinung in der that niemand
anders alsProtagoras, dessen name auch in der oben angeführten
stelle bei Diodor nach Fritzsches ganz richtiger Vermutung durch
den des Diagoras, auf welche weise es sei, verdrängt sein wird.
Dem steht nun freilich schon die gewöhnliche annähme ent-
gegen, die anderweitig wol beglaubigte anklage des Protagoras, seine
flucht aus Athen, seine ächtung und sein auf der flucht erfolgter tod
sei später zu setzen , in die zeit der herschaft der vierhundert , also
in das j. 411. aber worauf stützt sich diese annähme? so viel ich
ermitteln kann, einzig und allein auf die werte bei Laertios Diogenes
(IX 8, 5) über ihn: xaTTiTÖprice ö' auToO TTuOöbujpoc TToXuZ^XoUt
elc Tüüv T€TpaK0ciu)V' ^ApiCTOTAric b* €0aGX6v qpiiCL aus die-
sem beisatz elc toiv T€TpaKOciujV will man schlieszen, Pjthodoros
habe die anklage zu der zeit, als er mitglied des rathes der vier-
hundert war, erhoben, also im j. 411, in den letzten monaten des
archon Kallias. aber kann dieser zusatz nicht einfach als eine nähere
bezeichnung des Pythodoros gemeint sein? etwa um ihn gans im
allgemeinen als zur oligarchischen partei gehörig zu bezeichnen« und
auch das nicht einmal, wie oft wird Kritias als ö Tupawoc ange-
Hlflin«r*8trilbing: Proiagorea. zn den Vögeln des Aristophaoes. 85
ftthrt, auch wenn gar nicht von seiner siellang und thStigkeit zur
xeit der dreiszig die rede ist! man gibt denn auch wol zu, Krüger
zb., daaz jener znsatz eine Zeitbestimmung nicht notwendig enthalte;
aber diese aofTassung, als habe Pythodoros in seiner eigenschaft als
mitglied des raths der vierhundert gehandelt, sei doch die am näch-
sten liegende und wahrscheinlichere.
Der meinung bin ich durchaus nicht, schon aus einem sprach-
lichen gründe, denn hfttte Laertios Diogenes sagen wollen , Pytho-
doros habe als mitglied der vierhundert gehandelt, oder hatte er eine
Zeitbestimmung geben wollen, so würde er, denke ich, gesagt haben
KoniTÖfincc b' aijToO TTuOöbuipoc TToXuZrjXou, uüv (oder vielleicht
cic &v) Tuiv T€TpaKOCtu)V. das war das natürlichste und dann war
kein misverständnis möglich.
Aber abgesehen davon passen auch die ausdrücke , die wir bei
den alten schriftsteilem in bezug auf die anklage und Verurteilung
des Protagoras gebraucht finden , entschieden nicht zu den zustän-
den in Athen unter der herschaft der vierhundert, schon das Karfi-
j6fn\c^ bei Diogenes nicht , und noch viel weniger der bericht des
Pbiloetratos (VS. s. 13 Kayser) b\ä ixkv toOto (tö dTTOpcTv 9dcK€iv
€tT€ cicl 0€oi cTtc oök cld) ndciic yf^c änö 'ABiivaiuiv i^XäGr], (bc
idy Tivcc, KptOcic, dic bk £v(oic bOK€t, ipricpou ^ircvcxOcktic
pj| icpi0^VTi. wir wissen ja dasz unter der herschaft der dreiszig
keine gericbtssitzungen in Athen gehalten wurden (Isokrates g.
Euthynos § 7 npöc bfc toutoic äKoracTdruiV dx^^VTUJV xdiv Iv Tf|
wöXei Kod biKuiv OUK oöcwv), und nach allem was wir über die vier-
hundert wissen oder mit Sicherheit vermuten können wird es unter
ihrer gewaltherschaft wol ebenso gewesen sein, gewis keine gerichts-
Sitzungen über capital verbrechen, dann konnte also weder Pytho-
doros noch der von Aristoteles genannte Euathlos als öffentlicher
anklfiger auftreten , was doch in dem ausdruck KaTT]YÖpilC€V auToO
bei Diogenes liegt, solche kleinigkeiten wie Verbannung, tötung,
iehtung machten die vierhundert brevi manu unter sich ab — man
erinnere sich nur an die bekannten Tpia 9ripafi^vouc in dem frag*
ment des Aristophanischen Triphaies bei Suidas und in dem Demo-
tyndareos des Polyzelos. und so würde auch Cicero schwerlich ge-
ngt haben (de nai. deor. I 23), Atheniensium iussu sei Prota-
goras ausgetrieben worden : denn als ein unterrichteter mann muste
er doch wissen dasz unter den vierhundert das athenische volk gar
nichts zu befehlen hatte, er würde sicher die vierhundert in irgend
einer weise bezeichnet haben.
Am wenigsten aber passt der ausdruck bei Philostratos , d)C bk
ivioic bOKCi, i|iri(pou£Tr€V€xO€icr)Cseier verbannt worden (oder
wie Minucius Felix Od, 8, 3 sagt in contion€\ auf die zustände unter
den vierhundert: denn seine gewährsmänner werden doch unter-
richtet g<*nug gewesen sein zu wissen , dasz unter den vierhundert
keine volksversamlungen abgehalten wurden, und wenn es dann bei
demselben Philostratos weiter heiszt, Protagoras habe sich, um den
86 HMüller-Strübing: Proiagorea. zu den Vögeln det AriitopfaiBM.
trieren der Athener , von denen damals alle meere flbersfti gewesen
seien, zu entgehen, auf einem kleinen nachen eingeschifft und sei er-
trunken, so passt das, die Übertreibung in anschlag gebracht, sdir
wol in das j. 415, aber sicherlich nicht in das j. 411 : denn damals
war es mit der seeherlichkeit der Athener schlecht bestellt und die
meere wimmelten nicht mehr von ihren kriegsschiffen. dasi aber
die nachricht wenigstens von dem ertrinken des Protagorae keine
erfindung ist , darüber werde ich weiter unten zu reden haben.
Und endlich, um es gerade herauszusagen: di^enigen verken-
nen die geschichtlichen zustände und die politischen yerhftltniste in
Athen gründlich, die da meinen, die vierhundert h&tten wfthrettd
ihrer kurzen , von anfang an durch das beer in Samos bedrohten, in
ihrem eignen innem zwiespältigen gewaltherschaft zeit und luat ge-
habt, sich um die philosophen und ihre theorien Trcpl Ti&v Oeiuiv
Kai TTcpi TÜJV fAerapciuiv zu kümmern : sie hatten mit den dingen
dieser weit mehr als genug zu thun. mit Sokrates zur leit der
dreiszig stand die sache anders , und Sokrates war eine andere
natur. er sprach rund heraus , was er über das treiben der dreiasig
dachte , er agitierte, aber Protagoras war nach allem was wir von
ihm wissen ein viel zu weltkluger mann, als dasz er sich nicht ge-
hütet haben sollte, noch dazu als fremder, gerade in solchen Zeiten
die dürre haide der speculation zu verlassen und durch beteiUgang
an der besprechung politischer tagesfragen die mächtigen zu reisen.
Anders lagen die dinge ein paar jähre vorher.
Laertios Diogenes erzählt, Protagoras habe sein buch nfpl
G€U>v öffentlich vorgelesen oder vorlesen lassen, nach einigen im
hause des Euripides , nach andern in dem des Megakleidee, nach an-
dern im Lykeion, und wegen der anfangs werte desselben (diee lind
vielleicht die oben schon angeführten werte irepi 6€U)V jüiiv oäx
Ix^ elb^vai oub ' (bc eidv oub * ibc ouk elciv) sei er ausgetrieben
und seien seine bücher auf dem markte verbrannt worden, wann,
zu welcher zeit sollen nun diese Vorlesungen (denn es werden wol
mehrere gewesen sein , wie auch Meier annimt ao. , und wie die er-
wähnung der verschiedenen örtlichkeiten in der that vermuten länt)
gehalten worden sein? nach den processen wegen des Hennen-
frevels und der mjsterienschändung? das ist schwer zu glauben:
denn die reizbarkeit in bezug auf religiöse dinge , die das atheniache
Volk damals an den tag gelegt hatte, wird die wandernden philo-
sophen bei ihren öffentlichen vortragen, im Lykeion zb., wton sie
dergleichen überhaupt noch zu halten wagten, doch wol etwae kopf-
scheu gemacht haben, wenn aber vor dem Hermenfrevel und der
mysterienschändung , wäre es dann zu verwundem, wenn die dnxdi
dieselben hochgesteigerte religiöse aufregung des Volkes einen innem
Zusammenhang zwischen dem öffentlich ausgesprochenen theoreti-
schen zweifei an der existenz der götter und der dc^ia, die in
jenen vergangen sich praktisch geltend gemacht hatte, zu erkesneo
glaubte? mich dünkt vielmehr, es wäre im gegen teil fast nnbegreif-
HMfllkir-SIrtbing; Protagorea. za den VOgeln des AristophanM. 87
Ueh, wann der fremde Bophbt, der dooh seiner lehrthätigkeit in
Aftken anf jeden fall schon mehrere jähre obgelegen hatte , und der
iptgra deraelben schon von der bdhne herab so zu sagen denuntiiert
worden war, wfthrend jener zeit der religiösen anfregang keine an-
fechlong erfahren hAtte. dasz es dann gerade ein mann war, der,
im benen der oligarehischen partei angehOrig, wenn er auch gerade
damals nach aoszen hin wahrscheinlich ganz anders auftrat , unter-
slfltst von einem gewerbmäszigen sjkophanten (Euathlos) die initiA-
tive gegen ihn ergri£P, zum teil um sich populftr zu machen und auch
um die anfmerksamkeit des Volkes von andern dingen und persOn-
lidikeiten abzuziehen und auf eine falsche spur zu leiten — das ist
dorchaas charakteristisch sowol ftlr den geist jener tage des künst-
lich immer von neuem aufgeschflrten fanatismus der massen wie für
das perfide gebahren der verkappten oligarchen. man denke nur an
Peisandros, auch Charikles. und dabei war ihr verfEÜiren durchaas
geaetzlich ; denn das von Diopeithes durchgebrachte, ursprttnglich
gegen Anaxagoras gerichtete psephisma cicaTT^XXecOai toöc rä
teki jjJ\ voMUIovrac f| Xötouc Trepl TUiv M^Tapciuiv biöocKOVTac
war noch rechtskräftig und liesz sich ohne weiteres auf Protagon»
anwenden, da ja in der anschauung des Volkes ein mann, der öffentlich
erklirt, Ober die götter wisse er nicht zu sagen ob sie existieren oder
nicht, zu allen Zeiten nicht etwa blosz als ein Zweifler an der existenz
der götter, sondern kurzweg als ein directer leugner derselben aufjge-
fasct werden wird, so spricht denn auch Aristophanes ganz im sinne
des Volkes und fClr das volk, wenn er von Euripides sagt, dasz er iy
Touc TporfUibiaic ttoiuiv touc dvbpac dvaTr^ireiKCV oük elvai 6€0uc,
und wenn er den Sokrates, um von andern stellen zu schweigen,
durch die blosze bozeicbnung Cu)KpdTiic ö MrjXioc für einen gottes-
leogner erklärt: denn ftlr einen atheisten war der name AiQTÖpac
ö MrjXioc längst zu einem jener gattungsnamen geworden , deren
m to viele bei den Griechen gab, und diesen gattungsnamen fOr
einen gottesleugner hat meiner meinung nach Aristophanes auch an
onaerer stelle der Vögel benutzt, um den Protagoras zu bezeichnen,
nicht dasz ich meinte, Aristophanes habe den zuschauem zugemutet,
bei den werten fiv dTTOKTcivi] Tic ufxtjüv Aiayöpav töv MrjXiov ohne
weiteres an Protagoras zu denken, o nein, zwar würden sie es viel-
leicht gethan haben, aber das war doch nicht sicher : denn es gab ja
Mch noch andere, die wenn auch nicht als speculative gottesleugner,
to doch als praktische frevler an der gottheit geächtet waren —
bn, die bezeichnung des Protagoras als Aiatöpoc ö MrjXioc wäre
oidit individuell genug gewesen, ich meine daher, wir verdanken
<ÜeM bezeichnung der correctur eines grammatikers , der das was
Amtophanes geschrieben nicht verstanden hat.
Was könnte nun aber Aristophanes, vorausgesetzt dasz meine
Termutung richtig und dasz wirklich Protagoras gemeint ist, hier
güchheben haben? ich meine, zweierlei, erstlich f\y dnOKTcivi] Tic
ü|ittfv TTpuiTaTop^^v töv MrjXiov. dann war die sache allerdings sehr
88 HMfiller-Strübing: Proiagorea. zu. den Vögeln det AiMopliMMt»
Terständlich, sehr handgreiflich, so sehr dasz ich glaabo, kein gram-
matiker würde daran anstosz genommen und sich xu einer comctnr
veranlaszt gesehen haben, denn einerseits war der name des Pro-
tagoras als eines Sophisten und Zweiflers am dasein der gOtter, und
anderseits die sprichwörtliche Verwendung des namens des Diagoras
von Melos für einen gottesleugner jedem grammatiker ao wol be-
kannt und geläufig , dasz wol schwerlich einer von ihnen den sinn
der bezeichnung TTpu)TaTÖpac ö MrjXioc misverstanden haben könnte.
sie würden sich begnügt haben derselben eine fthnlicbe erkllning
beizufügen , wie sie der scholiast zu Ar. Wo. 835 dem CuiKpdTi|C ö
MrjXioc beigegeben hat, an eine änderung würden sie nicht gedacht
haben, aber das ist nur ein äuszerer grund, die rttckcorrectnr des
Atatöpav in TTpuJTaTÖpav töv MrjXiov abzulehnen ; ich habe daf&r
auch einen sachlichen, innem, aus dem wesen und dem geist der
komödie hergenommenen grund. nicht zwar dasz ich auf den ver-
stosz gegen das metrische gesetz des trochäischen tetrameters gerade
gewicht legen möchte : denn über dieses gesetz haben sich die komi-
ker, auch Aristophanes, in der not, dh. wenn sie es mit eigennamen
zu thun hatten, wol hinweggesetzt'; aber mich dünkt, der in der be-
zeichnung npuiTatöpac ö MfjXioc liegende spasz würde den zn*
' 80 in den Rittern 326, denn ich bin entschieden der meimuir
OScIineiders (jahrb. 1877 8. 307), dasz in dem verse irp(bTOC d^v* ö q
'inifob&nov XcißeTQi Oeiiificvoc ein eilbe hinter 'lirirobdfAOU aasgefaUea
ist; er führt dort auch mehrere beispiele an für den gebrauch das
dactylus im trochftiscben tetrameter bei eigennamen. aber seiner
emendation 6 6* 'liriroMfiou ^oi XcCßcrai Ocdi^cvoc kann ich nicht lu-
atimroen. daa wäre im griechischen gerade ao nnerträglieh, wie es Ib
seiner deatschen überaetsung ist: 'doch Hippodams aprötsling sieht'»
mit an und härmt sich mir.* um es knrz an sagen, ich schlage vor
SU schreiben 6 6' *\nnobd^o\) SuXXeCßcTat dedi^evoc — nach der analogie
Ton cuv6aKpO€iv, wenn ich auch für dies compositum kein beispiel aatu-
führen weisz. der sinn der stelle gewinnt aber entschieden dadurch: dena
nun wird darin auf eine den Athenern natürlich bekannte und sogleiek
verständliche beziehung zwischen dem von Kleon chicanierten reicbea
fremden und dem söhn des Hippodamos hingedeutet, und der letstere
flennt dann nicht mehr blosz theoretische thränen über Kleons schleeh*
tigkeit, sondern er wird in mitleideuschaft gezogen und hat prakttsehea
grund. man könnte sogar auf die Vermutung kommen, er sei mit den
malträtierten fremden verwandt gewesen, da ja der scholiast sagt,
Aristophanes meine hier den Archeptolemos, den söhn des berfilimtea
architekten Hippodamos aus Milet. ich habe aber kein satranen la
dieser angäbe: denn ich glaube nicht dasz dieser Hippodamos jemals
das athenische bürgerrecht erhalten habe, da er, wie auch andere ange-
sehene fremde, Herodotos sb. und Ljsias mit seinem bruder, im j. 44K^
nach Thurioi auswanderte, weshalb er auch häufig ein Thurier genannt
wird, von seiner rückkehr nach Athen verlautet nichts, hiess der an
unserer stelle als Hippodamos söhn bezeichnete wirklich Archeptolemes»
so halte ich ihn für identisch mit dem im j. 411 zum tode verartellten
Verräter Archeptolemos, Hippodamos söhn von Agrjle (Plat. X erat.
Antiphon § 23), und für den söhn des im j. 460 im kriege gefallenen
Strategen der phjle Erechtheis^ zu der Agryle gehörte, Hippodaaies:
s. CIA. I n. 433.
HMflUtr-Strflbing: Protagorea. lo den Vögeln des Aristophanet. 89
kOrem sdion wegen des gewis allgemein bekannt gewordenen nnd
gebliebenen Cuiicpdnic ö M/jXioc als verbraucht erschienen sein, zu-
mal da er dort in den Wolken (die stelle wird wol aus den wirklich
anfgefHbrten Wolken bein), wo es sich darum handelt, den Sokrates
knn nnd schlagend mit einem einzigen jedermann yerstftndlichen
und zugleich scherzhaften wort als atheisten zu bezeichnen, vortreff-
lich an seinem platze war, hier aber nicht, dort sollte der zusatz
ö MifjXioc die hQrer überraschen; das konnte er hier, sobald Pro-
tagoras bei seinem eignen namen schon genannt war, nicht, da die-
ser ala atheist schon verurteilt war, und so wäre nach meinem ge-
f&hl der ansdmok plump gewesen, ich möchte sagen hausbacken und
der feinem würze aus der küche der komödie ermangelnd, hier
konnte die Überraschung, und auf die geht Aristophanes immer aus^
nnr erreicht werden, wenn er dem schon unerwartet eingeführten
namen Diagoras einen ebenso unerwarteten und zugleich das räthsel
der Überraschung über diese einführung gleich lösenden beinamen
gab , freilich wieder in einem leichten räthsel. und das, so vermute
icbi bat der dichter gethan, indem er schrieb:
f^v äTTOKTeivi] TIC ufAiIiv Aiatöpav töv Triiov.
jedermann wird sich hier sofort der verse aus den 'Schmeichlern^
des Eupolis erinnern, denen ich eben diese meine conjectur ent-
nehme : £vbo&t ^iv Icn npuiTOTÖpac 6 Trjioc , | Sc dXa^ov€U€Tai
p^, dXinfjpioc, I TTcpl Tuiv p€T€dipuiv, rd bk x^^M^^v icOici. aus
diesem fragment erfahren wir mit völliger Sicherheit, dasz Prota-
goras unter dem Spitznamen ö Ti^toc in Athen bekannt war, wenig-
stens dasz Eupolis ihn so nennen durfte mit der gewisheit , die Zu-
hörer würden sämtlich (die KöXokcc wurden bekanntlich an dea
groesen Dionjsien aufgeführt) die beziebung, die anspielung, kurz
den grund weshalb er den sehr bekannten sopbisten aus Abdera
gerade als Teier bezeichnete, sofort verstehen, und dann kann man
aach sicher sein , dasz diese bezeichnung — wir dürfen zu Eupolis
wol das vertrauen hegen, dasz sie eine witzige war — als bleibender
Sfiitzname an ihm haften blieb.
llan könnte nun fragen , woher ich denn so gewis wisse , Pro-
Ugoras sei aus Abdera gewesen und nicht vielmehr wirklich aus
Teosy wie ja schon im altertum hie und da angegeben werde, zb.
bei Stephanos, bei Suidas, bei Eudokia, die es zweifelhaft lassen, ob
er Abderite oder Teier gewesen sei (s. Frei quaestiones Protagoreae
i. 2). aber diese letztere annähme wird gerade durch die stelle des
Eupolis entschieden widerlegt, denn das ö Tiiioc dort kann nichts
inderes als eine scherzhafte bezeichnung sein; es wäre durchaus
gegen die weise der komödie gewesen, hätte Eupolis dem wirklichen
namen des mannes den namen seiner wirklichen beimat hinzugefügt.
das thun die komiker nur, wenn sie einer Verwechselung mit einem
gleichnamigen vorbeugen wollen, und auch dann thun sie es in
komisch umschreibender weise, zb. Aristophanes Ach. 855 AucicTpa-
TX XoXapT^uiv 6v€iboc statt ö XoXapTCÜc, damit er nicht ver-
90 HMflUer-Strübing: Protagorea. zu den Vögeln dea AxiiiopluuiM.
wechselt werde mit dem Lysi»tratos von Pallene, der im folgenden
jähre Schreiber der Schatzmeister der gOttin war, ¥rie ieh schon an-
derswo bemerkt habe (Aristoph. u. d. bist, kritik s. 339). fthnlieh
Frö. 501 ouK McXinic pacTiTiac, wo ohne zweifei dem reichen Kal-
liaa, der wirklich aus dem demos Melite war, ein hieb Tersettt wer-
den soll, und so wie Aristophanes wird auch wol sein geistvoller
rival Eupolis verfahren sein , denn es liegt dies im wesen und im
geist der komödie.' einer Verwechselung des berühmten sophidien
' die stellen bei den komikern, die man mir f^egen diese behaup-
tuDg anfüliren könnte, bilden entweder nur eine scheinbare aaanahne,
oder aie sind misverstanden , oder sie sind verdorben, als beispiel für
den ersten fall (es ist aach der einzi^^ den ich bei Ar. kenne) ffihre
ich V. 81 der Wespen an: NiKÖcrparoc S* aO q>r)civ ö CKa^ßuivttw|C usw.
hier, glanbe ich, ist beides richtig, der name und das demotikon: denn
die spitze des Scherzes liegt hier nicht in dem spiel mit dem namen,
lind das demotikon wird hinzugefügt, vielleicht um einer verwechselang
vorzubengen, vielleicht (denn auch das ist möglich) aus höflicher ge-
"wohnheit einem angesehenen manne, einem Strategen gegenfiber, der
dann mit leiser neckerei als q>iXo60Tr)C Kai q>iXöS€voc bezeichnet wird,
ganz harmlos, und eigentlich nur um den angriff auf den liederlichen
Philoxenoa einzuleiten: £ir€l KarairOTUiv ^ctIv 6 T€ <t>iX6S€voc, denaelben
von dem Eupolis in einem fragment der TT6X€ic sagt: £cTi bi TIC
Or)X€ia, 0iX6E€voc Ik Ato^ciuiv, gewis nicht weil er wirklieh aus dem
demos Diomeia war, auch nicht weil das bekannte collegiam der aecbiig
apaszmacher dort seinen sitz hatte (denn von denen findet sich metnai
Wissens im fünften jh. noch keine spur, man müste aie denn in den Aio-
^€iaXa2[6v€C Ach. 605 erkennen wollen), sondern um ihn noch einmal
als cinaedus zu bezeichnen, da ja der eponymos des demos als amasios
des Herakles bekannt war (seh. Ar. Frö. 651). so ist auch die stelle
io den Wolken 6S6 f. zu verstehen, deren ohnehin kümmerlicher aals-
gehalt durch die annähme von OSchneiders Vorschlag 0iX(ac, se^ioc
zu schreiben statt OiXöEcvoc Oabrb. 1879 s. 342) gänslich verloren gehea
würde, denn der ganze spasz der stelle besteht ja darin, dass otrep-
siades den entschieden männlichen namen OiXöEcvoc mit den weiblieh
anklingenden namen McXrjdac, *A^uv(ac zusammen nennt and dass
Sokrates erwidert: dXX' dl irovqp^, raOrd t' oOk £cT*dpp€va, natürlich
Auch Philoxenos nicht — das ist kein mann. — Doch zurück zu meiner
behauptung. ähnlich wie mit dem Skamboniden Nikostratos Terhält es
sich auch mit der leider verdorbenen und noch nicht geheilten stelle
aus dem Monotropos des Phrynichos (seh. Ar. Vö. 997 und Soldat a.
M^TUJv) t(c b* icTlv 6 |i€Td TaOra raOrric (ppovrülujv; M^tuiv ö Acu-
Kovoeuc, 6 Tdc Kpnvac ärfwy. auch hier wird die uns freilich nicht mehr
erkennbare spitze anderswo zu suchen sein als in dem spiel mit dem
namen: denn Meton soll auch nach Philochoros wirklich aus Leakonofi
gewesen sein, so dasz die andere abweichende angäbe, er sei aus Ko«
lonos gewesen, wol auf die misverstandene stelle in den Vögeln 997
tAlTOjy 6v ol^ev '€XXdc x^ KoXujvöc zurückzuführen ist. ganz eat-
Mchieden auf misverstaud beruht es auch, wenn der freund des Sokratat
Ohairephon überall in den Wörterbüchern udgl. als Sphottier angegeben
wird, blosz weil er in den Wolken v. 167 von Aristophanes so genaaal
wird, aber wie soll der dichter. dazu gekommen sein, ihm hier im emai
ein demotikon beizufügen, da er ihn ja schon vorher v. 106 als ge-
nossen düs Sokrates bei seinem bloszen namen eingeführt hat: TOOC
dXaZövac, toCic dixP^oOvtac, toOc dvuiroby)Touc X^yctc, uiv 6 Kaico6a(|uuv
C\UKp&xr\c Kai Xatpccpdiv? dies waren ja Stadt- und landbekannte figorea
HMflUer-Stritbing: Protagorea. zu den Vögeln des AriBtophanes. 91
fliit eiBem andern Protagoras aber wollte Eupolis gewis nicht zu-
vorkommen, dA er ihn darch das folgende öc dXaIov€Ü€Tai uew. ja
BAiDMi. das richtige hat hier Eustatbios (znr II. I 180) schoD er-
kaaat: AiSunrcic öiiMÖrai *AttikoI CKUiirrÖMevoi üic KaKoXöroi, Ka6* d
«al C<pf|moi txX dTpi6TT)tt' ÖOcv 6 XaipcqxXiv C(pf)TTioc ^CKUiirrai, dh.
'weshalb aneh Chairephon zum spott ein Spbettier genannt ¥rird' (ygl.
seh. Ar. Piatos 720). Aristophanes charakterisiert ihn also hier gans in
derselben weise wie Piaton, bei dem Sokrates (Charmides sa.) von ihm
sagt: XoupcqM&v, drc Kai ^aviKÖc uiv dvairii6ncac nsw., und (Apol. s. 23)
«al (CT€ of| oloc fiv XaipcqxJbv, «bc ctpohpöc iqt' &n 6pfAif)CCic, nnd man
kann sicher sein, dass Piaton, der gerade solche scherze liebte (man
denke aa Lacbes den Aizoner) sich die anspielnng anf den rnf, in dem
die Spbettier standen, nicht hitte entgehen lassen, wenn Chairephon
ia wMlichkeit zu ihnen gehört hätte. — Endlich will ich hier noch
tiae stelle in den Thesmophoriazusen t. 161 besprechen, die ich für
fsffdorhea halte:
n^KOC ^K^voc Kdvaicp^ujv 6 Tf)IOC
KdAxaloc, oYircp &p^ov(av ^x^M^cav,
^fUTpo<pöpouv T€ Kai 6i€kX<Dvt' NujviKdic.
wie HberflÜssig, ja mehr als das, wie abgeschmackt ist hier die angäbe
itr heimat des AnakreonI man denke nur, wenn jemand dentsche
dichter so aofs&hlen wollte: Klopstock und Qoethe der Frankfurter und
\ Schiller — würde man das nicht albern finden? ich schlage vor zu
Kkreiben icdvoKp^uJV xd) KViioc, db. Simonides von Reos, der bei die-
L ttr aofslUnng der eleganten lebemEnner unter den dichtem ohnehin
[ hMMMk fehlen durfte, dasz er dann verschieden von den andern dich-
ten bleez nach seiner heimat bezeichnet wird, das findet darin seine
reebtfertignng, dasz es noch eipen andern dichter Simonides gab, und
dssi man sich wol gewöhnt haben wird in litterarischen besprächen
Qti^I. beide blosz bei ihrem heimatsnamen zu nennen: zb. sagt Theo-
kritoa (16, 44) blosz 6 Ki^toc doi66c, Athenaios 32« blosz 6 Kcloc iroir)Tf|C
oa^ ebenso 460^ blosz 6 'AfiöpTtoc iroinTnc durch diese meine ände-
niag wird dann der feine politische spott, der im nächsten verse liegt,
erat fühlbar und verständlich: denn so wie der dichter sagt ö Kf^ioc,
tritt ihm ein damals viel berufener Athener lebendig vor die seele, der
«ntweder wirklich von Keos gebürtig; war, oder dem man es wenigstens
uehsagte — Theramenes. die dadurch hervorgerufene ideenassociation
»Ott sich laft machen (das ist echt Aristophanisch), und sie tliut es in
der tpöttischen färbune, die hoffentlich jeder aus den nächsten werten
kertoffinden wird: oiirep dpMOviav ^x^^tcav (oder vielleicht besser
^Xäbcav, wie Meineke vorschlägt), denn Theramenes hatte wirklich
Bicbt lange vor aufführung des Stücks die harmouie unter den bürgern
torecht requacksalbert. — Nachträglich finde ich, dasz schon Fritzsche
vorreschiagen hat zu schreiben xd' Keloc, aber nicht statt 6 Tf^ioc,
Msdem statt des darauf folgenden KdXKQloc. dadurch kommt zwar der
kicr fast unentbehrliche Siroonides in die stelle hinein, aber der nner*
tiifiiehe 'Avaxp^uiv 6 Tf|ioc bleibt, dasz Alkaios, der erzgerüstete
tiager, nicht hierher gehört, darüber sind wol alle ausleger einig, aber
eeiacr meinnng nach ebenso wenig der tragische dichter Achaios aus
uboia, den man ihm hat substituieren wollen, ich möchte folgendes
vcnnnten. Aristophanes ist der aufzählnng der dichternamen müde ge-
sardca, aneh drängt es ihn, den bei der erinnerung an Theramenes in
*^B anfsoekenden spettblitz einschlagen zu lassen, und so vermute ich
4ait tr kurz abbrechend genchrieben hat: xdvaKp^ujy xdi Ki^ioc xol
HXet, ofircp &pM0viav ^x^^tcav. bei diesem ol dXXot denkt dann der
<iicht4:r kaum noch an andere ionische poeten, die er allenfalls noch
92 HMöUer-StrübiDg: Proiagorea. zu den Vögeln det Amtophiiiei.
genugsam kenntlich macht, es ist daher auch falsch zu sageB,
Vitringa thut (de Protagorae vita s. 15), Eupolis habe ein gewiuet
recht gehabt ihn einen Teier zu nennen , da Abdera eine colonie der
Teier war. das zieht nicht, auch dann wftre der zusatz nichts änderet
als eine noch dazu mit übel angebrachter gelehrsamkeit beigefügte
statistische notiz , gänzlich witzlos, es wird also wol dabei bleiboit
dasz Protagoras ein Abderit war, wie Piaton, der sein Taterland
kennen muste , ihn nennt , und zwar in einer weise bei der an euMs
scherz schlechterdings nicht zu denken ist , und auf Piaton werden
auch die übereinstimmenden angaben bei Cicero, G^UiuSi Apnleju»
Ammianus, Sextos Empeirikos usw. (s. Vitringa s« 14), Protagoni
sei aus Abdera gewesen , zurückzuführen sein.
Aus welchem gründe, auf welchen anlasz hin nun Eupolis ihn
als Teier bezeichnet hat (etwa, wie Vitringa meint, um an die üppige
lebensweise des Teiers Anakreon zu erinnern? schwerlich), das wvd
sich mit unsem jetzigen hilfsmitteln wol nicht mehr ausmachei
lassen , und darauf will ich also nicht eingehen, wenn aber Enpolii
wegen eines uns unbekannten, seinen zuhörem aber sehr wol et'
klärlichen umstandes den Spitznamen ö T^jicc für Protagons mit
genialem griffe schuf, oder den vorhandenen blosz benutzte, so wiid
derselbe zur zeit der auffahrung der Vögel wol noch im schwiags
gewesen und an unserer stelle der Vögel von Aristophanes zur
nähern bezeichnung des wirklich gemeinten dem allgemeinen gil-
tungsnamen für einen gottesleugner Diagoras hinzugefügt sein.
Dasz diese bezeichnung in unserer Überlieferung des textes sich
nicht findet, das, dächte ich, ist leicht erklärlich, die grammatikv
lieszen natürlich einen solchen Schnitzer, der den ihnen so wol be-
kannten atheisten Diagoras zum Teier machte, nicht durdtgeheOi
sondern beeilten sich ihm sein wirkliches Vaterland zu restitmera^
wobei ihnen der vers glücklicher weise kein hindemis in den weg
legte , was bei einem ähnlichen versuch zu gunsten des Abderitea
Protagoras in der stelle bei Eupolis allerdings der fall gewesen
wäre, und von dieser correctur der grammatiker AiQTÖpac 6 M^
Xioc schreibt sich denn nach meiner meinung auch die verweck*
seiung desselben mit Protagoras bei Diodor her. Ephoros, ans dem
Diodor wahrscheinlich auch hier geschöpft, hatte sicherlich selbit
das richtige geschrieben TTpurratöpac ÖKXriOelcäOeoc (unddais
diese bezeichnung auch auf den mann , dessen buch verbrannt war»
hätte anfsfthlen können — diese sind für ihn und seine snhörer durch
die lebendige gestalt des Theramenes in den hintergmnd gedrängt, nad
die 'andern', die ^|yitTpoq[>öpouv xal öickXOjvt* (oder öi^kXuiv, wie Bergk
vorschlägt statt des 6t€K{vo\JV der hss.) MuiviKi&c sind vorzugsweise die
politischen genossen des Theramenes. was sonst noch für anspielnngen
in diesen letzten Worten liegen, das zu entwickeln mosi ieh mir Ar
einen andern ort aufsparen, wo ich zunächst werde nachzuweisen habea»
dasz die Thesmophoriasusen nicht im j. 411 unter dem archon Kallias,
wie gewöhnlich angenommen wird, aufgeführt worden sind, sondern 410
unter Theopompos.
HMfiUflr^irillniig: Protagorea. za den Vögeln des Amtophanes. 93
rtfl er darin gesagt hatte, er wisse nicht, ob die gOtter existierten
der sieht 9 ebenso gnt passte wie auf Diagoras, das wird man mir
rol angeben); dass dann Diodor diese correctur in Diagoras selbst
ergenommen haben sollte, das glaube ich nicht, schon weil er, nach
■B eindrack den sein werk macht, viel su flachtig dafür arbeitete,
nd dann auch, weil er die stelle bei Aristophanes, die denke ich zu
ier verwechaelnng anlass gegeben hat, schwerlich selbst gekannt
nt aber konnten nicht dieselben grammatiker, die die correctur
m Aristophanes, wahrscheinlich sehr früh, vorgenommen haben, es
Ir ihre pflicbt halten, sich auch der handschriften des Diodor, viel-
liciii schon des Ephoros zu erbarmen und auf die autoritftt dieser
üristophanes-stelle hin auch dort den ihrer meinung nach richtigen
tarnen Diagoras herzustellen?
Anf sie fnszen denn auch die scholiasten zu den Diagoras be-
itffmden stellen des Aristophanes. wie wenig auf ihre genauigkeit
ad Sachkenntnis zu geben ist, das erkennt man sofort zb. an dem
enhang, in den sie die dc^ßcia des Diagoras mit der erobe-
ron Melos bringen (zu Wo. 830), oder an der angäbe, Dia-
goras sei der lehrer des Sokrates gewesen (ebd.); und in den scho-
ien zu VG. 1072 und zu FrO. 320 werden fortwährend angaben über
>iagora8 mit solchen, die nur auf Protagoras passen, durcheinander
geworfen, allerdings berufen sie sich dabei auf die psephismensam-
mg des Krateros, aber gelesen haben sie diese gewis nicht, kennen
ie vielmehr nur aus dritter band, vielleicht aus dem buche des sonst
mbekaonten und der zeit nach unbestimmbaren Melanthios Tiepi
iucii)piuiv , auf das sie sich ja auch in erster stelle berufen, wie oft
kber bei solchem citieren auf hörensagen sich die grösten albern-
leiten einschleichen, und wie wenig auf solche angaben wie ujc (pT]Ct
hXöxopoc oder outujc OouKubibiic oder 'ApiCTOTAr)C verlasz ist,
las ibt ja genugsam bekannt so ist es auch mit den angaben über
IcD anfentbalt des Diagoras in Athen, der nirgends glaubhaft be-
isogt i»t: denn die nachrichten der spätem Schriftsteller, nament-
ich der chriätlichen theologen, zb. Kjrillos adv. lulian. VI 189
Migne IX s. 789), Chrj80»tomos hom. IV in ep. ad Cor. c. 5 s. 30
Krähen alle auf Verwechselung mit Protagoras. wenn zb. der letz-
ers sagt : Kai Aiayöpac ö MiXrjcioc (ein irrtum der sehr oft in den
iSB. vorkommt) Koi ö Geööuipoc ö XeTÖfxevoc dOcoc xaiTOi cpiXouc
Ixov Kai bOva^iv Tqv dirö tuüv Xötujv koI im (piXoco(pi(]i dOau-
id^vTO, dXX' 6^uiC ovbky toutu;v outouc divticev, so passt das
Oftrefflich auf Protagoras , der bekanntlich viele und vornehme
reonde in Athen hatte (denn nur solche kann Chrjsostomos hier
■ tinoe haben), der auch sehr pas^^end mit Theodoros, seinem auch
piter noch in Athen anwesenden freunde und schüler (s. Piaton im
rheaitetos), zusammen genannt wird, aber gewis nicht auf Diagoras.
litte dieser berüchtigte, sprichwörtlich gewordene atbeist sich län-
gere z«it in Athen aufgehalten , wäre er dort sogar verurteilt wor-
len , 10 müßten sich schon in den fragmenten der komiker , ganz ge-
94 HMüller-Strübing : Protagorea. zu den Vögeln det AriitoplMUMs.
wis aber bei Platon anspielongen darauf finden, war Diagoras aber
nicht in Athen, so konnte auch kein ihn betreffendes psephiama des
athenischen volkes in der samlung des Krateros aufnähme finden,
auch dies psephisma musz sich auf Protagoras bezogen haben md
ist von den scholiasten irrtümlich auf Diagoras flbertragen. freilich
kann es nicht aus der zeit der herschaft der vierhundert sein: denii
damals wurden keine volksversamlungen gehalten ond also anck
keine psephismen erlassen, wol aber aus der zeit kurz vor aaflUh
rung der Vögel, damit steht aber der zusatz Kai iicVjpuSav cnMv
Kol Touc fjif| dKbibövTQC HeXXiiveic und weiter fTreiOov bfe Kod toAc
dXXouc neXoTTOvvnciouc durchaus nicht in Widerspruch, wie Fritnebe
behauptet (s. oben s. 83). denn Fritzsche geht von einer fabchen vor-
ausseüung aus, wenn er sagt, auch ein blinder müsse sehen dasi Um
im j. 415 'hello saeviente* nicht habe geschehen können, damals, im
j. 415, wütete der krieg nicht, vielmehr war Athen mit den Lake*
daimoniem und deren bundesgenossen, dh. d6n bundesgenoesen die
dem im j. 421 geschlossenen 50jährigen vertrag beigetreten wam,
nach giiechischem Völkerrecht in friedensstand. denn diese yertrtlgv
waren noch in voller rechtskraft, wenn sich auch die Athener m
j. 418 den spasz gemacht hatten, auf die seule zu schreiben, die
Lakedaimonier seien ihren eidlichen Verpflichtungen nicht naehge«
kommen (Thuk. V 56). erst als ein athenisches beer im spitheitet
414 das eigne gebiet der Lakedaimonier verletzte, da waren die
spenden gelöst (Thuk. VI 105 vgl. mit c. 18). bis dahin hatten sleo
die Athener das volle recht alle leistungen, zu denen die helleniiebao
Staaten im frieden unter einander verpflichtet waren , von den Fel-
lenem zu beanspruchen, namentlich scheint dies in bezng aof reli-
giöse dinge der fall gewesen zu sein.
Isokrates (tt. toG l€\)fo\)C § 9) erz&hlt, Alkibiadea sei Bid
seiner flucht von Thurioi nach Argos gegangen und habe sich dort
ruhig verhalten; ol hi (die feinde des Alkibiades) ic TOCOÖTOV J|l^-
Oov, üjct' ^TTCicav ufiäc dXauveiv qutöv £k Trdcric Tf)c '€XXdboc
Kai CTr)XiTnv ävoTpacpciv kqI irp^cßeic Tr^iincvTac £iaiT€iv mp*
'Apt€iujv. dadurch sei er gezwungen worden nach Sparta zu geben.
man sieht also, die Athener glaubten auch in dieser zeit, *beUo bm-
viente' wie Fritzsche sagt, das recht zu haben, nach einem fnvA ai
den allen Hellenen gemeinsamen heiligtümem auch die mitwirkoBg
aller Hellenen zu dessen bestrafung in anspruch zu nehmen, em
anderer verfall aus dieser zeit , den wir aus Andokides rede von den
mysterien erfahren, beweist das noch schlagender. Teukros, der
metoike, war nach den ersten denuntiationen über den Hermenfrevd
von Athen nach Megara geflohen und schrieb von dort aus an den
rath, wenn ihm Straflosigkeit zugesichert werde, so wolle er Aber
die mysterienschändung und die Verstümmelung der Hermen aus-
sagen was er wisse; bei der erstem sei er selbst beteiligt gewoai;
und dann heiszt es: Hin<Pic<XM^vric bi Tf\c ßouXnc (fjv T^P aÖTO-
KpdTUjp) (Ijxovtg in' aÖTÖv Metapdbe, xai K0|biic6€ic, dbciav
Ihr-MriUnng: PxtyCiigona. iq dm Vagibi d« AikioplMatt. 95
tvec, diraTP<fap€t toOc ^€e' ^ouioO. nim waraii aber die
«r nit Atben nicht im friedenaetuide, sie waren den Ter-
1 Trau j. 421 nicht beigetreten, aoeh sagt Thukydidee kein wort
U daas sie, wie die Boioter (Y 26, 2), etwa walTenstiUetand aof
Igig» kflndig^g mit Athen gesdiloseen bitten. Megara war
UMh Tknkydidee darstellung reohtlich in kriegssostand mit
I, wenn aach die fnndseligkeiten, namentlieb die jlhrliohen
le der Athener in Megara, zn denen die Strategen Ak eidlich
iehten mnsten, wahrscheinlich eingestdlt waren, und dennoch
i, wie wir sehen, der rath eine ans seinen mitgtiedem be-
idie commission nadi Megara — man sieht nicht recht wamm,
dem Tenkros anf sein sdiriftliches erbieten ja auch schrifttich
1 antworten kdnnen, wenn nicht, um für den fall, dass er trota
» erbietens etwa seinen sinn inderte oder sonst sdiwierigkmten
;a, seine anslieferang sn Tcrlangen, wie mir denn aach in dem
udc KO^tcScic sn liegen scheint, dass er schon in Mi^iara den
lachen commissarien förmlich ttbergeben war. mit Pellene nnn
die Sache gans anders, dieser stsat war damals mit Atben
idi und f actisch im frieden : denn durch die episode des Man«
eben krieges ward ja der Tcrtrag swischen Athen und Sparta,
Bine gegenseitigen gebietsverletsungeii yorgekommen wareui
als gelöst angesehen, wenn es lüso nach dem Öffentlichen
unter den hellenischen Staaten Qblidi war, sieh, wenigstens iid
in, Terbrecher aossuliefem, die nicht bloss gegen die geeelM
eignen stadt, sondern gegen das was allen Helloien heilig war
pdt hatten : so konnten die Athener die anslieferang des Prota-
Ton den Pellenem mit recht verlangen, and dies in diesem
nmten falle vielleicht mit am so grösserer aussieht auf erfolg,
ir gott Hermes, gegen den der erste frevel in Athen gerichtet
in Pellene besonderer Verehrung genos2. man feierte ihm xu
. dort kampfspiele, bei denen ein mantel der siegespreis war.
elleniscben mftntel waren weit berOhmt nach Strabon VIII 8 § 5
iem scboliasten za Ar. Vö. 1421. in diesem verse wird nem-
'ellene erwSbnt. es ist ein athenischer sjkophant in der vogel-
angelangt and wflnscht befiedert zu werden; Peithetairos
t sich Aber sein fadenscheiniges gewand lustig and fragt ihn
»r begebra der sjkophant versetzt: itTCpuiv, irrcpurv bei' Mf|
TÖ bcÜTCpov. Peithetairos: MUiv €Ö00 TTeXXifjvTic it^T€c6ai
ki; 'hast da im sinne spornstreichs nach Pellene zu fliegen?'
versteht man so, dasz Peithetairos andeuten wolle *um dir
einen neuen mantel anzuschaffen?' dies wird nun wol so sein,
wenn weiter nichts darin liegt, so ist es doch ein recht fader,
lalzener spass. einen viel pikantem und zugleich zeitgemftszen,
lie wirklichen zustftnde hindeutenden inhalt gewinnt diese an
sykophanten gerichtete frage, wenn wir annehmen dasz da-
gende diplomatische Verhandlungen mit Pellene Aber die aus-
ung des Protagoras geführt wurden oder kurz voriier stattge-
96 HMüller-Strübing : Proiagorea. zu den Vögeln des Aristoi^iMiflt.
fanden hatten, dann erhält auch die antwort des sykophanten einan
viel prägnantem inhalt: )bid Ai\ dXXd KXT]Trip eijui vnctumKdc Kd
cuKoqpavTT]C. 'das nicht, meiner treu ! ich bin kein diplomat : mein Jagd-
gebiet liegt anderswo : ich bin ein rabulist für die inseln.' mich dflnkt|
das liegt sehr yerständlich angedeutet in dem füd Ai* dXXa iiaw.
und haben denn die Athener nicht wirklich den Pelleneni viel-
ieicht 80 zugesetzt, dasz Protagoras es für räthlich hielt, gich dnrdi
die flucht zu retten? nach dem scholiasten zu Fr6. 320 haben sie
sich an die Peloponnesier überhaupt gewendet (f ireiBov bk Kcd TOUC
dXXouc neXoTiovvnciouc, ibc kropei KpdTcpoc), dh. an die Lake-
daimonier als die Vorsteher der peloponnesischen symmachie. mög-
lich war das: denn, wie gesagt, Athen und Sparta waren damals
rechtlich nicht in ki'iegsstand. freilich musten sie dann apecielle in
Athen selbst vorgefallene thatsachen , teilnähme an der mysterien-
entweihung zb., vorzulegen haben, nicht blosze äuszeriingeii imd
irrlehren, oder solche frivole schnurren, wie sie die legende von Dia-
goras berichtet, das mag den armen Protagoras in angst gesetst
haben: denn dasz er, der fremde ionische sophist, von d^ Lakonm
keine rücksicht noch Schonung zu erwarten hatte, das muste er wol
wissen, so hat er sich denn heimlich davon gemacht, auf einflm
kleinen fahrzeuge , und ist auf der fahrt ertrunken, denn dasz dies
«ine tbatsache ist, dasz er wirklich ertrunken ist, dafür habeich
einen bessern gewährsmann als Philostratos , und selbst als Philo-
choros bei Laertios Diogenes {(pr\c\ bk 0iX6xopoc TrX^ovTOC auToO
[toC npwTaTÖpou] ic CiKcXiav, Tf)v vaCv KaTaTrovTic6f)vat xal
toOto aiviTTecGai EupiTiibriv iv tiij li(ovi) — keinen geringem
als Piaton, der in solchen dingen, namentlich in gelegentlichen an-
spielungen und charakteristischen zttgen (nur nicht in chronologi-
öchen dingen) durchaus zuverlässig ist. denn im TheaitetoSy in
dem sich bekanntlich Sokrates mit Theodoros, dem freunde des ver-
storbenen Protagoras (164^), über dessen philosophie unterhälti sagt
ersterer (171«): cIköc T€ dpa dKeivov (ITpwTaTÖpav) TrpccßuTcpov
ävTa co(piüT€pov f))biu)v eTvar kqI ei auTiKa ^vreOBev dvaKui|i€i€
ji^XPi 'ToO aux^voc, TToXXd dv iixi t€ dX^T^ac XripoCvra, d)c t6
elKÖc, Kai c^ ÖMoXoToGvTa, KOTabuc dv oIxotTO dTroTp^x^*^*
die ausleger und Übersetzer, die mir bekannt sind, gehen an dieser
stelle ohne bemerkung vorüber, oder sie vertuschen den sinn, wenn
sie nicht gar die stelle ich möchte sagen foltern , bis sie etwas an*
deres aussagt als sie meint, ich will den neuesten englischen Über-
setzer Palej als charakteristisch dafür anführen, der die stelle so
gibt: ^suppose he were at this very moment to raise bis head and
Shoulders up from the floor' (dazu die anmerkung: *as aghostfirom
the dvQTriecfJia of a theatre, or a spirit, conjured up by necromanqy')
^he would very likely scold as roundly • . and suddenly disappear,
and be of , before we could stop him.' das nenne ich die prägnante
bedeutung der beiden werte auf die es hier ankommt vertuschen :
dvaKUi|iac (s. Plat. Phaidon 109"^ o\ Ik Tf)c OaXdccnc ixBOcc
Hülkr-StrQbiog: Protagorea« zu den V6geln des AristophaneB. 97
KUHiQtVTCC Tgl. 109*) und Karabuc 'auftauchend ans der see' and
iertaochend'. diese worte enthalten doch ganz ofiTenbar eine an-
ilong auf die weise , in welcher Protagoras ums leben gekommen
und Yitringa (ao. s. 54) hat ganz recht zu sagen , sie könnten
nicht verstanden werden, wenn man sie nicht erkläre 'de homine
i aqom submerso caput ex undis extoUente ac mox itemm in alto
ri evanescente*. auch ABKrische hat schon früher (1840) 'fbr-
ongen' I s. 141 die stelle richtig erklärt den erlftuterern wird
9 bolche spöttische anspielung auf die klftgliche todesart eines
mera unangenehm gewesen, sie wird ihnen unzart, wie wir das
neu, vorgeJEommen sein, sie wollen sie nicht erkennen und huschen
«r meistens mit geschlossenen äugen daran Yorflber. aber das ist
I weise mit den alten umzugehen, gegen die ich immer von neuem
ine stimme erhebe , so wenig gewicht sie auch haben mag. wir
fen nicht unsere anschauungs- und geftthlsweise in die betrach-
g der antiken weit hineintragen, wir sollen sie nehmen und zu
ennen suchen, wie sie ist, nicht wie wir sie gern haben möchten,
1 vor allem dürfen wir nicht an einem schriftsteiler, der uns lieb
rorden ist, das was uns im einzelnen misfftllt, ja unser gefühl
leiit, vertuschen und durch die Schönfärberei der erklftrung föl-
en. und so wollen wir auch aus dieser stelle das , was wir frei-
1 schon wissen, wieder erkennen, dasz ein Grieche, auch der
Isie, wenn er einmal haszte, es gründlich that, über das grab
ans, und dasz er dessen kein hehl hatte — so Achilleus bei
mer, so Aias bei Homer und bei Sophokles, so bei demselben
!ktra und der sterbende Oidipus; so in der wirklichen weit Aristo-
UMi», so Thukydides, so Piaton. man erinnere sich wie der letz-
9 im Gorgias von Perikles spricht und von Aspasia im Menexenos
wenn nemlich dieser dialog von ihm herrührt.
So viel zur begründung meines Vorschlags in den Vögeln v. 1073
schreiben :
nv diTOKTeivri nc upiüv Aiatöpav xöv Tniov,
Xapßdvciv idAavTOv, f{V t€ tujv xupdvvwv xic nva,
Turv leOviiKÖTujv äiroKTtCvri —
1 nun weiter? ich will es nur gestehen, meine feder sträubt sich
t fortzufahren rdXavTOV Xa)bißdv€iv. diese lahme Wiederholung
rdirbt mir die stelle, und die reflexion, der dichter wolle hier den
I des psephisma wiedergeben, kann mich nicht über die unkünst-
iMhe mattigkeit trösten, wenn ich dann das darauf folgende pse-
laima der vögel ansehe, das doch dem athenischen genau nach-
^üdet ist, in dem die vögel als preis für den lebendig eingebrach-
i Philokraten, der den gegen.satz zu den toten tjrannen bildet,
r talente versprechen, so bin ich stark versucht auch dort zu
ireiben tuiv tcOvhkötwv dTTOKTcivri, ToXavTQ T^rrapa. denn der
itz soll doch nicht etwa darin besteben, dasz die vögel die Athener
rcfa einen hohem preis überbieten wollen? das hätte gar keine
tze. befriedigt bin ich zwar dadurch noch keineswegs, wiewol
J\Jkib«rh«r fir cla»». philol. 18S0 nft. 8. 7
98 HMfiUer-Strabing: Protagorea. zu den Vögeln des AziitopliaiieiL
mir die stelle durch diese ftnderung zu gewinnen scheint, imd sa
will ich denn , zumal da ich mir selbst nicht erklftren kann, wie die
änderung , wenn es eine ist , entstanden sein soll (die gnunmatiker
müsten denn in einem wirklichen , einem athenischen psephiama die
summe von vier talenten für zu hoch gehalten haben), mich bei der
stelle nicht weiter aufhalten (mein sträuben gegen die wiederholong
des TdXavTOV Xajiißaveiv ist ja ohnehin eine undiscntierbare gefUib-
nnd geschmackssache) , will vielmehr nachzuweisen versuchen, dan
Protagoras und seine beteiligung an den religiösen freveln dieser
zeit auch sonst noch gegenständ des spottes der komödie gewesen iti.
In den scholien zu dem bekannten CuDKpdnic ö MifjXioc Wo.
830 heiszt es: irap' IcTOpiav 'AOnvaioc faß ö CwKpdTTic. dXX*
iizeX Aiatöpac MrjXtoc ui v bießdXXeio d)C Geopdxoc, xal töv CuiKpdni
bk ibc dOeov biaßdXXci, bid toCto MrjXiov aöröv £(pn- ''AXXuic*
6 MrjXioc dvTl toG dccßrjc. 'AptCTatöpou Tdp toO Mf|Xiov
fia6T]Tf|c ö CuDKpdTiic. bi€ß^ßXiivTO hk in\ dOetqi o\ M/jXioi dwd
Aiaröpou, 6c xpnM^Ta TrapaO^füievöc nvi kqI diT0CT€pT)6€lc de
dOeiav ^TpdTni. f| biÖTi MfiXov bierroX^pncav 'AmKoi* ol hk
dTT€ibr) TIC 'ApicTatöpac biOupafüißoTroiöc Üuipxi^caTO lä
*6X6ucivia- ol bfe MriXiov, töv KQTaTTpauvovTa t^ biöaxQ tdc
i|iuxdc Tuiv MiiXiujv. o\ bfe töv KOfniüVTa, töv bacuv. ''AXXuic* 6
MriXioc] Tiv^c ^Ecb^EavTO töv Tdc tüüv eiciövTuiv i|iuxdc öEuvovra
Trplv eiceXGciv i^ i piuJM^vac * dirö fueTacpopac tujv dXÖTuiv Or|p(ttiv.
ixf\\a Tdp Td Op^MjLiaTa. o\ bi elc tö bacu kqI aöxMHPOv vooOav
auTÖ usw. weiter brauche ich zum glück nicht abzuschreiben, aber
eine stelle aus Suidas (u. CuiKpdTTic) musz ich doch noch hersetien:
£t^v€to bk. kqI 'ApicTatöpac Mr|Xioc, biOupa^ßonoiöc, Sc li
'EXeucivia fnucTiipia ££opxncd)bi€voc kqI iEeiiruiv äccß^CTOTOC
^KpiOn, Kai &JX* dKeivou touc MnX(ouc in* dceßciqt KUl^^lteOa
TdrreTai bi Kai im tuüv ßXacqprJMUiV.
Was ist das nun? hier haben wir auszer dem Diagoraa noch
einen zweiten Melier, ebenfalls biGupapßOTTOiöc , wie ja auch Dia-
goras ursprünglich gewesen sein soll, ebenfalls gotteslengner nnd
entweiber der mysierien, ebenfalls verurteilt, ebenfalla von der
koraödie als gottesleugner verspottet, und doch o£Fenbar nicht dnrdi
Verwechselung mit jenem entstanden, wie GHermann meinte, der in
den scholien zu der Wolkenstelle zweimal 'Apicratöpac in AtOTÖpOC
änderte — beiläufig gesagt, ein seitenstück zu dem verfahren das mei-
ner meinung nach die alten grammatikor eingeschlagen haben, ab
sie in der oben bebprochenen stelle der Vögel töv Trjiov in TÖv M/jXioV
änderten, aber hier ist das durchaus unzulässig : denn die acholiaaten,
und ebenso Suidas , kennen ja beide, Diagoras und Aristagoraa, nnd
nennen sie neben imd nach einander, zunächst fällt dann in beiden
stellen das seltsame wort ^Euipxrj^^TO und £Eopxilcdjui€VOC auf, dem
man, dünkt mich, doch auf den ersten blick ansieht, in weloher
münzstätte es geprägt ist, nemlich in einer komödie, and wahr>
scheinlich in d6r komödie, in welcher nach Suidas jener Aristagoraa
HMflllar-Strilbuigi Protagorea. zu den Vögeln des Ariitophanes. 99
samt den Ifeliern in* dc€ß€fa)i verspottet ist. dasselbe wort finde
ich nun wieder bei Saidas: ^wpxncdMTiv * irpöc öv £Euipxri<^<iMilv
T& T^uic dv^KmKTa (dies ist ein citat aus Sjmesios), dEeqpauXica, kot-
<irai£cL kqI auOtc* ö bi fncOucOelc £v t^ olKiqi IToXuTiuJvoc
ToO irapaciTou Td pucTiflpia dEuipx^caTO* ävTl toG £E€)biu-
KTVjpiccVy ficinicra dnoiiiC€V. dies ist offenbar eine von Soidas
oder von dem den er anaschrieb ans dem gedftchtniä citierte stelle
einer komödie , yermutlich der ersten in der das wort vorkam , und
diese komOdie wird wol ziemlich in dieselbe zeit zu setzen sein wie
die VOgel, vielleicht in die Lenaien 414: denn in dem hause des
Polyttovi oder Pnlytion waren ja der denuntiation des sklaven An-
dnmuichos infolge die mysterien verspottet worden, nicht Einmal,
softdem öfters, von Alkibiades nnd vielen anwesenden, darunter
■etoikan nnd andern fremden, halte ich nun die beiden stellen bei
BnidaSi in denen das wort vorkommt, zusammen, so ist es mir
wahrscheinlich dass der mann, der betrunken im hause des Puljtion
die mjBterien verspottete, eben der von Suidas in der ersten stelle
genannte Aristagoras der Melier ist, und dann möchte ich auch
femer dies komödienfragment in Verbindung bringen mit folgendem
andern fragment bei Photios s. 626, 9
oux öp^c Tf|v oiKfav
•rt|v TTouXirriuivoc Keip^viiv ÖTr/jßoXov ;
dies letztere nun ist ans einer komödie des Pherekrates, betitelt
lirvöc f\ TTavvuxic, also Mer backofen oder die nächtliche
fesifeier' — ist man da nicht förmlich gezwungen an die nttcht«
liehe mjsterienfeier im hause des Puljtion zu denken? man könnte
sich die sache so vorstellen , dasz in dieser nttchtlichen festfeier der
dichter eine andere, den Athenern weniger heilige mysteriöse fest-
feier parodiert habe (wie denn Aristopbanes meiner meinnng nach
in den Vögeln ähnliches gethan hat , wovon weiter unten), etwa die
Adonien, auf die die dichter dieser zeit wegen der rolle, die sie bei
den Vorbereitungen zu dem zuge nach Sicilien gespielt hatten (s.
meine schrift 'über die schrift vom staat der Athener' s. 79), ja sehr
leicht verfallen konnten, in diesem falle würde dann der vers des
Pherekrates, den Suidas (u. 'Abübvia) anführt: 'Abu)vr äTOM^V Kttl
tAv'AIhuviv KXdopev, zu dieser TTavvuxic zu ziehen sein; und ebenso
beste sich das scheinbar dumme zeug , das der eine scholiast zu der
Wolkenstelle in bezng auf Aristagoras über die besänftigten seelen
der Melier sagt, vieUeicht durch den inhalt der komödie erklären,
die Melier waren, was nicht zu übersehen ist, ja erst kurz vorher
sahireich in den Hades hinabgestiegen, das thema war also zeit-
gemlss — und von politischem mitleid, von Schonung eines ge-
Mlenen wüsten die athenischen komiker nichts, man denke an den
'melisehen hunger' bei Aristophanes Vö. 181. von dem Schicksal
der Melier konnte also sehr wol in dem stücke die rede sein.
Man könnte dann sogar in Versuchung gerathen die beiden
fragmente, das bei Suidas und das bei Photios, in Verbindung zu
'?4w
100 HMaller-Strübing: Protagorea. zu den Vögeln das Aristophaim.
bringen, und anzunehmen dasz von der groszen mysterienaohlndaiig
im 8tück die rede war, und dasz dann ein interlocutor sagt: 'dw
strafe ist aber auch nicht ausgeblieben: siehst da nicht dasi dM
haus des Pulytion unter Sequester liegt?' also etwa so:
A. 'ApiCTOTÖpac 6 MriXioc,
öc TroT€ )bi€6uc8eic TTouXutCuivoc iv oIki^ji
Tct raiv Geaiv Mucnipi* dSwpxi^cdTO.
B. TTj Toö irapaciTou; dp* oöx öpäc Tf|v oiKfov
Toö ITouXuTiujvoc KeiM^viiv uitfißoXov;*
wenn mir dann jemand einwirft, das sei Spielerei, bei der doch nichts
herauskomme, so will ich dagegen nicht eben protestieren, wogegen
ich die Verbindung, in die ich jenen Aristagoras mit dem banse des
Pulytion und dann auch mit den religiösen freveln des j. 415 ge-
bracht habe, flir ziemlich sicher halte, weiter kommt man ja in
diesen dingen nicht, und dann brauche ich wol kaum noch hi^ita-
zuftigen, dasz ich Aristagoras den Melier für dieselbe person hält«,
die Aristophanes AiaTÖpav töv Trjiov nennt, also ftir Protagoras.
wir haben dann hier ganz dasselbe spiel der komödie, den in be-
zeichnenden durch Spitznamen j hier sogar durch zwei , kenntlich xa
machen, wie sie es überhaupt liebt, immer mit leicht zu lösenden
rftthseln zu spielen statt den namen unverblümt herauszusagen.
Oder sollten die beiden dichter, sowol Pherekrates hier wie
Aristophanes dort in den Wolken , doch gerade zur seit der anfRlh-
rung ihrer stücke noch einen besondem grund gehabt haben, mit
dem namen des geächteten Protagoras hinter dem berge tu bidten?
natürlicherweise denke ich hierbei an das sog. psephisma des Syn-
kosios , auf das ich mich vorhin bei der besprechnng des AiOTÖpoC
ö Tiiioc nicht berufen habe, weil ich es nicht brauchte, da ich mir
das spiel das Aristophanes mit dem namen treibt ohnehin ans dem
wesen der komödie genügend erklttren konnte, ausserdem wissen
wir ja so gut wie gar nichts über dies angebliche psephisma: denn
der scholiast zu Vö. 1297, unser einziger gewfthrsmann, sagt Aber
den Sjrakosios ausdrücklich nur, er scheine ein psephisma erlassen
zu haben, in dem die namentliche Verspottung verboten ward, was er
nur aus den werten, die er dann citiert, schlieszt — so: boxel Vi tA
iprjqpic^a reOeiK^vai \ii\ Kuj)biipb€ic6at övo^acTi Tiva , die <t>pi)vixoc
iv MoVoTpÖTTip (pT]ci ' i|iuüp * f x^ CupQKÖciov ' dTTiqKivfic T&p adnR&
KOI ]xi'^a Tuxoi. äqpeiXero Tctp Kw^ipbeTv oOc ^ttcOOmouv. bto
iTiKpÖTcpov auTdj Trpocqp^povrat. das ist nun freilich
^ Puljtion könnte wirklich ein irapdaTOC in dem ftltern, dem reli«
giösen sinne gewesen sein, nemlich ein beisitzer der priester: denn ei
wird ja behauptet, dass der gebrauch des wertes im sinne von KÖAoE
erst der sp&tem komödie angehört, möglich wKre es aber anoh, dass
Saidas, der aas dem gedftchtnis citierte, oder sein gewfthrsmaaa das
ihm in diesem sinne sehr geläufige wort dem köXoE des dichtere snb-
stituiert und dasz dieser geschrieben habe: tQ toO köXqkoc; dp' (oder
Mdiv) oOx 6p4ic tV|v oiK(av usw.
HlUUkr-Strfibiiig: Protagorea. zu den Vögeln des Aristophanes. ' 101
doiikel imd offenbar verdorben. Heineke begnügt sieb zu sagen:
«mihi nihil prorsns liquet, nisi scäbiem imprecari poetam Syracosio.
aam illnd i|idip* ix^ nibil aliud est quam i|iaipa ^X^^' (^^^ ^^^^
Dindorf meint), 'andere gelehrte sind weiter gegangen und haben
henteUangarerBUche gemacht, so schreibt GHermann (bei Fritzsche
qnae«i Aristoph. I s. 307) :
qxlip * ix<H CupaKÖciov *
KdTTMpavfjC T<^*
Kaim|i Ti Tuxoi M^T \ äq>€iX€T0 T^p
Kui^cpbcTv oOc ^TreOupouv.
Cobei dagegen restituiert, wie er selbst sagt (comm. ad Plat. com.
reL 8. 38), mit einiger kflhnheit die stelle so:
i|iu>pa hk CupaKÖciov kot^xoi , TpirfiKoTc £<pdvii fäp &natxy
piiya id\^a xopoiciv, dcpciXcTO fäp Kui/yiuibciv ot)c ^ireOuMOuv.
die Üingt gewis sehr stattlich, höchst schwungvoll; nur fdrchte ich,
die beiden gelehrten herren haben dem scholiasten die unverdiente
ehre angethan seine bescheidenen Zwischenbemerkungen in ihre
sdiOnen verse hinein zu verarbeiten, denn nach meiner meinung
iidit der acholiast hier ganz auf dem standpunct Meinekes und Din-
dor£s, dh. er weisz selbst nicht, wie er sich die angeführten werte
erkliren soll, sein gedankengang ist folgender: Sjrakosios scheint
ein psephiama gegen das övopacTl KUJ/yiipbciv durchgesetzt zu haben,
aadi den werten des Phrynichos ipuip' ^x^ CupaKÖciov, denn das
beiszt angenscheinlich , es möge ihm ein groszes unbeil zustoszen :
diiMpavic TÖp' axnw KaKÖv piifa tuxoi (denn so wird wol zu
schreiben sein statt ein<pavf)C und Ka\ m^tgi)* oxid selbst der un-
lengbar anapästische rhythmus der folgenden werte ä9€(X€T0 irdp
Ku^ipbciv oOc iiTcOu^ouv könnte nur ein werk des zufalls sein.
ich ^ube, der scholiast fährt fort: denn (wenn es mit jenem pse-
phisma seine richtigkeit hat, so) hatte er ihnen die entzogen , die sie
in verspotten wünschten, weshalb sie ihn denn auch mit bitterkeit
angreifen, doch ist es ja immerhin möglich , dasz diese anapästisch
klingenden werte wirklich an das vielleicht verdorbene ipdip ' f x^
CupOKÖciov sich in irgend einer weise anschlössen, und dasz sie die in
jenen werten doch gewis ausgesprochene Verwünschung motivierten.
darana folgt aber noch lange nicht, dasz der scholiast mit seiner ver-
mntong, Syrakosios habe gerade ein psephisma beantragt und
durchgesetzt (boKCi 5^ KaV iprjcpic^a TeOciK^vai) , das richtige ge-
troffen habe, es wäre zb. auch möglich, dasz Syrakosios den rath,
der noch dazu in bezug auf die religiösen frevel unbeschränkte voll-
machl hatte, veranlaszt hätte von dem ihm ohnehin zustehenden auf-
liditarecht über die sceniscben aufführungen strengem gebrauch zu
mafhen als sonst , und die dichter zu verwarnen , sie möchten sich
der namentlichen Verspottung der angeklagten , der gefangenen, der
geichteten nsw. enthalten, denn es ist allerdings auffallend, wie
schon Droysen bemerkt hat, dasz wir in den stücken aus dieser zeit,
den Aristophanischen Vögeln, dem Monotropos des Phrynichos, den
102 HMüUer-Strübing: Protagorea. zu den YOgeln dei
namen von mftnneni, die bei der ftthrang der prooesse besonden
thätig waren, zb. des Peisandros, des Kleonymos onverhflllt beg^gBsn,
und ebenso in dem fragment der anonymen komOdi«, die Plataich
im leben des Alkibiades c. 7 anführt, denen der denuntiaiitai Tea-
kros nnd Diokleides, dasz wir aber mit ausnähme des Pnlytioii nach
den namen der uns so zahlreich bekannten dennntiierten vergebeni
suchen, dies mag nun in der that auch daher rtthren, dasi die komiker
selbst eine gewisse Sympathie für diese letzteren hegten, wenigstena
Aristophanes, aber dann gewis nur für ihre verfolgten athenieobeii
landsleute , nicht für die ihnen von jeher verhaszten fremden Sophi-
sten, die ihnen als Verführer und als die eigentlichen nriieber des
ganzen Skandals erscheinen musten. die einführung des ProtagOTH
unter den namen Aristagoras und Diagoras würde sich also mit der
Schonung, die die komiker den verfolgten sonst angedeihen lassen,
ganz wol vertragen und würde zugleich ein beispiel dafttr abgebsBi
wie leicht es war, ein so albernes verbot wie das des övofiocri
KUJ^(}Jb€lV, wenn es wirklich existierte, zu umgehen.
Was ich so eben angedeutet habe, werde ich sogleich etwu
weiter ausführen; doch musz ich zuerst auf eine frage, die man mir
entgegen halten könnte, antworten, auf die nemlich, wie Pherekzvtss
darauf gekommen sein soll, den Protagoras die mysterien betrau»
ken, ^eOucOcic, entweihen zu lassen, es scheint aber wirklich, dssi
die komiker ihn als einen freund des weins dargestellt haben: denn
wenn Eupolis in den Schmeichlern in bezug auf Kallias sagt:
Tiiveiv TÖp auTÖv TTpurrorröpac ixik^v \ fva
^ TTpd TOO KUVÖC TÖV TTVCUjülOV* fKIcXuCTOV qpOpQ,
80 meint er doch wol, Protagoras habe ihm gerathen sieh die goxgd
mit wein und nicht mit wasser auszuspülen, upd will doch sidier-
lich insinuieren, Protagoras sei ihm darin mit gutem beispiel voran-
gegangen, wie auch Athenaios (s. 22 ^j die sache verstanden bat:
€CnoXic Te töv KaXXiav cpiiciv dvorrKdZecOai t^ö TTpurroröpou
iriv€iv.
Und nun zu der Sympathie die Aristophanes für die beschul*
digten gefühlt haben soll, und der er in einer hauptstelle der YdgA
meiner meinung nach den denkbar stärksten ausdruok gegeben hak
ich habe dabei die ganze stelle von v. 865 an im sinne: cCx^cBc tQ
*£cTiqi T^ öpvi6€i(}j usw. , und glaube in dieser ganzen litanei des
priesters und den einfallenden responsorien des chors nicht Uoas
eine spottende parodie solcher religiöser ceremonien im allgemeinen,
was sie doch ohne allen zweifei ist, sondern mit bestimmtheit
handgreifliche Verhöhnung der mysterien zu erkennen , nicht i
der eleusinischen — denn so weit in der keckbeit hätte bei der imim»
tisch aufgeregten Stimmung der massen damals wol kein mensoh an-
gestraft gehen dürfen — wol aber der samothrakischen , der myste-
rien der Eybelci der groszen göttermutter. darauf bringt mich nicht
blosz die stelle in der litanei des priesters, v. 875 'betet sa dem
finken Sabazios und der strauszin, der groszen mutter der gOtter ond
MfilWr-SMbiiig: Protagorea. za den Vögeln des Aristophanaa. 103
mensehen' (cCxccOe Kai (ppuriXqi CaPoZiip Ka\ CTpouOip ^€T<iXQ
lurrpl dciiiv Kcd ävOpuiiruiv), sondern mehr noch die einfallende re-
■ponaion der gemeinde : 'o herrin Kybele, strauszin, mutter des Kleo-
kritoe' — b^cnoiva Kuß^Xiii CTpouO^, M^T€p KAecKpiTOU. denn wer
ist dieser Kleokritos, das einzige menschliche wesen, das nnter all
den komisch travestierten göttem plötzlich auftritt? *ein schlechter
•ekaospieler mit putenfüszen' sagt Droysen, der mutmaszang des
seholiasten folgend, der selbst offenbar gar nichts weisz und nur
hcramritli: Kuß^Xiiv <paci Tf|v *P^av . . tö 54 Mt)t€P KXeoKpiTOu
miQ* öifövoiav iirrJTCiTCV, ßouXö|yi€VOC auröv biaßdXXciv dic crpou-
Miroba, TouT^cnv |yi6T€tXönouv. £KUl^c4lb€lT0 bi die ^^voc Kai buc-
Tcv^ . . ö b^ Aibu|Lioc MTiT^pa KXeoKpiTOu , ort diC T^vaiKiac Kai
uvoibocKuijüiuibeiTai* £vbi toic /yiucriipioicTficP^acMaXaKoi
irdpcici. Kai icuic Ircpoc &v €Xr\ toG irap * GunöXiboc , iv Aifj/yioic
Ktti KöXaB. man sieht also, Didymos hat es auch nicht abweisen
kflanen, dabei an die mysterien der Bhea, dh. an die samothrakischen
zu denken, aber wie störend wftre eine solche Unterbrechung des
feierlichen hohns der ganzen scene, die gerade wegen der streng
durchgeführten travestierung des ernsten liturgischen stils so hoch-
komisch wirkt , durch die anspielung auf einen menschen , der gar
nichts mit dem gedankeninhalt derselben zu thun hat, wie matt das
hereinzerren eines sonst unbedeutenden menschen blosz um seiner
grooen fttsse oder seines weibischen wesens willen in den kreis der
travestierten götter, wenn er gar keine beziehung zu ihnen hätte!
und so halte ich denn diesen Kleokritos für identisch mit dem Kleo-
kritos, der zehn jähre später von Xenophon (Hell. II 4, 20) als ö tujv
^UCTUIV KfjpuE bezeichnet wird, der mit Thrasybulos im Peiraieus
war und der gleich nach dem falle des Kritias in Munychia die be-
kannte patriotische rede hielt, welcher geweihten herold soll dieser
nun gewesen sein? gewis nicht der herold der eleusinischen myste-
rien, wie Grote annimt denn dieses amt war ja erblich in der familie
Leagoras-Andokides, wurde also zur zeit der dreiszig von dem be-
rflchtigten denuntianten Andokides bekleidet, oder, da er damals
wahrscheinlich nicht in Athen war, von einem nahen verwandten;
bitte aber Kleokritos in so naher beziehung zu ihm gestanden, so
würden wir ihn wol gelegentlich in seinen reden, in denen er ja so
viel von seinen familien Verhältnissen spricht, genannt finden, mich
dOnkt, die beiden stellen, die in den Vögeln und die bei Xenophon,
ergänzen und erläutern sich gegenseitig und machen es höchst wahr-
scheinlich, dasz der dort und hier genannte 6ine und dieselbe person
ist (das nimt auch Benseier in dem Wörterbuch der griech. eigen-
namen an, der ausser dem archon von oL 91, 9, der sehr wol mit
dem ansem identisch sein kann, nur noch einen Kleokritos iE Oiou
bei Demosthenes kennt ^) , und dasz wir also dort in den Vögeln den
* doch findet sich noch ein TTcpiT^vv^c KXcoKpitou als a^onothet nnter
des Areboo Diophobos, dessen name bei Uenseler fehlt: s. CIG. n. 803.
ich habe diese Weisheit ans Kohls index sam CIO. entnommen.
104 HMflUer.Strübing: Protagorea. zu den Vögeln dei AristopliMiee,
herold der samotbrakischen mysierien der groszen mntter d«r gOtter,
deren erw&hnung sich ja auch sonst bei Aristophanes findet (FrL
277; vgl. We. 9. 120), vor uns haben, als solcher wird er dann im
die litanei mit ganz anderm gewicht, mit ganz anderer bedeatHun*
keit eingeführt als jener angebliche Schauspieler mit den etrannes-
fUszen oder als irgend ein beliebter Hans Liederlich, er wird auf-
fallend grosz und stark gewesen sein , was ja anch durch den spwi
in den Fröschen (1437) bestätigt wird und wozu die erwlhnmig
seiner mächtigen weitschallenden stimme bei Xenophon aehr wol
stimmt, so dasz er um so angemessener als söhn der Btraoszin, der
groszen göttermutter , bezeichnet werden konnte.*
Sind meine combinationen nun richtig, dann ist in dieser gan-
zen stelle doch wol eine sehr entschiedene Parteinahme flLr die der
religiösen frevel angeklagten zu erkennen, es ist ja als rufe der
dichter den Athenern zu : 'was macht ihr denn so viel anfhebens von
diesen mysterlenentweihungen? seht ihr, dergleichen kann ich andi,
euch ins gesiebt, und ihr sollt darüber lachen' — was sie denn auch
ohne zweifei gethan haben.
Oder wird man etwa sagen, das sei doch nicht anzunehmen,
eine solche herausforderung der religiös aufgeregten gefUile des
Volks hätte der dichter doch nicht wagen können, räthselhaft iat es
mir freilich auch, dasz er es wagen durfte, aber er hat es ja in die*
sem selben stücke auch sonst noch gethan, und nach meinem gefllhl
in noch stärker provocierender weise, denn in keinem seiner atOdc»
geht der Übermut des dichters in der Verspottung alles dessen, was
den Athenern sonst das heiligste war, so weit wie in den VögefaL
selbst ihre heilige Jungfrau, die stadtschirmerin, die er sonst nur
selten und dann in harmloser weise in den kreis seiner schene sieht
(zb. in den Bittern, in der scene wo der Demos von seinen leuten ge-
füttert wird, 1168 ff.) — in diesem stück läszt er sie am achlass in
person auftreten, als braut, als neuvermählte eines alten athenischen
Windbeutels, denn die Basileia (v. 1536) ist ja niemand anders alt
Pallas Athena, die der dichter zwar nicht övo^acTl zu komodieren
wagt — das möchte denn doch dem fasz den boden ausgeachlagen
haben, gerade damals — die er aber in absichtlichster weise so deni*
lieh kennzeichnet, dasz keinem Athener das richtige Verständnis Ter»
borgen bleiben konnte, die ausleger sehen das nicht (oder wollen
* ThKock sagt la dieser stelle, nicht der stranss, der bei Arittoph.
nicht vorkomme (denn We. 207, Vö. 678 und Lys. 723 seien die crpoudoi
Spatzen, was gans richtig ist), sondern der npats sei hier gemeint, ieh
glaube das nicht das kqXöv y€ Kai XeuKÖv t6 Tf)c CTpou8oO irrcpdv
auf dem heim des Lamachos (Ach. 1106) ist doch sicher eine skravn-
feder, nicht die eines weiszen Sperlings, ob in den Worten Kai crpouS^
^6TdXi) \iiyrpi 6€d)v kqI dvOpUiirujv das ^eTdXq grammatisch sa |ii|tpi
gehört, wie Kock meint, oder zu crpouBlp, wie schon der seholiast ond
fast alle altern aasleger annehmen, lasse ich dahingestellt; dem sinne
nach gehört es sa beiden, oder vielmehr es gehört su CTpoDOf* nad
wird vom hörer sa ^nrpi ergänzt.
UMfiller-Sbübug: Proiagorea. za den Vögeln des Amtopbanes. 105
sie es aidbi sehen?), sie sprechen von einer Basileia, tochier des
XTrsBOS und der Oe, die sie in einer stelle bei Diodor (III 57) auf-
gespürt haben, and der scboliast sagt gar, sie sei die personifi-
eierte nnsterblidhkeit. das ist falsch : der dichter hat vielmehr dafür
gesorgt, dasz die zaschaaer an solchen entlegenen mythologischen
kram, an soldie abstraction nicht denken konnten, was sie ohnehin
schwerlieh gethan haben würden, ich wiederhole es, er' sagt ihnen
mit abeichtlichster dentlichkeit, wen er meine, denn wozn sonst die
frage des Peithetairos an Promethens: *wer ist die Basileia?' der
didiier konnte ja die sache im donkel lassen und seinen zohOrem
ftberlassen, was sie sich bei dieser zunächst abstracten, allegorischen
beteichnnng etwa vorstellen mochten, aber nein : er will sie zwin*
gen ihn ganz zn verstehen, an Pallas Athena und nur an diese zu
dsakon, daher die antwort des Prometheus: KoXXicTii KÖpti, ^iT€p
TOfiicuci tAv K€pauvöv ToOAiöc. Aristophanes setzt bekannt-
lieh in allen seinen stücken eine genaue bekanntschaft mit den tra-
giseben diditem voraus , namentlich mit Aischylos, und hatte sicher
ein volles recht dazu : denn die ganze Vorbildung der Jugend , der
schnlonterricht, an dem so gut wie alle Athener teil nahmen, be-
ichitakie sich ja auf die beechäftigung mit den dichtem, es ward
viel auswendig gelernt, wie Piaton Prot. 325* sagt: irapaTtO^aciv
(ol bUklQcaXoi) auTOic (toic naidv) im toiv ßdOpuiv dvaTiTVubcKCiv
noofVüjfV draCKiPV irotrJMaTa Kai £K|yiav0dv€iv dvaTKoZcuci , und in
den gesetsen 810* sagt er, die knaben h&tten 6Xac ^rjcctc der poeten
auswendig gelernt — und unter diesen f^iic€ic , wenn irgend eine,
dann gewis die herliche schluszscene aus den Eumeniden des Aischy-
los, in der die geliebte Vaterstadt mit begeistertem schwung verher-
licht wird, wir heutiges tages können sie nicht ohne bewegung lesen^
und die sollte ein Athener nicht gekannt oder sollte sie vergessen
haben? Aristophanes wüste also, muste wissen, dasz bei den worten
des Prometheus *die schönste maid, die den blitz des Zeus bewahrt'
sofort jedem Athener die rede der Pallas Athena in jener schlusz-
seene (v. 813 H.) lebendig vor die seele treten muste, in der sie sich
beaeachnet als 'die einzige unter den göttem, die den Schlüssel kennt
zu dem gemach in dem der blitz verwahrt wird' :
KQi KXi^bac olba buü^aToc ^öv^ ^^y >
ly dl K€pauvöc dcriv dc9paTiCM^voc.
durch jenes wort also *sie verwahrt den blitz des Zeus' ist Basileia
fflr jeden Athener unwiderruflich, wie durch einen hammerschlag,
mit Pallas Athena identificiert. will man nun sagen, dem sei wol so
(denn leagnen wird man es nicht kOnnen)^ aber Aristophanes habe
das nicht beabsichtigt , so erklärt man ihn dadurch für den grOsten
dnmmkopf, der je existiert hat — wozu man doch schwerlich geneigt
»ein wird, da gilt kein federlesen. Aristophanes weisz was er thut.
er llszt Peithetairos in den himmel hinaufsteigen, um mit Zeus alles
zu ordnen und sich die braut zu holen , und dann erscheint der alte
106 HFlacli : noch ein wort zu den SibyllenTertmnlmitiWi
Sünder von ihr begleitet wieder auf der bühne, den bliU sohwhigaid,
den sie ihm als mitgift zugebracht hat:
ndXXuiv Kcpauvöv, irTCpoqxSpov Ai6c ß^oc,
und führt schlieszlich Pallas Athena, die jangfrftnliohe toehtflr dei
Zeus, in sein brautgemach.
Das ist nicht wegzudeuten, daran ist nicht zu rütteln, ond dia
Athener haben das ruhig hingenommen, wer weisi freilich 1 Tiel«
leicht doch nur so lange als sie, die Zuschauer wie die riohter, nodi
unter dem unmittelbaren zauber der dichtung standen, aber wie
das wol geschieht: tnedio de fönte leporum surpU anuari äUqmä —
ein bitterer nachgeschmack mag geblieben sein und dann bei nfldi*
temer reflexion auf die preiserteilung eingewirkt haben, denn ist
es nicht höchst auffallend, aus innem gründen kaum erkllrlich, das
der dichter mit seinem schönsten, herlichsten werke nicht denenta
preis errungen hat?
Ich breche hier ab. vielleicht bietet sich mir sp&ter in andeim
Zusammenhang die gelegenheit, auf den eigentlichen eponymos im
gottesleugner, den wirklichen Diagoras von Melos und dessen schiA«
sale näher einzugehen.
London. Hermann MOLLEB-BTRÜBUia.
12.
NOCH EIN WORT ZU DEN SIBYLLENVERZEICHNISSEN.
In einer vortrefflichen arbeit hat Ernst Maass 'de SibyUamm
indicibus' (Greifswalder diss. 1879) mit Scharfsinn und genaoigkeü
TMm ersten mal in der groszen masse der Überlieferung licht und Ord-
nung hergestellt, und die meisten seiner resultate werden daher bii
auf weiteres angenommen werden müssen, nur in Einern puncte hat
Maass die Untersuchung falsch angegriffen , xmd diesen erlanbe ich
mir noch einmal zu behandeln : ich meine die artikel bei Soidaa. ich
unterscheide in unserm Buidas folgende teile bei dem Sibjllenartikel:
1) die vita einer Sibylla, 2) das gedrängte verzeichnia von seoha
Sibyllen \ 3) die vita der chaldäischen Sibylla, 4) eine scholienartige
(ÖTi usw.) bemerkung über die eitern der chaldftischen Sibylla (aus
Paus. X 12), 5) eine ähnliche über die zehn Sibyllen (das Varroniadie
Verzeichnis; s. Maass s. 32 ff.), 6) eine scholienartige bemerkung
über den römischen Ursprung des namens, von diesen teilen bal
Eudokia s. 383 den ersten in zusammengezogener gestalte den swei-
ten im ganzen (mit einigen auslassungen) und ganz kurz den dritten,
nach dem, was ich ^untersuch, über Suidas und Eudokia' s. 78 ana*
geführt habe, sind also 1 — 3 die artikel des Hesychios Mileeioai der
zuerst ausführlich die hauptschriftstellerin behandelt hatte (in der
> denn die GßuXXa AeXq>(c, die bei Bekker daran ter steht und die
bei Eadokia fehlt, gehört nicht sn dieser reihe (s. nnten).
HFlach : noch ein wort m den Sibjlleoyerzeichniisen« 107
iUerdings die einen die erythrftiache, andere die sicilische, noch an-
dere die eamische nsw. erkannten) , dann kurz eine reihe von unter-
geordneten Sibyllen', endlich wieder ausführlich die chaldäiache
BibjllA. die teile 4 — 6 also Bind znthaten des Suidas oder eines
uiterpolators. Ton den artikeln des Hesychios steht auszerdem der
dritte wOrtlich bei Gramer anecd. Par. I s. 332 f. Maass ist an die
nlaraaGbong des Yerwandtschaftlichen Verhältnisses bei diesen
artikeln herangetreten , ohne Ton den arbeiten über Hesychios Mile-
sioe eine deutliche Torstellong zu haben, was er ttber Hesychios
sagt (zb. a. 10 'Suidae in biographids fontem, qui aetate Hadria-
■ea paucis ante Pansaniam annis floruit'; s. 45 'sed Sibyllarum
catalogo Heeychiano Hadrianea aetate<^nfecto, eodem qui per-
nmi in Soidam'), klingt meist wie ein dunkles gerficht das ihm zu
ehren gek<mimen. er Terschmftht ee mit m&nnlichem stolz noch
über die quellen des Suidas zu sagen (s. 54 anm. 113), aber
nnch der gegenwftrtig herschenden ansieht (s. 54) die Hesychios-
ao sich Torstellt, dasz alles in den vitae desselben auf Dion.
BaL kropia ^oucuafj und Hermippos Berytios ir€p\ ti&v biorrpc-
ip6vTunf iy iraibeiqi boüXujv zurückgeht, der thut wol nicht viel da-
von so sagen, oder sind M. die Untersuchungen DVolkmanns über
Demetrios Magnes, Bohdes über Porphyrios und Philon von Byblos,
die meinige über Laertios Diogenes und Damaskios unbekannt geblie-
ben? hat er niemals eine vita gelesen, in der Hesychios noch andere
gewlhrsmftnner citiert? was für eine Vorstellung hat er vom inhalt
der aehrifl des Hermippos? wer aber von einer frage nichts vor«
it^t, der sollte nicht absprechen ohne zu prüfen und zu begrün-
den, wie es M. wiederholentlich getban bat in einer allerdings jetzt
modern gewordenen art, und sollte nicht mit grosser Sicherheit so
naive ansichten vorbringen, wie über das heidentum des Hesychios
(t. 65 anm. 117) oder die abhängigkeit der Eudokia von einem voll-
lUndigem (so) ezemplar des Suidas (s. 56). also was Maass über
das anecdotum Parisinum als quelle des Suidas sagt (s. 47 u. 53),
ist natürlich unrichtig. Suidas schöpft, wie Eudokia, aus Hesychios,
und dieser mag dazu Joannes Lydos benutzt haben , was sehr viel
Wahrscheinlichkeit für sich hat (Maass s. 46 f.), wenn man die grosze
Übereinstimmung des letzten stückes bei Gramer mit Lydos de mens.
* natürlich nur diejenigen, welche als Schriftstellerinnen galten.
ICoJU>9urvia fehlt bei Eudokia und war deshalb möglicher weise bei
Hesychios nicht aufgenommen. Maass, der im Suidas den Hesychios bei
K^^fh^v Occirpurric aufhören läszt, hat lu groszen respect vor der thörich*
tarn aag abe des Suidas, dasz Hesychios beide gewesen sei. allerdings halte
ick ts auch nicht f&r ganz gewis, dasz auch 8 aus Hesychios stamme,
ab«r dann nur deshalb, weil der artikel eine wörtliche entlehnung ist
(wie aaecd. Par. beweist), was mit dem sonstigen verfahren des Hesy-
chsoe aic^t baffnooiert, und weil er nicht die gewöhnliche reihenfolge
der darstellaog bietet, aber der artikel steht Überhaupt einzig in seiner
art da. s«hr zweifelhaft aber scheint mir, dasz die quelle üher die
iliCTpUi der verse Juttinus cohort. ad Qraecos sei, wie Alexandre ezc.
ad Sib. s. 430 und Maass s. 48 anm. 97 annehmen.
lOS HFlach: noch ein wort zu den Sibyllenveneichiuneii«
8. 70 (ed. Bonn.) vergleicht. Suidas hat dann« wie er das nmililige
male anch sonst gethan hat (bei Laertios Diogenes, Philoatnitoe,
Damaskios nsw.) , aus der ihm bekannten quelle (die wabndieinlieh
in der epitome am rande bemerkt war) weiter abgeechriebeo , und
so werden auch die artikel 5 und 6 bei Suidas aus loanneaLydos ttam-
men, während 4 wahrscheinlich von lesem oder interpolatoren her-
rOhrt (aus Paus. X 12; s. Maass s. 3 anm. 7). .der sohreiber der
anecdota hat weder Hesychios benutzt noch Suidas*, sondern ihn
gemeinschaftliche quelle, ebenso wie der anonyme yerfasser der pn^
fatio ad Sibyll. , die TyMommsen mit guten gründen in das Anftt
jh. nach Ch. gesetzt hat, der demgemäsz etwas jfinger als Lydos
sein muste. schon ein flüchtiger blick lehrt, dass bald Suidas ToU-
ständiger ist, bald jener Schreiber der anecdota, allerdings meisiMt
der letztere. ^ Suidas hat namentlich fast alle (von Varro und Feas*
Stella herrührenden) citate ausgelassen, die vergleiohung bewMifc
aber gleichzeitig, dasz Suidas nur excerpierte Tpiri) AcXfpk fj bt
A€Xq)oic T€x6€ica, so dasz die zweite vollständigere vita derselbflo
(CißuXXa AcXcpic, i^v kqi ''ApTC^iv irpociiTÖpcucav. T^ovc bt aOiq
iTpö T(£iv TpuiiKoiv Kai ^Tpai|i€ XPHCMOUC b\* inibv) , die in den hM.
des Suidas allen vorangeht (s. Bemhardy II s. 739) , ans derselbflo
quelle (nemlich wahrscheinlich Lydos) von einem leser zngeschrielMa
worden ist. dasz diese quelle noch ausführlicher war, beweist dsr
Schreiber der anecdota (Maass s. 44).
Schlieszlich vermisse ich in der sonst so vollständigen sdurift
von Maass die angäbe, dasz auch Lehrs über den einen der BibjIlM-
artikel gesprochen hat (Pindarscholien s. 163 f.), und die behandloBg
des pseudo-Hesychios (s. 50 Or.; vgl. meine untersuch, s. 73 annu 1);
femer zu s. 13 f. über die ägyptische Sibylla das Zeugnis des Hamsr-
tolos 8. 141 (Muralt) Kai ßaciXicca Caßä, ^tic^^tcto CfßuXXanop*
*€XXrjvuiv usw.
' insofern hat auch Alexandre ao. s. 426 unrecht: 'et anonymi f^a^
mentum de Sibyllis, item ex Suida deoerptum.* * wol nur dwea
ein versehen fehlt bei Maass s. 45 der satt TeTdpTT) 'ItoXikA, tf^ Iv
Ki)Li^€p{(2b Tf)c MraXCaCi wodurch dann die folgende 'EpuBpoia die sali
TCTdpTrj für ir^fiiTTr) erbalten hat.
Tübingen. Hahs FkiAOH.
13.
QUAE8T10NES AROHIMEDEAE. SORIPSIT J. L. HeIBEBG. XllBST DB
AREMAE NUMERO LiBELLus. Hauniac sumptibus Bndolphi KleiniL
MDCCCLXXIX. 205 b. 8 mit einer steiodmcktafel.
Keine classe der griechischen schriftsteiler ist, was die iaxtkritik
angeht, bis in die neueste zeit hinein in so hohem grade Teraash-
lässigt worden wie die mathematiker. und wenn auch in den letstsn
Jahrzehnten männer wie Friedlein, Hoche und namentlich Hnltsdi
HMenge: anx. y. JLHeibergs quaestiones Archimedeae. 109
das crgibige feld mit nnennfidlicher aasdauer zu bearbeiten begonnen
I, wenn anch insbesondere der zuletzt genannte gelehrte in sei-
llber alles lob erhabenen Papposausgabe eine oase geschaffen,
iOr die ihm der Wanderer durch das ko wenig angebaute gebiet nicht
dankhr genog sein kann : so befinden &ich doch die werke des princeps
inathrmatieomm in dem unertrftglichen zustande arger Verwahrlosung
od tzmarigster entstellung. diesem zustande durch eine neue , den
bMtigen aaf(»derungen der kritik entsprechende ausgäbe der sftmt-
hAm Schriften des Archimedes ein ende zu machen und die schmach,
diamdiGomperx' treffendem urteil auf den philologen so lange lasten
wird, als die Torellische ausgäbe die jüngste ist, zu tilgen, scheint der
iL dar Torstehend genannten Inauguraldissertation gesonnen und,
man hinxnfttgen kann, durchaus befähigt zu sein; es dürfte da-
filr die leser dieser Zeitschrift nicht uninteressant sein , über die
wrt als Toriftoferin einer kritischen ausgäbe des Archimedes zu be-
tfichlcnde schrifl und die hoffnnngen, die sie erwecken musz, etwas
Blheret sa erfahren.
Von den sieben abschnitten, in welche die diss. des hm. H. zer-
ikUt, bdiandeln die drei ersten das leben, die Schriften und die mecha-
erfindungen des Archimedes. die quellen und hilfsmittel sind
mit grossem fleisz und rühmenswerter umsieht benutzt; dabei
tritt übenll Selbständigkeit der forschung und des urteile deutlich
JierTor. mit dem Tierten abschnitt, der einen wertvollen beitrag zur
yachichte der griechischen arithmetik enthält, schlieszt der histo-
riacbs teil der schrift, und der vf. geht nunmehr zu philologisch-
kritischen Untersuchungen über, die er selbst als den wichtigern teil
aeiner aufgäbe bezeichnet.
Mit scharfem blick und überzeugender gründlichkeit wird in
dem 'de dialecto Archimedis' betitelten capitel zunächst nachgewie-
sen, dasz die bücher irepi cqnxipac Kai KuXivbpou und die kukXou
^^TprfCiC nicht nur von einem unwissenden abschreiber weit späterer
xeit ans dem dorischen dialekt in den allgemein üblichen umgeschrie-
ben^ sondern auch durch manigfache interpolationen ihres eigentüm-
lidien sprachlichen gewandes entkleidet und der geistvollen kürze
der beweisführung beraubt worden sind, aber auch die übrigen
Schriften des Archimedes sind in der uns vorliegenden Überlieferung
voll von dialektischen inconsequenzen. in dieser beziebung bedarf
es nun vor allem einer durchgreifenden remedur, und mit recht for-
dert hr. H., dasz diejenigen dorischen formen, welche sich nur 6in-
odcr zweimal in den hss. finden , überall restituiert werden, um die
erfüllang dieser forderung zu erleichtern, gibt er eine dankenswerte
Übersicht über die betreffenden formen, die ohne zweifei an Vollstän-
digkeit und genauigkeit noch gewonnen haben würde, wenn dem vf.
sorgfiütige ooUationen der hss. zu geböte gestanden hätten, die in
dem folgenden abschnitt enthaltene geschichte der textüberlieferung
▼errtth unbedingte Selbständigkeit der forschung; hr. H. hat hier
in einer methodisch geradezu mustergültigen Untersuchung den wert
110 HMenge: anz. y. JLHeibergB quaettiones ArchinadeAe,
der einzelnen hss. und der sonstigen textquellen geprflft sowie dm
gegenseitige Verhältnis der erstem festzustellen geencht und damit
den weg betreten, der allein zu einem gesicherten text lUiren kaiUL
wenn das urteil des vf. trotz seines kritischen Bcharfblickt in vuibr
reren puncten als ein endgültiges nicht betrachtet werden kaaii, nad
wenn einzelne seiner angaben der berichtigung bedürfen, so ist dim
hauptsächlich dem umstände zuzuschreiben, da«z ihm das t ollst im*
dige handschriftliche material nicht bekannt war nnd ihm, wie schon
oben bemerkt, genügende collationen nicht zur Verfügung standsn.
In dem betreffenden abschnitt wird nun znnftchst kon erwihnti
dasz der pabst Nicolaus V eine aus Constantinopel erhaltene hs. dsi
Archimedes von Jacobus Cremonensis ins lateinische hat flbcrrsetiai
lassen und dasz Regiomontan in Rom eine abschrift dieser Aber*
Satzung genommen hat. darauf bespricht hr. H. eingehend die
erste (lateinische) ausgäbe des Archimedes von Tartalea (Yensdig
1543) und weist zur evidenz nach dasz, wenn auch Tartalea sno
von der familie der übrigen hss. verschiedene hs. gehabt hat, doch
aus seiner Übersetzung wenig hilfe zur restituierung des teztes n
holen ist, weil diese hs. offenbar stark interpoliert war nnd weil er
wahrscheinlich in der Übersetzung an nicht wenigen stellen eignes
hinzugefügt hat. dem griechischen text der eigentlichen ed. prinosps
(Basel 1544) liegt eine hm. H. offenbar nicht bekannte, in der Nün-
berger stadtbibliothek (cent. V app. n. 12) befindliche hs. m grundSi
die ursprüngliche lesart dieser hs. läszt sich jedoch an vielen stelkn
aus der ed. pr. nicht ersehen, da der hg. Venatorius eine grosse in-
zahl von emendationen, die in der hs. auf papierstreifen nnd aof
dem rande stehen, ohne weiteres in den text aufgenommen hat. ss
ist demnach die ansieht Torellis , dasz die ed. pr. handschriftliehen
wert habe, entschieden irrig, und der künftige herausgeber des Anh.
wird den Norimbergensis (N *) , über den ich in dem nächsten pio*
gramm des Ologauer kath. gymn. näheres mitzuteilen gedenke, dnreh-
aus nicht unbeachtet lassen dürfen, hinsichtlich der lateinisohsB
Übersetzung der Bas. vermutet hr. H. ganz richtig, dasz sie die vea
Begiomontan leider emendierte des Jacobus Cremonensis seL die
betreffende hs. (N ^) befindet sich ebenfalls in der Nürnberger stadt-
bibliothek (cent. V 15) ; auf dem untern rande der ersten seite stehen
die Worte ^Thomae Venatorii sum ego', während auf der letiisB
Seite geburts- und Sterbejahr und -tag Regiomontans, offenbar von
der band des Venatorius, angegeben sind.
Nach einer kurzen besprechung der verdienstvollen fibersetsii^g
Commandins und der für die kritik wertlosen Rivaultschen ansigabe
hebt der vf. bezüglich der Torellischen ausgäbe mit recht herTOr,
dasz das naive Selbstgefühl, mit dem Torelli sagt, es werde sich nim»
mehr in den Schriften des Arch. nichts finden *quod geometriae peri-
tum morari possit' (praef. s. XIY), des reellen bodens ginslicb ent-
behrt, auch die in der Torellischen ausgäbe gegebenen collatioBeii
von vier Pariser hss. (Par. ABCD) sind, wie ich mich dnrtb eigne
HMcnge: aas. y. JLHeibergs quaestiones Archimedaae. 111
Ters^chnng flbenengt hal)e, mit goradezu gewissenloser nachlftssig*
hat angefertigt und daher für die textkritik absolut unbraachbar.
iadeaaen geht so Tiel hervor, dasz diese hss. ans derselben quelle
wie ein Ton Tordli benutzter Venetus (V) und ein für die ausgäbe
edlationierier Florentinus (F) geflossen sind, der anfiang des ersten
hoches ii€pl cipaipac ical KuXivbpou ist nemlich in sftmtUchen seohs
bsi. Tentflmmelt; aber aueh an manchen andern stellen zeigen sie
dieaelben lücken. recht bezeichnend ist auch der umstand dasz.
a. 19, 37 ed. Tor., wo auch hr. H. eine lüoke vermutet, in allen
■iehi nnr irori rdv 6H (Tor. nori t&v AZ) steht und dann die
werte oihuic 6 BZ worl t&v 6H fehlen, sondern auch nach 6H 4,5
€m unbeschrieben sind.
Was das verhftltnis der Torellischen hss. zu einander betrifFt^
m gelangt der vf. durch eine ebenso scharfsinnige wie gründliche
«ntnrvuchung zu dem ergebnis , dasz F die quelle der fibrigen hss»
irt und dasz sowol V als auch Par. B und C von F abgeschrieben,
wllizend Par. A und D abschriften von V sind, wiewol die beweis-
Mining im allgemeinen Überzeugend ist, so musz man doch wieder-
koH bedaoem, dasz es hm. H. nicht vergönnt war seine behauptun-
gen durch genauere coUationen zu stützen.
Dasz YAD eng zusammengehören und eine besondere gruppe
bilden, scheint mir keinem zweifei zu unterliegen, namentlich spricht
dafür der umstand dasz diese hss. an vielen stellen, wo in den übri-
gen nichts fehlt, dieselben lücken und auslassungen haben, auszer
den von hm. H. angeftihrten beispielen fehlt zb. s. 28, 6. s. 31, 4.
s. 32, 18 ed. Tor. in VAD fcrai; an der ersten und dritten stelle
ist in allen drei hss. , an der zweiten nur in V ein entsprechender
raom gelassen, s. 25, 17 haben VAD hinter AZ 2,4 cm unbeschrie-
ben, s. 23, 31 fehlen die werte itotI tÖ A . . {\tt€P nicht nur, wie
hr. H. voraussetzt, in D, sondern auch in V und A. zu den VAD ge-
meinschaftlichen, in keiner der übrigen Torellischen hss. sich finden-
den lücken kommt noch eine grosze anzabl von Varianten (in dem
TCTpoTuiviCjüiöc TTQpaßoXfic mehr als 12), in denen VAD ausschliesz-
Uch übereinstimmen, dasz A eine abschrifb von V ist, kann nicht
bezweifelt werden, schwieriger ist die entscheidung der frage, ob
D, wie hr. H. meint, von V oder von A abgeschrieben ist. für
die erstere ansieht sprechen stellen wie s. 21, 3, wo VD (auch C)
TpiTuivui haben, und s. 29, 31, wo die werte bid^€Tpov . . iini|iau-
oucov in A allein fehlen, femer ist nicht zu übersehen , dasz A nur
anf den ersten blAttem figuren hat und weiterhin nicht einmal räum
für solche gelassen worden , wfthrend in D die schwerlich nachtrftg-
lieh hinzugefügten figuren nicht fehlen, aber wie soll auszer den
von hm. H. angeführten, AD ausschlieszlich gemeinschaftlichen
ditlographien die entstehung der zahlreichen Varianten erklärt wer-
den» in denen A D allein übereinstimmen und die kaum auf von ein-
mabhlngige 'conjecturen' zurückgeführt werden können?
112 HMeDge: anz. y. JLHeibergs quaestiones Archimedeae.
zb. haben s. 23, 22 AD allein b€txOi^C€Tai (V b^bcucTOu), 8. 24, 12
AD allein die Wortstellung toGtov dx^TU) TÖv XÖTOV, 8. 25, 16 AD
AAP. das Verhältnis wird wol erst dann endgültig festgestellt wer-
den können, wenn durchaus zuverlässige coUationen der ganien has.
vorliegen, dasz D höchst nachlässig geschrieben und voller Iflcken
ist , liegt auf der band ; freilich finden sich unter den von hin. H.
erwähnten lUcken einige (zb. s. 23, 31. s. 27, 13) auch in VA.
Den von dem vf. s. 141 angeführten, bisher noch nicht benntttan
hss. wären zwei andere, in Rom befindliche hinzusufügen, die, weu
sie auch der familie der besprochenen angehörend wol kanm neoehiUh
mittel für die gestaltung des teztes bieten, doch bei der prflfongdei
kiiti&chen apparats nicht übersehen werden dürfen, die eine ist sin
Vaticanus (cod. Beginensis 16 Pii II saec. XVI), der noir eine ab-
Schrift von F zu sein scheint, der andere ein Angelicns (C 2, 6),
welcher in der engsten Verwandtschaft mit Par. B steht, ioh habt
beide hss. bei einem kurzen aufenthalt in Italien für den tCTpa-
TUivicjüiöc TrapaßoXf]C verglichen und werde ao. weiteres über die-
selben mitteilen.
In dem letzten cap. gibt der vf. eine reihe von emendatioMi
zu sämtlichen Schriften des Archimedes. er zeigt sich hier ebeiio
wie in der als ^specimen novae operum Archimedis editionis' beige»
gebenen recension des ipamLiiTnc in dem vollen besitze der erforder
liehen sach- und Sprachkenntnis und darf ohne Widerrede das VB^
dienst für sich in anspruch nehmen, durch methodisch geübte, dnich*
gehends recht glückliche conjecturalkritik eine grosze anzahl ent-
schieden corrumpierter stellen geheilt zu haben, hie und da hätte
hr. H. der Überlieferung gegenüber sich etwas conservativer verhal-
ten können ; die besprechung von einzelheiten mosz ich mir leider
des beschränkten raumes wegen versagen, schlieszlich füble idi
mich verpflichtet noch zwei Vorzüge der vorliegenden schrift beson-
ders zu betonen , nemlich die sorgfältige latinität und den rohigen,
man möchte fast sagen bescheidenen , die Sicherheit und bestimmt*
heit des urteils durchaus nicht beeinträchtigenden ton der kritik.
So berechtigt denn die dissertation des hm. H. ku der snver-
sichtlichen boffnung dasz, wenn der vf. die absieht, welche er ofbn-
bar hegt, zur ausführung bringt, demnächst die Schriften eines der
grösten genies aller Zeiten endlich in einer würdigen, den anfords-
rungen der modernen kritik entsprechenden gestalt vorliegen
den. das hindemis, welches zur zeit des Wallis die herausgäbe
chiscber mathematiker erschwerte, dasz nemlich sich nieht leiolit
jemand fand, der Mmpressionis sumptus' zu Übernamen geneigt
war, besteht heutzutage in Deutschland nicht mehr, da wir ja nut
rere buchhändlerische firmen besitzen, deren Inhaber es sieh war
ehre anrechnen, auch ihrerseits zur herstellung nnd verbrettuag
möglichst reiner und lesbarer texte der Schriftsteller des ftlassisch
altertums einen beitrag liefern zu können.
Gbosz-Glooau. HfiiKBiOH Mbvgb*
JHChSdiiibart: über zwei stellen dee Pausaniai. 113
14.
ÜBEE ZWEI STELLEN DES PAUSANIAS.
Tielbesprochene stellen des Pausanias ihrer erledigang
wo möglich näher zu bringen und zugleich eigne frühere irrtümer zu
benötigen ist der zweck dieser seilen.
Panaanias erzählt 7, 5, 5 die interessante legende über einfüh-
nmg des tyriachen Heraklescultns in Erythrai in lonien. das bild
(trfüikiUi) des gottes gleicht weder, sagt er, den sog. aiginetischen
■och des ältesten attischen, sondern es ist wenn irgend eins ägyp-
ÜtA'i alsdann erzählt er die legende wie das ätctXfia nach EryÜirai
|A<minien: cxebfa fäp SuXuiv kqI in* ainfji ö 6€Öc iK Tupou Tf)c
#Ofviicnc ä^nXeucc usw. die Verbindung mit ydp gibt allerdings
der erzählnng etwas abgebrochenes, erregt aber dodi eigentlich kein
bedenken, da sich der sinn leicht ergänzen läszt und auch das fol-
goide sn bedenken kaum anlasz geben sollte, am ausführlichsten
behandelt AdSchOU (arch. mitteilungen aus Griechenland s. 33 ff.)
stelle, er behauptet, das bild in Erjthrai sei nicht eine statue
ii wie manche archäologen gegen die werte des Pausanias ge-
glaobt, und übersetzt nun die stelle : *es gleicht weder den aigine-
ÜadieB nodi den ältesten attischen, sondern wenn irgend eines, so ist
es geoan ägyptisch : denn es ist ein holzflosz.' 'er fügt nicht bei'
fittnrt 8ok0ll fort 'wie jene archäologen hinzugedacht haben, dasz
dae ftatue auf dem holzflosz gestanden und diese so streng ägyp-
tiaeben Charakters gewesen, sondern dasz der gott — nach der
legende der wirkliche gott Herakles — auf diesem flosz aus Tyros
ausgefahren. . . wiederholt spricht er nur vom flosz , nirgends von
einer statue. das flosz selbst nennt er das bild , mit dem ausdruck
itttV^a, der bekanntlich jedes heilige und geweihte Symbol oder
gerlth, gleichgültig von welcher form, ebenso gewöhnlich bezeichnet,
wie er von statuen gebraucht wird.' hier ist alles erst richtig zu
stellen, dasz Pausanias, wenn er von einem flosz spricht, dieses flosz
neoni, ist doch eben nicht verwunderlich; dasz er nirgends von einer
•tatne spreche, beruht auf einer irrigen Unterstellung; wiederholt,
wo es erforderlich war, erwähnt er das är^X^a. freilich gibt Scholl
dieaem werte 'ab bekannt' eine bedeutung, die keineswegs so all-
gemein bekannt ist und wol erst einige belege verdient hätte; für
Paoaanias, und auf diesen kommt es hier doch allein an, ist dieselbe
dorehaua unanwendbar; bei ihm heiszt dyaXfia, was ja hinlänglich
bewiesen ist, nur 'statue', namentlich eines gottes, unmöglich ein
floaz , selbst wenn dieses ein geweihtes war. auf dem heiligen Sym-
bol des floszes läszt nun Scholl den leibhaftigen, 'den wirklichen
gott Herakles' aus Tyros ausfahren, auch dies beruht auf der irrigen
aoffassnng der worte des Paus. kqI in * auT^ ö Oeöc. als die Chier
und Erythraier sich vergeblich abmühten das flosz zu gewinnen, war
Jährlicher f»r cIam. philol. IMO hft. 8. 8
1 14 JHChSchubart: über zwei atellen des PaoMUÜM.
es ihnen doch wol mehr um den gott zu thun als um das heilige
Symbol, was that denn indes der leibhaftige Herakles auf am
flosze ? sah er dem fruchtlosen hin- und herziehen als rabiger lu«
schauer zu , bis der blinde fischer der not ein ende machte? nein,
nicht der wirkliche Herakles war auf dem flosze, sondern sein bild,
äY^^MGi- ^^^^ heiszt ö 0€ÖC nichts anderes als TÖ fiTOiXfia TOO dcoC,
so gewis wie zb. 5, 11, 1 KaO^£€Tai ö 9€6c iv Opövip nicht bedenteti
der leibhaftige Zeus habe auf dem throne gesessen, sondern t6
dTaX^a toO 6€oC.
War femer das vielumworbene flosz wirklich das dToXfiOf dessei
kunststil Paus, mit dem aiginetischen und altattisohen Yergleieht,
und in welchem er ganz vorzüglich den ägyptischen stil erkennt, so
wird man nicht in abrede stellen können , dasz die yergleichung —
nun dasz sie eine unmögliche ist. in einem flosze konnte Paus. nkU
nach aiginetischem oder attischem stile suchen, in einem flösse nieU
Ähnlichkeit mit ägyptischen götterbildem erkennen, doch das wagt
auch Scholl nicht zu behaupten, er findet die ttbereinsümmong ii
der yergleichung des heiligen floszes mit der ägyptischen baris uid
den heiligen processionen der Aegypter auf diesem fahneoge. ai
handelt sich aber lediglich um den kunststil: was geht ans da dis
ägyptische baris an (welche ein frachtschiflf war: Herod. 2, 96} und
die angeblichen heiligen processionen?
Wie ist nun Scholl zu seiner wunderlichen ansieht gekommen?
ohne zweifei lediglich dadurch dasz er hinter £uXuiv stark intsr-
pungierte. das gibt also einen selbständigen satz cx€bta täp SäXinv,
ohne subject und ohne verbum, welcher den sinn habensoll, das
cultusobject der Erythraier sei ein holzflosz gewesen, hätte Paus.
eine so höchst sonderbare erscheinung berichten wollen , so hätte er
sich zweifellos, bei all seiner nicht eleganten spräche , anders ans«
gedrückt, sollte es auch nur etwa tö bk ärfokiia cxcbla £uXu)V icA
oder ähnlich gewesen sein, freilich sagt auch H Hitzig in seiaeB
^beitragen zur tezteskritik des Pausanias' (Heidelberg 1873} s. 6:
'die Worte können unmöglich anders yerstanden werden als dasz das
bild ein flosz war ; eine solche darstellung des Herakles aber wirs
ebenso sonderbar [nur sonderbar?] als unbekannt.' er yermatei des-
halb| hinter EuXuiv sei £9^ctiik€ oder £it€CTI ausgefallen, cxcbif in
datiy zu schreiben und fiyaXfia als subject zu supplieren, dh« doch
man müste das hauptwort supplieren , wenn man es nicht etwa be-
quemer im folgenden ö 8€Öc finden will, gegen Hitzig erklärt sieh
Pf(undtne)r in den (Königsberger) wiss. monatsblättem I s. 159.
dieser findet den ausdruck des Paus, zwar zu kurz und ungenaa, aber
immerhin ohne ergänzung verständlich, 'wer verbindet hier nioht
unwillkürlich in seiner Vorstellung das flosz mit dem Herakles?
sagt sich nicht. Paus, habe hier nur das abweichende , das origi
an der technik des bildes [aufstellung des bildes?] kurs herausheben
wollen ? . . und das ist ein holzflosz als basis. die figur des Herakles
an sich war nicht merkwürdig; so yergasz er sie.' sonderbar I iidi
JfiChSebubart: über zwei stellen des PaüBaniae. 115
gestehe dsez ich diesen sinn in den worten des Paus, weder finden
noch mach hineinlegen kann.
Merkwürdig erscheint es mir, dasz eine stelle so misverstanden
werden konnte, die durch richtige interpunction oder nnr durch be-
acbtimg des ganzen kurzen satzes die einfachste erkl&rung findet.
man tilge das komme hinter EOXujv oder behalte es bei und inter-
pnngiere ench nach Ocöc, oder man interpungiere gar nicht, so liegt
ja, ohne dasz man irgend etwas zu erg&nzen braucht, der passendste
nattlrliche sinn vor äugen : *ein flosz nemlich, und auf ihm der gott,
sehÜfte Yon Tjros in Phoinike aus.'
Sollte fibrigens noch ein zweifei bleiben, dasz das erythrftische
enltbild nicht ein flosz war , nicht ein bild auf einem flosze , ja nicht
einmal einPatäke, sondern eine wirkliche, freistehende statue, so
bieten die münzen von Erjthrai den unwidersprechlichen beweis.
Baonl-Bochette gibt uns in seinen reichen *m6moires d'arch^ologie
eompar^e, asiatique, grecque et 6trusque' in den ^m^moires de Tacad.
d. inecr. et BL.' XVII 2 s. 175 nach den medaillen von Erythrai,
deren abbildung pL m n. 9. 10. 11 steht (n. 13, auf welche sich
S. B. anch beruft, fehlt auf der tafel) folgende beschreibung : ^e
tjpe de oes medailles consiste en une ngure d'Hercule, nu, debout,
düs nne atütude droite , les jambes et les pieds rapprochös Tun de
Tantre, tenant de la main droite sa massue ^lev^e, et, dans la gauche
nn trait.' dieser nachweis ist dankbar anzunehmen und gibt der stelle
des Paus, eine sichere unterläge, wenn aber auch B. -B. s. 173 sagt:
*eette statue ^tait 6rigee sur un radeaudebois, oü eile avait 6t^
tnuisportee directement de Tyr sur les cötes de Tlonie', so findet
dies weder in den worten des Paus, noch in den abbildungen der
medaillen bestätigung.
Ohne mich in Untersuchungen der 'arch^ologie et mythologie
eompar^e* einzulassen, glaube ich doch mir einige bemerkungen ge-
statten zu dürfen über die art wie Baoul-Bochette die von Paus, er-
zfthlte legende behandelt, er spricht s. 173 f. von einer 'particularite
rapport^ par Pausanias celle du culte qui se pratiquait dans le
sanctuaire d'Erythres, et qui consistait en ce que des femmes de la
elaase servile sacrifiassent leur chevelure en Thonneur du
dieu ; ear c'est la un trait du culte ph^nicien , qui avait lieu aussi a
Byblos en Thonneur d'Adonis : Lucien de dea Syr. § 6.' fast könnte
manglevhen, Baoul-Bochette habe einen eignen Pausanias ; mit einer
io mien behandlung der mythe l&szt sich alles machen, spricht
denn Pausanias von einem 'culte? qui se pratiquait? qui se prati-
quait dans le sanctuaire'? weihten (sacrifiaient) die Sklavinnen ihr
haar dem gotte zu ehren? ist ^femmes de la classe servile' die rich-
tige Übersetzung von öiröcat ^bouXcuov Kai oöcaic cq)iciv ^XcuO^paic
^ ^VToOOa ßioc? ist der doch wol bedeutungsvolle zusatz toG
Spondou T^vouc so ganz überflüssig? namentlich wo es sich um
Verbreitung des Heraklescultus handelt? der gebrauch in Byblos
8*
116 JHChSchubart: Ober zwei stellen dei Pi
hat mit dem von Paos. erzfthlten keine andere Shnlichkeit als daai
in beiden haare abgeschnitten werden.
Auch Movers scheint von Wortlaut und sinn der legende ab-
zuweichen, wenn er sagt: 'Erjthräer nahmen ein PatÜcenbOd (?)
des Herakles von Tyros auf ihrem schiffe mit in die heimat und
verehrten von da an den tyrischen gott nach phOnizischer weiae'
(die Phönizier I 52). liegt nicht die Vermutung nfther, dasi die ein-
führung des fremden gottes am widerstände der conservativeii bfi^
gerinnen hindemisse fand und nur mit hilfe der Thrakerinnen ttber^
wunden wurde ? warum aber der Thrakerinnen ? eher hfttte maa
PhGnikerinnen erwartet, doch das hat die mjthologie compar60 n
untersuchen.
Eine vielbesprochene, richtig gestellte und doch noch beanitift-
dete stelle ist 1, 27, 4 irpöc bk tuj vaip Tf)c 'ABiivfic icny cAf)pic
TrpccßCrtc , öcov t€ Trrjxeoc ^dXicrot , q)a|bi^vn bidKOVOC cTvcn Ana-
M^Xn- ^^r haben hier einen merkwürdigen fall , wo die hsa. nieUi
entscheiden und die kritik lediglich von der interpretation abhlngig
ist. denn darüber ob €uff pic oder €uff pic zu schreiben , geben die
hss. gar keine auskunfb; ob Aucijbidxil oder Aucijbidxiji die jflngeiea M
gut wie keine, und doch liegt im letztem die entsdieidong.
Vor dem tempel der Athena stand ein figttrchen, etwa eine eUi
hoch, vermutlich wol von marmor, eine alte frau vorstellend , ndt
einer inschrift am sockel. dieses ist das feststehende, die alte hat
das prSdicat €uffpic, ein überhaupt seltenes wort, welches im aprack-
schätze des Paus, nicht weiter vorkomii)t| so oft sich ihm anoh ge-
legenheit bieten muste es anzuwenden, was soll denn nun aber das
wort bedeuten? 'affabre elaborata, wol gearbeitet, wol gefügt, wol
angefügt, handlich, bequem' sind nichts weiter als mehr oder we-
niger unglückliche Vermutungen. 0 Jahn in den berichten der k. sloha.
ges. d. wiss. 1858 s. 112 anm. 5 sagt: Mer poetische ansdmck c0f)pic
erklärt sich . . durch die annähme, dasz Pausanias das epigramm
der statue benutzt hat.' ihm beistimmend ttuszert sich 3Gchaelit
in den mitteilungen des arch. Inst, in Athen II s. 33 : *an €iWipi|C|
wolgefügt, nehme ich keinen anstosz, indem ich den aosdrook mit
Jahn für der metrischen inschrift entlehnt halte.' ich bedaore dan
ich der ansiebt meiner hochverehrten freunde nicht beitreten kann.
wie sollte denn das wort in der inschrift einen platz gefunden haben?
mag es bedeuten was es will, so würde es ein prftdicat der atatiie
sein; in der inschrift spricht aber die dargestellte person; aolllfcesa
etwa sagen: ich bin eine wolgefügte alte, etwa eine eile hoch? nein«
die Worte €uf)pic TrpecßuTic sind eben so wol werte des Paoa. wie die
sich anschlieszenden öcov T€ Trrjx^oc jbidXiCTa. die vorschlftge statt
des lästigen €uf)pic zu schreiben etwa €UTr)pu)C (Benndorf in den
mitteilungen des arch. Inst, in Athen I s. 48 — 50) oder ömip^TIC
(ü[riichsV] im philol. anz. VIII [1877] s. 418) wird wol niemand
für glückliche halten , am wenigsten vielleicht die Urheber.
iHGUBcbnbart: über zwei stellen des PaasaDias. 117
EiB weiterer anatosz ftlr die, welche in unserer Statuette eine
Ubenle der hochgeehrten priesterin Ljsimache erkennen wollen,
Idet das wort bidKOVOC dasz dieses schlechtweg nicht priesterin
deute und *erst durch einen limitierenden zusatz leicht verstand-
li aetn wfirde', spricht Benndorf ausdrflcklich aus; wie er diese
bwierigkeit beseitigt, werden wir unten sehen.
Daaz die von Paus, beschriebene Statuette die priesterin Ljsi-
lebe, also Aucijbidxn zu schreiben sei, ist die am meisten verbreitete
dcht : *nomen huius ministrae fuit Ljsimache' sagt Siebeiis ; 'nomen
inistrae fuit Lysimache', also mit denselben worten Walr ' ; ebenso
>Ueii Jahn, Benndorf, Michaelis, wie es scheint auch Stephani, ob-
ntk dieser Auci^äXQ schreibt, 'der Zusammenhang der stelle
icht unzweifelhaft, dasz es sich um eine Poliaspriesterin handelt,
kd als solche ist Ljsimache bekannt aus Plut. de vit pud. 14. VIII
4 Beiake' sagt Benndorf. eine solche art von beweisgrflnden
Die man doch vermeiden, was ist denn das für ein zusammen-
kBg, der die sache unzweifelhaft macht? es ist hinlänglich
zeugt, dasz es eine hochgepriesene Poliaspriesterin Lysimache gab ;
darf auch angenommen werden , dasz die an unserer steUe ge-
mite Ljsimache eben diese Poliaspriesterin ist: es folgt aber daraus
dit, dasz ihr die fragliche Statuette geweiht war, und zwar vor
m tempel in welchem sie priesterin gewesen, das leise angedeutete
denken , dasz eine etwa eine eile hohe Statuette für eine so bedeu-
ide person etwas auffallendes habe, flült doch schwerer in das ge-
idii aU dasz es mit der bloszen andeutung erledigt werden könnte,
■dieint bedeutend genug, um die ganze sache zweifelhaft zu
aeben.
Alle diese Schwierigkeiten und bedenken werden beseitigt, wenn
in mit Toup' 6unpic (ECripic) schreibt; dies nahm schweigend
kker an und Dindorf; AuciMdxr), was ohnehin schon einige ältere
Bgaben und eine hs. haben statt Auci^äXHi ergibt sich dann von
Ibat. Benndorf meint freilich : 'ein eigenname €uf)pic scheint über-
opt nicht vorzukommen', und auch Jahn spricht sich zweifelnd
a. aber wie viele namen sind nur Einmal bezeugt, wie viele erst
rch inschriften bekannt geworden, wie viele, namentlich fdr die
sderen stände und die dienende classe, mögen uns verloren sein !
i form des namens hat durchaus nichts anstösziges ; die männliche
rm kommt zb. wiederholt bei ApoUodor vor, 6urjpiic ; und gibt es
r die dienerin €unpic eine bessere analogie als die vermutlich
en&Us dienende Aucripic bei Anakreon (Bergk PLO. n. 120.
Ih. gr. ed. Bergk n. 109)?*
' in äW. anm. 20; im texte lilszt er jedoch Auo^dxu itehen. für
rM Bote loboe ich alle yerantwortung ab. ' Siebelis and SW.
ieren: Tonp. ad Said. II 155. ich 6nde die itelle nicht. ' wenn
in philol. ans. ao. sagt: Cwir denken wie Tonp und Bekker, welche
OM^XU craendieren, an eine dienerin and lachen in dem verdorbenen
f^nc . . da« wort OirT)p4Tic», so hat er die haoptemendation fiberiehen :
o^dXU f*i>d fich ichon vor. aber öm^p^Tic oidKOVoc?
118 JHChSchubart: über zwei atellen dei Pmii
Also vor dem Athenatempel sah Paus, eine stataette, etwa an*
eile hoch; aus der inschrifb erfahr er^ dass dieselbe eine fineiiiy
dienerin bei der Lysimache, yorstellte. hier ist alles klar, aneh die
kleine figur, welche vielleicht dem Paus, gerade am dieeereigeB-
Schaft willen auffallen mochte, damit könnte vielleicht filr Paos. die
Sache erledigt sein , da tritt störend die oben angefahrte etelle d«
Plutarch entgegen; er erzählt eine hübsche anekdote von einer Ltsi-
mache, welche ji\c TToXidboc Wpeia war. *mit gatem gronde hat
man daher' sagt Benndorf 'die angäbe des Plinius 34, 76 Demehrm
Lysimachen (fecit) quae sacerdos Minervae fuü LXIVanms mit dar
nachricht des Paus, identificiert (?), obwol in dieser letitem dar
name des künstlers nicht enthalten ist.' auch die bezeiduinag all
priesterin der Polias und die 64 diensijahre sind nicht darin ca^
halten ; es bleibt also nur, dasz in beiden eine Lysimache vorkomHti
bei Plutarch und Plinius übereinstimmend eine priesterin der PoUii,
bei Pausanias eine dienerin möglicherweise derselben prieeterin. dar
gute grund mit seinem 'daher' dürfte also eigentlidi nnr eine ui-
begründete Vermutung sein.
Betrachten wir die stelle des Plinius näher. Stephani (mömoirei
de Tacad. de S. Petersbourg, s^rie VI: sciences politiqnes, hlstoire»
Philologie, t. VIII s. 486) findet die notiz über die dauer der amti-
verwaltung der Lysimache in diesem Zusammenhang auffallend:
'gewis fand er in seiner quelle, wahrscheinlich Heliodor, die ineehrift
jener statue angegeben [dh. der statue des Demetrios], and diee ver*
anlaszte ihn zu dieser gar nicht zur sache gehörenden erwihnnng/
übrigens soll man über diese priesterin Pausanias und Platarch Ter-
gleichen, er bezieht sich also lediglich auf die inschrift an der
statue des Demetrios; über das Verhältnis zu der von Fans, er-
wähnten statue spricht er sich wenigstens nicht bestimmt aoe. aneh
Benndorf und Michaelis sagen nicht ausdrücklich, dasz sie die beiden
kunstwerke für identisch halten; der Zusammenhang führt aber daranf
hin, indem sie den text der bei Paus, angegebenen inschrifb ans der
stelle des Plinius ergänzen und damit zugleich die bidKOVOC rar
priesterin machen. Benndorf meint, die angäbe des Plinius gehe in
letzter instanz 'ohne zweifei' auf das epigramm zurück, welches
Paus, oder sein gewährsmann anderstatueder [vermeintliehea]
Lysimache las; er ergänzt daher die stelle des Pausanias etwa so:
qKX^^VT] <bid T€ccdpu)V xal dSrJKovTa ^tiI^v Tf)c 'AOnvfic> bitkovoc
etvai Auci^dxTl* ganz ähnlich Michaelis q>a|bi^VT) (b\ä ib' iriby t^
0€oG> bidKOvoc cTvai AuciMdxr). wenn ü. im philol. ans. ao. siÄ
dahin ausspricht, das mittel werde sich wegen seiner gewaltsamkeit
* Benndorf sagt 'Pausanias oder sein gewährsmann'.' wozu branehle
er denn einen gewährsmann für etwas was er selbst sah? tat es da
nicht das einfachste, mit Wüamowits sa erklären, Paasaaias beriehte
nicht aus antopsie, sondern er schreibe ältere periegeten aaa (sitsmg
der arch. ges. cu Berlin 6 juIi 1876)? ich leugne nicht dass mit bis-
weilen der 'recensent' von Goethe einfällt, wenn auch ohne den seUnss.
JHChSchnbart.'Jlber zwei stellen de» Paaaanias. 119
M empfehlen, 80 glaube auch ich dasz eine unbefangene kritik
h entBchieden dagegen erklären musz. sehen wir auch ab davon
B diese ergftnzung nur auf unsichem combinationen beruht, so
rf sich ein anderes bedenken gegen die form der ergftnzung geltend
«hen. Michaelis nimt an, die inschrift bei Paus, sei metrisch,
■adorf, sie sei ^augenscheinlich' metrisch abgefaszt gewesen; es
irs nicht uninteressant zu erfahren, wie diese werte in das metrum
igefUgt werden sollen.
Demetrios arbeitete doch wol eine ehrenstatue auf bestellung,
B der ehrwttrdigen priesterin , welche 64 jähre bei der Polias ihre
iesterlichen Verrichtungen besorgt hatte, die statue muste unter
B konstwericen ruf haben , da Plinius sie ausdrttcklich anführt
ir Ar diesen zweck ein figürchen von der hOhe etwa einer eUe
isend? verlangte nicht schon der anstand eine entsprechende,
■igstens die natttrliohe grösze?
Zum schlusz : ich glaube, nicht ohne zweifei, nicht augensohein-
h, nicht unzweifelhaft, nicht gezeigt, sondern mit gründen in hohem
ide wahrscheinlich gemacht zu haben :
1. die stelle des Plinius ist ohne belang für die des Pausanias.
2. das statuettchen welches Pausanias beschreibt ist mit der
lioe des Demetrios nicht identisch.
3. die aus Plinius hergeleiteten ergttnzungen im texte des Pau-
ftiBS entbehren jedes sichern grundes.
4. die statue bei Pausanias war nicht die der Lysimache, son-
rn die ihrer alten , treuen dienerin , vielleicht von der herrin ihr
«eilt
5. ob die inschnft metrisch war, bleibt unentschieden, da jeder
bftlt fehlt, wenn ich als möglich hinstelle, dasz die inschrift ganz
ifach gelautet habe : €uf)p(c eifii Auci^dx^l bidKOVOC, so ist dieses
m 80 beliebig wie jede mögliche andere.
Kassel. Joh. Heinrich Ch. Schubart.
15.
ZU lüLIANOS.
Rede VI s. 203* wird von Diogenes gesagt: ^KdOcubcv dvf)p
1 cnßaboc iy toi niOifj ßeXiiov ^ m^toc ßactXeuc uird toic im-
ucoic öpöqK)ic iv Tiji fiaXOaKq kXivij, i^c6i€ t^v ixaZay i^biov t\ cu
V Toc CiKcXtKQC icOieic TpaiT^2[ac, £XoueTo OepMoi tö cufjbia irpöc
V d^pa Eiipatvuiv ävTi tuiv ö6oviu)v, olc cu diroibidTTri, q>iXoco-
(rroTC hier musz es anstatt Ocpjbiiu gerade im gegenteil heiszen
iXPH** darauf f^lhrt sowol der Zusammenhang in unserer stelle
I auch besonders der anfang der rede s. 180^ dvf)p kuviköc Aio-
¥r\ ^ci K€vö5o£ov, Kai i|iuxpoXouTeiv oö ßouXcTai, cq>6-
a ^ppui^cvoc TÖ ctüfia kqi C9piTtüV xal Tf)v f^XiKiav dK^dluiv,
L &v MH "^ KQKÖv Xdßr), kqi raOra toG 6€oG rate OcptvaTc TpoTiaTc
120 RAraoldt: zu lulianos. — FRühl: zu. Athenaioi [V 196 •].
fibr\ npociövTOC. solche vertauschungen entgegengeeetster b^griffi
wie hier Varm' und *kalt' s. bei Lobeck Agkoph. 8. 358: fiaOr|Ti/jc
und bibdcKaXoc, MifJTTip und OirfdTTip, draOöc und koköc oam.
Bede VII s. 220^: Semele bat den Zeus sie m besuchen , wie
er zu seiner gemahlin zu kommen pflege. cTra odx ävacxöpcvov
TÖ &U)|biaTlOV Sv TOIV KTimdlUiV TOO AlÖC ÖTTÖ TOC KCpOUVOO
KaT€q)X^if€TO. zu diesen werten setzt Spanheim an den rand : *YOoan
istam (KTTiMdruiv) non satis con venire suspicor, an KurijidTUiv?* das
ist offenbar nichts, aber auch die vM^suche Yon Beiske Iv iCTÖmma
TUJV . • und BFriederich TÖ cui^OTiov £v tujv KTUTnm&TUiv, weldiea
letztem Vorschlag auch Hertlein unter beseitigung von £v billigt^
kOnnen nicht zur heilung der steUe genügen und klingen in Ak
wenig probabel, ich glaube , man hat statt £v Tulv KTrmdniiv n
schreiben £vcKlii);avTOC. dieses verbum, von HeayehioB dwxA
£q>op|iäv erklärt, steht besonders gern mit KCpauvöc verbanden nd
ist ftlr den im blitz und donner hemiederfifthrenden und einedüagoi*
den gott (Zcuc KaTaißdTT]c) gewis recht angemessen.
ebd. s. 224^: die maulthiertreiber fürchten euch kyniker beveiti
mehr als die Soldaten: XP^^^^^i Tdp aÖTOic dKOÜui Ttvd^ fipdhf
XaX€iT((iT€pov f\ ToTc £iq)€Civ dK€ivoi. hier ist aÖToTc unzweifdhift
verdorben und vielleicht durch abirren des auges zu den anmittd'
bar sich anschlieszenden werten inTV€C0€ oOv aÖTOic cIkAtiK
q)O߀puiT€pot in den text gekommen, auch Hertlein bemerkt: *oppo-
sitionis ratio requirit TOic £uXoic vel simile quidpiam.' das richtige
wort wird TOtc ßdKTpotc sein, kurz vorher ist erwfthnt f| ^lOflr
vouc ßaKTTipCa und dann noch einmal ßaicTT]pia als kenneeichen im
kynikers. und s. 225 ^ folgt alsbald wieder ßaKT1lpic^ Tpfpuiv. k6|II|.
EÖNiaSBERG. BlOHABD AbIIOLDT.
16.
zu ATHENAIOS.
V 196» wird gelesen: irpoc^BriKev 6 Macouptoc ircpl Tf|civ
'AXe^avbpeiqi T€T€vti|li^vtic uttö toO ndvi* dpicrou TTToX€|Liaiou toO
4>iXabA90u Kai ßaciX^ujc iio|biTn)c KaXXiScvov töv Pöbiov tcio-
poGvTa iv Tip T€TdpT4i TTcpl 'AXe£avbp€(ac. was die werte ihiA
ToO Trdvr' dpicTou TTToXejbiaiou tou 4>iXab^q)0u xal ßaaX6uc
heiszen sollen ist nicht abzusehen; die Übersetzer haben sie auch
nicht verstanden : denn weder des Casaubonus Ttolemaei PhiladdpU
regis, principis undecunquo optimi' noch Müllers (FHO. Xu 8. 68)
*a Ptolemaeo Philadelpho rege undecumque praestantissimo* gibi
das griechische wieder, zu schreiben ist TTToX€|uia(ou ToO 4hXa-
b^X90u KaXou^^vou ßaciX^uüC: vgl. Ath. IX 887« KcdiXfEcvoc
h ' 6 Töbioc i\ T€TdpTT| iT€pl 'AXcEavöpciac, biaTpd(pu)v Tflv tcvo-
jbi^viiv TTOjbiTrfiv iv "AXeSavbpeiqi TTToX€Ma(ou toO OiXabAqpou ko-
XouM^vou ßaciX^iuc.
EÖNIOSBERG. FbAVZ BOHL.
EBaehrens: tarn Curculio des Plautus. 121
17.
ZUM CÜRCÜLIO DES PLAÜTÜS.
Ein paar randbemerknngen, welche die durcbsicht der neuesten
ansgmbe des Curculio von GGötz ergab, mögen hier ein plfttzcben
finden:
V. 3 — 6 quo Venus Cupidoque inperant suadetque Amor:
si media nox esi sive est prima vespera^
si sUüus condidus cum hoste inter cedit dies^
iamen est eundum quo inperant ingratiis,
die lesarien der Plantus-bss. quo Venus, des Nonius quod Vent{8 und
des Senrina quem Venus scheinen mir s&mtlich die gewohnten cor-
Toptelen de^enigen wortes zu sein, welches hier etwas mehr flusz|in
die rede bringt: quam Venus Cupidoque inperant suadetque Amor,
$i fnedia usw.
T. 56 ergibt sich aus dem sauius von £ und sauuis der ersten
band Ton B die form sauieis.
T. 76 onus hie seiet cubiiare custos ianitrix, die betrachtung der
Tarianten leitet auf eine andere Schreibung. B gibt cubiiare (i ex a
Qt Tid.) sölet , E von erster hand arecuhat sdet {recubate die dritte
band) ; daraus ist in den übrigen gegenüber B und E zurücktretenden
hta. reeubare sdet gpmacht worden, mir scheint die erste hand von
are
B cUbaiare sdet und E arecuhat seiet zu weisen auf cubat sdet als
lesart des archetjpus : das dem folgenden sdet fälschlich assimilierte
cubat war in cubare corrigiert worden, also ist cubare sdet die alte
Überlieferung, zu deren heilung es der Umstellung sdet cubare bedarf.
T. 77 liegt in dem nomeni est von B wol namen eist: also mit
Fleckeisens Umstellung nomen Leaenae eist.
V. 219 schlage ich vor: vcdeiudo dum decrcscit^ adcrescit labor,
V. 33 1 gibt £ von erster hand nebst J und den übrigen : scires
ueües gratiam tuam noluit frustrarier^ nur B hat uelle, ich glaube
nicht dasz dieser und der folgende vers mit Guyet zu streichen sei,
sondern bin der ansieht , dasz man mit leichter wortänderung aus-
kommt: sei res helles t^ grdtiam tuam ne volit frusträrier: 'stände
es gut mit seinem vermögen, so möchte er nicht' usw. sei est in in-
directer rede, wie gleich 334 quod tibi est und öfters, die form volim
für veiim bezeugt bekanntlich Priscianus I s. 456 H.
Y. 343 et pro his decem accedunt minae. die wunderliche cor-
rnption der hss. coaccedunt vermag ich mir nicht anders zu erklären
als durch eo accedunt,
▼. 350 halte ich für eine ungeschickte paraphrase von 351,
welche zu streichen ist.
T. 612 redde eiiam argenium aut virginem erblicke ich en in eii und
aut in am^ wonach zu lesen wäre : redde en aut argentum aut virginem.
Groninqen. Emil Baeukens.
JtkrMcb«r flr clMt. pKilol. 1880 hfl. 8. ^
122 AFleckeisen: zam Curculio des Plautns.
Hieran mögen sich einige andere randbemerkangen anreihen,
die auch keinen andern ansprueb erheben als aus der Einmaligen
durchnähme der neuen ausgäbe mit bcnutzung älterer auüseichnangen
hervorgegangen zu sein.
Zu V. 73 hat Götz allerdings das citat dieses verses bei Nonias
8. 126, 10 beigebracht, aber ohne die Varianten der maszgebendea
handschriften, die aus Quicherats ausgäbe zu entnehmen waren, aus
dieser ersehen wir nemlich dasz dieselben fast durchweg nicht ietäare
ientaculum bieten, sondern ieientare ieientaculum^ nnd dam
diese forpien fdr die alte spräche berechtigt waren , haben Bibbeck
und Vahlen erkannt, ersterer in den ^comicorum Rom. iragmenta^
s. 143 der ersten, s. 167 der zweiteu ausgäbe, letzterer in den *eon-
iectanea in Varronis saturarum reliquias' s. 220, und Marquardt in
beiden bearbeitungen der röm. privataltertümer (von 1864 I 8« 271
anm. 1700, von 1879 I s. 258 anm. 1) stimmt bei. überblickt man
nun die von Nonius auszer dem Curculioverse beigebrachten firag-
mente des Afranius und Varro:
ieientare nüUa invitat —
ha^c iciuna Uientavü —
üt cat ac rem pühlicam administret, ptdli quöd ieientenit
so wird man wol nicht zweifeln dasz nicht allein im Curculio v. 72
und 73 dieselbe foim herzustellen ist:
me inferre Veneri vom ieientäculum.
IT quid? te äntcpones Veneri ieientdculo?
sondern auch, um das hier beiläufig zu berühren, in dem bei Isidoroa
XX 2, 10 erhaltenen fragment des ]Nigidius (vgl. Hertz de P. Nigidio
Figulo s. 44): nos ipsi ieiunia ieienfaculis levibus solvimus. nach
Varro verschwindet das wort aus der litteratur, bis es bei MarÜalia,
Suetonius und Apulejus in der form ientare ientaculum wieder anf-
tritt. ohne zweifei hängt es etymologisch mit ieiuntis zusammen.
Einige verse weiter, 78 f., ist es Götz leider entgangen, dasa
schon Bitschl eine emendation der Überlieferung seinem damaligen
Bonner coUegen OJahn mitgeteilt und dieser dieselbe in den be-
richten der k. sächs. gcs. der wiss. 1857 s. 205 veröffentlicht hat:
quasi tu lagoenam dicas, uhi Chiüm sölet
inesse ,
also mit Streichung von vinum und ergänzung des esse zu inessez
namentlich die letztere änderung scheint auch mir durch den Sprach-
gebrauch geboten zu sein, dasz die Schreibung lagaena , die ich um
des gleichklangs mit Leaena willen in den text zu setzen mich Ter«
führen liesz, eine undenkbare sei, bemerkt Jahn ebd. mit recht : nur
die formen lagocna und lagona sind , wie ich ^fünfzig artikel' 8. 20
nachgewiesen habe, in der litteratur gebräuchlich gewesen, daneben
erscheint auf einigen inschriften der kaiserzeit laguna.
Zu V. 121, einem iambischen septenar, bemerkt Mohr mit reoht«
der ausgang prolue propere sei wegen des dactjliscben wortfoazea
£tatt eines trochaeus sehr bedenklich; dazu kommt dasz die hss.
Aileckeisen: znm Carcolio des Piautas. 123
ffopere prciue haben, ich schlage deshalb jetzt vor v. 120 und 121
ZQ immbiacben octonaren zu machen:
at idm bibes. T diu fit, IT em tibi höc^ anus lepida. IT sälve, homo
oculissume, f oge ecfunde höc cito in bdrathrum : propere prölue
doäcam —
und die septenare erst mit v. 122 beginnen zu lassen.
Zu V. 162 ist nachzutragen dasz die in den jungem bss. und
den ftltesten ausgaben hinter diesem yerse überlieferten und bis jetzt
als glossem angesehenen werte ubi tu es qui me libeUo Veneria
eOamsii (ecee me sisto ades contra) (die eingeklammerten worte fehlen
in F), die erst durch ein sehr tiefes einschneiden mit dem kritischen
zu einem verse gestaltet werden können, in neuester zeit
Vertreter ihrer echtheit gefunden haben: Karl Wieding 'der
Jiistinianeische libellprocess' (Wien 1865) s. 572 — 578 sucht aus
jnriatiachen gründen nachzuweisen dasz ^der vers von einem echten
BOmer, von Plautns selbst herrühre; kein Jurist und kein philologe
des fünfzehnten jh. habe ihn verfaszt, keiner ihn eingeschoben'.
Wenn man sich dessen erinnert, was Varro bei Oellius Xu 10, 1
and dieser selbst über das Verhältnis der formen aedüuus und aedi-
tmmus {aeditimus) berichten, dasz jenes sU recenti novitate fictum^
aedUumus dagegen antiqua origine incorruptum^ eine bemerkung die
Varro in dem werke seines greisenalters , rerum rust. I 2, 1 wieder-
holt in jener gemütlichen erzählung: sementivis ferOs in aedem Tel-
htrig peneram rogatus ab aeditumo, ut dicere didicimus a patribus
fMMirw, ut carrigimur a recentibus urbanis, ab aedituo (vgl. Wil-
manns de Yarronis libris grammaticis s. 179 f., wo die grammatiker-
zeogniase zusammengestellt sind): so wird man es geradezu un-
giaoblich finden, dasz Plautus in v. 204 aedituom geschrieben habe ;
auch ohne jeglichen hsl. anhält wird man aeditumum corrigieren
dürfen, die abschreiber, meinetwegen schon im ersten nachchrist-
lichen jh. , setzten die ihnen geläufige wortform an die stelle der
Ütem V immer mehr auszer gebrauch kommenden.
Schade dasz Büchelers aufsatz ^glossemata latina' im rhein.
maseum XXXV s. 69 ff, nicht einige monate früher erschienen ist:
dann würden wir die capitale emendation von v. 31S grdmarum
kabfo d^es plenoSy Uppiunt fauc68 fame im neuesten texte lesen.
V. 395 ist ein häszlicher druckfehler stehen geblieben: apud
Sinfonem statt apud Sicyonem,
V. 424 zu dissicit verweist Götz auf Ribbeck com. Rom. fragm.*
praef. p. XIV (nicht 14), hätte aber auch nicht unerwähnt lassen
•ollen, dasz Ribbeck ebd. aus dem dessicit des B (und £) Auf dis-
iecit als ursprüngliche lesart schlieszt, und mit recht: es war eben,
wie so oft, die ablautung des stammvocals unterblieben.
V. 459 quid quöd iuratus süm? IT quid id refM tua? ein vers
Ton abscheulichem rhythmus, den der dichter selbst sicher nicht ver-
ftchuldet hat. dieser hat^ denke ich, vielmehr geschrieben : quid quöd
tgo 8um iurätus? f quid id refM tua? denn dasz der vers in halt-
st
124 AFleckeisen: zum Curculio des Plantos.
lieh corrampiert sei, wie üssing vermatet, der mit recht bemerkt:
*haec formula {quid quod — ?) non assentientis est . . sed contra-
dicentis aut aliquid obicientis , qui propter iusiurandom ae id quod
postulatur facere posse negat' und deshalb vorschlagt : ^^fido hoc
iuratus sum? oder quid? id iuratu^s sutn? oder ähnlich — davon kann
ich mich nicht überzeugen, wenn auch im vorhergehenden nicht aus-
drücklich davon die rede gewesen ist, so setzt doch der dichter offen-
bar voraus dasz Cappadox dem Phaedromus eidlich zugesagt hat,
ur wolle seinen vertrag mit Therapontigonus als nicht vorhanden
ansehen und die Planesium ihm verkaufen, sobald er den kanfpreii
baar zahle, es ist dies nicht die einzige und schlimmste incon-
gruenz, die in den Plautinischen comödien vorkommt: vgl. 6QU
in Bitschis Acta VI s. 310 ff. — Uebrigens ist ein zwillingsbroder
dieses wcchselbalges vers 750 der Menaechmi: negds navisae mi'i
negas patr4m meutn ? wo der trimeter wenn auch nicht durch Per-
sonenwechsel, 80 doch durch starke interpunction gleichfalls in zwn
gleiche hälften zerfällt ist. dazu kommen noch, um diesen vers la
verdächtigen, die zwei schlieszenden iambischen wortformen, nnd
um dieser willen haben Luchs und Brix änderungen vorgeschlagen,
die man in des letztem kritischem anhang zu seiner zweiten ausgäbe
8. 9 1 verzeichnet findet, diese scheinen mir aber sämtlich zu gewalt-
sam ; ich möchte nichts hinzufügen als den subjectsaccnsativ hinter
negas: negds teme novisse? negas patrdm meum? wegen des neben-
einanderstehend von te me (subject und object) vgl. zb. Tmc II 6,
48 f. nunc experi6re^ niea Phrondsium^ m4 te amare, Most. 1005
ad ccnam ne mete vocare cdfiseas. Amph. 22 f. qui inUHUxerat vtriri
vos se et mauere^ und andere stellen die wen danach verlangt sich
aus dem Verzeichnis in der vortrefflichen Oreifswalder diss. von
Anton Mahlcr Me pronominum personalium apud Plautam collo-
cationc' (Cöslin 1876) s. 27 ff. zusammensuchen mag, wo der naek-
weis geführt ist dasz in solchen fällen allemal der subjeotsaoca*
sativ den übrigen pronominalformen voranstehen musz. ttbrigens
bleiben allerdings auch so die beiden iambischen wortformen pairem
meum am versschlusz , aber — und das ist für den rhjtbmos sdir
wesentlich — es gehen zwei kürzen voraus, und n^ga^ pätrim kommt
einem vierten paeon gleich , in welchem falle die kürze in der visri-
letzten silbe des trimeters nicht zu beanstanden ist.
V. 547 hat Brix ^emendationes Plautinae' (Hirschberg 1854)
s. 15 vorgeschlagen : n^c müii quidem libSrtus uHlust, f K,P^ fods
sapientius (und zwar uUust mit B), um die zerschneidung von «Ou» |
est durch die verscaesur zu vermeiden, dasz von Brix ebd. die nn-
echtheit von v. 545 unabhängig von Weise nachgewiesen wordm
ist, hätte auch nicht unerwähnt bleiben sollen.
Dresden. Alfred FLEoa:Bi8EH.
KPSohulxe: anz. ▼. Catalli über iterom rec. REllis. 125
18.
CaTÜLO YBRONBM81S LIBER. ITERUM RECOOMOVIT APPARATUM CRITI-
CUM PROLEOOMENA APPENDI0E8 ADDIDIT R. £llIS COLLBGII
TRIMITATI8 APüD 0X0NIEN8ES socius. Oxonü, Macmillon. 1878.
LXXVII o. 410 8. gr. 8.
Baehrens hat es stets verstanden durch seine arbeiten für die
'von ihm neu herausgegebenen Schriftsteller neues, lebhaftes Interesse
za erwecken, so namentlich Hlr CatuUus und Tibullus. er geht sei-
nen eignen weg und dringt mutig auf ihm vor, oft über die grenzen
des erlaubten hinaus, viele tadeln seine allzukühne kritik; die
meisten folgen ihm aber doch, wenn auch halb widerwillig, eine gute
strecke aof dem neuen wege nach, so hat er auch in seiner CatuU-
kritik viele anhänger gefunden, wenn ihm auch nur wenige so ge-
treu, wie Munro dies gethan, auf alle Seitenwege nachfolgen werden,
so hat er doch ftlr die hauptpuncte seiner ansieht die allgemeine Zu-
stimmung tu gewinnen gewust. man ist darin einig, dasz G und 0
die wichtigsten hss. für die constituierung des textes sind; ferner
dasz O den vorzug vor Q verdient, wo beide von einander abweichen.
aoch Schwabe wird sich wol inzwischen hierzu bekehrt haben ; dasz
O von hohem werte sei, gab ja auch er bereits zu. nur in einem
poncte weicht man von Baehrens ab: während dieser alle sog.
Codices deteriores (dh. alle auszer 0 und G) als unnütz für die kritik
bei Seite wirft , da sie sämtlich aus G stammen , behauptet man auf
der andern seite^ diese Codices seien zwar vielfach interpoliert, ver-
dienten aber dennoch da, wo G und 0 nicht übereinstimmten, volle
beachtung, da sie nicht alle auf G zurückgiengen ; einige, so nament-
lich der Datanus (D), stammten aus einer andern quelle, so schroff
hier die ansichten einander entgegen stehen , scheint mir der ganze
streit doch nur ein streit um des kaisers hart zu sein, ein eigen-
sinniges festhalten an der tbeorie, während in praxi alle darin einig
sind, dasz doch allein GO maszgebend seien, welche lesarten ver-
danken wir denn den übrigen hss.? wo hat man das von ihnen über-
lieferte in den tezt aufgenommen ? warnen nicht vielmehr alle aus-
drücklich, den deteriores, die man noch so eben gelobt bat, ja nicht
zu sehr zu trauen? dies thut Bonnet, und Bernhard Schmidt meint
geradezu, es sei sicherer alle diese hss. über bord zu werfen, D nicht
ausgenommen, als sie über gebühr zn berücksichtigen, nun, und
dies hat Baehrens eben gethan. wie verhält sich nun Ellis in der
zweiten aufläge seiner CatuUausgabe zu dieser frage? was ant-
wortet er auf die von Baehrens und von anderer seile gegen ihn ge-
richteten angriffe?
In der vorrede zur neuen aufläge (s. V — XVII) beschäftigt sich
EUid fast nur mit Baehrens. hier tritt uns gleich zu anfang das
wichtige, ehrliche Zugeständnis entgegen: 'vidit quod alios fefellerat,
in Catulliana crisi summam auctoritatem esse Canoniciani codicis,
nee ad emendandum quemquam quicquam profecturum, nisi hunc
126 EPSchulze: anz. v. Catulli über itemia reo. REllis.
librum diligentissime examinasset', und ^Baehrenaias Canonidaiio
primus Germanorum preüum suum posuit.' mit diesen Worten
deutet E. die Streitfrage an, die sich darüber erhoben hatte, wem
das verdienst gebühre den wert von 0 zuerst richtig erkannt n
haben, eine frage die £. bereits in einem briefwechsel mit Nettleship
(Academj 1876), der jenes verdienst Baehrens zuerkennen wollte^
erörtert bat. er betont dasz er bereits in der ersten aufläge (s. XXXVI)
gesagt habe: ^hunc codicem aut antiquissimum habeo omniurn
qui nunc supersunt, aut uno Germanensi inferiorem\ und daaz or
auch jetzt 0 noch nicht so viel wert beimesse wie Baebrena. die
werte ^primus Germanorum' sollen offenbar eine einschrfinkung ent-
halten, während E. sich überhaupt für den primus hftlt, der den
wert von 0 richtig erkannt und gewürdigt habe , sei Baehreni nur
der erste Deutsche, der nach ihm und seinen fuszstapfen folgend der
ansieht von £. in Deutschland, wo Haupt und LMülier ihr keine be*
achtung geschenkt hatten, bahn gebrochen, sie aber zugleich ins
extrem übertrieben habe, ob Baehrens und sein rechtsanwalt
Nettleship sich hiermit begnügen werden, weisz ich nicht. Tielleieht
aber machen sie für ihre ansieht geltend , dasz in Ks 2r anflaga 0
eine viel bedeutendere rolle spielt als in der ersten , wo dieselbe
ziemlich untergeordnet war. man vergleiche nur die stemmata codi-
cum in den beiden ausgaben, und man wird finden dass 0, der in
der ersten ganz bescheiden tief unten stand , inzwischen su hohen
ehren emporgerückt ist. auch ist 0 die auszeichnung zu teil gewor-
den, dasz von einer seite von ihm ein fascimile beigefügt ward;
während in den prolegomena der In aufl. 0 nur nebenbei erwähnt
ward, handeln in der 2n viele Seiten nur vou ihm ; endlich sind dies-
mal die lesarten von 0 fast vollständig angegeben , während in der
In aufi. nur eine auswahl aus ihnen geboten ward, daran dürfte
doch wol Baehrens schuld sein, auf das nachdrucksvollste betont
E. sodann , dasz man neben GO auch den übrigen hss. aufmerksam-
keit schenken müsse, da sie nicht alle, wie Baehrens meint, aus 0
stammten, ich habe aber nicht finden können, dasz im teit lesarten
dieser deteriores aufnähme gefunden hätten, abgesehen von einigen
geringfügigen orthographischen eigen tümlichkeiten; selbst D, den £•
sehr hoch hält (auch er ist im neuen stemme bedeutend emporgerflokt),
teilt dies Schicksal, noch andere von Baehrens aufgestellte ansichten
werden hier bekämpft : Cat. sei allerdings zwischen 1375 und 1485
gelesen worden, was B. geleugnet hatte ; es sei nicht erweislich, dasi
der text des Cat. zur zeit des Gellius von einem grammaÜker inter-
poliert worden sei (einen der von B. hierfür geltend gemachten
gründe hatte ich bereits im Heimes XlII s. 52 ff. bekämpft); mit
unrecht habe B. ihm unzuverlässigkeit und mangel an Sachkenntnis
bei den angaben über die lesarten von 0 vorgeworfen. E. gibt swar
zu dasz er sich mehrfach geirrt habe; aber auch bei B. hätten sich
versehen genug eingeschlichen, leider sind selbst in der 2n aufl. die
lesarten von 0 noch nicht überall vollständig undcorrect angegeben.
KPScbolie: ans. t. CatoUi über iteram rec. BEIHb. 127
•0 dasx jeder, der hierüber genaue auskauft haben will, immer noch
auf B. mit Zuhilfenahme der von mir im Hermes (ao. s. 50 fiP.) ver-
öffentlichten correcturen zurückgreifen musz. ich werde im folgen-
den wiederholt auf, wie es mir wenigstens scheint, irrtümliche oder
onterlaaaene angaben hinweisen und bitte E. die betreffenden stellen
Bocfamale zu prüfen, zum scblusz dankt er Arthur Palmer für einen
ihm zur TerOffentlichung überlassenen codex , den £. für den cod.
Caiacii des Scaliger hält; fürCatull ist derselbe, um das gleich hier
ZQ erwfthnen , wertlos.
Indem ich die erste aufläge der Catullausgabe von E. als be-
kannt yorauseetze, erwähne ich hier nur, was neu hinzugekommen
iat. zn diesen Zusätzen gehört zunächst die angäbe der prolegomena
(s. I — LXXVII), daez Cat. gegen das ende des dreizehnten jb. von
«iaem gewissen Hieremias de Montagnone aus Padua in einem *com-
pcadinm moralium notabilium' siebenmal citiert wird, von ganz
besonderem interesse aber sind s: XXI ~ XXIX, welche von dem ver-
hiltais von 0 zu 0 und von dem werte der übrigen hsä. handeln.
hier trägt £. zugleich eine von seiner frühem abweichende ansieht
über das Verhältnis von D zu 0 und zum Veronensis (V) vor: dies
ist der wichtigste teil der neuen ausgäbe, und ich wende mich nun
gleich zo den hier behandelten fragen.
Zunächst stellt £. die stellen zusammen, an denen GO die rich-
tige lesart im gegensatz zu den geringem hss. bieten; sodann die-
jenigen, an denen 0 den Vorzug vor Q verdient; hierzu gehören
aoch vereinzelte spuren älterer Orthographie in 0 , namentlich aber
die verse 92, 3 und 4 , die sich in keiner andern bs. finden, merk-
wflrdigerweise rechnet er die lesart 64, 139 blanda für nohis nicht
mit zu den Vorzügen von 0, wie sonst allgemein geschehen ist; er
behält vielmehr das nobis von G bei. hierauf geht er zu einer be-
sprechung der sog. biTT0Tpci90U^€va über, der variauten die sich in G
in groszer anzahl, in 0 nur vereinzelt finden, während Baebrens und
wol alle übrigen kritiker der ansieht sind, dasz sie zum grösten teil
bereits in V standen, eine ansieht der Ellis früher selbst zustimmte,
ieagnet er dies jetzt und stellt eine neue hypothese auf. er meint:
die Schreiber konnten viele werte in V, den G 'corruptissimum
exemplar' nennt, nicht lesen, man dürfe nun wol annehmen, dasz
der sorgfältigere abschreiber die schwer zu entziffernden werte ein-
fach nachmalte und dann die nach seiner meinung richtige lösung
des rätbsels darüber setzte, da nun der Schreiber von 0 der ge-
wissenhaftere ist, so sollten derartige dittographlen sich namentlich
in 0 finden ; sie stehen aber gerade in G in grösserer anzahl. daraus
iblgort nun E., G und 0 seien überhaupt nicht direct aus V geflossen,
es seien vielmehr zwischen beiden liegende mittelglieder anzunehmen,
die in die zeit zwischen 1300 (da V bekannt ward) und 1375 (aus
welchem jähre G stammt) fallen; und zwar sei 0 *ex simpliciore',
G 'ex recentiore apographo' abgeschrieben, zu demselben resultate
kommt er durch folgende betrachtung: in G fehlen 92, 3 u. 4, und
128 EPSchulze: anz. y. CatuUi liber itemm rec BEUia»
67, 21 u. 68, 16 finden sich je zweimal; so habe es offenbar der
Schreiber in dem ihm vorliegenden codex gefunden, da O 92, 8 a. 4
hat, 67, 21 u. 68, 16 sich nur Einmal und zwar an falscher stelle in
ihm finden , so wird auch der so gewissenhafte Schreiber Ton 0 dies
so in seiner vorläge gefunden haben, also stammen 0 und Qt ans
zwei verschiedenen abschriften von V. diejenige, aas der 0 herYor-
gegangen, habe nur wenige doppellesarten gehabt, 92, 3 n. 4 noch
nicht weggelassen, 67, 21 u. 68, 16 nur Einmal überliefert, kan sei
die zuverlässigere; die aber, aus der Q stamme, habe viele varianteBv
dh. conjecturen des Schreibers gehabt, 92, 3 u. 4 weggelassen, und
die verse 67, 21 u. 68, 16 an zwei stellen überliefert, kurz sei ein
jüngerer und weniger zuverlässiger codex gewesen, zwischen 0 und
V seien mindestens 6in , zwischen G und V zwei mittelglieder anza-
nehmen (Academy 1876 s. 465). — Ich glaube diese erscheinnngen
vielmehr folgendermaszen erklären zu müssen, der Schreiber von 0
verstand sehr wenig latein, wie auch E. zugibt (s. XXV 'qni in fine
codicis scripsit Finito Libro referamus grada Christo , is Latini ser-
monis paene rudis fuit, nee quicquam potuit de suo immutare*). er
malte also ruhig ab was dastand , mochte es sinn geben oder nicht,
und schrieb keine entzifferungsversuche darüber, wol aber tbat diea
der viel gewandtere und des latein kundige Schreiber von G. ich
glaube also dasz die Varianten zum teil schon in V standen, dasz 0
aber viele derselben als unnütz wegliesz , indem er in der regel nur
das im text selbst stehende (vgl. E. s. XXVIII) abschrieb, wShrend
G umgekehrt neue Varianten aus eigner erfindung hinzufügte, hfttten
die meisten doppellesarten nicht schon in V gestanden, wie sollten
«f. nee
sonst 0 und G zu denselben Varianten kommen? wie 10, 9 fkegue\
al, »alsum al. iubet al, neque
12, 4 fdlsum ; 15, 11 lihet ; 23, 2 nee ; 30, 3 und 36, 10
müssen me und se bereits in V fälschlich im text gestanden haben.
hierzu rechne ich auch 64, 145, wo offenbar bereits in V (idipisci mit
darüber geschriebenem apisd stand. Hieremias , der in seinem com-
pendium die stelle citiert, gab das im text stehende, besser Ter-
ständliche adipisci] G hat apisci^ das aber erst aus adipisd corrigieri
ist. der Schreiber erkannte also , da er bereits das im text stehend»
adipisd hingeschrieben hatte, den fehler uud corrigierte nach der in
<p adipisd
V befindlichen Variante. 0 aber hat adipisd. Ellis , der die stell»
s. XXII bespricht, gibt als lesart von 0 noch immer adipisd an, ob-
gleich ich das richtige bereits im Hermes ao. veröffentlicht habe, er
fügt dann in den ^corrigenda' s. 360 hinzu : 'sub adipisd qnae puncta
sunt in 0 recentioris manus videntur.' derartige correcturen und
randglossen in 0 sind zwar mit kleineren buchstaben und etwas
blasserer tinte geschrieben , scheinen aber doch zweifellos von der-
selben band herzurühren wie der text selbst, man vergleiche nur
die buchstaben die, wo am anfang eines neuen gedichts die anfangs*
KPSehuIie: tut. t. Catolli liber iteram rec BEllis. 129
bunt gemalt werden sollten, am rande stehen, auoli diese
nid kki&er und mit blasserer tinte geschrieben, und können doch wol
mr TOB demselben Schreiber wie der text herrühren, ich halte es
■idit für statthali in 0 eine erste und zweite band za unterscheiden»
ivBer haben O und 0 dieselbe glosse |>ufera zu hdla (3, 14); beide
teaeii an drei stellen falsch ab (37^ 17; 53, 4; 54, 6), und endlich
sohreibt Pistrengicus (1295—1360) s. 18*»: 'Catullus Yeronensis
poeta Ciceronis eoetaneus libmm vario metrorum genere ezaratum
rnpiUa ioeosa et placita continentem scolasticis legendum tradidit.**
dies stammt ans derselben quelle wie die glosse zu o. 2 in 0 *com-
plsio prohemio opus suum inchoat quod vario metrorum genere pro*
ssqnitor; materia tamen fere omnis est comica ut inferius demon-
stntar* ond die ttberschrift in 0 *0atullu8 Yeronensis poeta': und
MmB gemeinsame quelle war eben V (vgl. Hermes XIII s. 56 E).
matt konnte fragen , warum der Schreiber Yon 0 dann nur einige der
in ▼ befindlichen Varianten mit abgeschrieben, die meisten aber un-
bflrtekaichtigt gelassen habe. 0 nahm im allgemeinen nur das im
tszi selbei stehende aus Y herttber. am anfang begann er auch rand-
gioMSB mit abzuschreiben; dies ward ihm ab^ bald zu viel, so dasa
er ea nach den ersten gedichten vorlftufig aufgab, um es etwa spftter
■adizntragen« 0 macht Überhaupt einen unfertigen eindruck. die
lilel Milen, ftlr die doch platz gelassen ist; die grossen anfangs-
baehstaben sind meist nicht, wie beabsichtigt, in bunter färbe aus»
gefUirt und stehen nur klein am rande daneben.
ICt den vielbesprochenen versen 92, 3 u. 4; 67, 21; 68, 16
wird ea sich aber folgendermaszen verhalten haben. 92, 3 u. 4 stan-
den in Y (schon Lachmann meinte , sie hfttten in Y am rande ge-
stuiden, weshalb er sie bei berechnung der zeilen, die auf einer seile
gestanden haben sollen, nicht mit ztthlte); 0 bringt sie demgemäsz;
der Schreiber von O aber irrte von amai (y. 2) auf amo (v. 4) ab,
flbersah also y. 3 n. 4. der vers 67, 21 stuid in Y zweimal: hinter
64, 386 und an seiner richtigen stelle. 0 schrieb ihn beidemal bin ;
der bedächtigere Schreiber von 0 erinnerte sich wol den vers bereits
geachrieben zu haben und liesz ihn das zweite mal weg, unglücklicher-
weise gerade an der richtigen steile, dasz er aber in seiner vorläge
sland , beweist das kreuz das er an den rand malte , zum zeichen
dasz ein vers fohle, auch 68, 16 wird in Y zweimal gestanden
haben: an der richtigen stelle und 68, 49. G hat ihn beidemal; der
Schreiber von 0 hat ihn das erste mal übersehen (vielleicht stand er
am ende einer seite) , malte aber wiederum an den rand ein kreuz,
ab seichen dasz ein vers von ihm ausgelassen sei. E. orwfthnt diese
sskhen auch in seiner zweiten ausgäbe nicht, obwol ich ao. s. 58
darauf aufmerksam gemacht habe. — Ich meine also , dasz es nicht
B0tig ist irgend welche mittelglieder zwischen 00 und Y zur er-
klamng der vorliegenden erscheinungen anzunehmen, glaube viel-
mehr dass 00 direct von Y abstammen.
Gegen die annähme von E. spricht femer das ausdrückliche
130 EPSchnlze: anz. t. Catulli über itemm rec REUia.
Zeugnis des Schreibers von G : 'non enim quodpiam aliud (ezemplar)
«xtabat unde posset libelli huius habere copiam exemplan^'; erhe^
die hoffnuDg, dasz er seine schlechte abschrift einst, wenn er ein«
andern, bessern Catullcodex finde, werde verbessern kOnnen. es war
ihm also damals trotz aller bemtthungen unmöglich einen aolchoi
ausfindig zu machen, wir haben kein recht diese ausdrttckliclie an»
gäbe einer hypothese zu liebe einfach in zweifei zu ziehen. E. hilt
es zwar für unwahrscheinlich, dasz zwischen 1300 und 1375 keine
Abschrift von V sollte genommen worden sein; doch wird dem ao ge-
wesen sein, bestätigt wird dies dadurch, dasz Catull in der seit von
Petrarca bis 1374 nicht erwähnt wird, in diesem jähre erbittet
ein gelehrter Florentiner Coluciue Salutatus (E. e. XVIII) von
freunde in Verona einen Catullcodex. man beachte hierbei , dan er
einen solchen in einer stadt wie Florenz nicht haben kann; und wo-
hin wendet er sich? nach Verona, es heiszt in dem briefe vonPto-
pertius und Catullus ausdrücklich: *quorum mihi nil paene 'niei
nomen innotuit.' in einem andern briefe schreibt derselbe: *CatnUam
<iuem credo parvum libellum' ; er kennt ihn also nicht, auch Petrarca
hatte, wie aus demselben brief hervorgeht und wie Schwabe, Baeli*
rens (s. XI) und £. (s. XIX) bereits richtig erkannten, keinen Catnll-
codex; Colucius erbittet sich nemlich aus der bibliothek dee Te^
storbenen Petrarca eine Properz-hs. , erwähnt jedoch keinen Catnll-
•codex. Petrarca wird vielmehr den Catull zu Verona selbst in der ein-
zigen damals bekannten hs. gelesen haben, aus der auch Paatrengicus
seine kenntnis des dichters schöpfte (Baehrens s. X). Ellia fthrt
femer selbst aus, wie Cat. erst spät und nur langsam bekannter ge*
worden sei. im Philobiblion des Ricardus Buriensis wird er niäit
>er wähnt, noch 1428 konnte Matthaeus Palmerius schreiben, Cat. ad
1425 wieder aufgefunden worden; Raphael Volaterranus (1450—
1520) sagt: Tatulli liber repertus est aetate nostra lacinioau
mendosusque', und Avancius schrieb um 1530: 'magno pignore eon>
tenderim hodie non inveniri ullum Catullianum codicem ecriptom
ante octuaginta annos, hoc est ante Guarini aetatem, ig enim ad
patriam rediens Catullum diu multumque desideratum Italiaa
restituit, sed depravatum.' dies alles spricht gegen die ^»^^hmi^
mehrerer abschriften, die zwischen V und 00, sowie auch swiaehen
V und den übrigen hss. stehen sollen.
Auch Max Bonnet (revue critique 1877 n. 4) und Bernhard
Schmidt (Jenaer LZ. 1878 n. 14) nehmen an dasz auszer O oad 0«
die direct aus V stammten, eine dritte oder mehrere jüngere ab-
Schriften von V vorhanden gewesen seien, ersterer meint in Q meh-
rere correctoren unterscheiden zu müssen (0, 0^ usw.), von denen
namentlich einer wertvolle , von 0 und 0 übersehene Varianten nnd
conjecturen , sowie die Überschriften aus einer andern abschrift tob
V in 0 nachgetragen habe; zwischen 0 und 0' liege eine ieit| in
welcher man recht wol mehrere copien von V hätte anfertigen kOnnen.
während Baehrens und Wölfiflin glauben, daaz alle variae lectiones
EPSehnlxe: ans. t. Catulli liber iterum rec. BEUis. 131
in G von derselben band herrOhren, und Dübner dies für die meisten
nigibt, meint aocb BScbmidt, man müsse mindestens 6inen corrector
in O annebmen« der aus einer dritten, mit der zeit stark interpolierten
abecbrift Ton V seine Varianten geschöpft und in G nachgetragen
babe. es ist sebr xu bedauern, dasz Ellis auf diese wichtige, von
Bonnet und Schmidt, deren abhandlungen £. nicht gesehen zu haben
•cbeint (wenigstens erwähnt er sie nicht), angeregte frage nicht
Biber eingegangen ist. er schreibt in der 2n aufl. hierüber nur
wOrtlicb dasselbe wie in der In: *codex G varias lectiones multas
babei« partim supra scriptas, partim in margine, plerasque, ut mihi
com Woelfflino et Duebnero yidetur, non solum eodem tempore, sed
eadem mann exaratas.' also die meisten Varianten seien von dem-
sdben Schreiber wie G selbst, aber nicht alle, woher stammen nun
die fibrigen Varianten und welche sind es?
Eine zweite, ebenso wichtige frage ist die, in welchem Verhält-
nis 6 zn den übrigen hss. auszer 0, den sog. deteriores steht, wäh-
rend Baebrens diese sämtlich auf G zurückführt, da sie alle, wie G,
die Terse 92,3 n. 4 weglassen, 67, 21 u. 68, 16 zweimal überliefern,
und bei in G vorkommenden Varianten bald die eine bald die an-
dere bringen, glauben Ellis, Schwabe , Bonnet und BSchmidt viel-
mehr für viele dieser hss. eine andere quelle als G annehmen zu
mflaaen. £. meint, aus den von Baebrens geltend gemachten grün-
den folge nicht dasz alle deteriores aus G stammten, sondern nur
data 0 und diese hss. auf eine gemeinschaftliche abschrift von V
mrackgiengen (BSchmidt führt sie auf eine dritte, mit der zeit stark
interpolierte abschrift von V zurück , aus der auch die Varianten in
G berrdhrten; ein teil möge direct aus 0 hervorgegangen sein), so
erkläre es sich, dasz einige dieser hss. an vielen stellen mehr mit 0
ab mitG giengen. wäre G die quelle dieser hss., wie käme es dann
dasz sie oft bessere lesarten bieten als G selbst? niemand könne
glauben dasz D aus G stamme; obwol er erst 1463 geschrieben sei,
»cbeine er ^multis locis propius ad originem accedere quam 0 vel G
vel qoi bis non multo posterior est, B' ; dasselbe gelte von dem 1460
geschriebenen cod. a, einem codex des britischen museums , der eng
mit D verwandt und von hohem werte sei (*ex eodem codice ductus
est ac Datanus, ad quem proxime accedit. hunc codicem maximi
babeo'). woher kommen nun derartige spuren alter lesarten V hat
e« anszer V noch einen andern codex gegeben , aus dem einige hss.
und namentlich a und D stammen? während E. in der In aufl. dies
annehmen zu müssen glaubte, lindert er jetzt seine ansieht dahin,
duz aD und G aus V stammen ; aD seien abschriften einer altern
copie von V, G das apographon einer jungem copie. dasz auch aD
auf V zurückgiengen, beweise die auslassung von 92, 3 u. 4 und das
xveimaiige vorkommen von 67, 21 u. 68, 16. dies haben alle hss.
aotzer 0 mit G gemein. *codex is, unde hi tres (D, a, und als dritten
rechnet E« den Biccardianus hierher) originem ducunt, a sinceriore
S{«grapho et antiquitatis plus retinente venit, Gcrmanensis ab eo
132 KPSchalze: anz. t. Catulli liber iterum rec. REUii.
quod moltifariam iam immutatum ac correotum esset*'
gebe es auch in D interpolationen ; aber 'illad nnnqnam satis ad-
severandum dueo, Dat. Rice, a, quoquo modo ad nos penrenerint, ea
habere expressae sinceritatis signa quae non possint fiotorum ölen
officinas' (s. 34) , während Baehrens D für völlig wertios erkllrt
hatte.
Welches sind denn nun jene vorzüglichen lesarten der deteriores»
auf welche £. seine behauptung stützt ? wir trennen bei dieser b^
trachtung D ('qui inter g libros insignem sane locnm opünet' sagt
auch Baehrens) von der masse der übrigen hss. und handeln sa-
nächst von diesen, s. XXIX hat E. eine reihe von beispielen n*
sammengestellt, in denen die geringeren hss. eine bessere lesart ib
G haben, mir scheinen die hier gebotenen Varianten teils einfiuht
Schreibfehler , teils interpolationen des in G vorliegenden texies n
sein, eine offenbare interpolation ist 15, 1-6 nostrorum^ wfthrenddM
richtige nostrumy wie es vom metrum verlangt wird, in G stellt
der Schreiber verstand das nostrum nicht, da vorher der dichter ia
der ersten person sing, von sich spricht (me, mihi^ excipio^ P^\ uA
änderte deshalb in nostrorum. desgleichen sind correctoren «tarmf
für anuit (67, 35), Epitalamion tethidis et Pdei für Ej^alamim
Thetidis et FeleL einfache Schreibfehler sind PaHea st. Peiea, ta-
tinxerat st. incinxerat, Danilas st. Baitüas^ sublamia st subUwua,
pace st. parce, treronensum st. Verohensum ua. ; hierher gehOrt inA
multo "me" Ua nee im Colb. , wo die striche vor und hinter wie bs-
deuten sollen, dasz das wort me an falscher stelle steht: in G stdit
nemlich multo ita me fiec (72, 6). findet sich dieselbe lesart in 0,
so zeigt dies nur, dasz zwei verschiedene Schreiber denselben fehkr
machen oder auf dieselbe correctur verfallen können, dergleiohai
fällt doch gegenüber der schwerwiegenden thatsache, dan diflH
sämtlichen hss. die oben bereits mehrfach erwähnten verse 92, 3 a.4
usw. in schroffem gegensatz zu 0 genau in derselben weise über-
liefern wie G, gar nicht ins gewicht.
Und verhält es sich mit D und seinen genossen anders? priUei
wir die eigentümlichkeiten dieser hs. , wie sie von £. s. "X^xx £ n-
sammengestellt sind.
1 ) D läszt mehrere verse aus , so 39, 4 u. 5 (aber sie stehen ia
a und Rice.); 42, 12 (vorhanden ist er in a und Rice); 62, 64a.U
(sie stehen in Rice. ; wenigstens gibt E. nur an dasz sie in D a fehlen);
64, 258 (er steht in a, in D ist er am rande nachgetragen); 64, 862
u. 363 (Rice. u. a haben sie, in D stehen sie am rande); c. 69 (in*
steht das gedieht); 98,2 — 5 (Rice. u. a haben die verse). wir a/ehm
also nichts weniger als eine Übereinstimmung zwischen den drei eng-
verwandten hss. , und doch sollen sie aus einer gemeinsamen qne^
stammen, in dieser müssen also doch wol die in D fehlenden verte
gestanden haben , nur der Schreiber liesz sie aus nachlässigkeit wog.
£. (s. XXXII) sagt selbst: 'ab omissis in D versibns non multoia
coUigitur: omnes enim praeter 64, 362 sq. propter repetitum aliqnod
XPBdmlia: ans. t. Catolli über itemm rec. fiSUis. 18S
Mftimliiin Tideiitor excidiflse.^ dergleichen kommt ja auch in an-
«B Ims. Tor: so fehlen 64, 384—337 in D a Bicc., aoszerdem aber
■eh Doeh in B, der nach E. eng mit G verwandt iat, und andern
»• hierans hat man also nicht auf eine besondere alte quelle des
^ xa sdiliessen , sondern nur auf die nachUssigkeit des Schreibers.
8) D hat vielfach spuren alter Orthographie, so gut — guoi, peremme^
NHiif , pasquam usw. dergleichen spuren finden sich aber auch zu-
'mktk in sonst vOllig wertlosen hss. : so steht gut <» quai in A La*
'V; fascemkw (61, 120) haben HVh*d; B hat fascennim und
fauunt doeh nach £. mit 0 aus 6iner quelle, Q aber hat feacenmna'^
Umio (61, 127) haben auch H La Y ausser B C 0 0 D. es w&re
iB^ich , dasi der Schreiber von D andere filtere lateinische hss. ab-
isvdnrieben und hierbei sich die alten formen angerignet habe.
itni verstand er ja ziemlich vieL doch sagt E. (s. XXXII): 'nee
wo diversa ratio scribendi tantum valet ut duplicem originem de-
watret oodieum DO.' dazu kämen Schreibfehler, die sich aus fal-
flksr aaflGsung von abkttrzungen und buchstabenverwechslungen,
fit 110 beim abschreiben aus einem sehr alten codex leicht mit unter-
isin, «rklSrten: sojpmnce si.pmmce^ lU st. i&t, cUo st oäo^ fineatra
L mmJBira^ aranatrum st. anmearum ua. aber dies sind ofifenbar
feehtigkeitsfehler, wie sie bei jedem leichtfertigen abschreiber vor-
•Dy und rechtfertigen die annähme einer lüten vorläge nicht.
3) Es finden sich in D lesarten die er allein oder höchstens mit
oder dem andern codex gemein hat, und hierauf legt E. das
Tüste gewicht, so hat D improba st. impia^ Thessäla st. Saäaha^
daim st süvestria, Ubrabat vertice st. versdbat turbine^ bacchantia
L eummiis, pudor st. ruhar^ canciliasset st. pacificasset^ deos st. focas :
!k habe gerade diese als die auffälligsten aus den von E. aufge-
Unten beispielen ausgewählt, aber diese Varianten weisen offenbar
nf einen sdireiber hin, der sich nicht immer bemühte sorgfältig
biziischreiben was in der vorläge stand, sondern der mehr dem
inne nach als wortgetreu den codex abschrieb und dabei mit seiner
egen phantasie hie und da selbst zum dichter wurde, dasz er das
liditen verstand , beweist der vielleicht von ihm selbst erfundene
ers 65, 9 ; es sind zum teil interpolationen der schlimmsten art, wie
w^roba ftUr tnipia, hacchantis fttr euanlis^ pudor fdr rubar ua« E.
•gt zwar, er halte dies nicht für interpolationen, da im allgemeinen
) frei von solchen sei; dies ist aber sicher nicht der fall, wie die
abricierten verse 65, 9 u. 68, 47, von denen der eine ?on Thomas
iiecB aus Ancona, einem Italiäner des 15n jh., verfertigt ist, femer
lie Worte monumenia laharis (95, 9), dann der name Q. Caiulus (mag
lieser aus Plinius entnommen sein oder nicht) schlagend beweisen.
vcui aber 65, 9 zwischen tua und loquentem ein wort fehlt, so
ipridit dies nicht fttr die redlichkeit des Schreibers, sondern wie-
l«um nur fttr seinen leichtsinu oder seine Unkenntnis der metrik.
IS finden sich vielmehr unzählige und sehr starke interpolationen in
D: so gleich die erste der von E. angeführten lesarten 6, 8 sertisqu^
134 KPSchulze: anz. v. Catulli über iteram rec. BEUit.
assyrioque st. sertis Assyrio. der Schreiber kannte den dichterischoi
gebrauch von -que -que und wandte ihn hier an, um das ihm aufftUige
asyndeton zu vermeiden, übersah aber dabei dasz das zweite -qite
metrisch unmöglich ist; daran ist ja bekanntlich schon 8o manche
conjectur gescheitert. E. sagt s. XXV anm. selbst: 'fiusile inter-
polatur que^ ut ex bis locis apparet: 6, 15 Ixmiqfie mäHquei 15, 10
Jxmisque malisqtie; 45, 22 Syriasque BrUanniasqtte'^ 11, 11 AorrtMes-
gue uUimosque.* ThessaXa war dem Schreiber gelttnfiger als SadahOy
darum substituierte er es nach seiner kühnen weise, es ist ein kenn-
zeichen der interpolation , dasz sie das üblichere an stelle des selt-
neren setzt, dergleichen interpolationen , flüchtigkeiten und ortho-
graphische eigentümlichkeiten können uns nicht hindern O alsqndle
von D anzunehmen, worauf die gleiche behandlung der schon oft
citierten verse 92, 3 u. 4; 67, 21 u. 68, 16 uns naohdrücklidisfc
hinweist.
Ich bin also mit Baehrens der ansieht dasz 0 und 0 ans öiaer
quelle stammen, und dasz die deteriores sämtlich auf G zurückgehen
und deshalb die ihnen eigentümlichen lesarten nur den wert von
conjecturen haben, übrigens sind die lesarten des für die theorie
von E. nicht unwichtigen Rice, (in der bibL Biccardiana zu Florenz)
noch nicht vollständig veröffentlicht worden. E. hat ihn 1876 bis
c. 66 verglichen und bringt in der 2n aufl. die bemerkenswerteren
Varianten.
In dem übrigen teil der prolegomena finden sich nur geringe
änderungen ; es fehlt weder die berechnung der im archetjpoa be-
findlichen Seitenzahl noch unter den excursen die abhandlnng *de
aequabili partitione carminum Catulli', in welcher fast sftmtliche
gedichte in bestimmte arithmetische Schemata zergliedert werden«
dies ist das extrem der neuerdings von mehreren begonnenen arith-
metischen methode und zugleich die beste Widerlegung derselben :
das hiesze denn doch die poesie zu einem rechenexempel erniedrigen.
in den excursen fügt er der In aufläge, ohne sich für oder wider zo
entscheiden, fast nur angaben über conjecturen Munros hinzu, .welohe
dieser in seinen ^criticisms and elucidations' in reicher menge Ter-
Öffentlicht hat; auch läszt er hin und wieder noch eine eigene yer*
mutung mit nachfolgen, interessant ist der zusatz zu 64, 287, in
welchem er seine frühere conjectur {Magnesson Unquens Doris eeb-
branda cfioreis) als unhaltbar bezeichnet; er gibt jetzt zu dasz Ikm»
unmöglich sei, während er es in seinem commentar noch za Ter*
teidigen versucht hatte, statt der frühern conjectur schlägt er jetzt
vor Aemanisin linquens Chlori cekbranda choreis^ indem er auf Stepb.
Byz. A^MOvia; f) derraXta, dirö AtVovoc At/iuiv hk utöcjüi^v XXidpou
ToC TTeXacToG, Trarfip hk deccaXoü; ibc Tiavöc xal dXXoi hinweist;
vielleicht habe Cat. die entlegene gelehrsamkeit dem Bhianos ent-
lehnt zu 0. 66 hätten die ansichten von OSchneider und Biese be-
sprochen werden sollen, neu ist ein alphabetisches register aller bei
Cat. vorkommenden wortformen«
MNietdd: %n CatuUos [56, 11]. 135
) vergleichimg des texfces der 2n anfU mit dem der In weist
wenige änderungen auf, und diese beireffen fast ausschliesz-
»rthographie, in der £. sehr willkürlich zu werke gegangen
dmckfehlem habe ich im text nur Menscie (105, 2) st.
Mnerkt. die angaben über G und 0 müsten vollstSndiger
fehlen sb. an folgenden stellen: 23, 15 ^ 0 31, 3
r O 35, 10 inities 0 (nicht iniiiens) 43, 6 prawncia
19, 7 paironus 0 61, 46 anuiHs (nicht amüas)
mlchar 00 62, 44 eosdem 00 63, 42 Samnm O
88 eofipUxu 0 t. 158 ommMa 00 ▼. 339 haud OO
22 sed 00 105, 2 eHäufU O. warum fehlt zu 61, 46
snde conjectur Bergks? zu 97, 3 bemerkt E.: 'seripsi näo
hoCy nüoque inmundius ülud: idemque Video recepisse
ium.' Baehrens hat aber diese lesart nicht in den text auf-
n. zn den fragmenten ist n. 15 neu hinzugekommen; doch
I mir zweifelhaft, ob mit recht.
lebr auch EUis die lesarten des D und der übrigen libri
zur beachtung empfiehlt , er selbst hat sie in seiner neuen
ast gar nicht berücksichtigt der text ist auch bei ihm auf
Indet — und mit recht.
:«iM. Karl Paul Bohülzr.
19.
ZU CATÜLLÜS.
1 1 f. haben nach Baehrens' angäbe der Oxoniensis und der
inensis, abgesehen von unbedeutenden kleinigkeiten :
qu€iedam inquä nudum reduc
en hie in raseis lotet papülis.
nudum eine lücke in den hss. sei , wird nicht angegeben,
man bisher stets eine solche angenommen. Avantius er-
dum sinum reducens; ihm folgten die meisten hgg. Baehrens
7dum sinu reducenSy Schwabe (Dorpater lectionsverz. 1864
kim reduc pueilum. Scbwabes conjectur wird sicher keinen
er finden, aber auch die anderen scheinen mir durchaus un-
weil sie dem Sprachgebrauch widerstreiten : reducere heiszt
ta ziehen , nach hinten ziehen', aber niemals ^zurückführen
nr vorbringen, öffnen', wie Avantius gemeint zu haben
auch wird es nie, wie Baehrens will, mit dem bloszen ab-
>unden- mir scheint die richtige ergänzung zu sein : nudum
'ecludens. redudere heiszt gerade 'erschlieszen. Offnen':
Tac. Äi^. II 77 conieda vulnera redudere. Verg. Äen, lU 92
Husis. IV 63 redusis pedaribus. Hör. epist. I 5, 16 operta
fosBERO. Max Nibtzki.
136 WHRoBcbcr: zu Caesarg bellum oiTÜe [III 88, 8].
20.
ZU CAESARS BELLUM CIVILE.
III 32, 3 fwn solufn urhibus, sed paene vicis castdUsque smgyUs
aum i mp erio praeficiehantur. Kraner-Hofmann gibt zo den leisten
Worten cum imperio praeficiehaniur die erkllirung: 'wurden «leate
mit dem imperium» vorgesetzt.' äbnlicb sagt Doberenz: 'ctfUitMi-
perio : dh. leute mit dem oberbefebl, militärgouvemeore/ daei diei
der richtige sinn der stelle ist, bezweifle ich nicht; doch scheint mir
der ausdruck eine wenigstens bei Caesar unerhörte hSrte sa enthal-
ten , zu deren rechtfertigung sich meines wissens weder aas diesem
noch aus irgend einem andern Schriftsteller ein völlig enteprecheadei
beispiel beibringen läszt. die belege, welche Nftgelsbach lat. stiL'
s. 203 für die erscbeinung, dasz mitunter prttpositionalansdrfiek%
auch wenn sie ganz ohne beisatz und stütze waren, snbstantivierti
als stände der griechische artikel davor (vgL Nigeli*
bach ao. s. 22), für subjecte oder objecto gebraucht wurden, am
Sallustius, Livius und Tacitus gesammelt hat, sind insofern v«
unserer Caesarstelle verschieden, als sie die Umschreibung dud
einen mit is qui . . gebildeten correlativsatz zulassen, was bei ds
Worten cum imperio entschieden nicht möglich ist. zb. Sali. CaL 3, S
quae sibi quisque facüia faduputaty aequo animo accipü; n^pmti
[s= ea quae supra ea sunt oder, wie Nägelsbach erklärt, Ta$i^
ea] vduti ficta pro fdlsis ducit. aus diesem gründe halte loh ein
emendation des ausdrucks singulis cum. imperio praefidebaiviiMf ftr
notwendig und schreibe einfach mit einschiebung eines hinter Mi-
gulis wahrscheinlich ausgefallenen singulii paene vicis oasUBitpt
singulis singuli cum imperio praeficiehantur. für diesen BpaA'
gebrauch berufe ich mich auf folgende stellen : Caesar &. ä^. I 48, 5
ex omni copia singuli singulos suae sälutis causa ddegeranü. ebd.
II 20, 3 ab opere singulisque legionibus singulos legatas Cwm
discedere . . vetuerat Cic. de kg. II 12 singuli singuloru^
[deorum] sacerdotes. p. S. Rosdo 32 in singulis rebus ems msM
materies est^ ut dies singulos possis consumere* in Verrem 1158
discribebat censores binos in singulas dvUaies. de lege agr. 1131
duodena discribit in singulos homines iugera. Gate rerumnKL
148 vini in cuüeos singulos quadragenae et singulae
dabuntur usw.
Mbiszen. Wilhelm Hbimricb Bosch:
WFriedrich : la CiceroB BrutoB und Orator. 137
21.
ZU CICEROS BRUTUS UND ORATOR.
Die einleitung sowie der schlusz des Brutus widmet Ciceros
grosiem vorg&nger und Zeitgenossen eine pietätvolle erinnerung.
neidlos preist Cic. das andauernde glück des dahingegangenen im
leben i§ 4 n. 820) und im sterben (§ 4. 5. 329, vgl. dazu 9 und mit
diesem de ar.l l sowie III 8) , er beklagt aber den staat, der in sol-
cher leit (§2 magna sapientium civium bonorumque penuria)
ioklier minner verlustig gehe, deren einsieht, ansehen und klugheit
rar reiiong des Vaterlandes diesem wafifen stellen könnte, wofern
Bur dasselbe bedttrfnis danach zeigen wollte, und ein solcher mann
war ihm sein politischer Parteigenosse Hortensius gewesen: § 2 t?tr
9grtgm8 contundissimusque mecum consiliorum omnium sociäaU
. . ei auetoritatis d prudentiae suae triste nobis desiderium
rdiquerai. 329 saepe enim inter nos vmpendentes casus deflevtmus^
mm heUi civüis eausas in privatarum cupidüatibus indusas^ pacis
$pem apublieo consilio esse exclusam videremus. in § 6 nun
schliesst sich an die werte etenim si viveret Q. Hortensius ^ cetera
fartoB&e desideraret una cum reliquis honis et fortibus civibus,
kune vd (vgl. jahrb. 1873 s.845) praeter cderos aut cumpaucis susti"
merel dolorem^ cum forum populi Bomam^ quod fuissd quasi theatrum
illius ingenii^ voce erudita d Bomanis Graecisque auribus digna
jpoltaftim atque orbatum viderd unmittelbar folgendes an (§ 7): equi-
dem angor animo, non consilii, non ingenii, non auetoritatis
annis egere rem publicam^ quae didiceram tradare quibusque me
assuefeceram quaeque erani propria cum praestantis in re publica
viiri tum bene moratae d bene constitutae civitatis, allein 1) nicht
nur der innere Zusammenhang von § 7 und 329 ist klar, sondern
anch im ausdruck gleicht sich das im folgenden satze stehende cum
patrocinium pacis exclusum est dem pacis spem . . exdusam an,
und in letzterm § sehen wir durch inier nos deflevimus, videremus
den Hortensius mit eingeschlossen. 2) legt Cic. in den oben ange-
fahrten stellen auf das consilium^ ingenium, die audoritas des Hor-
tensius ein ganz besonderes gewicht. 3) ist der Übergang von Hor-
tensius auf die eig^e person Ciceros an unserer stelle, wie wir sie
jetzt lesen, nur ein latenter — denn allerdings sind es die arma
(onsUüy ingenii^ audoritatiSj die er mit jenem gemeinsam haben will
— und daher vor allem in einer laudaiio Hortensii ein harter, kurz,
die urbanitftt Ciceros kann von dem groszen meister auf sich selbst
nur mit den werten übergeleitet haben quae didicerat ille tradare
quibusque me assuefcceram quaeque usw. so gewinnen wir zugleich
eise angemessene gliederung zu vier teilen, nemlich Hortensius,
Cicero, der praestans in re publica vir überhaupt und dann als breite
gnmdlage die auf einer sittlichen Ordnung beruhende civUas,
9, 36: Cic. unterscheidet zwischen solchen rednem die ihre
ifthrbwhcr für clatt. philol. 1880 hH. 2. 10
138 WFriedrich: zu CiceroB Brutus und Oralor.
hauptthätigkeit in die ausarbeitung von reden für andere seilen, und
solchen die ihre reden auch selbst halten , ja sie meist erst nachdem
sie gehalten waren ausarbeiten (91). zur erstem classe gehörte zb«
Lysias .(vgl. auch 32. 48. 206), zur letztem Demosthenes (289).
von jenem sagt Cic. zu anfang unseres cap.: tum fuU Ljfsias^ ipse
quidem in cattsis fcrensihus non versatus, sed egregie suhHUs seriptor
atgue degans usw. rücksichtlich des Demosthenes aber fUfart der
text fort: nam plane quidem perfeäum et cui nihü admodum desit
Demosthenem facüe dixeris. nihil acute inveniri potuü tu eis canuis
quas scripsit, nihil ut iia dicam sübdöle^ nihü peraute^ quod üie non
viderit usw. zu den zahlreichen glossemen, die im Bmtos constfttiert
sind, füge ich noch aus dem letzten satze folgendes hinzu : m eis eausis
quas scripsit: denn 1) liegt der hauptnachdmck bei Demosthenei
nicht auf dem scribere^ sondern auf dem dicere (vgl. de ar, m 213),
man müste daher für scripsit ein dixU einsetzen (vgl. de er. 1 5).
2) folgerte jemand aus scripsit ^ was allerdings kaum denkbar ist,
den Zusatz 'und die daher uns überliefert sind' (vgl. de or. III 71),
so müste an stelle des potuit wol das praesens potest stehen. 3) aber
wird, was die hauptsache ist, das urteil über den araior plane pet"
fectus in seiner allgemeinheit durch diesen zusatz beschrftnkt: es darf
dasselbe über ihn hier , um das hohe lob zu rechtfertigen , nur ein
allgemein gültiges sein, ich setze daher die angeführten worte is
klammem und meine dasz sie vielleicht durch das vorausgehende
seriptor sowie durch den § 36 folgenden Zwischensatz is cuius nuOa
exstant scripta veranlaszt als randbemerkung entstanden und so in
den text gekommen sind.
10, 40 neque enim iam Troicis temporibus tantum laudis m di-
cendo Vlixi trihuissä Homerus et Nestori^ quorum aUerum vim habere
voluii, aUerum suavitatem, nisi iam tum esset honas eloguentiae;
neque ipsepoeta hie tam idem ornatus in dicendo acpHane araHor
fuisset. nach HAKochs Vorgang streichen idem Piderit und £be^
hard, ersterer mit dem zusatze dasz, wie schon seine seltsame Stel-
lung beweise, idem vom rande, wohin es von einem glossator zur er«
klärung von poeta hie gesetzt worden, unrechtmäsziger weise in den
text aufgenommen worden sei. dieser versuch zur erklärung ist ge-
waltsam, sie selbst wenig glaubhaft vielmehr ist vor idem der ans*
fall voii zwei worten zu constatieren. durch Ulixes und durch Nestor
werden zwei hervorragende Seiten der beredsamkeit reprftsentieri:
vis (gravUas) und suavitas. beide musz der dichter, welcher diese
personen vorführt, selber umfaszt haben : wie das ornatus in dieendo
auf suavitas zurückweist, so wird auf vim ein gravis zurückgewiesen
haben, man lese daher poeta hie tam gravis aut idem omahu tu
dicendo, woran sich das abschlieszen de urteil knüpft: aepkme
orator fuisset : denn worin besteht denn die aufgäbe des redners au*
ders als ut probet {doceat% ut delectä, ut flectat? vgl. 185. or 69. de
opt. gen. die. 3. das fleäere wird hier nun durch gravis^ das ddeeUure
und probare durch ornatus in dicendo näher bestimmt man lese sa
WItiedrich: za Cicerot Bratas und Ontor. 139
Stella nach Quintilian X 1, 46 coe^uri ah Hamero videmur. hie
m . • omniht eloquentiae partibus exemplum et ortum
dit,. idem laäus aepresms, iueundus et gravis j tum capia tum
miaie würabüis uaw. zur yerbindang tob grapis und amahu gebe
I noch folgende stellen an: or. 22. 29. dear.l 42. 54. 81. II 34.
Mir* n 50. 51. — Noch Iftszt sich hier rttcksichtlich des dritten
Mneriechen helden, den Cicero spftter nennt ^ die bemerkung an-
tflpfen, dass § 50 bei den werten Mmdaum ^p9um dukem ülum
iiem tradü HomeruSy sed pauea dicetUem seinem gedäohtnis wol
kUK^uic, nicht XiT^uK vorschwebte, werte die fdr dias gehör leicht
ferwechseln sind, daher die wiedergäbe dnrch dideem^ wfthrend
ir bei Homer f 214 iraöpa m^v dXX& jüi&Xa Xtf^uic lesen, indcbsen
dl Qointilian sagt XII 10, 64 : fwm etHcmerus hrevem qu/idem cum
cunditate . • doquenibiam Mmdao dedU, and Hesychios inter-
•tiert XiT^uK* ÄE^uic. f|b^uic rax^uic.
34, 130 haben die hss. aique etiam ingemo et sermane degtmHy
letudime ineammoda C, Sextius Cähinus fidt. die anfangsworte des
tsea aique etiam oder doch etiam Tcrwirft Jahn, weil das, was yon
iTinns aasgesagt werde, in keinerlei weise mit dem stimme, was
c Ton dem Torhergenannten Fimbria sage. Piderit schreibt atqua
n ond legt aaf d^anii als kennbare Signatar der zeit den haapt-
Adrack. Kayser fühlt dasz zu ingemo ein a^jectivischer, eine seite
SMlben näher bezeichnender begriff nicht entbehrt werden kann,
e deatlich aas der fortsetzung des satzes hervorgeht: qui etsi^ cum
fmi§eraut dolares pedum, non deerat in cauaiSj tamen id non soipe
ätibat; itaque consilio eius, cum vckbant^ Jiomines utebantur^
^trodmo , cum licebat. kamen sie doch nicht in sein haus , um das
fcnium elegans zu bewundem, sondern um von dem scharfsin-
gen mann einen guten rath einzuheimsen, wol von einem sei-
en gedanken geleitet schrieb Kajser acute etiam ingenio. Eberhard
bt atque et ingemo. das iam ist entweder der rest eines ac^ecti-
ms oder aus einem solchen verlesen, ich halte nach dem gesagten
jme et acri ingemo et sermone deganti fUr das richtige: vgl. 282.
61, 220: am ende der Charakteristik des Curie schlieszt Cic sein
teil Aber ihn dahin ab dasz, wenn auch derselbe nur ttber eine kleine
tahl dienten verfügen konnte, er doch immerhin als orator wegen der
te seiner sprachlichen form {eius orationes adspiciendas tamen
%$eo) zn den besten seiner zeit zählte, die werte daselbst lauten:
Uar autem vivis eius aequaUbus praximus eptimis numeräbatur
ipter verborum bonitaiemy ui ante dixi^ et expeditam ac profluentem
odam modo ederitaiem. anstosz erregten die werte vivis eius aequa^
U8j welche Kayser in klammem setzte, fttr die Piderit aber a suis
fuaiibus schrieb mit der bemerkung : 'war einmal ASVI8 verlesen
d VIVIS daraus gemacht, so erklärt sich weiter die einschiebung
n eius leicht* allein abgesehen davon dasz die änderung eine den
L ztigen fem liegende ist, so ist sie auch nicht einmal richtig:
nn Coric ist ja gar nicht von seinen Zeitgenossen, die als grosse
10*
140 WFriedrich: zu Cicero« Bnitas und Orator. .
zubörcrmasse stets nur den erfolg ins aage fassen, unter
die optimi gezählt worden, sondern nur von einigen, and doeh wol
nur von solchen die einen unterschied zwischen dem pairamus und
dem orator zu machen und die verbantm honüas zu wfirdigen verstan-
den. § 2 1 0 erafü tarnen quibus videräur ülius adoHs tertius Ourio sagt
Cicero mit rücksicht auf das 207 vorausgehende his duobus eiuadem
aetatis adnunierahatur nemo tertius ] vgl. auch 183. die xeitperiode,
von welcher Cic. hier spricht, umfaszt eine reihe von rednem, an
deren anfangspuncte Crassus und Antonius stehen, an deren ans*
gangspuncte (229 u. 230) aber Hortensius wie ein leuchtendes ge-
Stirn aufgeht: vgl. 301 u. 303. de or. III 228—230. in die blttte-
zeit des Crassus und Antonius fallen Philippus und Julius, aber ob-
gleich jünger an jähren gehören hierher auch noch Cotta, Sulpioius,
Yarius, Pomponius, Curio nebst einigen andern: 182 Udem fere tem-
poribus aetate inferiores paülo quam lulius^ sed aequales prapemth
dum usw. von letzteren tragen nach allgemeinem urteil (183 am
meo iudicio tum omni um) den preis Cotta und Sulpioius davon
(207 nemo tertius) , nur Curio schien manchen würdig der dritte in
diesem bunde zu sein (210 tefiius) um der gute seines sprachliehen
ausdrucks willen ; doch als Sachwalter hatten nur zulauf Antonius,
Crassus, Philippus, Caesar (Julius) , Cotta, Sulpioius (207), nicht
Curio, was § 214 — 220 seine begründung findet, an deren anCmg
wir deshalb auf eine vergleichende Zusammenstellung des Curio
mit Crassus und Antonius, Sulpioius und Cotta treffen, deren ab*
schlusz aber itaque cum ei nee officium deessd et floffrarei shtdk
dicendi , perpaucae ad eum causae deferebantur zu der incriminiertfls
stelle hinüberleitet, hat man diesen faden aus der von excnrMD
durchflochtenen darstellung herausgezogen, so können wir vielleicht
die ursprüngliche lesart herstellen, mit aequalibus kann niemand
anders als die zeitgenössischen redner gemeint sein und zwar die
genannten : denn in ihre periode ist er hineingesetzt {de or, TL 96),
und zweitens kommt Curio, obwol er dieselben noch lange (bis tum
j. 53) überlebte, in einem buche über die redner nur für die
zeit in betracht , wo er als solcher auftrat, also für seine jugendseit:
denn schon vom j. 90 ab , wo ihn das publicum während einer reds
verliesz (192), war er, wie Cic. sagt, yerstnmmt {30b süebai). femer
lesen wir für die jähre 87-82 in § 227: fuü et sine tOla digniMle
res publica; hoc etiam magis probabatur, quod erat ab orataribus qMOi^
dam in foro solitudo: Sulpioius occiderat^ Cotta aiberat et Ckma^
vivebat e reliquis patronis eius aetatis nemo praeter Carbanem et
Pomponium usw. 307 aber occiderat Sulpicius HHo onfio treeqM
proximo trium aetatum oratores erant cruddissime interfecti^ Q. Ca-
tulus M, Antonius C. lulius, den Crassus hatte schon im j. 91
ein Schlaganfall dahingerafft, auch der als Sachwalter gesuchte Phi-
lippus, welcher bei dem im j. 86 spielenden processe des Cn, Pom-
pejus (230) als iam senex bezeichnet wird, mag lange vor Curio ge-
storben sein, kurz wir finden von den bedeutenderen rednem.
Wjnriidrieh: in Cicerot Braias und Orator. 141
flül dcaen Ciirio lusammeagastellt war, nur noch Cotta am leben,
weldier tos 90 ab im exil 82 mit Sulla zurackkehrte, 75 consnl
war und fitar seine nach dem consulat in Gallien yorgeblich aasge-
IIIhHeii kriegaüiaten mit der ebre des triumpbes belohnt noch plOts-
lieh Tor emiebtem siel starb (m Fis, 62). es darf nach dem ge-
mgtm also aadi vim$ wol als gesicherte Überlieferung angesehen
wmdem. nnn aber fiUlt in die weitere lebensperiode Curios bis zu
aeinem todeijahre 53 noch eine reihe anderer zun&chst anbedeuten-
dar rednmr, dann aber Hortensius, ja Cicero selbst, es Terlangt da-
her das a$9mUhmSy eben weil Curio nicht mehr mit ihnen zusammen
ab radnar anftrat (305), eine durch meine obige ausführung gefor-
deria beachrinknng, nnd diese wird gewonnen, wenn man hinter
auf ein w<^ einschiebt, Aber welches das äuge leicht zu aequaHUms
hinwegeilen konnte, i^ meine aetaiis^ wobei vwis ema aeUtiis
aemaKgim durch seine Stellung henrorgehoben eines vd wol ent-
behren kann.
62, 225 lautet der text: quos Sex. TUius (xmseeuius^ hämo hquax
ei saiis aeuius^ sed tarn solutus H mcUis in gestUy ut saUatio
moicerehtry eui säUaUom Tüius nomen esset. Ua cavendum
est me quid in agendo dicendove fadas^ cuius imitatio rideaiur.
daa Torausgehende beispiel sowie de opt. gen. die. 4, 11 verlangen
statt fideahur das compositum irrideatur. an letzterer stelle lesen
aolif enim eia res ipsa reapondet, cum aiut non adhibeaniur ad
aut odhibiH derideantur; nam si riderentur^ esset id tpsum
(Tgl. 216. 226. 326. Tusc. II 3. QuintU. VI 3, 7). denn
movere gehört zu den wirksamen hilfsmitteln der rede-
ist bedingt durch den witz {irridere) resp. den spott {de*
ridert) des redners , welcher das admurmurare^ adridere^ ridere, risu
moceri bzw. obrui der zubörer zur folge haben soll: Tgl. or. 87 f.
de or. n 217—290. Petronius 61. Hör. sat. I 7, 22. Plautus capt.
481. zum unterschied von ridere^ irridere und deridere lese man nach
DOderlein lat sjnon. III s. 251 usw.
82, 283 eröffnet Cic. im anschlusz an die Charakteristik des
Calrua einen lebhaften angriif auf die sog. Neuattiker seiner zeit,
die er auch sonst mitzunehmen liebt (vgl. Jahn einl. zum or. s. 14 /.)
und als deren vorzüglichster Vertreter in Rom Licinius Calvus galt.
Ton den Attikem selbst, die jenen vorgeblich als vorbild dienen,
finden wir vier ihrem stile nach mehr oder minder verschiedene
gmppen an%ezlhlt: a) Thukydides, h) Ljsias, Demosthenes, Hjpe-
ratdes , Aischines (Demetrios Phalereus) , c) Charisios , Demochare?,
d) Begeaias, und mit beziehung auf diese vier gruppen lesen wir
§ 287 folgenden vergleich: ut si guis Falemo vino ddeäetur^ sed eo
mee Üa novo ut proximis consuUbus natum velit, nee rursus ita
veiere ui Opimium aut Anieium consukm quaerat — atqui hae
noiae sunt opümae, credo^ sed nimia vetustas nee habet eam quam
fumerimms suavUatem nee est iam sane tolerabüis — num igitur qui
koe seniiatf $i is potare vditf de dolio sihi hauriendum putet?
142 WFriedrich: zu Ciceros Brutas und Ontor.
fninime; sed quandam sequatulr aetatem, sicegoidis
et novam istam qt/Uisi de musto ac lacu fervidam arationem fugiendam
nee iUam praedaram Thucydidi nimis veterem tamquam Ämciamam
notam persequendam. den vier angegebenen gruppen Ton Schrift-
stellern entsprechen im bilde richtig die vier Sorten wein in folgen-
der weise : a) vetere^ h) quandam aetaiem^ c) novo^ d) de doUo* dem-
nach kann in der schluszfolgerung, die aus dem bilde gesogen wird,
nicht c und d in eins gezogen werden, da das novum vmum {pro-
zimis oonsulibus natum) eben etwas anderes ist als das de deUo
hauriendum (mustum) , ebenso wie sich auch zeitlich und dem stUe
nach in etwas die gruppe Charisios-Demochares von Hegesias (286,
vgl. auch or. 226 u. 230) scheidet, es ist ohne zweifei za lesen et
novam aut istam quasi de musto usw. sohlieszlich halte idi noch
hinter suavitcUem nee den ausfall des Wortes nova (sc. oetaf) flUr
nicht unmöglich , wobei dann hoc in dem folgenden satze auf dm,
beiden weinsorten (vetus^ novum) gemeinschaftlichen begriff der nn-
schmackhaftigkeit hinweisen würde.
Cicero geht bekanntlich in seinem Orator aus Yon der Pla-
tonischen ideenlehre und bewegt sich, wenn er auch dieselbe, wie
Jahn einl. s. 26 richtig bemerkt, nur oberflttchlich kennen gelerat
hat, hier in folge dessen in reiferer anschauung, als sie zu an£uig dei
2n buches seiner allerdings vierzig jähre früher geschriebenen sdirift
de inventione zu tage tritt. § 8 lautet der text: sed ego sicsMiu^
nihil esse in ullo gencre tarn pulchrum, quo non ptdchtius id sU, umie
iUud ut ex ore aliquo quasi imago exprimatur^ quod negue ocUUs negm
auribus neque ullo sensu percipi potesty cogüatione tantum et metik
compiectimur , ein satz in dem Cic, um seine anschauung vom ideil
zu verdeutlichen, mit zwei relativsätzen anknüpft, deren ersterer
'wie das ideal in die sinnliche erscheinung tritt' am bilde versini-
liehen, der zweite das wesen desselben erklären soll, daran fügt
sich der schlusz (itaque) sowie seine begründung (nee i?ero) , endlidi
die recapitulation des gesagten mit vergleichsweiser anwendung auf
die beredsamkeit {ut igitur . . sie), nun knüpft in unserm satse umde
an id an, iUud weist Axif tam pul<^rum zurück und quod nimt, gleich-
wertig gestellt mit unde^ wiederum id auf. allein das nnin-
reichende in dem durch ut ex ore eingeleiteten vergleiche mnn
Cic. selber gefühlt haben, er konnte ihn nur für solche wfthlen, die
von der Platonischen ideenlehre nicht die leiseste ahnung hatietti
und dasz er es gefühlt hat, ergibt sich aus dem begründenden satM
nee vero üle artifex^ cum faceret levis formam aut Minervae^ ooniem
plabatur aliquemy e quo simüUudinem duceret^ sed ipsius in memte im-
sidebai species puichritudinis eximia quaedam, quam inhtens in eaque
defixus ad illius similitudlnem artem et manum dirigebai. die gleich-
ste 11 ung also der beiden durch unde und quod eingeleiteten sati-
glieder «ist ansiöszig ; man erwartet vielmehr das zweite dem ersten
gegenübergestellt, und so setze ich nach quod vor neque ein tarnen
WFriedrioh: so Cicerot Brotat und Oxator. 148
um 80 notwendiger enoheint, als o$ aU^tuod ja eben in den
benieh der sinnlichen anschanong iSllL
31, 111. darch die ganze schrift hindurch klingt der gedanke:
^meinem ideale vom redner steht der am nSchsten, der in ^len drei
jogwianntmi stUgattongen meister ist (101), wie Demosthenes (23),
daher Demosthenes mein vorbild.' der beweis ftlr diese meister-
aehalt desselben wird von § 110 ab geAihrt: Demosthenes gibt dem
Ljsias sMüäate nichts nach (mM cedU)^ arguiiis et acumme dem
Hypereides, ImtaU et eplendare verharum dem Aischines. dann fUurt
€ie. fort: muliae emU ems taiae aratianes subtüet^ tU conira Leptmem^
wmltae Mae gravee^ ui quaedam FMUppkaet imäiae variae, tU eonira
■dnribiiiewi /bfaae legaüams^ tU ccmira eundempro ^se in} eausa CItest-
pkgmfii. iam ühid medium^ quotiens vuU^ arr^ et a grmnssmo
dmeeiemi eo poiißsmum deUUnhur. in letzterm satze finden wir die
anweadong des medimm gema durch eopatisemiiim stark betont, eine
rsdegsattong die Cic als nnzwedkm&szig fftr den redner des fomms
{eprehum a eutiOiüma^ repiüaum a grapQms) den Sophisten zuweist
(91 — 96), wfthrend wir den Demosthenes sonst mehr als den craicr
§f99is war* ^xnv gefeiert zn sehen gewohnt sind: vgL 136. 234.
dear.l 89. m 28. Qnintü. VI 2, 24. X 1, 108. wie hätte er auch
aoswt fortliJiren können: damares tarnen tum movet et tum m
dktndü plmrimum efficU^ cum gravitatis locis utUur? denn das ist
die red^gattnng, die von jeher den beifiallssturm der menge henror-
fief (97), wofern nur der redner (99 gravis^ acer^ ordern) sie mit
beiden andern harmonisch vereinigte {euam copktm cum ülii
generihuB temperavit). femer widerspricht diese starke be-
tommg des fiie(lti«fii dem Torausgehenden satze. hier lesen wir nnuUae
subÜke^ muUaegraveSy beide durch tatae hervorgehoben, wfthrend von
dem w^edifum nicht die rede iät, vielmehr dafür variae eintritt , also
reden in denen alle drei stilgattungen zur anwendung kommen (26.
^ or. m 177). drittens erwartete man bei unserer lesart nicht dda-
Mmt, sondern rtldbUur oder ein anderes mit re gebildetes verbum
compositum, demnach kann eo potissimum nicht die richtige lesart
sein, auch iam im fortschritt der rede als * femer, weiter* zu fassen
verbietet die hinzufügung und Stellung von iUud^ welches auf schon
vorhandenes und bekanntes hinweist, und dieses ist eben die in den
poriae mit enthaltene dritte redegattung. ich schreibe daher, indem
ich den satz als begrOndung für variae fasse, nam iüud^ und nicht
eopatiesimum^ sondern ad lenissimum^ wodurch wir für die cra^
Oanee variae alle drei Stilgattungen erhalten: das medium^ weil es
in jene mit eingeschlossen, aber bis jetzt noch nicht erwähnt ist, an
€nter stelle, dann gravissmumy dann lenissimumy welche drei be-
zeichnnngen den im voraufgehenden satze entsprechenden drei variae
— graves — euhtHes chiastisch gegenübergestellt sind: denn mit
knie bezeichnet Cic ebenfalls eine seite dos aratar $u$Mmssu8 et
hrnmäiM und verbindet es mit diesen ac^ectiven im gegensats zu
frmriey mtper und /brfts, sowie lenire dem indtare gegenüber steht.
144 WFriedrich: zu CiceroB Brutas and Orator.
er wählte aber dieses adj., welches nach einer seite hin auch an da»
genus suave anklingen mag, und nicht suhtüis^ humiUs oder ann-
missus , um einen passenden gegensatz zu gravis zn erhalten. TgL
53. 56. 99. 106. 127. 132. Br, 164. 177. 204. aactor ad Her. I II.
de orat.part. 71. deor.U 129. 182—184, vor allem aber § 218,
dann Quintil. XI 3. 97. XU 10, 66.
51, 170 hie enim invidiosus numerus nihil affert aUud^ msi fä
sU apte verhis camprchensa sentetUia: quod fit etiam ah a/mtiqim^ std
plerumque casu, saepe natura; et quae vaHde laudaniur api$d ittos^ ea
ferey quia sunt condusa^ laudantur, diese stelle steht im engen za-
sammenhange mit Br. § 33 ante hunc {Isocratem) enün verbanm
quasi siructura et quaedam ad numerum candusio nüUa erat^ om^, m
quando erat, non apparebat eam dedüa opera esse quaesUam: guae
forsitan laus sit^ verum tarnen natura magis tum casuque «oiMHfm-
quam ^quam^ aut ratione aliqua aut observatione fiebai, beide stellai
einzeln für sich betrachtet scheinen einen annehmbaren sinn m
bieten, mit einander verglichen aber ergeben sie einen offenbaroi
Widerspruch , und in beziehung gesetzt zu dem was Cic. ttberhanpt
vom numerus sagt enthalten beide offenbare Unrichtigkeiten, denn
im Br. lesen wir dasz rhythmische abrundung bei den alten naktra
casuque sich finde , im Or. aber plerumque casu^ saepe naiura, hier
liegt der hauptnachdruck auf casu^ dort auf nafura , de^plerumqus
der stärkere, saepe der schwächere begriff ist; hier steht casu aa
erster stelle , dort ordnet dasselbe wort dem natura durch ein q^
sich unter, welchem nannumquam folgt, das schwächer (or. 221. 224.
de or. II 365) als die beiden zeitadverbia plerumque und saepe iit
zudem wird im folgenden dann der gedanke durch nat^mra alleia
weiter geführt, vom numerus aber, so weit sein wesen für nnaer»
stellen in betracht kommt, erfahren wir von Cic. folgendes, das
streben nach abrundung des satzes beruht in der naturanlage des
menschen : 34 ipsa enim natura drcumscriptione quadam verherum
. . et spirüu quasi necessitate aliqua verbarum oamprehensio femitfMk
tur. vgl. de or. III 181 f. or. 168. 172. 173. 177. 178. 183. 208.
de pari, orat. 18, auch Quintil. IX 4, 5 usw. seine befriedigung findet
dasselbe zunächst im versus der dichter (or. 66. 174), es bricht aber
hie und da (worin Quintilian nicht beistimmt IX 4, 16), schon bei
den alten Prosaschriftstellern ans tageslicht, bis endlich der mtmemSf
obgleich erst spät (or. 178. 183. 186), auch hier seine künstlerisdie
gestaltung und Vollendung findet (171. 174 usw.), und weil er, wie
Cic. meint, zunächst einem innem unbewusten (186 temere) vor-
gange im menschen seine entstehung verdankt, so bezeichnet er die*
selbe durch fortuito oder casus in Verbindung mit oder ohne nahm
als eine zufällige: 177 cum ut fit fortuito saepe — quod casus ^fu^
disset cecidisse iucunde usw. Br. 111 adiuvante natura tarnen id
quia fortuito fit usw. allein niemals ist das zweite ohne das erste
annehmbar, eine gegen überstellung daher von casus und naiuru in
der art, wie sie im Or. sich bietet, weder möglich noch kann von
WFHedrich: in Oiceros BratoB und Ontor. 145
i pUrwmque oder saept (oder noniiiiffi^iMim) des eineii oder des
n begrifi hier die rede sein, erscheint eb^ in der spräche der
Prosaiker einmal (51 quando erat) jene riijthmische abmndung
itiaa, so ist natura das antecedens, eaans das accidens. and so
B ich dass, wie im Br. casus dem natura darch gue sich onter-
it« so im Or. dem nebenbegrifife easu der hauptbegriff Madira
durch Hve angefttgt haben wird, femer, wie schon gesagt ist,
irsache von der entstehung einer solchen periode liegt in der
Wichen beanlagnng des menschen zum rhjrthmus und nur in ihr
L, was soll daher das plerumque? das si quando erat und tum im
owio eine stelle aus Quintilian werden uns auf die ursprfingliche
i leiten, also nicht eben hftufig gelang den alten (Br. ante hune
Or. ab (Hitiquis) eine derartige klangvolle periodisierung: wer
denn diese alten? nun Cic. sagt es ja selbst ar. 186 Uaque
iaius ä eadem superiorque aetas usw. 220 üaque si quae veteres
• Herodatum dico et Thucydidem tatamque eam aetatem — aple
roseque dixerunt usw. mit bezugnahme auf diese mftnner aber
wir bei Quintilian IX 4, 16: neqtte enim mihi quamUbet magnus
r Cicero persuaserU^ Xjystan, Herodotum, Thucjfdiden parum
üos eius (numeri) fuisse. ich meine demnach dasz auch an
«r stelle wie 168 sed parum tumque easu sive natura zu
•ein wird. — Im Br. ist zweifelhaft die lesart quam^ vielleicht
nonmumquam^ und aut unsicher in der Überlieferung, wenig-
sagt Orelli : ^nonnunquam quam aut] varie hie turbant codd. :
er cod. Reg. A (et B) omnes omittunt quam, post R rursus
Sit Lambinus.' allein Cic. betont es ja an anderen stellen aus-
dich , dasz an dieser bei den alten sich findenden periode die
keinen an teil bat: or. 183 esse ergo in oratione numerum quen-
non est difficHe cognoscere. iudicat enim sensus; in quo imquum
}aod acddit non agnoscerCj si cur id acddat reperire nequeamus.
%e enim ipse versus ratione est cognitus^ sed natura at^
sensuj quem dimensa ratio docuit quid acciderit. 186 eadem
mumero caruii nisi quando temere ac fortuito. es kann daher von
s durch diesen comparativischen satz ausgedrückten mehr- oder
ermasze dieser sich hier vielmehr gegenüberstehenden begriffe
r0, easu und ratio^ ohservatio nicht die rede sein, zudem würde
ron Lambin gewünschte sinn auch ohne quam erreicht ganz
K) finden wir magis und non sich gegenübergestellt de or.l 30,
man nachlese was Sorof sagt ist aber nun nicht ratio {obser-
) der mit natura (easu) verglichene gegenständ, wo werden wir
tnden? denn magis im sinne yon potius zu fassen verbietet der
;bgebrauch (vgl. Reisigs vorles. § 226). die Stellung von non
apparebat eam dedita opera esse quaesitam führt auf das richtige:
so im satze gestellt ist nicht jegliche artthtttigkeit ausge-
tfsen, vielmehr übt der mensch in seinem dunkeln dränge, der
treibt dem naturgesetze zu folgen , eine solche bei der periodi-
ttg der rede selbstthätig mit aus, die opera ist demnach vorhan-
146 WFriedricli : zu Giceros Brutus und Oraior.
den, und da diese tbätigkeit in ihm eben eine unbewotta ist, so
halte ich opera für den an natura verglichenen gegenatand, woni
aich casuque explicativ anschlieszt. aus dem bisher gesagten ergibt
sich dasz in unserm satze nannumguam keine stelle mehr finden
kann, zieht man es zu casu und übersetzt 'mehr in folge der natflr-
liehen anläge und bisweilen durch zufall', so sage ich: 'dan ndi
rhythmische abrund ung des satzes bei den alten prosaikem findeti
ist in keiner andern Ursache als in der natürlichen anläge des men-
schen zum rhythmus begründet, dafür zeugen die oben aageftUirtfli
stellen aus unserm Schriftsteller, femer der umstand dasa Cic trob
unseres nonnumguam so häufig im Verhältnis zu der zahl der ateUn
die entstehung dei* periode bei den alten ohne hinzu ffignagdai
nach seiner auffassung selbstverständlichen natura dem eatua Or
schreibt, und zwar an stellen wo von einem solchen casus ansiflk
«Hein nicht die rede sein kann.' hielte man an dem Lambinisehea
quam als correlativer conjunction des magis fest und zöge es dna
in seiner nachschleppenden Stellung zu natura und casu gleiok*
mäszig , so wäre es weiter nichts als eine Üble Wiederholung des im
Torausgehenden satze si quando erat ausgesprochenen gedankeai.
auch die auffassung Eberhards, der mit beziehung auf 111* donh
nonnumguam den gedanken ausgedrückt wissen will, dasz die gleidi-
mäszige Vollendung gefehlt habe, erscheint mir aus diesem werte
heraus schwer definierbar, wenigstens konnte nonnumguam dann, ds
durch ihn ein neuer gesichtspunct eröffnet wurde, sich dem easuqiu
nicht so nackt anfügen, kurz , zwei fälle der entstehung dieser tot-
derbnis sind denkbar, entweder nonnumguam quam entstand dudi
doppelschreibung aus numquam^ oder die zu guando beigeschriebeas
glosse nonnumguam verlief sich vor non in den text und absorbierti
dasselbe, während ein abschreiber das folgende guam aus dem m-
hergehenden ergänzte, um zu dem misverstimdenen magis das eondft*
tivum zu gewinnen, ich werfe demnach die werte numquam quam
aus und lese non (ßuty ratione äligua aut ohservatione fiebat.
56, 186: metapher, wort- und satzbildung sind das firtthersii
der rede, der numerus dagegen hat keine unmittelbare verwaadi*
Schaft mit dem wort, er ist erst ein späteres und zwar in seiner toUp
endung ein product künstlericher beobachtung: numerus andern fMi
domo depromehatur negue hahebat äliguam necessitudmem aui cogm-
tionem cum oratione sagt Cicero, ist die lesart von Lambin nad
Victorius domo statt des hsl. modo richtig, wie wahrscheinlich, so
leitet sie auf die emendation der verderbten stelle im folgend«
satze: itaque serius aliquante notatur et cognitus quasi guandimpth
laestram et extrema lineamenta orationi attuUt. man hat bei Kfiaa-
menta an die umrisse in der Zeichnung gedacht allein wenn andi
Cic. hie und da vergleiche aus der maierei nimt, zb. § 65, ao wllrds
doch an unserer stelle die herbeiziehung eines solchen ohne nenBong
des verglichenen gegenständes kaum verständlich sein, anderseits
zwei bilder vermischt werden, die von einander fem abliegen,
FRfihl: Porda. 147
k ringidiiile und ei gat aber kann i bei U s-
«to an die pei_._ jeiDst < n idefin^UIlb I s-
Mto mmU p¥ikkriora quam eorpo , und le cb oi i zu-
ebat der aoadrnck paHaestra^ a i« doh t vergw ne ^r
ad TOB aelbet ergibt, fsmer < ui < b ■ in
■ rlieloriadieB Schriften Cicer naai r nn ais der
!• mit dem menschlichen k0rper. aer 1 iele im ' es nicht,
liiii was soll dabei exktma bed ? die i sind
m «Bgeschnlten kOrper ebenso gut eigen a< | ini' • nun
hsB unserm satie die worte ii di v(x diei * seiost hebt
ü im eondosiTen co^junction < m a« ach ^ ich
sa dem domo gegensfttzliche 11 bei 2 ,1
la aotehe enthilt externa, denn wie uiC gym tik ei als
was ftnsserliches an den menschlichen k0r] 1 intritc, ihm
f 90pi%^ fonn und geechmdc igkeit (228. dear.ih }) verleiht,
iMe in den achOngeschwung« 1 linien des ftusiern zum ans-
•A kommen, im gegensatz zu der eckigen erschdnung des dnd-
■Cipoc (229. Quintil. IX 4, 56), die kunst Ton auszen her die
ipmüche form, eine gäbe der natur, Tcredelt: so gewinnt auch
m anasen her die rede ihre schöne und geschmddige form durch
31 rh jthmua*
MOHLHAuami in THOniafOBN. Wilhslm Fribdrioh.
22.
POECIA.
Theodor Mommsen bat im Hermes XV s. 99 ff. die aufdeckung
tendenziösen geschichtsftlschung unternommen, welche sich
I rtaiischen republikaner der Augustischen zeit sollen haben zu
Hilden kommen lassen, es bandelt sich um nichts geringeres als
1 den nachwds, dasz Porcia, die gefeierte gattin des M. Brutus,
^t die tochter des Cato von ütica gewesen sei , sondern sdne
iwesier, und dasz sie bereits in den ftlnfzigem gestanden, ab de
k mit Brutus vermählte, der beweis stützt d<^ im wesentlichen
f eise stelle des Appian, welche Porda als Kdruivoc äb€X9f|
0 vcurr^pou bezeichnet, und auf eine chronologische erOrterung,
dehe die gewöhnliche flberlieferung als unmöglich darthun soll,
r aloezen zwar auf mancherlei Seltsamkeiten in dem aufsatze , wie
>. dan Appian aus Pollio schöpfen und die rdne tradition bewahren,
ler doch in demselben satze ein anderes republikanisches tendenz-
Irehcn erzählen soll, oder dasz Nikolaos von Damaskos geschichten
rtedten soll^ die von der anticaesarischen partei erfunden worden
tfen; aber dergleichen sind wir jungem längst gewohnt mitstum-
ir bewundemng von dem altem forscher hinzunehmen, was wir
er nicht bei Mommsen gewohnt sind ist die art wie er diesmal die
ieDcn aagesehe hat. es erscheint zwar auffallend, dasz Appian,
m onseip compendien ftlr höhere tOchterschulen, nur zwd Catone
148 FBühl: Porda.
unterscheiden soll , den Censorius und den üticensis , aber wu lagt
er denn eigenüicb? er föngt freilich an wie Mommsen citiert (b. ei?.
IV 136) TTopKia f| BpouTOu jii^v TV'vrj, Kdruivoc bt äbcXqpfi toG
veiUT^pou, aber er föhrt auch fort: diT€(T€ djüKpoiv dib€ äirotavdv-
Tujv diTuOcTO, (puXaccojidvii Trpöc tu)V oIkciuiv ndvu ^T^pank
dcxdpoc iTupöc dvexOeioic dpirdcaca tCsv dvOpdicuiv Koräncv.
und unmittelbar vorher hat er erzählt dasz Brntns und Kdnuv &
KdTU)voc (nemlich des üticensis söhn) bei Philippi gefidlen wemL
unsere Überlieferung ist also einstimmig über den Titer dat
Porcia. wir haben demnach genau zu prüfen, ob die daten, wflUw
ihre richtigkeit ausschlieszen sollen, wirklich so zwingend sind, m
so mehr als nach einer ausdrücklichen angäbe des Plntarch (Gri»
minor c. 1) der üticensis nur eine einzige Schwester besan, wilehi
bekanntlich an L. Domitius Ahenobarbus verheiratet war. MommsM
argumentiert so : Porcia hatte aus ihrer ehe mit Bibulus einen loki,
der um 691 Boms geboren war, folglich fällt ihre eigne gebarl ^
testens ins jähr 673, und damals stand Cato, der 659 geboren warf,
im 14n lebensjahre. leider hat sich Mommsen dabei nicht eriaiirti
wie früh die Römerinnen zu heiraten pflegten (vgl. besonders Fmd-
länder Sittengeschichte I^ s. 549 ff.); er wird bei näherer ttberlegaf
zugeben, dasz wir noch ein übriges thun, wenn wir Porcia beider
geburt ihres sohnes 15 jähre alt sein lassen, und warom ist diegt-
burt des jungem Bibulus um 691 zu setzen? weil er 709 in Atkii
studierte, sagt Mommsen. ob er das wirklich gethan hat, wissen wir
zwar nicht, Cicero {ad Att. XII 32) sagt blosz dasz er damals fO^
hatte nach Athen zu reisen, aber wie dem auch sei , zu denrtigei
Studienreisen brauchte man als adlicher Bdmer noch nicht im lli
lebensjahre zu stehen, man entschlosz sich wol auch schon im Ite
dazu, den Bibulus aber damals so jung wie mOglich ansnndunm
haben wir allen grund , wenn wir bedenken dasz Platarch (Brntsi
c. 13) ihn, wie Mommsen meint, beim tode seines vaters (TM), «it
nach dem Wortlaut wahrscheinlicher, bei der vennählong ssinsr
mutter mit Brutus (709) ein iraibiov |LiiKp6v nennt* wir kiflMB
damit für das geburtsjabr der Porcia etwa auf 679, und es süads
nichts im wege es noch später anzusetzen, die chronologische mOf^
lichkeit dasz Cato von ütica ihr vater gewesen sei iSsst siehalss
nicht wol leugnen , auch ohne dasz wir gegen die Überliefemng ?«■
dem alter, das Cato erreichte, ähnliche zweifei geltend zu maohM
brauchten, wie sie Mommsen bekanntlich hinsichtlich Caesars fttr
durchaus statthaft erklärt hat. bei ihrer Vermählung mit BmtBI
wäre demnach Porcia nicht einige fünfzig, sondern höchstens dreisiig
jähre alt gewesen, womit das KÖpiiv ciücav lix bei Plutaroh (Bnitos
c. 13) wol übereinstimmt.
* das zweite kind der Porcia von Bibalas (Plut. Cato minor e. S5,
der aber Dicht sagt dasz es ein knabe gewesen sei) muss nach dieser
stelle zu urteilen vor 709 gestorben sein.
Königsberg. Fbaxs BOhl.
BDombut: in Augutiiiiit de cWitiite deL 148
23.
ZU AUGUSTINUS DE CIVITATE DEL
, 1 in qua Joquendi oonguetudine faäum est ut et deus ipse
pms^ quem sane Oraeä nuUo euo sermams usu €iic€!f^f\ vooant.
bUheren ausgaben stand euceßeiv statt eöceßf). die hss. bie-
0bef»; dafür schlug Dübner in den anmerkongen seiner ans-
iCۧft vor, das ich aufnahm, ich that dies mit unrecht, die
• form ist €uc€ßf)v (eöceßifiv?): vgl. Winer neutest sprach-
( 9 amn. 3; epist Bom. 4, 5 dceßifjv (so Tischoidorf nach
pist I Clementis 14 dccßrtv (so cod. AJez., w&hrend die neuem
irichtig dceßft schreiben).
, 11 . . non inpartune neque inoangrue arbUrar aeoidisH, et»
fmana industria^ iudicio fartasse dwino^ ut hoe verbum quod
rUur* in Latina lingua nee grammaHci deeUnare poiueritU ea
qua cetera iäUa decUnantur. namque ab eo quod est *airitur* fit
praetenii tempern ^ertus est* , et siqua sknUia sunt^ per tem-
ueteriii partieipia decUnantur. ab eo vero quod est *moriiuir^ si
MUS praeterUi temporis verbum^ responderi adsotet ^morhims
Utera geminata, sie enim dieitur mortuus^ quo modo
r, arduus, conepieuus et si quasknUia^ quae non sunt
H temporis, sed, quoniam non^na sunt, sine tempore dedmam-
)sd autem, quasi ut decUnetur, quod dedinari nonpotest^ pro
•0 praeterUi temporis ponitur nomen, in der aufstthlung der
anf 'Uus findet sich in dem ftlr die mittlem bücher masz-
en Veronensis (6s — Ts jh.) Carduus nach arduus eingefügt,
im anstand dasselbe in den tezt zu setzen , weil mir der zu-
ihang eine reihe von adjectiven zu erfordern schien, ich
3 mir die entstehung des Carduus durch eine dittographie von
mit hinzunahme des anfangsconsonanten c vom nttchsten
dasz aber auch hier die lesart des Veron. völlig richtig sei,
iberzeugt mich eine andere stelle des Augustinus (gramm. lat.
. V s. 520, 28), auf welche mich JNOtts treffliche recension
wes Prodromus (jahrb. 1878 s. 421) aufmerksam machte,
isxtes: faiuus ingenuus arduus Carduus exiguusbf^^M, ut
Uxä, et talia.
;, 23 (I Cor. 15, 47—49) primus hämo de terra terrenus, se-
hämo de cado. qualis terrenus, totes ä terreni; quaUUs cadestis,
cadestes, et quo modo induimus imaginem terreni, induamus
«nein dus qui de cado est. so lautet dieses apostolische dtat
einer zweiten aufläge; die erste hatte: secundushomo de cado
s]. LZiegler stellt in seinen Italafragmenten s. 27 die for-
D welchen sich das obige citat bei Capreolus, Augustinus ep.
i und im Amiatinus findet, zum vergleich nebeneinander, zu
tat Augustins aber bemerkt er unter dem texte bei cadestis :
e civit. dei , wo caelestis von Dombart ohne grund verworfen
150 BDombart: zu AugustiiiUB de ciTitate äeL
wird.' ein so kurzer, bestimmter satz ohne angäbe der nlhem nm^
stände macht dem leser den eindruck der nnwiderlegliehkeit und
unumstöszlichen gewisheit. sehen wir zu, ob dieser eindrack hier der
Wirklichkeit entspricht.
Zunächst hätte erwähnt werden sollen , daez das gleiche citat
abgesehen von andern stellen Augustins sich in der oiTiiaa dei aelbat
noch zweimal findet, nemlich 13, 24 und 18, 11. auch an dieeea
beiden stellen hatte ich cadestis eingeklammert, ttber bereofatigaiig
oder nichtberechtigung dieses verfiE^rens musten natflrlieh mniehst
die hss. entscheiden, da stand es nun auf den ersten blick achlima
für mich: denn 13, 23 sprach für die weglassung dea eadutu keiM
der hsl. autoritäten die mir damals zur Verfügung standen; 18, 84
fehlt cadestis in F, während A es hat; dagegen fehlt es an der dritt«
stelle 18, 11 nicht nur in den beiden besten Pariser haa. eg, iOB-
dem auch in der besten der von mir für die erste anagabe nr
glichenen, dem R, der an den ersten beiden stellen nicht
werden konnte, weil er nur die letzten acht bttcher enthilt.
ist es bekannt und von Ziegler selbst wiederholt hervorgehobeii
dasz vulgatalesarten in Jüngern hss. oft an stelle der ftlteni M»
Übersetzung getreten sind, dies ist auch bei A der fall (vgl. a. VIJU
der praefatio meiner neuen ausgäbe); nicht aber, oder wenigttflu
äuszerst selten, bei B. da nun dessen autorität 18, 11 durch eggt*
stützt wurde und 13, 24 auch F cadestis wegläszt, so schien mir &-
ses auch 13, 23 verdächtig, dazu kamen aber noch weitere gewioh*
tige thatsachen. das dem cadestis entsprechende oöpdvtoc fehU im
Sinaiticus und Vaticanus; auch der Amiatinus hat es nicht (dag^jsa
steht es im Fuldensis). endlich fehlt es bei TertuUian und CjpriiB,
bei dem erstem an drei , bei dem letztem an vier stellen nach doi
besten hss. sehr instructiv für unsem fall ist es, dasz an einer dv
CTprianstellen (de zelo et livore 14) der interpolierte M die Variante
caelestis hat. nach dieser läge der dinge war es gewis nicht *<diiie
grund' geschehen, wenn ich cadestis einklammerte.
Aber vielleicht konnte man es wenigstens für zu kühn haiton,
wenn ich dies auch 13, 23 that, wo mir gar keine hsl. autoritiU nr
Seite stand, doch das glück war diesmal der kühnheit hold, als idi
die bemerkung bei Ziegler ao. las, hatte ich bereits die collation des
Veronensis in bänden, derselbe gehört mindestens dem sieben-
ten jh. an, und in ihm findet sich keine spur einer interpolation« ieh
kann nicht leugnen dasz ich neben dem vergnügen eine eigene Ver-
mutung bestätigt zu sehen auch einige Schadenfreude hatte, als ich
fand dasz in dieser ehrwürdigen hs. auch 13, 23 und 13, 24 das
cadestis fehle (das 18e buch findet sich in dieser hs. nicht mdir).
so strich ich es denn an allen drei stellen im texte und begründete
dies durch die hinweisung auf die hsl. lesarten. von Zieglers ana-
stellung schwieg ich in der Voraussetzung, dasz ein einziger blick in
die neue ausgäbe ihn von seinem irrtum gründlich heilen werde, um
so mehr war ich überrascht, als ich in seiner neusten achrift %
BDombtri: sa AQgaflinni de dvitate dei« 151
kt bibelflbem ogen vor Hieronymns' 8. 47 folgende bemerkong
Im: ^eaduüi m i de cado hat Dombart an obiger stelle sowie 13, 24
■■d 18, 11 ohne ausreichenden gnmd (!) in klammer gesetzt (so)/
anbBgs glaubte ich. Ziegler habe meine neae aasgabe gar nicht an-
geachen: dann in der ersten hatte ich das wort in klammer ge-
atlst, in der sweiten steht es im texte gar nicht, doch ans an»
dvB stellen ersah ich dasz er die zweite ausgäbe auch kennt wie
bsgriliidet er nun seine behauptung? ^dasselbe' {eadestia) so fthri
m fort 'steht nicht nur an den purallelstellen bei Aug., sondern
sadk b«i Capreolns von Karthago, der denselben bibeltezt benützt
kift; Tg^. meine Italafragmente der Paulinischen briefe s. 27. vgl.
weh &, oöpavoö 6 oöpdvioc FO.' um den letzten punct richtig za
vlrd]g«n, muss man wissen dasz F und G sehr nahe verwandt sind
ttd Anr ab 4in zeuge gelten kennen, und dasz der sonst mit ihnen
& KOtvfi &bocic repräsentierende Claromontanus, mit dem der
Kbdtext Augnstins wie überhaupt der alten lat Übersetzungen so
vial&cii stimmt, hier von F6 abweicht und mit Sin. Vat Alex, und
%kraaii. zusammengeht doch freilich eadestia findet sich ja anck
'iB den parallelstellen bei Augustin' und 'bei Capreolus*. es ist
riaa d«r eigentümlichkeiten Zieglers , welche der klttrung dieser
Khwiengen fingen nicht eben fOrderlidi ist, dasz er den begriff der
bSKiMidentitftt bezüglich der alten lat bibelübersetzungen übertreibt,
se «Ulrt er auch den text der Freisinger fragmente ftr identisch
mit dem Augustins. richtig ist dasz der bibeltext des Capreolus und
dar Freisinger fragmente dem Augustins sehr nahe verwandt ist;
Biber verwandt sogar als irgend ein anderer, von einer identit&t
im eigentlichen sinne kann aber schon deshalb nicht die rede sein,
weil sogar die citate bei Augustin selbst oft in auffallender weise
differieren, um dies zu belegen will ich bei unserm citat bleiben.
nach Aug. ep. 205, 12 lautet es so: primus hämo de terra terrenus^
ieeumd%is komo de caelo caelesiis. quaUs terrenus, tcdes et terreniy
et qualis caelesiis, idUs et cadestes. sicut portavimus imaginem
krrem, portemus et imoffinem eius qui de caelo est. dagegen nach
dv. dei 13, 23 : primus homo de terra terrenuSy secundus Jiomo de cado.
pMs terrenuSy tales et terreni\ qualis cadestiSy tales et cadestes. et
quo modo induimus imaginem terrenij induamus d imaginem
em$ qui de cado est. wir sehen wie wesentlich , abgesehen von cae-
letiis^ hier die abweichungen sind, es sind folgende:
ep. 205, 12 civ. dei 13, 23
d qualis qualis
sicut portavimus d quomodo induimus
portemus induamus
über dieses itir unsere stelle höchst wichtige Verhältnis bleibt aller-
dings völlig im unklaren, wer nur das kennt, was Ziegler in seinen
lulafiragmenten s. 27 bietet dort steht nemlich nur bei sicut die
bonerkung: 'dagegen quomodo de civ. dei 13, 23.' von dem vorher-
152 BDombart: zu Augastinus de civitate dei.
gehenden et, welches an der andern stelle fehlt, und dem nachfolgen-
den induimus statt portavimus , von dem vor qualis weggelassenen
et \ von induamiis statt portemus sagt er kein wort, es war dies um
so unvorsichtiger, da er sich dem schein aussetzte, als habe er that-
sachen verhüllen wollen , die mit seiner identitätstheorie schwer la
vereinbaren waren, bei seiner neigung biblische stereotjptexte her-
zustellen ist es übrigens nicht unmöglich , dasz er an unserer stelle
am ende auch diese differenzen durch einen gewaltact beseitigen will,
dem steht aber im wege, dasz auch in Augustins werk de genesi ad
litteram 6, 19 der wichtigere teil derselben wiederkehrt, dort heisxt
es : primus hämo de terra terrenuSy secundus ?u>mo de caelo caelesiis,
qualis terrenusy täles et terreni, et qualis cadestis, taUs et cadestes,
et quomodo induimus imagmem terreni, induamur (?) et tmo^
nem eins qui de caelo est. hier haben wir freilich , wie an anden
parallel stellen Augustins, cadestis.* wie kann man aber beidemb]^
herigen zustand der texte darauf gewicht legen ? Tor allem gilt es,
wenn die schwierigen fragen über die ältesten lat bibelübersetsongn
gelöst werden sollen, handschriftlich gesicherte texte herzustelkB.
wie grosze änderungen dabei gerade in den bibelcitaten notwendig
werden , das geht wol für einen unbefangenen am klarsten aus dem
umstand hervor, dasz in dem von uns behandelten citat die frflhenn
ausgaben der civitas dei dreimal cadestis bieten (ohne zweifei nadi
der spätem vulgata), während es an diesen drei stellen in den besten
hss. fehlt, dasz ich es also nicht *ohne grund' oder 'ohne ausreichen«
den gprund' verworfen habe, wird nach dem gesagten einleuchten.
Ich bedaure wegen eines einzigen wertes zu einer so langen
erörterung genötigt worden zu sein, tröste mich aber damit, dasz sioh
daraus vielleicht manches für die behandlung der bibelcitatebeiden
lat. kirchenvätem abnehmen läszt.
* dieses et steht allerdings bei Ang. civ. 13, 24. ' doch fehlt w
nn einer stelle iu den sermoDen, wovon Ziegler keine notiz nimt, obwol
schon Sabatier darauf hingewiesen hat.
Erlangen. Bernhard Dombabt.
ERSTE ABTEILUNG
FÜB CLASSISCHE PHILOLOGIE
hkbausqeT^sbkn von Alfbed Fleckeisxn.
24.
BHENDATIONUM ABISTOPHANE/LBUM DECAS ÜNDECIHA
ET DUODSGIMA.
(cf. aanmlei 1876 p. 83—48. 1877 p. 289—818. 1878 p. 87—119. 687—686.
1879 p. 821-84d.)
CI. Achamenaiam 25
oäb' o\ irpurdvcic {(kouciv, dXX' duipiav
fiKOVT€c, cTra b* ibcnoCvrai iriSic 6ok€ic
tt iXOövT€€ äXXnXoici irepl irpiirrou SOXou,
fiOpoi Kcrrapp^ovTec'
•nustris avibuB, si quid rideo, hunc quidem locmn aggressoa est
OEtchnuumos in coniect. obseryationainqae Aristophanearom speci*
ftiae primo ceteroqnin landabüi scripto diligeniia p. 5 sq., quattuor
eoBiectnris locom infestans, quarum tres sunt minime necessariae,
^Qirta antem loco sane vitioso parum dextre medetur. primom enim
ftoa intellego cur participiom f^KOVT€C, cui proxime anteoedat f|KOU-
ctv, d diiplicuerit. nam com Dicaeopolis questos prytanes nondam
ideue ad ordiendam contionem , animo sibi finxerit qaid fiat si tan«
dem prytanes adsint, quidni eodem quo in prima enuntiationis parte
vtrbo i^KCiv usus sit, sed novum adbibere debueht äuipiav dX6övT€C?
iciade Bachmannus cTO' oYbe scribendom censebat idque maiore
etiam fiducia proposuit duabns de caosis, qaoniam Soidas 11 p. 1293
iialMat oib' uiCTioOvTai, et qaoniam Aristophanes post participiom
eoBtUnter intolerit ilia (£iT€iTa), nusquam elra bL at Soidas,
quem meliores qoam nostri sant Aristopbanis Codices haboisse nemo
tffirmare Teilt, poetae locum talem ascripait: otb' dicnoCvrai injuc
bOKCic, ircpl ToG irpuiTOu EuXou, quo docuit locom in brevios contra-
bere se volaisse effecitqoe ot parom dignos esset fide. quod autem
BacbmannoB ad Aristopbanis consoetodinem provocat, qois non
landet eins in constipandis locis Aristophaneis operosam diligentiam,
IsUrMrber flr cUt«. philol. 1880 hfl. 3. 11
154 OSclineider: emendationeB AriBtophaneMi
modo ubique accedat accurata disqnisitio sitne aliquid oasa fiusbim
an ratione. ratio autem non improbat hie poni particolam b^ quam
post nominativum absolutum positam etiam Pluti v. 278 habränt :
iv ifji copiii vuvi Xaxöv tö yp&yiyiOL cou biKdZeiv, | cu b* od ßabiZctc;
et saepius post genetivum absolatum vel in pedestri oratione l^gimus,
de quo vide Maetznerom ad Antiph. p. 136. et Bachmannns ri oob*
cessit saepius dici K&ra pro cTra simplici per anacoluibiam qoandam,
cur anacoluthia xai excuset additum, bi non excnset? et aaaeo-
luthiam docet etiam i^KOvreC, quod ita positum est ac ü dieen
voluerit f^KOvrec iroirjccuciv ujctc ubcTioCvrai. ac nulla foit caun
cur interrupta per prytanum memoriam narratione Dicaeopolis in-
dicaret ad demotarum suorum memoriam se redire. nam ipsa quiboi
utitur verba manifesto hoc docent, ut ne levissima qoidem novi suIh
iecti mentione opus fuerit. tum Bachmannus part. £X06vT€C aptoa
esse negat, eademque mea quoque iam dndum fiiit sententia, nt foit
etiam BSdmiidtii sententia musei Ehen. t. XXXIV (1879) p. 107,
item MHauptii opusc. m p. 543. et me quidem semper male habebit
quod sentiebam vocem ^6ÖVT€C plane otiosam esse, nam qnonam
tandem venerint ? num in forum ? at ibi iam yersantea eo8 Dicaeo-
polis finzit V. 21 — an in ipsam contionem? at ita non dX6övt€C
dicendum erat, sed dpxö|Li€VOi, ut recte de eadem re statim dicitnr
äOpoi Karapp^cvTec praesentis participio, iuxta quod nuUus nsns est
participii £X6ÖVT€C. hinc iam diu est ex quo Aristophanem scripsitse
mihi persuasi
uiCTicOvrai ttuic boKCic
^6ovT€C dXXrjXoici ircpl irptbrou EuXou.
probe quidem scio Atticum esse non £8€iv, sed €iui6^vai, vemm
illud puto Aristophanem sumpsisse ex Homeri IT 260 cqMliKCCCiV
toiKÖTCc äex^ovTO eivobioic, oOc naibec ^pib^aivouav CdovTfC
(adde I 540), ut alia quoque vocabula ex Homero Aristophanet ii
usum suum convertebat, ut bcbicKOjiiai Lys. 564. atque hoo ncoa
£6ovT€C etiam nunc teneo, postquam cognovi BSohmidtinm L L
coniecisse & tt a v T € c dXXrjXoici — quod certe aliquid commendatioBis
habet ex v. 42, ubi eandem sententiam Dicaeopolis protolit (cic Tf|V
7rpoebp(av irdc dvr)p (bcriZcTai) — aut Bachmannum commendm
ut legatur ^Xkovt€C, quod parum firmatur locis a Baohmaano allaftii
Av. 365. Lys. 459. Pluti 955 aliis. quis enim sibi fingat animo de-
motas, qui in id solum intenti erant ut sedem aptissimam qnaaiodus
sibi caperent, moram facere voluisse manus sibi invicem inidentasf
sed yeri similem correctionem yocis cormptae nondnm se inTcniise
Hauptius 1. 1. professus reiecit oblatam sibi ab auditore aliquo loo
dvoxXoOvTCC. postremo Bachmannus probavit irepl toO irpdrrou
EuXou a Suida subministratum , cuius hie subleetam fidem mm
monuimus. ac Suidae tum quidem immemor Meinekios quoque Vind.
p. 2 articulum addendum censebat, quod aliter fieri non potait nisi
dXXrjXoici mutato in dXXrjXoic. tametsi autem Meinekio etiam
Hauptius 1. 1« assensus est, nego tamen necessarium artionlam
OScImeider: emendationee Amtophaneae. 165
fttqiie eo quidem illam finnari, quod Dicaeopolis v. 42 habet eic ii\y
npO€bpiav. Aam irpurra EuXa plura sunt, si quidem o\ dvoßaO^oi
ui plnret partes vel ibdiXux (cf. Pollux IV 121, ubi additur £bui-
Xi^^Civ TÖ €UTKa6U[€iv) diyidont, onde perspicitor vel in primo or-
dine ploirn foiase EuXa sive scamna. at Trpo€bp(a una est eorumque
OBUÜom qoi in ono aliquo primi ordinis £üX(|i sedent. onde patet
oor hnic qoidem nomini articulus accedere potuerit.
üna igitor correcta voce iX6öVT€C in £6ovt€C reliqua omnia
potamoB recte habere nee opus esse aliis viroram doctorum con-
iectoris, velnt BSchmidtii 1. 1. temptantis ▼. 23 dudpioi (etsi duipiav
optime Tindicavit Dindorfius in ed. Oxon.), Hauptii 1. 1. qoi v. 24
•eribere malebat i^KOUciv, eha b* uicnoOvrai, Dobraei ibidem corri-
giBtis cIto biuicnoCvTat, quod Meinekius probabat, WBibbeckii
Ar. Aeham. p. 103 qoi yel inter ▼. 23 et 24 vel post f|KOVT€C v. 24
lacDnam statuebat esse, nam mihi rectissime prooedere sententia
videtor, qoae talis est:
die prjtan«n sind aaoh nicht da; doch sind sie verspätet da,
daan aber werden sie drüngen and stosseD, wer weiss wie sehr,
einander hin sn *oer ersten baok, wie es ihre art,
in wirrem sehwarm anströmend.
CII. Thesmophoriazusarum 24
TTÜuc &v oiüv
irpdc TOic dyaOoic toutoiciv iieipoi^* önuic
£ti irpoc^dOoi^i xuiXdc elvai tui ck^Xt) ;
Thesmophoriazusarum unus hodie superstes fons est^ codex Bavennas.
nam codicem Urbinatem, ex quo Thesmophoriazusas una cum Lysi-
sünata primum edidisse se in luntina altera Bemardus lunta memoriae
prodidit, a Bavennate non diversum esse liquide demonstravit Vel-
ttnua 'aber den codex Urbinas des Aristophanes', et ex Bavennate
soeoratiasime descriptus est Monacensis n. 492. quo maior reverentia
debetnr Bavennati, qui hoc loco habet in altero versu £ti Trpoc-
pdBoi fi^ x^^öc elvai Tvb c%{kr\^ in illud quod nunc editur mutatum
a Dindorfio in ed. a. 1830 et a Wellauero probantibus praeter
Fritxachium editoribus qui postea fuerunt, etiam Velseno. quod si
deüaiigatns errando Mnesilochus ab Euripide, multa habere se dioente
digna scitu, hoc quoque petit ut discat, quo modo sit pedibus clau-
dnt , hoc plane absurdum esset vel tum , si additum esset (quod non
est additum nee ullo tamen modo sileri potuit) putare Mnesilochum
etiam claudum se coactum iri Euripidem comitari. sed etiam irpoc-
lioBoi ^i\ xu>Xöc elvai, ut Bavennas habet, aperte falsum est, quoniam
de ae ipso loquitur Mnesilochus. hoc qui ita correxerunt ut iTpoc-
MdOui scriberent, velut Brunckius et Fritzschius, parum tribuebant
codicis auctoritati, cuius sequenti paulo pressius vestigia sine dubio
locus ita censebitur in integrum i*estituendu8 esse :
Ö1TUJC
fxi Trpoc^äOoiv ^i\ xuiXöc elvai Tib cKi\r]\
156 OSchneider: emendationeB Aristophaneae.
fugit omnes rarior optativi forma jiidOoiv (pro ^dOoi^i), quaiui enat
Cratinus in Drapet. fr. VI ouk fiv djiidpTOiv, et EuripideB fr. 896 N.
ei Tp^90iv Td tiüv ixikac , nuperrime illa a nonnnllis reatiiata aliis
alibi atque vel ipsi Homero : cf. quae diiimus in Callim. toL II p. 513.
admodum autem memorabile Bavennatis est scribendi geniu irpoc-
jidOoi * |Lif| , ubi quod interpositum est punctum cum non poitii
Signum interpunctionis , eo librarius defectum unins litterae i
voluisse videtur. quamquam nescio quid significare Toluerit t. 77
diTÖXuiX' - EupiiriÖTic , v. 88 rpaTipöobibdcKaXov * £k 6€C|Lioq>6potv,
y. 98 jLieXiubeiv- dv irapacKeudZerai et alibi.
Haec dudum scripseram, cum affertur Blaydesii editio Thei«
mophoriazusarum, quae Halis Saxonum prodiit ex librario OrpbaiMH
trophei, ut omnium Aristopbanis comoediarum editionem i«m-
nuntiaret. quasi vero Anglo homine opus esset nobis (JermaniSf qoi-
bus in ipsa patria pararetur nova editio, nee baberemns Timm ezimie
idoneum ad illud negotium faciendum. atque Velseni nostratif m
nomen quidem cognovisse videtur, cuius iam ante duos hos annoi
Thesmopboriazusarum editio prodiit et vel ante annos deoem editio
£quitum , quam tamquam promulsidem novae AristophaaiB reoei-
sionis esse volebat. itaque certe non vitio vertet nobis Blaydesioi,
quod de Velseno ei narravimus.
CHI. Thesmopboriazusarum 289
KQi TÖv 0uTaT€poc xoTpov dvbpöc jLtoi TuxcTv
itXoutoOvtoc, äXXu)c b' i^Xi6(ou KdßeXr^pou ,
Kai TTOcOaXicKOv voOv ^x^iv jiioi Kai 9p^vac.
in Bavennaie est Kai Tf)V Oirrar^pa xoipov, ab uno seryatomfieigkio,
qui nihil tamen monuit quo illud interpretaretur. reliqai antttn
critici praeter BThierschium , Fritzschium , Engerum iure sibi vide-
bantur pro OuT^tT^pot genetivum restituisse alius aliud commendaBi.
quorum conamina recensuit Engerus, post quem Meinekios ToO
Ourarpiou xoipov edidit, Kockius autem Verosim. p. 221 iffc Oirpi-
Tpöc TÖV xoipov, Velsenus töv OirraTpiou xoTpov, nnperrime Bl^
desius, etsi codicis scripturam retinuit, tamen vel tres protnlit eon-
iecturas: Kai xoipCov (vel xoipCbiov) Tfiv Ourcnr^p* — auticaltjjv
^^f|V xoipibiov — aut Kai ti?|V 0uTaT^pa xoipibiov dvbpdc Tuxciv,
quorum nihil probabile. verum enim vero istius modi emendatiow
ex eo emendationum genere mihi videntur esse, quae &oiliorea Bont
quam probabiliores. quis enim hoc loco scriba umquam tam inaipidus
fuerit, ut genetivum mutaret in accusatiyum? hunc igitur OMum
iure putabimus ab ipso Aristophane profectum esse, vitinm antam
latere in xoTpov. quo concesso statim prodibit facilis loci emendatio:
Kai Tf|v GuyaT^p' eöxoipov dvbpöc jüioi tuxciv,
mag meine tochter kriegen als Schönheit ^nen ehemann,
der reich und sonst ein dummcrjahn und pintel ist.
quam nemo nimis violentam mutationem appellabit, qui a et €U saepe
confusa esse meminerit, de quo identidem in comm. palaeogr. Bastius
OSchneider: emendationeB Arisiophaneae. 157
admoBuitf inprimis p. 706. ita autem simul recuperabimus vocem
qomm aeque qoia deaideraverit nam pulch ram demum snam filiam
mantnm diTitem facile inventuraxn esse sperare Mnesilocho licait.
pülchram igitar filiam esse nt indicet, non appellat euTTpöcturrov vel
cAcoXiTOV vel in universnm koXiiv, sed eöxoipov, qaod cum re quam
isdiemtams est coninnctissimum esse patet. ne quis autem miretur
a me restitui vocem cuius alibi nnllum vestigium, nolim obliviscatur
hoius modi adiectiva , quae ex coninnctis voce eO et substantivo ali-
quo orta sunt, usitatissima Graecis fuisse. nam ut simillima tantum
afferam , quae et ipsa sunt a nominibus partium corporis compoeita,
saÜB mnnita habemus eörXuiTTOC eJhcvTDiioc (euKvrjiiiic) eÖKoXTroc
€<i|iTtf>oc €uöq)6aX)Lioc euTrpöcturroc eäidXevoc, quibus usi sunt scrip-
tores antiqui et probi, partim ipse Aristopbanes (cCtXuittoc €U-
trpöcunroc) , qui etiam ex di versis generibus alia habet cum aliis :
dS^coc cÖK^ctboc eCicuKXoc efiXupoc eöjiioucoc cCorrXoc eÖTrrepoc
cfiqnmoc cCqMuvoc eiixpouc, ne dicam de pervulgatissimis istis €Ö-
Xoit>c cCpuOiLioc €Öq)pu)V. quidni igitur Aristophani licuerit eu-
XOipoc vel ad tempus fingere? at fortasse alicunde coniecturae
BOttTBe periculum imminet. fortasse enim dixerit aliquis, ita dicen-
dnm fuisse t?|v €Öxoipov OuTor^pa vel t?|v OuTOT^pa Tf|V cöyoipov.
at monendum cfix^ipov non cum OuTOiT^pa iungendum esse, sed
sententiae vi ad sequentia referri. de qua re cum nemo dubitaverit
in eins modi verborum coUocatione qualis est in Eq. 1367 töv jiiicOöv
dno^uKUJ 'vreXfi aut in Ach. 1216 Ijiioö b{ T€ ccpd) toC tt^ouc
d|iqNU p^cou rrpocXdßecOe , tamen adiectivum etiam proxime ap«
poaitom est; quamquam ad verbum potius pertinet: Ach. 447 toöc
b' aö xop^^TOic i^XiGiouc Trap€CTdvai. Eq. 528 dqnSpei rdc bpOc Kai
TOC TrXcrrdvouc koi toüc dxOpouc TTpoöcXujiVOUC. ibd. 1 106 (iropiui)
Kai TOÖ\|;ov ötttöv. Nub. 230 Tf|V q)povTiba X€7TTf|V Kara^iEac.
ibd. 264 8c ^x^ic Tf|V ff\v ^ei^iüpov. Av. 1254 xfic biaKÖvou irpui-
TTjc dvoTcivac Tvb ck^Xti. Eccl. 63 dX€ii|ia^^VTi tö cili^' öXov coli.
Ach. 138 Kcrr^viipe xiövi Tf)v Gpaiciiv öXtiv. ibd. 160 KcrraiTeXTdcov-
Tm Tf|v Boiurriav ÖXtiv. Eq. 681 t^v ßouXf)v öXtiv. Av. 224 Kare-
ucXiTuice Tf|y Xöx^nv ÖXriv. Pluti743Tf)vvux6*6XTiv ^TpilTÖpccay.
EccL 39 T#|v viixO* öXtiv fjXauvdjLie ibd. 1123 eiKppdvei Tf|V viixO*
öXiTV (contra ÖXriv Tf|V vuktq Nub. 75. Eccl. 1099. öXnv Tf|v fm^pav
Plvü 1015). his satis mihi videor emendationem meam firmasse.
rtfltat ut moneam Fritzschium edidisse xai Tf)V Oirfar^pa Xoipiov,
qnod ineptnm vocat Engerus ipse tamen edens xai T^v OirfOT^pa
XOipiov, de quo explicando ne verbum quidem addidit.
Quem autem iure desiderabant ante xoTpov articulum , eundem
non miramur omissum esse v. 291 ad vocem TT0c9aXicK0V (sie enim
Dindorfius acutissime correxit oodicis scripturam irpöc GdXriKOV nee
praefero Bothianum irpöc tö XilKäv). neque enim certum aliquem
nocOaXiCKOV intell^o, nedum mariti a matre filiae expetitum , sed
eum quem ipsa filiae mater (i. e. in feminam transforroatus Mnesi-
locfans) 6 i b i optat. certe lepidissimum est dici Mnesilochum adeo in
158 OSchneider: emendationes Axistophaneae.
mulieris naturam se insinnasse, ut penem aliquem invenire eopiat,
qai sui coram habeat (npöc aÖTÖv ^x^i voöv xal q>p£vac). itaqva
non puto probandum esse neque Kockii 1. 1. irpocOoXkicov voOv
f XOVTOC, neque Muelleri-Struebingii * Arisi a. die hist. kritik* p. 695
Trpöc qpdXiiTa voOv ^x^vroc, qui, ut versus de filiae maritoiB-
tellegi posset, et v. 282 rescripsit OuTCtTpöc et v. 288 ^x^vroc
CIV. Tbesmophoriazusarum 162
""IßuKOc dKcTvoc KdvaKp^uiv ö Tf^ioc
äpxaioc, ofrrep dpjiioviav ^x^M^cav,
£lLllTp09ÖpOUV T€ Kai bl€KXa»VT' 'luiVlKtllC
raro accidit ut vel ad periclitandam coniecturam usus non sit Bt-
vennate , quoniam quid multis saeculis ante scriptum hone codioan
in libris circumferri consueverit aliunde constat. velat de ▼. 161,
ubi dpxotioc Hermanno debetur, iam olim est a grammaüoit in di*
versas partes disputatum. refert enim Sjmmacbus — nam ii siie
dubio in scbolio loquitur — in libris manu scriptis legi 'Axcoöc
(Kdxoiiöc), quod Aristopbanes Bjzantius (cf. Nauckius p. 64) primn
mutaverit in 'AXkqToc (KdXKaToc), non probatum tarnen Didjmo
dicenti : ouK ^TTiiToXäZeiv bia Tf)v bidXeicTOV rd 'AXxaiou. qaod ze-
futasse sibi visus est Sjmmachus monens poetam in Av. 1410 et
Vesp. 1227 Alcaei locos respezisse. quod etsi verum est, non nüa-
bimur tamen quod Didjmus Alcaeum lyricum memorari hoc looo
potuisse negavit. quis enim credat Alcaeum illum fortisaimnm et
bellicosissimum virum inter emollitae poesis auctoree nominari po-
tuisse? id adeo incredibile visum est Didjmo, ut dXXaxoö (^VT^
KtujiiKQ X^Eci, ut suspicor) coniecerit certe cogitandum faiase de alio
Alcaeo, citbaroedo cuius etiam Eupolis memor fuerit. quam sentMi*'
tiam recte reiecit Sjmmachus : poetae enim requiri memoriam , noa
citharoedi. nihilo tamen minus praevaluisse videtnr Aristophaail
grammatici sententia. nam in Bavennate quoque est KdXicaiOC, ui
nunc ediderunt etiam Botbius, Bergkius, Engems, BThienöbini,
sed iure xdxaiöc revocarunt Meinekius et recentissimua editor Vol-
senus, non quod hoc a poeta scriptum videntur putasse, aed, nt ondi
par est , ne emendandi viam obstrueront. et emendandi perioolnm
fecit Fritzscbius, qui x\i) Keioc edidit (receptum nonc a Blaydetio).
quo multo verecundior Meinekius suam coniecturam (xal Adcoc)
Vindiciarum fines transgredi nolebat. equidem Hermanno aaeentior,
non nomen proprium aliquod, sed adiectivum quaerendom esse, quod
tale fuerit necesse est ut vel Aristophanem grammaticnm facile
fallere potuerit, utpote non tritum et usitatissimum, ut Hermannia-
num illud, sed paulo insolentius. quäle fuerit xalxoidc, inqne
oculos incurrit quam facile iam antiquissimis temporibua KAIXAIOC
abire potuerit in K AXAIOC , cum legentium animi extemplo md ao*
tissimum nomen 'Axoiiöc abierint. nota autem ea vox ex ipso Aristo-
pbane est, Ljs. 90 xoua val tu) ciui, KopivOia b' oO, ubi Lacaeua
OSchneider: emeadatdones Aristophanefte. 159
loqniimr (ut Laco in eadem fabula 1157 oCirui Tvvauc' öiruiTra
XCUUiWpov). atqoe illum priorem Lysistratae locom respexisse
Hesyehinm IV p. 267, 12 facile concedo Ahrensio de dial. Dor. p. 76
«t MSchmidüo, qaamqoam codex non X^^^y ^^ ^^^i volebant, sed xctid
habet, eed quod Hesjchius moz y. 12 a£fert X^^^^c» ^oc non aeque
&cUe cum Ahrensio et Schmidtio in x^^oc mutandom censeo, prae-
•ertim nbi conceesum mihi erit altero hoc Hesychü loco intellegi
ipenm hone versom Aristophanis ubi nunc legitar 'Axctiöc. sed si
coneessnm erit, coniecturam nostram egregie stabiliri senties. ez-
tabat autem praeter x^tta et Xtti<^ (cuius accentum firmant Xaiöc
^oiöc ßoiöc CKQidc apad Herodianum I p. 109, 9 et II p. 423, 26)
ctiam tertia Tocis forma, de qua disputat schol. Ambros. 222 ad
Theocriti YII 6 (iste enim codex paulo plenior est oeteris) : x^uiv
mv drciGuiv. X'O^OL Top irapä toic Aaicebai^ovioic rd dTaOa. x^öv
bi TÖ €UT€vic Kai dpxaTov* ö^oiuic xal tö X'O^ ubi extremae litterae
adieeta est lineola, ut quae integra vox fuerit inoertum sit. potuit
«ne xo^k, sed potuit etiam x<S^cioc (Hesych. IV p. 276 x^cioc
drodöc, xpnCTÖc) vel xoXictöc (Hesych. IV p. 268 xotXiCTÖv * cxaiöv *
ik droOöv xai biKQiov) , quorum tarnen neutrum satis expedio. non
magis ab omni quidem parte ezpeditum Hesychianum I p. 341
'Axcrfa ' ^itfOcTOV Ati^irrpoc dirö tou nepl tP)v Köpriv dxouc, ÖTrep
teotciTo dvaZr)ToOca auri^v. AdKUJvec tk dyadd, oi tk £pia ^oXaKd.
eertior antem res est de significatione^ quam irfoB&c fuisse ubi tra-
ditor LaoonibuSy ii sine dubio ea voce significabant yiros nobiles et
in ciritate potentiores, optimates (cf. Welckerus ad Theognidea
p. XXI sq.). atque hanc significationem Aristophanem h. 1. in animo
haboisse censeo, ut Anacreontem Teium ex nobili genere ortum
significaret. fortasse autem XQ^dv ipsum se Anacreon vocabat eo
loco (fr. 117 = 130), ubi patriam urbem appellabat 'A6a^avTiba,
ot quam prior condidisset Athamas. cuius ex comitum aliquo si
Anacreon originem repetivit, iure se potuit x^^^^ ^^"^^ nobilem
Tocare. nam eam vocem per se parum credibile est usitatam fuisse
ioliB Laconibns. quamquam Atticiä certe non fuit usitata, etsi
Aeschylus Suppl. 825 dixit ßaOuxdi'oc i. e. valde nobilis, neque
poetea magis increbuisse videtur apud alios, nisi quod Parthenium
poetam, qui genus suum ab Homero repetebat, hinc Xaöv cogno-
minatom fuisse non iniuria statuit Meinekius Anal. Alex. p. 270, et
quod in Alexandri Aetoli fragm. p. 247 Mein. x^tioG Valckenarius
reetüoit pro vitioso dpxaiou.
CV. Thesmophoriazusarum 236 et 239
€Y. dvlcrac*, iv' dcpcucuj c€, KdTKÜipac fx^-
MN. oT^oi KaKobai^u)V; b€Xq)dKiov T€vr|C0^ai.
€Y. dv€TKdTU) TIC £vbo6eM bdb* f\ Xuxvov.
iTriKinrrc* Tf|V K^picov q)uXdTT0u vuv dKpav.
haec faieor non ab omni parte satis me intellegere, nam Euri-
pides ut Mnesilochum etiam similiorem mulieri reddat, crines in
160 OScbneider: emendatione» AriBtophaneae.
pube natos ambusturus ei est, quos mulieres ibi non probabanti ted
amburendo tollere solebant (cf. Eccl. 13 Xd|AiT€ic dcpciiuiv Tf|v in-
avOoCcav Tpixot coli, schol. ad Ran. öl 6). Teram hoc si in Iümbi-
lochi corpore Earipides facere volebat, non potait ei imperare ntpro*
cumberet et in terram versas corpus verteret (id enim signifioil
^TKUTTTCiv: cf. Nub. 291. Tbesm. 790. Ban. 238. 425. 804); led
qao facilior sibi ad istos crines aditos esset, iubere debebat Mnen-
locbum reclinato corpore recnmbere, quo magis pnbes proatant
itaqae cum contraria voce ei quae nunc legitar opus dt , non dnU«
tamus quin haec fuerit KdKKi3i|iac ^x^ (auswärts gebeugt du hatte
dicb). verbum dKKi3iTT€iv legitur Eccl. 1052, sed paolo alitoribi
dictum, mox quod sequitur ▼. 239 verbum diriKuirreiv apparet noa
posse aliud quid significare atque ipsum illud dfCKUTTTCiV. idom enim
denuo Euripides inculcat, protenta pube recumbere. at hoo im-
KU7TT61V non magis significare potest quam dYKuirreiv, nt nnaeom
hoc verbo etiam ImKÜTTreiv mutandum sit. et ubi scripaerimoa hl
KU1TT6 (noch weiter beug dich), nihil impedit quo minus denno ii-
tellegamus verbum dKKUTTT€iv. nam ubi verbum compositum rep^
tendum erat, saepe videmus non hoc, sed simplex verbum repetitnn,
id ut compositi significationem babeat: cf. bos annales 1877 p. 897,
ubi adde Eq. 706 Ti coi btS) KaTaq)aT€iv; dirl TiiD q)dTOic ifbtcr' dv;
Vesp. 1334 sq. TTpocKaXoujiievoc . . KaXou^evou Paeis 878 sqq.
biaq)uXdE€i . . (puXd£u)v. de xdpKOV q)uXdTTOU vuv dicpctv A
Welckeri librum de trilogia Aesch. Prom. p. 186 ann. 281. oetemffl
neque KdTKUipac neque IrTiKUTTTe Blaydesio offensioni fail
GVL Thesmophoriazusarum 101
l€pdv x^oviaic bcEdjiievai Xainirdba KoCpai
^wiws^i-w xopeucacOe ßodv.
ita haec Dindorfius edidit eiectis ex altero versu verbis bis Euv Acu-
Odpa iraTpibi, ut de emendando leni mutatione loco desperaase vi-
deatur, in quo sane non metrum solum, sed etiam sententia vaeillat
et prius ut de sententia dicam , Agathen tragoediam faotnroa Mnsai
(nam hae sunt KoOpai, ut rectissime Engerus statuit) invocat nt siU
propitiae sint. quae ubi icpdv x^viaic bcEajüi^vac XafLiicdbo dieiti
aperte nihil aliud dicit nisi hoc, Musas Gererem et ProaorpiBam
celebravisse , i. e. carmina in laudem Cereris et Proserpinae ThiBt'
mophoriazusis commodavisse. quid igitur est quod Agathon mme
quidem nihil rogat nisi ut canant, non addit autem quibus cani Telit,
quo non addito Musae de solis tantum illis deabus cogitare poterant,
quibus denuo canant. at ipsae tamen Musae statim intellegnnt aliis
iam deabus sibi canendum esse, quaeruntenim v. 104 rivi boi^OVl
ö Koi^oc, unde manifestum est Agathonem ipsis suis verbis indicare
debuisse , velle se nunc iam alioi deos carmine celebrari. de qao
cum in Agathonis oratione nuUum nunc sit vel levissimnm vestiginm,
locum patet corruptum esse, deinde facile demonstrari potest etiam
metrum vitiatum esse, nam choriambos si Aristophanes repetit, quod
OSchneider: emendationeB AriBtophaneae. 161
hat 8aepi8sime (sive pnros volebat esse sive imporos, h. e. hie illie
cboriambo sabstittita dipodia iambica), hac uti seiet versus clansnla:
«. . o. velat in dimetris, sive illi recurrunt saepins Korä cx^civ
poaiti^ ut in Aeolosic. fr. XI ouk iiöc, A T^vaiKCC, | iräci KaKoTciv
fgific I qiXuKtv äcdcTor" ävbp€C eqs., Pacis 785 sq. 806 sq., sive sunt
in fine systematum ut Eq. 555. 558. 585. 588. Nüb. 565. 597.
Veap. 528. 633. 638. 641. 648. item in tetrametris (nam trimetros
choriambicos ab omnibus vitatos esse dicit Christius de re metr. ^
p. 465): Ach. 1154. 1165. Nub. 567. 600. 955. 956. 1024. 1025.
1031. Lys. 319. 320. 326. 327. 340. 341. Georg, fr. Vm v. 2 et 4.
tum in pentametris : Ach. 1150. 1155. 1162. 1166. Lys. 328 (hexa-
metnxm ohoriambicum , vel si qui etiam plures choriambos con-
lanxerint versus, Aristophanes quidem non videtur fecisse, nisi huo
referendi sunt loci aliquot ubi nunc eduntur dimetri). hinc patet
nihil impedire quin in Thesmophoriazusarum quem cummaxime
tneftunoB loco Aristophanem usum esse pentametro choriambico
paiemns. ita metrum summam habebit similitudinem cum Lys. 328
(nisi qnod ibi deest basis, quae tamen in hoc metro invenitur sae-
pittime: cf. Christius 1. 1. p. 467 sq.):
fiöXtc dirö Kprjviic tjn' öxKov xal Oopußou xal irardnrou xuTp€(ou,
bouXatov dicnZo^^vii ,
nbi qoi saquitur dimeter, is in Thesm. loco censendus est nna cum
loBgioris versus fine vitium traxisse. et ad illius loci normam hie
ha\i nagotio potest in integrum restitui :
kpav xOoviatc bcEd^evm Xa^ndba, KoOpai, Eöv dX€u8^p()i t^?
IbiQv xopeucacOe ßodv.
atqne ita propter metrum correcto loco iom inerunt etiam quae
hodie desiderari propter sententiam supra significavimus. nam Musas,
quae antea assumptis facibus cum Tbesmophoriazusis publice deas
celebraverant, nunc Agathen adbortatur ut sibi privatim gratifican-
ies chomm cantantes agant, in laudem ApoUinis, Dianae, Latonae,
qnoe quaerentibus Musis mox appellat. quod autem in ultimo ver-
sicnlo anapaesti formam admisi pro iambi , eum legimus etiam Lys.
346 (iToXioCx€, cdc fcxov ^bpac), ut tribracbys pro iambo est Lys.
324. 325. 328. deinde quod t4> i^ioiv scripsimus pro Trarptbi,
prvfecto postquam semel AN casu evanuit, facile sane TAI potuit in
TIATPIA depravari. sed sur Attica vocetur iXeuO^pa ifd incertum
eiL equidem crediderim Atticam xar' dSox^v ita vocari ut quae
focrii libertatis studiosissima. sed Velsenus de liberata a MeiU)rum vi
Atlkaeogitabat, cum quo die Thesm opboria celebrarentur, in memo-
riam victoriae Marathoniae festi dies agerentur, quod tamen e vv. 337.
365. 806. 1143 quos affert evinci nequit. ac vide de isto die potius
AMommseni Heortol. p. 212. — lam tempus est videre quid recen-
tiora cnüd de hoc loco statuerint. ex quibus Bothius, Fritzschius,
BThienchins, Bergkius, Yelsenus nihil quicquam de verborum
•eriptora mutarunt, Hermannus autem in censura Fritzscbianae
editionis conomendavit dXciiOcpiq irarpibi, Engerus coniecit TraTptbi
162 OSchneider: emendationes Ariitophaneaa.
TTpoxop€ÜcacO€ ß., Meinekius edidit dXeuO^pqi | itdrpia X- ßo^ii
ultimam vocem coDiimgens cum dXcuO^pqi , WeddeiniuB in oensim
Velsenianae (Jenaer LZ. 1878 p. 729) pro TroTpibi malebat irpaicibi.
novissime Blaydesius etsi in poetae verbis edendis Dindorfinm fae
sequitur, in notis tamen hanc coniecturam protnlit: Upiii x^ovioic
b€Ed^€vai Xa^Trdba KoOpai | xop€ucac6€ ßodv. reetat at lod seii-
tentiam brevissime ezpediam patrio sermone usus:
X
die ihr | fackeln, geweiht göttern der erd*, nähmet, o jongfraan, mit dem
freiheitslande ,
ein pri7ate8 lied singt mir im chor.
de xopeueiv vide Christium 1. 1. p. 587 sq.
CVII. Thesmophoriazusarum 136
TTobaTTÖc 6 Twvvic; Tic irctTpa; t(c f| CToXrj;
neminem fore puto quin semel monitus mecum mireturi quodMned-
loch US de patria Agathonis bis quaerat. nisi quis forte nesoiat, u
quis TTObaTTÖc ; quaerat, nihil aliud scire eum velle nisi eius quae lil
patria. nam Trärpa est patria sequiturque in his tragiconun usum
Aristophanes: cf. Ach. 147 et Ban. 1163. 1427. an praestet negleeto
plane Atticorum usu irdrpav putare sjnonjmum esse vocis t^voc
ut apud Homerum N 354, aut sjnonjmum vocum q>paTp(a et9uXiv
de quibus narrat Dicaearchus apud Stephanum Byz. p. öll, 18, eai
certe ita assentiuntur schol. ad Ar. £q. 255 et ad Find. Nem. 8, 5S,
ut q)pdTpiiv interpretentur q)aTpiav? qui dicendi usus oom Atticb
vindicari nequeat, retinenda hie erit vulgaris vocis significatio, ipsi
autem vox ita immutanda, ut non iam habere possit illam quam dizi
dubitationem. putamus autem Aristophanem scripsisse
TrobaTTÖc 6 tu wie; iflc irdtpac Tic fi CToXifj;
wes lands der weibling? ist das *ne yaterlttnd^sche traeht?
(Blajdesium nihil hie offendit.) at graviora restant. quaeritor enim
quo usque Aeschjli verba, quae Mnesilochum in usum snam eon-
vertentem Aristophanes facit, pertineant. ab Aeschylo quod peiitam
sit scholiasta ad h. 1. nihil affert nisi verba nobaTröc ö pivvic ; totum
versum Aesch jli esse coniciunt GHermannus a9 Aeschylam 11 p. 3M
et Nauckius trag. gr. fragm. p. 16. at aliquanto ulterins progreni
Welckerus Aesch. trilog. app. p. 106 atque Bothius et Fritiaohiai
ad h. 1. versus 136 — 140 totos ex Aeschylo sumptos esse opinati siuit,
Blaydesius autem adeo usque ad v. 143 Aeschyli versus oitari abi
persuasit, si non integres, at certe napuibim^vouc. verum enim
vero si Aristophaneus Mnesilochus Aeschyli de Dionyso verba tnuit-
ferre ad Agathonem volebat, curare debebat ne inde afferret res qvas
in Agathonis thalamo suis ipse oculis non oonspiceret. num antem
credibile est eum ibi vidisse praeter ßdpßiTOV etiam XOpov (▼. 187),
tum conspezisse ibi etiam Hiq>oc (140)? ob earundem autem renim
commemorationem ne hoc quidem credibile, ipsum Aristophanem hos
versus narrationi interposuisse. quid igitur? neque Aeschyli aeqiia
OSchneider: emendationet Aristophaneae. 168
Aristophania iatoa yeniis ease existiiDO, sed Eabuli oomici, qui
lii tyramii in aedibus multas conapici rea contrariaa narraverat
eognorainia comoediae initio. sed ne qois putet totam hoc a me
ex yano hanstam, animum adyertenduin esse dico ad verba
idiolimatae qaae haeo snnt ad ▼. 137 ascripta: ^VTcOGev Tf|V äpx^^v
EfißouXoc iirotrjcaTO toO Aiovuciou, rd ävöjüiota tu»v ^v tQ Aio-
vuciou oixiqi kotoX^t^v, iiA ttX^ov ^^vtoi. ubi ivreOOev signi-
fieat Ajristophanis verba (y. 141 — 143) in causa fuisse, ut Eabulos
£ü>a]am Dionjsium ordiretur ab enomeratione renim coniraiiarum
quae in Dionjsii domo conspicerentor. nimirum Aristophanes dixe-
rät in Agathonis thalamo conspici complures res quae aut vironun
etaent ant mnlieram, desiderari autem alias quas et ipsas adesse opor-
teret, si unius eiosdemqne sezos hominem ibi habitare credi posset.
hunc igitnr Aristophanis locom scholiastadixitEabnlumita imitatum
esse, ut quae utriusque sexns essent res eodem loco coniunctas esse
diceret. iam apparet locorum Aristophanis Eubuliqne et similitndo
et diaaimilitudo, ut digni Eubuli versus viderentur docto scholiastae
qooe in margine notaret. ac ne omnes quidem ascripsit. nam si
ipee dizit KcrraX^T^v, ^TrlirX^ov ^^vroi, aperte dixit etiam plura
memctfsri ab Eubulo ävö^oia potuisse, quam quot scholiasta memo-
rare Toloisaet omnia. ascripti autem in margine Eubuli versus quo
modo inde in Aristophanis verborum ordinem irrepere facile potn-
€nnt palet, quod tarnen factum iam antiquiorum grammaticorum
tcmporibns nego. nam inter Aristophanis verba iam receptos Eubuli
vertna com prodat demum voci ßdpßiTOC ascripta glossa fi KiOäpo,
item voei CTpöq)iov apposita glossa Zu)vdpi0V| eius modi interpretandi
ratio vd recentissimis scribis convenit. vix autem opus est ut moneam
ioter vv. 136 et 141 nunc ne minimum quidem senteniiae hiatum
Mosurum quem quam esse, sed aptissime ilH versus cohaerent.
CVIII. Tbesmophoriazusarum 366
ÖTTÖcai b*
f\ Mribouc dirdTouci irjc
Xuipac [ouv€K ' im ßXdßri]
dceßoöc', dbiKOÖci t€ Tf|V ttöXiv.
loeom aperte comiptum, in quo emendando inter recentiores criticos
^ dnoe inter se consentire videas , sie puto lenissima opera emen-
dttdun esse:
ÖTTÖcai b*
f\ Mnbouc dirdrouci tflc
Xiupac, f)viK* in\ ßXdßij,
dccßoOc', dbiKoOci t€ -rfiv nöXiv.
quid enim o6v€k' dnl ßXdßi] sibi velit, nemo facile dixerit. fallitur
vitem IXobraena, qui verba oöv€K* £tt1 ßXdßri, ut quae sensu cassa
^ist, e V. 360 arcessita esse credidit omnia. tantum enim abest ut
164 OSchneider: emendationeB Aristophaueae.
quae ibi necessaria sunt verba ^ttI ßXdßq, hie plane sint otiosa, nt
iure idem utroque loco legatnr suo modo, eodem enim inre quo
V. 360 mulieres dicuntur Trapaßaivoucai . . in\ ßXdßg, eaedem in-
telleguntur tum studentes vÖMOV dvTt^eOicrdvat (v. 362), tom pro-
dentes räTröpptiTa toTc dxOpotc (363), tum advocantes in patriam
Medos (365). nam hoc quoque faciunt inX ßXäßi], idqne sicnbi apte
dici poterat, aptissime repetitur in fine sententiae. at certe ofivoca
sane concedendum ex illo versu male repetitum esse simaly qaod ibi
quidem recte refertur ad praecedentia, hie autem eo referri non posM
patet. itaque quoniam re vera solum illud oüv€k' sententiam tnrbat^
cavendum ne plura quam opus est in suspitionem Yocemoe, nnoque
illo oiiv€k' mntato in f|viK* omnia nobis videntur plana et per
spicua esse:
. . . die . . •
auch hermfen die Meder ins
laDd uns, thun sie es schadenfroh,
o die sünd'gen, und frevlen am Vaterland.
apodosis incipit ab äceßoGc', videturque hoe ipse poeta indiein
voluisse metro post longiorem gljconeorum usum repente mutalo la
aliud.
lam videamus priores criticos, quo modo ex hie difficnltatibu
se expediverint. quorum ultra quam licebat progressns Dindorfim
verba ouv€k' in\ ßXdßq e v. 360 eum Dobraeo eredidit huc illiti
esse et ne sequentia quidem verba äc€ßoCc*, dbiKoOd T€ Tf|V iröXiv
Sana putavit. nee modestiora sunt aut probabiliora reoentiomm criti-
corum eonamina, de quibus Engerus rettulit, velnti Beiaigii, qai
praeter alia delevit etiam verba oöv€k' M ßXdßg, id quod etjam
Meinekius fecit Vind. p. 363 in marginem versus reiciens, cnm Hedi
ineptissime commemorentur, unde olim tentasse se dicit i\ |Ao(xouc
dnaTOUct T^ic deleto proximo versu. quamquam eur taedio hie
fuerint Medi non perspicitur, praesertim cum vere a scholiaata me-
morari videatur: dvTi TOÖ cIttciv 7roX€jilouc eine M/iöcuc. kot'
dEox^v bk eipriTat. ac vide Pacis 108 tpduio^at M/jbotciv oAt&v
Trpobibövai Tf)v '€XXdba. sed aliquante immodestior Bothios fuit,
qui w. 365. 366. 367 ita decurtavit: {) M^ibouc dirdrouci X^^^V^i
dceßoGci re Tf)V ttöXiv . . dXX". nee multum profecemnt Hermanniu
et Fritzschius praeter unam vocem nihil mutantes, quorum illextdpOC
transmutavit in ^x^P^c, hie in Apac, quod quid sibi velit non a-
pedio. novissime autem Velsenus edidit f| Mf^bouc ^irdrouo t4
Kepbdiv ouv€k' in\ ßXdßq, ubi Kcpbujv Reiskio debetur. sed nihu
mutarunt neque BThierschius neque Bergkius. nuperrime Blaydeaiiu
in Aristophanis verbis edendis Dindorfium secutus est, in notis tarnen
indicabat legendum sibi videri t^ X^P^i^ Taürr) iix\ ßXdßg.
CIX. Thesmophoriazusarnm 400
ofiroc £b(boE€V Kaxd
Toüc dvbpac fjiLidiv i&ct', iäv \i6vov nXiKi)
Tuvf| CT^q)avov, ipdv boK€i.
OSchneider: emendationes Ansiopkaneae, 165
lie Dmdorfiiis edidit versum qui in codice 6dt claudus pede dimidio :
Touc &vbpac i\p&v. diCT ' i&v Tic ttA^kq. quod damnum resarcire alü
aUier oooati sunt, sed omnes, si quid video, param prospero eventa
(etiaiii BlajdesiiiB cui yerum videtor i&y Tic Tip irX^iog) , si quidem
ita non apparet simnl depravationis caasa , quae statim apparebit
feno olim sie acripto:
TOUC fivbpac fmiÄv i&cT* ddv ?va Tic nXiKQ
(L 0. £va luSvov). nam in i6y ultima syllaba producitor: cf. Din-
dorfins ad Veap. 228.
Numerale cic itidem ezddit, nisi egregie fallor, in
CX. Yesparuia 22
(SL oub^v äpa Tpi^pou bioup^pei KXeuivu^oc.
£A. iruic bifj; Co. TTpOTCvei Tic ToTci cu^TrÖTaic X^tu)V
*Ti TttUTÖv ivyfjiT* diT^ßaXev Kdv oupavifi
xdv T^ BoXÄTTTj Oripiov Tfjv dciriba ; »
obi Soaiaa allatums aliqnid qaod et ipsam TauTÖv Ti sit ita loquitur :
irpOT€V€i — Iv ffjir* än^ßaXcv Kdv oupaviXi Kdv t^ OaXdmj Oiipiov
Tfjv dciribcu at aperte non tqutöv ti affert, id est aliquid quod in
terra mariqne et in mari sit, sed potias quod idem ibi sit excidit
igitor Tox qua hoc significetur, quod gravissimum est unde cer-
tiauma, si quid sentio, coniectura rescribendum arbitror :
TTpOC€p€l TIC TOTCI CU^TTÖTaiC X^TUiV
«TI TttUTÖv;» ?v T^ t' dTT^ßttXev Kdv oupavoi
Kdv T^ OaXdTTij Onpiov Tf|v dcntbo.
nam Tocem t4 praepositionem carere posse docent Ach. 633 ^rJTe T^
pff\j' iy dropd nrJT' dv GoXdTTi] iir\x* dv i^Treipip ji^veiv et Eq. 610
MITTE t9 MH^* dvOiaXdTTri biaq)irr€iv touc liTTitec, ubi Kockius etiam
Timocreontis fr. 8 memor fuit. praeter hanc autem mutationem sane
lenianmam nihil mutandum duxi , etsi non defuerunt quibus aliter
Tideretur. velut Cobetus in oratione de arte interpretandi p. 65
Aristophanem non aliter quam sicscribere potuisse edixit: irpoT€vei
nc T. c. X^Tuiv, ÖTi TttUTÖv iv ffji etqs., assentatorem nactus praeter
Uirsdiigiam etiam Dindorfium, partim etiam Meinekium et Bergkium,
nisi quod ex codice Veneto pro TTpocepei receperunt TTpoepei , quod
non intellego. videtur autem ad infestandam vocem TTpocepei per-
moTiase criticos, quod non apparet, cui tandem vel rei vel homini
aliqoid additum sit. sed tamen quäle sit puto demonstrari posse.
de symposiis Sosias cogitat, ubi convivis TP^90i proponebantur ex
eorum genere, quorum initium erat Ti TttUTÖv dcri; quoniam con-
fereba&tur inter se res quae in maxima dissimilitudine tamen ali-
qnam similitudinem habere iocanti videbantur. quäle aenigmatum
genus nostris quoqne hominibus perplacet, babemusque duos certe
cuins generis Tpi<pouc apud Atbenaeum X p. 433 **, alterum ti TttU-
TÖv ouöofiou Ktti TTttVTttXOu; alterum ri TttUTÖv dv oupavi^ Ktti i\
T^ Ktti ^v OoXdTTq; fueruntque sine dubio eiusdem generis alia
{•luhma aenigmata ab aliis excogitata, sed nota omnibus ut in sym-
166 OSchneider: emendationes AriBtophaneM.
posiis freqnentata. isla enim inprimis sibi vindicabant Gdvh)una
vel Tpi^pouc (cf. Welckerus ad Theogn. p. C ann.). hino non nunim
quod Sosias totum iUud genus breyiter indicare ¥olait ferUa ti
laÖTÖv ; bis antem gripbis, quos Sosias in symposiis uauipaie qnani-
piam significat, putat eum, qui Xantbiae somninm andiwrit« iam
alium novnm adicere (TTpocepeTv) posse, cui argnmentam praadiniiim
praestet illnd somninm, fonnam antem praebero poterat alter griphns
ab Atbenaeo memoratus, qui sine dubio vetustissimns erat omaibn»'
qne notus. ad cuius normam convivarum aliquis puleherrimnmi li
dis placebat, gripbum fingere poterat talem : riraördv Or|p{ov£vT4
Kdv oupavifi K&v tQ 6aXdm) äir^ßoXe Tf|V dciriba; qno sogillani
Cleonjmum t6v ^(^laciriv (cf. Bibbeckius ad Acb.p. 198), qni poiU
quam terra marique miles clupeum abiedsset, tnne etiam £v oupovi^
videretur Tf|V dcTr(ba dTroßoXetv. boc igitur Aristopbanem arbitnr
dicturnm fuisse, si popnlaris noster fuisset:
So. für ein räthsel passt Kleonymos g^anz und g^ar. Xa« wie so?
S o. zusetzen wird , wer seinen zechg^enossen sagt
'was gleicht sich?' dieses neue noch, dasz sn land und mesr
und am himmel auch ein thier hinweg warf seine wehr.
Paulo aliter numeralo elc corruptum est
CXI. Equitum 1263
Ti KdXXiov dpxo^^voiciv
f\ KaTairauo^^voictv
f\ Ooav Yttttujv dXaTf)pac deibetv, \xr\biy ic AucicrpaTOV,
\ir\bk 6ou^avnv t6v dv^cnov aüi Xuireiv ^kouci} Kapbfa|i;
equites celebrans chorus quod Lysistratum et Tbnmantem (de qoi-
bus yide Muellerum-Struebingium de Aristoph. p. 339 et p. 342 aim.)
immisceat Equitum memoriae ipse improbat, quamqnam in nnifenoffl
non vituperandum esse indicat v. 1274, bomines nequam inparabiÄ
vellicari. sed offendit in bis , quod ne verbum quidem qnod aptum
Sit additur (nam Xutt€i e v. 1264 suppleri nequit). praeterca ad*
versativa particula non videtur abesse posse , cuius vim non snppkt
quod nunc legitur ^r^b^v. itaque iure factum arbitror quod de oon-
ruptela Kockius cogitavit coniciens \xr\b* d€t AucicTpcrrov, in quo
sine dubio verissimum est ^ilb*, sed de dcl dubito videorqne mihiift-
venisse quae facilior medela sit. nam cum cborus talem demom ii
equites hymnum iure pulcherrimum praedicet, in quo non memonB:-
tur simul bomines nullius pretii, cogitari coepi, sitne duaboa tiani-
positis syllabis locus boc modo sanandus :
f{ Oodv iTTTTUiv ^Xarf^pac d€ib€iv, iir\b * icty AuctcrpoTOV,
ut ad ^rib' ic Hv (de quo diximus in bis annal. 1877 p. 290) anp-
pleatur deibeiv , quod etiam ad iir\bk 6ou^avnv supplendom ont|
nisi poetae placuisset mutata constructione (quae erat finbi Soti«
fiavTiv deibetv Xuttouvti vel d. XuttoCci) novamexordiriaententiam.
Sed magnopere vereor ut hac emendatione persanatna hie
locus sit. nam cum scboliasta teste prima verba expreasa sint ez
OSehiieider: emendaüones Axistophaneae. 167
i qaodam prosodio (fr. 66 Bgk.) t( xäXXtov dpxofi^votctv i^
suoM^votciv, f\ ßaOuZiuvöv re Aordi ical Ooäv Timu) v iXdrreipov
; (cf. Sande Bakhqjrzen de parodia in com. Aristoph. p. 38),
loenm eüam Dionjsins Cbalcus (fr. 6 Bgk.) Imitator: t(
IV dtncixivoiay \ f^ Korairauoii^voic i\ tö TroOcivdrorov ;
rmirom est Aristophanem ita imitari volnisse, nt chomm
m dioeret KOrcnTauöfievov, qui neqnaqnam iam nonc desinit
•naa agere, sed postea qnoqne agere pergit, non tantnm nsque
LSS4, sed naque ad finem comoediae, ei qnidem post Bergkiom
xitiei atatannt tütimos Eqoitom versus, qui et ipsi essent chori,
omm incuria evanoisse. qao modo igitnr de talibos poeta
poterat KOTairauoiA^voict, qui non iam nonc, sed postea
Q deeinebant? nonne igitur veri simillimum Aristophanem
läse: i^ idxa nauojui^votctv — ? sed KaTOTrauofi^voiciv unde
t facile inteUegetur, si recte statoit Ooettlingius in pro-
uate qao scholas hibemas lenenses a. 1857 indixit. persnasnm
habebat illos versus usque ad iXorrftpoc deibciv ab ipeo poeta
0 loco repetita esse in fine comoediae, ubi sane Karairauo-
:iv nihil offensionis haberet. illis antem emendationibus re-
tali rersione locum explanabimns :
^höneres gibt os sa anfang
ro *8 ende bald naht, als
1er roMe lenker besingen, doch dabei nicht sngleieh Lysistratos,
lern hangerleider Thumantis ein schwer leid wieder anUitin hen-
lich gern?
CXn. Equitum 555 et 558
TTöceibov, dl
. dvbdv€i,
kqI Kuav^^ßoXoi Ooai
^tc6o(pöpoi Tpiripeic ,
^eipaKiujv 6' ä^iXXa Xa^-
Kai ßopubai^ovouvTU)v.
am sint pic6o(pöpoi rpii^peic nemo satis ezpedire potuit, ut
qui de scripturae veritate dubitarent et profecto non video
iodo aliter explicari possint nisi lucro8ae(ut novimus oixiav
qpopoücav, ävbpäTToba |Liic6o(popo0vTa) , id quod ab hoc loco
im est. et quam vis sciam victoribus in navium certamine
mi in honorem acto praemium datum esse (cf. Schoemanni
gr. 11^ p. 512), vel sie parum perspicuum dicendi genus est.
ior igitor Velseno et Kockio qui corruptum locum pronuntia-
at quod alter lcToq)öpoi in Aristophanis verba intulit, alter
^öpoi commendavit, minus haec mihi probarunt, qui etiam
D (Ooai ICT. vel Ooai dOXo<p.) verear admittere. ac facilius
i videbatur restitui posse hoc modo: fiicOoq)öpUJV Tpirjpeic.
jnen nolim quis cogitet de militibus mercennariis undecumqae
168 OSchndder: emendationes Ariatophanete.
fuit conductis, quorum post Aristophanis demum aetatam aana fire-
qnentissimus erat (cf. Weberi proleg. in Dem. Aristocrat. p. JULU aq.),
sed intellegendi sunt civea Attici qui triipemibns in bellnm miiiia
stipendia merebant et tone certe jLiicOo(popoOvT6C dicebantnr ioie
(cf. Av. 1367 CTpareuou, fiic6oq)Opuiv cauröv Tpitpe). itaqno fucSo-
q)öpuüv Tpirjpeic sunt 'schiffe mit Soldaten*, estqae iUe ganetivi naiii
Graecis frequentissimus inde ab Homeri tempoiiboa, qni icivaxfc
Kpeiuiv, dcKÖc {binac , KpiiTrip , ttiOoc) oIvou habet (of. Kpcnfip j&
XaKTOC Theoer. 5, 53. baiiöc ^bk ttotoTo TcruTM^va Tcöxca OipL
Argon. 1245 coli. 323). alia plnrima attolit Bemhardjr BynL p. 163,
qui Aristophanis quoque memorat Tdipivov TCuOibuiV Eq. 929, dp*
Tupiou ßctXXdvTia £q. 1197, olvou cra|iv{ov Lys. 196, X^Tpoc
£tvouc Ecd. 845, ßoXßuiv x^Tpav Eccl. 1092.
Non minus corruptum puto quod ibd. v. 558 legitnr Xa|yinpUVO-
fi^vujv i\ äp^aciv Kai ßopuöaijiOvouvTUüv« quid enim? oommnaini
fuerit omnium istorum certaminum eventus, ut qui in onniba
splendebant etiam excuterentur et pessum darentur? saepina hoe
factum fuisse quis neget? at sollenme si fuisset, non dnbinmeit
quin leges usum interdicturae fuerint. atque vereor ut mnltonuD
assensu Kockius pronuntiaverit, Aristophanem pro ^^a €Öboi|iD-
voCvTec (tales enim habebantur qui in illo certaminum genere emine-
bant) TTQp' uTTÖvoiav dixisse ßapubai^ovoOvT€C. quasi veroierio
cummaxime agenti et deum precanti poetae licuerit eios modittti
comoedico artificio. quodsi leni aliqua mutatione usi hancsoUemsMi
certatoribus ToO ßapubat|Liov€iv consuetudinem sustulerimus etni
semper factae substituerimus rem nonnumquam usu venientem, in
lucro hoc deputabitur. conicio autem ab Aristophane scriptum bäm
K&v ßapubat|LiovoüvTUJV, ut loci sententia haec sit:
jüngerer männer wettkampf auch,
die auf den wagen prangen, viel-
leicht auch ins ungl&ok stürsen.
Käv, i. e. Kai ^dv aut Kai äv, Aristophani interdum placebat absolote
ponere, ut Ach. 1021 jn^TpriCGV elprjvTic tI fioi, kSv tt^vt* ftn.
Pluti 126 iäv dvaßX^^iqc cu k&v ^iKpöv xpdvov. Eq. 621 t[(b
^01 bOKU) K&v jLiaKpdv öböv bieXOeiv. frequenti autem nsn moz
factum ut K&v ei fere pro Kat el diceretur, quode accnratissime ex-
posuit Suidopius observ. Lucian. spec. III p. 12.
CXIIL Equitum 1230
XpncMÖc icjx TTuOiKÖc
(ppälwv uq) ' QU xp€(bv £jli ' f|TTac6at fiövou.
una et consentiens codicum lectio est (ppaZjujv iHp* oiS bci^CCl p
nTTdc6ai ^övou (nam quod tres habent b€/)C€iv f|TTäc6ai, id ipsa»
ab illo non diversum est), at undecim loci corruptissimi emendatioBfi
a criticis prolatas Bibbeckius diligenter enumeravit, qnibns bobC
duodecima accedat Kockii: q)pd2[ujv uq)' ou btKii 'cri ^' f|TTfic60t
i
OSehneider: emendationet Aristoplianeäe. 16&
lae qnantmnvis sit elegans, oeteris tarnen meo quidem
n est probabilior. nam si Homerica significatione (cf.
Um theoL Hom. p. 282) positam esse fonnnlam bba\ icn
tmt, quae senrata est etiam in Aeschyli loeis a Kockio pro*
nt fere idem sit qnod £6oc iciif hoc sententiae quo modo
non Video, sin aatem de institia cogitabat, non intellego
homo impadentissimos, putare potaerit^ iure se ab aliqno
sid de statu sno. immo de nna fati necessitate qua
qneri poterat tenenda igitnr necessitatis notio, qnod qoi
tt nt Yocibos beVjcet \i^ sabstitnerent XP^tiiv i}i* vel xpftcrcK
lonstrandnm eraty cnr qnis notissimae voci bctv aKam snb-
iterpretando volnerit Bergkii antem q)pdZuiv öq>* oiS b€*
in quo duae priores verbi syllabae sjnizesi ita eiferendae
aa fiant, neque Homeri loco II« C 100 £qi6iT*, £|i€fo bk.
c dXiCTf)pa T€V^c6at, neque comiconim £&v b^ (cf.Lobeekii
nn. I p. 243. 11 p. 130) satis defendi potest. at si bd/jcci
kristophanis fuit, non est sane eo versus loco nnno positam,
satisfaciat, lioebitque suspicari, sitne a sno loco depulsnm
e, quae aliunde sinistris avibus in verbomm ordinem im*
qualis vox videatur esse q)paZu)V, quod et statim v. 1231
est et in v. 1230 facile abesse potnit nam com etiam 6
ivoc pro 6 xpiic^öc ir€p( nvoc recte dici potnerit (nt in
Top^UJV i|irjq)tc^a Tbuc. 1 140, quod ibidem 1 139 est tö
ip^urv i|irj(pic^a: cf. ßcbaeferus ad Soph. Ant. 11), atten-
aidem hominem non offendet talis oratio: XPH^MOC ictl
iövou, u(p* ou berjcet |li* firräcOm (ex bac enim forma
tari in illam potuit nomine ad quod relativum pertinet in
mtiationem relativam recepto), sed minus attendentem
de sententia admonere apposita voce q)pd2[uiv. qua voce
m 8U0 loco positum apparebit berjcet jli\ et video ita olim
:erum btatuisse , cuius vestigiis inscius insÜtit Anzius in
iolstad. 1871 p. 12. uterque enim versum ita emendare
q>* DU bef\ce\ bf\Tä |li* f)TTäcOai |li6vou, mirabili consensu,
sque est bf]Ta post berjcet interpositum ad restituendum
. at de hoc quidem dubito, praesertim cum f|TTäc0ai per
tenue videatur. aliquanto autem fortius evadet bac inter-
ucp' ou berjcet )li* fiiTav firräcOm fiövou.
V fiTTdcOai erit vere f^TtäcOai (im vollsten sinne des
{iegt werden) , qua ratione Anstopbanes Eq. 487 Kpdtov
i, Av. 42 Töv ßdbov ßabiZ:o)Li€V et Tbesm. 880. Pluti 517
3€ic dicit, de quibus cum similibus (etiam Aristophaneis
r€ic Ach. 299, dpxnv fipEai Vesp. Ö57, (pöpov q)^pujctv
subtiliter Lobeckius egit in doctissima dissertatione de
mologica (Paralip. p. 501 sqq.) p. 506.
T für cUm. philol. 18Su hri. S. 18
170 OSchneider: emendationes
CXIV. Nubium 382
dTop oub^v TTiu TTcpl ToO Trardtou kqI Tf)c ßpovTf)c ^' ^blbaEoc.
non iniuria in bis offendit Eockius. nam com Socimtat dt origine
tonitrus satis exposuisset v. 376 sqq. , Strepsiadas dioere non pols-
rat: nondum quicquam de tonUru me docuisH, minime enim ocedi-
bile est quod TeujBTelias sibi persnasit, Strepsiadem primis Soenlit
verbis (dvaTKacOuici q)^p€cOai) inbaerentem fogiase qaaepbilosoplnu
de tonitrus origine doceret. etsi autem ille de necessitate quaeran
coepit V. 379, quam Socrates et ipse in orationis initio attig«n(
(y. 376), tarnen sequentia eius verba, quae snnt de tonitra, 8ti»>
psiades aut non audire aut audita statim obliyisoi potoiL andivit
sine dubio et etiam nunc memoria tenet , et si repetitae Soeratia de*
monstrationi subicit (v. 385) verba TOirrt Tqi XP^ ntcreiietv; — haee
indioio sunt Strepsiadem non statim ubi audivit Soeratia da tonitn
doctrinam probasse, sed dubitasse etiamnnm, nt et ipse denno de et
re quaereret et Socrates denuo rem ezponeret addito exemplo aliqno,
quod e communi vita petivit et quo sperare poterat persnaaumm tu-
dem se Strepsiadae (v. 386 sq.)* ergo v. 382 narrari non potnit de
tonitru nihildum ezpositum esse, sed potius boc, nondum eatiaid
persuadendum prolatum esse, ut quae adhuc de ea re a Socrate pro-
lata sint, fere pro nibilo haberi debeant. itaque versom sio oorri-
gendum censeo :
irapd b' oub^v ttuj irepl toC irordTOu ical Tf)c ßpovTf)c fi' ibi-
bofac»
doch so s»ut noch wie nichts übers donnergekrach tmgtt Tor da sa
meiner belehmns^.
nam id fere significat Trap* oub^v, ut Sopb. El. 1327 irÖTCpa irap*
oublv ToC ßiou KrjbecO' ^ti. cf. Blomfieldii gloss. in Aescb. Agam.
221. — Longe alia autem Eookii de boc loco sententia est, qu
utriusque Nubium editionis vestigia hie latere sibi persoaait. at
mihi quidem inde a v. 374 usque ad v. 388 omnia tam arte oohaerere
videntur, ut quid in altera editione omissum, quid in altera adiectom
sit distinguere nequeam.
CXV. Nubium 963 sqq.
TTparrov }xkv (hex Traiböc q)ujvf)v TP^HavToc fiiib^v' dKoOcar
eha ^bxUiy iv raiciv 6boTc eurdKTujc £c KiOapicroO
Touc KUj|LirJTac T^MVOuc dOpöouc, Kci KpijLivuibT] KaTavi90L
veterisne Atheniensium educationis fuerit assuefacere pneros, ne qnii
eos summissa voce loquentes prae pudore audiret? hoc enim TPuZctv
significat: cf. Vesp. 741 ciTqi Koublv fP^^^t. Pacis 96 cöqin|i€tv
Xpf) Kai ^r) q)XaGpov jLiiibiv y^iUiy. Eq. 294. Lys. 509. 656.
Thesm. 1095. Pluti 454. 599. atque non dissentinnt veteres gram*
matici, ut Hesjchius I p. 447 tP^^Ieiv* ^O^TT^cOat, X^T^iv, qni
tamen mox paulo accuratius interpretatur TpüCat ' i^jüia KpdEat f^
i^p^jLia q>8^t^<^c6ai. at convenienter priori Hesychii loco Snidaa
08chn€ider: emendationee Aristophaneae. 171
Ip. 1148 acripeit TpuSou' q^ifacOai, KpdtSai. £tjm. Oud. p. 128;
S8 difö ToO fpvUxv ToO omaivovTOc rfji <pu»v^ önoKXaiui f\ Trapa-
XfldUXi, ubi qnod praeter irapaXaXciv etiam {moKÄ^ctv vocem signi-
dkai, coDsentit quidem Soidas 1. 1. TpuZuj * 8piivu), sed hoc non
quam Hesychianom 1. 1. Tpv^Eoi • • f\ äXaiCTf)CQi, aut Zenodoti
apud Valckenariam animadv. ad Anunoniam p. 174 f puZciv* TP^XXi-
{€iv, ad noatmm loeom perünet, in quo nemo oogitare velit de pneris
eaanm vel suam modo latranübus aut gronnientibue. quod si tp^-
&IV fiiit Afii^a <p8^€c6ai, tom verum non est ^iib^va diKoGcat
qMiivftv ircuböc tP^ovtoc, quod si veteres volebant, poeros debebant
cnpera mntos. atqui vel sine testimonio libenter concedimns Athenis
qsoqne parentes domi inira privatos parietes aut si qua alibi occasio
«aty nonnnmqoam Inbeniissime andivisse pueros loqaentee. qaam*
quam foit fine dubio ubi pueros nudlent silere, velut si quando alii
hominai, aeniores inprimis et severiores, adessent aut si pueri essent
in pnblieo. eiue modi igitur aliqaid addendum erat loco, utintellegi
leeta poiaet. et re vero olim , siquid video , additnm fuit , etsi quod
fiut olim, mmo librariorum incuria alieno i^paret loco. nam cer-
tiieimnw mihi eet ipsum Aristophanem scripsisse :
wpuiTov iktv £ö€t Tratb6c q)ujvf|v tp^Zovtoc fiT]b^v ' äicoCcai
iv rate IV öboic* cTra ßabiZctv eördicTuic tc KiOaptcroO
Touc Kuifi/jrac äOpöouc t^MVOüc, K€t Kpifivibbii xoravicpoi.
timnl enim TpiUlovTOC reposui. quis enim um quam suis ipsius auribus
sodivit vocem hominis 1 o c u t i? nam ceteri omnes audimus 1 o q u e n -
tes. tom T^MVOUC et diOpöouc suum qui hucusque fuit locum com-
motare insai, ne fufivouc ab iis verbis divellatur quibuscum artiusime
cdiacrei, ei Kpifivübbii KaTaviq>oi. postremo verba iv raiciv öboic,
qoaa ad primam sententiam retrazimus, huic sunt necessaria, at
fuperflua in altera, oeterum etiam Lycurgus Spartiatarum pueros
^v TaTc öboic . . cit4 TTopeuecOai voluit, ut Xenophon de rep. Laced.
3, 4 memoriae prodidit.
CXVI. Nubium 542
oubt TrpccßuTTic 6 X^T^v Tdnn t^ ßaKxnpiqi
Tuniei TÖv TTapövT\ dqKxviluJV iroviipd CKu^myLora,
oub' €iqjE€ bqJt>ac £xo^\ oub' loO lou ßoqi.
ntminem criticorum in bis offendisse miror. nam cum Aristopbanes
demonstraturus sit musa sua comica quam cu)q)pujv semper fuerit, ut
qua» aversata sit aliorum comicorum scurriles facetias, quales enu-
mermt singulas quasdam, non potuit hie praesenti tempore uti tutttci
et ßoq, sed debebat praeterito, ut fecit in reliquis exemplis (fjX6€,
laaij^߀ , €iXkuC€V, cici^Ee). et ßoa quidem facile in ordinem cogi
potMt Bchbendo oub' iou iou *ßöa, sed alteri vitio ut occurraiur
Yelim ab aliis inveniri facilius remedium quam hoc est meum :
TdvnapövT'fTüTTT*, dqKxviluiV Tioviipd CKuimLiaTa.
cbittr de totius loci sententia dicendum mihi esse video , in quo de
aaioi alicnios comici poetae insulsitate agi patet. aliter tarnen
12»
172 OSchneider: emendationes Aristophaneae.
scholiastae sentiebant, siquidem ad verba 0Ö5^ Trp€cßuTi)C 6 V^TUIV
adnotatam est : (bc GuttoXic iv TOtc TTpocTroXTioic * fj die de tqOto
TÖ jLi^poc €ue7ri90pov övia "GpiiimTTOV — sed ad verba Tuirrei t6v
Trapövia baec : toOto eic "€p)yiu)va (C^pjLiuiva cod. V, CtfA^pjuuuvQ
Dindorfius) \ife\ töv uiroxpiTriv. Ka\ Tcip £k€ivoc toO T^Xfiv xipiv
Touc ^TT^c ^CTÜJTQC Ituhtc tQ ßaicnipi<)i. et EapolidU quidtm me-
moriam Meinekius cum aliis ad Prosp. fr. II (com. gr. 11 p. 633 sq.)
rettulit, ubi tarnen nibil nunc legitur quod comparari possit nid boe:
TÖ CKU)|Li^' dceXT^c Kai MexocpiKÖv Kai cq)öbpa i|iuxpöv. nee multnin
fidei scboliastae bic quidem babebimus, quoniam statim Hennippnm
quoque nominat. quod autem de Hormone tradit, nibil yalet ad de-
monbtrandum in aliqua eius comoedia fuisse Trp€cßuniv TUTCTOVra
TÖV irapövra. nam ipse scboliasta bunc Hermonem appellat öiro-
KpiTiiv, non poetam comicum, qualem bic desideramus. niai Hermoa
sive Simermon etiam poeta comicus fuit, quae admodnm incerta Din-
dorfii coniectura est. cum igitur scboliastae adnotatio nihil niii
auTOCX€biac|Lia esse videatur, ex ipsis tamen Aristophanis verbis
certum est; novisse eum comoediam auctoris nunc incogniti, in qua
senex aliquis erat verberandus non lingua, sed baculo — hoc enim
valent verba 6 X^T^v Itth tQ ßdKTiipiqi — quo effecit ut plane omitti
possent irovT]pd CKOüjLijLiara, quae propter baculi strepitom et YWpOr
lantis hominis clamorem nemo auditorum audivisset.
CXVII. Lysistratae 173
oux ac iröbac k' fx^vii Tai Tpifjpiec.
sie Lampito Lacaena respondet Ljsistratae quae dixerat malierei
Atticas persuasuras esse civibus ut pacem facerent. quae recte inter-
pretatur scboliasta: ouk &v dTOiev oi *A6iivaioi, Suic &v OaXocco-
KpaTÜJCiv. unde primum patet oux ei totius cnuntiationia inatar
fuisse (ou 7T€ic€T€). quod si verum est, ut est sane, commate inter-
posito negationi accentus concedendus est ut Lys. 208. Ecd. 1078
et alibi saepissime. sed quod idem scboliasta de Atheniensinm
6aXaccoKpaTi()L dicit, etsi sine dubio verum dicit, tamen nimis libere
poetae verba interpretatus est, unde ipsis verbis poetae corniptis
auxilium peti nequeat. et emendare conatus est Valckenarius Dia-
tribes in Eurip. p. 235, cui quod placuerat äc TTÖbac f* Ix^VTi re-
ceperunt Engerus et Meinekius, iröbac intellegentes funes qnibns
tenduntur vela {schoten: cf. Boeckbii Urkunden über das seewesmi
p. 153 sq.)« quae sane non inepta emendatio est. nam si iröbac
istos naves babent, simul paratae sunt ad navigandum mariaqne Im-
perium tenendum. sed non minus apta et acuta Bergkil est emen-
datio ac CTroXdc , quae ab ipso tamen auctore in editione spreta est,
otsi etiam ab Abrensio de dial. Dor. p. 109 est facta, neqne ad«
versatur nee Doriensium consuetudo saepe cir pro CT substituentiam
(cf. Abrensius 1. 1.) nee sententia. nam si CToXdc suas babent naves,
sane sunt ad navigandum paratae. itaque alterutrum si eligendnm
esset, difficilis esset optio. at neutrum tamen verum esse arbitror.
OScluieider: emendatiofaes Aribtophaneae. 173
BAm codax BaTennas , a qno solo in Ljsistrata emendationem pen-
den ooBstati ciroubac habet, qnod cnm in tertia versus sede longam
Tocalem habeat plane illegitimam, tali vitio laborat quäle vel librarii
rix admittere potuisse videntur, ut Laconismum potius quendam ab
Ariaiopbane consulto admissum quam librarii vitdum subesse credas.
atqne Aeolom et Dorum communis haec fuit consuetudo, ut in multis
Tocabnlia u sonaret iis non y, sed u (ou) , sive id longum erat sive
brere: cL Ahrensius de dial. I p. 180 et II p. 124 sqq. ita K0ÖV€C
dieebant pro kOvcc, et Priscianus Inst. I 36 scriptum alicnbi esse
refert KaXXtxöpui x^ovöc Oöpiac OouTorrcp, quem Corinnae versum
patant, enios poetriae etiam aliunde novimus versus hosce : irpo9a-
vdc T^oimou Sei Tic dtbiuv (fr. 17), XiTOupoKUüTiXiic ivöinic (fr. 20),
^^iqx>|iii bk KiP| XiTOUpäv Mouprib' luivfa (fr. 21). ad hanc igitur
Dormam qnae formata sit vox requiritur, cuius priorem syllabam per
u Tiilgo pronnntiatam Lampito suae dialecto convenienter pronun-
tiaverit per breve ou. suspicor autem hanc vocem fuisse tuXt),
pnlvinna, quam, ubi quidem KV^q)aXov significet, Atticam esse
atgant Atticistae Moeris p. 229, Pbrynicbus p. 173. adde Herodia-
nom ircpl ^ov. n p. 944, 23. quamquam Eupolidem (KoX. fr. 21) ita
intelleziaae vooem tdZovra monet PoUnz VII 39, item Sapphonem
Herodianna L 1. nee magis Attica videtur ea significatio friisse quam
hie fltatuoy ut significaret pulvinum, quem in transtro sedentes
remiges natibus subiciebant. nam Attici hoc vocabant äTn]p^ciov
teste laoerate de pace 48 (cf. Sintenis ad Plut. Them. 4 p. 30). non
vereor autem ne quis arbitretur nimium mihi concedi, dum Lampi-
tonem ttatuo TuXiiv quam norat suam ad rem navalem ita rettulisse,
ot dieeret Athenienses nunc semper habere triremes ad navigandum
paratas. nam si inerant TuXai, id indicio erat naves paratas esse,
qooniam qui naves relinquebant remiges i/nrip^Cia secum deportare
mrsua solebant, ut patet ex loco Isocratis. iam quantum satis est
eommendatum putaverim hunc emendandi conatum :
oöx, dcTOÜXact' ^X^vti lal rpii^piec,
gewis nicht, so lang* auf den schiffen ruderkissen sind.
poterat autem ex de ad TOuXac facile c repeti, et TT et T, item A et
A quotiens male confusa sint nemo nescit. sed quod Bergkius et
Meinekina pro t' scribi k' iubent, ego non improbaverim omissam
«aae particulam condicionalem, non magis quam Pacis 32 t^ujc £(jüC
coutÄv Xd0r)C. ac vide Hermannum de part. &v p. 109 sq.
CXVIII. Lysistratae 664
dXX* fiT€T€, XcUKÖTTObeC, OlTTCp d7T\ Aci^lUbpiOV flX90)Ll€V, ÖT*
fj^ev Jti,
vuv b€i vOv dvrißf^ai TtdXiv KävanTCpoicat
iräv Td cüüfia Kdiroceicacdai tö T^pac TÖbc.
primuj versus admodnm suspectus est, quem qui Hermanni recipien-
tes conieetnram XeuKÖnobcc Botbius, Meinekius, Engerus (nam
174 OSchneider: emefidationes AriatopliLaaete.
Bergkius nihil monito lectore vulgatum XuKdrrobcc retiniiit) per-
sanatum credidisse videntar, yereor ut quantum saus fit looom «i*
pediverint. nam etsi recepto XeuKÖTTObcc metricnm Titimn raUstam
est (in antistropha enim legitur y. 690 vOv Trpdc fy* Itui Tic Iva
piP| etqs.) , non perspicitur tarnen quo iure Tel ex oaiiuiiHn higtoriae
fide XeuKÖTTobac ipsi sese appellent senes, qni dam bortaatar se ad
acropolim mulieribus eripiendam, eins texnporis meminenmt quo
Athenienses Lipsjdrium profecti eint, nihil enim proficit a Pseoda-
nacreonte 31 memoratus XeuKÖTTOUC 'Op^cnic, quem Mehlhomiiu
p. 56 Euripidis quendam versum secntns interpretator 'fiorore eor-
reptum', Bergkins autem PLG. ' p. 1051 proprio XuKÖifOba nomi-
nandum fuisse contendit , cum exales et eztorres cum lapis aolüoi
esse comparari JGrimmius in Antiq. iuris Oerm. p. 733 probayerit
quod autem maiimum est, XuKÖrrobec non solum Bayeniuui tonst
cum ÜB qui accurate eum codicem descripsemnt, sed etiam gnuDma-
tici ita tuentur, ut Aristophanis loco ad antiquissimam Attioae biito-
riam revocato yocem XuKÖirobec inde apte interpretentnr. et piinuim
audi doctum ad h. 1. scholion quod tale est: XuKdirobac ^KdXouv,
ibc \iky 'ApicTOT^Xric, touc tuiv Tupdvvuiv bopiKpöpouc xoöc yip
äK)Lid2[ovTac tiDv oIkctüüv ItA t^ toO cdifioroc (puXaicQ £paXXov
(f Xaßov reete ex uno aliquo Suidae codice Duebnerus p. bQS oor-
rexit, itemque Valentinus Böse Aristotelis pseudepigrs^hi p. 417).
XuKÖTTobec bk ^KaXcOvro, 6ti h\ä Travröc cTxov toöc iröbac Xukuiv
b^pILiaci TT€ptK€KaXu|Li^^vouc ijJCT€ M^ iniKaiccOat Ik toO itepUxov-
Toc (corrigendum yidetur ^TTiKvaiecOat , ne laederentnr pedes
hoc tegumento defensi). nv^c hi XuKÖirobac bia TÖ (X€\y iiA vSn
äcTTibuiv ^iriciiiyiov Xukov. 6 bk *ApicToq>d[Viic i(pr\ toOc vGv Xero*
^^vouc 'AXK)iaiuivi&ac. outoi fäp iröXeiiiov dpd^evoi irpöc ^lintfaiv
TÖv Tupavvov Kai touc TTeicicrpaTibac ^reixtcav tö Aetipubpiov
— et ad V. 666 Aei^iubpiov x^ipiov xfic *ATnid)c ircpl ifjv ITd^
VTiGov, €lc ö cuvfjXOöv Tiv€c 4k toO ficT€oc, djc qniav ^Apicrorfi^iic
£v 'AOrivaiuiV iroXiTcia — quae in usum suum Suidas 11 p. 633
convertit verba singula describens, nisi quod in initio Aristotelis
memoriam omisit. ex eodem fönte sine dubio ea quoque mananut
quae Photius lex. p. 235 (Cantabr.) habet: XuKÖTTObac *ApiCTO-
qxiviic AucicTpÄTri touc irpöc Imtlav dtuivica^^vouc itti Actiini-
bpiip djc T€vva{ouc. fXcTov t^ip toöc bopuq)öpouc T(&v rupdvwiv
biä t6 xaTetXeTcOai b^p^aci (adde XuKurv) toöc Ttöbac koI Xuicd-
TTobac elvai • t\ b\ä tö Xukov ixew iTricrwiov in\ Täte dciriav dnrA
Aiovuciou TTpd)T0u. sed etiam ditior Apostolius X 91 p. 512 ad.
Oott. est (quem sequitur Arsenius Viol. 34, 24): XuKÖirouc €?* f{TOW
TÜÜV TUpdvVUJV oIk^TIIC TOUC Täp bOpUfpÖpOUC TUiPV Tupävvuiv
OÖTU)C dxdXoUV bld TÖ TOUC ÄK/LlälCVTaC TUJV oIk€tuiv irti Tfll TOO
cu))LiaTOC (puXaicQ ßdXXctv (scribe Xaßeiv com Leutschio). Xukö-
TTobec bi dxaXouvTo, 6Tt bid iravTÖc cTxov touc itöbac XAcurv
b^p^aci xcKaXuMp^vouc , djcT€ ^f| dniKaiec^at (imicvalecdai?) tK
Tou TTcpi^xovTOC f{ bld TÖ ^x^^v iiA Tf|v dcniba ^Triouuiov Xikov.
OSehiitider: emendationes Arittophaiiete. 175
OQBÜr» iMüBorai est Hecyehü loons quem HSobmidtiiiB m p. 66 ita
adiAt: Ainc6iioiycc* o\ 'AXiquiatuivibai, o\ fiiv Tivec biA Tf|v i&i^
«oMbv kcuKÖnrra .... fjcov T&p de! öirobcbcfi^vot , ego »atedi
«Harn in fiae laoenim indicaTerim. nam qni a&tea dixerat ol ^
ttvcc, ia aliomm qooqne ae adiectnmm esse aenteiitiaia promittity
ftalam rriiqui gFammatiei babent. eademqne lacuna fortassebaiutQm
«at atiam enios mentioiie ad intellegendam aantentiaiit Tel matime
epoa eat, pellia hipmae (ÖTrobcbc^^ot b^pjiact XäKuiv* o\ bi
TIV6C • . O) >^ altimnm boc in priore lacuna dieiom fiiiaae
Bdiondtioa atatnit, qnae tarnen nnlla foit, si concedatur olim scrip-
tm ftnaae bi& rfjv tfSv irob<&v XuKÖTtiTa (i. a. wegen der wolfe-
artigkeit der fttaäe, eoUatis anVstantivis dv8pum6TT|C, 9f\fn&n\Cf
veoviötTiCt irotTpdnic, 'AOnvcetörr^c aliiaqne mnltia apnd Lobeokinm
ad Buttinanai graaun. gr. II p. 418 sq.)« eed boc ntat est, nemo carte
ex Heajebii boc loco Hermanni coniectnrae XcuKÖirobec aoxiliam
aiiqiiod qoaeeiTerit. immo Hesycbins cnm eeteris grammaticiB et
aAoliaatis adloa noTerat XuKÖiroboc
Conatabat igitnr ex Aristotelis teetimonio, qni de bao re egit
if t4 'A8i|vcrfuiv TroXtreff, veteres Athenienses appellayisae Xuk6-
ncbac eoa qni tjrannonun miniatri esaent, eoaqne nomen babniase
aanm a peltibna Inpinia qnibna tectos baberent pedea, ne in yiia
laaderentnr. neqne minim cniqnam Tideator, quod acboliasta et
Photiaa atqae Heajchius Alcmaeonidaa admiacent, qni et ipsi prope
Irinm fortiaaime dimicabant. bonun enim grammaticorum
iabaerebat proverbinm illud irA A€ti|nibp(qi fidxv) (Apoato*
Kna Vn p. 414 cnm ann. Lentacbii), qnod ln\ Tfbv dvbpeCuic icfiXh
viCo^Vttiv valebat. Alcmaeonidamm igitur mentio soll debetnr
acboliaatae et Photii Hesychiique memoriae. et sane Aristopbanes
qnoqoe yiros fortissime prope Lipsjdrium pngnantes indicare vole-
bat, qni tmcidari in proelio malebant quem loco cedere. qni unde
Xuicdirobcc appellati fuerint, ita affirmant testes onmes, ut dubitari
neqneat quin a XOkoic nomen acceperint baec autem voz cum
priorem ayllabam nbique brevem babeat; ubi longa opua est, apparet
abeaae nnam ayllabam brevem, qnae facillime ita restituta erit: dXX'
dTCT* It€ XuKÖTTObec, oTir€p etqs., ut totius loci baec sententia sit :
wolft/Bssige, marsch ! wie wir ^en Leipijdrion sogen hinauf dasumalf
als waren*« wir noch.
jtlst BUts, jetst erblühen wieder neu und aaf sich aehwingen
der leib nnd abgesohtttielt werden soloh' alterslast.
de dfET ' (tc cf. Nub. 860 dXX* {Ol ßdbtie , ubi aimilis pleonaamus
est aed paulo obscurins dictum St' fijüiev ^Tt, ad quae ezplicanda
acboliasta ad y. 667 bariolatur affirmans: Xciirei vei(»T€poi. at
haee qnidem voz ita omitti non potuit debebatque potius, hoc si
ageretnr, scboliasta dioere, verbum elvm bic cum empbaai esse po-
aitiim prägnanter; ut significaret vere esse, i. e. viventes vires
habere soas, quemadmodum a Demostbene de cor. p. 348 dicitur
UrvTiuv *A6r|vafuiv KCd 6vtuiv, etsi gens illa nondum erat extineta,
176 OSchneider: emcndationeB Aristophaneae.
aut Eur. Hec. 282 ^iva etiamtum Hecuba de se praedicat: KÖrph xdp
fjv ttot', dXXd vOv ouk cTfix' £ti, aut Aristophanes Ach. 1185 6cpd-
TTOVTa facit dicentera ouk^t' €1^' if\Sj, Av. 577 autem hominet diät
putare se cTvai tö ^iib^v (de boc vide Matüiiae gr. gr. II p. 817).
at quid Tetat quominus ex superiore enuntiationis parte subintelle*
gamus 6t' i'i^cv £ti XuKÖirobec i. e. quando eramas etiam iyxan-
norum imperio subiecti ? — lam de metro restat dispntatio, qaod ia
Yulgata scriptura violatum esse nemo iam negaverit. negat tamea
Bergkius ad PLG. p. 1051 : 'apud Aristopbanem in Lys. 667' inqnit
*Hermannus praeter metri necessiiatem censuit XcuKÖifoboc
scribendum.' videtur igitur Bergkius statuisse primam vocis aylla-
bam natura longam esse , quod vereor ut alia ulla vocis XdKOC com-
positione demonstrari possit. mihi multo credibilius Yidebator sti-
tuere, ante primam brevem vocis syllabam excidisse alteram brevem,
ut duobus primis creticis qui sunt in antistropha v. 690 (vOv irpdc
^p' Ttuj TIC Iva) hi respondeant in stropha: -v^wv^s^o^^ww. quim-
quam aliud in promptu non babeo exemplum, ubi in antistrophids
carminibus sibi respondeant cretici diverse modo soluti nid At.
1065 sq.
dx xdXuKoc auEavö)Li€va t^vuct TioXuq>dTOic
b^vbpeci T'dq>€2[ö)Li€va KapTiöv dnoßöcKCTat,
quibus respondent in antistropha v. 1095 sq.:
flvlK* Sv 6 GecTT^cioc 6Eu \xiKoc dx^rac
6dXiT€Ct peciiMßpivoic f)Xiopavf|c ßo$,
quamquam non dissimulabo in Avium versibus nuperos criticoe de
£criptura dissentire. at in Lysistratae loco nescio an metri in-
solentiae excusatio peti possit ex nomine, quod quodam modo
proprium est.
CXIX. Lysistratae 723
Tf|v M^v T€ TTpiüTTiv biaX^TOucav Tfjv dirfiv
KQT^Xaßov 5 ToO TTavöc icix TaöXlov,
Tf|V b' Ik TpoxiXioc aö KaT€iXuc7ruJM^vi1v,
Tf|v b' auTopoXoOcav, Tf|v b' inX CTpou6ou >i(ov
fJbTi TT^T€c8ai biavooup^viiv Kdriw
€lc *OpciX6xou etqs.
baec ab ipso Aristophane ita scripta esse ut putem non videor ad-
duci posse. narrat enim Lysistrata, mulieres quae secnm aoropolim
occupaverint , iam aegre ferentes virorum absentiam stadere at de*
mum refugiant atque ad vires redeant, etiam maximeinsolitafngieadi
ratione utentes. qua in re permirum accidit, quod tertia mnlier sim*
pliciter dicitur auTopoXeiv. quasi vero prima, secunda, qnarta mnlier
non item dici debebant transfugae , sive iis contingebat at domnm
venirent, sive ex fuga retrahebantur. quoniam igitar de proprio
mulierum ordine quae simpliciter auTopoXoöcat appellantar nanari
nequit, non novum bic genus intellegi debet, sed aöio^oXoOcav
referendum est ad eam mulierem, quam Lysistrata modo narraverat
OSchneider: emendationes AriBtophaneae. 177
bi rpoxiXtac kotciXuciiui^^viiv, ut eadem femina hao ratione etiam
tnatfagere Tolaisae dicator. quod si est, non iam tenendum erit
tJtv b*, aad eorrigi debet T^b' auTopoXoCcav, i. e. hac via auTO-
^oXoöcov. offendit autem aÖTOpoXoOcav, ut nunc demum video,
eüam alios, velut Baohmannum coni. in Aristoph. spec. p. 56, qui
raeeio illo Terbo novom procudit versum hunc : Tf|V b' au T€ MÖXtc
ivO^vb' in\ CTpouOou ^tav. atque aliud quid haerere in isto verbo
eüam Herwerdenus stud. crit. in poet. scen. p. 54 , sed quid lateat
non reperire se faasus est. [ceterum Herwerdeni neque 'studia cri-
tiea' neque ^appendicem ad studia critica' neque ^adnotationes criti-
caa ad Tbucydidem . . Aristopbanem' meis ipse oculis usurpaveram,
com in bis annal. 1878 p. 644 scribebam, Vesp. 1373 mihi videri
leg«ndnm esse £c<ptTM^VT^v, quod et ipse Herwerdenus app. p. 7 con-
ieeeimt. eaius coniecturae laudem , si qua est , libenter doctissimo
Tiro ooneedo. sed non item probo quas alias ibi profert coniecturas,
Teint quod stud. crit. p. 49 commendat töv btvov Ach. 1137 pro
TÖ bciitvov, ubi quod ipse 1. 1. 1878 p. 107 commendaveram tö V
hrviov etiamnunc magis placet.]
CXX. Ecclesiazusamm 951 sqq.
bcOpo bf| bcOpo brj ,
<piXov £möv, bcGpö poi
npöceXOe Kai £uv€uvoc,
Tf|v €uq>pövTiv q>(Xoc öttuic Trjvb" icex.
in corrigendo boc loco corrupto Dindorfius Hermannum elem. doctr.
metr. p. 202 secutus est. incipit autem ab bis verbis Carmen puellae,
coi mox iuvenis respondet. sed quamvis initium et finis utriusque
carminis ipsis verbis repetitis manifesto doceant poetam operam
dedisse ut accurate alterum alteri responderet, tarnen non ea re-
sponsio est, ut pes pedi congruat. velut v. 953 q)iXov £^öv, beCpö
MGI boic respondet antistropbae : kqI cu ^oi KaTabpa^oO(ca) , ubi
Hermannas 1. 1. dubitari posse dicit an q>iXov i\i6\ et beupö ^ot
rectius locum commutent, sed ego quidem non item dubitaverim,
com alibi quoque in bis carminibus videam pedum formam solutam
re«pondere fonnae integrae. haec igitur incongruentia ipsi debetur
poetae. sed alibi congruentiam pessum dederunt librarii vel omit-
tendo Tel addendo vim orationi facientes. ac v. 953 librarii depra-
Tanmt onins cretici maiorem partem omittentes, ut docet versus
aotialropbicus 963 (Tf|vb*' ei bi ^rj, KaTanccibv KeicoMOiO* ^^^^
damaun Hermannus resarcivit inter öttuic et €c€t infarciens Trjvb',
ego aatem probabilius resarciri posse censeo hac ratione :
T^iv €Öq>pöviiv €Öq)povdT* öiruic &€i.
aam cum in voce e^kppövii, ubi noctem significat, primitiva Tocis
Botio fere delitescere soleat (proprio enim est quae laetUiam afferty
quod facit nox praebens vel corpori defatigato requiem et somnum
Tel amstori gaudia amoris) , hinc non est mirum quod puella hanc
Doctem , quae quidem amoris gaudia ipsi promittat , quasi napCTU-
178 EHiller: zu den Vögeln des AriBtophanes.
poXoToGca appellat 6uq>p6viiv 6Cq>povaeo dioendi gmere ntens,
quod docte Lobeckius explanavit in Paralip. p. 586, penmlgmtam
dicens et neque ioco neque serio quaesitum, sed sponte obortnm,
inter alia afferens Katp6c eÖKaipoc , €(kK€irroc CK^iffic , Ifioc c0r|9€C
et quod inprimis noBtro simile est, eöiropoc cöiropfo. atqne ad-
notavit ibidem etiam Aristophanicnm eÖKTaiai eixjoA At. 1060.
quod si quis nostrum aliquem histrionem haec loqnentam aadire
capierit, hoc erit carminis initiam :
hier doch her, hier doch her,
liebster meiHf her zu mir,
o komm und sei die naeht durch,
*ne freudennacht, jetzo mein bettgenoss.
GoTHAE. Otto Sohmudbb.
25.
ZU DEN VÖGELN DES ARISTOPHANES.
1. Zu anfang des Stückes wandern die beiden Athener in Oder
felsengegend, wo schlieszlich jede möglichkeit weiterzukommen auf-
hört (y. 20 ff.), rathlos hin und her. bei dem ausruf des einen olpoi
y. 12 bemerkt der andere cu ^^v, dt TÖv, Tf)V btöv TauTr|V IBt
hierzu findet sich in den scholien die erkl&mng iroiZiUV <pT1ci * TOU-
T^CTt Tf|v eic TÖ oImoi öböv ßäbiCe. diese auffassong erscheint
mir sinnlos, welcher scherz soll darin liegen? und wie ist et ftb«^
haupt denkbar, dasz aus einem so gewöhnlichen ausmf wie olfioi
ohne jede yeranlassung ein «weg zum olfiiOi» gemadit wird? das
wort öböc ist yon y. 6 an nicht mehr angewendet worden, die mo-
dernen interpreten stimmen der erklärung des scholiasten bei, Muh
Bergler, wenngleich derselbe etwas yerständiger umschreibt 'haae
yiam, nempe illam ubi oIjLiot clamandum est', das richtige liegti wie
mir scheint, sehr nahe, es ist einleuchtend und auch bereits beneikt
worden, dasz Euelpides oT^ot ausruft, nachdem er geatolpeit (oder
auch hingefallen) ist. bisher nun sind, wie wir meiner meiasag
nach anzunehmen haben, die beiden bei einander geblieben; udi
diesem Unfall aber trennt sich Peithetairos Ton seinem genossen ndt
den Worten *den weg geh du' und yersucht, wShrend Enelpidei
die yerse 13 — 21 spricht, sein heil auf einem andern teile der bOliMi
aus y. 21 f. ergibt sich dasz sie an dieser stelle des dialoge nemlieh
weit aus einander sind : ou j&p icT* ^vxaOOd Tic öböc. IT 0 u b^ |yiA Äi*
dviauOd t' äipanöc ouba^ioO. eine 'directe beziehung der weite
Tf)V öb6v TauTiiv zur inteijection oTpoi findet also gar nicht statt
2. Beyer mit y. 287 der chor der 24 yögel sicht^ wird, treten
y. 267 — 286 yier einzelne yögel auf, deren erscheinen dem Wiedehopf
und den beiden Athenern zu einigen für unsem geschmaek rseht
frostigen und witzlosen bemerkungen anlasrgibt. hOchst wahraehein-
lich sind alle yier, jedenfalls aber die beiden letzten mit ei&er srt
EHiUer: so den Yögebi des Axiatophaiief. 179
\maA rwnAmki dcnii beim yierten wird gefiragt rk iroO* f| Xö<puiac
Ij TfBv öpv^uiv; (▼. 291), imd der dritte gleicht dem Wiedehopf
(t. 280 ff«), welcher nach v. 94 eine TpiXoqpia hat ihr anaeehen ist
himtfailiig; der entte wird ab xoXdc ical qxMVticioOc (▼• 272), der
vierte ale ein ßoirrdc dpvtc bei iohnet (287).
Dieae vier vOgel gehören, i bereite der aoholiaat bemerkt hat,
lieht som eher, dass sie, wii oüTem meinte (fiber AriatoiilMBes
?flgel t. 101) sa dem sweeke aaftreten 'mn die aatiriaehen bemer-
kimgen, welche bei jedem von ihnen gemacht werden, xa Teranlaiaen',
oder daai iie, wie SohOnbom sagt (die skene der HeHenen s. 819)
bkMs darum, weil sie 'beeonders prftchtig aosstaffierf waren, den
machanem Torgefllhrt wurden, ist kaum denkbar, und ein gegeosats
iwisehen 'aristokratenvOgeln' und dem 'geeamten gemeinen tross
dsr übrigen TOgel', woran Wieck dachte (Ober die VOgel des Aristoph.
1. 12X mflste, wenn er in der al des diohters gdegen bitte, viel
fantlieher niid derber ausgedrfl ky > mit recht hat man dagegen
Demiich allgemein der Termutn : zugestimmt, dasz cUese
fier Personen in den nun folgen< ig n ak musiker zu fungieren
betten.' was SohOnbom ao. da( Toxgebracht hat, ist so un-
iogiaeh, dass es keine widerlegu y ot. unter den yenen aber,
■elebe dae aaftreten der Tier V) i 9 sind mehrere, f&r die
nie befriedigende erklirung bw ji » no nicht rorgebiaoht ist.*
HBe edlehe gewinnen wir äarch e an welche mir, die rioh-
feigkeitTon Wieselers hjrpothese ro heliegend'undnatQr-
tidi eraehcint es ist dies die an ^ w aie pUUze, weldie die
vier BQsiker einnahmen, e r h 0 h i war I iich etwa der erhOhung
ud der bei Wieseler / theatergebftude u. oenkmäler des bflhnen-
veesns' tf . lY 6 abgebildeten vasendarstellung, wo wir auf der er-
löhnng einen auleten erblicken, ein solcher erhöhter tritt k<mnte
idwrzweise als ein 'barg' oder *htiger, XöqK)C, bezeichnet werden;
Iie vOgel aber waren , wie bemerkt, mit federbttschen versehen, und
10 lieai sich die doppelte bedeutung von Xöqioc zu allerlei Witzeleien
rerwenden. dies soll im folgenden näher dargelegt werden.
Die Worte, welche beim erscheinen des eisten vogels, des 901-
mcöicTCpoc, gettuszert werden, geben zu keinen zweifeln veranlas-
n*g. T. 274 macht Euelpides auf die ankunft eines zweiten Togels
nü den worten ^TCpoc 6pvic oötoc( aufmerksam, in der bemer-
long, mit welcher Peithetairos dies bestätigt, verwendet er (nach
Jem scholiasten) eine reminiscenz aus einem verse des Sophokles,
in wekdiem, wie er auch sonst gelautet haben mag, jeden&lls
Iie Worte Sebpov x^P<xv ^x^iv vorkamen. Peithetairos sagt also
V. 276) vi\ AC £T€poc bf^ra x^i^o^ «ßebpov x^P^ Ix^vt.
* WSeteler adrart. in Asteh. Prom. et Arist. Avss •. 87 ff. QHer-
ia den Wiener jahrb. der litt. bd. 100 e. 188. Beer Aber die sahl
ler eehasepieler bei Aristoph. s. 41. Koek sa Ar. V5gel 808. Bnrsian
■ IHt. eenlralblatt 1878 s. 891. * vg^l. ausser Koek intbet. OHennann
10. e. ItS— IM.
180 EHüler: zu den Vögeln des AriBtophanes.
die Sophokleischen worte werden von Aristoplianes , wie Kock mit
recht bemerkt, mit bezug auf den ausländischen wohnsiti dei TOgdi
— es ist der hahn — angewendet, aber nicht beisiimmfin kann idi
Kock, wenn er aus diesem gründe blosz die dürftige bemerknBg vij
AI* ^Tcpoc bfyra dem Peithetairos und das übrige dem Wiedehopf
zuteilt, wir dürfen , denke ich , dem Peithetairos scharfiunit genug
zutrauen, um aus dem seltsamen ftuszem des nenen ankOmmluigt die
folgerung zu ziehen , dasz er ebenso wie der erste aas der firemde
stamme, auch passt das citat aus Sophokles besser fttr den hnmor
des Atheners als für die meist einfachen und schlichten antwortes,
welche in diesem gespräche der Wiedehopf erteilt, ein citit mi
einem tragiker enthält auch die frage, welche Peithetairos nun an
den Wiedehopf richtet, dieses mal ein citat aus Aischylos« eiBTUB
dem scholiasten angeführter tetrameter in dessen 'Hbuivol begm
mit den werten Tic Tio6' £ct* ö fLiOucÖMavTic ; die herstellang du
Schlusses ist nicht mehr möglich, die frage des Peithetairoe lautet
nach der Überlieferung Tic ttoO' IcB* 6 MOUcÖMavTic fitorroc ipm
öp€tßdTiic; statt des letzten dem metrum widerstrebenden wortH
hat Bentley wol mit recht 6poßdTT)C vermutet, entsprechend der tob
Aischylos (Sieben vor Theben 85) angewendeten zusanunenfletsing
6poT01TOC^ während das von Brunck geschriebene öpißdnic ra ver-
werfen ist.^ gewaltsamere änderungen sind Überflüssig: Porson (n
£ur. Hek. 204) vermutete Tic ttoO' IqQ* ö M0ucd)yuxvTic dioiroc;
&p' 6p€ißdiTiic; mit unmöglicher Wortstellung, Beisig (zn Soph. OK.
s. 328) dßpoßdTT)C statt öpeißdTrfC.^ in welcäem sinne ^oucö^avnc
bei Aischylos gesagt war, wissen wir nicht; dasz aber Peithetaira
das wort auf den mit einem musikalischen Instrument versebenMi
und daher als diener der Musen erkennbaren ankömmling ttbertrflgti
ist leicht verständlich, es ist daher nicht nötig, mit Kock die worto
6 ^oucöpavnc dem Wiedehopf als antwort auf Peithetairos frage
Tic itot' £cTi; in den mund zu legen; auch würde hierdnreh dsi
Aischylos-citat unpassender weise zerrissen, und die antwort des
Wiedehopfs wäre mehr als seltsam ; Kock sieht sich durch seine t«^
teilung zu der annähme genötigt, es werde mit jenem Aisohylischen
Worte *auf eine volkstümliche bezeichnung des hahnes im sinne des
aurora Musis ämica angespielt.' der ausdruck öpoß6TT|C besieU
sich auf das besteigen des erhöhten trittes.
Während des nun folgenden scherzes über den Meder, der ohne
kamel hereingeflogen kam , ist ein dritter dem Wiedehopf gleiehen-
der vogel aufgetreten und hat seinen platc bestiegen« demgeinisi
' vgl. G Meyer in Curtius Studien V 8. 67. * oöptßdTiic ist Über-
liefert in dem einen der darch den codex Claromontanns erhaltoDMi
fragmente ans £aripidet Phaethon. vgl. Lobeck Paralip. i. 465 f.
^ 6ßpoßdTr)c wollte alsdann GHermann in dem cormpton verse des
Aischylos herstellen, oposo. V s. 17; dasi dies indessen völlig onsieher
ist, erkannte er selbst an, und für die worte des Aristoplianes darf
diese conjectnr nicht verwertet werden.
SBSUer: so den YOgeln d« AriitophaneB. 181
Peitheti (t.279) Srepoc aO Xö<pov KaTCtXviqpidc Tic
mc oihod' dh. t *ei-._ hllgel besetit'; etwas eaderee keim,
m Koek riohtig sagt, in den w orten nicht liegen; indessen moste
r wiachaner doeh zogleieh an den federbnsch denken, welchen er
eh m dem dritten YOgel erblickte, auf die yerwuiderte frage des
leipideB über die Ähnlichkeit desselben mit dem Wiedehopf ertdlt
r hiitere die aasknnft, es sei dies sein enkel, nemlich der söhn
m Philokles Wiedehopf (wShrend er selbst nach ▼• 100 der wiede-
i|if des Sophokles ist), dass der jttngere Wiedehopf nicht einfach
I des Philoklee Wiedehopf, sondern ab dessen söhn bezeichnet wird,
A aaeh der trefienden bemerkong von Wilamowits (Hermee VII
IM) nur den sweck die folgende vergleichnng mOglich zu machen * :
tMBvalar and enkel fahren denselben namen, ebraso wie der name
iDiae aowol dem groszTater wie dem enkel zukommt, nach der
pk der komOdie wird hieraus die folgerang gezogen, dasz der
■gm wiedehqpf Kallias sei, womit denn auch die dürftige befiede-
ag (die schon beim ftltem Wiedehopf t. 103 Terwanderong erregt
itte) motiviert werden kann.
Es erscheint nun der vogel KCtruxpaT&c, mit einem federbnsch
ndieB and von farbigem aassehen wie die anderen (287). nach
r firage des Eaelpides, ob es denn ausser Kleonymos nodi einen
muqNiTäc gebe, liegt es nahe den Togel geradem für Kleonymos
I erUlrai; bedenklich macht den Peithetairos nar der amstaad,
Mi er seinen Xthpoc nicht weggeworfen, wie Kleonymos den schild.
m fragt Eaelpides, was es denn eigentlich mit der 'beboschong'
nr YQgel f&r eine bewandtnis habe, ob sie etwa ein rennen im
iflniXoc veranstalten wollten?^ 'nein' erwidert der Wiedehopf (oder
lithetairos) 'vielmehr wie die Karer' — das publicum erwartete
m wol eine anspielung auf die bekannte meinung, nach wei-
ter die Karer er$ndcr des helmbusches waren ; der Wiedehopf aber,
^puicic nicht als 'bebuschung' sondern als 'behügelung' auf-
BMnd, fthrt fort: — 'wohnen sie auf bügeln der Sicherheit
Igen', uPCTTcp ol Käpec ^iv ofiv inX XÖ9UIV oIkoGciv, iZnrdO',
l^oXcfaic elveica (v. 292 f.). Karien ist allerdings seinem weitaus
'Osten teile nach gebirgig; dasz absurder weise das streben nach
eheriieit als motiv f&r die Karer bei der wähl ihres landes enge-
»ben wird, geschieht, wie Hermann (s. 133) mit wahrscbeinlich-
eit annahm , mit bezug auf den unmittelbar zuvor genannten feig-
Bg Kleonymos.
Ei ergibt sich hiemach, dasz nicht der geringste grund vor-
laden ist mit Wilamowitz die verse 279 und 287 unter einander
( vertauschen, der dritte vogel musz, wie bereits bemerkt ist,
Den husch haben wegen seiner ähnlichkeit mit dem Wiedehopf,
id ca ist daher ohne bedenken, wenn mit bezug auf ihn v. 279 ge-
* vgl. Hsapt oposc II 8. 453. ^ es ist hieraus zu schlietten, dasz
cttllafer im oiouXoc damals mit ii^end etwas versehen waren, was mit
tm Xö^wK der vögel einigermaszen verglichen werden konnte.
182 ThBattDer-Wobat: zu GelUai.
sprochen wird ; die beabsichtigte komik dieses Tenei liegt in dem
aasdruck Xöq>ov KaT€iXiiq>u)C. und wenn es vom Tierten to^ ▼• 287
heiszt ^Tcpoc aO Tic ßanTÖc öpvtc ouroci, so soll damit nach meiner
auffassong nicht ein vogel bezeichnet werden, der, anders als die
übrigen, farbig ist (als ob der q>oiviKÖTrr€poc und der Mf^boc nieht
farbig wären), sondern ein neuer farbiger vogel, dh. einer der in
den bereits aufgetretenen farbigen vögeki hinsokommt» der beieiU
von Rock in seiner frühem bearbeitung des Stückes geäoaserte ge>
danke, dasz das a^jectivnm ßanTÖc, dessen anwendong an nnsenr
stelle keineswegs vereinzelt dasteht, einen bezug aaf die Bäirroi des
Eupolis enthalten solle , erscheint mir sehr gesucht nnd namentlich
darum nicht glücklich, weil das publicum, als der vers gesproehai
wurde, noch keine ahnung davon haben konnte, dasz die beidtt
Athener den neu aufgetretenen vogel mit Eleonymos oder (naeh
Wilamowitz' Umstellung) mit Eallias identifioieren würden.
Halle. Eduard Hnxn.
26.
ZU GELLIÜS.
IV 1, 1 in vestibuh aedium Palatmarum amnium fere
muUüudo opperientes sälut^xtionefn Caesaria consHteramt; atqma ibi im
drcu^ dodorMvm hommum Favorino phüo$opho praesenU oHemlabti
qmspiain grammaticae rei ditior sckolica guaedam nugaUa usw.
zu grammaticae rei ditior bemerkt Hertz (vor dem Breslaner wintere
kat. 1868 8. 9): 'erudüiar Mommsenus: düiar P^unt diäar TBe et
ex dicUur corr. g unus. doctior g Aid. doctar gd. scUior g; emdihif
voc. cum gen. non solet coniungi ; apud ipsum Gellium alibi aco. inde
pendet (U 21, 3. XTX 12, 9); erat igitur cum ant de dedäim' (qua
forma Eutropius utitur X 15) aut de ifuiiUiar (cum gen. imUku tocl
coniungit Sil. Ital. XIU 821, Superlative apud ipsum Gellinm vtStor
Cato lU 7, 19; cf. Colum. I 4, 2; comparaüvi exemplum non novi)
cogitarem ; at Mommseni coniectura per se aptissima et palseegn*
phiae ratione habita (eru ex litt, erei praecedentibus repetito) eom-
mendatur et genetivus per se explicatione atque analogia certe lund
caret.' die Verbindung von dives mit dem genetiv bei Oellius ist gs*
wis ungewöhnlich; mag auch in der prosa seit Livius XXXY 1, 11
aptUenttis mit genetiv vorkommen , mögen Vergilius nnd Horatins
öfter dives mit demselben casus verbinden (Kühner lat. gr. II 1
8. 326) — immerhin bleibt es auffallend, dasz bei Oellius nur
dieser stelle diese construction angewendet ist, noch dazu dem
des ganzen satzes unangemessen, freilich eruditior wird Oelliusnidit
geschrieben haben (denn grammaticae rei ertidiHor widerspridit
seinem sonstigen Sprachgebrauch), wol aber peritior, dieselbe Ver-
bindung grammaticae rei peritus hat Oellius XVI 10, 2; palSogra-
phisch aber konnte abgekürztes pitior sehr leicht zu cÜfior werdtti.
TlMfttttttwWolwt: m GeUiua. 183
nn 16 wirdn ans mm dem werk dei aogun Heesalla an-
taipftil an die f onnel m ^mi magiatratm mmor de cado anxme
MÜ von GeUint Boüieii aber den nntersobied der ampicia dttr mn-
Mtoen itauMhenmagistmte gegeben, indemer aof dm Yereehiedenen
wmi dm paietta$ der einielaen hinweiBi. so werden denn die magi*
ilnie in bttere (maierei) und niedere {mUwre$) geteüt und ab
kaniiliiiitiiial der erstem beseiehnet, daez sie in eentoriatecimitien
giirlUi weidai und in denselben natOrliober weise bereits ihre po^
Fy ftmOge deren sie mupieia anstellen, erhalten, die niediem
jedoeh bekamen doroh die wähl in den patrieiseb^plelHiji-
Iribnteomitien nicht das reoht der handhabnng ihres amtes,
ea war inr formellen erglnsung die emannnng von selten
das Üben magistrats bei beaatragung der lex cmriata notwendig
(Lange BA. V s. 887. 696). da nun dieeer sinn in den comipten
werten tmmribue ereaüa magiäratibue Mbyüe eomüüs imigitinduSf
sei iusiue onrMa dethtr lege stecken rnnss, hat Lange ao. flür mäua
tergeaehlagen enis me. es scheint mir jedoch die cormptel ac^ die
leichteate weise beeeitigt sn werden, wenn wir lesen m/ogieitratus
rmiue ei mehu^ so dasz der ganse satz folgendermaszen zu Ober-
tragen wlre: 'den in tribatcomitien gewählten niedem magistraten
wird das amt gfiltig nnd als sn recht bestdiend durch das coriat-
geaeti verliehen, die hohem werden in centnrintcomitien gewfthlt.'
die psJiogrH>hische Wahrscheinlichkeit leuchtet ein; die Terbindong
fen rmimB ond meiue ist technisch, wie Cicero de 2^. III 3 qaedgue
tt fMi fteBiMn gerei imperaaeeij iue raiumque esto beweist«
Xni 16, 1. in dem nadifolgenden absdmitt, der ebenfalls aas
Meesalla entlehnt ist, wird der unterschied der hohem und niedem
■sigistfste weiter erOrtert an der band des imperium und besonders
die frage erwogen, welche magistrate das recht besessen, andem
g^gviflber das Tolk abzuberafen (avocare papuHum). bei den hohem
■agiatmten ist es einfach, verwickelter bei den niedem magistraten.
« haiaxt nun ttber letztere : mincres magisircAus nusqmm nee camir
Ütimm nee eomiionem avocare peeeuni. ea re, qui eommprimue voeai
ed ojwififliiiwi, is rede agii^ g[uia bifariam cumpopuio agi nanpoteit.
nee avocare aüue aUipoeeä^ ei coniionem habere voleuU, uU ne com
agamiy qwxmvie muUi magistraiue eimul coniionem habere
• die niedem magistrate kOnnen also niemals einen comitiatus
oder tino contio abbemfen« deshalb zergliedert sich die art und
weise des <i^erc cum popylo — denn nur davon ist zunftchst die rede
^ von Seiten der niedem magistrate folgendermaszen. beruft einer
Ton allen zuerst den comitiatus, so kOnnen die andem nicht auch das
ndk nun comitiatus rufen, da doppelt nicht mit dem volke verhandelt
werdan kann, wol aber wäre es denkbar, dasz die andem niedem
■sgistrats auf dieselbe zeit contionen berufen wollten, da ja viele
nsgistimte zu derselben zeit das volk zur contio rufen konnten,
diesen Call muss Meesalla in dem letzten corrapten satz im äuge ge-
bebt hnben: denn erstens knOpfb er ihn an den vorangehenden mit
184 HDeiter: zum codex VosBianut 86 des Martialii,
nee ^und zwar nicht' an , wie im vorhergehenden abschnitt (no8 ht
temporihus . . veierum audorit/xtem sumtis secuti neqm M$ comüii^ m
auspicio fmmtis); zweitens geht dies aus dem sdilnai des satus
quamvis tnuUi magistratus usw. hervor, der gegensata an demselben
musz nemlich ungefähr folgender gewesen sein : ^freilich dflrfen viele
niedere magistrate zu gleicher zeit eine contio abhalten, aber ans
dieser befugnis dürfen sie nicht gegenüber dem 6inen oollegen, der
comitiatus hält, das andere recht ableiten, das volk von dem eomi-
tiatus zu den verschiedenen contionen zu berufen.' demgente
möchte ich vorschlagen: nee avoeare ab eo aUi posaunt^ 9% etnäk^
nem habere volunty uti ne cumpoptdo agat usw.: *(wer suerst mm
comitiatus ruft, handelt gesetzmäszig) und die übrigen kOnnen auch
die versamlung von ihm nicht wegberufen, wenn sie in der abdekt
contio halten wollen, jenen am agere cumpapuHo zu verhindem, weaa
es auch gesetzlich gestattet ist, dasz viele magistrate ingleioh eoatio
halten.' der etwas ungeschickte stil , besonders der sabjectwednel
findet sich ebenso in dem vorhergehenden fragment des Messalla,
Dresden. Theodor Büttnbr- Wobst.
27-
ZUM CODEX VOSSIANÜS 86 DES MARTIALI8.
Eine nachvergleichung der in dem Leidener codex Yossiaaiis 86
überlieferten epigramme des Martialis hat ergeben, dasz die ooUatkNi
Schneidewins zwar mit sehr groszer Sorgfalt angefertigt worden isti
dennoch aber nicht nur einige fehler enthSlt, sondern auch einige
Varianten unerwähnt gelassen hat. wegen der Wichtigkeit d«r ba.
mag es berechtigt erscheinen, an folgenden stellen die flberlieftnuig
teils zu berichtigen teils zu vervollständigen, richtig nemlioh lesn
wir 1 20, 4 buletutn . . edit aedax, II 72, 1 postume factum. UI SS, S
sed tu mortua. IV 62, 1 Tibur in ercuteo. VII 21 AD LVCANFM
DE Eivs hATALl, VII 43, 1 pres^es und 4 i^resto, Vm 14 JA
MlCVM (corr. AD AMWVM\ IX 46, 4 €ß\bei (-=» qwMMl). IX
78 AD PINCENTINVM, XIII 87, 2 esca. XIV 196, 2 c(wta. ea fin-
gen die Varianten, welche Schneidewin nicht erwähnt hat: 11 67,* S
decies. III 16, 5 sed tu müii. lU 16, 6 pelUeola. HI 27, 1 mimguew,
IV 13, 2 made ades. IV 73, 7 largus. V 7, 4 sumsU. VI 1«, 4
pomis. VI 35, 3 dicis. YU 10, 2ülasua. VII 10, 15 qumdeckB . .
quid pertinet. IX 95, 1 cepU. X 2, 11 od cartis. X 66, 5 cyaitos. XII
78, 1 bithinice. XIII 14, 1 eaenas. Xm 38, 1 edis, XIH 69, 1 md
73, 2 numquam, XIII 96, 1 ciparisse und 2 cervus. von den ange*
führten stellen kommen zwei für die kritik in betracht. xoniclMt
wird das lemma zu VH 21 nach dem Vossianns corrigiert werdsii
müssen; dann ist VI 35, 3 dicis ^ wofür Schneidewin ohne awingsn-
den grund in seiner tcxtausgabe von 1852 mit dem Thoanena diieif
geschrieben hat, als die allein richtige lesart beizubehalten.
Emden. Heinrich Dbitbb.
ATGatschmid : ans. t. WWgrBaudissin zur semit. religionsgesch« II. 185
28.
&TCDICM ZUR SEMITISCHEN RELIQIONSOESCHICHTE VON WoLF WIL-
HELM GRAF Baudissin. HEFT IL Leipzig, Verlag von F. W.
Grunow. 1878. VIII u. 286 s. gr. 8.
Das Torliegende zweite heft zeichnet sich durch dieselben vor-
xOg« aas, die dem ersten (von uns in diesen jahrb. 1876 s. 513 ff.
besprochenen) nachgerühmt werden konnten : eine seltene belesen-
heit in der altem und neuem litteratur, völlige beherschuug des
philologischen und historischen beweismaterials, streng methodische
kritik, die gäbe in dem gewirr des aus den verschiedenartigsten quel-
len iQsammengetragenen details nicht den faden zu verlieren und die
allgemeinen gesichtspuncte fest im äuge zu behalten, präcise formu-
liening der aufgaben und der ergebnisse, eine klare Sauberkeit in be-
griffiMntwicklung und beweisfUhrung, die auseinander zu halten, ver-
wirrtes xu entwirren versteht, ttuszerste vorsieht und eine stets aus
den dingen heraus, nie in die dinge hinein lesende unbefiangenheit,
lauter eigenschaften welche die frtlhere forschung auf dem gebiete
der semitischen religionsgeschiohte nur zu oft hatte vermissen lassen.
Die erste abhandlung ^der begriff der heiligkeit im alten testa-
ment' (s. 1 — 142) ist mehr theologischer und philologischer natur;
sie f&hrt erst mit gewohnter gewissenhaftigkeit die neuere litteratur
Ober diese frage auf und setzt sich mit den ansichten der vorgttnger
anseinander, unter denen namentlich LDiestel (*die heiligkeit gottes'
in den jahrb. f. deutsche theologie 1859 s. 3 — 63) verdiente berttck-
sichtigmig gefanden hat, und geht sodann auf grund einer möglichst
f oUstAndigen samlnng der stellen des alten testaments zu einer selb-
stindigen Untersuchung des begriffs über, welcher der vf. dadurch,
daez er sie nicht auf die heiligkeit gottes beschränkt, sondern auf
die von personen und Sachen ausgedehnt hat, eine breitere basis und
gT^üzere Sicherheit verleiht, er kommt zu dem ergebnis , dasz qddesh
«eigentlich 'abgesondert, hehr', dann erst 'rein' bedeutet, und ^heilig-
keit' bei Sachen , bei personen und bei gott das abgesondertsein aus
dem profanen ist. da der begriff im alten testament keine eigent-
liche Weiterbildung erfahren hat , so hat der vf. bei der feststellung
desselben von einer scheidnng der belegsteilen nach der Zeitfolge ab-
gesehen und sich begnügt am schlusz eine geschichtliche Übersicht
Ober die anwendang des begriffs bei den einzelnen alttestamentlichen
äcfari/tstellem zu geben, von besonderm interesse ist es, den vf.
fs. 142. 228 f.) zu der frage nach dem alter des ersten Elohisten (der
priesterlichen gesetzesschrift, wie er sie nennt) Stellung nehmen zu
sehen , welche durch Wellhausens erst nach der vorliegenden schrifb
«TKhienene 'geschichte Israels' in ein neues Stadium getreten ist ;
2raf Baudissin drückt sieb ftuszerst behutsam aus, scheint aber eben-
lills der annähme einer spätem entstebungszeit des buches zuzu-
neigen : 'die entscheidung' sagt er s. 229 *kann wol nur in seiner
J»hrb ichw für r!»*«. ph:Iol. 18>f) hft.3. 13
1 86 ' AvGutflchxnid : ans. t. WWgrBaudisun zur Bemit. mligimmtfli. IL
Schilderung des priestertums , zusammengehalten mit der det Den*
teronomiums und des Ezechiel , gesucht werden.'
Die zweite abhandlung 'heilige gewässer, biume und hShen bei
den Semiten, insbesondere bei den Hebrftem' (s. 148 — 269), be-
spricht die einzigen irdischen naturgegenstftnde, welchen die Semiten
überhaupt religiöse Verehrung beigelegt haben ; die meteoreteiBe, mit
denen es als vom himmel gesandten zeichen der gottbeit eine andere
bewandtnis hat, sind von der betrachtung ausgeeehloeeea worden.
der vf. führt hier die Untersuchungen über semitisebe mythölogie
weiter, mit denen er im ersten hefte seiner stndien und in einar
reihe vortrefflicher artikel über einzelne semitische gotttieiteB in dm
Herzog-Plittschen realencyclopädie den anfang gemacht hatte.
Die grundlage seiner Untersuchungen ist ein mosaik, gebildet
aus einem von allen Seiten und ans den entlegensten wiakeln d«
abendländischen und morgenländisehen litterator herbetgeeohanea
materiale, und hier durfte bei der grossen lückenhaftigkeit der über»
lieferung auch das geringfügigste detail nicht vemachlisaigt wordan;
diese mit erfolg angestrebte möglichste Vollständigkeit wllide d«
arbeit des vf. auch ohne deren sonstige Vorzüge einen hohen vad
bleibenden wert verleihen, auszer der bibel gehören sämtliche leqg-
nisse , auf die hier gefuszt werden musz, der hellenistischen imt aa;
Lenormants assyriologische enthüllungen sind der vollständigkHt
halber zwar angeführt, aber regelmäszig mit einer wamnngttaM
versehen worden , ein verfahren das von der kritiklosigkeit andenr
theologen diesen ^entdeckungen' gegenüber erfreulich absticht da
entsprechendes mistrauen war auch in bezug auf manchen gewährt
mann aus dem altertum selbst geboten, und der vf. hat gewis gut
daran gethan , es namentlich dem unzuverlässigen notisenreJeMatf
des Nonnos gegenüber in anwendung zu bringen; in einem der mI-
tenen flUle, wo er von der sonst geübten vorsieht abgewichen ist»
8. 158, ist es nicht zum frommen der Untersuchung aosgeaehlagea:
seine Nritc 'Aßapßop^ri hat Nonnos einfach ans IL Z 22. kaom liüt
sich ein gröszerer abstand denken als der welcher zwisdien dem f(
und seinem hauptvorgänger auf dem von ihm bearbeiteten gebidii
Movers, besteht, bei dem im ersten bände der Phönizier (freilieh diB
schwächsten teile seines Werkes) sammelfleisz und kritik im mage-
kehrten Verhältnis zu einander stehen und bei dem unter drei citaAtt
immer 6ine8 schief aufgeÜEiszt zu sein und alles andere sn beweiwa
pflegt als das wofür es verwertet wird, auf die anführungen det fL
und den gebrauch , der von ihnen gemacht wird , ist dagegen nnfat-
dingt verlasz; ich wüste nicht, was sich hier ausstellen liene, anaMr
etwa die art der benutzung des sog. Skjlaz. dieser wird niclit nach
Müllers geographi graeci minores, sondern nach Fabricins citiert, der
den von verkehrten correcturen wimmelnden und bis zur nnbrueb-
barkeit verfälschten text der älteren ausgaben wiederholt hat; die ihm
entlehnten notizen bedürfen durchweg erneuter prfifung, so steht tb.
von der angeblichen Bf^Xoc iröXic (s. 234) kein wort in der handadirift.
TOnhriwiii : im. v. WWgrBandiiim »nr teinit wügioaigudi, IL 187
WlhraBd 1 mit einer sjnktetistiacheii gnmduDtfdbauiuig
m dar semitisc my dogie an die antersocfaimg der einzeiligen
Hmnlnl nnd daher Ton yom herein aoezer stände war nichtBasam*
Migeliöriges richtig aneeinand nhalten, beobachtet der ¥f. eine
mg aaaljtiaobe methode, dii jedem ermöglicht sich ein eignet
Mi lu bilden« vom einielne zum allgemeinen aufsteigend stellt
K ▼!• iest, dasi die Semiten in den irdischen gewSsaem nur ein
ild dm lebenspendenden kraft der himmlischen gOtter sehen, nicht
MT, wie die Arier, sich die gottheit in diesen gewftsseni wohnend
■ünm; mit recht legt er (s. 158) auf die erzfthlong des Sozomenos
m den feurigen stem der U ia, welcher sich in den Adonis-
B0 bei Aphaka anf dem Libaa >n senkte, gerade der spiten besea*
B^f wegen besonderes gewichi , als fllr die lAhigkeit der religUtaen
■ehnnmigen bei den Semiten beweisend, auch den oultas des
PlsaeidoB' bei den PhOnikem erkennt er (s. 172 ff.) nicht als ans-
ikne «n und betont mit fug c zeognis des Hesychios von einem
1 Bidon Teiehrten Zcvc 6aXd(cioc, eine ansdrucksweise die uner»
Midi sein wftrde, wenn es si< i wirklieh nm eine das meer ab ihr
ismani bewohnende gottheit genandelt hätte, wie den griechischen
SimdoB. noch in Melikertes, was ja sicher Melqart ist, sieht er
ishl «nen eigentlichen meergott, sondern den mesrbeherschenden
■Magott ebenso wenig wiU er es troti seiner halb«i fisebgestalt
m dam dialdlischen Cannes gelten lassen; rielmefar ist es nach
m die a<HUie, die am morgen aus dem die erde amgrenzenden ocean
A erkebt nnd mit dem abend dahin znrttoksinkt (s. 183). dieselbe
mlmg dürfte , meine ich, der mythos von Melikertes auch für die-
ai nalie legen, mit Oannes berührt sich die auf den münzen der
)siiachen stadt Itanos, einer phönikischen gründang, dargestellte
yHheit mit menschlichem Oberkörper nnd fischschwanz (vgl. s. 180)
id der doch wol von ddg 'fisch' abzuleitende nnd wahrecheinlich
hon BAch den büchem Samuelis mit einem fischschwanz dargestellte
lilistlische Dagon; der yf. hält auch hier die umwandlang eines
i^prüiigliehen himmelsgottes in einen meergott für möglich, gibt
ler EQ dasz diese umwandlang eine sehr alte gewesen sein müsse.
Ute es sich nicht in den letztgenannten drei fällen um im meere
eloMBide wirkliche meergötter bandeln und ihre Verehrung sich
inaf znrOckführen lassen , dasz der erdumgürtende ocean als eine
irtastaing des himmelsgewölbes angesehen wurde? auf die analogie
se Bisehen Varuna hat bei dieser gelegenheit der vf. selbst hin-
I wiesen (s. 177). ähnlich wie die heiligkeit der gewässer ist die
V biome zu beurteilen ; der einzelne bäum, nicht der hain, ist den
Muten gegenständ der Verehrung, und er ist es als ofienbarung
er in die erde gelegten lebenskraft, welche ausgeht von der über
V erde wohnenden gottheit am directesten weist auf die himm-
Mhe natnr der semitischen götter die heiligung der berge nnd höhen,
ie im alten testament eine so grosse rolle spielt
Es stellt sich heraus, dasz bei der heiligung irdischer natur-
IS*
1 88 AvOuteclunid : anz. v. W WgrBaudisBin zur semit. religionifeich. II.
gegenstände von den semitischen yölkem nach dem geschlechte der
gottheiten unterschieden worden ist: der männliche gott wird mei-
stens auf bergen verehrt, bäume sind fast nur weiblichen gottheiten
heilig ; auch die gewässer sind nach der ansieht des vf . nrsprflnglich
'nur gOttinnen geweiht gewesen, was den letztem punct betrifft, so
kann ich nicht finden dasz das behauptete mit den thatsaohen recht
in einklang steht; der vf. hat selbst darauf hingewiesen , dasz den
phönikischen Aussen ausschlieszlich männliche gottesnamen beigelegt
werden, dies aber griechischem einflusse zugeschrieben, er stützt
sich für seine annähme s. 167 darauf, dasz in den Heraklesnlytbeii,
die sich auf quellen beziehen, diese immer in eine nähere yerbrndong
mit einer weiblichen gestalt des mjthos gesetzt werden; siebt mai
sich aber die s. 166 f. aufgefUhrten beispiele näher an, so beneh«
sie sich auf Syrakus, Himera, Marathon, lauter orte deren HeraUes-
cultus erst durch die Moversschen reunionskammem zu einem pb5-
nikischen gestempelt worden ist. der vf. hat , wie andere Tor ihoii
in der bekannten abhandlung Olshausens 'Ober phOnikiscbe Orts-
namen auszerhalb des phönikischen Sprachgebiets' eine binlSnglidie
Sicherheit fdr die haltbarkeit der betreffenden einfalle Yon MoTsn
gesehen, aber, wie mir scheint, nicht hinlänglich erwogen, dasi
mit der von Olshausen dargethanen philologischen zulässigkeit noch
lange nicht die historische realität jener combinationen erwiesen ist
nur die autorität des bertthmten Orientalisten dtlrfte den vf. bestimmt
haben hier ausnahmsweise beweismittel aus gebieten heranzuziehen,
^uf die phönikische einwirkung schwerlich jemals stattgefunden bat;
WO er auf eignen füszen steht, hat er alle weiteren excursionen anf
die grenzgebiete der griechischen m3rthologie sorgfältig venniedeB)
selbst da wo ihm solche sehr nahe gelegt waren, wie bei dem Aphro-
ditecultus, dessen vielfache semitische beeinflussung nicht geleugniBt
werden kann, diese Selbstbeschränkung kann graf Bandissin nur
zum lobe angerechnet werden; sicher ist dasz sie seiner forschiäig
nicht zum nachteile gereicht hat.
Das endergebnis , zu dem der vf. durch seine untersucbimg ge-
kommen ist, hat er selbst s. 146 f. so formuliert: *in dem bOhoi*
cultus einerseits, dem cultus an gewässem und unter bäumen and6^
seits haben wir den gesamtausdruck des sehr einfachen aUgemoh-
semitischen gottesglaubens zu finden, dessen besonderheit nur in der
ausschlieszlichkeit der beiden Vorstellungen von der gottheit ab
himmlischer (erhabener) und lebengebender liegt • . die cultische
bedeutsamkeit von bäumen und gewässem steht nicht in wider
Spruch mit dem für die meisten fälle allgemein anerkannten astrales
Charakter der semitischen gOtter, repräsentiert nicht ein zweites
(tellurisches) dement der semitischen gGtterwelt, welches — so
weit unsere kenntnis bis jetzt reicht — sich überhaupt nicbt nach*
weisen läszt.'
Tübingen. Alfred von Gutsohmid.
im«iti]i: die TP^mAOT^c und dar dvTtTpoficö^ des nthet. 189
29,
TAMMAT6IC UND DER ANTirPA<l>€YC DES KÄTHES
BEI POLLUX UND HARPOERATION.
[achdem die auf Attika bezOglichen insehriften deg oorpna in-
oniim graecamm durch neue fbnde in so ediebliehem maese
lirt worden and besonders seitdem das corpus inscriptionom
mm eine authentische ausgäbe des ftltem wie des neuem mate-
n bieten angefangen hat, durfte man erwarten dasz die erfor-
l des attischen Staatswesens einen neuen aufischwung nehmen
. dasz diese erwartung keine vergebliche w:ary bezeugt unter
D das fast gleichzeitige erscheinen der Schriften von CSohif er
ibis senatus populique Atheniensium' (Grei&wald 1878). und
ille *de scribis Atheniensium publicis' im ersten bände der
iger Studien' (1878) s. 203—249 und vor allem WH arteis
m über attisches Staatsrecht und urkundenwesen' (Wien 1878),
leh ihrerseits vielfach denselben gegenständ behandeln wie
liden zuerst erwfthnten arbeiten, die nemliche veranlassung
enigstens indirect die miscelle üvWilamowitz-M0llen-
• aber den TpopMaTCuc Tf)c ttöXcuic im Hermes XIV s. 14^ ff.
ich in diesen arbeiten (bei der Hartelschen sohrift habe ich |iur
B schreiberwesen betreffenden ausführungen im äuge) B&dkh
über ein fortschritt zeigt, ist unleugbar, aber wesentlich eben
me folge des so vermehrt und verbessert vorliegenden Inschrift-
materials. ein teil der erwähnten abhandlungen, so erfreu-
ir erscheinen immer ist, hat jedoch auch wieder die alte erfah-
Mstfttigt , dasz ein an sich richtiges princip auf diejenigen , die
»rhanpt zum erstenmal anwenden oder wenigstens zum ersten-
1 bedeutenderm umfange anzuwenden in der läge sind, einen
lichtigen einflusz ausübt und sie das gute, das mit den alten
n gewonnen worden ist und noch immer gewonnen werden
nberseben läszt. jene arbeiten nemlich scheiden sich in zwei
von einander getrennte gnippen : Hille und Wilamqwitz be-
•n neben den insehriften noch die uns durch die alten lexiko-
Bn und scboliasten ttberkonmiene ttberlieferung als eine nutz-
[uelle unserer erkenntnis und verfahren dieser Überzeugung ge-
Schftfer und Kartei dagegen beschränken sich lediglich auf
idiriften und scblieszen die grammatiker ganz aus ihren nnter-
Bgen aus. dasz letzteres verfahren leicht verhängnisvoll wer-
ins , liegt nur zu nahe , und wirklich ist es für die beiden ge-
»n nicht ohne nachteilige folgen geblieben , wenngleich diesel-
em hauptgegenstand ihrer Untersuchungen gemäsz bei Hartel
er hervortreten als bei Schäfer, die nichtachtung der gram-
erOberlieferung hat nemlich Schäfer und Hartel dahin geführt,
vei Öffentliche Schreiber anzunehmen und die bereits von Böckh
»ugend dargethane existenz eines dritten , des YP€iHM<XT€uc Tf)c
190 FvStojentin: die TpafifiaTelc und der dvriTpcupeOc dm nlhei.
TTÖXeuiC, zu leugnen, während Hille, der diesem Schreiber ein ganzes
capitel widmet, in folge seiner anlehnung an die grammatikmr ond
Böckh diesen fehler glücklich vermieden hat. in dieser beziehong
hat daher Hilles sjstem der Öffentlichen Schreiber jene abmndnng,
die bei der arbeit Schäfers mit recht von Wilamowitz vermisst wird,
der aufsatz des letztem hat eben den zweck , das Vorhandensein des
Tpa]üi^aT€uc tt^c iröXcuiC und seine befagnisse von neuem nadun-
weisen und so die bei Schäfer vorhandene lücke anssofüllen. man
musz aber Wilamowitz auch dafür dank wissen , dasz er bei dieser
gelegenheit die notwendigkeit einer berttcksichtigang nnd sorgftl-
tigen Prüfung der grammatiker nachdrücklich betont hat, ein» nah-
nung die, wie wir eben sahen, immer noch nicht überflüssig ist. frei-
lieh wird derjenige , welcher die angaben der grammatiker mit in
den kreis seiner Untersuchungen hineingezogen hat, wol mandinal
aus denselben — abgesehen von dem bewustsein nichts versiamt la
haben, woraus möglicherweise ein nutzen zu erhoffen wäre — kram
positiven gewinn ziehen , ein directer nachteil indes ist ans der be-
nutzung derselben, freilich der richtigen, noch keinem erwachsen.
die von Schäfer ausgesprochene und von Hartel wiederholte behaop-
tung, Böckh sei zu seiner falschen identificierung des ratbs- ond piy-
t^nienschreibers in folge seiner berücksichtigung der grammatiker
und insbesondere des Pollux gelangt, ist daher um so weniger gs>
rechtfertigt, als die angaben der grammatiker für Böckh schlechter-
dings keinen anhält zu jener identificierung bieten konnten, im
gegenteil hätte gerade die notiz des Pollux über zwei vom rath be-
stellte Schreiber ihn dazu bestimmen können, ein nebeneinander-
bestehen des prjtanien- und rathsschreibers anzunehmen, in der
weise wie Hille und Wilamowitz die Polluxstelle wirklich interpre-
tiert haben, ja Hille macht sich keiner Übertreibung schuldig, wenn
er s. 218 sagt, Pollux habe Böckh gerade wegen seiner über jene
beiden Schreiber gefaszten ansieht Schwierigkeiten bereitet, zu die-
ser seiner irrigen ansieht ist Böckh vielmehr durch das unsnlBng-
liche inschriftenmaterial, welches ihm vorlag, nicht nur Teranlaszt,
sondern fast genötigt worden: denn seine irrtümer waren, wie
Schäfer selbst einmal zugibt, zur zeit als Böckh seine 'ataatahans-
haltung' schrieb , unvermeidlich, wenn man überhaupt an der art
der behandlung, die Böckh den grammatikem zu teil werden lien,
eine ausstellung machen will, so möchte es einzig die sein, daaz er in
der regel die hier in betracht kommenden grammatiker mehr ab ge-
lehrte im modernen sinne denn als das was sie wirklich waren aniah
und ihre angaben als selbständige Zeugnisse betrachtete auch da wo
sie es nicht sind.
Anderseits ist auch Hille in einem wichtigen punete gestnu*
chelt, aber für ihn wurde gerade die stelle eines grammatikers zum
stein des anstoszes. jedoch nicht die benutzung eines grammatiker-
zeugnisses an sich hat ihn zu falschen aufstellungen veranlaszt, son-
dern der umstand dasz er einen unrichtigen gebrauch von demzelben
FrStojeBtiii : die fpamumXc und der dvriTpcupeuc deg rathea. 191
iDAclite und von dem rechten wege der beorteilung, wie ich ihn Me
Inlii PoUacifl in publicis Atheniensiam antiqaitatibus enarrandis
«Bctoritate' (Breslau 1875) s. 20 angegeben zu haben glaube, ab-
wich, während nemlich Hartel und SchSfer (und zwar unabhängig
▼on einander) zu der erkenntnis gelangt sind, dasz es im fünften jh.
▼or Ch. nur ^inen Schreiber, den TpotM|iaT€uc Tfic ßouXf^C; gab und
dasi erst in der ersten hälfte des vierten jh. ein zweiter, 6 TP<^-
^OTCUC ö Korä TTpuraveiav , hinzukam , nimt Hille das gleichzeitige
bestehen beider Schreiber schon für das fünfte jh. an , wobei er sich
nur anf eine voreukleidische inschrift und Harpokrations artikel
TPOfifiaT€dc stützt, was zunächst die inschrift (CIA. I 61) anlangt,
10 beruht die erwfthnung des prjtanienschreibers in derselben blosz
aof einer ergänzung Köhlers: töv ApötKCVTCC vö^ov t6|li nepl toO
9ÖVOU ävaTpa\|idvTu;v o\ dvaTpaq>i)c tuIiv vöjliujv napaXaßövrcc
irap& ToC [Kcrrd npuravciav ypa^ix]aTliMC Tf^c ßouXfic, welche
Sdbftfer Tcrwirft, weil sich bis auf die sechziger jähre des vierten
jh. auf den Inschriften keine einzige erwähnung dieses Schreibers
findet ond weil die ergänzung Köhlers letzterm einen unerhörten
und sonst , so oft er später auch immer erwähnt wird , nie vorkom-
menden titel gibt. Harteis Zustimmung zu dem urteil Schäfers ist
ebenso in biUigen, wie der rechtfertigungsversuch, den Hille in einem
epinaetrum gegen Schäfers einwendungen untemimt, als verfehlt an-
zusehen ist. * nächstdem und hauptsächlich beruft sich Hille auf das
sengnis des Aristoteles in Harpokrations glosse toaiiiiarevc^ mit
welcher ich der bessern Übersichtlichkeit wegen die übrigen von mir
nodi zn besprechenden stellen hier zusammenstellen will :
Harpokration u.TpaMMareuc: At]M0c8^vtic un^p KniciqpiüV-
Toc. 6 TPOWAOTcuc TToic T€ KaSicxaTO Ktti Ti f Ttparrev, die tuiv Tpo^-
MOTUiv t' icrX Kupioc KQi id ipii^icMQ'^^ "^^ T^vöficva qpuXdrrei xai
Td dXXa TTdvra dvTiTpdq>€Tai Kai TrapaKdOnrai t^ ßouXi^ , bebr|Xuj-
K€V *ApiCTOT^Xric dv 'A0iiva(u)V TroXiteia.
Harpokration u. dvTiTpoi<p€uc: ö KaOicrd^evoc im tu;v
KcrraßaXXövTUiv rivd rrji nöXei xpnMct'ro, &ct€ dvTiTpdq)€c6ai
toOtq' AimocG^VTic ly tiJ» kqt' 'AvbpoTiuiVOc kqI Aicxivnc iv tiu
«rrd KTiiciq)divToc. birrol bk fjcav dvTiTpaq>€Tc, 6 yiiv ttic bioi-
«nccuK, i&c q)iici <t>iX6xopoc, 6 bi if^c ßouXf^c, dic 'ApiCTOT^Xric iv
'Mf\ymwy noXiTeia.
Pol lux VIII 98: TPOMMOTCuc 6 Ktttd irpuTaveiav, kXtipu;6€ic
imö tfic ßouXf\c im Tip rd TpdM^ctra qpuXdrreiv kqI rd ipiiqpicMaTa,
Kai frcpoc im toüc vö|iouc uttö tt^c ßouXnc x^ipoTOVOu^cvoc • ö
ö* uird Toö önnou a\p€0€ic Tpci|iMaT€uc dvativiicKei tuj t€ bniitu
wxi TQ ßouXi^. dvTiTpaqpeuc npÖTcpov ixkv a\p€TÖc aöOic bi kXt]-
purröc fiv, Kol iravta dvT€Tpdq>€To TrapaKaOriMevoc t^ ßouX^j. buo
6* ^CaV, 6 M€V Tf\C ßOuXf]C 6 bi Tf\C blOlKT]C€U)C.
> Schäfer selbst ergänzt: dvatpaifidvTUJv oi dvaTpa(pf)c tuiv vömujv
«apoXoßövTcc trapd toO [ßactX^wc ^€Td toO 'xfMyiyi]aTiwc Tf\c ßouXf^c
iQTi\kf) XtOivf].
192 FvStojentin: die TPO^M^^'^c^c ^^^ ^®' dvrtTpo^ciic des ntfa«.
Die Übereinstimmung zwischen den letEien Worten HaqjKdoi-
tions über den Tpa|4^T€uc und denen des Pollux über den dvn-
Tpaq>€uc war schon dem alten Harpokrationerklftrer Valesius »ge-
fallen: er hatte sich dafür entschieden, dass bei Harpokration am
irrtum anzunehmen sei, und dasz jene worte mit Pollux anf den dvn-
Tpotqpeuc zu beziehen seien, diesem nur aus einem natllrliohen ge-
fühl entsprungenen urteil des Valesias , der Ton den wirklich zwi-
schen den grammatikem obwaltenden Verhältnissen selbstrerstlnd*
lieh keine Vorstellung hatte , folgte Böckh staatsh. I s. 3S4 anm. Cy
diesem im wesentlichen ich selbst in der oben erwähnten schrift,
ohne dasz ich damals nötig zu haben glaubte eine genauere bogrfla-
düng dieser auffassung hinzuzufügen. Hille begeht nun von vom
herein den fehler die stellen beider lezikographen für richtig und
unverdorben zu halten, während Wilamowitz, der im eingaage leiBei
erwähnten aufsatzes auch unsere stellen bespricht, obwol wir ikn
sonst nicht frei von Irrtümern sehen werden, das mit richtigem
blick erkannt hat, dasz die 6ine von beiden stellen fehlerhaft sain
müsse, und in der that kann fQr keinen , der sich eingehender mit
den grammatikem beschäftigt hat, ein zweifei darüber bestehen, da»
die Übereinstimmung der worte Kai rd äXXa Trdvra dvTiTpdqKrm
Kai irapaKdOiiTai t^ ßouXiQ bei Harpokration und xal irdvra dvTE-
Tpdqp€TO iTapaKa6rJM€V0c t^ ßouXQ bei Pollux nicht einem lufül n-
zuschreiben ist, sondern dasz sie sich auf 6inen und denselben beamUn
beziehen und in der gemeinsamen urquelle beider lexikographen von
diesem 6inen gebraucht worden sind, aber auch für deigenigeSt
welcher diesen Studien femer steht, wird die sache sofort klar, wen
er erwägt, wie die auf Aristoteles zurückgehenden ausführnngoi
Harpokrations im übrigen bei Pollux, und zwar genau in dersdUn
reihenfolge wiederkehren — dem iruic T€ KaGicraTO HarpokratioBS
entspricht das KXiipui6€lc xiiiö Tf\c ßouXf)c des Pollux, dem die TUV
YpaMMdTWV T * ici\ Kupioc Kai rd i|iiiq)(cMaTa rd T€vöfi€va q)idldmi
des erstem' das freilich verwässerte inl T(p rd TP<WttTa q)uXdT*
T€iv KOI rd i|iiiqpic|LiaTa — wie aber die fraglichen worte iwar b«
Pollux auch wieder begegnen, jedoch nicht hinter jenen ersten, wo
vielmehr die besprecbung des ersten Schreibers abbricht, aondem la
einer andem stelle, beim ävTiTpa<p€uc. an der richtigkeit beider
Zeugnisse wird aber auch schon aus dem gründe niemand festhalten
können , weil doch unmöglich von zwei rathsbeamten zugleich (und
um den dvTiTpaqpeuc des rathes handelt es sich bei Pollux oflbnbar)
und in bezug auf die angelegenheiten 6ines und deaselben rathn
Trdvra dvT€Tpdq>eT0 und rd dXXa irdvra dvTiTpdq)€Tai auageeagt
* sicherlich ist dieser saU mit die ('dasz nemlich') nur eine weitere
ausführuDg des t( firparrcv, aber auch in diesem falle hatte Hille ktiae
veranlassung in dem artikel Harpokrations denjenigen teil der amtt-
thätigkeit des Ypa^^aT€uc, welcher sich auf die herstellung der insehrif«
ten bezog, für unberücksichtigt zu halten, da doch der aoedrook tÄv
YpamidTWv ^ctI Kupioc dies sehr wol mit zu umfassen vermag.
ViMejßmtimt die tpaf^iiaTdc und der dvtiTpoipctk dM mHHßm* 193
worden keim. w« wir < i notwendiger weise bei einem von
beide« echrifti nei £ annebmen mOBseni und die frage
ist BOT, bei welcbem wir die zu thon baben. bfttte HiUe dies ^•
daebt, eo wtirde er, da er an d stelle des PoUox mit fag und recht,
wie wir sehen werden« nichts i Eosetzen weiss, sich der Harpokra-
tjonetelle gegenüber jedenfalls vorsiobtiger verhalten haben, da
nu Wilamowits die riobtiglieit der letztem allein bebaoptet und
bei PoUuz eine terrflttong des arsprOnglicfaen sosammenhangs an-
niflit, so wollen wir savOrderst die Stichhaltigkeit der gründe prQ-
fim» die Ton beiden fEbr den ar 1 Harpokrations angeftUirt werden.
HiUe hatte bemerkt, dai m:man^en insohriften dem eigent-
Ikkttak praeecript Toraasgeheni nnd mit demselben in keinem conez
rtshsnd ein s^reiber wwShnt werde: 6 bctva ^TPOMH^f^^^- ^^
wirft die frage auf, welchen zweck seine erwfthnnng an dieser stelle
solle, ob der so beseidmete selbst die inschrifUiche anfzeich-
der psephismen zu besorgen hatte (dann wftre er fttr das ftlnfte
jb. und den anfrmg des vierten der rathsschreiber, dem in diesem
ssilimiun das erwtimte geschäft allein zukam), oder ob er vielmebr
inreh seinen namen die richtige aufreichnung der psephismen be-
ssheinigsn wollte. Hille entscheidet sich für die letztere annähme
wsd erkennt in jenem Schreiber den TP^MMXTCUC noou^ vpirravckcv,
da ja TOB ihm Aristoteles bei Harpokration diese function aossage
— in eben jenen oben besprochenen worien. unter d&ctser voraus-
setrang mnste er freilich den TPCiPM^^cuc xorä irpurovciav schon
fltar das fünfte jh. ansetfen. aber gesetzt auch dasz dvTiTpdq|>€cOai
di» bedeutung * beglaubigen, die richtigkeit bescheinigen* haben
konnte, so ist ja das von Hille in der Harpokrationstelle gesuchte
daraos gar nicht zu entnehmen: denn nachdem Harpokration von
den «|if|<pic|iaTa gesprochen, fllhrt er nicht fort Kai raOra, sondern
Nol TG fiXXa Trdvra dvTiTpaq>€Tat. auch wird von Hille zum be-
weise dafür, dasz dem prytanienschreiber wirklich die function des
dvTrfpdq>€€6ai oblag, eine Inschrift (CIA. 11 61) angeführt, wo ihm
in der that ein solches fibertragen wird : irapcrpr^^Xai bk TOuc Trpu-
Tiveic Kai 6uKXei tiJj biviociip f^KCiv ek^pdrroXiv tp<xhn^€V0v
Td ^v T^ xo^KoOriKi]. Kol iTT€ibdv tö olioma dvoixBQ, ^erdZciv
ntd £8voc {xacra xai iiriTpdq>€tv töv dpiOfiöv. ävTiTpdi|i€c6ai
Vi xdr Tpo|4UiT^a t6t Kord irpirraveiav wA touc fiXXouc Tpo^-
yavbac toöc in) toic bnMOcioic fp&^aciv. iircibäv H, ÜeiacQfji
vdvni Kai ävarpacp^, tot TPOMMcrr^ Tf)c ßouXf)c dvatpdi|iavTa
h cnV^q Xi0ivg CTiicai {^TTpocOev Tf)c x^XKoOifnoic. jedoch vermag
diese inschrift keineswegs die von Hille den werten Harpokrations
gegebene deutung zu stützen, da sie das dvTttpdq|>€c9ai in seiner
gewöhnlichen und wol allein nachweisbaren bedeutung bietet: der
prytanienschreiber sollte zugleich mit den andern audi seinerseits
ein veneichnis anfertigen, und zwar zur controle des von dem staats-
iklaven aufgenommenen inventars. Wilamowitz beruft sich gegen
BOckh und zur Verteidigung seiner ansieht ebenfalls auf unsere in-
194 FTStojentin: die TPOMM<>'^€^<^ ^^^ ^^ dvriTpaqpcOc des flMwi.
Schrift, da ihm aber eine solche auslegung , wie sie Hille der atoUe
Harpokrations gegeben hat, fem gelegen hat, so durfte er aoi dar
auch sonst manches singulare und bisher unerklttrte enthaltenden
inschrift doch nur folgern, dasz in diesem 6inen falle deoA piytaiiifli-
Schreiber die function des dvnTP<i(p€c6ai übertragen worden iit
nach diesem 6inen falle eine regel constituieren sn wollen hiesn
doch zu weit gehen , und um eine reguläre amtstbtttigkeit handelt
es sich deutlich bei Harpokrations werten t& fiXXa Trdvra dvn-
TPttq>€Tai. noch weniger wird mau mit Wilamowitz in dem atuti-
Sklaven Eukles einen dvTiTpoi<p€uc zu erkennen haben: denn ee wIn
doch , auch abgesehen von dem noch weiter unten über den stand
des dvTiTPOtqpcuc zu bemerkenden, geradezu verkehrte welt| w«m
dem dvTiTpotqpeuc ein YpdcpecOai, dem tp^MM^xtcuc ein dvTiTp&-
qp€c6ai übertragen würde, ich meine ; man hat bei der insohriftn
eine auszerordentliche function des prytanienschreibers zu denken.
etwas anders Schäfer s. 31 und 39, welcher aus dieser inschrift fbi-
gort , es sei eine dem pfty tanienschreiber in den ersten jähren leiMi
bestehens (ungefähr bis 344 vor Ch.) übertragene thtttigkeit ge-
wesen, hiemach fiele dieselbe jedoch in eine zeit lange vor der ab-
fassung oder schluszredaction der Aristotelischen politien (s. hie^
über weiter unten) , und die inschrift gäbe gleichfalls keinen anhält
für die annähme von Wilamowitz. auch Köhler hatte schon gelegent-
lich zur Verteidigung der Harpokrationischen glosse anf diese ii-
schrift hingewiesen; dem gegenüber musz die untulässigkeit betoat
werden , die Zeugnisse der lexikographen und scholiasten isoUert n
betrachten, diese grammatiker wollen im Zusammenhang und in
ihrem gegenseitigen Verhältnis beurteilt werden, nach diesem gmid-
satze handelt es sich daher in unserm falle nicht darum, ob Harpo-
kration recht hat, sondem ob Harpokration oder Pollux.
Hatte übrigens Hille angenommen, durch die vorseteungeeiflii
namens vor das praescript und somit vor die ganze inschrift habe
der betreffende Schreiber den text der letztern beglaubigen welkB|
so hatte er damit zweifellos das richtige getroffen, auch Hartd md
Schäfer, und vor ihnen schon Köhler, vertreten diese ansieht, aber
sie sehen mit vollem recht in dem erwähnten Schreiber den TP^'
MQTeuc Tfic ßouXf^c, der in der altem zeit allein erwähnt wird, nl
in der that wird sich kaum etwas gegen die einrichtnng Torbringea
lassen, dasz derselbe beamte, dem vom volke die herstellnng der in-
schrift und die aufstellung der seule übertragen wurde, auch doreh
Versetzung seines namens sich für die richtige ausfQhrung verborgte.
dem zweck einer genauem datierung, woran man im ersten ngin-
blick denken könnte , besonders wenn man zuweilen an jener atdle
neben dem Schreiber auch den eponymen archonten genannt sieht,
konnte jene masznahme nicht dienen: s. Hartel ao. s. 9.
Wir haben nun noch die momente zu prüfen, welche Wilamo-
witz für die fehlerhaftigkeit der Polluzstelle geltend macht er atdlt
die behauptung auf, dasz wir in der glosse Harpokrations dvTlTpa-
Figmaalui! die tP^MMcrrctc und der dvnrpa^pcüc des ralhei. 195
pc4c dm echt A: icl beriofat über diesen beamten besftszen.
lifTO dies richtig, so w < lit allerdiDga bewiesen sein, diisz die
Miwmfellmft i^istotelisohen werte irdvra dvTeTpä<p€TO irapcnca-
Mjficvoc t4 ßouX^ auf einen andern beamten, aleM> nach Harpokra-
MB den TpopjyurrcOc, gehen m aber diese annähme, von wel-
ter Wilamowiti als einer feste vo tzung ausgebt, erweist sich
ik irrig, anf welcher erwSgung dieseioe beruht, gibt Wilamowitz
nebt aoB, und es ist auch gar nicht abxusehen, worauf er sich gestfltit
haben konnte, sicher wftre es durchaus unberechtigt, etwa daraus
ian Haipokration am ende seines artikels des Aristoteles erwflh-
laag thut jene folgerung tu sieben, weil er swischen seiner erkli-
«lg des dvTiYpa^iic und der erwfthnung des Aristoteles nicht
pssuger als drei andere autoren namentlich anflLhrt: Demöethenes,
UaehiBea und Philochoros, von denen bei dem bekannten verfahren
ler nlten gnunmatiker jeder mindestens denselben anspruch auf die
irhebersohaft der in frage stehenden erklftrung erheben kann.' Tor-
iehtiger wire jedenfalls Böckh Terfahren, wenn man bei seinen
vorlen staatsh. I s. 262 Won ihm (dem dvTiTpa<p€ilc Tf)c btotKy|C6uic)
«tte Philochoros gehandelt, und auf ihn scheint mir, nach wieder-
loltnr Überlegung, vermöge der Stellung der sfttse bei Har-
wkration die angäbe zu beziehen, er sei angestellt gewesen 1>ei der
iMeiiegung der gelder von selten der einsidilenden, um dabei die
fOBtiole SU itihren' überhaupt annehmen dürfte, er habe zugleich
fen Ursprung dieser angäbe aus Philochoros im sinne gehabt, aber
mam annähme befriedigte auch Böckh selbst nicht, jedenfalls weni-
^ als Hille, der s. 233 B(k;khs Vermutung ohne jedes bedenken auf-
Bimt, und BOckh that recht daran, schlagen wir nemlich die von
Sarpokration unmittelbar hinter seiner erklftrung citierte
(teile auf (Dem. g. Androtion § 70, denn diese stelle ist sicher ge-
Dtint, nicht § 38, wie Hille s. 233 glaubt: der letztere hfttte daher
am» Veranlassung gehabt sich zu wundem, wie Böckh staatsh. I
I. 261 anm. b an der von Harpokration citierten stelle einen unter-
psordnetem gegenschreiber sehen konnte) : k^t* inX fiiv raic eicqpo-
Mk t6v bniiöciov irap€Tvai Trpoc^TPOv|i€V die bf| öiKOtoc i&v, div
Iboctoc dvTiTpacpeuc fjicXXev (cecOai ti&v €Ic€V€tkövtuiv , so
svehtet ein dasz in Harpokrations erklftrung nichts enthalten ist,
taa nicht aus der Demosthenesstelle gefolgert werden konnte, es
legi daher die Vermutung nahe, dasz Harpokration seine erlftute-
lediglich dieser stelle verdankt, und diese Vermutung wird fast
gewisheit durch die glosse des V Bekkerschen lezikon s. 197
hmTPO^cik : boöXöc Ttc fi iXeuOcpoc , ö rd €ic<p€p6)yi€va xp^M^Ta
' ein beisptel mdge genügen, am zu zeigen dass in den qnellen
Urpokratioos bei demielben gegenstände neben einem werke wie die
«liüen des Aristotelee noch redner«tellen benntit wurden: cTpoTT)To(:
krmvoc6€vf|C ^tXiTiinxotc oi xoO' IxacTov iviouröv x^^po^ovoO^evoi
Tpvnrrol hixa f^ca^, Uk moOcIv Ccnv Ik tc tiI^v Tircpci^ou nax* Ä<nO'
A^ovc KOl ix Tf]J€ *AOT)va(uiv iroXiTciac 'ApicroT^Xouc.
196 FvStojentin: die TP<3tMMaT€lc und der dvTiTpcupctk des ntliiB,
ävTiTpa(po|üi€VOC TpÖTTOv ^pa^iiarlMic. irap& toOto bk waX ibvo-
jüidcOr], ÖTi im tu»v eicqpepojüi^Viuv ävriTpötcpcTai. denn dieie gloiie
weist allein unter allen grammatikernotizen auf eine mit Hacpobi-
tion gemeinsame quelle \ und in dieser glosse nnd BW«r nur in ihr
finden wir noch eine dem öi^öcioc des Demosthenea entapreohendt,
den sklavenstand des dvntpaqpeuc bekundende angäbe« aac)! daria
schlieszt sich diese glosse noch genauer an den text des Demosthensi
an, dasz die speciellen ausdrüdce eiccpopai und €ic€veTKÖvnuv du
redners in den verben eicqpepöjüicva und €icq>€pofA^vuiv gewährt er-
scheinen, den grad der gewisheit 'unserer yermutong aberdfirte
wir uns durch den weitem aus dem Wortlaut jener stelle nicht n
entnehmenden zusatz f{ dXeuOepoc eines leidlich kundigen gramms-
tikers oder lesers nicht verringern lassen, ebenso wenig wie jemand
irgend etwas auf die etymologisierende zuthat der glosse geben wiid.
daher glaube ich auch dasz der schlusz des artikels Harpokratiow
mit dem anfange desselben nichts zu thun hat, und dasa sieh lati-
terer auf einen jener untergeordneten ävTiTPOupcic bexieht, von denn
Böckh staatsh. I s. 252 spricht, nicht aber auf den ävTiTpCupcOc Tf)c
ßouXf)c oder Tf^c bioiKfjc€UJC. diese beiden sind zweifelsohne mit
Böckh, Schömann, Hille ua. als beamte von grosser bedeatnng sa-
zusehen, der ävTiTpaq)€uc tt^c ßOuXf)c war sogar jedenfalls sdbit
rathsmitgUed, nicht aber ein staatssklav, wieWilamowitzbehanpiit;
vgl. Dem. g. Androtion § 38 f. , wo der ävTiTpaq>€uc mit unter die
männer gezählt wird, die zu einer bestimmten «eit den senat be
herscht hätten (<t>iXiiTiTOC Kol 'Avtit^vt)c koI ö ävTiTpcupeOc tfi
Tivec äXXoi, oiTTcp ^kci bi* ^auTwv cTxov jüiCTd toutou tö ßouXcu-
Trjpiov Kai TOUTUiV Tu)v KaKuiv eiciv ahioi und weiter von ebea-
denselben: Tf)V ßouXf|v, 7)C ouTOi irpo^CTacav). anoh ist der dvn-
Tpaq)€uc (nexnlich tt^c ßouXf)c), der sich in den aus der kaissmit
erhaltenen Verzeichnissen der prytanen und ihrer deiciTOi unter die
letztem vorfindet, durch das in der mehrzahl der fUle hinzngefllgli
demotikon (zb. CIA. UI 1048 ävTiTpaq)£U€ Idbuipoc CiDCtpdrou
Mapa6u)Vioc) deutlich als bürger gekennzeichnet.
Demnach spricht nichts für den Aristotelischen Ursprung dff
fraglichen notiz Harpokrations , wol aber sprechen die von mir dtf-
gelegten, wie ich glaube sehr gewichtigen gründe dagegen, daiait
fkllt das einzige von Wilamowitz angeführte directe teugnia gsgan
die richtigkeit der PoUuistelle, und wir haben nunmehr ans rrin
inneren gründen zu entscheiden, ob das irdvTa dvTiTpdq)€c9ai nad
napaKaG^cOai t^ ßouXQ angemessener auf den TpctMM^^t^^c (Ha^
pokration) oder avTiTpaq)€uc (PoUux) zu beziehen sei, nun sagt tm-
lieh Wilamowitz, beides ebenso wie das von Pollux unmittelbar vor-
her überlieferte npÖTepov jüi^v alperöc, aC6ic bt icXiipurrdc jjv
gienge den rathsschreiber, nicht den dvTiTpaq)€i}c an. was jedodi
•
^ die glosse dvTiTpacpcOc des VI Bekk. Uz. stammt ans der epitone
Harpokrations.
: die TpaMPOTdc and der dvnrpaipcik det rathet. 197
lie letctem worte betrifft, so dflrfte diese befaauptung, besonders nach
lern was eben Ober den stand des ävTiTpaq>€uc gesagt worden ist,
kh kaum irgend wie belegen lassen.' das 7TapaKa9f)c9ai n^ ßouX^
iber* scheint bei einem ävTiTpoiq>€UC des rathes nicht minder
tatflrlich voransgesetzt werden zu können als bei dem rathsschrei-
wr. hinsichtlich des dvnypdqpecBai endlich kann doch nnmOglich
in zweifei bestehen, wem diese thtttigkeit als gewöhnliches, ord-
magsmKsziges amtsgeschäfb eher zukam, einem Ypa)yi|üiaT€uc oder
inem ävnTpctq)€UC. deshalb musz ich mich BOckhs ansieht an-
ichlieeten, nadi welcher bei Harpokration u. TP^MM^'^'^^c ein fehler
rorliegt, die stelle des PoUnx aber sich in Ordnung befindet, mit
lieeer letztem stimmt denn auch insbesondere die, wie wir weiter
iBlen bestätigt finden werden , einer gemeinsamen quelle entstam-
aende notiz des IV Bekkerschen lezikon s. 185 Tpct^^OTCUC . . 6 bi
STOTpflupöpcvoc TOI iy Tf| ßouXQ T€VÖ|üi€va ävTiTpaqpeuc ikifeio.^
las nach der vorhergegangenen erwähnung der TPÖtMMcrra und «iir)-
^orra nicht recht verständliche t& fiXXa irdvra dvTiTpötqp€Tat
larpokrations (Pollux klar und deutlich nävTa dvT€TP<icp€To) läszt
lieh aber auch jetzt noch abweichend von BOckh zu der Vermutung
iaiMfgen , man habe in der fraglichen glosse Harpokrations keine
OB dem grammatiker selbst verschuldete Verwechslung zu erkennen,
radem eine den abschreiben! zur last fallende Ificke anzunehmen,
ie etwa folgendermaszen auszufüllen wttre: q)uXdTT€i xalrd dXXa
dvxa <Ta ncpi tuiv tpomMOT^^v Kai ön Kai dvriTpaqpeuc t(c
CTiv, 8c iT<ivTa> dvTiTpicpcTai usw.
Den schlusz mOge eine Vermutung bilden , die zwar selbst wie-
er favpothesen zu Voraussetzungen hat, die aber trotzdem ihrer be-
tfchtigung nicht ganz entbehren dürfte, durch dieselbe erbalten fei-
ende zwei puncto ihre erledigung. erstens hat man schon ISngst
«merkt, dasz Harpokrations artikel fpa^yiaT^vc, nach welchem der
esprochene Schreiber als Vorsteher der kanzlei, jedenfalls als der
«deutendste der Schreiber erscheint, sich genau genommen laut der
itiert«n rednerstelle auf den TpafifiaTCuc rf\c ßouXfic beziehen musz,
reicher eben der bei Demosthenes in der kranzrede § 38 erwähnte
^t, während von Pollux die entsprechenden worte ausdrücklich über
len fpaix}iaj€\)C Kaiä TTpirraveiav ausgesagt werden, für Böckh
^ Wilainowitz «clbst nennt s. 151 die oben besprochenen worte ^eine
ifjch nicht nnter^brachte notiz des Pollux^. * dasselbe geht doch
inr a«f die anwe^enhett des betreffenden beamten während der raths-
itran^n, nicht aber auf seine Zugehörigkeit znm rathe, seine raths-
ntgliedfcbaft, wie Hille, nach seinen Worten •. 219 zu schliesien, ange-
oBuneo hat. * von den beiden von Hille 8. 236 über diese glosse auf-
•YtoIltcD Termotungen, nach welchen entweder KoraypacpdMCvoc in dvTi-
po^pcvoc zu verbessern oder eine verwechslang des dvTiTpa<p€Oc nnd
•yt€rfpaßpLatT€VC seitens des grammatikcrs anzunehmen sei, ist die erste
»i der notorischen nachlässigkeit dieser lexika unnötig, die zweite aber,
>r Hille noch vor der ersten den Vorzug gibt, geradezu falsch, wie aus
•m rr\>en im texte gesagten hervorgeht.
198 FyStojenün: die TPOMMOTetc und der dvTiTpcup€ik des nihet.
konnte diese thatsache keine eigentliche Schwierigkeit enthaltMi, da
er ja die identitSt der beiden Schreiber vertritt auch Hille, welcher
eben in dem prytaniensch reiber den bedeutendem sieht, konnte die
vorhandene differenz leicht beseitigen, zwar nicht, wie er es wirklieh
thut, durch die Vermutung, Harpokration habe die Schreiber mit m^
ander verwechselt, wol aber durch die annähme einer doch keines-
wegs erheblichen und leicht erklärbaren ungenauigkeit des leiiko«
graphen/ eine gewisse bedeutung aber gewinnt die abweichimg
beider lexikographen , wenn man sieht, dasz Hartel und, wie es
scheint, auch Schftfer den fpaiiixar^vc rf^c ßouXf)c als den banpt-
schreiber und den TPCiMM<XT€Üc KCträ irpuravelav als einen imter-
geordnetem betrachten, denn wenn auch in den auaftlhrangen Hir-
tels das allein wirklich zu gunsten seiner ansieht spricht, dasx die
amtsdauer des rathsschreibers zu der zeit, als er nicht mehr der ein*
zige war, ein jähr betrug, die des prytanienschreibers dagegen lieh
auf eine prjtanie beschränkte*, während eine genauere abgrentnng
der competenzen weder Hartel noch Schäfer möglich war, and wenn
auch die annähme einer doch in der that geringfQgigen ungenanig-
keit auf Seiten Harpokrations durchaus näher liegt als die statoiennig
eines nicht unerheblichen Irrtums oder versehene des Pollaz: immer*
hin würde das Sachverhältnis geeignet sein zweifei wach au erbalton.
das zweite betrifft die werte des Pollux ical £T€poc inX ToOc VÖMOUC
ijTTÖ THC ßouXf)c X€ipoTOVOUM€Voc, mit denen bis jetzt noch niemand
etwas rechtes anzufangen gewust hat. BOckh hat diesen achreiber
gar nicht unterbringen können ; Wilamowitz hält ihn zwar für dea
Tpot^fiaTeüc rf^c ßouXf^c, kann aber ein bedenken nicht unterdrttoken;
Hille nimt dasselbe an, findet jedoch gleichfalls nicht alles damit he-
friedigend erklärt.
Dafür dasz die ganze im anfang dieses aufsatzes abgedmdkis
stelle des Pollux für sich ein ganzes bildet, welches derlexikogr^
derselben quelle verdankt, sprechen nicht blosz innere gründe, aoB-
dem sichere indicien. offenbar dieselbe quelle nemlich wie bei dem
dritten Schreiber des Pollux liegt dem V Bekkerschen lezikon a. 236
zu gründe , nur ist dieselbe um einen keinen gelehrten Urheber vor-
^ dieselbe ungenanigkeit dürfte sieh Harpokratioo u. Zi)TV)Tf|C habca
zu schulden kommen lassen: s. meine schrift 'de Pollucis . • anetoritats*
8. 57. ' in der kaiserzeit war auch dies nicht einmal der fall, soB-
dern der prytanienschreiber jährig, wie aus den piytanen- and aeisitea-
listen hervorgeht, denn zunächst ist, wie schon Böckh erkannt het,
der prytanienschreiber mit dem ircpl t6 ßf)^a zu identifioitren : nie er-
scheinen beide in jenen listen neben einander, wol aber jeder voa bei*
den stets an einer und derselben bestimmten stelle (in der regel hiatar
dem Ypa)üiM<>'^£^c ßouXf^c xal bifmou, zuweilen hinter dem dvriTpCupcOc).
der beamte ircpl tö ßf|^a aber ist jährig, wie die beiden demselbea
jähre, jedoch verschiedenen prjtanien angehörenden ioschrlften CIA«
III 1032 und 1034 darthun: denn in beiden sehen wir denselben beaah
ten als ircpl t6 ßf\|ia fung^ieren. zu untersuchen bleibt nnr, wann die
amtszeit des prytanienschreibers auf ein ganzes jabr aasgedehnt wor-
den ist.
fcj^ntin: die TP<>MMOT€tc und der dvTiTpa<p€Oc deg raüiei. 199
:enden zusatz Termehrt: "{Qa^^aievc.: Kai t6v ypa^i^xia ö
X€ipOTOV€l äv(rrVUJCÖ|ül€VOV aUTUJ Kttl tQ ßOuX^. Kai OÖTOC
iC TÖ cuvoXov fiXXou dcil Kupioc f\ TOö ävatvuivai. icnv
ivaTVidcTTic. diese glosse führt uns aber auf Suidas u. TP^tfi-
(glosse 2), wo der lexikograph nach einem auf römische yer-
86 bezüglichen eingange so fortführt: kXt]Pu;toI bt fjcav TÖV
V Tpcic Tpaq)ovT€c ra biiMÖcia. oObevöc bi fjcav o\ TPOfi-
ouToi Kupioi äXX' f\ ToO TP<i<p€iv Kai dvayvuivai. trotz der
»igen und fehlerhaften fassung verrSth sich doch deutlich die-
nelle, und hier haben wir wieder die drei Schreiber des Pollux.
ch jedoch in des letztem quelle auch der ävTiTpaq>€Oc im an-
an die TpotMMOrrcTc besprochen fand, zeigt das IV Bekk. lex.
TpaM|üiaT€uc : ö ävativwcKwv tQ ßouXQ xal Tifi brj)yii|i t&
TOTM^va* KOTd xpövouc i^XXdcccTC 6 bi KaraTpaqHSfyievoc
T^ ßouX^ T€v6M€va dvriTpaqpcuc ^^t^to , wo dieselbe auf •
srfolge der beiden beamten sicherlich keine zufällige ist. die
'oUuxstelle bietet nun im wesentlichen Aristotelisches: den
r 'de Pollucis . . auctoritate' s. 20 erbrachten beweis halte ich
och bei der jetzigen Sachlage für zutreffend; da auch Wila»
derselben ansieht ist — die übrigen sprechen sich über die-
net nicht aus — kann ich von einem nochmaligen eingehen
absehen, in welche zeit fällt nun aber die abfassung der
elischen politien? die beantwortung dieser frage hat VBose
teles pseudepigraphus' s. 397 f. zu geben versucht: von dem
(396) ausgehend, nach welchem der Verfasser der politien
den namen 'AmiUJVidc für das früher CotXa^ivia genannte
cannte, setzt er die abfassungszeit des fraglichen Werkes auf
, 3— 118, 2 = 318—307 vor Ch. an (Aristoteles selbst starb
rhon ol. 114, 3 = 322 vor Cb.). die von EHeitz *die ver-
i Schriften des Aristoteles' (Leipzig 1865) s. 230 ff. hiergegen
rächten einwendungen wollen wenig bedeuten, die echtheit
rifl, die allerdings wol niemand gern aufgeben möchte, Iftszt
des auch mit der annähme Roses vereinigen , wenn man den
itz 8. 233 ausgesprochenen gedanken, man habe sich 'unter
»litien keineswegs ein von Aristoteles selbst zur veröffent-
; bestimmtes werk zu denken, sondern einfach eine von ihm
^e samlung, die erst von späteren ausgebeutet und benutzt
— wenn man diesen gedanken dahin erweitert, dasz diese sam-
is zum zeitpuDct ihrer Veröffentlichung für weitere kreise zu-
ier finderungen erhalten hat, durch welche die ursprüngliche
lung der verfassungszustSnde mit den zur zeit der herausgäbe
nden in einklang gebracht werden sollte, dasz ein solches
>ie die politien ganz besonders zu einem derartigen verfahren
D muste und dasz dasselbe gerade für die darstellung des athe-
Staatswesens am ehesten durchgeführt werden konnte , wird
um leicht zugeben,
ie war nun um die von Rose bestimmte zeit der herausgäbe
200 FvStoj entin: die Tpamiorelc und der dvnYpaqpcöc dm rathm.
das athenische schreiberwesen eingerichtet? Schftfer 8. 31 if. seigti
dasz in der zeit von ol. 114, 4—115, 3 — 321 — 318 Tor Ch.
(möglicherweise noch einige jähre darüber hinaus) in die stelle
des TPGiMMOtTCuc tt^c ßouXf)c der dvoTpaqpcuc getreten war, daic
der TpotMM^'^^^^ ^^'^^ rrpuravciav hingegen weiter fangierte , aber
nunmehr als oberster Schreiber, auch Hille scheint diese ansidit
zu teilen, wenn er dieselbe auch nicht klar und entschieden aus-
spricht: er fixiert die epoche des dvaTpaq>€uc auf ol. 114, 3—118,8
= 322—307 vor Ch. Hartel s. 121 f. dagegen will an die gla».
liehe abschaffung des TpciMM^'T^^^ Tffc ßouXf)c wfthrend dieser seit
nicht glauben , aber den von ihm erhobenen einwendungen kann ich
eine überzeugende kraft nicht beimessen: behauptet doch Sehlfer
lediglich das was die inschrifteh wirklich zeigen, und ein TP^^*
ixajevc Tfic ßouXf^c kommt seit dieser zeit überhaupt nicht mehr
vor. auch sonst treten öfter dvaTpaq>€Tc auf, die ävorfpaqpctc TUiv
vöfiUiV, auszerordentliche beamte^^ beauftragt mit der wiederaaf-
^° solche, dpxovT€C, waren jedenfalls diese dvaTpaq>€lC9 nicht ömjp^-
rm, wie Scholl in der im texte genannten abbandlunfif s. 461 f. sn b«-
weisen gesucht hat. Lysias in der (XXX) rede gegen Nikomaohos nennt
§ 2 und 4 die Stellung derselben eine dpxV). hierin mit Scholl eine fiber-
treibung zu sehen liegt gar kein grund vor, im gegenteil würde der
redner, wenn es irgend angegangen wäre, in § 5, wo er das rechen-
schaftslose dpx€iv des dvaTpaq)€uc der regelmüszigen rechensohafU«
ablegung der iibrigen dpxai entgegenstellt, den das nnreobt des Niko-
machos in noch viel grelleres licht stellenden Ausdruck önripCTcYv niebt;
unangebracht gelassen haben, das eineige moment von belang, weicht!
Scbüll zur motirierung seiner behauptung anführt, dasz nemlioh der
dvaYpaq)eOc Ti5)v v6^luv für seine dienste sold erhalten habe, stellt sieh
bei näherer betrachtnng als irrtümlich heraus, es soll dies nemlieh au
§ 2 der genannten rede hervorgehen, wo es von dem dvaYpaocuc Niko-
machos heisst: dvrl bi TCTTdpujv )bir)vijüv lE^Tr) ti^v dpxi^v £iroi^ato,
Ka6* ^KdcTr)v bi i^^dpav dp^Opiov Aafbißdvujv ^oOc v^tv (sc. v6|iouc)
iv^TPUcpc Toöc 6^ iEfiX€i<p€v. de toOto bi Kar^cnmev, ibcrc tic xfjc
toOtou x^^P^c TCTafiicO^cda toOj vö^ouc. dies bedeutet nach 8eli511,
der dvaTpa<p€uc habe, um seinen täglichen sold länger sa geniesses,
betrügerischer weise seine thätigkeit dadurch in die länge gesogeOi.
dasz er gesetze wieder ausgelöscht und dann von neuem geschriebsa
habe, allein dieser Interpretation widerstrebt sowol der spraehgebraudi,
nach welchem das toOc ^dv . . touc bi nicht auf dieselben gesetxe gehM
kann, als auch der Zusammenhang, trotzdem Scholl gerade den 'neini
sententiarum' für seine ansieht geltend macht, denn der redner konots
seine klage über die tbatsache, dasz das gesetzescorpus des athenischen
Volkes eine arbeit des Nikomachos sei, doch wol nicht in dem falle aai-
sprechen, wenn Nikomachos blosz die Vollendung desselben in Belbstsfieh-
tiger absieht hingezogen hatte — denn für das vollständige corpus blieb
dies doch gleichgültig — sondern nur dann, wenn er willkürlich mit
den gesetzcn geschaltet und, je nachdem er zu dem einen oder, andern
zwecke bestochen war, bald gesetze veröffentlichte (ib, das gans aa-
crhörte und einen gewaltstreieh ermöglichende geseti in § 11), baM
welche unterschlug, vgl. § 6 dXXd ^övui cd tCuv iroXirdtv äctvoi vofii-
Z€ic fipx€iv TToXuv xP<^vov kqI |if|T€ €Ü6uvac bibövai |üiAt€ Tok i|n]9(c-
naci ir€{6€c9ai ^f|T€ twv vö^iuv (ppovT(2:€iv , dXXd Td ncv ^tTP<^^c li
b" ^HaXeicpeic, Kai clc toOto Oßpcuic t^kcic dkxc cauroO voyiiZctc €Tvai
FfBtfltjiBtiii: die YpOMIurr^ und der dvntpdcpcOc des nthet. 201
wUkwmg Uterer gesetze. baue BSchOll 'de extriordinarÜB quibos*
Im nagittntil ua Atheniensiam' (in den oomme&tationes Momm-
Berlin 1877) s. 462 anm. 23 auf die strenge sonderong
art Ton dvoTPCupetc von der erstem, den dvarpoqpefc ti&v
[pa|i|idTuiv, hingewiesen, so sucht Hille die Vermutung ku begrOn-
In, daas die ävcrrpacpetc tijüv vöfiuiv fttr jene kurze seit reguläre
«aoit« geworden seien, die gesdiftfte des rathsschreibers neben
In ibnen f oriier und nachher allein obliegenden übernommen und
Im tiiel AvarpoqKic tuiv "fpami&xwy erhalten hätten, und wirk-
ich find nur die objecto ihrer functionen verschieden, weil natOiiieh
kr rathesdireiber vorzugsweise neue decrete au&usefareiben hatte
im dar bereits erwähnten inschrift CIA. 11 61 indes eiMlt er den
lafkng abschriften älterer stelen anzufertigen: Troi/|cacAai bt TÖJ
IfamHaria Tf)c ßouXf)c dvriTpaqHi ix tijuv cttiXuiv t& dvaterpOM-
ifva iccp) Tibv 4v tQ x<^oOi^xq) ; die functionen selbst sind Aber«
■s ihalidi: von dem dvorpaqpcuc tiSiv vöfyuuv Nikomachos heiszt
a in der XXX rede des Lysias § 21 t&c cr/iXoc de oütoc ävi'xpa^e^
ran dem dvoTpoipcuc tiaiv TPCt^Mdruiv in den Inschriften tö tk ^^f\'
piqia TÖb€ dv€ETpdi|iai (oder rpdMiai) iv ct^Xq XiOivq töv dvo-
ipo^a Kod CTf)ccu usw.; beide erhalten einen kranz als Öffentliche
■erkimiinng ihrer thätigkeit : der dvarpcHpcöc idiv VÖjLiuiv Euohares
keM\ £ircM€XifjOn Tf)c dvaTp€tq)f)c tOOv vö^u)v, der dvorpacpcOc
nAv TPOpifidruiv Kallikratides ine\hi\ koXia^ xo) bixaiuK ^irMiCfMfXn-
m rf)c dvaypoqrfic n&v fpa^&xxjjyy endlich wird von Lysias ao.
I 28 das amt des 6TtOYpafi)yiaT€uc als eine niedere Vorstufe fflr die
'nsetion des Nikomachos als dvatpOKpcuc tiI^v vö^uiv bezeichnet
in der hsl. überlieferten Überschrift der rede heiszt ea sogar gerade-
n Rcnrd NiKOjidxou fpaii^ailiuc). ja die functionen des ausser-
irdsatlichen dvoTp€tq)€uc sind implicite in denen des regulären ent-
lalten, die letztem sind nur eine erweiterung der erstem, dasz sich
railich bei der veränderten Stellung des dvaTpoq>€uc auch sonst
Bauches geändert hat , wird niemanden wunder nehmen, so waren
lia dvoTpCMpctc tOuv vömujv vom volke erwählt ", der dvorpcupeuc
'it¥ jpamx&TWV jedenfalls vom rath, vielleicht auch selbst mitglied
lea raÜM», wie B(k^kh vermutet, der dvaTp€tq>€tc erster art waren
«weilen mehrere, vgl. CIA. I 61 ; der dvaTpoi<p€uc tuiv TP^^A^druiV
rar immer nur einer, übrigens Mit jenes einzige sichere beispiel
nriirerer dvatpcup^tc gerade in die zeit nach dem stürze der vier-
lundert und der Wiederherstellung der demokratie, in eine zeit also
wo dma titer des volkes für eine revision der gesetze ein einziger
lyoTpo^cuc nicht hätte genügen können. ^' die Vermutung Schölle
4 Tf)C «ÖXcuic. evideot bestätigt wird untere deatuog ooch durch § 26,
ro et Too derselben sache heiszt: ^trl tQ t<&v v6muiv dvaTpaq>(| Kai
^ Icpd^ 5dipa Xa^ßdvovTCC. " wie ans Ljsias ao. § 29 folgt.
** die von mehreren gelehrten vorgetragene ansieht, Nikomaehc^
tabe aoch in seiner zweiten amtsperiode noch mehrere collegen gehabt,
^•kt a«s den von Lysias gegebenen andeutungen keineswegs mit not-
Jahrklkeber f&r clatt. pbilol. »SO bn.3. 14
202 FvStojentin : die TP<XMMct'r£^c und der dvriTpaqpcöc dei nüiM.
ao. 8. 463 , die arbeit sei in d^r weise unter die dvOTpcupclc geteilt
gewesen , dasz jedes mitglied eine bestimmte gattnng Ton geeetnn
zur transcription zugewiesen erhalten habe ('transcriboadanun legun
partes ab initio inter dvorrpaqp^ac simili modo distribatae videntiuf
ac fiactum est a. 403 , quo tempore Nicomacho legnm saoramm per-
scriptio obtigit'), ist eine irrige, das gegenteil beweist die oben be-
rührte inschrift CIA. I 61, wo dem collegium der dvoTpcupck die
abschrift des Drakontischen gesetzes über mord aufgetragen wird
(tov ApäKOVToc vöjiov TOM '^^9^ 1^0^ q)övou ävaTpaipdvTuiv oidva-
Tp0i<pfic TüüV vöfiiuv) und demnächst auch gerade die LysiassteDe,
auf welche sich Scholl für seine ansieht beruft (XXX § 25). dem
an derselben liegt durchaus kein grund vor von der gewöhnlichen be*
deutung der worte öcia Kai Upd (weltliche und religiOee inetitiitio-
nen) abzuweichen und in denselben Synonyma zu sehen, j« die werte
des redners selbst erheischen das gegenteil: 6c xal Tliiv öduiv icai
Twv Icpwv dvQTpaqpeuc T^vö^evoc eic ä)yiq>ÖT€pa raCra fjiidp-
TT1K6V : vgl. bald darauf von derselben sache im jfji Ttuv vöftuiv dvo-
Ypotqp^ Kol TU)V lepuüv. auch ist das gesetz, welches nach § 11 Niko-
machos eben in seiner zweiten amtsperiode producierte, rein profin.
Dürfen wir demnach Hilles combination unsere znatimmDag
geben , so haben wir gemäsz den oben besprochenen Zeitangaben la
dem von Pollux an zweiter stelle erwähnten Schreiber den dvaTpft*
(p€uc Tuiv TP^MMdTUüV zu sehen, der neben andern funotionen in dm
that auch ^tti touc vö^ouc, den alleinigen geschttftskreia eeiMr
auszerordentlichen Vorgänger und nachfolger, bestimmt war. anf
eine ähnliche Vermutung war schon Hille s. 222 gekommen i daii
nemlich Pollux den ävaTpaq)6uc tuiv vö^wv meine, abernoruB
dieselbe sogleich und mit recht wieder zu verwerfen , weil aninneh-
men sei dasz der lexikograph hier von ordentlichen beamten handlii
noch etwas anderes, was Hille übersehen hat, spricht gegen jene ver
mutung: der ävaTpotq)€uc tuüv vö^uiv wurde vom volke gewiUt
(s. anm. 11). in den Aristotelischen politien war über den dvotTps*
(p€uc unzweifelhaft genügende auskunfb erteilt worden, die notii
des Pollux müste daher immer noch, wie so manches andere bei ilnii
als durchaus liederlich bezeichnet werden , aber wir würden wenig*
stens wissen, woran wir bei seinen werten zu denken haben, und
nunmehr bei Harpokrations glosse fpa^^ar^vQ ohne bedenköi dio
oben besprochene ungenauigkeit voraussetzen können.
wendigkeit liervor. denn aus § 28, wo anszer Nikomachos ngeh aadtit
geuaDDt liDd, ist nicht su ersehen, ob die letzteren gleichfalli dvofpa-
q>€tc waren; wo aber der redner nur den plural (oOtoi) anwendet, gflt
letzterer auch nach den eignen erklärnngen der neneiten interpretea
verallgemeinernd von Nikomachos allein, bei dieser Gelegenheit kau
ich die bemerkung nicht unterdrücken, dasz von dem der Ljslanlsehea
rede zu gründe liegenden Sachverhältnis eine allseitig befriedigende nnd
sämtliche bei der auffassung einer stelle möeliohen oeatiiBgeB
fleichmäszig berücksichtigende darstellung erst noch so erwarten US.
Breslau. Fedor von Stojbmtih.
ThOpits: zur kritik det Floros. 203
80.
ZUR KRITIK DES FL0RU8.
I.
irend OJahn in leicht erklärlicher freude flher die anffin*
Bambergensis dem Nazarianns nur einen verbftltniamttezig
einfloBz auf die constitaienmg des textes des Floms ge-
lat sich in neuerer zeit das sehr gerechtfertigte streben ge-
Q letztgenannten codex wieder eine grössere geltnng zn Ter-
K> dasz man augenblicklich beiden hss. etwa denselben wert
s. besonders HSauppe *comm. de arte critica in Flori bellis
enda' (Oöttingen 1870) s. 17 : 4ta ut de veritate lectionis
adicatnri non auctoritate codids alterius utrius confisi, sed
I ubique rerum ipsarum, hoc est Tel sententiarnm vel ser-
icti deddere debeamus.* ein gesichtspunct jedoch scheint
ei noch nicht mit der nötigen schftrfe betont worden sn sein,
mlich, den übrigens, ohne die sache irgendwie zu erschOpfeUi
n praef. s. XII f., Halm in diesen jahrb. 1854 (bd. 69) s. 181 f.
flUer ebd. 1871 s. 570 berührt haben, dasz sich die mass-
Codices des Jordanis, dessen Florusexemplar zweifellos der-
jnilie angehörte wie der Bambergensis, sftmtlich auf die
Kazarianus stellen, dann haben wir es mit einer lesart zn
i sich auf zwei hauptvertreter verschiedener dassen stützt,
hr gegenüber die autoritftt des einzigen Bambergensis zu-
ten hat. die Voraussetzung ist dabei natürlich immer die,
,e lesarten an und für sich betrachtet möglich sind, von
ein sind demnach die stellen von der betrachtung ausge-
, an denen entweder die lesart des Bamb. (B) corrupt ist *
B auch ein paar mal vorkommt, die Jordanis-hss. (I) und
rianus (N) in einem offenbaren fehler übereinstimmen (vgl.
210).
gebe zunächst ein Verzeichnis deijenigen stellen, an denen
hon die kritiker die lesart von IN der von B vorgezogen
) Jahn 9, 1 (6, 19) nee diu in /ide IN nee desü deinde B
35) iWo IN ülut B 21, 19 (17, ^Yconiurant: erat terror
^ coniuranteratteritis ingens B 22, 6 (17, 21) redegü
git B 26, 3 (20, 25) ei in hoc IN* in hoc B 32, 16
^erisse I N * fehlt B 1 15, 1 1 (98, 31) humi I huma/no N
(. 11, 8 Jahn (8, 14 Halm) mouetUihta B moKenUbu* IN; 16, 8
tduere B indueret 1* induent IP induceret N; 31, 4 (25, 6) cH-
ipea IN; 31, 13 (25, 15) ipta B iptam PN ipiumlK * Jahn
1 apparat nichts über I, doch beruht obig^e angäbe wie alle
im folfsenden keineswegs anf einem schluss ex silentio, sod-
einer nachcoUation des codex Pollingensis ond Heidelbergensia
lU, die ich für einige fragliche sUUen der gute der hro. Barsian
öll verdanke.
204 ThOpitz : zur kritik des Florus.
fehlt B. 2) Halm 8, 1 7 (6, 3) hdUindi I N debeOandi B 17, 10
(13, 17) adpropinguabant IN propinguahafU B 32, 7 (26, 2)
contempserat ibi IN contempserat ab his B* 46, 17 (38, 10)
stuprumpassa IN stuprata B. 3) LSpengel (in den Abhandlnngen
der pbiloB.-philol. classe der k. bayr. akademie der wies. IX 8. 327
anm. 1) 38, 15 (31, 8) opudorll^ pudor B. 4) Köhler (*ob««-
yationes criticae in lulium Floram' s. 5 and 24) 6, 14 (4, 9) üben
admouü I^N uberdil^ mauit ('/ von 2r band) I^ über admouU B
39, 9 (31, 34) cum eu<i$iss€t IN cum uim euasisset B. 5) Sauppe
(ao. 8. 12 und 9) 9, 22 (7, 4) neuius IN fMeuius B 39, 22 (32, U)
restüuerü IN restitueret B.
Es folgen nun zuerst die stellen , an denen die lesart von IN
eine besondere stütze im Sprachgebrauch des Floms findet.
An fünf stellen , an denen in B der aoc, plur. der dritten decL
auf 'is überliefert ist, findet sich in IN die form auf -es: 10,90
(8, 5) und 31, 24 (25, 27) hostes, 19, 4 (15, 3) ornnes, 29, 28 (24,6)
celeres, 33, 16 (27, 4) adhaerentes. was nun znnScbst den aeo. vm
hostis betri£ft, so steht hostis nur 2 mal in allen hss., nemlich 14, 10
(10, 35) und 103; 23 (88, 19), hostes dagegen 9 mal: 10, 26 (8, S);
13, 16 (10, 12); 30, 16 (24, 25); 32, 2 (25, 34); 69, 22 (58, 27);
88, 26 (74, 32); 100, 29 (85, 32); 111, 12 (95, 7); 111, 18 (96, 15).
eine discrepanz der hss. findet sich somit nicht, owmis (vgl. Mflikr
in diesen jahrb. 1871 s. 571) steht auf grund einstimmiger über
Heferung 6 mal: 10, 25 (7, 38); 22, 17 (17, 33); 53, 12 (44,8);
64, 28 (54, 18); 68, 19 (57, 28); 93, 11 (78, 30); amnes dagegen
4 mal: 9, 9 (6, 27); 21, 5 (16, 26); 52, 27 (43, 25); 64, 13 (54,1);
Einmal 76, 20 (64, 33) stützt sich omnis auf die antoritätvon N aUeiHi
ein anderes 1 15, 7 (98, 26) nur auf die von I. der acc. plor. voi
celer und adhaerens kommt sonst nicht vor. wol aber leeen wir
cadentis eminentis patentis resistentis (vgl. unten) neben äbimdMki
audent€sinäantespraäernau4gantes8edefite8uam, bei diesem sohim-
ken der Überlieferung bleibt schwerlich etwas anderes übrig, als nA
in jedem einzelnen falle möglichst streng an diese zu halten, dh. bd
den fünf vorliegenden beispielen, bei denen die beiden von einante
unabhängigen hss.-classen I und N übereinstimmen, ein&oh diem
zu folgen und die gewöhnlichere bildung Tiostes omnes cderes ojigfr
rentes zu recipieren. auszer den bisher besprochenen beispielen kom-
men nur folgende sicher überlieferte i^-formen vor: paientis 51, 15
(42, 18); resisterUis 57, 8 (47, 23); cadentis 66, 12 (65, 29), ferflsr
12, 20 (9, 21) eminentis aedis wo in B die erste band is geschriebcB,
die zweite aber dies in e^ cerrigiert hat, und 29, 29 (24, 6) imIii-
crisque hostium fiauis, wie bei Halm ohne weitere angäbe steht, wlb-
rend Jahn uclucres und naues ohne notierung einer Variante
' ich erwähne hier anmerkangs weise 84, 21 (28, 2), da an diewr
stelle Jahns angäbe imperamt B imperabat IN dorch Halms beacr-
kung praef. s. VII, dasz imperauii auch die lesart vonl^Piat, corrigioit
wird.
ThOpiU: zar kriük des Floro». 205
eher siiid die ftUe, in denen die endnng -is sich nnr auf die
Mi der 6inen h88.-clft8fie stützt: auf die von B ßi^rtis 32, 14
I; urbis 67, 7 (47, 22)',paludi8 72, 14 (61, 7); VestäHs 90, 4
); auäiaris 96, 18 (80, 31); fugieniis 103, 16 (88, 9); auf die
land von B A^ns 69, 20 (49, 30) und monüs 112, 21 (96, 16) ;
fugientis 17, 21 (13, 28); patentis 17, 80 (14, 1); ptOantis
(17, 14); crims 50, 8 (41, 14); i^fcim 69, 11 (68, 14); grauis
(97, 28). die hgg. haben 8ich diesem thatbestand gegenQber
sonseqnent gezeigt : so schreiben sie zwar mit N jpiuris^ aber
N graues, so nimt Halm von der ersten band von B m^onHs
ber nicht Älpis. es ist zwar nicht tu leugnen, dasz sich man-
1er angefahrten accnsative anf -is eine zum teil betrftchtliche
einstimmig überlieferter bildnngen auf -es entgegenstellt, so
AlpeSj 3mal naues, 2mBl paHudes, manteSy fugieniUa^ Imal
wir müssen aber, denke ich, uns begnügen dieses schwanken
I zn constatieren und werden gut thun überall da, wo die ziem-
eiche autoritSt von N und B, ohne dasz zu N die beistimmung
hinzukommt, einander gegenübersteht, der gewähltem form
rzng zu geben.
^> 6 (9, 5) populus Romanus ad u^vMcanäum Ubertaiis ae
lae decus quodam quasi insiinäu dearum eancUatus regem
f destituit^ bona diripit^ agrum MarH suo consecrat^ im-
\ . . frans fert, mutaio . . nomine, gutppe ex perpehto annuum
, ex singulari duplex , ne potestns . . corrumpereiurf consuHesque
\uii pro regibus^ ut consulere . . memmissent. tantumque Über-
\(mae gaudium incesserat^ ut uix mutati Status fidem caperet
eaperent IN) alterumque ex consulibus . . urbe dimüteret
dimitterent IN), der plural ist, als durch IN geschützt, in
xt einzusetzen: denn ein derartiger Wechsel des subjects und
tmerus (erst populus Eomanus , dann ein aus dem zusammen-
u ergftnzendes Romani) findet sich mehrfach, so gleich in dem-
cap. 13, 3 (9, 32): mediusque inier lAäium atque Etruscos
in quodam biuio cotUocatus omnibus portis in hostes incur-
(sc. populus Romanv^) , donec quasi contagio quodam per sin-
tum est et proximis quibusque correptis totam ItaUam sub se
runt (sc. Romani)', oder 22, 20 (17, 36) ludos forte cdebra-
c ciuitas Tarentina), cum adremigantes Utori Romanas dasses
t (sc Tareniini),
6, 2 (20, 24) SaUentini Picentibus addUi caputque regionis
isimm (so B, caputque his regionibus Brundisium IN), es ist
icht zu leugnen, dasz bei Florus regelmftszig, sobald caput als
tion zu einem stfldtenamen dient, ein damit verbundenes sub-
r im genetiv erscheint, wie 20, 17 (16, 8) caput urbium Capua;
> (17, 5) caput beul Tarentinos; 22, 14 (17, 30) Tarentus, Ca-
\ quondam et Apuliae totiusque Lucaniae caput; 26, 22 (20, 21)
fentisAsculum-, 31, 13 (25, 15) caput bdli Carthaginem; 46, 10
*) caput geniis Ambraciam\ 48, 14 (39, 32) Soodram caput
206 ThOpitz : zur kritik de& Florus.
geniis] 51, 7 (42, 9) Corinthus Ächaiae caput] 73, 20 (62,
heüi adffressus urbesy Auaricum . . Alesiam. aber anderaei
bedenken daszFlorus den abl. loci ohne die prftp. in liebt,
ich , um nicht gesagtes zu wiederholen , auf Halms praeC e
Baehrens Uectiones latinae' s. 7 verweise, und dasz die in d
führten beispielen im gen. stehenden substantiva liSB/wm g^
gar nicht dazu angethan sind , in der Verbindung mit capt
ablativ gesetzt zu werden, auch kann man mit einem gewiss
die schon von Düker citierte stelle 6, 16 (4, 12) AJba tum t
Caput in vergleichung ziehen, nach alledem scheint die c
gebotene construction recht wol möglich zu sein.
29, 19 (23, 31) iUam ipsam meniis aestiis uiolentiai9,
üüam IN), in der aufeinanderfolge von Ule und ipae zeigt e
consequenz. wir lesen 76, 17 (64, 29) iUa %psa\ 108, 4 (9
ipso'y 108, 10 (92, 17^ m ipso, aber 73, 28 (62, 18) ipseia
(79, 31) ipsum iüum, zu den stellen der zweiten ort habe
mit die vorliegende hinzuzufügen.
30, 15 (24, 25) leda trecentorum manu insessum ofi
tumuium occupauü atque (so B, adeoque IN) maratus hosU$
exercUus omnis euaderet, es hat sich zwar Jahn praef. s. X
andern stellen auch gerade dieser bedient, um nachzuwe:
im allgemeinen die autorität von B über der von IN st
werden aber nicht zweifeln, dasz adeoque moratus hostes
exerdtus omnis euaderet die richtige Überlieferung ist, wenn '
dasz Florus auch 111, 26 (95, 24) durch adeo auf ein folge]
hinweist: qui simülato metu adeo passus est hostem castrisi
donec ahsumpto iactus spatio adimeret usum sagittarum
kommt die ganz analoge construction 98, 28 (83, 18) us{
ardentissimi ducis consenesceret impäus\ 88, 10 (74, 13) e
odiis saeuientihus peractum est, donec deessent qui occiderenl
die beiden unten (s. 210 anm. 6) zu besprechenden stelle
(8, 19) und 44, 1 (10, 25).
35, 19 (28, 26) tum desuper se suosque cum omml>\
suis ferro et igne (so B , t^m I N) corrumpunt. die formell
bindnng von ignis und ferrum kehrt bei Florus öfters un<
drei Variationen wieder : 1) das allgemein Übliche igni ferroq
(44, 23); 63, 17 (53, 10); 69, 15 (58, 20). da in allen dr
igni ohne Variante ist, hat man mit recht die gleiche fo:
auch 19, 24 (15, 24) aufgenommen, während N allerdings ig
2) asjndeton: 121, 10 (103, 27] igne ferro {uenenoque) %
(14, 5) igni ferro, wo N wiederum igne bietet, doch wird n
auf die autorität der 6inen sichern stelle hin berechtigt se
lesart in den tezt einzusetzen, da beide formen igni und ifff
halb unserer formel in zahlreichen fällen in allen hss. ohne
überliefert sind, igni nemlich lesen alle bss. 33, 21 (27, 1(
(52, 32); 81, 10 (68, 12); 85, 3 (71, 20); igne 16, 27
ThOpiU: snr kxitik des Florai. 207
$4, » («8, 1); 36, 2 (29, 8); 66, 27 (46, 14); 90, 6 (76, 2).*
S) Terbiiidiuig durch d: 84, 2 (70, 26) ferro et igne. hierzu tritt
b TCNrliegwide stelle mit ferro et igni^ denn so ist bei der mOglich-
hä beider formen auf gmnd der gemeinachaftüehen ttberliefemng
f« IN zu schreiben.
41, 19 (83, 86) duo amnium et antea (so B, ante IN) e^ postea
Ammi MttEMie ditcea, bei nftherer ontersachang stellt sich die merk-
«lidige thatsache heraos, dasz Fioms als i^lverbiale form einerseits
Mfe, anderseits postea ^ jedoch in beiden ftUen mit ausnähme einer
wigea stelle, gebraucht. afUe steht 21, 21 (17, 7) ; 48, 16 (39, 34) ;
48, SO (40, 3); 61, 9 (42, 12); 62, 12 (43, 8), wo N aUerdings
«te liest; 73, 19 (62, 6); 82, 21 (69, 19); 96, 24 (81, 36); antea
mriS, 22 (84, 36); anderseits jpo^ea 6, 19 (3, 21); 6, 24 (4, 20);
% 18 (6, 87); 26, 6 (20, 8); 42, 7 (34, 18); 42, 24 (36, 1); 66, 13
(56, S2); 113, 1 (96, 26); 116, 10 (99, 16); post nur 63, 24 (63, 7).
«a iweites beispiel dafttr, dasz wie hier beide werte neben einander
itlBdea, ist mir nicht bekannt man wird nun zwar wol nicht so
w«t gehen dflrfon, an den beiden oben erwfthnten stellen die formen
iNfes imd post durch ante und postea zu ersetzen, aber im yorli^g^n-
te falle wird man doch gut thun, ante et postea^ wie es in IN flber-
KiCert ist, neben einander stehen zu lassen und nicht mit B antea
In ein paar andern (ftllen dient die yergleichung mit dem be-
ridd anderer Schriftsteller oder der gedankenzusammenhang dazu,
4ii knrt Ton IN besonders zu empfehlen, so:
6, 11 (4, 7) Amtdii regis imperio iadatus (so B, äbiectus IN)
M pn^ßuentem cum Kemo fratre non potuit extingtU. in einer ganz
ttslidben Terbindung gebraucht Floru^abicio auch 111, 6 (94, 86)
'Midii m wwre abiedis. vor allem aber ist zu betonen dasz sich auch
Widere Schriftsteller von derselben sache, der aussetzung des Bomu-
Isiiuid Bemus, desselben Terbums bedienen, so Quintilian III 7, 6
^tod abieetus in profluentem non potuerit extingui; de viris iUusiribtis
h 2 parmdas in Tiberim abiedt. und wie üblich der gebrauch Yon
<to in diesem Zusammenhang war , sieht man auch daraus , dasz
G^HtoliAus im leben des Clodius Albinus 9, 6 (s. 160, 29 Peter) das
fÜehe wort anwendet, wo er von der aussetzung der s6hne des
AlUans spricht.
6, 23 (4, 20) prius (prior 'S) tue sex uuUurios (so B, uüUures
IN), kie postea^ sed duodecim uidd. beide formen uülturios und uuH-
(mts sind an sich möglich, doch haben die verwandten schriftsteiler
is der erzählung von der römischen gründungssage durchweg utiZ-
imreSy so Livius I 7, 1 priori Eemo augurium uenisse fertur, sex uuH-
tures] Nepotianus ex Valerie Maxime s. 17, 26 (Halm) Eemus prior
* «in Ibnlicbes schwanken leigt sich bei nauin naue bieten alle
Ist. 101, 28 (86, 89), dag^egren nmä B 110, 16 (94, 16) und N 96, SO
(61, 81), woselbtt Halms bemerkunj^ zu yerffleicben ist; ferner bei
papfUi pmppe lesen NB lU, 14 (97, 87), M allein 42, 15 (84, 27).
208 ThOpitz: zur kritik des FloruB.
sex uMures auspicatus^ postea Bomulus äuodecim; de viria iUuahihiiS
1, 4 Bemus sex uuUures viderat. aus der yergleicbang mit den entea
beiden der angeführten stellen ergibt sich zugleich, dass ea sicii
empfiehlt die lesart von N prior dem prius von B Tonnziehen.
41, 21 (33, 38) sed et cofUoquium fuit inter ipsas (sc ÄfmRMm
et Scipionem) de legibus pacis et (fehlt in IN) steterufU diu wmhia
admiratione defixi. uhi de pace non conuenU , signa cecinere. es iit
von der schlacht bei Zama die rede, die für eines der wichtigdtMi
ereignisse der römischeh geschichte erklKrt wird, diese bedeotoag
wäd^st nach Florus anschauung noch dadurch, dasz vor der schlacht
eine persönliche Unterredung zwischen den beiden feldherm statifiuKL
diesen moment will somit der schriftsteiler ganz besonders herv(n<-
heben. daher wird durch et vor conloquium nicht anfein folgendeicf
hingewiesen, oder mit andern werten, der durch sed eingeleitete ttb
besteht nicht aus zwei teilen, sondern et bedeutet, wie bei Flonu
mehrere dutzend mal, 'auch', in den werten steterufU (also ohne ä)
bis cecinere folgt eine kurze hindeutung auf die Unterredung selbit
und deren miserfolg , die in sehr passender weise asyndetisch ange-
fügt ist.
Nachdem es sich somit im verlauf der bisherigen untersnehiiag
herausgestellt hat , dasz in einer ganzen reihe von f&llen die leuit
von IN, die schon von vom herein das für sich hat, dasz sie aaf
hss. verschiedener classen beruht, noch überdies durch beweiagrfinde
verschiedener art empfohlen wird, so darf man noch einen schritt
weiter gehen und behaupten , dasz auch in allen denjenigen ftlloit
in denen sich für die lesart von IN kein besonderes argument in
die wagschale werfen läszt, diese doch den vorzug verdient:
19, 3 (15, 1) Val^ius ^insidente gcdeae sacra alUe adkUus, htf
spolia (so B, retülU IN), beide ausdrücke sind an sich mQglieh, doch
ist aus Florus selbst nichts zu entscheiden , da er an keiner andern
stelle spolia mit ferre oder referre, sondern mit andern verben ver-
bindet: 8. 7, 11 (5, 1) spolia opinta de regeÄgrone reportauU; 16t 1^
(12, 21) spolia de harte reportata-, 15, 3 (11, 20) parta de Arii»
spolia,
23, 13 (18, 23) unius prohosdde (so B, promascide l^ prtmuMJk
I^NB von 2r band) ahsdsa. die nebenform promoscia oder jnv-
muscis ist von WSchmitz im rh. mus. XXI s. 142 f. (■» beitrigeinr
lat. Sprachkunde s. 137 fif.) als gleichberechtigt neben J}fo5o0a9 nach-
gewiesen worden , deshalb hier in den text zu setzen.
23, 21 (18, 32) nam proueäis inprimam aciem rursus depkaiih
tis^ unutn ex eis (so B, ex his IN) puUum adacti in capiU ttU grtmi$
iäus auertit.
36, 31 (29, 35) eurus ah Oriente semper quasi ex oonsliMo (so B,
ad constitutum IN), der lesart ad constitutum stellt sich eine ganze
anzahl in gleicher weise mit der prSp. ad gebildeter redensarten zur
Seite, wie 18, 9 (14, 11) ad speciem; 33, 24 (26, 20) ad SimOäu-
dineni] 104, 11 (88, 37) ad simulacrumy und besonders das zweimal
ThOpits: itir kritik des Fbnii. 209
111, 1 (94, 82) imd 114, 8 (97, 80) vorkommeiide ad afbiirium.
tadm beispiele «i« versehiedenen selten bietet DrSger bist, sjntaz
I ft. 538. aaderseitB ist nicht in abrede zu stellen, dasz ex in dem-
MlboB sinne hftiifiger ist, wie 9, 2 (6, 20) ex foedere] 17, 6 (13, 11)
CK wäre, dasselbe noch 103, 4 (87, 34); 108, 22 (92, 31); 116, 5
(99, 10); ferner 33, 19 (27, 7) ex oceasUme; 68, 23 (67, 82) ex
/UMia; 76, 21 (64, 34) ex ordme\ 96, 26 (81, S)exfide\ 112, 14
(96, 7) und 119, 11 (101, 33) ex mprouiso. aber gerade dies war
«ol 6mr gnind, dasz ein absohreiber das ihm gelftufigere ex^oon^uto
ttat das gewähltere ad eanstüulum einseilte.
89, 1 (81, 25) Sardimam Oraechua ampuU. sed (fehlt in IN)
mU tZU gmHum feritas, in8afk>rumqite — nam sie uoea§iiur — tm-
fmmiium profuere.
39, 9 (31, 36) sed Punieae insidiae aUemm ferro castra mäan-
\, äUerum . . qppreseerani (so B, qppreeserunt IN). iffUur in
^dtkmem paMa aepahrm miseus cum exercUu Säpio nsw. es ist hier
tasurordentlich schwierig eine definitiye entecheidong nach der
«Nn oder andern seite hin ta treffen, denn die ganze stelle ist,
WM schon Dnker nnd Köhler (obsenr. s. 20) erkannt habend sehwer-
Bd riditig flberliefert. namentlich rufen die beiden unmittelbar
«feniander folgenden mit eed eingeleiteten sttzci in denen beiden
Iva itmdiae Funicae die rede ist, schwere bedenken herror. eine
lösung.ist aber noch nicht gefunden.
89, 23 (32, 13) ne quid de uirginitatis iniegrüate ddibasse eaUem
(mB, saUem uel IN) oadis uidereiur.^ es ist mir nicht gelangen
öae ütUm» ausfindig zu machen, die im stände wftre die häufnng
MJfm ud zu verteidigen (vgl. Jahn praef. s. Xm). es liegt dem-
sieh iiier ein neues beispiel f&r das von Jahn ebd. s. XXII f. bespro-
^au Vorkommnis vor, dasz im archetypus eine Variante über*
S^ichrieben war scdiem^ und dasz die eine hss.-familie die eine
l^ürt, die andere beide bewahrt hat. ob wir freilich saUem oder
^den Vorzug erteilen sollen, ist schwer zu sagen, da Florus beide
^orte etwa gleich oft gebraucht: s. 14, 7 (10, 81) saUim dornt;
39, 4 (31, 28) saUem desiderio; 70, 3 (59, 2) soMem maria; 79, 11
(66, 13) saUem iudiciorum regno\ 87, 28 (74, 2) mcHi 8aUem\ ander-
loU 39, 16 (32, b)udu/mi äuitas; 50, 6 (41, n)uelhinc inUHegi
pUä] 66, 6 (46, 25) uel magis turbida; 60, 1 (50, 3) ud hinc aesti-
maripotest ; 98, 22 (83, 30) ud süus ; 1 15, 10 (98, 29) ud per mulieres.
40, 13 (32, 34) ut diuiniius hostem summauere non a cado^ sed
üb mbis ipsius nwenibus et Capitolio uideräwr. fugü ei cessü et m
se lialiae recepit sinum (IN fügen vor fugU ein iiaque).
1 1 6, 6 (98, 25) Naricis animos Alpes dahant B, dahant Mpes I N.
* BAch Hains an^be in diesen jabrb. 1854 (bd. 69) s. 182 wfirde
sich fibrigens die beeprechang der vorliefrenden stelle in diesen lu-
ewBBeahaag erledigen: denn danach fehlt uel ancb in I^p. in der
praef. aber findet sieb darüber keine bemerkong.
210 ThOpitz: zur kritik des Florus.
Etwas zweifelhafter natur sind schlieszlich drei stellen, an denen
es sich um die Orthographie von eigennamen handelt. 1) 22, 26 (18, 7)
bieten I N den namen des Epirotenkönigs in der form Pfrrus^ wel(die
auszerdem noch in I 22, 11 (17, 26) und in B 83, 28 (70, 22) steht,
während sonst der name in allen hss. das h aofweist (s. die stellen
in Jahns index). 2) 30, 12 (24, 21) Panharmo B Panarmo IN. an
der andern stelle, an der der name vorkommt, 32, 2 (25, 34) bieten
N B Pankormum, I allein Panortnum. Jahn und Halm haben flberall
die form mit h in den tezt aufgenommen. 3) 25, 13 (20, 11) briUmi
B hnUins Ip hrattius l^ Bruttius Nb. die verschiedenen lessrta
von I^IpN fuhren &u£ Bruttius, eine form welche auch 87, 16 (73,25)
in B überliefert ist {circa Bruttium angulum) , wo N Brittiitm lieit
Zum schlusz stelle ich diejenigen beispiele zusammen, in denes
I und N in offenbaren schreibfehlem übereinstimmen (vgL oben
s. 203), mag man nun annehmen dasz der leicht zu erkennende fehkr
bereits im archetypus vorhanden gewesen und in B selbständig cor-
rigiert worden ist, oder dasz die congruenz auf zufall beruht, die
stellen sind: 6, 19 (4, 15) face B facie IN 11, 11 (8, 19) aderä
B o6cröf IN» 20, 15 (16, 6) Äänaei B ethnei IN 20, M
(16, 13) grassanteni B crassaniem IN 20, 27 (16, 19) ^ 6
ipsa IN 31, 24 (25, 27) carceris B carcere IN 83, 21 (27, 9)
et buriates B buriate^ IN 35, 9 (28, 14) in causam B t» com
IN (jedoch I** von 2r band causa).''
n.
Eine bemerkenswerte Verschiedenheit zeigt sich zwischen den
beiden ausgaben von Jahn und Halm in dem puncto, wie weit eigsB-
namen mit griechischer casusendung zuzulassen seien, so lesen wx
60; 26 (50, 33) bei Halm mit den hss. Teutonas, bei Jahn TeuMH,
oder 51, 7 (42, 9) und 52, 2 (42, 34) bei letzterm mit N CoritUkoit
bei ersterm mit B Corinthus, oder 67, 28 (57, 5) bei Jahn nach N
Olympon^ bei Halm nach B Olympum usw. an nicht wenigen steHn«
es wird sich somit der mühe verlohnen , einmal das ganze material
zusammenzustellen.
® es hat zwar an dieser stelle Halm die lesart von IN in den text
anfgenommeD, mit der bemerkang, das voraufgehende tarn diu wmm
darauf hin, dasz donec *bo lange' heiszen müsse, doch steht diese M-
nuhme in grellem widersprach mit dem Sprachgebrauch des Floros, der,
wie Sauppe no. s. 9 sehr richtig bemerkt, donec nur in der bedeatnng
'bis' kennt (auszer unserer stelle 10 mal) und auch in dieser mit Imi
diu verbindet: 14, 1 (10, 26) Tarquinii tarnen tarn diu dimicoHerumi^ dornt
Arruntem filium regia manu sua Brutus occidit. demnach müssen wir mit
B donec aderat lesen -= 'bis eintrat'. ^ das einzig^e beispiel das ^eh
etwa zum schütze des ablativs beibringen liesze, 51, 10 (42, 12) kme
ante oppressa est, quam in numero certorum hostium referretur (N liest
numerum)^ ist doch anderer art, da diese construction sich leicht ans
der analogie von in numero habere uä. erklärt. 87, 5 (78, 18) hat Jwhn
selbst die im tezt nach den hss. gebotene lesart in howore für das allein
übliche in honorem praef. s. XXVl zurückgenommen.
ThOpits: sorkritikdetFlonii. 211
1) Nominati?a8 singalaris. ohne Tariante und ohne dasz
I «ner andern stelle die hes. die form auf -t» einstimmig Uber-
sferten, finden sieh drei Beispiele : SagtifUos 35, 9 (28, 14), Oifpros
X 17 (59, 18), Thapsas 104, 13 (89, 3). dagegen Uest 104, 11
18, 38) B PharoB, N Pharus, umgekehrt 51^ 7 (42, 9) nnd 52, 2
19, 84) B OarifUhuSy N Carinthos. während Halm nur an der ersten
belle die griechische form aufgenommen hat, hat dies Jahn an allen
wm gethan und, denke ich , mit recht, denn 6inmal ist es von vom
erein wahrscheinlicher, dasz die gewfthltere form in der einen hss.-
iaaae Terdunkelt als dasc sie in die andere eingeschmuggelt worden
it und wenn man dieses princip ftlr B als richtig anerkennt, wird
es bei dem wert, den N für sich beansprucht, für diese hs. nicht
gnorieren dürfen, aus diesem gründe musc man auch 22, 13 (17, 29)
ns N die form Tarentos recipieren, wfthrend freilich 39, 29 (32, 19}
mt Halm die lesart ?on B Tarefiium (als nom.) den Torzug Terdient,
kmä idem TarmtHma (N) führt nicht auf TarenhtSi sondern beruht
wf Interpolation, flbrigens wird man an dem nebeneinanderTorkom-
■« von Tixrentos und Tarentum keinen anstosz nehmen, wenn man
rick an das oben (s. 207 mit anm, 4) Aber iffni und igne^ nam und
asHe, puppi und puppe gesagte erinnert und steUen Tergleicht wie
es, 16 (58, 21) Onoson Eleufhernan d ui Oraed dkere soleni
wMmi mairem C^daneam.
S) Oenetivus singularis. 68, 18 (57, 26) PrapofUidos;
^ entsprechend hat Halm mit recht 51, 15 (42, 18) aus B die
fonn Elidas aufgenommen.
S) Accusativus singularis. übereinstimmend in allen hss.
oad ohne dasz daneben an andern stellen die lateinische form über-
IMert wire, finden wir : Araxen 1 12, 8 (95, 36) Ärthocen 66, 27
(^6, 8) Horolen 66, 28 (56, 9) .Orhossen 66, 26 (56, 7)
Omtm 111, 24 (95, 22) Bhodopen 63, 16 (53, 5) Samo-
^f9em 47, 21 (39, 4) Tigranen 66, 24 (56, 4) Xerxen 43,
15 (35, 24); 44, 21 (36, 26); 111, 2 (94, 33); Bosparon 66, 16
{«, 34) Cnoson 69, 16 (58, 21) Lesbon 100, 3 (85, 2)
Ordomtnon 64, 29 (54, 19) Pharon 100, 24 (85, 28) Saman
W, 8 (47, 23) Thapson 101, 20 (86, 20) Zacynthon 45, 14
(37, 13); CJohphcna 57, 8 (47, 23) Lacedaemona 42, 29
(35, 6) Salamina 44, 21 (36, 27) Tanam 63, 16 (53, 8).
WUL schüeszen sich die eigennamen EuphraUs und Epirus. wir
lannaemHch 111, 24 (95, 22); 112, 8 (95, 36) und 123, 7 (104, 33)
k iOen hss. , aber 66, 8 (55, 24) nur in N Euphraten, ebenso 98, 9
83, 14) in allen Epiron, 22, 17 (17, 33) in N Epirum. hier steht
lie Sache also so, dasz an 6iner oder mehreren stellen die griechische
onn ohne Variante, an einer andern die griechische und die latei-
ische neben einander, an keiner aber die lateinische ausschlieszlich
berliefert ist. demnach wird man gut thun in beiden fUlen mit
ahn der griechischen endung den Vorzug zu geben.
Es folgen diejenigen substantiva, bei denen nie die 6ine oder
212 ThOpitz: zur kritik des Floras.
andere form ausschlieszlich, sondern an jeder stelle beide überliefert
sind. Jahn hat sich dem gegenüber ziemlich inooneequent verhalten,
indem er bald diese bald jene vorzieht, Halm hat meistens da, wo
die griechische bildang sich auf N stützt, die lateinische eingesetrt.
nach allem bisher erörterten haben wir jedoch keinen gmnd die ge-
wählteren griechischen formen, auch wenn sie nur in N eriialten
sind, zurückzuweisen, die fälle sind Leucaten 113, 25 (97, 18) nieh
B; Alcibiaden 44, 21 (36, 27) nach N; Segesten 119, 10 (101, 32)
nach N; Myndon 57, 8 (47, 23) nach N; Äegypton 95, 4 (80, 14)
und 100, 5 (85, 4) nach N; Alhin und Ttsurgin 118, 19 (101, 9]
nach B; Athesin^ 61, 13 (51, 15) nach N; Maeatin 63, 16 (53, 9
nach N; Phasdin 67, 27 (57, 4) nach N; Sicarin 97, 8 (82, 16]
nach N.
Es bleiben noch zwei werte zur besprechung übrig, bei denen
die lateinische endung 6in oder mehrere male auf grund der ein-
stimmigen Überlieferung feststeht, während 6inmal die eine der hss«
die griechische bietet, so lesen wir 63, 11 (53, 2] und 75, 19 (63, 36)
Thradam^ aber 66, 16 (55, 35) in B Thracen (vgl. das oben ange-
führte Samothracen) , oder 46, 12 (38, 5) Olympum, aber 67, 28
(57, 5) in N (Hympon, consequenter weise halten wir auch hier,
und zwar in Übereinstimmung mit Jahn, an der griechischen bü-
düng fest.
Auszerdem finden sich, aber nur in B, an drei stellen accusative
auf -an: Ikiboean* 44, 6 (36, 9), Eleutheman 69, 16 (58, 21), NcUm^
86, 22 (73, 2), über welche ich, da sich von einer solchen bildang
in N nicht die geringste spur findet, die entscheidung doch dahin-
gestellt sein lassen möchte.
4) Accusativus pluralis auf -as. über diesen kann ich
mich kurz fassen, da die einschlagenden stellen sämtlich von Halm
praef. s. YIII (zu 27, 4) zusammengetragen sind, ich vermag nüT
nicht einzusehen, warum 120, 5 (102, 18) die in N erhaltene fona
Garamatäas verworfen worden ist, was um so weniger hätte gv*
scheben sollen, als Halm selbst 121, 8 (103, 12) lediglich auf di9
autorität von N hin Ätttrigonas liest.
m.
10, 27 (8, 2) in den worten sie uäUda oppida Lotio capta MMf,
Ardeay Ocri(i>lum, Gabiij Suessa Fometia^ wie sie B bietet, wählend
in I eine Umstellung zu Lotio oppida vorgenommen und in N die
präp. in eingefügt ist, haben die hgg. an dem abl. Lixtio anstosi ge-
nommen und ihn mit Haupt in Latii geändert, wobei Halm übov
dies sich der Wortstellung von I anschlieszt. dasz aber Floras nieht
den genetiv gebraucht hat, wird, wie Köhler ao. s. 9 mit recht be-
^ denn hierauf führt adhoitesin in N, während B adaeHm bietet, die
gewöbnliche lesart ist des Salmasins Atheiim, * 42, 28 (85, 5) lesen
alle bss. Euboeam.
TliOpiti: inr kritik des Flon». 218
rkt| dnrdi die vex^eichmig von Ororius 11 4 beweiseii : qppida
ftalida t» LaUo per eum cajpla^ Ardeam Ocrioohtm SuessamPömdkm.
es ist jedoch dorchaos nicht nöüg mit dem zuletzt genannten kri-
Üker ^ offenb«: interpolierte prSp. in ans diesem und N aufznneh-
IMD, da der blosze ablativ L(üio hinreichend geschützt wird durch
Ttr^eiehung Ton 110, 6 (94, 5) ob haee tat prospera cmium bufms
mmtüB Pdoiro Utauii.
12, 18 (9y 12) coHduIesque qppeOauU pro regtbuSj ut eonaukre
dmlmi ama debere memimsseni. so lautet die übOTliefemng von I B,
wlhrend $e von Jahn nach N hinter conauUrej von Halm hinter suis
angeschoben wird, dasz aber dieser snbjectsacc. entbehrlich ist,
g«ht hervor ans 81, 10 (69, 12) cum abnuentibus aqua et igni inier*
ääufum rnmaretur^ wo wiederum in N m interpoliert ist, ohne dasz
«Mf der neuem bearbeiter dessen au&ahme für nOtig gehalten hätte.
ebeaso fehlt se in allen hss. 81, 16 (69, 19) in eo tumuUu regem ex
sstdkUbus suis appdkUum laetus acoepü^ wo Jahn es mit den <em
uigaben hinter suis^ Halm hinter regem eingefügt hat
90, 10 (76, 9) beruht die lesart der ausgaben aiumaduerswmque
ntmquise sponte dediderant auf der autorität Yon N, während in
B le Unter sponte gestellt und überdies zu me comunpiert ist. diese
•idlnng jedoch scheint den vorzug zu verdienen, wenn man die ein-
ogt andere stelle vergleicht, an der das reflezivum in Verbindung
Bit^ofrfe erscheint, 15, 27 (12, 8) Fälisei sponU se dedideruni.
Wie wir an den eben besprochenen drei stellen auf grund de&
BpnAgebrauchs der lesart von B den vorzug geben, so an den fol-
9Qidai aus dem nemlichen gründe der von N.
46, 2 (37, 29) fuerint (sc GaUograed) inter auxüia regia An-
'^' an futsse cupidus triumphi Mahlius Vulso aimidauerit^ dubium^
^ certe negatus est uidori triumphus. so wird jetzt nach Jahns cor-
'^or gelesen , während b hac perte negatum und B aperfe negatus
^'jv^ , N aber at ganz ausläszt. anderseits fügt I est hinter dübium
^ auf gnind dessen schlägt Halm praef. s. X vor: dubium est^
^^ negatus y eine lesart die schon die früheren ausgaben bieten.
^I^fegen ist einerseits zu bemerken, dasz die autorität von I allein
tine ganz geringe ist, anderseits dasz Florus bei dubium ^ mag es
puenthetisch stehen oder nicht, est stets wegläszt, vgl. Reber Mas
geschichtswerk des Florus' s. 50. man sehe 6, 27 (4, 25) dubium
Oft msu fratris] 7, 14 (5, 4) dubium dipeos an armütas] 37, 5 (30, 3)
dMum uier maiore animo\ 104, 24 (89, 14) dvibiuim an ipso uclenie.
lommt, wie an der vorliegenden stelle, noch ein satz mit certe hinzu,
so geschieht dies stets ohne beifügung von af , so 48, 23 (40, 5)
dubium liber an seruuSy mercennarius certe; 51, 12 (42, 15) legatos
Rotnanos dubium an et manu, certe oratione uiolauUy wo also aus der
Variante in B man et nicht etwa manu at herauszulesen ist; und be-
sonders den ganz analogen fall 61, 1 (51, 2) consuUoru id egerU
imperator an errorcm in consHium uerterU^ dübium; certe necessitate
acta uirtus uictoriue causa fuit. hiemach ist unsere stelle mit N fol*
214 ThOpitz : zur kritik des Flomii.
gendermaszen zu constituieren : Manlitts Vülso simtdauerü äulmm
certe negatus est uiäori triumphtts,
66, 21 (56, 1) Gnaeus interim Magnus rebdUs Askie reUquü
sequens per diitersa gentium terrarumque uöUtahai. nam sub orienie
secutus Ärmenios captae gentis 'Satrapen {atrapens B, die oorrecti
rührt von Jahn her) supplicem iussU regnare Tigranen. die achliu!
Worte bietet N in völlig anderer fassung : secutus Armemas ct^pto i
ipso capüe gentis artaxeUis supplicem t. r. T, , woraus die leeart d(
früheren ausgaben captis ipso capite gentis Artaxatts entstanden ii
es ist nun allerdings richtig, dasz diese angäbe, Tigranes seien
nach der eroberung von Artaxata als supplex vor Pompejus erachi«
nen, mit den berichten der übrigen autoren (vgl. Plut. Pomp. 33; Die
XXXVI 35 f., Appian b. Mithr. 104 f., Gcero pro Sestio § 58 £)
im Widerspruch steht, die von einer einnähme dieser stadt nidit
wissen, aber anderseits macht der ausdruck ipso capUe gentis Arte
xatis in so hohem grade den eindruck der echtheit (vgl. die obe
s. 205 f. angeführten stellen), dasz ich viel eher geneigt bin eine d(
nicht seltenen ungenauigkeiten des autors anzunehmen als gerad
diese werte für corrupt zu halten, es kommt hinzu dasz man aac
zweifeln kann, ob der ausdruck Satrapen fOr Tigranes passend ia
da die^übrigen quellen ganz besonders hervorheben , dasz Pompeji
ihn wieder als könig einsetzte, so Cicero ao. insigne regium^ quc
tue de suo capite abiecerat^ reposuit et certis rebus impercUis regnm
iussit nee minus et sibi et huic imperio gloriosum putauii constituha
a se regem quam constrictum uideri. nach alledem scheint es dard
aus angemessen zu sein , die lesart von N mit Streichung von «
wiedereinzusetzen, die corruptel erklärt sich zudem auf eine red)
einfache weise, offenbar irrte das äuge des abschreibers von otypti
nach capite ab , so dasz die werte captis in ^so ausfielen, war di«
einmal geschehen , so wurde capite vor gentis von selbst zu o^A
(= captae). mit artaxatis wasten die Schreiber nichts anzufangeilt
und indem sie einfach die buchstaben mechanisch copierten, stdlti
sich allmählich die corruptel atrapens ein. wie unwahrscheinlich iii
es dagegen, dasz artaxatis in N durch irgend eine co^jector eiiw
lesers oder abschreibers hineingekommen sei ! gerade die erhaltim(
dieser lesart ist in hohem grade geeignet den wert von N ins redt
licht zu setzen.
84, 8 (70, 32) Fompeius uero Strabo omnia flammis ferroqn
populuius non prius finem caedium fecUy quam usw. so ist der tei
von Jahn constituiert worden, während in B nur Pompeius uero mi
auslassung von Strabo ^ in N dagegen Strabo uero Pompeku übet
liefert ist. die lesart von B ist offenbar corrupt, da eine genauer
*° am ehesten ist noch die anhabe des Dion sa vergleichen: incib
Tc, ^vavTtwedvToc ol ToO ui^oc, o0oev6c lierpiou Ctuxcv, dXXd koI (tK
TTo|iTrf|ioc Töv T€ 'ApdEnv b\if^Y\ Kai Totc •ApraHdroic iirXncUiccv, oön
öi^ Tf|v T€ ir6Xiv a<)rCji irap^&iuK€ Kai ic tö CTpaToiccbov oöro
iScXoVTfjC fJKCV.
ThOpitz: znr kritik des Floras. 215
angäbe darfiber, welcher Pompcjas gemeint sei, nicht entbehrt wer-
den kann, an der von N jedoch anstosz zu nehmen und somit beide
xa eorrigieren , daftbr liegt kein grund vor. denn die gleiche wort-
itellang finden wir 2, 15 (6, 1) Pompüium Numam, 30, 9 (24, 17)
Anna Camdtus] 68, 16 (57, 25) Varro Terenims; 119, 3 (101, 23)
Fori Quintüü; vgl. femer 7, 11 (5, 1) und 34, 12 (27, 29)
Ferärio Itm,
101, 6 (86, 1) in Asia quoqae nauiis rerum malus a Ponto^ quasi
k mäustria captante fartuna hunc Mühridatioo regno exüum^ ut usw.
!i schiebt Tor quasi noch pUme ein. wie bereits Spengel ao. s. 326
bemerkt, hat Florus eine ganz besondere Vorliebe fOr quasi, in der
Tegd gebraucht er es allerdings alleinstehend, mitunter jedoch treten
loch andere werte zur Verstärkung hinzu, so sie (s. Halm praef.
i.iUi) oder quidam (s. Sauppe ao. s. VIU) oder auch plane ^ wie
U, 3 (10, 27) plane quasi aduUerum ad inferos usque sequeräur;
Uy 17 (11, 7) pHane quasi Stipendium cammüüonibus dis; 21, 21
(17, 7) plane quasi Caledonius uel Hercynius-y 35, 24 (28, 32) quasi
jkne sinu heüum ferrä] 87, 8 (73, 15) quasi jplane expiaturus omne
pnäeriium dedecus. demnach ist es auch an der vorliegenden stelle \
oabedenklich in den text aufzunehmen.
102, 6 (86, 38) positis apud Bagraäam caslris Vlicam ueUU
ittmi Äfrieae daustra seruäbat. so Jahn mit N, während Halm ueiuii
Mtt B aufgenommen hat. der thatbestand ist folgender : in völliger
flbereiiistimmung der hss. ist überliefert: 1) uelut vor einem con-
loninten 5, 19 (3, 21) consenuerit-, 9, 16 (6, 35) maritima', 18, 1
(U, 2) dws; 36, 4 (29, 5) caelc, 44, 2 (36, 5) sidere-, 86, 17 (72, 33)
Wiitfj 92, 18 (78, 7) dassico] 107, 12 (91, 23) faedus; 112, 15
(96, 8) iitm&u5 ; 118, 13 (101, 2) sacramento, 2) uelut vor einem
▼ocil; 62,20(52, 19)elata', 104,25(89, ie)infulae: 117,4(100,2)
^fdenti, 3) ueluti vor einem consonanten: 22, 11 (17, 27) ruina',
^li 12 (51, 14) ruina (nach Jahns richtiger conjectur) ; 64, 9 (53, 33)
^Pceida ; aber nie ueluti vor einem vocal. demnach ist unbedingt an
ii>3erer stelle mit N udtU altera zu schreiben, zweifelhaft bleibt die
ttcbe 42, 13 (34, 25), wo nach Halms angäbe in BJp uelut trium-
/Am/t (so Halm), in N ueluti triumphanti (so liest Jahn ohne angäbe
einer Variante) steht. **
Zum schlusz bespreche ich noch 112, 26 (96, 22) dein rursus
CMn se Bomani extulissent. es ist dies die einzige stelle an der in
den neueren Florustexten die kürzere form dein steht, die der Schrift-
steller sonst gerade so wie dehinc vermieden hat. das vollere deinde
dagegen lesen wir 16 mal: 9, 12 (6, 30); 12, 28 (9, 30); 20, 4
.15, 29); 23, 10 (18, 20); 27, 10 (21, 29); 37, 9 (30, 7); 45, 4
/37, 2), hier allerdings mit der Variante dehinc in N; 50, 9 (41, 15);
51. 20 (42, 24); 52, 3 (42, 35); 54, 24 (45, 16); 58, 4 (48, 15);
*' Smal findet sich in N ueiui vor einem consonanten als Variante
xa quasi, nemlicb 58, 21 (44, 14) uclui caelo und 102, 22 (87, 20) uelut
216 CMeiser: zur kritik des Flonu.
59, 22 (49, 32); 69, 15 (68, 19); 87, 5 (73, 12); 111, 13 (95,
anszerdem gebraucht Florus ein paar mal deinceps 6, 2 (3, 29); 1<
(7, 17); 86, 21 (73, 1). wir dürfen demnach kein bedenken in
auch an der vorliegenden stelle deinde einzusetzen.
Dresden. Theodor Opits
I 22 (s. 36, 19—23 Jahn) wird von der schlacht am Ti
menischen see berichtet: inminentem temerario dud dadem p
dixerant insidentia signis examina et aquüae prodire noUinUs ä (
missam adem secutus ingens terrae tremor; nisi ükan harrarem
equitum virorumque discursus et mota vehemenHus amui fecer
an equitum virorumque (»» equitum pedUumque) kann man ans
nehmen und vermuten, dasz auch hier wie an anderen stellen eq
rum virorumque zu lesen sei. vgl. I 13 (s. 22, 26) F^rrhus^ qu
cum totis viribus Epiri . . viris equis armis . . veniebat. ]
(s. 42, 18) omnia equis virisque quatiebai.
I 24 (s. 43, 26) heiszt es von der gefahr die Rom durch
Verbindung Hannibals mit Antiochus drohte : et quod Ulud fin
perictUum^ si se consüiis eius rex tradidisset^ id est si Asiae vm
usus fuisset miser Ännibal ! von miser sagt Jahn praef. s. XX
mit recht ^eo loco prorsus ineptum est' und billigt Haupts '
mutung imperator^ die Halm in den text setzte, es ist aber statt
unpassenden miser nichts anderes als Afer herzustellen: denn
sinn der stelle ist : welche gefahr für Rom , wenn Asien und Ai
sich gegen dasselbe verbunden hätten ! vgl. Hör. cairm. IV 4.
d'vrus Afer «s Hannibal.
Vielleicht Iftszt sich in ähnlicher weise auch der verderl
stelle I 43 (s. 70, 18) helfen, dort liest man von Ejpros: ifini
veteribus divitüs ahundantem et ob hoc Veneri sacram Ptökm
regebat, in dem sinnlosen ob hoc scheint nichts anderes zn stac
als der name der stadt Paphos: insvitam . . et Paphon Vi
sacram 'die insel und das (dort gelegene) der Venus heilige Papl
der name Kjpros führt gleichsam mit notwendigkeit zur erwihx
von Paphos , wie bei Tacitus hist. II 2 — 4. man kann sich das
derbnis in der weise erklären, dasz PapJion durch silbentrennoB
Pap hon und zuletzt in ob Iwc verwandelt wurde.
I 44 (s. 72, 15). von dem schrecken, den Caesars ftbeq
über den Rhein unter den Germanen verbreitet haben toll,
Florus: in salius ac paludes gens omnis diffugerat. tantumpm
incussit intra ripam subita Romana vis, mit beibehalinng des
subito dürfte in gewählterer ausdrucksweise zu lesen sein: im
pavoris incussit intra ripam subito Romanus Visus, nachdem
dem part. visus die endung "US verloren gegangen war, w
Romanus fälschlich in Romana verwandelt, nher in subito ist i
eine spur des richtigen erhalten.
MüNcnEN. Carl Mbiw
ERSTE ABTEILUNG
FUß CLASSISCHE PHILOLOGIE
HEBAU80E0EBEN VON ALFRED FlECKEISEN.
31.
DAS VERBUMOPeQ (HIcDPHNII, (DPIHMI).
Das verbnm q>p^u) — in dieser form verzeichnen es unsere
Wörterbücher — liegt bei den Attikem, dichtem wie prosaikem,
ad in der nacholassischen grSdtät an mehr als 70 stellen vor. in
hr ckssischen zeit gebrauchen es Euripides , die komiker wie Kra-
iioi Qnd Aristophanes (vgl. Harpokr. s. 67, 7 ircXu hk To(ivo)Lia
VT^dpxaia KUifiipbia), Thokydides, Xenophon, Antiphon, Demo-
ttienee. es scheint nur in composita üblich gewesen zu sein, zb. in
kq)p^ui 'einlassen', intrans. 'hineinkommen, eintreten, eindringen',
Md. 'zu sich einlassen', ^Kq>p^u) 'hinauslassen', die flexion dieses
erbom ist eine höchst seltsame , aus aller analogie herausfallende.
M hat zu umfänglichen erörterungen anlasz gegeben, zuerst suchte
M rftthsel ANauck zu lösen in der abh. 'über das verbum OP6Q'
Qil de Tacad. imp. des sciences de St. P6tersbourg, tome VI (1863)
424—445, wozu ein nachtrag im Mexicon Vindobonense' (1867)
ICXVII f. er führt das verbnm nach dem Vorgang alter grammatiker
f TrpoiriMi zurück, in allem wesentlichen erklärte sich mit ihm ein-
rsUnden Savelsbergin der 'sjmbola philol. Bonn.' s. 523 ff. und
KZ. XVI 416 ff. gegen Naucks Untersuchung wandte sich 0 Cur-
ia 'verbum der gr. spräche' I * 155 f. 184 f. und verfocht die eben-
Is alte ableitung von wz. hher ((p€p-) 'tragen', damit erhob sich um
4w ein lebhafter streit zwischen beiden gelehrten : jeder suchte des
lern etymologie als mit den überlieferten thatsachen unvereinbar
I die seinige als diesen gerecht wei*dend zu erweisen, Nauck im
J. t. XX 495 ff. und XXI 166 ff., Curtius in den 'studien' VIII 327 ff.
rbnm' V 189 f. (vgl. auch I* 159 f. 11 403 f.). neuerdings hat
in noch Joh. Schmidt in kürze über q>p^uj gehandelt in KZ.
JII 301 f. er sagt mit recht, einen befriedigenden aufschlusz über
I rithselhafte verbum habe weder Naucks noch Curtius' erörterung
JtthrMkher f&r cIm». philol. 1880 hft. 4. 15
218 KBrngman: das Terbum q>piw (ir{<ppimt ^piiun).
gebracht, selbst versucht Schmidt keine lösung des problemii und
80 gilt noch heute was Nauck im j. 1863 schrieb: ^es ist bis jetit
noch keinem gelungen die flexion dieses verbum xn be-
greifen.'
Die formen, um die es sich handelt, sind folgende.
Praesens und imperfectum. dciriqppdvai Aristotelts tUflr-
gesch. y s. 541^ 11. €lc€q>poufiiiv Euripides Tro. 647; disMr
form schlieszt sich das qppüü der alten grammatiker an (s. die belege
bei Nauck Bull. VI 425). £E€q>piojiev Aristopbanes Wespen ISis
nach cod. Bav. und Yen. , die andern hss. ä€q>p€io^cV• ^KWh
rar ^Kqpeperai (cod. dqp^peTai) Hesychios. ob der infinitiv ck-
qppfjvai (eicäEai, £v€TK€Tv Hes.) praesens oder aorist ist, istnidt
auszumachen ; dasz die form durch infinitivi aoristi erklftrt wird, ent*
scheidet nichts (vgl. Curtius ^Studien' IX 463 ff.).
Futurum, -qpprjcu) Aristopbanes, Thukjdides, Antiphon (nach
Harpokr. s. 67, 6) ua. eiccppricofiai Demosthenes und Aristeida.
Aorist, -eqppiica Euripides, Ejratinos (dirdqppTicav * dqiflKav.
KpaTivoc Opdccaic Hesychios \ com. gr. II s. 66) ua, elccqifiih
cdfiiiv spätere. dEeqpprjcGiiv Ailianos. -^qppriKa Euripidee na.
-qppw Euripides. cpp^c ein komiker bei Herodian irepl ^ov^jpouc
X^EeuiC s. 24, 24 (II s. 931, 4 L.), wo Nauck eicqppcc schreibt; br
qpp€C Aristopbanes Wespen 162 nach einer wahrscheinlichen emtt-
dation von Buttmann ; q>p^c TÖ qp^pe Herodian I s. 463, 14 L. ivcic-
qppeic Euripides fr. 781, 46. durch wahrscheinliche emendatioBMa
Cobets sind gewonnen die formen elc^qppevTO bei Demosthenes XX
53, ^Treicqpp^ceai bei Xenophon Hell. 1 3, 19 und VI 5, 43 (s. Nsnck
BuU. VI 433 f. und lex. Vindob. s. XXYII); mit wahrscheinlichkdt
vermutet Nauck die letztere form auch bei Aristeides bd. I s. 18&
Ddf. (lex. Vind. ao.).
Nauck begründete seine annähme, unser yerbum gehe lof
Ttpo-Yiifii zurück, mit folgendem, das o von irpo- sei zünlehstiA
den conjunctivformen wie TTpodi irpoiLci durch contraction fsr»
schwunden , der Spiritus asper sei dabei wie in qppoi^iov ■■ irpD'
oViov, qppoüboc = TTpööboc auf das anlautende n übeigespmngsB.
nachdem auf diese weise in einigen formen das 0 der prftp« in w«f
fall gekommen , habe man nach deren analogie auch solche formal
gebildet , in welchen auf lautgesetzlichem wege das o nicht eijßbA
weggefallen wäre, eicqppec eicqpprjcu) usw. die form £cmq>pdvai bei
Aristoteles, die mit iripi nichts zu schaffen haben kann, komme darna
überhaupt nicht in betracht, weil die stelle an der sie steht fehkf-
hafb überliefert sei. €ic€q>poufiiiv bei Euripides sei in €lc€q>pt^fll|V,
dEeqppiojiev bei Aristopbanes in dEeqppiefiev abzuftndem. das Hety-
chische eicqppfivai sei €icq>p€ivai zu schreiben, die form £iT€tc^9pr|CC
bei Euripides ras. Her. 1267 wird nach El. 1033 in ^irciC^qpprJKC
* Tgl. dir^q)pr)cav d<p€tcav in Bekkers Anecd. •• 483, 28 and bei
8alda8.
KBnigman: das verbnm <pp^ui (idippiifii q>pir\m), 219
rindert, nacb Bull. VI 438 hat Kratinos ^nicht dn^qppiicav , son-
m allem anscbein nach dir^qppiiKav geschrieben', später, Bull. XX
5, schreibt Nauck dTT^qppeicav. so sind alle bei Schriftstellern der
asischen zeit vorliegenden formen, welche sich gegen die herlei-
ig von nQO'ir\[x\ strftuben , beseitigt, für die zeit nach Alexander
zt Nauck den zu fjxa nicht stimmenden aorist -^(ppi^ca gelten ; die
m sei eine spätere 'nach falscher analogie geschaffene misbildung'.
I Hesychische ^loppriTai berührt Nauck überhaupt nicht.
Hiergegen wandte Curtius zunächst ein, wer so vieler durch die
orlieferung an sich nicht gebotener textkritischer Operationen be-
rfe, um seine etymologische theorie durchführen zu können, über-
oge von vom herein nicht, das Aristotelische icmqppdvai einfach
iimscheiden, wie Nauck thue, sei unstatthaft; das wort habe an
IT betreffenden stelle die bedeutung ^eindringen' oder 'einlassen',
e der Zusammenhang unbedingt fordere ', es sei unmethodisch; ein
uelnes wort innerhalb eines satzes für verdorben zu erklären, weil
« inknüpfung dieses satzes an das vorhergehende nicht sofort deut-
ch sei; und so habe die form nur den 6inen fehlei*, dasz sie mit
(tncks theorie von dem Ursprung des verbum absolut unverträg-
idi sei (s. Studien VIII 328 anm.). hierin wird jeder unbefangene
lortius beistimmen müssen, wie es auch Job. Schmidt thut. Naucks
iideniDg von €icq>pf)vai in clcqppeTvai bei Hesychios ist um so ktlhner,
veil dieser auch IxqppiiTai bietet und auch diese an und für sich ganz
QiTerdSchtige form abgeändert werden müste — worein?
Weiter meint Curtius ao. s. 332 ff. , die Naucksche erklärnng
roB {(ppi^KQ qpp^c aus TTpo-iiiiii leide auch an sich schon an nicht
?cnogf)lgigen Schwierigkeiten, erstlich sei die ausstoszung des o
00 npo in i(ppr]Ka cpp^c qppeic beispiellos, zweitens habe die
t«IluDg des augments in formen wie £TT€ic-^q>piiKe keine entspre-
knden analogien. drittens mache die völlige bedeutungslosig-
<it der präp. TTpö in Naucks * 9piimi Schwierigkeit, indem rrpö seine
^Qtong doch in TTpoirmi sehr bestimmt erkennen lasse, viertens
A die* ungewöhnliche conglomeration von präpositionen anstöszig,
•Iche stattfinde, wenn Iireicqpp^cGai wirklich aus * dTT-eic-irpo-
6ai und 6ia9prjcuj aus * öia-TTpo-f^cu) entstanden wären, von die-
D fier bedenken kann ich keines teilen.
Ich beginne mit den drei letzten, wenn einmal , wie Nauck an-
mt, im anschlusz an 9puj 9pdici = rrpod) TTpoObci die formen wie
^ lq^pr]Ka ^9piep€V aufgekommen waren, so empfand man das
rbam nunmehr ebenso als ein simplex, wie wir Deutschen zb. unser
$$en nicht als compositum fühlen, obwol es das got. fra-Uan 'ver-
en' ist (schon gotisch zusammengezogen praet. fret fräun und
! t\ie stelle lautet io der Hekkerschen ausgäbe s. 541^: q)acl ö^ TÖv
€va ^x^iv a(6otOü6^c ti ^v ^l^ tuiv irXcKTavuJv, ^v ij 6uo at {i^nicTai
uXr)6öv€C clciv €Tvai bi toioOtov lücircp vcupCüöcc, H^XP* €lc }xicr\y
TiA€KTdvr]v TrpocTT€q)UKÖc dTiav fj ^ciTtqppdvai clc töv ^lUKTf^pa
c 8r|X€(ac. Curtiua schreibt mit Aubert und Wimmer i^v ^cmqppdvai.
16^
220 EBrugman: das verbum qpp^ui {vi<ppr\\a 9pCi||u}.
schon im ahd. frezean). dann war es aber ganz natflrlich, dui
bedeutung der prSp. irpö in dem verbum verblaszte und dau man
beim vortreten noch anderer pr&positionen das angment hinfar diese
und vor qpp- setzte, wie in direic-d-qppiiKe : man vgL die stelliuig das
praefixes ge- in mtf-ge-fressen. und so hätte auch die ungewOhdidu
Verbindung von präpositionen in dneicqpp^cdai und biaqppificui (£ir-
€ic-7ipo- und bia-irpo-) gar nichts anstOsziges. für die welche ium
composita zuerst aufbrachten wären das keine andern oompositioBi-
bildnngen gewesen als zb. dTTCic-dpxojbiai und bia-ßa(vuj: entspn-
chend bilden wir zb. auffressen und eerfr essen, obwol es sonst keiia
composita mit auf-ver- und zer-ver- gibt.
Was weiter den ersten von jenen vier einwänden betnft, m
durfte nicht als eine 'nicht geringfügige Schwierigkeit' vorgefanckt
werden, die ausstoszung des o von irpö in q>p& qpp/jcui nsw. m
völlig beispiellos, statt q)p^c erwarte man *TrpoCc oder *9poOc
Nauck hatte ja einen lautmechanischen wegfiall des ovanffk
überhaupt gar nicht angenommen, sondern qppec durch formasso-
ciation erklärt und nach der analogie der ihrer constitufioi
nach undeutlich gewordenen form q>pu) =» irpodi entstehen liiiM
es handelt sich also lediglich darum, ob die annähme sollte
analogiebildung für Naucks hypothese ein hindemis ist oder nicht
etwas was gegen diese Naucksche annähme spräche hat Cortint war
nes erachtens nicht vorgebracht, er sagt zwar s. 333 : 'sollten ia
der that, wie N. vermutet,' zuerst formen wie q>pd^ aus irpoui, 9Pf&Ci
für irpouici entstanden und die übrigen deren analogie gefolgt sein,
so bliebe wenigstens das Naucksche *q)piii)Lii äusserst auffiillaii.
denn dies setzt deutliches bewustsein des zusammenhange mit Ii|tt
voraus.' aber warum Naucks *q)plii|Lii auffallender wäre als saia
9p^c qppeic nach qppu) =» irpotL , verstehe ich nicht ein gewiaM
gefOhl für den Zusammenhang mit & et c müste ja unter allen ui-
ständen auch für (ppdc (ppeic angenommen werden : denn wenn diM
neubildungen nach der analogie von qppui sind, so konnten diese
doch nur so zu stände kommen, dasz im schöpfnngsmoment im b^
wustsein einerseits die conjunctivformen, anderseits aber die fonnai
^c etc aufstiegen und sich zu der neuen form vereinigten, ieh siki
also nicht, inwiefern hier zwischen *q)p(r))Lii und den aoristforoMn
ein unterschied obwalten sollte, durch die verundeutlichang des
npo- brauchte keineswegs das gefühl für den Zusammenhang mit
Iimi verloren zu gehen, so ist auch bei uns nach verundentliduiiig
des ver- in fressen doch das gefühl für den conex dieses verbum mit
essen nicht ganz erloschen, so hatten ferner die unter uns DentacheBi
welche die participialform ge-gessen für gessen (■« ^^e-essen) acfaofiBB,
kein bewustsein von dem wesen des g- in gessen, und trotzdem stand
ihnen gessen sicher im Zusammenhang mit esse asz. mit der nenbO«
düng ge-gessen liesze sich am nächsten die augmentierte fonn (rtppffKiat
vergleichen, welche überdies auch im griechischen analoga hätte wie
das von Alkaios und Anakreon gebrauchte £-cOvnKa und £-Ei}viliUlt
KBragmAn: du Terbmn qipto {ni(ppltr\^\ ^ir\yLi). 321
(hbMiZov usw. 66 ktnn demnach nur däe in frage kommen, ob 68 an
sie h imwalmcwv^ich ist, dass ein ans iTpa>di contrahieriee <ppi& ttber-
hiopt den aniioai zn aiwoeiatiTen nenenmgen im syitem des Terimm
ipofami gab. das ist aber nicht unwahrscheinlich, da derlei 'falsche
asMlogiebildnngen' in allen indogermanischen sprachen, alten und
jmgen, in grosser ansahl Torliegen. nicht unpassend erinnert Nanok
SB den opt XP^fri« XP^ *m ist nötig* ist bekanntlich ebenso ein blosses
•obetHrtivum, zu dem die copula icii zu erginzen ist, wie ävdricn 'es
ist not' * ; der conj. xpQ iteht den contraotionsgesetsen nach fllr xp^ ^
dar optstiT aber ist eine associaÜTe neubildnng, bei der optatiTC wie
Acbpr ßXcfnv als muster Torschwebten, denn nach den contraotionB-
geaetsen bitte ^XPfP\ entstehen mflssen. und so wftre Nancks hjpo-
, hfttte sie nichts anderes gegen sich als dasz sie zur annähme
assodativen neuerungen nötigt, nach meinem dafiDrhalten als
aehr wahrscheinliche lOeung dee problems zu bezeichnen.
Indeesen macht doch Curtius, in anknttpfnng an jenes sein erstes
gsgenargument, der Wegfall des o Ton irpö in formen wie 9p^c sei bei-
spiellos, auf eine lautliche sei prierigkeit auftnerksam, cUe auch mir
sine aolche zu sein scheint, nei lieh dasz ein aberspringen der aapira-
ÜOB auf das w Ton irpo-, wie es ron Nauck in q>pi& angenommen wird,
soMt bei primitiven Tcrben nicht Torkommt, dasz es also formen wie
*9P<n(ii|NAi "«■ irpoii|iui, die zu ^pp& «« irpoOb analoga abgeben wür«
diB, nicht gibt, den nachweis solcher analogen formen zu fordern
ist man um so mehr berechtigt, weil die Verbindung der prttp. mit
verbum in älterer griUsität eine viel lockerere war eis die mit
nomen zu einem compositum, wie in 1Tpoo{^lOV.
Dies also und nur dies fällt noch neben dem hauptumstand,
dasz Nauck eine reibe von formen , deren flberlieferung an sich un-
verdichtig ist, einfach ableugnen musz, um seine bypothese glatt
dnrchftihren zu können , gegen diese bypothese ins gewicht
Curtius' ableitung unseres verbums von hher 'tragen' hat,
was die bedeutong anlangt, kein bedenken gegen sich, passend er-
iuiert Curtius (verbum I' 189) an die aind. composita von hhar
mtm-bkar und ava-bhar^ von denen jenes 'hineinbringen' (zb. in den
leib), dieses 'von oben her eindringen in etwas' bedeutet.
Anch der äuszem bildung nach würde sich ein teil der formen
zn dieser etymologie sehr gut schicken : wir hätten ein qppi)- neben
9Cp> anzunehmen , so wie ßXri- (ßXf)TO ßXriTÖc} neben ߀X- (ß^Xoc),
TVih (icaci-TVTrroc) neben t€V- (t^voc), rXä- (ftXäv tXötöc) neben
kJU (dva-T^Xui), CTpui- (crpdiMo) neben CTCp- (cr^pvov) steht
regalrecht würden auf dieses qppri- zurückgehen: fiappHiai vgl. dirrat
■* ^F^on'; €ic<ppf)vai vgL d^von diro-CKXftvai cßf)voi; £tr€icq>p€ic
* seiner bildong nach vergleicht es sich mit 6mo-kX^, mit aind. p$d
f. 'essen, speise', ni-drä f. «schlaf und mit lat $pSt qyU-t, die erst
aaf itaUseheiD boden ihr nominativ-« angenommen haben: vgl. mor-
phoL unters. I 64. < diiMt "- *ä?r\\i\ verhält sich snm aind. vämi
222 KBrugman: das verbum q>p^ui (ir(q>pT)fu 9p{f)Hi).
vgl. deic dno-cßeic; -q)piJJ conj. aor. fCir ^-qpprjui vgL Homer, ocng.
ßXrjerai; -q)pr)cu) -q)pif)co)iai vgl. -ßXrjcofLUXi irXVicui; -Ifpfnfar^
lirXiica. der passivaorist d^eqppfjcOTiv vergliche sich mit £irX/jc6i|V.
auch das Euripideische 6ic€q)pou)iiiv , wegen dessen ou aUtt des sa
erwartenden €0 Kühner ausf. gramm. P s. 598 za vergleichen iit^
macht keine Schwierigkeit der Übergang Ton -9pf)^9i in -9P^Ofi0
wäre derselbe wie der von *cvy)^i 'ich nähe' (das wol noch inf-wq
nehat =» *6-sne4 steckt, vgl. morph. unters. I 48) in v^ui, tob
^^TTiTrXtmi in d^TrmX^u) (ionisch , vgl. ao. s. 45) att. , TgL Cortioi
Studien VIII 331. endlich fügte sich auch ohne jede schwierigUt
4cTriq)pdvai. diese form wäre ebenso zu beurteilen wie ^mirXdvn
neben ttXt]- mit urgriechischem e (in TTXf)TO iTXifjpr)c usw.) und aeWe
eine erste pl. ind. -TT(q)pä^€V voraus, die dem aind. hihhfimdsvafjd'
eher weise entspräche, wie -TriTrXäjiev dem aind. p^^rmia gMek*
kommt, das indische hat hier wie auch sonst meistens den nriado-
germanischen r-vocal (r sonans) unverändert festgehalten, der im
griechischen regelrecht als pä und Xä erscheint der altindisehw
singularform piparmi entspricht das gr. -TrinXrmi nicht genan, iiA-
mehr würde ihm ein "^'-TriTroX^i^ gleichkommen: -irhrXriJLii ist m
griechische neubildung nach der analogie der zahlreichen von nkl)-
ausgegangenen formen (das genauere hierüber morph. unters. 1 44).
so würde also dem aind. sing, hibharmi ein *TTiq)Opfüii entepredMiv
und es ist wahrscheinlich , dasz diese form einst bestand nnd dMB
mit ihr ebenso verfahren wurde wie mit *7r{iToXfyii, dh. dasz eiae
neubildung *TTiq)pimi sich an ihre stelle setzte, zu iri^trXTpii habsa
wir ein doppeltes part., TTijiiTrXdc (att) und irifiirXcic (ni^irXcicai
Hesiod theog. 880 vgl. Bzach dialekt des Hesiodos, jahrb. snppl.
VIII s. 451), jenes zu Tri^nXd^ev TTifiTrXäci (richtiger iri|yiiTXfia) ge-
hörig, dieses aber neben TTijiirXTmi d|üi-iriTrXr|6i (0 311) in dendbas
weise stehend, wie deic devTOC neben är\^u so wäre also zn iruppd-
vai und ^TTiqppa^ev als part ein *TTiq)pdc, zu einem *iTi9pryii mit
urgriechischem e als part. ein *TTiq)p€ic zu erwarten.
Alle andern formen nun widersetzen sich Curtias* hypcÜMia
ebenso entschieden, wie wir die formen €icq)pfivai und £ciiiq)pdva
sich der Nauckschen tbeorie widersetzen sahen.
Zunächst die aoristformen -^q)pr]Ka -q)p^c -^qppcVTO -qip^cBcn.
den Widerspruch den diese formen erheben — denn man erwartit
statt ihrer * -^qppriv *-q)pfi6i *-iq>pr]VTO *-q)pficOai — glaubt
beseitigen zu können mit folgender allgemeinen bemerkong:
verba auf -^i sind sämtlich mehr oder weniger isolierte aaiiqnitltM^
die keineswegs nach strenger analogie durchgeführt sind. 80 gibt
es zb. kein einziges analogen zu dem imp. böc oder dem inf. boOvOL
der gruppe B^c, Oeivai steht nur £c, elvai zur seite. trotz der gleieh
genaa ebenso wie dv/)p za aind. ndr-, die annähme, äi\\u stehe fb
*FdFimi, ist völlig unhaltbar: 8. morph. unters. I 27 fF.
^ warum *-iT(TroXp und nicht *-iTmcXfii, lehrt Kluge beltr. rar geaeh.
der german. conjugpatiou s. 12.
KBragman: das Terbum qip^ui {nUpp^ßi <ppir\in). 288
nienden wonel heiszt es zb. cßf^vai and Aristoph. We. 160
ocXi^vai. oder soll etwa auch hier *c߀ivat ^cicXeTvat corrigiert
len, um gröszeres gleichmasz zu erzeugen? solcher dressur wer-
Bkh die verba auf -|yii yielfach widersetzen.' hierbei ist eine
isache TOllig übersehen, der flexiöhsunterschied zwischen verben
it^t Ti6ii|üii bibuiiii tcn))uii einerseits und solchen wie äimt &KXr)V
|niv ^Tvuiv fbpöv biZriiLiai anderseits, demzufolge dortstamm-
tufung stattfindet, dh. der stamm der drei Singularpersonen
id* act. eine lautvollere, der der übrigen personen des activs und
ganzen mediums eine lautschwächere gestalt hat (zb. €t-)uii| aber
i>; Tidn-M^ a^>er Ti0€-Tov Ti6€-|ui€V Ti8€-Mat; •£8r|V, aber £0€-|ui€v
lifiv), hier dagegen keine solche Stammabstufung statt-
rt (zb. äiuüii är^ACV är|Tai , biZrmai , £cicXiiv £cKXr)fiev, irXfVro) —
nrflexionsunterschied ist ein uralter, urindogermanischer,
beweisen ua. folgende entsprechungen zwischen griechisch und
leh: cT-pi l-M€V wie ^-fm i-mäsy *£8n-v £8€-to 8^-o wie ddhä-m
4a dhi'Shvä^ *£öuj-v £bo-TO wie ädä'^n ädi^üj und är|pt äf^iev
vd^mi vdmas^ irXf)-TO €^-TTXr|co (imp.) wie trä-ähvamträ-sva (von
'beschützen, behüten*); man vgl. auch die Verschiedenheit zwi-
D irö-c «= t/i-5, 8€TÖ-c = dhUä-s hitäSy crdci-c <» sihUis einer-
I nnd TVui-TÖ-c ^^jhä-ta-s^ £r|ci-c -■ väti-s^ iTXf)ci-c t^prdH-s
neits. vgl. Studien lY 113, morph. unters. I 89, Job. Schmidt
Z. XXni 279. nur hie und da ist durch Vermischung der starken
der schwachen Stammformen und durch übertritt eines verbum
dar ersten kategorie in die zweite und umgekehrt eine trübung
tlten abstufungs Verhältnisses eingetreten, so sind zb. aind.
ima ddhdta (f6€^€v fGere) ncubildungen nach der analogie der
singularformen (ädhäm ddhds ddhdt) statt ^ädhima *ddhüa,
iu 80 wie sydma sydta (el^ev eTre) nach der analogie des sing.
• («s lat. siem) statt *${ma TsUa {^= lat. simussUis) eingetreten
.' gr. fcTTi|Li€v ist statt •foä^ev (Homerisch noch fcrdcav, vgl.
. ästhUa => ^ f craTo) eingetreten ; die intransitive bedeutung gab
anlasz hierzu sowie zu dem völligen übertritt dieses aorists in die
ogie der zweiten kategorie (f ßXr^v ftpäv), wonach sich die zu G^c
{c Dud GeTvai boOvai elvai nicht stimmenden formen CTf)8i und
tu einstellten (KZ. XXV 220). im allgemeinen vgl. hierzu Job.
lidt in KZ. XXIV 303 ff. wir sehen also dasz das, was Curtius als
ibos von formen erscheint, ein solches keineswegs ist, und wenn
lä etwas im gebiete der flexion der verba auf -|ii sicher ist, so
wir baten hier, beiläufig bemerkt, den äusserst seltenen fall, dass
»stein ein orindogermanisches stammabstofung^verhältnis (sing, sie-m
tie-i^ aber plar. ti-mus) treuer festgehalten bat als das Indische,
r freilich hat auch das Latein die eine von den beiden urindoger*
ichen Stammformen sie- «i- verallgemeinert, und swar die schwache :
die formen sim sis tit sind nicht lantmechanlsch aus tiem nsw.
tnden, sondern analogiebil dangen nach simu» $itu.
224 EBnigman: das Terbum ippiw (ir(q)pimi 9f>(imi).
•
ist es dies, dasz wir keine flezion wie -irinXTifAi * -iriirXcMev ^-iriirXe«
\xa\ so wie t(0iimi Ti6€)i€v Ti8€|Liai oder ^^nXiixa ^£itX€M€V ^inXi-
\xr\y *n\ic so wie iQr\Ka iQe}iey iQi^r\y Bic Toraiissetien dflifeu,
indem gerade die von stammen wie tiXt)- yvt)- tXö- ßXui- abgeU*
teten formen mit groszer regelmäszigkeit die nichtabstufeitde
flexion haben. ^ mit dieser vertragen sich die formen £wppiniii
eicq)pY)vai, auch das part. -qppcic, aber Bchlechterdinga nicht j«90
formen -^q)pnKa -q)p^c usw.
Cnrtius vergleicht verbum I* 189 den imp. -9p^ mit Cjfjk
und 4vi-cir€c: 4ch glaube' sagt er Masz qpp^c sich snqp^genio
so verhält wie cx^c zu ^x^, ctt^c zu (£vv)€Tr€.' diese paralUdeiit
auf den ersten blick bestechend, in Wirklichkeit aber unstatthaft, dk
aoriste f-cx-o-v und £vi-ctt-o-v haben den worzelvocal € veriom
und sind genau ebenso gebildet wie £-XiiT-o-v und £-bpaK-o-v («
aind. ddrgam) , was heute wol niemand mehr bezweifelt, die form»
cx^c und CTT^c sind nun entweder erst in verh<nismäszig spftter uit
nach der analogie von 6^c ic statt cx^ und ctt^ (irapd-cxc ivi-cire)flii-
getreten ^ oder sie sind ebenso wie £t€C (ät^i q)^p€ Hesychios) soge-
nannte ^unechte conjunctive' dh. augmentlose indicativformen mit
secundärer personalendung, so wie nach Benfeys und Delbrücks on-
zweifelhaft richtiger annähme die 2e plur. und die 2e und 3e do. dff
gemeinindogermanischen imperative (zb. gr. q)^p€T€, 9^p€T0V ipcpj'
TU)v; letztere form für *(pep4.Tr\y durch einwirkung von q)€p^iw
aind. hhdratdd) unechte coiyunctivformensind'; imletstemfallTer-
hält sich cx^c zu £-cx€C ebenso wie cx^T€ zu f-cxCTe, cx^TOV zu hqit'
Tov, *cx^TTiv (wofür cx^Twv) zu d-cx^Tr|v.'® mag nun die erste odbr
die zweite auffassung von cx^c und dv{-CTT€C die richtige sein, jadea-
falls zerlegen sich die beiden formen in cx-^-c und £vi-ciT-€-C und das
-€- ist derselbe vocal wie in ?-cx-€-c f-Xm-€-c. und da nun -(pp^C
nicht zu einem System *£q)pov ^qppcTv ^qppidv gehört, sondern in d«ift
System -^qppriKa *-q)p€Tvai -qppeic, so hat das € von qpp^c mit dem €
von cx^c ebenso wenig zu schaffen wie zb. das der personalendung
vorausgehende € von £6€-T€ mit dem entsprechenden von icjüi-rB^
£Xiir€-T€, dort ist es wurzelvocal, hier suffix, und so erweist sidi di0
von Curtius gezogene parallele q>pic: qp^pe <» cx^c: ix^ ^ falsA»
^ wegen der scheinbaren ausnahmen T^Xä^cv neben T^XT)xa an^
T^evS^cv neben T^OviiKa sieh Joh. Schmidt in KZ. XXIII 881, das vf.
morph. unters. I 61. ^ dazu konnte der gleichklang der übrigen for-
men (cx^TUJ, cx^TC cx^TUJCav, qc^TOV qc^TUiv wie OdTUi, G^c Mrumv»
O^TOv e^Tu>v) leicht den anstoss geben. " s. Benfey karse aanakriV»
grammatik s. 89 f., Delbrück synt. forsch. IV 68. 119. '^ auch Mc
6^c £c sind nach meinem dafürhalten unechte conjunctivformeii. ala
stehen für *öilic *Qf\c *f\c durch stamm auagleichende einwirkvag dar
übrigen Imperativformen mit kursem vocal, ib. 66tui, bdrc bdruKM,
ö6tov böTUiv. *bfS)c und *6f)c sind mit den arischen, ebanfalla impa*
rativisch gebrauchten formen das und dhää identisch, grlaoh. *bCK
*67)c lu *£bu)C *£6iic, wie aind. das dhd$ in äddi ädhäi. genanaraa
hierüber an anderer stelle [morph. unters. III 1 ff.J.
Kfiragmaa: dai Terbmii qipto (ytUppfi\}u qi|»(i)|iO* 225
aoristformen -^ppHKa -«pp^c -^9p€VT0 -q>p^cAai imd dem*
Meh TOB CortiQS Biit seiner theorie nieht in einUang gebuMsht. ne
Mmb mit ^cmq>()ävat und mit €tcq>pftvat immer nodi *in echreifln*
dfln widersprach', wie Naook sich ansdrflckt.
Aber Curtias webz auch mit der form ä€q>p(o|yi€V (i£eq>p€io*
)icv^ niehts anzufangen, indem auch diese mit icin9pdvai und cic*
fpffvat sidi nieht Tertrftgi er gesteht das Studien YHI 832 selbst zu.
Alles zusammengenommen mtlssen wir Nanck recht geben, wenn
•rBoU. XX 497 sagt: *ich halte es ftlr unmöglich aus den tob, Cur-
fiü angenommenen formen die flezionsgesetze des vermeintlichen
fpöu zu begreifen : die von ihm aufgefOhrten formen vertragen sich
indsr unter einander noch mit den von ihm nicht erwfthnten ttbrigen
fcom, die aus der attischen zeit sich nadiweisen lassen.'
Was nun? hat man — das ist der niohstliegende gedenke —
Nwol die Naueksche ableitung von irpo-tii|ii als auch die Curtiussohe
voa M«^ 'tragen' Aber bord zu werfen? vielleicht wire es ja m0g-
bh, daez man eine andere wurzel ftnde, der sich unser verbum be*
(riflidi fttgte und von der aus sich alle überlieferten fonuMi er-
Uina liessen. eine solche wurzel gibt es nieht nehmen wir welche
vir wollen — immer der gleiche 'schreiende Widerspruch* zwischen
Iciifpdvai €kq>frf)vat einerseits und •9p^c *^<ppevTO ££eq>p{o|J€V
üfaieits. also haben wir es wol Überhaupt gar nicht mit einem
üigen verbum zu thun, sondern der eine teil der überlieferten for-
■«I iit mit Nauck von irpo-Tr^Ai, der andere mit Curtius von ws.
ttcrbKiuleiten? das hiesze den knoten durchhauen, nicht lösen,
tea as ist unglaublich, dasz zb. das £TT€Cq)pi2^ bei £ur. Alk. 1056
ttlvuk iiTCCqppdi Tif|vb€ Tifi KCivT^ X^x^t; em anderes verbum sei
A dts £iT€ic^q>pT)C€ bei demselben ras. Her. 1267 £t' £v TciXaicri t*
ivn TOpTumouc ö<p€ic | direic^qppricc cirapTÖivoici TOic^fioic |
4 toö Atöc iiiXXcKTpoc, die ÖXoi^eOa. und was hätten wir mit den
faMu wie -(pprjcu) zu machen, die gleichgut zu beiden verba
Ittogen werden könnten?
Es bleibt demnach nur noch ^ine lOsung übrig , eine einfache
»d gewis die richtige.
Auszugehen haben wir mit Curtius von der wurzel
^'tragen', auf sie gehen in der oben dargelegten weise die
'otMi &iTuppdvou fKqppnrai etcqppf^vai -q>pificui -^q>pr|ca etccqppou-
W nrflck. und weiter besaszen die Griechen, von dem stamm qppri-
■ttngelrecht gebildet, einen aor. ind. £9pr|V £q>pruA€V 3e pL fqppcv,
^W^ViTtv 3e pl. £q)pr|VTO, coig. q)prjui qppui, optat. q>p€ir|v", imp.
WJiiOi, inf. 9pfivai 9pY)c8ai, part 9p€ic 9P^VT0C 9pfj^€V0C in-
dtft aun zwischen unserm verbum und dem etymologisch völlig
fc^i liegenden Tr|fii einweeits eine nahe bedeutungsverwandt-
. " üb verk&nrooi^ des T) in dieser optativform ist dieselbe wie die
»vXcUirv irXcICTOC: vgl. morph. unters. I 82. 44. II 68.
226 KBrugman: das verbum <ppiw (nUpptwii q)pir)|yu).
Schaft bestand — zb. elcirmi kaum verschieden von €ic9p{ui -
und indem anderseits die formen des aor. ^<pp€V, qppiXi oder in tiiert
form qpp^u) (denn diese form mnsz ja zwischen qpprjuj nnd q>pui j
der mitte gelegen bähen) , q)p6iTiv , q)p€(c und das fatomm <pp^
den entsprechenden formen von iT^i, nemlioh *£€V (vgl. die de p
impf. i€V und die 3e pl. aor. dv-^Oev fbov, Cortins verbum 1
74 f.), (I) oder in älterer form £u)", eViiv, cYc und i^cui auch ttuszei
lieh nahe standen, so associierten und verwirrten sie
die beiden verba im bewustsein der Griechen, die folg
davon aber war, dasz man zu qppeiriv qppeic nsw. nao
dem muster der flexion von iti|lii die formen qpp^c 9p{
c9ai usw. schuf.
Ob den sprechenden sich beim gebrauch der aus * qppi^Ui *(ppifjuK
entstandenen formen qppüü qppOuci (dh. der ausspräche neLch phrö pkröä
zu der zeit, als die ideenassociation vollzogen war, die vorstellimi
der präp. irpö im bewustsein regte, was wegen (ppoiMiov und <ppoO
boc sehr wol denkbar ist, wissen wir nicht, war es der fall, so hfttta
wir eine ähnliche erscheinung vor uns wie bei dem aind. vidh^ri
^witwe', das von wz. vidh- ^ermangeln' kommt, aus dem man abei
wie das aus ihm gebildete dJunvä- ^ehemann, herr' zeigt, das prifi:
vi' herausfühlte (Roth in KZ. XIX 223), und bei dem vedischfl
vyadhvarä' ^anstechend, bohrend' (vom wurm gebraucht): Athar
vaveda II 31, 4 und VI 50, 3. dieses letztere ist von wz. vffaA
^durchbohren' mittels des sufßxes -vara- gebildet, und es zeig«
nun die gleichbedeutenden formen vyitävarä- (Qatapathabrfthmaa
VII 4, 1, 27) und fem. vyddvart (Atharvaveda III 28, 2), dasz mi
vyadh-varä' mit vi-ad- ^zer-essen , zer-nagen' associierte. "
Einer erläuterung bedarf bei unserer hjpothese das Aristopk
nische ^Heqppio^ev Wespen 125. man erwartet ££€q)pi€^€V; undi
schreiben Nauck und Dindorf. es ist das dieselbe änderung die mi
Soph. £1. 596 und 1347. Ant. 403. OT. 628 wol mit recht vorgi
nommen hat: statt der überlieferten formen teic und £uvi€ic sciirdl
man hier \'ric und Euviric. IL A 273 schwankte man im altertu
zwischen Euviov und Euviev , für letzteres entschied sich Aristan
(vgl. La Boche Hom. unters, s. 288 f.). es ist also die abSndemi
des überlieferten ^E€q)pio|Li€V in dEecppiefiev kein besonderes wagni
wer sich gegen sie sträubt, müste ^Eeqppio^ev mit den indicativfomu
TTpotei B 752, jLieGiei K 121, falls so und nicht irpoiei ^€8l€T zu sehn
ben ist, mit Euvie 2 sg. imp. bei Theognis 1240 und den bekaiu
ten optativformen -ioi^riv -oTjuiiv zu verteidigen suchen, vgl. Savel
*' das Homerische fji}, dv-f|i3 lasse ich absichtlich- bei seite,
y^ beachtenswert ist auch, dass die form vyadktarü' im padapAtha (d
in dem die Wortverbindung aufhebenden texte) in vi'adhHMta* larie
wird, das deutet hin auf eine association mit m-adkoan- 'in der mit
des weges befindlich' und vy-adkoa- m. 'der halbe weg', also ebealal
auf die empfindnng eines präfixes an einer stelle wo in wirklieliki
keines vorlag.
fi^Brogman: das verbom q>p^ui (ir(q>piifii q>p(r)fii). 227
bog ao. , der eine abänderang der überlieferten form ^Seqppiofiev
lieht fdüT notwendig erachtet und zu ihren gunsten auch äq)€io)i€V
(ci» i) in einer inschrift von Ampa CIG. Un. 2131^ 15 (aus der
Kit des Tiberius) anfuhrt.
Dasz bei Euripides zugleich £ir€ic^q)pr|C€ und dTT€ic^q>piiK€
forkommen, findet Nauck Bull. VI 438 so auffällig ^ dasz er die
entere form (ras. Her. 1267) in ^TreiceqppriKe corrigiert. man kann
immerhin Nauck zugeben, dasz ein -€q)piiK€ bei Euripides in späterer
leit, wo -^qpprice die geläufige aoristform war, durch abschreiber
leieht in -^q)piiC€ abgeändert werden konnte, gleichwol ist nichts,
WM uns das überlieferte dir€ic^q)piiC€ anzutasten berechtigte, wenn
neben eine sprachform sich eine associative neubildung mit gleicher
finetion stellt, so verdrängt die letztere die alte form nicht sofort
ni dem gebrauch, in allen fällen gehen die junge und die alte form
nindeetens eine zeit lang neben einander her, und nicht selten
itt der fall, dasz dieselben indiyiduen ohne jeglichen bedeutungsunter-
•ehied bald die eine bald die andere form gebrauchen, ich erinnere
>b. an Cuncpäniv nach der analogie der d-stämme neben Cu)KpdTT)
(«B^CuiKpäT€C-a) ; an f)biova f)b(ov€C nach der analogie der v-stämme
(Rvij^iuv T^KTUiv) neben der altindogerm. c-bildung f)öiui f)blouc («s
^^ib-ioc-a -ioc-c^7 an qpcuioC^ai TTXeucoCMai, die als neubildungen
Meh dem muster von futurformen wie TcXoCfiai KaOebou)iai sich
■eben q)€u£o|yiai itXcucoiitai stellten'^; an cTiiM^v €!r|T€, Oeiimev
BcfajiTe nach der analogie der singularformen neben den alten for-
BttaclMCV €It€, 6€i|Li€v 6€iT€, an fJTC fiiov fJTTiv nach flimev** neben
nCT€ ijicrov ficTr|V. dasz bei dichtem der gebrauch der alten und
der neuen form neben einander nicht immer nach metrischem be-
dflrfiiis sich regelt, mag lehren kqGticto Aristophanes Frö. 778
neben dem ebenso wie Kd9r]Tai (Lys. 597) nach der analogie von
W VcGa fjcai f|c9€ usw. (für *^c-jiai usw.) neugebildeten im-
lUidfJTo Frö. 1046u es konnte also Euripides, auch wenn er sich der
i^büdong •iq>pr]Ka bediente, darum doch zugleich die alte form
-^^ca kennen und gebrauchen.
Dasz durch -^qppriKa die ältere form -^qpprica nicht allmählich
ttsdem gebrauch verdrängt wurde, dasz diese vielmehr in späterer
grkität &st die alleinherschaft hat (vgl. Nauck Bull. VI 437), darf
** Tfl. Osthoff 'verbum in der nomiDalcoroposition* 8. 383 ff. und
Oiorp^ onters. II 40 ff. *^ fj^cv (dor. T^ficc) steht lautgesetslich
^ *4^v, indem altindogermanisches t in Verbindung mit einem
*^«J niemals gewahrt bleibt, die form ^c^^v widerspricht nnr schein-
*^f diesem gesetz. die urgriecbische form war *cm^c «» aind. smds laU
'**v, nod nachdem später nach der analogie der singularformen (der
*H' starken formen) das l- wieder vorgetreten war, war jenes lant-
CH«ts, dem infolge *f|CM€v zu ^i^^Mcv ^M€v und *ic\ii zu *i^yii (lesb.
W) clMi wurde, nicht mehr in kraft, das dor. €(fi^c und das ion.
^v sind ebenfalls neubildungen, bei ihrer entstehuug schwebte die le
^V ciiii als muster vor. dieses zur ergänzung von Osthoff in KZ.
XÜU 679 ff.
228 KBrugman: das Terbum q>p^ui (Tr((ppT)fii fpftirna)»
nicht auffallen, associativen neubildungen begegnet es oft, daei sie
gegen die alte form nicht aufkommen und vor dieser wieder inriick«
weichen müssen, nachdem sie eine zeit lang neben ihr her gegangei.
so hat zb. TiOrmi dem aus ihm durch übertritt in die Analogie der
yerba auf -u) entstandenen tiO^uj und haben die genetive Y<m -cc-
stttmmen wie '€TTiKpdTOuc OeoT^vouc *ApiCTO<pdvouc den nach der
analogie von masculinen -d-stttmmen geschaffenen formen 'CmicpdTDU
usw. ** niemals das feld geräumt. "
Ist unsere erklftrung von -^q)pr|Ka -qpp^c ä€q>p{€MCV (odar
d£€q)p(o^€v) die richtige, so ist damit ein neues beispiel fttr die
gattung der associationsbildungen gewonnen, die man Tolksetj«
mologienzu nennen pflegt, auf diese species associativer neuena-
gen im leben der spräche ist in der griechischen grammatik wie aiok
in der anderer älterer indogermanischen sprachen bisher noch wenig
geachtet worden , wie ja überhaupt dem wirken der ideenassociatioa
in diesen sprachen bis vor wenigen jähren nor geringe aaftnerknn-
keit geschenkt worden ist. es mögen daher hier zum sehluss aoeh
ein paar darauf bezügliche bemerkungen folgen, die za gleicher idt
zu festerer begründung unserer hypothese dienen werden.
Ein von volksetymologischer association betroffenes wort bWtt
seiner äuszem form nach entweder unversehrt , *zb. unser nhd. fev-
mund (ahd. hlii*fnufU^ aind. grotnata-^ wenn es mit der leute UMiiidiB
Verbindung gebracht wird, und unser die sucht (ahd. suht^ got, mmMs
^krankheit% zu got. siükan 'siechen'), wenn man es mit aueken (mhd*
suochen) associiert, wie in der regel in Verbindungen wie dtemicU
nach gold geschieht ^^ oder die ideenverknüpfung macht sich ingUeb
durch Umgestaltung der äuszem sprachform bemerklioh, zb. bei M/t'
hom statt hifthorn^ leinwand statt mhd. Unwdt.
** vgl. Wecklein curae epigr. 8. 22 ff. *' analoges auch in tt*
dem sprachen, die nominativformen wie prior poiterioTy deren aasln'
tendes r nicht laatg^esetzlich ans $ entstanden ist — denn anslantea-
des« bleibt lautgesetslich vom rhotacismas verschont, vffL eguM$ ptäß
pedes bU eras usw. — sondern von den anderen casas her ib. pHof^
eing^edruneen ist (vgl. KZ. XXIV 56), kamen in der Kitesten latfnitll
anch für aas nentrnm, für die alten lautgesetilichen bildangen wie prta
posterius in gebrauch {vgl, Bücbeler lat. ded. hg. von Windekilde a. 10)*
diese letztern wurden aber durch sie nicht nur nicht verdrängt, aoadero
die neubildungen musten wieder weichen, und prius posteriu$ gewannea
wieder die alleinherschaft. im hochdeutschen zeigt sich in der In und
8n pers. sing, der starken praeterita seit dem zwölften jh. ein epitheti-
sches -e zb. sähe vande sehuofe stuonde. dieses -e trat an naeh der
analogie der schwachen praeterita wie wonte spitte hrÜhle und ist Ms
ins achtzehnte jh. hinein zu verfolgen, es hat aber diese neabilduc
den alten lautgesetzlichen formen ohne e niemals das terrain ganz strti*
tig zu machen vermocht, und die letztem sind jetat wieder die allein
üblichen, vgl. JGrimm deutsche gramm. I* 907 des nenen abdfvekSi
Weinhold mhd. gramm. s. 848. " Köne ^Wertung der fremdw8rter in
der deutschen spräche' s. 11 schreibt die krankheU an der meki iMfA
fremdwörtern, klarer kann sich die in rede stehende volksetTnologle
nicht manifestieren.
KBragman: das yerbum «pp^ui (iT{q>pT)fii <pp(T)Mt). 229
In sprachen, die uns nur durch das mediam der schrift zogäng-
h sind, also in allen toten sprachen, werden associationen, die sich
der Innern sprachform vollziehen, ohne zu einer umbildong der
>8xern zu führen, yerh<nismäszig selten, immer nur infolge
^d eines günstigen zufalls für uns wahrnehmbar, so wissen wir
. inf&llig, dasz die Griechen das beiwort des ApoUon XuK€ioc, das
jrmologisch feuchtend' bedeutet und mit äfitqpi-XuiCT] XeuKÖc usw.
isammenhängt, mit dem etymologisch unverwandten XuKOC *wolf'
srknOpften , und dasz gewissen Griechen bei TT&v der gedanke an
u etymologisch abliegende irfic rravTÖc kam (vgl. Hom. hy. 19, 47).
er günstige znfall besteht meistens darin , dasz das umgedeutete
rort mlasz wird zur neuschOpfung eines andern, das nun seinerseits
ikr erkennen läszt, dasz jene ideenassociation stattgefunden hatte.
0 wire es zb. niemals zu ermitteln gewesen, dasz bei den Griechen
Kl perfectform T)picTT)Ka 'ich habe gefttlhstückt' das ähnlich klin-
{«de perfect &TT)Ka *ich stehe' angezogen hatte, wenn uns nicht
Be formen i^picTdjiev i^piCToivai überliefert wären, die nichts anderes
ili nachahmnngen von IcTäfiCV ^cravai sein können. ^*
Besser sind wir bei toten sprachen dann daran, wenn die psy-
Üacfae associationsbewegnng sich auch zugleich an der äuszem form
kl Wortes verleiblicht, in diesem fall ist uns dafür die schrift, das
tUuld des lautes , zeuge, so bei der form £üpiTnribr|C , wie CIQ. I
!• 213 statt Eupiiribric geschrieben steht mit offenbarem anklang an
ttmen wie Oeiöiniiibric *^, und beim attischen dXKuufV, welches in
olge einer ideellen Verknüpfung mit &Xc (■* *caXc) 'meer' statt
IXkvnuv, wie die andern Griechen sagten (vgl. lat. alddo)^ aufkam
^TgL Förstemann in KZ. III 48. Curtius grundz.=^ s. 132).
Die letztere gattung von volksetymologischen neuerungen, die
Jch zugleich als eine Umänderung der äuszem sprachform darstellt,
^ABoman nun wieder nach verschiedenen gesichtspuncten gruppieren,
^nf gehe ich hier nicht näher ein, sondern begnüge mich damit,
uiige specielle analoga zu unserm -^q)pr)Ka -q)p^c ^Seqppiefüiev
imhaft zu machen, dh. einige fälle vorzuführen, in denen ebenso
ie dort ein nicht zusammengesetztes wort sich in seinem ausgang
1 den wnrzelteil eines andern wertes angelehnt hat.
** wir kommen auf diese neubildungen nachher znrück. ^ ob nur
bmIbc per0onen eine solche associative neaerung vomehmen oder ob
•se als die allgemein in der sprach genossensebaft gültige form er-
kttat, ist für die heurteilang des psychologischen prooesses an
cb ganz gleichgültig, ein unterschied besteht hier nur insofern als
r saften dürfen: je allgemeiner eine in einer Sprachgenossenschaft
fkoDinende neubildang sich verbreitet, nm so sicherer entspricht sie
B allgemeinen sprachcharakter der genossenschaft, um so sicherer
sie dem volk als ganzem, so zn sagen, ans der seele gesprochen,
1 je weniger sie bei den sprachgenossen verbreitong findet, um so
berer wird sie nar ans solchen individuellen neigungen entsprungen
n , die mit dem sprachlichen Charakter der mehrsanl der Stammes-
loaaen nicht harmonieren.
230 EBmgman: das verbum (ppiw (Triq>pT)fii <pp(imi).
Von dieser art sind zb. im deutschen die im 18n jh. anfgekoi
menen Wörter ftimmen flimmer flimmern, man formte sie aus flami
flammen und benutzte dabei glimmen glimmer glimmem (vgl. ao
Schimmer schimmern) als modell. für die 2e pers. sg. imp. bis Ui
(mhd. und nbd.) , die ebenso wie bin bist usw. zu wz. bhü gehOi
war das gleichbedeutende ältere uns (von wz. ves) das mnster. *d
mhd. particip gedröUen^ zb. zwen gedroüen (rund gedrehte) knSp
(Lexer I 464) geht wol von drcejen aus und ist eine nacbbildang V(
geswoUen. ebenso ist mhd. bedcHhen vermutlich nur ein abklat»
von bevoUien^ eingeführt durch leute denen betolben, mitteld. bedölb
(Grafif V 420) anfieng ungeläufig zu werden' (Scherer znr gesch. d
deutschen spr. ' s. 241 f.). ahd. wizagön ist zu weissagen gewordi
im anklang an sägen ^dicere'.
Gibt es von dieser species im altgriechischen noch andere b(
spiele auszer -^qppriKa? eines führte ich schon an, i^picTQficv %
CTävai: so sagten die attischen komiker statt 1^plCT1^Ka^€V i^picn
K^vai und sie bildeten dazu hinterher auch ein bcbeiirvaiiCV b€ÖC
TTvävai (Kühner I' 679. Curtius vb. II 171). indes ist auf di«
neubildung als auf eine parallele zu unserm -^qppiiKa njcht viel z
geben, wir haben es hier, wie auch Curtius ao. annimt, mit eis«
bloszen wortwitz zu thun, vergleichbar scherzhaften bildungenlM
uns wie umgebrungen für umgebracht^ gesotzen statt gesetzt^ gekn^^
statt gekneipt, eine geeignetere parallele sind die formen K^XeuOo
und dK6Xou9oc, wenn sie, wie mir sehr wahrscheinlich ist, unter eil
Wirkung der wz. £X€u9- dXouO- (d- ist prothetischer vocal) zustand
gekommen sind, dasz in K^XeuGoc die anfangselemente kcX- di
Wurzel repräsentieren , ergibt sich aus den nächstverwandten w5i
tem KcXeuuj ^antreiben, in bewegung setzen', KAofitai, k^XXui, kAt)*
wollten wir nun die folgenden demente -€u6o- als suffixale elemenl
auffassen , so müsten wir eine suffixcombination statuieren , wie i
sonst im griechischen nicht vorkommt: denn das determinativ' -<
(vgl. zb. ttXii-6u) TrXfi-Goc) zeigt sich sonst niemals hinter stamme
auf -€u-. dazu kommt dasz der ablaut €u : QU, wie ihn KdXeu6<
dKÖXou9oc aufweisen, sonst nur in Wurzelsilben üblich ist, vgl.z
dXeucojLiai : eiXrjXouGa, cneubu) : CTroubrj. für das Sprachgefühl d
Griechen schlosz also der kemteil des Wortes erst mit 8 , so dasz i
— grammatisch ausgedrückt — xeXeuO- und koXguO- als warz
ansahen (ein klares gefühl für das, was der grammaticus wnn
nennt, hat man beim gewöhnlichen sprechen natürlich niemal
demnach wird man annehmen müssen , dasz der stamm kcXcu- , n
er in xeXeuu) erscheint, im bewustsein der sprechenden mit ^dXeiM
(dXeuco^ai ^Xeucic dXeuOepoc usw.) zusammenrann, dasz man so
einem * KeXeuOuj kam (vgl. iTTTro-KAeuGoc Homer, beiwort des F
troklos, eigentlich *zu pferde sich fortbewegend', s. Curtius gmndi
s. 146) und dasz dessen zweite silbe nun ganz nach art der wn»
Silben behandelt wurde.
Leipzig. Karl Bruomait.
AViertel: wiederauffindong von Ciceros briefen durch Petrarca. 231
32.
DIE WIEDERAÜFFINDUNQ VON CICEROS BRIEEEN
DURCH PETRARCA.
ÜBER DIE BANDSCHKIPTLICHE ÜBERLIEFERUNG VON C1CBRO8 BRIEFEN.
VON Georg Voigt, aus den Sitzungsberichten der k. aftcbs. ge-
sellschaft der Wissenschaften philologisch - historische classe 1879
I. 41—65. Leipzig bei S. Hirzel. gr. 8.
Die WIEDERAUFFINDUNG VON CiCEROS BRIEFEN DURCH PbTRAROA.
KINB PHILOLOGI8CH-KRITI8CHE UNTERSUCHUNG VON DR. AnTON
Viertel. Königsberg in Pr., Hartungsche verlagsdruckerei. 1879.
44 8. gr. 4.
Ein seltsamer zufall hat es gefügt, dasz die frage, wann und
durch wen die Ciceronischen briefsamlungen im 14n jh. in Italien
der Vergessenheit entrissen sind, gleichzeitig von zwei selten einer
enieoten prQfung unterzogen ist, von 0. V o igt, dem vf. der Vieder-
belebong des classischen altertums' und dem unterzeichneten.* gegen-
ttbor der bisher herschenden ansieht, nach welcher Petrarca beide
gruppen der Ciceronischen briefsamlungen gefunden | und zwar die
gnppe der briefe ad M. Brutum, ad Quintum und ad Atticum zu
Terona im jahi*e 1345, die der briefe ad familiäres später zu Vercelli,
weiten beide abhandlungen Übereinstimmend nach, dasz Petrarca
flberbaupt nur die erste gruppe zu Verona 1345 gefunden, von der
eiistenz der briefe ad familiäres aber gar nichts gewust hat. aus
dieser erkenntnis ergab sich als notwendige folgerung, dasz die an-
geblich eigenhändige abschrift Petrarcas, welche sich in der Lauren -
^itna zu Florenz befindet, nicht von Petrarca herrühren könne, mit
dieser bs. aber steht und fällt auch die andere angeblich eigenhändige
Petrarcasche abschrift, welche die briefe an Brutus, Quintus und
Atticos enthält; gerade die behauptete ähnlichkeit der schrift in
diesen beiden hss. hat ja die meinung hervorgerufen, dasz sie Pe-
tnreasche autographa seien, beide hss. sind vielmehr, wie die bei-
den oben genannten abhandlungen wieder übereinstimmend be-
bten, keine anderen als diejenigen, welche der Mailändische
^^er Pasquino de Capellis für den Florentinischen kanzler Coluccio
^Qtato durch schreiberhand hat anfertigen lassen.
Die völlige Übereinstimmung der beiden abhandlungen nicht
nor in den hanptresul taten, sondern auch in dem ganzen gang der
^Untersuchung sowie in vielen einzelheiten wird von vom herein die
' Voif^t bat seine am 2 juIi 1879 gelesene abbandlnng vor ihrer
Kblication in den berichten der k. sächs. ges. d. wiss. in den ersten
^n des aagast in separatabdrücken an freunde versandt; meine ab-
^tndhoff ist am 23 angost dem bachhandel übergeben, als mir ein ab-
^k der Voigtseben abh. sn gesicht kam, war meine schrift schon
'«ntndt.
232 AViertel: wiederaafßndang von Cicero« briefen doroh PetniOL
Vorstellung erwecken , dasz das ergebnis sich demjenigen , wdcher
das bezügliche material einer genauem prüfimg unterwarf, mit
zwingender notwendigkeit aufdrängen muste. und so liegt die saefae
hier in der that. eine prüfung der schrift der beiden fraglichen oo*
dices , welche wol nicht mehr lange auf sich warten lassen dürfte,
wird denn auch lediglich bestätigen, was sich schon ohne autopiie
mit völliger Sicherheit behaupten liesz.
Wer, wie der vf . der nachfolgenden Zeilen, in der läge ist, da
gegenständ den er selbst behandelt hat von einem andern bearbeiM
zu sehen f wird sich gerade durch die ab weichungen des andern n
einer nachprüfung der eignen arbeit angeregt fühlen, auf einig«
dieser ab weichungen beabsichtige ich hier näher einzugehen; dodi
hebe ich nur solche heraus, deren erörterung geeignet ist einige
puncte noch klarer zu stellen ; gleichzeitig benutze ich die gelegen-
heit, einige ansichten, die ich früher nur angedeutet, weiter aiisiii-
führen. zum schlusz will ich dann noch die consequenzen bespredMB,
die der nunmehr ermittelte thatbestand für die kritik der briete n
Atticus hat.
1. Ich hatte s. 9 if. meiner schrift die merkwürdige thatsadM
constatiert, dasz sich in briefen Petrarcas, welche vor dem j. 1345
verfaszt sind, citate aus briefen Ciceros finden, die Petrarca vor 134S
nicht gekannt hat. in 6inem fall liesz sich der nachweis führen, diis
das citat nicht direct aus Cicero zu stammen brauche, sondern mittel-
bar aus Seneca entnommen sein könne; für den ersten brief^ dereitt
längeres citat aus den briefen an Quintus enthält, ist eine solche
mittelbare Übertragung nicht nachweisbar, und es ist daher eine ea*
dere erklärung zu suchen.
Es bieten sich zunächst deren zwei: man müste annefameDf
1) entweder dasz das datum der auffindung von Ciceros briefen Vft
1345, oder 2) das der abfassung des bezüglichen briefes Petraretf
nach 1345 anzusetzen sei.
Das datum der auffindung von Ciceros briefen beruht auf Pe^
trarcas eigner angäbe in dem brief an Cicero, in dem er seinen fluA
der weit meldet, er trägt das datum XVI Kai. Quint. anno HU»
der brief gibt, wie ich s. 8 f. nachgewiesen, den frischen
der ersten lectüre wieder; die auffindung musz nach den sonst
Petrarca ermittelten daten nicht lange nach dem 25 febr. 1845
stattgefunden haben, nun findet sich aber nach einer mitteilong Toa
Voigt ao. s. 45 in einigen hss. und drucken als datum des briefes
die zahl 1340 angegeben, und diese Variante sollte nach seiner an«
sieht nicht ganz auszer acht gelassen werden, aber die nachweifllieh
älteste hs., der Colbertinus vom j. 1388, sowie die FlorentinisduB
sämtlich haben die zahl 1345; Mehus, der die Florentinisdien alle
gekannt hat und in der angäbe der Varianten sehr genau ist, gibt
nur an, dasz in dem Wortlaut der Ortsangabe sich übrigens für den
siim ganz unerhebliche Verschiedenheiten finden; in der zahl selbst
ist keine Verschiedenheit, die hss., welche das j. 1340 bieten, gdien
AYieiiel: wiederaafBndang von Ciceros briefen durch Petrarca. 233
also keinenfalls anf eine filtere quelle zurück, von drucken hat mei-
nes Wissens zuerst der Baseler vom j. 1554 die zahl 1340, wahr*
ickeinlich auch der zweite Baseler vom j. 1581 , der ja nur ein ab-
dmck des erstem ist ; die Lyoner ausgäbe der briefe vom j. 1601
bat wieder die alte zahl 1345. die zahl in der Baseler ausgäbe stützt
ficb schwerlich auf eine hsl. lesart ; die ausgäbe ist bekanntlich eine
der jSmmerlichsten , die je gedruckt worden sind; ihre lesarten ver-
dienen nicht den geringsten glauben, die zahl 1340 ist einfach
zorückzn weisen ; wäre sie richtig, so müste man die auffindung der
briefe Ciceros in das j. 1339 oder in die erste httlfte des j. 1340
letzen, dies ist aber unmöglich : denn in diesem jähre ist Petrarca
überhaupt gar nicht in Italien gewesen, an dem datum des j. 1345
ttot sich also nicht rütteln.
Der andere weg dos eindringen des citates zu erklären ist der,
hu man die abfassungszeit des briefes nach 1345 verlegt, diesen
. fennch einer spätem datierung hat Voigt gemacht, er sagt s. 47 :
*die ep. fam. I 1, in der aus ad Q. fr. II 15, 2 ciÜert wird, stellt
Fncissetti allen andern briefen Petrarcas voran, weil sie aus Bologna
datiert ist, wo Petrarca im mai 1326 seine Studien abschlosz. wie
kum er damals schon Ciceros briefe gekannt haben ? das schreiben
ft&t aber unzweifelhaft in einen viel spätem aufenthalt zu Bologna :
dum Petrarca deutet darin auch auf Ciceros rede für Archias hin,
die er doch erst 1333 auf seiner reise in Deutschland fand.' wenn
^oigt die chronologische Schwierigkeit damit beseitigt glaubt, so
niut er doch annehmen, dasz die abfassungszeit des briefes nach
der toffindung von Ciceros briefen, also nach 1345 anzusetzen sei.
dies igt aber ein ding der Unmöglichkeit; der brief musz vor 1341
geschrieben sein : denn in diesem jähre starb Thomas von Messina,
•a den der brief gerichtet ist.
Es bleibt somit als einzige erklärung für das eindringen des
ciUtes diejenige übrig, welche ich s. 10 vorgeschlagen und mit Pe-
trarcas eignen worten begründet habe , nemlich die einer nachträg-
^cben Überarbeitung seiner briefe. Petrarca sagt selbst, dasz er ge-
istlich der herausgäbe seines epistolariums zu manchen änderun-
goi des textes gezwungen gewesen sei , worüber ich auf meine aus-
fllluimgen ao. verweise.
Welchen umfang diese nachträglichen Veränderungen gewonnen,
^ lieh natürlich nicht mehr feststellen ; jedenfalls haben wir sie
^ all nicht ganz unerheblich vorzustellen, denn was hätte es sonst
Ar einen sinn, dasz Petrarca seine freunde, die etwa noch briefe von
Am aufbewahrt hätten, bittet dieselben schleunigst fortzuwerfen,
damit sie nicht durch die änderung, die er in worten und Sachen
Torgenommen, gestört würden?' so hätte er sicherlich nicht gesagt,
wenn er nur hin und wieder ein wort mit einem andern vertauscht
' prsef. s. so 'si quid homm apad eos sabstiterit, quam primam
tbicUnt, ne qaa in eis rerum aiit yerborum matatione tarbeotur.'
Hkrbachcr für clast. philol. 18SU hA. i. 16
234 AViertel: wiederaufßnduDg von Ciceros briefen durch Petrarca.
oder irgend eine persönliche mitteilang gestrichen hätte, mit einig<
freiheit musz es also bei der redaction schon zugegangen sein. Übr
gens liegt es in der natur der sache, dasz Petrarca derartige ye
änderungen im anfang häufiger vorgenommen haben wird als späte:
hin : denn eine änderung , resp. Umarbeitung früherer arbeiten hi
etwas ermüdendes, er gesteht dies selbst in dem Rchluszbriefe d<
ganzen samlung XXIV 13.'
Die briefe nachzuweiseti , an denen solche verändernngen toi
genommen, wird in den weitaus meisten fällen ganz unmöglich seil
bei dem ersten an Thomas von Messina gerichteten briefe beweist e
das citat aus Ciceros briefen, und ebenso ist ein solches citat für V 1
beweisend, auch bei den vier andern briefen, die wegen ihrer cittti
aus Ciceros briefen hier in frage kommen, HE 18. 20. IV 14. 15
könnten wir also unbedenklich die Überarbeitung annehmen: dem
sie scheinen doch vor 1345 verfaszt zu sein, obgleich es Schwerin
über die abfassungszeit gewisheit zu bekommen.
Einen ähnlichen anhält, wie in den obigen fällen an den citatn
aus Ciceros briefen, haben wir bei zwei andern briefen an citaten aoi
Quintilian. wir wissen durch Petrarca selbst, dasz er den Quintiliai
in einer freilich sehr verstümmelten gestalt erst 1350 kennenge
lernt hat; er erhielt das betreffende exemplar von Lapo da Caeti
lionghio zum geschenk und gab den eindrucke den er von der lectfln
Quintilians gewonnen, durch einen brief an denselben ausdruck, de
das datum VII Id. Dec. 1350 trägt, aus Quintilian finden sich citii
in zwei briefen an Thomas von Messina, die vor 1341 verfaszt seil
müssen, nemlich in I 6, wo eine stelle aus IX 2, 78 ^ und I 7, w*
eine längere stelle aus X 3, 13 citiert ist.
Die thatsache der nachträglichen Überarbeitung der briefe it
durch diese beispiele genugsam festgestellt, ihre kenntnis istfQ
die beurteilung der briefe von Wichtigkeit: sie beweist in hOchi
frappanter weise, dasz der Charakter der Petrarcaschen briefe soldi
Umarbeitungen ohne weiteres vertrug.
2« Im Zusammenhang einer ähnlichen erörterung hatte ich d
ansieht geäuszert, dasz die Situationen in manchen briefen ledig^(
poetische, durch eine bewuste künstlerische absieht gescbsibi
fictionen seien , und hatte daraus gefolgert , dasz auch die orts- nz
Zeitangaben am schlusz der briefe in solchen fällen nicht der ths
sächlichen Wahrheit entsprächen , da sie sich den bedingnngen d
jedesmaligen fiction zu fügen hätten, ich will diese ansieht an eine
briefe erläutern und wähle zu diesem behuf einen solchen aos^ d
* 'ne semel dicta repeterem, bisqne vel eaepius idem ponerem, qn
incipiens proroiseram, ad plenum praestare non potui; voloi quidem, s
multitudo rernm obstitlt varietasque ipsa et occupati interim intentiq
aliis animi violenta distractio.' ^ das citat lautet: ^diveriicala
anfractas suffugia esse infirtnitatis', nicht 'snffragia', wie alle F
trarcaansgabeu noch immer haben. Fracassetti hat auch in sein
übersetxong die stelle falsch wiedergegeben.
ATiertel: wiederauffindiuig von Ciceros briefen durch Pebrarcit 235
B miserm Uiema eine gewisse beziehung hat ; ich meine den viel-
punnten brief, in dem Petrarca von seinem Cicerodispat in Vieenza
baiditety XXiV 2. eine nacht, die Petrarca in Yicenza zugebracht,
bt ihm angeblich den stoff zu diesem briefe gegeben, anf der reile
fOB Padoa kam er gegen Sonnenuntergang nach Yioenza; als er
idiwtnkte, ob er dort flbemachten oder Weiterreisen solle, machte
iir besuch des adressaten (Pulice wird er genannt) und einiger Ter»
fkm allem zweifei ein ende, und Petrarca blieb die nacht AL nach
■iiigfsch wechselnder Unterhaltung kam das gespiftch anf Cicero/
iBi waren seines lobes toII. da warf Pekarca seine ketzerischen an-
Bchten ttber Ciceros Charakter in die debatte. als er nun alle an-
VMBden, insbesondere einen würdigen greis von dem überraschen-
Im dieses urteils betroffen sah, schien es ihm notwendig, die sam-
kag seiner briefe aus ihrem kästchen hervorzuholen, die er in oopien
M deh führte, und aus ihnen die beiden briefe an Cicero vorzulesen.
m ihaen entzündete sich nunmehr eine heisze debatte, in der beson-
im jener greis mit jugendlichem feuer für Cicero eintrat, ee folgt
■aoiehr eine sehr dramatische darstellung jener Cioerodebatte, spit
Vit, 80 fUirt Petrarca fort, erhoben wir uns, und der streit blieb
matschieden. zum schlusz batest du mich, dir, was damals die
klne der zeit nicht gestattete, eine abschrift beider briefe zuzusen-
lai, sobald ich mich irgendwo zu längerem aufenthaltniedeigelaraen,
faut du die sache noch genauer prüfen und dann als friejensver-
■itUsr unter den parteien oder als lobredner von Ciceros stand«
Uttgkeit auftreten könntest, ich übersende dir hiermit die ge-
tünchten briefe. zum scblusz versichert Petrarca dann noch , dasz
tt aieht Ciceros staatsmännisches wirken angreife , sondern nur sei-
MB Wankelmut in der freundschaft, seine Streitsucht und die identi-
^tisnmg seiner persönlichen interessen mit denen des Staats; über
sUa diese puncto könne billig nur der urteilen, der alle briefe Ciceros»
^ denen dieser streit seinen ausgang nähme, nicht im fluge durch-
SMen.
Der brief soll also ein begleitschreiben sein bei Übersendung
fo beiden Cicerobriefe , von denen der adressat sich abschriften er-
^^ haben will, der Situation entsprechend hat Petrarca 'ex itinere
Ul Uo8 Maias^ daruntergeschrieben , als habe er noch von der reise
^ den erstem langem aufenthalt benutzt, um den wünsch des
'^loadss zu erfüllen.
PHIft man unsem brief nach den bedingungen der Wirklichkeit,
10 eigeben sich gleich mancherlei unWahrscheinlichkeiten.
Wenn Petrarca sich auf eine reise die copien seiner briefe mit-
tust, so kann man sich doch nur eine solche denken, die durch ver-
lidemng seines Wohnsitzes veranlasst war, bei welcher gelegenheit
V denn unter seiner übrigen habe auch die copien seiner briefe mit
icb geführt hätte, ist es nun glaublich , dasz jemand bei gel^^-
icit einer unter jenen umständen geführten Unterhaltung kisten und
ofkr oben wird, um briefe herauszusuchen, in denen nichts weiter
16*
236 AViertel: Wiederauffindung von CiceroB briefen durch Petnorcft.
steht als was der Verfasser derselben alles schon mündlich gesagt
hatte oder eben so gut sagen konnte? wenn femer dem adreiMteii
so viel an jenen Cicerobriefen lag, warmn nahm er die ■bschrift
nicht gleich, so lange Petrarca noch anwesend war? die arbeit einer
halben stunde hätte ihn in den besitz der gewünschten sehriftstlleb
gesetzt , und es hätte nicht erst einer unter den damaligen verlillt-
nissen unsichem . und umständlichen expedition eines briefpackslii
bedurft, schlieszlich ist auch die ganze so dramatische dantelluif
der Cicerodebatte, die den hauptinhalt des briefes bildet, ftlrdfli
adressaten völlig überflüssig: denn er war ja bei jener debatte a-
gegen.
In Wahrheit haben wir es hier lediglich mit einer poetisehfla
einkleidung zu thun. Petrarca wird in seinem leben oft genug fibw
Cicero debattiert haben und dabei auf solchen widersprach gestoBOi
sein , wie er ihn dem begeisterten greis in den mund legt, die 7«r*
schiedenen momente aus solchen erfahrungen hat er nun ra eiiun
gesamtbilde verarbeitet, welches also wol poetische, aber nicht ihit-
sächliche Wahrheit hat. die bestimmnng dieses briefes wird idion
durch seine Stellung angedeutet: er steht auszerhalb der chrono-
logischen reihenfolge an der spitze der briefe an berühmte minnsr
des altertums und soll auf die nun folgende , ebenso originelle wie
sonderbare species von briefen vorbereiten *quae lectorem non pn*'
monitum in stuporem ducant, dum tam clara et tam vetusta noinn*
novis permixta compererit', wie er selbst an einer stelle dieses brie-
fes sagt, die lebendige darstellung der Cicerodebatte, die mitteilongw
dasz die Vorlesung der briefe jener debatte neue nahrung gegebem
soll das Interesse an den nun folgenden briefen steigern und airf
diese als etwas besonderes von vom herein aufmerksam machen; 10
der schluszwendung präcisiert Petrarca die streitpuncte und si»ieht
es gegenüber der abföUigen kritik, die bei der allgemeinen CiovO-
be wunderung zu erwarten war, sehr nachdrücklich aus, dass sem ur-
teil ein sehr wol überlegtes sei, dasz über diese dinge überhaupt nnr
mitreden könne, wer die hauptquelle für die kenntnis von Cieeroi
persönlichkeit, seine briofe (ein damals nur wenigen bekaantsr
schätz) , gründlich durchstudiert habe.
Ein beweis dafür, dasz der brief diese bestimmung hat, ist anck
der umstand, dasz Petrarca diese fiction, als sei der brief ein geWt'
schreiben für die beiden abschriften der Cicerobriefe, im weiten
verlauf ganz fallen läszt. *ich übersende dir' so heisst es *die ge*
wünschten briefe in der furcht zu siegen , mit dem wünsche besiegt
zu werden, aber 6ins wisse, wenn du siegst, steht dir mehr arbdt
bevor als du glaubst, denn zu gleichem kämpfe fordert dich Sensei
heraus, den der nächste brief angreift.' was hat dieser hinweia «of
den in der samlung zunächst folgenden brief an Seneca mit dem Tor-
geblichen zweck unseres briefes als geleitsohreiben zu thnn? der
adressat hat sich ja gar nicht den brief an Seneca, sondern unr
die an Cicero ausgebeten, man sieht also, der adressat verliert
▲Viertel: wiederauffindung Ton Cicerot briefen durch Petrarca. 237
^ötilich seine individnalität und verwandelt sich in den 'geneigten
Iner*.
Ans dieser bestimmung des briefes ergibt sich auch seine ab-
bisnngsseit. er ist nemlich geschrieben, als Petrarca sein episto-
larinm zur herausgäbe bearbeitete, dh. 1359 — 1361; bei dieser ge-
kgenheit schien es ihm angemessen, den briefen ad yiios illustres un-
Nn brief als einleitungsepistel vorauszuschicken, mehrere bemer-
klingen weisen ganz deutlich auf diese zeit, 'es befinden sich unter
im vielen briefen, welche ich an meine Zeitgenossen gerichtet, auch
niige wenige an berühmte männer des altertums . . von diesen
nid zwei an Cicero gerichtet.' an einer andern stelle verweist er
den leser auf den brief an Seneca, welcher den Cicerobriefen zu-
lidnt folge, und gegen das ende sagt er, dasz er die briefe ad viros
Qhutres an den schlusz seines epistolariums gesetzt habe, aus die-
Kn Inszerungen ergibt sich, dasz Petrarca das zur herausgäbe be-
iftimmte material seiner briefe schon völlig geordnet hatte, als er
naern brief schrieb. ^
So wenig wie hier die Unterschrift 'ex itinere' bedeutet, dasz
der brief auf der reise geschrieben sei, so wenig beweist also bei an-
deren briefen die Unterschrift eines Ortsnamens, dasz der brief in
dem betreffenden orte auch wirklich geschrieben sei.* dasz für die
* dies« abfaseongszeit wird bestätigt auch darcb die ahnlichkeit,
Vilche die redactionellen bemerkuDgen unseres briefes mit den besüg-
Ückea stellen der beiden andern briefe haben, welche gleichfalls zur
Orientierung des publicums geschrieben sind und ans der nemlichen
zeit itammen : ich meine die praefatio nnd die schluszepistel XXIV 18.
■AS vergleiche die folgende stelle unseres briefes 'inter multas cnim ad
coeetaneos meos scriptae paucae ibi . . antiquis illustrioribus in-
f^ribantur, quac lectorem non praemonitnm in stuporem
^BCADt' usw. mit praef. s. 25 Uemperare mihi non potui, qnominus
*>M (dh. Ciceroni] tamquam coaetaneo amico . . scriberem. quae
aihi cogitatio principium fuit, ut eidem (dh. Senecae) quoque hc
^trroni . . atque aliis scriberem; e quibus aliquas in extrema
parte huius operis inserui, quaenisi praemonitum lectorem
labita possent admiratione perfundere.' wenn er an einer an-
dero stelle unseres briefes sagt: 'quamvitf enim haec (diese briefe
•d «iros illustres) propter dissimilitudinem materiae ad ex-
trema reiecorim, ante longum tamen tempus excuderam% so
btieichnet er dies XXIV 13 so: 'praeter has enim ultimas veteribus in-
•eriptaa illnstribus Wris, qu*s propter similitudinem novitatis
<,dk. ihnlichkeit ihres originellen inhaltes) sciens uuum simul in
loeum contuli . . cetera paene omuia quo inciderant scripta sunt
ordioe.' alles bemerkungen aus der zeit der redaction der briefe. de
8ade and nach ihm Fracassetti setzen den brief lediglich wegen der
oatorschrift 'III Id. Maias. ex itinere' in das j. 1361, weil Petrarca in
di«9«ai jähre von Padua nach Vaucluse zurückkehrte und auf der reise
dahin Vicenza berührt haben könnte, sie haben die Unterschrift 'ex
itiaere^ för haare münze genommen und die bemerkungen, aus denen
•icli die abfassungszeit ergibt, ganz ignoriert. * dies gilt zb. von der
aaterscfarift des ersten briefes an Thomas von Messina, der datiert ist
'Boaoniae XIV Kai. Maias'. anhaltspuncte für die datierung bieten die
Mauerungen über den könig Robert von Neapel, derselbe starb im jhu«
238 AViertel: wiederauMndung von Ciceros briefen durch
wähl des Ortsnamens bei fictiven briefen nicht willkttr und laox
sondern innere grClnde bestimmend gewesen sind, ist selbstvenÜLii
lieh ; diese gründe zu erkennen ist schwierig und für uns oft u
möglich ; wie denn diese ganze Untersuchung ihre besonderen schwi
rigkeiten hat, welche durch den mangel eines kritisch berichtigt
textes noch wesentlich erhöht werden, denn so grosse verdiena
sich auch Fracassetti durch seine ausgäbe erworben hat, die tei
kritische seite der ausgäbe entspricht doch keineswegs den anfc
derungen, welche man an eine solche ausgäbe stellen musz. a
weisen läszt sich diese Untersuchung aber nicht, wenn man über d
ganze stilgattung ein richtiges urteil gewinnen und vor groben mi
griffen in der benutzung der briefe gesichert sein will.
3« Die meinung, dasz Petrarca gerade die briefe ad famiüm
gefunden habe, hat bekanntlich Flavius Blondus (Italia illostni
s. 346) aufgebracht, die entstehung dieses irrtums ist von Voij
und mir übereinstimmend erklärt worden, dagegen befinde ich mie
bezüglich der auffassung dieser stelle mit Voigt nicht in übereil
Stimmung. Voigt ist es nemlich auffällig gewesen , dasz dem mi
'etsi' eingeleiteten satz ein passender nachsatz fehle, und glanbt ao
der thatsache, dasz in dem Dresdener codex des Blondus, welche
unter leitung von Blondus söhn Girolamo geschrieben ist, nach de
fraglichen stelle fast vier zeilen der hs. in energischer weise durc
striche unleserlich gemacht sind, den schlusz ziehen zu können, du
in denselben möglicherweise die thatsache der findung bezweiftl
oder über den verbleib der hs. etwas vom vater ausgesagt sei, wi
der söhn lieber zu unterdrücken wünschte, hier hat Voigt mit ui
recht an dem nachsatz anstosz genommen, der Zusammenhang, i
dem der fragliche satz steht, macht einen gedanken, wie ihndi
nachsatz enthält, durchaus notwendig. Blondus sagt nemlich : wen
es Petrarca im lateinischen stil nicht zu der eleganz gebracht hi
die in Blondus zeit erreicht ist, so ist daran nicht sowol der mang
an talent als der mangel an büchern schuld, aus denen Petrarca Ai
hätte bilden können : denn wenngleich er ein für die stilbildung i
wichtiges werk wie die briefe ad famil. schon gekannt und benat
1343 io dem hohen alter von fast 80 jähren, or wird in diesem bfie
als ein mann erwähnt, dessen alter schon 'devexa' sei and der
längst verdient habe zu einem bessern reioke einsnf^ehen. so spricht m\
nicht von einem sechziger, sondern höchstens von einem vorgesohritteB«
siebziger, wenn Petrarca dann fortfährt: 'vereorqae ne mnltam ip
mihi serae poenitentiae materiam prolatando quaesierim', dh. möglichi
weise stirbt der köni^, ehe ich seine gunst gewonnen, so beweist di<
dasz Petrarca damals mit dem könig noch in keine besiehangen g
treten war. diese wurden im december 1839 durch den könig aii|
knüpft, man wird daher wol nicht irre gehen, wenn man die abfatsiui|
zeit diesem termin möglichst nahe rückt, nun ist Petrarca seit seia
Studienzeit bis zum j. 1341 überhaupt nur Einmal in Italien gewew
und zwar anfang 1337; damals aber kann er in Bologna gar nicht g
wesen sein, daraus ergibt sich, dasz die Unterschrift Bologna nifl
den ort beseichnen kann, aus dem der brief geschrieben ist.
AYiertel: wiederauffindang von Ciceros briefen durch Petrarca. 239
kat — er rühmt sich ja selbst seines fundes — so hat er doch so stil-
^Udende bücher wie Ciceros schrift de oratore und Quintilians in-
stitutiones nur in sehr verstümmelter gestalt und den Orator und
Bmtus gar nicht gekannt.
Für den gedanken kommt es freilich nicht darauf an , dasz Pe-
tnurca die briefe gefunden, sondern dasz er sie gekannt und be-
BQtzt hat-, wenn Blondus nun den ausdruck 'reperisse' gebraucht,
M liegt darin allerdings ein gewisser mangel an präcision; auch
bitte ein dem nachsatz beigegebenes ^tamen' den gedanken klarer
gemacht; prttcision und klarheit des stils sind überhaupt nicht Blon-
dm Sache ; er hat 'reperisse' augenscheinlich gewählt, um Petrarcas
Terdienst gleichzeitig mit hervorzuheben, es liegt demnach gar kein
gnmd vor, aus der beschaffenheit des nachsatzes auf eine Verderbnis
der stelle zu schlieszen. die tilgung der vier zeilen des Dresdener
codex ist wahrscheinlich nichts weiter als die remedur einer nach-
iftigkeit des abschreibers, der einige schon geschriebene zeilen irr-
tflfflUch noch einmal geschrieben hatte; bei der revision des teztes
bit Blondus der söhn das versehen bemerkt und durch ausstreichen
M« der weit zu schaffen gesucht, von den worten, die Voigt noch
mit einiger Sicherheit lesen zu können gemeint hat, deutet kein ein-
iges auf den inhalt , den er in jenen vier zeilen vermutet ; sollten
nicht in *magis — attentumque (?) labentia conamen' (?) Blondus
Worte 'librorum magis quam ingenii carentiam defectumque
<^ttlpamus' stecken?
Die andere stelle des Blondus, nach welcher die briete an
Atticas um die zeit des Costnitzer concils in Deutschland von einem
ungenannten gefunden seien, bat durch die lesart, welche Voigt aus
^^m Dresdener codex beigebracht, ihre herstellung gefunden; sie
^tet nemlich : 'secutaeque sunt incerto nobis datae libertatis
Patron 0 ticeronis ad Atticum epistolae% nicht patronae, dh.
ohne dasz uns der finder bekannt wäre, die auffindung der briefe in
^gcnd einem moderigen räum eines deutschen klosters wird nach
^m bei den damaligen Italiänern beliebten Sprachgebrauch als
«uje befreiung aus dem kerker bezeichnet (*ei ergastulis barbarorum'
^ zb. Poggio), und der finder wird mit beibehaltung des tropus
<^r 'patronus datae libertatis' genannt.'
4* Bei der Verehrung, die Petrarca immer genossen, und der
^g^meinen teilnähme, welche die humanistischen Studien in Italien
g^fosden, ist es höchst auffallend, dasz man bisher keine einzige
lyncht hat ermitteln können, die uns von den Schicksalen der
Petrarcadchen abscbrift der Atticusbriefe einige künde gäbe, dieses
totale schweigen hatte mich auf den gedanken gebracht, dasz diese
^ächrift sich unter den bUchem befunden haben könnte , die nach
Pf^trarcas tode vertragsmäszig nach Venedig abgeliefert und dort
* ich entnehme diese erklärung einer gefälligen 'mitteilnn^ von
MHertz, der ohne kenntnis der lesart des Dresdener codex 'patrono'
4arefa eonjectur gefunden hatte.
240 AViertel: Wiederauffindung von Ciceroe briefen dureh
mit den andern Petrarcaschen büchem elend zu gnmde gegangen
sind.^ in Petrarcas testament vom j. 1370 ist von seiner bibliothek
speciell gar keine rede ; das ist aber erklärlich : denn er hatte ttber-
diese gar kein verftigungsrecht mehr, da er sich Venedig gegenttbei^«-
verpflichtet hatte, die bücher, die er zur zeit seiner üb^siedelnng^
besasz und fernerhin besitzen würde , der repnblik zu überlasten. ^^
es ist aber unzweifelhaft, dasz Petrarcas Schwiegersohn und erl^^
Francesco Brossano sich nicht verpflichtet gefühlt hat, die büch^^
insgesamt abzuliefern, vermutlich weil Petrarca die als gegenleistni^»
von Venedig ausbedungenen beneflcien nicht bis an das ende sei-
nes lebens genossen hat. jedenfalls ist die abschrift d^r
Atticusbriefe bald nach Petrarcas tode nicht mehr in
Paduagewesen. es gibt einen brief Coluccios an Petrarcas freund
Lombarde da Serico, der in den letzten jähren in Padua viel am den
alten dichter gewesen und von demselben zum erben eingeseilt war
für den fall, dasz Francesco Brossano vor ihm sterben sollte.'* in
ihn hatte sich Coluccio gewandt , um darüber auskunft zu erbaltan,
was für Ciceronische Schriften sich in Padua, dh. in Petrarcas biblio«
thek vorfänden, und hatte ihm einige auftrage auf abschriften erteilt«»
Coluccio war mit der erhaltenen auskunft nicht zufrieden : 'de
ronis voluminibus miror, quod plura non sunt apud vos; et
maxime, quia ex quadam Petrarchae epistola, quae inoipit Gemina '
mihi Parnassus** etc. datur intelligi, longo plures ArpinitL
^ vielleicht gibt hierüber JPhThomasini in seinem 'Petrarca Tt&
vivus' auskunft. nach einer angäbe bei Blanc 'Petrarca' in Erfef
und Gräbers allg. encycl. musz sich in diesem bach ein katalog d»-
Petrarcaschen bücher, die nach Venedig gekommen sind, befinden. >^^^^
selbst habe es leider nicht auftreiben können. * 'cnpit Franciiett-^^^
Beatum Marcnm Evangelistam heredem habere nescio quot liballonii
qnos nunc habet vel est forsitan habiturus' heiszt es in seiner of
an den rath von Venedig: s. Fracassetti 'lettere di Petrarca' V s. 878.
^^ dieser brief ist aus einem codex der Gaddiana, wie es seheint nick
ganz vollständig, von Bandini catal. III s. 667 mitgeteilt, er ist datier
13 juni, ich vermute 1876. ich begründe diese Vermutung mitderver
nunft der dinge, wenn Coluccio nach Petrarcas tode büoher ans
bibliothek haben wollte, so muste er sich schnell hinwenden, ehe sie
alle winde zerstreut wurden, auch lassen die anfangsworte 'nanqi
litteras tuas video, quin . . subeat illiusce divini viri, Petrarchae vidi
licet nostri, lacrjmosi desiderii plena recordatio* den noch frischet
schmerz um Petrarcas tod durchklingen. '■ Coluccio hat sich in de
briefe geirrt, der brief 'Geminus mihi Parnassns*, welcher unter di
briefen sine titulo s. 614 der ed. Lugdunensis von 1601 steht, entUUl
nichts bezügliches. Coluccio hat den brief 'More meo nuper in Helieon»^
transalpinum' gemeint, der unter den familiären briefen XII 7 der'
Fracassettischcn ausgäbe steht, in ihm schildert Petrarca dem Lapo»
wie er sich an den quellen der Sorgue mit der lectüre von Cicero^
Schriften di vertiert; er nennt nicht die titel der einzelnen schriftea,
sondern er läszt die pcrsonen, denen sie zugeeignet sind, oder die Lk
den dialogen die rolle von intcriocutoren haben, in Ciceros bcglaitan^
sein: dem Cicero, heiszt es, schien es bei mir zu gefallen; er war be*
gleitet von unzähligen berühmten und ausgezeichneten männera. natar
diesen nennt er gleich zuerst Brutus und Atticus, späterhin wird in
il: wiedenuiffindiiiig tob Cicerot briefen durch Peinuroa. 841
nd enm fiiisae/ er erbittet sich dann die abechriften einiger
icher Schriften , die er entweder gar nicht oder nur nnyoU-
besasz. anter diesen erbetenen abschriften befinden sich die
icht. wenn man weisz, mit welcher leidenschaft Colncoio
1 die erwerbung der briefe betrieb, als sich ihm die aussieht
»Iben zn bekommen ^ so mosz man annehmen dass er von
lo benachrichtigt war, dasz die briefe nicht mehr in Padoa
1 waren. ** ebenso wenig ist hier von excerpten der Cioero-
briefe die rede , die Coluccio aus Petrarcas naohlass konnte
haben, dasz dies geschehen, nahm ich s. 24 m. abh. an, in-
Coluccios werte in dem ersten brief von Pasqnino 'ezoerpta
e' auf ein solches heft mit excerpten deutete, ich gebe Voigts
, der unter 'excerpta' die citate aus Ciceros briefen in Pe-
«hriften versteht , den vorzug.
will hierbei noch mit ein paar worten auf die frage zurtlck-
, ob Petrarca sich die Veroneser hs. ganz oder nur teilweise
leben, ich habe s. 21 m. abh. mich für die Yollstftndigkeit
hrifi erklart. Voigt hält es s. 57 nicht für unmöglich, dasz
. nur eine ausgewählte anzabl von briefen, und zwar 60,
babe, und dasz eine solche von Petrarca ausgewfthlte zahl
briefen es gewesen, die Coluccio Ton Broaspini aus Verona
und zugesandt erbalten habe, indes die zweifei an der voll-
:eit der abscbrift Petrarcas scheinen mir ungagrttndet. einer
innahme widersprechen nicht nur ftuszerungen Petrarcas, in
' seine abschnft *liber magnus' ep. fam. XVIU 8 und 'liber
ebd. XXI 10 nennt, sondern auch die art der citate. be-
man nemlich, wie Petrarca zb. alle äuszerungen Ciceros über
s aus buch VII und VIII der briefe an Atticus, über die ein-
auä XII, über Pompejus herschsucht und seine eignen
sich Pompejus anzu^cblieszen aus VIII bis X, über Caesars
liebe slu^ dessen eignen briefen, die als beilagen in IX und X
zusammengetragen hat, so bleibt gar keine andere annähme
, als dasz ihm die ganze masse der briefe vorgelegen habe,
er sieb das für den jedesmaligen zweck notwendige heraus-
wie sich ein mann wie Petrarca, wenn er den lange ge-
schätz von Ciceros briefen endlich gefunden, gerade solche
ir copierung hätte aussuchen kOnnen wie diejenigen, in denen
stellen über Labienus und die einsamkeit befinden, wäre
inbegreiflich. diese kOnnen in der that nur ad hoc aus der
masse ausgesucht sein.
Ueber die erwerbung der beiden gruppen der Ciceronischen
ödem zusammeobang auch Qoinios erwähnt, der brief ist aus
352.
s ist nicht unmöglich, dasz man aas einigen andern briefen
• an Lombardo, insbesondere aus dem 16n des cod. 41 plnt. 90
idiana bei Bandini III s. 564 noch nähere aufkUrung erhält.
nd diese briefe bis jetxt noch angedrackt
242 AViertel: wiederaut&idajig von Ciceros briefen durch PtefenEOiL
briefsamlungen seitens Coluccios sind wir imterrichtet durch einige
briefe, die er mit Pasquino, dem Mailändischen kanzler, und dim
dichter und humanisten Antonio Loschi , welcher in diesem handd
die rolle des Vermittlers gespielt, in den jähren 1389 bis 1892 ge-
wechselt hat. mir waren nur die an Pasquino gerichteten bekannt,
welche Haupt und Hortis publiciert haben; dieselben sind an sich
schon vollkommen hinreichend, das ganze sachverhftltnis auftuklftren;
Voigt hat noch zwei andere an Loschi gerichtete mitbenntzt, welche
Schio Wita di Antonio Loschi* (Padua 1858) nach einem codex der
Ambrosiana bekannt gemacht hat " auf grund dieser briefe hat
Voigt die allmähliche erwerbung der beiden Cicero-hss. sehr inter-
essant dargelegt, indes ist seine darstellnng doch nicht gans genau
den thatsachen entsprechend, weil er in folge irrtümlicher datienin-
gen auf die erwerbung der ersten hs. bezieht, was auf die swei bii
drei jähr später erfolgte erwerbung der andern hs. bezogen werden
musz. sämtliche briefe sind ohne jahresdaten. Voigt setst vier von
den briefen in das j. 1390 und bestimmt ihre reihenfolge also:
1) 'Ibimusne vir insignis' 4 juli 1390 bei Hortis im anhang;
s. 42 meiner schrift.
2) 'Gaudeo dilectissime fili' 21 juli 1390 bei Schio s. 155
3) *Nescio vir insignis' 24 sept. 1390 bei Haupt op. IE p. llS«*
s. 39 meiner schrift
4) Antequam ad illa' 29 sept. 1390 bei Schio s. 157
5) Tlusquam sextum' 16 juli 1392 bei Hortis im anhang; s. 43
meiner schrift.
nach meiner ansieht ist die Zeitfolge der briefe eine andere.
Der früheste brief ist der an Pasquino: 'Nescio vir insignis*;
er ist datiert 24 sept. auf das jähr der abfassung weist die Stella
hin, wo er von seinem ^ardenti mentis habitu' spricht 'quem ism
sexaginta annis tum ingenitum tum excultum confirmavi.' da
Coluccio 1330 geboren ist, so wtlrde sich demnach das j. 1390 er-
geben, nun aber war im sept. 1390 schon voller kriegszustand
zwischen Florenz und Mailand'^; zur zeit aber, wo dieser brief ge-
schrieben wurde, war der kriegszustand noch nicht eingetreten ; beide
mächte beschickten sich, wie aus dem nachwort erhellt, noch gegen-
seitig durch gesandtschaften , von denen sich Coluccio den besten
erfolg verspricht, daraus ergibt sich dasz der brief schon 1389
geschrieben ist, Coluccio mithin erst im 60n lebensjahre stand, es
noch nicht vollendet hatte. 5 tage später, den 29 sept«, ist der
'* übrigeos findet sich der brief an Loschi 'Oaudeo dilectissimt
fili\ sowie der eine von Hortis veröffentlichte brief 'Plasqaam •aztnm'
auch noch in einem codex der Gaddiana, wie ans Bandini III t. 670
erhellt. ^* die kriegserklärung Galeazzos ist datiert vom 25 april
1390, das von Coluccio gezeichnete gegen manifest der Florentiner vom
2 mai 1390; im letzten drittel des mai sind dann die feindseligkaitaii
eröffnet: s. die annales Mediolanenses bei Mnratori Script, rer. Ital.
XVI 8. 816.
▲VkrM: wiedenunffindaiig von Cicero« briefen daroh Petraroa. 243
Mef an Losdii *Aiiieqaam ad illa' geachrieben; es wird in ihm auf
dm Torigen benig genommen; er gehOrt ako aach in das j. 1389.
Mimebr folgt der brief an Pasquino : 'Ibimnsne vir insignis', datiert
im 4 jnli. ids Coluccio ihn schrieb, hatte der krieg schon Iftngere
wü gedaaert wie könnte Colnccio sagen 'wollen wir denn ewig
Mkweigen?' wenn die correspondens nicht einmal zwei monate ge-
nbt hatte, wie man bei Voigts datiemng annehmen müste. aoszer-
ten fernchert Colnccio , dass er des Paaqnino immer gedacht habe,
dl dis kriegsfeaer noch heftiger brannte ('qnando magis ardebat
UDarn'), und ftoszert gegen den schloss die bitte, bei (äileasto da-
km n wirken dass, falls noch einige bitterkeit vom kriege in den
iMcm Eurttekgeblieben wäre, diese sich mildem möge, dies alles
gütettet nicht den brief, wie Voigt will, in den anfang des krieges
n letsen, sondern nötigt eine Iftngere dauer des krieges voransia*
fKhuL er gehört also in das j. 1391. mit den Ciceronischen brie-
Ibb, die Colnccio hier erwfthnt, können daher nur die der Veroneser
h. gimeint sein, übrigens sÄgt Colnccio ausdrücklich, dasz er mit
di686m briefo die durch den krieg unterbrochene correspondenz
wieder an&ehme, ein neuer beweis dasz der erste brief: ^Nesoio vir
iitignis' nicht wfthrend des krieges, also nicht 1390 geschrieben
MS kann.
Der nftchste brief ist der an Pasquino Tlusquam sextom',
^stiert den 16 juli. er ist nach dem frieden, der im januar 1392 zu
Ocana geschlossen war, geschrieben. Pasquino hatte noch immer
^kti Ton sich hören lassen. Colnccio bittet ihn nichts weiter als
^i« twei werte Waleo vale' zu schreiben, auf dieses Waleo yale'
1^ Coluccio in dem briefe an Loschi 'Oaudeo dilectissime fili',
<^tiert den 21 jali, deutlich bezug. er teilt ihm mit dasz er nicht
BOT abermals an Pasquino geschrieben , sondern dasz er ihm sogar
luyerbis epistolae formulam' gegeben habe: ^sufficit enim si scrip-
i^t: valeo vale.' wenn Coluccio in dem vorigen briefe vom 16 juli
^ gesandten spricht *qui istuc veniunt', in unserm vom 21 juli von
^^ttndten 'qui istic sunt', so geht daraus hervor, dasz die gesandten
tt der Zwischenzeit in Mailand angekommen waren, eine solche
^Wentinische gesandtschaft im juli 1392 wird auch durch die Mai-
l'&diichen annalen bei Muratori ao. s. 820 bestätigt, es handelt sich
^ QBserm briefe demgemftsz auch um die briefe des Veroneser codex.
6. Für die kritik der briefe an Atticus ergeben sich aus
«em snnmehr ermittelten thatbestande einige consequenzen, welche
'^'^knre ansichten, die bisher in geltung gewesen sind, nicht un-
wesentlich modificieren.
Vor allem ist die annähme nicht mehr haltbar, dasz die über-
^''^«nuig dieser briefe auf italiftnischem boden lediglich auf dem
Kediceus oder seinem urvater , dem von Petrarca gefundenen Vero-
••«»«I, beruhe.
Es gab neben dem Veroneser archetjpus noch eine zweite hs.
^nemlichen briefe, auf welche Bartolommeo Capra den Leonardo
244 AViertel : wiederauffinduDg von Giceros briefen durch Petnick
Bruni in Pistoja aufmerksam machte. *^ sie enthielt ausser den brie-
fen an Brutus und Quintus nur 7 bUcher der briefe an Attieos.
Bruni schreibt über sie unter dem 1 novbr. 1409 an Niooolo Nicooli
nach Florenz, es sei dies zwar weniger als er gewünscht , aber«
würde sich doch wol einiger gewinn für die verbesserong ihrer teite
ziehen lassen, aus dem kleinem umfang dieses ^volumen antiqaisn-
mum sane ac venerandum' — es waren ja nur 7 bücher — scbloner
dasz die bisherigen texte aus diesem codex nicht künnten abgeeehrie*
ben sein. Hofmann meint nun , gestützt auf Mommsens annihme^
nach welcher der Mediceus bis in das 7e buch der Atticnabriefo
von Petrarca geschrieben sei, folgern zu können, dasz PetnrcM
archetypus nicht im ganzen , sondern in einzelnen stücken gefondea
sei , und dasz der neue codex des Capra wahrscheinlich eines jeMr
stücke des archetypus vom Mediceus gewesen, und schlieszt dana
weiter, da Coluccio sein exemplar (den Mediceus), ^ie aus den tat'
recturen am rande ersichtlich, nach dem archetypus bereitB Ter^
bessert, so würde LBruni, der nach Colucdos tode in den benta
des Mediceus gekommen, wol kaum noch viel ausbeute zur correctar
gefunden haben, da aber die annähme von dem Petrarcaschen Ur-
sprung dieses teiles des Mediceus nunmehr hinllLllig ist (s. s. 20^23
meiner schrift) , so fallen mit ihr auch sämtliche folgerungen dio
Hofmann aus ihr gezogen, beide Codices, der Veroneser archetjpa^
wie der Pistojeser des Capra, sind keineswegs identisch, sondertf^
durchaus verschiedene hss. nach den obigen äuszerungen Bnmis ip'
anzunehmen, dasz er selbst den Pistojeser codex zur oorrecturdi
Mediceus benutzt haben wird, demgemäsz werden anter den oor"
recturen, welche sich am rande des Mediceus in masse finden,
solche enthalten sein, welche diesem codex entstammen, nun be-
finden sich unter diesen correcturen solche die mit oi, dh. nach
gewöhnlichen, gewis richtigen deutung alias ^ bezeichnet sind, ihi
zahl ist, wie Hofmann ao. s. 23 mitteilt, klein, noch nicht ganz 40^
und nach dem 8n buch hören sie ganz auf. es wird also, fBhrt
fort, die hs. der sie entnommen sind unvollständig gewesen sein.
vermutet dann, dasz diese mit al bezeichneten lesurten jenen 60 brie —
fen, die Coluccio schon früher besessen '*, und den excerpten Petrazcia-^
entnommen seien, diese stammten aber beide auch aus dem Vero-
neser codex und konnten also nichts erheblich neues bieten. " fiel
näher liegt es anzunehmen, dasz diese lesarten aus dem Pistctjeser"'
codex Capras stammen, zwar hat Bruni nur 7 bücher der Atticas*
briefe in ihm bemerkt , die mit al bezeichneten lesarten hören aber
'^ 8. Leonard! Arretini epistolae ed. Mehas I e. 89, FHofmann
'der krit. apparat za Ciceros briefen an Attieas' (Berlin 1863} s. 06 und
besonders s. 60, Voigt ao. s. 63. >* s. Hofmann s. 4. " wenn diese
lesarten auch aas den excerpten Petrarcas, db. den citaten aus Ciceros
briefen in Petrarcas Schriften entnommen wären, so würden sie nichts
mit dem 8n buch aufboren: denn die mebrsabl der längeren eitate
stammt aas dem 9n bacb, einige anch ans dem lOn. s. die ttbersiehi.-
derselben s. 36 ff. meiner scbrift.
flViertel: wiederanfßndung von Ciceros briefen durch Petrarca. 245
it nach dem 8d buch auf; indes braucht uns dieser umstand an
iserer annähme nicht irre zu machen, denn Bruni hat, wie aus
iner erz&hlung hervorgeht, bei seiner ersten besichtigung den fund
ir oberflächlich gemustert; da er also schwerlich blatt für blatt
Dge wendet haben wird, so kann es wol sein, dasz er dafijenige blatt
erschlagen hat, welches die Qberschrift vom 8n buche trug, aus
MD inhalt der letzten blStter mochte er wol nicht ersehen , dasz sie
em 8n buch angehörten: denn er war mit den briefen an Atticus
odi nicht vertraut, wie aus seiner bemerkung hervorgeht, dasz
ie briefe an Atticus seines Wissens (^opinor') 14 bQcher umfaszten.
Ist diese deutung des Zeichens al richtig, so ergibt sich daraus,
181 diese correcturen nicht von Coluccio^ sondern von Bruni her-
Uuren. der umstand , dasz correcturen von Brunis band nicht er-
Khnt werden, ist kein beweis dasz sie nicht wirklich im Mediceus
ithalten sind.
Ich kann überhaupt nicht leugnen, dasz mir die autorschaft der
adbemerkungen im Mediceus, wie sie Hofmann annimt, doch nicht
uiz ausgemacht scheint, unter diesen randbemerkungen sind die
ichtigsten diejenigen, welche Hofmann als correcturen von manus 2,
t. von Coluccio, bezeichnet, sie sind so zahlreich und so glänzend,
« selbst der genialste und gelehrteste philolog sie nicht zu machen
1 stände gewesen wäre, er behauptet daher gewis mit vollem recht,
sz sie nach dem archetypus gemacht seien, demgemäsz musz er
nehmen, dasz der Veroneser archetypus nach Florenz gebracht
i, wo ihn Coluccio zur correctur benutzt habe, denn dasz Coluccio
n Pasquino nicht um eine neue correctere abschrift gebeten haben
nn, nachdem er von demselben eben erst die kostbare abschrift
m geschenk erhalten, bedarf keines beweises. indes ist die an-
hme einer Überführung des Veroneser archetypus nach Florenz
ch nicht unbedenklich: denn sie ist durch nichts bewiesen; ich
Ute meinen, wenn eine solche wirklich erfolgt wäre, so hätte sich
r codex in der für derartige Studien begeisterten stadt erhalten,
rade wie sich der Vercellensis erhalten hat, und wäre nicht gänz-
b verschollen, es wäre also wol die frage aufzuwerfen, falls nicht
i Schrift die autorschaft Coluccios auszer zweifei stellt, ob die cor-
^tnren von manus 2 nicht vielleicht von Antonio Loschi herrühren.
Icher, wie wir jetzt durch Voigt wissen , im auftrag Pasquinos
i copierung des Veronensis betrieben und beaufsichtigt hat; es
izt sich doch annehmen, dasz dieser, als ein sachkundiger mann,
) abschrift vor ihrer absendung an Coluccio einer genauen cor-
rtnr nach dem archetypus wird unterworfen haben.
Voigts Vermutung, dasz aus dem codex Capras die lücke ergänzt
, welche sich im Mediceus im ersten buch der Atticusbriefe findet
{ fehlt fast der ganze 18e und der 19e brief bis auf die letzte zeile),
fft gewis das richtige, dagegen ist seine annähme, dasz das als
eites bezeichnete buch der briefe an Brutus vielleicht diesem codex
tstamme und von Bruni bei der ersten schnellen prüfung über-
246 AViertel : Wiederauffindung von CiceroB briefen durcb Petararca.
sehen sei, unmöglich, die briefe des jetzigen zweiten bucbs gebOn
der abfassungszeit nach vor die des jetzigen ersten und haben, wei
sie mit dem ersten zusammen in Einern codex gestanden haben, jedei
falls vor demselben gestanden, denn wie wir durch EFHermann
wissen , gehörte das jetzige zweite buch zum achten , und das enr
bildete das neunte buch der ursprünglichen samlung. Bruni kenn
das zweite buch also, wenn es in dem codex mitenthalten war, nid
übersehen, weil es den anfang hätte bilden müssen, diese briefe d
zweiten buches sind in Deutschland gefunden und erst durch die au
gäbe Cratanders (Basel 1528) in Italien bekannt geworden. Victorl
bezeugt dies ausdrücklich, er sagt in den anmerkungen zu diea'
briefen: 'sex has epistolas, ut a Germanis accepimus (qui se
vetusto codice eas reperisse testati sunt), ita damus.' die falsc
numerierung als zweites buch ist erst von Schütz aufgebracht.
Der Mediceus ist bekanntlich auch am schlusz unvollstftnci:
er hört bei den werten non serventur magnqm XVI 16 beilage B m
und enthält die vier weiteren beilagen C D E F nicht mehr, wol
stammt der schlusz? etwa aus dem Veroneser archetypus? wS
dies der fall , so müste man annehmen dasz Coluccio seine abschr
ohne die lücke bekommen, durch einen unglücklichen zufall aber <
letzten blätter verloren hätte, diese annähme ist indes ganz unstal
haft ; es ist ausdrücklich bezeugt dasz Coluccio seinen besitzverma
'Hie liber est Coluccii Pyeri de Stignano' gleich unter die letzt«
werte der abschrift gesetzt hat; er hätte dies doch sicherlich niol
gethan , wenn er die aussieht gehabt hätte die letzten blätter no<
erhalten zu können, dasz es für ihn aber ein leichtes war den schlai
zu bekommen, wenn derselbe im Veroneser codex überhaupt vo:
banden war, bedarf keines beweises. der Veroneser codex war all
selbst schon am schlusz verstümmelt, und die ergänzung, welche 8i(
zb. in den editiones principes von 1470 findet, musz also aus ein
andern quelle stammen. " Hofmann nimt als quelle einen codex a
der von Poggio aus Costnitz nach Italien gebracht sei und zw
nicht sämtliche briefe an Atticus , aber doch den schlusz enthalt
habe, in dieser begrenzung will er die irrtümliche nachricht d
Blondus von der auffindung der Atticusbriefe bei gelegenheit d
Costnitzer concils gelten lassen und combiniert damit eine notix d
VespasianOy der diese nachricht des Blondus wiederholt und d<
fund mit dem namen des Poggio in Verbindung bringt, aber Pogg
selbst, der in auspreisung seiner entdeckimgen wahrlich nicht bl0
ist, erwähnt eines derartigen fundes mit keiner silbe. Hofmanns a
nähme ist also unmöglich ; man musz vielmehr mit Voigt die exisie
eines dritten codex annehmen, aus dem nicht nur der fehlende sehk
" 'zur recht fertigong der echtheit des briefwechsels iwiBchen Cioc
und M. Bratas', le abt. (Qöttingen 1846) «. 16. <• ob die aadi
Florentinischen hsf. , welche doch wol nach dem codex Colaeeioi |
macht sind, den schloss der Atticusbriefe haben, kann ich ana Baodi
nicht ersehen.
EGlaser: zu Vergilius zweiter ecloge. 247
der AtticQsbriefe, sondern gewis auch manche abweichungen italiä-
Biseber bss. vom Mediceus stammen.
Man sieht, auf wie schwankendem gründe sich die kritik der
Atticosbriefe noch immer bewegt, mehr Festigkeit würde er ge-
winnen , wenn wir das Verhältnis der andern Florentinischen hss.
dieser briefe (der codd. XIX — XXIY des plut. XLIX, insbesondere
des cod. XXIV, der von Poggios band geschrieben ist) zum Mediceus
ftbersehen könnten, aber es fehlen von diesen leider immer noch die
so notwendigen collationen. mancher zweifei würde auch beseitigt
werden, wenn wir die umfangreiche correspondenz Ck)luccio8 in
einer vollständigen geordneten samlung vor uns hätten, möchte
der wünsch Voigts bei den Italiänem gewicht genug haben , um
endlich eine solche samlung ins leben zu rufen !
KöRiQSBERQ. Anton Viertel.
as.
zu VERGILIUS ZWEITER ECLOGE.
Die folgenden zeilen sollen zur ergänzung meines in Gera 1878
gebltenen Vortrags ttber 'ecloge II IV und X' dienen.
Dasz Vergilius mit der zweiten ecloge weder eine einfache Theo-
^tstndie noch auch ein wirklich tief und ernst gemeintes liebes-
gedieht beabsichtigte, wird mir unzweifelhaft durch Propertius III
32, wo dieser dichter, nachdem er von v. 59 ff. an in den Worten
tne luvet hesternis posUum languere caroUis^
quem tetigit iactu certus ad ossa deus usw.
sein tiefgehendes wirkliches liebesleid geschildert hat, als gegensatz
den Vergilius nennt, von dem er sagt:
tu canis umbrosi subter pineta Gäkiesi
Thyrsin et attritis Daphnin harundinibus ,
utque decem possint carrumpere mala pueüas.
^d ntchher von v. 73 an
felix intactum Corydon qui temptat Akxin
agricolae domini carpere delicias.
venn Propertius, der den Verhältnissen doch nahe stand und richtig
urteilen konnte, von einem intactus Alexis redet und dabei den Ver-
SJUus doch felix nennt, so musz klar sein, dasz er jene Corydon-idjlle
Qidrt &ls den ausdruck einer factischen unglücklichen liebe des Verg.
'I* jenem knaben auffaszte, sondern als eine heitere fiction, wie ich
^« aof der 33n philologenversamlung nachzuweisen bestrebt war.
^ch spricht die stelle des Apulejus apol. 10 zu meinen gunsten»
^^Icbe sa^t dasz Verg. den Alexis pseudonjm in einem bucolico
^^^dicro gefeiert habe, dieses ludicro an jener stelle scheint mir bis-
^^^ zu wenig beachtet worden zu sein, übrigens schlieszt die stelle
^ Apulejus auch die annähme einer in ecl. 2 vorliegenden puren
^boUtadie' oder besser gesagt ^Theokritstudie' ganz entschieden aus.
GiEszEN. Emil Glaser.
248 JAmoldt: zu Vellejui [U 4^, 1].
34.
ZU VELLEJÜS.
II 49, 1 (bei Haase und Halm 48, 6) nunc proposUo
forma redcUUur^ si prius grattüatus ero Q. Catülo^ duobm
MeteUoque et HartensiOj qui^ cum sine invidia in re publica i
eminuissentque sine periculOj quieta aut certe nonpraec^
ante inüium heUorum civüium morte functi swü. so hat H
stelle nach dem apographum Amerbachii und der editio
Basileensis drucken lassen, während Haase zwischen non p9
und fatäli die conjunction ac einschaltete (non praecipüata i
wie vor ihm EFriebel Oraec. satjrogr. fr. s. 149 sed. Ma
bemerkt dazu adv. crit. U s. 304 : ^mortis genus uno adiecl
ita definitur, ut prorsus otiosum sit ante eam quietam dice
praecipitatam, cum praesertim quieta mors vix Latine a
itaque recte iudicant, qui haec adiectiva alio trahunt. se(
Kritzius referri vult ad praecedens rep. , id interpositis ilJ
issentque sinepericulo fieri nequit, ac ne ea quidem post q\
Lipsio satis commode additur. verum ipsum praecipitata
contrarium ponitur quietae reip. scribendum puto : quietc
non praecipiti civitafe. propter similitudinem litterar
civi duae vooes truncatae coaluerunt. civitate Buhnkenius
bei dem allem glaube ich doch dasz diejenigen erklärer auf
tigern wege gewesen sind , welche qtnäa aut certe non pn
mit dem folgenden morte verbinden wollten, denn auf di»
düng ftlhrt der natürliche zug der worte, und bei derselbe:
det jeder anstosz, sobald man sich dazu entschlieszt 6in
dem texte auszuscheiden, dieses wort ist aber gerade das t
welches ich ftlr eine durch den ungewöhnlichen ausdruck i
praecipitata veranlaszte, später in den text eingedrungen
zu non praecipitata halte, denn ohne dieses fatali sind in
sammenhange die worte qui • . quieta aut certe non praecip
initium heUoriMi civüium morte functi sunt ebenso klar wi<
nend, wenn man mors praecipitata mit Kritz auffaszt als
acoelerata, sive mors quam quis ipse sibi oonscivit'. nu
aber, wenn es sonst, wie M advig annimt, auch wirklich i
kommen sollte, dttrifte hier schon deshalb keinerlei bed<
regen, weil dem Schriftsteller wegen der mit aut certe einj
restriction ein bescheideneres epitheton wie ^i^ jedenf
messener erscheinen muste als etwa placida, nach meine
also ist an der Überlieferung unserer stelle nichts weiter i
als eben nur fatiüi in klammem einzuschlieszen.
GuMBiNMEN. Julius Ar
Moriz Schmidt: zu HoratiuB dritter saure des eraten baclu. 249
35.
ZU HORATIUS DRITTER SATIRE DES ERSTEN BUCHS.
Horatius hatte ak emeuerer der satirischen poesie einen drei-
&cheD angriff aaszuhalten, ein teil der römischen leserweit stiesz
neh lediglich an der äuszem form und regte, gewöhnt an die mode
gvwordene kunstvolle nachbildung griechischer muater, den sweifel
la, ob dies anspruchslose, wenn gleich an hexametrischen rhjthmna
gebundene geplauder wirklich ansprach auf den namen einer poeti-
lehen leistung erheben dtlrfe. dieser angriff schien dem dichter bei
Ab&ssung der dritten und vierten satire keiner augenblickliehen be-
gegnung zu bedürfen, alias qiiaerafn sagt er selbst sat. 1 4, 63 — 65
tMtlum poema sü necne. nunc iUud tantum quaeram, meritane hoc
Kribendi genus iibi suspedum sU. mochte man doch immerhin
dk form bemängeln, wenn man nur nicht auch gewagt hätte aus
bieten dichtungen ungünstige Schlüsse auf den adel seines gemüts
ond die lauterkeit seiner gesinnungen zu ziehen, aber auch diese
Viren angegriffen und in frage gestellt worden, während er selbst sich
BOT der kleinen Schwachheit bewust ist, zu eigner belehrung sich jedes
tifmm und seine folgen unter dem bilde einer bestinmiten person,
welche dadurch ihren ruf geschädigt hatte, aufs papier zu fesseln
(1 4,128a^tef«a opprobria saepe absterrent tHtiis. 106 exemplis vUiorum
9^taeque naiando. 136 hoc guidam non belle: numquid ego ÜU im-
ffvdens olim faciam simüe?)\ während er solche Zeichnungen selbst
un engem freundeszirkel nur auf besonderes andringen (73), aber
niemab vor einem gröszem publicum zum besten gegeben hatte,
i^b dessen geschmack es durchaus nicht ist, sich bei allgemeiner
^tteny erder bnis einen sittenspiegel vorhalten zu lassen (24); wäh-
nnd er sich kaum ernstlich bewust ist den spöttischen freimut wol
^<ich zuweilen zu weit getrieben zu haben (104) : beschuldigte man ihn
^ verletzen anderer seine besondere lust und freude zu finden (78),
*<^t ihn einen lividus und mordax (93), einen niger (91), dem es
9^ nicht darauf ankommen würde, seinen besten freund an den
prtnger zu stellen, wenn er dadurch die lacher auf seiner seite hätte
(^ö), weil er eben seine einfalle auf das gewieher des groszen haufens
^^hne (83). diese angriffe gegen seine Sittlichkeit sind es, denen
^ ii der vierten satire um so bestimmter entgegentritt, je laxer und
^klarer die begriffe dieser meiner gegner selbst über feinen witz,
ireimot, biederkeit usw. waren.
Auszer diesen angriffen hatte er sich aber noch eines dritten
'^ vrwehren, welcher bisher weniger beachtet worden ist (wol weil
Boratiuö selbbt 5a/. II 1 ihn nicht weiter berücksichtigt), man
*^tte meinen sollen, gerade die stoischen tugendprediger hätten
'^it dtm kämpfe , den er in seinen sermonen gegen die vUia führte,
Zufrieden siein sollen, allein es wiederholt sich hier die oft zu
übende erfahrung, dasz wir uns schlieszlich denjenigen am feind-
Ja^•rb•icher für t\%ss. phiiol. IMU hft. 4. 17
250 Moriz Schmidt : zu Horatins dritter satire des enten bnclii.
seligsten gegenüberstellen, welche in Verfolgung desselben xiel<
doch nicht geneigt sind mit uns gerade durch dick und dfinn i
gehen, während Hör. der zweiten classe seiner gegner schon zu we
gieng , gieng er den aretalogen noch nicht weit genug, wie hfttl
auch die prickelnde fenUa, mit welcher der Satiriker leichteren ui
tugenden den rücken strich , jener nachsichtslosem secte genOgf
sollen , welche zwischen verzeihlichen vergehen und strafwürdige
verbrechen kaum noch einen unterschied statuierte und statt d<
scutica überall mit dem horrendum flagdlum bei der band war? nu
hat die veranlassung zu der 3n satire des ersten buches in dem b(
dürfnis des dichters gefunden Murch die mitteilung seiner gnmc
Sätze über die art, wie man die un Vollkommenheiten anderer b<
urteilen müsse, ein Zeugnis für die freundlichkeit und milde seine
gemütes abzulegen und den ungünstigen eindruck, den die von ih
erneute poesie auf seine Zeitgenossen machen muste, zu lindem ot:
die besorgnisse zu entfernen, die eine so freie äuszerung persönlich«
Spottes von einem günstlinge des Maecenas im publicum erregte
dabei, sagt man, habe er dann von v. 76 an gelegenheit genomm«
den grundsatz der stoischen moral peccata fere paria esse, in welch«
die harte behandlung anderer eine vollkommene rechtfertigung fand
als philosophisch unerweisbar darzustellen, allerdings, räumt man ein
bestehe zwischen v. 75 und 76 ein ziemlich lockerer Zusammenhang
allein es zeige diese satire den dichter überhaupt noch nicht auf dei
vollen höhe seiner kunst. man würde über anlasz und kunstwer
dieser satire wahrscheinlich längst richtiger geurteilt haben , wem
man sich eben jener dritten classe von gegnera erinnert hätte, an
deren angriffe sie die eingehende erwiderung enthält : — man wttrd
aber dann auch gesehen haben , dasz uns diese satire leider nur i
einem defecten zustande erhalten ist, insofern gerade derjenige tei
welcher den Schlüssel zum richtigen Verständnis enthielt, die nicb
unerhebliche einbusze von genau 18 versen erfahren hat. am e
kurz zu sagen, von allem, was Hör. dem äliquis des 19n verses i
den mund gelegt hatte , ist uns nichts mehr erhalten als die zwi
Worte quid tu? alles uns erhaltene gehört der erwiderung des Hoi
an, welchen in dem verlorenen stücke nicht etwa der Vorwurf eine
zu strengen, sondern gerade der gegenteilige einer zu na oh
sichtigen beurteilung menschlicher vitia getroffen hatte , welch
mit viel schneidigeren waffen als dem lächerlichen gertohen poeti
scher satire zu bekämpfen seien.
Der beweis ist folgender, die verse 1 — 19, die Zeichnung des lai
nischen, aus einem extrem ins andere Überspringenden Tigellius leae
sich ohne anstosz. ebenso anstoszlos ist das stück v. 38 — 72, über desee
Zusammengehörigkeit schon die durchgehende Verwendung der erste
person plur. (jaraevertamurt erraremus^ debemus^ invertimus^ cupimm
damus, versamur^ vocamuSy inquitnuSy sancitnus)^ wie bereits va
andern bemerkt ist, keinen zweifei aufkommen läszt. und nicht mia
der stetig schreitet die gedankenreihe in den versen 73 — 142 fori
Mom Sdmidt: ni Homtiiii dritter Mftire dm entn lyiidii. 251
k dtna du i mg des selteunen grimdsat^ der etoiseheii
fUoeophie i oer g\ . hbeit aller fehler nnd der notwendigkeit eines
gkiefaeii stnfimMses fftr alle vergehen durch denselben sati 'dass bei
dsr allgemeinen nachsichtsbedOrftigkeit gegenseitige nachsieht die
baais Ar ein behagliches geselliges leben sei' eingeleitet nnd abge-
schlossen wird, dagegen ist nicht sa leugnen« dasz twischen den swei
Istiigenannten stQckmi ein rechter susammenhang nicht stattfinde,
vongstena nicht in bequemei weise fühlbar werde, die versgruppen
M — 72 nnd 73 — 75 enthalte swar jede für sich eine Tollkommen
ricUige bemerkung; aber 1 n sidi füglich an den sats *wem
Beine Tonflge schwerer wii als meine unTollkommenheiten,
fSehler werden auch i mir leichter befunden werden als
TorsOge' der nachfolgenae satz in der fassung *wer für seine
grtbem fehler nachsieht bcuinsprucht, wird sie doch kläglich gegen
die geringeren fehler anderer üben' anschliessend ohne die verkehrte
wociUllnng su erwecken, dass sich Hör. den dufeis amkus mit den
gröberen, sich selbst mit den geringeren mftngeln behaftet denke?
vethngte nicht vielmehr die gesunde logik für denselben gedanken
Uar die form 'wer mir auch grObere versehen nachsieht, dem werde
idi doch billigerweise seine kleinem schwBchen veneSien'? man
lasn sich also durch die fntura panehir und ignoioä nicht irre leiten.
ihn aadibarschaft ist hier ebenso verdichtig wie die rasdie wieder-
kAr des aeqmnnst in den versen 69 und 74.
Koch rathloser aber stehen wir den 18 versen 20 — 37 gegen«
Ab«, sowol was ihren eignen innem susammenhang betrifft als die
ttOgfitteit sie mit den voraufgehenden und nachfolgenden partien
n ferfcattpfen. und doch ist anderseits in der fortlaufenden an-
ipndie einer bestimmten fingierten person (20 nuUane habes vUia^
^amtua pervideas^ 27 at tibi contra evenü^ 28 viiia ut tua^ 33 ai
^ tmicuSy 34 f. ie ipsum eoncute numqua tibi) ein zu deutlicher
%Bneig gegeben, dasz dies ganze sttick notwendig bei einander
^bei müsse, als dasz der gedenke, für eine oder die andere vers-
ttSMe an irgend einer andern stelle ein vereinzeltes unterkommen
n toehen , nicht von vom herein als unhaltbar aufgegeben werden
*Uts. wir stehen also vor der altemative, entweder das ganze stflck
^leiaer stelle zu belassen, oder uns für sämtliche 18 verse nach
^ sndera stelle umzusehen, da aber die Unmöglichkeit die über-
^^Arsag in ihrem ganzen umfange festzuhalten durch HMuther (Co-
^Bigir Programm 1871) aufs evidenteste dargethan ist, so bleibt uns
^^ sadere aussieht auf herstellung des gedankenzusammenhangs
4 dsreh das angedeutete mittel der Versetzung des ganzen stttcks
*^ lenie zu suchende ursprüngliche stelle, es liegt nahe als diese
"Wie eben den Übergang von v. 72 zu 73 zu vermuten, an welchem
^ ins vergeblich nach einer brücke zwischen den 68—72 und
^^76 ausgesprochenen sfttzen umsahen in der that hat denn auch
^b^ 10. den glücklichen und unzweifelhaft richtigen gedanken
8^t, die 9 verse 29—37 hinter v. 72 snrückzuversetzen« wo sie
252 Moriz Schmidt : zu Horatius dritter satire des enton baolu.
als beispiel ftii; die in y. 70 empfohlene compensatio der vUia mit
den bona durchaus am platze sind ; die übrigen 9 versa 20 — 28 da-
gegen ihrem alten Schicksal in der Verbannung fortzuexistieEün nn^
weiterhin gründlich misverstanden zu werden ttberlassen. seltsui^
genug, dasz ihm nicht auch der so nahe liegende gedanke kam, diet^
9 fremdlinge v o r v. 73 einzufügen, wodurch mit einiger nachhil^'
das ganze wirrsal sich in der befriedigendsten weise lOst« in
versen 74. 75 liegt ein sehr fühlbarer nachdruck auf den woi
posttdat und poscentem. die regel ist, dasz der mensoh für seb
schwächen die nachsieht anderer in ansprach nimt. sie bat al
auch ihre ausnahmen in jenen schamlosen burschen, die sich den
lasz für ihre Sünden selber erteilen, eine solche ausnähme
Maenius. das qui des v. 73 heiszt also nicht einfach Ver* sond^ni
Ver dagegen' und verlangt dasz die verse 21 — 23 ihren platz oa-
mittelbar vor v. 73 wiedererhalten, sobald sie aber aus ihrer gegen*
wSrtigen Umgebung herausgehoben werden, erhält dieselbe folgonde
gestalt zurück :
20 nuüane hohes vüia? immo alia et fortasse minara,
24 stulitts et improbus hie amor est dignusgue notort.
cum tua pervideas octdis mala lippus inunctis^
cur in amicorum vUiis tum cemis aeutumj
quam aut aquüa out serpens Epidaurius? at tibi amin
28 evenity inquirant vitia ut tua rursus et HU.
das ist freilich zunSchst unsinn , läszt aber doch den sitz des fehler^
in vollster deutlichkeit erkennen. ' es ist bekannt, welche not dftSi
Interpreten daa pervideas in v. 25 gemacht hat, dessen feststehenA^
bedeutung =perspicerey acute videre dem hier vermuteten gedankeft
nicht minder widerstrebte, als es dem philologischen bewostsein ta-
widerlief, dem worte die entgegengesetzte bedeutung ^übersehen'
unterzusc^eben. wie die Sachen jetzt liegen, bedarf es keines groszea
maszes von Scharfsinn, um die zwischen minora und pervideai be-
stehenden beziehungen wiederzuerkennen, und um dieselben wieder
herzustellen, keines gröszem kritischen gewaltactes als der Ver-
änderung von cum (quom) in quam (uty^ von der die ausstounng
des V. 24 nur als die unvermeidliche consequenz zu betrachten ist
der hauptfehler ist hiermit beseitigt, die erkenntnis und
der übrigen schaden ist nun verhältnismäszig leicht, da nach
bisherigen erörterung für die verse 20. 24 — 28 kein anderer plati
übrig bleibt als der zwischen 37 und 21, dh. da v. 20 den gedanken-
gang von v. 34 — 37 fortsetzen musz, so ist vor allem ne ein unga-
höriges frage wort, nachdem der rath erteilt worden war: 'fiberdies
klopfe nur einmal dich selbst gründlich aus, und sieb, welcher
schwärm von angeborenen und angewöhnten schwächen dir ent»
gegenflattem wird', konnte nicht mit der frage fortge&hren werden:
'hast du denn keine fehler?' die natürliche frageform war vielmdir:
'oder hättest du keine fehler?' also nuUa an habes vitia? feznor ist
aber auch alia et fortasse minora unmöglich band des diobtaii.
Moris Sohnudt: in Hontiat dritter tatire det entn Inuhi. 2fi8
dk frage T. 36 f. *wanim haet du denn fttr die schwlclieii deiner
ftümde aoldien adlerblick?' zeigt deutUoh, dan dem gefragteiii
ladidem das eingeatttndiiii der fehlerhaftigkeit erfolgt iat« auch der
iviiich abgeedmitten werden sollf den mangel an grflndüeher selbat*
■kanntnia durch eine sckwftchere geistige tehkraft tu entaebnldigsn.
im eingeatlndnie hat daher rundweg durch ein schlichtes immo wol
«folgen, die weitere frage des fingierten Sprechers aber hftt nidit
im niedem grad (am allerwenigsten die art) der fehler, sondorn
in Sehkraft, den mangelhaften blick für die eignen schwichen sn
Mcaeii> das aber wird erreicht, sobald wir lesen:
mUa an hahes vitia? immo; aciem at fartasse rnmarem^
quam ut Uta pervideas oadis mala (nicht mäk) Uppus immcHs?
dia. dass da keine fehler hftttest, wirst du selbst nicht sagen wollen ;
%l>er aoch das mnsst da dir nicht weissmachen wollen, dasz dir der
^KOgenaoster Selbsterkenntnis nötige Scharfblick abgehe: denn fttr
^^Us fehler anderer ist er ja im reichsten masze Torhanden. auch hier
Wtdie indenmg von AllAet in ACt^T eine äusserst geringfügige,'
^^nd die sweite Ton minara in mmori nur eine consequenz der ersten.
Es bleibt uns nur noch nachsaweisen, dass der gedankengang
%igen den nunmehr nOtig gewordenen anschlusi des yerses 38 an
^1 keinen Widerspruch erhebt, dieser beweis ist leicht erbracht.
fler dichter sagt jetzt, die sache vom nfitzlichkeitsstandpunct aus be«
trachtend : warum aber durch solchen Spürsinn den Spürsinn anderer
gegen sich herausfordern? wir sind ja doch im allgemeinen, fein-
fttUigir als Maenius. der wüste freilich sehr gut, was für ein kerl
er war, machte aber auch gar keine ansprfiche auf glimpfliche be-
nrteünng durch andere, sondern setzte sich über das urteil der weit
hinw^ und antwortete auf vorhält seines Sündenregisters mit dem
schlechten witze: egamet mi ignasco. wir andern dagegen, die wir
eine schonende beurteilung unserer gar nicht so kleinen schwächen
ab eise wolihat empfinden und wünschen, werden uns dieselbe wol
durch nachsieht gegen die kleinen Untugenden anderer verdienen
müssen.
Das resultat der bisherigen Untersuchung ist dasz, wenn wir
anf die verse 38—72 zunächst 29—37, hierauf 20. 26—28. 21—23
folgen lassen und alsdann zu v. 73 fif. zurückkehren, die ganze partie
88—143 in bester abfolge der gedanken verläuft, wer der Sprecher
in dBesen 105 versen sei, erfahren wir aus v. 63 f. quälem me saepe
otiulerim tibi, Maecenas, mit bestimmtheit. es ist niemand
als der dichter selbst, der sich in ihnen mit dem dUqms des
T. 19 auseinanderzusetzen beabsichtigt, da nun aber v. 1 — 19 eben-
fiaUs dem dichter gehören und dieser düqms in v. 19 noch nichts als
die warte quid tu? gesprochen ^at, in denen absolut nichts enthalten
iil, was den dichter zu einer so ausführlichen kundgebung seiner
aaaehaaangen über das bei beurteilung anderer einzuhaltende mass
kälte veranlassen künnen, so folgt mit notwendigkeit, dass uns die
254 Moriz Schmidt: zn Horatias dritter satire das enten bmli«.
Worte jenes aliquis verloren gegangen sind aach Mather ao. bu
den verdacht ausgesprochen, dasz diese satire schadhaft überliefert
glaubte aber die lücke hinter y. 28 suchen zu mflssen, da es i
nicht gelingen wollte zwischen diesem und v. 38 eine haltbare
dankenbrOcke zu schlagen, wenn wir den defect hinter v. 19 ancl
60 befinden wir uns in der glücklichen läge auch denftaszemnrspr
desselben nachweisen zu kOnnen.
Die von uns versetzte versmasse beträgt deren 18. wir sa
uns aber genötigt diese 18 verse in d6r art zwischen 72 und 73 •
zuschalten, dasz wir ihre zweite hftlfte (10—18) an den v. 72
schlössen, der ersten hälfte dagegen (1—9) ihren platz vor v. 73
wiesen, dieser umstand führt uns auf eine handschrift, in welc
jede pagina 9 in zwei zeilen gespaltene hexameter enthielt, so c
die verse 29—37 die Vorderseite, die verse 20. 24 — 28. 21—23
rückseite desselben blattes füllten, danach schlosz in dieser hs. v.
die rückseite des voraufgehenden blattes (c), w&hrend v. 73 die i
derseite eines blattes (a) begann, zählen wir nun von v. 72 an rtl
wärts, so füllen die verse 38 — 72 genau die yier Seiten eines dop]
blattes (Cc), welches innerhalb des ganzen fascikela das innei
doppelblatt war, während der anfang der satire bis y. 19 und
verse 73 — 90 ebenfalls ein doppelblatt des fa8cike]8(ila)flillten.
nun zwischen beiden ein drittes doppelblatt (jB 6), dessen lei
hälfte (h} die verse 72 und 73 trennte, so muste die erste hfti
(jB) notwendig mit ihrem texte die verse 19 und 37 auseinand
halten, sie ist aber verloren.
Das nachstehende täfeichen wird diese Sachlage klar machen:
2—10 )
11 — 19 ) lunonis — quid tu?
neun verse |
neun verse
^Q 38—46 I iUuc — maleparvus
46—64 ) si cui — servat amicos
55—63 I at nos — Itbenier
64 — 72 i ohtulerim — ponetur eadem
29 — 37 I iracundiar — innascüur agris
20—28 ) nuUa an — {rursus et Uli) inquU
73—81 )quine — ligurrierü ius
82 — 90 ) in cruce — mensave caiinum
11—19
20— 28(
29—37)
38—45
46—54
55—63
64—72
73—81
82—90
91—99
100—108
Wann die trennung der blätter jB& und in folge dessen der ^
lust des blattes B stattgefunden hat , ist nicht zu sagen und töI
gleichgültig; dasz er jedoch weit hinter die letzte recension <
Mavortius zurückreicht , ist daraus klar , dasz unser gegenwftrtii
text nichts anderes ist als ein mislungener versuch die zwischen
und 38 wahrgenommene lücke durch das lose blatt b zu ftülen.
yiel leuchtete dem redactor, auf den unser text zurückgeht, ein, d
y. 19 quid tu? und v. 29 iracundiar est absolut nicht aneinaiM
Moni Schmidt: lu Hontiat dritter utire das enieii bnehi. S65
pftsaten ; wenn jedoch der text der rfickseite von b auf dies quid iuf
folgte, eich eher ein anschloez gewinnen lieez* die frageform nuOa
JN hohes vüia? paeete zwar aach nicht, war aber leicht genug in
mmUane za Terwandeln, und nach dem spotte des Hör. tLber das in-
eonseqnente gebahren des Tigellins mochte die vorworfsFoUe frage
fmid^ tu nuBane habes vüia? auf den ersten blick sogar höchst
passend erscheinen, es lohnt der mtthe dies beispiel redactioneller
willkfir etwas nfther za betrachten, um denn doch nicht in allen
flülen aus lauter respect yor der sog. fiberlieferung vor etwaigen
aelieinbar radicalen heilmitteln zurttckzuschrecken, wenn der gesunde
nMBichenverstand sie fordert, in unserem fjadle trage ich kein be-
dmktak auszusprechen: nicht blosz die ganze fisssung des ▼• 20,
•oadem die ganze fassung welche die yerse 20 — 29 in allen unsem
has. haben, ist das machwerk eines alten kritikers, der sich in seiner
rmthlosigkeit nicht anders als durch die schnödeste yerunstaltung
•ÜMs TöUig gesunden, aber f&r seine zwecke unbrauchbaren teztes
za helfen wusie. auf die von ihm selbst fiibricierte firage mülane
kaba vUia? liesz er den dichter antworten: mmo aUa. neue frage:
€i (oder af) fortaase minara? antwort des dichtere, wie sie, wenn
OTBit gemeint, nicht yerrttckier gedacht werden kann: ich spreche
wii Mienius: egamei mi ignaseo* dritte frage mit dem zweifelsohne
^<Mi ledactor beabsichtigten stich auf die Horasisdhe lijRpihida: wenn
^a li^ppus nun für deine fehler blind bist, warum siehst du anderer
tckwiehen so g^t? aber die revanche wird nicht ausbleiben! — So
^gtiehmackt das nun alles ist, es ist doch wenigstens einigermaszen
ein nuimmenhang hinein zu interpretieren, unddieexegese hat darin
das ffl({glich8te geleistet, wenn der redactor aber weiter ohne jede
▼ennitilung den angriff auf den dichter mit iraeundhr est paulo fort-
i^tzen Iftszt, so hat ihn dazu schwerlich etwas anderes bestimmt als
die glazliche Verlegenheit diesen 9 versen ein anderweitiges unter-
bmmen zu beschaffen, denn so viel einsieht meine ich ihm doch
^h iQtrauen zu dtLrfen, dasz in der frage nuüane habes vüia? längst
^c&ta dieselbe auf f orderung zur selbstprüf ung erfolgt war, wie sie
direct in den Worten denique te ipsum cancute^ numqua tibi vüumum
^^9tteht dim natura liegt, respect vor dem Sprachgebrauch hatte
^ frinlich nicht, dasz dieser pervideas nur im sinne von perspicue
^jdesi gestattet, geniert ihn wenig ; warum soll es nicht gelegentlich
^^itnil *tLbersehen' oder blosz 'sehen' bedeuten ? und damit Maenius-
^onlios seinen gründlichen rüffel bekomme , wird er mit dem versa
^Wffiii et improbus hie amor est dignusque notari abgekanzelt, in
Welchem sich dann amor gefallen lassen musz atnar sui zu bedeuten,
^öder hat es ihm selbst JMOesner geglaubt: 'lippi sumus ab amore
^iisio nostri' ; und erst Muther hatte den mut der dmcria und er-
^>&]Ue darin richtig eine misbilligung der verliebten narrheit des
^hinus (ich hatte früher einen platz für ihn hinter sat. 12, 110
8^cht). auf der Vorderseite des blattes C verlangt in der that auch
^ wlenzahl einen vers mehr; sie würde sich ohne ihn nur auf 8
256 Moriz Schmidt: zu Horatius dritter satire des entan bndn.
Zeilen belaufen, die Mnihersche conjectur ei 9i für et isti ist jedoch
verunglückt, schreibt man :
38 iUuc praevertamur, amatarem quod amicae
turpia decipiufU caecum vUia^ atä etiam ipsa haec
delectant {vduti Bälbinum pdlypus Hagnae)^
vettern in amicitia sk errareMiis et isti
errari nomen virttis posuisset honestum?
43 BS 24 stuittis at improhus hie amor est dignusque notari.
so ist hier alles in Ordnung, aber wahrscheinlich auf der rttckseitt
yon h der ausfall eines verses anzunehmen.
Mit dem beweise, dasz unsere satire ursprünglich 160 statt 142
verse umfaszte , wären wir ans ziel gelangt, wie viele von den 18
abhanden gekommenen versen auf den angriff des gegners entfielen,
wie viele davon noch auf die antwort des Hör. kamen , ehe er mit
seinem iüuc praevertamur einsetzte , das müssen wir uns aUerdings
nicht zu wissen bescheiden, ist denn nunmehr aber alles was la
Hör. entgegnung gehört eine passliche antwort auf den Vorwurf n
groszer milde und auf die stoische Verurteilung der satire als einer
für die vitia der menschlichen gesellschaft viel zu gelinden strtf-
form? man sollte es meinen: denn sie weist denselben energisch
durch die beiden stltze zurück, dasz, wenn einerseits schon die n^dttaSt
dh. das eigene Interesse der menschen, die doch nun einmal' mit feh-
lem behaftet , aber auf einander angewiesen sind , eine gegenseitig»
glimpfliche behandlung ihrer Untugenden und fehlgriffe empfehle,
anderseits jenes schonungslose stabbrechen über alle pecoaia aus
moralphilosophischer schrulle der gesunden vemunft zuwiderlaafe,
und ebenso zur Vereinsamung des individuums innerhalb der mensch-
lichen gesellschaft führe , wie milde den innigem zusammenschlns^
und intimem verkehr befördere, eine kurze wiedergäbe des inhalta
wird uns die sache deutlicher machen, im ersten bis v. 76 reichen*
den teile heiszt es : launische inconsequenz, die aus einem extrem in»
andere fällt — eine besonders den virtuosen eigne schwäche — würd»
ich als Satiriker an dem gebahren des Tigellius veranschanliohen^
also nicht einmal an einem lebenden , sondern an einem bereits ver-
storbenen, den alle weit kannte, sollte ein stoiker mir deshalb dir
leviten lesen wollen und behaupten, dasz durch diese poetischeil.
mthenstreiche (die der betroffene nicht einmal mehr fühlen künna)
diese narrheit nicht gebührend gezüchtigt und noch weniger ans der
weit geschafft werde , so würde ich antworten : wie körperliche ver*
unstaltungen der häszlichsten art nur die Verblendung eines ver-
liebten narren schön finden wird , so wäre es auch im freundschaft-
lichen verkehr eine grobe verirrung, gegen turpia vitia ^ moralisch»
schaden, des freundes die äugen zu verschlieszen. aber wie die eitern-
liebe für einen mäszigen körperfehler des kindes einen mildem namea
findet, so darf und soll auch die freundschaft kleinem schwächen,
welche nur die richtige grenze tugendhafter fertigkeiten um ein ge*
ringes überschreiten, lieber den namen dieser tugenden beileg«a und
Mtttt Sobaidt: xa Hoiatiai dritter istm das enieii bnehi. 857
dneh diese eehonnng die bände enger knÜpfiBn, snetaU, wie ge-
«ttaHdi geechiebt, faetiecb Torbendene Torzttge des frmmdee sa
Yvkennen nnd dnrob xweidentige benennong zn feblem berabza*
drfloken and so ein verfsbren sn sanotionieren, das uns selbst sebr
nbeqnem werden könnte, das riobtige verfiihren ergibt sieb ans
dv erwigong, dasz wir alle neben unsem Schattenseiten aacb unsere
gitn Seiten baben, welcbe wir yon freunden bei nnserer benrteilnng
■it in die wagscbale gel^t zu sriien wflnseben, znmal wenn die-
ulbm überwiegen, stelle ich nun bisrmit an meinen freund sin
biDigoB Terlangen und entspricbt er demselben, muss ieb ibn dann
ikktmit gleichem masze messen, und wird nicht jeder billig denkende
stm so argumentieren : 'NN. bat allerdings die und die Unebenheiten,
absr sr ist dein fr-eund und ein sehr brayer und geistreicher mann«
ndem — wenn du dich selbst ausscbfitteln wolltest , würden wahr-
wbwilieh auch alleriiand natur- und gewohnheitsfehler zu tage kom-
Ma« odor solltest du deren nicht haben? das wirst du nicht be-
iMipIsn wollen, oder gienge dir der nOtige blick für sie ab? dafttr
mM du denn doch fremde fehler zu deutlich* und wtre dir vollends
•agigenseitiges aufstöbern deiner fehler willkommen? gewisnidit.
iUt jeder setzt sich mit einem schlechten wit» darttber so un?er-
btna hinweg wie Maenius. wer wie du für seine böcker freund*
Mktfthcbe naohsicht fordert, wird sie den Unebenheiten smnes fremn-
fa lach den gesetaen der billigkeit auch nicht versagen.' so weit
te snie teiL man sieht: iurpia gibt der dichter seinem gegner
ptsii, flir einfache vUia verlangt er milde, denn 1) liegt sie in un-
Mrm lateresse, weil sie uns a) freunde gewinnt und erhilt, b) gegen
OBfromdliobe beurteilung anderer sichert; 2) ist sie eine f orderung
dit recht und billigkeit an uns stellen : denn a) verdienen die vor-
zeige eines jeden gegen seine unvollkonmienheiten hervorgehoben zu
^en, b) baben wir dieselben rttcksichten, welche wir für uns for-
^, andern zu gewähren, wie nun dieser abschnitt sorgfältig alle
Mnsnte in betracht zieht, welcbe für liebevolle beurteilung tok-
dtter sprechen, so beschäftigt sich der zweite mit demjenigen, welcbe
gegen die lieblose Verurteilung fehlender ins feld geführt werden
^hhOL 'ihr Stoiker' sagt der dichter 'stellt freilich den satz von der
^^Ktsrsehiedslosigkeit aller peccata auf und gerundet darauf das ver-
^<>9aa eines gleich harten strafmaszes für alle, aber dieser satz ist
Pwssphisch ebenso unerweisbar wie das Universalgenie eures wei-
tes, denn vor allem lassen sich die vUia als in der natur begründet
^ (MrvfTf, aber nicht exeidere. zum andern fordert das natürliche
ffBhU, das recht und die billigkeit ein der höhe des vergebens an-
gtmessenes Verhältnis des strafmaszes, dessen regulierung sache des
^emflnftigen ermesdens ist. der gesunde menschenverstand würde
*iHn berm , der einen sklaven für seine nascfabaftigkeit kreuzigen
Sollte, für noch unvernünftiger als Labeo halten; und ich sollte
^i^eben freund für einen kleinen verstosz meinen bittersten faasz
hUea lassen? wenn mich ihm schon eine unbedeutende unschick-
258 Moriz Schmidt: zu Hora4ia8 dritter satire des enten badn.
lichkeit entfremden sollte, wie sollte ich eine spitsbüberei, eine
Vertrauensbruch udgl. nach gebühr ahnden? keine philosophie kak
beweisen, dasz ein geringfügiger felddiebstahl ein ebenso schwer«
verbrechen sei wie tempelraub, aber mögt ihr doch immerhin fl
die langfinger und für die straszenräuber die gleich hohe strafe foj
dem ! ihr regiert ja glücklicherweise nicht die weit, und den respec
vor eurem eingebildeten königtum mögt ihr gelegentlich den gasm
jungen erst mit dem stocke beibringen, kurz — ich wiederhole wti
ich oben sagte : ich gedenke auch fernerhin nachsieht zu beanspmcfaa
und zu gewähren, und hoffe mir dadurch das leben freundlicher n
gestalten als ihr vereinsamten kOnige.
Gedichte der art haben einen zweck und einen anlass. iil«
uns nun gelungen durch die voraufgehende analyse des Inhalts ah
zweck dieser dritten satire die Verteidigung und empfehlnng mm
gegen leichte vUia wolberechtigten milde , wie der dichter selbst ne
zu üben sich bewust ist, und ablehnung einer nur gegen «oelerti be-
rechtigten härte, mit der die stoische moral auch die kleinste ns-
tugend verurteilte, nachzuweisen : so kann der anlasz kaum in einsoB
andern umstände gefunden werden als in einem angriff, welchen dsi
dichter wirklich von dieser seite erfahren hatte, denn eine bloitf
Studie über das sat. I 4, 135 aufgeführte thema sie didcis amkk
occurram ist doch unser sermo schwerlich, da ja nebenher das ändert
über die unerweislichkeit des stoischen satzes paria essepecoatOf vm
dies bei weitem eingehender behandelt wird, wol aber treten beid
durch das denique des v. 76 verbundene teile der satire in di
innigste Verbindung , wenn der dichter eine specielle veranlassmi
hatte nur den 6inen satz auszuführen : beatiarem se vivere vüüs gw
bjAsdam coniventem, quam adversarium peccata fere amnia paria c
fälce reddenda esse statuentem.
Eine ergänznng des Wortlauts der 18 verse versuchen wir nichl
möchten jedoch vermuten, dasz darin die paria peccata schon mn
rolle gespielt und die Horazischen mediocria vitia quibus caneed^
keine gnade gefunden haben werden, vielleicht trifft auch die bt
merkung das richtige, dasz die Verwandlung des ausdrucke v. 9 M
aequale homini fuU iUi in den ausdruck v. 18 f. nü fuU umquam st
impar sibi eine beabsichtigte war, um daran die frage zu knüpfisu
nun und du? bleibst du dir denn gleich? slle pecoata siad parii
wo bleibt denn da die consequenz, wenn man die einen verseiht, di
andern streng geahndet sehen will? und selbst in der strenge h
kein rechter ernst, soll strafe wirken, so musz sie fühlbar sein; wf
fühlt denn aber solche satirische pritschenhiebe? nein, lieber freonc
dies ganze genus scribendi ist viel zu zahm um merito suspeehm
zu sein.
Jena. Moriz Sohmiot.
ABiete: snr latciniiohtn antbologie. 860
36.
ZUB LATEINISCHEN ANTHOLOGIE.
Die nachfolgenden nachtrftge zu den coUationen Ton handschiif-
Im in meiner ausgäbe der anthologia latina verdanke ich der freund-
fichkait WStudemunds und Max Bonnets, ersterer überraschte mich
m einiger leit durch Übersendung eines ezemplars der Bnrman-
acka anthologie, welches er aus MHaupts nachlas» gekauft und wel*
chii sich noch früher wahrscheinlich in QHermanna besitz befhn-
im hatte, in diese beiden bftnde hat eine unbekannte band eine an-
teUaend sorgftltig gearbeitete coUation der in ihnen enthaltenen
fvdidite des Salmasianus und einiger des Thuaneus (Paris. 8071)
a^fstragen, welche in den allermeisten stellen mit der meinigen
Ikninstimmt. auazer den stellen, für die mir eine angestellte yer-
ghidmiig dieses resultat ergab — es werden deren manche tauaende
itt » fiyiden sich jedoch auch an etwa 360 stellen (wenn richtig
|itfUt) fiir den Salmasianus (A) discrepanzeu. auf meine bitte hat
itt XBonnet mit gewohntem freundschaftlichem eifer dieee stellen
ii der hs. nachgeprüft, und das resultat seiner nachprüfung will ich
Imt mitteilen.
An 137 Ton den 360 stellen sind meine angaben vSüig richtig.
im stellen hier aufzuzfthlen hätte keinen zwec£
An einer andern reihe von stellen habe ich rasuren entweder
ttwisbeB oder sie nicht aus meiner collation in den druck Über-
zügen lassen, die hs. bietet nemlich 10, 28 baccf durch rasur aus
^0«ii^ gemacht 10, 40 am^i^fmo : ausradiert scheint m
llf 10 ir^o^: ausradiert ist i 11, 115 arant^: e war vorher u
11, 71 nulli (ausradiert scheint a) vor flexere 11, 100 rdin'
ftä: t steht wol auf radiertem d oder 8 11, 128 etrepi^^i in
fstor stand do 13, 24 con^tun« 14, 11 reHncufU: c ist durch
nnr ans g gemacht 14, 13 uoü/uU : ein l ist ausradiert 15, 66
^N^omia: ein drittes i ist ausradiert ebd. 76 fiuSt^ ebd.
M Bach infelix ist ni ausradiert 17, 335 iM>a^ : ausnidiert ist n
40, 1 prauexii: pro steht in rasur 78, 1 amaris: über dem
'^ten a ist 0 ausradiert 87, 4 ^o^um^ lux: von erster band ist
' iandiert und ein punct dafCLr gesetzt 112, 9 |>res0fi^: in
f^itand e 120, 8 düici%/: radiert scheint a 128, 12
^t^M^: $ ist von neuer band 131, 9 duris ////// resecans: in der
'^^CQr ist ca. ei erkennbar; vielleicht (isceis^ vgl. v. 8 156, 7
^"hirfe|<Mig: in rasur stand 8 157, 1 düis: das zweite % in rasur
^(A m. pr. 183, 2 pige"^: o vielleicht nicht m. pr. 206, 2
^ls9H 210, 11 rgere steht in rasur 214, 2 flaoranti^ : in rasur
>tft&d 8 223, 18 i>ro/i<^ aus -sus 226, 1 ifie|in&rir 228, 2
^' «e steht in rasur 235, 16 uüea: über a ist ausradiert
^ 2 mi|« (in rasur ;?) 241, 3 gem%U 244, 20 iaeU: U
260 ARieBe: zur lateiniBchen anthologie.
steht in rasur m. pr. 248, 1 ptfri: j^ri in rasur {p alt^ aber kaau
m. pr.) 253, 54 d^escenter ebd. 71 sidet: t in rasnr
254, 14 man?^ : in rasur stand s 267, 2 reo: eo in rasur (darin
stand i...) 291, 2 paruolv^i in rasur stand 8\ o aus i» wol
m. pr. 319, 2 su%peros 320, 4 n^iiranäai % war u.
Die correcturen, welche von verschiedenen hftnden auMr
der ersten angebracht wurden, namentlich die modernen, welebe
vielfach nur die selbstversttfndlichen Verbesserungen geben, genau
und vollständig zu verzeichnen war für die ausgäbe nicht meine ab-
sieht, doch will ich nachträglich die von Bonnet verificierten b^
merken, von erster band ist 7, 8 feruetU (^ Aber h) aus /eruaiv
8, 40 more aus mores 8, 79 uictores auB uietures 11, S
fecundum aus secundum (so) ebd. 71 ?^ymenei aus hymenii
ebd. 144 furore während des Schreibens aus farari 15, 74 /^
aus flftum^ ebd. ueriere aus uerterä 18, 36 enUet ans müä
35, 3 tiene während des Schreibens aus uenu 87, 3 piranMäi
ans pirarnUas (ebd. 4 s. oben) 88, 8 numeris aus numerum
112, 1 suppositis im schreiben aus -tus 138, 1 tibi: dtfor
2) ausradiert 145, 1 ignes aus ^ni5 151, 5 tdemeniae ans -nfi
175, 2 in tepidibus d aus & 176, 2 opes aus oues ebd. IS
lascibans aus laccibans 184, 11 in oa^u cos während des sehrei*
bens aus fat 193, 1 pirgus ebenso Axiapurgtis 198, 4t53emaii»
ebenso aus scematus ebd. 81 rediti0n aus redditum und 203, 8
pa55e^ aus possü sind Vielleicht erste band' 209, 4 uesHt am
uestis (210, 11s. oben) ^ 253, 179 quf aus ^td 277, 1 amor
et durch rasur aus amor e (dh. est) et verbessert.
Eine andere reihe kleiner correcturen schreibt Bonnet einer haad
etwa des neunten jh., vielleicht seines anfangs, zu. es sind fbl*
gende. 46, 1 und 2 fusisi jene band hat das letzte « in v. 1 gestri-
chen und in v. 2 punctiert 49, 1 ist ewrüiantis von ihr oorngitrt
50 inscr. iacindo ist von ihr, nicht von Salmasius 56, 1
steht von ihr h ttber dem t von ftna 68, 1 UJmera : in U hineift
setzte sie klein u 59 titel : quigno et 1/ta verbesserte sie in dftM
etlfda 69, 1 ^Zoa;: 5 ttber 2; 74, 1 Joowto : J getilgt 7&,S
ippoäido: d in t verbessert 104, 3 sokrs und lOiB, 4 erat: dail
resp. r verdoppelt 109, 3 eunucos: hu dem co ttbergeschriebat
118, 1 genetrix: i auf das zweite e geschrieben 148,4
iunem: ue übergeschrieben 204, 8 caienis: h ttber t ('saec. 1?)
206, 1 ueftnens: h ttber erstem e.
Der altern zeit, aber zweifelhaft welchem corrector, geUM
noch an : 83, 34 quid ttber quid geschrieben 133, 1 cderes: i Aber
dem letzten e 134, 2 perdedit: i ttber dem zweiten e 139, 3
adspedo: v ttber 0 170, 4 anela: h ttber n 182, 4 etM*
strich an t 246, 1 uiros : v ttber 0 253, 90 biltiaUs: jl vom
dem ersten i 304, 14 e statu/: t ttber e.
Einige correcturen des Salmasius sind: 45 im titel Agani
59, 5 ocia mulcet (am rand), nicht otia 86, 5 WMrmareas 117, 1
ABieee: rar l«tmnitoh<!m aathologie, 861
ia mmdus (Salm.?) ebd. 4 febru • tu] i getilgt (?) 118, 1
tbtr e Yon uuifiara (?) 123, 4t foehe tue 126, 1 /bebo statt
(ob wirklich von Salmaaius?) 139, 2 h über e in madna, a
btf 0 in sacro 179, 5 p über h in dubUd 180, 2 h Ober t«
i OeiMino 212, 11 am nhdeproperat 214, 9 t; über h von
}tai 238, 1 8 über r in f/bur 253, 142 in presMe das erste
gttilgt(Salm.?).
Fraglich ob von Salmasins, aber wahrscheinlich Ton neuer
mi Tidleicht schon des 16n jh. stammen: 10, 1 der ponot über s
1 ams 16, 68 n über iq in reUguU (?) ebd. 162 h übor m
32, 1 0 über u in Urgia 43, 1 u. 2 oredito für credümr
i,4 <y)o] « zagefügt (wann?) 106, 4 ora für ore 128, 4
^ für eras 162, 1 ptUems: i über e 170, 3 ^] £^
Bl inscr. co^fi«] ea(fo pka] pica 197, 20 ore9t< zagdügt
198, 6 prohrkm] proprium ebd. 24 decU] deeä 27 mugro]
mero 38 taceiit] tocffilt 212, 6 mfa] nT/a 212, 8 u^güai]
t§eUU 213, 6 Mora] 9acrä ebd. 12 fMormpfe] marmara
19, 1 omtm] e über t 260, 2 Aoc übergeschrieben 279, 20
fü»] 5 angehftngt 282, 2 marsü] 8 angehilngt 284, 1 PmdU
tmrü] Fundü et hcmrü 330, 2 fOioei feUä 348 inscr. 8 in
mdmte8 durchstrichen.
Von andern correcturen ist vielleicht überhaupt die leit
dit anzugeben, dahin gehören ausser den strichen nach 17, 240
id 243, nach 18, 40 und 198, 50: 14, 12 didum] der punct über m
26, 7 ceno canio] corrigiert in cano caeno 60, 1 Mxi8i i8
IS es 99, 5 leso aus lesü 112, 8 per8ecue88ei daraus -Missß,
ler umgekehrt 116, 3 autumno: o aus u 117, 11 iirfsofi]
über u (s. unten) 153, Aplaceat: t ans m 169 inscr. cUrio
8 ciiriu 189, 3 hamine: h ausgestrichen, der strich dann wie-
r radiert 190, 8 lasciue aus -ui 198, 66 oau8'f aus causis
205, 11 grabi: h aus u 224, 7 monstrumi o aus e 236,
I amplexus: p aus f 242, 6 ducufU: t durchstrichen 250, 1'
udas aus offUia 350, 6 extrueo: u wahrscheinlich aus o.
In der ausgäbe sind die h&nde der correctoren bisweilen anders,
ihrscheinlich dann meist nicht richtig, taxiert, so erwähne ich
eh : 1 7, 44 ^eu : A ist yielleicht von erster band 17, 176 ^erhas :
ist wol nicht von erster band 135, 1 rnensä'. " ist eher neu
)6, 2 om] Iwris ist nicht von Salmasins, sondern etwa saec. X
Li, 4 eondeo(mdedü ist nicht von erster hand , aber doch in alter
it eorrigiert 267, 2 casta ex ca8ie\ das letzte a ist von alter
«r nicht der ersten hand 362, 6 gi über prodiale ist aus der
it der uncialschrift.
Von diesen correcturen abgesehen, welche genau anzugeben
icht in dem zweck meiner auf die erste hand gerichteten collation
kg und welche für die teztesconstitution auch von keinerlei bedeu*
nag sind; ebenso abgesehen von bloszen druckfehlem (es musz
262 ABiese: zur lateinischen anthologie.
ziemlich heiszen 11, 3 secundumy s. oben 11, 127 ues^at
u t
17, 121 credde 126 denuntias 84, 8 gehört 'corr. Salma
zu lebet v. 7 , wo Salmasius levat gibt 149, 9 animoi 2i
23 ferum: über u steht nt^ vielleicht m. pr. ebd. 93 solo
solum 259, 2 patentis [r über e] 301, 14 nooenie [i übei
e e
femer 11, 36 magnim-. t; [steht in rasur von u) bleiben i
noch folgende stellen, an denen meine collation zu verbesse
ist. man wolle lesen 8, 40 anstatt tum\ tunc 8, 108 ansti
inplet] impHet 8, 103 iupittr] lupüer 11, 9 sowie 13, 8 ni
16 tyranni] tyrranni 11, 51 pone\ poene 65 uiramgyi
utrumque 69 accen$(i\ acensa 95 atqtie] adq: 15, 19 soat
tes] sorades 28 tufn\ tunc 17, 106 flämis] flämis 21
ohstruncatus] ohstruncat 396 amari] amare 18, 13 sdlii
solidis 62 subm,'] summittere 58, 2 y snpra i] y ex i 63,
tp^a] ipse 78, 1 ti&i^] in rasur i? 82, 10 amo/or] amotor
83, 2 carmmi^] carmmmis 13 que] qu/ 18 ^uo^ies] quotie
(ebenso 334, 1 ; 338, 5) 83, 7 1 nodis] ruris 1 15, 7 c^eis] c^
117, 1 atnictus] amidu, doch s. oben 11 stiba] fstiba
119, 1 adspice] aspice 135, 1 mensam] mensa^ doch s. oben
131, 8 asciis] asceis corr. aus ascihus (erste band?) 176, 2 tnens
mens^^ 181 inscr. sptca] pica (-a ist correctur) 198, 26 lork
hric/ 47 oomm.] comittere 83 ^ucctf^^ti«] 5ucoe9»5u« 9(
insc. crescituro] crescäuro 216, 2 ^ui^e] sidera 217, 1 ^uferei
sideriis ' ebd. 4 5ati^ui$] 5aft^u^, spSter corrigiert 224, 4 4
^oJutf (corr. -et)] disoluii (corr. -€f) 245, 4 uersum usus uin alten
uersus usum (daraus von späterer band uersum usus corrigiert) «
ältet^ dh. älterum (spätere band -os) 253, 94 scutis] scuto
95 iure] iura 138 uiderat] uderat 254, 7 o^o^] o^o^
.255, 14 qucuf] que 15 o eTu]o exü 258, 1 tifcolur] fira
lieh ob ne^a/ur 272, 1 ueneri] ueneris^ später ist s gestrichen
329, 1 pdas'lpeUas 346, 6 metuuni] mftunt 348 inscr. funden
fundenteSy später ist s gestrichen (s. oben) 352, 2 (ecum] tf • a
369, 3 frondis] fondis 373, 7 ea^^i^if] ea^ie^ 384, 1 exesi
excfpU, von diesen stellen ist, von orthographicis abgesehen, ii
besondere für 8, 40, fllr 15, 28, für 83, 71, femer f^ 245, 4 n
253, 94 L die angegebene lesart für den text wichtig, die übri^
haben keine prt^tische bedeutung; in 17, 396 und 83, 13 soi
216, 2 gibt mein text die hs. wieder. 83, 71 wird nun wol ruiris^
ministram . . opem zu lesen und der sprachlichen geziertheit des {
dichtes entsprechend 'ackerpflegende kraft' zu übersetzen sein.
ImThuaneus 8071 differieren die beiden ooUationen an
stellen, an 14 derselben ist das richtige das von mir angegebei
dagegen ist zu bessern 117, 9 honore in honori 192, d emtm
currat ebd. 4 ist iuhant aus iuuant wol sehen von erster hm
ARiese: zur lateinisehen anthologie. 263
felndert 217, 1 sidereis] sideriis ebd. 16 cemere possU] ceme
. h
i0s{8 aus t m. pr.)9i/ ebd. 21 anhdo] anado ebd. 23 dolorem^
UfM ebd. 26 nach pro (m. pr.) eine rasur, worin de stand.
igend welche bedeutung haben diese &nderungen nicht.
Wichtiger ist dasz dieselbe hs. zwischen der 9n and lOn satire
fnrenals folgendes mir früher entgangene einscbiebsel enthält:
foLS"") Judicii »ignum: teUus sudore madescä^ die bekannten 27
ene; Persios 3, 66—68; Mayses primtts hebreas txarauü UUeras
iTme des Engenius, vgl. AL. II s. XXXYII; (fol. 10 0 AL. 392 und
193; Dodra uocor (Ansonius ep. 86 f.) 4 verse. die lesarten sind :
e
193 ohne titel 1 uolenia 2 YppolUe t/f/eatranta Uce deonon obohn
e fielleicht m. pr.) alce 3 teotranta 4 conus (l über e)
wlras 5 ///atras, in rasur te at C. heros fehlt 6 latus^
Mus von 2r band in rasur teotras 7 fehlt ; yon 2r gleich-
eitiger band am untern rande: EpudU iheotras daras doniis oebälus
k 8 Ergo licus teotras mesus 393 teon und tyrsis nirgends
ni h 1 tysis pe^lori 2 sahima 3 Vitaesäbina
it<K cognita laurus 5 vor 4 6 pubes] bes in rasur m. 2
r
i^hus 4 tysis 6 mdodus 7 Nays 8 dauce.
Dies wäre also das resultat der vergleichung beider collationen,
Hr mich ein wie ich denke befriedigendes mit berücksichtigung der
eringfügigkeit fast aller nachtrage, mit berücksichtigung auch des
mstandes dasz die vollständige angäbe und Unterscheidung der spä-
ern correcturen des Salmasianus (welche allerdings auch eine inter-
'ssante aufgäbe bildet and wenn auch nicht für die feststellung , so
loch für die geschichte des textes nicht ohne Wichtigkeit ist) gar
liebt in meiner absieht lag. für die übrigen tausende von stellen
iber, an welchen beide collationen mit einander übereinstimmen^
^ird nun auch die Wahrheit meiner angaben um so mehr verbürgt
icin, und diese Versicherung ist es auch welche zur Veröffentlichung
iiescr nachtrage eigentlich erst die volle berechtigung gibt.
Frankfurt am Main. Alexander Bibse.
37.
ZU VARRO DE RE RU8TICA.
In dem kurzen abschnitte des ersten buches (c. 10), wo die
^zem ackermasze, vom jugerum aufwärts, definiert werden , ist
^Q der textesgestaltung, welche der unterz. in den metrologici scrip-
^foi II 8. 52 gegeben hat, noch die berichtigung posita statt |9{>5/ea
^Dzmufügen. es folgen nemlich auf die definition des heredium als
264 FHultfich: zu Varro de re rostica [I 10, 2].
eines ackermaszes im betrage von bina iugera die worte haec post
centum centuria ; dann wird diese centuria näher erklärt und mit <
Wendung haec porro guattuor centuriae coniundae die bestimmu
des nächsthöhem maszes, des salius^ eingeleitet, es liegt auf (
hand, dasz das matte und auffällige po^ea (auffällig besonders W6(
des schwachen determinativs ea unmittelbar nach haec) nur notdürf
durch die analogie des nachfolgenden j90ito erklärt und gebalten w
den konnte, aus dem vergleich mit der letztern stelle war vielmi
der dem coniundae entsprechende ausdruck auch an ersterer stc
einzusetzen, und das ist offenbar, wie schon bemerkt, jM)^a. 8t
centum lag nahe die Vermutung centiens, welche um so weniger a
fällig erscheinen durfte, als man als ursprüngliche Schreibweise ai
des Zahladverbs das Zahlzeichen C voraussetzen konnte, doch ist (ü
änderung kaum räthlich. Varro schrieb einfach haecposita cetut^
centuria ^diese doppeljugera im betrage von 100 geset-zt (er koni
auch sagen camposUa dh. cuvreO^VTa, summiert) bilden eine centori
Anhangsweise sei es gestattet die bemerkung beizufügen, d
allem anschein nach diese Yarronische centuria , also ein masz y
2400 fusz ins gevierte, das normalmasz fdr das von Poljbio8(
27 ff.) beschriebene römische lager und nicht minder für das la^
der kaiserzeit gebildet hat. nach Poljbios bericht ist dieses gro
quadrat deutlich in zwei hälften geschieden, deren eine zur auüaali
der legionen und socii, einschlieszlich der reiterei, bestimmt und
mit für die gesamtausdehnung des lagers maszgebend ist. diese 6
hälfte hält gerade 100 jugera, sie bildet ein rechteck von 2400 i
länge und 1200 fusz breite, indem aber, entsprechend dem pral
sehen bedarf und den groszen in betracht kommenden dimensioo
als einheitsmasz an stelle des fuszes die pertica decempeda tritt,
scheint die eine mit römischen und bundesgenossentruppen bela
lagerhälfte als ein groszes jugerum von 240 ruthen in die lau
120 ruthen in die breite, mit einem flächeninhalt von 288 scrip
dh. quadraten von je 10 ruthen ins gevierte. nach der üblie
römischen bruchrechnung (handbuch der griech. und röm. metrolc
s. 69 f. 304 , Marquardt röm. staatsverwaltimg II s. 47 ff.) kons
nun alle einzelnen lagerräume leicht und übersichtlich bezeicb
werden, das einheitsmasz für die lagerräume der hastati , prind
und equites Bomani ist das scripuHum selbst, für die triarii des du
dium scripulum , nach Columella der kleinste in betracht komm«
teil des jugerum. das praetorium umfaszt genau 4 acripula
1 sextula, der Zeitraum für je 2 tribunen 1 dimidium scr^ndumj \
ähnlich ordnen sich alle übrigen dimensionen in ungezwungen
weise ein.
Eine nähere besprechung dieser Verhältnisse und der we
daran zu knüpfenden berechnungen folgt vielleicht später, w
eine passende gelegenheit dazu sich bietet
Dresden. Fribdrioh Hultsob
EBadirenB: 8tudien rar Qennania des Tacitnt. 88&
38.
STUDIEN ZUB GERMANIA DES TAaTUS.
I. DIE HANDSCHRIFTLICHE GRUNDLAGE.
Es gibt kein unangenehmeres geschäft für die kritiker als eine
nrlorene alte hs. aus jungen abseiften zu reconstruiereui wenn
& snffindung und Vervielfältigung jenes archetypus in die spätere
ttitdes fünfzehnten jh. fällt, in welcher die lesbarmachung der alten
iBtoren immer emsiger und geschäftsmäsziger von den Itali betrieben
wurde, hier durch den wüst von irrtflmem einerseits und interpola-
tiooen anderseits, wie sie jede neue classe, jede neue abschrift mit
adi bringt, sich hindurchzuarbeiten zur erkenntnis des echten alten
bnes hat seine groszen Schwierigkeiten ; und doch ist es notwendig,
aoDen nicht jene irrtUmer und interpolationen, indem sie zur grund-
hfp der kritik gemacht werden, neue und gröszere erzeugen.
Uan weisz dasz die sämtlich der zweiten hälfte des fun&ehnten
jL angehOrigen Codices der Germania des Tacitus aus einer alten,
tiut im kloster Hersfeld oder in Fulda befindlichen hs. stammen,
T0& welcher (etwa ums jähr 1455) Henoch von Asculum eine copie
iifertigte. man hat in neuerer zeit nach den Untersuchungen von
R^perdej, Beifferscheid, Michaelis ua. sich ziemlich allgemein dahin
K'aigt, unsere jungen hss. auf zwei abschriften jener copie des
odb zurückzuführen, auf die eine abschrifb gehen, um Müllen-
Mi bezeichnungen beizubehalten, B (Vaticanus 1862) und b (Peri-
toaianns), anf die zweite die anderen hss. zurück , unter welchen C
(Titicanus 1518) und c (Neapolitanus) den ersten platz einnehmen,
^e flbrigen hss. dieser zweiten classe warf man über bord , indem
sor hie und da eine, wie man annahm, auf coi^jectur beruhende les-
art 108 denselben acceptiert wurde, aber auch unter jenen vier aus-
criesenen hss. (deren Varianten Müllenhoffs 'Germania antiqua' mit-
^) fand die erste classe Bb in den meisten fällen den vorzug:
eisige in die äugen stechende lesarten derselben bewirkten ihre prä-
jKttderanz über Co, zumal es angenehm war, in den fällen wo aus
Quieni gründen zu entscheiden schwer fiel sich einem erprobten
^Uirer anvertrauen zu können, das hatte freilich zur folge, dasz man
^(lem auch da sich anschlosz, wo bei vorurteilsfreier betrachtung
^^ der höhere wert von C c ergeben muste, ja dasz manche hgg. (zb.
H«ia ood Bitter) die zweite classe gänzlich bei seite schoben, da-
dordi endlich , dasz man gelegentlich auch die singulären lesarten
füizeher hss. zur grundlage der kritischen Operationen machte, kam
^ die kritik ein völlig schwankendes und imsicheres element
kinein.
Gegen die vorbin erwähnte Classification hat sich kürzlich eine
^^i<m erhoben, indem Alfred Holder*) in seiner ausgäbe der
* Coroelii Taciti de origine et situ Germanoram Über, recensuit
Alfred Holder. Lipsiae in aedibus BGTeubnerL 1978. 56 8. gr. 8.
^«brMch-r Tor clts». philol. 1880 hf t. 4. 18
266 EBaohrens: fstudien zur Germania des Tacitai.
Germania hauptsächlich aus der schar jener vollstftndig über bord
geworfenen hss. die stützen seines apparates hernahm, er stellt m
die spitze den Hummelianus, ihm zur seife den Stutgartiensis und
Monacensis, nur gewissermaszen aushilfsweise werden Bb an dritter
stelle herbeigezogen.
Auf welcher Seite befindet sich das richtige? haben wir, um
ein sicheres urteil über die echte tradition zu gewinnen, uns in
Müllenhoffs oder an Holders ausgäbe zu halten? die Wahrheit scheint
mir auch hier in der mitte zu liegen : durch die benutzung von bei*
den läszt sich die alte Überlieferung feststellen, und zwar in einem
grade, wie es wol selten bei einem blosz in jungen hss. des Cinque-
cento erhaltenen autor der fall ist. wer durch langen Umgang mit
den italiänischen hss. vertraut den Hummelianus (welchen ich im fol-
genden mit H bezeichne) prüft, musz darüber erstaunen, dasz eine
so vorzügliche textesquelle in neuerer zeit ko gSnzlich vernachlässigt
werden konnle, musz es Holder dank wissen, dasz er durch seine
fleiszige reconstruction von H aus den vorhandenen collationen uns
ein festes bild desselben verschafft hat. darin sehe ich das verdienst
von Holders ausgäbe : denn die art und weise, wie er H benutzt und
die übrigen hss. verwertet, zeigt mir dasz er das richtige verwandt-
Schafts Verhältnis nicht erkannt haben kann.
Eingehendere Untersuchung der frage hat mich zn der Über-
zeugung geführt, dasz H eine von einem Deutschen verfertigte directe
abschrift des alten Hersfelder (resp. Fuldaer) archetjpus (0) ist, flo
dasz H als selbständiger Vertreter desselben gegenüber der copie des
Henoch (J) und somit allen übrigen hss. der Germania dasteht, de^
selbe fall findet sich bei den lateinischen Panegyrici, deren alter
Maguntinus zuerst von Aurispa (dessen copie die maijse der italittnischen
hss. erzeugte) und dann weit besser von einem (oder vielmehr von
zwei) Deutschen abgeschrieben wurde: vgl. die praefatio meiner aui-
gäbe und dazu rhein. mus. XXX s. 464.
Um seine von J unabhängige provenienz aus 0 zu erweiseii
musz H zwei bedingungen erfüllen: erstlich musz er seine singulflren
lesarten haben, welche nicht auf conjectur eines cinquecentisten be-
ruhen, sondern den stempel unverfälschter echtheit an sich trageSi
da zwei copien stets an verschiedenen stellen von einander ab weichen ;
zweitens aber musz er, weil bei weitem in der mehrzahl der flU*
die beiden copien übereinzustimmen pflegen, da wo die beide!
classen von J untereinander discordieren, auf der seite derjenigen
classe stehen, von welcher man aus innem wahrscheinlichkeiti'
gründen annehmen kann, dasz sie die lesart von J am treuesten vot
bewahrt hat. zunächst also für die H eigentümlichen lesarten einig*
beispiele.
c. 2, 12 Müll. Mannum originem geniis conditoresque liest J
condiiorisqu€j woraus Rhenanus conditoresque machte, nicht glflcklich»
da nicht beide, Tuisto und Mannus zugleich, die conditores Bind. Tor*
trefflich bietet H conditoremque : Mannus ist nicht nur die origoi^
EBaelirenB: Studien inr Germaiiia de» TadtoB. 367
st Aeneas bei Vergilias Bomanae stirpis origo)^ eondem auch der
Uior des deutschen volkes (so Vergilius von demselben Aeneas
umam condere gentem). man sieht leicht, dasz das eondiiarisque
J nur eine irrtümliche assimilation des vorhergehenden gentis
mit recht hat Holder die lesart von H aufgenommen.
e. 3, 4 quem hardUum uocant. wenn hier die besten autoritftten^
lenhoff an der spitze, harditus nicht recht zu erklftren wissen,
n selbst der conservativen conservativster, Baumstark, nach
fsr erörterung sich dagegen erklftrt, wird man der lesart von H
htm gern gehOr geben , wie manche hgg. auch gethan haben,
och selbst dachte, als er hardUum schrieb, wol an die keltischen
Icn: den Aromianus Marcellinus hatte er noch nicht gelesen, bei
em autor findet sich Übrigens neben dreimaligem harritumy resp.
r^wm, auch Einmal (XXVI 7, 17) die form uaritum in der masz-
niden hs.
ebd. 13 quod in ripa Bheni aitum hodieque incolUur. gramma-
b correcter hat H incolatury worauf indessen kein Italiftner ver-
tu wftre. weit geläufiger war es für Henoch , inoolitur zu setzen.
c. 10, 4 discretos super candidam uestem temere ac fortuiio
'gunt. die an sich verständliche und nicht seltene Verbindung
iff ac fartuiio bat etwas anfallendes, es genügfe fortuUo spar-
t; das temere ist überflüssig, da das 9ifie consiUo spargere sich
selbst verstand, die ganze sache darauf beruhte. H gibt tenetU^
nrch in diese detaillierte Schilderung ein neuer zug kommt: sie
en (ohne zweifei nach bestimmten Vorschriften) die stäbe über
weisses tucb hin und streuen sie aus, wie der zufall es gibt, aus
Dm hätte tenent nur durch einen sehr wunderlichen zufall ent-
eo können ; weit mehr Wahrscheinlichkeit hat es , dasz Henoch
das nicht auf der Oberfläche liegende das aus Cicero ihm wolbe-
Qte fernere ac fortuito einsetzte.
c. 18, 5 löst das mit recht von Holder aufgenommene arnlmmt
H, welches für correctorenweisheit zu fein ist, alle bedenken,
och, sich an das nächste haltend und non Uhidinenv^i beachtend,
tand ob nohiliiatem amhiunt nicht: ihm schien amhiuniur das
Irlichere.
c 37, 16 amisso et ipse Pacoro wird das richtige ei ipse H ver-
kt: et ipso et ipse hat J. für eine blosze coiyectur ist dies et ipse
{ewihlt, jeder Italiäner würde das verständlichere et ipso gesetzt
en, wie in der tbat Henoch, mit dem Sprachgebrauch des Tacitus
ekinnt, that, indem er über das schon aus 0 abgeschriebene et
ab correctur et ipso hinzufügte, wie so oft, sind beide lesarten
«0 et ipse daraus in die abschriften geflossen.
c. 40, 5 hat H den seltenen völkemamen Suardones richtig auf-
^rt: Suarines schrieb Henoch aus nachlässigkeit. — Ich habe
<ler groszen zahl von lesarten, welche für die vortrefflichkeit von
precben, nur wenige schlagende beispiele ausgewählt: das hier«
18*
268 EBaehrens: Studien zur Germania des Tacitas.
durch gewonnene urteil wird sich beim leser im folgenden Yonaelbst
immer mehr befestigen.
Noch deutlicher tritt die gute von H hervor in seinem verhUt-
nis zu den beiden classen von J. 9, 3 liest Bb Martern c. a>placatit
et Ucrcidcm , indem die zu anfang des Satzes überschlagenen worte
mit kleiner Verderbnis zum schlusz beigefügt worden sind : die lesart
von C c Uerculein ac Martern c, a. placant bestätigt H. die worte
25, 9 — 14, welche Bb ans ende von c. 26 stellt, bat H mit Cc am
richtigen platze, dagegen 4, 6, wo Bb cenüi und Cc ofo^eruM
gibt, bestätigt H die Schreibung von Bb, welche als die seltnere
und dichterische form bei Tacitus auch die innere Wahrscheinlichkeit
für sich hat. und ebenso tritt er auf die seite von Bb 12, 1 con-
ciJium (Cc mit gewohnter corruptel comiliunh)] 22, 9sed et {Ccsedj.
gebt man so den ganzen apparat durch, so findet man H stets in
Übereinstimmung mit derjenigen classe, welche die vom 4iploma-
tischen standpuncte probablere lesart aufweist, und es ist das nicht das
eklektische verfahren so mancher italiänischen hss., welches zwischen
zwei classen hin und her schwankend bald aus der einen bald auB
der andern etwas nimt. das würde sich gar bald an unglücklichen
griffen zeigen, vielmehr beruht die Sicherheit, welche dabei in H
herscht, nur auf seiner selbständigen Stellung.
Für jeden, der echtes und falsches in italiänischen hss. zu unter-
scheiden gelernt hat, ist damit der wert von H, wie ich glaube, ent-
schieden, hierdurch ist zugleich ein gewaltiger schritt gethanziU
erreichung des Zieles, welches stets als oberstes vor äugen schweben
musz, der Wiederherstellung von 0. diese ruht jetzt nicht mehr auf
dem höchst unsichem fundamente der beiden classen von J, darf
aber auch nicht allein auf H ruhen , welcher naturgemäsz ebenfalls
seine bcdondern fehler bat; sie musz vielmehr das product einer
combination von H und J sein, die nächste frage ist nun diese:
welches sind die treuesten Vertreter von J? weisen etliche sprSst-
linge von J beeinflussung vonH auf? denn es ist selbstverständlicb,
da^z solche aus contamination von H und J entstandene has. al^
wertlos bei seite zu schieben sind, eine darüber angestellte Unter-
suchung hat zu folgenden ergcbnissen geführt.
Die classe B b stammt aus einer zwar nachlässigen , aber unge*
trübten abschrift von J, an deren rande manche conjecturen beig^
schrieben waren, welche sowol in B als auch in b teils in den test
gesetzt, teils über der zeile beigeschrieben sind ; manchmal ist aoch
die lesart des textes der vorläge in einem von beiden als yarianto
beigefügt. 5, 12 haben H und Cc haud proinde afficiuniur: b giW
pcrinde, B perindc mit f pro über der zeile. es stand eben prokidc
auch in der vorläge von B b, dazu perinde als conjectur am rafld*'
G, 14 hat H mit Cc (= 0) ita cuncto orhc: B hat conmndo i^
texte und ctiucto am rande, b cuncto im texte und coniuncto überdar
zeile : auch hier hatte die vorläge cuncto im texte, dazu die randvar-
mutung eines Italiäners coniuncto, 26, 7 H nebst Cc lahare content'
EBaehreiM: stodien zur Gennania des Tacitas. 269
: 80 B im texte und dazu am rande i lahorare^ dies steht in b
im texte mit der Variante lahore: es ist dies läborare eine schlechte
cotü^ctor der vorläge, welche gar keinen kritischen wert hat. so
sind öfters fehler des textes teils nach andern (italiftnischen) hss. ver-
bessert) teils durch conjectnr umgeändert worden in jener vorläge ;
mid daa hat in den abschriften Bb allerlei Verschiedenheiten erzeugt.
Cwsl man dies richtig auf, so kann es für die erkenntnis des echten
Wnen schaden anrichten: jene conjecturen sind einfach als solche
xninrfifen. so stand zb. 8, 11 ohne zweifei in 0 cmriniam (wie H
md die meisten italiftnischen hss. im texte haben): alMniam (B am
nade, b über der zeile, c von zweiter, wertloser band) ist itaUftnische
eei^jeetnr, welche für Wackemagels Vermutung Albrunam gar keine
itntie bietet, ich würde Äuriniam ruhig in den text setzen. — Nur
thunal tritt der fall ein, dasz derjenige, welcher in der vorläge von
Bb leine conjecturen beischrieb, mit H übereinstimmt. 22, 15 hatte
iUemiia ioei^ H dagegen (und zwar nach meiner ansieht richtig)
hBOitia lod. und gerade dies loci finden wir in B und b als Variante,
ob» dasz daraus ein schlusz auf contamination gezogen werden kann,
bbei in Bb eine leichte conjectnr ist. — Dasz die singulftren les-
ttten von B oder b (und gar dessen zweiter band) an sich keinen
•^kdern wert als coiyecturen besitzen (wie zb. 8, 7 mihäes^ übrigens
«B6 lehr glückliche conjectnr), springt von selbst in die äugen, ob-
vol es hftufig vergessen worden ist.
Ich komme zur zweiten classe, welche wie von den früheren, so
ndi ton Holder sehr stiefmütterlich behandelt worden ist. ihre
l^^itei Vertreter sind C c, welche trotz einzelner fehler am treuesten
ihreTorlage wiedergeben, und diese vorläge war eine weit sorg-
tttigere abschrift von J als die vorläge von Bb, hatte auch nur in
welligen fUlen (wo C auf seilen von Bb gegen c steht: vgl. unten)
^dbemerkungen eines correctors (und zwar mit vergleichung von
Bb) erhalten, aus dieser vorläge sind neben Cc auch die noch übrigen
^. der Germania in verschiedenen abstufungen geflossen, darunter
der Stotgartiensis und Monacensis. bei diesen musz ich wegen des
wertes, welchen Holder ihnen ganz unverdienter weise zugeschrieben
^ etwas verweilen, beide gehen auf ein gemeinsames exemplar
^''tfUk^ welches ich der kürze halber mit Holder durch T bezeichnen
^ der grundzug von f ist Übereinstimmung mit J, ppeciell mit
Cc (sitflrlich hat er wieder seine eignen fehler, ab. 7, 5 uincere).
'^oMut waren in f einige Varianten aus der classe Bb am rande
*iV<emerkt (zb. 5, 12 perinde; 38, 12 die auslassung von solo; 38,
I^ Qrmant%ir usw.). so kam f über die Alpen nach Deutschland, wo-
*^bit sich jemand fand, der am rande die lesarten einer deutschen
"f* beischrieb ; und zwar war dies keine andere als H. natürlich war
^ collation keine so sorgfältige, wie wir sie heute anzustellen
Pkgen: zufftllig und planlos wurde das, was an Varianten bemerkens-
wert erschien, verzeichnet, gerade einige der bedten lesarten von H
^^^iengen dem vergleicher, die sprOszlinge dieses so beschaffenen f
270 EBaehrens: Studien zar Germania des Tacitaa.
zeigen nun dieselben eigentümlichkeiten wie die der ersten
B b , nur in weit höherem masze : überall begegnen wir in Statg^^iT
tiensis und Monacensis einem umherschwanken zwischen dem wa^^ »
im texte und am rande hatte; nirgends ist ein festes prindp, ^aiir
ein reiner zufall ist es, wenn beide zugleich eine randbemerkon^ ig
ihren tezt aufgenommen haben, dazu sind beide ftuszerst liederl^
geschrieben, solche misch-hss. haben für die kritik gar keinen wert,
sondern stiften nur Verwirrung und unheil an; und ans ihnen aUao
und jeden schmuz sorgfältigst zu notieren war ein hOchst über-
flüssiges geschäft. statt ihrer hätte Holder Co in seinen appant
aufnehmen müssen, doch wie nichts so schlecht ist, dasz es niclri
doch noch zu etwas nützlich sein kann, so werden auch Stuig. und
Mon., wie sich unten ergibt , an ein paar stellen aushilfsweise be-
nutzt werden.
Sind somit Bb (diese mit sorgfältiger prüfung der stellen wo
sie Varianten haben) und femer C c die zuverlässigsten Vertreter von
J, so wird die frage, was bei differenzen zwischen Bb und Ccin J
stand, jetzt sicher durch H beantwortet werden können; und hier-
mit ist auch das was 0 hatte gegeben: diejenige lesart, welche
H bestätigt, hat zunächst J und dann folgerichtig auch 0 gehabt-
welch eminenter nutzen daraus fQ.r die kritik resultiert, mögen
einige beispiele zeigen. 2, 12 musle man bisher im zweifei sein, cib
Bb mit et filium Mannum (so b von erster band) oder Cc mit et
fiUum Mannum den vorzug verdiene, zwar ist die corruption von
ei in et etwas wahrscheinlicher, aber auch der umgekehrte fall ist
recht wol denkbar. H zeigt jetzt dasz ei in 0 stand, und das iM
methodischer weise aufzunehmen. — 6, 8 m inmensum H mitCc
(=0): inmensum Bb aus irrtum. — 7, 2 infinita ac Ub,pate8tas; dt
duces H mit Cc (= 0) : infinita aut lih. potestas; etiam duces Bb. —
13, 5 prqpinquus H mit Cc (= 0): propinqui Bb. — 13, 9 digHO'
tionem H mit Cc (= 0): dignitatem Bb. — 14, 12 liesz sich gernde
so viel für tuentur (Bb) wie für tucare (Cc) geltend machen; abtf
dies wird durch H gestützt und als lesart von 0 erwiesen.* -^
28, 1 summus auctorum H mit Cc (= 0): summtts cmtor Bb. —
30, 12 liomanae disciplinae H mit Bb (»= 0): ratione diadpUmi^
Cc. übrigens zeigt hier C mit seinem röe die genesis des fehlers: es
ist das eine im 15n jb. nicht seltene abbreviatur für romofie, aber
auch die von ratione, — Also : 0 wird durch den consensns von B
mit einer der beiden italiäniscben classen repräsentiert; es erwei'^
sich dann die andere lesart derselben entweder als irrtum oder nl*
interpolation.
£s gibt einige wenige fälle , wo C mit B b, c dagegen mit B
gebt, der kritisch interessanteste fall dieser art ist 38, 12 primc^P^
et ornatiorem Mhent. H gibt omatorem, eine lesart welche ich t^
* unbegreiflich, wie manches andere, ist fOr mich dass HSeb^^
(JAhrb. 1879 s. 282) hier tueri licet herstellen will, als ob iuemr etw«*
anderes bedeutete.
EBaehrens: »tadien zur Gefmania de« TacHot. 271
riehtig halte, o r, amatrix ist bei den Bömem die bexrichnang
di«a Sklaven a i der sklavin, welche wie für die toilette so aach Air
3tm haar des a hus und der damina sorge tragen: Tgl. Becker-
Harcluardt Vis. 150. sonach hfttten die suebischen forsten für
dx^ pflege des bei ihrer nation so cultivierten haares einen beson-
^em diener gehabt, man mnsz gestehen dasz solch eine exquisite
leeart nicht leicht durch zufall, noch weniger durch interpol»-
iioA entsteht; dasz dagegen das unverstandene amatorem von den
Itaiiinem in amatiorem umgestaltet wurde, hat alle numeri pro-
babilitatis. hier hat nun im gegensatz zu BbC (pmatiorem) blosz c
^^naiorem, ich bin aus den eben angedeuteten grOnden der meinung,
dati c hier seine vorläge wiedergibt, G dagegen (sei es aus eigner
ttfbesserung sei es aus Bb) davon abweicht, nun hat auch eine ab-
idurifi von T« ^«r Monacensis, dies amatorem, hat Mon. dies aus
dem texte oder vom rande («» H) von T genommen? ich glaube
liebt dasz eine solche gegenüber cmaHorem schwierige lesart aus H
iBgemerkt worden ist, halte vielmehr dafCür dasz T nrsprünglich
«niotoraii im texte hatte, dasz dazu aber schon frflh, ehe t luu^h
Dentochland kam, omacwrem (so Stutg.) am rande nach Bb beige-
•cbrieben war. so die innem gründe abwftgend kommen wir zu dem
I itsoltate, dasz auch die zweite italiänische claese von haus aus oma-
^fftm las, mithin wegen der Übereinstimmung mit H auch J und
^Iglieh 0 so gab. — Geht man in dieser weise zu wmrke, so erle-
digen lieh jene wenigen stellen leicht; ausgeschlossen ist auch nicht
diemSglichkeit, dasz nochmalige einsieht von C an denselben eine
^onreetor von zweiter band ergibt.
Es läszt sich also zum grösten nutzen der kritik , welche jetzt
ein sicheres fundament erhält, 0 selbst an den meisten stellen
^Mergewinnen. übrig bleiben noch diejenigen, an welchen die
kiden copien H und J einander gegenüberstehen, trotzdem nun
^ Charakter dieser beiden copien d^r ist, dasz H weit zuverlässiger,
"^ ludilftusigcr geschrieben ist, so darf man doch nicht vergessen,
^ auch H (wie die besten hss. aller autoren) menschlichkeiten des
Treibers aufweist: so bat zb. 37, 9 J richtig imperataris Traiani^
B mit falscher Wortstellung (denn Tacitus folgt darin dem allge-
^'^n gebrauche) Traiani imperatoris, aber freilich in der groszen
Erzähl der (%)le verdient H den Vorzug.
Ich will nun zum schlusz, um zu zeigen wie ich mir eine künf-
^ kritische ausgäbe der Germania vorstelle, beispielsweise den
H>parat zu c. 3 — 6 beit^etzen. ich bezeichne dabei durch g die auf irr-
^ oder interpolation beruhende italiänische lesart. 3^ 4 (MfilL)
}^fm H : bardiium J 7 uoces ill(a)e uidentur 0 10 üUxen^
^0 13 hodieque 0 : hodU g incolatur H : mcolUur J
^^ post nominatumque lacuna erat in 0, quam äcKirrupTtov addendo
•*pl. g 16 repevia 0; corr. H m. 2, g montmeniague , ita 0
18 raecie germanie que H : germaniae r{a)etiaeque J 4, 2 cofi-
^^^ 0 5 quafnguam 0 : tamquam g 6 cendi 0 : c{a)endei g
272 EBaehrens: studien zur Germania des Tacitiu.
10 assueuerunt vel assucrunt J (de H non constat) 6, 7 eeqm. ^
ita 0 12 proinde 0 : perinde g 21 affedione 0 : affeäatione ^
6, 5 ahm H cominus H 8 in inmensum 0 : in mensuvm, g
10 distinffuuntur H : disting\int J 11 ^a2e(a)e 0 12 iiark% y^
0 : uariäate g 14 etincfo 0 : coniundo g 16 ^a^iifiaii^t p
19 düedos H : delectos J 21 (^tiod 0 : guulem er pnm^cji»
H : primo J 27 inire J : adire {in supra ad scripto) H
II. VERBESSERUNGEN.
Auf der von der diplomatischen kritik festgestellten gmndlage
baut die divinatorische kritik weiter, betrachtet man die ängstlich-
keit , mit welcher sich heutzutage manche herausgeber und erkllrer
gegen jede, auch augenscheinlich richtige Veränderung des .textefl
hartnäckigst wehren, so möchte man auf die Vermutung kommeii 9
es handle sich um ein monument aus erz oder marmor, welches iiic^
Cinquecento ausgegraben uns des Schriftstellers worte in aatheii>*
tischer gestalt überliefert habe, sieht man näher zu, so gewahrt
man dasz auch die Germania das loos dessen was auf pergamexat
uns überkommen ist teilt , dasz nemlich in den acht oder neun jih^r-
hunderten , welche zwischen ihrer entstehung und der ältesten fO-^
uns erreichbaren quelle 0 liegen , eine menge der versohiedenartl^*
sten fehler, wie bei jedem andern autor, sich eingenistet hat; mB^
wundert sich über die Verstocktheit derer, welche lieber verkehrfc^^
und unsinniges dem Verfasser aufbürden als hie und da einige bacl^'
Stäben, wo die innere ratio es erheischt, umändern, wir gdnn0>^
einem jeden sein ^mumpsimus' und die freude daran von herzen \
nur möge man uns gestatten unserer meinung zu folgen.
c. 2, 15 quidamy ut in licentia uettistatis^ plures deo ortca phircS'
que gentis appellatianes , Marsos Gambriuios Suebos Vandüws^ (rfß^'
mant, die beziehung von deo ist unklar, der umstand dass noT
Tuisto als deus bezeichnet ist, nötigt es auf diesen zu denten, znnxÄl
Mannus ohne zweifei nicht als gott, sondern in seiner eigensch»^
als origo conditorque gentis wie ein heros gefeiert wurde. al^C
trotzdem an Mannus zu denken zwingt dagegen, was über dess^^
drei söhne (worauf das plures am natürlichsten bezogen wird) ges»0^
ist. nimt man dazu, dasz das nackte deo an sich befremdet, 80 mos'
die lesart von H plures de eo ortos , welche mit Einern schlage all^
Schwierigkeiten beseitigt, sofort überzeugen, sie kann auch kei>^
conjectur des Schreibers sein: dieser würde, falls er überhaupt ^^*
stosz nahm, das zunächst in den sinn kommende eo ortos geschriel>^
haben: der seltene und dichterische ausdruck de eo ortos (vgl. ^*
REühner ausf. lat. gramm. II s. 363) trägt die garantie des echtecs^ ^
sich, bei einem zweiten fehler der obigen worte sind wir auf ei0^^
hilfe angewiesen, die Marsi Qamhriuii usw. sind deutsche volle ^
Schäften; das wüsten jene quidam sonder zweifei eben so gnt '^^^
Tacitus und wir. wie konnten sie demnach behaupten, diese nam^^
seien appellationes gentis^ bezeichnungen für das ge^iuntvolk <3^
EBaebrent: Btadien zur Germania des Tadicu. 273
^Batschen? Baumstark ttbergeht allerdings diese sehwierigkeit
Bicht wie die übrigen erklftrer; aber was er darttber bemerkt, hat,
pme so vieles bei ihm, weder band noch fnsz : unbefriedigt und unbe-
kitfhrt verlftszt man ihn. nach meiner ansieht schrieb Tacitus: plures
^ eo artas pluresque gentis appellatas^ was in seiner knappen prft-
eision besagt: Mannus habe noch mehr söhne gehabt und es seien
([^2iach diesen) noch mehr Völkerschaften benannt worden, und so
konnte er gekost schreiben, weil die vorhergehende erOrterung Aber
3m Mannus drei söhne und die nach deren namen stattgehabte be-
Mcbnung über den sinn jener werte nicht im zweifei Hess, den an-
litt aber zum fehler gaben die verschiedenen accusativformenii^res-
gwt f€9Ui8. ein Schreiber faszte gentis ab genetiv, und damit war das
•dueksal von appeUaUis entschieden, für uns ist kaum festzustellen,
ob Tacitus wirklich pf/wresque getUis unter ein Wirkung des wolklanges
(bekannt ist des Valerius Probus bemerkung bei (}ellius darüber)
oder anders schrieb; für die form auf -is vgL CSirker in seiner
Tidteischen formenlehre s. 14 f.
e.3, 1 fuisse apud eo8 äHercuilemmemarani^primumqueamnmm
mtnm fortium üuri in prodia canunt. 9unt Ulis haee quo^ne cor-
Mina quorum rdaiu^ quem Ixmtwfn uocant^ acoenduni ammas. hat
Binmstark recht, wenn er AE. s. 182 ff. in einer seiner gewohnten,
ibenso unwissenschaftlichen wie unhonneten Philippiken Halm ob
der terdftchtigung dieser stelle angreift? die Verbindung hie qui (und
ttf diese kommt es hier allein an) ist da üblich, wo hie auf etwas ent-
weder allgemein' oder doch aus dem vorhergehenden bekanntes hin-
w^, wie das auch an der von Baumstark beigebrachten stelle Cic.
^ k§, II c. 26 der fall ist. wenn nun Beisig vorles. s. 359 unsere
stelle ebenfalls so auffaszte, so muste dagegen sich strftaben, wer
A^ MüUenhoffs und anderer Vorgang glaubte , dasz hier eine ganz
fteoe art von gesSngen behandelt werde, und dieser ansieht zu fol-
gen, dazu berechtigen die werte $uni Ulis haec quoque carmina voll-
^: sowie sie sich ohne weitere Übergangspartikel an das vorige an-
*^eszen, können sie nur einen neuen gedanken zu bringen scheinen.
^ begreift es sich nicht nur, sondern erweist sich auch als ganz rich-
% wenn Halm die Überlieferung angriff, eine andere frage ist es, ob
'^ angriff die richtige stelle getroffen hat. wir stehen hier vor dem
dilemma: entweder denkt sich Tacitus die schlachtlieder von den
S^eiagen auf Hercules verschieden , und dann kann sich haec nicht
b^npten; oder aber beide sind ihm identisch, und dann ist die
'Verbindung eine mangelhafte, ohne nun der ansieht bedeutender
^^elehrten über die wesentliche Verschiedenheit jener zwei arten
^oa gesftngen entgegentreten zu wollen (wiewol ich meine dasz Am-
^''^ns XXXI 7, 11 harhari maiorMm laudes öUmwribus stridehani m-
^^^^19 für die identität beider spricht, wozu noch kommt dasz Tac.
* 10 an der beknnnten stelle c. 20 in hos artta, in haec rorpora qnae
. . J^^HT, welche nnr Baaimturks blinder eifer mit der unirigen in ver^
"^diiQg bringen konnte, hine quod gehört gar nicht hierher.
274 EBaelirens: Studien zur Germania des Tacünt.
zwischen carmina , inhalt der gesänge, and reUdus^ art des vortra^^^
scharf unterscheidet), glaube ich zuversichtlich behaupten za kOnn^^a^
dasz der schriftsteiler jene Verschiedenheit nicht bezeichnen wollt^e:
ihm müssen beide gesänge ein und dasselbe gewesen sein, sonst
wöre ja der ganze satz stifU Ulis haec quoque carmina . . rqperci^asu
intumescat an dieser stelle wenigstens überflüssige da er nicht mr
Sache gehört und weit besser in einem andern zusammenhange, tb,
c. 6 — 8, angebracht werden konnte, denn den eigentlichen inhalt
des 3n cap. zeigen die sätze fuisse apud eos ei Hereulem memorußti
und ceterum et Vlixen quidam opinanfur . . adüsse O^rmaniae terms*
wie zum schlusz des cap. , so musz auch zu anfong desselben eiia«
eingeflochtene digression in innerm verband stehen mit dem them^
dieser innere verband aber hört auf, wenn von der schon nebenb0^
geschehenden erwähnung der lieder auf Hercules übergespnmgo^
wird auf gänzlich verschiedene schlachtgesänge. so etwas erlaub^
sich eben kein ordentlicher Schriftsteller; und Tacitus hat sich
hier vorliegenden excurs ohne zweifei nur deshalb erlaubt, weil
die carmina heUica ftlr nichts anderes als die laudes HercuUs ani
und jetzt vom inhalt dieser gesänge auf ihre Vortragsweise ttbergdi't;^*
dann aber durfte er in keinem falle eine passende übeigangspartik^'l
unterdrücken: die brevitas Tacitea hilft auch hier nicht aus
verhüllen dieses mangels, vermutlich fiel hinter canunt ein
aus, so dasz die stelle lautete: Uuri in prodia canunt: natu mü^^
iUis haec quoque cannina; quorum rdatu usw. mit rücksicht 9XMf
das ceUbrant carminihus antiquis zu anfang von e. 2 ist hier ha^
quoque carmina ^auch noch solche gesänge' gesetzt: wie dort die
carmina sacra , so werden hier die carmina heüica kurz im vorflber*
gehen erwähnt, ich habe mit absieht hinter carmina stärker inter-
pungiert, um den begrifi* des haec deutlicher hervortreten zu lassen,
c. 3 und 4 ex ingenio suo quisque demat ud addat fidem. ^
corum opinionibus accedo qui Qermaniae popuJos nuüis äliis aUanm
nationum conuhiis infedos . . arhürantur. in diesen Worten sind zwn
fehler aufgedeckt und geheilt worden : für den befremdlichen plonl
opinionibus schrieb CMeiser unter billigung von Halm und Nipperdej
opinioni] das trotz aller verteidigungs versuche unhaltbare nnd dnrdi
die stelle des ßudolfus Fuldensis als unecht erwiesene äliis hat Lipaioi
getilgt, aber wie kamen diese fehler in den text? darüber gibt auf*
klärung eine dritte, bisher unbemerkte corruptel in den Worten demd
ud addat fidcm. hierin ist demat ud ein überflüssiger und unnfltnr
Zusatz; des autors meinung drückt vollkommen aus ex mgemio mto
quisque addat fidem *mag ein jeder nach seinem individuellen urt«il
das glauben': darin liegt implicite der gedanke, dasz je nach dar
Verschiedenheit des ingenium die einen mehr, die andern weniger
(und weniger bis zum vollen negieren) jenen berichten glauben
schenken werden, wir haben eine thörichte randglosse de naiiam*
hus aliis zum anfang von c. 4 vor uns, welche alle drei verderbnisaa
veranlaszte:
EBaehrcns: studien zur Germania des Tacitus. 275
animo est ex ingenio suo qui8qiie\de natöi
addat fidetn ipse eorutn opinioni^btis
accedo gvi germanie poptdos nuüis äliis
aliarum nationum connubiis infeäos
c. 5y 6 ne artnentis quidetn sutis honor aut gloria frontis. da in
äugen des italischen schriftüteliers der den armenta eigentüm-
liche honor hauptsächlich in der stattlichen grösze und im schmuck
d«r hömer bestand, so sehe ich nicht recht ab, weshalb die hOmer
«kVsonderlich vorgeftlhrt werden, da sie doch einen wesentlichen teil
ö«3 9UU8 honor ausmachen und dieser ohne sie sich allein auf die
ptocerit4is beschränken würde, da war es , denke ich , hatürlicher zu
ftchreiben Status honor aut gloria frontis, und dasz so Tacitus wirk-
lich schrieb, möchte ich auch nach Baumstarks besprechung der stelle
(A£. 8. 256 ff.) noch glauben.
c. 5, 11 possessione et i4su haud prolnde afficiuntur, est uidere
apud mos argeniea uasa usw. schon oben wurde bemerkt, .dasz pro-
inde in 0 stand und perinde italiänische coi^jectur ist. weder die
flberlieferung , welche Holder in den text setzt, gibt einen klaren
^, noch befriedigt die conjectur perinde, ich habe über den ge-
braach von haud perinde bei Tacitus gehandelt in meinen 'miscel-
^ea critica' s. 138, woselbst ich noch der gangbaren erklämng
luiserer stelle (^^ }>ossessione non aeque quam usu) folgte^ voreilig,
^ vielmehr die Germanen sich aus beidem gleich wenig machten,
^d daran scheitern auch alle andern er klärungs versuche , welche
^olgemerkt nur einer conjectur gelten. Tacitus muste, wie mir
scheint, gemäsz seinem zwecke zunächst der Germanen völlige
gieichgültigkeit gegen gold und äilber erwähnen; nachdem dies dar-
gelegt war an einem concreten beispiele, konnte die ausnähme (die
dem römischen gebiete zunächst wohnenden) angeführt imd erörtert
werden, danach vermute ich: . . et usu haud afficiuntur, x^ro-
inde est uidere usw.
CO, 19 pecuniam prohant uetercm et diu notatUy serratos biga-
tosquf, argcntum quoque magis quam aurum sequuntur, das an sich
bthr auffallige quoque wird durch die vorherigen worte als unmög-
lich erwiesen, die scrrati bigatique riefen bei jedem römischen leser
das bild von silbergeld hervor, weahalb da argcntum quoque*^ es
kann vielmehr nur heiszen argentum quippe magis quam aurum
sequuntur — 'silber nemlich haben sie lieber als gold, weil jenes
beim einkauf ihrer kleinen bedürfnisse besser zu gebrauchen ist',
so spinnt Tac. , an die beim leser erweckte Vorstellung anknüpfend,
den gedanken passend weiter, [kürzlich hat HSchütz ao. s. 278
argcntumque vermutet; aber dies explicative que wäre nur am platze,
wenn serratos higatostjuc fehlte.]
c. 6. 11 uix uni alteriuc cassis aut galeae. equi non forma, non
uelociiate conspicui. dasz der singular galea erforderlich ist sowol
wegen cassis als auch insbesondere wegen uni aUeriu€ hat Rhenanus
erkannt , und ihm sind die meisten hgg. mit recht gefolgt, vielleicht
276 EBaehrcDB : btudien zur Germania des TacitnB,
aber verdankt der überflüssige buchstab e nicht einer dittograpW ne
des folgenden seinen Ursprung , sondern ist mit einer art von ccr^r-
ruption, welche zb. im dialogus nicht selten ist, gäkae aus galeci- ^
entstanden: galea, et equi non forma usw. wie vortrefflich die^^^^
(= etiam: vgl. c. 27 et cquus) hier passt, fühlt man leicht.
c. 6, 13 in rectum aut uno flexu dextros aguni^ ita comundo »■ ji^
ut nemo posterior sit, befremdlich ist es allerdings , dasz hier bK^ oas
die Schwenkung nach rechts erwähnt wird; Michaelis Termn^^etd
dextros uel sinistros , Dräger uersos ; ich dachte an retro oder ^r- f^/.
mehr rärosum, doch damit halte man es wie man will: mit nc^ao^.
heit Ittszt sich ein kleiner fehler im folgenden entfernen, contk »ga^
ist italiänische conjectur für das cuncto von 0. es ist das zwar eüi«
leichte Änderung, die dem sinne entspricht; aber es iSsst sielt in
noch leichterer weise dasselbe gewinnen, man findet nicht selten in
hss. iunctus und cunctus verwechselt, und hier ist nm so mehr flftf
tun et 0 orbe zu emendieren, als Tacitus in dieser schrift überbaopt
nur das simplex iunctus gebraucht.
c. 7^ 2 et du<xs exemplo potius quam imperio, si prompti^ si
spicui , si ante aciem agant^ admiratione praesunt, die stilistisch u:
geföllige Verbindung der beiden ablative exemplo und admiratia^^
pflegt man so zu verteidigen, dasz man den erstem für den instrameJ^^*
talen , den letztem fdr den modalen ablativus erklSrt. mit verlaaÄ-^
sollte dann nicht vielmehr cum admiratione schon zur vermeidui^- 8
jener harten Verbindung geboten gewesen sein? doch dieser
ist ein kleiner im Verhältnis zu dem unbemerkten nnsinn in
Zwischensatze si prompti . . agant. jeder versteht si prompti^ si
spicui'^ aber wie es als etwas besonderes hervorgehoben werden
dasz die führer ante aciem aganty ist mir wenigstens unerfindlich, do^^
zu stehen ist einfach ihre pflicht und Schuldigkeit: dafür haben 9^^^
das imperium, dafür sind sie duces. also wie, in welcher wei^ ®
sie ante aeieni agant^ gab natürlich bei ihrer Wertschätzung den av ^'
schlag; und man fühlt jetzt dasz das dritte si überflüssig ist, d^^^
es ankommt auf si prompti ^ si conspicui ante aciem agant. und hi^^
gibt uns H einen fingerzeig, wie nicht nur dieser fehler, sonde^"^
auch der an erster stelle hervorgehobene übelstand sich entfemi
läszt, indem er 5t prompti ac conspicui si ante bietet, ich halte
danach für sicher dasz Tacitus schrieb : duees exemplo potius gwg'
imperiOy si prompt i, ac, si conspicui ante aciem agant ^ admiratio^^^
praesunt. so wird ein trefflicher gegensatz gewonnen: mehr m-
durch ihr imperium stehen sie an der spitze durch das von ihnen
gebene beispiel , wenn sie in thatkräftiger, und durch die von ihn^^
erweckte bewunderung , wenn sie in hervorragender weise vor d<
schlachtlinie handeln, die genesis des fehlers liegt deutlich T'
si
äugen, im archetypus stand si prompti ac conspicui si ante
indem das an falscher stelle stehende zweite si wieder an attn^X*
richtigen platz gebracht war. der Schreiber von H kümmerte
EBftdurenst ttadien inr Germaiiia des Tadtus. 277
jttdit um die ihm wol unverstttndliche correctar, Henooh aber hielt
du flbergeschriebene si ftlr eine yerbessening des ae^ indem er die
nter dem si des textes befindlichen und vielleicht andeaüichen
pmicie fibersah. wer viel mit hss. verkehrt hat, weiss wie oft in
•okher weise fehler entstanden sind, wollte man die ansieht auf-
stellen, dasz es zur erreichung dieses gedankens keiner ändemng
bedttrfe und dasselbe mit der lesart von H erreicht werde bei der
itsrpnnction prompti ac^ conspkui si cmte^ so ist darauf zu erwidern,
wol kein römischer autor so geschrieben haben würde; weil der
an nnserm ausgebildeten interpunctionssystem dem antiken
ein misverstftndliches verbinden der werte nur zu nahe legte,
dasz zweitens dabei die lesart der italiSnischen hss« nicht ihre
«■Ulrang findet.
e. 14, 15 natu epuiae et guamqmm incompti largi tarnen appa»
rate pro sHpendio cedunt. materia munifioenitiae per hdla et raptus.
xnit der von den Interpreten aufgestellten erklftrung des nam kann
ich mich durchaus nicht befreunden, wir haben in diesen werten
den zweiten grund dafELr, weshalb vornehme Jünglinge zu andern
kiegführenden vOlkem eilten : einerseits wollten sie ihrem gefolge
Gelegenheit zur auszeichnung in der schlacht geben, anderseits selbst
^ mittel zur emfthrung und Unterhaltung desselben gewinnen, dies
iHdere wird nun durch die ganze Satzverbindung völlig verdunkelt;
Qrf die Worte materia . . raptus^ welche einen wesentlichen bestand-
ttl des gedankens bilden, bleiben selbst in d^m falle dasz man hinter
ff>Am< ein komma setzt so im hintergrunde, dasz ihre Wirkung vor-
dren geht, ich mOchte in Überlegung geben, ob nicht nam sein da-
sein einem Schreiber verdankt, welcher unleserliches so gut er konnte
Enteilte, vielleicht stand auf altem pergament einmal mit halb-
^^rloschenen zOgen <t' qhj wonach ich herstelle: et, quando epulae
• . eedunt^ materia munificentiae per heUa et raptus.
c. 15, 8 11105 est ciuitatihus ültro ac uiritim conferre principibus
*•*? armentartim uel frugum^ quod pro honore acceptum etiam necessi-
*«Mi5itf subfienii, Kritzens Verteidigung der genetive ud armentorum
^*^ firugum durch erg&nzung eines pron. indef. aus dem folgenden
'^laÜTsatze ist verfehlt, da sein beispiel anderer art ist und die
^wte qttod (= idque) pro honore usw. selbständig aufzufassen
^nd. das hat man auch gefühlt und daher einen absoluten gene-
^^ partitivus nach griechischem Sprachgebrauch statuiert, leider
^^ nch derselbe im lateinischen nicht nachweisen, steht man so-
^^ einer singulSren sprachlichen thatsache gegenüber (und es wäre
^^iiiiderbar, wenn bei der vielseitigen Verwendung des partitiven
S^Qetivs sich kein beispiel mehr fönde, hätte die griech. construction
^ die lat spräche aufnähme gefunden) , so darf man wol die ver-
>&utQng aufstellen, es möchte hier ein wort ausgefallen sein, ent-
^^der conferre principibus primum uel armentorum uel frugum
V^d bekanntlich hat primum auch die bedeutung von primariumy
^''«»ecipMum) oder cpr, ud armentorum uel frugum modum^ quod
278 EBaebrens: etudien zur Germania des Tacitiii.
pro honore usw., so dasz der satz quod . . subuenit sich auf das ganze
vorhergehende bezieht: vgl. c. 25 frumenti modum.
c. 15, 12 eledi equiy magna arma^ phalerae targuesque, durch*
aus berechtigt ist der anstosz an den werten magna airma, man be-
ruft sich auf c. 6, wo von der kleinheit mancher waffenstacke die
rede ist. ob ein volk aber gröszere oder kleinere waffen hat, bSngl
lediglich von ihm selbst ab und von dem gebrauche den es davon
macht, kann es überhaupt sich waffen bereiten, so verfahrt et
darin nach belieben, und nur /grosze waffen' bedenten die magnc
arma; alles was man hineingelegt hat (Baumstark meint, sie stän«
den im gegensatz zu ärmlichen waffen) liegt nicht im ausdmok. es
leuchtet ein, dasz nur die producte der feinem waffensohmiedekonsi,
wie sie den Germanen unbekannt war, gemeint sein können, nnd
so vermutete Köchly dem gedanken nach sehr ansprechend in^gnic
arma, was von mehreren Seiten billigung fand, ich ziehe indessen
vor, was mehr äuszere Wahrscheinlichkeit hat: magnifica arma,
SO ist zb. 34, 10 magnificum in Bb in magnum corrumpiert.
c. 16, 10 quaedam loca düigentius iüinunt terra üa pwra ai
splendentßy ut piduram ac Uneamenta colorwn imitetur. mag man
sagen was man will : colorum ist verdorben. Uneamenta sind zeichnon«
gen mit der feder oder kreide; werden sie mit färben ausgefüllt, sc
sind sie eben pidurae. femer sind Uneamenta äUcuitis rei der Süssere
umrisz einer sache; in der angenommenen bedeutung von färben*
Zeichnungen oder , wie einige erklären , von farbigen linien kann ec
lat. nur heiszen Uneamenta colorata. was die sache selbst anbelangt
so ist es falsch dasz reinheit und glänz des anstriches eine gewisse
maierei mit färben oder farbigen linien hervorbringen kann. Nip«
perdey (opusc. s. 223) sagt ganz treffend und ohne widerlegt zu sein:
'nur eine erde, welche verschiedene färben enthielte, könnte so etwac
erzeugen: denn damit farbige linien entstehen, müssen doch Ter
schiedene färben da sein.' er selbst schlug vor piduram ac Unea-
menta locorum imitdur: der anstrich trägt scheinbar ein gemftlde,
dh. die färben (?), und die umrisse der Umgebungen, ich denke,
dann würde nicht imitdur, sondern ein begriff wie reddat^ referai
oder recipiat nötig sein, letzteres nach der von Nipperdej selbst an-
gefahrten stelle Plinius nat. hist. XXXI 7, 86 (von einer salzart)
tanti splendoriSy ut imaginem recipiai, und dasselbe gilt besüglich
des corporum von Köchly. vermutlich ist eine silbe ausgefallen, so
dasz specohrum, die vulgäre und in hss. nicht seltene form für
speculorum^ das ursprüngliche ist: ut piduram ac Uneamenta spe-
culorum imitdur *so dasz sie das umriszbild der Spiegel nach-
ahmt', dh. dasz sie fast wie die Spiegel ein umriszbild gibt, denn
in pidura ac Uneamenta haben wir ein hendiadyoin, wie sie Taci-
tus in der Germania liebt, man darf keinen nähern zusats erwar-
ten, wie ihn die conjecturen locorum und corporum herstellen; es
versteht sich von selbst, dasz die terra pura ac spiendens alles was
in ihr bereich föllt abspiegelt, und zwar naturgemäss in umrissen.
EBaehrens: stadien zur Germania des Tacitas. 279
c. 16, 16 ahdifa auiem et defossa avt ignorantur aut eo ipso
faüunt quod quaerenda sunt, man tadelt die letztem worte als leer
ond trivial, ich halte sie für unsinnig und deshalb nicht so von
Tacitus herrührend, dasz etwas verborgenes gerade dadurch, dasz
es erst gesucht werden musz, auch verborgen bleibe, ist absurd, als
ob nicht stets und überall das verborgene gesucht werden müste,
als ob das suchen die möglichkeit des findens ausschlösse. Kritz
macht sich die sache leicht: 'sciunt quidem specus cum frugibus ad-
esse, sed ubi sint nesciunt.' gewis; aber wo steht denn etwas davon,
diaz sie nichts näheres wissen? läszt ein verständiger Schriftsteller
80 etwas seine leser rathen und setzt statt dessen worte hin , welche
80 wie sie dastehen des sinnes entbehren? Tacitus schrieb qtwd
aegre quaerenda sunt Veil es nur schwer gesucht werden kann'.
68 fehlten alle äuszem anhaltspuncte für das suchen, und deshalb
liesz man es sein, ersparte sich die lange, wahrscheinlich vergeb-
liche mühe.
c. 17, 8 eligunt feras et detracta udamina spargunt maculis
fdUbusque beluarumy quas usw. die tielamina könnten nur die be-
Ueidungen der Germanen sein, nimmermehr die feile der thiere, wie
Kriti will, man statuiert also eine breviloquenz : et detradas earum
pdkSy qu€is pro uelaminibus hahent^ sparguni usw. ich musz ge-
steben eine solche kürze nicht zu goutieren, und schlage vor ddrada
etiler a. dies wort wird von den dichtem für jegliches feil gebraucht;
yidkra fcrina sagt Ovidius met. XI 4. ^
c. 18, 19 sie uiuendum^ sie pereundum; accipere se quae liheris
inuwlaia ac digna reddat usw. pereundum ist die singulare lesart
Ton b: parM*ndum bietet H mit ßCc, also 0. dies pariendum ist
out rücksicht auf die folgende erwähnung der kinder durchaus an-
gebracht, der Schreiber von b stiesz sich an der Vereinigung des
MfiMikium und pariendum : ihm schien das nicht zusammenzupassen.
ich musz gestehen, verwerflich scheint mir dies urteil nicht, nur
inle jener durch operieren an falscher stelle, eher mag uiuendum
' c. 18, 7 haltp ich die hui. leBart ac munera probant, munera non ad
^ficiag muliebren quaesita für heil und d^esand. es ist das die zwar nicht
^<u Tacitas, über aus uns'ähligen dicbterstellen zu belegende figur der
^^voca/io, wofür am passendsten auf Propertius I 3, 25 f. verwiesen wird:
omniaqui ingrato largibar munera somnOy
munera de prono naepe uofuta »inu.
*'f tiod nicht berechtigt so etwas anzugreifen, weil es blosz Einmal
^5' C'Dein Schriftsteller steht, zumal wenn derselbe in nachahmung der
achter manches sinortiläre darbietet, wol aber verlohnt es sich der
jBÖhe, einmal in besonderer abhandlunp^ darzulegen, wie unendlich vieles
^^ der Oermania den Tacitus uns als freund nnd eifrigen leser der
^i5^ter zeigt, vor allem des heros unter den epikern, des Vergilins.
*>« Tac. den thatsachen, welche seine quellen ihm an die band gaben,
J^or aU dichter denn als historiker gegenübersteht und in die erzüh-
mnif überall einen dichterisctien ton hineinbringt, so hat er auch dem
^otiprechend der form überall eino (iichterische fkrbung zu verleihen
^*^ (rotzem geschick verstanden.
280 EBaehrens: studien zur Germania des Tacitua.
einer remedur bedürfen: sie nubendtim^ sie pariendum. passend
wird die junge frau ; die im begriff steht in die ehe za treten (ipsis
ifwipieniis matrimofiU auspicm) daran erinnert, unter welchen be-
dingungen sie das thue.
c. 19, 3 litterarum secreta uiri pariter ac feminae ignarant, man
legt die worte liUerarum secreta ziemlich allgemein aus als ^secretae
epistulae amatoriae' : ein act reiner Verzweiflung, weil es so ziem-
lieh die einzige möglichkeit ist, etwas mit den überlieforten Worten
anzufangen, der Zusammenhang berechtigt aber zu diesem ganz will*
kürlichen hinzufügen des begriffes amatorius nicht secreta litferarum
sind auch keine geheimen briefe, sondern die geheimnisse von brie-
fen, was ebenfalls zwei verschiedene dinge sind, würde endlich ein
Lateiner, um das zu bezeichnen, litterarum und nicht vielmehr epistu-
lartim gesetzt haben V wird ja doch litterarum hier durch die stelle
selbst in keiner weise weiter charakterisiert, der römische leser
konnte sich nichts klares und deutliches unter jenem ausdrucke vor-
stellen: ^die geheimnisse des geschriebenen' — was besagt das? ist
nun dem Tacitus selbst solche dunkelheit zuzutrauen ? nehmen wir
einmal an, er habe das was seine interpreten ihm unterschieben
wirklich bezweckt: war es nicht geradezu unsinnig, der geheimen
liebescorrespondenz, wie sie in Bom blühte, auch nur mit einer silbe
erwiihnung zu thun? die illecehrae spcctacttlomm und die irritationes
conuiuiorumy zwei hauptgründe der Verdorbenheit der römischen ge-
sellschaft, werden passend angezogen; aber ein so geringfügiges
Symptom dieser corruption, wie es liebesbriefe sind, stellt kein ver-
nünftiger Schriftsteller mit jenen auf gleiche stufe, am so weniger
wenn es sich bei der parallele um ein barbarenvolk handelt, welches
aller Wahrscheinlichkeit nach von lesen und schreiben gar keine
ahnung hatte, und welch besondere Wichtigkeit müste Tacitus der
Sache beigelegt haben, wenn er ausdrücklich hinzufügt uiri pariter
ac femifMcl das heiszt doch aus einer mücke einen elephanten
machen, wenn gegen Halm , welcher mit gutem recht jene worte
tadelte. Baumstark als des Tacitus meinung hinstellt, dasz bei den
Römern die männer ebenso verdorben seien wie die weiber, so bringt
das über die erbärmlich kleinliche veranlassung dieser bemerkong
nicht hinüber, kurz, aus formellen wie inhaltlichen gründen mosi
in litterarum secreta eine Verderbnis stecken, in einem alten codex
stand wol einmal U um secreta^ indem einige buchstaben un-
leserlich waren, suchen wir das fehlende besser zu ergftnzen als es
dem abschreiber gelang, die seuera matrimonia der Germanen hatten
auszer der saepta pudicitia der weiber, wodurch diese von dem gifte
der Schauspiele und gastmählcr unberührt blieben , doch auch noch
den grund , dasz beide , mann wie frau , in geschlechtlicher hinsieht
rein und unverdorben waren , auch dies im stSrksten gegensatz zu
römischen Verhältnissen: lihidinum secreta uiri pariter ac feminae
ignorani,
c. 19, Sjndlicatac enim pudicitiae nulla uenia: non farma^ non
EBadirens: ttadien nur Oemuuiia des TMÖtu. 881
aektU^ non (^ibus maritum inuenerü. dasz hier in der überliefenuig
ein fthler steckt, ist längst erkannt und oft hervorgehoben worden,
ohne dasz freilich die ritter von der Yulgata sich kOmmem um die
innere notwendigkeit der gründe. wKre enim richtig und würde so-
Bit über die aduUeria weiter gehandelt, was besagten dann die fol-
genden Worte? in diesen sollte man, rein äuszerlich betrachtet, doch
§äerum (oder rursus) maritum inuenerit verlangen, wie Schweiier
gani richtig gegen Baumstark erinnert, aber die innem bedenken
wiegen weit schwerer; sie hat Nipperdej (opasc. s. 224) so trefflich
hervorgehoben, dasz seinen argumenten sich zn entziehen entweder
bomiertheit oder Verstocktheit ist. er sagt unter anderem: *die8
(dasz die ehebrecherin keinen andern mann fand) verstand sich von
selbst: wer hätte selbst zu Rom eine nackt, mit abgeschnittenen
klaren durch die straszen gepeitschte person geheiratet?' auch die
ttbrigen bemerkungen Nipperdeys sind wol zu beherzigen; siezeigen
lueh, dasz man mit Halms künstlicher Verteidigung nichts gewinnt.
Bin hat daher mit vollstem recht angenommen, Tacitus spreche
jetzt von den innuptae^ wie die werte nan forma . . inuenerit* ahnen
hisen. somit ist enim unrichtig, doch weder des Lipsius änderung
ia äiam noch Madvigs enim uero (eine Steigerung ist hier unange-
bndit) noch endlich Nipperdeys Streichung des ansttezigen wertes
M>t die Schwierigkeiten der stelle, welche bisher nur zum kleinem
tdle erkannt sind, man übersetzt publicata allgemein durch *preis-
gtgeben', und diese schlechte Übersetzung hat, wie so oft, die äugen
bhnd gemacht, das deutsche 'preisgeben' ist ein sehr weiter begriff:
ob ein weib sich 6inem oder allen preisgibt, ist in dem deutschen
warte nicht angezeigt; desto unzweideutiger aber im lateinischen
pMieare. dies wort bedeutet ebenso wie uulgare nur 'allem volke
preisgeben', wie am deutlichsten zb. Qaintilian VII 9, 4 zeigt: an
ttöictfui, 5t ceciderit^ deheat puhlicari. es ist an sich klar, dasz Tac
licht von öffentlichen meretrices sprechen konnte (da solche einer-
Kit« im alten Germanien unmöglich existierten, anderseits auch in
Born Dor von ganz verworfenen männem geehelicht wurden), son-
dtrn nur von der culpa uirginum. aber von dem fehltritt eines
Bidchens (wie auch einer fran) das wort publicare zu gebrauchen
^^ nach römischer auffassung eine bare lächerlichkeit gewesen,
ottn führe doch ein beispiel an, wo puUicare und uulgare von andern
iU prostibala gesagt wird, vollends ist die Verbindung publicare
PtMÜn/tam ein nonsens : puUicare (uulgare) ae oder corpus sagt der
Steiner, da das publicare den Verlust der puäicitia (welche hier vom
* einigte gelehrte wollten entweder imtenlt (so Cc ans irrtnm) oder
'^"tnerat schreiben, um die beziehung aaf die adultera ca gewinnen.
^H^fteD bleiben die oben erwähnten Innern bedenken in kraft; und
»•serdem würde non forma^ non aetate, non opibu$ maritum imtenerai nur
Renten, dasz der mann sie bloss wegen ihrer keaschheit genommen
l>tb€. das wäre am platie bei rein römischen Verhältnissen; aber bei
des Germanen war die kenchheit selbstverständlich.
Jatirbftcher fftr cUm. philol. IfrM hfl. 4. 19
282 EBaehrens: Studien zur Germania des Tacitos.
pudor verschieden ist) voraassetzt. sonach liegt der fehler tiefer.
und wiederum zeigt eindringliche Betrachtung den weg zur heilimg.
bei den vorschlagen der früheren vermiszt man einen notwendigen
begriff, es kann ebenso gut von der pudicUia der frauen (vgl. zb.
den anfang unseres cap.) als der Jungfrauen gesprochen werden,
wird jetzt über die innuptae gehandelt, so muste das unzweideutig
hervorgehoben werden, etwa so: puellae delibatae p%idicUia€
nuUa uenia. schreibt man so (und wiewol anderes ausgedacht wer-
den kann , zb. dasz in hlicatae ein uiolatae stecke , scheint mir dies
das beste), so sieht man wie leicht ein abschreiber von d auf d über-
sprang, so dasz pudibatae entstand, entweder über der zeile oder
am rande setzte der Schreiber nach Wahrnehmung des fehlers die
überschlagenen buchstaben. diese correctur ist die quelle von mis-
verständnis und Verfälschung geworden, indem der folgende ab-
schreiber nach seiner weise sich das ihm unklare zurecht legte mit
publicatae enim pudkitiac. in den so restituierten werten ist pueSae,
wie Tacitus es bei Übergängen zu neuem liebt, an die spitze de«
Satzes gestellt; man kann dasselbe entweder als dativ (wobei ddi-
hatiie pudicitiae von u^nia abhängt) oder als genetiv zu ddibaUu
pucUdtiae (wie zb. in dem Horazischen leuis una mors est tUrgimm
ctdpcie) auffassen, noch mache ich darauf aufinerksam, dasz jetzt das
folgende non forma . . inuenerü durch pudlae ein richtiges eubject
erhält. — Zum schlusz noch eine bemerkung gegen Baumstark (A£.
8. 645). dasz die keuschheit der mädchen von Tac. hervorgehoben
wird, hat seinen guten grund, da sie sowol ein zeichen der all-
gemeinen Sittenreinheit ist als auch zur seuerüM matrimonü wesent-
lich beiträgt, das folgende nemo enim . . saecuHum uocatur bezieht
sich gleichermaszen auf die pudlae wie auf die nuptae. wenn dann
fortgefahren wird mdius quidem adJiuc eae duitates^ in quihüs fanhm
uirgines nuhunt et cum spe uotoque uxoris semd transigitur^ so ist
auch das verständlich: überall in Germanien finden mädchen nur
wenn sie unbefleckt sind einen mann ; noch besser sind freilich die-
jenigen Staaten daran, in welchen ausschlieszlich mädchen heiraten
und den witwen eine zweite ehe nicht gestattet ist. übrigens bemerke
man, wie auch aus dem tantum uirgines sich ergibt, dasz schon im
vorhergehenden von den uirghies gesprochen worden sein mnsi. der
von Baumstark statuierte gegcnsatz (^es gibt aber auch germanisebe
Staaten, die nicht blosz eine zweite ehe einer ehebrecherin unmöglich
machen, sondern überhaupt keine zweite ehe eines weibes dulden')
macht den Tacitus zu einem elenden stümper , der etwas selbstver*
ständliches (vgl. oben) in überflüssigster weise breit tritt, wie man
sieht, kann man über Baumstarks 'graben springen, ohne hals und
bein zu brechen'.
c. 21, 16 gaudent muneribus, sed nee data imputant nee acc^f^
obligantur: uidus inter hospUes comis. es ist notwendig, nochmals
die Verderbnis der letzten werte klarzulegen, da sie in neuester
zeit abermals einen fanatischen Verteidiger in Baumstark gefunden
£Baehren8: Studien zur Germania des Tacitnt. 283
haben, welcher auf etwa dreizehn Seiten (AE. s. 669 ff.) unter den
maszloeeeten und unwürdigsten ausfallen gegen andersglaubend^ sie
zn halten sucht, dasz eine stattliche reihe achtungs wertester ge*
lehrten nichts damit anzufangen wüste , was stOrt das ihn , der auf
aeine verkehrte au^assung sich steifend sie alle wie schuljungen ab-
kanzelt? von den beiden bedeutungen des wertes uidus kimn hier
nur die zweite (*» uitiendi ratio) irgendwie in betracht kommen;
und danach fassen die conservativen hier das wort im sinne von
'zusammenleben, benehmen, verhalten' auf. kann uiäus auch diese
bedeutnng haben ? die antwort musz für den , welcher gewissenhaft
die angefahrten beispiele (Caesar 5. ^. I 31; Cic. de inu. I 25, 35;
Nepos Dum 4 usw.) geprüft hat, nur 'nein* lauten : uidus bezeichnet
die ganze lebensweise, wie sie durch Charakter und erziehung, durch
litte und gewohnheit nicht blosz bei Völkern , sondern auch bei den
einzelnen menschen sich entwickelt und festsetzt, nimmermehr das
loszere auftreten und benehmen im umgang mit andern, dafür
htben die Lateiner ihre besondem ausdrücke, ehe das nicht durch
iweifeUose beispiele widerlegt ist, bleibt es dabei, dasz unsere stelle
aidit heil ist. von den bisher vorgeschlagenen verbesserungsver-
sQchen ist allerdings keiner zum überzeugen geeignet, ich sehe ab
▼on den mittein der Umstellung und des Streichens : dasz man damit
gewaltsam und ohne innere Wahrscheinlichkeit den fehler entfemt,
ist von andern erkannt und hervorgehoben worden, bei Sellings
eonjectur uidus inter hospUes communis (welche an Caesars werten
VI 23 iis omnium domus patent uidusque communicaiur gar keine
btütze haben kann) wundert man sich, dasz sie in einigen ausgaben
aofnahme fand, was gibt es denn überflüssigeres und des Tacitus
unwürdigeres als dieser hohle und leere zusatz hier bei den munera^
da doch über die communio uidus so breit und ausführlich in den
vorhergehenden sfttzen gehandelt worden ist, dasz darüber nichts
weiter hinzuzufügen war. dies muste nochmals gesagt werden, da
trotz der richtigsten gegenbemerkungen (vgl. Baumstark s. 673)
diese schlechte Vermutung noch neuerlichst in den tezt gesetzt
wurde. ^ weit mehr beachtung verdient Lachmanns schöne eon-
jectur uindum inter hospites comiias , welche jedoch den zusammen-
Wg der betreffenden werte mit dem nee data . . obligantur in zu
buzerlicher weise auffaszt und femer gegen eines der ersten gesetze
pUlologischer kritik verstöszt, nemlich an zwei stellen zugleich än-
dert, jener Zusammenhang musz freilich streng im äuge behalten
werden, 'eine (fast kindliche) freude haben sie an geschenken ; aber
t^ie rechnen weder die von ihnen gegebenen an noch werden sie selbst
durch die empfangenen zu etwas verpflichtet* — diese werte er-
^ wcDD man sich dabei beruft auf die letart cömis in B, so zeiget
ichoo die übereinttimmiinfc aller übrigen bss., dasz nar comis in O stand,
'^•m ist der accent auch kein compendinnif sondern nur die beieicb-
BUif fUr die länge des o, solches kann man bin und wieder in den
^ italienischer bumanisten finden, sb. c. 29, 1 u. 14 batäui in b.
284 EBaehrens: Studien zur Oermania des Tadtos.
halten ihr volles licht unter der annähme, dasz Tac. auch hier mit
wenigen werten auf die römischen Verhältnisse anspielte, bei den
Römern waren ja ebenfalls gastgeschenke üblich , aber sie dienten
zur bekräftigung und befestigung von gastvertrftgen, welche ausser
der aufnähme und bewirtung noch eine menge anderer und schwe-
rerer Verpflichtungen gegenseitig auferlegten, von diesem aasge-
bildeten hospitium der Bömer war bei den Germanen keine spar;
bei ihnen beschränkte sich dasselbe auf die beköstigung: . . dbU-
gantur: uictus inter Jiospites solus.
c. 22, 16 et sakta utriusque temparis ratio est: deUberani dum
fingere nescmnt, constitaunt dum errare non posaunt, jeder begreift
nach der vorstehenden erörterung das dum fingere nesciunt\ aber
wie die Germanen dadurch dasz sie am folgenden tage mit nücbter*
nem köpfe festsetzten auf einmal dem irren überhaupt entrückt
wurden, ist durch nichts verständlich, aber deshalb möchte ich die
Worte noch nicht mit Nipperdey streichen : sie tragen zu sehr im
einzelnen das gepräge Taciteischer diction. was in ihnen befremdet
(nemlich das fehlen eines näher bestimmenden Zusatzes , in weldier
weise sie nicht irren konnten) hat wol nur ein abschreiber versohal-
det , welcher vor dem folgenden potui ein poti übersah : dum errare
nonpossunt poti. sollte jemand daran anstosz nehmen, dass sojpo^
und potui hart an einander stoszen, so verweise ich auf das ende tob
c. 8 und den anfang von c. 9 nee tamquam faoeren^ deas. deorum
maxime Mercurium cölunt. wie dort das deas dem autor veranlassong
gab zu der Schilderung der deutschen gottheiten überzugehen, so
knüpft er auch hier an das wortpofi an, um über den trank selbst
zu sprechen, wem das nicht geföllt, mag übrigens errare poti non
possunt schreiben.
c. 23, 6 si indtdseris chrietati suggerendo quantum concupisountt
haud minus facüe uitiis quam armis umcentur. das kann für latei-
nische obren nur bedeuten tarn fädle uitUs quam armis. daran ist
leider nichts zu ändern , es wird auch durch keine kunststflcke (ib.
'eine li totes «= facüius*l) beseitigt, der gedanke fordert folgendes:
haud minus facile uitiis quam difficHe armis ; und das mag Tadtss
80 ausgedrückt haben quam armis diu uincentur^ ganz so wie wir
c. 37 lesen tarn diu uincuntur. die Stellung welche ich dem dm g^
geben habe ist von selbst geboten , hauptsächlich um es von dem
mit haud minus zusammengehörigen qtujun fem zu halten ; sodaan
auch um die beiden gegensätze durch die chiastische Stellung sn
markieren, man könnte auch daran denken, uix vor uincenhtr eis*
zuschieben.
c. 26, 1 fenus agitare et in usuras extendere ignotum; ideofue
magis seruatur quam si uetitum esset, agri pro numero cukorum ah
uniuersis in uices occupantur, quos mox inter se secundum dignaiionem
partiuntur. in Aie unverständlichen und unerklärbaren werte icto-
que , . uetitum esset wird durch keine wortcoi\jectnr (wie spemikur^
cauäur^ arcetur) licht gebracht; jedoch auch daza kann ich wenig-
EBaehrens: Studien zur Germania des Tacitos. 285
itens mich nicht entschlieszen , mit Anton und Nipperdey den gan-
ten an&ng des cap. zu streichen, vielmehr glaube ich dasz hinter
ignot%nn eine nicht kleine Ittcke anzunehmen ist, so dasz die beziehung
der werte ideoque . . e.^^^^ unklar bleibt, für diese meine ansieht
sdieint mir der völlig abrupte Übergang vom fenus zur ackerwirt-
ichaft zu sprechen, zumal jenes eine etwas ausführlichere erörterong
erforderte (der geldwucher, an den man zunächst denkt, ist dadureh
iusgeachlossen , dasz nach c. 5 nur die an der grenze wohnenden
ftberhaupt das geld kannten), auch die folgenden werte würden ohne
iweifel für uns verständlicher sein, wäre nicht etwas ausgefallen,
der fehler freilich in in uices occupantur läszt sich auch so erkennen,
die äcker können nicht zu dem zwecke occupiert werden sein, um
damit zu wechseln, wenn bald nach der allgemeinen besitznahme
tine teilung unter die einzelnen stattfindet, dann erhält jeder seinen
bestimmten teil, seinen ager, zu festem besitze; und auf diesem sei-
nem ager wechselt jeder jährlich mit den artta. nun ist ja auch in
MO» nichts weiter als italiänische conjectur: H bietet uiee, J musz
mees gehabt haben (so Cc, was, weil unverständlich, den Stamm-
vater der ersten classe bewog in hinzuzufügen, wonach B in uices
bat, während b noch einen schritt weiter gehend dies in das ge-
liofigere in uioem umsetzte), aus diesem uice oder uices ist das ur-
iprttngliche zu eruieren: wie ich glaube, ist ea publice gewesen.*
c. 81, 1 et aliis Crermanarum papulis usurpatum raro et priuata
eumsgue audentia apud Chattos in consensum uertü. da hier an kein
correlatives Verhältnis des et , . et gedacht werden kann , weil das
zweite et im sinne von et quidem steht, so faszt man das erste als
etiam auf. indessen ist es logisch falsch zu sagen etiam aliis usur-
paium raro, wenn die sache bei den Chatten keine Seltenheit war;
man setze es ins deutsche um (*das was auch bei andern Völkern
selten im gebrauch ist , ist bei den Chatten zur gewohnheit gewor-
den'), sofort fühlt ein jeder die Verkehrtheit des 'auch'. Beifferscheid
(ijmb. philol. Bonn. s. 627) schlug vor es als dittographie des vor-
bergehenden est zu streichen, aber ist das ganz correct: Vas andere
Tölker selten im gebrauch haben', wenn es sich naturgemäsz nur um
bestimmte teile dieser Völker, nicht um die gesamtheit handelt?
•owol diese erwägung als auch die vergleichung der ganz ähnlichen
ttelle c. 38 {in aliis gentihus . . rarum et intra iuuentae spatium^
^P^ Suebos usqxic ad canitiem) gab mir folgende änderung an die
band: in aliis Germanorum populis^ zumal in und et nicht selten in
bis. Yerwechselt worden sind.
c. 33, 10 quando urgentibus imperii fatis nihil iam praestare
• c. 26, 8 ut pomaria conserant et prata neparent et hartot rigent liest
^ ^ . . et , . ut (das Eweite et stellten die Itali her), sollte es nicht
^^ stark poetischen färbang^ der stelle am angemessensten sein, mit
^tphora za schreiben t// . . u/ . . u/, was, wie ich jetzt aas Halms
^PpÄrat ersehe, schon Mützell Vorschlag? Nipperdeys ut , . et . , aut
fcfillt mir wenig.
286 EBaehrens: studien zur Germania des Tacitos.
FortufM maitis polest quam hastium discordiam, hier wird eine kleine
änderung notwendig durch die discrepanz der hss. H liest m genti'
hus, J musz in urgentibtis geboten haben (so Cc, was in Bb--in
urgentibus tarn umgemodelt worden ist), beide lesarten lassen sich
vereinigen unter der annähme, dasz im archetypus ingefUibus ge-
schrieben war derart, dasz über ng etwas nicht ganz dentliohes stand^
was H ausliesz, Henoch für ur nahm, es war wol ein geschnörkeltes
Uy welches als compendium zu g gehörte: quando ingruentibus
imperii fatis,
c. 35, 13 prompta tarnen omnihus arma^ aCy si respascat^ ex-
cUur'' plurimum uirorum equorumque; et quiescentihus eadem fama.
man erwartet ea fama^ da eadem zum gegensatz nur quae heUantibuB
hat. aber nicht von ihrer kriegfUhrung , sondern nur von ihrer
schlagfertigkeit ist die rede, vermutlich ist mit auslassang eines
buchstaben eadB aus eaj^e entstanden: eaprodest fama (und der
ruf davon nützt ihnen im frieden , verhindert an sich schon kriege).
c. 36, 4 ubi manu agUur^ modestia acprobUas namina supenom
sunt, alle hss. geben nomine^ sodann superiares H, superiariB J*
was Puteolanus einsetzte, nomina superioriSy ist an sich klur, aber
ohne die nötige bezugnahme auf das folgende, wo das waffenredit
entscheidet, genügen mftszigkeit und biederkeit nicht: ihre besitier
unterliegen nicht blosz materiell, sondern verlieren noch obendrein
ihren frühern guten namen: so wurden statt ^ont aequique die be-
siegten Cherusker inertesque stuUique genannt. Tacitns schrieb wol
modestia ac prohitas nee nomine superiores sunt, zn diesem neiHMiitfie
quidem ergänzt sich von selbst als gegensatz nedum re (pugna).
c. 37, 13 non Samnis^ non Poeni, non Hispaniae Oaüiaeue^ ne
Parthi quidem sa^us admonuere. 'sie erinnerten uns' — woran?
ist die natürliche frage eines jeden lesers. 'fragilitatis hnmanae^
fortunae inconstantis , sui' usw. sagen die Interpreten. Eriti gibt
als beispiel hist. I 64 ni Valens animaduersione pauoarum oNtfot
iam Batauos imperii admonuisset: was soll das? gehört nicht «n-
perii gleichermaszen zu ohUtos und admonuisset? wo admonere mit
dem bloszen acc. personae verbunden wird , heiszt es ^jemanden ma
eine schuld, ein versprechen usw. ermahnen, erinnern'; data et be-
deuten könne 'ein bitteres erinnerungszeichen geben', ist mir un-
bekannt; und wie es, um mit Baumstark zu sprechen, 'durch den In-
halt der Worte, nicht durch sich selbst eine eigne bedentnng eriialta*,
sehe ich auch nicht ab. kräftig und gut hat Tadtus wol geteilt
adtonuere.
c. 37, 18 Carbone et Cassio et Soauro ÄureUo et SermHo Ose-
pione Marcoque MaUio fusis. man stellt statt des falschen praenomen
Marco nach £mestis Vermutung Onaeo her. wahrscheinlicher iat et
' diese vergessene conjectar von AWeidner 'criticamm soriptleiiBa
speoimen' (Köln 1864) s. 35 hilft nach meiner ansieht der stelle beseer
als alle sonst vorgeschlagenen mittel.
EBaehrens: ttadien snr Germania des Tuitiia. 887
flir mich, daaz marco aus misventandenem ma$f* entstanden ist:
Maximoque Maüio.
c 38, 8 fii älü8 gentibus^ seu . . tmito^icme, rarum et inira
muemiae spatium^ apud Suehos usque ad camtiem^ harreniem capüUim
tHto seqmmUtr, ac sa^ in ipso solo uerHce reUgtMi. die zahlreichen
Tennotongen lu den Terdorbenen werten retro sequtmtur scheinen
mir daran gescheitert zn sein, dasz sie sftmüich dasselbe in die stelle
hineinbringen, was Tacitns schon vorher mit obUquare erinem ans-
gedrflckt hatte, kehrte er, nachdem auseinander gesetzt ist inwie-
fern es ein insigne der Sueben sei, zur sache zurück, so konnte er
nnr das oben gesetzte noäoque subsMngere weiter erläutern; und
das geschah vollkommen durch das einfache hamfUem capiQum räro
ae 9aept m ipso . • yn/triint rdigtMi (denn dies, rdigantj ist die über-
liebnmg von 0). und diese werte müssen als selbständiger satz von
dem vorhergehenden abgetrennt werden, für das überflüssige se-
fmmiiur findet sich anderweitig ein passendes unterkommen, denn
die hSrte der voranstehenden werte, welche durch vergleichung des
ganz Ihnlichen anfanges von c. 31 (m aUis Chmutn<>rum p^puUs
mtmrpaium raro et pr. c. a., apud Chattas in cansensum uertü) so
recht zu klarem bewustsein kommt, wird gehoben, wenn man mit
leichter umsteUung liest: apudSuebosusqueadeaniiiemsequuntur
'daran hftlt man bei den Sueben bis zum greisenalter fest'. — Es
bleibt noch eine Schwierigkeit zu lösen, nemlioh in den werten in
ipeo solo uertice. dasz dies einfach unmöglich sei, haben auch hier
mit richtigem instinct die Italiäncr geftlhlt; aber ihr streichen von
8oU> erklärt weder die Verderbnis noch befriedigt in ipso uertice an
sich, immerhin ist dies mittel noch besser als in ipso solo und dann
entweder uertici oder cortice zu lesen : ist denn in ipso soto ('in sich
seihet' !) lateinisch, um von andern noch abgeschmackteren erklftrun-
gen zu schweigen ? für mich gibt sinn und verstand : retro ac saepe
in ipso summo uertice rdigant.
c. 38, 13 ea cura formae, sed innoxia: neque enim ut ament
ameniurue^ in äUittidinem quandam et terrorem adUuri heüa compti
%ä kostium oculis omantur. dem schwerwuchtig einherschreitenden
und nicht leicht verständlichen satze suchte Acidalius aufzuhelfen,
indem er die werte adituri heüa vor in aliitudinem rückte, ich stosze
indessen noch an einer andern sache an. kann man denn noch von
einer innoxia formae cura reden, wenn derselben die absieht sich
eine terribüis aUUudo zu geben zu gründe liegt? und ist es dann
noch ein reiner schmuck, so dasz compti und ornantur am platze
sind? Tac. scheint mir sagen zu wollen: sie schmücken sich nicht
nm zu buhlen, nicht um als herren sich ein höheres, schrecken ein-
fldszendes ansehen zu geben, sondern lediglich um ihren feinden
zierlich vor die äugen zu treten, das ist in der that ein unschuldiges
vergnügen gewesen; inwieweit diese darstellung der Wirklichkeit
entsprach, können wir auf sich beruhen lassen, hier, wie an so man-
chen stellen, trägt ja des Schriftstellers erzählung einen nicht weg-
288 FHultsch: zu dem fragmentum CenBorino adscriptom.
zuleugnenden romantischen Charakter, dessen gründe ebenso sehr in
seiner poetisierenden rhetorik wie in seinem streben den verdorbenen
römischen zuständen einen seitenhieb zu versetzen zu suchen sind,
ich stelle demnach her: innoxia {neque enim ut ament amentur uel
in cätitudinem quandam et terrorem): adüuri hdla ut compti hostium
ociUis omantur. die bei der antithese so beliebte asjndetische Ver-
bindung kennt auch Tacitus (vgl. zb.ann. VI B5peUerentpellerentur\
hist. III 23 peUufU pelluntur); für amare vgl. Catullus 45, 20 amant
amantur, Phaedrus 11 2, 2 ament amentur. — Ich habe sodann das
überlieferte compti ut umgestellt : Lachmanns camptius bringt nach
meinem geftihl in den satz etwas schwerfälliges hinein.
Zum schlusz teile ich einige conjecturen ohne ausführliche be-
gründung mit: mögen sie für sich selbst sprechen, sollte c. 2, 22
nicht zu lesen sein idque ncUionis nomen, non gentis, euäluisse pau-
latim? und ebd. 24 nicht vielmehr a se ipsis insueto nomine Otr~
mani uocarentur? c. 8, 16 nee iUae incursare et excipere piagas
pauent? c. 9, 11 quod sola reuerentia indunt? 13, 9 adulescentulis
assignant; int er im rdbusiioribus . . aggregantur? c. 16, 15 eius-
modi lacus moüiunt (Holder lacis)? c. 22, 2 saepiusgelida? c 30,
18 . . cito cedere; peditum ueUxMas usw.?
Groningen. Emil Baehrbns.
39.
ZU DEM FRAGMENTUM CENSOBINO ADSCRIPTUM.
In dem abschnitt de figuris^ welcher den definitionen 14 — 35
zu anfang der demente des Eukleides nachgebildet ist nnd anuer-
dem in seiner fassung anklänge an die Heronischen definitionen seigti
ist s. 61, 17 meiner ausgäbe die definition des kreises wahrschein-
lich folgendermaszen zu lesen: circulus est figura piana una Unea
comprehensa, in qua e media (statt in quem media) omnes Imeae
inter se pares sunt, dasz nemlich medium vom Verfasser des frag-
mentes als Substantiv im sinne des griechischen K^vrpov gebraacht
wird, zeigt s. 62, 18 der ausdruck omni media dh. irovrl K^VTplff
(Bukleides 1 aiTTi)Lia 3), wonach auch s. 61, 19 circuUmedUza fiMsen
ist als K^VTpou ToO kukXou. es entsprechen also die worte in qua e
media omnes lineae folgender nicht unwahrscheinlichen grieohiaohen
fassung: ^v (b (sc. cxrmari) Tidcai a\ £k toO K^vTpou eöOetai. niefat
unerwähnt darf bleiben , dasz HMeurer in Weimar kürzlich im Phi*
lologus XXXIX s. 181 die Verbesserung in qiM quidem statt m ^mm,
unter belassung der vulgata mediae omnes {media omms die hat.)
usw. , vorgeschlagen hat.
Dresden. Frikdrioh Hultsoh«
ERSTE ABTEILUNa
FÜR CLASSISCHE PHILOLOGIE
HERAUSGEGEBEN VON ALFRED FlECKEISEN.
40.
OK8CHICHTE DER KaBTHAQER VOM OtTOMbLTZBR. ERSTER BAND.
Berlin, Weidmannsche buchhandlang. 1879. XII o. 530 8. gr. 8.
Zweiundfunfzig jähre sind Yerflossen, seitdem die geschiohte
der Karthager durch WBOtticher eine selbst für den damaligen stand
der Wissenschaft kaum befriedigend zu nennende bearbeitong fand ;
seitdem sind auf diesem gebiete zwar manche gute einzelforschungen
xa Terzeichnen, unter denen namentlich die von Arnold Schaefer
'zur geschichte von Karthago' im rhein. museum XY 391 ff. hervor«
gehoben zu werden verdienen; aber eine zusammenfassende dar-
Stellung der geschichte des volkes, das allein Rom die weltherschaft
emstHch streitig gemacht hat, unterblieb, so fühlbar diese lücke
auch sein mochte, diese wird jetzt durch das werk, dessen erster
band uns hier vorliegt, ausgefüllt, in seiner anläge und schon in
der ftoszem form erinnert es an ein werk verwandten inhalts , an
Holnots geschichte von Sicilien: wie in dieser ist, um das ebenmasz
der geschichtserzählung nicht zu stören, der gelehrte apparat mit
aDen belegsteilen in anmerkungen zusammengefaszt, die an das ende
des bandes verwiesen sind.
Der vf . der karthagischen geschichte ist wolvorbereitet an seine
aibeit gegangen, das sehr zerstreute material ist von ihm mit groszer
sorgfilt gesammelt und gesichtet worden, seine belesenheit in aller
der litteratur , die direct oder indirect als hilfsmittel dienen konnte,
stellen besonders die beiden ersten capitel in ein glfinzendes licht:
om von bekannten werken wie Movers' Thönizier' imd Müllenhoffs
'deutsche altertumskunde' abzusehen, sind die arbeiten über die Phö-
niker, phOnikische inschriften und phönikische spräche, ältere und
neuere reisewerke, Slanes Ibn Chaldun ua. hier in umfassendster
weise herangezogen und verwertet worden, bei der immer zu-
nehmenden teilung der philologisch- historischen disciplinen ist es
einem einzelnen nicht mehr möglich überall im strengsten sinne
iakrMdMr für cIms. philol. 1880 hfl. 5. 20
290 AvGutBclimid: anz. y. OMeltzers geschichte der Karthager. I.
sachverständiger zu sein, der kundige historiker zeigt sich darin
dasz er, wo dies der fall ist, sich an stellen raths erholt, die wirklich
Gompetent sind, diesen richtigen tact Iftszt der yf. nirgends ver-
missen; eine wesentliche fSrderunghat seine arbeit dadurch erhalten,
dasz die Umschrift und punctation der phönikischen namen nach
den an Weisungen Eutings erfolgt ist.
-^ Wo der vf. auf eignen fttszen steht, bt seine leistung völlig
auf der hOhe der anforderungen, welche die heutige wissensdiaft an
ein geschichtswerk wie das seinige zu stellen das recht hat : er zeigt
sich uns durchweg als einen kritischen, behutsam vorgehenden for-
scher von nüchternem und gesundem urteil, unter der masse aoto-
schediasüscher producte griechischen fabulierens, die nur zu leicht
wo nicht als geschichtliche thatsachen , doch als echt einheimische
Überlieferungen angesehen worden sind, räumt er imbarmherzig auf
und leitet damit eine berechtigte reaction ein, die sich auf anderen
gebieten der alten geschichte längst vollzogen hatte, wie jede der-
artige reaction bei ihrem ersten eintreten, schieszt sie auch wol mit-
unter über das ziel hinaus : dasz die geschichte von den Philaenen
die erfindung eines griechischen rhetors sein soll, wie s. 188. 491
behauptet wird, ist so unwahrscheinlich wie möglich; abgesehen
davon dasz der alte logograph Charon von Lampsakos« von dem
eine erzählung das vorbild abgegeben haben soll, sicher nicht snm
gewöhnlichen repertoire der rhetorenschulen gehört hat, und dass
seine erzählung gerade für den wesentlichsten zug, das lebendig-
begrabenwerden der Philaenen, keine analogie bietet, gehört das
was von diesen gemeldet wird zu den wandernden, an den veraohie-
densten orten wieder auftauchenden geschichten, die schwerlich aof
gelehrtem wege in den volksmund gekommen sind , und ist anC den
bei den verschiedensten Völkern bis nach Indochina hin naohweia-
baren aberglauben zurückzuführen, dasz grundsteine, grenzamden
und dergleichen mit menschenblut gekittet werden müssen, um
festigkeit zu erlangen, noch weniger scheint es mir gerechtfertigt,
dasz der.vf. s. 492 die angäbe des Titianus, die Barkfter hftttea
einst die Phöniker in einer Seeschlacht besiegt, auf den unwahr*
scheinlichen verdacht hin, dasz sie mit der Philaenenfabel susammett-
hänge, für Schwindel erklärt immerhin schadet auf einem gebietet
wo für die historische kritik noch so viel zu thnn übrig war, eine
zu weit gehende skepsis weniger als das gegenteil.
Allen vereinzelten notizen, deren wert nur dann sich richtig
abschätzen lassen würde, wenn wir den Zusammenhang wüsten, ia
dem sie ursprünglich gestanden haben, bringt der vf. ein dohtlioliea
mistrauen entgegen, und dies ist wol auch der grund, warum die er-
neute durchmusterung, welcher derselbe die alten Schriftsteller naoh
Bötticher unterzogen hat, noch immer einer nachlese fkhig ist.
Zu dem vierten capitel, für welches bei dem fehlen jeder sn-
sanmienhängenden geschichtsdarstellung der stoff mostfkartig nt*
sammengetragen werden musz, bin ich folgende sechs stelltn neeb-
ATGütschmid: ans. t. OMeltzers geschichte der Karthager. I. 291
retrsgen im stände gewesen, auf die s. 225 nach Juatinos berichtete
bekriegang der Nnmider durch die Karthager ist die erzfthlung des
Frontin US lY 7, 18 von einem Hasdrubal zu beziehen, der durch
dM vorgeben einer elephantenjagd die Numider sicher machte, dann
ügriff und unterjochte; dasz diese list sich nur auf die erste er-
oborung Numidiena unter den enkeln des Mago, von denen einer
Hasdrubal hiesz, beziehen kann, ergibt die erwtfgung, dasz sie später,
aaehdem die Numider die Karthager und ihre absiebten einmal ken-
m/n gelernt hatten, weder gelingen noch versucht werden konnte.
— Derselbe Ha9drubal, der mittlere söhn des auf Sardinien um-
gekommenen Hasdrubal, ist es wol, den ein scholion zuMaximos
Tjrios diss. U 3 fUschlich statt des Hanno zum träger der ge-
suchte von der lOwenzähmung macht, die vom vf. s. 228. 504 be-
rührt worden ist; Maximos selbet nennt keinen namen, sondern redet
ganz allgemein von einem Kapxilbövioc veoviac, den die Karthager
wegen der in der Zähmung eines löwen liegenden überhebung getötet
hätten. — Wichtiger ist, dasz Maximos Tyrios diss. XXXY 4
und ein scholion zu Dion Chrysostomos I s. 3^ (Morelli) die
bei Ailianos ebenfalls von diesem Hanno erzählte geschichte von
den vOgeln, die abgerichtet wurden ihn für einen gott zu erklären*,
unter weglessung des albernen ctuimuX^q, in welchem bei Ailianos
die geeohichte gipfelt, und hinzufOgung des gewis der intention des
ursprünglichen berichte entsprechenden Schlusses, dasz die Libyer
ihm wirklich als gott geopfert hätten, auf einen libyschen mann
namens Psaphon ( Apsephas, kOnig der Libyer, im scholion) beziehen,
dies ist nemlich gewis kein anderer als Sapho , der jüngste söhn des
Altem Hasdrubal und vetter des Hanno, und bei der Seltenheit des
namens ist es wahrscheinlich, dasz ihn die nachricht ursprünglich im
ange gehabt hat. beide Verwechselungen, die des Hasdrubal mit
Hanno und entscheidender noch die des Hanno mit Psaphon , wer-
den nur erklärlich, wenn die die zwei söhne des altem Hasdrabal be-
treffenden erzählungen im zusammenhange mit der katastrophe ihres
Vetters und der ganzen familie vorkamen, so dasz sich damit auf
einem umwege die identität des löwenzähmers mit dem letztem be-
weisen Iftszt — Frontinus U 5, 12 berichtet, wie es einem kar-
thagischen feldherm Maharbal durch den aufetändischen Afrem
preisgegebenen, vorher mit ali^un gemischten wein gelang, diese
im schlafe zu überfaUen und ihnen eine schwere niederlage zu be-
reiten: es ist dieselbe list, die Polyainos Y 10, 1 auf den bekanntem
Himilko überträgt und die der vf. s. 280. 611 auf einen sonst un-
bekannten Libyerkrieg des j. 405 bezogen hat; da sich aus der Ver-
einigung beider stellen ergibt , dasz es sich um aufständische Afrer
handelt , welche sogar die villen unmittelbar vor den thoren Kar-
* ich vennate in dem geschichtchen eine itioloffiiche erfindnng,
die von dem Ursprung des von einer karthagischen nunilie geführten
beinameas 'der staar* rechenschaft geben s<h1: einen 'Awißac 6 Vdp
Bcnst als Parteigänger des Masinissa Appianos Lib. 68.
292 AvGatBchmid : anz. v. OMeltzers geBchichte der Karthager. I.
thagos besetzt hatten, so erweist dies eine Situation, die nur auf den
8. 303 nach Diodor geschilderten aufstand des j. 396 passt. — üeber
den Hamilkar, der wegen des verdachtes, er strebe nach der tynuinis,
von den Karthagern getötet wurde, gibt es auszer dem zeugnis des
Poljainos V 11, nach welchem die sache s. 315. 516 erzShlt worden
ist, noch ein zweites bei Theodoros Metochites (s. 200 Kluge),
bei welchem der name lafiiöXKiic lautet.
• Mag man es auch bei der trümmerhaften Überlieferung der kar-
thagischen geschichte bedauern , dasz der vf. nach dieser seile hin
auf Vollständigkeit verzichtet hat , so verdient es doch im ganzen
lob, dasz er allem auf seine herkunft hin schwer zu prüfenden maie-
rial gegenüber Zurückhaltung beobachtet und seine darstellung auf
die einzigen etwas ausführlicher gehaltenen quellen, für die ältere
zeit bis 409 vor Ch. Justinus, für die spätere vom Wiederbeginn der
kämpfe auf Sicilien an Diodoros, basiert hat. aufgrund dieser den
gang der auswärtigen politik Karthagos zu entwickeln and diese
einzige seite der karthagischen geschichte , für welche unsere über-
lieferung eine relative Vollständigkeit besitzt, möglichst bis ins ein-
zelne aufzuhellen, ist die hauptaufgabe die derselbe sich gestellt hat.
Besondere Sorgfalt hat der vf. darauf verwandt, den verlauf der
geschilderten begebenheiten in einem möglichst anschaulichen und
abgerundeten bilde zusammenzufassen: seine darstellung list sich
gut, sie ist geschmackvoll, durchsichtig, schlicht, frei von allem ge-
suchten und manierierten, die erzählung ist , was in dem gesagten
seine erkläning findet, ausführlich geworden, ohne dasz man ihr da-
rum den Vorwurf ttbergroszer breite machen müste. in diesem ersten
bände wird uns in fünf capiteln die äuszere entwicklang des kar*
thagischen gemeinwesens bis zum j. 306 vor Ch. (dem des frieden«
Schlusses mit Agathokles und des erneuten vertrage mit Born) vor-
geführt.
Die beiden ersten capitel, welche über die Phönikerim
allgemeinen und über die phönikische colonisation in Nordafrica
handeln, erlangen hervorragende Wichtigkeit durch die art, wie der
vf. hier zu Movers Stellung nimi es ist nicht blosz, worauf maa
sich bisher beschränkt hat, eine revision des von diesem aafgefUirten
baus der phönikischen colonialgeschichte, die darauf ausgieng iweck-
lose ausbauten zu beseitigen , einzelne baufällig befundene teile naa
zu stützen oder auch abzubrechen, aber mit dem bestreben mdgliehst
viel von dem ganzen zu retten , sondern es ist ein brach mit den
Moversschen grundanschauungen selbst und ihrer kritiklosen an-
Wendung: sein bau wird zu einem groszen teil vom vf. auf die ge-
fahr hin eingerissen, dasz man sich bescheiden musz nicht in der
läge zu sein , etwas anderes positives an die stelle zu setien. wenn
der vf. für die geschichte des landhandels mehr von den Moveraeohen
aufstellungen aufrecht hält, so ist vielleicht nicht ohne allen einflass
hierauf der umstand gewesen, dasz sich ihm bei dem seiner aa^gabe
femer liegenden gegenstände die nötigung die grandlagen selbst anf
ATChitMliiiiid: i^ns. t. OMaltBen getehkhte der Kartiiager. I. 293
flure danerluiftigkeit hin la ontersiiohen wenigtr ao^pedrftiigt hat.
virkliche xengiiiase dafiOr ans dem attertimi Bind bei Uohte beeelien
10 Tenchwindend wenige vorhanden, dasz rel mehr und mehr an
kr ttbaraengong gekommen ist, dasz die directe beteilignng der
PhOniker an dem asiatischen landhandel aof ein sehr besoheidenee
Bass redadert werden musz.
In tinem pnnete bin ich hier in der eigentümlichen läge eine
TOB mir selbst frOher ausgesprochene nnd vom vf.' s. 418 gebilligte
■uieht bestreiten zu mflssen: die damals noch nicht vorii^gende
sAte handschriftliche ttberliefemng von Jostinos XVni 3, 8 nOtigt
Jetit data, seine worte lauten: Tifriammgena condUa a FhotmcSIms
a pisemm ubertaU SOona appdlaverutU. so lange man noch
Aitfrimm stagmm primo^ mox las, liesien sich nnter der heimat,
aas der die niOniker ein erdbeben vertrieb, ihre von Herodotos be-
asngten nrsitae am persischen meerbnsen, nnter dem Assjfnim stag-
fmm der see von Bambyke rerstehen« jetst ist dies nicht linger
■iBglieh. die ^erste heimat am äj^TNiM^ii^^mim' kann nor eine erste
heimat der Phöniker am toten meere bedeuten, nnd die com-
blnlion Bnnaens, dasz das erdbeben, das sie von dort vertrieb, das-
selbe sei, das nach der biblischen sage Sodom und OomorrazerstOrtei
etUlt erst so eine wirkliche b^^ündong: es wird eine den Hebriem
Bit der übrigen bevölkemng Kanaans gemeinsame Vorstellung ge-
wesen sein, dasz dasselbe zu vOlkerscheidungen den anlasz gegeben
habe, der widersprach mit Herodotos liegt nunmehr offen zu tage;
erwigt man, dasz das weit im innern in einem von der kflste aus
sehwer zugänglichen lande gelegene tote meer den Griechen erst sehr
spit bekannt geworden ist, und selbst noch bei Strabon die künde
von demselben eine äuszerst unvollkommene ist, so wird es sich viel-
leicht empfehlen mit mir anzunehmen, dasz dem Herodotos in Tyros
das *meer von Edöm (des rothen landes)' als Urheimat der Phdniker
genannt und von ihm fOr das ^rothe meer' dh. den persischen meer-
bnsen genommen wurde.
Sehr fein ist der vom vf. gefOhrte nach weis, welche prodocte
es gewesen sind, die den verkehr nach dem westen weckten und im
weitem verlauf von entscheidendem einflusz auf den gang der ph5-
inkiseben colonisation in Nordafrica waren; die einwirkung des treff-
lieben Werkes von Hehn macht sich hier an mehr als 6iner stelle be*
merklich, unter umsichtiger erwftgung der natürlichen bedingungen
nnd geschichtlicher anhaltspuncte kommt der vf. zu dem ergebnis,
dasz Nordafrica von den Phönikern erst nach den colonialanlagen in
Tarsis und in folge derselben besiedelt worden sei. um die ältesten
colturzustAnde des libysch-berberischen Stammes zu schildern, ist
TOB den bildlichen darsteUungen und den inschriften der altigypti-
seben denkmäler durch den vf. in sehr geschickter weise gebrauch
gemacht worden; das Moverssche dogma von den Libyphönikem als
294 AyGhitBclimid: anz. ▼. OMeltzen geschichte der Eaithager. I.
einer altem kanaanitischen einwanderung in Norda&ica vor der
eigentlich phönikischen colonisation ist von ihm definitiv beseitigt
nnd die LibjphOniker wieder als das hingestellt worden, was sie
wirklich gewesen sind, die phOnikische colonialbevOlkerong von
Afrioa (später im gegensatz zu den von der bezeichnong ansgesohlos-
senen Karthagern).
Wenn der vf. wiederholt den gänzlichen mangel einer Über-
lieferang darüber beklagt, ob ttber die colonien des Westens von
Tjros her anfangs einmal, wie ttber Ejpros, eine fSrmliche hoheit
ausgettbt worden sei, so mOchte ich daran erinnern, dass es aUsr-
dings ein solches zeugnis gibt , das nur in folge einer falaoheiL cor-
rectur bisher verkannt worden ist. in dem von losephos doppelt er-
haltenen fragment des Menandros von Ephesos ist von ienten die
rede, gegen die kOnig Hirom, als sie den zins nicht entrichteten, ge-
zogen und nach deren Unterwerfung er wieder heimgekehrt sei. die
namensform dieser leute steht im dativ : ant. lud. VIII 5, 8, wo die
ed. pr. 'HuKtoic bietet, wird uns über die hss. nur so viel gesagt,
dasz der (gute) Reg. a Iuk^oic, Beg. b 'HuKaioic haben, der uralte
Ambrosianus der lat. ttbersetzung hat nach einer mitteilung Nieses
Eucheos, was auch die fünf dracke derselben, die von einander un-
abhängig sind, bieten; c. Ap. I 18 list der Florentinus, die einiige
quelle unserer heutigen griechischen Überlieferung, TtTUOic, Eosebios
im armenischen chronikon und die '€KXoTf| kroptidv fanden TtTU-
Kaioic vor, der Canonicianus und zwei Laurentiani, die drei besten
hss. der lat. Übersetzung, haben TUioeos. man hat unter diesem
Volke allgemein die Eitieer verstanden , was paläographisch so un-
wahrscheinlich wie möglich ist: die emendation'lTUKaioic dringt
sich von selbst auf; Utica ist es das von Hirom wieder lum
gehorsam gebracht worden ist.
Im dritten capitel, *die gründung' überschrieben, wird wie-
derun^ ein Moverssches phantom, das von einer doppelten grOndong
Karthagos, einer altern sidonischen und einer jungem tyriscbeii, be^
seitigt und schlagend nachgewiesen , dasz aus dem namen *die neos
Stadt' kein beweis für eine ältere anläge entnommen werden kann,
indem dieser ebenso gut im gegensatz zur mutterstadt wie in einer
altera anläge an ort und stelle gewählt sein kOnne. auch so weit ist
dem vf. recht zu geben, dasz die von Movere gemachte scheidong
zwischen einer mythischen Dido und einer historischen Elissa will-
kürlich ist. allenfalls auch darin noch, dasz die von demselben Ter-
suchte ausgleichung zwischen dem von ihm nach Menandros bestimni-
ten datum 826 und dem Timäischen gründungsjahre 814 einiger-
maszen künstlich ist und bei dem unbekanntsein der epoehe Toa
Tjros und der Unsicherheit des datums des Salomonischen tempel-
baus die begründung der ganzen epochenreihe bis auf die grttndnng
Karthagos herab von tjrischer seite in der that nicht so festgefligt
ist , wie Movers annahm, aber den weiteren deductionen des vf. iii
folgen bin ich auszer stände und halte an meiner bisherigen, Toa
i:fOvlMlttiiid: am. ▼. OMeÜMra gMO^ekla der Fartfci^twr, L
Am ■. 458 beklmpften anrioht, dMi m lioh um lauter «otliaitiaolia
date handelt, üb^ deren richtige fijdenmg ledigUoh in folge der
«t ihrer aberli^ernng geeohwaidkt werden hann, fieet der yf» aiefal
■omlicfa die ganse grODdungegeachiehte Ton Karthago, wie sie am
loUstlndigatfln bei Trogos vorliegt, ala eine grieohisohe erfindnng
Mt die aUerdings dnrch heUenisierte Posier in Karthago eellMt ein-
gang geftmden haben mOge, aber erst dnrdi Timaioe ein eeheinbar
Uiteriachee gewand erhalten habe und an eine beetinunte epoohe
geimtl|ifl worden eei; danns, daai dieee von Apptanos anedrfloklieh
ab eine annähme der Karthager bemehnet wird, folge nerdaeaauoh
die Timiitohe datierong nadi Karthago adbet importiert worden
mL «inflosi auf die herabrOckong dee grflndangadatoma doroh
IRmaioa möge die deatong dee nameneUtioa ala *die alte* im gegen»
ealB in der neoatadt Karthago gehabt haben; entacheidend aber eei
ÜtT ihn geweeen die identifioerang dee gottee Pygmalion, dee bm*
dem der Dido, mit einem tjriaehen USiüge Pygmalion, deaeen leit
er mit hille der tjriaehen annalen ermittelt nnd so daa jähr 814 ala
die der grOndong von Karthago geftmden habe, dielltereieitwisae
nnr Ton dem grOndTomgedatnm des Pmiatoe, das von Bnaebioa an
te j. 808 Abr. (so ABP. 798 F. 807 B) geknapft wird nnd daa der
tL mit recht mit dem Appianiadien *60^ihre Tor der einnähme von
Tvoin' flbr identisch erklftrt; von Philiatos sdbst werde ee wol
allgemeiner auf 6ine generation vor diesem ereignia gestellt worden
sein, historisch genaa sei aber anch diesee nicht, sondern solle nur
aaedrfleken, dasi die grOndong um so liA der bekanntschaft der
Griechen mit dem westen vorangegangen sei, welche ftLr diese mit
den lUurten des Odjsseos zusammenfieL die xuunen Asoros nnd
Karchedon enthielten einen hinweis auf die nrsprttnglichkeit des
doppelsnffetentums«
FOr den hellenischen urspnmg der TimKisehen tradition macht
der ▼£ geltend 1) dass griechische etymologien eingesprengt seien;
aber weder bat er bewiesen dasz die erzfthlong des Trogos, gegen
art es durchaus nicht verstOsst, in die hauptquelle susitse
andern quellen mossXkartig einzusetzen, durchweg Timftisch sei,
nodi ist abzusehen, warum nicht schon Timaios, dessen namentliches
otat nbrigens die mit der etymologie von Bjrsa znsammenhingende
geaehiehte von der zerschnittenen rindshaut nicht hat, die karthar
^ieehe tradition durch einzelne anderswoher genommene zfige er-
weitert haben könnte; 2) dass in dieser tradition eine anthropomor-
phisiersnde tendenz hervortrete; als wenn sich diese erseheinung
nicht auf einer gewissen entwicklungsstnfe bei allen Völkern zeigte,
niefat blosz bei den Griecheo ; 3) dasz sie in keiner organischen ver-
faittduig mit der wirklichen geschichte Karthagos stehe; aber woher
kOsmen wir das wissen, da uns diese für die ganse ältere zeit ver-
loren ist? und war es der fall, wie könnte uns das in Verwunderung
aetxen, da die mythische ftrbung des grflndungsberichtee nie ge-
leognet worden ist? wie iosserst unwahrscheinlich der aoaweg iat,
296 AvGutsclunid: anz. y. OMeltzers geschichte der Karthager. I.
zu dem der vf. sich gedrängt sieht, dasz eine zweimalige imporüe-
rung erst der griechischen fabel, dann des Timftischen epochenjahrea
in Karthago stattgefunden habe , liegt auf der hand : die Karthager
sollten sich also auf die weise mutwillig jünger als ütica gemacht
haben? sobald man zugibt, dasz der kern der Timftischen erz&hlang
ein einheimischer ist; kann man diese im wesentlichen oder aa<^
ganz als mythisch preisgeben, ohne dasz dies den historischen dia-
rakter der zugleich damit überlieferten gründungsepoche im gering-
sten afficierte. des vf. hjpothese, dasz diese in der beziehong de»
mythischen Pygmalion auf den historischen wurzele, hat zur vorao»-
setzung die andere hypothese, dasz es einen gott Pygmalion gegebeik
habe, welche durchaus erst noch des beweises bedcfff. den Timaios
zu dem zu machen, der mit hilfe dieser identifioierung das datam
814 berechnet habe, ist nicht möglich ohne zwei wiederum äusserst
unwahrscheinliche hilfshypothesen : 1) dasz ihm die specialgeschiohte
der könige von Tyros zugänglich war — aber auf welchem wege
sollte dies zu seiner zeit mOglich gewesen sein? 2) dasz die für jeden
unbefangenen den denkbar deutlichsten Stempel einheimischen Ur-
sprungs tragenden datierungen der gründung üticas 287 jähre Yor^
der Pityusen 160 jähre nach der von Karthago erst durch eine Um-
rechnung nach der von ihm erfundenen aera ihre jetzige geatalt er-
halten haben sollten, wenn je , so kann man hier von einem bou-
Xeueiv T^ UTToO^cei reden.
Sieht man näher zu, so liefern dem vf. für seine verschlungenea
kreuz- und querzüge den einzigen stichhaltigen grund die doppel-
ten gründungsdaten von Karthago, von denen nur öineadas
richtige sein kann, mir scheint alles dafür zu spredien , dasz das
gründungsjahr 814 vor Ch. wirklich das zu Timaios zeit in Karthago
geltende gewesen ist. dem vf. auf dem wege zu folgen, auf dem er
das datum des Philistos verflüchtigt, scheint mir aber noch weniger
rathsam als in seiner behandlung der Timäischen Zeitbestimmung:
wenn Eusebios es auf 1213 (bzw. 1218 oder 1209) vor Ch. fixiert
hat, so folgt daraus nicht, dasz seine quelle den Philistos einen andern
abstand zwischen der epoche von Karthago und der einnähme Troias
annehmen liesz als die 50 jähre Appians, und damit die bereohiigimg
die allgemeiner gehaltene angäbe 6iner generation als das einiig
überlieferte anzunehmen, sondern nur, dasz Philistos (was sich eigent-
lich von selbst versteht) einer andern troYschen aera gefolgt ist als
Eusebios. um die vom vf. vorgeschlagene weitere umdeutung glAub-
lieh zu machen, müste erst bewiesen werden, dasz die Griechen die^
irrfahrten des Odysseus als ausgangspunct ihrer künde vom weetea
angesehen hätten, und auch dann noch würde der entstehungsprooesa
des datums unwahrscheinlich genug sein. Azoros und Karchedoa
sollten die vorbildlichen ersten su£feten gewesen sein? 'Tyros' und
^Karthago' als mutter und tochter, allenfalls als vater und söhn haben
einen sinn, aber coordiniert neben einander als grflnderpaar vw^
stoszen sie gegen alle conventionelle Symbolik , die bei der bildong
AwQwIkaaaaäi mt. t. OMeltMn gMehiekte dar Kiiibigw. L 897
im eposyniMiiiainen Ton Hebrftem so gat wie Grieohtti, sieher «lio
9aA Yon denPnniem streng gewalirt worden ist. und doch Btammt
die meliriehi, wie der vf . mit recht aoe dem namen Asoroe (dL ^^r)
fiadiloesen hat« ans karthagischer qoelle. was nun? mir soheint
laeli jetit noch die Ton mir b^ita im litt centralblatt Tom 27n noT.
1868 a. 769 vorgeschlagene lOsung den einsigen answeg ans diesen
Schwierigkeiten su zeigen: es liegt ein einfaches misrersttndnis dea
FUliatoa vor, dem die Karthager sagten: *die aera von Tyros und
Karthago beginnt 50 jähre vor Troias folL' mit 6inMn werte, sur
seit des Philistos rechnete man in Karthago noch olQBeieU nach den
jaknn der mutterstadt Tyroa; als diese von Aleiander erobert wor-
dsBwar, lockerte sich, wie man aus der andentung bei Diodor ZZ 14
sieht, das verhiltnis der mftchtigem tochter sur matter, und damals
wild die eigne stadtaera an die stelle der tyrischen getreten sein, die
imuL auch Timaios bei den Karthagern vorfisad. ohne es su ahnen,
hat also Philistos dasselbe datum bewahrt, das uns in anderer üss-
soBg und auf eine andere troüsche aera gestellt fllr Tyros an der be-
hauten stelle des Justinus XVin 8, 6 vorliegt, die Stadt sei ttn
jakr vor der serstOmng von Troia erbant ohne seine scheu su posi-
tiven annahmen gedrängt su werden, in welche der vf . in diesem ab-
sdmiite hineingerathen ist, wttrde ihm der widers|Hruch schwerlich
ealgangen sein, -in den er sich dadurch verwickelt, daas er die grfin-
dmjg des unbedeutenden Ausa als in den igrrischen annalen veneich-
aal aanimt, aber die erwfthnung der grfindung von Karthago in
dsnaelben annalen nicht wort haben wiU, und die weitere schwierig-
keity daas er die datierung des Timaios aus einer künde der tyrischen
königslisten herleiten , in die uns erhaltenen listen aber das datum
fiber Karthagos grttndung erst aus Timaios eingesetzt werden lassen
musz. eine unbefangene prüfung der von Menandros gegebenen zah-
len kann nur zu der erkenntnis führen, dasz sie zu dem anderweitig
festgestellten so gut passen, wie man es von einer durch addition von
kfinig^ahren gewonnenen jahrreihe nur immer verlangen kann, der
wert oder unwert der vergleichung des lln oder I2n jahrs des Hirom
mit dem jerusalemischen tempelbau , die ich nicht fllr einen ausge-
rechneten Synchronismus, sondern fdr eine von losephos vorgenom-
mene willkttrliohe Übertragung des datnms der grossen tyrischen
tcDipelbauten auf die erbauung des Salomonischen tempeÜs halte,
kann auf unser urteil über die jahrreihe, welche von der gründung
von Tyros auf die von Karthago herableitet, nicht den geringsten
einilnsz haben : sie beweist lediglich, dasz die tyrischen annalen von
der grttndung bis auf den regiemngsantritt des Hirom 229 j., von
da bis auf das jähr der gründung von Karthago 155 j. (8 mon«),
znaammen also 384 j. (8 mon.) zählten, das scheint sJlerdings su
wenig ; man kann aber noch jetzt mit einiger Wahrscheinlichkeit nach-
weisen, wo der fehler steckt eine nicht durch willkürliche auswahl
beliebiger zahlen, sondern auf dem wege methodischer kritik be-
wirkte herstellung der liste ergibt, dasz die zeit des ungenannten
298 ÄTGatsohmid: anz. ▼. OMeltzen geschichte der Karthager. L
Usurpators ) mag sie nun, wie der griechische text hat, auf 12 jähre
bestimmt oder, wie dies, wahrscheinlich mit recht, in simtlichen
übrigen texten der fall ist, gar nicht angegeben gewesen sein, in die
gesamtsumme nicht eingerechnet ist: diese muss also um 12 jähre,
bzw. um eine unbestimmte zahl von jähren erhöht werden, wie die
liste der tyrischen könige festzulegen ist, braucht hier nicht weiter
verfolgt zu werden; für meinen zweck genügt es vollkommen, die
von tyrischer und karthagischer seite über die gründung der matter-
Stadt sowol wie der tochterstadt überlieferten data im princip als
glaubwürdig nachgewiesen zu haben.
Das vierte capitel *die bedrftngnis der WesiphOniker und
die begründung des karthagischen reichs ' schildert uns die einsich-
tige, schon vor Mago eingeleitete, dann aber namentlich von ihm
und seinem hause mit groszer Stetigkeit weiter geführte politik der
Karthager, die darin bestand, band auf die westlichen colonien der
Phöniker zu legen, ihre beschirmung den Griechen gegenüber sn
übernehmen und deren fernerem vordringen gegen westen einen
dämm entgegenzustellen, keinen schritt weiter vorzugehen, als die
erreichung dieses zwecks unumgttnglich erheischte, innerhalb dieser
demarcationslinie aber mit rücksichtsloser consequenz die Orieohen
und alle andern mitbewerber um die seeherschaft auszuschlieszen und
die eigne Suprematie fest zu begründen, in diesem zusammenhange
betrachtet der vf. die handelsverträge zwischen Karthago und Bom^
und erklärt sich unbeschadet des eingestandenen einüusses, den im
übrigen Mommsens ansichten auf sein werk ausgeübt haben, gegen
diesen für die datierung des Poljbios; mit recht erkennt er (s. 174)
in der Schwierigkeit, welche die im zweiten jh. vor Gh. vOUig ver*
altete spräche bei der Übertragung verursachte, ein wichtiges leng^
nis bei der frage Über das alter der ftltesten und damit vadx der enf
dieselbe folgenden Urkunden.
Gegen die allmacht des Magonischen hauses trat eine oligar-
chische reaction ein, und schon von da an datiert der vf. das bestehen
zweier Parteien , einer aristokratischen, nach aussen hin auf niöhta
als auf Wahrung des thatsKchlichen besitzsiandes bedachten und viel*
fach über das wahre Staatsinteresse hinaus friedliebenden^ und eino:
mehr demokratischen , militftrischen , dem auslande gegenüber eine
thatkräftige politik vertretenden partei. in diesem antagoniamns
zweier entgegengesetzter richtungen sieht der vf. den schlflssel m
einem richtigen einblick in den gang der kriegerischen Operationen,
zu denen namentlich auf Sicilien die Verwicklungen zwischen der
groszmacht Karthago und den syrakusischen tyrannen führten« es
bildet dies den Inhalt des fünften capitels; obgleich die tiber»
lieferung hier vollständiger als anderwärts ist, so ist es mir dooh
fraglich , ob der vf. nicht mitunter in seinen combinationen weiter
gegangen ist, als jene verstattet, ein versehen ist es, wenn s* 839.
519 der tyrrhenische, in Wahrheit wol römische pirat, welchen ISmo*
leon hinrichten liesz , A. Postumius genannt wird.
WSAwarti: warum wiid Adultop tchiKlIffiwIg ganandf 999
Die wenig erheblidwn «assieUiiiigeB, die wir aa dem TorliBgen-
werke sa machen hatten, etdirä einem überwiegend gtUurt^ea
geeamiorteil Aber dasselbe nidit im wege: es gAXM sn den solide» '
sieii leiatongen, die in den letsten jähren auf dem gebiete der alten
gsechiehte ersdiienen sind.
TOnnwnr* Alteid von GkiraoBiiiD.
41.
WABÜM WIRD ACHILLEÜS SGHNELLFÜSZia GENANNT?
Das besondere interesse, welches das Homerische Troja dorch
BdiKemanns groszarüge entdeclrangen in der ganxen gebildeten weit
erregt, lenkt auch mdne gedenken wieder auf einen sdion längst ge-
fMilfin plan, einmal im Zusammenhang den mythischen geluilt der
troieeben sage zu b^andeln. da ich aber nidit weiss, wann idi dazu
bei andern niher liegenden arbeiten komme, mOge fidgende kleine
i-ifi^^^^ meine teilna^e an der sadie zunXehst bekonden.
Idi knflpfe an eine stelle Bergks an (OLG. I s. 848), der da
eagt: 'wenn Homer den Adiilleus unter allen heroen dnrdi das bei«
wert eohnellfflszig auszeichnet, so gab dazu die Homsrische didi-
tong keinen anlasz; man sieht, Homer hat dieses charakteristiscbe
beiwort von frflheren diehtern flberkommen.' in letzterer hinsieht
mOehte ich freilich gleich eine modification eintreten lassen, der
Beigk auch schlieszlich zustimmen dürfte, ich schliesze mich nem-
UA in dieser hinsieht Virchow an, der in seinem bericht über seine
trojanische reise (Troja und der burgberg von Hissarlik*) meint:
^diDTÜber kann wol kein zweifei bestehen, dasz Homer schon geformte,
traditionell fortgepflanzte sagenstofie vorgefunden haben musz , und
dasz er diese in die eigentlich poetische form brachte.' wie ich die
sadie kürzlich in einem aufisatz über den volkstümlichen hintergrund
im Homer ausgeführt', hat man sogar noch zwiefache formen der
traditionen zu unterscheiden, die alte heimische stammsage der betr.
helden und die rolle welche sie allmfthlidi die in £3einasien sich ent-
wickelnde sagenform unter dem reflez eines kampfes um Troja usw.
spielsn liesz. von diesem standpunct aus konnte also das betr. bei-
wort des Achilleus 'schnellfüszig* vieUeicht schon in der heimisdien
sage wurzeln, doch treten wir der sache selbst nfther.
Hannhardt möchte auch schon in jener den Ursprung suchen,
er sagt *antike wald- und feldculte' s. 71: 'ob der von Pindar be-
wahrte zug, dasz der siebenjährige hdd von Cheiron gdemt hatte
eber und hirsche schnell wie der wind (Tcoc dv^^oic) im laufe
einzuholen, ohne hund zu fassen und auf starkem arm seinem lehr*
* im 4n anxei^bUtt von Bartiani'jahretberioht 1879.
300 WSchwartz: warum wir^ Acbilleus acbnellfOBzig genannt?
meister zuzutragen, ebenfalls alt und bereits im epos ausgeeprocbeni
ja der ausgangspunct des Homerischen beiworts irobac dnak ge-
wesen sei, ist bei dem mangel äuszerer Zeugnisse nicht mit gewisheit
zu sagen; es trägt aber auch diese angäbe noch so sehr den Charakter
derselben von bergesluft und waldesduft durchwürzten naturpoesie»
wie die erzählung von der ernährung mit bärenherzen, dasz wir sie
unbedenklich derselben noch von lebendiger kenntnis des wetens der
Kentauren durchdrungenen zeit, wie das vorhin analysierte Peleus-
epos, zuzuschreiben und aus Übertragung einer den Kentauren bei-
gemessenen eigenschaft, der schnellfliszigkeit, auf den zOgling zu er-
klären geneigt sein werden.'
So sehr ich im ersten teil dieser ezpectoration Mannhardts bei-
stimme, ebenso sehr weiche ich im schlusz von ihm ab. ich halte die
schnellfttszigkeit des Homerischen Achilleus für eine ihm besonders
zukommende eigentttmlichkeit, ebenso wie das andere bei Homer her-
vortretende moment, dasz seine lanze kein anderer schwingen kann,
für ein mythisches residuum aus der alten stammsage, wdches wie
jenes in der Homerischen darstellung festgehalten ist und nun zeugnis
mit ablegt von dem mythischen Ursprung der ganzen gestalt.
Die volkssage selbst knüpft nemlich speciell an diese sohnelU
füszigkeit in besonderer weise an. als Peleus, heiszt es, durch seinen
aufschrei das Achilleus-kind aus den flammen errettete, in denen
Thetis es unsterblich machen oder nach anderer sage verbrennen
wollte, war der knöchel verbrannt, da gräbt Cheiron den Damysos,
den schnell füszigsten der Qiganten, der inPallene begraben lag,
aus und setzt dem Achilleus des Damysos knöchel ein, und der war
es dann, der ihm entfiel, als ihn Apollon verfolgte, dh. durch dies
letzterwähnte factum wurde er geschwächt und erlag.' ich habe
schon im Ursprung d. myth. s. 140 diese sage in parallele gestellt
zu der entsprechenden von Zeus, der im kämpf mit Typhon seine
sehnen und flechsen verliert und seine kraft erst wieder erhUt,
als ihm diese wieder eingesetzt werden, was natürlich ebenso zu dem
begri£f des gottes stimmt wie das erliegen zu dem menschenähnlich
gedachten heroen. als ich ao. die sache behandelte , entwickelte ich
zuerst als den dabei in der natur liegenden hintergrund die bedehang
auf den sommerlichen gewitter- resp. Sonnengott, der in
den letzten gewittern selbst gelähmt, im frühling aber seine toUa
kraft wieder erhalten zu haben schien'; das verlieren des knOokela^
resp. der sehnen bezog ich auf die fallenden blitze, das glühen des
' wie tief dieser zag im mythos wurzelte, das zeigt na., dass eine
andere sage auch yon der verwandang der Thetis an der ferte diiroh
einen hammerwurf des sie verfolgenden Hephaistos enählta (ar^nmg
d. myth. s. 142). ' den hier zu gründe liegenden gegensati repro-
dacieren Chamisso und Rückert, wenn der erstere von der herbstaonne
sagt: 'niedrig schleicht blasz dahin die entnervte sonne% letiterer
hingegen singt: 'die sonn' ist gottes ewiger held, mit goldner wehr Im
blauen feld, und zu dem lichten heldenwerke erneut der frUhling ihr
die stärke.'
WSdiwaiti: wamm wird Adulkos ffftbrnlMtrig gtuMuM 801
MDgeboraieii Thatükindes Mif daa gewiiterfSBiier usw., Umter saeh
•OBtt Torkommende anschammgeiL
Zu dieser TorsteUung des Aehillens ali des gewitterheldea
pMst nim anch die ihm eigeniOmlieh bei Homer beigdegte lame,
die wie bei Zeus ^TX^tK^P^^woc so wie bei Ares auf dm blits qp-
sprUngUeh geben wttrde.^ die TorsteHong Yerfareiteri req». vertieft
sidi aber noch.
Ich habe nemlich inzwisehen im sweiten teil der ^poetisoben
aatmransdiaiiimgen' Terschiedeiiilidi Teranlassimg gdiabt daranf hin*
snweieeD, wie die Yorstellongen dea gewitteAdden mid eiaea somieB*
adhM sieh berOhren^ wie anch in einem liedoi welohee die flagge der
Teranigten Staaten feiert, es heiast:
OroBxer monareh der wölken da,
der droben sohwebt fan kOnigsglanse;
des ttarmef trompete hSrest au,
und fiehst des blitaet flBebtige lanae:
wenn wild des Sturmes krieger wettern,
des himmels donnertrommdn sehmetterni
da sonnensohn, dein amt lst*s, dein:
sa Bobirmen das panier der freien nsw.
in dieeem rasammenhang bemht nicht bloss, wie ieh na. entwickelt,
die parallele awischen dem Ursprung dea AehiTlena und der Athene,
Ter deren beider mOttem Zeua gewarnt. war ^ acmdem flberha«^ ge-
wiaae ankUrtge in beiden gestalten, die nur eine verachiedene ^t-
widUung erfahren haben« der sonnensohn und gewitteriield Achil-
kms ist in die heroenaage übergegangen, wfthrend die streitbaie
souneatocbter im cultas und im limfe der ganaen religiOaen entfal-
tong xur gotiheit geworden, die auf den hOhen tou Sunion waltete,
ao lange classisches griechisches leben blühte.
ErwSgen wir nun die bedeutsamkeit und den ganaen hinter-
grund des moments von der schnellfüszigkeit resp. dem gebrochen-
aein dieser kraft bei dem sonnen- ondgewitterhelden, so dürften
wir nicht im zweifei über den Charakter derselben sein, wie wir nodi
Ton der 'sonnenbahn', der Grieche von einem 'HXiou bpöftoc redete,
ao gab es auch noch einen bpö^oc 'AxiXX^uic nur im osten, wie allea
waa die sonne betrifft, localisiert, in demselben osten, wo Achilleus
anch nach der sage selbst bald mit der sonneajungfrau Medeia oder
Helene ewig thronen sollte, und der tröbac diicOc 'AxiXXeik geht
* in betreff der Ares-lanze verweise icb noch Insbesondere auf die poet
netoransch. II s. 98 beirebraehte stelle aas Kallimacbos, wo Ares mit
der (blitf-)lanxe geren den (8onnen-)8cbild (im gewitter) dröhnend sebllgt,
dass die ganse weit erschüttert wird. * poet. natnranseb. 11 s. 170 f.
Tgl. orspr. d. myth. s. iSS. wie Übrigens Aehillens von der volkssage
noch selbtt als gewitterheld, als ein erdgeborener risse (itTTCv^) m-
aeicbnet wird, so ist speciell sein vater ein solcher erdgeborener, und
bei ilua hat es noch in dem mvthos besondere bedentnng erbalten, wie
nemlich die gewitterwolke am horisont von der erde anntelgt, so schien
anch das gewitterwesen, welches sich der sonnen- und wolkenwasserfraa
Tbetis Tcrmahlte, irdischen Ursprungs , und dies moment wurde in die
sage gleichsam tendenaids aufgenoounen.
302 WSchwarts: warum wird Achilleas tclinellfQsEig genumt?
80 nach allem nrsprünglich gerade speciell auf den sonnenhelden,
^der* wie der psalinist sagt ^sich freut zu laufen' den weg tftglich an
der himmelsbahn. feiert doch auch der Zendavesta die sonne noch
ausdrücklich als einen solchen 'heldenlSufer', und wenn das bild
nicht Öfter bei unsem dichtem mehr anklingt» so ist die weibliche
auffassang der sonne bei uns Veranlassung davon.* wurde doch
auch bei den Griechen jenes bild in dieser form verdrftngt ebenso
wie das von der sonne als einem feurigen radwSlzer* durch die
allmShlich sich bildenden Vorstellungen von einem sonnenwagea«
sonnenrossen usw., welche letsteren übrigens auch schon bei Achil-
leus in seinen unsterblichen rossen auftreten« aber auch an die-
sen haftet immer noch die Vorstellung des 'schnellen, eilenden^ wie
auch Sophokles noch an eine 'schnelle Wettfahrt' anklingt, wenn er
Ant. 1064 f. sagt: dXX* eO T^ toi KdrtcOi \x)\ iroXXoOc in \ Tpöxouc
d^lXX1lTf)pac f|Xiou tcXAv usw.
Ist aber so Achilleus ursprünglich im mythos der im ge-
witterfeuer von der wolkenwasserfrau geborene schnell füszige
sonnensohn, der kurzlebige sommerheld^ wie Siegfiried und
Baldr, der im blitz die lanze schwingt, welche keiner ausser ihm
zu schwingen vermag , so werden wir auch endlich in dem beiwort
£av96c bei Homer (welches gleich xp^ocib^jc ist) einen naohUang
des goldhaarigen sonnenwesens finden, von dem ich versehie-
denüich gehandelt, wird doch auch dieses beiwort wieder durch die
sage prägnant, indem nicht blosz sein söhn Pjrrhos heiszti son-
dern er selbst unter den tOchtem des Lykomedes wegen seines *gold*
gelben' haares Pyrrha genannt worden sein soll.*
* gelegentlich taacht es aber doch immer wieder anf , wie es ab.
in dem von mir naturansch. I s. 86 oitierten liede Tegnin von der sonne
als einer goldhaarigen Jungfrau heinst: Marom eilst du dahin miton-
rnhigem sinn.* ^ vgl. meinen aafsatz 'zur prShistorisohen mythoIo|rfe'
in der Berliner es. f. ethnologie 1879. ' dass auch das verweuea
unter den töohtem des Lykomedes auf einer alten mythSsohso an-
schaaung beraht, seigen die parallelen, dass die himmlisehen feaer-
götter Agni wie Hephaistos zeitweise unter derartiger weiblicher um«
gebang weilen, in betreff des Jigni sagt Kuhn westph. sagen I s. 80S:
'in den Veden erscheint Agni, das fener des blitzes, ebenfalls oft als
kind, welches die himmlischen franen, die wasser der wölken (dh. was
ich oben die wolkenwasserfrauen nannte) hegen und pflegen.* Je
nach verschiedener entwicklnng des betr. mythos ist jenes mythiacbe
dement nur selbst verschieden daraus entwickelt worden.
Posen. Wilhelm Sohwaets.
MWohlrab: inm Konnos des Ameipsiat. 308
42.
ZUM KONNOS DES AMEIP8IA8.
Bei Laertios Diogenes ü 28 findet sich ein fragment aus dem
Konnos des Ameipsias, das nach Meineke com. gr. II s« 703 folgen-
dennaszen lautet:
CttiKporec dvbpiüv ßAncr' öXitiuv, iroXXuiv bi ^aTalÖTa6^ {^KCtc
woX cu iTpöc i\\i&c KQpTcpiKÖc T* cI; iTÖOcv fiv CGI x^oiva T^VOITO;
B. toutI tö KaKÖv tuiv ClcuT0T6^ulv kot' £in}p€iav T^T^viiTau
ouTOc lA^VTOi ireivulv outuic ouniimoT* ItXt) KoXaxeOcau
GHennann in der vorrede zu den Wolken s. XXXYI und XLVI iaszt
diese versa so auf, als ob sie ein lob des Sokrates enthielten, und
findet darin die art desselben trefflich beschrieben, leider spricht er
lieh Über seine auffassung des einzelnen nicht aus.
Was Hermann dunkel liesz , wollte FVFritzsche aufklären, er
bringt quaest. Aristoph. I s. 248 f. vom ersten yerse drei erklärun-
gen vor» von denen er selbst zwei mit recht wieder verwirft, die
dritte lautet: ^Sokrates, unter wenigen mftnnem hier bist du noch
der beste kerl, unter vielen aber der gröste narr.' Fritische besieht
das öX(tuiv auf den chor im Konnos, der ans «ppovrictai bestanden
haben soll, und nimt an, Sokrates sei nach demselben eingetreten
und deshalb von ihm angeredet worden: fficeic Kod cu irpöc flfific;
Abgesehen nun davon dasz die annähme, der chor im Konnos
habe ans <ppovTtCTai bestanden, nicht über allen zweifei erhaben ist,
wird es doch bei den sehr wenigen fragmenten, die uns von dem
stQcke noch übrig sind , jedenfalls sehr gewagt sein die Situation zu
bezeichnen, auf welche sich das f\K€ic Ka\ cu npöc i\}iäc; bezieht,
sehr ansprechend setzt Reisig (vorrede zu den Wolken s. XXVII)
diese frage mit dem hange des Sokrates umherzuschlendem und mit
allen gesprftche anzuknüpfen in Verbindung, aber zugegeben auch,
öXituiV sei mit rücksicht auf die von Fritzsche bezeichnete Situation
gesagt, SO ist aus derselben der gegensatz ttoXXoiv schwerlich zu er-
klftren. man wird also Meineke beipflichten müssen, der ao. s. 704
auch nach Fritzsches deutungsversuch die stelle noch dunkel findet.
Einen nicht verächtlichen fingerzeig zum verstftndnis des ersten
Tarses scheint Dobree zu Ar. Ach. 270 in den addenda gegeben zu
beben, indem er eine ähnlich lautende stelle aus Xen. apomn. 1 6, 1 1
beigebracht bat. dort sagt Antiphon : iD CiiiKpOTCC, ^T^ TOl ck }xhv
bixaiov vofiiZuj , coq)öv bi oub ' öiruicrioCv. Sokrates wird gerecht
genannt, aber unklug, weil er für seinen Unterricht keinen lohn
nahm, eine anerkennung wird dem Sokrates zu teil, aber zugleich
ein tadel. beides geschieht offenbar auch im ersten verse unseres
frmgmentes. zu seinem Verständnis wird zunächst zu berücksich-
tigen sein, in welchem zusammenhange Diogenes dasselbe vorbringt.
Sokrates rühmt sich dort seiner bedürfnislosigkeit, die komiker da-
gegen verspotten ihn deshalb , ohne zu merken dasz sie ihn damit
304 GSchmid: zu Earipides Ion [▼. 1489 f.].
eigentlich loben, zum beweise dafür wird erst eine stelle ans Aristo*
phanes Wolken (412 — 17) beigebracht, in der er durchgezogen wird,
weil er sich in seiner freude am forschen jede entbehrung auferlege;
dann folgt die angeführte stelle aus Ameipsias. nichts scheint slso
näher zu liegen als die annähme, dasz auch in ihr die armnt des
Sokrates und die damit in Verbindung stehende rauhe lebensweise
desselben den hauptsächlichen inhalt bilde, danach Iftszt sich die
anrede im ersten verse wol so verstehen : ^Sokrates , unter wenigen
männem der beste, unter vielen der närrischste', dh. unter den we-
nigen , zu denen er speoiell gehört, unter den philosophen also, noch
der beste, unter den vielen aber, unter der menge der närriBchste,
insofern er nemlich nicht,* wie diese, auf den erwerb aus ist, •ondem
lieber in dttrftigkeit lebt. iroXXoi hat schon Homer ohne artikel
von der menge gebraucht.
Zu dieser anrede passt alles folgende aufs beste. Sokratae tritt
in seinem abgetragenen mäntelchen (rpißuiv) an eine gruppe heran
({^K€ic Kai cu irpdc f)|üific;). sogleich wird seine genttgsamknt und
ausdauer hervorgehoben (KapreptKÖc t' el), aber freilich spottend
hinzugefügt: woher sollte er sich auch statt seiner schleohten klei-
dung (Tp(ßujv) ordentliche (xXaiva) kaufen? (iröOev äv COix^ctfvo
T^votTO ;). vor dem dritten verse ist nach der annähme von Fnmuri
de re vestiaria part. U lib. IV c. 16, dem Hermann und Meineke bei-
pflichten , etwas au8ge£Edlen , was sich auf das barfuszgehen des So-
krates bezieht, durch diese dvuiTOÖiicia soll Sokrates die sohuh-
macher verspotten, der letzte vers feiert offenbar die unbestecUioh-
keit und gesinnungstüchtigkeit desselben, alle hier beigebraofaien
Züge waren in der that chuiikteristisch für Sokrates.
Chemnitz. Martin Wohlb4B.
43.
ZU EURIPIDES ION.
Die stelle v. 1489 ff. ist überliefert: TrapO^via b* i^fic ^cctdpoc
ordpTav' d^(p(ßoXd cot i&b' iwf\\\^a KCpKiboc i^fic TrXdvcHic der
sinn im allgemeinen ist unzweifelhaft: Kreusa verwendet de&Mlbei-
gewebten peplos (1417. 1425 f.) als windel für das neugebora&e
kind (955), weshalb derselbe auch 918 crrdpTava jüLcnr^poc gtsannt
wird, aber i\x&c \xauipoc könnte nur bedeuten ^meiner mutier*, ieh
mOchte vorschlagen:
TTapO^veia ö' £^d fiar^poc d^dTOpoc
cirdpTav' d^cpißoXd coi rdb' ££fii|ia xep-
Kiboc ^ac irXdvouc.
so erhielten wir für die beiden verse gleiches masz: zwei cretioi und
einen dochmius. wie der fehler des sdireibers entstehen konnte, itt
ohne weiteres klar, die besserung iif\\^a ist von Fix. die Terbin-
dung ^rjnip djütrJTUjp wie Soph. EL 1154.
St. Petersburg. Oboro Sobmid«
ThBecker: sur erklärung von Platons Laches. 306
44.
ZUR ERKLÄRUNG VON PLATONS LACHES.
Der Laches gehört zu den negativ schlieszenden dialogen, ttber
welche seit Schleiermacher die herschende meinung ist, dasz ihr
n^fativer schlusz nicht ernst gemeint sei. ich betrachte diese an-
sieht als das sicherste mittel sich das verstttndnis derselben anmög-
lich zu machen und als ein einlaszthor für subjective willkttr. ich
habe das an einem der interessantesten und tiefsinnigsten dieser
dialoge , dem Charmides , vor kurzem ausführlich dargelegt (Platons
Charmides, Halle 1879). will man nicht glauben, dasz das Platons
meinung sei, was er als solche ausspricht, so hat man zu beweisen
dasz es seine meinung nicht sein könne. Bonitz versucht das Tlat.
Stadien' ' (1875) s. 1 19 f. anm. : in einem negativ schlieszenden dialoge
könne die discussion nicht solche ruhe und Sicherheit zeigen, wie sie
factisch vorliege, ich habe das zu widerlegen versucht Charm. s. 97.
im flbrigen entbindet man sich von solchem beweise, indem man es
Ar selbstverständlich erklärt, dasz der negative schlusz nicht ernst
gemeint sei , weil er ja allerdings der gewöhnlichen lehre des Philo-
sophen oft zu widersprechen scheint, da das aber offenbar eine
petitio principii ist, indem man die gewöhnliche lehre des philosophen
als Inhalt eines dialogs voraussetzt, dessen Inhalt doch erst aus ihm
selbst geschöpft werden sollte, so musz jene Voraussetzung aufgegeben
werden, und wir haben methodisch die pflicht den negativen schlusz
als ernst zu fassen, es ist dann in der erklärung zu zeigen, weshalb
der dialog negativ schlieszen mu s te , indem aus dem philosophischen
fetandpuncte desselben die Unmöglichkeit einer lösung der Schwierig-
keit gefolgert wird, für den Charmides habe ich das ao. versucht
(vgl. besonders s. 70. 89). wenn ich mich jetzt zunächst zum Laches
wende, so geschieht daS; weil Bonitz in der erklärung desselben ein
muster hat aufstellen wollen, wie solche dialoge zu behandeln seien
<ao. s. 235). es soll aber hier nicht der Laches als dialogisches kunst-
werk, sondern nur sein philosophischer gehalt betrachtet werden.
Sokrates fragt: was ist tapferkeitV (190^) und erhält darauf
zunächst von Laches die zu enge und äuszerliche definition: tapfer
sei , wer im kämpfe in reib und glied aushalte ; dann die zu weite :
tapferkeit sei bebarrlichkeit des geistes (KapT€pia TIC rf^C i|iuxf)c
192^). diese definition wird in zwiefacher weise genauer bestimmt,
erstens ist die tapferkeit immer etwas schönes und lobenswertes
(koXöv); nun ist zwar die mit einem wissen (q>pöviicic) geeinte aus-
dauer lobenswert und wahrhaft förderlich (KaXf] KdTOÖrj); die aber
welcher dieses wissen fehlt (f] ^€T' dq>pocuviic) ist schädlich und
von übler Wirkung (ßXa߀pa kqi KaKoOpTOc), also nicht ein kqXöv
{denn das thun des schädlichen ist albern und lächerlich), somit
musz in die detinition eingesetzt werden : die mit einem wissen
geein te ausdauer. zweitens ist aber auch das noch zu unbestimmt
Jnttrbucrifi für rl'.^s. philo!. 1880 >ift. 5. 21
306 ThBecker : zur erklärnng Ton PlatonB Lache«.
auch wer in verständiger weise ausdauernd geld verbraacht oder
ausdauernd einen kranken pflegt, ist nicht tapfer (192*). also mnsz
man genau sagen: die mit einem wissen verbundene ausdauer in
gefahren, dies wird zwar nicht ausdrücklich ausgesprochen, weil
Sokrates, wo er es aussprechen sollte (193*), gleich zur Widerlegung
fortgeht, aber es ergibt sich aus dem zusammenhange von selbst,
der gedankengang zielt darauf hin. wenn also Bonitz ao. s. 205
sagt, hier bleibe unbestritten *dasz die tapferkeit eine auf einsieht
beruhende beharrlichkeit des Charakters ist', so ist das ungenau, weil
er diese letzte bestimmung ^beharrlichkeit in gefahren', die auch
nicht bestritten wird , ausläszt.
Sokrates beginnt dann sofort die Widerlegung der nunmehr ge-
fundenen definition: wer nach verständiger Überlegung, dasz der
sieg ihm nicht entgehen könne, den feind angreift, ist weniger tapfer
als wer trotz seiner ungünstigeren läge stand hält; wer als wol-
geübter soldat in die schlacht gebt, ist weniger tapfer als wer ohne
solche Übung kämpft; wer als gelernter taucher ins wasser geht»
weniger tapfer als wer das tauchen nicht gelernt hat (193). alles
solche wissen hebt eben die gefahr auf, und wo keine gefahr ist, da
kann auch keine tapferkeit sich zeigen, anderseits was dem gegen-
über als tapferer bezeichnet wurde, erweist sich bei näherer betrach-
tung als tollkühn, ist also auch keine tapferkeit, weil nicht koXöv.
Sokrates hat uns so auf einen Widerspruch geführt: daa aus-
harren in einer gefahr ist nicht tapfer, wenn es auf ein wiaeen ge-
gründet ist, welches die gefahr aufhebt (die definition sagte allge-
mein *auf ein wissen' ; dieser unbestimmte ausdruck schlieazt aber
natürlich auch diese urt des Wissens ein), tapferer ist, wer etwas
untemimt, bei dem er wirkliche gefahr zu bestehen hat. umgekehrt
aber, wer mit dem bewustsein sich ein Unglück zuzuziehen sieh in
gefahr begibt, handelt tollkühn, ist also auch nicht tapfer, die mit
jenem wissen verbundene ausdauer hat von der tapferkeit als dpcnfj
das moment des wissens, es fehlt ihr das wirklicher gefahr; die ane-
dauer ohne q)pöviicic hat die wirkliche gefahr, es fehlt ihr daa mo-
ment des kqXöv. so ist jedes für sich genommen ungenügend.
Cron zu 193*^ (vgl. einl. s. 15) behauptet Masz Sokralea mit
der ansieht des Laches nicht einverstanden ist, wie denn woA im
Protagoras die antworten entgegengesetzt lauten.' Sokrates iai aber
ganz gewis einverstanden : die beispiele der mit wissen verbondeMii
ausdauer, welche er selbst anführt, zeigen eine solche art des
Wissens, dasz Sokrates ebenso wenig wie Laches das aus ihm herror-
gehende handeln für tapfer halten kann ; und da es nichts mit
keit gemein bat, weil keine gefahr vorhanden ist, so hat in
beziehung (abgesehen davon dasz aus anderen gründen audi
handeln nicht als tapfer gelten kann) der, welcher solches
nicht hat, mehr recht auf das prädicat tapfer, anszerdem sieht
nicht ein , weshalb von Cron gesagt ist , dasz mit den antworten na
Protagoras ein Widerspruch bestehe: derselbe widerspmeh be-
ThBeoker: cor erklftnmg tob Flatoni Liohai. 807
liaht ja im Laches selbat, wo Torher und nachher der nicht mit
^ppdvf|€tc yerbundenen beharrlichkeit das prftdicat xaXöv abge-
qnrochen wird, es ist das nicht ein gegen den willen des Sokrates
Ton Laches yerschnldeter widersprach, er ist Yon Sokrates als in
der definition selbst liegend aufgezeigt damit ist nicht gesagt, das«
Sokrates ihn nicht zn lösen wisse durch eine bessere fassong der
definition — wir werden die lOsnng finden — aber in dieser iaa-
snng^ so wie sie jetzt interpretiert ist, liegt der widersprach, oder
geaaaer: die fassang der definition ist anbraachbar, weil sie aach
so interpretiert werden kann, dass eih widersprach
darin liegt.
Das ist der sinn, in welchem die definition verworfen wird,
wenn also Zeller ph. d. Or. 11 1 s. 602 gegen Bonitz den satz aaf-
stellt: *es wird gezeigt, die tapferkeit sei weder eine KOpT€p(a q)pö-
vt^oc noch eine dqppuiv xapT^piictc, woraas man doch nar schlieszen
kttUA) dasz ihr wesen überhaupt nicht in der KapT€pia bestehe', so
ift dieser schlusz falsch: nicht die mit einem wissen verbondene
KOpTCpfa überhaupt ist Yerw<»fen, sondern nur die mit derart
TOn tppövTicic, wie sie in den gegebenen beispielen vor-
liegt, verbundene ; es wird sich abef zeigen, dasz es noäi eine andere
art des Wissens gibt, die nicht /^werfen wird, ja wir müssen noch
weiter gehen: der hier angeiiommenen art der q>p<Wnac gegenüber,
der technischen kunstfefügkeit, um es kurz zu sagen, wird selbst
der dq>pu)V KapT^piKit eine art berechtigung gewahrt (193*): sie
enthüt das momenft wirklieber gefahr, welches bei der technischen
fertigkeit fehlt.
Die verjferfung der definition besteht nach dem
allem ja überhaupt nicht darin dasz sie als inhaltlich
falsch hilfgestellt wird, sondern darin dasz ihre
schwank^de Unbestimmtheit hervorgehoben wird,
welche ifuch falsche auffassungen zuläszt. so bahnt diese
verwerflijjg zugleich den weg zu einer scharfem fassung, ist nicht
*"^ '^•uchtbare, sondern eine fruchtbare negation: sie fordert zu
^V^ SCeuten versuche auf, das wahre was man meinte aber nur
nielili^yg^ugprechen vermochte (darüber dasz er dies nicht könne
^^t* Laches 194») zu ergreifen, so gefaszt verdient aber die
'\legung der definition nicht den Vorwurf Zellers ao. s. 602, 1,
' ihre gründe 'vom Sokratisch- Platonischen standpunct selbst
^ keineswegs unwiderleglich' seien.
^ Wollen wir nun angeben , welchen fortgang der gedanken wir
ernach erwarten müssen, so ist es folgender: die tapferkeit musz
nt einem wissen verbunden sein (sonst ist sie nicht ein KaXöv),
Vier mit einem solchen wissen, welches die gefahr nicht aufhebt;
ind zweitens (von der fiq)pujv KapTCpia aus) sie musz mit gefahr für
lie existenz verbunden sein, aber es darf nicht als toUheit erscheinen,
*ich in dieselbe zu stürzen, diese momente musz die neue definition
?nthalten , soll anders ein notwendiger, immanenter fortschritt und
f 21*
308 ThBecker: zur erklärung von Platons Laches.
nicht ein willkürliches springen von einer zufällig aufgerafften de-
finition zur andern stattfinden.
Es erübrigt noch die frage: hat Bonitz recht, wenn er sagt
(s. 205), die bestimmung der tapferkeit als ausdauer (xopTcpia)
bleibe unbestritten ? ohne zweifei ja nach dem gesagten, es ist nur
die mit dieser art des Wissens yerbundene ausdauer beatritten
worden; es bleibt also eine mögliche ausdauer, die mit einer andern
art des wissens geeint wäre, aber folgt daraus dasz dieses moment
damit anerkannt wird als zur wahren definition der ävbpeia
höriff? die fraire wird sich endcrültiff erst am Schlüsse behan<
dasz sie als zu nnphilosophisch und zu äuszerlich nicht widerlegena-
wert erschien.
Die neue definition formuliert Nikias nach Sokratischen
principien als f| tüüv t>€ivdiv kqi OappaX^UJV imcr/jjyir) (194*):
das wissen dessen was zu meiden , und dessen was zu wagen ist, an
Ziehungen genauer erklä "^ ^ ^^^ nicht gemeint das wissen des
arztes, was dem kranken gesL "^^ schädlich: das wissen am die
unmittelbaren natürlichen guter- ^^^^ ^ ^^ wahraagerBi ob
uns in zukunft ein solches gut zu \, \^^^^ ^"f^? flondw» das
reflectierte wissen , ob es uns besser se^fi" unmittelbare gnl das
lebens zu erhalten oder zu verlieren manlt^ ^^ entwehr ab
reflectierte berechnung verstehen, die sich TlfcT^^'?"^^^*'^^
tiberlegt: wenn ich noch am leben bleibe, so w^L??* ^^^ ~ ■?
unglückliches, schmerz- und kummervolles, daszl^^Jf "!!l!?
bleibe nicht am leben; oder man kann es verstehe^ ^f ^^'
nung eines <piXoTijioc, der sich sagt, es sei besser ruhfc'^" ^^'
ben, als mit der schmach seinen pusten verlassen zu^haiP ~ 1^
das KoXöv stehe höher als jedes äusze« S (^Je zb^tL^
I 115 <i aber wir dürfen nicht wagen uns für eiTes von 1?^^ "
entscheiden, wir müssen beides hineinlegen, und ilJt eS
Bringen wir nun das hier von der imcrnun ire^o^il
sTfiS w^r "^' '^"^ *^" ^^ ^^^^^^^ beJ2n7en'^^;^J
^ielt^lZli^^^ ^^!^*' ^^ ^^^^ ^^ ^i«r verworfene wJ
r„Lf?J?- ^^x^^^""®' ^* ^^ erwerben sei, besonders die techl.1
kunstfertigkeit. an ihre stelle ist mit der ^niCT?un ein Ä
ThBecker: zur erkl&rung ron Platons Laches. 309
OB wahres gut zu erlangen, ein untergeordnetes, unmittelbares gut
auf: er begibt sich in gefabr.
Jene erhebung des gedankens von der technischen kunstfertig*
keit KU der allgemeinen bildung des geistes, vermöge deren er über-
all das der augenblicklichen läge entsprechende, wahrhaft förderliche
und gute zu finden weis^ ist in der angeführten schrift s. 86 ff. von
mir auch im Charmides aufgedeckt.
Wenn wir so diese stelle des Laches mit der frühem (193)
zusammenbringen — und das dürfen und müssen wir, soll anders
ein vernünftiger fortgang vorhanden sein — so zeigt der Laches
einen fortschritt auch gegenüber dem Protagoras, wo 360^ die
t^ferkeit definiert wird lüs f) tüüv öctvujv kqI |if| beivoiv co<p(a,
nachdem 349* f. an tauchern, reitern, peltasten dargethan
worden ist, dasz ol £TTiCTr)|iOV€C ti&v |üif| ^TTiCTafi^vuiv OappaXeub-
tcpoi cici (s. Zeller ao. s. 120), wo also von jener Verwerfung des
technischen könnens als eines ethisch wertlosen, wie im Laches 193,
nicht die rede ist. insofern besagt also die definition im Laches
nicht ganz dasselbe wie die im Protagoras, was Zeller ao. behauptet,
sondern sie weist dem Protagoras gegenüber einen fortschritt auf.
Zu der zweiten nähern bestimmung seiner definition führt So-
krates den Nikias durch hinweis auf thiere und kinder: es ist nicht
tapferkeit sich unwissentlich in eine gefabr zu begeben oder (wie
bei den thieren) von thierischer wut blind gemacht sich in den tod
zu stürzen ; der dvöpcioc musz volle kenntnis der gefabr haben und
mit klarem bewustsein in sie hineingeben (196^ — 197^); so ist die
dvbpcia geschieden von der bloszen furch tlosigkeit, dem dq>oßov
und der TÖX^a. und wie jene erstere bestimmung hinwies auf die
q)pövi^oc KapT€pia, so diese auf die dq>pu)V Kapr^pvicic: es musz
zwar vnrkliche gefabr vorhanden sein, wo von ävöp€(a die rede sein
soll; aber sich in diese gefabr zu stürzen wird KaXöv und dvbpcia
erst, wenn wissen dabei ist.
Somit erweist sich diese neue fassung des begriffs als innerlich
iafs engste verbunden mit der vorhergebenden, gewissenhaft ist be-
rücksichtigt, was sich an derselben als gut, was als unbrauchbar er-
wiesen hat ; die neue definition stellt sich ganz dar als notwendiges
r«snltat aus der erklärung und kritik der frühem, schon hier dürfen
wir demnach die frage aufstellen : ist es wahrscheinlich , dasz neben
dieser gewissenhaftigkeit eine solche leichtfertigkeit hergehe, wie
tie Bonitz voraussetzt, in folge deren die xapTcpia, das andere con-
titaierende moment des begriffs, ausgelassen wftre? und wenn So-
famtes in anderen puncten den Nikias in freundschaftlicher weise
umleitet sich genauer zu erklären, sollte er ihn nicht auch auf diesen
fehler hingewiesen haben , der doch nur aus flüchtigkeit entsprang
• — • wenn er das moment der Kaprcpfa für wesentlich gehalten hätte?
Es fehlt noch der schlusz : wir haben die tapferkeit als einen
teil der tugend verstanden , neben welchem die cu)q)pocuvr| , die bi-
^Uuocuvr] ua. andere teile sind (198'j. nun war die tapferkeit ein
310 ThBecker: zur erkl&nmg von Platons Laches.
wissen der öeivd dh. der zukünftigen übel, und der OappoiXea dh.
dessen was in zukunft entweder nur negativ kein übel oder positiv
gutes verspricht (198 ^). überall aber ist es gleichgültig, ob man das
object eines Wissens in der Vergangenheit, gegen wart oder zukunft
denkt; es bringt das gar keinen oder doch nur einen ganz unwesent-
lichen unterschied hervor, wäre es wesentlich, so müsten sich ver«
schiedene Wissenschaften auf das vergangene heilsame, auf das
gegenwärtige heilsame und auf das zukünftige richten; alles ist aber
object der öinen heil Wissenschaft, und so überall; so also auch
beim wissen des guten, die bestimmung des zukünftigen guten
oder Übels ist also gleichgültig , unwesentlich , musz demnach aus
der definition ausgelassen werden ; und somit ist die tapferkeit ganz
allgemein wissen des guten und Übeln, dasselbe ist aber auch cu>-
q>pocuvTi, öiKaiocuvri und öciönic. somit haben wir wol das
allen ein zelnentugen den gemeinsame aufgefunden, sind
aber unfähig gewesen das specifisch unterscheidende
in der definition auszusprechen, also ist unsere defi-
nition ungenügend (199®).
Hier nun erhebt sich die principielle frage, von der das Ver-
ständnis des ganzen Laches abhängt: ist es ernstlich gemeint, dass
Piaton die erschöpfende definition der tapferkeit, welche auch ein
sie von den andern tugenden specifisch unterscheidendes moment
enthalten müste , nicht finden könne, oder ist der schluaz nur formell
negativ, während inhaltlich doch die richtige definition in dem dia-
löge enthalten ist? für diese letztere alternative entscheidet man sich
jetzt gewöhnlich, und zwar liegen verschiedene versuche vor den
positiven ertrag des dialogs auszusprechen, wir sehen ab von dem-
jenigen Steinharts, dessen willkürliche, subjective manier, wie sie
im freien spiele der phantasie den festen boden der überUefemng
verläszt , wir in der erwähnten schrift über Platons Charmides hin*
reichend charakterisiert haben, nicht besser ist was Stallbaum
praef. s. 4 vorträgt: er setzt voraus dasz die definition der tapferkeit
bekannt sei, und betrachtet als Inhalt des dialogs zu zeigen, dasz in
Sokrates sich die wahre tapferkeit verkörpert habe, während den
beiden berühmten feldherm ein moment derselben abgehe.
Am eingehendsten behandelt den Laches Bonitz TlatimiMhe
Studien" s. 199—214. er schlieszt, wie schon angedeutet: bei der
definition des Laches bleibt unbestritten, dasz die tapferkeit bdumr-
lichkeit sei, bei der des Nikias, dasz sie ^die einsieht über daa wia
ein gut und was ein Übel ist' sei; folglich ist die gesuchte definitioii
die *auf sittlicher einsieht beruhende beharrlichkeif (ao. s. SOS).
über die sittliche einsieht haben wir schon gesprochen : Nikiaa inll
allerdings ein wahres gut verstanden wissen, aber wir zeigten dan
darunter nicht notwendig ein sittliches zu verstehen sei, dasi er nur
eine reflectierte anschauungsweise meint, die nicht das unmittelbare
natürliche gut für ein wahres gut ansieht aber abgesehen danMi
ist, wie oben s. 308 schon gesagt, nun die entscheidende frage: ist
ThBecker: zar erklärong yon Piatons Lachet. 311
^ Kaf>T€pia unangefochten geblieben, weil sie wertvoll und wesent-
lich ist, oder weil sie wertlos ist? wir werden für das letztere be*
stimmt durch folgende erwägungen.
Wenn auch die schuld des auslassens den Nikias träfe, so zeigt
Piaton doch , indem Sokrates ihn nicht auf diese nachlässigkeit auf-
merksam macht, dasz Sokrates die Verantwortung tragen
soll für den negativen schlusz. er hätte ihn aufs leichteste
vermeiden können, welchen zweck verbindet er damit dasz er ihn
znlftszt? diese frage musz jeder beantworten, der das resultat als in
Wahrheit nicht negativ ansieht, nur wenn man der Überzeugung ist,
dasz der negative schlusz notwendig ist, weil Sokrates die Schwierig-
keit nicht heben kann, nur dann fUUt jene frage weg. auch hilft
es nichts , wenn Bonitz s. 207 an die aufxnerksamkeit und das mit-
denken des lesers appelliert. Einmal ist es doch wol bedenklich, alle
ieser vor sich für unaufinerksam und nicht mitdenkend zu erklären.,
zweitens müssen wir fragen: wie kommt Piaton dazu, so schul-
meisterlich seine Ieser ins examen zu nehmen und ihnen das Verständ-
nis seiner schrift unnötig zu erschweren? wo zeigt er sonst ein solches
Verhältnis zu seinen lesern, dasz er sie mit geringschätzender ironie
hänselt? aber auch wenn man ihm diese seltsame grille zugestehen
wollte, die hauptschwierigkeit bleibt: nicht nur den lesem würde
durch Piaton ein scheinspiel vorgemacht, Piaton würde ja auch den
Sokrates so darstellen, dasz er alle seine mitunterredner mit wissen
und willen teuscht. und wenn die 1 e s e r nach Bonitz durch aufmerk-
samkeit dem schriftsteiler noch auf die sprünge kommen könnten,
die mitunterredner, Nikias, Laches, Ljsimachos und Melesias,
wären dargestellt als wirklich von Sokrates geteuscht.
Piaton hätte es demnach als einen charaktei*zug des Sokrates hinge-
stellt, auch gegen besseres wissen seine freunde zu teu-
schen. welchen denkbaren zweck könnte Sokrates damit verbunden
haben? man könnte nur etwa darauf hinweisen, dasz Sokrates be-
kanntlich oft das ziel verfolgte, die menschen von ihrem nichtwissen
zu überzeugen, aber auch das passt nicht hierher : denn ein solcher
lehrsatz , dasz wir nichts wissen , ist doch nur in sehr beschränkter
weite wertvoll und anwendbar, richtig angewandt, dh. in Sokrates'
sinne, sollte er die menschen aufmerksam machen auf unkritische,
oberflächliche meinungen, die sie für wahr halten, darauf musz er
aber beschränkt bleiben, wird es zum allgemein geltenden aziom er-
hoben, dasz wir nichts wissen, so entwickelt sich daraus eine eristische
tendenz , eine hochmütige manie , jedem seine Unwissenheit nachzu-
weisen, dies soll dann um jeden preis erreicht werden ; so drängt
das aiiom zu Sophistereien, tötet den sinn für Wahrheit und inhalt-
lich bleibt das wissen immer auf dem nullpuncte, jeder gefundene
inhalt wird ja verworfen, so hat das Sokratische nichtwissen nur
am anfang einer neuen periode der philosophie seine berechtigung,
ähnlich dem Cartesiani sehen zweifei. es will genau genommen nur
sagen, dasz das neue princip des begrifflichen Wissens noch nicht
312 ThBecker: znr erkl&rnng von Piatons Laches.
durohgefährt sei. und fttr die schüler des Sokrates ist es eben die
anfgabe, jene durchführung zu bewirken dh. das nichtwiesen aof-
zubeben (vgl. Zeller ao. s. 104 f.). — Ist es nun in Nikias ein kritik-
loses unwissenscbaftlicbes meinen, welches Sokrates die berecbtigung
geben würde ihn ad absurdum zu ftthren? es ist ja vielmehr die
eigene Sokratiscbe lehre, das begriffliche wissen, welches jenem
meinen folgen soll ! man konnte doch in der that von Nikias nicht
mehr verlangen , als dasz er in klarer und verständnisvoller weise
eine definition entwickelt, welche der im Protagoras 360' von Sokra-
tes vorgetragenen mindestens ebenbürtig ist; s. oben s. 309. wenn
nun ein so tüchtiger mann aus flüchtigkeit ein versehen macht, zu
dessen besserung es nur eines leisen hinweises bedurft hfttte, nnd
wenn Sokrates diesen hinweis unterläszt (nach Bonitz), so zeigt er
dasz ihm mehr an dem eitlen rühme liegt jemandem sein nichtwiesen
zu beweisen, als daran mit ihm die Wahrheit zu finden, der verfiasaer
des dialogs würde dann dem Sokrates einen unsokratischen eristi-
sehen zug beilegen, und es könnte nicht Piaton sein.
Betrachten wir nun inhaltlich die von Bonitz als Platonisch
construierte definition : die auf sittlicher einsieht beruhende beharr«
lichkeit. es unterscheiden sich in ihr zwei momente, die (innerliche)
einsieht und die (nach auszen tretende) beharrlichkeit des handelns.
da ist nun zunSchst darauf hinzuweisen , dasz dieses zweite moment
des handelns für Sokrates immer ein sehr unwesentUches gewesen
ist; er definiert die tugend als ein wissen und sucht den unter-
schied der einzelnen tugenden in diesem wissen, in den versohiedeaett
objecten desselben (vgl. Zeller ao. s. 120). das handeln beqNrieht
er weiter nicht, weil es ihm selbstverständlich ist, dasz auf das rechte
wissen das rechte handeln folgt, so erscheint die definition als nn-
sokratisch. wollen wir ihr eine Sokratiscbe form geben, so musi anch
diese beharrlichkeit als ein wissen gefaszt werden, was ist denn be-
harrlichkeit? doch nicht rein äuszerlich das standhalten gegen einen
angriff, auch nicht rein äuszerlich das beharren im kämpfe; anch
durch kurzen entscheidenden angriff kann ja jemand tapferkeit zeigen 1
es ist vielmehr ausdauer gegenüber der innerlichen fnrcht
vor ge fahr, vor einem übel welches die persönliche existent (genz
allgemein gefaszt: leben, gesellschaftliche Stellung usw.) bedroht,
oder Sokratischer ausgedrückt: ausdauer trotzdem ich weiss
dasz mir ein übel bevorsteht, es kann aber jemand, wie im
Protagoras 356 ^ 358 ^^ ausgeführt ist , nur dann ein übel wollen,
wenn es fUr ihn mittel ist zur erreichung eines gröszem gutes, dem-
nach lautet die von Bonitz aufgestellte definition in Sokratischer rede»
weise vollständig: tapferkeit ist das wissen (und deshalb
thun) eines gröszern gutes verbunden mit dem bewnst-
sein, ein kleineres übel als mittel mit in den kauf neh-
men zu müssen.
Was haben wir nun an dieser definition? würde Sokrates da-
mit einverstanden sein , dasz dieser zusatz in die definition anfjge*
ThBoekers sor eridlnmg tob Platont LiAm. 81S
wUrda? die uitwort danraf finden wir im Protagorw: dort
ht^ er dieselbe definition , die tapfericeit sei f| tuiv bcivAv icod fii\
bcivAv ccKpIo, er hat anch den znsats, indem er autftllirlioh bespridit,
data man ein Übel nur wähle, wenn man dadoreh ein grtaerea gnt
eAmofe (366^). imd doch denkt er nicht daran, dieses letrtere in
dia definition mit anftonehmen ; nnd wenn aach Bonitz ao. s. S07
3 behauptet, im Protagoras sei gar nicht das interesse Torhaa-
i, «ine erschöpfende definition za liefern, so mnss doch der
id, dasi Solonates alle momente ror sich hat, sie aber doch
lieht in die definition anftiimt, uns abersengen, dasz er dieses
it für nnwesentlich gehalten, anch liest sidi das gut begrün*
das wissen, ein kleineres Abel mit in den kauf nehmen za mtkssen,
kntet in unsere spräche abersetzt: das gnte thnn trotz der natflr*
liehen ftncht Tor dem tode. nun ist für Sokrates die togend mur
wissen, hat jemand erkannt: das leben an sich ist nicht das hOchste
g«t, cBe ehre zb. steht höher, so ist damit die begierde am jeden
pms jenes zu erhalten voUstftndig abgethan; der erkennende kann
Mht mehr in Tersnchnng kommen mit hintansetznng der ehre das
Isbsn sa erstreben; er würde ja mit bewnstsein das thnn was ihm
schadet, und das wäre ^ovia ganz anders bei nns, wo das wesen der
iigend nicht in die erkenntnis allein, sondern anch in den willen ge-
legt wird, dem gegenüber die natürlichen triebe nnd neignngen immer
iira Wirksamkeit behalten, so bleibt für nns jedes thnn de^gnten
sin kämpf gegen die widerstrebende natürliche neigong, nnd weil
daatlran ein kämpf ist, so ist es nicht denkbar ohne den feind
gegen den gekämpft wird, ohne die natürlichen neignngen.
demnach gehören diese für uns in die definition der tugend hinein,
der tngendbafte in der lehre des Sokrates thnt das gute ohne
Innern kämpf; das wissen, welches die wahre erkenntnis des
gvten erlangt hat, ruht auf seinen lorbeeren ; die d^aOio, der gegen*
sali des Wissens, ist überwunden und vemicbtet; die natürlichen
neignngen können dem wissen nichts anhaben, da ihr feind nur der
inDe ist. somit sind sie wie die dfiiaOia für Sokrates unwesentlich^
and er nimt sie deshalb nicht in die definition auf, besonders nicht
im Laches, wo er ausdrücklich darauf ausgeht, alles unwesentliche
zn tilgen.
Aber wenn wir auch die definition als Sokratisch gelten lassen
woIUen, ist sie denn erschöpfend? im gegenteil, sie ist ebenso all-
gnmein und unbestimmt wie die von Nikias aufgestellte; sie passt
ebanso gut auf alle andern tugenden. jemand ist zb. gerecht, dh. er
Hast seinem nächsten zukommen was ihm gehört, und bezwingt seine
begierde, dh. er zeigt KOpTcpia gegenüber seiner begierde sich das-
sdbe anzueignen (oder es einem fiiBunde zu verschaffen, dem er es
lieber gönnt), dann können wir genau ebenso von ihm sagen: er
weisz und thut das gute mit dem bewustsein ein kleineres übel (das
catbehivn des persönlichen Vorteils) mit in kauf nehmen zu müssen«
wollen wir die definition wirklich zu einer solchen machen, welche
314 ThBecker: zur erkläxung von Platons Lache«.
auch die specifischen unterschiede der tugenden enthält, ao mttaaen
wir hinzusetzen : bei der dvbp€ia ist das kleinere Übel, welchem man
sich aussetzt, eine bedrohung dessen was man schon hat, es ist
negativ gerichtet gegen den persönlichen besitz (das leben, die
bürgerliche Stellung usw.); bei der biKaiocuvT] ist es ein yerzieht
auf ein gut welches man noch nicht hat, dessen besitz za erwerben
man aber in der hand hätte, beide tugenden haben ihre realität im
Verhältnis des menschen zum andern menschen, die frönmiigkeit
findet statt im verhalten zu den göttem; die CiuqppooJVT)» die säbst-
beherschung, dh. die herschaft des vernünftigen, wissenden ich über
das natürliche , im verhalten des menschen zu sich selbst, nnd es
würde dann auch hier die specifische eigentümlichkeit des Übels be-
stimmt werden müssen, ob nun Sokrates die Verschiedenheit der
tugenden , welche auf das verhalten zu verschiedenen subjeeten sich
gründet, als wesentlich anerkannt hätte, ist sehr zweifelhaft; jeden-
falls berücksichtigt er sie nicht, die andere Verschiedenheit
aber, welche in der verschiedenen art des Übels liegt, das man auf
sich nimt, ist für ihn eine gleichgültige, weil dies übel ganz und gar
unwesentlich ist (s. 313).
Wir machen den schlusz: es läszt sich kein haltbarer gnmd an-
geben, weshalb Piaton den Sokrates seine freunde absichtlich teoachen
lassen soUte; die von Bonitz gegebene form der definition ist nn-
sokratisch ; geben wir ihr eine Sokratische form, so ist der zosats, in
welchem nadi Bonitz die specifische differenz enthalten sein soll» ein
nach Sokratischer anschauung ungehöriger, weil er eine unweeent-
liehe bestimmung in die de&ution aufnimt; aber selbst wenn wir
diesen zusatz aufnehmen, bleibt dieselbe Unbestimmtheit, um deren
willen Sokrates die definition des Nikias tadelt; dieselbe ist also
durch den zusatz nicht gebessert aus allen diesen gründen kann
Sokrates nicht die von Bonitz gewollte definition -gemeint haben ;
die KopTCpia bleibt also 193 unbestritten als äuszerlich und un-
wesentlich, und der negative schlusz tritt ein, weil Sokrates keine
iösung der Schwierigkeit weisz.
Machen wir noch eine probe. Xenophon apomn. IV 6, 11 über-
liefert als Sokratisch folgende definition: o\ fiev äpa dnicrdpicvot
Toic beivoTc T€ KOI dTTiKivbuvoic KoX&c XP^^^^ dvbp€Tot dav, o\
bk biafiapTdvovTCC toutou bciXoi. der Sokrates des Laches würde
sagen: die welche es verstehen, gefährliches und nichtgefttrlichas
zu ihrem rühme (xaX&c) zu benutzen, benutzen es, um sich ein gnt
zu verschaffen; dazu müssen sie aber wissen, was wahrhaft ein gnt
ist, und dieses wissen ist sogar das wesentlidie. also musz jene de-
finition lauten: das wissen (und deshalb selbstverständlich thnn) dee
dnrotOöv in einer gefahrvollen läge, nun ist aber dieser zusatz über-
flüssig, weil das gute immer gut ist, nicht nur in gefahrvoller läge»
also bleibt nur die allgemeine unbestimmte definition.
Es hat sich also als resultat des Laches ergeben : wenn wir in
Sokratischer weise die tapferkeit definieren und dann allei un-
ThBecker: lur erklärung ron Piatons Lachea. 315
wesentliche fortlassea, so finden wir nur eine begriffsbestimmung
der togend im allgemeinen, nicht der tapferkeit im besondem. dieses
trkennt nnn Zeller zwar an (ao. II 1 s. 501 anm. 3 und 502 anm. 1),
wendet es aber so, dasz es als ein positives resultat, eine darlegung
der Sokratischen tugendlehre erscheint, mit den einwendungen *soll
offisnbar nicht jene definition für unbrauchbar erklftrt^ es soll viel*
mdir nur darauf hingewiesen werden, dasz die verschiedenen tugen*
den nicht neben einander liegende und von einander unabhängige
eigenschaften, sondern blosz verschiedene gestalten der tugend seien' •
in betreff der Won Nikias vorgetragenen echt Sokratischen definition'
werde 'nur nachgewiesen, dasz sie sich mit der Voraussetzung, als ob
die tapferkeit blosz ein teil der tugend sei, nicht vertrage; ob aber
der fehler in jener definition oder in dieser Voraussetzung liege, wird
nicht gesagt, mir scheint, nach dem standpunct den Piaton auch im
Protagoras einnimt, nur das letztere seine meinung sein zu können'
usw. das ist alles recht gut, läszt aber eine, die wichtigste frage
offen : weshalb schlieszt denn Piaton nicht positiv : also ist jene Vor-
aussetzung falsch? warum Ittszt er seinen Sokrates ganz dürr und
trocken folgern: ouk dpa cuprJKO^cv, u5 Niida, dvbpcia öti dciiv?
wenn die einheit der tugenden gelehrt werden soll und sie auf dem
pjincte sind sie auszusprechen — oder vielmehr wenn sie als aus
Sokratischen principien folgend schon ausgesprochen worden ist,
warum Iftszt Piaton dann durch Sokrates in den mitunterrednem den
glauben hervorrufen, dies sei falsch, was sie aufgefunden? wir leser
könnten uns ja der durch Sokrates beabsichtigten teuschung er-
wehren, aber Nikias und die andern werden doch offenbar dargestellt
als factisch dieser teuschung zum opfer gefallen, das bleibt auch
bei Zellers auffassung absolut unbegreiflich.
Nicht wesentlich von Zeller abweichend ist die auffassung
Crons in seiner ausgäbe, wonach das resultat des Laches ist, dasz
*die von Nikias aufgestellte erklärung . . in den Zusammenhang der
berühmten Sokratischen lehre von der einheit der tugend aufge-
nommen' ist (einl. s. 16), genauer 'dasz keiner auf den namen dv-
bpeioc anspruch machen kann, der ein dbiKOC und dvöcioc und dxö-
XacTOC ist' (Vorwort s. VII). eigentümlich ist dieser darstellung
nur, dasz aus Prot. 331 gerade die form des beweises für die einheit
der tugenden auf Laches übertragen ist, welche am weitesten von
ihm abliegt: nirgend im Laches ist angedeutet dasz, wer eine einzelne
tugend besitze, deshalb auch die andern besitzen müsse; es ist viel-
mehr die einheit in der form behauptet, dasz an jeder einzelnen
tugend nur das wesentlich ist, was das allgemeine wesen der tugend
ist. im übrigen kommt auch bei ihm der negative schlusz nicht zu
seinem rechte : während Piaton es als einen mangel der gefundenen
definition hinstellt, dasz sie auch die Übrigen tugenden mit umÜEisse,
während er sie deshalb für unbefriedigend erklärt (199^*), ist nach
Cron diese unbestimmte allgemeinheit in Piatons äugen vielmehr ein
Vorzug, weil sie die einheit (einerleiheit) der tugenden beweise.
316 ThBecker: zur erklärnng yon Piatons Laches.
Und docb will uns scheinen, als sei es nicht so schwer jenen
negativen schlosz zu verstehen , sobald man sich nur nicht auf den
standpunct stellt ^den Piaton auch im Protagoras einnimf , sondern
den Laches ganz für sich festhält. Sokrates schlieszt: weil wir
den specifischen unterschied der tapferkeit nicht anzugeben wissen,
deshalb ist unsere definition falsch, das heiszt doch nicht die lehro
von der einheit der tugenden aufstellen, sondern gegen sie, weil sie
nur die einerleiheit aufzeige, polemisieren, zugleich zeigt sich der
polemisierende Verfasser offenbar als freund des bekftmpfben Sokra«
tismus. so werden wir dazu geführt, uns vorzustellen dasz Piaton
den Laches schrieb in einer zeit , wo er begriff dasz es ungenügend
sei, nur immer die einheit der tugenden zu betonen, dasz man auch
ihre unterschiede fixieren müsse, wo er begriff dasz die vermeint-
lichen unterschiede, die man angab, einer schfirfem kritik nicht stand
zu halten vermöchten, dasz die von den Sokratikem gewollte einheit
in Wahrheit einerleiheit sei. der inhalt des Lachee ist also der be-
weis : die Sokratische philosophie gelangt nicht zur einheit, sondern
zur einerleiheit der tugenden, vermag die doch wirklich vorhandenen
unterschiede nicht zu begreifen, dazu stimmen auffallend gut einige
andere puncto. Sokrates hat es nicht mit einem noch nicht philo*
sophisch gebildeten manne, auch nicht mit einem Sophisten, sondern
mit Nikias zu thun, der durchaus als fermer Sokratiker er-
scheint: der dialog fordert eben einen fortschritt über den gewöhn*
liehen Sokratismus. femer wenn doch als wahrscheinlich anzunehmen
ist, dasz Xenophon in den denkwürdigkeiten die gewöhnliche Sokra-
tische definition der dvbpeia gibt, so zeigten wir s. 314, dasz gegen
sie die kritik des Sokrates im Laches ebenso gut sich wende* auch
über den Protagoi-as geht der Laches hinaus, indem die im Prota-
goras entwickelte definition nicht nur als bekannt voransgeaetzt,
sondern wesentlich, nemlich in betreff der art des wissens, verbetaert
wird (s. 309).
Der Laches zeigt uns also eine entwicklungsstufe Plfttons, anf
welcher er als consequenz der Sokratischen tugendlehre niobt die
einheit, sondern die einerleiheit der tugenden begreifb. für ihn eigab
sich daraus die forderung, in seiner eigenen tugendlehre eine ebheit
zu finden , welche die unterschiede der einzelnen tugenden beetehen
iSszt: das versucht er in dem Staate (Zeller ao. U 1 s. 501 f.).
ScBLAWB IN Pommern. Theodob Bbokbu
45.
ZUR ERSTEN APOLOGIE DES JUSTINÜS MABTTB.
c. 8 fm^Tcpov oöv JpTov, Ka\ ßfou xal ^aOnfidruiv Tf|v infeice*
i|iiv näci TTop^x^iv , ÖTTUic uTTfep Twv dtvociv Td f|M^T€pa voyiiZöv*
Tujv Tf|v Ti^u)piav div fiv irXTDu^eXufCi TiKpXi&TTOVTCc oÖTi&v at&Tofc
LPtoal: sur enten apologie des Justmos Harlyr. S17
te&^uinev* ii|i^T€pov bi, die dipct Xötoc, dxoiiovTac AfadoOc
coplCK€c6ai KpiTdc. die worte öiruic dit^p T(!iv . . öcplü^ficv geben
unn. die erklftrer haben venchieden xu helfen geeadit. dazin
der sais ein fif| nach öiruic erfordert, oder dasa statt £iruic ein
l^iiuic in setzen sei, ist, abgesehen von Nolte, abereinstunmnag bei
aOban« mit recht, es fordert das der Zusammenhang. Jostin hatte
fsgenttber dem wiUkfirlichen verfahren der kaiser gegen die Christen
de» sata an^esteUt, dasi es allein ein gerechtes verfidirsn sei, wenn die
latorthanen rechenschaft ablegten über leben ond lehre, die behör-
itm dagegen bei ihrem urteilsteUen nicht der gewaltthitigkeit folgten.
m fthrt non mit nnsem werten fort: 'unsere pflicht aber ist es, alle
sinew einblick in unser leben und in unsere lehre thnnzn lassen, da-
Bit nicht wfr selbst w^gen derer, die unsere sache lu verkennen
phgen, schuldig sind an der strafe gerade f&r das (aiiTi&v) was sie in
änr blindheit sttndigen', dh. was sie uns flUschlich vorwerfen, worin
ebin hier das irXvi^ficXciv besteht, dieser gedanke ist mit notwendig-
ksit durch den Zusammenhang geboten, man sieht aber, das ^f| ist
dazB absolut erforderlich, auszerdem aber ist unsere flbersetsung
so gegeben, dasz wir statt des aÖTOtc vielmehr aÖTOl lesen, au(£
daa ist flUr den Zusammenhang notwendig: denn der gedanke ist:
wir würden selber («pm, nicht ipsis) die schuld an unserer bestrafnng
trsgen, wenn wir nicht diejenigen au&ukUren suchten, die unsere
sadbe su verkennen pflegen, sdion diese einfache erwignng kann
darauf führen^ dasz diejenigen recht haben, die wie Uaranus, Thale-
maan ua. dieses auTOi lesen wollen, nicht Otto, der fOr aÖTOic ein
ioniTOic in den text aufnimt, gesetzt ftir fifiiv aÖTOic. — Was weiter
das aunliv anlangt, so ist weder nötig es wie Otto frflber in der
zweiten ausgäbe nach Maranus als gen. part. mit Tuq>Xt(iTT0VT€C zu
verbinden {qui ex iis caecutiunt) , in welchem falle doch der artikel
vor TiKpXdrrrovTCC am orte wftre, noch es in aÖTol zu verwandeln,
wie Otto jetzt Krabingers verschlag acceptierend in der dritten aus-
gäbe liest: auTOi touTok, noch auch es mit Thalemann zu streichen ;
sondern es ist eng mit div zu verbinden, wie unsere Übersetzung thut.
der ganze satz enthält eine undeutliche und verquickte art zu reden,
wol deshalb weil der apologet nicht deutlich reden durfte, denn die
Worte sind an die behörde, in letzter instanz an den kaiser selbst
gerichtet, h&tte er da deutlich reden wollen, so hfttte er etwa sagen
müssen: 'unsere pflicht ist es, jedermann einen einblick thun zu
lassen in das was wir treiben und lehren, damit nicht wir selber die
schuld tragen an der strafe ftir dinge, welche ihr, die ihr gar keine
kenntnis von unserer sache zu nehmen pfl^, in blindheit fehlgrei-
fend bestraft' diese deutlichkeit konnte sich aber Justin nicht er-
lauben, am allerwenigsten gleich zu anfang, gebraucht auch nicht
die zweite , sondern die dritte person. ^
€. 4 dXX' ^TTcl ou toOto biKaiov frrouficda, bia tö dvo^o, iav
Koxoi iXcTX^M^to; aireiv dq)i€c8ai, irdXtv, cl ixvibkv bid T€ Tf|v
npocnropiav toG övöfiaTOc koi bid Tf|v noXiTciov eöpiCKÖMcOa
318 LPaul: zur ersten apologie des Justinus Hartyr.
dbiKoGvTCC , i&ii^Tcpov dTU)viacai icn, ni\ dbiKWC KoXdZovT€C touc
)if| dXcTXOM^vouc Tr| biKij KÖXaciv ö(pXi^cr|T€. hier scbeinen die
woi*te biä T€ Tf)V TipociiTopiav toO övöfiaTOC kqi bia Tf)V noXiTciav
durch Unachtsamkeit des abschreibers nach iiqhiv gestellt worden
zu sein, während sie nach \ii\ vor dbixuic gehören. Jnstin spricht
darüber, dasz es ungerecht sei, dasz schon der name 'Christ' ein
gegenständ der anklage sei. nach dem namen jemandes dttrfe man
nicht das urteil stellen, sonst müsten sie, die Christen, xpiCTOl» die
XpilCTÖTaroi sein, und nun föhrt er fort mit den citierten Worten :
'aber da wir nicht das für gerecht erachten, zu fordern dass wir um
unsers namens willen , wenn wir als übelthSter überführt werden,
freigelassen werden sollen, so ist es hinwiederum eure sache, wenn
wir als unschuldige erfunden werden , euch zu bestreoen , dasz ihr
nicht um unseres namens und unserer lebensart willen uns, ohne
dasz wir überführt sind, auf ungerechte weise straft und so dem
rechte busze schuldet.' dieser verständige sinn wird unverständig
und verschoben , wenn wir die werte in der Stellung lassen , die sie
im texte haben.
c. 7 dXXd, cpricci Tic, i\br\ Tivfec XTi<p9^vT€C i^X^TX^n^ttv xaKoOp-
TOI. xal fäp TToXXouc noXXdKic, örav ^KdcTOT€ tiuv xcmiTopou-
liiv\jjyf TÖv ßiov Ö€Td2lTiT€, dXX* ou biä touc TrpoXcxWvrac koto-
biKdlerc. eine viel versuchte stelle, so wie sie dasteht gibt sie
keinen sinn, der in den Zusammenhang passt. 'aber, wird maaoher
sagen, es ist schon eine anzahl (Christen) gefaszt und als flbeU
thäter überführt worden.' auf diesen einwand replicieren die folgen-
den Worte xai yäp usw. nun ist offenbar dasz zur erklänmg des
Ydp eine ellipse zu statuieren ist. die einzige , die der znaammen-
hang zuläszt, ist diese : ja wol, aber das gibt euch kein reoht, alle die
sich Christen nennen als Verbrecher anzusehen: 'denn ihr ranrteüt
auch (sonst) oft viele, wo (Srav) ihr in jedem einzelnen falle das leben
der angekla^en untersucht (dh. also wegen ihres unehrbaren lebens),
aber nicht — bid touc TTpoXexO^vrac' man sieht, die Schwierig-
keit liegt in diesem worte: 'wegen der vorhergenannten' gibt gir
keinen sinn, vorher hatte Justin von den Christen geredet, dasz sie
keine atheisten wären, sondern den wahrhaftigen gott, dw engel-
heer, den geist anbeteten, 'wegen der vorhergenannten' passt aJso
schon deshalb nicht, weil wir dann auch unter den ttoXXoI CbristeB
annehmen müsten, wie allerdings Otto unter beifall Kinmiels sta-
tuiert, aber mit den ttoXXoI, die so verurteilt würden, dass eine
Untersuchung ihres lebens vorher stattfände, kOnnen nicht Christen
gemeint sein, bei denen ja eben keine Untersuchung stattfindet,
eine sacbe die gerade den beschwerdepunct des apologeten ausmacht ;
die Christen werden ja gerade, und das ist eben das unrecht, wegen
ihres namens verurteilt; bei andern, sagt Justin, thut ihr nicht so.
also in den Worten dXX' oö btd touc TrpoXex^VTac musz der sinn
enthalten sein : ihr richtet sie nicht wegen ihres namens , db. nicht
darum weil sie einen namen führen, den andere, die als verbreober
f
LPtoal: rar enten apologie des Jnitiiiiis Harlyr, 319
«fimden worden sind, auch fahren, ich yermnte darum, Justin hat
«pocXcxO^vrac geschrieben: *ihr Terorteilt de nicht w^gen der da*
bei genannten' äi. der zu ihnen dem namen nach gehörigen, er
dabei, wie das folgende gleich ergibt, an die phüosophen-
er fahrt im folgenden eben diesen gedanken ans, dass er
fllr die anhtnger der cloistlichen lehre dasselbe verlangt, was den
aidilngem einer philosophenschale gewfthrt werde, dass man bei
nkgeUagten anf ihre handlangen sehen soll, dagegen keiner ver-
vrteilt werde wegen des bestimmten namens seiner jOngerschaft,
also aaeh keiner die Xpicnavöc. conjectoren wie irpocXcrxO^VTOC
oder ifävTOC vor bta toOc npoXexO^vroc oder aach vor KarabiKdZere
txBtosehalten, geben alle keinen gesunden sinn.
c. 12 oi) ydp bi& ToOc inp' ö^i&v xei^vouc vö^ouc xaX KoXdccic
nepunrrai XovOdvciv dbiKoCvrec, äv6pi{mouc b* övtac XavOävciv
AmÄc buvorrdv dmcrdjLievoi dbiKoOciv* et f^aOov ical iireicOricav
6cAv dbuvoTOV clvai XaOciv ti, oä ^övov irparröiievov dXXd kuX
PouX€u6m€vov , K&v bid Td dmKcfMCva bc irovröc Tpöirou KÖc^iot
Vciv, die xo\ ÖMCic cuMqprjccTC. Justin hat gesagt, dasz die Christen
den kaisem selbst helfer zum frieden seien mit ihrer lehre, dasz kei"^
aes menschen thun gott verborgen bleibe, sondern jeder zu ewiger
strafe oder zu ewigem heil je nach verdienst seiner werke komme,
wenn das alle menschen erkennten, so wflrde wol niemand die
sdüeehtigkeit erwählen, sondern jeder sich mit tugend zieren, und
nun fUirt unser text mit obigen werten fort, wie sie da stehen,
passen sie schlechterdings nicht in den Zusammenhang: *denn nicht
wegen eurer gesetze und strafen versuchen sie (die menschen) im
verborgenen zu freveln, sondern sie handeln freventlich, weil sie
wissen dasz es mOglich ist, euch, die ihr menschen seid, verborgen
zu bleiben.' es bandelt sich dem zusammenhange nach nicht darum,
eine erklämng dafür zu geben, warum die menschen im verbor-
genen freveln, sondern vielmehr warum sie freveln, der grund
ist, weil sie nicht an einen allwissenden richter glauben, den men-
schen aber verborgen zu bleiben fttr möglich halten, ich meine
darum, gegenüber dem versuche von Davis und Thirlby aus dem
QU ein o'i zu machen, es sei das einfachste, das erste XavOdvciv,
weldies sich aus dem eine zeile weiter stehenden sehr leicht einge-
schlichen haben kann, zu streichen, dann schlieszt sich das part. an
ncipacOai an , was nicht ungebräuchlich ist. die asjndetische Ver-
bindung aber in dem folgenden satz e\ ffiadov usw. ist hier ganz an
ihrer stelle, das bk nach ei, welches Otto gegen die hss. einsetzt, ist
nicht anzunehmen .
c. 13 TÖv bibdCKoXöv T€ TOUTuiv T€v6m€V0V #miv Kai clc toOtq
T€wn6^vTa Iticouv Xpicxöv , töv craupuiGevia im TTovxiou TTiXd-
Tou. Tou T€vo^€vou iv loubaiQ im xpövoic Tißepiou Kaicapoc im-
TpÖTTou, ulöv auTOu Toö 6vTujc 6€0Ö iia9övT€C KQi dv bcuT^pcjt x^P?
^XOVT€C, TTVeÖMQ T€ TTp0q)11TlKÖV iv TpiTT| TOECl, ÖTl )Ll€Td XÖTOU
TiutuMCV, ttTTob€t£o^ev. diesen satz übersetzt Otto: ^nostrum autem
320 LPaul: zur ersten apologie des Jastinus Martyr.
(atque nostrum 3e ausg,') haram remm doctorem et natam ad hoc
monus lesum Christum ^ sub Pontio Pilato, in ludaea temporibus
Tiberii Caesaris procuratore , crucifixum , quem veri dei filium esse
edocti sumus et Becimdo loco habemus, spiritumque propheticmn
tertio ordine a nobis coli (nos venerari Se ausg.) demonstrabimoa.'
hier hat Otto mit bildung des relativsatzes ^uem ubw. einen falscben
griff gethan. es wird das sofort deutlich werden, wenn ich die, wie
mir scheint , einzig zulässige Übersetzung im deutschen gebe : ^daai
wir aber den, der hierin (in der richtigen anbetung gottes) unser
lehrer geworden und dazu in die weit gekommen ist, Jesus Chriatoa,
der unter Pontius Pilatus, dem zu den zeiten des kaisers Tiberius
in Judaea bestellten landpfleger, gekreuzigt worden, auf vemünftige
weise ehren damit, dasz wir ihn als söhn des wahrhaftigen gottes
selbst bekennen und ihm den zweiten platz anweisen, sowie dem
heiligen geiste den dritten, das werden wir nachweisen.' das Ti^ui-
^€V also bekommt zur nähern erklärung die angäbe der art und
weise, wie sie ihn (Christus) ehren, nemlich ihn bekennend als söhn
(das jLiaOciv und fiefiaOiiK^vai bedeutet sehr häufig bei den kirchen-
schriftstellem dieser zeit ^bekennen') und an zweiter stelle ihn
setzend, £v b€UT^pa X^P? ^X^vtcc das letztere ist dem Jnstin hier
die hauptsache. die werte TrvcOjid t€ iTpoq>iiTiKÖv dv Tpiiq Td£€i,
sc. IxovTCC, sind nur anhangsweise, mehr parenthetisch denn als
zur Sache gehörig hinzugefügt, es musz daher auch , wenn man die
Worte nicht in die parenthesezeichen einschlieszen wiU , ein komma
nach Td£€i stehen, damit man sie nicht etwa von TifiOjficv abhängig
sein läszt. dem schriftsteiler kommt es eben ganz allein darauf la
nachzuweisen, dasz die Christen mit gutem grund Christo den nich-
sten platz nach gott selbst geben, dasz dies die allein richtige Inter-
pretation ist, zeigen die werte die sogleich folgen: dvTa06a T^
jLiaviav fifiuiv KaTaq)aivovTai, bcur^pav x^pav iiCTa töv ärpeirrov
Kul dei ÖVTtt Oeöv kqi x^wiiTOpa tujv dTidviuiv dv6punn|i crau-
pu;8^VTi bibövai fifidc X^tovtcc, dTVOOövTCc tö iv touti|i muct^
piov, iL irpoc^xctv ujudc dEiiTOuii^vuiv f)jiaiv irpoTp€Trö)yieBa« das
ist der hauptanstosz , den die beiden nehmen, zugleich aber das ge-
heimnis der christlichen lehre , das Justin jetzt näher auaeinaiider-
setzen will, dasz ein gekreuzigter, Jesus Christus, den zweitoi plttti
nach dem ewigen gott selbst, uiöv auToO toO övtuic OcoO» haben
soll, das auToO hebt nur das auszerordentliche des geheiwwiisses
hervor ; ein gnmd dafür aÖTÖv zu schreiben, wie Otto ti^ut, ist nicht
vorhanden, schlieszlich will ich noch erwähnen, dasz Kahnis 'die
lehre vom h. geist' I s. 238 die werte mit einem komma nach lildv
citiert. was er dann für einen sinn darin findet , weisz ich nicht.
Ki£L. LuDWia Paul*
WflEolBter : dea Vogüini teobifo aokge. Ml
DES VEB0ILIU8 SECHSTE ZEHNTE UND VIEBTB ECLOOE.
Wir finden unter den VergOischen edogen drei, weldien dia
gnmmatiker die namen römischer grosien (Varos, Ghdlns » Pdlio)
gegeben haben, wftbrend die abrigen bei ihnen grieohisohe hirteil-
namen fllhren. das deutet auf einen onterBchied hin, den ne swiscbeii
beiden teilen machten, und darauf dan sie rerachiedene geeichtepnncte
lllr dieselben glaubten festhalten zu müssen, die neuere seit hat weeent-
liehe Abweichungen in vers und stil in beiden teilen nachgewiesent und
es steht fest dasz gerade die drei genannten vorzugsweise schwierig
sind, so ward denn Schaper durch eine reihe metrischer eigentttm-
Uchkeiten, welche dieselben im gegensats zu den übrigen eclogen
teflen, verleitet, sie in diesen jahrb. 1864 s. 633—657. 769—795
für spttere dichtungen des Veigilius zu erklftren, die erst zehn jähre
nach entstehung der übrigen, der eigentlich bukolisohen, ver&sst
und den letztem zugesellt seien, das unwahrscbeinlidhe dieser an-
nähme liegt freilich auf der band ; es hfttte daraus folgen müssen, dasz
sie leichter, klarer, verstftndlicdier seien als die andern; sie hltten
anspielungen auf die Oeorgica enthalten müssen, die nach dieser
hypothese ilter sind als jene, aber nichts von dem. mehr noch : ihr
inhalt deutet gar nicht auf die gedachte spfttere zeit hin : er Iftszt sich
nnr ans der entstehung unmittelbar unter dem eindruck der ereignisse
begreifen, was könnte Verg. bewogen haben, der zeit von Octavians
befestigter herschaft das bild jener schrecklichen tage des bürger-
zwistes vorzuführen , wo Octavianus den härtesten maszregeln den
arm leihen muste, wo seine macht schwankte, seinen befehlen nicht
gehorcht ward, seine Schützlinge hilflos waren? ja wären es kriege
gewesen, auf die das volk hätte stolz sein können: die hätte der
dichter nach einem Jahrzehnt besingen mögen; aber es sind unerquick*
liehe ereignisse , vertriebene hirten und hilflose unterdrückte, und
obendrein steht und fällt Schapers annähme mit seiner unglaublichen
coigectur arhis für Foüio {ed, 4,12). freilich hat er auch ein recht
zQ fragen : woher kommen denn diese zahlreichen gemeinsamen eigen«
tülmlichkeiten ? zu zahlreich, man musz es gesteheUi um sie mit Bib-
beck prol. s. 13 lediglich dem zufall zuzuschreiben, da ist es wichtig,
dasz Schaper selbst zugibt , dasz die metrischen abweichungen d^
drei nicht lauter Verbesserungen sind (s. 778) ; aber schwer dürfte
in die wage fallen dasz Verg. in der zeit der bukolischen dichtungen
griechische muster suchte, um sich an sie anzulehnen und ihnen ihre
technik abzulernen, dasz ihm fUr seine hirtenlieder Theokritos und
die andern griechischen bukoliker diesen halt boten, ist eine bekannte
aache, und es e^ird kaum jemand bestreiten, dasz wir darin den grund
tBüT die in den übrigen sieben eclogen häufige bukolische cäsur haben,
die, worauf Oebauer aufmerksam gemacht hat, in den hier be-
sprochenen drei gedichten selten ist. dasz Verg., woUte er für sie
jAbrbücher für cUm. phUoL 18S0 hfu 6. 8^
/
329^ WHKolster: des Vergiliae secbste edoge.
nach andern mustern suchen, in der griechischen litterator der-
gleichen genug fand (sei es Kallimachos, sei es ein anderer), kann
kein zweifei sein ; dasz er abgeneigt gewesen dergleichen zu suchen,
glaube ich nicht; ob die möglichkeit die von Schaper angedeuteten
metrischen eigentttmlichkeiten aus anlehnung an solch ein mnster su
erklären zu verschmähen sei, lasse ich dahin gestellt, die hsnpt-
Sache aber sind die manigfacben dunkelheiten , die Schaper durch
seinen commentar lange nicht alle gehoben hat; sie sind es, die mich
zu diesem versuche reizen, zumal hier in Eutin, wo vor neundg
Jahren Voss so eifrig für Verg. strebte, ganz unmittelbar aber ist
es ein aufsatz in diesen jahrbflchem von 1878, der mir den anstoss
gegeben hat.
I. DIE SECHSTE ECLOGE (VAEÜS).»
Es hat daselbst HFlach s. 633 — 637 einen artikel geg^n
Schapers annähme einer spStem entstehung gerichtet er geht aoa
von der hinweisung auf alles das was Heyne, Spohn, Wagner,
Schaper selbst und Ribbeck in derselben bedenklich und anstössig
gefunden haben, und zieht aus einer solchen reihe von mislichkeiten
und bedenken das resultat, dasz man unmöglich einem solchen pro-
duct eine entstehung nach Vollendung der Georgica, ja selbst nach
beginn der Aeneis geben kOnne. man wird unbedingt diese ansieht
Flachs zu der seinigen machen dtlrfen. gerade die drei dichtungen,
welche Schaper in seiner oben erwähnten abhandlung für die jüngeren
erklärt hat^ bieten soll ich sagen des nichtverstandenen oder des
schwerverstftndlichen, scheinbar übel geordneten, ja mangelhaft ans-
gedrückten so viel, dasz man versucht wird sie auf eine gans Mhe
Periode des dichters zurückzuführen, wie denn Flach die sechste
ecloge wirklich für eine der ältesten erklärt, so weit kann ich nun
freilich nicht mit ihm gehen und möchte nichts weniger ab alle die
zehn klagepuncte unterschreiben, die er gegen die arme eeloge
schleudert, die mir wol eine der schwächsten, aber doch nioht so
unverständlich erscheint wie ihm. ich kann nicht zugeben dasi die
Widmung unklar, die einleitung unnötig und schwächlich, dass der
schlusz des gedichtes abgebrochen, dasz der hintergrund verschwom-
men sei. es würde, glaube ich, Flachs ansieht anders ausgefsllsn
sein, wenn er nicht Schaper geglaubt hätte, dasz die anwiderstell*
liehe gewalt der liebe der inhalt der ecloge sei. er selbst maobt
darauf aufmerksam , dasz sich diesem gesichtspunct v. 81 — 41 und
64 — 73 nicht fQge, das heiszt aber mit andetn werten, dass von
' nach Ribbecks anmerkung kennen die bedeutendsten hss. diese
Überschrift nicbt er aast: ^Faunorum Saiyrorum et Silenormn deUetaUo
PRtabe, nisi qnod in utterii qaibasdam hie illio diffeient. ttiMB te
V inscriptio rubra est, quae tarnen legi non potuit' Heyne: 'neaanlii
pro Süoanorum Silenorum^ ab aliis voc. omnino abest. pro SUema in aliis
praescriptam Varus'' ('hoc Vossias adoptayit, saadente etiam v. 12. reete
fortaase* Wagner).
WHKolster: des YergilinB Bechsie ecloge. 383
50 Versen des eigentlicben gedichtes 20 diesen gesichtspunct ver-
telunihen. warum ist er nicht noch einen schritt weiter gegangen
diMen gesichtspunct zu yerwerfen? durch denselben ftllt auf alles
einxelne ein falsches licht, aber Flach hat doch durch die scharfe
formulierung seiner bedenken dem verstftndnis der edoge grosze
dienste geleistet; es ist dadurch festgestellt, worüber man sich zu
Terständigen hat. natürlich wird mit einer andern ansieht über den
iahalt und kern der dichtung ein groszer teil seiner ausstellungen zu-
sammenfallen, aber welches ist denn nun der richtige gesichtspunct?
Verg. beginnt v. 31—41 mit einer bildung der weit: was stellen
wir einer solchen für einen hohem gesichtspunct? fragen wir doch
nur Ovidius met. I 1 ff.: es ist eine metamorphose. und der schlusz
der dichtung, 74 — 83, die erzfthlungen von Skylla, Tereus und
Philomele? es sind metamorphosen ; und was zwischen beiden steJit,
die trostrede an PasiphaS allein abgerechnet, es sind lauter meta-
morphosen. aUerdings ist von diesen die hälfbe von der gewalt der
liebe beeinfluszt; aber die andere hälfte ist es nicht, haben sich
Schaper und Flach durch die digression von Pasipha^ blenden lassen?
so wenig ich mit manchem in ihren ansichten einverstanden bin , so
weit bin ich entfernt das verdienstliche ihrer bemühungen zu ver-
kennen ; aber ich glaube um des gedachten gesichtspnncts willen die
erkllrung der ecloge ganz von vom anfangen zu müssen, beginnen
wir mit einer gesamtübersicht
Verg. lehnt es ab die kriegsthaten des Varus zu besingen und
»endet demselben in glänzender anerkennung dessen, was er Air ihn
und seine Vaterstadt gethan, ein gedieht das er dem Silenus in den
mund legt und am schlusz auf einen gesang des ApoUo (an den
Uyakinthien ?) zurückführt, als gegenständ desselben gibt er uns
eine metaraorphosendichtung, deren versteckter kern die Ver-
wandlung des Cornelius Gkillus aus einem erotischen dichter in einen
sftnger im hohem stil ist, vielleicht mit dem nebengedanken dasz
Gallus geeigneter sei als er die thaten des Alfenus Varus zu besingen
( die episode von den klagen der Pasipha^ dürfte auf Cornelius Oallus
ihre ganz bestimmte beziehung haben , doch davon nachher), dasz
die dichtung an eine uns unbekannte alexandrinische wird angelehnt
gewesen sein , ist mir höchst wahrscheinlich ; aber die hereinziehung
des Gallus zeigt dasz Verg. den ihm vorliegenden rahmen gesprengt
hat das lied des Silenus beginnt wie die Ovidischen metamorphosen
mit der bildung der erde aus den dementen, führt uns dann durch die
Verwandlung der steine der Pjrrha von den menschen des goldenen
Zeitalters in das eiserne, zu der Umgestaltung der menschlidien Ver-
hältnisse durch den raub des Prometheus, darauf zu der verwahdlung
des Hjlas in einen dämon oder heros (denn das war ja zweck und
veranlassung seines raubes), der Pasipha^ , die. durch wildes gelüst
und menschliche machination mutter eines dämon ward, der Ata-
lante und der sonnentöchter. so kommen wir zu der neuesten aller
metamorphosen, der des durch die Musen verwandelten Qallus, worauf
22*
324 WHKolBter: des Vergilius Bechste ecloge.
der dichter mit Skjlla, Tereus und Philomele abschlieszt. zu be-
haupten, dasz das eine vortreffliche Ordnung sei, fUlt mir nicht ein:
ich halte die ecloge nicht mit Schaper fdr die Schöpfung eines
meisters und für nichts weniger als ein meisterstfick; will auch nicht
leugnen dasz des Oallus dichterkrönung zwischen Heliaden und
Skjlla einen etwas verlegenen eindrnck mache; aber bei welcher
Erklärung oder auffassung thut sie das weniger? und doch, wer
wagt sie fttr eingeschoben zu erklären? wir werden schon stehen
bleiben müssen bei dem 'si quid novisti rectius istis, candidus
imperti'.
Was ich über den schlusz als Vermutung angedeutet habe, das
wird sich über das niveau der bloszen ahnung nidit erheben lassen;
aber was schlieszt sich in der griechischen dichtung nicht alles an
den gottesdienst an? iambos und prosodion, parüienion, nomos,
hjmnos, dithyrambos. hat die metamorphosendichtung vielleicht
auch einen punct gehabt, wo sie den gottesdienst berührte? ihr ton
ist viel zu trübe , um sie für ein bloszes spiel des witzes zu halten.
hier liegt uns eine metamorphosendichtung vor, welche sich ins
Eurotasthai verlegt: müssen wir uns nicht das gesagt sein lassen?
hieng sie mit gewissen totenopfem (dvaTtc^ara) zusammen? der
gedanke ist nicht neu : schon Servius hat ihn ausgesprochen.
Aber wenden wir uns zu der ersten einwendung Flachs, dasz
sich die veranlassung zu der dichtung kaum aus den einleitenden
Versen enträthseln lasse, gewis wird der dichter, der ein gelegen*
heitsgedicht herausgibt , dafür sorgen müssen , dasz der leser seine
anspielungen einigermaszen zu deuten wisse : aut non sint aut plana
sint; aber darum hat er doch ein recht zu sprechen: sapianti sat.
geschichte braucht er darum nicht zu schreiben, prüfen wir darauf
die vorliegenden gedanken.
^Zuerst wählte sich mein tändelndes lied {nosira TkäUa) in
Sjracusischem verse zu spielen und erröthete nicht im walde sn
hausen, als ich aber kOnige und kämpfe besingen wollte, zupfte mich
der Cynthische gott am ohr und mahnte mich: ein hirt, Tityms,
musz seine schafe fett weiden und sein lied hübsch niedrig singen.
so will ich denn jetzt — denn du , Yarus, wirst leute genug babeni
die dein lob zu verherlichen wünschen und finstere kriege ra ge*
stalten — zu dünnem halm ein lied singen, nicht ohne aufford«rung
singe ich es. wenn aber wer, ja wenn wer, gefesselt von znneigung
auch dies lesen wird, so werden dich, Yarus, unsere tamaritken,
wird dich unser ganzer hain singen, und dem Phoebus ist kein blait
lieber als das welches des Yarus namen an seiner stime trägt.'
Ich wüste nicht dasz das dunkel wäre, freilich wird sich nach
fast zweitausend jähren manches finden , was man gern wflste und
nicht weisz. was sagt denn der dichter? er constatiert daaa dies
nicht seine erste dichtung sei : die sei in Syracusischen weisen, dh.
in strenger anlehnung an Theokritos in stoff und form abge&szt ge-
wesen, er bezeichnet als seine muse Thalia, doch wol im gegensaii
WHEolBter: des VergiliuB sechste edoge. 325
m Melpomene, der muse der ernsten, erschütternden, tragischen
dichtnng (vgl. Hör. carm. IT 1). er sagt, sie habe sich diesen stoff
als das ihm angemessene gewählt {dignata est: vgl. Hör. serm. 1 10,
40 — 46). er habe sich der beschrSnkong auf den wald und sein
stilles leben (süvcis habüare) nicht geschämt {negue erubuü)» der
dichter stellt also seiner yorliegenden dichtnng eine ttltere gegen-
über, zu der die vorliegende in einer art gegensatz stehe, sind das
nicht lauter sachen , die ganz genau zu dem passen y was wir auch
sonst Ton Verg. wissen? an Servius deutung des ausdrucks prmui
als prima e Bomanis (er habe zuerst in Rom das hirtengedicht in
aufnähme gebracht) , auf die Voss und Spohn eingegangen sind , ist
der dichter vollkommen unschuldig; wir werden uns Heyne und
Wagner anschlieszen dürfen , die darin einen gegensatz zu dem v. 3
erwfthnten versuch könige und schlachten zu besingen sehen , von
welchem Verg. durch des gottes wort abgeschreckt und, fügen wir hin-
zu, zu dem was er jetzt singe geführt worden sei. er wolle zu dünnem
rohrhalm eine Iftndliche dichtung vortragen, die musa agrestis v. 8,
die in diesem gedichte vorliegt, wird also wol nicht identisch mit
der frühem musa süvestris , aber doch mit ihr nahe verwandt sein.
Y. 3 constatiert der dichter, dasz er den versuch gemacht habe
kOnige und kämpfe zu singen ; aber gott Apollo habe ihn abgemahnt,
was sind das für reges und pugnae? etwas näheres darüber sagt uns
Verg. ed, 9, 29. dies lied war speciell für Varus bestimmt, Varo
eanebaty war necdum perfecta ^ war bestimmt Varus namen auf das
glänzendste zu feiern: Yare^ tuum nomen^ superet modo Maniua
nchiSf cantantes sublime ferent ad sidera cygni, Mantuas fortdauer
und existenz also, wenn sie nur gesichert bleibt, wird hinreichen
deinen namen zum himmel zu erheben; es müssen also die kämpfe
der gegen wart sein, nicht etwa irgend welches heldengedicht, eine
Schwester der Aeneis; die reges können keine anderen als die Partei-
führer der gegenwart Antonius, Octavianus, Lepidus sein, dasz
Verg. diese schon reges nennen mochte , lehrt uns Horatius epist, I
7, 27, der an Maecenas schreibt: rexgue paterque audisti coram.
I 17, 43 coram rege sua de paupertate tacentes. carm, I 36, 8 adae
non alio rege puertiae; rex ist dem Lateiner, was uns ^fUrst, gnädiger
benJ. es ist nach dem gesagten eine unliebsame nachricht, die
Verg. dem Varus bringt, dasz er abstehe von dem versuche ihn und
seine Verdienste um Mantua und ihn selber, den dichter, zu besingen ;
er tröstet ihn , er werde leute genug finden , die geneigt seien seine
Verdienste und den entsetzlichen bürgerkrieg, durch den dieselben
bedingt seien , zu feiern.
Hier aber stoszen wir auf eine notwendig zu erledigende frage :
wer ist der Varus ^ zu dem hier Verg. spricht, und worin bestehen
seine Verdienste? wir müssen bekennen dasz wir eigentlich nur
durch Verg. über ihn unterrichtet sind, und der sagt allerdings nicht
viel, wenn das die dunkelheit ist, über die Flach klagt, so ist sie
freilich da; dann dürfen wir aber auch antworten, dasz es des dich-
326 WHKolster: des Vergilius sechste oologe.
ters aufgäbe nicht ist historische data mitzuteilen. Wagner hat dem
Varus einen ezcurs gewidmet, der sich im wesentlichen damit be-
schäftigt eine zahl von Vari zo perhorresoieren , die hier nicht in
betracht kommen, das positive ergebnis befaszt sich in 6 Zeilen, und
das ist alles was wir von ihm wissen: ^aliom Alfenum Varum ab
Auguste Transpadanae provinciae et agris dividandis praefectom, ne
Virgilio ager eriperetur, curasse memorant Serviana ad ecl. 6, 6
et in Psendodonato s. 30. hunc esse de quo Virgilius hac edoga VI
tam magnifice loquitur, probabile fieret: si modo de hominis rebus
hello gestis aliquid constaret, quae tantae essent, ut carmini epioo
materiem idoneam praeberent.' das letzte bedenken läszt sidi wol
heben : Verg. hat den stoff ausreichend gefunden, dabei können wir
uns beruhigen , wenn sich auch besondere kriegsthaten des Yams
nicht angeben lassen — und wer sagt uns, ob er nicht ein wackerer
officier gewesen war? — aber auch ohne das, es liesz sich die thfttig-
keit eines praefedus agris dividunäis und sein eifer für Mantua und
Verg. nicht ohne eine darlegung der kriegerischen verhIÜtnisse dar-
stellen, durch welche sie herbeigeführt worden war. dasz Yams selbst
zu jenen reges gehörte, sagt Verg. nicht.
Aber es kommt noch ein zweites in betracht, der grund mit
dem sich Verg. entschuldigt, dasz er des Varus wünsch, yielleieht
seinem eignen versprechen , nicht nachkomme , die abmahnung des
goiiesipastorempinguispascere oportet ovis^ deduäum dieerecarmm.
man kann das als eine blosze ausrede fassen um abzulehnen , was
einmal die krSfte übersteige; aber es hat auch seinen guten ainn,
wenn man es wörtlich faszt. uns freilich steht Verg. als der groeie
dichter gegenüber, sobald wir seinen namen hören; aber die mit-
weit sah in ihm vor allen dingen den bauer, genauer den vieh-
ztlchter. bei einer solchen persönlichkeit bedurfbe es schon einer
auszerordentlichen leistung, um nur seine dichtnng, wenn ee mehr
als eine poetische tftndelei sein sollte, wie die eclogen, vor der geriag-
schfttzung der weit zu schützen, es war durchaus richtige dass der
dichter daran erinnerte, dasz von unberufenem munde gelobt lu
werden schlimmer sei als gar nicht gelobt zu werden, ganz abgesehen
davon dasz in jenen jähren Verg. sicherlich die poetieehe taehnik
noch nicht zu geböte stand , durch die er spttter glKnzt.
Wir aber wollen über des Vergilius privatverhiltnisse und die
Wandlungen, welche in jenen jähren dieselben trafen, einiges herror-
heben, was meines bedttnkens nicht hinl&nglich betont wird, y«r
allen dingen dasz Verg. nicht gutsbesitzer sondern viehzILohier
war , als solcher im besitz eines weidedistriots in den niedenugen
von Mantua, wie er selbst ihn ed. 1; 47 beschreibt, nicht Innlich
aber bescheiden: ergo tua rura manetmnt^ et tibi magna aaltf,
guamvis lapis omnia nudua Umo8og%tepalu8obdueaipasouammeai
niedrige weide mit felsigem boden, wie sie die umgegend von Mantua
hat, mit Unterholz von tamarisken, dergleichen in Italien in Bolchem
boden wachsen; daher die musa sihesiria (Voss zu eol. 4, 9). ao
WHKolster: des VergiliuB aechate eologe. 327
begreifen wir dasz sich Verg. Muse zonflchst nicht dem landbau
sondern der hirtenpoesie zuwandte und dasz er in seinem dränge
nach poetischer gestaltung der natur die ihn umgab sich nicht zu
Hesiodos , sondern zu Theokritos als muster wandte, wol fehlte es
in seinem besitz auch nicht ganz an ackerland , und Verg. liesz dem-
selben treue pflege augedeihen (1, 70 impiua haec tarn culta nova^
lia mües häbelnt)^ aber die hauptsache war doch die weide mit ihrer
tamarix gallica. in unserer edoge ist der dichter im besitz dieses
seine« erbteils, er ist pastor^ und wird erinnert seiner pflichten als
eines solchen eingedenk zu sein; von kämpf und unruhen ist hier
keine spur, die tristia beüa liegen hinter dem dichter, der offenbar in
Mantua lebt, nicht in Rom oder Campanien, wo ihn Hör. aat. 1 5, 40
uns zeigt, aber er ist von Varus Verdiensten um ihn und seine heimat
durchdrungen: te nostrae myricae, te nemus omne (nostrum) canei
(v. 10), ja jeder gesang, der dort erschallt, ist ein loblied auf Varus,
dessen sich Pboebus nicht minder freut, als wenn es ein gedieht auf
Varus kriegsthaten wäre, so werden wir Flachs behauptung, dasz
dies lied eines der frühesten sei, abweisen müssen ; damals hatte sich
Varus um ihn ja noch keine Verdienste erworben, das lied erkennt
Altere lieder an, der dichter hat alte Verehrer, die seine dichtungen
capii amare legent (v. 10). da er aber sich seinem berufe als pastor
hingeben soll, so musz er dies lied in Mantua, in ruhigerer seit ge-
schrieben haben, die nachwehen der bfirgerkriege und des Perusi-
nischen liegen hinter ihm , kurz ecl. 6 kann nur nach 1 und 9 , nach
eintreten einer ruhigem zeit geschrieben sein. — Wem tönt nicht
aus ecl. 1 die erste freude der erhOrung durch Octavianus entgegen,
durch die zusage dasz alles solle beim alten bleiben? {pascUetdanU
bcves, pueril submittite tauros v. 45.) sie klingt durch in dem ent-
schlusz zu einem monatlichen opfer für den mann der ihm wie ein
gott entgegen getreten war {üle meas errare boves, %U cemis, et ipaum
ludere quae veUem calatno permisU agrestC) , sowie in der betheurung
ante leves ergo pascentur in aequare oervi . . gitam nostro ülius labatur
peäore voUus, spielt auch die ecloge auf Mantuanischem gebiet und
kann Verg. knecbt, den er für sich reden Iftszt, ruhig daheim bleiben,
w&hrend andere hirten flüchten , so ist damit nicht gesagt dasz der
dichter 6elbst in Mantua sei, wie auch Voss einl. zu ecl. 9 die erste eologe
in der ferne geschrieben nennt.' es ist ja auch nicht notwendig, dasz
des herschers spruch sofort vollstreckt und Verg. wieder in den besitz
eingesetzt sei ; aber er durfte sich nach solchem wort und bei solcher
fürsprache schon für geborgen halten, mit recht setzt daher Voss
die erste idylle in das jähr 713 noch vor den Perusinischen krieg,
und eben so Wagner, es ist ganz ungehörig einzuwerfen, dasz
Octavian erst viel später göttlicher ehren gewürdigt sei ; aus solcher
* <1asz in der ersteD ecloge Dicht Verg. selbst , fODdem ein freige-
Imasener desselbeD id jenen preis des Octavianns und Roms T. 4t und 19
AOtb riebt, m%g ein beweis inthr scia, dass Vtrg, nooh nicht wieder aaf
dem Bcbanplatze der dicbtang, in Mantaas näht, weilte.
328 WHEolster: des Yergilius secbste ecloge.
bedrftngnis gerettet spricht man mit SchiUer: * sagen Sie, er ist ein
gott, er ist es mir gewesen', und fragt nicht was andere leute thon.
Aber die yerhältnisse wurden freilich anders, zwar vollzog
Octavianus die confiscation einer reihe von Stadtgebieten und die
landanweisungen an die Veteranen im äuftrag sftmtlicher triumvim;
aber die freunde des Antonius , an ihrer spitze sein bruder Ludns,
consul des j. 713, und seine gemahlin Fulvia fanden es zeitgemftsz
aus dem in Italien allgemein verbreiteten Unwillen über die hftrte
der maszregel für den abwesenden capital zu schlagen und gegen
Octavianus zu hetzen, so spaltete sich denn , was bis dahin hand in
band gegangen war, in feindliche parteien, und von Octavian aus
Rom verdrängt warf sich L. Antonius nach Perusia. Pollio eilte ihm
freilich zu hilfe, aber zu spät: Octavian hatte ihn bereits, unterstützt
von Agrippa und Ventidius, umstellt und durch hunger zur ergebung
gezwungen, darauf gieng Pollio, nachdem Perusia gefallen war,
nach Unteritalien (Appian b. civ. V 50), zog einen alten freund
Domitius Ahenobarbus mit einer flotte an sich und erwartete so bei
Brundisium den M. Antonius ; in Oberitalien aber steigerte sich jetzt
die bewegung aufs neue, da war es denn fÜrVerg. ein groszee glüok,
dasz auch der von Octavian speciell mit der Verteilung der einge-
zogenen territorien beauftragte Alfenus Varus (wahrsdieinlich der-
selbe Alfenus , an den Catulls c. 30 gerichtet ist) ein mann war, der
für Wissenschaft und poesie sinn hatte und den dichter beschütite
und so an sich zog , dasz dieser verhiesz ihn im liede zu feiern und
auch den anfang damit machte: ed. 9, 26 — 29 immo haec^ guae
Varo necdum perfecta canebai: Tore, tuum nomen, superei modo
Mcmtua nohis^ Mantua vae miserae nimium vicina Oremonae^ am-
tantes subUme ferent ad sidera cygni. der liesz ihn auch in diesem
stürme nicht fallen, wol liesz sich augenblicklich die schon fest-
gestellte grenzlinie zwischen den gebieten von Mantua und Cremona
nicht streng festhalten; es unterhandelten die (neugegründet«ii)
colonien der Veteranen mit Antonius (Appian b. dv. Y 62 6 M
*AvTu>vioc xct^üivoc fitv in [713—714] toöc np^cßcic kotcIXc
Touc dird Tütiv KXTipouxta^v rrpöc aurdv dXOövrac'). ihrebegdir-
lichkeit wollte sich mit dem zugestandenen nicht begnügen und
hoffte von Antonius günstigere bedingungen. man kann die Ver-
hältnisse nicht klarer darstellen als Verg. ecl. 9, 7 — 11 certe equidem
audieramy qua se sübducere coUes indpiunt mciUque iugum demUt&re
divOf usque ad aquam et veteres iam fracta cacwmina fagos mmma
carminibus vestrum servasse Metuücan. f Äudieras: et fama fitU;
sed carmina tantum nostra vätent^ Lycida^ teta inier MarUa^ qtum-
tum Chaonias dicunt aquüa veniente cokmibas. aber der stürm gieng
vorüber: Pollio, Coocejus und Maecenas stifteten dne versühniingy
und die erregten wogen kehrten aUm&hlich in ihr bette zurück, abw
* Cassiai Dion XLVIII 28 cuvcppuir^ruiv aOnl^ k T^v irdXc^ov
Kai btair€Mir6vTuiv irpöc tc rdc iröXcic Kai irp6c roiK Icrporcuii^veuc
{vettranos).
WHEohter: des Vergilins lecbste ecloge. 329
tefalimme zeit blieb es noch lange, als der dichter 714 im vertrauen
auf Vams wolwollen und schütz wagte in seiner heimat zu erscheinen
und seine ansprOche geltend zu machen (vgl. Bibbeck prol. s. 7)
— yerbandlungen die wir uns nach analogie der vorfUle bei der
actio de vi armatis ?iaminibu8 in Cioeros rede für Caecina denken
mOgen — sah er selbst sein leben bedroht, muste flüchten und zog
sich abermals samt seinem geliebten vater nach Bom (Servius und
Catal. 10 sagen in die villa des Siron) zurück, da hat er die neunte
edoge yerfaszt, in der er gar trübe und gedrückt auf die gegenwart
blickt; das fröhliche vertrauen ist geschwunden, er musz glauben
daa der blinde zufall herscht: 9, 2 — 6 es ist geschehen, advena
nostri {quod numquam verüi sumus) ut possessor agdU diceret: haee
mea swU^ veieres migrate coloni. nunc vidi tristes^ quomam Fors
otmna vcrsat, hos iUi {quod nee vertat hene) mittimus haedos. Verg.
hintersassen müssen dem neuen besitzer steuern, und nur höchste
naehgibigkeit hat noch schlimmeres abgewandt : gw>d nisi me qwk-
ewmque novas incidere lües ante sinistra cava monuieeet ah iUce cor^
nix, nee t%nis hie Moeris nee viveret ipee Menäkas (die folgenden
anspielungen auf ech 5, 20 und 40 zeigen dasz auch diese dichtung
Üter ist als ed. 9). man bat aus diesen trüben Verhältnissen eine
zweite ftckerverteilung gemacht, von der niemand etwas weisz, und
Yerg. leid dem Varus, Caesars bevollmftchtigtem , zur last gelegt;
mit gproszem unrecht: es war eben die Ungunst der Zeiten, der auch
der mSchtigste machtlos gegenüberstand.
Gkmz anders aber als in diesen beiden dichtungen , das müssen
wir festhalten , ist die Situation in der sechsten ecloge. Vergilius ist
pastor, im besitz seiner berden, also auch seiner weidegründe , ist
also doch wol in Mantua, wird von Apollo, dh. von verständiger
einsieht in seine Verhältnisse und sein talent erinnert sein vieh fett
zu grasen: oves pingues pascere y ein ausdruck der weder im latei-
nischen noch im deutschen allzuhäufig vorkommen mag, dem Dit-
niarscher aber, der die sache kennt (fett grasen ^^ das rind für die
sdilachtbank, nicht für die milch Wirtschaft , füttern und so höchste
preise erzielen), gar geläufig ist. es ist also friede: der einzelne
kann ruhig und mit aussieht auf erfolg seinem erwerb nachgehen.^
das ist das verdienst des Varus, in dessen preis sowol des dichters
kleine tamarisken als der ganzen Stadt stolze waldung, nemus omne
(nostrum) v. 11 einstimmen und ihn mit schweigender zunge ver-
kündigen, ihn, dessen namen Phoebus mit freuden hört : nee Phoebo
gratior uüa est, quam sibi quae Vari praescripsü pagina nomen. Varus
hat also schlieszlich seine aufgäbe wacker gelöst so erzählt es uns
auch Servius : fuso fugaioque PoUione ab Äugusto Alfenum Varum
legatum substUtäum esse^ qui provineiae d agris dividundis praeessd^
* fragt aber jemand, wann denn in jenen jähren lolcb eine fried-
liehe zeit eingetreten lei, dass man hoffen darfte, sie werde danemd
sein, fo antworten wir: nach dem frieden von Ifiienam 715, and da wird
diese ecloge geschrieben sein, man Tgl. den jnbel Cass. Dion XL VIII 87.
330 WHKolBter: des Vergiliua sechste ecloge.
gut curavU^ ne ager, qui VirgUio restüiUiM ft*erat^ a veterams ^oeit-
paretur (Voss eol. s. 291 — 293). was später Verg. dieaen verhili-
nissen in Mantua entzogen hat, in denen er damab offenbar tu
bleiben beabsichtigte, wissen wir nicht; aber ein jähr darauf
finden wir ihn in Born, Neapel, Tarent; in Mantua nioht mehr, wir
können leicht vermuten, dasz es Maeoenas war, der ihn jedeafialls
vor 717 (37 vor Ch.) für den diohterkreis gewann, dundi den er
seine musze erheiterte und die äugen des gebildeten Born Ton der
lust an aufregenden skandalprocessen auf eine harmloaeire besohftf-
tigung hinüberlenkte, einen kreis dessen glieder durch poetische
leistungen zahlten für das was sie an irdischen gutem empfiengen*
unter den obwaltenden Verhältnissen durfte Varus schon hoffen^ daw
das gedieht auf ihn und seine thaten — quae Varo canebai — bald
weitere fortschritte machen werde ; aber der dichter hatte im hinbUek
auf seine sich ordnenden bürgerlichen Verhältnisse und auf die
Schwierigkeit des Stoffes, wo er dinge behandeln muste, die er nioht
mit äugen gesehen, diesen gedanken aufgegeben.^ wir haben also
kein recht die werte, wie man einst wollte, von einem ersten verßuch
der Aeneis zu deuten, wichtig ist der ausdruok deduc^un^ Quiatüian
VIII 2 , 9 hat ihn einen sehr bezeichnenden genannt (^^ n(hü m*
vmiri possü significantius) y ihn verglichen mit dem ausdmck aotr
vom flötenlaut, dirus von Hannibal ; gleich wol hat er von alter zeit
den auslegem mühe gemacht, schon Macrobius Sat. VI 4 auoht ihn
zu erklären durch hinweisung auf die vax deducfa^ den gedämpften
ton, die leise, lispelnde frauenstimme, aber dasz er ihn klar gemacht,
kann man nicht sagen, ganz fem zu halten sind von der erkUruBjg
die Horazischen tenui deduda poemata ßo {epist. II 1,225): da liegt
ein ganz anderes bild zu gründe, man musz bei diesem werte unter*
scheiden, ob deduäus allein steht oder ein a, (2e oder einen ablativ
neben sich hat ; d i e weisen auf die quelle hin, von welcher die sache
entlehnt ist: Ov. fast. VI 803 Marita aacrificOy deductum nomm ak
Anco. Hör. carm. IV A, 19 mos unde dedüdus . . Anuuama Mcwn
dextras ohartnet. Ov. her. 17, 88 UHera deduäu utero, ab^ das
significante tritt auch da zu tage , wo das wort allein steht; nur ist
dann nicht von einer herleitung die rede sondern vom abstand:
dann bezeichnet es das was unter dem gewöhnlichen mass bleibt, BO
bei der voxi es ist die tenuis et tinmda (Macrobius) oratio (Qnintilian
IV 1, 60 oratio deduäa atque circumlatay der Hn^ole» algue
elahorata entgegengesetzt), richtig erklärt also Nonios s. 289 dO"
ductum Carmen durch mcUe et euave: es ist die zarte, befldi«d«ne
dichtung im gegensatz gegen das hoohfliegende epos.
Will nun Sehaper die meinung aufrecht erbalten, die er jakrb.
1864 s. 652 auf den Schreibfehler des Servius Äetiaci beUi «Mi
Perusini (zu ec2.9,ll) gegründet hat {benevcHentiam guidem Amguäi
^ FUch geht za weit, wenn er ao. •. W^ in dem velUre w^rem nichts
all eine form der ablehnong sehen will, die p«raUeUa mit Horalins
and Anakreon treffen nicht.
WHKolster: des Vergilius sechite eeloge. 331
e^am fama vuigavü^ sed eam bdU AcHaei neeesiüas impedivU)^ daaz
die sechste eeloge nach dem kriege bei Actium geschrieben sei, so
wird er erweisen müssen, um vieler andern dinge nicht zu gedenken,
dasz nach der schlacht bei Actium Verg. noch ein simpler herden-
besitxer, fem vom verkehr mit den rOmischen groszen, dasz ihm
durch die stufe seiner geistesentwicklung ein Carmen deduotum ge-
boten gewesen sei, dasz an die Oeorgica noch nicht gedacht worden,
geschweige denn an die Aeneis, dasz — doch wozu die Widerspruche
und Schwierigkeiten aufzählen, in welche diese hypotheee verwickelt?
Aber Flach nimt anstosz an v. 6 f. namque super tibi erunt^
qui dicere laudes, Vare, tuas cupiant et tristia condere beUaj die ihm
keine bestimmte deutung zuzulassen scheinen, ich weisz nicht was
mich blendet , dasz ich nicht finden kann , wofür hier eine deutung
oder erklftrung zu wünschen wftre. dasz Varus eine stimme gesucht
habe , quae laudes suas diceret^ dasz diese laudes tristia beUa oder doch
im Zusammenhang mit solchen waren, dasz er diese stimme in Verg«
glaubte gefunden zu haben : das alles liegt ja am tage und ist auch von
Flach anerkannt.* dasz Verg. ablehnt, sehen wir. zu fragen, welche
thaten es waren, ob vor den bürgerkriegen oder in den kämpfen der
letzten jähre vollbrachte, heiszt doch mehr auskunft fordern als nötig
und billig ist das kann Flachs meinung nicht sein; an stoff kann es
Dicht gefehlt haben : sonst würde Verg. nicht ftuszem, dasz sich leute
genug dazu drängen würden, ist es der ausdruck ewper tUn eruni,
in dem er sich stöszt? freilich in der prosa würde es heiszen scäis
s^tperque tibi erunt ; aber so stehend ist diese formel doch wol nicht,
dasz das satis nicht fehlen und durch super erunt hätte ersetzt werden
können, zumal von einem dichter, es wird mir erlaubt sein darin
blosz eine form nachdrücklichster ablebnung zu sehen und der
meinung entgegenzutreten, dasz Verg. von herlichen kriegsthaten
des Varus sprechen müsse, es ist möglich, dasz sich Varus im kriege
ausgezeichnet hatte, selbst wahrscheinlich; aber aus Verg. werten
geht nicht hervor , in welchem Verhältnis seine laudes zu den tristia
heüa standen, ob sie einen teil derselben bildeten, oder ob seine
Verdienste infolge der tristia heUa erworben waren, es geben uns
also diese einleitenden worte, welche Verg. seiner eeloge beigegeben
hat, kurze aber in mancher beziehung nicht unerwünschte winke
über den dichter und seine zeit, nehmen wir dankbar entgegen, was
er gibt.
Aber wir sind noch nicht am ende mit den andeutungen, welche
uns diese 12 verse über die Verhältnisse des Verg. geben, er fährt
fort: non iniussa cano, wir fragen natürlich: wer hat ihn denn
geheiszen dies zu singen? Servius antwortet: vel ab ApoUine
vd ab Augusto [yd a Maecenate] , und sämtliche ausleger haben es
gelten lassen, ich stehe ein wenig verlegen vor diesem ausspruch ;
* dafz Varus yod seiDeni freuDde Vergilias eine auafUhrlichere sohllde-
mni^ seiner thaten erwartet und Verg. ihm daffir mit einer entfchaldigung
dieses bukolische gedieht geschickt hatte — mehr erkenne ich nicht.
332 WHKolster: des Vergilius secbste edoge.
nicht als ob ich zweifelte, fdr wen von den dreien ich mich entscheiden
soll , sondern weil ich anfange meinem urteil zu mistranen « das mir
jenen antworten gegenüber nur eine einzige ganz andere als möglich
erscheinen läszt: ate^ Vare, iussus: *du hast mir das thema vor-
geschlagen.' vgl. ^. 8, 11 accipe iiissis oo^pta tms, gewrg. TEL 41
interea dryadum süvas säUtisque seqtuimur iniadcs^ tua^ Maeeenas^
haud mollia iussa. was konnte es dem Varus verschlagen, dasz dem
Verg. von Augustus oder Maecenas das thema empfohlen war? aber
ganz anders liegt die sache , wenn Varus selbst der iubms ist, und
der dichter sagt dann: indem ich mich deinem ersten wünsch ent-
ziehe, führe ich einen andern gedanken von dir aus. und dieser
gedanke wird durch die nttchsten werte bestfttigt , denn 'Verg. will
die gewähr ftlr den gedanken nicht übernehmen und ffthrt fort: 5t-
quis tarnen haec qucque^ siguis captus amore leget, haee quogu^% dies,
eben so wie das was ich Syracosio versu geschrieben habe, doppeltes
siquis leget , also stark betonter zweifei , ob diese dichtung ihre leaer
finden werde; aber Verg. Schriften haben sie schon gefunden, es gibt
leute qui capti amore Ugent. aber was soll das tarnen? wo ist das
guamqtiam dtizu? qiMmquam non sunt Syracosio versu scripta? neixu
quamquam timeo ne sint quibus haec minus placeant? wenn es auch
manchem weniger zusagen sollte, so wird jeder darin, dasz ich im
besitze des meinigen bin, dasz ich wieder dem dienst der Musen
leben kann, dasz Mantuas Waldungen gesichert in frieden da liegen,
dein hohes lob, Varus , lesen , und eindruck und höhere anmut wird
einem solchen liede nicht fehlen, ich sehe nicht dasz hier etwas
unklar ist. Schapers anstosz an pagina fasse ich so wenig wie
Bibbeck und Flach.
So geht denn Verg. mit einem pergiie Pierides zu seiner eigene
liehen dichtung über, die noch eine besondere einleitnng y. 13 — 30
hat, durch die sie dem Silenus in den mund gelegt wird. Flach
findet diese partie unnötig und poetisch schwftchlich, und von seinem
gesichtspunct aus musz man das begreiflich finden: die allgewalt
der liebe über die herzen ist ein gegenständ von so allgemeinen
interesse, dasz es überfiüssig ist sie erst durch besondere einleitmigen
an den leser heranzubringen, betrachten wir aber das ganze als eine
metamorphosendichtung, so liegt die sache anders, das ist ein thema,
welches der empfehlung durch die form bedarf, damit sich der leaer
nicht von vom herein ablehnend dagegen verhalte, auszerdem aber
hat die Verwandlung eines menschen in thier, pflanze oder stein etwas
finsteres und tragisches, sollen aber die erzfthlten verwandlnngea
vollends eigentlich nur die Vorstufe für die Verwandlung des Qallas
und die Verkündigung seiner erhebung zu einem dichter von höherer
gattung sein (durch seine Übersetzung des Euphorien), so hat der
dichter in jeder weise diesem Charakter des finstem, unheildrobendea
entgegenzuwirken, und das kann er nicht leichter und besser als
indem er die erzählung einer komischen figur — und das ist doch
der so eben ernüchterte Silenus — in den mund legt, zugleich aber
WHKolster: des Vergilias sechste ecloge. 333
gewinnt die dichtung im munde eines ländlichen gottes, eines gottes
dee Waldes, der sie vor andern genien des waldes vorträgt, den Charak-
ter des märchenhaften, von Wandlungen wie sie sich der wald erzählt,
und nähert sich so dem hirtengeplauder, dh. dem Inhalt der eigent-
lich bukolischen dichtungen, des Verg. bisherigem gebiet, wenn also
der dichter bedenken trug mit dieser dichtung ein neues feld zu
betreten , wenn er das vorliegende gern als eine nur etwas in ton
und Inhalt abweichende bukolische dichtung hinzustellen wünschte,
80 hatte er dazu kein so übles mittel gewählt, dazu kommt noch
eins, was ich zunächst freilich nur vermute, dasz Verg. in seinem
griechischen original bereits die metamorphosendichtung dem Silenos
in den mund gelegt vorfand, ähnliches finden wir ja bei Theokritos
in der dritten, sechsten, fun£sehnten idjlle. wenn aber Flach diese
einleitnng daneben , dasz er sie unnötig findet , auch noch schwäch-
lieh nennt , so bin ich allerdings nicht seiner meinung , fdhle mich
aber nicht berufen ihm auf dies feld der ästhetischen Würdigung der
ecloge zu folgen, am allerwenigsten als ihr kämpe für sie einzutreten.
Bis dahin haben wir es nur als Vermutung ausgesprochen, dasz
Verg. bei unserer ecloge einem griechischen original gefolgt sei;
jetzt stoszen wir , glaube ich , auf eine bestimmte spur. OBibbeok
hat in diesen jahrb. 1857 s. 65—79 ausgesprochen und durch-
geführt , dasz der gröste teil unserer ecloge strophisch sei : nur der
erste , die persönlichen Verhältnisse des dichters berührende teil ist
aasgeschlossen, warum? will man Bibbeck zugestehen dasz stro-
phische gliederung das gesetz der Vergilischen idjUendichtung eben
80 wie seiner griechischen Vorgänger ist, so wird für den letzten
teil die thatsache anzuerkennen sein, dasz ein griechisches original
zu gründe liegt; aber nun kommt um so viel nachdrücklicher die
zweite frage: warum sind v. 1 — 12 ausgeschlossen? bis darauf
eine genügende antwort wird gegeben sein, werde ich glauben die
antwort gefunden zu haben: weil diesen versen kein griechisches
original zu gründe lag. Schaper und Flach schweigen über Bibbecks
entdeckung, das heiszt doch wol sie mistrauen ihr; aber die unwider-
leglichen spuren sind doch zu zahlreich, als dasz man sie einem
bloszen zufall zuschreiben könnte. Ribbeck hat aber seiner sache
vielleicht selbst geschadet, weil er sie zu sehr vom standpunct der
theorie bebandelt und da, wo eine Überlieferung aus dem alter-
tum fehlt, wo also nur die sorgfältigste beobachtung des einzelnen
eine sichere basis gewähren kann , mancherlei übersehen hat , was
seine entdeckung modificiert, wodurch er leider dem leser veran-
lassung zum zweifei an der richtigkeit der ganzen lehre gibt; auch
dadurch vicllüicbt, dasz er jenen grundlegenden aufsatz nicht ganz
oder im auszug in seine prolegomena aufgenommen, sondern sich
begnügt hat ihn hie und da einmal im kritischen commentar (zb. 5, 1)
zu citieren und im übrigen in seiner ausgäbe den leser mit einigen
ahc abzufertigen , welcher natürlich viel mehr für etwaige willkür-
licbkeiten als für das gesetz ein äuge hat. sei es denn erlaubt hier
334 WHEohter: des Yergilins sechste ecloge.
den stand der sache übersichtlich darzulegen nnd damit nnserer
Untersuchung die frucht seiner entdeokung zu sichern.
Er lehnt sich mit derselben anOHermanns abhandlung 'de arte
Graecorum bucolica' an (opusc VUIs. 329 — 342), welche strophische
gliederung ftlr alle gattungen der griechischen bukolischen poetie
erweist. Hermann ^üpfb damit an an die unglaublich grosse zahl
von yersen dieser gedichte, die mit einer grOszem interpunction
schlieszen und so zu der annähme einer zerfftUung in kleinere kola
fast hindrängen, und diese ergeben sich dann so vielfach als durch
bestimmte Zahlenverhältnisse bedingt (zwei- drei- vier- fttnÜEeilige
Strophen in manigfaltigem Wechsel) , dasz man an der gesetzmfleiig*
keit gar nicht zweifeln kann, das macht die sache sehr wichtig tOx
die kritik, wo einmal die gesetzmäszigkeit gestört ist, und nach
dieser seite hat sie Hermann sofort geltend gemacht und ausgebentet.
aber sie ist nicht minder wichtig für die interpretation : denn es ist
einleuchtend, dasz dadurch das mittel geboten ist den gedanken des
dichters in seiner gliederung zu erkennen, die teile einander gegen-
über zu stellen und so für Verständnis und beurteilung des einzelnen
die erwünschtesten anhaltspuncte zu gewinnen, denn es liegt am
tage , dasz auf den anfang wie auf das ende der Strophen ein viel
gröszerer nachdruck fällt als auf die mitte , und dasz dadurch aller-
lei rhetorische formen, asjndeton, anaphora uam. sich erkliren.
gewis hängt mit der strophischen gliederung zunächst der vertrag
der dichtungen zusammen, aber wenn auch der für uns verloren ist,
so ergibt sich doch von selbst dasz die strophische gliedenuig fiber-
all, wo sie vorhanden ist, einfluaz auf den gedankeninhalt übt, und
das ist eine seite die jeder freund des altertums sorgfältig zu beachten
hat. dasz das strophische der form von den römischen bnkoltkam
aus ihren griechischen mustern herübergenommen ist, läszt sich gar
nicht bezweifeln, und erweist sich aus der gleichen wahmehmung
kurzer am schlusz des hexameters schlieszender perioden.
Wenn ich also im allgemeinen mit Ribbecks prindp einver-
standen bin , so kann ich es doch im einzelnen nicht sein. Hermann
ist ersichtlich , ohne dasz er es direct ausgesprochen hat , durch die
gedachten kurzen perioden der bukolischen dichter mit ihrem ende
am versschlusz auf den gedanken der Strophen geführt; Bibbeokaber
läszt Strophen auch da enden, wo kein interpunctionszeiehen am ende
des Verses steht und stehen kann , zb. v. 58 und 68 unserer edoge,
und nimt an dasz eine Strophe mit einem werte in eine vorhergehende
oder nachfolgende hinübergreifen könne, auch untersucht er nioht|
ob die einzelnen Strophen in der weise der äolischen zu 8, 4 oder
mehreren auf einander folgen , oder vielmehr wie die dorischen tioli
als Strophe und antistrophe gegenüberstehen und nur vielleicht noch
eine epodus nach sich haben, darüber kann natürlich nur der Inhalt
entscheiden, und das ist, meine ich, die tiefe bedeutung vonBibbecks
entdeokung, aber es führt im einzelnen zu wesentlich von seiner
aufBteUung abweichenden resultaten.
WHKolster: des VergiliaB sechate ecloge. 335
Unterwerfen wir daher die resultaie von Bibbecks disposition
unserer ecloge einer prttfnng. werfen wir EnnSchst die frage auf:
ist die teilong antistropbisch oder mebrstrophig? Bibbeck scheint
sich für das letztere entschieden zu haben : denn aaf 2 Strophen a
folgen 4 Strophen h und 3 Strophen c, aber alle übrigen sind za 2
nnd 2 gruppiert, nur g nnd h sind ohne responsion geblieben, das
ist für k als schloszstrophe nicht aufßlllig, desto mehr für g^ die sich
ihrem Inhalt nach fQr eine mesodas gar nicht eignet« aber die 4
zweizeiligen Strophen b können ebensowol ftlr 2 vierzeilige gelten,
nnd es schlieezt doch eigentlich erst mit der zweiten der gedanke,
da der zweite imperatir cognascUe die fortsetzong nnd folge des
ersten ist, and ebenso genau gehören die beiden letzten, 27 — 30,
zusammen. Yon den drei Strophen c enthalten die beiden ersten die
gestaltung der anorganischen weit, warum die dritte, welche in der
mitte durch ein punctum geschieden ist und neben der schöpfimg Ton
wald und wild die des menschen umfaszt, zu denselben gehören mttsse,
ist nicht abzusehen, ist sie nicht zu teilen, so bietet sich ihr in den
beiden Strophen d, der Schöpfung Ton heroe und heroine, Hylas
und Pasipha^, eine gar passende gegenstrophe. yon hier an gruppiert
Ribbeck zu paaren, aber es hftnft sich Schwierigkeit auf Schwierig-
keit: am Schlüsse der zweiten Strophe e v. 56 ist gar kein absohlusz
des gedankens und weder hier noch am ende der ersten Strophe f
eine gpröszere interpunction möglich, was ist denn eine Strophe, wenn
nicht ein selbstftndiger teil? g bleibt ohne gegenstrophe, und v. 68
am Schlüsse der ersten strophe h ist wieder jede interpunction un-
möglich, aber wenn wir auch Bibbecks einteilung nicht beistimmen
können, sein princip bleibt darum doch richtig, ich stelle an die
linke seite des teztes die einteilung Bibbecks, an die rechte eine
andere , welche die bezeichneten klippen Termeidet.
a Pergite, Pierides. Chromis et Mnasyüas in aniro a
SiUnum pueri samno videre iacefUem^
inflatum hesterno venas^ ut semper, laccho; 15
seria procul^ tantum capüi ddapsa^ iacebant^
et gravis attrita pendebat camthams ansa.
a adgressi {nam saepe senex spe carminis ambo a'
luserat) iniciunt ipsis ex vmcula sertis.
addit se sociam timidisque supervenU Äegle^ 20
Äegle , naiadum pulcherrima , iamque videnti
sangMineis frantem fnaris et tempora pingU.
b HU dolum ridens ^quo vinada nectUis?* mquU. b
^sclvite me , pueri : saiis est potuisse videri,
b carmina quae voltis cognosdU; carrmna vobis, 26
huic aliud mercedis erit.* simtd indpU ipse,
b tum vero in numerum faunasque ferasque videres V
ludere, tum rigidas motare cacumma quercus;
b nee tanium Phoebo gaudet Pamasia rupes,
nee tantum Rhodope miratur et Ismarus Orpkea. 30
336 WHKolster: des Vergilias sechste ecloge.
c namque canebat, uti magnum per inane coaäa c
semina terrarumgue anmaegue marisque fuissefU
et liquidi simül ignis; ut his exaräia primis
amnia et ipse tener mundi concreverit orbia.
c tum durare sdum et disdudere Nerea ponto c' 85
coeperUy et rerum patUatim sumere formas;
iamgue novom terrae stupeant lucescere sdem^
äüius atque cadant summotis nübibus mores;
c incipiant süvae cum primum surgere, cumque d
rara per ignaros errent animätia mantis. 40
hinc lapides Pyrrhcie iados, Satumia regna,
Caucaseasgue refert votucres furtumque PromeiheL
d his adiungU, Hylan nautae quo fönte reUdum i'
clamassefUy ut lUus ^Hyla ByW omne sonaret;
d et fortunatam, si numquam armenta fuissent, i5
Pasipha^ nivei soiatur amore iuvenci,
e a virgo infelix, quae te dementia c^f e
JProäides inpierunt fatsis miugitibus agros^
at non tarn turpis pecudum tarnen uUa secuta
concubitus, guamvis coUo timuisset aratrum^ 60
et saepe in levi guaesissent comua fronte.
e a virgo infelix, tu nunc in montibus erras: f
iUe latus niveum moUi futtus hyacintho
üice sub nigra paUentis ruminat herbaSy
aut dtiguam in magno seguüur grege, ^daudüe nyn^^hae. 66
Dictaeae nymphae, nemorum iam daudite saltus^ e
f sigua forte ferant ocuUs sese cbvia nostris
errabunda bovis vestigia; forsitan iUum
f aut herba captum viridi atU armenta secutum
perducant dUguae stabuta ad Gortynia vacoae* 60
g tum canit Hesperidum miratam mala pueüam {
tum Phaethontiadas m%isco circumdat amarae
coriicis, atgue solo proceras erigit älnos.
b tum canit, errantem Permessi ad flumina GaiUum
Äonas in montis ut duxerit una sororum,
utque viro Phoebi chorus adsurrexerit ornnis;
ut Linus haec HU divino carmine pastor
floribus atque apio crinis ornatus amaro
h dixerit: ^hos tibi dant caUamos, en acäpe, Musae^
Ascraeo quos ante seni, guibus iUe solebat
cantando rigidas deducere montibus omos.
his tibi Grynei nemoris dicatur origo^
nequis sit lucuSy quo se plus iactet ApoUo.*
i quid loquar aui ScyUam Nisi, quam fama secutast
Candida suecindam latrantibus ifiguina monstris 76
Dulichias vexasse rates d gurgiie in alto
8
66
8'
.
h
70
h'
•
1
WHKolater: des Vergiliua sechste ecloge. 337
1
a! timidos nautas canibus lacerasse marinis:
i aut ut mutatos Terei narraverü artus,
qtias iüi Phüomela dapes^ quae dona pararU,
quo cursu deserta petiverU^ et quibus alte 80
infdix sua teda super volüaverü alis?
k omnitty quae Phoebo quondam medüante heatus k
audüt Eurotas iussitque ediscere lauros^
iüe canü {pulsae referunt ad sidera vaUes)
cogere donec oves stabulis numerumque referri 85
iussü et invito processit Vesper Olfmpo,
Ich möchte diese abweichangen nicht ab entgegengesetzte mei-
nung, sondern nur als eine kleine nachbesserong und aueglttttong
Ton Schwierigkeiten hingestellt haben, das verdienst ist die ent-
deckung^ die glättung im einzelnen findet sich schon. Schwierigkeit
liegt eigentlich nur an zwei stellen vor: erstlich ▼.47, wo der dichter
seine metamorphosendichtung verläszt, um in eine fünfzeilige klage
über das Unglück der Pasipha6 auszubrechen. Bibbeck sucht die
antistrophe zu derselben sofort nach derselben v. 52 — 56; aber
mit dem siqua fortt ferant v. 57 kann ja keine strophe beginnen;
die antistrophe wird vielmehr gebildet durch das flehen der Pasipha^
▼. 56 — 60. Ribbeck läszt die worte derselben bereits in der mitte
von V. 55 mit daudite nymphae beginnen, aber dann hat erstens die
Strophe, welche die läge beider teile schildert , keinen abschlusz;
zweitens läszt sich nicht absehen , was tarn neben dem zweiten dau-
diie heiszen soll , sobald es von derselben person gesprochen wird ;
endlich drittens kann die rede der Pasipha^ doch unmöglich in zwei
Strophen verteilt werden, es sind vielmehr die vier verse 52 — 55
eine neue strophe, die 61 — 63 ihre gegenstropho hat, von Ribbeck
g genannt, man hat in diesen letztem versen längst anstosz genom-
men an der flüchtigen erwähnung der Atalante. es genügt auf Flachs
Suszerung darüber hinzuweisen s. 637 : 'es war ungeschickt nur ihre
bewunderung der Hesperidenäpfel zu erwähnen.' ganz recht, es
gehört mehr hierher: es fehlt bei ihr allein die erwähnung ihres
bchicksals. ist es da ein zufall, dasz das gesetz der Strophenbildung
zeigt dasz ein vers ausgefallen ist? 61 — 63 «= 52 — 55. ohne frage
hiesz es ursprünglich : dann singt er von der Jungfrau , die von den
Hespcridenäp fein hingerissen ward, wie sie ein hartes geschick
in löwcngestalt verwandelte, oder ähnlich.
Die zweite Schwierigkeit tritt mit den 10 versen überGallus an
uns heran: bedarf e& vieler worte zur Verteidigung meiner behauptung,
daäz e^ nicht zwei fünfzeilige Strophen, sondern ein dreizeiliges und
ein zweizeiliges strophenpaar ist, das wir vor uns haben? ich dächte,
der augonschein spräche fUr sich : denn die glieder liegen alle ge-
sondert vor.
Wenden wir uns nun zu dem was wir vor allem ins äuge faszten,
der erklärung des einzelnen, das allerdings mancherlei bedenken
darbietet, aber des dunkeln doch lange nicht so viel wie man ge«
JiUirbüchir für cU«$. philol. 1880 hfU 5. 23
338 WHEolster: des Yergilius secliste ecloge.
wohnlich annimt. zunächst die fesselung des Silenns, von der die
ecloge in manchen hss. den namen Süenus führt, zwei satjnjttng-
linge, die den Silenus schlafend finden, kommen von einer njmphe
ermutigt auf den einfall ihn zu binden, um ihn zu einem Ifingst ver-
sprochenen gesang zu nötigen, nennt sie der dichter auch nur pueri^
so zeigt die Verbindung mit der njmphe , dasz es saiym sind, auch
Preller gr. mjth. I s. 452 nennt die satjrn die derberen elementar-
geister und stellt sie unmittelbar zu den nymphen. Nemesianus in
seiner nachahmung ecl. 3 (vgl. Voss zuYerg. ecl. s. 295) substituiert
ihnen hirten und dem Silenus den Pan. Servius erkennt sie als
satjm an. von Wichtigkeit sind die beiden sonst unbekannten
namen (Chromios bei Pindar Nem. 1), indem Wagner quaest. IV
bemerkt, dasz personennamen von griechischer form bei Verg. zu
den grOsten Seltenheiten gehören und sich ausser unserm verse nur
noch zweimal {Aen. U 264 und VH 595) finden, so werden diese
namen zum beweise für die obige annähme, dasz der dichtong, ein-
leitung und kern, ein griechisches original zu gründe liegt, nicht
minder spricht dafür am Schlüsse die berufung auf ein griechisches
cultuslied, 82 — 84 puiscie referunt ad sidera vciles, und bedeutungs-
los sind auch nicht die verse 29.30. über den kunstgriff den gesang
mythischen wesen in den mund zu legen liesze sich auch auf
Theokritos 11 (KukXu)1|i) verweisen, auch Theokr. 6 (BuiKoXiacral)
konnte dem dichter darüber einen wink geben, der dichter gewinnt
dadurch die möglichkeit den gegenständ so darzustellen, wie er in
der Vorstellung eines kyklopen erscheint, in gewisser weise lassen
sich ftuch Theokrits Adoniazusen vergleichen, wo sich in gleicher
weise einem gesungenen cultusliede ein historischer rahmen bei-
geseUt.
Also diese verse 13 — 30 waren integrierender teil des dem Verg.
vorliegenden liedes, bildeten vielleicht auch dort zwei strophen-
paare: I a die entdeckung des schlafenden Silenus, h ooalition mit
dem neckischen dement. II a Silenus einwilligung zu singen,
h sammeln eines zuhörerkreises.
15 inflatum venas hestemo laccho. der ablativ ist natOrlidi nur
mittelbar instrumental -» mflatwm venaa sangume laodio hetiemo
excUcUo. die adem wie immer geschwollen infolge gestrigen wein-
genusses.
16 procul tantum: verbunden oder getrennt? das ist die sehen
seit einem Jahrhundert ventilierte frage, trennung ist seit Voss die
losung geblieben. Voss faszte iantum temporal «■ *so eben', wtodo.
Heyne wendet dagegen richtig ein, es sei fOr die sache völlig gleich-
gültig, ob der kränz vor kurzer oder langer zeit abgefallen sei; es
kommt hinzu , dasz die bedeutung von tantum und modo weit ent-
fernt ist dieselbe zu sein: das erstere 'nicht weniger*, das andere
*nicht mehr', dasz tantum also gar nicht heiszen kamn *80 eben eref .
die bedeutung von procul hat Servius richtig angegeben : serta proeut\
modo prope jt. e. iuxta], nam [ideo] ifUulU: tantum MpM defaym:
WHEolsier: des Yergilius sechste edoge. 339
fd astenderet non longius pravolittam caronam [tä est (Aen. X 836)
procul aerea ramo dependet]. es verrathen sich in diesen werten des
ServiuB drei yerschiedene hände, von welchen die eine als in den
Uteren hss. fehlend in [] eingeschlossen steht, aber daaprootd yor-
trefflich belegt durch das beispiel jenes kriegers , der am nächsten
banme heim und rttstung aufgehängt hat. die älteste hat nur zwei
erklärende worte , und erklärt offenbar procuH tantum durch prope
modo^ während die jüngere tantum zu ddapsa zieht, also die oben
beregte frage existiert schon bei Servius. halten wir zunächst fest
an der letzten erklärung: was heiszt tantum ddapsa'^ — nihü nisi
ddo^ßsa'^ non derepta? non deturhata? wer hätte sie denn herunter-
reiszen sollen? das bat im Zusammenhang gar keinen sinn, aber es
igt doch keine andere möglichkeit. wer hat jemals procul tantum
verbunden? — vergessen wir nicht dasz wir aus dem griechischen
entlehntes; vielleicht übersetztes vor uns haben : dann muste es dort
etwa heiszen : Tf\\e töcov KpaTÖc dTTOTiecövTa, und töcov wäre zur
Steigerung zu rf^Xe hinzugesetzt, dasz rf^Xe einer solchen fähig ist,
zeigt die Verbindung Tf^Xe ^äXa ü. 6 14 fj ^tv i\d)V ^iipu) ic Tdp-
TQpov i^€pÖ€VTa, Tf^Xe ^dX^ fixi pdOicrov ötrd xOovöc den ßdpeOpov.
Hes. theog. 1015 o1 brj toi fidXa rf^Xe fiux4) vrjcuiv kpduiv . .
fivaccov. das zeigt auch der comp. TiiXörepov und der sup. Ti^Xicra
Orph. Argon. 179 AirfKCuc 6' öc T^iXtcra Ö7rdrrr€€ n. ebd. 1186; ja
bei Dionjsios perieg. 485 niXtcnjüV 'Ißt^puiV , als ac^jectiv. dasz aber
TÖCOV als steigernd bei adverbien gebraucht wurde, zeigt Od. ö 371
vrJTTtöc €ic, (Zi EeTve, Xir^v töcov i{bk x<^i<ppwv ; bist du denn so gar
einfältig, o fremdling, und scblaffsinnig ? o 405 ofi Ti TT€pmXTi8f)C
Xinv TÖCOV, dXX' dTOiOf) ^^v, zwar nicht so gar reich gesegnet, aber
doch gut. verwandt ist II. V 454 Vtittov . . ÖC tö jitv fiXXo töcov
qpoivii fiv, i\ bi. ^€Ttü7n4J XeuKÖv cf^^' 4t^tukto. auch uns ist der
steigernde gebrauch des 'so' ja gar geläufig: 'wie hab ich dich doch
80 lieb ! ' zu gründe liegt wol ursprünglich eine abgestumpfte com-
paratiou; weshalb sich auch Theokrits 1, 45 TvrrOöv öccov diruiOcv
vergleichen läszt. wenden wir das an auf unsere stelle , so wird sie
heiszen : ' als dem haupte entfallen lag der kränz so fem ' (wie er
unter solchen umständen nur liegen konnte), ein sinn den die jüngere
band bei Servius als eben so notwendig wie zulässig erkannt hat.
n pcndebat. 'manibtisnonemissamsignificat^ Servius. Wagner
weist auf die vortreffliche Zeichnung des alten zechers hin^ der sorg-
los den kränz fallen Ifiszt, aber krampfhaft mit dem finger den henkel
des krugs festhält.
18 adgressi ganz buchstäblich 'sie traten heran' und zwar mit
bangen ; erst die nympbe bringt das unternehmende, lustige dement
hinzu und zugleich das harmlos neckische, indem sie ihm mit maul-
beeren stim und schlafe anmalt und sich selbst dann nicht irre
machen läszt, als er die äugen aufschlägt, schwer erworbene gelehr-
samkeit hat schon vor Servius bei diesem anmalen an das miniare
des Juppiter Capitolinus erinnert und eine ehre darin sehen woUen.
28 •
340 WHEolBter: des Vergilios sechste ecloge.
ob die fesselung wol die vorbereitong zu dieser ehre war? nicbt
ohne scharfen humor läszt der dichter aus dem , was ihn schmücken
sollte, die bände zu seiner fesselung entnehmen, das heiszt doch wol
den strick, an den das laub des kranzes festgebunden war. dasz dem
dichter der Proteus (Od. b 349) vorschwebte, an den Forbiger er-
innert, ist unzweifelhaft, und wenn es sich auch hier nor um eine
zu überliefernde dichtung, nicht um eine zu erschliessende suknnft
handelt , so ist in beziehung auf das zurückhalten des Silenus anch
die erinnerung an Lucan Phars, V 114 ff. schon am platze: nee voce
negata Oirrhaeae maerent vates, tempUque fruuntur iustUio: nam ei-
qua deus suh pedora venu, numinis out poena est tnors mmatura
recepH, aut präium ; quippe stmulo fludugue furoris oompages hwmama
lahcA puLsusque deorum conciUiunt fragües anmcis.
Die nun folgenden Strophen h (23 — 30) lassen rücksiohtlich ihrer
form eine doppelte auffassung zu : entweder sind es zwei vieneilige
Strophen oder zwei zweizeilige strophenpaare. in dem einen fidle
stehen sich die beiden imperative solvüe und cognoscUe und hernach
videres und gandet gegenüber; im andern falle die beiden imperative
den beiden tempora finita, ich könnte mich für die erste annähme
entscheiden, wenn sich die beiden ersten Strophen als fordenmg und
lohn gegenüber stünden ; aber die forderung gpreifl in v. 25 hinüber ;
darum bleibe ich bei zwei Strophen, verheiszung des liedes und sam-
lung der zuhörer.
26 : eine neue Schwierigkeit tritt uns mit dlMud mereedis erU ent-
gegen : einfach für aUa meroes wftre das doch sehr anfallend, un-
erhört freilich ist der ausdruck nicht, 'dichter und spätere ' sagt
Bamshom lat. gr. § 105, 4 anm. 2^ ^gebrauchen nach griechisofaer
sitte auch adjectiva im positiv mit dem genitiv , wenn sie einen teil
einer gattung bezeichnen' : Verg. Aen. IV 576 sequimur te ttmeie
deorum. Plinius n. Ä.V11148 nigrae lanarum. Hör. serm, 113, 2 #er^
torum quaeque retexens, 8, 83 ridäur ficUs rerum. 2, 25 eomtpius
vanis rerum : vgl. Krüger zdst. und dessen gramm. § 342 anm., der
diesen ausdruck als einen besonders bei Tacitus beliebten bexeichnet.
etwas anders stellt sich die sache , wenn wir den ausdruck als un-
mittelbar aus dem griechischen übertragen auffassen: dXXo Ti K^
öouc ^crat, das würde heiszen poena erit praemii hcOj und so hat ee
Servius aufgefaszt: ngmphae minatur stuprum latenter^ quod vere-
cunde diocü Vergüius. freilich etwas anderes ist es, ob Vexg. dann
würde genau den ausdruck aufgefaszt haben, zu übersehen ist aach
nicht das ipse^ ein echtes auTÖc : ^ohne weitere nötigung, von selber',
vgl. georg. IV 386 omine quo firmans animum sie indpü ipso,
27 in numerum ludere^ ?^^€Tpa TiaiZetv: vgl. georg. IV 176 im
numerum versantque tenaci forcipe ferrum mit Schaper zdst Laor.
n 630 Curetas . . inter $e forte quod armis ludunt in numerrnnque
exsuUant,
28 motare cacumina : Servius : [montium vd arhorum] quaei hoe
genue saUationis vult esse in arhoribus cacummum motum. ed. 6, 6
WHKolster: des Vergilias sechste eeloge. 341
tqpkifris matantibus umbras. xiicbt zu übersehen ist der gegensatz
xwiachen rigidas guercus und motare.
29 : den in nmnerutn ludenies stellt der dichter die incredibüe
prnnhan gaudentes gegenüber; nee tuntam . . nee tanttmi ohne ent-
qnrechendes qtuintum: vgl 5, 82.
30 IsmaruSy sonst uns nur als stadtname bekannt, wird auch
fearg. II 37 {iuviU Ismara Baccho conserere) von Verg. als aahOhe
gedacht.
31 — 38: mit diesen versen beginnt der gesang des Silenus.
daax derselbe ebenso wie das vorhergehende, welches Servius auf
Tbeopomps Thaumasia zurückführt (v. 27. 13), einem griechischen
liede entnommen ist, zeigt der schlusz der eeloge, der auf eine volks-
dichtung in Sparta zurückweist, dasz dieselbe von Verg. sehr frei
behandelt ist, erhellt aus der des dichters unmittelbarer gegen wart
entnommenen dichterkrOnung des Gallus, in der wir vielleicht nicht
mit unrecht das eigentliche ziel des dichters suchen und die ver-
anlassung zu der klage um Pasipha6, die das thema des gedichtes in
so eclatanter weise unterbricht, darf ich meine Vermutung aus-
sprechen, so soll ihre verirrung hingestellt werden als ein seiten-
stück zu der der Lycoris , die ihren geliebten Oallus verlassen hatte
und mit einem andern liebhaber über die Alpen gegangen war. ich
vermute dasz beides, klage und dichterkrftnze, an die stelle specifisch
griechischer bezieh ungen im originale getreten ist und uns wol
minder auffallend erscheinen würde, wenn wir das ursprüngliche an
seine stelle setzen könnten.
Dasz das erste strophenpaar dieser eigentlich im mittelpunct
stehenden dichtung eine metamorphose enthält^ zeigt Ovidius met. I
5 ff. das ist freilich noch kein beweis , dasz die folgenden 50 verse
auch nichts anderes seien ; es gibt aber doch ein günstiges verurteil
dafür ab. wäre die liebe der inhalt des gedichtes, somüste das hier
ausgesprochen sein ; aber hier steht kein wort, und was gibt uns ein
recht es aus Lucretius I 21 hineinzutragen? die Strophe bespricht
die samlung der atome z u elementen , die antistrophe dann die ent-
Wicklung der anorganischen natur aus den elementen. wodurch sie
aber zusammengeführt worden sind , ob durch Verwandtschaft , Zu-
fall , gOtterwillen , ist nicht gesagt.
31. 32: es wird niemand einfallen, aber auch nicht einfallen
dürfen , coada fuissent zusammenzufassen ■» caacta esseni , sondern
fuissent allein ist das prftdicat und coada samt Zubehör ist subject :
M\% in dem endlosen leeren räum gesammelte keime von erden,
luft, meer und flüssigem feuer gewesen wären, existiert hätten, so
wäre , dächte ich , der zwischen Voss und Hejne ventilierte streit,
ob semina die atome oder die demente bedeute , durch das wort des
dichters selber entschieden, setmna ierramm können doch nicht
gleich terrae sein; auch sagt ja Verg. v. 33, es seien aus diesen
semina die exordia amnia^ die erste gestaltung der dinge, die Ur-
formen , nicht res ipsae hervorgegangen, der plural terrarum aber
342 WHKolster: des Vergilius sechBte ecloge.
neben anwnae und maris erklärt sich leicht als die verschiedenen
formen der erdenstoffe berücksichtigend, süeXy lapis albus, pinmex^
terra soUita usw. was hier coaäa heiszt, nennt Lucr. Y 426 con-
gressa, 429 convecta: tandem conveniant ea quae conveda rqpente
magnarum rerum fiimt exordia semper^ terrai maris et codi generisque
animantum. hie neque tum solis rata cemi lumine largo äUivdlans
poterat nee magni sidera mundi nee mare nee cadum nee denique
terra neque aer, über die semina rerum vgl. Lucr. I 58 £ quae nas
materiem et genUalia corpora rebus reddunda in ratione vocare et
semina rerum appeUare su^mus^ et haec eadem usurpare corpora
prima, quod ex Ulis sunt omnia primis. wir stehen also mitten im
Epikureischen System, und richtig sagt Wagner: 'neque est cur
veteribus grammaticis Vergilium Epicureum fuisse tradentibus fidem
derogare yelimus'; sagen uns doch selbst die Catalecta, dasx der
Epikureer Siron sein lehrer war. so ist es nur natürlich, dasz wir
hier die lehre von dem leeren räum {magnum inane Lucr. Y 356.
366) und den semina rerum finden.
34 tener arbis mundi =* der die ganze weit umsohlieszende
äther, was bei Lucr. V 454 magni moenia mundi heiszt, ohne die
nebenvorstellung des jugendlichen , die Heyne hineinlegen wollte.
namque canebat uti. hOrt man in dem uti nicht noch das dn
des Originals? von den concreverit^ coeperüy stupea/nty cadani^ ind-
plant, errent begnügen wir uns mit beziehung auf die consecatio
temporum act zu nehmen, eben so wie y. 43 von dem adiungU quo
fönte damassent.
35 — 38: der strophe gegenüber, welche die aneamlnng der
massen von atomen zu dementen darstellte, entwickelt nun die
antistrophe die gestaltung der anorganischen natur, zunftchat der
elemente in ihren specifischen eigentümlichkeiten. zuerst das söhtm^
dem als erste eigenschaft nicht härte (als wäre durare •>■ datreseere,
was es doch nie geheiszen hat), sondern die widerstandsffthigkeit
gegen das wasser beigelegt wird; es ist ein grave et perplBXum
Lucr. Y 450. 52. in umgekehrter form stellt Lucr. Y 484 ff. den
act dar, wie lufb und wasser durch ihr ausscheiden das erdreich sich
hätten condensieren lassen ; Yerg. dagegen läszt die erdmassen den
wassern widerstand leisten und die groszen wassermassen, IgtisclieB
und schwarzes meer, von einander sdieiden, discludere Nerta Pönto:
denn das letztere ist so gut eigenname wie das erstere, Nerena aber
steht für das von ihm beherschte gebiet die gleiche bedeutong T<m
durare finden wir Hör. carm. I 14, 8 oc sine funibus tfix dmare
carinae possint imperiosius aequor. Yerg. Aen, VllI 577 potior quem-
vis durare laiorem. Lucr. Y 356 aut ideo durare adatem posse per
omnem. Nerea gehört als object sowol zu durare wie xa düadmäere^
mit welchem verbum Lucr. Y 338 nachgeahmt ist: pareeque emn
paribus iungi res d disdudere mundum, wie die hgg. längst erkannt
haben.
Mit y. 36 tritt ein weiterer fortschritt ein. Silenna aingt, wie
WHEolBter: dee VergiliaB sechrte eologa 343
dar bodn die gegenwärtigen weltgestaltoni ab insel, halbinael, berg»
ttal, aoUnoht, fela, lockerer boden, angenommen {rentm jutware
fmwiaa): denn von der organiecben naiur ist erst v. 39 f. die re^
ladi Lncr. besingt den bergang V 492: sidebant can^, erese^Hmi
momübui täüs ascensus: neque emm poteratU suMäere mm», nee
pmüer iantundem amnes suMwmbere partes»
Wie die beiden ersten verse der antistropbec vonerd- nnd meer-
bildimgen, so sprechen die beiden letsten von den bildongen in Inft
imd Ither nnd zwar von den letxtem zaerst, denn beide haben der-
glitichflii : Tgl. Lucr. Y 453 ff. sonne nnd mond sind höhere poten-
ziemngen des ätherischen Stoffes , der dichter aber hat dem processe
dsnelben in der erde eine staunende zusohanerin gelben {ferrae
äupetmi hteeeoere sckm). nnd wie hier der ftther gegliedert ersdieint»
so imaiohsten verse die loft : geschieden in heitere blioe und wölken«
InauDeL über die beziehong des äUius stdien sich Wnnderlich nnd
Wiener in ihren ansichten entgegen, indem es der eine zu eubmcHBi
dar andere zu eadant ziehen wül. das letztere ist notwendig: denn
bei eadoM ist das adverbinm nicht za entbehren, emporsteigen wird
der regen ohnehin nicht; soll etwas von ihm gesagt werden, so mnsz
ea aeiii dass er tief und also schwer ftUe; abw es ist leicht ersicht-
lich, daes das adverbinm zu beiden gehört: die wolkenbildungen in
hMieren regionen machen erst den rechten tiefen tropfen&ll im
des nebeis möglich, daraus erhellt, warum der dichter
die gliedemng des äthers vor die der luft geeieUt hat: er hat das
«mporsteigen der wolkendttnste als eine Wirkung der bereits ent-
wüÄelten sonne darstellen wollen, sehr beachtenswert ist Schapers
bemerknng ttber die Stellung die hier atque einnimt, ohne die jene
frage gar nicht hätte entstehen können.
Es folgt die vierzeilige atrophe d (39 — 42), welche Bibbeck als
dritte strophe c aufgestellt hat ; wenn aber jemand behaupten wollte,
dasz diese Zeilen vielmehr zwei zweizeilige Strophen bilden, und sich
auf die verschiedene grammatische structur berufen, so würde sich
schwerlich dagegen viel erinnern lassen und die beiden ersten dann
die organische Schöpfung oder, wenn man lieber will, entwicUung
der organischen geschöpfe , die letzten die der menschen enthalten,
in den beiden ersten zeilen ist über die pflanzenweit nur das gans
nattrliche gesagt, dasz sie emporwachse; aber hochpoetisch, wenn
aneh nicht stark ausgebeutet ist das staunen, mit dem die berge
{montes ignari) auf die nie gesehenen neuen anwohner hinblicken,
welche £reie bewegung haben und sich zunächst freilich nur in ein-
seinen exemplaren {rara animaUa) einstellen und ihr gebiet durch-
streifen, von der menschenschöpfung hat Verg. zunächst nur die
Wiederschöpfung nach der Deukalionischen flut ins äuge gefrsst, und
er muste diese mTthe nehmen , wenn er eine metamorphose haben
wollte, aber er hat sich doch erinnert, dasz dies eine zweite Schöpfung
gewesen, und beiläufig der ersten (<Sa<iirma reffna), des goldenen aeit-
alters gedacht mit seinem beginn durch Prometheus feuerfunken und
344 WHEolster: des Yergilius eechste ecloge.
seinem ende durch dessen stürz, weil es aber nur beiläufig snr er-
länternng von lapides Fyrrhae beigebracht wird, steht sehr natürlich
das mit diesem steinwurf zeitlich einigermaszen znsammen&Uende
ende zuerst und vor dem anfang , dem feuerraub, so löst sich mit
leichtigkeit die viel besprochene und beanstandete Unordnung.
Mit der antistrophe d' steigt der dichter eine stufe hoher: in
der Torigen schilderte er, wie der mensch ward, verwandelt aus stein ;
hier werden menschen verwandelt in andere wesen, dämonen, heroen:
denn die nymphen entführten den schOnen knaben ja nicht um ihn
zu töten, sondern um ihn zu einem der ihrigen zu machen, und Pasi-
phae stieg durch ihre wilde lust, zu deren befriedigung sie die kunst
des Daedalus zu hilfe nahm und dadurch mutter eines misehlings-
Wesens, halb mensch halb stier, wurde, auf eine mittelstufe zwischen
mensch und thier herab. — Ribbeck hat die vier verse 43 — 46 als
zwei Strophen aufgefaszt, und das ist, abgesehen davon dasz sie beide
nur 6in verbum haben und Pasiphaön so gut wie Hylan von adiungU
abhängt, nicht falsch, mir will es mit der Selbständigkeit einer
Strophe nicht verträglich erscheinen ; an sich zerrttttet es den Orga-
nismus der dichtung nicht , wenn man zugleich die vorige atrophe d
(bei Ribbeck c^ in zwei strophen zerlegt, wenn er Hylas und Pasi-
pha6 nicht gern zusammenfassen will , so läszt sich dagegen nach
dem oben gesagten nicht viel einwenden. Flach nennt das ereignis
von Hylas (v. 43 f.) das anmutigste und am schlechtesten beschrieben,
gewis ist nicht viel daraus gemacht, aber auch PasiphaSs unglUck
wäre rasch an uns vorübergeeilt, wäre der dichter bei v, 45 f. stehen
geblieben.
Von der unregelmäszigkeit der construction adkinffü • . ^[uo
fönte damassent wollen wir uns begnügen act zu nehmen, aufmerk-
sam machen aber müssen wir noch darauf dasz v. 44 grieohische
messung hat und von Bylä Hyla die letzte silbe ni<^ elidiert,
sondern in Homerischer weise durch den hiatus verkürzt ist. wirft
darin des Yergilius original noch seinen schatten?
Die Pasipha9 zeichnet Verg. dadurch aus, dasz er die otmsolato
des Silenus wörtlich mitteilt und dadurch seine dichtung soll man
sagen durchbricht oder zerreiszt. denn die zehn verse 47 — 66 sind
diese ccnsokUio. von trostgründen ist freilich nicht die rede^ und
sokUur heiszt nur *er bezeugt ihr teilnähme und beileid'.
Neben diesem sölatur enthält aber dieser vers die gröste gram-
matische härte der ganzen ecloge nivei ^latur amare itwencL Yoss
freilich übersetzt das frischweg 'durch die liebe des schneeweiss
prangenden stieres'; Verg. aber weisz nichts von liebe und anlilBg-
lichkeit des thieres; es liegt behaglich wiederkäuend im grase, OMt
aliam in magno sequUur grege\ gen. subj. kann mf^end nicht sdn;
aber gen. obj. wo möglich noch weniger, der dichter läezt PttsiphaS
flehen: datidite salius^ siqua forte ferant oculis 9ese olwia noitn$
errdbunda bovis vestigia. sie will ihn gar nicht sehen und darum die
Zugänge der bergweide, wo er ist, geschlossen haben, die einsig
WHKoliter: det Yergiliiu teehite eclog«. 346
liehiige cJeatnsg ist: kime in modwm 9(iUdim\ aber wai heint nim
mmmre nkei htvenei^ da der instmmentalis aasgesdUoeaeB ist? Ser«
nos berichtet: chuotv quidaim pro in amore aecipiimi^ imd das ist
finOieh wol das einzige was fibrig bleibt: *bei ihrer liebe oder in be-
lidinng aof ihre liebe.' Serrins wagt nidit beisiutimmen , offenbar
well er es sehr hart findet; gleich wol bleibt keine andere m^lidhkeit
ab ea als abl. der seit za ftssen. Peerlkamps coigeotur miteraimr hebt
wol die sehwierigkeit, sieht nur nicht ans wie ein gdfietes rltiiseL
Doreh das soUxUir erkennt Yeiig. die neue sirophe 47 — 61 als
eine digression an: Silenns iKszt den faden der metamorphosen-
diektnng fidlen, bei nennnng des namens Fasiphaff übermannt dem
alten die teilnähme mit dem unglficklichen jungen weihe: a vifjjfo
•n/ms, mit er ans« quae ie dementia cepUf die amnede virsio hat Voss
sttf ihr richtiges masz snrdckgefllhrt : * mftdchen und Jungfrau nann-
t«n Griechen und Bömer schmeichelnd auch eine junge gattin und
nntter'f wobei er des C. Licinins Calvus wort an die entehrte lo
TWgleicht: a, virgo mfMx herbis paseeris amarii.
unsere eene^aUo aber hat zwei teile, erstlich eine yergleichung
(48-^61): 'du bist viel unglttcklicheri viel sinnTcrwirrter als die
PkoitostAditer', und zweitens eine betrachtung (62 — 66) ttber die
ungleichen folgen des unseligen Schrittes der PasiphaS f&r sie und
den gegenständ ihrer liebe; sie sei jetrt masslos unglfloklich, wShrend
der stier sich einfach wie ein rindyieh benehme, die beidmi uns Tor-
liegenden Strophen sind die erste fttnf-, die zweite ?ierzeilig, ent-
sprechen sich also nicht, deuten aber doch durch den gleichen anfang
a virgo infeUx eine beziehung zu einander an«
Die Proitodtöchter sind, wie schon oben gesagt ist, nicht etwa
eine neue metamorphose, die den vorigen gleichzustellen wftre,
sondern werden von Silenus als ein beispiel fthnlichen unglttcks der
armen Pasiphs^r Torgehalten: 'aber was bei ihnen wahn war, von
dem sie ein Melanthios heilen konnte, dasz sie sich in rinder ver-
wandelt glaubten, die nicht reden könnten, sondern brüllen müsteui
so dasz sie voll angst an der glatten stim suchten, ob nicht schon
hömer wüchsen, und in jedem pflüg das joch fürchteten , das man
ihnen auf den nacken legen wolle — das ist bei dir wille geworden,
du hast um deine Sinnlichkeit zu befriedigen unter die menschliche
natnr herabsteigen mögen ! ' den mythus von den Proitostöchtem
hat Voss zdst. gegeben und hinzugefdgt: *dasz sie in kühe sich ver-
wandelt gewähnt, davon sind die ftltem zeugen verloren; sonst ist
nur von aussehlag des hauptes, abfallen der haare, flechten über den
ganzen leib und rasendem umherlaufen durch Argos und Arkadien
die rede.' was die fassung im einzelnen anbelangt, so zeigt sich mit
beziehung auf das vorhergehende uUa v. 49 der sing. Ummasä als
notwendig, und doch v. 60, wo von Ihrer gesamthcat die rede ist,
der plnr. quaeeieeewt passend. foMs mtf^ififtusübersetst Glaser wenig
glücklich *wahnbethörtes brüllen' : es ist vielmehr das nicht von der
natnr dictierte, nachgemachte brüllen.
346 WHEolster: des Vergilias sechste ecloge.
52 : mit dem neuen einsatz a virgo infeUx wendet Silenos sich
zu den unseligen folgen ihres Schrittes : ^scham und reue treiben dich,
unglückliches mädchen, aus den kreisen der menschen in wald and
felshöhen {in montihtis erras)\ aber der, dem du dich sum opfer ge*
bracht hast, geht ruhig den bedürinissen seiner natur nach, liegt
behaglich wiederkäuend auf blumiger flur, ja sucht vielleicht zur
Stillung seiner brunst irgend welche kuh auf.' mit solchem werte
konnte der dichter aber unmöglich die doch aus inniger teilnähme
hervorgegangene digression schlieszen: er muste zu einem werte des
beileids zurttcklenken : so schlieszt er ab mit der bitte ckmdüe^
nymphaCj ohne object: ^schlieszt ab, ihr njmphen' (alles was verkehr
ermöglichen kann), hier ist der schlusz der strophe.
In den vier zeilen 52 — 55 ist der ton natürlich erheblich ge-
sunken; aber noch einmal führt uns der dichter zu dem ganzen
pathos der Situation zurück; v. 56 ergreift Pasipha^ selber das wort,
beginnt mit einem aufschrei , mit einer besch wörung der dictftiachen
njmphen, ihrer landsmänninnen, den schändlichen stier auszusperren,
ganz unmöglich ist Voss' erklärung: 'sie ruft voll leidenschaft die
dictäischen njmphen , die gewundenen thSler dieser bergwftlder zn
verschlieszen, damit der irrende stier aufgesucht ünd-dorch
einige kühe zu den gortjnischen stallen gelockt werde.' das mttste
ja heiszen utperducatU. nein, sie will ihn nicht wiedersehen. 9äUu6f
passe auf denen das gebirg überschritten wird, liegen zwischen ihnen:
^schlieszt sie ab' fleht sie, 'falls seine schritte sich mir entgegen-
lenken sollten, laszt ihn gras fressen, mag er wiederkäuen, mag er
in die herden der kühe sich verlieren, wenn er mir nur fem bleibt.'
wer daudite nymphae und Dictaeae nymphae zusammenfaszt und
beides der Pasiphaö in den mund legt, der wird erklären müssen,
erstens warum die nymphen erst an zweiter stelle dictäische heiszen,
und dann welches das Verhältnis von daiudUe zu iam dcmäUt ist.
wenn beides von demselben munde soll gesprochen werden, so gehört
an die stelle von tarn ein wort von starkem nachdruck : far^Uer daw-
ditCj firmiter, cderii^] wechselt aber die person, so erhält iam den
nötigen nachdruck: 'es ist nun zeit zu schlieszen.' so scUiaest
Verg. nachdrücklich die digression imd lenkt nun mit der sweiten
antistrophe auf das hauptthema, diemetamorphosendichtung, zorflok.
61 — 63: von dem Strophengesetz und dem hinter v. 61 ansge-
fallenen verse ist bereits oben die rede gewesen, es gibt dinge die
man übersehen hat und übersieht, so lange sie nicht zur spradhe
gebracht sind, die aber, wenn ausgesprochen, sich sofort der Über-
zeugung aufdrängen, und ich glaube, dieser fall gehört dazu. Ton
allen übrigen personen in der ganzen dichtung hat der dichter gesagt,
warum er sie heranziehe; nur Atalante macht eine ausnähme, ao
lange man das für sie gehörige prädicat wegläszt, mnsz man doroh-
aus Flach recht geben , dasz sie gar nicht hierher gehöre; aber das
stellt sich ganz anders, sobald man es ergänzt, etwa schreibt: Imh
canit Hesperidum miratam mala pueHam invidia Veneria fimmam
WHEolster: des Yergilius Bechste ecloge. 347
mmpsisse leaenae oder etwas ähnlicbes. eine solche ergänzung ist
am so notwendiger, als Atalantes metamorphose die ist, mit der der
dichter von der digression zum thema zurückkehrt, wo also aofs
klarste und bestimmteste das zu sagende gesagt werden mnsz. dasz
bei Verg. wiederholtes tum häufig ist, lelurt uns Jahn zu ed. 3, 10;
aber welcher unbefangene wird nicht gestehen , dasz ihm doch hier
nach dem tum v. 61 das tum y. 62 gar zu schnell komme: kurz
materiale und formale Schwierigkeiten bieten sich zur Unterstützung
der behauptung, dasz hier ein vers ausgefallen sei, die band.
Der Atalante gegenüber gestellt sind die Heliaden. sehr rich-
tig bemerkt Voss, dasz ihnen das patronjmicum Phaethontiades voll-
stlndig und buchstäblich beikomme, indem Oa^Ouiv ein beiname
des Helios gewesen sei. aus dem beinamen des vaters ward dann ein
name für den söhn , dessen Schicksal aus Oy. met. II bekannt ist.
nach seinem Untergang verwandelte herbes leid seine trauernden
Schwestern in bemstein schwitzende bäume, bald Schwarzpappeln
oder erlen genannt , die am Padus häufig wuchsen, bald lärchen-
bäume oder fichten, deren gallischen namen der fiusz führen sollte
(Voss), für das letztere möchte das elektron sprechen, dessen Ur-
sprung ja die sage auf sie zurückführte, eigentümlich ist der aus-
druck 'er umkleidet sie mit dem moos bitterer rinde und richtet sie
Tom boden auf als ragende erlen.' Voss übersetzt *mit moosiger
rinde ' , aber das moos als Schmarotzerpflanze erscheint doch erst in
zweiter linie nach der rinde. Servius bemerkt dasz Verg. sonst {Äen.
VII 741) cartex als masculinum gebrauche, und die jüngste band
desselben fUgt hinzu : et est epühäon naturale, ich dächte, Verg. hätte
hier eine vergleichung in die construction hineingezogen: 'er umklei-
det sie mit bitterer rinde wiemitmoos, hüllt ihre glieder in rinde,
wie das moos den bäum umhüllt.' Servius scheint mir mit dem
epith. not. sagen zu wollen , die Heliaden hätten die bitterkeit ihres
kümmere auf die rinde übertragen, aber der gott machte ihn weicher,
setzte moos an die stelle der spröden rissigen rinde, das drcumdai
hat Voss richtig gedeutet : er malt im gesang ihre Verwandlung in
erlen so lebhaft (so treu, so in das specielle gehend), als geschähe es
gegenwärtig, und vergleicht ed. 9, 20. auch das engü ist wol nicht
bedeutungslos; wir sollen uns die Heliaden in ihrem kummer als
hingestreckt, über das grab geworfen denken. Silenus singt, wie
ihre Verwandlung in bäume sie genötigt habe sich aufzurichten, es
ist aber eine eigentümlichkeit der erle, dasz ihr stamm zwar in
der mitte emporwächst, dasz aber die nebenzweige sich zur erde
senken und hängen, und dasselbe ist der faU mit der lärche (larix),
nicht so freilich mit der Schwarzpappel, aber alnus und pqpulus sind
nahe verwandte gescblechter. sind es die trauerbäume die hier ent-
stehen?
Höchst überraschend springt in den nächsten 10 versen, den
beiden strophen g und h^ der dichter aus der mythenweit urplötzlich
in die unmittelbare gegenwart, die verherlichung seines freundes
348 WHEolfiter: des VergiliuB sechBte ecloge.
Cornelias Ghdlus', hinüber, sie bat auch ibre metamorpbosen. dasz
das ein salto mortale ist, kann sich niemand bergen, nnd dasz der
nicbt zum vorteil der dicbtung gereicben werde , liegt auf der band ;
darüber bat der interpret aber nicbt zu pbilosopbieren; der muss
nebmen was vorliegt, über das stropbiscbe der stelle können wir
uns auf das oben gesagte bezieben, dasz Verg. bier recht auf sein
ziel zustrebt, ist stark zu vermuten ; je gewaltiger aber die Verwand-
lung ist , desto mehr wird es zu erkll^n geben und desto sorgÜU-
tiger haben wir das einzelne anzusehen.
Ueber Gallus können wir uns schon auf das beziehen, was Voss
zdst. und zu ecl. 10, was WABecker im Gallus I' s. 16 ff. und Bern-
bardj und Teuffei in ihren BL6. gesagt haben. Gallus Stellung als
dichter hat Ovidius trist. lY 10, 51 ff. angedeutet:
Vergüium vidi tantam , nee amara TUmUo
tempus amicitiae fata dedere meae.
successor fuü hie tibi^ Galle^ Prqpertius ißt,
quartiAS ab hi$ serie temporis ipse fuL
seine bedeutsamkeit und beliebtheit bat er am. 1 15, 29 anerkannt:
QaMus et Hesperiis et Qällus notus Eois
et 8ua cum Gaüo nota Lycoris erU.
er war also der vater und erste Vertreter der römischen elegie, und
das musz Verg. bier von ihm sagen wollen , wenn er ihn erratUem
ad Fermessum nennt, fragen wir vor allen dingen: was ist Per-
messus? und was beiszt ad Permesstun errare? Permessos ist nach
Strabon IX 411 einer der vom Helikon herabströmenden Zuflüsse
des kopaischen sees, in welchem Hesiodos zu anfang seiner Theo-
gonie die Musen baden läszt, wenn sie sich anscbioken auf der
spitze des Helikon dem Zeus und dem kreise der götter einen er-
habenen bjmnos zu singen, aber der name dieses flusses hatte , wie
wir aus Propertius lernen , in dem damaligen Born eine besondere
figürliche bedeutung: man setzte den lauf des flusses den höben
und gipfeln des berges entgegen, und bezeichnete mit jenem die
leichte, spielende, erotische diditung im gegensatz zu der erhabenen,
schwungreichen , welche die felskuppen des berges umtönte. Prep«
II 10, 25 nondum etenim Ascraeos norunt mea carmifia fimtis^ 9ei
modo Fermessi fktmine lavU Ankor. ohne frage bezeichnen bei Verg.
die Äones montes (der völkemame statt des adj. AonU stehend) daa-
selbe was Prop. durch Ascraei fontes bezeichnet.
errare ad Permesstun aber kann zweierlei bedeuten, einmal Uoaz
'am Permessus wandern, wallen': ed. 1^ 9 iUe meas errare bopts • •
permiait. 2, 21^miae meae Sictdis errcmt in montibtiu agnae. 6, 40
per ignaros errant ammalia montes. Hör. carm. m 18, 18 mter
a%tdaoe8 lupus errat agnos. Statins Tht^. IX 433 subterqm
^ Servias xa ed. 10, 1 : GaUus ante omnes primuM Aegypti pratfeeImM /M,
potia extaäui: nam ei Eupkorionem traiutuHi in latinum termonem et mmomm
suorwn de Cytheride scripiU UbroM quattuor . . fidi autem amhtis VirgWif
adeo ui quartta Oeorgicorum a media usgue ad ßnem eiui kmdu tenertt
WHEolster: det Yergüiiu teohfte «ologe. 849
mupraque recentes errant, es kum aber auch das haltimgsloae der
hnidlnng beaeichnen, das verfahren welches der Sicherheit des gdwns
und handelns oder zieles entbehrt: Ov. meL JLL\ 680 passim Mo
V9gus errat in arbe. III 175 nan cerHs passQms errans. Verg. fsory.
I 462 naim saepe videmus ipsius (scUs) in vcUu vtmos enrare colores.
Am. y 435 erratque aures ä tempara drcum aNJbra fnanitf . Voss
übersetzt unsere stelle *den ström des P. nmirrend', aber der Per-
messns ist kein ström, und nmirren ftlhrt anfeine falsche Torstdlong.
Servius erklArt enafdem durch omdulofif«!», tritt also, gewis riditig,
der ersten anffassnng bei. eine der Mnsen hat den Qallns, der sidi
bis dahin schlendernd (anders freilich Flach ao. s. 684) nur im
leichten liede — liebesliede — ergieng, anf die hOhen des Helikon
geftihrt, hat ihm ein höheres feld der dichtong erschlossen, und die
ganze gefolgschaft des Phoebns, zu der offenbar Linus gehört, in
dem wir also den reprfisentanten der verdienstvollen dichter der Vor-
zeit zu suchen haben, hat ihn durch aufstehen als meister anerkannt,
die sitte des asaurgere erläutert am besten Cicero in Pia. § 26 an vero
rdiguo tempore eansulem te quisquam dmaU? quisquaim tibi paruit?
qmaquam Hbi in curiam venienH aeeurrezit? Cato m. § 63 kaec
emm ipsa euni hanarabüiay quae videniur levia aique eamimmia^ MÜm-
ton, appeU^ decedi, assurgi^ dedudy redmei, comuU. Tae. diaH. 18 feste
Äugusti epistulae, iestis ipsepopuHus^ qm auditis in tkeatfü VergOU
venilms aurrexit ttniverstis et forte praeaeniem apeetantemque Vergdhim
venerahis est sie quasi Äugiistum, ja Verg. selbst hat georg. II 98
das wort ganz figOrlich gebraucht für 'den vorzug einräumen' : Tnuh
Uus assurgü quibus et rex ipse Phanaeus.
Die assurgentes sind der chor des Phoebus. ich wüste nicht
dasz sonst von diesem irgendwo die rede wäre, er ist offenbar um die
Musen versammelt, und zu ihm gehört Linus, der lehrer des Herakles
in der musik (Preller gr. myth. 11 122), der im namen der Musen
zu sprechen und zu handeln bat, also eine hervorragende Stellung in
jenem chor einnimt. wir haben also auf den höhen des Helikon um
die Musen die gefolgschaft des Apollo vereinigt zu denken, die von
ihm hochbegnadigten sänger der vorzeit. als heimgegangene tragen
sie den eppichkranz {apium defunctomm epidis feraUlms dicatum.
PliniuB n. h. XX 113. Plut. Timol. 26 Td ^vifiMara tuiv V€Kp<&v
cidbOaMCv dnieiKuic CTcqpavoöv ceXivoic). Linus aber trägt auch
blumen in seinen eppichkranz geflochten, ich dächte als mit höherer
Stellung betraut, seinen namen trug schon in der Homerischen zeit
eine klagende tanz weise (OItöXivoc) D. C 570, deren refrain uns
Aischylos bewahrt hat Agam. 121. 139. 159.
viro aber ist gewis nicht mit Schaper aufzufassen als nur gesetzt
um dem tonlosen is auszuweichen : Oallus, geb. 685 in Forum lulii,
war im j. 715 erst 30 jähr alt, nach römischer weise also adülescene.
wenn ihn daher Verg. vir nennt, so liegt darin eine äuszerung der ach-
tung vor seinen groszartigen leistungen. wir wissen dasz Gallus sich
aus niedrigen Standesverhältnissen emporgearbeitet hatte, dasz er in
/
350 WHEolster: des Yergilios eechste ecloge.
vertraatem Verhältnis zu Asinius PoUio gestanden bat, der Um (Sc
epis^. X 32 famiUaris nennt, und der erste unter den römischen
elegikem von rang gewesen ist; dasz er eine liebe zu Lycoria in
seinen dicbtungen gefeiert und bemacb eine Übersetzung des Eupho-
rien aus ChaUds geliefert hat. Verg. aber stand Oallus, seinem
landsmanne, persönlich sehr nahe und setzte ihm im vierten buche
der Oeorgica ein so glänzendes denkmal, dasz Augustus auf beaei-
tigung desselben drang, nachdem Gallus, 728 in ungnade gefollen,
sich selbst entleibt hatte, in welchem Verhältnis er zu Yarus stand,
wissen wir leider nicht, soll unsere ecloge ein fingerzeig sein, dasz
Yarus in ihm den verkttnder seiner thaten finden könne, den er in
Yerg. vergeblich gesucht hatte?
Die Strophe 64 — 66 ist aber gewissermaszen nur ein Vorspiel
zu dem was kommen soll, zu der feierlichen erhebung des Gallus
zum Sänger höherer weisen, die antistrophe beginnt mit einem
anaphorisch an das ut duocerU v. 65 sich anlehnenden ut , was nach
dem vorhergehenden utque doppelt aufßtdlend ist. Linus, der Vor-
redner der versamlung, ist im hirtengewande — er soll wol vor-
zugsweise der Vertreter der hirtenpoesie sein — als Vorredner reich
bekränzt, vornehmlich {atque) mit eppich, und spricht in göttlichem
auftrag das feierlich formulierte weihewort (divmo canmne dkcerU).
denn Carmen ist allerdings wol die dichtimg , aber zunächst nach
ihrer formelhaft festen fassung, und die bedeutung des Wortes geht
dann weiter : es erscheint wo von dichtimg gar nicht die rede ist.
als grabschrift könnte es immer noch als dichtung gefaszt werden :
Yerg. Aen. HL 287 rem carmine signo: Äeneas haec de Jkmais
viäoribus arma. ed. 5, 42 tumtUo super addUe Carmen, aber die
eidesformel liegt doch der dichtung fem : Livius X 38 iurare eofftba-
tur diro quodam carmine; die gesetzesformel: Liv. 1 26 lex hanendi
carminis: duumviri perdudlionem iudicent usw.; die gebetsformel:
Liv. XXXIX 15 sollemne Carmen precatUmiS] das formulierte gesetz
Liv. in 64 rogationis Carmen; die bundesformel : Liv. I 24 pater
patraJtus . . müUis verhiSy quae longo effata carmine non operae est
referre, peregit ; die sprucbformel : Cic. j). Mw. 12, 26 pro/äor mierea
ne pulchrum se ac beatum putaret atque dliquid ipse sua sponte
loqueretur^ ei quoque Carmen compositum est. wir mögen an nnaerer
stelle auch ein wenig an das Q«B*F*F-F*Q*S denken, in solcher
von den göttern (den Musen) festgestellten form hat Linus die ehren-
gabe zu überreichen, anders freilich Yoss, der divino carmine pastar
durch kommata zusammenfaszt und übersetzt 'der hirt von göttlichem
liede' ; aber das ist bei richtiger Unterscheidung von genitiv und abla-
tiv der eigenschaft wol nicht möglich, vortrefflich sagt GTAErfiger
lat. gramm. § 398 darüber: 'soll eine innere geistige oder sittlidie
eigenschaft als charakteristisch vorhersehend und das wesea einer
person bezeichnend dargestellt werden, so kann nur der genitiv
stehen, soll sie dagegen nur als eine an der person erscheinende
dargestellt werden , ganz abgesehen davon ob sie zum wesen der-
WHKolster: des Vergiliiu Melitta eeloge. 351
•alben gehöre, so steht derablatlT.' daher magno cofpore esse, exoelsa
sUdura, nigris capUUs^ eben so magno ammo, pnuimUia €896^ weQ
das temporäre eigenschaften sind ; aber was kaan dwmum Carmen
neben pastor anders bezeichnen als eine innere bleibende eigensohafti
ja genau genommen eine solche durch die er gerade pastor sei? das
mflste aber notwendig dwini oarmmis pastor heituen^ dem jedeneit
nnd bei jeder gelegenheit das divinum Carmen su geböte stdit.
Es folgt das Carmen dn^iiHfm, freilich in sich niät bedeutend : hee
(t&t dani cäamos ifusae, stftnde nicht das letite wort da. aber Fladi
protestiert : dem Hesiodos komme etwas anderes als die hirtenflOte sn«
aber er singt doch von sich selber Theog. 22: (MoOcoi) of vu iro6*
'Hdobov KoXfjv dbiboEav äoibf|v äpvac iroifUxlvovO' "CXtxi&voc 6nö
laßloxo^ und der hirtenpoesie kommt doch flOte und syrinx su:
schon bei Homer C 525 finden wir bOui b' fi^' Sirovro vo^cc T€p«
ir6^€V0t cOpiT^i. .auch war die elegie, des Odlus bisherige dichtnng,
anlodisch. vergessen wir nicht dass die frage, ob dem Hesiodos die
flöte zukomme, nicht den inhalt sondern die form seiner poesie be-
trifft: gewis kann des Stesichoros diehtungen die lyra nicht abge-
sprochen werden, weil er epische Stoffe auf dieselbe herübergenommen
hatte, wenn Xenophanes nach La. Diog. IX 2,8 elegien und iamben
schrieb und seine eignen diehtungen rhapsodiorte, so ist damit nichts
weniger gesagt als dasz er seine elegien und iamben rfai^wodierte.
eben so wenig wird bei der frage, unter welcher flagge des Hesiodos
diehtungen fahren musten, behauptet werden dflrfen, dasz es ttir
Theogonie und Erga die gleiche Iwbe sein mflssen, weil beide den
einfachen hexameter zum trftger haben ; dann wäre derselbe grund
entscheidend für Theokritos. aber fordern wir nicht Ton einem
dichter, und einem noch in der bildung begriffmen dichter, der eine
epische dichtung bescheiden ablehnt, die kenntnis und wissenschaft-
liche Peinlichkeit des aniiquars. vielleieht würde die form von
Euphorions gedichten, wenn wir sie kennten, uns die sache in einem
andern lichte erscheinen lassen, doch darüber hernach.
Aber wir sind mit dieser auseinandersetzung schon in das neue
stropbenpaar gerathen (70—73), äuszerlich kurz und unteigeordnet,
nur ein relativsatz zu dem vorhergehenden, und doch erfthrt die
Strophe, so kurz sie ist, von Flach auszer dem tadel über die dem
Hesiodos nicht zukommende flöte, den wir vorläufig auf sich be-
ruhen lassen, noch einen zweiten tadel über die auf Hesiodos über-
tragenen ehren des Orpheus, und fast will es scheinen, als wäre
dieser Vorwurf gerecht, denn wenn auch nicht abzusehen ist, warum
die ehren (oder andeutung der machtfülle) eines andern dichters auf
Hesiodos weniger sollten übertragen werden können, als Horatius die
des Stesichoros imbedenklich ai^ sich übertrug (oartn. III 4, 9 ff.),
so wird es doch nur bei genügendem gründe gesciiehen dürfen, aber
wenn es Verg. ftir seinen Oallus auf diese ehren ankam, was hinderte
ihn denn Orpheus selber als muster für Ckdlus aufzustellen? gestehen
wir es nur : der Hesiodos kommt uns recht unbequem.
352 WHKolBter: des Vergilius Beohste ecloge.
So treten wir denn an die zweite antistrophe in diesen 10 veraen,
welche die künde bringt, es sei Oallas auf der Mosen geheias som
Sänger des Gryneischen haines geweiht worden, was es mit aolcber
weihe auf sich habe, wird uns von Senrios erschlossen, der za den
werten his tibi Orynei nemoris dicahur origo hinzufügt : hoc autem
Euphorionis continent carminay guae CräUus transMU in sermonem
latinutn, nachdem er ausftlhrlich Aber das Gryneische orakel be-
richtet, die Worte sind also eine anerkennung für eine neaeete grosz-
artige dichterische leistung des Oallas. folgen wir dem gegebenen
fingerzeig und fragen nach der art der übertragenen dichtong, soweit
künde darüber zu gewinnen ist.
Euphorien, geb. in Chalkis auf Euboia um 276 TOr Chr., pbilo-
soph , dichter , reich , in Verbindung mit den angesehensten seiner
heimat, in Athen mit dem bürgerrecht beschenkt, waryonAntiochos
dem groszen (224 — 187) der bibliothek in Antiocheia TOrgesetzt.
er hatte in erzählenden gedichten manigfaltige, teils mythologische,
teils historische Stoffe behandelt, hatte auszerdemelegien geschrieben;
auch historische werke besasz man aus seiner feder (vgl. Meinekes
buch über Euphorien von 1823 und dessen neue bearbeitong in den
Analecta Alezandrina von 1842 s. 1 — 168). ein solches werk kam
dem geschmack des damaligen Rom sehr entgegen, wenn auch die
meinungen darüber sehr verschieden waren (Cic. de dk?. 11 64, 132.
Tu8C. III 19, 45. Suet. Tib. 70), und mochte einen gewandten jungen
dichter schon zu einer Übersetzung reizen, in demselben £Baid sich
auch unter anderm eine dichtung über die Stiftung des Orakels des
Orjneischen ApoUon, einer hochberühmten orakelstätte, die freilich
Homer noch nicht kennt, deren gründung aber bald nach denHome-
rischen Zeiten angesetzt wurde, in Mysien, der heimat des altbe-
rühmten Telephos, war nach beendigung des treischen krieges Grjnos,
der enkel des Telephos, von kriegsnot bedrängt worden und halte
deshalb aus Epeiros den Pergamos , söhn des Neoptolemos und der
Andromache, zu hilfe gerufen. Pergamos kam und siegte und blieb
fortan im lande: denn es war ein wahres paradies, herliche finren
und ein köstlicher hain , sagt Pausanias 121,7, in dem sich die
ganze fülle der fruchttragenden baumweit beisammen &nd ondiUk-
neben, was zwar nicht frucht trägt, aber der nase die köstlichsten
dufte spendet oder das äuge entzückt, so gründete er in verein mit
Orynos zwei städte, Pergamon und Orjneion, die eine später als
herschersitz berühmt, die andere als orakelstätte: denn Pergamos
hatte in seinem gefolge zwei der grösten Wahrsager Griechenlands
mitgebracht, Kalchas den Thestoriden und Mopsos der Manto sofan,
des Teiresias enkel, und die sage erzählte von wunderbaren kämpfen
in der mantik, die dem Kalchas das leben kosteten, wie das mit der
Stiftung des Orakels zusammenhieng, ist freilich nicht überliefert,
und^dasz dieser streit auch von andern orakelstätten in gleicher
weise erzählt wurde, kümmert uns nicht, diese gründung hatte
Euphorien besungen, nach Meineke s. 102 (79) in den CUliaden«
WHKolster: de« Vergilius techite ecloge. 3&3
aber Servius, unsere einzige quelle, sagt davon kein wort; dagegen
überliefert uns Suidas, XiXidc sei das fünfte buch der 'AraKTO ge-
wesen und habe sich auf Attika bezogen: d7roT€(v€Tai €lc Tf|V
'ATTiKrjv. gegen Meinekes annähme spricht auch dasz ans Sernns
Worten unzweifelhaft hervorgeht, dasz die übersetzte dichtung von
grdszerm umfange gewesen ist, und dazu stimmt, dasz Gallus hier
um dieser dichtung willen von den Musen bekränzt wird, wollen
wir uns aber an den namen XiXiäc halten, so wird er uns dahin
führen, dasz diese dichtung erst mit 999 andern zusammen ein buch
ausgemacht hätte, an der spitze von Euphorions werken nennt Suidas
zunächst den 'Hcioboc, neben ihm die ''AraKra. *Hc(oboc war also
ein hauptwerk. was sein inhalt war, sagt Suidas nicht, auch sonst
niemand, wie wenn dies das von Oallua übersetzte werk gewesen? es >
ist augenfällig, dasz Hesiodos eine sehr passende persönlichkeit war,
um ihm die dichtung vom Gryneischen orakel in den mund zu legen,
von dem benachbarten äolischen Kjme war sein vater Dias in die
heimat nach Askra zurückgekehrt, und wer konnte passender über
das Gryneische orakel und seinen Ursprung berichten als der Sänger
der Theogouie ? und wir können noch einen schritt weiter gehen :
die Schilderung Hesiods, wie er am Helikon die sohafe gehütet habe
(Thcog. 22 ff.), konnte Euphorion auf den gedanken bringen ihn
zum träger eines hirtengedichts zu machen , eine gattnng mit der in
Eaphorions zeit glück gemacht war. Theokritos war sein Zeitgenosse,
dann haben wir uns aber über die hirtenflöte des Hesiodos bei Verg.
gar nicht zu verwundem, so wenig wie darüber dasz dem Gallus
Hesiodos und nicht Kallimachos oder sonst ein dichter als vorbild
aufgestellt wird, zu Gallus früheren elegischen dichtungen passte
freilich dies neue unternehmen, um dessenwillen er von Verg. so
glänzend gefeiert wird, sehr wenig, und dessen hat Verg. auch kein
hehl, ja er spricht es aus, diese geistige Verwandlung sei nicht minder
grosz und auffallend als auf leiblichem gebiete die erzählten meta-
morph osen von in löwinnen und bäume verwandelten mädchen.
des Verg. urteil über sein geschick und seinen erfolg liegt uns vor
äugen, wir wollen aber nicht übersehen dasz Ovidius, so hoch er die
Verdienste des Gallus als elegiker preist , von seiner erzählend be-
ecbreibcnden dichtung schweigt und eben so Quintilian. war es
Gallus abschied von der poesie und zog ihn krieg und Staatsver-
waltung von dieser bahn ab^, verfolgte er wenigstens seine Eupho-
riondichtung nicht weiter? wir wissen es nicht, wir halten uns an
deb Verr,'. urteil, der in dem zweiten verse der antistrophe sagt, es
aei die loiätung so glänzend ausgefallen, ne quis sit lucuSy quo 96
pliui ladet Apoüo. •
* wir ÜDden ihn 724 an der spitee eines in Aegvpten eindringen-
<)cn heereäf danach vertraut ihm Octavian die Verwaltung der provinz
Argypten an. * die obige annähme, dasz das von Gallus übersetzte
gedieht Kuphorions dessen Hesiodos gewesen sei, ist freilich nichts als
eine Vermutung, die sich nicht beweisen liszt; aber sie erklärt uns,
Jahrbucbfr für rUst. philol. 18bU hfl. 5. 24
354 WHEolBter: dee Vergilias sechste eclpge.
74 — 77 : wir haben oben aafmerksam gemacht auf den sprang,
durch welchen Silenns zu dieser partie gelangt war. ein solcher
rächt sich der natur der sache nach nirgends empfinfllicher als da,
wo es gilt den fortgeworfenen faden wieder aufzunehmen, so' ist es
natürlich, dasz man sich an dieser stelle bald ein wenig peinlich
berührt fühlt durch das strophenpaar, das nun noch nachfolgt und zu
den beiden, die vorangegangen, nicht recht passen will, um so weni-
ger , je finsterer der Charakter ist der erfireulichen yerwandlung des
Gallus gegenüber; aber sie sind doch notwendig, damit die yerwand-
lung des Gallus nur als una de muUis tnutoHanibus erscheine, so ist
denn auch die wendung des zu ende eilenden quid hquar? nicht un-
angemessen und nur mit Flach die eintönigkeit des tum caitiU^ refert,
quid loquar zu tadeln, es erscheint demgem&sz noch ein metamor-
phosenpaar, Skylla und Philomele, jede in vierzeiliger atrophe.
Was die erste anbelangt, so steht ja wol die lesart fast aller
hss. und des Servius quid loquar aut ScyUam als so allgemein aner-
kannt da, dasz es überflüssig ist ein wort darüber zu yerlieren. Voss'
und Wagners entscheidung fUr quid loquar ui beruht nur auf einer
yerkennung der rhetorischen natur der alten sprachen, in welchen
das erste aut so entschieden auf das zweite hinweist, dasz der aoc.
ScyUam sich damit sofort dem zweiten Terei arius an die seite stellt
und der inf. narrasse im zweiten gliede ein mutatos esse postuliert
damit thun sie dann beide in gleicher weise ihre abhftngigkeit Yon dem
iä narraverü kund, dasz, wie Voss meint, quid loquar ScyUam heisien
könne 'was soll ich noch von Skylla reden?' und bloss platt, nicht
sprachlich unmöglich sei, bezweifle ich. ein acc. ist überall selten bei
loqui, es sei denn ein a^j. im neutrum, wie fälsck^ ficta oder das abs-
tractum eines solchen , ddiramenta^ monstra^ poiiettta 1oqm\ wenn
aber Plautus Men. 322 müUereSy parasüos lo^ oder Horatius carm.
IV 15y 1 prodia loqui sagt, so ist das etwas ganz anderes als was
hier ScyUam loqui heiszen soll : denn mit einem *die Skylla im munde
führen' ist es hier nicht gethan, sondern es soll etwas gans bestinim-
tes von ihr ausgesagt werden, es ist also zu constmieren: quid loquar
{quidmuUa verbafaäam) aut ut narraverü ScyUam vexasseetlaeerasse
aut Terei artus mutatos esse? von einem Wechsel der constmotioB,
den Jahn an dieser stelle zu rechtfertigen sucht, ist gar nicht die
rede, dagegen kann man Verg. nicht freisprechen von dem Vorwurf
die Skylla in der sidlischen meerenge zu einer tochter des Nisos
gemacht zu haben. Ovidius erzählt die Verwandlung beider, die der
Nisustochter in eine schopflerche mä. VIQ 1 — 160 und die der
andern Skylla in das bekannte meerungetüm XIV 1-— 74. wessen
tochter die letztere gewesen sei, sagt er nicht, sie erscheint XIII 7SS
in der versamlung der Nereiden; aber nur eine sage nennt sie dem
Ov. als menschliche Jungfrau , jedoch gerade im gegensatz zu ihrer
warum es gerade des Hesiodos ehren sind, die Verg. auf ihn über-
trägt, und die hirtenflöte ist demselben nicht mehr fremd.
WHEoltter: des Vergilius Bechste ecloge. 366
megarischen Schwester als eine spröde, alle liebesantrftge abweisende,
den Seejungfrauen sich anscblieszende, von Oalatea getadelte, wenn
Yerg. Aen, VI 286 von mehr als öiner SkjUa spricht, so hat er
Tielleicht im hinblick auf Lucretins V 890, der freilich gerade der-
gleichen mischgestalten verwirft, nicht etwa die beiden verschiedenen
SkjUen, sondern nur das meemngetflm im äuge, dem er andere
Khnliche grauengestalten gegenfiberstellt. Servins hat beide scharf
unterschieden, nennt die letztere des Phorkys tochter und hat
wesentlich das allerdings nicht unverdiente Strafgericht ttber Yerg.
heraufbeschworen, aber auch Verg. ist minder schuldig als er scheint;
zwar Servius weisz sehr genau, dasz die zweite Skylla tochter des
Phorkys ist; aberOvidius, der sich nach dem ganzen Charakter seiner
poesie in mythologische Studien musz vertieft haben, weisz nichts
Ober ihre abstammung zu sagen, er der so gern mit patronymika
spielt, über sie ist er stumm ; mit dem namen des vaters fehlte aber
Yerg. das wichtigste unterscheidungsmitteL freilich hätte ihn der
ganz verschiedene Charakter der liebestollen und der spröden lehren
können, dasz er in diesen, offenbar verschiedenen mythenkreisen ent-
nommenen figuren ein paar namensschwestem vor sich habe; aber
die eine gehört den ältesten vorhomerischen mythen an, und von
ihrer genealogie ist nicht die rede ; so ist ihm dieser gedanke nicht
gekommen, aber es enthält diese strophe noch worte, die mir der
nötigen beachtung zu entbehren scheinen: qHom fama seaäa est.
man faszt sie gewöhnlich «s quam fama est\ ist das zulässig? darf
man glauben dasz der dichter mit secuta nichts habe sagen wollen?
wenn man nicht gezwungen wird, gewis nicht, aber die worte haben
der stelle unsegen gebracht; zu diesem quam hat man offenbar die
Infinitive vexasse und lacerasse gezogen, als man das erste aut aus-
merzte; ibt aber SqfUam dazu das subject, so gehört hinter secuta
est ein komma, und fama ist mit groszem nachdruck gesagt für
fama maior, insolita, inter omnes fk>ta. so erst gewinnt die stelle
ihre abrundung. Servius findet den ausdruck vexasse viel zu schwach
und meint, es müsse evertisse heiszen; aber die vergleichung von
Od. ^ 215 zeigt ihn correct; von der Skylla kann man nicht sagen
ftertit raiefn ; dem angelnden fischer gleich raubt sie (mit schlangen-
armen V) dem Odysseus sechs geführten von den ruderbänken, die er
als zappelnde und hilferufende in der luft schaut und durch deren
beraubung das schiff in not und bedrängnis gerathen mag {vexatur)^
aber doch nicht der Vernichtung preisgegeben wird, die entführten
mögen wir dann vor den äugen der gefährten von greulichen See-
hunden auf offenem meere zerfleischt und verschlungen denken, aber
Servius verband wahrscheinlich qtuim fama est vexasse, und meinte
so, dasz man einen energischem ausdruck erwarte.
Auch an IhiUdiias rotes hat man anstosz genommen, allerdings
bat Odysseus nur noch t*in schiff, und die welche er bereits verloren
bat Skylla nicht bedrängt; aber Odysseus ist auch nicht der einzige
der diese fahrt gemacht hat, die Argoist glücklich hindurchgekommen
24*
366 WHEolster: des Vergilius sechste ecloge.
(\i 70), die fahrt ist der Eirke wol bekannt {\i 39), und der ÖCT€6q>tv
mc bei den Seirenen zeigt, dasz es mehr waghalsige schifier auf
diesen pÜEiden gegeben hat, die der einladung einzukehren nicht
widerstanden , wie der schlaue könig Ton Ithake , der das utüe und
didce zu verbinden wüste, dasz es sSmtlich Dulichieehe schiffe ge-
wese/i , iKszt sich freilich nicht behaupten , aber mehr oder weniger
aus Dulichions nShe, aus Griechenland waren sie denn doch: denn
die fahrt musz doch von den ungetttmen des westen nach Griechen-
land gegangen sein.
Die antistrophe 78 — 81 bringt uns die Verwandlung des Tereus
und der Philomele in vögel. Heyne hat hier mancherlei anstosz ge-
nommen; aber mit recht sagt Wagner: ^nihil in his obscunun.' das
qi§o cursu erlfiutert vortrefflich Ov.mä.YlQQ *mit welcher Schnellig-
keit', auf der ersten stufe ist es nur flttgelschneller lauf: oarpora
Cecrapidufn pennis pendere putares] auf der zweiten breiten de
vmrklich flttgel aus: pendebant pennis. ebenso finden wir dort die
dona Phüamdae wieder: 658 Ityosque capui Phüomda cruenium
misU in ora patris. die deserta passen ganz fttr die nachtigall, die
nicht wie storch und schwalbe an den menschlichen Wohnungen
nistet, sehr unglücklich ist der einfall des Servius das deserta pelierit
und supervolüaverU durch den act der Verwandlung zu scheiden und
das erste auf die zeit vor , das andere auf die zeit nach derselben zu
beziehen, er setzt sich damit in directen Widerspruch zu dem dichter:
denn das ante v. 80 kann doch nichts anderes bedeuten als antequmn
deserta peteret , so dasz ihm das supervolitare vorausgeht (Servius :
deserta petierU potest ad hominem referri] sua teda stipervcmuwerii^
hoc ad avem pertind). in anderer beziehung unglücklich ist Kibbeeks
coi^gectur aUe: denn das ist wider die natur der nachtigaU, welche
Unterholz und gebüsch sucht und den hohen bäum wie das mensehen-
haus flieht, dies so wie das stia teda passt mehr für das unruhige
flattern der schwalbe, aber es liegt der darstellung eine hübsche
hindeutung auf die gemütszustände zu gründe : das erste gefUil der
Philomele ist der schmerz ihr kind der räche geopfert zu habtn,
darum kann sie von ihrem hause, dem Schauplatz ihrer unthaty nicht
lassen, dann faszt sie sich, um ihr endloses leid im liede aussnatbieii.
oder wSre etwa ipse zu lesen, dasz der letzte vers der antistrophe lu
deren anfang Terei mutatos artus zurückkehre? nur Tereus oder
Prokne , scheint es , kann teda sua supervdUtare,
Ausgeklungen ist damit allerdings das lied des Silemis nodi
nicht, nur abgebrochen: der dichter weisz noch von weiteren, hier
nicht erwfthnten gegenständen: omnia canü beginnt er die schloBi-
strophe^®: am Eurotas hat Apollo mehr gesungen {mediiahts ed^
^eXeräv), und der gott stiftete dort ein 'monumentum aere perentaiut* :
er liesz jeden lorbeer des thales sein lied lernen, so wird es denn
1* über Voss* einfall dieselbe dem Gallas beizulegen kann man nur
Flach beistimmen.
WHEolster: des Vergilius sechtto edoge. 357
dort als Volkslied tönen, aber wann sang es Phoebos? wie wenn
sich eineantwort darauf geben liesze? hatetwaOyidiasme^.X205ff.
uns dieselbe bewahrt? wo Apollo spricht: te liprapuisa manu^ tecar-
mitM nostra sonabunt^ flosque novus scripta gemUus imitcibere nostros
. . . nee genuisse pudd Sparten Hyadnthon^ honcrgue durat in hoc
aevi, cdebrandaque mare priorum annua pradata redeunt Ifyacinikia
pampa. wir finden hier das lied des gottes und die metamorpfaosa
verbunden; nur dasz Apollo neben der des Hjakinthos auch von
anderen metamorphosen gesungen habe oder dasz an den Hjakin-
thien davon gesungen sei, ist nicht gesagt, scheint aber doch nicht
unwahrscheinlich.
Ueber die form der Hjakinthienfeier spricht Athenaios IV 17
s. 139 *: xopoi T€ veavicKuiv ira^nXiiSeic eic^pxovrai xal tuiv im-
Xuipiuiv Tivd iTOiiifidTuiv dbouciv , öpxiiCTai t€ dv toutoic dvofic-
MiTMCVOi Tf)v Kiviiciv dpxa'iKf|v uirö töv aöXöv kqI Tf|v dihi\v iroioiiv-
rai. vgl. vor allem Unger Mer Isthmientag und die Hyakinthien' im
Philol. XXXVII 8. 1 — 42. das grab des Hjakinthos zeigte man nach
Paus. III 19, 3 auf dem thron des Amjklaios, wo es die form eines
altars hatte, auf dem ihm bei der feier vor dem opfer des Apollon ein
toten opfer (dvdincfia) dargebracht wurde, die feier war in der vater*
Stadt des Hjakinthos Amjklai so gl&nzend , dasz die krieger dazu
regelmäszig aus dem felde nach hause kamen (Xen. Hell. IV 5, 11).
Apollon hatte den unglücklichen jttngling" durch einen diskoswurf
getötet und aus seinem blute die bekannte blume erweckt, auf deren
blfttter er seine klage al aT schrieb, ihm ward ein dreitftgiges natur-
fest gefeiert, dessen erster tag durch totenopfer und trauermahle
bezeichnet war , wUbrend die andern mit paianen unter kithar- und
fl5tenbegleitung durch processionen und spiele begangen wurden,
leider ist über den inhalt der paiane nichts überliefert. *' aber Pau-
^anias sagt uns III 19, 4 dasz auf dem altar Demeter, Persephone
und Pluton nebst Moiren und Hören abgebildet waren ^ und neben
ihnen Aphrodite , Athena und Artemis vereint , um den Hjakinthos
nebst seiner scb wester Poljboia, die als Jungfrau gestorb^, in den
bimmel einzuführen, wer gedenkt dabei nicht dessen was Ovidins
«singt met, X 162 ff.: ^ quoque, Amyclide ^ posuissä in aethere Fhoe-
b%L8y tristia si spatium ponendi fata dedissent. qua licet y aetemus
tarnen es; quotiensque repeUit ver hiemem, JPiscique Aries 9%tccedü
aquoso , tu totiefis oreris viriäiqae in caespite flares.
Aber führen uns so einige spuren auf eine dichtung der Hja-
kinthien (von einer dichtung des Apollon für die Kameia weisz ich.
keine spur), so tritt uns sofort auch wieder ein starkes bedenken
entgegen : in einem solchen liede müsten wir doch vor allen dingen
den naroen des Hjakinthos erwarten, der einwand wäre durch-
1* wenn Unger ao. 8. 28 ausspricht, es möge der Up^c \6yoc dem
auf ans gekommenen mythos fremd genng gewesen sein, so ist das zu-
tufreben, aber darum erheischt doch nicht minder dieser ebenfalls seinen
anhaltsponct. ^ Unger sucht eine Tiel iKagere festxeit in erweisen.
358 JSitzler: zu Eallinos und Tyrtaloa.
schlagend, wenn es nicht offenbar w&re^ wie stark Verg. sein grie-
chisches original umgestaltet hat — hat etwa Gkkllüs den durch die
obigen gottheiten in den himmel eingeführten Hjakinthosverdrftngt?
wer mag ja, wer nein sagen? wird man behaupten, dasz die an-
lehnung der metamorphosendichtung an ivcrfic^orra — die mehrzahl
der metamorphosen ist von trübem, tragischem Charakter — ein
bloszer müsziger einfedl sei? immerhin : für die uns gesteUte aufgäbe
trftgt das nichts aus , und wenn das gesagte auf die frage nach der
entwickelung und samlung der metamorphosendichtungen etwas
nachdrücklidier hinwiese , so würde schon das ein gewinn sein.
Die letzten zeilen des gedichts haben keine erhebliche Schwierig-
keiten ^ sind aber doch nicht ganz ohne solche, dasz der dichter uns
die erfolge von Silenus gesang vorführt, ist in der Ordnung, die
vaUes pulsae dürfen wir wol sicher auf die Zuhörerschaft deuten ;
aber ob der vom Widerhall getroffene Olympus ^ wie Schaper meint,
noch gern dem Silenus gelauscht hfttte, ist mir doch etwas bedenk-
lich, ohne dasz ich etwas besseres an die stelle zu setzen wüste.
[Schapers aufeatz in dieser Zeitschrift 1878 s. 859 — 863, der,
nachdem dies längst geschrieben war, in meine hSnde kam, hat an
meiner ansieht nichts geftndert.]
Eutin. Wilhelm Hbinrioh Eolstbr.
47.
ZU KALLmOS UND TYRTAIOS.
Nach besprechung der meinung des Eallisthenes , dasz Sardeis
dreimal erobert worden sei, zuerst von den Eimmeriem, dann von
den Trerem und L jkiem und zuletzt von Kjros, fährt Skabon XIII
627 folgendermaszen fort: X^yovtoc hk ToO KaXXtvou Tf|V &pobov
Tuiv Kimi€p{u)v i-aX Touc *Hciovflac (oder 'Hciovf)ac) TCTOV^vai,
xaO' i^v ai Cdpbeic ^äXu)cav, elKdlouciv oi irepl töv CioVinov
iacTi X^T€c6at 'Hciovetc touc 'Actovefc aus diesen Wor-
ten ersehen wir dasz man schon zur zeit Strabons nicht mehr woate,
wen Eallinos mit 'Hctov€ic bezeichnet hatte, dasz dieser name nidit
gleich 'Aciov€tc, wie Strabon anführt, sein kann, leuchtet sofort ein;
aber was bedeutet er? bei Stephanos von Bjzanz heiszt die geg end
um Sardeis 'Hciovia: demnach hieszen die bewohner 'Hciovctc;
aber dieser name scheint eben gerade nach unserer steUe getaOdet
zu sein, zudem war ja der zug der Eimmerier nach des KaUinos
darsteUung nicht sowol gegen Sardeis als vielmehr gegen Epbesos
und die lonier gerichtet, dies sah denn auch Hesjchios richtig
ein: denn er erklärt *Hciov€ic mit o\ Tf|V 'Aciav oIkoOvt€C '"EXXtivcc
mag er nun damit jenes 'Acioveic nur eingeschränkt oder aber nach
seiner mutmaszlichen bedeutung ausgelegt haben, jedenfiJla aohttini
JSitzler: zu KallinoB und lyrtaiof. 369
er mir das richtige getroffen zu haben, die kleinasiatischen Griechen
werden unter dem namen "'luivec zusammengefaszt. die ältere form
dieses namens, wie wir ihn bei Homer N 685, wenn auch nicht
lar bezeichnung der kleinasiatischen Griechen, finden, lautet
Ictovec. ihre heimat heiszt davon läovia: vgl. Nikandros bei
Athen. XV 683^ 1äoviii6€ *aus lonien'. hiervon bildete man wieder
zor bezeichnung der einwohner läovuic, das sich zu 1dov€C
gerade so verhält wie zb. Aäcovieic zu Aficovec. wenn wir also
statt 'Hciovfiac 1iiovif)ac, das die ionische form statt löovieic ist,
schreiben , so werden wir das wort haben , das ebenso gut der er-
klärung des Hesychios wie unserer stelle entspricht.
Tyrtaios fr. 11, 27 lautet gewöhnlich:
^pbujv b ' ößpi^a fpta bibacK^cOuj iroXe^iZeiv.
Härtung bemerkt dazu : ^allein wenn einer bereits ößpi^a £pTa zu
thun vermag, so braucht er das iroXe^iiZeiv nicht erst noch zu lernen',
und nimt dann Bergks conjectur Spöeiv . . iroXe^Uluiv auf. iroXe^t-
Zujv gibt auch Arsenios. wie nun aber, wenn Spbuiv nicht bedeutet
'indem er verrichtet', sondern , wie auch sonst das part. praes., 'in-
dem er zu verrichten sucht'? ich denke, gerade das würde dann
trefiTlich zu bibacK^cOui iroXe^iZeiv passen, und dann, liesze sich
denn nicht gegen Spbciv . . iroXe^iZuiv ganz derselbe einwand gel-
tend machen : 'wenn einer schon zu kämpfen vermag, braucht er das
ößpifia fpta ^pbeiv nicht erst noch zu lernen', vorausgesetzt natür-
lich dasz das TToXejbiUleiv in dem ößpifm £pTa Spbeiv besteht , wie
Härtung annimt. von dieser seite also wird unsem vers kein be-
gründeter tadel treffen, trotzdem aber scheint mir der vers in seiner
aberlieferten gestalt unhaltbar; ich sehe nemlich nicht ein, wie man
öibacK^cduj erklären will, im gedichte werden die alten Spar-
taner und die V ^01 angeredet; beide aber verstehen das kriegshand-
werk schon gut, wie v. 7 f. zeigen, also wozu erst lernen? aber
auch wenn man bibdCKecOai in der bedeutung lehren, wie es bei
Pindaros Ol. 8, 59 gebraucht ist, nehmen wollte, hätte man dadurch
nichts gewonnen: wo kein lernender ist, ist auch der lehrer
aberflüssig, so glaube ich denn dasz bibacK^cGui verschrieben ist
aus dem seltnem iTiq>auCK^c6u) und dasz der vers geheiszen habe :
£pbu)v b' ößpifia fpTtt irtqpaucK^cOu) iroXcMi^uiv,
letzteres mit Arsenios. der acc. 6ßpt^a fpTOi gehört sowol zu £pbuiv
als zu TTiq)auCKecdui ; zu beidem aber gibt iroXe^üIuiv die nähere be-
stimmung: 'im kämpfe soll er gewaltige kriegsthaten aufweisen, sie
verrichtend.' zu dem acc. bei inq)auCK€c9ai vgl. Hom. M 280. 0 333
und besonders 0 07 ola Zeuc Igja iTiq>auCK€Tai, wo schol. BL
^vbciKVurai erklärt.
Tauber BiscHOFSHEiM. Jacob Sitzleb.
360 £Heydßnreicli : anz. v. Poetae latini minores ed. EBaehrens. toL I.
48.
POETAE LATINI MINORES. REOENSUIT ET EMENDAYIT AeMILIUS
Babhbens. VOLUMEN I. Lipsiae in aedibns B. G. Teubneri.
MDCCCLXXIX. XIII und 239 b. 8.
Nachdem durch den Sammeleifer eines Scaliger, Pithoeas» NHein-
sins na. aus fast ganz Europa die Überreste der kleineren dichtnngen
der Römer gesammelt und durch Burman zu der voluminösen latei-
nischen anthologie zusammengefaszt waren, muste es die aufgäbe
der spätem philologen sein , den handschriftlichen apparat der an-
gesammelten dichtungen, der oft falsch beurteilt und unrichtig ge-
braucht war, mit der strenge gereifterer kritik zu prtlfen und ins-
besondere von dem echten stamme wirklich lateinischer poesie die
fiLlschungen der humanisten und samler zu trennen , welche in dem
streben ihre Vorgänger durch neue funde zu übertreffen oft gerade
da neuen stoff anhäuften, wo beschränkung und Verwerfung des un-
echten gefordert war. diese aufgäbe zu lösen machte Rieses neue
ausgäbe der lat. anthologie den anfang, der sich nunmehr der vor-
liegende erste band von Baehrens' ^poetae latini minores' anschlieazt.
Auch Baehrens beschränkt wie Riese den umfang des von ihm
zu bearbeitenden materials auf die hsl. besonders überlieferten dieh-
tungen. man kann dem nur beistimmen, denn was an einzelnen
poetischen bruchstücken von anderen autoren citiert wird, kann man
bei diesen nachschlagen, und es ist in der that fiberflüssig derglei-
chen mit Wemsdorf au&unehmen. die metrischen insohrifken aber
werden um so weniger vermiszt werden, als sie in Büchelers hand
wol und sicher angehoben sind, auch die ausschlieszung der tcesi-
sehen und der specifisch christlichen gediohte, wie des über Sodon,
ist gerechtfertigt, einerseits durch Ribbecks arbeiten, anderteitt
durch den dem olassischen altertum gänslich abgewandten stoff.
Bedenklicher ist die chronologische anordnung im gegensats zu
den früheren hgg., die nach den behandelten materien, und zu Rieae,
der an der hand der manuscripte ordnete, wol läezt sich für jede der
drei weisen etwas gewichtiges vorbringen, aber es ist doch recht
störend, dasz zb. in dem vorliegenden bände astronomische, elegisohey
religiöse, historische und panegyrische dichtung ohne stoffliche ord*
nung durch einander liegt und dasz das was materiell zusammen-
gehört, wie die Aratea des Cicero und Qermanicns, durch disparate
Stoffe getrennt ist es kommt dazu dasz die von B. eingehaltene
Ordnung auch an sich erheblichen bedenken räum Iftszt. seine zeit*
ansätze stehen zuweilen den ansichten der grösten autoritftten feind-
lich entgegen und bedürfen sehr der bestätigung. während zb. Mit
MHaupts abhandlung über die 'consolatio ad Liviam' man die on«
echtheit dieses gedichtes fast allgemein angenommen und seine ent-
stehung ins fünfzehnte jh. gesetzt hat, sieht B. in dem unbekann-
ten Verfasser einen römischen ritter des Augustischen Zeitalters,
ebenso steht es mit den ^elegiae in Maecenatem' bei B. s. 122 ff.:
EHeydenreich : anz. y. Poetae latiiii minorei ed. EBaehreni. yoL I. 361
während Haupt usd Ribbeck diese ftlr gedichte einer sp&ten zeit
halten, sagt B. mit einer bestimmtheit die zweifei keineswegs aufhebt,
s. 122: ^mihi nulla plane dubitatio est, quin sab ipso Maecenatis
obita et facta et edita sini' ich möchte daher glauben, dass unter
den drei möglichen und versuchten anordnungen, der sachlichen,
himdsehriftlichen und chronologischen, die letztgenannte nicht die
wenigsten bedenken gegen sich hat.
Den hsl. apparat hat B. durch reisen nach Italien, Frankreich,
England und Belgien zusammengebracht, die sehr fibersichtlich
mitgeteilten lesarten nehmen daher einen bedeutenden räum ein, oft
die hftlfte der druckseite, zuweilen noch mehr, es ist aus diesem
gründe nur mit dank zu begrttszen, dasz, wo es ohne schaden ge*
schehen konnte, der apparat entlastet worden ist. wenn also B. von
vom herein ablehnt, quisquilien wie e für oe, c für i, oder abbrevia-
turen wie edit für oondit aufzunehmen, so ist das ebenso gerecht-
fertigt wie sein verfahren die lesarten von ganz wertlosen, jüngeren
und interpolierten hss. , wie mehrerer Vaticani von des Oermanicus
Aratea, ganz bei seite zu lassen.
Deber die grundsätze der textgestaltung, die B. für jeden ein-
zelnen der von ihm behandelten dichter befolgt, geben specielle An-
leitungen auskunft: ich wende mich zunftchst zu Cioeros Aratea,
mit denen der vorliegende band anhebt, für diese hat B. zwei hss«
verglichen, den cod. Harleianus 647 und den cod. Dresdensis 183.
dasz die lesarten einer anzahl anderer hss., blosser copien des Har-
leianus, gänzlich unterdrückt sind, dem wird man nur zustimmen
können, dagegen scheint mir für den genannten Dresdensis der
B.sche ansatz des zehnten jh. nicht richtig; vielmehr musz ich an
dem in dieser Zeitschrift 1878 s. 46 auch für die Aratea des Cicero
von mir gemachten ansatz des neunten jh. festhalten, da die schrift-
Züge durchgängig dieselben sind und meine auf dieselben bezüg-
lichen bemerkungen (rhein. mus. XXXUI s. 479), welche zunächst
auf die in dieser wertvollen hs. enthaltenen und noch nicht ver-
öffentlichten lesarten der Germanicnsscholien sich beziehen, auch auf
die Aratea des Cicero anwendung finden, zeichen wie das schon im
zehnten jh. verschwindende a für A gestatten höchstens diesen per-
gamentcodex in quart in den anfang des zehnten jh. zu setzen, in-
dicieren aber mit gröster Wahrscheinlichkeit das neunte, für Cicero
waren die lesarten dieses codex noch nicht benutzt, für Hyginus bietet
er einen der drei bestorhaltenen texte (s. hierüber meine schrift über
die Freiberger Hygin-hs. s. 26) ; von den Oermanicusscholien bietet
er drei im rhein. mus. ao. veröffentlichte neue fragmente und enthält
auKzerdem mehrere astronomische abhandlungen , deren text eben-
falls älter ist als eine erhebliche anzahl auszerdeutscher hss., deren
lesarten ich der freundlicbkeit der hm. Bursian und GLöwe verdanke,
dadurch also dasz B. diesen codex collationierte und verwertete,
hat er sich um die gestaltung des textes ein verdienst erworben, das
durch meinen altem ansatz dieser hs. in ein noch helleres licht tritt.
362 EHeydeDreich: anz. v. Poetae latini minores ed. EBaehrena. voL I.
Auch in den übrigen teilen dieses seines ersten bandes bat B. fast
durcbgttngig sehr beachtenswerte alte hss. zu gründe gelegt : fttr die
Cynegetica des Gratius den cod. Vindob. 277 (früher 387) saec IX,
den schon Haupt verwertete und den für B. Isidor Hilberg neu coUa-
tioniert hat, sowie den Paris. 8071 saec. IX— X ; für die Priapea, deren
hss. meist nur bis ins 15e jh. zurückgehen^ den Laur. pL 33, 31 saac.
XrV; für die 'elegiae in Maecenatem' als ältesten einen Monaoensis
saec. XI, dem sich eine reihe jüngerer hss. anschlieszt. für die *pre-
catio herbarum' sind vor allem die lesarten jener sehr alten hs. des
sechsten jh. verwertet worden , die LMüller im rhein. mus. XXTIT
s. 187 ff. mit groszer genauigkeit beschrieben hat. auszerdem steht
obenan der cod. Vratisl. bibL univ. m F 19, dessen coUation B. der
freundlichkeit vonMHertz verdankt, und der Laur.pl. 73,'41 saec. XI.
Einen besonders reichen kriuischen apparat, in dem mehrere
hss. bis ins 9e. und lOe jh. hinaufreichen, haben die Aratea des 0er-
/ manicus erhalten, und es kann nicht in abrede gestellt werden, dasz
die kritik dieser dichtung durch B. einen groszen schritt vorwftrta
gethan hat. doch ist das s. 147 von B. gefällte urteil über die aus-
gäbe von Brejsig unbillig hart, zwei neue, bisher in allen angaben
fehlende fragmente sind zu dem texte hinzugekommen.
Weniger bin ich mit dem verfahren einverstanden, das B. bei
den in zahlreichen hss. überlieferten 'carmina tria de mensibus' ein-
geschlagen hat. von sechs hss. werden hier vollständige collationen,
die B. sämtlich selbst gefertigt, zu gründe gelegt; dagegen wird eine
grosze anzahl anderer hss. nur mit auswahl benutzt, da aber meh-
rere dieser hss. , zb. der Voss. L Q 86 saec IX und der Paris. 7886
saec IX ein sehr respectables alter haben, so würden vollständigere
mitteilungen am orte gewesen sein, auf den wirklichen wart des
von B. in diese angeblich unnütze reihe gestellten cod. SangalL S50
saec XI für den hier in frage kommenden teil habe idh selbst in
dieser Zeitschrift 1878 s. 416 aufmerksam gemacht, dort glaube ich
gezeigt zu haben, dasz für die Sanctgaller hs. unzutreffend ist, was
B. s. 202 von dieser und gewissen andern hss. behauptet: *hi lihri
(manuscripti) omnes praeter notos errores, quibus novi aooedont,
proprii boni nil exhibent.' ist aber in Wirklichkeit schon diese hs.
des lln jh. zu beachten, so wird wol die Vermutung gestattet sein,
dasz dies mit mancher andern der verurteilten, insbesondere der
älteren hss. auch der fall sei. der genannte Sanctgaller oodsz ist
übrigens derselbe den Breysig für die (Jermanicusscholien ausgebeu-
tet hat, und ich komme bei dieser gelegenheit gerne einem wnnseha
Brejrsigs nach, wenn ich mit rücksicht auf meine bemerkungen Aber
diesen text (Freiberger Hjgin-hs. s. 20 f.) noch besonden auf die
schon durch Breysigs vorrede bekannte thatsache hinweise, dass die
von Brejsig verwertete coUation von Hertz herrührt; auch maeht
Brejsig mich brieflich darauf aufmerksam, dasz dieselbe hs. an der
stelle s. 116, 2. 11 (Brejsig) das jahrb. 1878 s. 256 von mir empfoh-
lene sort^ibw wirklich hat, nemlich durch correotor aus iMVitbiis.
EHeydenreich: ans. y. Poetae latini minoret ed. EBaehrent. toI. I. 363
Sehr dankenswert und erfolgreich sind die bemfihungen von B.
gewesen zu dem anonymen gedieht 'de Augusti hello Aegjrptiaco\
bisher gründete sich die kritik lediglich auf die abschrift von Nic-
colo Ciampitti (vol. Herc. 1. 11, Neapel 1809). eine genauere colla-
tion der Herculanensischen papjrrusreste hat der Engländer John
Hajter veranstaltet ; sie wird in Oxford in der bibliotheca Bodleiana
aufbewahrt eine neue vergleichung dieser Hayterschen collation hat
Cox besorgt und B. zur Verfügung gestellt, dadurch hat die einzel-
kritik an Sicherheit ungemein gewonnen, die modernen ergftnzungen
und Ittcken des sehr zerstörten textes sind trotz alle dem infolge des
traurigen zustandes jener reste von Herculaneum noch sehr zahlreich ;
die ersteren sind übersichtlich durch den druck abgehoben.
Für die Maus Pisonis' sind nur jttngere hss. aufzufinden und zu
benutzen gewesen, dergleichen sind aber auch fttr die übrigen teile
dieses ersten bandes vielfach herangezogen und verwertet worden.
Dieser ganze, weitschichtige kritische apparat ist, wie dies von
einem so bewährten bandschriftenforscher wie Baehrens nicht anders
zu erwarten war , mit groszer Sorgfalt zusammengetragen, ftlr den
oben besprochenen cod. Dresd. 183 bin ich speciell in der läge die
akribie von B. zu bestätigen, schon lange vor erscheinen des vor-
liegenden bandes hatte ich , wie die übrigen teile dieser hs«, so auch
die Aratea des Cicero collationiert , und ich habe vor kurzem die
arbeit von B. mit meiner eignen collation und der hs. selbst vergli«
chen. trotz dieser mehrfachen controle habe ich keine wichtige lesart
von B. übergangen gefunden, sondern kann nur einige kleinigkeiten
nachtragen, wie dergleichen bei der collation einer kloinen, oft minu-
tiösen minuskelscbrift , in welcher der Dresdener codex des Cicero
geschrieben ist, sehr leicht unterlaufen können, so steht v. 70 nicht
flamina in der hs. sondern ftämifia; v. 72 fehlt das que, das, nach
dem apparat von B. zu scblieszen, dastehen müste; v. 191 steht nicht
römiserans da, wie B. besonders anmerkt, sondern ausgeschrieben
cammiserafis; v. 455 nicht caputy sondern, wie an andern stellen,
capud', V. 463 nicht abditur, sondern das ganz falsche abducitur ua.
Dasz auf einer so breiten und sichern hsl. grundlage die emen-
dation des textes einen groszen fortschritt gemacht hat, läszt sich
ebenso von vom herein erwarten, wie es durch prüfung dessen was
B. in der textgestaltung der poetae minores geleistet hat, in reichem
masze bestätigt wird, doch glaube ich dasz B. seine arbeit noch mehr
gefördert haben würde, wenn er im conjicieren vorsichtiger gewesen
wäre und manche Vermutung zweifelhaften wertes, wenn nicht unter-
drückt, so doch wenigstens nicht in den text aufgenommen hätte,
so werden ▼. 49. 50 der elegie auf Maecenas 8. 128 von B. so ge«
schrieben : pax erat : haec illos laxarwü otia cuUus.
somnia vidores Harte sedetUe decent,
somnia ist conjectur von B. aber sie gewährt so wenig einen passen-
den sinn, dasz, wenn somnia in den hss. überliefert wäre, man sofort
etwas anderes dafür substituieren mÜste. die Überlieferung onmia
364 EHeydeDreich : ans. y. Poetae laÜni minores ed. EBaebrens. yoI. I.
ist natürlich ebenso wenig richtig, das wahre hat schon Meineke
mit otia gefanden.
Aehnlich ist es mit v. 45 des 2n gediohtes de memibus^ dea
B. so schreibt (s. 209) :
annua stUcatae conectens semma terrae
pascU hiems: Pkwio de lave cuncta nuident.
ccmedens ist conjectur von B. für conieäi und andere corrapte les-
arten der hss. doch ist auch hier ein wenig passender sinn erzielt,
ich selbst habe in dieser Zeitschrift 1878 s. 416 das passendert
comjpkctens yermutet. doch würde auch das nicht in den text auf-
zunehmen gewesen sein, da der ßanctgaller codex 250 cotHecUms
bietet , so würde contedans zu schreiben sein , w«nn es sich belegen
liesze.
Zu halten dürfte die Überlieferung sein in der *laus Pisonis'
Y. 209, der bei B. also lautet:
sedpriua emenso Titan vergetur OVifnnpo^
quam mea tot laudes decurrere oarmina possmi.
vergetur ist Yon B., mersetur Yon Wemsdorf für das überlieferte
uersetur oonjiciert worden, da aber auch das einfache metior passi*
Yisch Yorkommt, so gibt, wie mir scheint, die Überlieferung den sehr
passenden sinn : 'eher möge die sonne aus ihrer himmelsbahn gehen,
ehe ich mein lob aussingen könnte.' man kann also ruhig stehen
lassen: sed prius e menso Tüan versetur Olgmpo usw.
Anderes, was B. ebenfalls sofort in den text au^nommen hat»
ist zwar an sich gut, steht aber hinter den Yennutungen anderer ge«
lehrten zurück, so würde zwar, wenn überliefert, unantastbar sein
die B.sche Schreibung in der 4dn nummer der Priapea :
veüe quid hanc dicas^ quamvis sitn ligneus^ adstana
ascula dat medio si qua fueüa mihi?
doch ansprechender ist es, das sinnlose hsL hastam statt dorch od-
stims Yielmehr durch adstem zu ersetzen, um so den DorYiUeadiaii
hexameter zu gewinnen: velle quid hanc dicas^ quanma $ic U^neue
adstem usw.
Wenn ich nun in einigen einzelheiten Yon dem, was uns B. ge-
boten hat, abweichen zu müssen geglaubt habe, so wftre es bei der
weitschichtigkeit der hsL unterlagen , der fast erdrückenden masae
Yon lesarten und der groszen anzabl schwieriger stellen ein wnader«
wenn es anders w&re. im groszen und ganzen hat sich der hg. an*
sem dank yoU Yerdient und unsere kenntnis der lateinischen dicht-
kunst um ein sehr beträchtliches Yermehrt. spedell hat B. andi
durch diese arbeit Yon der umfassenden gründlicbkeit seiner amge-
dehnten bandschriftenforschungen ein glänzendes zeugnis abgelegt.
möge dem ersten bände dieses Yerdienstlichen unteraehmemi rtdbt
bald die fortsetzung folgen!
FrEIBBBO in SaOHSRN. EdUAED HBTPBMftUOB«
ILHellwig: zu Sallortias [lug. 3]. 365
49.
ZU SALLÜSTIUS.
lug, 3 verum ex eis magiatraius et imperia, posiremo omms oura
rerum publicarum minume mihi hoc tempesUäe cupiunda videntwr^
quoniam neque virtuti honoa datur neque ^, quibus per fraudem He
fuU uH , tuti aut eo magis honesti sunt, an dieser stelle haben schon
die abscbreiber der hss. beinahe sämtlich anstosz genommen, statt
tt9 liest man bei ihnen teils is, teils uis^ teils ius] u^ ist vielfach
ausgelassen, einmal ttäi^ doch alsdann wieder fiber der seile snppliert.
die hgg. folgen in gröster Uneinigkeit den spuren der alten abscbrei-
ber: der eine entscheidet sich für is, der andere fDr ius^ der dritte
für vis; der eine streicht dies, der andere streicht das. Eossner (rh.
mus. XXIII 8. 217 f.) conjidert decus statt iis^ Halbertsma (Blnem.
NS. V s. 331) Partus, Zejss (Philol. XXX s. 619) läszt alles so stehen
wie es in dem besten codex steht. Jordan klammert iis ein and ent-
fernt uti aus dem texte : denn ^apparet.u/t iteratione proximi vocabuli
ortum'. Wirz endlich beseitigt auch üs»
Wo so viel bereits vermutet und der sache doch noch keines-
wegs beigekommen ist, musz es verstattet sein von neuem zu unter-
suchen. '
Ganz einstimmig geben die bücher eo magis hanesti, und doch
bereitet dies in allen bisherigen restitutionsversuchen der Interpre-
tation Schwierigkeiten, es kann nemlich die frcms und ein höherer
grad von honestas unmöglich miteinander etwas zu thun haben : denn
es ist ja selbstverständlich, dasz ein ungesetzlich erworbenes oder
durch ambüus erschlichenes amt nicht noch zu ganz besonderer Wert-
schätzung des inhabers beiträgt, wol aber begründet ein solches mög-
licherweise eine gefahr für den Usurpator, man vermiszt demnach
irgend ein wort im texte , wodurch das eo magis so zu sagen seine
zureichende existenzberechtigung empfienge. ich vermute bis statt
iis: denn eine zweimalige Verwaltung desselben amtes galt in ruhi-
gen Zeitläuften sicher für besonders ehrenvoll , falls nicht etwa die
lex Genucia dabei verletzt wurde, übrigens findet sich auch diese
conjectur in alten hss. — uti wird von denen, die es im texte be-
halten, gefaszt als infinitiv zu utar, und Dietsch comm. s. 116 beruft
sich dabei auf die stelle lug. 110, 3 fuerü mihi eguisse aUquando
pretium tuar amicitiae. Jordan ist so kühn uti zu streichen, und ich
stimme ihm bei, indem ich gerade an dieser stelle die redensart est
oder fuit quihusdam honos als das notwendig zu dem voraufgehenden
honos (tUcui datur gehörige tempus rei perfectae auffasse, könnten
wir demnach uti weglassen, so verhindern das doch die hss., obwol
Jordan (s. oben) das gegenteil behauptet, wie hätte denn der
Schreiber von P , da er doch tuti supplierte und also sein versehen
gutmachte, nicht auch uti unterpunctiert, wenn es in der vorläge
nicht stand? da aber uti als coiyunction oder adverbium vollends
366 LHellwig: m SallnstiaB [lug. Sj,
nicht gehalten werden kann, so bleibt nichts anderes fibrig als eine
leichte buchstabenänderung zu Tersuchen. ich glaube dasz sich statt
dessen aut schreiben läszt. aut — aut nach vorgängiger negaüon
würde dann mit Veder — noch' zu übersetzen sein, es ist nun frei-
lich mislich, dasz neque — neque aut — aut bei Sali, sich nicht findet,
wenn schon es in anbetracht von or. Macri 22 neque aut — aui und
lug, 84, 3 neque — et aut — aut nichts yerwunderliches an sich hat,
▼ielmehr als ganz folgerichtige bildung erscheint.
Ich würde also vorschlagen zu schreiben: neque iSi, quibus per
fraudem bis fuU (sc. hanos), aut tuH aut eo magis hanesH sunt»
die stelle erg&be dann folgenden sinn: *aber von all den verachie-
denen wegen sich beachtung in der weit zu schaffen scheinen mir
heutzutage civil- und militärämter, überhaupt alle pflichtmftssige be-
schäftigung mit Staatsangelegenheiten recht wenig begehrenswert,
da ja curulische ämter einem, der sich blosz auf seine tüohtigkeit
stützen will, überhaupt nicht zufallen und diejenigen, die sie er-
schlichener weise zweimal innehatten , weder für ilve person sicher
sind noch um so mehr in ehren stehen.'
Der rest des capitels nam vi quidem regere patriam autparen-
tesj quamquam et possis et ddicta corrigas^ tarnen impartumtm est^
cum praesertim omnes rerum mutaiiones caedem fugam aUaque koiti-
lia portendant. frustra autem niti neque aliud se fatigando nisi odmm
quaerere extremae dementiae est. nisi forte quem inhonesta et per-
niciosa lübido tenet potentiae paucorum deeus atque W^ertatem auam
gratificari — dieser rest bedarf der interpretation dringender ala der
correctur, aber auch der correctur. nur den verschlag von EnaaiMr
Jahrb. 1869 s. 507 und Zejss Philol. XXX s. 621 BisLÜ patriam aui
parentes zu setzen patriam ut parentes (>« eos quiparent) vermag
ich nicht anzimehmen; Einmal um der form willen: dam SalL bitte
sicher sicuti gesetzt; dann aber erst -recht nicht wegen der bedeu-
tung. parentes kann nicht mit parere zusammenhängen, es ist viel-
mehr durch aique die gewöhnliche soUenne Sallnstische formel|MrfrMi
atque parentes herzustellen, die so viel bedeutet wie 'das heilige^
theure Vaterland', das jedem seiner bürger so unverletzlich sein
sollte wie dem söhne die eitern, was würden wir von dem ge*
schmack des modernen Schriftstellers sagen, der in einer niiierar
allitterierenden formein wie 'kind und kegel' (nothus)^ *maikn mud
maus' (magus) das letzte wort ernsthafter weise in seiner gelinfigem
bedeutung verwenden wollte!
Das raisonnement Sallusts ist folgendes : staatsftmter sind tnr
zeit nicht begehrenswert; sie können, wie Nepos das aoadrfldct
{Att. 6, 2) neque peti mare maiorum neque capi conservatis IßgOmt
in tam effusi ambitus largitionibus, neque geri e re pubUea iime
periculo corrupiis civitatis moribus. es ist blosz noch die gewaK-
bzw. soldatenherschaft möglich, die aber für den menachenfreond
wegen der dabei unvermeidlichen greuel nicht anwendbar ist. gleieh-
wol wftre es Wahnsinn , durch die blosze gesetzmiszige aatoritit des
LHeUwig: xa BaUortiiu [lug. 3]. 367
Amtes allen wirren der zeit begegnen za wollen; man würde sich
ganz vergeblich abmühen und noch dazu den hasz aller parteien
gleichmäszig auf sich laden, endlich kann es einem anhftnger der
Tolkspariei nicht in den sinn kommen als magistrat die verderbliche
politik der Senatspartei auf kosten seiner persönlichen würde und
Selbständigkeit (Uhertas) zu unterstützen, mit andern werten : wer
heutzutage ein hohes staatsamt übemimt, sieht sich vor die notwen<
digkeit gestellt, entweder für die Senatspartei die kastanien aus dem
feuer zu holen, oder den Staat im eignen namen zu vergewaltigen,
oder endlich den aussichtslosen versudh zu machen, sich über die
Parteien zu stellen und im ideal republicanischen sinne sein amt zu
führen, die Übersetzung wäre etwa folgende: *e8 ist femer zu be-
denken (nam), dasz man, um büse dinge {ddicta) die geschehen sind
wieder gut zu machen, den Staat unter eine gewaltherschaft nicht
blosz stellen kann, sondern sogar müste; aber freilich ist das hart,
zumal alle Staatsumwälzungen künftige proscriptionen, Verbannungen
imd andere schlimme dinge voraussehen lassen {portendere)'^ aber
ganz vergeblicher weise wider den staohel zu löken und durch seine
bemühungen sich nichts anderes als hasz erwerben ist doch der
äuszerste grad von thorheit. natürlich denken wir nicht an einen
{nisi forte quem)^ der von der unehrenhaften und verderblichen sucht
besessen ist, seine persönliche würde und Selbständigkeit dem inter-
esse der optimatenpartei zu opfern.'
Die stelle ist für die bestimmung der entstehungszeit des lugurtha
oder mindestens des prooemiums dazu wichtig, es scheint doch nur
eine eng begrenzte zeit annehmbar, in der SalL gerade so über die
höheren Staatsämter und die art, in der sie seines erachtens zu führen
seien, reden konnte, doch ist das eine zu schwierige frage, um bei ge-
legenbeit einer einfachen coi^'ectur mehr zu thun als sie anzudeuten.
Ratzbburo. Ludwig Hellwig.
50.
BEITRÄGE ZUM VULGÄRLATEIN.
Bei der erforschung lateinischer Vulgarismen sind die Inschriften
von Privatpersonen, abgesehen von denen in Pompeji meist grab-
inschriften , von besonderem werte ; sie zeigen an vielen beispielen,
wie sprachliche erscheinungen , die scheinbar ein viel jüngeres alter
haben, für späilateinisch, mittellateinisch oder romanisch gelten, be-
reits in einer viel früheren sprachperiode auftreten, hier aber be-
schränkt auf den sermo cottidianus. anderseits ist gerade hier die be-
rücksicbtigimg nicht nur der hierher gehörigen lateinischen litteratur,
sondern auch der romanischen sprachen notwendig; in vielen flillen
gibt erst die Übereinstimmung der letzteren mit dem inschriftlicben
ausdruck den beweis, dasz wir es mit einer volkstümlichen Wendung
zu thun haben, nicht mit irgend welchen eigenheiten oder sprach-
368 OBebling : beitrage zum Tulg&rlatein.
fehlem, wie sie ungebildeten, provincialen oder auslindem ent-
schlüpfen und in den inschriften häufig genug wiederiEehren. Ton
diesem gesichtspunct aus sind die folgenden fftUe zusammengesteUt.
Von dem proTen9al. quar^ franz. cor «■ *denn' sagt Dies, dasz
sich quare lateinisch noch nicht in dieser bedentung finde, neuer-
dings finde ich es belegt von HHagen 'de Oribasii versione commen-
tatio' (Bern 1875). aber wir lesen schon in Pompeji CIL. 17 2421 :
Teriiaini hie hahUarufUj Bufa Ua vtde, quare bene fdUu. IRNL.
6058 schlieszt: bona vita vwe^ sodaUs, quare past obüum nee risus
. . erü. der grund für diesen Übergang der bedentung scheint mir
in der alle Volkssprachen charakterisierenden lebhafügkeit und nei-
gung zur dialogischen form zu liegen, so dasz ein vwe, quare? usw.
anzunehmen wäre^ also ein zur erstarrten form gewordener gebrauch:
vgl. zb. Suet Tib, 59 in den versicuH auf Tiberius, die audi sonst
vulgäres enthalten : non es eques! quare? nan sunt tibi imlia cenium.
IKNL. 3095 (ans dem j. 5 nach Ch.) lesen wir hodieque die, wo-
mit das ital. oggidi zu vergleichen ist.
Das bei Plautus Fseud. 541 gebrauchte eircunwertere = circum-
ducerey dedpere findet sich noch einmal IBNL. 3449 cireumvereos
quos reUnquam (auf der grabinschrift der mutter von den kindem,
in welchem sinne sonst decqdos gesagt wurde).
Das bei Lampridius Alex. Sev. 35 vorkomm^ide reiro primdpes
ist nicht befremdlich und vereinzelt: auszer retro prine^^ (Orelli
Inscr. 1049. 1098. Btoier Inscr. de TAlgörie 4410) findet sich bei
Fabretti Inscr. 209: Oft omnium retro temporis castarum . .
superatrici. über diese Zusammensetzung mit räro in den roma-
nischen sprachen s. Diez gramm. 11 s. 403. überhaupt waren Ver-
bindungen eines adverbs mit einem nomen in der volksspradie aehon
früh geläufig: vgl. CIL. I 1011 re fuU e vero plus super aque
parens. ähnlich CIL. III 7514 et super et ter fili. beliebt ist die
composition von supra im italiänischen^ um den begriff zu steigern,
mit adjectiven, aber auch mit Substantiven: s. Diez ao. 11 405. auf
den gebrauch von trans •=» franz. trds deuten erst stellen aus später
zeit: schol. zu Persius sat. 3, 29 trdbea dkia^ quod tu maicri gloria
hominem transbearet, h. e, üUra . . beatum facerä.
Statt des abl. abs. tritt in inschriften öfter der acc abs. ein,
der der absoluten pariicipialconstruction der romanischen spradwn
zu gründe liegt: CIL. lü 5337 unum amisi alium superstitem m
diem vitae florui. R^nier 20O7 seniles annos impletos mmikm
secuta est, ebd. Allb qui impleta iempora cessü.
Der Volkssprache eigentümlich ist der deiktische gebrauch von
tantum: Apul. met. IV 21 ne tantüium quidem, oder nee tamtiBmm:
so auch CIL. III 8986 quae nee tantum divüias firunüa nad dem
ganz entsprechend die italiänischen Wendungen im temto^ tmnimo^
besonders aber mit der negation: non tamto ■« *gar nicht', non piü
chetanto.
Wbsel. Osoae Bbbliso.
ERSTE ABTEILUNG
FÜR CLASSISCHE PHILOLOGIE
HERAUSQEOEBEN VON ALFRED FlECKEISEN.
51.
NOVELLEN ZU HOMEROS.
(fortsetzung von Jahrgang 1872 s. 1—9. 1873 s. 73—83. 1875 f. 513-517.
1876 8. 161—168.)
10.
Zu B 556. 57 und f 229—33.
Den allgemein als unecht eingeklammerten vers B 557 haben
bekanntlich schon die alten als eine fälschong bezeichnet, welche
Solon oder Peisistratos bewirkt, um sich gegen Megara auf eine Ur-
kunde für die ansprüche Athens auf die insel Salamis berufen zu
können, so glaublich diese erklärung erscheint, so sehr ans unglaub-
liche streift doch die plumpe unbeholfenheit in der ausführung der
fälschung, die man darauf hin diesen männem oder ihren beauf-
tragten vorwerfen müste. 'er führte sie, die schiffC; aber hin und
stellte sie auf, wo die schlachtreihen der Athener standen.' mehr
als befremdlich aber ist es, dasz der bedeutendste held nächst Achil-
leus mit kahler namensanführung abgefunden wird, zumal nachdem
seinem geringem namens vetter , dem Otleussohn Aias, vier yerse,
und überdies unter vorbereitender hinweisung auf diesen groszen
Aias, gewidmet worden sind, ich vermute daher, dasz der athenische
falscher nicht nur diese unerläszliche nähere bezeichnung des Sala-
minischen Aias unterdrückt, sondern auch der verkürzten erwfthnung
desselben eine andere als die urspriingliche stelle gegeben hat. in
der frühem gestalt des schiffskatalogs folgte sie wahrscheinlich un-
mittelbar auf die des kleinem Aias, also nach 535, und etwa so:
Aiac b* Alaxibcu) TcXa^ujvoc Kaprepdc utöc,
öc M^T * öpiCToc lr\v €lboc xal *Api^ia f pya
Tujv fiXXwv Aavaiüv ^€t' djbiu^ova TTriXciuiva,
^K CaXafitvoc öt^v buoKaibexa vfiac iicac.
Auch in der Teichoskopia hat dann derselbe falscher und ein-
schwärzer zwei oder drei verse ungefiLhr desselben Inhalts unter-
Jmh.rhuch«! tür cIm». philol. 1880 hft. 6. So
370 WJordan: novellen zu Homeros.
drückt, in denen Helene nach f 229 ouTOC h* Alac tcfx ireXuipioc
mindestens noch heimat nnd vater des Aias genannt hatte, weil sie
der politischen prätension widersprachen, welche jener Bchftltlings-
vers heurlranden sollte, denn schon die erwfthnung, dasz Aias als der
söhn Telamons ein enkel des Aiakos gewesen« würde die umstem-
pelnng des helden zum gefolgsmann Athens mit erdrückendem ver-
daichte heiastet hahen. sollten derselben absieht nicht anch noch
andere stellen zum opfer gefallen und so die aaf!&llige thatsache zu
erklären sein-, dasz die uns Yorliegende Ilias nirgend etwas erwähnt
Ton der vetterschaft der beiden haupthelden der Griechen, Achilleos
und Aias, durch ihren gemeinsamen groszvater Aiakos? höchst yer-
dSchtig sind mir denn auch die vier verse f 230 — 33. sie sehen aus
wie ein ungeschickter yersuch das durch ausschneiden der von Aias
handelnden yerse entstandene loch mit neuem flick zu verdecken,
denn allerdings würde die Verstümmelung des textes noch augen-
scheinlicher, wenn man auf f 229 sogleich 234 folgen liesze. dagegen
würde der letztere yers, wenn ihm noch jene drei mit dem vermute-
ten inhalt über Aias vorangiengen , die beabsichtigte Wendung zum
abschlusz dieser mauerschau weit schicklicher und minder auff&Uig
herbeiführen, als diese hereinschneiende hinweisung der Helene auf
Idomeneus, zu welcher keine frage des Priamos veranlassung ge-
geben bat.
11.
Zu A 62—66.
Wie die ganze gruppe A 46 — 66 am schlichten und klaren Vor-
trag, am leichten flusz und wollautigen tonfall der hexameter als gold*
echt erkennbar wird, so dasz man, von der grotesk renommistieelieii
Diomedeia und vollends von der elenden Doloneia herkommemd,
sich erlöst fühlt wie ein Schlittschuhläufer , wenn er nadi mühsam
überkletterter strecke voll erdiger schollen wieder auf Spiegeleis ge-
langt — so gehört der vergleich v. 62 — 66 zu den allersehönsteii
Homerischen, leider aber ist er nachträglich entstellt worden dureh
verhörung und verschreibung eines wertes, und gerade des letsteii
ihn vollendenden, welches das gegenglied zu q)äv€QC€ gebildet nnd
Hektors verschwinden mit einem medialen oder passiven imper*
fectum ausgesagt haben musz. das dafür eingetretene KcXeuunr
wirkt mit seiner form, dem participium, wie eine betäubende elir«
feige wo man eine liebkosung erwartet, 'bald kam er zun vorsclMiBt
bald unter den hintersten befehligend.' einen notdürftig passenden
sinn aber gibt es und sieht so einer jener modernen verböeerongen
frappant ähnlich, welche die selbstgewisse Weisheit der setzer sa be-
sorgen pflegt, ein ihnen unerhörtes oder ungewohntes wort halten
sie allemal für einen Schreibfehler und setzen dafür von den ihnen
geläufigen das zur not passende ähnlichste, wie es sb. mir noch nicht
begegnet ist die werte 'bewiegt' und 'schminken* auf dem oorrectur-
bogen anders gedruckt zu lesen als 'bewirkt', 'schmücken', ähnlidi
W Jordan: norellen lu HomerM. 871
nun hat an stelle von xeXcuuiv onprflnglioh ein gleieh aalaatendes
und klangfthnliches, aW seltenes wort gestanden, ein finaE cipriM^ov
das zur zeit der schriftlichen samlwng der Homerischen geeinge, ja
▼ielleicht schon in der letzten epoche der noch mOndlichen rhi^ao*
dischen Überlieferung obeolet geworden war. nieht genügend klang«
Ihnlich und gleichanlantend, dagegen mel zn gewOtelioh, nm schon
▼ergessen zu sein, wftre KaXiiirrero, das im flbrigen sowol dem sinne
nadi als zum verse sehr gat passen wtbrde. dagegen hat ein andsrea
wort, das alle verlangten merkmale vereinigt, hohe, an gewidieit
grenzende Wahrscheinlichkeit ftlr sich, gestlltst anf lat. eetere, anf
KcXmviöuiv und vor allem auf KcXotveipific behaupte ich dasz der
Ten ursprünglich gelautet habe :
fiXXoT€ b' iy irufidrotct KeXoivcTO.
Umstritten in diesem yergleich ist ausserdem noch oCXioc dcn^.
das beiwort begegnet nns nirgend wieder, die anslegong 'verderb-
lich' stützt sich, der sache nach, nur anf die voranasetzuig, dasz
hier derselbe 'böses verkündende imd den armen sterUidbeii viel
sengende hitze bringende' hnndsstem gemeint sei, mit welchem X 26
— 32 Achilleus verglichen wird; etymologisch nur anf oCXoc,
das von Ares € 461, von Achilleus 0 536 und vom traom der den
Agamemnon teoscht B 6 ond 8 ausgesagt, mittels 6XF6c aus 6Xoöc
gewonnen werden soll, jene Voraussetzung ist unerweislich, diese
etjmologie mindestens mislich und auszerdem überflüssig, denn es
liszt sich für die angezogenen stellen auskommen mit der unfrag-
lichen bedeutung von odXoc *kraus, wollig, rauh, durcheinanderge-
wirrt wie die härchen eines vlieszes', und übersetzen 'der rauhe Aree,
Achilleus* (für diesen ist dabei zu erinnern an A 189 cnfj9€Cav Xa-
cioici, wo damit offenbar seine brüst nicht bloss anschaulich als die
baarbedeckte, sondern zugleich metaphorisch als die wilde bezeich-
net werden soll) ; 'der krause, wirre, verwirrende traxmi', der dann
in seinen folgen allerdings auch verderblich ist. für den Übergang
der sinnlichen bedeutung in die metaphorischeist sogar die Zwischen-
stufe belegbar mit P 756 und 759, wo das wirre durcheinander des
geschreis, erst der stare, dann der Achaier mit odXov KCxXiVfOVTCC
bezeichnet wird.
Bekanntlich ist für oCXioc auch die lesart aöXioc überliefert
und Terteidigt worden mit der auslegung: *8tem dessen anfgang dem
birten zur beimkehr nach dem gehöfte das zeichen gebe, also abend-
stem.' die hinftlligkeit derselben liegt aber anf der hand. nur ein
dichter von gSnzlicher Unkenntnis der himmelserscheinungen, sicher-
lich aber kein beobachtender hirt könnte das beiwort in dieeem sinne
erfanden haben, da überhaupt kein stem auch nur etliche wochen
hindurch geeignet bleibt die heimkehrstunde ungefUir zu bezeich-
nen, am allerwenigsten aber die Venus in ihrer abendstemperiode,
wo sie in rascher verftnderung bald früher bald später und nurwfth-
rend weniger tage wenigstens annfthemd am dieselbe zeit sichtbar
wird.
372 W Jordan: novellen zu Homeros.
ouXioc verhält sich zu oöXoc wie bouXioc zu boGXoc, böXioc
za böXoc. von einem stem ausgesagt bezeichnet es denselben als wie
umvlieszt, umhaart von stralen, also entweder durch besonders leb-
haftes funkeln im äuge jene figur von vielen, einen mittelpunct kreu-
zenden radien erzeugend, welche für abbildung der steme üblich ist;
oder auch, was mich viel wahrscheinlicher ddnkt, geradezu comata^
haarstem. kurz ich sehe keinen grund , webhalb nicht unsere stelle
eben einen k o m e t e n meinen sollte, der vergleich gew&nne dadurch
eine feine beziehung mehr: Hektor verschwindet zwischen seines-
gleichen, wie der komet, der selbst ein nebelhaft erscheinendes
gebilde ist, hinter umnebelndem gewölk. auch könnte dann die ur-
alte Vorstellung von der verderblichkeit der kometen sowol schon
beim dichter insofern mitgespielt haben, als Hektor ihm eine für die
Achaier verderben drohende erscheinung ist, als auch später mit dazu
beigetragen haben , dasz man den begriff der verderblichkeit schon
in oöXioc auch etymologisch erkennen wollte, ich übersetze also :
ähnlich wie ans gewölk bald völlig sichtbar lam Vorschein
kommt ein komet, and loriick bald tancht in schattende wölken,
sah man den Hektor bald in den vordersten reihen erscheinen,
bald in den hintersten wieder verschwinden.
12.
Das wort wird ausgesagt vom meere, vom delphin und vom
schiffl die lexika geben für den delphin ^groszschlundig', für das sohiff
* weitbauchig', für das meer 'tiefschlundig', dh. entweder Mm stürm
tiefe wogenthäler bildend' oder 'reich an abgründen' ; sie setzen aber
¥rie zweifelnd hinzu , |i€TOiicfJT€a irövTOV werde von einigen erklärt
'grosze ungeheuer beherbergend'.
Für die richtigkeit der letztem erklärung spricht }i 97 bcXqpivdc
T€ Kuvac T€ Kai el iToOi M€i2Iov SXqci kt^toc, und am deutlichsten €421
KTiTOC ixi^a . . cid t€ noXXä Tp^(p€i kXutöc 'A|i9iTpiTT|. von ihr ab-
lenken lassen hat man sich durch den verzeihlichen irrtum, dasi das
wort T l^B ^CTÖp€C€V bk 8€Öc M€TO(Ki^Tea növTOV prägnant stehe,
mithin diejenige eigenschaft des meeres bezeichne, welche durch die
glättung beseitigt werde; wie denn ich selbst diesen vers noch irr-
tümlich 'denn uns glättet* ein gott des meeres gewaltige dünang*
anstatt ' ... die unthiere bergenden fluten' übersetzt habe.
Ablenkend gewirkt haben mag auch b 1 AaKcbatfiOVO lOiTibcc-
cav, wo letzteres am wahrscheinlichsten 'tiefthalig' bedeatet| aber
immer noch unsicher ist; wie denn schon die alten mit ihren mehr-
ftuihen und zum teil recht abenteuerlichen erklämngen (jxija KUTOC
^Xouca — eic i^v %r\Tr\ iKßpdcccTai — ja KaXafAivOuibTic wegoi x^ra
= KoXafiivOr] und KaXdjyiivOoc, minzkraut) bewiesen haben» daat sie
das wort nicht mehr verstanden, auch das mit Kf^TOC ähnlich laa*
tende kutoc 'gefäsz, hohlraum' hat vielleicht bei der deutung onaerw
Wortes, besonders wo es prädicat des schiffes ist, mitgespielt.
WJordui; noreOen tu Homerot. 373
80 wird es. denn anch 0 22, anageaagt TOm dfllphin im geges-
wtx ZD den andeien, kteia«)ren fischen die er jftgt and TerscUingt,
nicht bedenten 'groszschliindig', aondem 'ein grones seethier leiond*.
Was aber 70m schiff? die lo nahe liegende wie twingotde
lOsnng des rStbaels geben die anf Tuen, mOnun, genunen erhalte-
Ben abbildnngen IgjptiBcher, phOnikiaober, griechiadier sehifils. dio
schnBbel derselben liefen gewöhnlich aae in IuiIb nod köpf eines thier-
bildes, am hSnfigsten natflrLoh eines mehr oder minder phantastiach
gehaltenen seenngeheners ; wobei daran erinnert werden mag, daax
in den altgermsnischen dialekten nach der vorwiegend Üblichen gal-
lionSgur 'drache, meerd räche' als eine der geUnfigatenbenennungen
fQr das schiff vorkommt.
Wiederfaolentlich als ^eTOKi^nic beseichnet wird das schiff des
OdjTBsens 6 222. A 5. gerade für sein schiff aber hat una ein glfick-
lieber zafäll ein antikes leognia der mikroplaatik erhalten, welchea
die anslegong 'mit groaiem meerthierbilde Teraehen' oder 'ein groaiet
nngefaener vorstellend' anf das angenscheinlichate beatStigt. flaut
die hier reprodncierte , von OAntenrieth
in seinem Homerischen wOrterboch unter
Ceif>/|vouv abgebildete, von ihm, wie er
mir frenndlichBt mitgeteilt hat, ans Over-
beckfl 'bildwerken zum theb. und troiaohen
heldenkreis' tf. XXXIl u. 9, tod diesem ana /
Tischbeins Homer VIIJ 2 in der Galeria |
Omer. UI 95 entnommene gemme. sie ist 1
verhBltnismftsiig späten, nemlicfa rBmiachen \
orsprange, wenn auch vermatlich, wie fast
alle rSmischen gemmen, von einem grie-
chischen ktlnstler geschnitten. Ober dem
maat erblickt man ein inselchen, anf diesem
die Seirenen, schon in dreizabl, wShrend die Odyssee nnr von zweien
erzählt die zur rechten musiciert auf einem blasinstrument, die zur
linken auf einem h and Instrument ; die mittelste mit heranwinkend
Aber der brüst gekreuzten armen ist offenbar die aBngerin des lock-
liedes. alle drei sind schon mischgestatten von weib und vogel, wäh-
rend sie auf etruskischen Sarkophagen als langgawandige &aaen er-
scheinen und auch von Homer wol als weibli^e wesen in menschen-
gestalt vorgestellt wurden, da er es sonst schwerlich unterlassen
hatte der monstrositfit auch erwfibnnng zu thnn. je später aber nach
diesen nnhomerischen Vorstellungen die gemme zu setzen ist, desto
sUrker wird die beweiskraft ihrer Zeichnung des schiffes des Odjs-
seuB : denn dieselbe zeigt auf das deutlichste , daaz dies schiff auch
damals noch nach der ursprOnglichen , spiter verdunkelten bedeu-
tnng nnseree beiworts abgebildet wurde, man siebt dasz der kOnat-
ler die rudernde mannscbsft und den aie weit Überragenden, auf der
mastbank stehend mit rflckwltrts geiwBngten armen an den maat go-
bundenen Odysseus genau nach TOrachrift der verse n 176 — 60 ge-
374 W Jordan: novellen za Homeros.
schnitten hat. aber fast noch etwas höher über dem bug anfragend
als die kopfbedecknng des Odjsseus erblickt man auf gesohvmnge-
nem halse, der oben reichlich zwei, unten über drei mann diok er-
scheint, den nach innen blickenden köpf eines riesigen idVroc auch
ist am bug, in der mitte zwischen Wasserlinie und bordrand, noch
ein zweiter gehörnter thierkopf angebracht, namentlich aber das
erstere ungeheuer ist in so aufflüligen und übermässigen dimensio-
nen gehalten, dasz der künstler unzweifelhaft entweder direct nach
|i€TCtKr)T€i 6 222. A 6, oder doch mindestens nach einer auf diesen
versen beruhenden typisch gewordenen tradition gearbeitet haben
musz.
13.
Zu A 505—520 und 618—803.
Es ist zuzugeben, dasz die Verwundung Machaons nidit gerade
zu den glücklii^en erfindungen der erzählung gehört zwar abzu-
weisen sind die einwendungen, die man dagegen erhoben hat, dasz
sie erfolgt sei auf dem äuszersten linken flügel der Schlacht durch
den pfeü desselben Paris, der alsbald (581 ff.) auf dem rechten flügel
dem Eurypylos in den Schenkel schieszt. denn nachdem der dichter
ausführlich geschildert, wie Hektor zu wagen vom linken flügel nach
dem rechten und dorthin geeilt, wo Aias kämpft, darf er wol sÜll»
schweigend voraussetzen dasz ihm dorthin auch sein bruder gefolgt
sei. schon minder plausibel aber ist es, dasz ein arzt als dpicr€uuiv
geschildert wird, was doch ohne die andernfalls erforderliche er*
wähnung, dasz er sich ausgezeichnet in seinem beruf, also etwa
unter eigner gefahr pfeile ausschneidend und wunden verbindend,
nur bedeuten kann ^tapfer kämpfend', noch auffälliger ist, dasi
seine Verwundung die Achaier zum weichen bringt und dass der
Verfasser die einigermaszen mit äpiCTCUCvra dafür gelieferte moti«
vierung nachträglich selbst nicht genügend findet und zu diesem be-
hufe noch die besorgnis den arzt zu verlieren dafür geltend macht,
in der mechanik aber, welche die grosze Wendung der IUbs be-
wirkt, ist diese Verwundung Machaons ein haupthebeL desaea aeigt
sich auch der dichter deutlich bewust in den werten KOKoO b* dpa
o\ ni\e\ dpxn 604. die vorüberfahrt des wunden Machaon let es,
was Achilleus bewiegt Patroklos zu rufen und an Nestor su senden.
Nestors verschlag wiederum , Patroklos möge in AchiUens rfiatoBg
mit den Mjrmidonen zu hilfe kommen, führt die grosze entscheidong
herbei : denn seine klugen schluszworte 802 f. haben den freund des
Achilleus mit ruhmbegier erfüllt und gewonnen.
Gleichwol geschieht dann dieser begebenheit, die an sich keine
grosze bedeutung hat, aber auf das höchstmögliche folgenreich wird,
etwas unbegreifliches, obgleich nach der ersten erzählung 505—80
noch viermal (612. 13. 650. 51. 663. 64. 833—35) ausdraoUieii
und einmal andeutend (657) erwähnt, wird sie eine streoks weit
(618—43) nicht nur völlig ignoriert, sondern durch das mit ihrnn«
WJordaa: noTolleii bu Homerot. 876
tereinbar yorgetragene auf das zweifelloBeate Terlengnet. da hat
Neator den Machaon nicht wie einen verwundeten ans Teriorener
sehlacht in seine htttte geführt, gondem wie einen sa gemtltliober
nntethaltong 'beim becher abgeholten frennd. sie lassen sich erst
▼om Seewind kühl blasen, ndbmen dann sofiurt anf sesseln in der
hütte plats, trinken ein seltsames gebrin ans feorigem wein, kise
und mehl, zu dem das recept der Odyssee (k S34ft) entnommen ist,
▼on der zauberwürse abgesehen dassdbe gemisch, mit welohem Slrke
die ge&hrten des Odyssens in schweine Terwandelt, Usehen ihren
heiszen dnrst und vergnügen sich mit geeprSehen. kors, der gast
wird für einen verwundeten auf dse denkbar unvernünftigste be*
handelt und benimt sich für einen solchen als ant anf das unbe-
greiflichste, von einem herausziehen des pflails, einer Verbindung der
wunde erfolgt auch nicht die leiseste andeutung, so dass man da-
nach seinen sinnen nicht traut, wenn ihn der eintretende PatroUos
dennoch sogleich als toOtov ßcßKrui^vov bezeichnet.
Wie erklfirt sich das? sehr schwer und sehr leicht, schwer,
insofern es eine harte entschliesiung kostet, einem spiten ftlscher
ein gleich groszes masz von gewissenlosigkeit gegen den urtezt irie
von blinder Verliebtheit in sein eignes gemüchsel zuzutrauen; leicht,
sobald man diese annähme als unvermeidlich erkannt hat.
Darüber dasz die verworrene, übel stilisierte und unertriglieh
ausgereckte erzfthlung Nestors von seinen jugendthaten 668— -762
von einem interpolator herrührt, und zwar von einem sehr sputen,
der bereits die olympischen wettfiüirten mit dem Viergespann kannte
und sich auch durch eine menge sprachlicher eigentümlichkeiten als
um Jahrhunderte modemer denn die Homeriden verrftth, ist unter
den kennem von fach längst kein streit mehr.
Ich wage in dem Verfasser dieser Interpolation einen rhapeoden
zu vermuten, der am bofe des Peisistratos oder seiner söhne in Athen
lebte und vortrug. Nestor nun galt bekanntlich für einen ahnen der
Peisiätratiden. ihn durch einflechtungen beim vertrag Homerischer
gedänge zu verherlichen wird den hofpoeten eine dankveiheiszende
Schmeichelei gedünkt haben; wie denn sogar die coigectur einige
Wahrscheinlichkeit für sich hat, dasz der Nestorsohn Peisistratos
nichts anderes sei als eine erfindung zu gleichem zweck, solcher
liebedienerei also fröhnte zunächst die limgatmige erzühlung von
den heldenthaten des jugendlichen Nestor, da nun die im feldlager
vor Ilios sehr unwahrscheinlichen luzusgegenstinde, der blaufüszige
tisch (629), der eherne korb mit zwiebeln zum imbisz beim trinken
(630), besonders aber der höchst ausführlich beechriebene, eigens
▼on hause mitgebrachte kunstvolle, schwere, viergehenkelte, mit
acht pickenden tauben von gold verzierte pocal (682 — 37) ihre er-
wähnung der autopsie zu verdanken scheinen, so vermute ich femer,
dasz der rbapsode eben solche gegenstände im besitz seiner fürst-
lichen gönner kannte, auch sie sollten, und vielleicht nach einer
familientradition, als Nestorisch verherlicht werden, um ihre schil-
376 WJordan : noyellen zu Homeros.
derong anzubringen, schwärzte er die behagliche mahlzeit ein. weQ
aber zu einer solchen ein ernstlich verwundeter und des yerbandes
bedürftiger gast nicht zu brauchen war , liesz er die davon handeln-
den verse, die im urtext unmöglich gefehlt haben können, mit unver-
frorener keckheit einfach fort, aber vielleicht nicht alle, einer dieser
verse scheint sich , indem er kraft einer namensähnlichkeit ais dem
gedächtnis des rhapsoden sich als mttsziges flick einschlich, in der er-
Zählung von Nestors jugendthaten gerettet zu haben, es ist v. 741
f] TÖca 9dpfiaKa fjbn öca Tp^9ei cöpeia x^uiv. derselbe wird aus-
gesagt von der gemahlin des von Nestor erlegten Mulios, der tochter
des Augeias, der blonden 'ATOtMn^^i o^^® ^^2 im vorhergehenden
oder folgenden auch nur der leiseste anlasz ersichtlich würde, der
die erwähnung ihrer ausgedehnten arzneikunde berechtigte, sehr
ähnlich nun lautet der name der dienerin Nestors 'CKa^rjbT], welcher
ebenso wie 740 'ATOtjüiribiiv den v. 624 schlieszt.
Schon in meinen anmerkungen zur Odyssee habe ich auf meh»
rere fäUe aufmerksam gemacht, in denen unfraglich der gleiche oder
doch sehr ähnliche versschlusz denselben folgevers wie an früherer
stelle durch gedächtnisfehler irrtümlich nach sich gezogen hat. wie
vortrefflich passend und das vor allem zu erwartende vorbereitend
würde aber 741 unmittelbar auf die nennung der Hekamede folgen»
also auf die zweite hälfte des v. 624, die sich noch echt nach dem
urtext erhalten hat : denn das erste hemistichion TOici bk T€Cx€ KU-
K61UÜ gehört schon dem falscher an. aber es läszt sich noch mit siem-
lieber Sicherheit errathen was er ausgelöscht hat, um diese einlei-
tung zu seinen gerätschilderungen an die stelle zu setzen, es waren
die Worte xdv bt iboOc* dXeaipev . . .
So ergibt sich denn unschwer, was im urtext über die dem
Machaon zu teil gewordene behandlung gestanden haben wird, es
waren ungeföhr folgende verse:
618 ol 5* 8t€ bf| kXiciiiv NnAnidbeuj ä9(K0VT0
tc kXiciiiv dXOövrcc inX KXiCjiOici Kä6i2Iov.
TÖv bi IboOc' dX^aipev ^uirXÖKafioc '€Ka|i/ibTi;
i^ TÖca 9dp|iaKa fjbn öca Tp^9€i eupeia x6a»v.
ifjv fipCT * Ik Tev^boio x^pujv 6t€ ir^pcev 'AxiXXcöc,
OirraT^p ' *Apcivöou fietaX/iTOpoc, f^v o\ 'Axaioi
liekov , oövcKa ßouXQ äpiCT€U€CK€V dirävrwv.
f) ji^v Sp ' cTcibev aljia Karapp^ov ti drreiXric,
dtxou b* Icrafi^vT) Kparcpöv ß^Xoc ÜipxK * di^oC
€Ö Kai dnicTaii^vujc, dnö b* IXkcoc al^a KcXaivöv
\ll * libari Xiapuj, iiA b' i\ma 9dpfiaKa irdcce,
icOXd, Td bf\ fiiv fnauce fieXaivdujv 6buvdu)v.
644 ndTpOKXoc bk Oupijciv d9(cTaT0 usw.
WJordan: noveUen eq Homeroi. 377
14.
Zu 0 668—73.
Toici b* &n' ö<p6aXfiuiv v^qK>€ dxXOoc i&C€v "AOi^Vfi
OecTT^cio V ' li&ka hi C91 qnSuic t^vct ' d^cpor^puiBev tuw.
XU dieser stelle bemerkt Hentze: ^statt der von Nestors rede zu
erwartenden Wirkung folgen diese schon von den alten Terwor-
fenen, in dem Zusammenhang der enfthlnng ganz unbegreiflichen
verse, welche von der Zerstreuung eines TerhüUenden gewOlkes
durch Athene berichten, von dem die Yorhergehende erzfihlung
nichts weisz.' ähnlich urteilen auch andere erklirer, die nament«
lieh *da8 eingreifen Athenes in den kämpf trotz des Verbotes des
Zeus 6 6' auffällig finden und deshalb geneigt sind diese seilen für
flberbleibsel eines verloren gegangenen sttlckes zu halten, auf den
ersten blick sehen sie freilich so aus; auch unterstützt diese Ver-
mutung der sonstige zustand, in welchem uns dieser von Wider-
sprüchen wimmelnde, offenbar aus verschiedenen darstellungen des
kampfes bei den schiffen zusammengewürfelte gesang überliefert ist.
aber gesetzt auch , der letzte redaotor des teztos habe hier wirklich
ein solches fragment eingeflickt: die meinung, in welcher er das ge-
thauy und den von i h m beabsichtigten sinn und Zusammenhang kann
ich ganz und gar nicht unbegreiflich finden, eben das, was Hentze
vermiszt, hat er kennzeichnen wollen : die Wirkung der rede Nestors,
der grundirrtum, welcher Hentze und andere verhindert hat die stelle
zu verstehen, ist die Voraussetzung, dasz hier die rede sei von einer
physischen wölke, von deren ausbreitung dann allerdings vorher hfttte
berichtet sein müssen, von einer solchen weisz aber der text nichts,
er spricht vielmehr nur von einer psychischen umnebelung, von einer
welke des dunkeis, die den Achaiem von den äugen genommen wird,
sie sind bisher in panischem schreck wie toll und blind geflohen.
Nestors rede bringt sie zur Überlegung, zu sinnen, zur beurteilung,
zum deutlichen überschauen ihrer eignen läge und der des feindes.
Brauche ich noch zu erinnern an die so zahlreichen stellen,
nach denen in der Homerischen poesie die Wiederkehr der besonnen-
beit, der aus drohender gefahr errettende entschlusz, das klarwerden
eines förderlichen planes stets der einwirkung der Athene zuge-
schrieben wird ? wie jeder blitz und donner eine handlung des Zeus,
jede meereswoge eine regung Poseidons, jede gewandtheit im erwer-
ben, flbery orteilen und selbst betrügen ein ausflusz der gunst des
Hermes, so ist jede solche klftrung im geiste des menschen, auch wo
zuvor geschildert wurde, welche umstände die neue entschlieszung
ganz naturgemäsz herbeiführen konnten , eine function der Pallas
Athene in ihrem besondem und ständigen amt als eulenäugige, dh.
auch das dunkelste klar durchschauende geistesgöttin. aus rath-
losigkeit zur besinnung kommen, poetisch symbolisch ausgedrückt:
von der dämonisch verwirrenden (OcciT^ciov) augenwolke des dun-
keis befreit werden, und wieder ringsum alles in hellem lichte sehen
378 HRöhl: zu Ailianos [ncpl li3^\uy XI 10].
(9ÖUJC t^V€t' äjLi90T^pujO€v) heiszt der Homerischen Vorstellung,
auch wo es wie hier kraft guten rathes eines menschen geschieht,
von Athene erleuchtet werden, ohne dasz man dabei jedesmal an eine
besondere wunderthat der göttin zu denken hfttte. so meint denn
auch unsere stelle eben nur diese ständige fnnction, und keineswegs
ein eingreifen Athenes in den kämpf, jedenfalls in diesem sinne will
der anordner unseres textes die sechs verse verstanden wissen, auch
wenn er sie überkommen haben sollte als fragment, welches einst
in anderer Verbindung etwas anderes bedeutete, wfire letzteres der
fall, worüber ich nicht zu entscheiden wage, so läge die Vermutung
nahe, dasz diese verse ehemals von femstehenden und unbeteiligten
zuschauem ausgesagt waren, dann hätte vielleicht 8€CTr^ciov v^qK>c
dxXuoc gar nichts anderes zu bedeuten als eben die nach göttliclier
anordnung f&r das äuge der sterblichen einmal bestehende verdun-
kelnde Wirkung der ferne, und die beseitigung dieser augenwolke
durch die göttin des Scharfblicks die ausnahmsweise vergünstigang
entferntes dennoch deutlich zu schauen, der inhalt wäre eine ge-
eignete Vorbereitung des gesprächs zwischen Achilleus und PatrcUoB
TT 7 ff. doch bekenne ich einen völlig passenden platz nicht finden zu
können, der einzige allenfalls noch mögliche wäre nach TT 4; aber
da würden die verse das weinen des Patroklos, nachdem es doroh
ein gleichnis noch besonders hervorgehoben ist, von der darauf be-
züglichen anrede des Achilleus Tiirre öebducpucai etwas weit und
immerhin bedenklich ablenkend trennen«
Frankfurt am Main. Wilhelm Jordan.
52.
ZU AILIANOS.
Ailianos ircpi ^Iqiujv XI 10 s. 274 (Horcher) sagt über den Apis:
ÖTttv bk bioppeüq) f| q>r\\ir] töv Ocöv AlTunTioic icx^x^ai X^touco,
Tdiv TPctMfiaT^wv Tuiv icpuiv tivcc , olctrep oOv }x&Ä\\xa iraibi tn
TiaTpöc TTopaboO^v dicpißcöv töv inip tuiv a)fieiujv £X€TXOv, ^kou«
civ dvraOOa, od Tf\c 0€O9iXoCc ßoöc tö ßp^cpoc dr^x^^ koI Kord T€
Tf|v 091'iTTiciv Tf|v *€pfioO Tf|v TTpecßurd-niv oUiav ^Tcipouciv, Iv6a
önnou kqI biaiTrjccTai ttjv t€ irpidTiiv, ic f|Xiou m^v dvoroXoc
öpuicav, Tp09dc bk rdc toO ßp^9ouc unob^acOai ical ^dXayc
kavrjv * Tcrrdpujv xdp bei fitivüjv dv TdXoSi TÖvbc cTvai töv möcxov.
dirdv bk T^VT^Tai iKTpa9€lc . . iropO^euouciv auröv ic M^Mpiv. da
das Apiskalb in diesem hause nur so lange bleibt, als es nodi nidit
heu friszt, sondern saugt, so weisz man nicht was unter der nakrung
desselben, für welche das haus geräumig eingerichtet wird, lu ver-
stehen sei. es wird zu lesen sein TP090UC, und es sind damit die
ktthe, welche das Apiskalb als ammen säugen, gemeint.
Berlin. Hermann Bdei».
NWecklein: anz. t. Sept trag^et d*Eiiripide par HW«iL II« 4d. 379
63.
ZUR LITTEBATÜB DES EÜBIPIDES.
8EPT TRAO^DIBB D* EURTPIDB. TKZTE GREO RBOBlfSION MOUVBLLB
AVBC VN OOMMENTAIRB CRITIQUB BT EXPLIOATIT UVB ÜTTRO«
DUCTION ET DES N0TI0B8 PAR HbNRI WbIL. DBUXlteB iBl"
TiON REMAMi^B. Paris, Hachette et C^*. 1879. LV a. 805 t. lex. 8.
AUSGEWÄHLTE TRAOÖDIBM DBS EURIPIDBS. TIBRTB8 BAVDOHBM:
HiPPOLYTOS. ERKLÄRT VOR Th. BaRTROLD. MIT EIHBR
TAFEL. Berlin, Weidmannsche bachhandlang. 1880. XLII o. 107 s. 8.
Weil hat sich im vergangenen jähr um Enripides ein doppeltes
yerdienat erworben, das eine durch die TerOffentUchang des papyms
Finnin-Didot, durch welche er uns mit einem interessanten frag«
ment des Euripides überrascht hat, das andere durch die neue aufläge
seiner bearbeitung Ton sieben tragOdien des dichtere, unsere bespre-
diung dieses Werkes beschrBnkt sich, dm die erste aufläge allgemein
bekannt geworden und die beachtenswerteeten emendationen in der
annotatio criüca der ausgäbe von Nauck Terseichnet sind, auf die
zweite aufläge, auch über die einriehtung und elegante ausstattung
des buches, die allgemeine einleitung über leben und dichtung und
handschriften des Euripides , über die das wesentliche kurs susam-
menfasseuden besondem einleitungen und noten glauben wir hin-
weggeben zu dürfen, wir richten unser augenmerk gleich auf den
hauptsächlichen wissenschaftlichen gehalt , welcher in den unmittel-
bar unter dem text stehenden und von dem erklftrenden commentar
getrennten ^notes eritiques' niedergelegt ist dieser teil ist in der
neuen aufläge vorzugsweise umgestaltet worden, und wieder hat sich
der Scharfsinn und das kritische talent des hg. gUUizend bewährt,
wenn wir aber unsere freude ausdrücken über die ansehnliche zahl
schöner emendationen , so dürfen wir um einer richtigen Würdigung
des buches willen auch eine andere bemerkung nicht unterdrücken.
W. sucht jede Schwierigkeit zu bewältigen, jede partie seinem er-
messen entsprechend zu gestalten und auch stellen, wo vorsichtige
kritik ein manum de tabula gebieten musz, in Ordnung zu bringen,
daher stehen manche Vermutungen im texte, bei denen von einer
Sicherheit oder Wahrscheinlichkeit der änderung keine rede sein kann
oder auch der an den Euripideischen etil gewOhnte sofort die ele«
ganz dieses stils vermiszt wir wissen ja diesen mangel zu entschul-
digen, das bestreben den griechischen text durohgehends besonders
für die schule lesbar zu machen hat auch seine berechtigung. wenn
Iph. A. 509 mit bwfAOCiv, Med. 384 mit oliceiav ein fehlerhaftes
metrum zum Vorschein kommt, Or. 1395 ein nirgends existierendes
wort CTOväxou in den text gesetzt wird , so *quandoque bonus dor-
mitat Homenis'.
380 NWecklein : anz. y. Euripi<ieB Hippolytos von ThBarthold.
Das erste der behandelten stücke ist der Hippolytos. eben
kommt die neue bearbeitung dieser tragödie von ThBarthold in
meine bände, da es einen eignen reiz hat zu beobachten , wie zwei
gelehrte zum teil unabhängig von einander sich an der kritik und
erklärung schwieriger partien versucht haben, und zu vergleichen
zu welchen ergebnissen beide gekommen sind , so benutzen wir die
günstige gelegenheit und ziehen die ausgäbe von Barthold bei. nach
den vorarbeiten des hg. konnte man dem erscheinen derselben mit
interesse entgegensehen, und die erwartung ist nicht getenscht wor-
den : wir haben eine respectable wissenschaftliche leistung vor uns.
die einleitung behandelt 1) den mythos von Hippolytos undPhaidra
vor Euripides, 2) des Eur. MttttöXutoc CT€9avTl9Öpoc , 3) ander-
weitige künstlerische behandlung der Phaidrasage. die etwa 25 Sei-
ten einnehmende inhaltsangabe und Charakteristik der personen hal-
ten wir für eine unnütze zugäbe , die dem interesse der schule sogar
nachteilig ist, indem sie dem lehrer den stoff für passende sohüler-
arbeiten entzieht, auch die damit verknüpfte besprechung scenischer
einrichtungen gehört zum teil nicht hierher, dagegen ist die bei-
gäbe zweier bilder von einem Sarkophag in Girgenti wol angelnrachi
und sehr lobenswert, den text begleitet ein ausführlicher commen-
tar; es folgt ein metrisches Schema, ein anhang über dialogrespon«
sion und endlich, ein kritischer anhang. wenn man ins äuge faszt,
dasz die ausgäbe zunächst für die schule bestimmt ist, so wird man
über den commentar nicht gleich günstig urteilen wie yom wissen-
schaftlichen standpunct ans. Schwierigkeiten beleuchten und am
rechten ort eine kritische note bringen kann nur anregend wirken
und das nachdenken wecken, wenn aber aUer streit der meinnngen
vorgetragen , alles in frage gestellt wird , überall Unsicherheit und
unentschiedenheit zu tage tritt, dann kann dem schüler die lectOre
leicht Terleidet werden, wozu zb. die anm. zu 778 ßonöpo^€fT€
TTävTCC o\ Txi\ac h6\x\jj\: «da irävrec in der besten hs. fehlt, ver-
mutet Nauck: iou iou ßoiibpo|i€iO' öcoi ir^Xac. aber der vers ist
nicht gut gebaut vielleicht: irdvrec o\ rr^Xac rdxa»? einmal ist
die Überlieferung gewis richtig, wenn TidvTCC auch in A fehlt; zwei-
tens ist TQxa unbrauchbar ; drittens begreift man die methode nicht,
nach welcher, weil irdvTCC fehlt, Toxa für böjiiuiv gesetzt wird, man
lese dann die turbae zb. zu 1370 ff. aber auch in den erkl&renden
anmerkungen tritt oft diese Unsicherheit hervor, so wird zu 200 die
möglichkeit gelassen, CuTr/jx^^c mit irpÖTroXci zu verbinden, ein
kenner musz wissen , dasz €UTTfJX€ic nur zu x^tpac gehört, lu 982
wird die wähl gestattet zwischen der beziehung auf Tbeseus und anf
Hippolytos, während man nur an Hippolytos denken darf; zu 1429
zwischen der Verbindung 6 <t>aibpac eic ck fpujc oO aipidi^Tai
dvuivu^oc Tr€Ci()V und der durchaus verwerflichen constmction 6 ck
ck Tr€Cd)V f pujc DU citn^ccrai dvubvufioc. während wir bei Weil zu
grosze entschiedenheit , müssen wir darum hier zu grosze Unsicher-
heit als mangel hervorheben, und doch stehen den
NWecklein: anz. y. Sept tng^et d* Eoripide par HWeiL 11* id. 381
noten wieder erklftrungen gegenüber wie zu 149 X^ov 6* Circp
'parenthetisch zu nehmen: ebenso wie tlber das festland', woran
nicht im entferntesten gedacht werden darf! auch noch in einer an-
dern beziehong erinnert der oommentar bisweilen an eine antiquierte
methode der erkläning, nemlich in den willkürlichen ergttniungen*
so wird zu 203 fif| xot^eiruic pCTdßoVXc b^fiac bemerkt : cxaX€iT<I»c
sc Ixovca, im unmut» wozu bedarf es dieser erginsung und was
berechtigt dazu? zu 294 tuvoikcc a!b€ cuTKOdKTavai vöcov heisit
es: Mer inf. ist von einem zu ergftnzenden licovcti, irpöOufyioi ab-
hSngig.' kann man auch OK. 335 o\ b* au6ö|A€»M0t itoC V€av(cu
iroveiv; sei es iKavoi sei es npöOufioi ergftnzen? vgL KrOger diaL
55, 3, 7. als eine zugäbe, die man gern entbehren würde, erscheint
uns das Schema der dialogresponsion, welches neben dem text durch
griechische buchstaben veranschaulicht wird, würden wir eine freude
daran haben , wenn wir etwa Goethes Iphigenie mit einem solchen
Zahlenschema ausgestattet sehen sollten? am wenigsten sollte man
aus dem flüssigen Zahlenschema die unechtheit eines verses ableiten,
so möchte B. 423 als interpolation betrachten, um für die rede der
Phaidra die Symmetrie 15 • 15 • 10 • 10 • 7 zu gewinnen, allerdings
kann der vers unbeschadet des sinnes wegbleiben, aber für seine un-
echtheit ist nicht der geringste anhaltspunct geboten, und wenn
man die rede nach dem inhidt abteilen will, so wird man richtiger
so gliedern: 15 • 15 • 10 -(~ ^ ' 1^9 clamit aber auch auf eine schöne
Symmetrie verzichten, vor allem mOchte man auch den text von un-
nötigen bei- und zwischenschriften rein gehalten wissen, wenn auch
hierin B. nicht so weit gegangen ist wie Köchly in seiner ausgäbe
der Iphigeneia. doch wir wollen hier nur die wissenschaftliche seite
der ausgäbe in betracht ziehen, und von dieser seite verdient dieselbe,
wie gesagt, alle anerkennung.
Mit recht bemerkt Barthold im vorwort, dasz Bemhardys urteil
über den sehr reinen und bis auf lücken in dem melischen teile gut
erhaltenen text des Hippolytos sich wenig bestätige. Barthold glaubt
dasz das stück besonders durch interpolation gelitten habe, und hat
etwa ein halbes hundert verse als unecht unter den text gesetzt, in
vielen fällen wird man dem hg. beipflichten müssen; übrigens hat
in den meisten nicht er zuerst an interpolation gedacht, sondern nur
ein consequenteres verfahren als andere eingehalten, manche glau-
ben sich viel eher zu jeder möglichen änderung als zu der annähme
einer interpolation berechtigt, eine gesunde methode wird diesen
grundsatz nicht billigen, so will Weil 29^33 durch beseitigung
verschiedener worte und silben in folgender weise herstellen: koX
npiv jbitv dXGciv TTivbc Toiav ckoro | n^Tpav . . KaTÖi[iiov | t^
Tficb€ vaöv KÜTTpiöoc, IttttoXOtip b* km. \ tueX H 9iic€üC usw.
diese emendation scheitert an dem unverständlichen, jedenfalls nicht
stilgerechten ausdruck 1iTTroXuT({i b' Im. mit recht hat B. die von
OJahn und Schliack gegen die echtheit dieser verse vorgebrachten
gründe gebilligt und noch hinzugefügt, dasz in 84 — 87 von der reise
382 NWecklein: anz. y. Earipidee Hippolytos von ThBarthold.
der Pbaidra in einer weise gesprochen werde, dasz man erkenne, es
sei vorher noch nicht davon die rede gewesen, nach einer Vermutung
Yalckenaers will B. die meisten interpolationen auf den 'ImröXinroc
KaXuiTTÖfievoc zurfickführen. dazu stimmt es wenig, wenn dieselben
meistens nicht blosz um des zusammenhange willen , sondern such
von Seite des inhalts und ausdrucks verdächtigt werden, mit Wahr-
scheinlichkeit lassen sich dem ersten Hippolytos nur 477 — 81. 809
mit 825. 866 — 70 zuweisen. — Zu 67 hat B. die treffliche emenda-
tion von Cobet aitXi^cvTa gar nicht erwähnt. W. schreibt & ^efäXov
Kar' oupavöv vdcic eÖTTar^pciav auXdv, Z^vöc iroXuxpucov oIkov.
aber das schwanken der hss. zwischen & . . vaieic und a1 . . verfrr*
erweist die ftnderung von Cobet alTXi^evra . . vatouc' als richtig,
auszerdem beseitigt Cobet oTkov. aber das epitheton cörroT^pcia
kommt nur der gottin zu, weshalb Oaisford €UTTaT^p€i' &v' aöXdv
schreiben wollte, da dv' adXdv ohne epitheton nichts besagt und da
eher oTkov als aöXdv sich [als unechter zusatz zu erkennen gibt, wer-
den wir die ganze stelle so zu schreiben haben: aitXdevra KOT.'
oöpavöv va{ouc* euirar^peia Zavöc iroXuxpucov aöXdv.
— Die verse 79 — 81, welche B. mit Dindorf streicht, tragen durch-
aus Euripideiscbes gepräge an sich. B. hätte auch nicht bemerken
sollen, dasz sie zum teil aus Bakchai 316 wiederholt seien, nachdem
ich das umgekehrte an der überlieferten lesart dcoic . . €fXT)X€V er-
wiesen, denn zu öcoic gehört das ao. erhaltene £v€CTtv , während
€!Xr]X€V das von Person hergestellte öcTtc erfordert. sohOn ver-
mutet B. dasz in 77 nach dem schol. ^apivrj zu lesen sei. — 121 f.
erklärt B. : 'Okeanosfels heiszt ein wasser sprudelnder felsen.' die
gewöhnliche deutung Vasser soll sprudeln vom Okeanoe her ein
fels' bezeichnet er fds unstatthaft, da crdZouca X^T^TOt nicht ftlr
CT&Leiy X^T^Tai gesetzt werden könne , mit recht, gegen die noch
mögliche erklärung *man erzählt sich von einem felsen , der wasser
vom Okeanos her sprudelt' bemerkt er: die Troizenischen franen
können von der benachbarten felshöhe, auf der ihre freundin wftsohp
trocknet, nicht wie von einer ihnen nur durch hörensagen bekannten
localität sprechen, auch dies lassen wir gelten, da aber die steUong
der werte und die sache selbst, wie man aus dem scholion erkennt,
die Verbindung von 'QKeavoG fibwp fordert, so kann B.8 erkllmng
nicht richtig sein, wir müssen an eine poetische ausdrucksweisa
denken, welche man zb. aus Or. 331 Tva ^€CÖfiq>aXoi X^vrm
MuxoC, Soph. Trach. 638 fvO' 'CXXdvwv dropal KX^ovrot, OT. 1461
fvOa KXfgerai oö^öc Ki9aipi()V , OK. 57 erlrennt. in erinnenmg an
diese redeweise können wir auch eine Ungereimtheit entfernen, welohe
in OK. 1594 oö xd Oiic^uic TTepfOcu t€ K€iTai iricr* dtA EuvOi^jüUZTObiB
jetzt unbemerkt geblieben ist. nicht 'wo das bttndnis desTheseus nnd
Peirithoos liegt', sondern 'wo der nach dem bttndnis benannte pbilt
liegt' ist der richtige ausdruck. dies aber heiszt in der dichterspraeiia:
oiS Td 9r|c^uic TTeptOqi KaXeirai iricr^dclEuvOifiMaTO. wir haben
also die stelle des Hipp, zu erklären: *ein ort ist benannt nach
NWecklein: aas. ▼. Sept trag^diet d'Euxipide par WfimL II« ed. 883
einem felsen, der wasser vom Okeasoe sprodelt.' — Die Schwie-
rigkeit in 131 f. will 6., indem er mit Kirehlioff das in AB fehlende
KoCra als interpolation betrachtet, mit folgender ändenmg beeeiti«
gen: T€ipOfidvav viv ^x^iv fvrocte Mfiac voccpocv olicufv. hiunn
misfllllt voc€pav besonders nnmittelbacr nach b^uic Weil behftlt
Koirqi bei nnd schreibt : TCtpo^^vctv voc€p^ Ko(ti)i b^UK £vt6c {x^iv
oIkov. dem satze, dessen snbject oTkov sein soll, fohlt das poetisdie
geprfige. bei der erw8gang, dast das snbject fehlt, dast das in den
hss. nnstttte KoiTOi auf ein gloesem hinweist, dasz dagegen der aos-
dmck voc€p& KOini durch 180 voccpfic bt^jma Koitoc empfohlen
wird, gibt die rflcbicht aaf 160 eövoia b^beroi folgende emenda-
tion an die hand: TCipOfA^vov voccpAc aÖT&v b^poc dvrdc ^x^^
Koirac. dasmisTerstftndnisdessinnesftIhrtezndemglossemobaiiv,
nnd daraas gieng die weitere nnordnnng herror. — 185 C erklftrt
Weil: 'apr^s Kcrr* d^ßpodou cröfUiTOC, on s*attend k oö icaOUvot
ciTOV. an lien de cela, le po6te ponrsnit ainsi: ctenir son corps dans
Fabstinence dn fruit de Corte»' richtiger als B. : *ieh hOre dass sie
schon drei tage vom ambrosischen nmnde her den kOrper nnbertthrt
▼on speise hftlt.' von allem abgesehen hdsrt Konrd nicht Won • . her*«
indes fügt B. seine bedenken hinzn, nnd diese bedenken scheinen ge-
rechtfertigt aber mit der ändemng Tdcvbe kot* äßpAroc sind ein-
mal nicht alle Schwierigkeiten beseitigt; dann mtisaen dieser ftnde-
rung zn liebe auch die werte des respondierenden verses umgestellt
werden: q>op€a iropq)upeou die responsion ist nicht genan. dervers
soll als docbmius gelesen werden; aber man begreift nicht, wie sich
der docbmius hieher verirre; 127. 137 sind trochftisch zu lesen. Här-
tung hat dßpujcicji fUr d^ßpocicu vermutet, und alle Schwierigkeiten
werden gehoben mit rdvö' dßpuicicji «= iropqnjpea q)dpii (vgl.
133 q>apii A£, 9dp€a die übrigen). — Zu 149 empfiehlt B. die Ver-
mutung von Weil xujpoOc' t&TT^p ireXdTOUc. W. selbst ist davon
zurückgekommen und gibt der änderung von Dindorf X^P^^u 6*
vrrrip it. den vorzug; x^pcou soll in der bedeutnng des Homerischen
dtTpirr^TOu stehen, in der Verbindung mit iteXdTOUc scheint uns dies
kaum mOglich ; man denke nur an das Aischyliscbe x^pcaTov kO^.
da auch änderungen wie kqI bid X^P^OU Xifivoc 6' imkp ir* oder
X^pcou 6' &TT€p (ebenso wie über das festland) nicht passen, scheint
allerdings xuJpoOc' das ansprechendste zu sein. — 228 hat W. mit
recht die treffliche änderung von Heimsoeth ö^aXäc in den text ge-
setzt, damit flQlt manches weg von dem was B. zu der stelle be-
merkt. — Die werte dTvdc fiiv x^^x^c al^aroc q>^pcic; 316 wer-
den von B. nicht ganz richtig erklftrt: *8ind deine hftnde denn wol
auch von blutschuld rein?' vielmehr will dies die amme als eigent-
lich nicht in frage kommend hinstellen: *von blutschuld rein sind
deine hftnde? das brauche ich eigentlich nicht zu fragen.' vgl. Her-
mann zu Med. 676. — Da die erklftrung von iv bi col XeXdiiiOMat 324
'bei dir werde ich bleiben' kaum richtig sein kann, verliert die Inde*
rung ia ^* dncXOoOc*, welche B. 823 in den teit setzt, ihre unterläge.
384 NWecklein': anz. v. Earipides Hippolytos ?on ThBarthold.
auch der gleiche gedanke 333 f. spricht gegen diese änderong. — In
der ersten aufläge hatte W. die Umstellung von Hirzel 329. 332. 331.
330 aufgenommen, nunmehr ist er zur hsl. Ordnung zurttckgekehrt
('331 se rattache si bien ä 330, qu'il faut renoncer k la transposition'),
und auch B. erwähnt die Umstellung nur beiläufig, aber die erwide-
rung ouKoOv X^touca TijiiujT^pa 9av€i schlieszt sich so unmittelbar
an öXet, tö \xiYTO\ irpätM' ^^oi Ti|if)V 9^p€i an, dasz wir, da aller-
dings 331 nur nach, nicht vor 330 an seinem platze ist, 330. 331
als interpolation betrachten müssen. — Zu 364 bemerkt
B. : 'vielleicht äuszert die chorführerin den wünsch zu sterben , be-
vor sie selbst an sich eine solche Verwirrung erfahren müsse, vgL
528 f. (irplv cdv naOeiv KardXuciv 9p€VU)V ?).' da er weiter nichts
hinzufügt, scheint er meine emendation der stelle irplv c&v Ö9X€iv
xaTdXuciv 9p€vüüv nicht gekannt zu haben. — Gut stellt W. 369
her: Tic ö TTavdfiepoc c' öb€ xpövoc m^MVCI ; ebenso ist seine erklä-
rung 'cette joum^e, avant de finir, que te r6serve-t-elle?' richtig,
nicht die von B. : 'was erwartet dich jetzt täglich fOr eine (schlimme)
zeit!' — Mit recht setzt W. 406 die werte difiTVUJCKOV KaXwc in
klammem; aber auffallend ist seine erklärung von fuvfi T€ npöc
TOicb' ouca: 'et une femme qui s'adonne ä cette passion et & oes
actes.' den gedanken des dichters 'und dasz ich auszerdem ein weib
sei — ich vergasz es nicht — ein gegenständ allgemeinen hasses'
macht am besten Med. 889 deutlich: dXX' ic^xiv oiöv dgiev ouk
ip6j KttKÖv , T^vaiKec. — Die redensart dfiiXXdcOai ßiqi erkllrt W.
'le disputer ä la vie , durer autant que la vie' richtiger als B. 'eine
edle gesinnung überdauert das leben' oder 'ist mehr wert als das
leben', der sinn ist 'hält stand dem leben, hält nach im leben'. —
Die bedenken, welche B. gegen den Zusammenhang der gedanken in
437 — 443 geltend macht, können wir nicht teilen, man mnsz nur
die sophistik der amme verstehen, um zb. zu begreifen, wamm sie
öptal b* clc c' dn^CKimiav Ocäc als Trepiccöv o&b^v bezeichnet die
Verbesserung von Valckenaer in 441 oö Tdpa Xüei ist an und für
sich so evident und durch das scholion oi XuciTcXet, oA CUfup^i
so sicher gestellt , dasz es ein unrecht ist sie nicht in den täct zu
setzen, schwieriger sind die folgenden werte Tok £pu»ci TUIV irAotc
6co\ T€ ji^XXouc', ei Oaveiv auTOUc xp€uiv. W. erwartet den ge-
danken : 'il n'y a donc point d'avantage pour les amants ä dtre pay^s
de retour (ou bien, a tächer de fl6chir Tobjet de leor passion), s'ils
sont obligds de mourir.' danach müste man die werte 5cot T€ \Uk-
Xouc' als ungeschickte ergänzung einer lücke (tux€iv £puiTOC) be-
trachten, allein Einmal sehen die werte selbst nicht danach ans;
zweitens erweckt die entstellung von oö rdpa XÜ€i in out' dpa T*
DU bei das vertrauen, dasz auch hier eine ähnliche corrup'tel voiliege,
die sich mit gewöhnlichen mittein beseitigen lasse, leicht ergibt sich
daraus vöcov jiiaXdcceiv. ganz entsprechend ist der gedanke:
'man musz die krankheit zu lindem suchen, nicht gleich an das ster-
ben denken' oder 'liebe ist eine krankheit, die auch geheilt werden
KWecklein: ans. ▼. Sept trag^es d'Eiiripide par HW«iL !!• ^ 385
kann, nicht gleich notwendig zum tode fllhren mnaa.' — Die Schwie-
rigkeiten in 468 — 70 hebt B. dadurch, dasz er die verae kurzweg
auswirft, obwol er selbst zugesteht dasz ein gleichnis recht am platze
sein würde, wenn er bemerkt dasz die verse unmöglich fdr echt
gelten können , weil sie des ungehörigen so viel enthalten, so zeigen
schon die schollen, aus welchen KaXuiC in KavdiV, böfioi in bOKol
emendiert worden ist, dasz ursprünglich der text anders gelautet
hat, die corruptelen also für die unechtheit nichts beweisen, ich ver-
mute oub^ cT^inv &v eic Komip€q)€ic bOKOuc xavdjv äxpißiikcicv.
leicht konnte ctc in fjc übergehen; als dies aber geschehen, muste
boKoi für botcouc geschrieben werden. — 491 dXXd Tdvbpöc die
Tdxoc bioiCT^ov erklärt W. Tdvlnpdc — rd dybpöc. aber rdvbpdc
kann nur toG dvbpöc bedeuten, ansprechend schreibt 6. oö XÖTUiv
€ucxTlM<^vuiv bei c *, dXXd tdvbpöc * di Tdxoc bioicr^ov töv cdOöv . •
XÖTOV. — Zu 506 vermutet W. dvciXf^O/jcofAai (revolvar)^ was sich
kaum mit dem dichterischen stil, B. q>€UTUi, XavOdvouc' dXibco^ai,
was sich nicht mit der prftp. elc vertrttgt eher könnte man clc ToCd'
6 q>€UTUü ndXiv toOc' dXtJ&cofiat verstehen. — In den folgenden vers
bringt sinn und Verständnis die emendation von W. cl toi bOK€t cot
Xpi\ ji \i* ivöc dMapTdvciv, TÖb* oöv mOoO fioi. — W. verwirft 649
die Verbesserung von Matthiae leiiac* an* €lpcc(<;i und vermutet
dTT ' dpTOtcifiv. ansprechend bezieht B. cipcciqi auf die luftfahrt der
lole (Plut. parall. 13), wenn auch dem hOrer oder leser damit viel
zugemutet wird. — 550 hat W. die Verbesserung von Musgrave
bpo^dba Tdv (tiv ') ''Aiboc üjctc Bdxxav aufgenommen ; mit recht
bemerkt dagegen B. dai*z tiv' unmetrisch, Tdv unlogisch sei. B. tilgt
im antidtr. vers Tdv und behält bpofidba Ndib' önuic T€ Bdicxotv bei.
abcT der tilgung von Tdv ist das versmasz nicht günstig, dann läszt
sich bpcjidba vdiba nicht gut verstehen. B. erinnert an die von Pan
verfolgte vujLi9a Ndic Hei. 187; aber genügt, um an einen solchen
Vorgang zu erinnern, das epitheton bpojidba? auch würde 9UTdba
dann eher geeignet sein, während bpcjidba der bakchantin zukommt
und darauf hinweist, dasz lole passender blosz mit einer bakchantin,
nicht mit einer nymphe und bakchantin zugleich verglichen wird.
darum wird die Überlieferung vdtba (votbav) infiaivdbaTlv'zu
ändern und zu schreiben sein bpo^dba fiaivdba tiv' CbcTt Bdicxotv
(äs' TOKdba Tdv AiOTÖvoio BdKXOu). — Sehr gut bemerkt B. zu
576 dKOucaO' oioc K^Xaboc t\ böfioic iriTVCi, dasz irirvei unmög-
lich richtig bein könne und der begriff ^ertönt' erwartet werde, seine
frühere Vermutung ktuttci verwirft er jetzt, weil dies blosz von
einem durch schlagen oder auftrete^ mit den füszen entstehenden
lärm gebraucht werde, es läszt sich mit Sicherheit herstellen : K^Xa-
boc fvbov icTaTai. vgl. ßof|v, Kpaur^v, iaxdv Icrdvai HerakL
128. Iph. T. 1307. Or. 1528. Iph. A. 1039. Aisch. Cho. 885, Oöpu-
ßoc YcTaTai ßonc Phil. 1263. als ENAONIC in EN AOMOIC verschrie-
qen war, wurde aub Tarai ein irgendwie passendes wort gemacht.
— 585 schreibt W. für iaxdv nach dem schoL yp* luidv, dvri
J«hrbachei Tur rls«t. philol. 18S0 lirt.6. S6
386 NWecklein: anz. v. Euripidee Hippolytos von ThBarthold.
ToO q)U)viiv , irapd tö Mvax kqi dvaTr^jUTrccOai, weil sich diese ety-
mologie auf i-dv zu beziehen scheint, idv. allein da hundert mal in
den hss. iaxdv für dxdv geschrieben ist, fragt es sich , abgesehen
von der Unsicherheit jener Voraussetzung, ob die Variante Idv der
lesart dxdv vorzuziehen sei. die weitem ftnderungen von W. Y€Tui-
veiv ÖTTor fjioXev fpoXe coi biä miXac [ßod] sind im höchsten grade
unsicher , weil von vom herein keine notwendigkeit der Snderang
vorliegt und weil eine änderung auf die andere gebaut ist. nichts
destoweniger hat sie B. in den text aufgenommen und seinerseits
KOTd an die stelle von ßod gesetzt. — In der folgenden scene soll
nach der meinung B.s Phaidra sich hinter der statue der Ejpris ver-
borgen halten ; es genügt wol sie auf die seite treten zu lassen. —
638 entspricht die lesart ^qiov dem sinne des Hippolytos besser
als ^qiCTOV. B. will weiter schreiben to \xr\bkyf ouc*, d^rjxavoc. die
Wiederholung des wertes in 643 spricht nicht für, sondern gegen
diese Verbesserung, in jeder beziehung ansprechender ist die emen-
dation von Nauck viuxeXfjc (tö }xr\bkv oöca, vu)X€Xf|c edriOiqi). —
645 steht elc T^vaiKa wol nur, weil eic Ti^vaiKUiviTiv vorschwebt.
— 715 schreibt W. tv bk Tidv CTp^q)Ouc' ifw eupoCca ^Opa Tf]cb€
cupqpopdc ^X^} ^* stellt die verschiedenen verbesserangsversuche
zusammen, an der änderung von W. misföllt Tidv, wofür man irdvra
erwartet , und auch ^Opa scheint hier kaum passend zu sein, da es
mehrere möglichkeiten gibt der stelle eine einigermaszen entspre-
chende gestalt zu verschaffen, kann nur eine streng methodische
emendation wert haben, zunächst weisen die lesarten der beiden
hss.-classen eiipriMa bryia und €upr|pa br\ rx auf eupiiMOi bi^ bin. man
hat keinen grund sowol bf\Ta wie br] n ganz zu beseitigen , znmal
brj ganz an seiner stelle ist. weiter führt Ix^ ^^^ der erklSrung der
scholien peTarp^Trouca xai TtoXXd boKi^dZouca xal €ic iroXXd ^ctq-
q)^poucd pou Tf)v TVWMTiv tv jiövov la^a tt^c cupq)opäc cOpov auf
eupoCca. es fragt sich nun, wie wir von eöpripa bf) auf eöpoOca
kommen, da uns der begriff la^a fehlt, den der sinn fordert und der
scholiast gelesen hat, so werden wir eupHpa brj auf eupoGc' dKOC bi\
mit übergeschriebenem tapa zurückführen, endlich verlangt der sinn
den gegensatz Sv . . TToXXd oder £v . . Trdvra. wir werden wieder
zum teil im anschlusz an W., in rücksicht auf die erklärung des schol.
eic TToXXd p€Taq)^poucd ^ou Tf)v TVWMnv und auf den dichterischen
Sprachgebrauch Tidv CTp^90Uc' ^ttgc schreiben, so dasz sich uns fol-
gende emendation der ganzen stelle ergibt: Svb^, TrävcTp^q>OUC*
Ittoc, eupoOc* dKOC bf| Triebe cupq)opac ^x^* übrigens kann
nicht, wie B. glaubt, dvrJK€CTOV in 722 eine anspielung auf dicoc
enthalten, da dviiK€CTOV eine gewöhnliche bezeichnung für ^todbrin-
gendes' ist. — Zu 7 33 f. bringt B. eine conjectur vor, an deren rich-
tigkeit er selber zweifelt ; er hätte lieber die verbessemng von Her-
werden T€voi]biciv xöovöc f| TTTcpoOccav öpviv Bcöc fv ^€ iroravafc
d. Geiri erwähnen sollen. — unverständlich ist es mir, waram 737
weder W. noch B. von der emendation &X|Liac notiz nimt. — 739
NWecUein: anz. v. 8ept trag^es d^Euripide par HWeiL !!• iä. 387
tilgt B. TTCrrpöc, im actistr. v. 749 ^cXdOpuuv und schreibt Zovdc
TTapd KOiTäv. schon diese doppelte Sademng erweckt bedenken, zu
welchem zweck soll jemand ircrrpöc interpoliert haben? es scheint
vielmehr aus rröpou entstanden zu sein (vgl. Aisch. Prom. 532.
806. Perser 493. Cho. 366). — 741 hat W. crdrac für airf&c ge-
setzt; aber sicher ist 751 mit Bmnck 0vaTOic itlr Ocotc zu schreiben.
— 746 haben die hss. ccjiivöv T^p^ova va(ujv TP* Kupuiv: W. nimt
KupurV; B. va{u)v auf; weder das eine noch das andere gibt einen er^
träglichen sinn: es soll ja die folge von 6 TrovTO|i^buJV irop<pup^ac
Xi^vac vauratc oök^O* öböv v^jiict angegeben werden, die hsl. les-
art weist deutlich auf das hin, was der sinn fordert: C€^vöv T^p^ova
Kpaivuiv. — Ansprechend und durch die scholien gestützt ist die
ftnderung von W. in 758 ff. fj T^P dn' d^q)OT€puiv fjv KpT|c(ac T*
Ik tSc bücopvic, fTTTttO' d)C KXcivdc *A6dvoc, Mouvixou t' diafic
Tv* iKb/jcavTO usw. — Weder W. noch B. hat an dTrctXXdccoucd t*
dXT€tvöv q)pevOüV fpurra 775 anstosz genommen, und doch berührt
es eigentümlich zu hören, dasz Phaidbra sich erhSnge, den guten
ruf wahrend und von ihrem herzen die schmerzliche liebe bannend.
Phaidra stirbt vielmehr, um ihrem hause die schände zu ersparen
und weil das schuldbe wustsein sie drückt (719 ff.), der sinn ver-
langt also dTraXXdccoucd t* dXTCivöv 9p€vuiv ^iac^ou vgl. 317
xctpcc }xtv dTva(, q)pf)v h* ix^x jniac^d Tt, 1448 dvatvov 9p^va,
Or. 1604 dxvöc f&p €i|Lit X^tpoc. f dXX* oö rdc 9p^vac. augen-
scheinlich ist ^puira eine ungeschickte erklftrung zu jniacfüia, wie
zb. 873 oiuivöv an die stelle von dpvtOoc getreten ist. — Was
B. zu 809 vermutet, dasz wegen x<>XäT€ aus dem interpolierten
v. 825 ^kXu€8' für ^kXücqG' aufzunehmen sei, ist gewis richtig.
es ist eine gewöhnliche erscheinung dasz^ wo die erste silbe von
Xueiv, Oueiv lang sein musz, von den abschreiben! die formen mit
c gesetzt sind, so 671 Xuc€iv für Xu€iv. — 863 setzt B. zu TTpoC-
caTvouci die erklärung des schol. ^buvouct. besser wäre die er-
klärung gewesen, welche die scholien anderswo von diesem ver-
bum geben, ^i^vriCKOuci. denn caiv€tv, Trpoccaivetv wird gesagt
von dem was als bekannt oder traut anmutet, gesiebt oder gehör
berührend oder durch die erinnerung vor die seele tretend: vgl.
Soph. Ant. 1214 Traiböc jLi€ catvei q)6ÖTT0C, OK. 319 q>atbpd touv
dn ' öjLijLidTUiv caivei jiie TrpoccTetxouca , Aisch. Prom. 835 ci TUüvbc
7Tpoccaiv€i c^ Tl. der wol bekannte abdruck des siegeis erweist
sich als der toten gattin angehörig. — 916 hat B. mit Markland
TToXXd )LiavOdvovT€c für das unpassende iröXX' dfiaprdvovTec ge-
schrieben; ungleich besser ist, was W. dafür gesetzt hat, iroXXd
MaCT€UOVT€C. — Die gründe warum ich 942 als interpolation be-
zeichnet habe scheint B., nach seiner gegenbemerkung zu schlieszen,
nicht richtig aufgefaszt zu haben. Theseus staunt über die grösze
menschlicher frechheit und meint, wenn es so fortgehe, werde sie zu-
letzt so gro8z werden , dasz 6ine erde nicht mehr ausreiche sie zu
fassen, diese frechheit braucht nicht an vielen personen hervorzu-
26*
388 KW'^ecklein: anz. v. Euripides Hippolytos YOn ThBarthold.
treten; die zahl der bösen kommt gar nicht in betracht, da ancb
Theseus nur über das onmasz von frechheit des 6inen Hippolytos
staunt. — Von 950 f. ouk fiv TriOoIpiiv ToTci coTc KÖfiiroic iffh
Geoict TipocGeic d^aOiav 9pov€iv kokuüc geben W. und B. ganz ver-
schiedene erklämngen ; W. ^tes fanfaronnades ne me persoaderont
pas de manquer de sens en attribuant de Tignorance anx dienx, en
croyant les dieux capables de se tromper ainsi sur la Yalenr d^
hommes', B. betrachtet 9poveiv KaKUic als folge oder äuszenmg der
dpaGia : Vollte ich deinen umgang mit göttem glauben , so würde
ich diesen selbst die unklugheit zutrauen, (den wert eines mensebon)
schlecht zu erkennen.' man kann im ersten augenblick zwischen den
beiden auffassungen schwanken ; aber die rücksicht auf den gewöhn-
lichen gebrauch von TTiG^cOm lehrte dasz der inf. q)pov€iv von iriOoi-
^nv abhängig , die erklärung Ton W. also die richtige ist — 953
schreibt W. Tpoq)dc KaTirjXeu' für ciTOtc KairrjXeu*, aber mit dieser
änderung wird kein brauchbarer gedanke erzielt ; passend ist der ge-
danke den B. in der stelle findet: 'betrüge die leute mit dem scheine
der heiligkeit, den du dir durch deine pflanzenkost zu geben weiszt' ;
diesem sinn aber scheint nicht öcioc KaTrrjXeue, wie B. schreibt, son-
dern öciav (oder öcta) KaTnfjXeue zu entsprechen. — Von den Wor-
ten prJT' dnaTT^^Xetv Kaxd prJT* dvGuTroupTeTv alcxpd gibt B. eine
merkwürdig verkehrte erklärung : 'unrecht zu rathen oder gar zur
ausfuhr ung schmählicher dinge behilflich zu sein.' der klare sinn
der Worte weist auf forderung und gegenleistung hin. was soll die
deutelei : «dvGuTroupTCiv, genau : dem anschlag der auftraggeber mit
geheimer ausführung zu entsprechen»? — Mit recht hat W. 1002
die emendation von Toumier ou (ftlr di) in den text gesetzt —
1046 stellt B. mit W. nach 1048; während aber bei W. der umge-
stellte vers sich auf 1029 bezieht, hat er bei B. seine beziehnng ver-
loren, da dieser 1029 aus dem text entfernt hat. — Zu 1051 (oubi
^r|VUTf)V xpovov bilei) koG' fijiuiv bemerkt B.: entweder *zu meinen
gunsten' oder weder im feindlichen noch im freundlichen sinn, aber
Hippolytos will sagen : 'selbst meine schuld zugegeben muszt du doch
warten , bis die zeit den beweis dafür bringt' — 1070 ist natflr-
lieh zu Tipöc fjirop ein verbum nötig und es genügt nicht mit W.
zu sagen «sous-ent. xu^P^i^* wenn B. gegen die ansieht, dasz alat
ursprünglich auszerhalb des verses gestanden und das nOtige ver-
bum verdrängt habe, die Symmetrie geltend macht und deshalb
lieber mit Bothe alai in naiei ändern möchte, so gibt iiatei irpöc
fjirap, wie die von B. angeführten stellen Or. 1063. fr. 969 zeigen,
einen ganz falschen, hier völlig unbrauchbaren sinn; jene Symmetrie
bedeutet nichts, und aiai kann ebenso gut wie nachher 1078<peii
auszerhalb des verses stehen, man wird aber nicht aus Aias 938
XUip€t einsetzen, sondern dort, wie ich in meiner ausgäbe des Aias
begründet habe, xpi^i schreiben und hier XP'^^ ergänzen. — ScblSn
sind die emendationen von W. zu 1117 ßioTOV euTUXOir|V und 1149
^K irarpuiac drac, töv oub^v airiov. — Grosze verwirmng hat eine
NWecklein: aoz. v. Sept tragWet d*£uripide par HWeiL II« 4d. 889
gewöhnliche corrtiptel 1148 hervorgenifeii. nachdem W. in der
ersten anflage angemerkt: 'le schol. ezpliqne mal Tdfyii'jXioi. — T(
ir^^irCTC; pourquoi laissez-vous partir?* sdireibt er jetzt mit Din-
dorf ZuT^^x^ XdpiTCC und versteht es von der ehelichen liebe, da dia
zSrtlichkeit des Theseus die Verbannung des anschuldigen jünglingi
bewirkt habe, noch schlimmer werden die guten Chariten bei B.
mitgenommen: 'vorwflrfe an die Chariten, dasz sie die Unschuld
leiden lassen.' womit haben sie diese vorwtUrfe verdient? *der chor
meint wol, dasz sie den schütz des unschuldigen, lebensfrohen jflng-
lings hStten übernehmen sollen , da sie selbst reprftsentantinnen der
heitern unschuldvollen Jugend sind.* aber fragen wir nicht, wie rie
diesen schütz hStten ins werk setzen sollen, sondern schreiben wir
TT et fQr t(, und die Chariten begleiten wieder, wie es sich gehört,
den holdseligen Jüngling — wohin? das fragt der chor. — Zu 1186
eäccov f\ \ifOi TIC führt B. Iph. T. 837. Bakchai 747. Androm. 929
an. die letzte stelle gehört nicht hieher. Bakchai 747 steht nach
der collation von Wilamowitz die lesart Oäccov f{ ck Suvdipat fest ;
Iph. T. 837 geben die hss. f\ XÖTOiciv, und man wird jetzt nicht
dort mit Härtung t\ \ifOi Tic, sondern vielmehr an unserer stelle f^
XÖTOICIV zu schreiben haben, da man erwarten müste dasz sonst
der dichter wie Bakchai ao. f{ X^€iv Ttv ' geschrieben hfttte. Xdroiciv
hat wahrscheinlich auch der schol. gelesen und nur ungeschickt er-
klSrt : dvTl ToO Tax^uic , ä^ia toTc Xötoic küX irpö toO nXtiptikai
auTÖv TÖv XÖTOV, woraus W. auf f\ X^xciv viv schlieszen will. —
Mit recht bemerkt B. zu 1194 f. Kdv Tiipb* tnf\ft K^vrpov elc X€T-
pac Xaßujv rruiXotc öpapr^, dasz ö^aprl) sowol zu iy Tifibc wie zu
TTioXcic bezogen ein unnützer und geschmackloser zusatz sei. wenn
er aber nach der interpunction von Reiske iru)Xotc * ö^cipr^ mit be-
seitlgung von iq>* äpjbiaTOC schreiben möchte: öjiiapT^ b* dvaßoüjv-
T€C irpöcTToXci, so ist die metrische h&rte, welche er dem £uripides
zumutet, zu tadeln, sollte nicht ö^apT^ aus öpoxX^ verschrieben
sein? das verbum Ö^OKXeTv hat auch Sophokles £1. 712 tinroic
6^0KXr)cavT€C. — 1270 macht dpq)ißaXuiv Schwierigkeit gegen
die erklSrung 'couvrant de ses ailes les jeux des amants' macht W.
geltend , dasz dazu das epitheton djKurdTUi schlecht passe, aber für
den sinn 'embrasse (tonte la terre)' fehlen die werte, noch weniger
kann man in den worten den gedanken finden, welchen B. vermutet:
'er fiberschüttet sie mit schnellem geschosz*; weder bedeutet ä^<pi-
ßdXXetv 'überschütten', noch kann trrcpii^ nach irotKiXöiiTcpoc *ge-
schosz' heiszen. will man nicht d|Liq)ißaXdiv als einen unnützen Zu-
satz streichen, so musz man nach cOv b* (drei) an die Vorstellung
denken, welche man Ant. 344 KOuq)ovöu)V T€ qrfjXov öpviOu)V d^q>i-
ßaXibv &fe\ . . circipaici biKTuoicXuiCTOic findet, und entsprechend
liüKUTdTifi in dpKucTdrui ftndem. — 1292 Tmivöc dvui pcToßdc
ßioTOV 'den lebenspfad in veränderter richtung aufwärts schreitend*
ffir 'als vogel dich emporschwingend' ist nicht blosz ein gekünstel-
ter , sondern ein unmöglicher ausdruck. wenn B. hinzufügt «andere
390 NWecklein: anz. v. Euripides Hippolytos von ThBarthold.
nehmen jueraßäc mit dem schol. «= ji€Taßr)cac, peraßaXufV, wie Ei.
728 dcTpuiV jiCT^ßac* öbouc Zeüc», so begreift man dieses citat nicht,
da man hier die form jLi€T^ßiiC€ hat. gegen meine änderung ^CTaßac
ßiÖTOU wendet B. ein, dasz Theseos durch die Verwandlung in einen
vogel nicht aus dem leben scheiden würde, aber er würde aus dem
leben dh. aus der mitte der lebenden scheiden, wie ja auch ßioc ge-
braucht wird. — 1417 f. schreibt W. 860 ic äiipov . . äiai KttTa-
CKrJTTTOuciv : *non , dans les t^ndbres m6mes des enfers, les dieux ne
laisseront pas sans honneur (vengeance) ton corps frapp6 d'un mal
destructeur par le bon plaisir de Venus.' wenn B. zu der stelle an-
merkt: * damit wird dem Hippolytos auch für das schattenreich noch
eine weitere Verfolgung der Kjpris in aussieht gestellt, freilich nicht
ohne räche: ein schlechter trost!' so verkennt er wie W. eine Wen-
dung der griech. spräche, nach der das tempus des verbum finitum
dem gedanken nach dem participium, dem hier finiiiot (dnjiuipriTOi)
gleichsteht, angehört, ein beispiel liefert Iph. T. 682 ^T^Xiipov (bc
bf| cf|V KaciTvf|Tr]V TOM^v. ich weisz nicht recht, wie W. die stelle
auffaszt ; er bemerkt nur zu ifOiMUfV Mevant 6pouser'. aber ich glaube
dasz er mit recht y^mOüv als futurum erklärt, obwol nach 696. 915
Pylades bereits der gemahl der Elektra ist. das futurum hat bezug
auf ^Y^Xripov: 'damit deine Schwester als meine gemahlin erbin
werde.' der gedanke unserer stelle ist also: Venn du auch im Hades
bist, so soll der zom der göttin, der sich auf dich gestürzt hat, nicht
ungerScht bleiben', und für diesen gedanken sind keine änderungen
nötig. — 1450 bevorzugt W. die lesart dqpinc, B. die andere äq>i^C€ic.
es sind beide lesarten zu dq)ieTc zu vereinigen; immer zeigt sich
bei dieser form ein schwanken der hss. — 1434 findet B. mit recht
8€d»v (GeXövTiüV oder) dtöviuiv natürlicher als 6€div bibövTuiv. —
1453 vermutet ansprechend W. djx^Ke, xat cu X<x^P€*
Das zweite stück bei Weil ist die Medeia. unter den neuen
emendationen hebe ich besonders die zu 1013 ToTa fäp (für raOra
Tdp) und zu 1266 Kai 2:aji€vf|c <pövov q)6voc djueißCTm; henror.
nur musz an der letztem stelle, da der gedanke nicht ist *mord ver-
gilt mord', sondern 'du läszt mord auf mord folgen (mord mit mord
abwechseln)', 2[ajie vf|C q) ö v o u (q6voc dpeißerai geschrieben werden.
vgl. Or. 1007 djLieißei (activ) Gavarouc Oavdxwv. — Gegen die til-
gung von ^tt' 135 dürfte das versmasz sprechen. — 306 schreibt
jetzt W. mit Prinz cu b' ouv q)Oßei ^€ und bemerkt dazu: 'Ja Variante
cu b' au semble provenir du vers 305.' mit cu b* oSv wird nur das
richtige sachverhältnis verdeckt. Hirzel wollte den vorhergehenden
vers TOic b' au TTpocdvTT]C' eijii b* ouk dtav coq)i^, weil die zweite
hälfte aus 583 stammt, streichen; Prinz hält nur die zweite hilfte
für unecht, gewis mit recht: denn der erste teil sieht nicht wie eine
interpolation aus. die lesart cu b* au führt uns auf das richtige: cu
h* au q)oßei ji€ ist eine erklSrung zu col b' aO irpocävTr)C als cö
b ' aO q)o߀i ^€ in den text gekommen , wurde natürlich nach TOIC
M^v €ip* £Triq)9ovoc das entsprechende TOic bk hergestellt und der
NWecklein: anz. v. Sept tragddie8 d*Euripide par HWeU. II* ^. 391
Ifickenbafte vers mit hilfe einer andern stelle ausgeftUlt. die ganze
stelle lautet also: coq)f) faß oOca toTc ^^v €i|Li' £iriq)8ovoc, col b*
aSirpocdvTiic mh ti tiXtuuijucX^c irdOijc. zu der bedeatong von
irpocdvTiic, nach welcher es wie die begriffe des fürcbtens behandelt
wird, vgl. Or. 790 Keivö jbioi MÖvov 7rpöcavT€C, \xf\ Gcoi n' oTcrpifi
KOTdcxuict. — 466 möchte W. jetzt T^ujccq ^€TicTU)v clc ^vdpteiav
KaKUJV setzen : 'pour (marquer) la r6alit6 Evidente des plas grandes
mechancet^s.' aber dväpTCia ist kein poetisches wort nnd der ganze
ausdruck hat keine poetische ftrbung. an der Überlieferang ist nichts
auszusetzen, im ersten augenblick kann man allerdings irovi]piav
für dvavbptav erwarten, aber man mnsz nur weiter lesen und den
gedankengang der Medeia, der um der kräftigen begrttszung willen
umgekehrt ist, verstehen : 'du hältst das fOr mut mir unter das ge-
siebt zu treten ; nein du bist der feigste mensch und nur Schamlosig-
keit zeigst du durch dein kommen.' man wird auch ifXuiccq ni(^t
als 'une cheville* betrachten, wenn das betonte TXubccq den gegen-
satz von selbst angibt: 'im herzen fühle ich es noch mehr als ich es
sagen kann.' — 642 setzt W. die änderung von Herwerden äirro-
X^^ouc b ' €uvdc c^ßouca guMq>pövuiv in den text und schreibt seiner-
seits noch Kpivui (X^XH T^vaiKÜJv). dem sinne fehlt noch öines: die
eintracht der frauen bedeutet für sich selbst nichts; der eheliche
friede (dirroX^pouc euvdc) wird nicht erhalten, wenn der mann aus-
schweift; es musz also cuv€uvu)V für yuvaiKi&v gesetzt werden
(Euji<pp6vuiv xpivu) X^xn cuveijvuiv). — Die änderung 649 djbi^pav
Tdvb' f\ 'Eavucm * mötuiv b' oC tic äXXoc ist ganz unwahrscheinlich,
der überlieferte text gibt sich von selbst als gesund zu erkennen, und
wenn man die erklärung 'mOchte ich eher sterben, wenn ich diesen
tag erlebt habe* als geschmacklos betrachten musz, so bleibt keine
andere übrig als diejenige die ich gegeben habe, die W. für unzu*
lädsig hält. — In 713 beEai bk x^P? Kai bÖMOic £<p^CTiov ist bisher
unbemerkt geblieben , dasz der Sprachgebrauch (b6jiU)V , buipdruiv
^9^CTioc findet sich an zahlreichen stellen) wie der poetische stil
böjiUJV iq>icTxoy/ fordert, es begreift sich leicht, wie bö^uiv nach
Xiupqi in böjicic übergieng , und nur wer mit der poetischen diction
nicht vertraut ist, wird einwenden dasz auch das überlieferte bö^otc
sich rechtfertigen lasse. — 798 f. vermutet W. Ttui* ri TOi Zfjv K^p-
boc ; olciv QU irarplc (oder Tia-nPip), ouk oIköc dcnv, ouk diroCTpoq>f|
KttKuiv ; so dasz die worte sich auf die kinder beziehen. Hirzel hat
nemlich mit recht geltend gemacht, dasz Medeia, die sich eben des
lebens versichert und bei Aigeus einen Zufluchtsort gefunden hat,
nicht an das sterben denken kann, aber gegen die änderung von W.
genügt es auf den Zusammenhang mit dem folgenden und auf die
jetzt unpassenden worte oi)K dTrocTpo<pf| KaKuüv zu verweisen, ander-
seits wird man W. vollkommen beistimmen, wenn er gegen Hirzel,
der den ganzen schlusz der rede für interpolation erklärt, die schOn*
hcit und trefflichkeit der partie hervorhebt, es bleibt hiernach nichts
anderes übrig als die stelle in einen andern gedankenzusammenhang
392 19 Wecklein: anz. v. Sept trag^dies d'Euripide par HWeiL II* 4d.
zu bringen dh. der ersten bearbeitung zuzuweisen. — 1110
schreibt W. jetzt: ei bi Kupr|cac (oder Kupf^cav) bai^uiv ourvuc
q)poCboc ^c ''Aibriv [Gdvaroc] Trpoq)^pu)V toutouc. er macht darauf
aufmerksam , dasz die scholien von QdvaTOC und cuipara t^kvuüv
nichts wissen, und betrachtet cuijuara t^kvduv als eine interpolation
aus 1 108. aber abgesehen von der diction kann , wenn ba(^uiv von
der entraffenden gottheit zu verstehen ist, von dieser nicht q>poOboc
ic ''Atbiiv gesagt werden, es bleibt also nichts anderes übrig ala
die Worte GävaTOC Trpoq)^puiV cw^aiti t^kvujv ftlr interpolation zu
erklären und die erklärungsversuche der scholien wie Snderungen
(Kuprjcac, KUpr|C€i) und interpolation daraus abzuleiten, dasz man
die vorgefundene Überlieferung ei bh Kupficai bai^uiv oÖTOC q>poC-
boc ic ''Aibi^v nicht zu trennen wüste (ei bl Kuprjcat, bai^ulv) und
darum nicht verstehen konnte. — Sehr beachtenswert ist die note
zu 1233: 'transition brusque. on dirait 1233—35 d'une autre main
que 1230 — 31.' es gilt wol von diesen an und für sich tadellosen
Versen das gleiche wie von 798 ff.
In der Hekabe^ welche zu den besterhaltenen stücken des
Euripides gehört, hat W. am wenigsten neues gebracht eine schöne
emendation scheint uns xd^aKe OpijKiui 1155 (für Kd^aKO OpQKiav),
wodurch einklang mit biTTTuxou CToXtc^aTOC erzielt wird. — 96 f.
will W. , um den mangel der diäresis im ersten , den anapSst nach
einem dactylus im zweiten verse zu beseitigen, die worto in sehr
freier weise umstellen: dir' i^iäc, dir' ^päc TÖbe, baijiovec, odv |
Uereuu), Tr^pqiaTe iraiböc. der gleiche anstosz kehrt 145 wieder:
W 'ATaM^pvovoc Ik^tic Tovdxuüv, wo Nauck licrfip oder 'Axa^^^VG*
voc Sl* Ik^tic Tovdruiv vermutet, da wir in beiden fällen \k€T€uu>
und \k4.t\c haben , müssen wir vielmehr schlieszen, dasz \k€T€Üui wie
iKTeuu), \k^tic wie Yicrtc gesprochen werden konnte, man bnuicht
also nur in 96 oOv umzustellen: dir' iiiac, drr' tiiac oOv TÖbc irai-
böc. man erkennt leicht den grund , warum ouv einen andern platz
erhielt. — 297 TÖiüv cOüv xal jLiaKpiuv öbupMdTwv KXuouca Sp^jvouc
ist noch ein unpoetischer ausdruck unbemerkt geblieben, es musz
heiszen ifdouccoucKal jiiaKpOüV öbupMdTUüV . . Bprjvouc und e« gilt
}iiervon dasselbe wie von der oben behandelten stelle Med. 713. —
339 musz die form npöcTTiTve wie 786 iriTVUi hergestellt werden. —
Dasz 355 die lesart TrapG^voic t' der lesart irapG^votc vorzuziehen
ist, hat Mekler in seiner abhandlung über die caesura media im iam-
bischen trimeter des Euripides gezeigt, es ist dann zu interpungieren:
b^ciroiva . . Ibaimctv ^, TwvaiEi irapG^voic x* dTrößXeirTOC ^^ra,
— 497 erklärt W. die worte fipujv p^v eijüi', öpuic b4, ^oi Ooveiv
cTt) Tiptv aicxpqi TrepiTreceiv Tuxq Tivi: 'Talthybios dit que sa vie
ne saurait plus etre trds-longue, puisqu'il est vieux; et que oepen-
dant, en voyant ce spectacle, il craint de vivre trop longtemps.' ich
glaube dasz der sinn vielmehr folgender ist: *als einem greise kommt
mir zwar eigentlich ein solcher wünsch nicht zu, aber doch spreche
ich ihn aus.' — Weil 580 die conjectur von Heimsoeth TOidb' d|yiq>l
NWecklein: anz. t. Svpt trag^et d'Earipide par HWeiL II« ^ 393
coO *X^TOV Teicvou Oavövroc zu sehr von der hsl. lesart d)c X^iuv
(X^TOv) naiböc Gavouciic abweicht, schreibt W. d^qpi cou 'X^tov ir.
0. aber diese ändemng ist bei solcher Stellung der worte unmöglich«
es wird wol bei KXuurv^ wie ich früher vermutet habe, sein bewenden
haben müssen; doch braucht man die stelle nicht weiter zu Sndem
als in folgender weise: TOidb' d^q>l cf)c kXüuiv ir. 0. buCTUX€CTdTiiv
öpui iraciüv TWCttKuüv, €ÖT€KVuiTdTT)v bi c^. — 620 hat W. die mit-
teilung von Wilamowitz übersehen, dasz der Marcianus von erster
band KCÖTeKVuiTcrra hat. diese lesart weist noch mehr darauf hin«
dasz KoXXtCTa nur glossem ist zu e^rreicydrraTOU denn niemand wird
den schwulst von (b irXeicr' ix\uy KäXXicra K€UT€icvi(nraTa vertei*
digen wollen, eine stelle wie Iph. T. 273 f{ Nrtf)^uic dräXpaO', öc
TÖv €UT€yf) iTiKze irevnfJKOvra Nrip^buiv xopöv kann uns zeigen,
was der dichter geschrieben hat: iZi irXcTcr" ix^JV äTdX^ar' €UT€-
icvuirara. — 699 stellt W. zwei dochmien her, indem er licßoXov ftlr
lKßXr)TOV schreibt und aus A q>oviou aufhimt. diese herstellung
wäre ganz methodisch, wenn nicht eine weitere Änderung im folgen-
den verse notwendig würde, damit durch die Verlängerung der end-
gilbe von bopöc die continuitit der dochmischen periode gewonnen
werde, wenn nun gar W. nach Umstellung der worte i|ia^ä6i)i iv
Xeupq als dochmius gelten lassen will, während man doch i|iO|Ad8t)i
' V Xcupd lesen musz , so wird dw ganze kritische process hinftllig,
und es musz also umgekehrt der mangel der oontinuität den beweia
für die richtigkeit des iambischen trimeters abgeben. — Für unnötig
und ganz unrichtig halte ich die ändemng 1069 TiO^^evoc itiX irobl
KOT* txvoc x^poi mit dererklärung *en mettant avec le pied lamain
dans les traces que je 8uis% worin besonders KOT* Ixvoc nicht ^u
seiner rechten bedeutung gelangt ; doch verweise ich auf die anmer-
kung welche ich in der neuen aufläge der ausgäbe von Pflugk zdst.
gegeben habe.
Bei dem nächsten stück, der Aulischen Iphigeneia, sind
wir einigermaszen überrascht, dasz sich W. so treu geblieben ist. von
dem gesunden urteil und geschmack desselben hatten wir eine unbe«
fangen ere Würdigung der gründe erwartet, welche neuerdings in ver-
schiedenen abhandlungen gegen die echtheit verschiedener partien
und gegen die auffassung, die auch W. vertritt, vorgebracht worden
sind. W. verteidigt nemlich die soll man sagen conservative, soll
man sagen radicale ansieht, dasz das stück, wie es uns vorliegt, im
groszen und ganzen aus der band des Euripides hervorgegangen, dasz
die sprachlichen und metrischen verstOsze, welche den schlusz ent-
stellen , gewöhnliche corruptelen seien und von dem masz anderwei*
tiger textverderbnisse nicht sonderlich abweichen. 1611 f. möchte
W. ^pour rötablir le mdtre et pr^ciser le sens' für ciiiZouci 0' o&c
(piXoOciv fjjLiap Toip TÖb€ I Gavoucav ttbe koI ßX^iroucav iratba
cr\y schreiben: c\xilo\)Q\ 8' oOc cpiXoCcr iratb' £k eTbc cf|v | 6avou-
cov fJMOip Kai ßX^TTOucav au röbe. kann jemand an eine solche
Änderung glauben? musz man nicht vielmehr annehmen, dasz jene
394 NWecklein: anz. v. Sept tragedies d*£uripide par HWeiL !!• ÄL
verse überliefert sind wie sie — natürlich ein stümper — geschrieben
bat? zu 1577 bemerkt W. : 'ici les critiques triomphent. les päSens,
disent-ils, toumaient les yeux vers le ciel, quand ils priaient: donc
ceci est ^crit par un chr^tien. la r6pon8e n'est pas difficile. si les
Grecs regardent ici la terre, ce n'est pas ä cause de la pridre qui va
etre prononc^e, c'est pour ne pas voir Taffreux sacrifice. cf. la note
de Fimbaber.' aber nachher steht der diener wieder gesenkten haap-
tes da (KdcTr]V veveuKUic 1581), und doch nimt er gleich das ver-
schwinden der Iphigeneia wahr, im ei*sten teil dieses botenberichts
ist die ungeschickte nachahmung der Hekabe augenscheinlich. 1574
würde Euripides dKpatq)vtc alpa geschrieben haben; aber der nach-
ahmer hat die worte b^ai xodc jiOU . . KÖpr|C dKpaiq)vtc a\^\ 6 coi
bu)poüjLie8a CTparöc Te xdT^ mit dxpavTov at^a KaXXiirap6^vou
bißr\c verschönert, doch wir wollen uns hier auf diese vielbehandelte
frage nicht weiter einlassen, eine genaue ausscheidung des echten
und unechten ist ja nicht mehr möglich, da, wie wir an einer andern
stelle gezeigt haben, das ursprüngliche stück eine systematische Um-
gestaltung erfahren hat; es sind zwei besondere eigentümlichkeiten
des Euripides, nemlich der unvermittelte prolog am anfang und der
deus ex machina am schlusz beseitigt ; der interpolator hat die recht
unnütze und zwecklose rolle des Orestes eingeführt; ihm gehören
auch verächiedene Übergänge und einige die äuszere handlang be-
treffende Partien an. — Unter den emendationen von W. heben wir
besonders die zu 400 hervor : xal caqpn t€ KdvbiKa. — 149 schreibt
er jetzt: TTP. fciai idbe. Af. KXr|8piüv b' i^öppoic f^v oöv iro^-
naic dvTrjcr)c, irdXiv H öp^ac ceie x^Xivoüc. hierinist oOv (*en
effet') nicht am platze und TrdXtv il öp^dc (*dans la direction oon-
traire k celle oü ils se dirigent') unverständlich, meine emendation
fcTOi. — (idbe fehlt im Pal.) icXrjGpujv b* dgop^uicatc fjv viv 1C0^-
TToTc dvTrjcr)c, TrdXiv eicöp^a scheint W. noch nicht gekannt xn
haben, für den Übergang von eic in ^k, auf welchen hier das vorher*
gehende dSop^iucatc einflusz gehabt hat, vgl. El. 1285, wo von
Keiske ^KTTopeu^TUi für elcTi. hergestellt worden ist. — 373 bat W.
die gewöhnliche Verbesserung ^r^{\ * oSv T^vouc iKari (oOv Monk,
T^vouc Beiske) nicht aufgenommen; mit recht: man könnte nicht
einsehen, wie die hsl. lesart pn^^V* fiv XP^iouc (corr. xp^ouc) 8icctTi
entstanden wäre. W. bemerkt: 'on demande ici Fid^ de fortona
ou de naissance.' es gibt noch ein drittes, gunst, und das über-
lieferte xpciouc führt auf xdpiToc: ^n^^v' oöv x<iP*TOC Ckotu
vgl. das gewöhnliche xdpiTOC ^v€Ka. im folgenden traut W. den ge-
danken nöXeoc ibc dpxujv dvf)p näc, £uv€Civ f\v Tuxubv ixQ ^^
Euripides nicht zu; er ändert iröXeoc (bc dvripirac' dpxrjv, Suvcav
fjv pf) ^Xü^V vJXViy was bedeuten soll: ^car il d^truit Tautoritö publi-
que' usw. aber dvrjpirac* dpxi^v würde vielmehr heiszen *er reiait
die herschaft an sich' : vgl. ras. Her. 1167 d)C CKf^TTTpa X^Apac Tfjicb*
dvapTidcac Aükoc. etwas anderes ist es, wenn es Phoin. 1079 £cT&c'
dOpaucTOt KOÖK dvrjpiracTai iröXic heiszt. — 407 beseitigt W. die
KWecklein: anz. v. Sept trag^ee d*£aripide par HWeiL II« M. 895
elision des diphthoogs ai in cuvcu)q)pov€iv coi ßouXo^", dXX* od
cuwocfTv, indem er nach der ftnderung von ViteÜi coi ßouXö^evoc,
ou schreibt: cuvc* ßouX6^€VOC; dXX' ou c. nunmehr ist aber durch
den von W. veröffentlichten papjrus ein sicheres beispiel dieser eli*
sion zu tag gefördert worden: Tf|V b' £fif|v tfib VüXf\y mipdco^' die
b€i| ^f| M€T* aicxuvnc <p^p€iV; so dasz man annehmen musz, der
dichter habe sich auch in jenem verse die ungewöhnliche elision ge-
stattet um der scharfen markierung des gedankens willen. — 619
wendet W. gegen die Hermannsche ftnderung covQ oin, dasz die bei-
den des Earipides in der wähl ihrer mitt^ wenig Ängstlich seien,
er hat nicht beachtet, dasz auch der Zusammenhang mit dem folgen*
den verse die ftnderung fordert, denn wenn der seher tot ist, hat
sein ehrgeiz ein ende. — Besondere beachtung verdient, was W. 678
fordert: €lO' dXou, (b TTdpi, yLr\bk cu J€. musz auch dXou sehr
zweifelhaft sein, so verlangt doch der sinn diesen gedanken. könnte
man dem Euripides oder auch dem interpolator, dem Dindorf die
verse zuweist, die form Tpaq)f)v zutrauen, so wUrde sich die ftnderung
uiq>€X€C, (b TTdpt, pr) iroT€ cd ßouKÖXoc äpiewaici Tpo^fiv em-
pfehlen. — Die ftnderung 674 dXXd Euvoucac xp'l '^^ T* eöc€ß^c
CKOTiciv ist unverstftndlich ; auch mtlste es EuvoOcav oder Euvövtoc
heiszen nach der bekannten regeL ich habe anderswo gezeigt, dasz
der fehler in €ÖC€ßic liegt und atciov dafür gesetzt werden musz*
— Auffällig ist 801 die frage des Achilleus: iroO Ti&v 'Axaii&v £v-
6äb* ö crpaTTiXdTiic ; da Achilleus im folgenden von selbst annimt
dasz Agamemnon im zelte sei, so musz er vorher iroO T(£iv 'Axcuu^i
f\ ivbov, 6 CTp.; oder fj jwv *Ax. fvbov 6 crp.; oder ohne frage ei
Toiv 'Ax- f vbov 6 CTp., TIC fiv q)pac€i€ usw. gesagt haben. — Der
gedanke cmep dXifCtvdv tö t^kvuiv crepö^cvoV; baKpuppöei 889 ist
eigentümlich, und wenn der dichter tö ßouXö^cvov (1270, vielleicht
auch 330 TÖßouXö^evov (kvxH), tö ^aivöpcvov, tö Buhgu^cvov
sagt (vgl. Krüger spr. 43, 4, 28), so folgt daraus noch nicht dasz er
auch TÖ T^KVUJV crepÖMCVOV gebraucht habe. — 946 hat W. nach
943 umgestellt; aber welchen zusanmienhang soll äXdcropoc T^T^C
mit i^TiMdc^eOa (so W. mit Monk) haben? — 1002 TidvTuic bi fi*
iK€T€U0VT€C f\UT' €k TCOV c! T ' dVlK^TCUTOC IJC* i^ol J&ß ici' dtUIV
schreibt W., nachdem Nauck elT' dviKeTCUTUiC' de vermutet hat,
noch viel wahrscheinlicher dir' ävtK€T€UTi|i 0' (oder dir ' dviKCTCUTOic
6*). warum aber hat man noch nicht Ik€T€UOVT€C als unrichtig er-
kannt? Klytaimnestra hat vorher den Achilleus gefragt, ob sich ihre
tochter ihm zu füäzen werfen solle; Achilleus weist es zurück; es
kann sich demnach lKeT€Ü0VT€C nur auf mutter und tochter bezieheui
das masculinum ist also falsch, auszerdem fehlt dem gedanken ein
T€, und 80 kommt in iKCTeuovT^ 8' für das genus commune des
dualis ein neues beispiel zum Vorschein. — 1170 ist sicher nach dem
voigang Marklands, der d)VOU^dvui setzen wollte, d)V0U^€V0Vzu
bchreiben. — Der gedanke, welchen W. 1193 mit der Verbesserung
Yv ' auTuiv Tipoc^ji^voc ('ajant admis ä tes embrassements') icrdvgc
396 NWecklein : anz. v. Sept trag^ies d'£uripide par HWeiL II* ^
Tivä; gewinnt, wäre sehr schön, wenn es vorher für Tic Vk Kai
irpocßX^qiCTai iraibu)v c*; hiesze xic bk xai irpociTTuHcTOi. —
Die unverständlichen worte 1309 ff. ^jLiOi (Elmslej i^iöv) Vk O&va*
Tov, dvopa ixkv (jidv) q)^povTa Aavaibatciv, (fi KÖpai, irpöOuMd c*
(Elmsley TTpoGu^aT*) Äa߀V "Aprc^ic rrpöc "IXiov bringt W. in fol-
gende Ordnung : i}xo\ bk Gdvarov, Tro^irdv (sva. Trvodc tro^iri^ouc)
cp^povra Aavoibaictv, &c KÖpav TTpoduMar' Aax€V "'Apre^ic, irpöc
''IXtov. aber KÖpav könnte Kljtaimnestra sagen; der gedanke 5c . .
"ApTC^ic ist ziemlich müszig und Trpöc "IXtov erscheint an nngeeig-
netem platz, die redensart dvopa q)^povTa weist vielmehr aof einen
sehr affectvoUen gedanken hin, der augenscheinlich durch interpola-
tion verdunkelt worden ist: d^öv bk BdvaTOV, dvo^aq|)^povTa
Aavatbaic 7rpo9ujiaT oc (meinen tod, der den Danaem irpöOu^a
heiszt). — 1399 folgt, nachdem schon juvrificid |Liou bid ^ODCpoO
vorausgegangen ist, auf xal TraTöec oÖTOt Kai Ti^M^^ ^^ unerwarteter
weise Kai b6V dprj. es läszt sich aber nicht mit bestimtheit sagen,
was für diese unnütze ergSnzung des lückenhaften versos einzusetzen
sei. vielleicht hat es ursprünglich Kai iraibec OUTOI Kaly^XMi^XioV
X^XOC geheiszen. — Die freiwillig zum tod gehende und Mr die
fahrt der Griechen sich aufopfernde Iphigeneia schlieszt 1473 mit
ibc cuiTTipiav "'EXXrict bufcouc' fpxo^ai viKTiq>öpov. es handelt sich
nicht um rettung, sondern um die möglichkeit der abfahrt, und nicht
die rettung , sondern die ausfahrt kann sieg bringen (viKliq)6pOV).
also muszdjcvauKXiipiav.. vtKTi96pov geschrieben werden. ^
Sehr gegründet sind die einwendungen , welche gegen die gewöhn-
liche auffassung von 1495 ff. erhoben werden: ^d^ova heisst 'ich
verlange', nicht ^ich bleibe', die stelle hat durch interpolation ge-
litten und kann kaum wieder geheilt werden; der gedanke fordert
etwa: tva rd böpara M^pove vdi' äXiov 6lb\xa biairepav Xivotröpoi-
civ afipaic (vgl. 1601).
Unter den neuen emendationen der Taurischen Iphigeneia
verdienen besonders gerühmt zu werden folgende zwei: 521 X^KTpa
für bui^a, 912 oö bei }i* diricxciv oub* dtro^ccic Xörou. — 397 ist '
ein fehler der Überlieferung unbemerkt geblieben; biOficiipoc besieht
sich auf oTcTpoc : es kommt aber nicht darauf an , dass die bremse
selber nach Asien übersetze, sondern dasz sie die lo hinübertreibe,
folglich musz bia|Li€ii|iai für biapeiipac geschrieben werden, einen
Wechsel zwischen Kupi'icac und Kupf)cai (Kupi'jcai) haben wir oben sa
Med. lllOkennen gelernt. — Dasz W. 413 die notwendigkeit der inde*
rung ^Til 7ro9rj|üiaciv dTrXnCTOC nicht eingesehen hat und immer noch
das unverständliche &n* dxeci ßord festhSlt, muss überraschen. —
447 musz einfach Tifivb* als interpoliert beseitigt werden : i^blCT' &V
dTTcXtav : bMst unnötig. — Kann Tdv rdp övcipoic (diroßain) 452
das heiszen, was es heiszen soll Vas ich trftumte'? — 651 1 schreibt
W. \b cx^TXiat Tro^Tiat, q>€0 (peC, bu' öXXCcai, ala? ala?, irdrcpoc
8v ^äXXov; die ansprechende emendation macht nur der gewöhn-
liche Sprachgebrauch, der irörepov ^fiXXov fordert» bedenklich. —
NWecklein: anz. v. 8ept trag^diet d^Enripide par HWeiL II* id. 897
Mit recht setzt W. 934 ^r|Tp<k c' eTvex', nicht furrpöc c* o6v€k*.
die stelle ist aber noch nicht in Ordnung, einmal hat der gedanke
{tvuiKa, jüiirrpöc c' €iv€k* i^Xdcrpouv Ocai besser seine stelle nach
931 oÖK, äXX' *£ptvuuiv bei^d ^' ^KßdXXei x9ov6c* dann Ittszt t^P
in 936 t( f&Q ttot* €ic ty)v Trjvb' inöpO^eucac iröba; keine befrie-
digende erklämng zu. diese ist nur möglich, wenn 936 auf 932 f.
folgt, denn da in diesen beiden yersen der gedanke liegt *auch in
diesem lande {in* dKTatc xävOdbe) bin ich rasend gesehen worden, .
wie anderswo oft', so folgt passend die frage : *ja, warum bist du in
dieses land gekommen?' so wird also der rechte Zusammenhang
nach zwei Seiten hin gewonnen, wenn 934. 936 vor 932 eingef ttgt
werden. — Die änderung 989 tö lilv noOcivdv ist wenig Yerstftnd-
lich. die deutung ^ce que je souhaitais avant ta venue, jeie tiens'
wird durch den folgenden vers widerlegt: denn da ''Apnrci TCV^cOai
und c^, cuTTOv', eicibctv sich gleich stehen, so mttste Iphigeneia
ebenso in Argos sein , wie ihr der wünsch den bruder zu sehen er-
AQlt ist. — Zu 1023 ouk &v buvai^nv bemerkt W. : 'je ne puis me
r^soudre a tuer mon böte', trotz des beisatzes *les saintes lois de
rbospitalit^ Temportent sur toutes les autres considerations dans le
coenr de la jeune fille' dürfte jener gedanke der Ooetheschen Iphi*
genie besser entsprechen als der Euripideischen. diese weisz von
keiner rücksicht gegen den barbarenktinig, dem sie für nichts ver-
pflichtet ist. wie es nattlrlich ist und die antwort des Orestes zeigt,
denkt Iphigeneia bei bcivöv TÖb' eTiroc, £€V0q>0V€{v iTnfjXubCK nur
an die gefahr. dasz man ouk &v buvato schreiben musz, geht aus
dem Verhältnis zu den folgenden werten tö bi irpöOu^ov Qvcca (der
gute wille ist anzuerkennen ^ aber du kannst nicht) hervor. — Die
ftnderung von iraTpoKTÖvou in iraiboKTÖvou 1083 ist an und für
sich wie auch deshalb bedenklich, weil dann der begriff irarpöc ver-
miszt wird. — Zur herstellung genauer responsion schreibt W. 1 132
irpoXiTToCca TiXaräv et ^oOioic »» xM'^^v äßpoirXoÜToio x^ibdc.
das versmasz ist dieser änderung nicht günstig, und el für ßi^jcei
setzen heiszt das poetische wort mit dem prosaischen vertauschen,
es wird die änderung TTpoXiiToC|ca irXdTac ßrjcei ^o9ioic '^
XopiTwv I TÖc dßpoirXoÜTOio x^^^öc genügen. — 1283 ändert W.
mit Toumier doibaic in äoibdc, und doch soll nach der anm. M(KX\
wie das verbum Gopcuü den dativ ßpOTOtc regieren, ich kann das
nicht verätehen. es müsten ja dann die orakel den menechen ver-
trauen. — Die bemerkung zu fipeubov 1309 «Factif fipeubov ne
peut avoir le sens du mojen £i|i€ubovTO» ist nicht zutreffend, zu
£i|ieubov gehört ^k : die Stellung im zweiten gliede, wie sie sich bei
dichtem häufig findet, kann dieser beziehung nicht im wege stehen;
das glossem qieubiüc fXcTOV gibt also die bedeutung nicht genau
wieder. — Die werte f\ veävtc t) *v6db€ ßui^oic TropicTOTO 1314
können nur von einer Jungfrau gelten , welche an den altar gestellt
wird, um geopfert zu weisen, nicht von der priesterin. von dieser
musz es heiszen ßui^oic £q>icTaTO (welche dem altar vorstand).
398 NWecklein: ans. v. Sept tragädies d'Euripide par HWeiL II« ^
vgl. ßuijLiioi T* iTriCTdrai 1284. so wird dTncrdiric von dem vor-
stand des tempels gesagt, vgl. auch Gu^aröc T* ^iriCTdTTic icpcuc t'
^TT^crm usw. Hek. 223, toTc £q)€CTu;ct cqxrr^ Iph. T. 726. Andr.
547. — Die finderung TiGiic' ol 1445 entspricht wol dem sinne,
nicht aber dem Sprachgebrauch; es mOste wol statt dessen ToOnp
TToc€ibuiv . . TiOrici gesetzt werden.
Eine grosze zahl neuer emendationen finden wir in den beiden
letzten stücken, Elektra und Orestes, von der Elektra dürfen fol-
gende stellen als sicher oder wahrscheinlich verbessert geltem 281
'Op^CTT]V 7rXr|c(ov kXu€iv, 451 TaxÜTrob* oCpov 'Arpeibaic, 459
UTT^p äXpac, 862 vtKqi CT€q)avaq)öpa, 928 f. £in)up^cOr)V Tuxriv,
KCivn T€ TiÖV Cd»V Kttl CÜ TUJV KCIVTIC KOKUIV, 1023 l^ltÖV^C ITOTflp
b^pnv, 1207 dS^ßoX', 1329 ivx TOtp Kai vifiv. sehr passend sind auch
die verse 1107. 1108 nach 1131 gestellt, ebenso ist recht gefällig
die Vermutung zu 447 f. Nupq)aic CKOTTidc t* öpcmXdrKTOic (vgl.
Aristoph. Thesm. 325). ganz pflichten wir der auffe^sung bei, welche
W. von dieser strophe hat: Mes N6r6ides viennent tronver Achille
au fond des montagnes de la Thessalie, oü le jeune h6ros est 61evö
par son pdre, et lui apportent les armes fabriqu^es pour Ini par
Vulcain. on voit qu'Euripide (sans donte d^aprds d'autres poStes)
fait sortir aussi la premidre armure d' Achille des mains de Touvrier
divin.' — Obwol schon Eirchhoff 40 — 42 als unecht erklärt hat und
alles, Wiederholung dos gedankens, ungeschickte spräche, zusammen*
hang, auf interpolation hinweist, hat W. doch keine notiz davon ge-
nommen. — In 52 Tvu)^nc Tiovripäc Kavöctv ävctfiCTpoiifievoc tö
CiJüq)pov TcTUJ KauTÖc aO TOtoOToc ujv steckt noch ein fehler: denn
nach TViwjLiiic Trovnpoc ist ja auröc toioOtoc Jjv (dh. irovr]pöc liv)
müszig; wenn von jemanden schon eine schlechte gesinnung aus-
gesagt ist, musz es doch überraschen, wenn es heiszt: 'und er ist
selber schlecht', wir müssen schreiben: crdG^nc iroviipfic. dasx
TVWMnc aus CTd9jir|C wurde, erklärt sich leicht aus dem einfluss des
gedankens. — Durch die ftnderung oö bi^ Tt XP^i<XC p' elc TOCÖvb'
d(ptTM^viiv 57 wird der gedanke unverständlich und die Verbindung
des Satzes aufgehoben, die bedenken, welche W. gegen die Über-
lieferung geltend macht, sind gesucht. Elektra will nicht die gOtter
teuschen ; sie will nur die verstoszung aus dem königlichen palaste
zur schau tragen. — 131 ist sicher die emendation von Härtung
cuTTOv', dXarcuetc aufzunehmen: denn XaTp€U€tv kann nicht im
sinne von S€VtT€uetv stehen, mit recht aber bemerkt auch W., dasx
dann der sinn rivQ b' aTav für rCva h* gTkov fordere; vielleicht ist
Ttva bk x9öv* wahrscheinlicher. — Die ändemng £(q)€a b* d|i-
q)tTÖMOtc Xirrpdv AiTicOou Gep^va Xaßdv kann man wieder nicht
verstehen ohne die beigesetzte erklärung: *ajant (par un pi6ge)
pr6par6 la voie ä T^p^e tranchante d'Egisthe'. dasz das glossem
AIticGou oder vielmehr AtT»c9ov (zu böXtov dKOlTOV) die worte coO,
Tidrcp verdrängt hat, ist evident. — unsinnig ist in 247 ^THM^^cO',
(ü E€iV€, 6avdct|Liov TdMOV das epitheton Oavdci^ov. lebcnsgefahr
NWecklein : anz. ▼. Sept trag^es d*£iiripide par HWeiL II« ^ 399
hat die heirat mit dem tagelöhner (ftr Elektro nicht, der sinn for-
dert OiiTiKÖv f&^oy. — Zu 319 gesteht W. zu: ^il est vrai qae In
ne se lie pas aussi bien 4 c^cr|ir€V qn'k Tiirt^jev.* er fügt hinzu:
*on ^chapperait ä cet inconv6nient en torivant C€Cr|iröc et en soua-
entendant icjL* aber da cccn^öc dann ziemlich mttazig iet und in
immer noch nicht passend, da das blutmal nicht vergeht, so entgeht
man mit c€cr|Tr6c nicht der richtigen emendation al^a b* oö ir. x*
CT. ^. c^ciiTiev, Sc bi usw. — 840 scheint 6p^((i^€V0vflir dlp^f|•
M^vov nötig. — Zu 384 f. ist die erklärende note geändert, nicht zu
ihrem vorteil : denn nach dem vorhergehenden xpivet . . irXouTip
usw. kann man t^ b* ÖMiXiqi xal TOtc fiOcciv nur vonicpiveiT€, nicht
von ciTfCveTc abhängig machen. — Nachdem Barnes 469 ''CiCTOpoc
Spfiaci TpoTiatot fCLr "€. dmiiaci Tpoirafoic gesehrieben, hat W., um
die responsion mit den von Nauck verbesserten Worten bcijiiaTa
q>piKTd TeTux^oi herzustellen, ''CiCTOpoc 8^^a rpoiratov gesetzt die
erklärung öpapa, öipic ist durch Soph. Aias 1004. EL 903 nicht
ohne weiteres gerechtfertigt und in solcher Verbindung kaum ver-
ständlich, man wird ''€KTopoc d^^aTpoTiatoi schreiben müssen,
indem man Tporraioi nach dichterischem sprachgebrouch den gleichen
casus wie rp^irovTCC regieren läszt: vgl. Hom. X 134 ff. — Die
Schwierigkeiten, welche v. 508 dvövT)6*' ö^uic b' oOv toOtö t' oök
i^vccxÖMnv bietet, sucht W. mit toötö t' ££l1Vecxö^11V zu heben,
zum Verständnis bedarf es der erklärung von W. *je supportais cela,
je m'y 6tais r^sign6\ die herstellung des rechten sinnes kann dies-
mal auf eine sehr einfache weise erzielt werden, nemlich durch tren-
nung der buchstaben: 8^u)C b* oöv toOtö t' oök fjv fcx' ö H€:
^dies waren nicht die gefühle, die mich bewegten', vgl. Med. 591
ou TOÖTÖ c * €?X€V. — Mit den änderungen 608 ff. dvi)piicat, q)iXotc
o\)b* dXXcXoiTTUic iXirib' lc8i pou kXüu)V' iv x^^P^ ^^ c^ scheint der
ganze Zusammenhang der gedanken zerstört zu sein, allerdings
dürfte der sinn die Verbesserung oub' ^XX^Xotirev^XTilc (sc. Iv
ToTc q>iXoic) verlangen. — 758 firtcx^, Tpavü&c d)C pdOric Tuxac
c^Oev dient dem sinne die änderung £u)C, deren weitere berechtigung
ich hier nicht erörtern will. — 829 dürfte xaKdc irpocßoXdc nicht
mit TrpocßoXdc xaKijüV zu erklären sein; KQKdc bezieht sich auf die
schlimme Vorbedeutung , rrpocßoXdc auf die ausätze und Unreinheit
der Tn3Xai kqI boXQi XoXf)c. — 885 habe ich früher fär unecht er-
klärt; vielleicht läszt sich der vers, der immerhin den ausdruck
TToX^^iov KTavvbv verstärkt, halten und verliert das abschwächende,
das gerade in dem namen AIticOov liegt, wenn man fx^^^'^^V für
AIt^cGov schreibt, dasz das eine fUr das andere gesetzt wurde, er-
klärt sich in diesem stücke sehr leicht. — Die änderungen in 933 ff.
KdKCivo cTUTtü , Touc TTaibac olci ToC ^^v dpcevoc irdpa ouk ibvo-
MdcOai, TT^c bi. piiTpöc ^v TTÖXct schaffen einen wenig eleganten, in
OUK iuvo^dcGat — es müste ^f) heiszen — sogar fehlerhaften text.
gegen die Überlieferung bemerkt W.: '£lectre hait le pöre, non les
enfants; et iroTpöc est une cheville.' der satz gibt eine neben-
400 NWecklein: anz. v. Sept trag^dies d'Euripide par HWeiL II* 6d.
bemerkung, wie solche bei Eur. häufig sind, in denen mehr der
dichter als die betrefifende rolle spricht; dpcevoc aber ist zu narpoc
gesetzt, um das causale Verhältnis hervorzuheben. — 952 schreibt
W. ?pp' • oubiv clbuic oöv dcpnup^Onc XPÖviu • biioiv b^buixac. so
ist der Zusammenhang der sätze aufgehoben und der begriff oöbev
eibtüC passt nicht zu iqpiiup^Gnc XpovuJ. an der Überlieferung fpp*,
oubiv eibuic (Lv ^qpeupeOeic xpovqj biioiv b^bu)Kac ist nur iLv zu
ändern und ¥{ v dafür zu setzen, das hauptgewicht des gedankens,
dem das folgende entspricht, liegt in 4q)€up€8€ic xpövifi, das man
richtig verstehen wird, wenn man OT. 1214 dq)iiOp^ c'äKOvO'ö
7Tdv9'öpdrv xpövoc vergleicht. — 977 setzt W. öpT^ bk ^n^pöc
für tf\h bk pn'^pi- abgesehen von der notwendigkeit der änderung
würde dpaici Mtirpöc dem sinne mehr entsprechen als öpx^ , vgl.
1324. — In OÖK, fcTi T^ cg b* fibü 7rpoc8^c9ai 1059 hat bt einen
uniichtigen platz. — 1099 ist die hsl. Überlieferung ohne anstosz,
folglich das von W. im folgenden verse für tijxii TWatKtXrv cic
Tdjiouc gesetzte t. t* ^ic X^XH wegen der Wiederholung von X^XH
nicht haltbar, auch gibt Tuxn T^vaiKvIiv eic X^XH ebenso wenig
einen verständlichen ausdrucke und was W. gegen T^vaiKwv €ic
T^MOUC hervorhebt: ^comme si un homme pouvait 6pou8er autre
chose qu'une femme', beweist eben dasz das notwendige verbum
durch das glossem TuvatKd^v verdrängt worden ist. der sinn
verlangt etwa Tuxn KpaieT Trävr' eic t^mouc. übrigens hat Nauck
recht, wenn er die verse 1097 — 1101 als nicht an ihrem platze
bezeichnet, sie gehören wahrscheinlich in die Kpf|ccai. — 1119
Kai pf|v ^K€ivoc darf f* nach ^kcTvoc nicht fehlen. — llöö f. ver-
wirft W. mit recht die worte biabpö^ou X^x^vc er möchte schrei-
ben TtaXippouc bi idvb * UTiäTCxai biKa biaböxouc Xöxouc. weder
ist die änderung wahrscheinlich noch kann man die bedcutung von
biaböxouc für passend halten, das wort btabpöjiou läszt sich mit
Sicherheit aus Soph. £1. 1386 ßeßäctv dpTt buijLidrwv liiröcrefot
MeTdbpopot KaKUJV iravoupTriMdTwv dq)UKTOt kuv€C verbessern:
MeTabpöjiOu. vgl. Iph. T. 941 p€Tabpo|LiaTc '€pivu(uv i^Xauvö-
MecGo. im übrigen gibt M€Tabpö^ouc Xöxouc einen passenden sinn;
vielleicht ist auch auf andere weise zu ändern, jedenfalls enthält die
stelle wie verschiedene andere dieses stttcks eine leise reminificeni
an die erwähnte stelle der Sophokleischen £lektra. — Die treffliche
emendation zu 1161 Xaßouc* d TToXapvaioc verdient hier erwfthnt
zu werden, wenn sie auch schon der ersten aufläge angehört. — Zn
1201 f. TidXiv, TidXiv 9pövnMa cdv M€T€CTd9n npdc aCpav gibt W.
die erklärung: ^il a chang^ avec le changement du vent.' diese er*
klärung zusammengehalten mit dem folgenden q>pov€iC T^ ^^^
vuv usw. zeigt, dasz der text nicht in Ordnung ist: denn es mnst
etwas positives ausgesagt werden: dein sinn hat sich wieder mm
guten gewendet; also jLi€T€CTd8Ti irpöc odpov. — Wie schon er-
wähnt, hat W. 1207 gut gebessert : Karetbec olov ä TdXaiv^^uiv
7T^TrXu)v d^^ßaX\ (bexH ^oiCTÖv iv q)Ovatciv. recht unnttts aber ist
NWecklein: ans. v. Sept trag^et d*£oripide par HWeiL II« 6cL 401
der Zusatz iy 90vaTciv, während das folgende i\b ^ot, irpdc ir^b<|f
TiGcica ToOva ^^Xca einen begriff Yermissen iSszt ; wir werden schrei*
ben müssen £ v X i T a i c i v . . nOeica ToOva }ii\^a (flehentlich znr erde
sinkend), vgl. Or. 527 St" ^^ßoXXc fiacröv kcTeOoucä ce }it[n\p und
zu iv XiTaTciv Phil. 60 oT c* tv Xiraic creCXavTCC & oIkuiv MoXetv.
Den Orestes zieren besonders folgende emendationen: 118
Tapßei b* ^TreXOcTv }ivf\^ cöv, (poßouM^vn , 393 q>€(bou irXcovdxic
X^T€iv, 675 TrapövT* fttr Oavövr*, 1340 di' Ar dXX*, 1360 xd fdv
. . rd b* oö. — 69 hat W. die conjectur in* dcGcvoOc ^iif)c, deren
priorit&t, soviel ich weisz, nicht Nanok, sondern yan Qeai zukommt,
aufgenommen und als 'ezcellente oorrection' gerOhmt« es fragt sich
aber, ob dcOevoGc dem begriff ^iri)c entspricht; etwas anderes ist
das epitheton cfiiiKpd. wenn aber In* dcOcvoOc ^fiTfC bleibt, so
musz, wie ich schon früher bemerkt habe, cuiOtd^ev in cu)Kui|yi€V
▼erftndert werden. — 123 &Trav6* ihiicxvcO vcpT^puiv buipyjfiora
ftUt bwprjjLiaTa in Verbindung mit dem gen. auf; besser wftre V€p-
T^ic biupf'iiLiaTa. warum ab^ soll der dichter nicht das passendste
vepr^uiv fi€iXiTM<XTa gesetzt haben? und dasz bu^p/uiorra als
gloesem zu ^€lXiT^aTa gelten kann, zeigt Hesychios: fiCiXiTMCtra*
dirdpTMara, buipa. — 177 ruft Elektra die schlafbringende nacht
herauf: |liöX€ fiiöXc KarduTCpoc töv "ATOfiCMVÖviOV iiA böfiov. das
haos soll nicht in nacht gehüllt werden; nur für Orestes wird der
schlaf erfleht; es musz also heiszen : TÖV *ATOt^€MVÖVtoV in\ td VC V.
Tgl. zu 1038 TÖV 'Atoili^ilivgvgc tövov das schol. TP* Kai böfiov.
oÖTUi Tdp Kai KaXXicrparöc 9TICIV 'Apicroqpdvi) Tpdqpciv. — 204
TÖ T* djLidv oTx€Tai ßiou tö ttX^ov liipoc £v cTovaxaTci tc Ka\ tdotct
^dKpuci t' dvvuxioic. hier fehlt ein begriff: Elektra weint und seuftt
nicht blosz in der nacht, sondern auch während des tages ; sie braucht
sich ja auch nicht zu fürchten wfthrend des tages zu klagen, da sie
fem von Aigisthos wohnt, diesen gedanken stellen wir her mit iy
CTOvaxaic t€ navaiLi^poici bdKpuci t' dwux'oic. — Bei Tp{-
TToboc dno qHÜTiv &v ö <t>oißoc fllaKCV AaK€ bcJEdfiievoc dvd bd-
TTcbov, tva ^€CÖ|LlqpaXol X^TOvrai iiiuxoi 330 handelt es sich um her-
stellung der responsion mit riva Tdp in irdpoc oTkov dXXov Irepov
f] TÖV dtrd GeoTÖvwv TdMwv, töv dnö TavxdXou, c^߀c9a( ^€ XP^-
wenn Nauck einerseits £XaKev und dvd bdTrebov, anderseits töv
dnö TavTdXou beseitigen will , so empfiehlt sich das weder an und
für sich noch von seite einer richtigen methode. in Hermanns Ver-
besserung £XaK€ be£d^€VOC {Xaxev dvd (Weil diu) tt^öcv bietet noch
ir^bov einen anstosz, weil ein iambus — es folgt ein vocal — er-
fordert wird, das richtige gibt uns der folgende vers an die band;
dort ist Tdc nach Muxoi von Triklinios beseitigt worden und doch,
wenn es auch 591 blosz ^€CO^<pdXouc £bpac heiszt, fehlt bei jii^coc
ö^<paXöc die nfthere bestimmung iff)c in der regel nicht (vgl. Ion
223. 461. 910. Soph. CT. 898). alles ist in Ordnung, wenn wir her-
stellen: fXaKe b€£diLi€voc, ^aK€, T^K^r^bwvTva ^€CÖ^q>aXol X^yov-
Tai M^oi. über ydnebov und den Wechsel von tdncbov und bdrce-
JahrhQcher Vir cIms. philol. 1880 hft. «. S7
402 NWecklein: ans. ▼. Sept tragädies d'Euripide par HWeil. II* 6d^
bov vgl. Dindorfs lexicon Aeschyleum unter Ydncbov. — Dasz 367
nnd 383 die emendationen von Nauck und Beiske äpKUCTdroic,
dqpuXXouc keine entsprechende Würdigung gefunden haben, kann
man bedauern, auch 390 hat W. nicht anerkannt, daaz die bessere
Überlieferung 6vo|li' ou X^Xoitt^ ^oi auf Svo^' ^XAoitt^ ^0l führt
— 381 ^Kibv tfii} coi TäjLid jlitivucuj KQKä ist ein gewöhnlicher feh-
ler der Überlieferung unbeachtet geblieben : da die vorhergehenden
Worte bereits die anzeige enthalten, musz |lit)VUUj geschrieben wer-
den. — 431 folgt auf die aussage des Orestes ^KKXqo^al fäp bui-
^dTU)V ÖTTi] iLiöXuj die frage rivec ttoXituiv dSajiiiXXOüVTai C€ Tf)c;
schon dies musz überraschen ; noch mehr aber musz man sich wun-
dem, wenn man weiter hört dasz dem Orestes die flucht aus dem
lande durch scharfe bewachung der grenzen unmöglich gemacht ist
(443. 760). es ist ^a^iXXJjvrai ct^t^I^ zu setzen: c^ ergänzt sich
von selbst; wie häufig. — Zu 439 ri bpuiVTCC 6 ti Kai ca9ic ^x^tc
eiTTcTv t}Xol hat Nauck aus der Variante f{ ti und der lesart der
besseren hss. den weit gefälligem vers Ti bpuiVTCC ; fj Ti Ka\ ca9U>c
elTieTv ix^xc] hergestellt, die rechte form aber wird erst mit ri
bpa»VT€C, €1 Ti Ktti caqpüüC eineiv ix^ic; gewonnen sein. vgl. OT.
702 X^t'i €l caqpuiC tö veiKOC ^TKaXiöv Ipeic. — Auch die Ver-
besserung TrXriTaic GuyaTpöc ttic ^^f^c Tuneic Kdpa 497 kann der
stelle nicht aufhelfen, da es X^P^^v . . tutt€ic, nicht TiXiiyaic • .
Turreic heiszen müste; es bleibt wol bei unserer frühem annähme,
dasz TTic ^iLiffc OuTOtTpöc nur glossem zu ifiivaiKÖc sei. — Die be-
merkung zu der conjectur von Nauck TiD cöv nöb* 632, dasz sie die
symbolische Wendung des ausdrucks verwische , kann ich nicht ver-
stehen; auch nicht die vergleichung von Hek. 812 ttoi fi' öiT€SdT€ic
TTÖba; da beiden stellen eine verschiedene Vorstellung zn gnmde
liegt. — 705 schreibt W. ttöXiv T€ ttciOujv, um Menelaos zum sab-
ject von xprjcBai zu machen, es müste dann Tuvbdpcid t* ifib irci-
pdcoiLiai TTÖXeuic t€ TreiGuJV Tij) Xiav XP^^^^ KaXwc hei£zen, da
Tuvbdpeui . . iTÖXeuJC von Td> Xiav , nicht von TrciOwv abhängig zu
machen wäre. — 714 möchte W. faV fiv de TÖ ^aX6aKÖv tcpodtfi
li\ TcO' €u setzen; wamm nicht lieber irpocf^T^ ^i*, tc9* dv? vgL
OT. 1438 Äpac* dv €Ö toOt* tcO' dv. — 844 ist, wie schon Her-
mann gesehen, oC ttou zu schreiben. — 848 vermutet W. Bcucö-
|Li€VOc für büjcuiv. die form kommt bei keinem tragiker vor; wena
man die unsichere stelle Ant. 607 ausnimt , wie es scheint , das ver*
bum 9^ui überhaupt nicht, das zum beweis angeführte bpopotJ^CVOC
des XpiCTÖc Tidcxujv stammt aus 878. man wird dtd^VOC ToO
irpoKCiiLi^vou xäQxy schreiben und mit Kirchhoff den folgenden
vers streichen müssen. — Die verse 957 — 59 sind sicher uneeht, so
sicher wie 1227 — 30, wo übrigens in dem scholion nicht oi b* b^i-
ßoi , sondem o\ b' (dh. T^ccapec) la^ßot zu schreiben ist. — Wol
läszt sich 1053 der plunJ T€Xvdc^aTa von 6inem gegenständ recht-
fertigen; aber die appositioneÜe wendung ist ungeschickt; weitpes»
sender erscheint Ka\ \iyr\\ia b^Eai9' tv K^ftpou T^xvac|;id T€. —
NWeeklein: anz. t. GVitelli Bnlla Elettra di Enripide. 408
Die erklftruDg zu 6 iir\Tpoip6vvr\c b' oö KoXef *le parrioide par ez-
cellence' Yerkennt eine gewöhnliche redeweiee. vgl. die y<m nns xa
Bakchai 725 citierten stellen. — Dem tone der stelle würde ^tXP^^*
ITT €Tai weit besser entsprechen als ircXdJIetoi, und Hipp. 218 wird
^TXPiM^^<^MCVOi von dem schol. mit irXriadZoucai erklftrt — 1S06
möchte W. zur yerbesserang des Tersmaszes itäp irOTOVidv fttr irapd
iTOTa^öv schreiben; aber irapä irOTOfiöv ist ein unnOtzer ansdrock,
da d^9l TÖic CKapdvbpou bivac nachfolgt, ich verrnnte b6p€t Aap-
bdvujv. — Der ausdmck elc m^cov <pövov f^b* '€pMtdvii irdpccn
1813 würde ohne anstosz sein, wenn es blosz elc q^dvov hie8ze(ygL
Med. 977 CTcixouci T^P ^c 9ÖVOV fibi\)\ aber fi^cov weist auf einen
andern ansdrnck hin, der sich leicht aus Bakchai 848. Bhesos 7S0
entnehmen läszt: €ic ^^cov ßöXov . . irdpccn. vgl. EL 965 KoXdk
dp * dpKuv €ic M^CTiv Trop€U€Tai.
Dankbar für manigfache belehmng und anregnng scheiden wir
Ton dem trefflichen buche.
ZUSATZ.
Wir sind in der angenehmen läge zu dem obigen noch eine reihe
trefflicher emendationen hinzuzufllgen, welche uns eine eben in unsere
hftnde gelangte abhandlung von Girolamo Vitelli liefert:
APPUMTI ORITICI SÜLLA ElETTBA DI EuRIPIDB. C8TBATTO DALLA
RIVI8TA DI FILOLOOIÄ BD »STRUZIORB 0LA88I0A AHNO VUI
p. 401—516. Torini-Roma, Ermaono Loesoher. 1880. 120 8. gr. 8.
Den vf. haben wir bereits aus einer abhandlung zur Aulischen
Iphigeneia und zwei bearbeitungen dieses stücks als einen tüchtigen
kenner des Euripideischen Sprachgebrauchs und gewandten kritiker
kennen gelernt, die neue schrifb zeigt uns denselben auf seinem
gebiete noch mehr zu hause und wol eingerichtet, wie sie uns einen
einblick in umfangreiche Studien des Euripides und der Euripideischen
litteratur gew&hrt. nach den bescheidenen werten der einleitung
* alcuna rara volta sarö riesciio io stesso ad emendare, mono rara-
mento i miei errori faranno trovare ad altri Temendazione , spessis-
simo essi varranno almeno ad evitare che altri depo di me ne com-
metta degli identici ' ist man auf das angenehmste überrascht, wenn
uns gleich eine glänzende emendation zu Aristoteles poetik c. 26
B. 1462* 8 ilia ovbk idvTicic diraca diroboKi^acTto, cTiicp finb*
dpxncic, dXX' f| <pauXwv, ÖTiep Kai KaXXunrlbi) £ii€Ti^äTO ical vCv
dXXoic (bc ouK ^XcuO^pac T^vaiKOc fiiiiLioufi^vuiv geboten wird, mit
recht bemerkt Vitelli zu dieser stelle: 'non posso non meravigliarmi,
che come esempio di cattiva gesticolazione si vada a scegliere proprio
la TuvaiKUfV ^iiLiT)ctc , e che non solo in Callippide ma anche in altri
offendesse la mancanza di nobile contegno appunto nel rappresentare
parti di donna' und schreibt Kiv/)C€ic für TwaTicac. er sucht auch
begreiflich zu machen, wie Kivifjoeic zu fWOiKac werden konnte» in-
27*
404 NWecklein: anz. v. GVitelli sulla Eiettra di Euripide.
dem er die Verwechslung von T^vecGai und KiveicOai vergleicht, wir
bedürfen dessen nicht , wenn wir ifiivaiKac als einen nachträglichen
ungeschickten zusatz betrachten: denn zu die OÖK iXeuO^pac
^ijLioujLi^vuJV ergänzt sich Kivrjceic aus dem vorhergehenden von
selbst, die conjecturen zu Euripides, welche nach den verschiedenen
arten der corruptel geordnet sind, beschränken^ sich nicht auf die
/r Elektra, sondern betreffen verschiedene stücke, besonders auch die
fragmente. als evident oder im höchsten grade wahrscheinlich können
wir folgende Verbesserungen bezeichnen : EL 236 f x^t fi^v, dc6€vf|C
b' dei (für bi bf|) qpeuTUJV dvf)p, 628 ttöcujv \1€t' dcrdiv (für
dvbpuiv) f| jLiövoc b^idujv M^ra; 676 böc bfira viktiv Toicbe Tifiuj-
poTc Trarpöc (für böc bffca irarpöc Toicbe Ti^ujpöv biKiiv), 986 Kai
beivd bpdcuj K€l (für bpdcuj r\ ei) Ocoic boKCi rdbe, ^ctw, 1060
€uxf| b' f\b€ iLioi TrpooiiLiiov ({ür dpxf| . • Trpooijiiiou), Hei. 583 xai
t(c ßX^TTOVia cxi^MttT* (für ciüjiaT*) d£€pTd£€Tai, 663 X^t' ^c, dpccrd
(fttr dKOucTd) TrdvTQ bujpa bai^övwv, 1398 äyav tdp aöxdv oö
TTapoöc' (für TrapövO') öjiuic crdveic, Or. 773 ßouXeuouci brj (fttr
ßouXeuouc' dei), fr. 61, 2 i^ xP^^töv övia TViucojLiai c' f\ <Ka\>
KttKÖv, 240 ouK fcTiv öcTic f|bovdc lr\T&y ßiou (für f)b^uic Ityrfjjy
ßioOv), 364, 21 öjLitXiac t€ idc Y^poiT^puJv (fttr T^paiT^pac) 9(X€i,
706, 1 TT^XeKuv iv x^poiv Xaßüjv (für fx^v wegen des folgenden
dvTemcTv ?XU)v). eine gef&Uige form wird auch für fr. 362 aa. ge-
wonnen mit Tdc xdpiTQC Serie eiJT^vdic (Rehdantz euO^uic) x^^^'
2:€Tai , T^biov dvGpibTTOiciv (fttr f^biov iv ßpoxoTciv) ' o1 bi bpwci
jLi^v, xpdvifj bk bpuüci, bucqptXecTepov ßpoxoTc (für bucrev^CTcpov),
ebenso für fr. 532 mit irdcac ctutä TwatKOC (fttr ^lcuJ TwaiKa),
Ik Tracuüv bi ci und 935 mit öpqic töv ui|ioO TÖvb' direipov aiO^pa
nipii fxovia tflv (fttr kqi v\y TT^piH ?xov0') xrfpaxc iv dincdXaic.
sehr wahrscheinlich ist auch die annähme einer lücke nach EL 582,
wie bereits Mau eine lücke zwischen fjv b' dcndcui^ai und 6v
fiCT^PXO^m ßöXov statuieren wollte, und die tilgung von 764.
minder ansprechend ist die tilgung von 771 (nach dem Vorgang von
Steinberg) und 773. auf den 6inen vers der Elektra TToiifi Tpöicifi
bi. Kai Tivi ßuGjLiip <p6vou würde man nur eine kurze antworte nicht
eine lange erzählung erwarten, gefällig kaon die änderüng von
dvaivo^ai in auaivo^ai 311 mit der Umstellung von Kirchhoff
scheinen: auaivo^ai bi T^^vdc ouca irapO^voc dv^opTOC kpärv ical
Xopuiv TiiTUJ|Li^vii. allein in einem solchen Zusammenhang hat der
begriff irapS^voc bei der verheirateten Elektra keine passende stelle,
wirrend er in dvaivojLiai t^vaiKac oöca napB^voc ganz an seinem
platze ist. sehr richtig bemerkt Vitelli gegen die Überlieferung von
795 dXX' ein' 'Op&nic- dpxiujc f|Tv(c^€9a Xouxpoict KoOapoic
TTOxa^iujv /^eiOpujv diro. ei bt E^vouc dcxoici cuvOueiv XP^uiv,
AItic9\ Sxoi^oi KOUK dirapvoO^ecO*, dvaE, dasz Orestes nicht
merken lassen dürfe , dasz ihm der name des Aigisthos bekannt teil
um keinen verdacht zu erwecken. V. schreibt dvaE, Iroiuoi koOk
dTrapvou^ecOa iiifi otj. man würde eher erwarten Ixoifioc kouk dnop-
N Wecklein: anz. t. GVitelU ralia Elettra di Enripide. 405
voO^at TÖ iLif| ou. aber woher darf Orestes wissen dasz er den her«
scher des landes vor sich habe? wir werden wol d|>T{uic fiTv(C|i€6a
. . ^€(8pu)V dTTO, €i bf| . . xpcidv zn sehreiben nnd 795 za tilgen
haben, auch in rücksicht auf oöö' ärrapvcTcOai XPCidv 789. sa der
in neuerer zeit oft behandelten stelle 338 iroXXoi b* ^mcr^XXouaVy
ip/irrvcOc b ' ifibj a\ X€ip€c f) tXi&cc' f| ToXobtuipöc t€ q)f>f|v icdpa
t' dfiöv Eupf)K€C 8 t' Ik€Tvov t€Ki{)V bringt V. die schar&innige Ter-
mntnng Käpa t' t^öv Eupf^KCC S^jia t* baoKiy. die wähl zwischen
dieser Yerbessening and der von Herwerden 6 T€ irfvoc it^irXiuv ist
schwer, da beide dem sinne auf das beste entsprechen, knn nnr
die diplomatische Wahrscheinlichkeit entscheiden, nnd diese scheint
mehr auf seite der Yitellischen Sndenmg zu sein, auch V. erklSrt
sich wie Mekler Eurip. s. 66 gegen die annähme von Evlcala, dasz
334 f. als misverstftndnis von iroXXol b* diricr^XXouciv , ipfifivcOc
b* ifd) zu tilgen seien, in der that ist der gedanke, dsÄz viele
Argeier im herzen mit Elektra übereinstimmen und diese zum dol-
metscher ihrer geftthle machen, hier ungeeignet aber doch ist der
ausdruck ^p^riveOc b' ^T^^ aufTallend, da die aufgezählten iroXXof
von ^T^ nicht verschieden sind, sondern damit zusammenfallen, es
wird AEra aus AOPQ entstanden und zu schreiben sein: iroXXol b*
diricrAXouciv dp^TlV€l Xöxqi- zu 612 dv X€ipl tQ cQ itdvr* ix&c
Kai tQ Tuxq TraTpiipov oTkov xal itöXtv Xa߀iv c<0€V macht T. die
richtige bemerkung: *trovo inc^yportnna la distinzione fina ticrrp4k>v
oTkov e TTÖXiv C^O€V. di piü, come notö il Matthiae, oi si aspet-
terebbe piuttosto qualcbe cosa come dvaXaßctv.' er wirft C^Ocv als
CTOißif) aus und ergänzt TrdXiv nach iröXiv: TrorrpilüGV oTkov Kai
nöXiv TrdXiv XaßeTv. aber auch der ausdruck iröXiv XaßcTv musz
auffallen und scheint nicht der richtige, der Übergang von näXiv in
iTÖXiv wird die beseitigung des hier geeigneten wertes veranlaszt
haben: TTOTpiDov oTkov Kai Opövouc TrdXiv Xaßeiv. zu Andrem.
1064 Kpuirröc Karacrdc fj kot' ö^i^ ^6div \xAxq hat Nauck den
ausdruck Kpimröc KaracTdc als anstOszig bezeichnet, wie es scheint
mit recht, wenn auch eine rechtfertigung denkbar ist. aber seine
Vermutung KpuTTTÖc Xoxr)cac bat keine Wahrscheinlichkeit. V. will
Kpuirröc KaraqpOdc schreiben, das verbum KaTaq>6dvu) ist ihm selbst
bei Eur. nicht ganz unbedenklich, und auch dem sinne nach gewin-
nen wir damit nicht den natürlichen ausdruck. es scheint Kpurrröc
glossem zu sein zu X 6 x H' KaracTdc. in fr. 108 verlangt V. iraOcat bk
jLioXTrÜJV , um das in dem citat von Piaton stehende hk zu erhalten,
ich würde jedenfalls, um auch das pari (^X^fX^^) ^^ wahren, iraOcai
bt ji^Xiruiv vorziehen, woraus Aristophanes, bi unterdrückend,
naOcai ficXujbuüv machen konnte. ^eXuibciv findet sich sonst nir»
gends bei den tragikem. die ttnderung in fr. 407 ttoG Kai iror' oiKCt
(sc. cpOövoc) ciüMaxoc Xaxuiv \iipoc] dv x^pdv l\ cirXdrxvoiciv IJ
Trap' öji^xara M" f|Mtv; ibc fjv ^6x6oc iarpoTc ixi'xnc ro^aic dq>at-
pciv, wo V. nap' dfii^aTa; ouk dXX', ÖOcv viv möxOoc Icrrpoic }i(jac
usw. schreibt, ist uns nicht recht verständlich, während die emen*
•^
406 NWecklein: anz. v. GVitelli sulla Elettra di Eurlpide.
daüon von Herwerden f| kot' 2|Ll^aTa; eiG' i^Qiev, (bc fjv, zu der
V. bemerkt 'nd forma nd pensiero ä salvo', allein den richtigen sinn
gibt: 'wüsten wirs doch, auf dasz die ärzte sich beeilen könnten'
usw. die form fjcjiev ist für Eur. gut bezeugt nimt man diese
emendation an, indem man vielleicht nur Trap' dfijiaTa stehen läszt,
so kann freilich vorher die änderung von Valckenaer ri bi^ iroT^
oUei, die auch V. billigt, nicht richtig sein : denn nach t( . . fi^poc ;
müste x^^P^c f{ CTiXaTXva f| 6}x^aTa; folgen, wenn aber iroO gIkci;
wegen des folgenden erhalten werden musz, so genügt doch cu)^aTOC
XaxuüV jLi^poc nicht, man erwartet ttoO tto lo v oiKCt aJjiiajoc XaxuiV
M^poc; die bedenken welche V. mit Nauck gegen fr. 409 Tf|V €UT^-
veiav, Kfiv d|Liop<poc f) T<i|ioc, ti^uüci TToXXoi Trpöc t^kvujv x<^iv
XaßcTv TÖ t' d£iui|ia fiidXXov f| rd xP^ctTa erhebt, scheinen unbe-
gründet, die Änderung von V. tyic euT€VoOc foip k&v d^op90C ijj
TdjLiov, an und für sich nicht unbedenklich, wird durch das folgende
TÖ dEiuj^a ganz unsicher, freilich bietet der text noch manche
schaden, einmal ist Tifidici . . XaßeTv nicht in Ordnung: Enger hat
irpoTiouci vermutet, das durch ttpgtiiliOjci glossiert worden; Her-
werden Oripuuci • . Xaßeiv. dann ist Trpöc t^kvujv x^^P^v ein unge-
schickter ausdruck ; beide anstOsze wiU Hense mit q>iXoOci TroXXol
irpocXaßeiv t^kvujv X<^P^v beseitigen, ich vermute Trpöc TCicvoup-
Tiav. wie Sophokles Traibouptia für TraiboiTOiia gebrancht, so
konnte Eur. T€KVOupTiot für TCKVOTroiia sagen, was man aber aoszer-
dem vermiszt, den sinn von TrpOTijLidici , das hat man, sobald man
die verse richtig stellt:
Tf|v €UT^V€iov, kSv fi^opqpoc Ä T^MOC,
TÖ t' d£iuj|Lia ^dXXov f| Td xpilMCtTa
n^uüci iToXXoi Trpöc TCKVouptiav Xaßeiv.
das mittel mit welchem die heilung von fr. 830 Tic b' oTbcv €l li\y
T0Ö9' 5 K^icXiiTtti GaveTv , tö lf\v bl 9vqcK€iv icri ; TtXfjv öfiwc ßpo-
Tuiv vocoGciv o\ ßX^TTCVTCC, o\ b' öXuiXoTCC oubiv vocoGciv oübk
K^KTTiVTai Kaxd versucht wird: bf\\a b* uic ßpoTulv ist gewaltsamer
als es scheint, man wird das unbrauchbare TrXf|v als ein glossem txi
betrachten haben; glossem aber konnte es sein zu oux 6itwc
(dcTiv; oux ^TTüic ßpoTUiv) dh. 'nicht davon zu reden, davon m
schweigen, dasz' usw.: vgl. Soph. El. 796 Tr€Trau^€6' flfieic, oux
ÖTTUJC C€ Traucojuiev.
Wir können hier auf die weitem zahlreichen conjectaren des
vf. nicht eingehen, wir bemerken dasz sich darunter noch manche
ansprechende Vermutung findet, wie Alk. 632 ou fäp TOIOUTUIV
Ivberjc, Bakchai 640 f^biuJC yoCv (vorher mit Fix i|ioq>€f top)»
El. 130 Tivo b' ol^ov, ii . . äXaieücic; 553 tou ttgt', 'HXäcrpo,
(piXujv . . Xeiiiiavov Kupci tööc; 780 TToiav Trop€Ü€c8', 1036 toOtou
b' UTTÖVTOC ÖTQV, Hipp. 271 fiXXuJC iX^TXCic, fr. 362, 64 dk c'
tf\ij, 446, 2 tSjc c' f)bu XeOccciv ua. unstatthaft erschien uns nur
der verschlag zu El. 251 dK€(vou t' &Xoxoc und die krasis welche
in £1. 508 Ki^pecKÖ^nv , fr. 628 , 3 b/jjuK{) dpeciöv, 901 , 7 ^f| eO
KFrey: tu Eoripidet und Aiiohjlos. 407
\iVi gebracht wird, überhaupt bat die krasia etwas unpoetiBchee
an sich und darf nur mit vorsieht in die texte der tragiker oorrigiert
werden, ich habe in meinen 'studien zn Aeschylus' a. 10 ff. gexeigti
welch groszer unterschied in der Zulassung der krasis zwischen chor*
gesftngen und trimetem besteht, ebenso ist bekanntlich in dieser
beziehung ein groszer unterschied zwischen tragikem und komikexn«
seine ausgebreitete kenntnis der Euripideischen litteratur hat V.
auch dadurch zu erkennen gegeben, dasz er von einer reihe von
emendationen den ursprünglichen autor nachweist und s. 76 ff. eine
ganze blüteniese solcher Wiederholungen gibt, auch ihm ist trots
«11er vorsieht dieses versehen begegnet: er will Soph. Aias 137
ZofxevfjC mit TrXriYil verbinden, was schon Madvig und vor Madvig
schon Herwerden verlangt hat. man veraeiht gern eine schuld von
der man sich selber nicht frei fühlt.
Bamberg. Nioolaus Wbokledt.
64.
ZU EÜMPIDES UND AISCHTLOS.
Wecklein hat mir Jenaer LZ. 1879 n. 37 in der recension meiner
^Aeschylus-studien' (Bern 1879) vorgeworfen, ich habe 'dieieactio-
nftre tendenz, mit redensarten und grammatischen termini wie iK
TrapaXXf|Xou, dvTtCTp69U)c den unsinn conmpter Überlieferung sn
schätzen', dieselbe tendenz, nur dasz ich ihren gegenständ etwas
anders bezeichne , habe ich auch bei Euripides Elektra 1 , und die
neue conjectur SMeklers in seinen 'Euripidea' (Wien 1879) s. 68
ib rpic TToXaiöv ''ApYOC veranlaszt mich es auszusprechen. TraXaiöv
''ApTOC ist sicher, s. Soph. El. 4 naXaiöv ''ApTOC, und man braucht
kein rpic. wenn es aber Eur. Or. 714 heiszt ''ApYOUc T^iiav, so
scheint mir ist in die äugen springend , dasz Tf\c ''ApTOC nichts ist
als eine umkehr, die man ja ävTiCTpÖ9UK: (elpfVi^VOV) nennen kann;
eine umkehr, hervorgebracht durch die tendenz dem nomen proprium
den hauptaccent zu geben; ebenso wie wenn Aisch. Eum. 606 Orestes
im gegensatz zu Kljtaimnestra, welche 605 subject ist, den haupt-
accent haben soll und nun gesagt wird £f ui> • • ^v af^on statt aljia . •
iy i^oi. die anwendung solcher rhetorischen figuren ist gefährlich —
ich gebe das zu, und meine erklärungen wollten nicht unfehlbsjr sein
— aber doch nicht durchaus verwernich, wie Eur. El. 1 zeigt.
Aisch. Agam. 1172 iyib bk OepMÖVGUC Tdx' iv ir^bqi faX^ —
wird verständlich, wenn man 6 epiLi OTT VC uc schreibt: 'ich aberwerde
bald heisz athmend zur erde fallen.' das wort kommt nirgends vor,
wird aber garantiert durch Trupirvouc, €^irvouc und durch Eur. ras.
Her. 1092 irvodc Gepiiiäc irv^uj. und wie Herakles damit eine völlige
Ohnmacht bezeichnet, so kann 6€p^Ö1rvouc von der geschlagenen
und mit dem tode ringenden Kassandra gebraucht werden. ßaXiili ist
intransitiv, wie Blomfield und Franz urteilten, meine erklArung in
den 'Aeschylus-studien' ist zu streichen.
408 PSchrOder: zu Sophokles Phaidra.
Hiketiden 355 lese ich YkovO* ö^iXov statt v^ovO' £., trotz-
dem dasz tKU) bei den tragikern nicht vorkommt ; die fthnlichkeit yott
iN€ONe und IKONG ist zu grosz.
Zu der zweifellosen Verbesserung ebd. 784 dc9UKT0V für dq>u-
KTOV kann ich HWeil nur gratulieren , nachdem ich sehe dasz er sie
zu Agam. 365 vorgeschlagen hat.
Bern. Karl Frey.
55.
ZU SOPHOKLES PHAIDRA.
CÜTTVUJT6 Kdvacx^cOc ciYÄcai ' tö fäp
TuvaiHiv alcxpöv div T^vaiKl bei ct^t^iv.
80 lautet ein fragment aus des Sophokles Phaidra bei Stobaios flor»
74, 16 (n. 614 Nauck). Phaidra hat dem chor ihre sträfliche lieb»
zu Hippolytos eingestanden und verlangt von ihm Verschwiegenheit
(vgl. Welcker griech. trag. s. 394— .402). zur motivierung ihres Ver-
langens fügt sie nach der Überlieferung der für Stobaios maszgeben-
den hss. AB hinzu: 'denn das für weiber schimpfliche musz man
mit dem weibe verschweigen' (zu CT^T^^v in dieser bedeatung vgl.
OT. 341. Phil. 136. Eur. Phoin. 1211. El. 273). ist nun zunächst
das CUV T^vaiKi überflüssig und störend, so ist es femer wol ein-
leuchtend dasz Sophokles solche worte der Phaidra nicht in den
mund gelegt haben kann — das hiesze mit anderen Worten den wei-
bem das Privilegium zuerkennen, dasz man ihre Schlechtigkeiten mit
stillschweigen zu übergehen habe, wir erwarten eine ganz andere
begründung der fordenmg das geschehene zu verschweigen, der
chor besteht — das ist gewis — aus frauen ; von frauen verlangt
Phaidra also Verschwiegenheit, und das mit recht : denn sie als wei*
her müssen das was dem weiblichen geschlechte zur schmach gereicht
mit schweigen verhüllen, so und nicht anders kann der sinn hier
sein, ich schlage deshalb vor cuTT^vaiKa statt cOv iniVttiKl in
schreiben , und erinnere , indem ich die grosze anzahl von ganx ana-
logen composita aus der rOmischen und byzantinischen periode (vgL
Sophocles 'greek lexicon of the Roman and Bjzantine periods' onter
cu . .) wie cuTX^^pa, cujundpGcvoc, cuTT^pwv, cutKtkXuiifi usw. über-
gehe, an cuTKaciTvfiTTi Eur. IT. 800, cuTKacic Eur. Alk. 412, cuT-
T€V^T€ipa Eur. El. 746 , denen sich noch andere hinzufügen liesien*
von paläographischer seite läszt sich gegen diese vermutong niohts
einwenden, es ist kaum eine Veränderung der Überlieferung, denn
im archetTpus war cuv auch als präp. cuT geschrieben, der dativ
aber ist jedenfalls so zu erklären , dasz ein späterer absofareiber» der
das compositum nicht mehr kannte, cur also für die prlpoaition
hielt und nun sich erinnerte dasz diese den dativ regiert, ohne sich
weiter um den sinn zu kümmern, cuTTwaiKi aus CUTT^VOIKO maehte*
London. Paul Sohbödbe.
LDrewes : zur tbeorie des doclmiiis. 409
66.
ZÜB THEORIE DES DOCHMIÜS.
Der doohmioci ist von jeher verschieden wotigehni worden ; dodi
während man in älterer zeit nur über die einteüong oder serleganff
desselben stritt, ist jetzt auch über die zeitdsner (metrische grOsze)
streit der ansichten. früher zweifelte man' nicht dasz der dechmios
acht moren zähle, da man denselben geradezu für eine ans zwei be-
stimmten versfdszen zusammengesetzte grOsze hielt; man lOite ihn
nemlich entweder auf
in iambus und cretieus ^^ ^ | j. w .
oder in baccheus und iambus w jl . | s^ jl ^
diese beiden auffassungen dürften auch heute noch die meisten ler^
treter zählen ; allein es ist daneben noch eine andere ansieht in neuerer
zeit aufgetreten, die durch annähme einer sjnkope oder metrischen
katalexis den umfang des dochmius um 6ine oder gar zwei moren ver-
grOszert : es wird nemlich entweder die erste länge als synkopierter
trochäus gefaszt w | ^ | . w | . oder /^ | J* | J /^ | J tuicT damit ein
völlig choreischer tact (tripodie) hergestellt, oder eine pause am
schlusz angenommen , so dasz wir entweder einen iambus mit kata-
lektischer trochäischer dipodie vor uns haben (s# x | j. n^ | . a , so
Brambach und mit einer gewissen modification derauffassung Christ)
oder gar eine katalektische baccheische dipodie (s^ j. . | w j. x ""
#^JJ! /Jii^o Westphal).
Die annähme des synkopierten trochäus hat Christ (metrik § 463)
mit recht zurückgewiesen schon deshalb, weil wir bei auflOsung statt
der zweiten länge regelmäszig nur 2 (nicht 3) kürzen finden.'
Gegen jede annähme einer pause am schlusz , also gegen Bram-
bach und auch gegen Christ, spricht unwiderleglich die thatsache,
dasz der dochmius oft genug mitten im werte endet; da bleibt also
nicht einmal räum für die metrisch nicht meszbare pause, die jeder
wortschlusz mit sich bringt. Christ, der den dochmius in iambus
1 kanm ein unterschied itt es, wenn man wie HSchmidt nach
rhythmisch - masikalischer auffassong abteilt w | j. . %^ I •!• (^) oder
J^ ' J J J^ I J (^) dh. auftact, baccheus, trochaens (kataL, so daas bei
mehreren auf einander folgenden doohmien der aoftaet des vweiten an
die stelle der pause am schlösse des ersten tritt). * ab fernerer
grund läszt sich auch geltend machen, dasz wer%9 oder kola oder noch
kleinere rhythmische einheilen (sb. dipodien) und namentlich solche,
ans denen Systeme gebaut oder die xard crixov componiert werden,
eine an bestimmter stelle wiederkehrende synkope nur im leis-
ten oder vorletzten tacte haben, sb. der paroemiacns (in TyrUUschen
marschiiedern sticbisch, sonst um das 'halt' im marsche sn beseichnen,
dh. feststellen des linken and anziehen des rechten fusses) und dar
hinkiambus.
410 LDrewes: zur theorle des dochmius.
und katal. troch. dipodie zerlegt, ohne die achtzeitige messung auf-
zugehen , meint zwar , dasz nicht notwendig ein katalektischer fusz
im Vortrag ausgefüllt zu werden hrauche, sondern dasz zh. die Sen-
kung des nachfolgenden kolon hier eintreten könne; allein diese
hemerkung ist entweder müszig oder falsch : entweder wird damit
die allbekannte erscheinung, die auch in unserer modernen poesie
und musik so häufig ist, bezeichnet, dasz eine unvollst&ndige reihe
durch den auftact der folgenden reihe ausgefüllt wird — dann ist
doch die ausfüllung der pause und ihr Zeitwert Torhanden, und wir
hätten einen neunzeitigen dochmius mit einer wirklichen trochäiscben
dipodie am Schlüsse ; oder aber der dochmius schlieszt wirklich mit
der länge, und die kürze, womit der nächste dochmius beginnt, ge-
hört nur zu diesem (wie Christ doch annehmen musz , da ja sonst
kein iambus, wie er doch will, denselben beginnen würde) — dann
wäre in der theorie eine pause angenommen, die in der Wirklichkeit
gar nicht existiert, also die theorie falsch; es könnte yielmehr als
schlusz des dochmiuä dann nur ein creticus und nicht eine kataL troch.
dipodie angenommen werden.
Uebrigens werden heutzutage wol nur wenige von denjenigen,
die den dochmius in der alten weise erklären, denselben wirklich in
zwei eigentliche versfClsze auflösen wollen, die bei dochmischen com-
positionen regelmäszig mit einander wediseiten: es wäre das doch
auch eine gar zu wunderliche composition, zb. bei drei auf einander
folgenden dochmien also: Vs / J I Vs J / J I % / J ! Vb J/ J I
V9 # J I Vs J # J I dieser unerhörte fortwährende tactwechsel
würde allerdings wegfallen bei der auffetösnng Westphals (wenn die-
selbe nur sonst zulässig wäre) , da dieser im dochmius eine reguläre
sjzjgie von zwei baccheen sieht J^ J J | J^ J it || also gekuppelten
%tact (^Vs) annimt. Christ schlieszt sich (§ 70 und 90) deraaffas-
sung des Aristeides an, der geradezu den dochmius einen zusammen-
geaetzten fusz nennt, ja darin den einzigen zusammengesetzten fusz
sieht , weil hier die beiden untertacte nicht aus gleichen yersfOszen
bestehen, während für solche aus gleichartigen füszen zusammen-
gesetzten tacte der name sjzygien gebraucht wird, allein mit dem
namen wird doch noch keine änderung der sache hervorgebracht;
es bliebe doch syzygie so gut wie zusammengesetzter fusz eine durch
einen hauptictus zusammengefaszte Verbindung zweier rhythmischer
gröszen, die zunächst jede als ein besonderer fusz geüaszt wären.
Zu dieser auffassung des dochmius als einer aus zwei verschie-
denartigen füszen bestehenden syzygie (die sonst weiter gar nicht
vorkäme) werden wir aber durch nichts genötigt; vielmehr kOnnen
wir ihn so gut wie einen dactylus oder päon oder choriAmbus als
eine einheit für sich betrachten: er besteht meiner meinung nach
nicht aus zwei zusammengezwungenen versfttszen oder tacten, son-
dern er ist ein einfacher fusz oder tact mit eigenartigem rhjrthmus,
LDrewes: zur tbeorie des doohmiiis. 411
dessen leichter and schwerer tsctteil ebenso wenig auf den namea
besonderer fttsze (grundtacie) ansproch hat, wie etwa die des
pfton (trochftus und pjrrichius) oder des choriambns , den schon die
alten metriker f&lschlich aus choreus und iambus zusammengesetit
sein lieszen; er ist aber ein fusz, der wegen seiner ausdehnung sa-
gleich als jii^TpGV und kujXov und wegen der eigentümlichkeit des
Verhältnisses von arsis und thesis als besonderes rbjthmengesdilecht
erscheint, und da kann es denn nicht zweifelhaft sein, dasz dieses
T^voc ^uOfiiKÖv einfach eine unterart (die dritte) des T^VOC dvicov
ist: denn wie man auch sonst den doohmius in seine (nicht zwei
balbtacte, sondern) tactteile (den schweren und den leichten, tragen-
den und getragenen) zerlegen mag, immer wird man auf das ver-
hftltnis 5 : 3 kommen, und zwar wol am richtigsten, indem man die-
sen eminent lyrischen rhythmus musikalisch betrachtet, in der weise
dasz die beiden ersten längen (die nach HSdmudt zuweilen zusam-
mengezogen werden) mit einer kürze den schweren, die letzte länge
mit einer kürze den leichten tactteil bilden, also J^ \ J J y^ ^>J^ I
J J J^ J ^ I*' ▼on dieser in besonderm sinne schiefen teilnng (da
ein achtzeitiger tact gar nicht ungerade geteilt zu werden braucht,
sondern die gerade teilung in 4 + 4 viel näher und bequemer liegt)
bat der dochmius sicherlidi seinen namen bekommen.
Dieser schiefe, eminent ungerade rhythmus hat zwar, wie Christ
§ 482 ganz recht sagt, etwas unserm modernen geftlhl widcorstreben-
des ; allein unser rhythmisches gefühl ist auch verh<nismäszig wenig
oder doch einseitig ausgebildet, wie denn unsere lyrik und musik
überhaupt ziemlich einseitig in ihren formen und einförmig in ihrer
gliederung und compositionsweise ist — meist die yiertactige —
und das T^voc f)|LiiöXiov schon so gut wie gar nicht kennt (V4 tact zb.
in der melodie zu 'prinz Eugenius der edle ritter*). es ist als ob wir
uns durch den unserm mehr subjectiven wesen entsprechenden Tol-
lem klang und die reichere tiefe der harmonie und polyphonie schad-
los hielten ftlr die uns fehlende manigfaltigkeit des baus der rhyth-
mischen formen , wie sie der mehr auf das plastische und bestimmte
der umrisse gericht-ete sinn der Griechen auf dem gebiete der lyri-
schen poesie hervorgebracht hat. *
' dies Verhältnis wird zwar etwas, aber nicht wesentlich alteriert
durch zalassang der sjllaba anceps im anftact (und, was riel seltener
▼orkummt — meist in enddochmien — im innem des verses, wo nicht
überhaupt die annähme des dochmischen rhythmus zu verwerfen ist),
so wenig als der iambische rhythmus durch die in sede impari zuläs-
sigen irrationalen längen aufgehoben wird, da immerhin doch die thesis
kürzer bleibt als die arsis, während bei dactylen und anapästen durch
zalaasung von irrationalen längen in der thesis das grundverhältnis des
rhjthmns ganz aufgehoben würde, noch dazu die thesis länger würde
als die arshi. ^ und ist nicht auf dem gebiete der maierei und archi-
t'fctur ein ähnlicher unterschied wahrzunehmen?
412 LDrewes: zur theorie des dochmius.
Allein trotzdem hoffe ich begrifflich nachweisen zu können, wie
denn doch selbst dieser dochmische rhjthmns von den Griechen als
schon empfanden werden konnte , die ja fdr masz und zahl in den
grOszenyerhftltnissen der werke sowol der plastischen knnst als der
sog. redenden kttnste und der mnsik' einen viel regem, feinern und
empfänglichem sinn hatten als wir.
Ihre verschiedenen rhjthmengeschlechter, das dochmische ein-
geschlossen, stehen nemlich in einer ganz merkwürdigen Verbindung
des Zahlenverhältnisses, das zwischen dem leichten und schweren
tactteile stattfindet, das einfachste und am leichtesten zu empfindende
Verhältnis ist jedenfalls das der gegenüberstellung und Verbindung
von gleichem und gleichem, dies Verhältnis weist ehep. das T^voc
Tcov auf, dh. vorzugsweise dactylus und anapäst, und es kann kaum
zweifelhaft sein, dasz in diesen rhythmen die ersten anfange der grie-
chischen poesie gedichtet sind, hier verhält sich thesis (leichter tact-
teil) zur arsis wie 1:1. das nächstliegende ist offenbar die Zusam-
mensetzung eines leichten tactteiies mit einem schweren von doppel-
ter grösze , da das Verhältnis des halben zum ganzen oder des ein-
fachen zum doppelten sowol vom äuge als vom ohr am leichtesten
von allen ungeraden Verhältnissen wahrgenommen und geschätzt
werden kann, in diesem Verhältnis von 1 : 2 stehen besonders die
teile des iambus und trochäus , gewis der nächstältesten versfüsze
nach dactjlus und anapäst. * erst später kann das schon schwerer
mit dem gefdhl zu messende, einer erregten Stimmung entsprechende
Verhältnis 2 : 3 (päon, creticus) in anwendung gekommen sdn; das
letzte aber wird das Verhältnis des dochmius, der wol erst in der
dramatischen Ijrik zum ausdruck des äuszersten, dringendsten affects
entstanden ist, gewesen sein, nemlich 3 : 5.
Nehmen wir nun zu den genannten zahlen dieser Verhältnisse
noch die summe des schweren und leichten tactteiies hinzu und ver-
gleichen femer nicht blosz das Verhältnis des leichtem tactteiies
zum schwerem, sondem auch — was für beurteilung alles kunst-
schönen, dessen innere Verhältnisse sich in zahlen ausdrücken lasseui
unerläszlich , aber meines wissens in der metrik noch nie geschehen
ist — das Verhältnis des schwerern (gröszern) teiles zum
ganzen, so bekommen wir folgende zahlen, die ich — um des fol-
genden willen — gleich in form einer gleich ung schreibe:
Y^VOC Tcov 1:1 = 1:2
t^voc binXdciov 1 : 2 «= 2 : 3
T^voc fijLiiöXiov 2 : 3 «B 3 : 5
T^voc boxMi<XKÖv 3 : 6 -« 5 : 8
^ ja selbst der phjsiscben and moralischen well; wie hllta tonst
wol bei ihnen eine pbilosophie entstehen können, die alles aus der sahl
erklären wollte? * iambos und trochäus sind schon in emintaterm
sinne lyrische versmasse wegen ihrer grossem leiohtigkeit und lebhaf-
tigkeit, als die feierlichem, mehr einer gleiehmässig gehobeMa Stim-
mung entsprechenden, strengern dactylen und marscnaaaplstea.
LDrewes: sar iheorie des dochmins. 418
man sieht, das folgende T^voc schlieszt sich immer in d6r weise an
das vorhergehende an, dasz der grössere teil des erstem sum kleinem
teil im zweiten, die somme der teile des erstem snm grOssem teil
im zweiten wird, dh. es ist jedes folgende y^voc ans dem vorher-
gehenden dadurch hervorgegangen, dass was vorher Verhältnis des
schwerem tactteiles zum ganzen fnsse war, nnn verhfiltnis des leioh*
tem tactteiles zum schwerem wird — ein ganz natnrgemftsier fori-
schritt: denn erst das an er£ftssang des einfachem voAftItniases ge-
wöhnte ohr wird beflüiigt nun das nftdisthöhere oder schwerere var*
hftltnis zu empfinden.'
Und nun kommt noch eine ganz merkwürdige eigenschaft gerade
dieser zahlen hinzu, von der ich nicht weisz ob sie den mathematikem
bekannt ist: es sind nemlich diese zahlen und ihre fortsetsnn-
gen (also 8 : 13.: 21 : 34 usw. in infinitnm) die einsigen ganzen
zahlen unseres Zahlensystems, die das verhftltnis des
goldenen Schnittes mit dem gröstmöglichen grade der
annftherung ausdrücken, nemlich so dasz das prodnct der
Suszem glieder (kleinerer teil mit summe multiplidert) von dem
producte der innern glieder (grösserer teil mit sich selbst mnltipli-
ciert) jedesmal nur um 1 abweicht, und zwar ist naturgemlss, wenn
vorher der gröszere teil etwas zu gross war, in der nfiehsten reihe
(wo dieser -— in der hohem Ordnung — der kleinere geworden ist)
derselbe (also der neue gröszere teil) etwas zu klein: es ist nemlich,
wenn wir zu den oben angegebenen vier gleidhungen oder reihen
noch die fünfte der anschaulichkeit halber hinzufügen : 5 : 8 «i- 8 : 13,
das product der äussern glieder imd das der innern
a) 2 und 1 , also -|~ 1
b) 3 und 4, also — 1
c) 10 und 9 , also -f 1
£2^24 und 25, also — 1
e) 65 und 64 , also + 1
oder aber, wenn man jene gleichungen in d6r form auflöst, die unserer
fragstellung am nächsten kommt, nemlich so dasz man den kleinem
teil mit dem gröszem und den grossem teil mit dem ganzen divi-
diert und die so gefundenen bruchzahlen mit einander vergleicht, so
ergibt sich
a) \ =* iy differenz -+- ^
^) I ""At »» + jit
es ist evident dasz , je höher man in den reihen steigt, desto grösser
die annäherung an die genauen Verhältnisse des goldenen Schnittes
^ to sind 68 denn zwei stafen der rhythmischen empfindangsfähig-
keit, um welche der griechische sinn ans yorsotgekommen ist (da wir
das T^voc i^^iöXtov to gut wie gar nicht haben).
414 LDrewes: zur theorie des dochmius.
wird und dasz schon die Verhältnisse des dochmius nur um -^ more
Yon dem goldenen schnitt abweichen, dh. so gut wie gar nicht.
Nun aber ist es eine nicht unbekannte thatsache, dasz der gol-
dene schnitt oder diejenige teilung eines ganzen, wobei sich der klei-
nere teil zum gröszem verhält wie der gröszere teil zum ganzen, von
dem äuge als ein schönes Verhältnis von jeher empfunden worden ist
und noch empfunden wird^; wer nun den grund aller Schönheits-
empfindung auf einen innem sinn und nicht auf blosze sinneswahr-
nehmung (berührung der äuszern sinne) zurückführt, wird von vom
herein keine grosze trennung machen wollen zwischen dem schönen
das durch das äuge, und demjenigen das durch das ohr wahrgenom-
men wird, vielmehr wird er die weitestgehenden analogien zuge-
stehen, und wie er annimt dasz es wesentlich dieselbe kraft des
innem sinnes ist, welche das schöne beidemal als solches empfin-
det (also wie er an die identität des subjectiven momentes der Schön-
heit glaubt) , SO wird er auch annehmen dasz es beidemal wesentlich
dieselbe eigenschaft des objectes sein müsse , die den Schönheitssinn
des subjectes erregt (er wird auch an die identität des objectiven
momentes der Schönheit glauben), es ist 'das holde gleichmasz',
welches uns anspricht und ohne welches uns nichts ab schön er-
scheint , was wir durch die sinne des gesichts und gehörs wahrneh-
men oder was wir uns durch die phantasie in sinnlicher weise vor-
stellen; wie denn ja bekanntlich auch die allereinfachste Schönheit
ein zusammengesetztes ist und der reiz der Schönheit zum groszen
teil in der art der Zusammensetzung liegt (bei der sog. formenschön-
heit jedenfalls zum grösten teile, wo nicht ausschlieszlich). alles
aber was wir durch die genannten sinne wahrnehmen hat ausdeh-
nung und ist meszbar: es musz deshalb jedes Verhältnis, das wir
durch äuge oder ohr als schön empfinden, sich durch zahlen aus-
drücken lassen, und da wir nicht alle formenverhältnisse , die wir
wahrnehmen, schön nennen, so können es auch nur einzelne be-
stimmte zahlengrappen sein, in deren Verhältnissen zu einander dies
geheimnis der Schönheit liegt (und die wichtigste dieser zahlengrap-
pen ist jedenfalls die oben genannte), das aber können wir mit be-
stimmtheit voraussetzen, dasz die griechische nation, welche an
Schönheitssinn alle andern antiken und modernen nationen übertraf,
keine kunstform geschaffen hat, die sie nicht als schön empfan-
den hätte, und so ist es auch unzweifelhaft, dasz die Griechen selbst
^ Wittfttein (in einem za Hannover gehaltenen nnd 1877 gedniekten
Vortrag 'über den goldenen schnitt') weist nach, dass in den Verhält-
nissen des menschlichen körpers and vieler anderer werke der nstnr
und kunst der goldene schnitt eine kanm geahnte rolle spielt, ich kann
aus meinem botanischen wissen noch das beitpiel anfQhren, data bei
der blattstellang vieler pflanzen, nemlich aller derjenigen, deren blätter
in korkzieherwindungen um den stamm gehen, auch nor die lahlea der
oben erwähnten Zahlenreihe vorkommen: nemlich die lahl der blätter
der einzelnen Windungen beträgt stets entweder 8 oder 5 oder 8 oder
13 usw.
LDrewet: zur fheorie det dochmiot. 415
dem schmerze, der angst und andern heftigen (dh« das gleichman
der seele stOrenden) empfindongen auf dem idealen gebiete der
knnst nur einen schOnen ausdruck der form haben geben m(5gea»
einen ausdruck der sich immerhin unterscheiden mochte von dem*
jenigen der sanftem, auch in der Wirklichkeit sohOnen empfindungen^
der aber nichtsdestoweniger — wenn auch naturgemäss Terstedcier
und tiefer — den Stempel des ewigen schOnheitsgesetzes tragen mnste.
Demnach sehe ich in dem dochmius, dem rhjthmus des hOoh*
sten affects, die musikalische yerkOrperung des goldenen Schnittes»
dessen darstellung auf dem gebiete der rhythmik oder musik eine
natürliche erweiterung des t^voc dvicov ist und ebenso herrorge-
wachsen ist aus dem T^voc fmiöXiov, wie dieses aus dem t^voc
bmXdciov und dieses wieder aus dem y^voc Tcov. eine fernere fort-
setiung über den dochmius hinaus (also ein tact von 5 -f- 8 «i- IS
moren) hStte offenbar kaum noch einen wirklichen tact (versfusz)
geben können: denn es würde ja doch ein yerhftltnis von solcher
ffrOsze schwerlich überhaupt von einem noch so musikalischen sinne
(das ohr ist ein weit weniger scharfer sinn als das äuge) klar empfun-
den und kaum von einer noch so ausgibigen stimme durch einen ge-
nügend starken ictus als 6in tact gesprochen oder gesungen werden
künnen: und dann wäre mit einem solchen überlangen tacte durch-
aus kein neues Y^voc begründet, sondern nur das im dodmiiua
liegende Verhältnis des goldenen Schnittes um eine gar nicht zu be-
merkende kleinigkeit genauer ausgedrückt, dagegen ist der doch-
mius trotz seines zusammenhange mit dem T^voc fyiiöXiov doch eia
ganz neues T^voc, weil im dochmius lediglich das Verhältnis des
goldenen Schnittes empfunden werden kann, im t^voc f)jiiöXiov aber
das Verhältnis des leichten tactteils zum schweren noch beruht auf
den schon vorher dagewesenen einfachen und ins äuge und ohr leicht
fallenden verhältniesen des gleichen und des doppelten (oder viel-
mehr des halben , was ja nur der begriff des doppelten von seiner
kehrseite ist), nur dasz hier dieses beides in der einfachsten weise
combiniert ist : denn 2 : 3 ist gleich 2 : 2 -f~ }• ^ ^^^^ anderseits
schon im Y^voc fmiöXiov das Verhältnis des schwerem teils zum
ganzen 3 : 5 nicht mehr durch einfache anwendung dieser beiden
begriffe oder manipulationen (des gleichmachens und halbierens oder
doppelns) begriffen oder vorgestellt werden kann, sondern zwischen
diesen beiden zahlen schon lediglich das Verhältnis des goldenen
Schnittes waltet, so wird es um so ersichtlicher, welche notwendige,
vermittelnde Stellung dieses Y^voc fi|Lii6Xiov zwischen dem so ein-
fachen T^voc Tcov und bmXäciov und dem ein so feines gefühl vor-
aussetzenden T^voc boxMlotKÖV inne hat: die erste hälfte der glei-
ch ung 2 : 3 B=s 3 : 5 steht noch ganz auf dem boden der erstem Ver-
hältnisse, die zweite schon ganz auf dem boden des dochmischen
Schnittes, ich glaube, ohne den päon oder baccheus gäbe es auch
keinen dochmius.
Vielleicht erklärt sich aus dieser theorie des dochmius auch der
416 LDrewes: znr iheorie dee dochmius.
umstand, dasz so selten die kürze im innern des dochmius mit einer
irrationalen länge vertauscht wird, während dies öfter mit der
kürze im anfang (bzw. bei musikalischer auffassung , wenn mehrere
dochmien auf einander folgen, am ende) geschieht, durch ersteres
wird nemlich das Verhältnis des goldenen Schnittes nur verdunkelt
(noch ungenauer), durch letzteres nicht, nach unserer auffassung
J^|JJ^J,gP|JJJ^J,*f| gehört die innere kürze zum schwe-
ren tactteile, während die äuszere kürze entweder den auftact bildet
oder zum leichtem tactteile gehört: nun ist aber, wie wir oben ge-
sehen, der schwerere tactteil im dochmius schon an sich etwas zu
grosz um das reine Verhältnis des goldenen Schnittes zu geben ; es
kann daher wol der etwas zu kleine leichtere tactteil, nicht aber der
gröszere eine gewisse vergröszerung erfahren, geschähe dies letz-
tere, so näherte sieh das Verhältnis za sehr dem von 6 : 3 oder 2 : 1
an, also dem y^voc biTrXäciov und nicht etwa dem im Charakter am
nächsten stehenden y^voc fijiiöXiov. ich bin deshalb geneigt an-
zunehmen, dasz ab weichungen von dieser regel wirkliche unregel-
mäszigkeiten sind, wie zb. ein anapäst im iambischen trimeter, wo-
für jedenfalls die Seltenheit desselben spricht — oder aber, dasz
noch die weitaus meisten dieser an sich seltenen f&lle gar nicht zu
den dochmien zu zählen, sondern als andere rhythmische conibina-
tionen aufzufassen sind, dies letztere wird auch da, wo dieselben
mit andern, unzweifelhaften dochmien verbunden sind, oft genug
ohne bedenken angenommen werden können , da es ja bekannt ist,
wie oft sich dochmien mit andern rhy thmen (choreischen, kretischen,
choriambischen usw.) verbinden; unmöglich würde es nur sein, wo
ein unzweifelhafter dochmius in responsion stände — das dürften
aber selbst bei dem im versbau so nachlässigen £uripides nur wirk-
liche Seltenheiten sein, dagegen liegt es in der natur der sache, dasz
der heftigste affect, zu dessen ausdruck der dochmius dient, nicht
lange in gleichmäsziger höhe verharren kann , femer dasz die äusze-
rungen desselben etwas ruck- oder stoszweises an sich haben , und
schlieszlich dasz diese erregteste Stimmung nicht plötzlich der ge-
wöhnlichen Seelenverfassung platz machen kann, hieraus aber er-
gibt sich von selbst der grund , weshalb wir so häufig mitten zwi-
schen dochmien sowie am ende derselben andere rhjthmen einge-
schoben resp. angehängt finden, welche gleichsam <Ue ruhepansen
zwischen den schlagen eines gewitters oder deren dumpfes nach-
grollen bezeichnen.
Helmstedt. Ludwig Dbewss.
CSchifer: die priTatcaltgeooBieiiscluiften im Peinueu. 417
57.
DIE PEIVATCULTGEN0SSEN8CHAPTEN IM PEIEAIEU8.
Das genossenschaftswesen hat, wie hinreichend bekannt ist, im
Oriechenland und speciell in Attika immer in hoher blllte gestanden
nnbekfimmert um die jeweilige läge des Staates, and ist zu einem
recht achtbaren grade von YoUkommenheit im einzelnen dorohgebil-
det worden, die staatliche Organisation des attischen demos gab dazu
die stärkste anregung und das beste Yorbild. die demokratischen
grandsätze der athenischen Staatsverfassung spiegeln sich demge-
mftsz in den Statuten der vereine wieder und sind bestimmend fttr
die abgrenzung der competenzen sowol der mitglieder in ihrer ge-
samtheit als auch der beamten die mit der leitung der geschlfte be-
traut sind, aber darauf hat sich die ein Wirkung nicht beschrSnkt
nichts hftlt centrifugale demente besser zusammen und gibt einer
Vereinigung solidere grundlagen als gemeinsamer cultus und gemein-
same festfeier. der Staat hatte in wolverstandenem interesse nach
dem muster des gemeinschaftlichen hausgottesdienstes, der s&mt-
liche mitglieder der familie verband , gern das sacrale dement zum
kern und mittelpunct der civilen einrichtungen werden lassen: jeder
demos, jede phjle, jeder sich als einheit fühlende landesdistrict (wie
die Tetrapolis, die Mesogaia, die Tetrakomoi) hatte seinen gemein»
schaftlichen gottesdienst, welcher der betreffenden Schutzgottheit
galt, und feierte im anschlusz daran seine feste; ja auch der gesamt-
demos der Athener entbehrte derartiger concentrationsmittel keines-
wegs, wie die Panathenaia es zur genQge darthun. diesen wink, den
die Staatsverfassung gab, lieszen die privatgenossenschaften wolweis-
lich nicht unbenutzt, die religiöse weihe, die der verein dadurch er-
hielt, dasz er sich in den schütz einer gottheit begab — welcher, das
wird jedesmal von den persönlichen neigungen des Stifters oder der
Stifter abhängig gewesen sein — und ihren cultus zum mittelpuncte
der eignen Wirksamkeit ^machte, zog ein innigeres, strafferes band
um die zugehörigen mitglieder und diente ganz vorzugsweise zur
aufrechterhaltung einer festen , geschlossenen einheit. mochten also
die gesellschaften einen zweck haben welchen sie wollten, nie fehlte
ihnen das sacrale dement, das patronat eines gottes und dessen Ver-
ehrung, es ii^t darum nicht statthaft, wie Poucart ^des assodations
religieuses cbez les Grecs' s. 2 es versucht hat, die vereine der fpovot
streng in religiöse und civile genossenschaften zu schdden. ebenso
wenig ist ohne weiteres eine anderweitige thätigkeit fVüc die diocot
benannten vereine dadurch ausgeschlossen, dasz sie, nach den uns
vorliegenden Urkunden zu urteilen, vorzugsweise religiösen ten-
denzen zu huldigen scheinen, die entstehung dieser beiden arten
von genossenschaften haben wir deshdb auch nicht aus dem bestre-
ben herzuleiten, fremde culte in Attika heimisch zu machen, und
ihre Stifter brauchen somit auch nicht von vom herein fremdlinder
Jahrbücher fUr clMt. philol. 1880 hft. 6. 28
418 CScbäfer: die privatcultgenossenscbaften im Peiraieos.
gewesen zu sein, finden wir in der that eine auswärtige gottbeit als
gegenständ ihrer yerehrung, so ist das lediglich einer spfttem epoohe
zuzuschreiben, wo asiatische und ägyptische culte sieb in Attika be-
reits das bürgerrecbt erworben hatten dank der allmählich einreiszen-
den Zersetzung des eignen glaubens und dem damit eng verbundenen
sjnkretistiscben zug, der die gemttter seit anfang des vierten jh. zu
beberschen begann, an und für sich begründet dem entsprechend
der verschiedene Charakter des cultus keinen specifischen unterschied
der Oiacoi : wir können von vom herein annehmen , dasz ausländer,
wenn sie sich nach dem vorbild attischer vereine zu einer genossen-
Schaft zusammenfanden, ihre Schutzgottheit, unter deren panier sie
ihren bund begründeten , aas ihren angestammten göttern auswähl-
ten, kein wunder also, wenn leute aus Eleinasien die liT\Tr\p tüjv
Ocuiv mitbrachten, während Syrer die ihnen geläufige gottbeit Aphro-
dite Urania zu verehren fortfuhren und die Aegypter ihren band
unter den auspicien der Isis stifteten, dasz in diesem gottesdienste
der schwerpunct ihrer Vereinigungen gelegen habe, ist nicht wol an-
zunehmen, noch weniger zu beweisen, ist es doch zu natürlich, dass
landsleute in der fremde sieb eng aneinander anscblieszen zu gegen-
seitiger hilfäleistung und förderung; selbstverständlich nehmen ge-
meinsame festlichkeiten dabei nicht die letzte stelle ein, und die erste
sorge war , wie es auch heutzutage noch nicht anders ist, den cultus
nach hergebrachtem eignem ritus einrichten zu können, zu dem behnf
erbaten sie sich vom Staate die erlaubnis einen eignen tempel begrün-
den zu dürfen , um darin nach ihrem ritus zu opfern und ihre heili-
gen tage in ihrer art festlich zu begehen, anfangs werden sich die
mitglieder naturgemäsz aus ausländem recrutiert haben ; doch war
sicherlich die beteiligung attischer Staatsbürger principiell nicht ab-
gelehnt, der metöke, der dauernd seinen aufenthalt in Attika ge-
nommen hatte, lud vielleicht seinen prostates zu den festlichkeiten
ein , und der vorübergehend in Athen weilende kaufmann bradite
seinen geschäftsfreund, seinen proxenos zur feier mit. es mnste jeden-
falls in dem interesse solcher Oiacoi liegen, auch einheimische für ihren
cult zu gewinnen , und die in Athen herschende Strömung kam dem
sehr entgegen, in der that sehen wir diese vereine denn auch dafür
Propaganda machen , wenigstens wird eine darauf abzielende thätig-
keit bei einem ihrer secretäre mit unter die motive für seine bekrin-
zung aufgenommen: dq)p6vTiC€V bi Kai touc bimoTiKOUC fiCT^x^iv
tOjv beboji^vuiv U1TÖ tuüv öpT€U)VU)V (aus der unten folgenden in-
schrift). eine gleiche absieht spricht sich CIA. II 610 ans in den
Worten öttuk b' &v übe nXeiCTOi t&civ öpTCiIivec toG UpoO, ^ivoi
vSj) ßouXofi^vu) elccv^TKOVTi . . bpaxpäc fiereivai aönp toO tepoO,
wobei sich die orgeonen freilich eine prüfiing der persönlichkeii vor-
behalten, da die inschriften allmählich eine ganze aniahl von atti-
schen namen aufweisen, so musz die beteiligung von Seiten der Athe>
ner auch bald eine recht rege geworden sein, es genügten ihnen eben
die eignen götter nicht mehr, und die eigentümliche, ezoentrisohe
Cßchttfer: die priTatcultgesoMentchaften im Peiraieoi. 419
festfeier der fremden calte wnste den sinn gefangen zu nehmen,
gleich wol fehlt es anch nicht an Tereinignngen, die den einheimi-
schen göttem tren blieben, wie die thiasoi des Hermes, Apollon|
der Athene Ergane nsw.
Durch die hinznfttgnng des gOttemamens suchen sich die thia-
soten von einander zu unterscheiden : denn an und ftlr sich ist der ans-
druck Oiacoc sehr aUgemein und weit (ygl. Harpokration u. Giococ.
Athen. VIII 64). es wSre nun sicher verkehrt zu meinen dasz, weil
alle solche Vereinigungen mit diesem umfassenden namen bezeichnet
werden, dieselben unter einander in nftherer beziehung gestanden
haben müsten ; man ist darum auch nicht ohne weiteres berechtigt
einrichtungen , die sich bei 6inem thiasos finden, sofort auf einen
andern zu Übertragen , wie es bisher Ton den meisten geschehen ist.
die ähnlichkeit in der Organisation, welche in dem gemeinsamen
Vorbild ihre erklftrung findet, das alle privatgrflndungen in gleicher
weise copiert haben, gestattet durchaus keinen schlusz auf ähnliche
tendenzen zweier verschiedener gesellsöhaften. Tor allem hat man,
da der hinzugefttgte differenzierungszusats unbeachtet geblieben ist,
die thiasoten sämtlich zusammengeworfen und sie dann ohne beden-
ken mit den in den inschriften vorkommenden öpT€(&V€C vermischt
es ist allerdings zuzugeben, dasz auch diese eine Vereinigung in d^r
weise ausmachten, wie wir es von den thiasoten kennen gelernt
haben, abgesehen vielleicht nur davon dasz bei ihnen der religiöse
Charakter mehr prävalierte ; aber man hat ganz fibersehen dasz den
namen der dpT€aiV€C nur der 6ine thiasos trug, der im Peiraieus die
^iVnip Tuiv Oeüüv verehrte; es ist also eine species der gattung Oiacoc
und steht parallel dem ausdruck o\ Omcorrai rf^c *Aq)pobTTTic ua.
natürlich sind diese orgeonen vollständig zu sdieiden von jenen
gleichnamigen orgeonen, von denen es bei Photios (s. 344, 7) u.
dpT€üJV€c heiszt: TT€pi bi tujv öpT€i6vujv T^Tpa<P€V Kai 0iXöxopoc*
Touc hl (ppdropac dirdvornccc b^x^cOai xal touc dpTCiIivac xal touc
ö^OToXaKTac, oOc t^wiiTäc KaXoGfiev. auf diese bezieht sich die
angeblich aus den gesetzen Solons stammende stelle in den Digesta
(XLVn 22) und nicht, wie Foucart ao. s. 48 anzunehmen scheint,
auf die spätem, ebenso irrtümlich stellt er mit den orgeonen der
Ky bele die 'orgeonen des Asklepios' in parallele (s. 4 u. 86) , die in
einer Inschrift vorkommen (Le Bas Attique n. 122) :
o\ dpT€iuv€c Tiip 'AocXiimiD dv^Occav
TTpocTrdXTioi (es folgen 14 namen^.
auf den ersten blick wird jedem klar sein dasz wir es hier nicht mit
orgeonen *des Asklepios', sondern mit den orgeonen zu thun
haben, die auch bei Isaios II 14 erwähnt werden und deren Stellung
und bedeutung im attischen Staatsrecht leider noch immer nicht
feststeht.
Sehen wir, wie es erforderlich ist, bei unserer vorliegenden
Untersuchung von diesen orgeonen ab , so bleiben uns die orgeonen
im Peiraieus allein übrig, die sich nicht, wie Foucart will, als ^les
28*
420 C8ch&fer: die priyatcultgenossenBchaften im Peiraieat.
orgeons de la Mdre des Dieux' bezeichnen, sondern olme jeden zn-
satz ol öpT€U»V€C. nur in einer inschrift (CIA. IE 610) werden sie
niher bestimmt, als o\ dpT€uiV€C oic fi^TCcnv toö kpoO: es ist diese
genaue ausdrucksweise aber hinlänglich motiviert dorch den Cha-
rakter dieser inschrift, die statutenmäszige bestimmongen gibt und
darum peinlichste genauigkeit erforderte, diesen orgeonen iJlein ge-
hörte also das heiligtum der groszen gSttermutter, ihnen allein war
es gestattet unentgeltlich in diesem tempel zu opfern, während jeder,
der nicht zu ihrem bunde gehOrte (ibiuiTiic wird ein solcher genannt),
zwar die erlaubnis erhielt sein Opfer darzubringen, aber nur gegen
erlegung gewisser gebühren (CIA. IE 610). nur so weit kOnnen die
etwaigen beziehungen gehen , welche Foucart zwischen dem tempel
der orgeonen und mehreren Oiacoi im Peiraieus constatiert sehen
will (s. 5). aus dem gemeinschaftlichen fundort der Urkunden, nem-
lieh an der angenommenen stelle des alten Metroon im Peiraiens,
schlieszt Foucart (vgl. s. 85 if. 99 ff. und die anm. zu inschr. 11),
dasz die orgeonen und die thiasoten der 'Aq)pobiTr) Oupavia oder
Cupia denselben tempel benutzt hätten, indem er als erklärung die-
ses seltsamen umstandes hinzufügt, dasz beide benennnngen nur
verschiedene bezeichnungen derselben gottheit wären (s. 98 *comme
une mOme divinite, adoree sous des noms difförents par les Phrjgiens
et par les Syriens'), er führt femer eine weihinschrift an, in der
die gottheit MrJTiip OeuüV eüävTTi iarpivii 'Aippobini ^<^ genannt
findet, und endlich wird in einigen decreten der orgeonen von einer
mehrzahl von göttinnen gesprochen (a\ Oeai), während in andern
und zwar in den meisten nur von 6iner göttin (f| Ocöc) die rede ist.
Foucart folgert daraus, dasz die orgeonen ihre gottheit bald wie ^e
göttin bald vervielfältigt angeschaut hätten, wie das mOglich war,
verstehe ich nicht recht; auch hebt diese erklärung die vorher ver-
suchte völlig auf: wenn jede gesellschaft unter der 6inen gottheit
ihre eigne göttin sah , so kann doch an eine mehrheit für diese oder
jene nicht gedacht werden, jedoch schon die form T&c 6c de (CIA.
n 622) zeigt dasz die inschrift uns in sehr späte zeiten führt, indem
in den altem Urkunden durchgehends f) 6€6c gebraucht ist. der
pluralis erklärt sich, wie an andern stellen die eäc^ßeia npdc TOUC
Oeouc, in allgemeinem sinne, auch die zahlreichen anathemata, die
die Ejbele in der bekannten weise darstellen auf einem throne sitiend,
in gegürtetem chiton und mantel, auf dem haupte den modios, die
linke auf das tjmpanon legend und in der gesenkten rechten eine
schale haltend , begleitet von einem löwen , der entweder auf ihrem
schosze liegt oder rechts resp. links neben ihr am boden — alle diese
zahlreichen votivreliefs (vgl. Stephani 'der ausruhende Herakles'
s. 65 ff. , Kekul6 'die antiken bildwerke im Theseion', HeTdemaan
Mie antiken marmorbildwerke zu Athen') stellen die göttin allein
dar, was doch höchst auffallend wäre, wenn sie die Verehrung mit
einer gesellschafterin hätte teilen müssen; nur ein relief ans sehr
später zeit bietet neben ihr in einer nachbamische noch die Demeter
CScbAfer: die priyatcnltgeiiOMenBcbalteii mi Pemieiifl. 421
(Stephani ao. n. 12), ebenso wie die beiden in Attika geftmdeneii
tanrobolienaltftre, von denen der eine ans dem jähre 887 nach Ch.
stammt (vgl. Hejdemann ao. n. 379 u. 380).* so späte sengBiMe
können jedoch für die zeit, anf die «s uns hier besonders ankommt,
nicht in betracht kommen ; ebenso wenig hat die vorhin angefttbrto
weihinschrift oder die im *A6i^vaiov V s. 427 veröffentlichte inschrift
für uns beweiskraft. auch der gemeinschaftliche fondort ist ohne
bedeutung für die entscheidung der frage, man denke zb. an alles
was im Asklepieion am südabhange der akropolis von Athen snsam-
men gefunden worden ist : votive an Herakles, Pan nnd die n jmphen»
ja selbst auch dort swei Ejbele-anathemata (vgl. FvDahn in der
arch. ztg. 1877 s. 158 ff.), in gleicher weise ist anch im Peiraieas
an derselben stelle ganz verschiedenartiges zusammen aufgedeckt
worden (s. Hejdemann n. 733 — 738) : ein Dionjsoskopf , ein Satjr»
köpfchen, ein votiv an Zeus Philios, an Pan und die nymphen, ein
pachtcontract, der nach Kirchhoff (Hermes U s. 169 ff.) im heilig*
tum der Artemis aufgestellt war; ja es fehlt anch hier das Kjbele-
relief nicht, wir würden auch hier das ganze in das temenos der
Artemis zu bringen haben, ohne doch daraus schliessen zu dttrfen,
es sei Ejbele mit Artemis zusammen in deren tempel verehrt wor-
den, allein es kOnnte scheinen, als ob trotz alledem die von Fouoart
unter n. 23 aufgeführte inschrift seine ansieht bestätigte; er meint
nemlich s. 87 , es wäre in derselben z. 31 f. von einem priester der
thiasoten die rede, der die sorge habe ftlr den tempel 'qui est appel6
«le sanctuaire de la Mdre des Dieux et des thiasotes».' allein diese
Übersetzung ist ungenau , da im texte zu lesen steht £mM€fi^Xv)Tat
Tou T€ UpoO Ti^c ^TiTpöc TUiV Ocuiv Kttl TUlV OiacuiTuiv. der letz-
tere genetiv ist demnach nicht von UpoG abhängig, sondern mit toO
UpoO coordiniert von dTTi^CfiAiiTai bedingt: das beweist die Stel-
lung des wörtcbens T^. zudem läszt sich äuszerst schwer begreifen,
was die thiasoten der Aphrodite Sjria veranlaszt haben soUte von
den orgeonen sich die erlaubnis zu erbitten das Metroon mitbenutzen
zu dürfen, sie hatten ja ihr eignes haus , nachdem ihnen auf ihr ge-
sucb der bau vom athenischen volke gestattet worden war , schon
seit dem j. 333 (CIA. II 168). was Foucart also zur begrttndung
seiner annähme s. 87 anm. bemerkt, ist nicht zutreffend; nicht wahr-
scheinlicher ist die andere erklärung, dasz jener bau vielleicht aus
geldmangel unterblieben sei. es soll damit keineswegs geleugnet
werden , dasz berührungen zwischen beiden genossenschaften statt-
gefunden haben : denn wurde auch von einer gesellschaft eine gott-
heit und zwar die schutzgottbeit ganz besonders und vor allen ver-
ehrt, so wurden die mitglieder damit noch immer nicht monotheisten,
ihre opf er Ordnungen verlangten auch zu bestimmten seiten ein opfer
* man wird mir sicher nicht die beiden reliefs entgegenhalten, welche
aiM Nikaia stammen and jetzt im Patissiamuieam in Athen sieh befin«
Hen (bei Hejdemann ao. n. 806 nnd 806), da dieselben mit den orgeonen
im Peiraieni nichts in than haben.
422 CSchäfer: die privatcultgenossenBchaften im Peiraieu8>
für irgend einen andern gott (zb. CIA. II 621 kqi q)iX0TijLi0Ufi€VOC
xdc T€ Ouciac toic Ocoic OuccOai rdc KoOriKOucac, oder in der unten
folgenden inschrift: kolX rdc Ouciac £6uc€ toTc Ocoic, Sc TrdTpiov fjv
aÜTOic (sc. TOic Oiacuiraic: vgl. auch CIA. II 616, Reiche Uponoiol
Tijj Ali TU) CuiTTipi Kai Tuj "HpaicXei Kai toTc CuiTi^pci bei einem £pa-
voc uns vorführt), und so , aber auch nur so ist die form von CIA.
n 627 erklärlich, die priesterin der Aphrodite Sjria hat im auftrag
der orgeonen opfer dargebracht, vor allem natürlich der eignen gott-
heit, die resultate des Opfers sind für die auffcraggeber günstig aus-
gefallen , die priesterin erstattet darüber bericht und die orgeonen
zeigen sich durch einen ehrenden beschlusz erkenntlich, dies moti-
viert auch das sonst in den erhaltenen beschlüssen der orgeonen
nicht vorkommende datum CKipoq)OpiuiVOC dxopqt Kupicji. denn wenn
ihre versamlungen nach CIA. 11 610 auch in jedem monat am zwei-
ten stattfinden (dtopdv Kai SuXXoTov noeTv touc dirificXirrdc xal
TOUC WpOTTOlOUC i\ TUJ UpiU TTCpl TÄV KOlVIÖV T^ bCUT^pCjl ICTOjülCVOU
ToO ^iivöc dKdcTOu), SO war, wie es wenigstens den anschein hat, die
erste versamlung nach dem hauptfest, den Attideia, die im frühjahr
gefeiert wurden, im monat Munichion die wichtigste, wenigstens für
cultusgegenstände (vgl. damit die versamlung des athenischen volks
nach den groszen Dionjsien). diese beziehungen der orgeonen und
der thiasoten waren aber nicht einseitig, wie wir eben die orgeonen
sich an die priesterin der thiasoten haben wenden sehen, so hat der
i€p€Üc der letztem, der nur einen monat lang im amt erscheint (vgl.
Köhler zu CIA. II 614), berührungspuncte mit der jLirJTiip ^djv 6€arv
(CIA. n 614). wie weit diese beziehungen sich erstreckt haben und
wodurch sie hervorgerufen waren, Iftszt sich nicht erkennen, ist auch
von untergeordneter bedeutung.
üeber die Organisation der orgeonen und der thiasoi hat Fou-
cart im ersten teile des angeführten buches erschöpfend gehandelt
auf grund der erhaltenen inschriftlichen Urkunden, von den orgeonen
im Peiraieus rühren her CIA. n 610. 618. 619. 621. 622. 623. 624.
627, zu denen jetzt noch eine vor kurzer zeit im Peiraieus gefundene
inschrift hinzugefügt werden kann, sie ist in der athenischen zeitnng
Palingenesia vom 18 September 1879 zuerst veröffentlicht; da sie
aber damit noch nicht allgemein zugänglich geworden ist und sie
anderseits unsere kenntnis von der orgeonengenossenschaft in eini-
gen Zügen zu vervollständigen geeignet ist , so lasse ich nach einer
von mir genommenen abschrift den text folgen, die stele ist 0,83 "
hoch , 0,39 breit und 0,8 dick, die buchstaben entsprechen in ihrer
form der zeit aus der die inschrift stammt, dem zweiten vorohrist-
lichen jh., und sind ziemlich nachlässig eingegraben, die seilen find
verschieden lang; man hat den grund dafür in dem bestreben sn
suchen, die werte am schlusz der zeile nur nach vollendeter silbe sa
brechen , wobei des bekannte gesetz waltet, auf die folgende seile so
viel consonanten hinüberzunehmen , als ein wort beginnen können.
dasz dies beabsichtigt war, lehrt eine vergleichung der übrigen deorete
CSchftfer: die priyatcultgenosBeaachalten im Painieot. 423
derselben orgeonen (CIA. 11 619. 621. 622. 624. 627). decrete an-
derer genoBsenschaften aus derselben zeit haben diese eigentCLmlidi-
keit nicht (vgl. 613. 615. 616).
'AtaOcT TUX61, in\ Cuiv(kou fipxovTOC, Mouvi
Xiuivoc dxopäi Kupiai, 'OviicUpiroc AiokX^
ouc TT€ipai€uc cIttcv* iireibf) Xaip^ac cövouc £iv
biOTcXei £v iravrl Kaipuji toIc öpTCujciv, Kora
t cTaOclc bk KoX TP€tMM<^T€uc dir* aördiv dirö
6€oS^vou dpxovToc oö6iv ivX^Xoiirev cpiXo
Ti^(ac cuvauEuiv t€ btarcT^XcKCV toic op
T€(£lClV Tf|V cuvobov, TTCCppÖVriKCV bk KüX 6€pa
Trrjac toC UpoG irXeovdKic, oök diroXAiirrai bk
10 ovbky imb6c€\ oöbeiniqt, ciofjvcvKCV bk icai
4iiiq)(cfiaTa iixX tuji* cuvq)^povTi, Tva cuvcTaX<&
ci al X(av dicaipoi bairdvai, icppövncev bk xaX
Touc bimoTiKOvlc fiCT^x^^v Ti&v bcboji^vuiv ihrö
Tuiv dpT€i6vu)v (piXavOpunruiv , biorrer^cicev bk xal
16 cuvXeiTOupTUfv £v toic dTCpMoTc icai raTc crpidce
civ rate icpt^aic, iTpo€uxpJ)cniK€V bk xod btdqpopov
nXcovdKic droKOV dirobiuuoOvTOc toO TO^iou, dircrf
T^XXerai bk xal elc töv Xomöv xP<^vov cuvq>povTt
cTv, €lc ö fiv aÖTÖv TrapaKaXi&civ oi dpTCi&vcc' fva oOv
20 dqxifiiXXov f\ ToTc del q)iXoTtjLiouM^votc, clbörec (so) 6
Ti x<Sip^T<xc d^{ac KOfiioOVTai div &v €Ö€pT€'nficui
civ — dyaOei tux€i beböxOai toTc öpTcdictv, iirai
v^cai Xaip^av Atovuciou 'AOfiov^a Kai crecpovdt»
cai auTÖv OaXXou CTCcpdvuii dp€Ti)c £v€K€v Kai
26 €uc€ßr|ac eic t€ idc Gcdc Kai touc dpTCuivac Kai
dvaropeueiv töv CT^cpavov Tfl Ouc(ai toO Mouvixl
uivoc, ÖTttv Kai Tdc iepciac, boOvai bk aÖTui Kai Ikö
voc dvdOeciv dv tuii vauii, dvaTpd4iai bk TÖbe tö 411191
c^a eic cttiXiiv XiOiviiv xai CTf)cai iy tcT aöXci
30 ToC i€poO
ol öpT€uiv€C
Xaip^av
Aiovuciou
*A9^ovdo
das archontat des Sonikos wird von Köhler zu CIA. II 435 und 624
in die mitte des zweiten jh. gesetzt, das zweite decret, welches sich
auf der stele n. 624 befindet, ist, wenn es nicht etwa zwei archonten
des namens Sonikos gegeben hat, von demselben tage wie das unsrige,
während der auf derselben stele vorangehende beschlusz, von EOhler
in den anfang des zweiten jh. gesetzt, dieselben bestrebungen im
verbände der orgeonen zeigt, auf die in unserm decret rQcksicht ge-
nommen wird, es heiszt von Chaireas z. 10: clcfjvevKev bk xol
HiT19icMaTa in\ Tili cuvq)dpovTt, Tva cuvcToXdki ai X(av dKOtpoi
bandvai, und in demselben sinne wird 11 624 von Simon, vielleidit
424 CSchftfer: die priyatcultgenoBsenschafben im Peiraieatf.
in seiner eigenschaft als epimelet, ein antrag eingebracht, der die aus*
gaben der priesterinnen beschränkt und regelt, den anlasz zu der-
artigen masznahmen gab der geldmangel, von dem in unserm decret
die z. 16 f. ein sprechendes zengnis ablegen: Chaireas hat der casse
unverzinslich geld vorgeschossen dTrobimoGvTOC ToO rajuiou, ein Zu-
satz der zeigt dasz dies sonst zu den pflichten des cassierers gehOrte
(vgl. CIA. n 621). wie der ra^iac (621), so hat hier auch der
XpamüiaT€uc sein amt mehrere jähre hintereinander verwaltet, denn
z. 5 f. heiszt es von ihm: KaracraOek bk kqI TP<^^aT€UC im* cxurdiv
d TT ö 6€o£^vou äpxoVTOC. das amt wurde, wie man sieht, aus prak-
tischen gründen demselben , selbstverständlich wolhabenden manne
übertragen, der mit seinem eignen vermögen dem verein Unter-
stützung gewähren konnte, so wie so scheint man häufig zu frei-
willigen beitragen aufgefordert zu haben (z. 9 f. und n. 624). der
archon GcöSevoc ist übrigens noch nicht bekannt, er musz selbst-
redend einige jähre vor Sonikos das archontat bekleidet haben, nach
z. 26 geschah die Verkündigung der bekränzung jedes jähr beim opfer
im Munichion, örav Kai rdc lepeiac, was darauf schlieszen läszt, dasz
die ehrenbezeugungen für die priesterinnen regelmäszig zu dieser zeit
öffentlich verkündigt wurden, und dies erhält seine bestätigung durch
n. 624 z. 1 4 ff. , wo demgemäsz die lücke durch dvorfopcOcai zu er-
gänzen ist. auffallend ist z. 29 der aufstellungsort der stele, der hier
zum ersten male, so viel mir bekannt, in dieser weise benannt ist.
die auXrj ist der räum um den tempel , der durch den periboios von
dem profanen lande abgegrenzt wird: vgl. [Dem.] g. Neaira § 116.
Bötticher tektonik der Hellenen II s. 436 f.
Die ehrenbezeugungen, welche die orgeonen zu gewähren pfleg-
ten , waren — ich hebe dies noch hervor, weil hier unterschiede an-
dern gesellschaften gegenüber zu tage treten — zunächst das lob
(cTraiv^cai), sodann die bekränzung mit einem ölkranz (creqKXViS^cai
OaXXoO CT€q)dvifi) und zwar eine einmalige, femer die jedes jähr er-
folgende proclamierung dieser bekränzung (dvaTOp € u € i v TÖV CT^qKX-
vov T^ Oucicji ToG Mouvixk£ivoc), weiter die erlaubnis zur aufstellnng
des eignen portraits im tempel (boGvai eUövoc dvdOcciv £v-Ti|i voi|>)y
und endlich die aufzeichnung des beschlusses und seine aufstellnng
im temenos der gottheit. wahrlich eine ganze menge von ehren,
aber die genossenschaft muste dazu ihre Zuflucht nehmen, nm den
ehrgeiz der reichen mitglieder anzustacheln und sie bereitwillig la
machen mit ihren mittein nicht zu sparen.
Zu den bei Foucart angeführten weihinschriften läszt sich jetit
noch aus dem Barbakeion eine hinzufügen , die sich auf den baden
antenpfeilem befindet , welche das tempelchen einrahmen , in dorn
Eybele in gewohnter weise thront, jede ante hat eine figur in flach-
relief an ihrem fuszende (vgl. Hejdemann ao. n. 413), darüber die
inschrift rechts MdvTic liryrfA^ und links xal Mixa ^r\T^ Ocuiv.
Auszer dieser gesellschaft der dpxcOiivcc, deren mittelponot das
MilTpipov im Peiraieus bildete, lernen wir andere vereine in der
CSchAfer: die priTaicaltgenonenschaften im Peindeot. 4S&
hafeiistadt kennen, die sich mit dem namen Oiacot bezeichneten;
darunter liefert ans der Oiacoc der Aphrodite am meisten material.
wir wissen aus dem psephisma CIA. 11 168 ans dem j. 333, dass die
r Kitier ein gesuch beim volke eingereicht hatten, der Aphrodite ein
heiligtnm im Peiraieas zu errichten, und das volk gewiüirte ihr an-
liegen, ich glaube, wir dürfen damit die Stiftung des thiasos der
'A^pobirri Oöpovia in Verbindung bringen, als Oiaci&rai Tf^c 'Aq>po-
biTT)C bezeichnen sie sich selbst ausdrücklich nur in einer insdirifty
die Ton mir selbst auf einem meiner ersten ausflöge in den Peiraieas
gefunden wurde, die stele lag vor einem hause, mit der Yorderseite
der wand zugekehrt, und wurde als sitzbank benutzt, sie musz froher
eingemauert gewesen sein, da die buchstaben zum grösten teil buI
einer kalkdecke überzogen waren, leider liesz sich darum auch nicht
ermitteln, wo sie gefunden war. nach sorgfiütiger reinigung wurde die
inschrift leicht lesbar, abgesehen Ton dem dritten decret, dessen ober-
fliehe sehr abgerieben war. die stele, von gewöhnlichem kalkstein,
1,25 " hoch, 0,33 breit und 0,24 dick, ist ziemlich CTOixtlööv geschrie-
ben, aber nicht durchgehende, [jetzt ist diese inschrift auch publi-
dert im 'ASnvaiov 1880 s. 296 und im BulL de corr. hell. III s. 510.]
'Cm NikokX^ouc dpxovTOC koivo(G)
AoEcv TOk Oiacurratc* iir€i(bf| '€irl KXcdpxou fipxovTOC — £bo(Ec
CT^qxivoc 6 OuipaicoiToiöc tm(p€ v) TOk 6iact(rraic* inctbj) CH{<pa
Xnrfic t€vö|i€voc tujv koivui(v nd voc irpdrepöv tc imficXirrikc (t€
5 v)tuiv ^TTiMCMcXirrai Tf|v dm(^^X vöficvoc xal vuv Uponoiöc X(ax S5
€iav f\v fÖ€i auTÖv iTri^€Xii(6f)v uiv m€t& tuiv dXXuiv cuvi€poiroi((&
ai kqI TäXXa q)iXoTi)üioup€VO(c b v dvfjp dTaOöc t^tovcv xal rdc (6
i)€T^X€C€v unip ToO KOlvoO K(al uciac £6uc€ toic Ocok de irdrp
Tf))v rrofiirfiv TUIV 'Abuiviufv £iT€^(4i€ lov f)v aÖTOic kqI TdXXa im^(u
10 K)aTd Td Trdrpta — Tiix^i dTaWi(i Anrai, öca TipocfiKCV aöril^i ir€(p so
b€)böx6ai TOic Oiacurratc ircali \ Tf|v iiri^Aciav, Tüxr]\ dyaOei
yi)ca\ CT^qKXvov töv dTrifieXnrfi bcbdxOai Tok Oiacdiraic dnai
V q>)iXoTiMiac Cv€k€v xal dvbpa v^cai CT^qnxvov töv Uponoiöv
Ta)Oiac ttic eic tö koivöv twv Oi (piXoTtjuiac ^eiccv Kai dvbpa(T
15 ac)uiTuiv Kai creqKivuücai 6aXXoO c aO(ac Tf^c etc tö koivöv Ti2rv Ota a5
T j€q)dvi4i , boOvai b ' auTifi A bpax : cuiTurv Kai crecpavuicai 0aXXoO c
cieqKXVt
OUKOtVi
cieqKXVU^ ^OekunÖT T€q)dvi|i, boövai b* aÖTuit A bpox:
« ^ imkmot AoO dvie ol e(iaciÄTai
nKCTf^V Ol eiaciöxai Ct^
Aififnrrpa CT^q>(a)vov
av ToO MuXui%>oO io
20 ÖMÖVOniqNrvov MuXuiepo(0)|
'6)9 * 'HTCfxdxou dpxovTOC , draOci Tux(€i,
CuiKXflc clnev* in^xbi\ CT^cpavoc Upo
TToiöc T^vö^evoc iircpcXriOn Tfjc (8u
ciac Tfic *Aq)pob(Tiic , b£böx6ai Tok 6i(a
45 c)uiTaic iiraiv^cai CT^q>avov MuXui6p(oO
Kai CT€q)avd»cai OaXXou cT€q)dvuii xal
boCvai auTwi dnö toC koivoO AA bpax: töv
bi XaßövTa dvaOcTvai dvd9nM<x ^v tuji
426 CSchäfer: die privatcultgenossenschaften im Peiraieus.
\€pu»i dniTpdiiiavTa TÖbc tö \\fr\ip\c
50 ^a, ÖTIUIC &V t&CI TTOXXoi Oi q)lXOTljLlOU)ül€
voi €lbÖT€c, ÖTi dTTicravTai x<S^P^Tac d
TTobibövai ol OiacuiTai.
vacuum.
der panzerfabrikant Stephanos , mitglied des thiasos der Aphrodite,
hat demnach ol. 119, 3 (=>302/l) das amt eines epimeleten bekleidet,
ist dann hieropoios geworden in den beiden folgenden jähren und
hat sich während dieser seiner thätigkeit den dank der mitglieder
erworben, er ist deshalb jedesmal belobt und bekränast worden, im
dritten jähr aoszerdem noch weiterer ehren gewürdigt : er soll auf
kosten der gemeinschaftlichen casse ein dvdOiifia im heiligtum aof-
steUen und darauf das ehrendecret aufschreiben, es wird ihm für
diesen zweck eine bestimmte summe geldes angewiesen; eine gleiche
bestimmung findet sich auch am schlusz der beiden vorhergehenden
decrete, allein es erweckt die Verschiedenheit der buchstaben den
anschein, als seien die werte boCvai b* auTiX) A bpox erst später hin-
zugesetzt; auch ist nicht deutlich, zu welchem zweck er da das geld
erhalten soll, man kann vielleicht nicht mit unrecht zur erklftrong
CIA. II 611 heranziehen, ein beschlusz der denselben thiasoten an-
gehört und den secret&r belobt, es haben auch da die mitglieder be-
schlossen demselben einen juicOöc zu geben , den er aber generöser
weise der casse zurückgeschenkt hat. die drei decrete geben uns
drei hintereinander folgende archonten Nikokles, Klearchos und
Hegemachos. BSchubert (Hermes X 447 ff.) hat zu erweisen ge-
sucht, dasz in der überlieferten archontenreihe hinter Nikokles ein
name und zwar der des Diokles ausgefallen sei ; diese annähme liszt
sich nach diesem urkundlichen zeugnis (auch CIA. II 611 gesellt
sich hinzu) nicht mehr aufrecht erhalten, wahrscheinlich war Ste»
phanos ein metöke : denn nur bei solchen pflegt das gewerbe hinzu-
gefügt zu werden; er war OuipaKOiroiöc , der name seines vaiers
Mjlothros ist bisher als eigenname nicht belegt, als epimelet des
thiasos hat er namentlich die iro^TTii am Adonisfeste zn veranstal-
ten gehabt, das auch noch in einer kürzlich im 'AOiivaiov pnblider-
ten inschrift erwähnt wird, den auffallendsten punct bieten die
Zeilen 17 — 21 CTecpavuiGclc önö toO koivoG dvdOiiK€ Tf|v Ai^r|Tpa
öfiövoiav ToG KOivoO. das anathema das er in dem tempel stiften
soll besteht in einer Demeter, es wäre interessant zu erfahren,
warum er gerade eine Demeter weiht: in religionsgesohiohÜicher
beziehung wäre die beantwortung dieser frage von groszer Wichtig-
keit; leider aber musz ich auf eine lOsung verzichten, ebenso bietet
der ausdruck ö^övoiav toC koivoO der erklärung Schwierigkeiten;
ich sehe es als apposition und epexegese von Tf|v Af^fir|Tpa an und
interpretiere «als ausdruck eines einstimmigen beschlusses des KCl-
vöv». doch kann diese erklämng nur Vermutung bleiben, da etwas
ähnliches sich auch noch sonst auf einer runden basis vorfindet:
öjiövoia ToO Oidcou (Foucart n. 34). Foucart nimt an (s. 15):
CSchäfer: die priyatcaltgenoBaeiiBchafteii im Peinueus. 427
itte marqae d'union, consacr^e aa diea, n'est-elle pas la trace de
ssensions heureasement terminees?' allerdings vennag ich mich
D der richtigkeit dieser erklftrung nicht zu überzengen, aber auch
r meine auffassung kann ich keine genfigenden beweise Torbringen.
Auszer dieser Inschrift gehören diesen thiasoten noch CIA. II
1 nnd 614, vielleicht auch 'AOiiv. 1879 s. 232, in der Mecoraiuiv
her falsch ergänzt ist, da dieselben sich nicht Oiocurrai nennen
j^l. II 602 und 603). diese decrete haben in ihrer formulierung
knche gemeinsame eigentümlichkeiten. zun&chst ist auffallend,
3z z. 13 f. und 34 f. unserer inschrift iiraiv^cou q>iXoTifi(ac CvcKCV
i dvbporraOiac rfic elc tö koivöv Td)v Oiacurruiv die motiTierung
B lobes und der bekränzung lediglich aus dem Terhalten des Ste-
anos gegen die genossensc^aft hergenommen ist, ohne auf seine
(mmigkeit gegen die gottheit rficksicht zu nehmen, wie es bei den
g^eonen stets der fall war. dasselbe begegnet uns 611 £iraiv^cai
CTftc £v€Ka Kai biKatocuviic ^c ixvi^ öioTcXei irpöc tö koivöv
IV ÖiacuiTujv und ebenso weiter unten z. 37 ff.; und auch 614 gibt
einer gleichen beobachtung anlasz. am schlusz entsprechen sich in
1 nnd 614 die poenalformeln. unter den ehrenbezengungen fehlt
nzlich die ävdOecic elKÖvoc selbst da, wo die reichlidisten beloh-
ngen gespendet werden; dagegen tritt hier die form des ävdOrmci
f. der zeitpnnct für die yerkttndigung ist genau fixiort 611 \uxä
c CTrovbdc, 614 öiav Oucuictv o\ OtaciXiTai ical cirovb&c iroi^cuiv-
i. die ähnlichkeit in diesen angeführten decreten ist demnach so
iitgehend, dasz man dieselben ohne bedenken derselben gesell-
saft der GiacuiTQi Tfic 'Acppobinic zuschreiben kann.
CIA. II 613 ist ein beschlusz eines thiasos des Zeus Labraundos,
r den vorläufig weitere documente fehlen. 620 iv Tifi Upip rf^C
vbiboc fuhrt auf thiasoten der Bendis. als beamte derselben lernen
r einen ra^iac kennen und seine cuv€Tn)Li€Xr)Tai, ein ausdruck der
rauf hinweist, dasz alle beamtensteilen in diesen tbiasoi imp^Xeiai
id, nicht etwa dpxai; wie bei den dpx^t von cuvdpxovT€C geredet
irden kann , so bei den ^TTifLi^Xciai von cuvempcXiiTal (vgl. CIA«
617. 620). soll dagegen das amt eines dTnpeXirnfic b^ichnet
trden, so heiszt das £m^€XrJTeia (CIA. II 628).
Zum schlusz sei mir noch gestattet auf eine inschrift hinsn-
»isen , die Kumanudis im letzten heft des *A6Vjvaiov veröffentlicht
t und die gleichfalls einen beschlusz eines koivöv twv 6i<xcuiTi£rv
thält : es wird das Upöv TTic 'ApT^füiiboc erwähnt, in welchem eine
ile aufgestellt werden soll, worauf die namen der thiasoten ge-
[ineben wären und ebenso die priesterinnen, wenn sie ihr amt gut
rsehen hätten (öpStüC £TTiM€)LieXf)c6ai TUiv Kord Tf|V Ocöv). wir
ben es also hier mit einem Oiacoc der Artemis zu thun. da die
»chrift jedoch in Athen gefunden worden ist, so ist nicht zu ent-
leiden , ob derselbe im Peiraieus oder in Athen seinen sitz hatte.
Athen. Carl Schäfeb.
428 MNiemeyer: zum Curculio des Plautus.
(17.)
ZUM CURCULIO DES PLAUTU8.
Ueber die beiden verse 374 und 545, welche Ctötz (praef . 8. JULil
anm. 3) *mera glossemata' nennt, urteile ich anders, der weduler
Ljco sagt:
371 heatus videor: subduxi ratiunculamy
quantum tieris mihi sU quantumque äliem stet,
dives sum , H non reddo eis quibus dehibeo.
[si reddo Ulis quibus debeo plus älieni esi.]
375 verum herde vero belle quam recogito^
si magis me instabunt^ ad praetorem sufferam.
Yor V. 375 vermiszt man bei jener athetese den gedanken , dasi der
banquier durch zurückgäbe der bei ihm deponierten gelder, in wel-
chen eben sein reichtum besteht, ein bettler würde. *ich bin reieh^
wenn ich nichts zurückzahle ; zahle ich zurück , so bin ich der ftrm-
sten einer.' etwa:
dives sum , si non reddo eis quibus dehibeo ,
si reddo^ ego omnium hominum sum pauperrumus.
ein übergeschriebenes scholion hatte das richtige verdrängt: denn ein
metrischer interpolator alter zeit, dessen metrische kenntnisse sieher
bedeutender waren als die Ussings , der alieni pHäs esi für mOglkh
hält, hätte gewis nicht äliifnus gemessen.
543 scire volo quoi reddidisti. IT lusco liberto tuo:
is Summanum se vocari dixit: ei reddidi,
545 [qui has tabeüas obsignatas attiUü. f quas tu mihi tabeüas]
quos tu mihi luscos libertos^ quos Summanos somnias?
nee mihi quidem Ubertus uUust.
Y. 545 wird selbst Yon den berufensten kritikem gestrichen, warum
wurde er interpoliert? welches ist seine ursprüngliche fassnng ge-
wesen? tilgen wir ihn, so vermisse ich vor y. 551 stüUior ahiUo
fuistij qui his täbeUis crederes eine frühere deutliche bezeichnung der
tabeUaey ja es ist für mich zweifellos, dasz Ljco sie dem Thera-
pontigonus übergeben hat. die untergeschobenen tabeUae sind ja die
hauptsache (vgl. 347. 432), alles übrige ist unwichtig, ein 8dlar^
sinniger interpolator fürwahr, der diesen mangel fühlte! und dieser
mann sollte seine interpolation so verkehrt zwischen v. 544 und 546
angebracht haben ? nun kommt noch hinzu dasz v. 547 wunderlich
nachklappt, dasz das nee ganz unverständlich ist. ich schreibe:
543 scire volo quoi reddidisti. t lusco Uberto tuo:
is Summanum se vocari dixit: ei reddidi.
546 r quos tu mihi luscos libertos^ quos Summanos somnias?
545 IT qui has tabdlas obsignatas atttdit. f quas tu mihi
(ßas tabellas? nee tabellas tibi iussi a me adferriery
547 nee mihi quidem libertus uüust, IT (Juy facis sapientius
Phüologitohe gelegenheüatchriften« 429
quam laironum pars lihertas qui häbeni et eos deserufä.
f quid fecisti? f quod maiuUM^ tut (uty Tumoris graUa
tuom qui Signum ad me aUuUsset nuntium ne spemerem.
▼. 545 werden dem miles die täbdlae gezeigt, er mft lesend: 'was
hast da gethan?' 'natflrlich deinen wünsch erftült.' bei der nm-
stellong (vgl. 545 qui^ 546 quos) gieng, wie so oft (zb. hinter 488,
der, wie Jordan gezeigt, hinter 484 zu stellen ist), ein vers Terloren,
und das in den hss. stehende taheüas ist allerdings das scholion eines
anfinerksamen lesers.
305 vermute ich: haud magis tu me quam ego te cupio. T o
mea oppcrtunUas. cupis war über tu me fibeigeschrieben.
337 : eine Untersuchung Ober den gebrauch von adeo bei Plan-
tus macht es mir wahrscheinlich, dasz zu schreiben ist : fne iZfo flrustra
^adeoy advemsse.
366—368 schreibe ich:
atque aliquid prius obtrudamus^ pemam^ Munen, glandium
{haec sunt ventris stahüimenta), pane et assam händam^
podum grande ^ety aulam magnam usw.
ich denke dasz pema usw. eher stabüimenta veniris genannt werden
können als pane usw. ob aber Plautus wirklich pane neutro genere
gebraucht hat?
519 ist die Überlieferung richtig: ecquid das qui hene sü?
r maHum. IT apust hoc qui te procures* das mal/um brauchst du zu
deiner procuratio: vgl. 241 ff.
Berlin. Max Nibmbteb.
58.
PHILOLOGISCHE GELEGENHEIT8SCHRIPTEN.
Bautzen (gjiun.) O- Kreussler: obBenrationmii in Theoeritam parti-
cala quarta. druck von £. 11. Monce. 1880. 8 s. ^. 4.
Berlin (onir., lectionskatalo^ sommer 1880) J. Vahlen: de distinetione
(interpnnctione) et quam ea ntilitatem habeat in re grammatica.
formis academicis. 18 s. gr. 4. — (doctordisiertationen) Jalius
Menadier (aas Gandersheim) : qna condicione EphesU ati sint inde
ab Asia in formam proviociae redacta. druck Ton G. Bchade. 1880.
108 s. gr. 8. — Emil Thomas (ans Schroda in Posen): schedse
criticae in Seneoam rhetorem selectae. druck too H« 8. Hermann.
1880. 52 s. gr. 8. — (Joachimsthalsches gymn.) Symbolae loachi-
nicae. festschrift . . auf anlast der Verlegung der anstatt, erster
teil. Weidmannsche buchhandlung. 1880. 3S9 s. ^, 8. [inhalt:
s. 1 — S6 C. Schaperi quaestionum Vergilianarnm Über primus:
de eclogis — 37 — 50 H. Planer: Caesars antesignanen — 51—88
II. Gens: capitis deminutio — 89— 100 (mathemaUsch) — 101—118
H. Dondorf: aphorismen sur beurteilung der Solonisehen Terfas-
Bung — 119 — 156 J. Imelmann: anmerkungen su deutschen dich-
tem — 157—186 P. Stengel: ad res sacraa cognoscendas cuius-
nam momenti sint scholia Aristophanea — 187 — 218 O. Bchroader:
430 Philologische gelegenheitaBchriften.
bemerknngen sam Hildebrandsliede — 219—254 O. Sehn eider:
qnibns ex fontibns petiverit Diodorus lib. III c. 1—48 — 266 — 280
J. Ritter: de titulis graecis christianis comm. altera — 881 — 329
H. Heller: die absichtasätze bei Lacian. erster teil: fva die 6inuc]
Braanschweig. Ferdinand Beckarts: zur quellenkritik des Ta-
citns, SuetoD und Cassius Dio: das vierkaiserjahr. in eomm. bei
O. Haering u. co. 1880. 70 s. gr. 8.
Breslau (aniv., lectionskatalog sommer 1880) Martini Herts ana-
lecta ad carminnm Horatianomm historiam. IV. dmek Ton W.
Friedrich. 27 s. gr. 4. — (doctordiss.) Oscar Wilpert (ane Leob-
schütz): de schemate Pindarico et Alcnianico. dmck Ton R. Reid
(verlag von C. Kothe in Leobschüts). 1878. 69 s. gr, 8. — Hugo
Michael: die verlorenen bücher des Ammianos Marcellinas, ein bei-
trag zar röm. litteraturg^chichte. verlag von Maraschke n. Berendt
1880. 32 s. gr. 8.
Chemnitz (gjmn.) Bernhard Arnold: Leasings Emilia Oalotti in
ihrem Verhältnis zar poetik des Aristoteles nud zar Hambnrgieehen
dramatargie. druck von Pickenhahn u. söhn. 1880. 18 •• gr. 4.
Dorpat (univ., zur Stiftungsfeier 12 dec. 1879) Qeorg Loesehoke:
über die reliefs der altspartanischen basis. ein beitrag aar gesehiehte
der bildlichen tradition. druck von Schnakenbnrg. 16 •. gr. 4 mit
einer bildtafel.
Dresden (gjmn. zum h. kreuz) Otto Meltzer: mitteilongen Über die
bibliothek der Kreuzschule. Lehmannsche bachdruokerei. 1880.
XXVIII s. gr. 4. — (Zeidlersche lehr- n. erziehongsanstalt) F. Her-
mann: Vergils Aeneide verglichen mit Homers Odjssee und Hias
(Aen. VI u. Od. XI). II teil 1880. 9 s. gr. 4..
Frankfurt am Main (gjmn.) Q. R. Hauschild: Tertullians p^^ho-
logie und erkenntnistheorie. druck von Mahlau n. Waldiohmidt.
1880. 78 8. gr. 4.
Görlitz (gjmn.) Joh. Rost: emendationes Sophooleae. dmek tob
H. Jnngandreas. 1880. XVIII s. gr. 4.
Oraudenz (gymn.) Joh. Gustav Cuno: Verbreitung des etmskiechen
Stammes über die italische halbinsel. druck von G. Röthe. 1880.
36 s. gr. 4.
Greifswald (univ., lectionskatalog sommer 1880) Adolfi Kiess-
ling de personis Horatianis commentatio. druck von F. W. Knnike.
14 s. gr. 4.
Güstrow (domschule) Th. Fritz sc he: beitrige zur kritik and ei^li-
rung des Plndar. spec. I: Oljmp. VII. druck von C. Waltenbeig.
1880. 26 s. gr. 4.
Halle (univ., lectionskatalog sommer 1880) Henriei Keilii et
Gustav! luergensii observationes in Caesium Baesom et Atl-
lium Fortunatianum. druck von Hendel. X s. gr. 4
Hannover (Kaiser-Wilhelms- gymn.) Otto Schüssler: de praeped*
tionum oft, ad, ex apud Ciceronem usu. Klindworths hofdmekereL
1880. 28 s. 4.
Helmstedt (gjmn.) L. Drewes: die symmetrische compoiition der
Sophokleischen tragödie König Oedipus. dmek von J. C. ScAimidU
1880. 26 s. gr. 4.
Helsingfors. F. Gustafsson: de codicibus Boetii de institatione
arithmetlca librorum Bernensibus. [aus den Acta societ. tetent.
Fennicae vol. XI s. 841 — 344. J ex off. tjpogr. soc litt. Fennieae.
1879. gr. 4.
Höxter (gjmn.) Carl Frick: beitrage zur gprieohischen Chronologie
und litterntnrgeschichte. 1. Akusilaos von Argos. 2. Hellanlkoa
von Leshos und die athenische königsliste. 8. Jnliu Afrieanns
und die Excerpta Latina Barbari, drack von C. Hillebreoht. 1880.
14 s. 4.
Philologische gelegeDheitstchriften^ 431
Jena (anir., lecüonskatalog sommer 1880) Msnrieii Sehmidt mUeel*
laneoram philologicoram partieala qnarta. [iahalt: IX emendstiones
Pindaricae, 8opboeIeae, Enripideae. X eoniectanea Bjiantina.]
Verlag von £. Frommann. 17 s. gr. 4. — (dociordiu.) Robert
Belts: die bandscbriftlicbe Überlieferung von Ciceroe bfiehem de
re pablica. dmck von F. Bärenspmng in Sehwerin. 1880. 18 s. 4.
Kiel (nniv., doctordiss.) Ludwig Lahmeyer (ans Hannover): de
apodotico qui dioitar particnlae bi in carminibns Homerieis nsn.
drack von B. G. Teabner in Leipsig. 1879. 46 s. gr. 4. — P. W.
Forcbhammer: Mykenä und der nrspmng der Mykenisehen fnnde.
aniversitätsbachbandlang. 1880. 16 s. 8.
Köln (Kaiser- Wilhelms- gymn.) Wilhelm Sehmits: stndien snr latei-
nischen tachjgraphle. 1880. 8 s. gr. 4 mit swei lithogr. schiift-
Ufeln.
Königsbütte (gymn.) Klimke: Diodoms Sicnlns und die römisoho
annalistik. druck von F. Plocb. 1880. 19 s. gr. 4.
L a i b a e h (oberrealscbale) Jos. Jnl. Binder: Taeitns nnd die gesehiehte
des römischen reiches unter Tiberins in den ersten sechs bfiehem
ab excessn divi Aogosti. verlag von R. Leehner in Wien. 1MK>.
102 s. lex. 8.
Leipsig (aniv., doctordiss.) Walther Braehmann (ans Breslau}:
de Bacchidam Plaatinae retractatione seaenica eapita qninqne.
dmck von J. B. Hirschfeld. 1880. 182 s. gr. 8. — (Nieolaigymn.)
Victor Ryssel: über den textkritisehen wert der syrischen über-
setzangen griechischer elassiker. erster teiL draek von O. Dürr.
1880. 48 s. gr. 4.
London. F. A. Paley: on post-epie or imitative words in Homer.
F. Norgate. 1879. 86 s. gr. 8.
11 uneben (Maximiliansgymn.) J. Winter: über die metrisehe recon-
struction der Plaatiniscben cantica. dmck von F. Stranb. 1880.
80 s. gr. 8.
Norden (gymn.) Konrad Rossberg: de Dracontio et Orestis qaae
vocatur trs^^oediae aactore eorandem poetamm Tergilii Ovidii
Lucani Statu Claadiani imitatoribas. accedit coroUarinm. dmck
von D. 8o1tsa. 1880. 36 s. gr, 8.
Nürnberg (Stadienanstalt) Friedrich Schmidt: snr krittk nnd er-
klärang der briefe Ciceros an Atticns. drack von F. Campe u.
sehn. 1879. 40 s. gr. 8.
Oxford (oniv.) J. Cook Wilson: Aristotelian stndies. I on the
stracture of the seventh book of the Nieomachean ethics chapters
I— X. Clarendon press. 1879. IV u. 81 s. gr. 8.
Paris. Un papynis in^dit de la bibltotbiqne de M. Ambrolse Firmin-
Didot. noaveanx fragments d'Euripide et d*antres poites greet
poblies par Henri Weil. 2 planches photoglyptiques. librairie
de FirminDidot et C^ 1879. 86 s. imp. 4.
Planen i. V. (gymn. nnd realschnle) Georg Günther: beitriLse snr
gesehiehte ond ästhetik der antiken tragÖdie. I teil, drack von
M. Wieprecht. 1880. 28 s. gr. 4.
Posen (Friedrich-Wilbelms-gymn.) F. L. W. Schwarte: sweiter nach-
trag SU den materialien zur prfthutorisohen kartographie der pro*
vinz Posen (Zusammenstellung der fnnde nnd fnndorte seil ostern
1879). nebst 3 tafeln, drack von K. Handke. 1880. 27 s. gr. 4.
Ratzeburg (gymn.) Wilhelm VoUbrecht: snr würdignng nnd er-
klärang von Xenophons Anabssis. drack von Freystatasky. 1880.
34 8. gr. 4.
Rom (reale accademia dei Lincei) Volfango Heibig: sopra il tratta-
mento della capellatura e deila barba all' epoca Omerica. drack
von Salviucci. 1880. 12 s. gr. 4 mit einer steindraektafel.
432 Philologische gelegenheiteBchriften.
Rostock (nniF., lectionskatalog sommer 1880) F. V. Frititeht; dt
libris Pseudolacianeis. drack von Adler. 10 «. gr. 4. — (gTiniL)
Gastay Timm: die gröndung der grossen stadtitchiite sn Rostock
und ihr erster rector M. Nathan Chjtrttns. festrede stur feier ihres
800jährigen Jubiläums am 1 febraar 1880. rerlag von O. B. Leopold.
28 s. gT. 8.
Rottweil (gymn.) Baltzer: die theologie des h. Hilarins von Poitien.
druck von M. Rothschild. 1879. 62 s. gr. 4.
Stargard i. P. (gymn.) Julius Wiggert: Studien sur Isteinischen
Orthoepie, druck von F. Hendess. 1880. 19 s. gr. 4.
Stendal (gymn.) Otto Erdmann: über den gebrauch der lateinitohtn
adjectiva mit dem genetiv in der silbernen und spätem latinität
druck von Fransen u. Grosse. 1880. 15 s. 4.
Strassburg (univ., doctordiss.) Philipp Thielmann (aus Kaisers-
lautern): de sermonis proprietatibus quae leguntur apud Corni-
ficium et in primis Ciceronis libris. verlag von G. J. TrUbner.
1879. 114 s. gr. 8.
Weimar (gymn., zu Hermann Sauppes siebenzigstem gebnrtstag 9 decbr.
1879) OttoApelt: Untersuchungen über den Parmenides des Plato.
hofbuchdruckerei. 56 s. lex. 8. — (zum Jahresbericht) Otto Apelt:
observationes criticae in Piatonis dialogos. 1880. 13 8. gr. 4.
Wien (akademie der wiss.) Johann Kvicala: Studien su Karipides.
mit einem Anhang Sophokleischer analekta. erster und sweitor teil.
[aus dem 29n und 30n bände der denkschriften der phi]os.-hist
classe.] druck von A. Holzhausen (in comm. bei K. Gerolds söhn).
1879. 107 u. 94 s. imp. 4.
Wiesbaden (gymn.) Friedrich Otto: geschichte der Friodriehs-
schule zu Wiesbaden. Schellenbergsche hofbuchdruckerei. 1880.
24 s. gr. 4. — De Sabril choliambis scrlpsit Garolus Deatsch-
mann. ebd. 1879. 43 s. lex. 8.
Wittenberg (gymn.) Karl Löschhorn: kritische Studien sur Plato-
nischen und christlichen ethik. druck von W. Fiedler. 188(X
40 s. gr. 4.
Würzburg (univ.) Festschrift für Ludwig Urliehs sur feisr seinss
25jährigen wirkens an der univ. Würzburg dargebracht von seinen
Schülern. Stahelsche bucbhandlung. 1880. 229 s. gr. 8. [Inhalt: s. 1
— 23 N. Wecklein: über den Kresphontes des Euripides — 24—45
G. Härtung: der protagonist in Sophokles Antigone — 46—88
A. Patin: quellenstudien zu Heraklit — 83—105 G. ZiUgens:
de praedicamentorum quae ab Aristotele auctore oategoriAe nomi*
nantur fönte atque origine — 106 — 138 K. K. Müller: ein grie-
chisches fragment über kriegswesen — 139—162 J. G. Schmitit
de codice Sangermanensi qui continet L. lunii Moderati GolnmelUie
de re rustica libros XIII — 163—198 J. Abert: schlaf and träum
bei Galderon — 199—212 A. Baldi: die ars poetica des M. Hiero-
nymus Vida — 213—217 P. H. Schneeberger: das orbild sa
Schillers Jungfrau von Orleans — 218—229 B. Senf fort: Kloin
und Schiller.]
Zürich (univ., zur Verkündigung der pretsaufgaben für 1880) Arno Idi
Hug miscellanea philologa. druck von Zürcher n. Furrer. 1871.
12 s. gr. 4. — A. Schneider: die drei Scaevola Gieeros. Torlsg
von Th. Ackermann in München. 1879. 84 s. gr. 8. — (kantoas-
schule) Adolf Kaegi: der Rig-veda, die älteste litterator der lader.
erster und zweiter teil, druck von Zürcher u. Furrer. 1878. 1879.
78 s. gr. 4.
ERSTE ABTEILUNG
FÜR CLASSISCHE PHILOLOGIE
HERAUSGEGEBEtf VON ALFRED FlECKEISKH.
59.
ALTINDIfiCUES LEBEN. DIE OULTUB DER YMDIBOBEM ABIBE NACH OBV
SAMHITA DABQE8TELLT YOH HbIKEIOH ZiMMEE. BIXB VOM
VIERTEM INTEEMATIOMAJUBK 0EIBNTALI8T1UI0ONOBBS8 IN rLOEBNE
GEKRÖNTE PEEISSCHRITT. Berlin, Weidnuuuucha bachhandlung«
1879. XVI u. 480 8. gr. 8.
Schon lange empfimden nicht etwa bloss sanakritisten und orian*
talisten, sondern ebenso sehr auch alle geschichtaforseher nnd cnltor-
historiker das bedürfhis nach einer znTerlBssigen, auf iun£&8sendeni
und eingehendem Stadium der ältesten quellen beruhenden darstel-
lung der culturverhältnisse der vedischen Arier, unserer östlich-
sten Stammesbrüder, wie sie waren zu einer zeit, da sie sich mit den
eingeborenen der neueroberten Wohnsitze noch nicht vermischt hatten,
einer zeit also , welche allen fibrigen erhaltenen litteraturproducten
unsers vGlkerstammes weit vorausliegt, deshalb stellte die philoso-
phische facultät der universitSt Straszburg am In mai 1874 aut
grund des von Max Müller bei seinem Weggang von dort zu diesem
zwecke gestifteten preises die aufgäbe : *dantellung der antiquari-
schen resultate, welche sich in bezug auf die Wohnsitze, lebensver-
hftltnisse und den bildungszustand der vedischen Arier aus der
R i g V e d a • Samhit& ergeben/ dr. Zimmer, damals student in Strasz-
burg, machte sich an die bearbeitung und erhielt am In mai 1877
den preis, darauf dehnte er die Untersuchung auf die andern veden
aus und schickte eine fast voUstftndige Umarbeitung seiner ersten
darstellung als concurrenzschrifk ein zu der von der k. italiSnischen
regierung, anlftszlich des vierten internationalen orientalistencon-
gresses in Florenz , ausgeschriebenen preisaufgabe *le vicende della
civilis ariana noir India*. hier konnte die schrift, weil sie nur einen
teil der gestellten aufgäbe, nur dievedische cultur, behandelte,
nicht den ganzen preis erhalten; aber die prüfungscommission, be-
«itebend aus Böhtlingk in Jena, RBoth in Tübingen, AWeber in Ber*
JihrbQch« fQr elfttt. philol. 1880 hfL 7. 29
434 AEaegi: anz. v. HZimmer altmdiBches lebexu
lin, MMüller in Oxford, MBreal in Paris, GGorresio in Turin, GAscoli
in Mailand, teilte diesem ^lavoro pieno, sobrio, sicuro' trotz jener
bescbränkung die hälfte der ganzen summe zu, während von der
andern hälfte '/lo ^^^ Vio ^^®^ eingeborenen indischen gelehrten,
das letzte zehntel einem Portugiesen in Bombay zufielen, nachdem
über die vorliegende schrift die competentesten richter so geurteilt
haben, werden weitere empfehlende worte zur einftlhrung nicht mehr
nötig sein ; ich werde also nach einigen orientierenden bemerkongen
über die beschaffenheit der quellen gleich dazu fibergehen, in mög-
lichst genauem, hin und wieder wOrÜichem anschlusz an das original
eine inhaltsübersicht des auszerordentüch reichhaltigen Werkes zu
geben, dabei soll, dem zwecke dieser Jahrbücher entsprechend, alles
specifisch indologische übergangen, dagegen auf die bezüglichen nach-
richten der classiscben autorenthunlichstrücksicht genommen und auf
analoge Verhältnisse bei Griechen und Bömem — Z. beschränkt sich
meist auf Germanen und Slaven — hingewiesen werden.
Wie der titel besagt, stellt das werk die culturverhältnisse nach
den Samhitft dar, dh. nach den vedischen textsam lun gen. die
früheste und bedeutendste derselben ist der Bigveda, die samlong
der ältesten lyrischen lieder, womit das arische volk seine gott-
heiten pries und sich deren beistand zu verschaffen suchte, diunus
ist der S & m a veda fast nur ein auszug, ein g e s a n g buch, welches ein*
zelne verse zu liturgischen zwecken zusammenstellt, der Atharva-
veda trägt am wenigsten einheitlichen Charakter; er bietet sehr alte
neben sehr jungen stücken, meist Zaubersprüche, beschwOmngs-
formeln udgl. gerade deshalb, weil er weniger specifisch priester*
lieben als volkstümlichen kreisen entstammt, ist er für die coltDr*
geschichte besonders wertvoll, die spätesten sind dieTadsohns-
texte, samlungen von opferformeln, Sprüchen, gebeten fOr den
praktischen gebrauch bei dem nach und nach immer complicierter
werdenden ritual ; die abfassung dieser texte gehört schon der zeit
des entschiedenen Übergewichts der priester über die andern volki-
classen an. auszerdem zog Z. auch die spätem br&hmana und sütn
bei, priesterliche commentare zu jenen texten und compendien, so
oft daraus licht auf die altem perioden fallen konnte, schon ans die-
sen summarischen bemerkungen über die art der quellen wird es klar
sein, dasz die aufgäbe des vf., ein lebensvolles bild der gesamten
culturverhältnisse zu schaffen , eine auszerordentüch mühsame und
nicht selten sehr schwierige war; galt es doch, aus dieser ganzen,
sehr umfangreichen litteratur die weit zerstreuten notizen und tOf
deutungen zusammenzusuchen , zu sichten, zu prüfen, das oft genvg
absichtlich über die texte gebreitete mystische dunkel zu entfemeni
aus anspielungen und gleichnissen Schlüsse zu ziehen usw. dnaz es
der seltenen umsieht, der rastlosen energie und dem groszen geschick
Z.s gelungen ist, eine wirklich eingehende und umfassende
Schilderung der vedischen cultur zu geben, soll auch die fol-
gende inhaltsübersicht zu zeigen suchen.
AKaegi: ans. ▼. HZimmor attiiidifehM labMk 486
Das erste buch beliandelt das land nnd seine bewohner,
und zwar macht uns das erste capitel znnftcbstmit dem lande, in dem
die genannten texte entstanden, bekannt, wie es dnreh die darin ge^
nannten flttsee bestimmt wird: ee ist das ganie Stromgebiet der
Sind hu, in welohe sich von wetten her OomatI, Eromn nndKnbhft
mit Savftsta; von osten her Vitaetft, Asiknl, Panriml oder Irftrat!«
Vip&9 und 9utudrl ergieesen. die beiden erstgenannten nebenflilaie,
wol die heutigen Oomal nnd Ennun, sdieinen bei den alten gar nicht
genannt zu werden^ wtiirend sich d^e drei folgenden mit den ffriedL
KuMpi^v (oder Kuiqp^), CöacTOC nnd*Y6dcirf)C(PtolemaioBBiMcm|c)
decken ; es sind die heatigen Kabul, Snwad and Bihat oder Dschihlam.
für die Asiknl fand Alexander der grosie den namen Tschandrabh^n
vor, der im griechischen gewande die ominOse form Cavbopo4>dTOC
annehmen mnste. ee lag daher dem makedonischen eroberer nalie,
den 'Alexanderfresser' nmzntanftn, nnd er nannte ihn^ offenbar mit
sinnreicher benntznng des ftltem namens Asiknl (dh. 'die Schwane^)
den ^Heilenden' : dvöapo^pdfoc öird *AXeEdvbpdu ifotoiidc (iCTUivo-
pdcOn kqI dicXifien 'Ak€c(vtic: Heeyehios (vgL SRoth aar litt und
gesch. des veda s. 139). Alexanders neoernng drang dnreh, so dan
den dadurch verdrSngten namen von allen idten sehriftateUem nor
noch Ptolemaios 7, 1, 23 kennt: Covtaßdrtt (die Ittfl. fdadbiCo^
Plinius n. h. 6, 20, 71 OafUabas?}^ jetrt Mast der fluas Tschinatb
'Sammelwasser* (ygl. Arrian anab. 6, 16, 4. Ind. 4, 20). — Die ein-
heimische Irftvatl, heute Bawi, gibt Arrian, mit deutlicher anlehnung
an öbujp, durch Tbpa((iTi)C, Strabon durch *Yapifrn|C, Ptokmaios
durch 'Poudbic wieder. — Die VipA^, spftter Vipft^lk, heiszt bei Arrian
TqMicic, bei Plinius Hypasis^ bei Ptolemaios Binoac, heute Biyas;
die bei Strabon, Diodor ua. vorliegende form Tiravic wird durch
Verwechslung mit dem skjthischen Tiravic entstanden sein und
sollte ohne alle bedenken durch Tqnxctc oder *Yiractc ersetzt wer-
den, auch noch über diesen flusz hinaus seine hersdiaft auszubreiten
(t& ^tt' dKcTva ToO Tqniaoc t^vt) npocOeivai xfj^ Monccbövuiv dpxtj:
Arr. an. 5,' 26, 5) muste Alexander wegen des entschiedenen Wider-
standes der Soldaten (Strabon 16, 1, 27 s. 697) aufgeben, die weiter
oatwärts flieszende vedische ^utudrl, durch Volksetymologie in spl*
terer indischer zeit in 9<^tadru 'HundertlauT umgedeutet, heute
Setledscb, nennt Ptolemaios Z<xbäbpnc (var. Zdpo^c), Pliniua 6,
17, 63 SffdfMS\ auch Megasthenee musz sie genannt haben: denn die
diesem autor entstammende vollstindigste beschreibnng des fluss-
Systems dieser gegenden bei Arrian Ind. 4, 8 & (Hegaath. fr. 20
s. 108 Schwanbeck) kommt nur in Ordnung, wenn daaelbst gelesen
wird: TbpatCmic m^v iv KopßicOöXota xal ö ZabdbpT)c iropct-
Xf^qmic usw., wie Lassen ind. alt I' 67 f. bemerkt hat — Der haapt-
fluaz, die Sindhu, dh. *der ström' KOT* Offffv* (heute Sindh; die
griecb. form 'Ivböc ist durch das iranische flificiii vermittelt; Pliniua
6, 20, 71 Indu8 inodiis Sindus appdUtu») abte, wie ja auch auf die
begieiter Alexanders und auf neuere reisende, einen gewaltigen ein*
29*
436 AEaegi: anz. v. HZimmer altindisches leben.
druck auf das arische naturvolk aus. 'mit ungestümem andrang
durchbricht sie die gipfel der berge mit den starken wellen; mit
nährendem wogenschwall stürzt sie hervor, ein fester grund und
eherne bürg ist sie uns ; wie ein kämpfer im wagenrennen alle an*
dem gewässer mächtig überholend flieszt sie dahin, der ström, der
einzige unter den strömen , der mit klarem wasser von den bergen
bis zum ocean strömt; acht habend auf reichtum, auf viele menschen,
spendet sie fett und labenden trunk dem an wohner, macht sie gedeihen
die fünf stamme des Ariervolkes.' auf diesen gewaltigen ström, der
nach aufnähme sämtlicher nebenflüsse eine so stattliche breite er-
reicht , dasz boote auf der mitte desselben von beiden ufern aus an*
sichtbar sind, hat man auch die in den liedem wiederholt begegnende
bezeichnung sani-udra 'samlung der gewässer' zu beziehen, nicht
aber auf das 'meer'. wenn man auch vereinzelt künde von der mfln-
dung des Indus hatte, so reichen doch die festen ansiedlungen yedi-
scher stamme nicht viel weiter stromabwärts als bis zur Vereinigung
des hauptstromes mit jenen fünf nebenflflssen. somit fällt auch da-
hin, was besonders von englischen forschem über seezflge und aas-
gedehnten seehandel des vedischen Volkes behauptet worden ist, wie
denn auch die vedische spräche im gegensatz zur griechischen dem
Seewesen fast keine metaphem entlehnt, und es ergibt sich dasx die
Arier zur zeit der abfassung des Bigveda im heutigen
Pendschäb (Tünfstromland') wohnten; vielleicht hatten
sie auch das in den texten allerdings nicht genannte schöne
bergthal von Ka^mlra inne.
Nach und nach drang man weiter vor : Jamunä (Aidfiowa bei
Ptolemaios 7, 1, 29, lamanes bei Plinius, verderbt in 'lu)ßäpr|C bei
Arrian Ind. 8, 5 ua.) und Gangä (fdTinic) treten in den vordei^prond;
der Atharvaveda zeigt deutliche bekanntschaft mit dem meere, and
die Yadschustexte lassen erkennen, dasz die hauptmasse der indischen
Arier zur zeit ihrer abfassung bereits im eigentlichen Hia-
dostan, speciell in Madhjade9a, angesiedelt ist.
Aufs beste hiermit übereinstimmend zeigen auch die in den bei-
den nächsten capiteln behandelten klimatischen und bodenverhUt-
nisse, sowie die fauna und flora im Big ein anderes gepräge als in den
andern Samhitüi. über jene beiden erstgenannten factoren, klima
und boden, sind freilich, nach dem Charakter der zu gründe liogen»
den quellen, die angaben sehr dürftig ; doch reichen sie eben hin am
erkennen zu lassen , dasz beide vor mehr ab 3000 jähren in jenen
gegenden fast dieselben waren wie heutzutage: von den hcohanf-
strebenden, unverwüstlich festen bergen, die als haarschmack be-
laubte bäume, reiche wälder tragen; von wasserreichen halden stür-
zen eiliges laufes die flüsse in die niederungen, wo neben frachtbarem
ackerland und grasreichen weideflächen sich das grosze, anfiruchtbare
erdreich der indischen wüste ausbreitet, trockenheit und schwQla
dürre ängstigen mensch imd vieh , bis , von den beiden monaunen
aus Südwest und nordost herbeigeführt , gewaltige gewitter den be-
AKaegi : ans. ▼. HZinuner altinditchM leben. 437
fruchtenden regen und hernach Msehes leben herbeiftlhren. beseich-
nend ist dasz die filtern lieder nnr zwei Jahreszeiten , sommer und
Winter, nennen, denen sich erst nach und nach — mit nenen Wohn-
sitzen — die emtezeit, die regenzeit, der frOhling, die heisze glut
anschlieszen, bis endlich — im eigentlichen Hindostan — der winter
ganz fehlt; vgl. nnten s. 464.
Unter den prodncten (cap, 8 s. 49 ff.) wird zuerst das mine-
ralreich behandelt und dargethan, wie die texte in übereinsümmong
mit den Schriftstellern des dassiscben altertoms von Herodotos bis
auf Plinius ' den gold- und diamantenreichtnm Indiens bezeogen. an
flfissen und bftchen sind wftschereien, anderwärts gruben angelegt',
um da3 mit einem wahren heiszhonger begehrte, zu vielfachen nera-
ten yen\'endete gold zu gewinnen*, fllr welches auch im RV. ein be-
stimmtes, einheitliches masz genannt wird: es ist die mand (grieeh.
}xyia fivä, lat. miVia), welche offenbar aus Babylon, der heimat des
ersten rationellen masz- und gewichtssystems, stammt und — neben
andern thatsachen — beredtes Zeugnis für einen sehr frühen coltur-
Zusammenhang Indiens mit den westlichem semitischen culturstaaten
ablegt, noch selten begegnen blei und sinn; Silber und eisen, deren
kenntnis, wie es ja die lagerung der metaUe mit sich bringt, überall
band in band geht, kommen erst gegen ende der yedisdieB periode
auf, während erz und eherne gerate sich schon in den ältesten partien
zeigen, wie aus Homer, bei dem ja waffen, rOstung und sonstiges ge*
rate aus erz sind, wogegen das eisen erst aufzukommen anftngt, so
läszt sich aus dem veda die feststehende culturhistoriscbe thatsadie,
dasz allüberall der gebrauch des erzes der bearbeltung des eisens vor-
aufgebt, noch litterarisch nachweisen. — Welche edelsteine mit den
einheimischen namen gemeint seien, läszt sich nicht bestimmen; da-
gegen sind deutlich die perlen und die als amulete getragenen, *dem
meer entsprossenen, vom Indus her importierten perlmuscheln', wozu
man Megasthenes bei Arrian Ind. 8, 10 — 13 (f^. 50, 16^20 8chw.)
vergleiche. — Dasz das salz im Rigveda gar nicht und in den spä-
tem texten nur einmal erwähnt wird, bleibt gegenüber Strabons resp.
des Kleitarcbos bericht 15, 1, 30 s. 700 qMxd b* iv tQ CwiTcCOotK
Xuipa öpUKTwv dXuüv dpoc elvai dpKCiv buvdiACvov 5Xij ttj 'IvbticQ,
und gegenüber der hiermit übereinstimmenden thatsache, dasz das
Pendschab heutzutage unerschöpfliche salzminen aufiniweisen bat,
sehr auffallend ; doch dürfen wir aus dem schweigen unserer eigen-
' s. beconders Herod. 3, 94. 106 und Mef[^henes bei Diodor ^ 86.
StraboD 15, 1, 37 s. 703 and 57 ae. s. 711. * ebenso Herod. 3, 106
xpuc6c dTrXcToc qOtöOi ^ct(, 6 \iiy öpuccö^cvoc, ö bi, KOTOipopcO-
MCvoc. MegHSthenes ao. s. 711 qn^clv öri ol iTOTO^ol KOTOup^potCV
yfiTMa xp\KO(), boi Arrian Ind. 8, 13 Kol t6 xP^^ov ^v tQ *IW>dfv t4
6puccöu€vov. ' anders Strabon 15, 1, 80 ae. t. 700 (Kleitarehos,
nach AVo^el 'de fontibot qnibns Ötrabo in Übro XV conseribeado usus
8it\ Göttinf^n 1874) ol b* *lv6ol MCToXXciac Koi xu>v€(ac dircipuic ^ov-
T€C ovb* (bv cOiropoOciv Icoav, dXX* äirXoOcTCpov M€TOX€ip&ovTai t6
irpdTMa.
438 AKaegi: anz. v. HZimmer altindiachee leben.
artigen quellen nicht absolut sicher auf nichtkenntnis dieses minenls
in der alten zeit schlieszen.
Unter den pflanzen, welche, wie die mineralien und naehher
die thiere, sorgfältig aufgezählt werden, mache den anEang der
riesenhafte feigenbaum, vielleicht das groszartigste gewftchs unserer
erde, welches für die grftma Indiens ist, was für Deutschlands AMbr
die eiche oder linde, welche er aber an grGsze und miy'estBt weit
übertrifft; treibt er doch aus 6iner wurzel einen groszen, grünen
tempel von vielen hallen hervor, mit undurchdringlichem, kühlen-
dem schatten auf mehrere Stadien hin, und er scheint nur erschaffen,
um dem obdachlosen naturmenschen eine fertige wohnung zu bieten.
Alexanders begleiter staunten ihn an und haben ihn mehrfach be-
schrieben, so Onesikritos bei Strabon 15, 1, 21 s. 694 und Near-
chos bei Arrian Ind. 11, 7; vgl. Theophrast pflanzengesch. 1, 7, 3.
4, 4, 4. Plinius 7, 2, 21. unter den krftutem sei, abgesehen von
dem später ausführlicher zu besprechenden soma, an die den alten
in groszer zahl aus Indien zugekommenen aromata (s. Theophrast
ao. 9, 7, 2) erinnert: der costtis (skt. hMhiha)^ *die heilkrftftigste
aller pflanzen , hoch auf den bergen wachsend , wo die adler nisten',
und das bdellion sind vielbegehrte mittel gegen die verschiedensten
krankheiten ; mit wolriechender, weithinduftender narde (vgl. die er-
zählung Arr. anab. 6, 22, 5) in den bänden hofft man der mftdohen
gunst zu gewinnen; vgl. Plinius 12, 12, 42 f. 13, 1, 16. der hanf
(gana «= canäbis-^ vgl. Hehn culturpflanzen und hausthiere' s. 169)
wächst noch wild ; grobe gräser werden zu allerlei künstlichem flecht-
werk verwendet, Schilfrohre von den weibem zu matten und kisaen
verarbeitet (Herod. 3, 98 ae.). vom bambusrohr, auf das wol am ehe*
sten die worte des Megasthenes bei Strabon 16, 1, 56 ae. s. 710 f.
(fr. 15 Schw.) gehen werden, nahm man balken zum häuserbaa und
ebenso wol auch zu fahrzeugen; vgl. die erklärer zu Herod. 3, 98.
das Zuckerrohr^ wird wiederholt erwähnt; ob es aber schon angebant
wurde, bleibt ganz ungewis.
Ganz besonders beachtenswert ist der abschnitt über das thi er-
reich, dessen betrachtung uns, sagt Zimmer, im indischen alter-
tum ein stück Darwinismus aufweist, der gedanke, dasz der mensoh
auch nur ein thier sei, wenn auch das erste, der herr der übrigen
thiere , der allein hundert jähre lebt, findet hier in zahlreichen wen*
düngen seinen ausdruck, und zwar viel significanter als etwa bei den
Griechen in der einreihung des dvGpumoc unter die l(pa. 'drei
thiere' heiszt es 'fassen mit der band: mensch, elephant und aSe.'
sich und die umgebenden haus- und opferthiere &szt das vediscbe
* Nearchos bei Strabon 15, 1, 20 8. 694 elpHKC bi Mti «cpi Tdbv
KoXdMuiv, dn irotoOct ^^t McXtcoDv ^i\ oöcuiv* Kol ö^v^pov clvcu Hfl^
iro<pöpov, Ik bk ToO KapiroO cuvriOccOat mAi, toCk bi ipaf6yrac ibuoO
ToO KapicoO ^€O0€iv. peripluB maris Erythraei s. 9 Kai \Uki t6 KoXditu-
vov, t6 X6TÖMCV0V caKxapi. andere stellen bei Lassen ind. alt I*
321, 1. vgl. Vanidek fremdwörter s. 46.
AKaegi: anz. ▼. HZmimer altinditelias laben. 499
Tolk in den ansdruck *zwei- und vierftlszige thiere* sosammen,
Z. auch an die fonnel der Igavisohen tafUn Haovie 8tm^ iWif oere
Fisi, Me lovine^ ocrer Fisie^ Mar lovinar dupursuif peturpur^
SU8 fato fUo peme posine usw. erümert *daB sweiftadge unter den
thieren' ist in der opferspradhe ebenso feste beieidüiimg des mm-»
sehen wie Mas vierftszige unter den tUeren' die des Tosses.
Eine einteflung der thierwelt ist im reda Mfcers nnd rem Tsr-
schiedenen gesicbtspnncten ans rersnohi besonders nahe trMen dem
Arier natürlich als hanptnahmngs- nnd erwerbsqneBe die hans-
thiere, welche nach festem , unterscheidendem meifcmal bestladig
in zwei gruppen gesondert erscheinen: die MhajßddmUas *die mä
beiden Seiten, oben und unten, schneideiShne haben' (mensoh, pferd»
esel) I nnd die an^odantOB *die nur auf 6iner seite besafanten' (die
herdenthiere : rind, scbaf, ziege), also deutlich die beiden noch in
Linn^s Classification der sftngethiere Toxkommenden Ordnungen der
einhufer und der Zweihufer oder wiederkSuer. *diese efaiteihing wird'
sagt Z. 8. 75 *noch wichtiger durch folgende werte des Aristoteles,
thiergescb. 2, 1, 8 £cn bk xaX ttcpl Toöc AbövTOC ttoXXf| buxqpopd
Toic äXXoic Ziuoic , kqI irpöc ainä Kai irpöc t&v AvOpumov. ixa
fiiv tap ndvra öbövrac, dca Trrpdnro&a icd £vai|ia ical riporifivfti,
äXXdi Trpii>T0v ra ^iv dcnv d^<pi&bovTa, t& b' oök dfiqMubovni.
6ca iikv y&p dcri KeparognSpa, oAk djuupUibovTd icnv' oö t&P Cx^
Touc irpocGiouc öbövrac lid Tf^c ävw cicrrövoc. £cn b* £via oök
d^<puU)0VTa kqI dx^pora, olov Kä|iT)Xoc. die ausdrücke stimmen,
wie man sieht, so nahe wie möglich: ubhoffädant und dfiqH&bovT-;
da eine trennung in äfiqp-uibuiv unmöglich ist, so wird die grund-
f<Mrm des griechischen ä^q>oubboVT- sein, nach ausweis der wOrter-
bficber soll das wort anszer obiger steUe des Aristoteles nur noch Ein-
mal in der griech. litteratur belegt sein^^: bei Ljkophron 1401 be-
zeichnet es den esel, und in bester ttbereinstimmung hiemit heiszt
Ay. 5, 31, 3 der esel (gardabha) eka^pha (einhufig) tMutifädant.' ja
auch bei den Italikem gelingt es dem yf. spuren nachzuweisen, 'bei
Paulus finden wir in den auszfigen aus Festus: ambidms sive bidena
Ovis appeüabaiur^ quae superiorüms et inferioribus est denäSbus. hier
ist richtiges und irriges zu sondern, sachlich Tollstlndig unrichtig
ist von einem schaf zu sprechen, das oben und unten s<£ieidesfthne
hat; ein solches ist bis jetzt noch nicht gefunden, sodann hat Hdens
Ovis gar nicht diesen sinn, hierüber berichtet Gellius 16, 6, 15 aus
Julius Hyginus : quae bidens est^ inquit^ hosHOy oportet habeat dentes
octo^ sed ex his duo eeteris äUiores^ per quos appareat ex mifk>re aetaie
in maiorem transcendisse, dies stimmt sowol mit den thatsachen über-
ein — die Wiederkäuer, zu denen auch das schaf zihlt, haben in der
untern kinnlade acht zShne sitzen — als audi mit den eignen wor-
*^ vgl. indes Snidas: d^<pö6ovTa 2I4»o, olov dvOpuiiroc. tirvoc,
6voc, Kul (ko oOk 4viiXXair>i^vouc toOc bb&rrac Ixet, EtTin. M. 498, 8
md fiberbaapt die stellen im Thesauros n. d|i9Ö6ouc
440 AKaegi: anz. v. HZimmer altmdificheB leben.
ten des Paulus u. hidens: hidenies sunt aves duoa denies longiores
ceteris hahentcs. suchen wir die Widersprüche zu lösen, die Bich in
den Worten des Paulus u. ambidens finden , so bietet sich folgende
annähme als allein möglich : anthtdens hatte , wie ind. tibka^fddant^
griech. dfiq)UJbu)V die bedeutung «auf beiden Seiten, in der obem
und untern kinnlade Schneidezähne habend »^ also: ambtdens amimei
appeUahaiur quod superioribus et inferiarihus est denübus. das wort
war frühzeitig auszer gebrauch gesetzt, wie es überhaupt nar aus
der stelle bei Paulus bekannt ist ; die eigentliche bedentong wurde
nur durch grammatiker überliefert^ und so lag die mOglichlrait nahe
ambtdens (das i, wie in audtmus usw. aus aj/a entstanden, muste
natürlich lang sein ; es trug daher wie in htdens den ton) mit htdens
zu identificieren. ob dies von Paulus geschah, von ihm alao der la-
satz sive bidens ovis herrührt, oder ob derselbe schon ans Festus
stammt, bleibt für die sache ziemlich gleich.' so kommt denn
Zimmer zu dem, wie auch mir scheint, durchaus nicht zu kühnen
schlusz, dasz schon in der indogermanischen nrzeit die
fünf opferthiere (mensch, rosz, rind, schaf, ziege) in zwei
classen eingeteilt wurden, deren erstere den namen
amhhayädant (skt. ubhayädant^ gr. äfiqxubovT- , ital. anibfäeni-)
führte und die beiden obersten opferthiere menech
und rosz einbegriff, wie dies uhJkiyädant noch im vediachen
ritual thut.
Für die thiere der wildnis (einiges nähere über die hans-
und opferthiere folgt unten s. 451 f.) wird ebenfalls eine in einem
bruchstück des Av. besonders deutlich vorliegende einteünng nach*
gewiesen, die selbst wissenschaftlichen anforderungen der neoseit
einiges genüge leisten könnte, dieselben werden nemlich gegliedert
in säugethiere, vögel, amphibien, fische und 'schmuzige% dh. in-
secten und wÜrmer.
Von den ersten ist im Bigveda besonders der frei umher-
schweifende herscher der waldbewachsenen berge, der menschen
und thieren gleich gefährliche löwe gefürchtet; man sucht sieh des
unbequemen gesellen auf alle weise zu entledigen, durch fallen,
hinterhalte und gröszere treibjagden; vgl. Strabon 15, 1, 31 s. 700.
in den spätem SamhitA, dh. eben in den östlicher gelegenen Wohn-
sitzen, in Bengalen, tritt an seine stelle der im Big noch gar nicht
genannte tiger, dessen gefährlichkeit sprichwörtlich war (^es ist,
wie wenn man einen eingeschlafenen tiger weckt'), der elephant
erregte durch seine gewaltige kraft das staunen der Arier (über
elephantenfang in späterer zeit Megasth. bei Strabon 15, 1, 42 f.
s. 704 f. und Arr. Ind. 13 f.; fr. 36. 37 Schw.). die äffen, dieses
^Zerrbild des menschen'^, und ebenso die mit menschlicher stimme
begabten papageien^, wurden gezähmt und abgerichtet, mit dem
& vgl. Ailianos ircpl Iibuiv 16, 10, 1 eliroi 6' dv 6 f&f| t6 dXnMc
clbuic dcKV)Täc clvai oOrdc. * Ailianos ir. 1. 16, S, 1 ol irdvTCC oiHrtMy
AEaegi: anz. ▼. HZimmer alünditeliM leben. 441
äffen kam au8 dem indischen Ophir anoh der yielbewnnderte pfan»
dessen heimat Indien ist, wo ihn Alexander noch wild yorfaiid, an
den hof des königs Salomo, and von hier, dh. ans dem semitisehen
Vorderasien gelangte der prunkrogel znm Heraion anf Samos nnd
weiter nach Griechenland/ des königlichen adlers hKnfiges epi-
theton ridschipifa (urspr. ardsd^ipsßa) *an&trebend, sohneU auffliegend'
ist bei den iranischen brttdem appellaüvische beteichnang des vogels
geworden : altbaktr. ereMifya] al^rsisch dpEitpoc* deröv irap& TT^
caic : Hesychios. die namen für e nie (skt äk^ gr. v^cca ans Vfina,
lat. anat, ahd. amU: vgl. Job. Sohmidt in KZ. XXm 268) nnd
gans {hahsa : xi^v : ^ hanser : fftms) gehören bekaontlieh schon der
indogermanischen Ursprache an; wenn die gans u^iarlmdh *in der
frühe erwachend' heiszt nnd herrorgehoben wird , dasz sie anch in
der nacht wache, so erinnert das auffUlig an die rettong des Gapüoils
und Oberhaupt an den rühm besonderer Wachsamkeit, dessen sich
dieses thier wenigstens im classischen altertnm durchweg erfreute.'
zu ente und gans fQgt nun Z. ein drittes beispiel hinzu: ^äkuna-^
fokuni- ist (vgl. nachtr. s. 430) ein allgemeiner name ftr im wasser
lebende yOgel, welche Vorzeichen geben; laut wie bedeutung machen
die Zusammenstellung mit KÖicvo-C und cicoma, welche beide be-
kanntlich als weissagevögel galten und gelten, auszerordenflich wahr-
scheinlich.'
Unter den amphibien ÜEdlen, neben schildkrOte, krebs, kroko-
dil'^ besonders die schlangen auf, deren alte, abgeworfene httute
man unter groszen gefahren aufsuchte und für gute bezahlung als
amulet gegen Wegelagerer verkaufte, wenn Megasthenes berichtet
in India serpentes in iantam moffnüudinem adciUscerej ut solidas
^aeövTcc Ujc iTatÖ€Cf oOruic xal ainoX 'xiyycrrrm XdXot Kai qf>e^ovToi
(pOiy^ia dvepuiiTiKÖv. iv bi Tcrlc OXaic 6pvieuiv abf d<piAciv ^xov, <puivf|v
bl eöciiMÖv T€ Kai cöcTo^ov oO irpotevTot, dXk €iclv d^iaMc xal oöirui
XdXoi. Ktesins fr. 57, 3 s. 80 (Müller) btoX^ccOai hi o0t6 diCTrcp dv-
epuiiTOv, *lv6iCTi' Av bi '€XXT)vtCTi ^deig» koI '€XXTpacT(. auch Nearebos
ciTTOKOuc übe bi\ Ti euO^u dmiT^CTOi (Arr. Ind. 16, 8).
^ Cartiiis Kufas 9, 1, 18. Hebn cnltiirpflanseD und haotthiere*
f. 307 f. ^ ausser Livias 5, 47, 4 und dem durch Cic. p. S. Rotdo
§ 56 bezeugen (j^ebranch vgl. zb. Lacr. 4, 68S. Ov. met, 8, 6M. 11, 698 f.
nee voce tilentia rumpuni tolKcitive emne» eanibutve tagaeior am er,
Ailianos ircpl Iibuiv 12, 3 (puXdTTCtv x^vibv kOvcc dxpciörcpoi. Mari.
3. 58, 13 argutuM anser. Verg. ecl, 9, 39. Anth. PaL 7, 486, 3 xdv bi
b6\nuy q>uXaKÖc ^cXcöv^^öva. * für beide genüge die Verweisung auf
WWackemagels inta TrrcpöcvTO (kleinere scnriften III 186); beachtens-
wert ist auch 8imrock deutsche myth.* t. 816; 'nach Arndts seugnis
vertritt in Rügen der Schwan die stelle des Storchs; man sagt dass
er die kinder bringe.' "» Nearchos bei Strabon 16, 1, 26 s. 696 (fr. 6
Müller) 'AX^Eav6pov 6* iv \kiy rCp Tbdcmg KpOKOÖciXouc (bövra cöpr)-
K^vai bölai räc toO NeiXou wrff&c. Arr. Ind. 6, 8. Aristoteles bei
StrAbon 15, 1, 45 s. 707 (fr. 82 Müller) xpoKOÖciXouc oOt€ itoXXoOc
oOt€ ßXaiTTiKOuc dvepiiiTTUiv ^v T(p Ivöip <pr)clv €6p(CK€c0oi, da-
gegen Plinius 6, 20, 76 urbt jmlckrm /bstii pabiMtriku» wmmtM^ per quM
crocodili humani corporin avidi*iimi adUum tM ponte tum äanL
442 AEaegi: anz. ▼. HZimmer altindiBcbes leben.
hauriant cervos taurosgue (Plinius 8, 14, 36), so keimen die iexte
wenigstens einen adschagara dh. ^ziegenverschlinger'; 'reis and
gerste hast du verschlungen wie eine riesenschlange sohafe' haut
es im Av.
Von den fischen, die nur selten genannt werden, läsit aidi
blosz der delphin sicher bestimmen, von den insecten sden die
raupen, welche die bäume ihres blatterschmuckes beranban, alt ob
ein orkan darüber hingebranst wttre; die bienen mit dem liebaii
honig, und die wadhu (jH^Ou) liebenden fliegen erwähnt." über die
'goldgrabenden ameisen', von welchen die vedischen texte nidits
wissen, sieh Lassen ind. alt. V 1021 f.
Das vierte capitel behandelt die Völker und stttmme. wie
Dareios in den keilinschriften voll stolz ausdrücklich hervorhebti
dasz er 'ein Arier aus arischem samen, ein Perser , eines PerMn
söhn', nicht nur über die arischen Perser, sondern auoh über die
Dahyu könig sei, so finden wir auf dem vedischen Schauplatz dmdi-
A
weg die beiden sich schroff gegenüberstehenden gruppen der Ar ja
und Dasyu oder An&rya: es sind die 'leute eignen Stammes, die
Volksgenossen' und ihnen gegenüber die 'fremden, die feinde*.
die dunkle hautfarbe, verschiedene spräche, anderer brauch und vor
allem anderer glaube trennte die eroberer scharf von den zahlreichen,
streitbaren scharen der erst nach hartem kämpfe weichenden ein-
geborenen, welche als 'phallus Verehrer' bezeichnet zu werden schei*
nen. wir sehen, wie nach und nach unter dem mftchtig helfenden
beistand der in aller not angerufenen g5tter die arischen stftmme
von Ostkabulistan und den ufern des obem Induslaufes 'die schwarze
haut' vor sich her treiben und deren blühende besitzungen an sieh
reiszen; wer von der Urbevölkerung in diesen kämpfen nicht umkam
oder nach norden in den Himalaja, nach Südosten in das Vindhya-
gebirge zurückwich, der wurde geknechtet, frauen und töchter wur-
den Sklavinnen, aber auch die Arier unter sich befehden sieh viel-
fach; nicht jedet stamm hat gleiche lust und gleiche neigong tor
friedlichen pflege der herden, zur ruhigen bestellung der aaatoi;
manchem mochte es viel vorteilhafter erscheinen, die herden des
nachbarstammes wegzutreiben und von der natur gesegnetere land-
striche zu suchen, während andere solchem vorwärtsdrftngen ein halt
entgegenzusetzen suchten, so entstanden zahllose reiberden, kri^g
und kämpf auch unter den stammverwandten , wodurch die gann
Umgestaltung der politischen und religiösen anschauungen und v«r«
hältnisse, wie wir weiterhin sehen werden, wesentlidi ermöglicht
wurde.
Der vf. geht nun allen einzelnen , mit namen genannten rcUo*
stammen nach und sucht deren Wohnsitze, Wanderungen, gegenseitige
^1 erinnert doch sb. BV. 7, 33, 2 'hier sitzen deine beter Ja beim
safte wie beim madba die fliegen' (ähnlich BV. 4, 46, 4) anfnUlig an das
gleichnii Homers TT 461 ff.
AKaegi: anz. ▼. HZimnier sltuidiieliei Uhmu 443
hnngen festzustellen, da ihrer nur wenige bei den nlaiwiiidnin
ftetellem begegnen — die OandbAri, fotvbdptot auf dem elld-
der KubhÄ, die Qivi oder (Jivt^ Qßat oder C(poi im Ftedeehab;
KacndTTupoc , Kacirdrupoc Tgl. Lenen ind. alt I* 64 anm. —
ill ich hier den ausftlhrungen Z.8 niobt weiter nachgehen und
auf einige, hier naheliegende bemerkungen betdnrlaken. gogen-
den aufstellungen neuerer forseherv apeeieU ALodwigs , wird
a^ewiesen (s. 134 — 138. nachtr. s. 483 f.)t daai nntar den in
ichen texten wie in spfttem sefariften mehr&oh vorhommendeii
il, Prithu, P&rthava, Par^u durehana nieht die beiden iramaehen
me der Parther und Perser yeratanden werden dürfen , daai
beiden vielmehr dem veda durehana unbekannt sind. — Daas
on Herodotos 3, 101 beschriebenen yOlkerstimme (|i^Xavec TÖ
la) Nicb tarier sind, ergibt sich nach dem obigen von seibat;
die von ihm, von Helmtaios ua. genannten Kcdlcrriai erweisen
lurch ihren namen (von skt. kdh *schwlffi') als cur ^aohwanen
gehörig; vgl. Lassen ind. alt I* 465 f. — BV. 6, 89, 10 preist
dlnger von Indra: 'du zermalmtest mit der wafle die anädo
^n, in ihrem eigenen hause die sdimSber/ daa adj. €mä$ tet-
zu anfang deutlich die negativpartikel, kann aber ebenso gnt
-(- nds dh. naribus nan praeäUue wie mam + 48aL9r$ mm
lUus zerlegt werden, ob dies sich ursprOnglioh auf die kOneni
L der eingeborenen bezog ('plattnasig') oder ^misgestaltei' Aber-
; besagen wollte — jedenfalls liegen hier, denke ich« in
eimischen quellen die £cT0^0l des Hegasthenes
worüber nach Schwanbeck Meg. s. 69 ua. anch noch Lassen
' 698, 2 sagt, sie wftren 'in indischen Schriften noch nicht anf-
iden worden'. Strabon 15, 1, 57 s. 711 schreibt (wie aus der fol-
m stelle des Plinius, aus Plutarch und Strabon selbst hervorgeht,
Megastbenes, nicht nach Timagenes, wie A Vogel ao. annimt):
)pu)nouc X^T€i, Ojv Tivac dfiiiKTiipac, ävanvo&c £xo vrac
)V buo UTT€p TOC CTÖfiOTGC . . dCTOfiOUC ti tlVOC dxOfW^t
)uc dvOpuiTTOuc oUeiv bk ircpl rdc irtirdc toO rdxTOU, Tp^-
XI b' dTMoTc ÖTTTuiv Kp€uiv kqI Kopwüjv Kol &v66uv 6qidic,
Tujv CTOMdTwv ^x^vTac dvaiTVodc, x<^^<xiv€iv b^
buciM)€ci, kqI bid ToöTO iT€piTiv€c6ai ^6Xic kqI ^dXtcro tv
:oitih[p. deutlich nach derselben quelle Plinius 7, 2, 25 Ife-
mes gentem inter Namadas Indos narium loeo foramina
um habentem, anguium modo lonpedem^ voeturi Sekitaa (bb
wol die Kiräta gemeint), ad extremos fines hMat ab orjeiile
fondem Gangis Ästomorum gentem sine ore^ empöre Mo
n vestiri frondium lanugine^ halitu tantum viventem et
e quem naribus trahant, nuüum HUs cibum mdliitmq%ie
I, radicum t€Mtum florumque varios odores et süvestrimm meHo-
quae secum portant longiore itinere^ ne desü otf actus, gror
paulo odore haud difficuUer exanimari. vgl. Plut de feoie in
lunae c. 24 s. 938^. wie aus diesen beiden stellen und noch
444 AKae^: anz. ▼. HZimmer altindiecheB leben.
deutlicher aus Strabon 2, 1, 9 s. 70 bia(p€pövTiuc b' äiriCTCW fiElov
Athmäxw' t€ kqI M€Tac9€V€i. oötoi t^P €lciv ol touc ^vurrOKoiTOC
KCl TOUC dcTÖjLiouc KQI äppiVQC lcTopoövT€C hervorgeht, er-
zählte Megasthenes sowol von 'mundlosen' ah auch von 'nasenloacn',
und da er selbst s. 711 die q)iXöcoq>oi dh. die br&hmanen als teiiie
gewährsmttnner nennt, so drängt sich, scheint mir, die yermntaiig
auf, dasz jene beiden fabelhaften menschengattnngen in lettter Imie
ihre entstehung der doppelten etymologischen erklttrong jenes ad-
jectivs anäs verdanken ; wir hätten dann einen deutlichen fingeneig,
wie die fabeleien alter autoren über Indien ihren ani-
gangspunct wol auch etwa in einheimischer, priester-
lich-scholastischer gelehrsamkeit (Vedenexegese) haben
mögen.
Das zweite buch behandelt die äuszern zustände unter
dem vedischen volke, und zwar zuerst in cap. 5 ansiedlang
und Wohnung.
Die vedischen Arier waren schon bei ihrer ankunft im Indai-
gebiet kein eigentliches nomadenvolk mehr, sie hatten das beweg-
liche zeit des nomadisierenden hirten schon mit einem festem Ob-
dach vertauscht; man trieb auch ackerbau — ist doch krishü 'pfltt-
gung' geradezu, abstractum pro concreto, bezeichnung ftlr (das acker-
bautreibende) Wölk' — und wohnte zusammen in dörfem und Ort-
schaften {gräma)'^ die umfriedigte, geschlossene niederlassnng ge-
währte schütz gegen den einbruch reiszender thiere. gegen die
angriffe der feinde wie gegen Überschwemmungen waren die jpm
angelegt: grüszere, befestigte, auf erhöhten puncten gelegene und
durch erdaufwürfe und graben geschützte platze, in denen man nr
zeit der gefahr sich mit hab und gut barg, die 'lieblingsidee' ver-
schiedener gelehrten, das vedische volk und noch mehr die vertrie-
benen Dasyu in zahlreichen ^städten' (pur ist warzelhaffc iden-
tisch mit nöXic) , dh. in gröszem , enger aneinander gebauten , mit
wall und graben umgebenen und fest bewohnten häusercomplaien
seszhaft zu denken, zertrümmert der vf. besonders durch den hisr
weis auf die Verhältnisse der Slaven , Germanen und Italiker (über
diese vgl. Mommsen RG. I^ 37 f.). wer hier von ^stftdten* spridit,
begeht denselben anachronismus wie Ptolemaios, der, im gegensaU
zu Tacitus werten Genn. 16 nullas O-ermanorufn papuU» urbes fuMr
tari satis notum est von nahezu neunzig städten (nöXcic) G^rmaaifiis
spricht, während solche nachweisbar bis zum beginn des achten jh.
im innem Deutschland unbekannt waren. — Hof und haus {dam ■»
bu», dama- ■» böfio-c) sind umfriedigt und verschlieszbar, eine wol»
befestigte thür war. also ein wesentlicher bestandteil des hanses.
das ganze haus war, wie in den ebenen noch zu Megasthenes Beüea"«
1* Arrian Ind. 10, 2 iroXCuiv bi dpiO^öv oük ctvot Av drpcicic dva-
TpdHiat tCüv 'Iv6ik(£iv {iirö irAfiOcoc dXXd y&p Öcat TropoirordMiai oÖT^wv
AKaegi: anz. ▼. HZimmer altindiichei leben; 445
reiner holzbaiu ^fitrebepfeiler wurden anf festem gninde errichtet,
sttttxbalken lehnten sich schräg wider dieselben: deökbaUcen ver-
banden die grund* und eckpfeiler des hanses; lange bambnsstftbe
lagen auf ihnen und bildeten als sperren das hohe dach, swisohen
den eckpfeilem wurden je nach grOsze des baos Terschiedene pfiwtan
noch aufgerichtet, mit streb oder rühr« in bflndel gebunden , fttUte
man die zwischenrftume in den winden aus and ttbenog gewister-
maszen das ganze damit, riegel, klammem, stricke, riemen hielten
die einzelnen teile zusammen, die rnnfSueong der thttr in der yorder*
wand, der rahmen samt der thflr selbst heisit 4M.'* yerBohlossen
wurde die thttr ähnlich wie beim Homerischen hause mit einem
riemen' (s. 153). von einzelnen räumlichkeitan des hauaes werden
die Stätte des herdfeuers, das allgemeine wohngwuach, dann die ror*
ratskammer, das frauengemach und die nebengebiude; als teile der
mOblierung bänke , sanften oder tragsessd , und das lager mit sitz*
kissen, kopfpolster und milchweiszer decke namhaft gemacht.
Waren die sitze der vedischen stamme im allgemeinen reich an
Wasser, so konnte doch öfters Wassermangel eintreteiL ^dieeem ttbrt
wüste man abzuhelfen, man grub brunnen, die Ton bedeutender
tiefe waren: denn um das wasser heraufzub^rdem, bedurfte man
kflnstlicher Vorrichtungen, oben war ein steinernes rad befestigt, Ober
welches ein riemen lief; an diesen riemen wurde das scliöp%efltos
gebunden und bo das wasser aus der tiefe heraufgerollt und in die
neben dem brunnen angebrachten tränken ausgegossen.' auch kfinst-
liche Wasserleitungen wurden angelegt, um allzu entfernte quellen
oder angesammeltes regenwasser fernhin nutzbar zu machen, ja viel*
leicht noch mehr : BV. 10, 4, 1 heiszt es : dhänvann iva prapä asi
tväm agnc\ 'du bist, o Agni, wie eine tränke in der wttste';
daraus wird man doch wol mit Roth im Petersburger Wörter-
buch auf 'tränken, schuppen, in denen reisende wasser antre£fen'
schlieszen dürfen: gewis eine auszerordentlich humane einrichtung
in so früher zeit.
Den folgenden abschnitt über Staat und recht (cap. 6) er-
öffiiet eine genaue darstellung der Volkseinteilung, worin die
vedisch-arische als mit der altiranischen, altslavischen, altgermani-
schen und altitalischen identisch nachgewiesen wird, behufs abwehr
drohender angriffe, zum zweck von beutezügen in das gebiet anderer,
besonders nichtarischer stamme bildeten sich grössere coalitionen
f\ trapaOoXdcciai, Tuurac )kiy EuXivac iToU€c6ar oö läp ctvm im vXivOou
iroicoM^vac biapK^cai 4irl xP<^vov toO t€ ööotoc bnKa toO IE oöpavoO,
Ktti ön ol iroraMol aOroIctv OircpfdXXovrcc önlp Tdc 6x6ac l^mirXda
ToO O^oToc Tä iT€bia. öcai h" ^v öncpöcEiotci tc koI f&ercdipoia röiroia,
Kul TouToiciv (nifiiXotctv, ifjKicfi^vai clci, Tai>Tac hi Ik vmvOou tc KOl
in^XoO iTot^ccOai.
1^ wie Osthoff in KZ. XXIII 84 erkannte, sind ved. äU, Ut, an/atf,
altnord. Omd identisch; Zimmer weist s. 154 auch das altbaktriscbe äqui-
valent nach.
446 AKaegi: anz. y. HZimmer altindiBches leben.
Ton Völkerschaften; doch war man nach errungenem siege glflck-
lich wieder heimgekehrt, in friedenszeiten, stand das einzelvolk oder
der einzelne stamm als hOchste, politische einheit, für sich als sellh
ständiges ganzes da(8kt. dschana, lat civüas, osk. tota^ gem. ttiiMia).
die nächste Unterabteilung des Stammes ist der gau (ski. vi^, itaL
tribus, genD.pagus\ welcher sich seinerseits aus den einzelnen sippeD
oder dorfschaften (skt. grdma oder vridschana, ital. gens^ germ. trä»,
thorp^ langob. fara: vgl. Schweizer-Sidler zu Tac. Otrm, 7, 10) ra-
sammensetzt die letztem waren ursprünglich, wie die termini in
den texten noch deutlich durchblicken lassen, je eine Verwandt-
schaft, eine anzahl unter sich noch eng zusammengehöriger
famili en. diese uralte, bei den Afghanen noch heutzutage zu recht
bestehende Stammeseinteilung kam nicht nur im frieden, sondern
auch im kriege, in der schlacht zur geltung: dicht neben einander
kämpften die kriegerschaften der gleichen fiamilien, Ortschaften, gaiie
und stamme, also genau so wie wir es aus einheimischen quellen und
Tacitus von den Germanen wissen: quodque praeäpumm fartUitdims
inciiamenium est , sagt jener &erfn. 7 , non casus nee farhiüa e(m^
hatio turmam aut cuneum facU^ sed familiae et propinquiiates]
wozu man femer Nestors rath vergleiche IL B 362 xpiv* fivbpOC
KQTd (pOXa, KaTd9piiTpac, 'AxÖMCfxvov, djc (pp^Tpti q>pVj-
Tpricpiv äprJTQi qpOXa bi (puXotc und Ameis-Hentze anhang I*
8. 90. 129 f.
Die regierung der in der angegebenen weise gegliederten
arischen Staaten war natürlich, ihrem ursprang aus der fiamilie ge-
mäsz, eine monarchische, an der spitze des grdma stand der
grämani ^führer der dorfschaft', den gau führt der vig^i ^gauheir*!
dem Staate steht als *lenker' des ganzen der kCnig vor (rädsckam^
rix), in vielen fällen war seine würde erblich , in andern wurde er
von den vereinigten gauen in der stammesversamlung {sanhUi) ge-
wählt, 'ich habe dich herbeigeholt' heiszt es in einem bei der ein«
führung eines wahlkönigs gesprochenen liede, 'sei fest im innen,
steh und wanke nicht: alle gaue lieben dich, nicht soll deinem baupt
das diadem entgleiten, hier bleib, nicht entferne dich mehr, wie
ein fels sei unbeweglich; steh fest wie Indra, hier erhalte das reiefa»
treu ist alles lebende hier, treu sei der herscher da der gaue' nsw.
ob die wähl an die glieder einer bestimmten herscherfamüie geboi-
den war, oder ob sie aus den edlen geschlechtem überhaupt vorge-
nommen wurde, läszt sich nicht bestimmen, wol aber erkennen dass
es an Wettstreit um den vorrang und an kämpfen um die herschaft,
ja selbst an Vergewaltigung einer versamlung durch einen throncan-
didaten nicht fehlte, 'überlegen bin ich hierher gekommen mit ttner
zu allem fähigen schar; eurer absieht, eures beschlnsses, eurer ver-
samlung bemächtige ich mich' spricht ein solcher BV. 10, 166, 4.
femer weisen deutliche spuren darauf hin, dasz etwa angehOrige der
königlichen familie sich mit beeinträchtigung ihrer verwandten zu
alleinherschem aufwarfen, also genau derselbe Vorgang, wie er
AEaegi: aaz. t. HZimaiar altiiidiMliM iebcoiL 447
uns beim stamme der Cheruaker ttberlifiCftrt iit» ^ es ist danun Zu
«och geneigt nach altgermanisohem Yorbild nad wdtoren spnrai
im Avesta, auf welche früher eohon Spiegel hingedentethaitei neben
dem erblichen kOnigtom und der waUmonacehie noch eine dritte
Staatsform anzunehmen, nemlich die, dasi im frieden der stamm kein
einzelnes Oberhaupt hatte, sondern dass mehrere ^^iadsr der kOnig-
licben familie die herschaft gemeinsam ansHUen* jedenftlla war das
kOnigtum nirgends ein absolotesi sondern flberall dnroh den willen
des Volkes beschränkt, welches seine thfttigkeit und mitwirimng in
Tersamlungen der unter sieh yerwaadten dorfgemeinde (sotM, Wur-
zel wort des deutschen sißpe^*)^ des gans (der deutseben tansend*
schaft) und des Stammes zur geltnng bnchte.
Der könig war in friedensseiten ^besditttKer seines volkes',
welches ihm dauernden gehorsam su leisten hatte» widrigenfalls er
sich denselben erzwang* festgesetzte abgaben zahlte das volk dem
kOnig nicht, nur freiwillig brachte es ihm gesohenke (ygL Tao.
Oerm, 15 mos est cwüatibus ultra ae vküim eonfetrre pHnclpOm$
vd armeniorum vel frugum)] freilich wird, wie die Mfe bei den Ger^
manen , die freiwillige gäbe auch hier mit der zeit zur fordemng ge^
worden sein; jedenfalls fiel dem kftiig als heerflihrer, wenn nicht
der ganze tribut zinspfliditig gemachter stftmme, doch ein bedea*
tender teil der kriegsbeute su: denn er hatte snrkriegszeit —
das erscheint als seine herroiragendste beftignis — das redit des
Oberbefehls und im weitem die Verpflichtung, in ernsten momenten,
zb« bei einer bevorstehenden schlacht, für den stamm das opfer zu
veranstalten, entweder selbst darzubringen oder durch einen ihm be«
freundeten s&nger darbringen zu lassen, fast bei jedem stamme
finden wir in der Umgebung des kOnigs solche stogerfianilien, welche
die thaten des herschers und seines Volkes preisen* und weil ein
opfertrunk ohne preisgebet und eine opfergabe ohne lied den gOttem
nicht genehm ist, es aber auch nicht jedem kOnige gegeben ist, solch
einen preisgesang fUr ein gröszeres opfer kunstgeredbt und wolge-
ordnet zu stende zu bringen, so tritt ein £^d einer sftngerfamilie an
seine stelle (jmrohUa 'vorangestellt, anwalt'). war das opfer von
sichtlichem erfolg b^leitet, so vergaszen die sBnger nicht dies wol
auszunutzen : 'nur der, der reichlich opferlohn dem priester spendet,
** s. 177: 'ao der spitze der Cherusker standen Analaias, sein
oheim lo^uiomcras, der ebenfalls verwandte Begoites und deiaea bmder
Segimenu (Tac. ann. 1, SO; S, 17; 1, 66. 57); alle fOhrea den titel
prtiictfp« uod machen die reffim Mlirpg an« (aan. 11, 16). als nun Armi*
nina danach «trebte alleinhertoher zu werden, da brach ein kämpf
aas, in dem er unterlag: ArwätUm regmtm mäfteUau doio propimqvormM
ctcidit (ann. 8, 88).' vgl. überhaupt anch Bchwelser-Sidler su Qerm, 7.
I» schon die bedeutungtentwieklunr von uhh4 ^versamlnDg der ge-
meinde — gemeindehaue — getelliget loeal für mlaner — ^elkana'
seigt, daaz auf den geach&ftliehen t^l der vertamlong gemütliches bei-
•ammensein mit Unterhaltung, spielbret und wärfei folgte; vgl. die
Schilderung bei Tac. Germ, SS und griech. X^CXil*
448 AEaegi: anz. v. HZimmer altindisches leben.
kann jeden feind durch seine mannesstärke schlagen und überallher
sich vom feinde wie vom freunde schätze sammeln*, so sagen sie und
führen es den fürsten immer und immer wieder zu gemflte, wie not-
wendig es sei der sänger gunst nicht zu verscherzen, sondern durch
freigebige geschenke an sich zu fesseln, und dasz die geschenke oft
sehr bedeutend waren , zeigen die zahlreichen dänastuH ('preis der
gäbe'), abschnitte welche, in die eigentlichen lieder eingeschoben
oder ihnen angefügt, der fürsten reiche gaben, auch wol mit Über-
treibungen, preisen. *^
Dasz ausgebildete rechtsbegriffe schon vor der vedi-
schen zeit, schon in der indogermanischen urzeit vorhanden waren,
zeigen unwidersprechlich proethnische ausdrücke wie dgM «=* ^oc
'unrecht', apacUi = dirÖTici-c *bestrafung', dschndtar — TVuiCTr)p ^
nötor ^zeuge' ua. dasz aber die beziehungen der einzelnen
arischen Volksgenossen unter einander nicht immer die
friedfertigsten und besten waren, ist ebenso deutlich : wir hüren, wie
betrüger auf alle weise, durch Verleumdung, lüge, falsches spiel zu
schaden suchen ; wie diebe im dunkel der nacht ihr unsauberes band-
werk treiben ; wie spitzbubon und gauner, Wegelagerer und rftuber, die
selbst ihr eigen leib und leben daran wagen, um ihre beute in sicher^
heit zu bringen, dem friedlichen und rechtschaffenen das leben ver-
bittern, die gesellschaft der letztem sucht sich denn auch jener nn-
heimlichen gesellen möglichst zu erwehren, und weil der Staat da-
mals noch nicht auf seine kosten Zuchthäuser mit den nOtigen hnma-
nitätsgarantien hinstellte, so musten die übelthäter auf andere weise
einige zeit festgehalten und schadlos gemacht werden, man band
sie zu diesem zweck mit stricken oben , unten und in der mitte an
eine feststehende holzseule, wie Slaven und Oermanen solche Indi-
viduen bis in die neueste zeit 'in den block schlugen'. " stammes-
genossen , die sich durch irgend ein vergehen der arischen gemein*
Schaft unwürdig gemacht hatten, wurden ausgestoszen und musten
flüchtig werden, solche 'verstoszene' ' - wendeten sich meist nach dem
Süden , in die von den Ariern noch nicht occupierten gegenden. —
War man über schuld oder Unschuld im ungewissen, so scheint man
sich an beschwörer gewendet zu haben ; in schwierigem fallen diente
das gottesurteilals rechtsinstitut , und zwar nennt ein stttck des
^^ es sind deren einige mitgeteilt auf s. 70 meiner abh. ^der Kigveda,
die älteste litteratur der Inder' (Zürich 1878. 79), welche demnichtt
in erweiterter bearbeitung separat erscheinen wird. '^ •• 182: 'Iha-
liche Sitte ist bei Germanen und Slaven nachweislich! man sperrte die
fÜBzo eines Verbrechers in einen ausgehölten klotz (block), befesttett
zuweilen auch nacken und mittelkörper an demselben. Grimm dentscEos
Wort. II 135 u. 'blocb'. deutsche rechtsalt s. 720. noch Shakespeare
läszt Kent blocken (König Lear 2, 2): ^doch diese niedre iflcht*giiBg
ist solcher art, wie man verworfnen trosz für manserein and gaas
gemeinen unfug bestraft.' '^ skt. pard-vridMch ist worselhaft iden-
tisch mit dem bekanntlich in gleicher bedeutung gebrauchten ags. vneeei;
altsüchs. tcrekkio, ahd. reccho^ recke: vgl. GCurtius grundiQge n. 141L
AKaegi: anz. ▼. HZimmer altindisches leben. 449
Atharvaveda ein feuerordale in doppelter art: entweder hat der
schwörende einen glühenden gegenständ, zb. eine glühende axt, in
die band zu nehmen , oder er musz durchs feuer schreiten: es sind
alao hier genau die beiden arten des feuerordals verbanden, wozu
auch die wttchter beim leichnam des Poljneikes sich zur betheurung
ihrer Unschuld anerboten: Soph. Ant. 264 f.; vgl. Becker Charikles
I' 279 f. Schömann gr. alt. II' 273. daran hätte wol um so eher
erinnert werden dürfen, als diese und andere arten ordale sich ja ganz
gleich bei Germanen und Slaven finden (JOrimm deutsche rechtsalt.
b. 912 — 916. 933 f.) und wir hier deutlich urindogermanischen
rechtsbrauch vor uns haben.
Am Schlüsse dieses cap. unterzieht der vf. diejenige einrichtung,
welche sonst überall, wo über 'staat und recht' in Indien gehandelt
wird, im Vordergründe steht, die der kästen, einer gründlichen und
hoffentlich abschlieszenden besprechung (s. 186 ff.), die beantwortnng
der frage, ob die ^vedische zeit' die kästen gekaunt habe, so führt Z.
aub , mubz verschieden ausfallen je nach der fassung des begriffes
'vediäche zeit', begreift man darunter auch die zeit der ausgebil-
deten hierarchie, welcher zb. die Yadschustexte entstammen, so ist
die frage unbedingt zu bejahen; soll aber mit jenem aasdruck die
ül teste periode indischer geschichte gemeint sein, die zeit da die
Arier in Ostkabulistan und im Indusgebiet saszen, welcher zeit der
Rigveda im groszen und ganzen entstammt, so ist die frage — in
übereinjjtimmuDg mit Aufrecht, Benfej, Max Müller, John Muir,
Roth, Weber, Whitney im gegensatz zu Haag, Kern, Ludwig —
unbedingt zu verneinen, sehen wir ja doch die Umgestaltung
der alten staatseinrichtungen vor unsern äugen sich allmählich voll-
ziehen, jene oben erwähnte sitte der könige einen Sänger {purohUa:
b'icrrdos civitatis Tac. Germ. 10) zu halten ward schon gegen ende
der altvedischen zeit mehr und mehr Verpflichtung: hier liegt, wie
Roth in seiner erstlingsschrift *zur litteratur und geschichte des
veJa' b. 117 zuerst erkannte, der Ursprung des indischen priester-
tums und damit der indischen kästen, die priester betonten immer
eindringlicher und nachdrücklicher die notwendigkeit ihrer ver-
riiiitlung zur erlangung göttlicher hilfe. in derzeit der kämpfe und
gährung, in dem ringen der kleinen fürsten um die oberherschaft,
um die grUndung einer gröszern macht konnte die entscheidung
solch eines Sängers den ausschlug geben, und den erfolg vergasz er
gcwi> nicht sich bezahlen zu lassen, während das weiter ostwärts
ziehende volk durch die bekämpfung der Ureinwohner, durch sein
r.n^en um neue Wohnsitze vollauf beschäftigt, sein sinnen und den-
ken gunz in Anspruch genommen war, blieb in jenen Sängerfamilien
die keuntnis der alten hymnen aus der väter zeiten, welche schon
oft sicbtbarlicb hilfe gebracht hatten, und weil die fremde das aus
der alten heimat mitgebrachte und dort bewährte stets mit einem
mü*.hti;^en zuuber umgibt, so fiel es diesen sUngerfamilien mit ihrem
i/:.'.'i^'e wicht der bildung und dem dadurch gestärkten intellectuellea
iiiM'j 'U-r für .-:*».%. ph io!. l^^O hfl. 7. SO
450 AKaegi : anz. y. HZimmer altindisches leben.
und sittlichen einflusz ganz naturgemäsz zu, auch in en nenend
Wohnsitzen den altbewährten cultus wieder einzurichten, die zeit
der Übergänge, der neugestaltungen bleibt wegen des mangels an
bestimmten nachrichten vielfach dunkel "; sobald es wieder heller
wird, haben sich die neue lebensweise, die neuen socialen und reli-
giösen anschauungen schon zum guten teil befestigt und erstarken
immer mehr, jenen geschlechtem, welche durch gemeinsamkeit der
interessen und einheit der bildung fest unter einander verbanden
waren, denen die höchste entscheidong in göttlichen dingen unbe-
stritten zukam, war es durch planmäsziges, vereintes vorgehen ge-
lungen, auch die ganze bürgerliche Ordnung von sich abhflngig zu
machen, widerstandslos hatten sich freilich jene herscher und der
kriegerische adel den immer maszloser werdenden ansprttchen der
priesterinnung nicht gebeugt ; in einer reihe von liedem des Atharva
spiegelt sich die zeit der gewaltigen kämpfe der fürsten und edlen
gegen die priesterschaft, welche ihrerseits mit bewundernswerter
Zähigkeit und consequenz ihre ansprüche aufrecht hielt und ihre vor>
rechte durchsetzte, bis sie in der kasteneinrichtung das von ihr an-
gestrebte ziel, die vollendete hierarchie, verwirklicht sah.
an der spitze des Staates bei der neuen Ordnung der dinge steht
natürlich als oberste und bevorzugte käste diejenige der br&h-
man en. sie sind die 'leibhaftigen götter' und müssen durch opfer-
geschenke gnädig gestimmt werden, während die *der sinnlichen
Wahrnehmung sich entziehenden götter' opfer erhalten ; ihnen, den
^erdengöttem', darf nicht widersprochen werden, sie behalten immer
recht und stehen zum teil sogar auszerhalb der naturgesetze , denen
die andern sterblichen unterworfen sind, ihnen zunächst steht der
kriegerische adel, der ritterstand {k8hatriya\ die weltliche macht
neben der geistlichen, wie diese darauf angewiesen, die gemeinireien
so viel als möglich auszubeuten, aus ihm wurde der könig genom-
*^ 'es hat dieser dunkle Zeitraum indischer entwicklung am meisten
ähnlichkeit mit der periode des germanischen volket, die wir die
Tölkerwanderung zu nennen pflegen, in beiden perioden verlassen
Volksstämme, deren Staatseinrichtungen, deren culturzustand so ähnlieh
ist, wie es nur die verschiedenen lebensbcdingungen d«8 von ihnen bis
dahin bewohnten landes zulassen (vg;l. anz. für dentschet alt. II 896 ff.)»
aus bitfher nicht ermittelten antrieben ihre alten Wohnsitze und dringen
in glücklichere, von natur mehr gesegnete länder vor; beide male geht
die alte gau- und Stammverfassung der ausziehenden lu gründe, die
kleinen Stammkönige verlieren ihre macht, heerkönige vereinigen meh-
rere Stämme, bilden einen kriegerischen adel um sich und grfinden
grüszere reiche: die Ordnung der gesellschaft wird eine andere, nnd
unter mitwirkung veränderter religiöser anschauungen, die bei den
Germanen von auszen kamen, bei den Ariern infolge der innem ent-
wicklnng, entstand der christlich-germanische lehensstaat nnsera mittel-
alters einerseits, der brahmanismus auf der andern seite. was letzterer
darstellt, die ausgebildetste hierarchie, dh. eine verschmelsnng von
kirche und staat, wie die geschichte keine zweite kennt, dai ans dem
christlich -germanischen lehensstaat zu machen, war bekanntlich das
ziel der kirche während des ganzen mittelalters.* Zimmer 8. 198.
AKAegi: am. ▼. BZiauDer altindiidiet leb«. 461
men , dessen anerkennung jedoch ent yon der boetitigimg: eis^
brähmana abh&ogig war. die gern ein freien (vaifga) sind na^
den Worten eines spätem teites nnr dazu da, nm den beiden ersten
kästen tribut zu bringen, Yon ihnen anfgesehrt und nach belieben
ausgenutzt zu werden, ^splch ein yaifja ist auf dem gipfel seines
glfickes angelangt, wenn er es zum dorfyorsteher gebracht hat.' das
vierte kaum noch eiistenzberecbtigte mitgUed des brahmaniaehea
Staates waren die Qüära^ wol nrsprOnglidb einer der «raten nieht
arischen stAmme Hindostan^i der sich dem arischen glauben fttgte
(etwa die Cubpoi des Ptoleipaios?), und dann beseichnung aller
Dafiyu. ausgeschlossen von der neuen gesellschafWordnung blieben
die Arier, welche sich des prieste^ocheSy westlich der Sarasvatl, er-
wehrten, und die kastenlosei), al^kOmmlinge von angehOrigen ver*
schiedener kästen.
Nur 6ine seite zeigt das neue hierarohisobe Staatswesen, das
uns einige anerkennung abnOt^gt: das rege, wissenschaftliche
leben unter den brähmanen, wdchem wir ja auch die eriialtong
der alten texte und damit eine der allerwichtigsten quellen fOr
sprach- und culturgeschichte verdanken, aehfller giengen jähre lang,
während deren sie strenge enthaKsamkeit m ttben hatten, zn einem
erfahrenen, vedakundigen lehrer, und es mag hier nicht ohne inter-
esse sein zu erfahren, wie es bei dem untmieht gehalten wurde,
^jedes einmalige pensum besteht ans sechzig Strophen (pra^ia
«frage»), je zu zwei vorsen, üzlls deren metrum mehr als 40 silben
hat, zu 2 oder 3 verseUi falls es 40silbig, und zu 8 versen, fhlls ea
weniger als 40 silbig ist. es besteht somit jedes pensum aus minde-
stens 120, höchstens 180 versen. der lehrer wendet sich zunächst
an den rechts von ihm sitzenden schttler^ und sagt ihm die erste
Strophe vor; der recitiert dieselbe nach, und ebenso gehen der reihe
nach, nach rechts hin^ auch die übrigen damit vor. und zwar sagt
der lehrer dem schüler zunächst das erste wort der Strophe vor, falls
dies ein compositum ist, resp. zwei wOrter, falls es dies nicht ist.
der schaler spricht dem lehrer nach, der dann weiter geht, und zwar
unter beobachtung verschiedener specialitäten, die sidh insbesondere
auf die mehrfache hervorhebung gewisser, um ihrer kleinheit oder
um lautlicher eigentümlichkeiten willen besonders zu markierender
Wörter durch ein ihuen nachzusetzendes iiiy dh. sie, sowie von Seiten
des Schülers auch noch auf die häufige Wiederholung des an den
lehrer zu richtenden ehrentitels hho beziehen, am Schlüsse der
Strophe angelangt wiederholen sie alle, und zwar wol im zusammen-
hange, hinter einander, wenn so alle das pensum strophenweise her-
gesagt haben, werden sie zu ihren andern geschäften entlassen' (s. 210).
Cap. 7: Volkswirtschaft haupterwerbsquelle der vedischen
Arier ist die v i e h z u ch t. hausthiere sind rosz, rindvieh, schaf, ziege,
esel und hund. das rindvieh wird morgens, nachdem man es ge-
molken, in groszen herden vom hirten durch lauten zuruf auf die
weide getrieben, abends wieder zusammen gebracht und nach dem
452 AKaegi: anz. v. HZimmer altindisches leben.
dorf in die schützenden hürden geführt, die männlichen rinder,
welche nicht als zuchtstiere bei der herde giengen, wurden zum pflü-
gen und zum schleppen von lastwagen gebraucht und, damit ihr«
leistungsffthigkeit gesteigert würde, meistenteils castriert. die gare,
weisze milch, welche nur durch göttliche wunderkraft in der rohen,
roten kuh geschaffen werden kann'^ wurde zu brei, zu butter, der lieb-
lingsspeise der götter und menschen, vielleicht auch zu kftse bereitet
und auch durch künstliche mittel zum gerinnen gebracht, bei festen
der götter opferte man ganze hekatomben von stieren; die kuh zu töten
trug man scheu und that es nur bei besonders feierlichen gelegenhelten,
wie bei hochzeiten. die haut des geschlachteten rindviehs wurde zn
leder gegerbt und dieses zu schlauchen (dcKÖv ßoöc Od. k 19), zu
bogensehnen (v€Gpa ßöeta II. A 122), schleuderriemen und ande-
rem riemengeflecht verwendet, der schafe wolle zur kleidnng für
menschen und zu decken für thiere verarbeitet, das neben dem rind-
vieh besonders geschätzte rosz ward nicht zur weide*geirieben, son-
dern sorgfältigst im stalle gepflegt, den hohen wert des thieres be-
zeugt auch der umstand , dasz das roszopfer, wie .bei den Germanen,
als das vornehmste und wirksamste nach dem menschenopfer galt
der als lastthier geschätzte Mangohr' war auch damals schon wegen
seiner häszlichen stimme verrufen ; der hund hilft dem hirten, dem
Jäger und bewacht die gehöfte. — Um das vieh, wenn es sich von
seiner herde entfernen und zu einer andern verlaufen würde, kennt-
lich zu machen, brachte der besitzer am ohr oder Schenkel eine marke
an^ und zwar (nach angäbe von sütren und scholien) mittels eines
messerä oder glühenden eisens in gestalt von sicheln oder zahlen
( ? ashidkarm^ pancakartjM : mit einer 8, resp. 5 im ohr, oder mit 8,
resp. 5 strichen im ohr: vgl. AWeber ind. Studien V 36. XIII 466).
auch hier hätte eine erinnerung an den ganz analogen griechischen
gebrauch (Anakreonteia 26^ Bgk. dv icx^oic jüiiv TiTTtoi nupöc
XäpaTM* ^xovciv) sehr nahe gelegen, von dem die ausdrücke
KOTTTTaTiac, ca^q)6pac das deutlichste zeugnis geben. '^
Den ackerbau hatten nach loslösung der europäischen ver-
wandten die noch vereinigten iranischen und indischen stamme in-
tensiver zu betreiben begonnen, und zur blütezeit des vedischen
lebens nahm er unter den erwerbsquellen eine bedeutende stelle ein.
*^ *€o sage mir, wie geht es zu, gibt weisse milch die rote kuh?>
heiszt es in einem deutschen kinderlied. auch einen indischen weisen
hat es mit wunder geschlagen, dasz die rohe, rote kuh gare, weisse
milch gebe, dieses mirakel wird dann aber und aber verkündet.' Aof-
reubt. *i scliol. Ar. Wo. 23 KOTrnaTiac Virirouc dKdXouv olc ixKC*
XdpaKTai TÖ r, , cTotx€lov \bc kqI ca^(p6pac rouc £tkcx<^P<iTM^vouc
TÖ cdv. al bi xopdEeic aOrai kqI iiixpx tö vOv cüiZovrai. Eust. zu IL
K ein!, (s. 785, 28) . . biä rö ix^xy k dvTCTuirui^^vov üicircp ca|ii-
(pöpav, (L c ^TK^KoiTTai f^ ^YK^Kaurai, öirep Aujpielc CXctov cdv.
Photios: dTKCKomii^voc. schol. Ar. Ki. 603 ^TK€xapaTM^voi. gegen-
über andern erklUrungen bemerkt Teuffei zu Ar. Wo. 23: 'n&ber IKge die
buohstabcn als Zahlzeichen (nummer) aufzufassen.*
AKaegi : aai« ▼• HZImmw tltiodiaehat Iftbtn« 463
mit pflüg und egge^ backe und kartt wurde der erde muttersohoss
bearbeitet, die aus der saat empoi^gediehene finidii, bes. weisen imd
gerste, gedrosohen, die kerne mit der schwinge von hfllaen und eprea
ausgeschieden, gemahlen nnd su brod verarbeiiet. anfiUliger weise
wird der in ganz Indien so anszerordentUch wichtige nnd na^ ans«
weis des namens von dort nach Europa gelangte reis** im Bigveda
noch gar nicht genannt, wol aber im Atbarva nnd in den Yadiohna*
texten, daneben wurde sesam (Tbeophrast fdansengeeeh« 8, 6, 1« 2,
Plinius 18, 10, 96) und yerschiedene kern- und hfllaanfrttcbtei ib.
der kUrbis gebaut (über diesen vgl. Phanias bei Athen. 3 a. 68'.
Hehn ao. s. 270 ff.). — üeber die Jahreszeiten der bestellung
der saaten besagen die texte, dasz die gerate, einen teil der winter-
cultur bildend, im sommer ; der reis, bei beginn der regenzeit (npd
Tuiv ÖMßpuiv : Megillos bei Strabon Ib, 1, 18 s. 692) gesit, im herbst;
bohnen und sesam, zur zeit der sommerr^gen bestellt, erst in kalter
Jahreszeit zur reife gelangen, und dasz die saat zweimal des jabres aus-
reift, in genauer Übereinstimmung mit den berichten der Oriedieni
bes. des Megasthenes bei Diodor 2, 36 (ygl. Eratosthenes bei Stra-
bon 15, 1, 13 8. 690) und bei Strabon 15, 1, 20 s. 693. Diodor 2,
35, 3. — Die jagd auf wild und YÖgpi, mit pfeil nnd bogen, mit
fallen und schlingen, wird noch vielCacb geObti spielt ab«r keine
rolle als erwerbszweig; noch viel weniger der fiscbfang.
Unter den gewerben wird der holiarbeiter, nodi Zimmer-
mann, wagner und schreiner in 6iner person, am hftufigslen genannt,
der mit hilfe des beils und der schnitzbank streit- und lastwagen,
aber auch feineres scbnitzwerk, wie geschnitzte becher, kunstvoll an-
zufertigen versteht, metallarbeiter, schmied und Schmelzer, und der
t5pfer bringen durch die erzeugnisse ihrer fertigkeit manche erleich-
terung im leben ; von des gerbers arbeit war schon oben die rede*
den frauen lag weben, nähen, flechten udgl. ob. dasz im spfttem
brabmanischeu staat die arbeitsteilung schon sehr weit gediehen
war, zeigen die von Z. s. 253. 255 beigebrachten kataloge von
bandwerkem aus dem weiszen Tadschur veda.
Dasz von weitausgedehnter Schiffahrt und handel der alten
Arier nicht gesprochen werden könne, sahen wir schon oben s. 436.
damit stimmt ttberein, dasz aller handel noch tauschhandel war*
die grundlage, gleichsam die mttnzeinheit, war die kuh: nach ihr
wurden schafe, pferde, ziegen uam. abgeschitzt. 'rührig sich tum-
melnde h&ndler* und 'auf den tag sehende' Wucherer melden sich
" Hehn cuUurpflansen ' s. 48S ff., welcher i. 459 auf die ^enane
betchreibnns in Tbeophrastt pflansengetcb. 4. 4. 10 und die noch merk-
würdigere des Arifltobaloa von aeioem anbao bei Strabon 16, 1, 18 s. 69S
aufmerktam macht, 'skt. vnhi ronste in den iraniachen sprachen sa
brizi werden; wol ana dieier form machten die Griechen ihr 5puZa,
6pu2Iov, weichet letztere wort dann dnrch vennlttlung des lateinischen
der bei allen neuenropäischen Völkern vorhandenen benennoug tu gründe
lifgt.' Vauicek fremdwörter a. 39.
454 AKaegi: anz. y. HZimmer altindisches leben.
übrigens auch schon, und der Übergang zur münze wird durch gol-
denen schmuck udgl. angebahnt, wie bei den Oermanen.*'
Auf kleidung und schmuck(cap. 8) wurde nach den auBter^
ordentlich zahlreichen , dahin zielenden epitheta nnd gleichniuen
auch in der alten zeit schon ein besonderes auganmerk gerichtet,
wie denn auch Megasthenes die neigung zu putz an den Indem be«
sonders auffiel.'^ die kleider wurden vielfach verziert (Arrian Ind.
5, 9 £c6^c auTOici KaräcTiKTOC €oCca), glfinzend nnd lebhaft ge-
färbt ; auf der brüst , an handgelenken , auf der fuszbekleidnng nnd
am hals trug man goldschmuck, ringe und spangen ; halsbänder zom
teil als amulete (nia^i: vgl. lat. monUe), und speciell wird herrcr-
gehoben, dasz es der mutter sorge gewesen, ihre tOchter heranszu-
putzen. das haar wurde, wie bekanntlich auch von den Griecheii|
mit besonderer Sorgfalt regelmttszig gekttmmt und gesalbt; nnge«
salbte , aufgelöste haare zu tragen galt als zeichen der traaer. hm
schwachem und abnehmendem haarwuchs suchte man durch die aas
einer heilpflanze gewonnene flüssigkeit nachzuhelfen, die frauca
flochten das haar in flechten oder banden es in einen zopf auf (TgL
Tac. Germ, 38 von den Sueben: insifffie gentis obliguare crinemnod»-
que suhstringere)] die haarflechten wurden, ebenfalls als untet^
scheidendes zeichen berühmter geschlechter wie der VaaiahthideB,
in form einer muschel auf dem köpf aufgewunden (vg^. die germa-
nischen Uazdinge : Schweizer-Sidler zu Chrm, 43, 14). — Die mftnner
schlangen eine köpf binde um das haar, die frauen einen kwmbßt
identisch mit mhd. hühe^ oder ein netz (vgl. Becker Charikles III'
302 f.). als besonderer schmuck werden auch blumengewinde und
krttnze erwähnt. — Als zierde des antlitzes trugen die männer den
hart, und zwar allgemein: denn er ist geradezu kennscichen der
gattung: Vas hart hat, gehört zum menschen, was ungehOmt, n
den pferden, was auf der einen seite Schneidezähne, zum rindeige-
schlecht' heiszt es; vgl. Megasthenes bei Diodor 3, 63, 8 TOk
'Ivboic vö^iMov ^4x9^ '^c T6XeuTf]c £m^€Xuic dvacrp^qKiv touc
TTiuY^vac. den toten ward vor der bestattung der hart gewaschen
und geschoren (skt. kshurd- *» gr. Supö-v).
Ueber die lebensmittel (cap. 9) ist nach dem vorigen, bss.
s. 452 und 453, nicht viel mehr zu sagen, die manigfacbsten milch«
gerichte, allerlei pflanzennahrung mit baumfrüchten, daneben fleiidi,
am feuer an spieszen gebraten oder in topfen gekocht, und fleisdi*
brühe machten den Speisezettel aus. eine viel gröszere rolle all die
ispeiäen spielte im vedischen altertum der trank, insbesondere dtf
s 0 m a. dieser ward aus dem kraut einer auf den bergen wachsenden
*' Tac. Germ, 5. 15, und näheres in W Wackernagels trefflicher abk.
'gewerbe, bandet und Schiffahrt der Germanen* in HaapU seiUohrift
IX 530 ff. >-i kl. Schriften I 35 ff.« speciell s. 55. 57. *> bei Strabon
15, 1, 54 8. 709 OircvavTiuic bi tQ dXXr| Xitöthti kocmoOvtu" xpucofO-
poOci fäp Kai 6iaX{6(4J k6c|liiu xp^vrai ctvbövoc T€ q>opoOciv €Dav6ClQ
Kai CKidöia aCrrolc ^irerat. tö fdp KdXXoc ti|uiu)vt€C dcKoOciv 6ca ui-
XwiriZIei Tf]v Öhiiv.
AKaegi: anz. t. HZimmer «Itinditoliei laben« 465
pflaDze gewonnen, der ans deren atengehi ansgepresste nttt wurde
behufs Iftuterung durch eine seihe geschOttet, dann mit firischer
milch oder mit einem absud Yon gerste gemischt und entweder so«
fort genossen oder nachdem er einige seit gegoren, dieeer trank
▼ersetzte die vedischen singer in die höchste yenückung: *wir tran-
ken soma, wir sind nun unsterblich, tum licht gelangt erschauten
wir die gOtter' singt ein KanTide, und ganz Ihnliä Euripides : Atov
Täp ö 6€dc €ic TÖ cwm' £AOq iroXöc, X^xciv TÖ fUXXov Toöc fiCMt)-
vörac 7roi€t. 6 b'oöpavöc moi cuj^acmitm^voc boKCt xQ tQ qp^peäai,
ToO Atöc T€ TÖv Opövov Xcöccui t6 irfiv te baifiivuiv
dyvdv c^ßac (Bakohai 300 f. Eyklops 678 IL), die wunderbare
kraft des berauschenden trankes wurde schon im hohen altertum als
«twas göttliches angesehen; er wurde daher opfsrtrank und als gott
verehrt wie Dionysos. ^ nftchst diesem gOttertrank, der bei opfern und
festen (oTvöv t€ tap od irivctv, dXX* iv Oucfcoc pövov Hegasth.
bei Strabon 15, 1, 53 s. 709) auch bis tum ttbermast genossen wurde,
war das gewöhnlichste getrtnk der mSnneri wenn sie in der sabh&
saszen und spielten, ein aus kom oder gerste (später reu) gewonne-
ner branntwein, die surd (ir{v€iv V dir* 6pü£t|€ dvrt Kpidivuiv cuv-
TiO^vrac Megasth. ao., vgl. auch Ailianos ir. Zibosv 18, 8).
unter den Vergnügungen (cap. 10) der mtnner steht das
Würfelspiel obenan: es wurde ebenso leidenschaftlidi betrieben
wie bei den Germanen , so dasz mancher hab und gut und suletst
seine eigne person verspielte; nichts hilft des vaters strafe an dem
liederlichen söhn, nichts dasz der Spieler sieht, wie sein hausstand
zurückgeht, sein familienglück zertrümmert ist: niederlage im spiel
wird ebenso sehr gefürchtet wie verhungern und verdursten, über
die einrichtung des spielst erfahren wir wenig sicheres ; als Würfel
dienten die nüsse eines baumes. die technik der spieler war eine
bedeutende, und betrug im spiel scheint einer der hftufigsten ver-
stösze gegen die Satzungen des weltenordners Yaruna gewesen tu
sein. — Zum tanze schmückt und putzt man sich, wenn feld und
wiese sich in frisches grün gekleidet hat und man ein gütterfest be-
geht oder eine hocbzeit feiert; Jüngling und Jungfrau schwingen sich
herum , dasz der erdboden erdrühnt und eine dicke Staubwolke die
gesellschaft um wirbelt, musik von trommeln und fluten, von har-
fen und lauten ertönt zum preislied beim feste der gOtter, bei wel-
chem auch mimen und stabtftnzer ihre konststficke vorführten, das
wagenrennen war in der alten zeit, bevor das volk durch den
druck der priesterherschaft ganz erschlafft und unkriegerisch gewor-
den war, in friedenszeiten eine beliebte Vorübung für den ernsten
kämpf in der feldschlacht.
*^ über Dionysos als deo grieoh. Soma handelt Moir 'original sanskiit
texts' V 269 ff. — Dem indischen 8omacalt steht der ganx analoge Uaoma-
cult d«r Iranier zur seile, hanma^ die regelrechte baktrische form von
•kt. suma. will Plutarch wiedergeben de Iside et Osir. 46 s. 369* iröav
Vdp Ttva KÖiTTovrec Ö^UJ^l KaXou^^vnv asw.
456 AKaegi: anz. y. HZimmer altindiscbes leben.
Von krieg und kämpf (cap. 11) reden die lieder oft und viel ; im
kämpf sucht sich Indra seine freunde aus; kämpf und treiben drauszen
bringt dem mann erfahrung und rühm, naht ein feind, so wirft man
eine verschanzung von erde mit einem zäun von p^len auf, nSht
dicke und breite panzer zusammen, macht eherne, undurchdringliche
wehren und bringt den göttem ein opfer dar, um ihre hilfe sich wo
möglich zu sichern, oder man rückt unter lautem schlachtgesang,
beim klang von pauken und schlachttrompeten mit flatterndem ban-
ner gegen einander (Megasth. bei Arr. Ind. 7, 9 xat ic 'AX^SavbpOV
f Ti und Ku^ß<i^^jv xe kqi Tufiirdvujv ic idc Mdxac Mvboi KaticTavTc).
auf dem Streitwagen — dasz man auch zu pferde gekämpft, läszt
sich nicht erweisen — steht links der wagenkämpfer, neben ihm der
lenker der rosse, und zu fusz kämpfen die scharen, dorf neben dorf,
stamm neben stamm in geschlossener Ordnung (vgl. s. 446). panzer
und heim von metall beschützen den krieger, der mit dem bogen
den feinden die befiederten, mit giftführender (vgl. Hom. a 261 f.)
hom- oder metallspitze versehenen pfeile entgegenschleudert, oder
mit Speer und axt, mit lanze und schleudersteinen auf den gegner ein-
dringt, ist der feind geschlagen, dann ertönt, dem tosen sich erheben-
der stürme vergleichbar, lauter jubel der siegenden mit trommel-
wirbel und paukenschall : man entflammt den Agni, um den göttem
dankopfer und danklied zu bringen und dann die beute zu verteilen«
Das dritte buch über die innern Verhältnisse beginnt mit
(cap. 12) familie und Sittlichkeit, dasz das familienleben bei
dem indogermanischen urvolk schon wol geordnet war, geht bekannt-
lich daraus hervor , dasz nicht nur für die nähern beziehungen wie
vater, mutter, söhn und tochter, sondern auch für viel fernere bei
mehreren gliedern dieselben bezeichnungen sich vorfinden, die fest
geschlossene familie bildete schon damals die sichere grundlage des
Staates und der gemeinde; an ihrer spitze steht der hausvater als
hausherr. vom manne geht der anstosz zur gründung einer familie
aus. bei festversamlungen, bei hochzeiten, wo die freunde des brftn-
tigams und die freundinnen der braut sich zusammenfinden, bot sich
öfter gelegenheit zur anknüpfung von bekanntschaften zwischen
Jüngling und Jungfrau, und es wurde auch von sorgsamen mttttern
nicht versäumt, den töchtem mit rath und that bei solchen gelegen-
heiten behilflich zu sein, wollte trotzdem nichts verfangen, blieb
das mädchen länger in des vaters hause sitzen als ihr lieb war, und'
wollte kein freier sich zeigen , oder führten erweckte und vielleicht
sehr berechtigte erwartungen nicht zum erwünschten ziele, dann
nahm man seine Zuflucht zu den geheimnisvollen krftften die in doi
pflanzen liegen, zum liebeszauber, wie uns viele lieder des Atharva
bezeugen, welche sehr lebhaft an Theokrits <t>apfiaK€UTptai , an des
Keratins Canidia uä. erinnern, sollte ein angeknüpftes Verhältnis
ein dauerndes werden, so muste vom vater oder, nach dessen tod,
vom ältesten bruder der erwählten die erlaubnis zur ehe erlangt
AKaegi: anz. v. HZimmer aliindischeft leben. 457
^Verden, dies besorgte als brautwerber einer der freunde de8 heirats-
candidaten, welch letzterer immer der älteste, unverheiratete söhn
einer familie ist, indem es auch hier schon wie im spätem Indien
fester brauch ist, dasz die kinder einer familie dem alter nach sich
verheiraten ; für unmoralisch und verwerflich galt die geschwisterehe
wie bei den Bömem. ist der freier als eidam genehm, so hat er mit
reichen gescbenken an den künftigen Schwiegervater sich die braut
zu erkaufen.^'^ darauf wird die hochzeitsfeierlichkeit im beisein
der beiderseitigen familien und bekannten im eiternhause der braut
vollzogen, nachdem die braut in altherkömmlicher weise, ganz ähn-
lich wie bei den Römern , geschmückt ist , entflammt der bräutigam
den Agni, beginnt das opfer, erfaszt die band der braut samt dem
daumen, und spricht dann« während er sie dreimal rechts um das
feuer (dh. so dasz er das feuer zur rechten hat) herumführt '\ tra-
ditionelle verse, wie: Mch ergreife deine band zum heile, dasz du
mit mir als deinem gatten ein langes leben führen mögest, er bin
ich; sie bist du.'^ wir beide wollen uns vereinigen und kinder uns
erzeugen, die lange leben.' durch das ergreifen der band (dexterarum
iunciio) und die umfUhrung um das feuer ist die braut gesetzlich
gattin, der bräutigam ehemann geworden, und nach ablauf der wei-
tem hocbzeitsfeierlicbkeiten fand die Überführung ins neue heim
statt vom gatten geleitet besteigt die junge frau den blumenver-
zierteUf von zwei weiszen stieren gezogenen wagen mit weichem
polster.** unter warmen Segenswünschen wird sie aus dem Vater-
haus entlassen und mit ähnlichen Sprüchen und auch ermahnungen
im haus des gatten empfangen, dasz der jungen frau eine aussteuer
bei ihrer Verheiratung mitgegeben wurde, ist zwar in den texten
*'• ebenso bekanntlich bei den Griechen: Hom. TT 190 i'jTdYCTO
TTpöc 6u;MaT\ ^ttcI iT6p€ ^upla ^6va ua. (s. zb. Ameis zu a 277 mit an-
hand und NäffeUbach Hom. theol.* 8. 265 ff.) und bei den Germanen:
6cbweizer-SidIer zu Tac. Öertn, 18, ö. WWackernagel kl. ^Schriften I
6 ff. Weinhold 'die deutschen frauen' 8. 209 ff. " nach A^v. 1, 7, 6
pradakxhinam, also penau wie die Römer (^iri6^Eia), 8. Marqaardt Privat-
leben der Römer I 49, 6. den (gerade hier auszerordentlich zahlreichen
nnd schlafi^endün analogien bei den verwandten Völkern Europas genauer
nachzugehen musz ich mir hier versagen; es sei bloss im allgemeinen
auf die Abhandlungen von Weber und Haas in Weber8 indischen Stu-
dien V 177 ff, verwiesen, bes. die Übersicht s. 410 ff. *" Zimmer sagt
9. 313 dasz nach den sütra der spmch 'er bin ich* usw. von dem
bräutigam bei der ceremonie des handergreifens gesprochen werde; da-
gegen üei 'das altrömische ubi tu Gaius, ibi ego Gaia bekanntlich bei der
ankunft in der neuen heimat, vor der Überschreitung der schwelle der-
belben' gesprochen worden, so steht allerdings fast überall zu lesen,
zb. in Pauiys realencyclop. vielfach, bei Preller, Rossbach ua. aber
MarquarUt ao. I 47 (jnit anm. 3}. 51 urteilt, durchaus nur von römischer
anschauung und römischen quellen ausgehend, anders und trennt jenen
spätem brauch, nachdem die formel unverständlich geworden war,
von dem alten, ursprüngliclien, welcher genau mit dem indi-
schen übereinstimmt. •* vgl. Becker Charikles IIP 371 (iir*
oxnwaTOC Top Tüc vü^qpac ÄTo^ctv . . &\iala^ KXtvic . . ßou>v Zcöyoc bei
Ptoui. 9. 3, 1,.
458 AKaegi: anz. r. HZimmer altindisclieB leben.
nicht geradezu bezeugt, aber doch angedeutet, aowie auch, dan eine
in aussieht stehende reiche aussteuer manchem mftdohen , das ohne
dies Jungfrau geblieben wSre , zu einem manne yerholfen liabe. im
neuen heim wird die fran als unterthanin des mannes begrfiazt, die
aber, gleichwie er, dort gebieten soll über gesinde und Sklaven nickt
nur, auch Ober Schwiegereltern und schwttger. zugleich mit dem
hausherm bringt sie als hausherrin den gOttem das opfer dar, und
manche stelle in den liedem zeigt uns ein zartes , inniges veiilIßtBifl
zwischen gatte und gattin. 'die gattin eben ist das heim, sie ist die
iieblingsst&tte und die wonne in des mannes hause/ dies verhSltais
begreift sich nur , wenn — und darauf führen in der that die texte
auch direct — monogamie die regel war. zweifelsohne kam
polygamie vor, und zwar besonders bei königen and vornehmen (ob
kebsen Wirtschaft oder Vielweiberei im strengen sinne, ist nicht zu
entscheiden), aber der gewöhnliche zustand war, wie bei den 0er-
manen ^, ein 'einträchtig gattenpaar mit 6inem herz und 6inem ainn,
von Zwietracht frei', und die ehe wird durchaus als eine göttliche
einrichtung betrachtet, als ihr Vorbild, als das prototjp und ideal
aller menschlichen hochzeiten und eben gilt die Verbindung, der kpdc
TdjLioc von Soma und Sürjä, von mond und sonne." wie diese bei*
den beharrlich sich gegenseitig unterstützen und ablösen in ihrem
beruf, von dessen stetiger erfüUung nicht nur das gedeihen der gan-
zen leblosen natur^ sondern auch die möglichkeit des verkehre zwi-
schen den menschen und die regelung aller bürgerlichen verhSltnisae
abhängt , so sollen mann und weib einmütig^ zusammenwirken und
mit vereinten kr&ften die in ihrem berufskreis auferlegten pflichten
zur förderung der familie unermüdlich erfüllen, der zweck dieser
gottgewollten Vereinigung ist natürlich auch hier die fortpflanzong
und Vermehrung des eignen geschlechts ; einen söhn seines eignoi
leibes zu erhalten, welchen adoption nie ersetzen kann, ist diuroa
der unendlich oft wiederkehrende wünsch der vedischen sfinger, wäh-
rend die gehurt eines mädchens nirgends ausdrücklich gewünscht,
ja geradezu abgelehnt wird ('die geburt eines mädchens schenke
anderswo, hier schenke einen söhn'), und der vater mochte voi
seinem auch hier wie bei Griechen, Römern und Germanen bezeuge
ten rechte, durch aufheben oder liegenlassen des neugeborenen
über dessen loos, leben oder tod, besonders durch aussetzung"
am häufigsten bei mädchen in letzterm sinne gebrauch machen.
'0 Tac. Getin, 18 prope soli barbarorum nngutU uxoribus contenli Morf,
txceptis admodum pauciSf gut non Hbidine, sed ob nohitUatem phaimiM nmpHk
ambiuntur, vßl. Schweiser-Sidler zdst. vom spRtem Indien Megaathtnei
bei Strabou 16, 1. 54 h. 709 iroXX&c bk inmoOciv d»VT)T&C VOpd v3n
Tov^uiv, Xa^ßdivouci tc dvTibibövrcc JIcOtoc ßodiv, d»v Tdc fi^v cömi-
Ociac x^ptV) ''^dc b' dXAac f|6ovfjc xal iroXuT€Kv(ac. ^ dasi hier dai
analogfon zti dem lepöc TdfiOC des höchsten h i m m e 1 s gottes Zeot vnd
der mondf^öttin Hera vorliege, hat schon WHRoscher stndien inr
vergl. mjthol. II Juno nnd Hera (Leipzig 1876) s. 70 f. bemerkt
" Griechen: Schömann gr. alt. 1^ 631. 113. Becker Charikles IP tt ff.
AKaegi: ans. r. HZiiiimer idtindMchei M>te. 4ö9
blieb das kind durch des vaten wülen am leben , so fand acht tage
nach der gebart eine feierliche abwaachnng desselben mm iwedc
der reinignng statt, ein Vorgang der dnreh die giinane ttberein*
Stimmung mit den griechischen d^q>ibpd^ta, dem rOmisehen dk$
hairieu8'{lu8tratio) und der wasserbeigiestong bei den Oehnanen als
uralte indogermanische sitte erwiesen wird*, welche ihrerstfta spift^
der ja allerdings nur in der inszem form analogen diristliehen tMifll
den eingang erleichtem mochte. -* Von sonstigen, besonders herror-
tretenden momenten im leben des kindes h9ren wir nicht riel bis tat
^odänavidhi, einer ceremonie die nngefthr im 18n lebemjahr, beim
eintritt der vollen mannbarkeit vorgenommen wurde und der wehr-
haftmachung der germanischen jttnglinge oder der attischen ephebeni
oder der Verleihung der toga viriUs bei den B9mem ganz analog ist
also auch hier uralter brauch, wie nodi in zwei weiteren poncten, die
heute am allermeisten befremden, die aber trotzdem Jahrhunderte
lang zu recht bestehende sitte waren: ich meine die behandlang
der greise und witwen, wie sie vielleidit nicht'allzn oft, aber
doch ganz sicher vorkam.*^ war bei den Germanen der hausherr
aber sechzig jähre alt und waren die zeichen der altersechwlche er-
wiesenermaszen der art, dasz er *nicht mehr das vermOgen hatte
zu gehen oder zu stehen und zu reiten angehabt and ougestabt, mit
wolbedacbtem mut, frdem willen and guter vemunft', dann moste
er sein regiment dem söhne abtreten und knechtsdienste tfann; da
mochte denn greisen von harten sOhnen und flbermfltigen enkeln
schmerzlich vergolten werden, was sie selbst in kitfUgem jähren an
liebe und milde verabsftumt hatten; ja die unnütz und lästig ge-
wordenen wurden geradezu entweder getötet oder ausgesetzt und
dem hungertode preisgegeben. * durchaus ähnlich werden wir uns
die Verhältnisse bei den hidem zu denken haben, wenn die tezte von
^ausgesetzten greisen' sprechen, dies um so mehr, weil uns von den
begleitem Alexanders des grossen ganz ähnliches aber mehrere
iranische stamme erzählt wird und es sogar bei den ROmem eine
zeit gab, wo man die mehr als sechzigjährigen greise aber die brache
hinab in den Tiberis warf.**
Römer; Marquardt ao. 13 anin. 1. 81. Germanea: JGrimm deutsche
rechtsalt. s. 466 ff. Weinhold deatsehe frauen s. 76 f. altnord. leben
». 260 ff.
» Griechen: Schömann ao. II* 6SZ ff. Becker Char. U* Sl ff.
('einige ta|^c nach der gebart, doch niobt vor dem fünften*; vgl. Soidas
n. d^qpiöpÖMia. Hetychioa n. 6po^tdM<ptov ^\»ap' £cTt M f\pipa kfbdyin
dirö Tf\c T€vvi^C€U)c). Römer: Marqnardt ao. i. 81. Becker Gallus II*
64 f. (bei knaben der neunte, bei mädchen der achte tag). Germanen:
WWackernagel kl. achriften I 86. Weinbold altnord. leben a. S02.
^ Tac. Germ, 13; Tgl. 8cherer im ans. f. d. alt (1878) IV 86 ff.
** Grimm dentsche rechUalt. 1.487 ff. Haupts seitsebrift V 7t. WWacker-
nai^el ao. 1 16—17. Weinhold altnord. leben ■.478. ** Hebn cultur-
p6ansen s. 472 ff. Strabon 11, 11,8 s. 617 Ton den Baktrern: X^u-
ctv oi frcpl *Ovi^c{KptTov ToOc dircimKÖTOC 6id Y^tpoc fi vöcov 2:d^vTOC
ir€ptßdXX€c6at TpcqpoM^voic kucIv ^icm^öcc iip6c toOto, oOc ^vra^tacrdc
460 AKaegi: anz. v. HZimmer altindisches leben.
Ueber die läge der wit wen sind die berichte nach der art der
quellen spärlich, immerhin steht fest, dasz die anderwftris nicht be-
liebte, ja verpönte Wiederverheiratung gebräuchlich war, and dait
der alte text des Rigveda nichts weisz von der sitteder witwen-
verbrennung, welche der brahmanismus bekanntlich Jahrtausende
mit der ihm eignen grausamen consequenz forderte und erst durch
englisches edict vom j. 1830 gezwungen aufgab, nachdem er Üx
seine forderung durch geringe fUlschung eines alten verses" die
nötige sanction, die höchste und nie zu beanstandende autoritttt, die
des veda, geschaffen hatte, da jener uns mit schaudern erftülenda
brauch indes als uralt und allgemein indogermanisch nachgewiesen
ist^, so wird man sich die sitte nicht als eine erfindung des brah-
manismus vorzustellen und aus einer textcorruption zu erklären
haben , sondern der historische verlauf wird der folgende gewesen
sein (s. 331) : 'die uralte sitte der Indogermanen, dasz sich die firan,
der lieblingsdiener usw. mit dem gatten zu verbrennen hat, war wie
bei mehreren zu einiger cultur gelangten indogermanischen Völkern
in abgang gekommen , hatte sich nur noch local oder bei einzelnen
stammen teilweise erhalten, von den brahroanen im lande der spä-
tem indischen cultur, welche eben dieser cultur ihr zum teil ver-
hängnisvolles gepräge aufdrückten, wurde dieselbe, gerade unter
jenen stammen üblich, als altheilige sitte angesehen und dann von
ihnen nach ihrer erstarkung mit der schauerlichen indischen conse-
quenz ausgedehnt und allgemein gemacht, was noch schlagender als
alle diese erwägungen ist, ein unverdächtiger vers des Atharvaveda
bezeugt das sterben der frau mit dem toten gatten, die erwihlnng
der weit des gatten im gegensatz zur weit der lebenden als uralte
sitte', die übrigens jedenfalls der anschauung entsprungen war, dasi
eben mann und frau unauflöslich und untrennbar für immer sn-
sammengehÖren (vgl. Herod. 5, 5).
Wenn nun also, wie wir sahen, aussetzung von greisen und Ver-
brennung von witwen bei den arischen Indem , ob auch vereinielti
KaXcicOai t^ iraTpib(;i yXuütti] . . KaraXOcai hi töv vömov 'AXftavbpov.
ebd. 11, 11, 8 8. 520 von den Kaspiern: Touc On^p ^ßbOMf|KOVTa Cn|
Xt^OKTOvncavT€C elc Tf)y ^pr^iav ^KTtO^aciv. ebd. 11, 8, 6 t. 618 von
Massageten. von den Kömern (vgl. Orimm ao. s. 489, 8. WWaokcr^
nagel ao. I 17. Helm ho.) Festua: deponiani senet appellabmUur firf
gexagenarii de ponle deiciehantur, nud sex agenariog de ponte oHm deide*
hant usw. Cic. p. S, Hosrio 85, 100 habeo etiam dicere quem contra wkorem
maiorum minorem LX annis de ponte in Tiberim deiecerii. dem patriotit-
muB eines Varro and anderer war die Sache anstössig and man «oehU
sie wegzudifputiercn: s. Osenbriiggen einl. zur rede s. 46—68.
^' das nähere s. zb. bei MMülIer essajs II 80 ff. *^ von JUrina
gescb. d. d. spr. s. 139 f. aus vielen germanischen quellen bei Ger-
manen, aus ProkopioB b. Goth. 2, 14 bei den Heralem; ferner aus Herod.
4, 71 und 5, 6 bei Skythen und Thrakern, aus Mela 2, S, 4 bei dca
Geten, aus Paus. 4, 2 ae. bei den Hellenen; Zimmer fQgt naehweiit
für die Slaven bei und verweist auf das reiche material bei Hehn lO.
s. 476 ff.
AKaegi : anz. t. HZimmer altinduchei Mben. 461
doch sieher yorkamen, so konnten solehe Torginge leieht' nnser von
modemer denkweise aufigebendee nrieil ttber tiliUdikeit nnd eoltar:
stufe der Arier ttberhaapt trüben; aber wir dürfen eben nicht rer- '
gessen, dasz naturvOlker niemals sentimental Bind (ygl. Hehn ao«
s. 473). wenn wir ausser dem, was wir oben über das zarte TerhUtiiis
von mann und fran hOrten, femer yemehmen, dasx gewalttlittigkeit
an wehrlosen Jungfrauen und eheliche untreue seitens der fran zu
den schwersten vergehen gehOren, so zeigt das, dasz echte weiblidi-
keit, zucht und schäm im allgemeinen heorschten. dasz aber sdiatten-
Seiten auch nicht fehlten, liegt auf der band« nnbestlndigkeit, flatter-
haftigkeit und geringe einsieht werden schon hier dem weihe vorge-
worfen*; von jungferasOhnen ist hin und wieder die rede; entehrte
suchten sich der folgen ihrer fehltritte auf strafbare weise zu ent-
ledigen; selbst buhlerinnen und Mbntliche frauenzimmer sind dem
brahmanischen Staate nicht fremd.
In künsten und Wissenschaften (cap. 18) stehen die vedi-
schen Arier noch in den anflbigen; nur 6ine kunst steht bei ihnen in
voller blute: die dichtkunst« kunstvoll wie der kflnstler den
wagen, so 'zimmert' der dichter ans seinem geiste heraus in gehobe-
ner Stimmung das lied, gestattet die ab drang und fülle des ge-
müts den gOttera zustrebende andacht nach den regeln der metrik,
deren gmndzttge bekanntlich Westphal sdion 1860 in KE. IX 487 if.
als der indogermanischen urzeit angehOrig nadigewieeen hat« die
metrik der vedischen lieder zeigt bereits den ersten fortschritt über
das ursprünglich einzig gültige princip der silbenzfthlnng hinansi
den Übergang zur quantitierenden poesie, indem der anf an g
der reihe noch die stufe der bloszen silbenzfthlung zeigt, dagegen
der versausgang bereits prosodische bestimmtheit erlangt hat,
wShrend bekanntlich die letztere uns bei den Griechen von anfismg
der Überlieferten litteratur an völlig herausgebildet und ab oberstes
princip der metrik entgegentritt, wie auch die metra der spfttem
indischen poesie völlig quantitierend geworden sind, weitaus die
gröste masse der lieder, wie oben bemerkt wurde, sind lyrische ge-
dieh te religiösen inhalts, welche freilich durchweg stark realUtbch
gehalten sind, daneben finden sich aber auch weltliche stücke, histo-
rische siegeslieder, didaktisch-gnomische spruchsamlungen , Zauber-
formeln KU allen gedenkbaren zwecken, femer eine priesterlich-ge-
lehrte rftthselpoesie, spottverse, und endlich auch vereinzelte, aber
hoch bedeutsame anf&nge philosophischer dichtung. ^
'^ also varium ei muiabüe usw., |(«os wie Simonides von Amorgos
1. 16 f. 44 f. i^ CUV T* dvdTKQ c6v T* ivtlrQciv ^ÖTic CcrcpScv div diravTO
Kai irovncaTO dpccrd und fr. 7, 1 (nach Meioeke) x^pic iwctlKac 6€6c
itroinccv vöou Td irpOtira. ^° ein übersichtliches bild vom inbalt des
Rigveda geben die 'sivbensig lieder des Rigyeda fibersetit von KQeldner
and AKaegi, mit beitragen von RRoth' (T&bingen 1876). noch mehr
ins einzelne geht meine abhandlang Ober den Rigveda (s. oben anm. 16),
welche im engsten anschlass an den tezt die einzelnen gotiheiten sowie
aach die nicbtreligiüsen lieder betrachtet.
462 AKaegi: anz. v. HZimmer altindischefi leben.
Die kunst des Schreibens ist dem vedischen volke jedenfalk
abzusprechen; ja noch Megasthenes (Strabon 15, 1, 53 8. 709; fr.
27, 3 Schw.) sagt: ovbi. yäp TP^MMCiTa €iö^vai aÖTOuc, dXX* dii6
MvrJMiic IxacTa öioiK€ic6ai, ähnlich Nearchos (Strabon 15, 1, 66
s. 716) Touc \xiv vÖMOuc dTpdqpouc €Tvai, touc m^v KOiyouc, touc
ö' ibiouc. die höchste bestimmte zahl im Rigveda ist 100000 (gofd
säliasrä = ^-Karöv x^^ici^cc); spätere texte reichen allerdings sdion
viel höher hinauf, von maszeinheiten werden angula *finger',
dagahgula ^zehnfinger' und vyutna ^klafter' genannt, dieses wie
6pfv\& das masz der ausgespannten arme, über manä'^'ixya 8. s. 437.
Die astronomie erfreut sich, wie auch später noch (Strabon
15, 1, 70 s. 719 aa.), guter pflege, allerdings wesentlich praktischen
zwecken dienend : mit hilfe der gestime kann man die groszen Opfer
regeln und die bürgerlichen Verhältnisse ordnen, der mond , dessen
ewiger Wechsel als besondere göttliche Weisheit und grosse gepriesen
wird, und die sonne, von welcher, wie dem vedischen volke tief-
innerlich bewust war, so deutlich alles menschliche leben und ge-
deihen abhieng : sie beide in ihrer regelmäszigen abwechslung heissen
die räder der ewigen Ordnung, die natürlichen Ordner der Zeiten.
von den stemcn , unter denen der mond in einsamer nacht dahin-
wandelt, hatten unsere vorfahren schon in der indogermanischen
Urzeit den baren beobachtet und benannt (skt. rksha «* fipKTO-c ■«
ursu'S: Cnrtius grundzüge^ s. 133 nr. 8); die Iranier and Indier
scheinen auch den Sirius mit gemeinsamem namen zu bezeichnen;
schon die jungem partien des Big weisen die kenntnis , die spätem
Sanhitä auch die namen der fünf planeten Mercur, Venus, Mars»
Juppiter, Saturn, sowie der vier mondphasen und der viel besproche-
nen näk^atra oder 'mondstationen' auf. es sind dies sterngrappen,
mit deren hilfe man den lauf des mondes zu liturgischen zwecken
genauer ermittelt; den Ursprung dieser mondhäuser sucht übrigens
Z. gegenüber andern forschem mit AWeber in Babylon , woher sie
mit der kenntnis der planeten auf demselben wege nach Indien
gelangt seien , wie zb. das älteste gewicht manä , ^vfi.
Ueber kosmologische Vorstellungen vemehaien wir
nicht sehr viel : uralt ist die teilung des weltenraumes in die drei
reiche des himmlischen lichts, der luft und der erde, welche in
Griechenland, wo der alte öiärpixa öac^öc^' allerdings ganz umge-
staltet entgegentritt, sich deutlich zeigt in der unterscheidunff der
untern, dickem luftschicht mit wölken und nebel, des drjp, vom onMjpt
^jenem ewig stralenden glänze ^ den man für die quelle alles lichts
und die Substanz aller himmlichen erscheinungen hielt'. ^ wenn
dann femer auch jedes der drei genannten reiche dreigeteilt erscheint,
so erinnert das gewis auffällig an die nordischen 'neun heime*. —
41 Hom. hy. an Demeter 86. 0 189 Tpix6& 6^ irdvra b^6acTai, vgl.
Hentze im anhanf?. 4* Preller. Hom. £ 287 f. clc 4XdTr)v dvaßdc
TTcpiMriKCTOv, f) TOT* dv "161] fiQKpoTdTn n€<puüta br i^^poc alO^p*
IKQVCV. Lehrs de Arist. stud. Hom. s. 167 — 75.
AKaegi: aoz. t. HZimiper altinditehi« laben. 4ßftf
ie Übrigen astronomiflehen and kounologifohini yorpteUiuigen blie-
m noch lange zeit kindlich und umt; wie ib. eines der brfthnmpa
eint, tausend über einander etehende kflhe geben da^ naea d^ ent-
rnung von der erde zum himmeL
Mehr respect flOezt die in ihren gnuditlgen dentlich in die nr-
it hinaufreichende Zeiteinteilung, nee dienm UMmecMm, yt
w, 9ed nodium can^^uiant; HeamstiiuufU^meoondicimt: mattduieert
em videtur berichtet Tacitoa {Oerm. 11) Ton den Germanen dea
gtlandes; skandinaTigche qnellen, altdentache leAtebOeher, sowie
(gl. sennight^ fortnigU^ nhd. meikfiacMefi, fasimaM pnd nocb ben-
^ brauch bei uns in der Schweiz ('vor aohtnftehtem' sagen fitere
ate statt Wor acht tagen') erweisen die riehtigkeit seiner beob*
htnng; über die rechnung der Gallier nach nSditen beriehtet
lesar h. G. 6^ 18 ; ebenso zählt das Avesta nach alohten, ebenso daa /
dische altertum. im groszen Jahresgewebe spannt die naeht den
ttel auf, während die tage den einschlag bilden; in der nacht lehrte .
tr 'messende' mond zuerst die seit einteilen, die ewig, nnabinder-
»he Wiederkehr von wachsendem nnd ab]|ehnMi|dsm mond gab in
»r ToUmonds- und neumondsnacht die festen grenzpancte ittr regel-
ftszige Zeitabschnitte, monatshilften (Tao. fifenn^ 11 eoömU eertiß
ehm^i cum aut incohatur htna atU impldm'); deren nochmalige tei*
ng, worauf das zu- und abnehmen des mondes ebenftU^ brachte,
hrte zu wochen (askfokd: die 'achte* nacht); der seitranm von tag
id nacht zusammen wird -* wahrscheinlich auch nach babylo-
gchem Vorbild — in 30 'strecken' eingeteilt.^ zwOlf jenßr ge-
iten vom vollmond zum vollmond, also zwOlf mondmonate von ,
)/30 tagen kommen ungefähr dem Umlauf des goldenen tagesge-
ims gleich ; sie bilden die höhere einheit, das jikhr. ^ dasz mond-
id sonnenjahr nicht ganz gleich grosz seien, mnste man bald be-
erken, und man half sich auf doppelte weise, um beide in ttberein-
immung zu bringen : entweder schob man jährlich zu einer be-
immten zeit die überschüssigen tage ein, oder man liesz sie zu-
mmenkommen und fügte von zeit zu seit einen dreisehnten monat
fi. beide methoden liegen in Indien vor. die erstere erweist
3h als uralt: am ende des Jahres, wenn die sonne ihren tiefsten
and erreicht hat und gleichsam auszuruhen scheint, wird durch den
aschub der zwOlf tage dos wintersolstitiums das 854tägige monden-
br mit dem 366tägigen sonnenjahr in Übereinstimmung gebracht,
ese zwölf tage sind, wie A Weber schon länger erkannt hat*, deut-
ik die 'zwölften' unseres Volksglaubens, welcher sie jetst in die zeit
»n Weihnachten bis zum dreikönigstag verlegt die zweite methode,
ich gewissen Zeiträumen einen dreizehnten monat einznschalten, fisnd
re feste regelang in Indien wie anderwärts in verschiedenen cyclen,
** yodtchana ist später auch wegrmats, ea. SO minnten and deckt
:h also fast mit der ursprünglich babyloniicben parasange. ^ sn skt.
rivaU-ara uä. ygl. ^iecb. F^TOC, Ut. vetus, ^ 'omina und portenta*
den abhandlongen der Berliner akademie 1858 s. 888.
464 AKaegi : ans. v. HZimmer altindisches leben.
dort besonders in einem fünf jährigen cyclus nach nychthemerB,
in welchem die rechnung nach mondjahren und mondmonaten auf-
gegeben ist: 12 monde zu je 30 tagen von Sonnenaufgang bis wie-
der Sonnenaufgang machten ein bürgerliches jähr von 360 tagm ans.
fünf solcher jähre (1800 tage) bildeten eine periode, an deren ende
ein monat von ebenfalls 30 tagen hinzugefügt wurde.
In der Jahreseinteilung waren die Indogermanen in folge
der klimatischen Verhältnisse ihrer ursitze nicht über die scheidoag
zweier Jahreszeiten, einer kalten und einer warmen, hinausgekom-
men; man rechnete nach wintern und sommern, und spuren dieier
rechnung haben sich bei den meisten indogerm. völkem erhalten.*
neben dieser Zweiteilung stellte sich dann den ostwärts ziehenden
Indoiraniern, abweichend von den Kuropftem^, als dritte ji^reszeit
die zeit der ernte und reife (garad) ein ; der frflhling gelangte, wenn
auch sein name vtisanta aufs engste mit der europ. bezeichnang
Fdcap, ver zusammenhängt, erst spät zur anerkennung als eigne
Jahreszeit; in der eigentlichen vedischen zeit ist; entsprechend den
klimatischen Verhältnissen der damaligen Wohnsitze, des heutigen
Pendschab, diese dreiteilung des jahres die herschende, und noch als
die indischen Arier längst ins eigentliche Hindostan vorgerückt waren
und dem dort vorgefundenen klima gemäsz fünf oder sechs, ja sieben
Jahreszeiten zählten, feierte man (wie bis auf den heutigen tag) nodi
die tscMturmäsya f dh. die viermonats- oder tertialopfer am beginn
der alten drei Jahreszeiten sommer , emtezeit , winter.
In der heil künde steht das vedische volk noch in den an-
fangen, zwar unterscheidet bes. der Atharvaveda schon eine ganz
stattliche anzahl von krankheiten : auszehrung und Schwindsucht,
speciell lungensch windsucht; das fieber mit seiner abwechslnng von
hitze und frost, Schüttelfröste; wechselfieber mit husten, kopf-
schmerzen, hautausschlägen und gliederreiszen; femer gelbsndit,
herzkrankheit, Wassersucht, aussatz, indigestion, rühr, hämorrfaoideB,
urinzwang uam. werden namhaft gemacht, ganz abgesehen von den
äuszern gebrechen wie Verletzungen, Verrenkungen , brüchen, blind«
** v^l. Schweizer-Sidler zu Tac. Germ. 2^,1, Zimmer 8. 371: 'nach
lialbjahreo (miweri), specioll wintern, rechnet Bkandinavitcbet altertuii
tvalihvintruH «zwölfwinterif^» übersetit UlfiUs gr. ^Tiiiv bUiöCKO* xO^lpOC«
Xi^aipa bezeichnet bei Dorieru die junf^e, eiigähnge siej^e; lat. 6ra0-
trimo'j aus bihimo- trihimo- entstanden, bedeutet demnach €xwei| drei
winter alt;^ altbaktr. thrifaiozima meint cdreibundertjfthrig».' Mikloiieh
brinj^t 'merkwürdige tlavinche nnd litanitche analoffien* so lat. bhu^
usw. bei (Curtius grundz. n. 194); oO x^iMOTOC oöö£ 6^pCUC begreifk
Od. t] iiS das ganze jähr usw. *^ diese fügten früher als den herbat
den frühling als das Ubergau{;s8tadium vom winter snm tommer hinia;
bei den Griechen tritt erst Od. X 192 die T€6aXuta örtibpr] (nicht schlecht-
hin Mierbst*) auf neben xdfiiiiv, F^cap, 6^poc. von den festländi-
schen Germanen berichtet Tacitus: hie ms et ver et ae»tat inteHtchm
ac vocabiäum habent, autumni nomen ac bona ignorantur (Germ, 2^), in be-
nennung des herbstes gehen alle europäischen sprachen
auseinander.
AKaegi: «ni. t. HZimmer altiiidifcliet leben. 485
heit und taubheit. aber die therapie ist noch nicht sehr weit ge-
diehen» jede krankheit hat nach anfhssong der tiefem natoren im
vedischen volke ihren gmnd in versfindignng gegen irgend eine
Satzung des weltenordners Vamna, welchw die freyler durch dieee
«gottgesandten fesseln' bindet solche leiden können daher nnr
durch aufrichtige reue und besserung gewendet werden, dieee rei*
nere anschauung ist jedoch seltener; d^ meisten fllhren die krank-
heiten auf den angriff dunkler und feindlicher mftdhte, auf dftmonen»
Zauberer, bösen träum und 'bösen blidk des schlimmen' surflck« in
diesen fWen hat also die diagnose suerst die art des lanbere festra«
stellen, und dann w^den Tom kundigen arst, der aneh sugleidh
apotheker ist und selbst sich seine medicamente beschalt, dämonen*
feindliche heilpflanzen herbeigebrmcht und amnlete oder salben
daraus bereitet^; doch alles das wird erst wirksam durch den
Spruch, die rechte Zauberformel, welche unter yersdiiedenen
symbolischen handlungen, ab. handauflegen, heiysagt wird«^ des
Megasthenes angäbe ttber die Tersprechungen solcher träte (Strabon
15, 1, 60 s. 713; fr. 41 Schw.) Mvacdai bk KüX iroXurtfvouc irotetv
Kai dppevoTÖvouc xal OnXurovouc bi& 9opMcnccunicf(c findet ihre
bestfttigung in den alten texten, welche indes auch schon eine ge-
wisse fertigkeit in der Chirurgie aniudeutm sdieinen, wenn es heisit
dasz die A^vin-Dioskuren, die göttlichen Srste, einer im kämpf Ter»
stümmelten frau ein eisernes bdn angesetit hätten.
Das 14ecap. behandelt in kurzen sögen todund bestattun'g.
der mensch ist, das kann einmal nicht geändert werden, *des todes
genösse'; er kann hier auf erden nicht ewig bleiben; doch klammert
er sich mit aller Zähigkeit an das dasein hienieden: langes leben ist
der stets wiederkehrende wünsch aller sttnger, hundert herbste lang
das licht der sonne zu schauen; wer früher, vor dem greisenalter da-
hin gieng, der starb vor der zeit : 'es reisse nicht der feden meiner ;
andacbt, es breche nicht zu frtth der stab des werkmanns' fleht ein
sSnger (vgl. ps. 102, 25). — Die angehörigen des verstorbenen haben
auch hier die pflicht den leichnam zu baden, dann haupthaar, hart,
haare am körper und nttgel zu scheren, hierauf dem toten eine fusz«
fessel anzulegen, damit er nicht wieder störend in die weit zuröck-
kehre, und endlich denselben, wie es scheint in voller rfistung, zur
erde zu bestatten oder den flammen zu übergeben, das vedisdie
Zeitalter kennt beide sitten, das völlig brahmanisierte Indien nur
«-* Ariatobulos bei Strabon 15, 1, 46 s. 796 ae. (fr. SS M.) Tf|v hä
ßo^iav (bei tchlangenbiss) ^6{av clvai bxä Tf|v dpcTfjv Til^v 1v-
öiKUiv ^i2Iuiv Kol q>ap^dKuiv. ^ Nearebot berichtet bei Arrian
Ind. 15, 12 (fr. 14 M.) über die indischen ftrste: oOroi KUl vSnt dXXunr
vouciuv T€ kqI nae^uiv (aasxer ecbUngenbisi) litrpol f|cav. oO iroXXd 5#
^v Mvbotci irde€a tivcTot, 5n od dipot cö|ifi€Tpo( ciav oOrdOi* cl 5(£ n
M^Zov KQTaXaHßdvot , Tolci coq>iCT4civ dvCKOtvoOvro* Kai IkcIvoi oök
dvcu 6€o0 ^56k€0v (ffceai ön ircp ii^ciMOV — und femer Strabon 15,
1 , 45 t. 706 4it4iboOc bi ircpi^oiTdv UtcOai ircincTCu^^ouc, ical ctvui
cx€5öv Ti fiöviiv TaÖTiiv \axpiKi\yf,
Jahrbü her für dast. philol. 1880 hft 7. 81
466 AKaegi: anz. v. HZimmer altindiBches leben.
die letztere; an beide bestattungsarten scblieszen sich bestimmte
lieder, von denen Z. die beiden bedeutendsten in extenso mitteilt. —
An der unheimlichen statte, wo die gebeine der verbrannten gesam»
melt wurden, übten zauberer ihre lichtscheue kunst aus.
Cap. 15: das leben nach dem tode. das grab ist anchdem
Yedischen wie dem classischen altertum durchaus nur ein haas** f&r
den von erde genommenen und zu ihr zurückkehrenden leib; die eigne
Persönlichkeit aber, die seele (äitnan) geht im tode nicht nnter; dieser
ist nur der durchgang zu einem bessern leben, freilich von derepl-
tem indischen lehre der Seelenwanderung enthält der veda trotz aller
gegenteiligen behauptungen durchaus noch keine spur : er lehrt die
persönliche Unsterblichkeit der seele, womit natürlich auch persönliche
Verantwortlichkeit nach dem tode verbunden ist. die bösen, welche
nicht fromm lebten und in feindschaft mit den göttem vom tode er*
eilt wurden — sie ^sind geboren für jenen tiefen ort und stürzen in
den pfuhl^ in die tiefste, haltlose finstemis, ins untere dunkel', wie
die texte sagen. ^* die aber fromm und gottergeben hier auf erden
lebten, deren seele gelangt in die ewig andauernde Seligkeit im
himmlischen lichtraume Jamas. der weite weg ins land der seligen
wird von zwei gefleckten hunden bewacht'^, damit kein unwürdiger
sich einschleichen könne, und führt schlieszlich über einen flnsz lun-
weg in jenen unendlichen lichtäther. in des himmels mitte, wo lieht
ist welches nie erlischt, und wo des himmels glänz erstndt, wo Inst
und freude und fröhlichkeit und wonne wohnen, wo der wünsch des
wünschenden erfUllung hat: dorthin sehnt sich der Arier nach dem
tode zu gelangen , frei von den gebrechen des irdischen körpers, in
einen neuen , vollkommenen , lichtumstralten leib gekleidet, um mit
vater und mutter und söhnen vereint bei den göttem ein seliges
leben zu führen, diesen selber ähnlich an ansehen und macht, deren
begleitende helfer bei ihren werken, und diese Sehnsucht hat ihre
volle berechtigung : denn dort ist des menschen eigentliche heimat;
von dort ist seine seele zur erde gekommen, dorthin kehrt sie nadi
der erdenwanderung mit des leibes tode zurück.
*u 8. MArquardt privatleben der Römer I SM f. Weinbold altnoH.
leben s. 490 ff. ^* dass schon der glaube der indogerm. nnieit eincB
bestimmungsort für die verstorbenen bösen kannte» tdiUeasi der vf. Bit
AWeber aus der Übereinstimmung des Schicksals von Bhrigu mit dem
der 0XcTOai: jener wurde wegen Übermuts verurteilt die hSllenstrata
£U sehen, letztere werden wegen Übermuts zu harten höHenstrafen ver-
dammt; dagegen findet auch Zimmer, wie ich selbst anderwärts ge-
urteilt habe, die ausführungen Benfejs nicht überseugend, weleher
V'Hermes, Minos, TarUros', Qöttingen 1877, s. 17 ff. S3 ff.) selbst die
identität von Tdprapo-c mit skt talätala, dem namen einer hoHe ia
späten sanskritwerken, nachzuweisen sucht. ^ sie heliien pmbalm
'gefleckt', was eine dialektische nebenforro von fjorvarm' «i K^pßcpO-C
ist. obschon diese gleichung längst erkannt und unumstösslich riehtif
ist, so werden doch immer noch aucli in sonst vortrefflichen werken
'albcmheiten wie die Zusammenstellung von K^pßcpoc und fpcßoc aaf-
getischt\
AKacgi: aas. T. HZiinmer iltiiidiaelieilebMi. 407
Mit recht hebt Z. hervcHTi da» weniger epecoUtive Mtnreiii dats
die groeze maeee des Tolkes eich zu eolob tief gm^tigv OTfhaiiHBf
des zukünftigen lebens kaom werde emporgesdiwangfgi buhen, Uii
er weist aus dem weniger speoifiach priestarUehtn als yieloehr toUb»-
tOmlichen kreisen entstammeoden Athanraveda nadi, daaz diaae
ktstem sich das leben naeh dem tode vialfacfa als eine TeraoUiiertt
fortsetzung des irdisehen dachten nndiMich veeht siMlieb «usmaUeni
auf immer nach wünsch milchende kflhe, die nioht mit dm fosae
aosscblagent hofft der eine, : auf laue woltknond* winde^ kOUendfl»
regen, teiche von butter, bttche Ton honig und skOma jaH mil^ iwd
8ur4 (s. 455) statt waaaer der andire; ein dntter Matei sieh« ^ws
dort der schwächere dem stftrkem kaine i^Abe mehr tu bringen
habe ; ein vierter, dasz auch für ges(QUeditlic£a ganflsae geaorgt und
überhaupt die dortige wonne hundert mal so groaa sei alad^ Utehata
wonne und das hOchste glOck auf dieser weit, wenn nun Z. s« ilS
davor warnt 'als anschauungen des vedisofaen Volkes auszugeben,
was in Wirklichkeit nur eigentuus weniger geistiger grOsien war,
unter denen zb. ein Vaaish^ daa zeug Bitte ein SäkrathnstFa seines
Volkes zu werden', so hat er meine vollste Zustimmung* gugeii seine
fernem worte ^oder sollte eine ansehannng, naeh dar i»r tod nnr
ein eingehen in die groeze nnendliekkeit iit, der der menaeh ent>
stammt, nach der das dortsein, die wiedememnigiing mit derselben
schon Seligkeit ist, in der that filtar, un^vAngUober und natlldidher
sein als die welche das leben nach dem tode als eine verbesserte auf«
läge des irdischen anaieht, in dem man aller drangsale und mfihen
ledig mit den göttem fröhlich zecht und auch nach lust der liebe
genieszt ?' — liesze sich doch vielleicht einiges erinnern, dasz unter
den in frage kommenden Worstellungen, in denen wir Überall an-
knüpfungspuDcte an die ältesten anschaunngen verwandter indo-
germaniäcber Völker wahrnehmen, die ihren wesentlichsten zC^gBi
nach arisches gemeingut waren' (s. 422X jene reinem anschauungen
'älter, ursprünglicher, natürlicher seien', wird kaum jemand be-
haupten wollen; aber dasz auch in der urzeitaehon sichoin*
zelne jener reinem anschauungen herausgebildet hat-
ten, ob auch nur von wenigen geteilt und von noch weniig^rn v.er*
kündet, das läszt sich meines erachtens voHhommon erweisen, ich
habe in dem zweiten, fast gleichzeitig mit Zimmers buch auqgege*
benen teile meiner abhandlung *der Bigveda' aus dem iraniscban,
griechischen, römischen und deutschen glauben, wenn auch noch erst
mehr andeutungsweise, doch so sohlageade Übereinstimmung mit
dem vedischen nachgewiesen» wie sie nicht laicht anders als auf
historischem wege, durch die annähme ursprünglicher gemeinsam*
keil, erklärbar sein dürfte, wenigstens auf zwei in kürze nachzu-
weisende puncto sei mir auch hier hinzuweisen gestattet.
'Zur heimat kehre zurück, aller mängel ledig* wird in
einem totenliede die entflohene seele angeredet, entsprechend lehrt
bei den Iraniern der Bundehesh: 'die seele ist firüher geschafEen
8l»
468 AEaegi: ane. v. HZimmer altindisches leben.
als der körper. sie kommt vom himmel her und regiert dea
leib, so lange er lebt; wenn der leib stirbt, wird er mit der erde ver*
mischt und die seele geht zum himmel zurftck«' and bei den
Griechen zb. Moschion in Eur. Hik. 532 f. öOev ö' £k(XCTOV tc tA
cujji' dq>iK€TO, dvTaCO' dTicXOeiv, TiveC^a fiiv irpöc
aiO^pa, TÖ cüjm<x ^' ^c inv. CI6. 1 n. 1001 yaia b€ kcuO€1 cd^
irvof|v b* aiOfip fXaßcv TidXiv, öcircp fbuiKCV (Aber cdUip
als den ewigen lichtraum s. oben anm. 42). so auch, allerdings nicht
nur vom menschen, Eur. fr. 836 X^P^^ ^' ÖTricuj, lä ixiv iK fcuoc
qpuvT' dcTaiav, rd b* dTi" alOcpiou ßXacTÖvra Tovfic clc
oupdviov TrdXiv fjXOc ttöXov.^ ebenso bei den BOmera
Lucretius 2, 999 ff. cedit idem retro^ de terra quod fmt anUj in ier-
rasy et quod missumst ex aetheris ort«, id rursum caeli rel'
latum templa receptant\ noch bezeichnender Macrobios 8ai. 1,
10, 15 quod aestimaverunt antigui animas ah love dari ei ruf"
su$ post mortem eidem reddi, bei den Germanen heisit
^sterben' 'zu gott heimkehren'.
Indische quellen sagen: *die väter (dh. die geister der ver-
storbenen frommen) schmückten den himmel mit gestirnen
aus ; welche menschen tugendhaft zum himmel gehen, deren glänz
sind diese sterne. die frommen sind der glühenden sonne
stralen.' in iranischen Schriften heiszt es: *all die nngeiählteii
und unzählbaren sterne werden geister der menschen genannt«' für
die Griechen zeuge Aristophanes Fri. 832 oÖK fjv fip' oub* &
X^TOuci, Kara töv d^pa d)c dcT^pec TiTVÖficO", örav Tic diro-
8dvi]; für die Römer Yerg. georg. 1, 32 anne novum tardis sidut
ie mensihus addaSy qua locus Erigonen ifUer Chdasque seqimiik
pandUur? und ebd. 4, 225 ff. scüket huc reddi deinde ac resokäa
referri omnia^ nee morti esse locum^ sed viva volare aideris in
numerum atque aUo succedere cado, am nächsten zum indischem
tritt aber der deutsche glaube , nach welchem *die sterne wir
kungen der elbe (dh. der abgeschiedenen seelen) sind' ; 'sterne sind
Seelen : wenn ein kind stirbt, macht der herrgott einen neuen stem;
die seele der guten gelangt nach Gimill, wo sie mit den liohtalfeni
dh. den geistern der gerechten vereint den himmels gestirnen
licht erteilt'; Von den seelen geht der glänz der sonnen-
stralen und der glänz aller gestirne aus' (Mannhardt germa-
nische mjthen [1859] s. 378. 310, 3. 439. 474). besonderes lioht
fiLllt auf die Vorstellungen über die m&nner der voneiti wie sie !■
Hesiods werken und tagen 121 ff. vgl. 252 f. vorliegen, deren bessen
Überlieferung sich trotz Lactantius inst. div. 2, 14 angensoheinlidi
aus Piaton vom staat 469*. Kratylos 398*. Plut de def. orac 39
s. 431* ergibt, doch für diesmal genug hiervon.
M auch Epicharmos bei Plnt. consol. ad Apoll. 15 CUvcicpiOq HOl
bt€Kpi8r) Kdirf)v6€v ÖBcv f|v6€v irdXiv, tA \iiy cic Tdv, irvcOfi' dvüi, vad
ähnliches oft in epigrammen ; vgl. Kaibel epigrammAta graecas. 680 uiter
anima, auch WHRoscher 'Hermes der windgott' (Leipzig 1878) s. 68 ff.
FBfibl: Thnkydidei über Themistdkke. 460
Das von Zimmer im anhing mitgeteilte 'enltnrbild ans dem
Tadschurveda' zeigt ans sehlieszUch noch das leben der spitesten
vedischen periode: die seit der ansgebildeten priesterfaersohaft.
Bef. kann diese anzeige, welelie ihm ob der flille des stoflbs
nnter den bänden länger geworden ist als er beebaiehtigt, nieht
scblieszen, ohne dem vf. den anfrichtigsten and wärmsten dank >lllr
das vortreffliche werk aoszaspreehen, welches nicht nor selbst aof
zahlreichen pnncten die yedisdie ezegeee weeentUdi fSrderti senden
aach allen, denen die texte nicht sagängHeh sind, ein möglichst
Tollständiges, lebensyoUes, wahres bild jener alten asit bietet, wenn
das nttchteme, besonnene arteil sowie die ToUständigkeit^and saver^
lässigkeit seiner angaben das baeh jedem Sanskritisten and historiker
äaszerst wertvoll and onentbehriidi machen, so empfiehlt sich das-
selbe anch allen femer stehenden geschichtafreonden als reichlich
lohnende and darch seine lebendige, znweilen ans piksnte streifende
Schreibweise zugleich angenehm erfrischende leetllre«
Zürich. Adolt Kaboi*
60.
THÜKTDIDES OBEB THEMI8T0KLE8.
Die viel besprochenen werte des Thakjdides Aber ThemistoUes
(I 138, 3) oiK€{(ii T&P Suv^cei, ical o&re irpOMCtddiv ic €nM|v oöbiv
oOi* im^iaOihVy tüüv t€ irapoxpflMa bt* £kaxicTT]€ ßouX^c Kpd-
T1CT0C TVÜÜMUÜV KQI TUIV MCXXÖVTUIV tlA TlXctCTOV TOO T€Vf|CO-
^ivox) öpicTOC eUacTfic spielen bekanntlich in den neaesten Ter-
bandlungen über Stesimbrotos eine grosse rolle, denn nadidem
Wecklein (tradiiion der Perserkriege s. 63) hier eine beziehang aaf
Herodots bericht Ober Mnesiphilos (Vm 57 f.) gefanden hatte, stellte
Wilamowitz-MOllendorff (Hermes XII s. 364) die behaaptang aaf,
wie TTpo^aOuiV *die anekdote von Mnesiphilos diem Phrearrier pariere',
so müsse diri^aOuiv Mer verbindang mit Anaiagoras and Melissos
gelten', Thok jdides polemisiere also hier gegen Stesimbrotos, wobei
denn der geistreiche philologe mit bewondemswUrdiger kanst es ver-
stand, zugleich vielen als arheber der vermatong Aber Mnesiphilos sa
erscheinen nnd doch darchblicken za lassen, eigentlich hätte das der
schon wissen müssen, welcher zehn jähre früher über die sache ge-
schrieben, ebenfalls als polemik gegen Stesimbrotos fasite die worte
gleichzeitig Adolf Schmidt (das Perikleische seitalter I s. S20), and
ganz neuerdings pflichtet AvOatsohmid in der ^allgemeinen seitang*
1880 8. 1515 dieser meinang rückhaltlos bei. indessen haben alle ein
paar stellen eines viel gelesenen Schriftstellers übersehen, welche ge-
eignet sein dürften der an sich ja sehr feinen hypothese den halt za ent-
ziehen, die frage nemlich, ob Themistokles bi& cuvouciov nvdc T«2iv
coq>uiV f\ q)uc€i tocoOtov bi/|v€TK€ rdrv iroXrri&v, gehörte, wie wir
470 FRühl : Thnkydides über Themistoklea.
aus Xenophons apomnemoneoiData IV 2, 2 schlieszen dttrfen, za den
controversen , welche zur zeit des peloponnesisohen krieget TieUaeli
im athenischen publicum verhandelt wurden , und Sokratas erklärt
sich bei Xenophon für die erstere alternative, dasz er das nicht bloaz
that , um Euthjdemos zu reizen , sondern dasz er damit seine wirk-
liche ansieht aussprach, lehrt eine stelle in Xenophons ajmpoaion
8, 39, wo Sokrates sagt: ck€1tt^ov ^^v coi Tioio £incT6M€voc 6c-
^ictokXtic Ikqvöc £t^v€to Tf|v '€XXdba iXeuOepoOv, ciceirr^ov bi
TToTä noT6 elbthc TTepiKXf^c KpdTiCTOc ^öicci t^ Trorrpibi ciJMßouXoc
€lvai. die parallele mit Perikles löst jeden zweifei, der hinsicht-
lich der auslegung dieser werte etwa bestehen könnte, ei li^ also
gar kein grund vor anzunehmen, dasz Thukjdides gerade gegen 8te-
simbrotos polemisiert habe; er wendet sich lediglich gegen eine da-
mals in Athen sehr verbreitete meinnng. ob er recht hat — wer
wollte das mit bestimmtheit zu behaupten oder zu verneinen wagen,
da wir seine gründe nicht kennen ? allein ich mosz gestehen dasz
mir die gewöhnliche auslegung der verzwickten und jedenfalls un-
glücklich gefaszten stelle des Thukjdides, die ich selbst früher
(quellen des Plutarch im leben des Kimon s. 40 f.) nur schärfer ge-
faszt habe, seit jähren mehr und mehr zweifelhaft geworden ist
was sagt denn eigentlich Thukjdides im zusammenhange? fjv T^P
6 6€^iCT0KXfic ßeßaiÖTQTa hi\ 9ÜC€ujc icx^v btiXuicac xal öiaq>€-
pövTUic Ti ic auTÖ M^^^ov ^T^pou ä^ioc Oaujidcar olKcia yop
Euv^cei usw. lassen wir die werte kqi oijT€. irpofioOuiV ic aörfpf
oxihhv GOT * ^iTtMaOuüV zunächst fort, so ist der letzte satz nnzweifel-
haft zu übersetzen: *denn durch eignes urteil [oder eigne einsieht]
war er für das , was der augenblick forderte , nach kürzester ILbez^
legung der einsichtigste beurteiler und für das zukünftige weit hin-
aus der beste abner.' warum soll nun jener Zwischensatz nicht direet
in den Zusammenhang einbezogen werden, in dem er steht? wie
wäre es, wenn wir ihn auslegten *ohne durch andere vorher darauf
gebracht oder nachher veranlaszt zu sein es zu modificieren'? Thu-
kjdides hätte dann nicht sowol hervorheben wollen, dasz Themisto-
kies alles blosz seiner eignen , nicht durch den Umgang mit andern
entwickelten einsieht verdankte, als dasz sein urteil stets rasch, selb-
ständig und treffend gewesen sei und alle iälle im voraus erwogen
habe, unterstützt wird eine solche auffassung durch die veranlaa-
sung, bei der Thukjdides diesen beitrag zur Charakteristik des The-
mistokles liefert, er hat eben erzählt, dasz Themistokles zum Perser-
könige gekommen und zu hoher grünst bei ihm gelangt sei , fbidXtCTa
bk diTÖ ToO TTeipav öibovic Euv€TÖc q)aiv€c6ai. unmittelbar daran
schlieszt sich unsere stelle, die einzig und allein das letzte glied der
vorhergehenden periode erläutern soll, und für diesen zweck war es
ganz gleichgültig, ob und wie Themistokles seine natürliche einsieht
durch fremde lehre ausgebildet hatte, aber es war nicht gleichgültig,
in welcher weise sie sich zu äuszem pflegte. >
KÖNIOSRERO. FbANZ BÜHL.
FSohfiU: ni CttoUnt. 4T1
(19.)
ZU CATÜLLU8.*
I.
Bei den vielen Terhandlungen, welche neaerdings wieder Aber
le einbeit der Lesbia-elegie (e. 68) mm teil in diesen jabrbttdiflm
sftlhrt worden sind, 8oUte es flberflilssig sein darfiber noch ein
ort zn reden, wenn nach gebtQir dabei gewürdigt nnd bAendgt
orden w&re, was üsener am scfalnss der WxesbaAmer philoIogen-
»rsamlung so wahr und schön ansspradi: es gibt nnröine intaipxe-
ition, die grammatische! die Tidbeliebte, andi Ton einsicfatigem
snrteilem als dem lotsten Terteidiger beliebte senpaltong des
sdichts ist dnrch einen groben grammatischen sdmitser erkauft,
n hauptgmnd, der sich bei allen anhXngem jener ansieht wieder-
>lt, lantet: nachdem Catnllus dem frennde die bitte nm gedidbte ab-
schlagen, könne er nicht 60 distiehen folgen lassen, ohne sich
oherlich zn machen, also wenn Cat. t. 89 sagt quid tibi non
triusquepäUi cqpia praeshst^ so heisst dies im latein der chori-
mten quod tibi neuirius peUH e. p. (oder qi§od tOd utriuaque
c. nonp.), dem wird dann noch der xweite ftUer hinnigeftlgt,
Mz V. 10 muneraque et Musantm hmepetisei Feneriseinon einhait-
eben begriff, eine art (v bid buotv bilden soll, die einsig mQg-
che und richtige erkISrung dieser werte nnd damit weiter der be-
ehungen in v. 39 {utrumque päihm) nnd dann t. 149 hoc tibi quo
otui confedum cartnine munus (TgUv. 82 haec tibi non trtbuo
unera, cum nequeo), die erklilmng von scherzhaften liebesge-
lohten einerseits {munfra Veneris TgL t. 16 — 20), gelehrt alexan-
-iniächcn anderseits (munera Musarum v. 32 — 36) wird eine *wnn-
>rsame trennung' genannt , wfthrend Cat. doch gerade die deutlich
ennenden partikeln et — et angewandt nnd eine andere beziehnng
IT nicht offen gelassen hat. ^
* [die oben s. 135 veröffentlichte conjector Ton MNietski cn Catnlloa
»,11 nudum sinum recludens iBt schon in dieien jahrbQchern 1866
298 von A Kiese vorgeschlagen worden. A. F.]
1 der weitere einwand, dasz ja das Torllegende gedieht ingleieh ein
}ctum and amatorium sei, ist gans von aasten, nicht aus Cat. gemacht.
\ zeigt sich deutlich« dass Cat. nnter «nmera Fenerig seine na^oe und
eptiae versteht (vgl. multa 9atis luH t. 17, e. 60), wahrend sich c. 68
• ein munus Musarum nicht nur durch den Charakter und die — natfir-
:h der una Capsula v. 36 entnommene — Laodameiasage, sondern aus-
dicklich auch dnrch die anrede an die Musen t. 41 kund gibt ob die
aebrenssche poetik diese einteilung antreffend findet oder nieht, ist
eichgültig: wiiisen sollte er, dasE die alten sich nicht vom Inhalt (liebe),
»ndern von der form bei solchen eintellungen bestimmen liesien. der
irbreitete Irrtum, dasz der freund Cat. um btteher gebeten habe (so
ich Magnns), widerspricht nicht nur den werten des dichters und dem
»rachgebrauch überhaupt, sondern ist auch in sieh absurd: hat er doch
I der weitern annähme geführt, dast der freund nicht in Rom, son*
472 FSchöll: zu CatuUnB.
Damit ist für jeden philologen die frage entschieden, und wenn
zuletzt gesagt worden ist, dasz sich die einheit nie und nimmer er-
weisen lasse, wenigstens nicht für homines elegantiores»
so kann dies nur in dem bekannten sinne gelten, in welchem dcffantia
dilettantismus bedeutet.
Die sonstigen momente, welche ftir die einheit sprechen, brauche
ich nicht nochmals hervorzuheben; nur auf namen und peraon des
adressaten der elegie möchte ich eingehen, wenn man das erste
stück — mehrfach sogar das ganze — dem Manlius {Targuatus) tor
weisen wollte, so war der anlasz dazu. ein möglichst verkehrter:
man schlosz aus v. 6 desertum in lecto caelihe auf einen unglOck-
liehen witwer, der nun der glückliche bräutigam von c. 61 sein
sollte, als ob dazu der ausdruck passte quem neque sanda Vema
tnoUi requiescere samno des. in L c. perpetitur ! da konnte der dichter
wol sagen, jener sei todunglücklich, da sein lager verwaist, dar liebe
beraubt sei uä. ; aber so ausgedrückt würde er geradezu den gedankei
involvieren, der verwitwete könne sich nicht durch eine Uebschaft
schadlos halten, nicht einmal auf die annähme eines durch zwistig-
keiten gestörten liebesverhältnisses, welche kürzlich wieder Eiessling
mit überfeiner ausdeutung vorgebracht hat', will jener ausdruck mit
seiner Umgebung passen: selbstverständlich ist doch desertum tu
leäo caelihe nicht anders zu fassen als v. 29 desertum cubtte »« 'ver-
lassen, einsam' (nicht Won jemand verlassen, vereinsamt'), und so
wenig alle ^homines elegantiores' von Verona witwer waren, so
wenig ist der angebliche Manlius ein Wir amissa coniuge' (Baehi^ns,
ähnlich Schwabe ua.). wie, aber Cat. in Verona wegen der klein-
städtischen Verhältnisse ein desertum cubäe hat, so der freund in
Bom — weil er krank, todkrank war: darauf weisen die ausdrücke
easu oppressus acerbo v. 1, mortis Umen v. 3, mens anxia pervigüait
V. 8, daher die Sehnsucht nach dem freunde und nach neuer, an-
regender, erheiternder lectüre durch ihn : der kdus caeUbs ist das
krankenlager.
Dasz dieser freund AUius hiesz , ist jetzt durchaus festgestellt,
sowol in der nennung v. 41. 50. 66 als bei der anrede v. 150: anck
dem auf seiDem landgut oder in Bajae sei — alt ob dadoreh begnif-
licher würde, da8E er sich bücher von Verona vertchreibtl die besie-
bong von y. 38 ff. ist klar und der Übergang durch nam quo4 gans wie
in den reden beim verfolg eines weitem ponetes.
* 'analecta Gatulliana' (Greifswald 1877) s. 14: 'repetit igitnr Ca-
tullus in prooemio ipsa amici verba vel sensa, ut ficto eins ei snpra
modum aucto propter amicae perBdiam dolor! vera sui ipsius incommoda
coDsulto opponat. neque quidquam in toto hoc earmine . . . saaTh»
et ele^antius excogitatom est, quam quod poeta, qui amicam Mnsanui
munere consolari studet, in extrema votoram pra AUii eiusqoe pnellae
Salute nuncopatione (165 sUis felices et tu simul et tua vita) consolaüone
sua non iam opus esse auguratur. qui enim amico illi dnriori et cob*
stantiori esse licuit quam ipse fuerat CatuUns puellae discidiam ob-
Btinata mente perferre frastra gestiens? atque «amantium irae aneria
integratiost^.'
FSchdIl: m CatuHdt. 478
im ersten teil kann die anrede keine andere sein, tmd der Ton Laeh-
mann und seinen nachfolgem eingeftlhrte Tomame Moni v. 11 nnd
30 Terstöszt gegen den Gatnllischen gerbraoch.' aber andi die ttber-
liefening weist auf denselben namen, indem sie in der nireimaligen
cormptel maU die elemenie des ToeaÜTS ABi ToUstlndig bietet Tön
selbst emendiert sieh t. 30 id mmli nan td turpe^ nu^ miBorumst
durch die zartiokbeiiebnng anf t. 27 qi§od 9erihi$ Veranaetwrpe OaMo
esse: es fehlt bei der wiederanfiiahme dieser worte der CbMfo ent-
sprechende begriff, also iä mi, ÄUif nan esttmpevmw. nieht so
einfach ist die sadie vorher t. 11 aeel MM ne mea sM igmia fMeoM-
moda malu denn hier den vocatiT iiH.i8leinsnsetten(wteiii<jFVibiiBe
13, 1 gegenüber FdbuUe ▼. 13, mi 0mke 56, 89 gegenttber amiee t. 7)
erscheint nicht unbedenklich wegen der sjnaloiphe innerhalb des
letzten fhszee, die sich wol bei Lucilius Luereüns nnd Horaüns, nicht
aber bei Catullus belegen liest; durdi eine nmstellung aber, nmme^
ABi, oeUsseputes wird man audi kanm helfen wollen. TieSeicht ist
ein ursprüngliches incommoda^ mmee durch wwU glossiert worden
(wie c. 55 zuerst amiee, erst v. S9 Cameri angeredet wird): jeden-
falls ist ja das maU t. 11 nicht ohne einwirkung der in ihrer ent-
stehung so deutlichen cormptel von t. 90 (fiuü(t)i) entstanden \ und
da wir somit hier keine einfache Terderbnis, sondern eine interpo-
lation vor uns haben (auch Tor wwU steht eommoäa statt mesmmoda
nach V. 21), so kann auch ein stirkeree heilmittel nOtig und ge-
stattet sein ; über etwas mögliches wird man in diesem falle kram
hinauskommen , wfthrend die ftnderung v. 80 als sicher gelten darf.
Nach dem ausgeführten ist wol klar, wie verkehrt es war auch
die Verschiedene' anrede für die zerspaltung des gedichts aniuführen;
selbst wenn Manli überliefert wftre, würde daraus nichts folgen nach
maszgabe von v. 66, wo die anscheinend kühne herstellung jiJUus
für Ifan/tu^ jetzt aus dem Oxoniensis urkundliche bestAtigung, Laoh-
manns ttuszerlich näher liegender Mernkts wideriegung gefunden
hat: ganz zu geschweigen der verkehrten auseinandersetamng West-
phals. so sehr aber Westphal hinsichtlioh der namen irrte, so richtig
erkannte er, dasz der haspes v. 12 kein anderer sein künne als der
domum dedit v. 68. 156: und wenn er nichts desto weniger das ge-
dieht teilte, so geschah dies in der beftmgenheit seiner theorie vom
Terpandrischen nomos, welche zwar die composition innerlich gar
nicht berührte, dagegen alles schOn und heriich fand, sobald man
sagte : dieser teil ist archa, und jener omphalos, und der sphragis usw.
* vgl. Schwabe qaaest. s. 20. darOber kann die Horasisehe redens-
art gaudeni praenomine moUet awrinäae bei Kiesiling s. 15 sieht hinweg-
bclfen, uod wenn dertelbe swiseben der nennung mit AUktM und an-
rede mit Manüia scheiden will, so übersieht er y. 160, wo AIH in der
anrede Yorkommt gerade im schlatztei), der gans snm tone des ersten
Stückes sorückkehrt. ^ gans dieeelbe cormptel eines eigennamens
findet ticb hei Cicero ad Att, XV 8, 1 de mmlo geripti tarn fridem^ wo-
für noch nichts befriedigendes gefunden ist (weder in Mario noch in
Maüo noch in Moniano).
474 FScböll: zu CatalluB.
als ob eine solche nomenclatur mehr wäre denn rauch und sdhalll wie
sich die composition wirklich erklftrt, nicht aus der nomenpoene,
welche mit der elegie so wenig zu thun hat wie mit den epinikioi
des Pindaros und den chorgesängen des AischjloB, sondern ans den
speciellen Verhältnissen des CatuUus wie aus der ihn beeinflnaeend«
alezandrinischen schule, das hat namentlich Haupt vorBehiedentlioh
in seiner feinen weise angedeutet, und wer diesen spuren folgt, wiid
erkennen wie schon die alezandrinischen ästhetiker die Schönheit
suchten als manigfaltigkeit in der einheit und einheit in der maaig^
faltigkeit, und wie sie glauben mochten diesem ideal besonders nabi
zu konmien durch die kunst eines so merkwürdig ▼erschlongenfli
aufbaus, wie sie Cat. hier offenbart.^
Statt dem ganzen gewebe nachzugehen, will ich lieber eiat
reihe besonders schwieriger stellen des ^. 68 zu erledigen tnchoi,
und stelle dabei an die spitze die behandlung von v. 118, dem aoi-
gangspunct für Kiesslings programm, das dann weiter die wiederholt
berührte Baehrenssche auslassung in diesen Jahrbüchern [1877
s. 409 fiF.] hervorrief:
sed tuus ältus amor barafhro fuit aUior iüo,
qui tuum damitum ferre iugum docuU,
die Kiesslingsche conjectur qui vi du am domin i f. i. d. kann frei-
lich weder sprachlich noch sachlich befriedigen, dennoch bedeutet
sie einen entschiedenen fortschritt gegen die sonstige behandlung,
den nur die leidenschaftliche polemik von Baehrens verkeuMB
konnte, wenn der letztere in einer combination älterer conjeGtnren
schreibt qui torvum (oder invitum) dominum f. t. d., so beruht
dies auf der Vorstellung, dasz die glühende Laodameia den kenschea
Protesilaos vermocht habe vor der zeit und vor den weihen sich mit
ihr zu vereinigen, diese widerliche Vorstellung hat zunächst in der,
übrigens von Baehrens selbst mit ungewohnter grttndliehkeit und
feinheit dargelegten sage keinen anhält, vor allem aber widerspridit
die Vermutung, und ebenso zahlreiche sonstige versuche (^iit tum
oder tarnen indomitam^ qui durum domitam^ qui taturi indamitam uam.),
dem Zusammenhang der CatuUischen stelle, da hier die rede ist von
der zeit nach dem tode des Protesilaos : v. 105 ff. quo tibi tum oem,
pulcherrima Laodamia^ ercptum est vita dulcius atquennima
coniugium: tanto te ahsorbens vcrtice amoris aestus in abrup'
tum dctulcrat barathrum, quäle ferunt , . . sed tum
altus amor barathro fuit altior illo. danach kann die tieft
der liebe hier nur gemeint sein im Verhältnis zum gatten im Hades.
diesen sonnenklaren Zusammenhang hat vor Kiessling meines Wis-
sens nur Is. Vossius erkannt, wenn er, freilich recht ungesohiekt,
^ und dieser fast raflinierte bau konnte nicht nur einem AW«ieSv
sondern sogar einem Bernhardy als zusammengewürfelter trttamerhaiifi
erscheinen, gans zu schweigen von Gruppes einsichtslos wegwerfendes
(buchstäblich wegwerfendem) urteil!
F8ehOU: m G^ituUiu. 476
^i in vüa indomUum vonehlug und dies «rklftrte (obsenr* s. 3S4) :
^Laodomia viveniem maritum fleotere non potait, qnommnt se
relicta Troiun proficiaceretor« mortao pematit vt vriietia iafariB
ad se rediret/ der notwendige ainn, iße besitliang der «teile ist
hier riditig erkannt, nnd wenn wir diee feethalteSf weiden wir niekt
iweifeln, dasz in domitum fare iugum doemä dae riehtig Aber-
lieferte domüus im sinne yoa gr. b^ii|6€ic «» mortmm in faeses iat»
EQgleich zu ferre tugum doeuU in einer ari oiymoron, welobea dem
alezandrinisch überladenen flül dieaee gansen paaene t» 107 — 118
BO angemessen ist. da aber damitus alleia fttr den JUtoer ao melit
▼eretftndlioh war, mnsz in dem eormpten #iMfiii der nOtige naala
stecken, kaam eine ftndemng wftre ^ tum vi iomUinm (t|^ ßlq
Kttl x^pcl bajidccac); doch bezweifle ieh dasz dies der xiedite ana-
druck wäre, und besser als dies und anderae (wie qui imm Oreo^
9fM telo^ leto^ faio domihm) sebeint mir ftnanriieh und inner-
lich : ^t Diti domitum ferre iuffum dödtU.
Auch im weitem knüpfe ich an dne bemerknng Kieeslings an.
derselbe sagt s. 18: 'ceterum elegia mnlto minna depravata in libria
f ertur quam 7ulgo opinantnr. pauea enim ennt qnae etianumnc emen-
dationem exigant, modo ne loeoa propter Terannm hiatna inaanabilea,
▼elut Y. 46 et 141 , aut propter remm ignorationem desperandoa,
▼elut y. 157, tem^re attemptemus; pandora yero quae allter atqne
in Hauptii recensione omnium nitidissima £sctnm eat conatitnere
Telis, sicut in versu 39 praesUat et 68 domimae a Froefalichio, in
▼ersu 102 Qraia a Muellero inyentnm recipiendum puto.'* idi gUnbe
nun einmal, dasz wir über die drei als verzweifelt hingestellten yerse
noch einiges licht gewinnen können, dann aber, daaz noch mehr
stellen wirklich verderbt sind. ' zunächst ist sprachlich unmöglich
V. 68 f.
* aamerkün^Bweise empfiehlt Kiestling^ noeh v. 65 das preee • .
bmploraia der Itali, zu dessen baatätifiiog^ auch noeh Nipperdej opase«
t. 117 beitrftRTt, nnd v. 68 Ate veluti tägro stati Me veUa in nigra: dieae
•iebere emendation hat schon AReeck 'deCat. cana. re rramiD.et metriea'
(Breslau 1872) thesis I gemacht eben derselbe tbeais fl, sowie OFraoke
'de artificiosa carm. Cat. compositione' (Berlin 1866) thetit IV empfiehlt
auch mit recht 87, 3 — wie Döring und Fröhlich — an Mhreiben nmlia
fide$ nullo fuit umquam in foedert UnUa, was der folgende Ters qmuäa in
awKtre tuo, sowie die paraüelstelle 76, 8 nee foedert in nüo so oo-
swoifelhaft empfiehlt, dass man sich hier wie in jenem falle wandert
die leichte und sichere änderung rerkannt tu sehen. * in der aorfiek*
Weisung der Baehrensschen yernnstaltungen stimme ieh KietsUng natfir-
Itch ganz bei; nur scheint mir der yon ihm übergangene yorseklag y. 98
beachtenswert, und gegenüber der yon Kiessling yerteidigtea ynlgata
ananfechtbar die Überlieferung des y. 61 didee fdatorum hmeee in emdore
Ifvwmen; Baehrens Knderte erst croito^ jetst talMO mit der loftigen be-
hauptung, bastua gehöre nur der yulgartpracbe an, die dnreh den eigen-
namen widerlegt wird: vgl. Löwe prodr. glose. lat. s. 66 (VIII 898), der
die schöne emendation von 89, 11 durch die überlieferaag jenes yertes
noch hätte stützen können, was Lachmaans yerbeMemag y« 189 be-
trifft, so hat sie Baehrens wol deshalb durch sein eoneipii irosiinihr
476 FSchOll: zu Catullne.
isque damum nohis isque dedü daminae^
ad quam communes exerceremus amores'^
noch unmöglicher freilich ist die jüngst vorgetragene ooigectnr tob
Baehrens ad quem c, e. a., da ad dliquem amcrtm txere&re ebenso
wenig lateinisch ist wie ad d&mum aliquam exereere: tu dem phn>
seologischen fügt sie aber noch einen syntaktischen ttbelitand, da
durch die Verbindung des relat. ad quem mit dem conj. exereermnu
die Vereinigung bei Allius, und gerade bei ihm, als iweck hinge-
stellt würde, während der zweck die Vereinigung, Allins' peraon für
diesen gedanken nebensächlich ist. ich schlage vor ui dam com-
munes exerceremus amores. bei der verderbung wirkte vielleicht dar
versanfang 101 ad quam tum praperans ein, da dergleichen Über-
tragungen im CatuUtext nicht selten sind^ wovon noch deatliehi
beispiele folgen werden.
Nicht sprachlich , sondern sachlich unmöglich ist die allgemeia
recipierte Schreibung v. 143
nee tarnen iUa mihi dexstradeductapatema
fragrantem Assyrio venu odore damum^
wo deastra^ überliefert ist. der einzige Döring macht hier in dff
altem ausgäbe die bemerkung: nicht vom vater werde doch dia
gegen teil verkehrt, weil er wie andere (sb. Weise) anttosi daran nsha,
dasz Judo das bild der Überwindung statt der ewigen eifertncbt Mb
sollte. dasB der gedankensosammenhang den letstem sinn ebenso deot-
lieh indiciert, wie ihm das concipit iram ins gesiebt soblägt» ÜUst ibs
nngerührt. anf jenen allgemeinen, von aussen herbeigeiogenen einwtad
könnte man sanftchst allgemein 'erwidern, dass Juno, wenn sie Inuur
wieder eifersüchtig wird, daswischen auch immer wieder vom lome lasisa
musB — sonst würde sie ja in beständigem schmollen von Jappiter ab-
seits leben, es gibt aber dasu noch eine treflFliche parallelatelle bii
Plautus im Mercator, wo Eutjchus den Charinns bittet, er möge salas
mutter versöhnen, die durch eifersucht auf ein mädchen mit dem Taltr
entzweit war, und dieser sagt v. 966 tarn propiHam reddam ftutm fmm
propitieut luno lovL cum überfluss rechtfertigt diese stelle auch aeeh
das prHsens eoncoquii an unserer stelle, an dem Pohl and Hertiberg SB-
stoss nahmen, übrigens mag die etwas auffallende vergleiehnng dtf
Verhältnisses der Juno mit dem des Catullus dadnreh veranlaaii sda,
dass im kreise der Clodia ßoCtivric diese ganie ideenweit besonders gf-
läuiig war: vgl. c. 70. 72.
^ so hat doch offenbar v. 148 quem iapide Uta dies cmmdidiore aeM
durch V. 152 haec atque illa die» atque a&a atque mKa gelitten, oad et
ist ganz unkritisch sich gerade an dies die» (statt dien^ ma halten, um
entweder — so Munro — die künstliche naöhschiebung ^mesi impa$t§a,
die»^ c, n, zu verteidigen, oder notai und die9 ihre stellen tansehen se
lassen : so Baehrens und vor ihm schon RFisch in seiner sehwäehliehsa
disB. 'de Catulli in vocabulis coUocandis arte' (Berlin 1876) ■• 61.
* die Ellis-Baehrenssche Schreibung decMtra ist reine spielereL tbai^
haupt aber hätte die behandlung der Orthographie bei B. noch sehlrfHa
tadel verdient als den von Kossberg in diesen jahrb. ansgesproehi
denn — von sonstigen Irrtümern und fehlem su schwelgen ^ i
eulonia und gar Etroscus und connus uns als CatuUlsohe arehalsi
aufgetischt werden, so zeugt dies von ebenso geringer einsieht in die
teztkritik wie in die lateinische lautgeschichte. wenn B. es ferner llr
FSchOU: n OiteUni. 477
braut ins hau8 des briaiiganis gefllhrty und doch könne die stelle
nur auf die sollenne dedmcUo^ nidit auf das tu fNOfiifNi doft beaogen
werden, über diese handgreifliche nnmOglidikeit haben sich m^-
wfirdigerweise alle kritiker, Döring seihet in seiner spitem ausgäbe,
hinweggesetzt und sich bei dem ftosaerlich naheliegenden dmetm he*
rohigt imbraachbar war freilich Dörings dmtm Mmiapat&rnmm
f» Ä. V. 0. d., wo das vftteriiche haus des briutiganiSTerstanden wer>
den soll mit sehwerilüligem aosdrock, besonders aber mit nndenk*
barer isolierong von desira* Tielmehr werden wir in deosfra etwas
anderes zu suchen haben, nnd Ton den eehriftiOgen dee Veronensis
entfernt sich kaum nee tarnen iUa mihi clau$iri8 ißämiia paietni$\
▼gL im epithalamium 61, 76 dmutta pomäiU •ofNiae, sowie das
Horasische nequt nUra daustra ttmibo (carw» III 1 1, 48), endlich den
dausirUumus in Laevius Protesilaodamia bei OeUins XII 10, 6«
Ich wende mich gleich zu dem anmittelbar Toran|gehenden vers
mgratum tremuli toüe parentis omiSf Aber dessen nnTerstindKchkeit
alle einsichtigen einig sind, da weder Tom Täter der Lesbia die rede
sein noch Cat. sich hier mit dem Tater Tcrgleichen kann. allgemeiA
hat man eine lacke angenommen, mit mm teil -r- man seheEUisl —
abenteuerlichen annahmen, die wir auf sidi bemhen lassen mir
scheint eine lücke nidit indiciert, sondern nnr die annehme einer
schweren corruptel: denn wie voriiergeht atqmi nee äms hominei
eampemer aequom est^ so folgt nee tarnen (Beehrens sinnlos tandmn)
wichtig genug hielt jede 'herBtallnng' eines ei statt i als eigentliche
conjectur aufzaführen — sb. 62, 14 *nei wUrum scripti: necminm T%
wo schon Schwabe nimintm hatte, nl. — so hitte er rar einen guten teil
Torgänger, wie Henssner 'observ. gramm. in Cat.* (Berlin 1670) nennen
müsaeD: aach MoedUa r. HS geUihrt LMQUer (ßnd B. selbst aar die
weitere verkrüppelang des verses). wenn ftbrigens jedes nee für ne^
jedes u oder a für i auf altes ei führen soll, so wird man dergleichen
'spuren' dutzendweise in handschriften von sehriftstellem finden, bei
denen an ursprüngliches ei nicht an denken ist. hat nun B. in den
genannten f&llen und sonst nicht selten seine Vorgänger verkürBt, so ist
doch ein viel grösseres unrecht, dass er 87, 4 (vgl. paef. s. XLIX f.),
Haupt SU seinem Vorgänger in adoption der Geluanisehea lesart eMa
aeima macht, was Rossberg bei seiner bespreehnng dieser stelle nicht
nngertigt lassen durfte. Haupt führt (opuse. II s. 126) gerade das geges-
teil von dem aus, was er nach B. 'unus aoate agaovit', und Haopt war
1) ein viel zu feiner spraehkenner als dass er Cat. das inconeinne
eMa ebriosiores vindiciert hätte, 2) ein viel su feiner metiiker als dass
er den hiatus in den hendecasyllaben ohne weiteres sugelassen hätte,
8) ein viel sn feiner kritiker als dass er nicht dnrenschaot hätte,
warum ein Gellins die hss. mit ebria vortog. die eleganUa hendeea-
BjUaborum hat übrigens Baehrens auch 64, 1 verdorben durch hinein*
conjicieren einer sjnaloiphe im letsten fnse Oionii capmi {ppAdo eei
pmMum o$!) Afri ru$tica »endlauta crura mit der fast naivea bemerknng
*o$ hie dest in VM in Ei eri v. 2 findet er oe Afri nnd verhnnst durw
09 den vers und sinn, da sich die parenthese an cmpmi aasehliesst. in
EteH steckt wol auch nicht HeH, Veiü^ Neri^ Tkori oder gar ei iti
{ruMÜce) [Munro!], sondern einfach Terei^ vgl. den Uhertm» fereme bei
Plinins n. h. XVII 17 nnd die TereimM eaeimtem daselbst, welche XV 24
in den hss. auch eine Eter(ei)atui geworden ist.
478 FSchöll: zu Catullos.
üla mihi usw. : wir haben also eine anfzählung von grflndan , mit
denen Cat. sich selbst zu beschwichtigen sacht; in diese reihe gehArt
auch der fragliche vers, der mit ingratum dem vorhergehenden mec
aequam entspricht, nur dasz es nun natürlich gleich mit leiser Ende-
rung heiszen mnsz nee gratum iremüU . . onus, dasz aber dabei nkU
von der undankbaren last des tremuhis parens die rede ist, li^gt
auf der band, und ebenso leuchtet wol schnell ein, dass dersdbe iater-
poliert ist aus der parallelstelle 61, 51 tesuis t remulu 8 parens m-
vocat. hier kann nur von dem ängstlich verfolgenden liebh aber
die rede sein, der stultorum more moUstus ist, wie bei Ovid am
III 4, 42 si sapisj indulge dominae voUusque severas exue nee rigiM
iura tuere viri {dure vir^ inposüo tenerae custode pueüae $iü agis) ; o. o.
III 602 nmium duri cura molesta tnri ua. also etwa nee grahmtre-
muH tollere amaniis onus oder tcUere onus vigiliSy so daeidor
Wegfall von vigüis nach onus oder die oorruptel ^oSe ftantis zu de
interpolation von {pa)re(ntis) auf grund jener stelle geführt hftta
Auch in betreff der hinter v. 46 statuierten Iflcke kann nsi
sehr zweifelhaft sein; der lose pentameter noteseatque wuiigis IM^
tuus atque magis gibt nur eine matte amplification zu dem vorb«-
gehenden sed dkam vobis, vos porro dicite muUis miUbus et fitäk
haec carta loqtuUur anus und dem folgenden nee tenmem iesms
subUmis aranea telam in deserto Aüi nomine opus faaai^ and lo
möchte ich jene schon von älteren kritikem verdächtigten worti
eher als eine zu den bildlichen versen 49 f. beigeschriebene parallel-
steile entfernen, als durch sie und einen zugehörigen hexameter glei-
ches inhalts die rede verwässert denken.
So bleibt uns noch die besprechung der verae 157 £, wol dar
schwierigsten im ganzen Catull, an welchen ohne den geringsten e^
folg alle mittel der kritik versucht sind und welche die verständig-
sten für einfach unheilbar erklärt haben, ich glaube aber dasx wir
sie, wenn auch nicht sicher emendieren, so doch in ihrer beciehoig
und bedeutung klar machen können.
et qui prindpio nöbis terram dedU aufert
a quo sunt primo omnia nata bona.
zunächst haben wir hier den besten beleg fttr die schon öfter hervor-
gehobene interpolation aus parallelstellen, seltsamerweise bat noA
niemand gesehen, dasz das sinnlose terram übertragen ist ans 66, 49
et qui principio sab terra quaerere venas.^^ daraus folgt dau
die bemtthungen auf grund der buchstaben von terram etwas hersa-
stellen verfehlt sind, am verfehltesten der neaeste Vorschlag voa
Munro teeteram dedit^ mit der monströsen synaloiphe von fe and
et^ die natürlich durch die angebliche analogie von te adibit uä. nicht
*® nach solchen beispielen m%f( es auch wahrecheinlieh werde»,
dasz 39, 19 Apulejas de mayia s. 10, 6 Kr. mit deniem alque tmusm
pumicare gingioam die eigentümliche und echte lesart bewahrt, der
Veront'niis sein defricare aus 37, 20 et den* liibera defritoiuM uHmm Aber-
tragen hat.
FMuni: la CSKlaIliit;j 470
gestütst wird: aber auch teneram (Btathn), eiifiMii oder iaedam
(BaehreBt), cartnn (Peiper)" na. sind baltloee Tertnehe. dteee er*
keimtnis bringt ja nun znnttcliet eher einen negathren gewinn, indem
aie der emendation Reibet den geringen anhält an den 'tberliefarten
hnchetaben hinwegtiefat; doch wird dieaer sebeinbare näoMeQ ddi
später ausgleichen, zonftohst fragt ee sieh: auf wen sind die Terse
sn beziehen ? mit seltener übereinsümmnng hat man an denOenigen
gedacht, der entweder die freondsohall nut AllinSi oder dai TdiUli-
nie za Lesbia, oder beides 'dem Cat. Termitldt hibe, ja man hat
weiter in aufert den namen des fermitllers gesudil, taerst Sealiger
OufenSy dann Hejse (LMttller, BaehivBs) jifMr, ndettt Mnnro Aferi
dasz wir weder von beziehongen n lauten dieses namens, nodi Ton
einem derartigen rermittler llberhattpf etwas wissen, dasz auch
sonst das gedieht gerade eine demrtige beziehung durch nichts nahe
legt, ist dabei emfacb tibersehen« aber nicht einmal die fraglidien
corrupten worte konnten darauf ftümmt dehn für einen soSehen Ter-
mittier wäre der auadruck a fuo amma bona naia smif und ToUends
a quo primo n&ia stmt ganz unbegrdflioh; dieser hätte den anlasz
zu allem glück geboten '^ nicht läes ^Qck geboren: und welche
^Wiedergeburt' {primo) soll dem -entsprechen? an sich aber ist da-
nach schon mindestens der ausdniek''ton dem zuerst geboren sind*
absurd, und auch deshalb kann die emsdilebung Ton inj ab hiatus-
tilger nach iMtmo , bei der sieh die meisten beruhigt haben, keines-
wegs befriedigen^: damit wird verpflastert, nicht geheflt. gerade
II Peiper «'Q. Valerius Catnllas' (BresUa ISU) t. 64 mit der che-
rakteriatiscbeii 'begrUndong' : 'wenn die verie graviter cormpti sind,
wie Sehwabe tagt, to muss man wenigtteas terrmk in t. 167 ans*
nehmen, hier war cm-Am, fei*! absolot, sei'« mit riSekbesieknng aaf
damino zu schreiben.' in tthnlich apodiktiseher weise hSaft Peiper Tor-
Bchläge, oft der bodenlosesten und thöricbtsten art. '* was Baehrens
in den 'analecta* über CatuUs TerhlQtnis sn Anser schreibt, entstammt
leider derselben^ ' qneüe % der wir auch Gabil als rebortsort Tibnlls,
den zweiten elegiker Albins, narolleadete Stacks des Meaaadros na*
verdanken: seiner eignen pbantasie. der einzige versnob fttr die an
unserer «teile gemeinte persönlichkeit einen anhält in den gediehten
Catalls zu finden ist von Rlessling gemacht In den cosunentationes
Mommseoianae s. 364 f. , indem er den Alfenns Varus aaf gmnd von
c. 30 hierberzieht; doch ist aneh ditae dentnng ans den werten
heraus- oder noch mehr in sie hineingepresst ^ so etwas wollte
Peiper mit seinem a qvo iunt primo semma oder wtomina nata bonif wobei
das sinnlose primo blieb, das charakteristische osuila 6eiis weggeschafft
und dafür ein onlateinisehes aad unsinniges temiiut oder sissdiMi
mala iuni hineingebracht wurde, viel auf eiassall ^ Haupt selber,
der dies vorschlug und in seinen tezt setste, verbelte sieh dies keines-
wegs: vgl. opusc. n s. 126 'emendandum esse inserto sit* post primo
c«nfidentius diceremus« si enm versnm qul hnnc praecedlt eorrigere
possemus. ouüis versus emendatlo neque Sealigero neqae alüs olim
snccessit, nuper autem pessime temptata esk' das letate geht auf Hejses
(von LMüUer später adoptiertes) te trmuäedUf Anter ^ wobei (von Atuer
abgesehen) auch nobU ie tradidii statt tiof tfM tradidit (*■ commendaoit)
steht.
480 FSchöU: zu CatuUus.
die worio omnia nata bona können uns aber auf die rechte spur
bringen, man hat richtig erkannt dasz sie von der geliebten ge-
braucht sind, wie 77, 4 ei misero eripuisti omnia nostra bona, es ist
das eine ungewöhnliche und charakteristische wendung, die sich nur
an diesen stellen wiederholt nun gilt für Cat. dasselbe gesetz wie
für Horatius , dasz Wiederholungen bei ihm nie ohne bestimmte ab-
sieht und beziehung sind, wenn wir dann das unpassende nata her-
yorheben( so werden wir geneigt sein dasselbe für eine cormptel
aus nostra zu halten, zugleich aber werden wir durch die ganze Wen-
dung darauf geführt , dasz kein anderer als Bufus der in den versen
157 f. bezeichnete ist. das nach principiQ im vorhergehenden verse
vollends unpassende und weiter durch den hiatus verd&chtige pnmo
ist demgemäsz so zu emendieren , dasz ein diesen verbfiltnissen ent-
sprechendes participium zu sunt gewonnen wird, etwa a quo gufU
praerepia omnia nostra bona oder besser noch a! quoi sunt per-
missa omnia nostra bona mit leicht erklärbarer verderbong (n
a quo sunt fimiffo und weiter unter prindj^o zu primo) und mit
zartem ausdruck und andeutung zugleich des Schmerzes im nach-
geben, diese beziehung auf Rufus gewinnt aber noch eine doppelte
bestätigung, die eine aus der stelle selbst, die andere aus dem gan-
zen Zusammenhang, vorher hatte sich ja Cat. bereit erklärt sein glück
mit andern zu teilen v. 135 f. quae tarnen etsi uno non est content^
CaiuUo, rara verecundae furta feremus erae und 147 f. qnuxre 9M
satis est^ si nobis is datur unis^ qiiem lapide iUa diem candidiore ndtat.
damit ist indiciert eine annäherung an die glücklichen nebenbohler,
vor allem an Bufus , der schon vorher sein nächster freund gewesen
war, bevor die rivalität sie entzweite, in den werten selbÜBt aber
passt für den bei Bufus zu erwartenden gedanken vortreflflioh das
wort, in dem die kritiker gerade die cormptel suchten, dedü auferi:
das prägnante aufeinanderklappen der im gegensatz stehenden verba
durfte nicht wegcorrigiert, sondern muste durch herstellung der aats-
form ermöglicht werden (vgl. Ov. rem. am. 306 noä^ quas mihi non
dat habet uä.) ; dafür bietet sich jetzt die stelle, wo die interpolation
von terram uns freie band läszt, und wir versuchen
ä qui^ principio nobis era quae dedity aufert —
a! quoi suntpermissa omnia nostra bona!
zur satzform vgl. 44, 7 ff. matamque pedore expuli tussm^ nan in-
merenti qi4am mihi meus venter^ dum sumptuosas appeto^ dedity eenoi»
eine nennung des Bufus war bei dieser deutlichen bezeichnung nicht
nötig, ja ihre Unterlassung ist dem complicierten Verhältnis ebenso
angemessen wie die überhaupt etwas gewundene spräche: in diesen
Worten reicht der dichter gleichsam mit abgewandtem antliti dem
ehemaligen freund die band zur Versöhnung, zugleich schlagen ans
diese worte noch eine brücke zum Verständnis des ganzen verhältaiBses
zwischen Cat. und Bufus in seinem merkwürdigen verlauf, was im
folgenden, hoffentlich befriedigender als bisher, erledigt werden solL
FSchdU: SQ CMtaUot. 481
IL
Nur mit unwahncheinlidikeiteii, wülkürliehkeiten und plampeiL
irrtOmern hat man bestreiten können, daez die Lesbia-Clodia, die
Jano des Catnll, welche znletst cenhtm an dueenü mtmes €mabmU^
identisch sei mit der Clodia qnadrantaria, der ßotdmc und imnhtm
amica bei Cicero, zu den von Schwabe ua. gi^benen belegen ftige
ich noch pro Cadio § 49, wo die worte sifuae fum nupki muUer . .
virorum alienissimarum comnvüa uH inetUuerit an CataU e. 37 ge-
mahnen, die Worte si demque Ma se^getai fion inee$$u 9ahim . .
fineretrix procaxque videatur an 42, 7 t Uh qumm vUkUä turpe in-
cedere, mimice ac mckste usw. übrigens glaube ieh dasz aucb auf Gat.
selbst eine hinweisung in der Caeliana zu finden M^ %99 kie eHam
miramury si ülam eornmefiUciaim pifxidem ob8eaeni$$ima e$t fa*
hula consecuta? nihü esi quoi m ems madi mMerem nan eadere
videatur: audita et pereelehrata »ermoniVins res est per-
cipitis animis^ iudices, iam dudi»m quid pdim tfelpoikts quid ncUm
dicere. quod etiam si est faetumy certe a CkuÜo mm est. qwd m^m
attinehat? est enim ah aliquo fortasse adulescente nontam
insulso quam non vereeundo* mn aidem est fietum^ noniUud
quidem modestufH^ sed tarnen est non infaeäum menib»eium: quod
profedo numquam hominum sermo atque qpMo compfübasset^ nisi
ornntOy quae cum turpitudine aiiqua dieerentur^ in is tarn quadrare
apte viderentur. wie gut die worte aduleseens non tarn insulsus quam
non verecundus im munde des Cicero den Catull charakterisieren
würden, liegt auf der band, nun kommt aber noch weiteres hinzu,
wie die anspielung auf die fcibula obscaenissima , percddmäa mit
den schlusz werten des § 69 quadrare vid&rentur^ so beweist der
ausdruck § 62 nisi forte mutier patens quadrantaria Uta per*
mutatione familiaris facta erat halneatori in Verbindung mit
der Clytemestra quadrantaria des Caelius, dasz die bezeichnung Clo-
dia quadrantaria in besonderer beziehung auf jene geschiehte mit der
pyxis vcneni im bade entstand : die ftltere wie die neuere erkllrung
des Spitznamens ist also vOllig unzureichend , und die aenigmata des
Caelius, von denen Quintilian VIII 6, 53 sagt: et nunc quidem solr
vuniur et tum erant notiora cum dicerentur^ harren fAr uns noch einer
gelehrtem und scharfsinnigem lOsung. ich musz sagen Daves sum^
non (kdipuSy finde aber weiteres hierher gehöriges material bei Pro*
pertius III 30 (11 32), wo es heiszt y. 23 ff. nuper enim de te nostram
maledixit** ad aurem rumor, et in tota non honus urhe fuit.
<^ unzweifelhaft findet sich umgekehrt eine besiehnng auf die Cae-
liAoa hei C«t., der 40, 7 den Cicero dareh den aatdmok opämms ommtMm
patronuM zu einer adTocatitchen hure macht in deatlicher parodie der
omnium amica {pro Caelio § 82). vermotUch hatte Cicero ia der cmuia
Fatiniana auf epigramme des Cat. gegen Vatinios mit der beseiohnung
detaelben hIs peuimus poeia bezug genommen und dafür zahlt Cat. beim.
'* anf nottram aurem statt des bisher üblichen ploral weilt die
Überlieferung (s. Baehrens' ausgäbe); in dem oorroptea wieHs)eäit suche
Jikhrbttcher für cläi«. philol. 1880 hft. 7. 32
482 FSchöll : zu CAtDl1u8.
sed tu non debes inimicae credere linguae: semper formosis
fahula poena fuit. non tua deprenso damnaiasi fama
veneno: testis eris puras, Phoehe^ videre inanns, weiter aber t. 41 ff.
an quisquam in tanto stuprorum examine quaerit *cur haec tarn dives?
quis dedit? unde dedit?* o nimium nostro fdicem tempore Bamamr
si contra mores una pueUa facU ! haec eadem ante illam inpw
nite" et Leshia fecit: quae sequUurj certest invidiosa minus.
Musz schon die Schilderung der person und lebensart der bei-
den Clodien die identificierung nahelegen — wofern man nicht die
einfachsten dinge auf den köpf stellt — so zwingt förmlich dazu
das noch viel schlagendere zusammentreffen auf beiden seilen in dem
intimen verhSltnis zu einem Rufus und dem nnzflchtigen Umgang
mit einem Clodius. wer das alles in derselben zeit bei zwei ▼ersehie-
denen personen desselben namens für wahrscheinlich oder nur mOg>
lieh hält, der ist ein sonderbarer schwärmen was den zweiten der ge-
nannten coincidenzpuncte betrifft, so brauche ich nach anderen nidit
auszuführen, dasz und warum der Lesbius- Clodius c. 79 Sex. Clodins
der cunnüingus der Clodia sein musz , und nichts ist hohler als der
einwand, derselbe sei häszlich gewesen, während Cat. sage Lesbius
est pulcher: fügt doch Cat. sogleich hinzu quidni? quem Leshia mäU
quam te cum tota gente^ CatuUe^ tua\ eine solche begrflndung hatte
er nicht nötig, wenn der betreffende wirklich schön war, und wenn
wir nicht schon wüsten dasz jener häszlich war , mftsten wir es aus
diesen werten des epigramms schlieszen. nicht so einfach erledigt
sich der letzte vers sed tamen hie pulcher vendat cum gente Cb/ußnm,
si tria notorum {natorum G) savia reppererit: weder drei küsse von
^bekannten' oder 'kennem' noch die von *kindem* geben einen sinn**,
noch weniger eine pointe; auch des Calpumius amatorum saf>ia hilft
nichts, Peipers aratorum aber ist noch sinnloser als die überliefenmg«
wenn Cat. in den vorbereitenden versen sich und sein verhältiiia za
Lesbia so nachdrücklich betont, so musz dem auch der schlusiyen
entsprechen, es ist aber von küssen die rede, deren Lesbius nicht
drei gewinnen kann trotz des Vorzugs den er jetzt bei Lesbia hat:
wer denkt dabei nicht gleich an die tausend und aber tausend küsse
des Catull ? nehmen wir dieselbe Verwechslung an, die uns oben bei
68, 158 begegnete, und schreiben si tria nostrorum savia reppererüt^
so ist das ganze epigramm treffend und witzig : Lesbius gilt jetzt
mehr als alles was Catullus heiszt, und doch — die freiheit znm
pfände — nicht drei ihrer früheren küsse wird sie ihm geben, die
art der wollust, für die jener ihr recht ist, macht ihn ihr selber ekel-
ich maledixit (peruenit g, pervadit HeineiuB, praeeedit Hoschke, dtkitu
LMüUer, devenit Baehrens, [malus Mt inzwiachen Leo]).
'^ inpunite habe ich eingesetEt für inpune\ die Tulgata tilgt den
hiatus durch iam nach ülam^ was neben dem folgenden et LeMa kann
anseht. *^ den abgeschmackten erkläningsversiich von Wettphal and
anderes dürfen wir auf lieh beruhen lassen: die Widerlegung ift m bilKg
nnd der gegenständ su widerlich, um ohne not dabei in verweilea.
FSchOU: tti CfttuUm. 483
haft für solche genüsse reiner liebe, bei der berfihmtlieit flbrigeiii
gerade der hasia CatuUiana wird man noch besser schreiben n tria
nostrarum hasia peppererity um so mehr als $auia fOr uasia sich
ebenso leicht durch das bekannte umspringen der silbe erklftren
kann, wie durch Übertragung ans dem drei Terse Torher Oberliefer-
ten fnkgmenised nuf^ id doko quod purae pura piuüae $avia (Mute
V, wie an unserer stelle 0) eommmxU ßpurea aaUw» tua*
Verwickelter ist die erledigung des anden, frtthem Terhilt-
nisses , das zuerst Catulls liebe^lflä stOrte. wen hat es nicht ge-
ftffl und geftrgert, dass man mit dem Caelius-Bofns nicht gans ins
reine kommen konnte? da ein historisches bedenken gegen den
Caelius des Catull ■» M. Caelius Bofus su sprechen schien, so hat
man sich bemüht Bufus und Caelius bei ihm als möglichst Tsrschie-
den darzustellen, den Buftis als crudde venetmm viUte, pettis anrnd»
tiae (c. 77) dem Caelius mit seiner untco mwictfifl, cum vesana tarre'
ret flamma meduUaa (c. 100) gegenüberzustellen, ein starker gegen-
satz besteht hier allerdings; jedoch fidlen beide gedichte auch in
ganz verschiedene perioden, so dass die seit den gegensats sehr wol
ausgleichen konnte, wie ja eben Bolus einst schon unu$ atque 111110119
amicus (c. 73), neguicquam credäus amioo^^ (e. 77) gewesen war. den
Caelius n i c h t für den M. Caelius Bufus su halten muss schwer fidlen
schon wegen der allgemeinen erwSgung, dass es doeh ein buchst
sonderbarer zufall wftre , wenn ein Caelius (Bufus) suerst die liebe
gestört, ein anderer desselben namens den tollen liebenden gerettet
fafttte : w&hrend es dagegen ein ganz natürliches yerhftltnis ist, wenn
der busenfreund des Catullus, durch die unselige leidenschaft für
dieselbe frau mit ihm zerfallen, dann von dieser leidenschaft geheilt
sich dem freund wieder zuwendet und auch ihm die äugen üffhet
Ober das weib, das jenen noch dSmonisch umgarnt, eine Vorstufe
für diese Wandlung würden die verse 68, 157 f. bieten, wenn wir sie
oben richtig gefaszt haben, fiist mehr noch aber als diese allgemeine
erwfigung spricht für die identitftt des Caelius mit Buius c. 68 Cadi^
Leshia nostra, Lesbia iUa, iUa Lesbia^ quam Catidlus unampius
quam se atque siu>s atnavit omnes^ nunc in quadriviis d ongiporHs
glübit magnanimi Remi nepotesf bei der thatsache, dasz ein Caelius
einst die Clodia geliebt hatte, bei dem weitem zusatz tJZa, quam
Catullus unam . . atnavit ist es unmüglich das Lesbia naslra anders
zu fassen als im eigentlichen sinn : an Caelius gerade wendet sich
dieser aufschrei, weil auch er bei dieser herabgekommenheit der
>* Baehrens hat mit unrecht die jetst durch den Ozonientia be-
•tHti{?tu vulgata neqtäcqnam ereäUe amice dem vod Laehmann, Haopt,
LMüiler aufg^eDommeneD h. c. amieo (O) vorgeforea: das hanptgewicht
mit nicht auf den begriff des frenndss und der treuadestrene — so bei
amice — aondem auf den der vemntreQQng — so bei awdeOt wo credite
entsprechend herTortritt: daher magno cum pretio, eripuUH ammia nottra
bona und noMtrae pestis amicitiaey was nur gedankenlose auf die freond*
Schaft mit Knfiis (statt Lesbia) beziehen können.
32 •
484 FSchöll: zu CatuUus.
frühem zeit ihrer liebe denken, das ehemalige verhKltnis zn einem
eolchen weib beklagen muste.*" der identit&t des Caelias mit IL
Gaelias Bufus soll nun entgegen stehen , dasz der Caeliua dee CiL
ein Yeroneser wäre, während jener, zwar sicher nicht — wie noch
einige der neuesten bearbeiter der frage annehmen *' — aus Puteoli,
wol aber aus irgend einem municipium, also nicht aus Venma,
stammte : c. 100 Cadius Äußenum et Quintius Äufilenam flos Vero*
nensum depereunt iuvenutn» dies kann man nicht entkräften durch
beziehung des flos Veranensum iuvenum nur auf den nächst yorher-
gehenden Quintius, sofern der plural depereunt dazwischen tritt;
nun glaube ich aber diesen plural selbst beanstanden zu müseen:
denn dasz zwischen die zum singular flos gehörigen genetiTe das
yerbum im plural treten könne, der sich nach den Torhergehenden
namen richtet, hat man zwar ruhig hingenommen, aber keineswegs
belegt und gerechtfertigt; selbst aber wenn dies geschehen könnte,
wäre immer noch keine nötigung dies anzunehmen, da ja jener plu-
ral gar nicht Überlieferung, sondern nur alteingebürgerte coigectar
ist: Qhat depereretj 0 deper^t^ daraus können wir, äuszerlich min-
destens ebenso plausibel, machen flos Veronensum deperit^ et,
iuvenum mit demselben gebrauch der interjection, wenn auch mit
anderm ethos, wie in dem gedieht an Quintius ** 82, 8 eripert^ a,
noU mtdio quod carius Uli est oculis. nun ist nicht die geringste Ver-
anlassung das flos F. t. auf Caelius mit zu beziehen , nur Quintius
wird so genannt (wie der geliebte des Cat. flcsculus luvenüorum),
und dasz er allein hier sein prädicat erhält, ist vollkommen ange-
*® LMüller scheidet zwischen diesem CaeliiiB (a* Rafas) und den
(Veroneaer) Caelins des c. 100 — da hört vollends jede probabilität auf.
'^ auch das alter des Caelius geben sie noch mehrfach nach der voa
Nipperdej widerlegten bestimmung des Plinius an. dasz er aaoh nicht
85 vor Ch. (Nipperdey), sondern c. 88 geboren, also mit Cat. fast voU-
ständigf gleichaltrig war, hat kürzlich Wegehaapt nach Mommseni dar-
legungen über die ämter und besonders nach Cic. p. Caelio § 18 fest-
gestellt (programm des Breslauer Magdal.-gymn. 1879 s. 6). " auch
ein artiges zusammentreffen, dasz von dem fraiemum vere dulee ModaNehm
(100, 4) der eine ehemals dem Cat. die geliebte hatte entrelssen wolleB
(eripere, eU noH)^ der andere sie dann wirklich entriss {eripuUÜ^ eikex $8,4).
dasz übrigens in eripere ei noli das ei nicht etwa pronomen ist, kann
bei Uli in demselben verse nicht zweifelhaft sein, beiläufig bemerke
ich dasz die interjection ei wol mit unrecht durch Lachmann borge-
stellt ist 76. 21 ei mihi tubrepens imos ui torp&r m artus (frühere mtm
oder haec mihi^ Peiper unlateiniscb ceu mifd). unmittelbar nach enjflU
hanc pesiem pemieiemque mihi ist ei mihi kaum am platze, und in oem
überlieferten teumihi dürfte eher nensim mthrepem stecken, was avoh
die passende allitteration bewahrt, noch unpassender hat in demselben
gedieht y, 10 Munro die interj. a zur tilgung des hiatus benutzen wollea,
die zwischen Worten wie iam ampliut gar nicht stehen kann, freilich ver-
ttoszen von den bisherigen versuchen die Umstellungen puire iwm ie cur
und te iam cttr gegen den sinn, Baehrens' Verdoppelung des iam beim
comparativ gegen die spräche, Peipers iamque gegen beides; es ist wol
tu vor te einzuschieben, wodurch der ansdruck der selbstqnälerel noch
gehoben wird.
FSchOU: u CatiillQt. 485
messen, da über das den CaelioB empfehlende moment Cat. dana
besonders spricht: cui faveam patma? Codi iOn, nom titm nMs new.
Steht demnach nichts mehr im wege das vorhin alt wahrscheia-
lieh bezeichnete sachverhftltnis anznaehmen **, so kann uns dies aaeh
noch unterstützen bei der emendation der oormptea worte zwischen
nam tua ndbis und umoa amkUia r. 6. bei dem schieksal der freimd-
schaft zwischen Caelios and Cat wie bei dem zosats t. 7 eimi ve$tma
meas torreret flamma meduüa$ liegt niehts niher alt den den B0mem
gleich uns geläufigen ansdrack sa suchen ^ dass die umea amieMi
gleichsam die feuerprobe bestanden habe, und gerade auf igm$ wei-
sen auch die spuren der Überlieferung i^erfecfa i g i 0^ perfecta e^
igUur e G : das letztere wol schon ein herstellnngsrersuch der Ton 0
mehr nachgemalten unyerstftndlichen spuren des Yeronensis; lOsen
wir sie &\xiex ignest^ so können wir zugleich i^erfeefa halten, was
fast alle kritiker antasten^: es ist TortraSlidh indem gerade zu ex
ignest passenden sinn und gebrauch Ton einem ToUeadetenkunstwerk.
so verlangt nur noch der erste vers des gedichts eine kleiae Verbesse-
rung, mehrere erklftrer des Cat. haben gesagt, Cat. mOge auch des-
halb die liebe des Quintius zu Aufilena nicht begünstigt haben —
weil er selbst auf diese anstrengungea gemacht habe nach c 110 und
111.*^ so lächerlich wird sich Cat. aicht gemacht habea; ia jeaea
gedicbten ist auch keine spur davon, dasz'Cat die Aufilena für sich
verfolgte, vielmehr verhandelt er nur mit ihr über ihr beaehmea
und ihre übernommene verpfiichtung — natürUch für CaeUus, dem
er in c. 100 seine begünstigung versprochen hatte {cm faveam piriiue?
doch nicht nur in gesinnung, sondern durch die that I). also viel-
mehr Caelius Aufilenam et QuifUiiis Außenum^ wozu auch stimmt
V. 3 Äic fratremj ille sororem»
Unter den früheren gedichten an Bufiis** verlangt aber ein viel
und oft verkehrt behandeltes noch eine besondere besprechung : c. 71.
'^ darüber wird man sich nicht wandern, dass er den frennd nach
der aussöhnuDg anders anredet als in den schmähgfedichten : ohne sol-
chen grand wechselt er in der anrede Lieini (e. 60) nnd (Mfe (e. 14
und 96). nicht mehr aber wird man sich darüber wandern dürfen, dasa
er nach der aussöhnung^ die ach mäh gedieht« in seine saralnng aufnahm,
wenn man die Bitte des altertums darin kennt sind doch aneh die noch
bösern gedichte aaf Caesar trots der offieiellen anssdhnong stehen ge-
blieben. '* die meisten pertpeeia, daan exigii hoc Colneins, €9i igitur
Fruterius, est signis Fröhlich, extane esi Koch, egregie tti Baehrons, end-
lich per facta exhibita est Lachmann (Hanpt, Schwabe, H^jse, LMüUer).
^ man wollte sogar c. 82 auf dies Verhältnis besieheo, w&hrend die
dort gewählten ausdrücke unsweifelhaft die Lesbia beseicbnea (vgl.
104, 2], die einzige wirkliche liebe Catnlls. ** ans dem kreis dieser
gedichte läszt man e. 69 wol besser bei seite, wenigstens so lange man
die lücke des ersten Terses Bononienti» rufa ru/km feUU nicht besser ans-
xufüUen weiss als durch das für ein solches gadieht imdeukbare Aa/Waai
^Palladius) oder den schwerfallligen naehsohnb eines edax (Westphal)
oder onus (Munro) nach rufum: der ooneinnitftt würde eher ein wort
oder name zu rufum entsprechen, wie rufkam Aprum*
486 FSchöU: zu CatuUus.
zwar dasz der erste vers zu schreiben sei si quoi iure hano saeer
alarum ohstitü hircus^ darüber sollte nach Haupts ua. anseinander-
setzungen kein wort mehr nötig sein, in Baehrens' text si quai^ Ftrro,
Inmo sacratorufn ohstitU hircus gibt quoi bona sacraiarum (das
letztere nach 0, sacrorum 0) eine kaum lateinische, jeden&Us sinn-
lose Wortverbindung — das erstere wegen bona , das letztere wegen
sacrcUarum — dazu kommt aber das von Parthenius aufgenommene
VirrOy ein nicht bezeugter, zugleich gegen das metrum verstoszender "^
name — und mit dem allem sind die ttbelstände dieser Schreibung
noch nicht erschöpft, doch trifft der weitere anstosz auch sonstige
Vermutungen zu diesem gedieht, eine anrede {Aiei^ Atti) haben an
anderer stelle auch Hejse und Schwabe hineincorrigieren wollen f&r
das corrupte mirifice est a te naäus utrumgue maHum v. 4. allein
von anderm abgesehen kann hier mirifice allein gegenüber dem
correspondierenden iure hono v. 1 und merüo v. 2 nicht genügen;
den dadurch nahe gelegten begriff gibt aber auch nicht GHermanns
mehrfach gebilligtes mirifico est fato^ während Baehrens* mirifica
est poena wieder zu viel sagt: denn nicht durch strafe hat der be-
treffende utrumgue mcUum erlangt, sondern zur strafe, ich fasse a te
als misverstandenes ap te =» apte und kann so mirifice bewahren,
denn die Verbindung der beiden adverbia mirificest apte fi. u, m. ist
dem römischen Sprachgebrauch überhaupt und dem des Cat. insbe-
>7 denselben Verstoss hat Baehrens noch 29, 22 gemacht in der
schon von andern anch des sinnes and der äaszern impruDabilität wegen
verworfenen conjectur eone nomine, oro vom levissimei (daneben oro j^iü"
dissimeil), merkwürdifrer weise an derselben versstelle, deren miahand-
lang dorch Peiper urbis o lenUssimei ihn veranlasste diesem die boreoh*
tigang zar Catollkritik abzusprechen, übrigens sind alle die mehr oder
weniger künstlichen versuche urbis opulentissimae zu emendieren verfehlt,
da dies offenbar glossem za uncta patrimonia v. 22 ist (vgl. v. 17—20),
so dasz Scaligers kühne Vermutung eone nomine imperator unice ans
V. 11 zu wiederholen bereohtigung, durch v. 6c=a9 bestfttigung gewinnt,
während aber Baehrens oro im vierten fusze duldet, macht er denen die
V. 20 die länge (nunc) im ersten fusze belassen den vorwarf eines
metrischen fehlere, während doch v. 3 mit Mamurrmn beginnt (was Cak
durch Mentula hätte vermeiden können) und auch c. 26 für zulaasimg
der länge an dieser stelle spricht, nunc ist aber nach prima, teemnäm^
teriia v. 17 f. vom sinne geboten, den man freilich weiter mit GaUim
timetur et Britanniae, worin Fröhlich, Schwabe und Westphal lasammen-
trafen und was neuerdings wieder Rossberg empfiehlt, durcbaat ver-
fehlt, von einem blossen titnere, was mit der Überlieferung auch die
sonstigen conjecturen (ein volles dutsend bei Schwabe) belussen and
zum teil sogar verdoppeln, kann nicht die rede sein nach v. 3 f. Mmamr»
ram habere quod Comata Gallia habebat ante et uUima BrUannia, diesen
übelstand vermeidet Baehrens durch eeine Gattiae optima et BrUminia€^
briugt aber — von anderm zu schweigen — dadurch eine arge ellipaa
and eio unUteinisches optima Gailiae hinein, ich denke, es springt in
die äugen, dasz das unmögliche timet dem soUennen beiwort BriUmmim
ultima {,=» V. 4. 12) entstammt, und so empfiehlt sich $eeunda prmeda
Pontica, inde tertia Uibera^ quam trit amnü aurifer TaguM^ nunc Gsiiim
ekt et ultima Britannia, was aus dem überlieferten hune gottU tUmt
et britannie leicht durch gallia e et[ult]ima gewonnen wird.
FSchdU: la CatnUai« 487
sondere entsprechend: TgL 36, 10 iocose lepide und 46, 11 dwene
rarU.*^ wieder anders hat jflngst Hnnro eine anrede hineingflbndit
darch si quai iure bona sacer^ o Bufe^ obstUU hinms. aber hier
ist 0 Rufe znn&ohst an sich faladh: es ist nnriGhtig, daaz Cat. in der
anrede o gebrauche; 88, 6 ist o Odk deallieh aoamf, die anrede
daselbst y. 1 einfach QtOi, nnd ebenso wenig findet sich sonst o
anders als in anariifen. dann aber — und dies spricht auch gegen
die vorher besprochenen einfttgungen von Tino und AMi — was
kann klarer sein als dasz der mit hmus behaftete ommduB eben der
in den umstehenden gedidhten 69 nnd 78 (mit je einem swischen-
gedieht nach der so hftufigen anoirdnung) bebandalte Bofos ist, also
der aemuliM des Cat.? wie kann man annehmen dass Cat. diesen
selbst (Munro) oder auch nur einen dritten (Behwabe, Baehrwis)
getröstet habe mit dem hinweis auf das Abel bei seinem nebenbuhler,
das gerade Bufus anhaftete? ans dieser erwägung scheint zunichst
z\x folgen, dasz ▼. 2 aemidus iste iuu$ selbstaiurede des Cat. sei:
diese einfache annähme stOsst aber sofort auf Schwierigkeiten bei
den Worten qui vestrum exercä amarem. da vester nicht •• htua sein
kann^, so mOste der ausdruok ge£ssst werden •• iwtm Mmqite
{amicat) amorem fthnlich dem communes exereeremus amatea 68, 69.
dies wäre vortrefflich, wenn ein anderer angeredet wttrde; dasz aber
Cat. sich selbst so weit objectivieren könne, musz billig besweiMt
'* gegenüber den äaderungen diversag variae (vhe rtjN^rtenl), diwerte
variae (Scaliger), dioersae varie (Oaarinns) — jetst noch Peiper dioertim
variae — hat sich des diverse varie Süss angenommen in seinen nüts-
liehen zusammenstellangen (Catulliana s. 18 in den Acta sem. phil.
Erlang. I), hat aber dabei den hauptgmnd vergeasen, dass die ent-
sprechuDg des voranfgehenden verses longe quo* simul a domo profecioi
es verlangt, kaum eine erwäbnanff verdient es, das« Borsian in seiner
recenflioD von Süss (litt, centralblatt) jenes ioeoee lepide wegschaffen
will durch die plumpe änderong et hoc pesmma me^statt $e) puella vidii
10 CO se lepido vovere divis: damit ist glüeklich die ganse absieht des
CatuUischen scherzes zerstört, welcher eben darauf beruht, dass Cat.
stillschweigend als peseimtu poeia den Volosius unterschiebt.
** die von Schwabe quaest. s. 166 dafür angeführten stellen beweisen
f^ar nichts: 39, 20 ut quo Ute vester expoUHor den» e«l, hoe te ampäuM
Misse praedicet loti steht vester, weil vorher die laadsleute des Egnatins
für jene sitte angeführt sind. 99, 6 dum tibi me pttrgo nee possmm fleti"
bus uilis tantiliiim vestrae demere saevttiae ist die «oevffia auch auf selten
des Furios und Aurelias, die pwrgaiio gilt nur dem Jnventins. hierher
gehört auch 29, 13 fuisti in ultima oceidentis ineula^ ut ista voetra diffk-
tuta mentuiü, wo voster bedeutet 'der dir und deiner partei anhingt*,
zwar hat mau auch dies vostra für die Mommsensehe, von Baebreas
ganz, von Schwabe teilweise adoptierte Umstellung geltend gemacht,
indessen speeiell auf Caesar und Pompejus könnte vostra meniuta doch
nicht firehen: der plural findet sich aber schon vor der nennung der
beiden auch bei Mommsen und Baehrens ▼. 21 quid kune malum fovetis,
was sich ebenso wie vostra erklärt, die umstellUBgen verderben das
gedieht und bringen die pointe gener socerque perdÜdi^iis omnia in die
mitte, weder v. 20 (s. oben) noch v. 22, welche beide su ansführungen
des grundgedankens gehören, geben einen wirklichen und wirksamen
abschlusz.
488 FScböll : zu CataUuB.
werden, und weit wahrscheinlicher ist es, dasz die ttberliefening von
6 qui nostrum exercet amorem richtig ist — anch ohne flberliefe-
rung dürften wir ja nötigenfalls ohne weiteres dies einsetzen — und
dasz in aeniulus iste tuus ein epitheton steckt, das, sei ea etn&eh
sei es durch Übertragung aus 81, 3 praeterquam iste tuus mori-
hxinda ah sede Fisauri, verderbt ist. indem ich zunächst rathend auf
aemulus iste putus verfiel'^ und nach einer rechtfertigang dafür
suchte, fand ich nicht nur diese, sondern £Ekst den beweis für die
richtigkeit dieser conjectur, und zwar in dem neunten der gediehte
Catalepton: scilket hoc sine fraude, Vari duldssime, dicam: ^dispe-
ream nisi me percUdU iste putus*; sin autem praefsepta vetasä mm
dicere^ sane non dicamy sed ^nte perdidit iste puer\ das epigramm
gehört zu den nachahmungen Catulls in jener samlung schon durch
seine ganze form, die so deutlich an c. 92 anklingt, dass man sieh
wundert dies von den samlem Catullischer nachklänge übersehen n
finden (Lesbia mi dicit semper male nee taoet umquam de me: LeMa
me dispeream nisi amat. quo signo? quia sunt totidem mea: depreeor
iUam assidue , verum dispeream nisi amo). da es sich nun hier um
eine von Augusteischen sprachmeistem nicht mehr zugelassene foim
iste putus B= iste puer handelt, so liegt bei der beschaffenheit ünsersr
stelle zu tage, dasz Cat. gewährsmann für jenen archaismus war.
III.
Wenn in dem zuletzt behandelten gedieht an Bufns t?e8ter in
der selbstanrede unmöglich erscheinen muste, so hat etwas noch viel
unmöglicheres in dieser richtung Baehrens 8, 5 geleistet
cum ventitahas quo pueUa ducebat*^
amata vohis quantum amahitur nuHa.
^^ dafür dasz M. Caelius Rufus etwas klein war apricht anch die
bezeichDnnfi: aU pule he Uns Jason fleitens des Atratinas bei Foitsaa*
tianus III 7. la aemulus iste putus vgl. ausEerdem 66, 6 deprendi mod»
pupulum puellae trusantem aad 37, 16 omnes pusilli et sewdtürU «oeeK.
sehr schwach bat übrigens in dem letztem gedieht v. 10 Manro vorge*
schlagen namque totius vohis frontem tabernae pusionibus scribam, dass
die überlieferuDg sopionibus aas Marias Plotius [M. Claadioal Saeerdot
8. 462,' 2 K. licht erbalte zugleich mit der schon früher von la. Vosslat
na. herbeigezogenen stelle des Petronias c. 22, das würde ich nicht
mehr bemerken, nachdem es von Peiper and MHertz (Jahrb. 1878 s. S54)
schon mitgeteilt ist, wenn es mir nicht anrichtig schiene das an die-
sen beiden stellen überlieferte sopionibus aub jtntr 4inmk in ropjütdkns
zn ändern, vielmehr hat das nmgekehrte am so eher statt, als das r
bei Sacerdos sich aas der erklUrang pisrts robeus eingeschlichen babea
kann: gerade die beiden neben das richtige pem> gestellten erklämngea
out minium aut piscis robeus stammen • aber vielleicht ans dem anklaag
von sopio an sepia, [vgl. s. 496 f.] '* Baehrens schreibt mit Donsa
(und Heinsins) dicebat. in der bedeatang, welche einige anch hier ümr
den wollten, ''nasführen', wäre ducebat freilich nnpassena; dagegen treff-
lich and weit ansdracksvoller als dicebat ist es in der bedootong des
nnwideriitehlichen anziehens and nachziehens, wie sie besonders Plaotos
Bacch. 1205 ducite nos tamquam addictos offenbart, auch ▼. 9 hätte
FSchOU: so CatoUnt. 489
vos in der anrede an ^inen, ToUenda in der aeibatanredel jedoch der
anstoaz, den Baehrens an dem überlieferten amata nobi$ nahm *(nim
toio hoc carmine poeta se ipee adloquator*, wird nicht dadurch
widerlegt, dasz man die flflchtigkeit rfigt, in der er y. 12 iam Ckäuir
lus obdurat ttbersehen hat; es sollte nnr *toto hoc ennntiato' heinen:
denn cum ventüahas quo pueOa aimaia nobis duednä ist nnirfattrt
und undenkbar, auch liegt die richtige heilung aussemhrdenttich
nahe : sie ist einfach zu entnehmen aus der Catollischen wiederiiolung
dieses verses in dem spfttem e, 37, 12 pu^Ia naim m», gttae meo sinu
fuffiij ^amata tan tum quantum amabüur n«Oa% cansedü iaUc (Tgl.
auch 87, 1 nüUa p(Ae8t mulier tanium $e äicere amatam vere^
quantum a me Lesbia amata mea % auch 68, 58): tanium konnte
nach amata wie vor qtmntum allzu leicht ausfallen, nclbis aber ist
interpolatorische versfüllung nach dem ausfall, ganz wie 64, 1S9 ai
non haec quondam nobis promissa dedisH voce, wo das fOr poce ver-
miszte epitheton blanda — das nach quondä ausgefallen war,
jetzt aus dem Oxoniensis hergestellt ist« noch an einer dritten stelle
scheint aber nobis interpoliert zu sein: 107, 3 quam hoc est gratum
nobis quoque carius auro, hier haben schon Baehrens und Ellis nobis
beseitigt, der erstere indem er quovis^ der letztere indem er Udo da-
far einsetzt, gegen quotns hat Bossbeig in seiner reoension mit recht
bemerkt, dasz es sprachlich falsch sei; er hfttte lunsu Algen mflssen
— was zugleich gegen Ellis gilt — dasz daneben der längst gefühlte
anstosz an quoque für que nicht erkannt und beseitigt sei; dagegen
durfte er nicht behaupten, nobis kOnne gar nicht entbehrt werden,
neben quod te restUuis mi cupido ist hoc est gratum nobis eher lästig
als unentbehrlich , und gerade so geht doch unmittelbar yoraus si
quid quoi cupidoque optaniique obtigii umquam insperanti, hoc est
gratum animo proprie ohne entsprechend^ pronomen. wenn aber
Rossberg gar vorschlägt quare hoc est faäum nobis quoque carius
auro, so ist das reine prosa, zudem aber ist quoque deutschlatein : w ir
sagen 'deshalb ist uns das auch (entsprechend dem yorhergesagten)
willkommen', im lateinischen könnte quoque nur stehen im sinne
yon 'auch uns' (wie andern bestimmten personen) oder 'auch
dies' (wie andere ähnliche ereignisse). die meist beliebte änderung
Haupts nobisque est (frühere nobisque hoc) ist anch unzulänglich,
weil so nobis ungebührlichen nachdruck erhält, deshalb müchtein
quoque eher ein epitheton zu auro stecken, und zwar wol fulvoque
est carius auro^ so dasz nobis wieder interpoliert erscheint nach der
corruptel zu fnoque.
Auch die letzten verse dieses gedichts yerlangen eine andere
herstcllung als bisher : quis me uno vivit felicior aut magis hac i
Baehrens nicht (mit Scaliger) ergänsen sollen titpeten« ne «I« statt (mit
ATAntias) inpotens noli: das letxtere ist geboten naeh mtne Um iila
non toltj tu quoque, das erstere (cibt gans rerkehrten sion, wie er*
sichtlich aas 100, 8 Ht in amort poiens.
490 FSchöU: zu Catullus.
(so 0, me est 0) optandus vUa dicere quispoterü? yon andern^ ftlien
zu schweigen hat Lachmann ha eres optandas geschrieben, nnd ihm
sind die meisten gefolgt.^ indessen ist doch res für diesen gedanken
zu allgemein und matt, und ansprechender erscheint bei gleicher
leichtigkeit ä magis horas optandas vita dicere quispoierit^ was in
?ioc est und weiter kac (zu vita) gemacht wurde: vgL 62, 80 gM
datur a divis felici optatius hora, gleichfalls von der seligen
stunde des liebesgenusses.
IV.
Haben wir in den zuletzt besprochenenen gedichten die Inter-
polation eines pronomen gefunden, früher gelegentlich 29, 23 die
Worte urbis qpulentissimae als glossem bezeichnet, so glaube ich
gegenüber den vielen vergeblichen versuchen ganze verse bei Cat n
streichen — gewöhnlich verzweifelt corrumpierte, wie 68, 157 f.
— wenigstens in 6inem fall eine gröszere Interpolation nachweisen
zu können.
62, 63 findet sich in G der armselige scheinvers tertia pars paki
data, pars data tertia matri, in 0 und T unmetrisch tertia pars pairi
est {patris pars est T) data^ tertia matri. im anschlusz an T Änderte
Haupt tertia pars patrist, pars est data tertia matri: damit begnügte
man sich, nur Baehrens zog vor noch freier zu schreiben patri tertia
pars, pars est data tertia matri. nun erhebt sich aber nicht nur der
prosodische einwand, dasz bei Cat. pätri^ unerhört ist, ebenso wie
pätria, pätrias — nur pätrimonia ist in den iamben c. 29 entsohol-
digt — sondern auch ein stilistischer oder vielmehr sachlicher, es
heiszt 'du hast nicht allein über deine Jungfräulichkeit zu verfügen'
virginitas nofi tota tuasty ex parte parentumst: was soll nun^NifV eä
data patri, matri*? nicht gegeben, sondern natürlich zustehend ist
ihr teil"^, während sie ihn allerdings dann dem bräutigam geben
(v. 65 gut genero sua iura simtd cum dote dederur^t). es zeigt eidi
nun, dasz die worte v. 62. 64 ex parte parentumst ^ tertia sola tuast:
fioU pugnare duobus sich vollkommen anschlieszen und durch die
breite, incorrecte und dem hexameter widerstrebende^ durchzlb-
'* Baehrens hat nur noch verkehrter weise das Eweite quU in fmm
verwandelt. Peiper glaubt seine Unkenntnis des gebranehs der iate^
jection a — wie Baehrens an andern stellen — durch die coigeetiir
magis, a me! opiandam viiam (das letztere nach Donsa) documentierea
zu sollen, anszerdem will Peiper in diesem gedieht noch v. 1 dareh
exoptanti die schöne allitteration zerstören, ▼. 8 durch intper^tum atatt
insperanti (vgl. v. 5) verschlechtern, und v. 7 durch nunc statt 11110 eine
unnötige Zeitbestimmung an stelle der angemessenen steigorong des
ausdrucks (vgl. 82 , 6) hineinbringen, das ist keine 'carte doota et
laboriosa', sondern — das gegenteil. " dies vermeidet MureU (und
Vossius') Schreibung tertia pars patris est, p. e, d, /. m. — aber mit andern
übelständen. '* vgl. Martialis XIV 174, 2 pars est nna pairig, ctterm
matris habet, ^^ zweifelhaft ist ein weiteres, äuszeres moraent: T llait
den vorhergehenden vers aus, so dasz die erst am rande stehende inter-
polierte zeile ihn vertrieben haben könnte, doch kann ebenso gat der
gleiche versschlusz necesse est — parentum est den aasfall veranlasit
FSchOU: zu Catolliit. 491
lang tertia pars patri est daia^ tertiia mairi nur Terwltsert werden.
«Iso eine ^manifesta interpretaÜo et interpolmtio'.
Nach Wegfall dieses Wersee' erscheint die sweite epodoe t. 69
— 66 der ersten Tollends ungleich, bekanntlich haben die belorbeiier,
um beide auszugleichen , teils den onachaldigen vers li ▼«rdammti
teils lieber am ende den aos&U eines Terses angenommen -*- nun
müsten sogar zwei fehlen. Termiest wird ja fftr den godanken nichts ;
trotzdem könnte allenfalls nodi eine erneute und renstlrkte w>^itntitig
platz gehabt haben, allein die vermeinte responsion, fllr die so viele
und namhafte forscher eingetreten sind, kann hier durch nichts
statuiert und erreicht werden; es käme höchstens eine inszere und
ioszerliche Zahlengleichheit ohne wert herans. in allen Strophen und
antistropben ist aber nicht nur der umfang gleich, aondem es sind
auch durchgängige gedankenbexiehungen uiä wortentspreohungen
vorhanden ; selbst für den lückenhaften passus v. 32 if. dOrftn wir
dies behaupten, teils wegen der analogie dar fibrigen, teils weil die
vorhandenen worte notwendig auf eine veiiiHrene benehung führen,
ja weil selbst die lOcke sich ain einfachsten durch überspringen von
dem ersten vers der Jungfrauen auf den zweiten der jüng^ge er-
klärt in folge des gleichen eingangs mit HeBpems (so üsener bei
Franke), keine spur einer solchen bexiehung findet sich zwischen
V. 11 — 19 und V. 59 — 66: während die epodos des prooemiums ihre
beziehung zum vorausgehenden hat*, markiert die des eigentlichen
haben, wie auch v. 42. 43 in T und O, alto wol im arehetjpos ant-
fielen (während sie O in V am rande nachgetragen fand) und wie v. 14
in V aosiiel, weil drei verse mit N begannen.
^ nar niclit in der künstlichen und verdrehten weise, welche Riese
in diesen jahrb. 1865 s. 301 annahm: t. 3. 4 and 8. 9 entsprechen sich
ebenso vollständig wie v. 1. 2 und 6. 7; und wenn sich in der epodos
anklänge an beide Strophen zeigen, so ist das nicht eine 'mit der stro-
phischen responsion nicht gleichlaufende logische', sondern eine fort-
fühmng der gedanken zu randem abschloss. noch grösier ist freiUeh
die verschrobenbeit, in der Kiese s. 303 (und ebenso £llis) annimt,
V. 39—48 ohne den von Spengel, GHermann ua. angenommenen, durch
den sinn gebotenen einschab eines verses and v. 49—68 ohne den in
den bt»«. fehlenden interealaris respondierten in der verasahl, hätten
aber andere Ökonomie 'am den Übergang snm aufhören der responsion
anxadeaten\ wahrhaftig, der darchgefeilteste parallelismas in Jedem
vers and wort, nur immer um eine seile verschoben and verrenkt; da
Busz man wol merken dasx alles aufhört — nemlich bei solcher Inter-
pretation, den ausfalL eines verses leugnet Peiper nicht, dagegen be-
geht er im anschlusx an Bossbach den fehler einmal den interealaris
nicht cur atrophe xa rechnen — was längst ans e. 61 widerlegt Ist —
dann aber das ganze gedieht in vier- und fünfseilige ^Strophen' so ser-
legen mit annähme von gliederungen innerhalb der von derselben partie
gesungenen stellen, er sagt 'schon die länge sehnseiliger Strophen hätte
bedenken erregen sollen', rechtfertigt aber weder dieses selbstfixierte
masz noch den unerhörten begriff der 'strophe\ wie äosserlich und
willkürlich aber die ganze Sache ist, tritt gerade hier hervor, wo seinem
6 : 5 «■ 6 : 5 zu liebe nicht nur der nachsats $ie wirgo vom Vordersätze
ut ßo» {vUia) getrennt, sondern sogar die parenthese mit der entspre-
chung muHi ülum pueri, multae optavtrt pueÜae — miUi Uhtm pueri, nuümt
492 FSchöll : zu Catullus.
hymenaeus den abschlasz gerade durch das abbrechen des streiiaii
das fehlen weiterer beziehungen : nachdem der klage und dem widcr^
streben gentige geschehen ist, schlieszt ein krftftiger ansdraek &c
notwendigkeit des nacbgebens : dieser bildet eine epodos wie vorher,
aber beide entsprechen sich nicht weiter, und gerade dadurch wird
ein wirklicher abschlusz für das gefühl erreicht — sonst kOnnte es
cum gratia in infinitum weitergehen , wie bei dem bekaiintea wet^
gesang zwischen Uhland und Rückert. auch dieser gesichtiponct
gilt für so manche willkürliche annähme nenerer stichometriker.
V.
Dasz über den bau eines so complicierten und dabei mehrMt
empfindlich corrumpierten gedichts wie c. 62 manche difEerenui
herschten und herschen, kann weniger befremden, als dws ein so
einfaches und kleines, dabei so beliebtes und bertthmtes gediehtdui
wie das erste an den passer in seinem bau verkannt wird, und dodi
hätte die richtige einsieht darüber zugleich zur richtigen hebung der
kritisch schwierigen stelle desselben geführt, an der sich so räk
vergeblich herumgeplagt haben, zur heilung der verse
cum desiderio meo nifenti
carum nescio quid luhet iocari
et solaciolum sui dolaris
credo ut cum gravis acquiescei ardor
bat man zunächst et in in (auch ad) verwandelt" — so wieder
Baebrens — obwol iocari in scHacialum sprachlich unerhGrt ist uid
• eher noch iocis insequi solaciolum bedeuten kOnnte^ oder aber mia
hat nach einer andeutung Lachmanns carccm nescio quid iocari H
solaciolum von luhet abhängig gedacht , ohne dasz ein analoges bei*
optavere puellae aaseinanderg^rissen wird, gerade die rOllige gleiehMt
des bau8, nicht bloss der verszahl, ermögliobt das volle erfaseea sAit
der langem responsion ; ohne das sind aber ancb bei kttrsem abvehnitlei
keine responsiooen anzunehmen, so häufig dies auch von den mederaea
Zahlenmystikern geschieht, gelegentlich sei noch eine bemerknug über
die entsprechenden verse jener parenthese 63. 66 hinsagefUgi AoneiMfll
agricolae^ nuili coluere iutenciy multi Warn a., mmlti e. iuvenei. fBr hmwd
hat Riese mit LMüllers beifall bubuM, Baebrens eatoni gasehriebea.
was die bubulci mit der vitii sa tbnn haben, bat sieb der erstere wtl
ebenso wenig klar gemacht, wie der letztere was colomi neben eyitoslif
soll, aus der nächstliegenden onelle Verg. georg; II 854 ff. {ßeHüt
luctantes int er vineta iuvencoi) hätte man die sachliche riebtifkctt
der Überlieferung erkennen können — und einen ästhetischen anrtw*
wird man doch nicht etwa an iuvend nehmen wollen.
" geradezu unlogisch ist das von LMtiller eingesetite ut felffctohei
— wie kann das traute scherzen in vergleich gestellt werden mit deA
dadurch zu erzielenden trost? auch Hands egi^ das neverdiBgi
wieder Rossberg vorgebracht, wird sich als nnsulänglich, wenn aaek
nicht falsch erweisen, schief und schwerfällig ist dagegen Mnnrofl Bit
Tersnmstellung verbundenes tit {credo, ut^ cum gratnM aequieieti mrdor, ni
solaciolum t. d.): warum trost gerade dann, wenn das btn inr nhe
kommt?
FSehOU r la CatoUiis, 488
spiel vorhanden wäre — denn jßoiul/um quid lubä aUoeuHonis ent-
spricht dem ersten teil, nidit d aoktckkim — und ?or aUmn ohne
dasz ein richtiger sinn herauskftme, ds kihä solacMmn nnd vollends
lubet iacari soladohim — und iooari mflstesa beiden gliedern gesogen
werden — höchst problemstisch ist. die nnsnreicbenden versuche an
V. 3, den man — wie zum teil auch v. 7 •— als parentbeee fiMste, fiber*
gehe ich ebenso wie den haarstrttnbenden erklimngsversudi von EUis :
hat man es doch mit lücke, Interpolation, nmstellnng und wettgreifen-
der Veränderung versucht — ohne das geringste zu erreichen, man
hat nemlich die letzten verse ieaim Mhire skiU ipsapoBaemti irist%$
ammi kvare cwras als nachsats zu dem voribergehenden jtollgefasst;
Westphal ist meines wissens der einzige der darin abweiehti ohne dass
er im übrigen die Schwierigkeit erledigt hätte, bei der durchgängigen
auffassung ist schon die oompoeition des kleinen gedichts äusserst
schwerföllig, bedenklicher aber noch ist der gedanke. dem Vorder-
sätze 'wenn mein liebchen mit dir zu scherzen liebt* usw. kOnnte wol
folgen *dann möchte auch vAx dabei sein können' oder ähnlich; alleim
iecum ludert sicui ipsapasaem schlieszt sich an solehen Vordersatz
im gedanken und in der gedankeofonn absolut nicht an: es kann nur
als selbständiger wünsch im ansohlusz an das vorhergehende gefissst
werden, so war es ein richtiger gedanke von Wee^ihal, das aus cmm
V. 8 schon von andern hergestellte tum nicht in einen von itf ab-
hängigen Satz zu bringen (andere tdi oder Mi fam), sondeim fttr den
nachsatz zu cum desiderio zu verwerten {ui streicht Westphal) ; indem
er aber et solaciolum zum Vordersatz stellte, blieb die bedenkliche con-
struction lübet solaciolum und entstand ein schiefer sinn : denn v. 7
gehört schon zum gedanken des richtig erfaszten nachsatzes, zu dem
zweck und erfolg des vorher beschriebenen spiele, danach ist das
einzig passende einen doppelgliedrigen nachsatz anzunehmen, also
in ut cum nach steter Verwechselung d tum zu suchen'* (wobei wir
auch acquiescet halten können), vorher aber entweder vor sui zu
schreiben sdacioUnnsi oder lieber noch ed aus d zu madien:
jyasser, deliciae meae pudlae,
quicum ludere^ quem in sinu tenere^
quoi primum digüum dam adpdenti
et actis seid incitare morsus :
cum desiderio meo niienti
carum nescio quid luhd tocori,
est solaciolum sui doloris
(credo) d tum gravis acquiescd ardor,
tecum ludere sicut ipsa possem
et trist is animi lei^are curasf
** der satx ist wie 84, 1—4, our dacz dort das glied mit cum nach-
folgt: chommoda dicebat, H quand» commoda veUei dteertf et imrtdim$
ArriuM hintidiai^ et tum mtrißct sperabat ge e$9e locwtwm^ cum quaMtmi
poterat d ix erat hinnidia».
494 FSchöll : ZQ Catullus.
tantae molis erat — obwol wir uns bei den zablreichen bisherigen
yersuchen nur wenig aufgehalten haben — dies kleine gedieht n
restaurieren, wir haben ein reizendes bild vor nns: die sehOne ge-
liebte scherzend und spielend mit dem yOgelchen, zu diesem härm-
losen spiel im gegensatz die im innem wühlenden liebesschmensB,
dieser contrast aber innerlich durchweg yerbunden und dmdarch ge*
einigt, dasz das ganze herausgesprochen ist aas der seele des in glei-
chen schmerzen gepeinigten, aber gleiches trostes entbehrendes
liebhabers.
Dies kleine seelengemälde ist so vollkommen abgeschlosseB,
dasz man den Stumpfsinn nicht begreift, welcher anch nur für mOg*
lieh halten kann den anschlusz der — sogar im Ozoniensis getrenn-
ten — Zeilen
tarn gratum est mihi quam ferunt pudlae
pernici aureolum fuisse malum^
quod eonam soluU diu ligaiam.
doch bedürfen diese zeilen einer ntthem besprechnng. zonttchst ist
in ihr recht einzusetzen die Überlieferung der hss. quod gonam scMi
diu negatam^ weil gerade für Atalante das lange versagen, nidt
nur geschlossensein des gürteis charakteristisch ist. die angebliebe
nachahmung in dem Priapeum (1704 Meyer) te vocant prece virgine$
pudicae zonulam ut soluas diu ligatam kann für Ugatam nichts be-
weisen, da für den Zusammenhang dieser stelle negatam ebenso sinn-
widrig wäre, wie es für Atalante sinngemäss ist; wie wird man aber
die durch gröszere Proprietät ausgezeichnete hsl. lesart gegen dsi
Zeugnis des Priscian s. 16 H. aufgeben wollen, der so oft ongensi
citiert und auch hier das bei söluii naheliegende participinm einsetste?
wenn aber G selbst, nicht 0, zu negatam setzt at Ugatam , so ist die
Variante eben aus Priscian hinzugefügt es musz überhaupt rond-
weg erklärt werden, dasz die vielbesprochenen Varianten in 6 nad 0
gar keine besondere autorität haben : es sind teils leseversnohe teib
Verbesserungsversuche , an dem schwer zu entziffernden Veronensii
von den gelehrten des vierzehnten jh. angestellt, dies ist eigent-
lich schon dadurch gesichert, dasz sie nach Bonnets endgültigem
Zeugnis in G von verschiedenen bänden eingetragen sind , wihread
doch die subscriptio dieser hs. ausdrücklich bemerkt, dasz nur die
6ine vorläge zu geböte stand: 'a corruptissimo ezemplari tnm-
scripsit. non enim quodpiam aliud eztabat unde posset libelli hoins
habere copiam ezemplandi.' aber auch die innere beschafienheit
der Varianten spricht dafür — es ist nicht eine darunter , welche
auf ein besonderes hsl. mittel hinwiese , und die absurde bypothes»
von einem codex Belgicus **, die mehrfach sogar geglaubt oder min-
^ nur aaf der gleichbeit des fnndorts beruht ja überhaupt die pro-
babilität, dasz gerade die hs. des Katherius im 14n jh. wieder gefnnden
wurde, nach Baehrens dagegen nahm der bischof den alten VeroüeBais
mit nach Belgien, dabin kam nach mehr als drei Jahrhunderten aber*
mala ein Veroneser und brachte das inzwischen collationierte exenplar
FSchöU: m CttteUi». 495
destens beachtet worden ist, zerftUt in niehts. so erkUrt sieh auch
das yerbftltnis des 0 zu 6 in d«i Yariaaten: 0 wnrde früher ans V
copiert, in den erst wenige Varianten eingetragen waren, wShrend
bei und nach der copie des 6 mehr darin gemacht wnrde. Baehrens
erklärt das spftrliche hervortreten in 0 — oder erUflrt es vielmehr
nicht — ans reiner bnne des absehreibers, was gerade seiner im
ganzen richtigen benrteilung dieser hs* widerspricht.
Kehren wir von dieser abschweiftmg zn den drei versen snrttck,
so musz ich mich abermals wnndem Aber den beifisU den eine kühne
hjpothese gefunden, auf welche gleidizeitig ein so verdrehter geist
wie Pleitner und ein so enger und sonst Ingsüicher kritiker wie
Klotz verfiel : dasz nemlidi dies fragment den nachsats enthalte zn
dem auf c. 14 folgenden si qui forte mearum it^epHamm leäares eri-
tis manusque vestras n<m horrÄHia aämoven MoUff. dagegen Uszt
sich freilich nicht anführen die auffisssnng He jses und anderer, nach
welcher die letztem verse vielmehr eine art quos tgo! wftren: denn
80 kann (braucht aber nicht) mamm» admavere an sich gefaszt wer-
den, nicht aber non horrehitis admoiWß, wonach allerdings von
einem nicbtverabscheuen (freondlich) und nicht von mangeln-
der scheu (feindlich) gesprochen wird, wol aber spricht dagegen
das unzutreffende der vorstellnng, als ob CSat mit senien gedichten
längere zeit die Atalante gespielt habe, noch stärker aber und deat-
lieber das unlateinische der folge si qui forte leetcres eritiSy tarn
ffratum est mihL und doch luä>en diesen bissen nach Pleitaer und
Klotz noch Schwabe, Baehrens^, 8(lss ua. verschluckt und wol*
schmeckend gefunden.
Nachtrag zu anm. 30. über ropio hat sich inzwischen auch
Bücbeler im rhein. museum XXXVI s. 399 ausgesprochen und rdpio
nach Verona zurück! dieses m&rchen nennt RoBtberg 'in jeder bezie-
bnng^ befriedigend', seine scbwftehe in der ezegese hat B. auch an
dem bekannten epigramm bewährt, indem er — ent^gea dem bildliehea
•til desselben — immer von der CatuU-hs. erklärt, was von dem (lands-
mann) CatuUus gil^ trotz des dentlicben y.i6 vtMtrtim eeltbrate Caiuilum,
^ derselbe Bnehrens, dem diese snsammenleimong gefiel, hat die
glänzende herstellnng Scaligers verschmäht, der ans e. 83 mit 75 ein
wirkliebes ganzes zasaramenbrachte , in dem sieh sats and regensats
Ton der liebe und trene ehedem nnd jetst so voHkommen dnreh&ngen.
dabei bezeichnet B. unrichtig das nunc des Caiacianos als eigentli<3ien
aosgauf^spunct der hypothese sogar für Lachmann, sowie des letztem
dtdueta statt deducta als ausflnss derselben: während doch mme wie didtteia
speciell für die verse r. 75 notwendig ist, gans abgesehen von dem so-
sammenbang mit c. 87, sofern hier nicht von einer Sinnesänderung nnd
herabstimmung (mens huc dedueta), sondern von dem innem widerstreit
die rede ist, ut tarn nee bene velle queat Ubi, H optmma /foff, nee desUtere
Omare y omnia Mi facias. so zeigt sich der mangel an reinerm Verständ-
nis der lateinischen spräche allQberall: dadurch wird Baehrens ände-
rungen wie Aue : nunc^ de : di gegenüber plötslich ooaservativ, während
er den unlateinischen plural vitit miscet ditletm amariüem statt des
guten ntrig, diMcistat amieitioM statt oHm mi$$at (im sinne von 'durch
den tod getrennte' !) für wahrscheinlich hält, das hochseitsmahl (82, 18)
zu einem bivouac macht uam.
496 ASchaube: zur yita Tibulli.
etymologisch zu rechtferügen gesucht, da auch ihm dabei noch ein
bedenken geblieben ist wegen des p statt 5, so habe ich nm so weni-
ger grund meine oben für söpio geltend gemachten erwftgungen zu-
rückzuziehen, als sie vielmehr von anderer seite volle bestätignng und
Sicherung erhalten, einer freundlichen belehrung meines coUegen
Osthoff verdanke ich die kenntnis, dasa ein nomen «fjNi- m. ^
penis bereits in den brähmanas vorkommt , und daez an einer brfth-
manastelle dazu kommt ein part. praes. sdpdyant- , von BOhtlingk-
Both als futuens aufgefaszt. das denominativum skt adpdjfämi wire
lat. *söpo söparei dazu verhält sich söpion- wie curian- zu curare^
sannion- zu sannare uam. danach wird man auch in jenem vers auf
Pompejus im ausgang nön homost, sed sdpio nicht verkennm können
und die vorhergehenden werte als q\iem nön pudet et ruhe{t) zu mes-
sen oder sonst entsprechend zu gestalten haben.
Heidelberg. Fbitz Scböll.
61.
ZUR VITA TIBÜLLI.
Albius TibtdluSy eqties JR., e Gabiis, insignis forma cultuque cor*
poris ohservabiliSy ante alios Corvinum Mcssalam f anginem f düaäy
cuius et coniuhernalis Äquiianico bello müitarüms donis donahu eä
(in Uaehrens' ausgäbe 3. 88). Baehrens verwirft mit recht daa orti-
tarem älterer ausgaben für anginem'^ auch seine eignen conjectox«
ob ingenium und or. , adfinem betrachtet er wol nur als notbehell
GLöwes Vermutung , dasz die correctur für originem in dem hinter
Messalam zu stellenden Corvinum liege, wird palftographisch schwer
zu halten sein, im gegensatz zu diesen besserungsvorschlftgen glanbe
ich, nicht zum geringsten teile seiner augenfälligen Sinnlosigkeit
wegen, an dem originem als einem echten bestandteil des ursprOng*
liehen textes festhalten zu sollen; nur ist es meines erachtens an
eine falsche stelle gerathen. ante älios Chrvinmm MessaHam däuM
ist für sich vollständig abgeschlossen und sinngemäez; originem da-
gegen weist auf eine notiz über die herkunft des dichtere« diese
findet sich in e Gabiis (Baehrens' vortrefflicher conjectur) des ersten
Satzes; beides mit einander in Verbindung zu bringen, bleibt mr
übrig hinter originem ein dt4xit zu ergänzen, eine er^nzung die, wn
sich zeigen wird, in dem folgenden ddexit eine nicht unwesentlide
stütze findet, die stelle würde also nach dieser annähme laaten:
Albius TibuUus, eques /?., e Gabiis originem duxit^ imignis forma
cultuque corporis observahilis. ante alios Chrvinum Messalam düexä^
cui/us usw. ein Schreiber übersah originem duxü, bei einer nocli-
maligen durchsieht bemerkte er das fehlen dieser werte oder viel*
mehr nur das von originem : denn nur flüchtig zusehend hielt er
dilcxit für das zu originem gehörende duxit und schob deshalb ori'
gincm an falscher stelle vor diles^t ein.
HlRSCIIBERQ IN SCHLESIEN. AdOLF SoHAUBS.
EJangmann: za HieroDymot and Gemuidiiu. 49T
62.
ZU HIERONYMUS UND GENNADIUS.
Von den vielen fragen, die sieh um die Überlieferung der 'scrip-
tores de yiris illustribus' , spedell am Hieronymne and Oennadins
drehen, harren bis aaf den heutigen tag gerade die wichtigsten noch
ihrer erledigong. so ist eine ontersadiong der quellen, aus denen
die genannten ihre wertvollen notisen geschOpfl haben, noch nioht
einmal angebahnt worden and somit in jedem einaelnen fidle der
grad ihrer verläszlichkeit erst su prüfen, eine solche prttfäng wird
aber wesentlich dadurch erschwert, wenn nicht geradesu unmOglidi
gemacht, dasz unsere texte sidi in einem ziemlich verwahrlosten ta>
Stande befinden und keineswegs die ursprüngliche fassung des Hiero-
nymus oder Gennadius bieten, sondern sicheiiich eine grosse zahl
von interpolationen enthalten, vielleicht auch lückenhaft sind, bei-
des ist bei 80 gearteten Schriftstellern leicht erUtrlich: denn je
nach ihrem religiösen standpancte haben gelehrte bearbeiter oder
fortsetzer in die zahl der vki ükutrea bisher übergangene autoren
aafhehmen zu müssen geglaubt oder haben andern die ehre einer er-
wähnung aberkannt und sie gestrichen; kars die jeweilige beschaffen*
heit einer einzelnen hs. oder ganzer classen derselben eiUlrt sidi
fast immer aus einer bestimmten tendenz. bei dieser Sachlage musten
alle, welche sich der unsicheriieit der überiieferung gegenüber oft
in rathlosigkeit befunden haben, mit groszer erwartung dem von
WHerding in aussieht gestellten neuen texte entg^;ensehen. die
ausgäbe ist nun in der bibliotheca Teubneriana erschienen'* und hat,
wie verschiedene recensionen beweisen, im in- und ausländ aner*
kennung gefunden, worüber soll man sich mehr wundem , über die
harmlosigkeit des herausgebers, der, ohne jede entfernte ahnung von
den Schwierigkeiten seines Unternehmens, die Wissenschaft durch
einen gleich als maculatur gedruckten text glaubte fordern zu kön-
nen, oder über das urteil der kritiker, die, durch kein wissen in die-
sen dingen befangen gemacht, dieser leistung ihre anerkennung
zollten, obwol schon die Herdingsche praefatio geeignet war die
grösten bedenken hervorzurufen? aber mit den recensenten wollen
wir nicht rechten : sie ahnten wol dasz eine neue ausgäbe dieser
autoren dringend notwendig sei und glaubten bona fide annehmen
zu können , der hg. müsse doch wol die sache besser verstehen ak
sie selbst, einem so umsichtigen gelehrten wie Joh. Huem er konnte
natürlich der wahre Sachverhalt nicht entgehen, und er hat sich so
eben (zs. f. d. Ost. gymn. 1880 s. 443 ff.) entschieden dahin ausge-
sprochen, wie wünschenswert es sei 'dasz entweder die nicht unbe-
deutenden mängel dieser ausgäbe durch eine nenauflage beseitigt,
* llieronjmi de viris inlustribus Über, aocedit Qennadii cata-
lof^us virornm inlastrinm. ex recensione Gailelmi Herdingii. Lip*
«iae in aedibns B. G. Tenbneri. MDCCCLXXIX. XLIV a. 112 8. 8.
Jahrb'icher fdr cUtt. philol. 1880 hfl. 7. 33
498 EJungmann: zu Hieronymus und Gennadiae»
oder dasz wir bald mit einer andern, wirklich kritischen ausgäbe
dieser für die christliche litteratur so wichtigen Schriften beglückt
würden'.
Gleich der beginn der vorrede ist wenig zutranenerwedcend :
'permulti exstant Codices quos enumerare longum est. vetastissimi
sunt: Vaticanus, Veronensis, Vercellensis. ex bis qaod Yaticannm
solum conferre potui yehementer doleo/ der schmerz sollte sich nnr
zu bald als begründet erweisen : denn nachdem prae&tio und text
fertig gedruckt vorlagen, wurde H. durch Alfred SchOne auf eine
Pariser hs. aufmerksam gemacht (mscr. Lat. 12161 trait^s de St
J^röme et de Gennadius sur les honmies illustres, mannscrit palim»
pseste du VII siäcle [de Tabbaye de Corbie]) und erhielt gleichzeitig
von ihm eine collation, für deren vortrefflichkeit der name des ver-
gleichers bürgt. H. erkannte bald dasz seine textgestaltong dmrck
dieses neue hilfsmittel vollständig umgestoszen werde nnd hat nim
auf vierzig Seiten Varianten und correcturen zu dem texte des Hiero-
nymus, der selbst nur Sechsundsechzig Seiten nmfaszt, gegeben.
Huemer hat durchaus recht, wenn er meint dasz nur aof dieser
praefatio die eiistenzberechtigung der ausgäbe beruht, wer nun
der Sachlage weiter nachzugehen keine gelegenheit hat, mosz, wie
Huemer ao., annehmen dasz die Pariser hs. trotz der aufschrift den
Grennadius nicht mit enthält, nur dasz in den werten, dasz ASchOne
'collationem codicis illius ad legendum perdifficillimi , qoi quidem
Hieronymi librum contineat, ineundam suscepit et peregit* der con-
junctiv ^contineat' wol andeuten soll , dasz der codex nur zum teil
verglichen worden ist. das ist bei der bedeutung der hs. natOrlich
beklagenswert, und eine entschuldigung für den hg. gibt es hiernach
keiner seite hin : denn wir haben es keineswegs mit der ^entdeckung
eines neuen palimpsestes in der Pariser nationalbibliothek*, wie wol
Herding meint (vgl. Franz Pauly randbemerkungen zu Senrins usw.,
Graz 1879, s. 11), zu thun, sondern die hs. ist, wie wir an anderer
stelle zeigen werden, seit Jahrhunderten bekannt und benutzt; und
das hätte H. merken müssen , wenn er sich um die alten ansgabea
einigermaszen gekümmert hätte ; so aber hat er sich lediglich anf
den Yaticanus verlassen und diesen im wesentlichen zu gründe ge-
legt, daneben sind noch benutzt ein Bambergensis , ein Bemensii
und ein Norimbergensis. schon in dem von ihm selbst hervorge-
hobenen umstände, dasz zwischen diesen vier Codices ^maxima didcn-
pantia' besteht, hätte der hg. eine genügende aufforderung finde!
müssen den textesquellen weiter nachzuforschen : denn wie hier aaeh
den oben gemachten bemerkungen die dinge liegen^ ist bei diesen
hss. der grundsatz, dasz die ältere ohne weiteres als die bessere in
betrachten sei, nur mit groszer vorsieht anzuwenden, eine nähere
Untersuchung wird zu dem resultate führen, dasz die zuletzt genann-
ten drei hss. bei der constituierung des textes besser unberflcksich-
tigt geblieben wären, da sie interpoliert sind, wenn nun die verglei-
chung des Vaticanus eine zuverlässige wäre, so hätte man in H3
RBilichoftky: zn Siitiiit. 499
ausgäbe wenigstens dankenswertes material, allem aneh das mnsz
entschieden in abrede gestellt werden, in Tiehn ftUen erf&hrt man
aberhanpt nicht, ob ein abschnitt in dem codex steht oder nicht;
einzelne Varianten, die ich controlieren konnte, sind migenan, andere
mitteilungen Terurteilen sich selbst: so wenn xa einer ganzen leile
die öfter wiederkehrende bemexkung gemacht wird *hoc Tocabulnm
deest in Yat.' zuweilen wird auch ohne jede oonseqnenz der be-
kannte Veronensis citiert, natflrlich nach VaDarsi; was man indessen
von den angaben dieses gelehrten zn halten hat, ist doch seit Beiffer-
seheids erOrterong darftber krin geheimnis mehr, nnd es mnate dem-
nach notwendiger weise eine nene rergleichnng dieser widitigen hs.
▼orgenommen werden, andere massgebende Codices kennt H« nicht
einmal dem namen nach; dahin gehgrt xb. der ansBobio stammende
cod. rescriptas Yindobonensis aaec. Vui. wir behalten nns Tor die
handscbriftenfrage demnichst anf gnind neuer coDationen im zn-
sammenhange zu erOrtem; diese wenigen bemerknngen sollten nnr
einstweilen vor der vertrauensseligen benntznng einer ausgäbe war-
nen, in der, ganz abgesehen ron der wortkritik, die, wie Huemer ge-
zeigt hat, auszerordentlich viel zu wtlnsdien übrig Ifiszt, mindestens
ganze capitel gestrichen werden mtlsseni wenn sie wirklich das bie-
ten soll, was Hieronymus und Oennadius geschrieben haben.
Leipzig. Ena Junomaiir.
es.
zu STATIUS.
Theh, IV 107 ff. adhuc imis vix truncam attcUere froniem
ausus aquis glauooqut caput submersus in antra
maerety anhelantes aegrescunt pulvere ripae.
an stelle des überlieferten aegrescunt vermutet MHanpt (opusc.
111 128 f.) aresainty fügt jedoch selbst zum schlusz die einschrän-
kende bemerkung hinzu: 'aber erweisen iBszt es sich schwerlich
da:$z Statias nicht dennoch den übertriebenen und Yon der gewöhn-
lichen lateinischen rede abweichenden ausdruck gesucht hat.* in der
that findet sich eine einigermaszen analoge stelle bei Statins, die ge-
eignet sein dürfte den zweifei an der richtigkeit des seltsamen aus-
drucks zu heben. Theb, XII 712 ff. heiszt es nemlich: dirisgue
vapcribus aegrum acra pulverea penihis sub casside ducens inge-
mity et iustas belli flammatur in iras. also aeger als epitheton zu
aer mit einem abl. verbunden , und zwar so dasz es nahe liegt das
entstehen jener 'grausigen dünste' zum teil wenigstens von dem
staube herzuleiten, womit der beim bedeckt war.
Ach. 1 59 f. i7/i spumiferos glomerani a peäore cursus^
pone natant delenique pedum vestigia cauda.
Weytingb und nach ihm Haupt (ao. s. 129) wollten mit geringer
ünderung schreiben catulae. dagegen bemerkt Kohlmann : 'at recte
Menkius: «anteriorem corporis partem pedibus instructam cogita, cf.
Ulk*
500 RBitfichofskj: zu Statius.
Theb. II 46 sq., quorum vestigia cauda deleri poeta dicit.» cf. Verg.
georg. IV 389.' ich möchte zu weiterm schütze des abl. noch einen
Vergilischen vers anführen, der den gleichen schlusz hat: georg, TU
59 et gradiens ima verrit vestigia cauda, dasz Statins den Verg.
nachahmte, steht fest; derartige versschlttsse aber waren stereotyp.
silv, I 2, 26 ff. cedant curaeqtie mäusque,
cessent mendaces ohliqui carminis asius,
fama tace: stMit leges et frena wamardU
iUe solutus atnor: consumpta est fabula vuUgL
mendaces wollte Markland sehr ansprechend in mardaces ftndem.
der umstand; dasz dann in dem unmittelbar folgenden versa ein
wort desselben Stammes {mcmordii) enthalten wftre, hat bei Statins
nicht viel zu besagen, der fall wäre keineswegs yereinzelt. Mark-
land citiert silv. lU 1, 153 f. ich füge hinzu I 5, 54 f., Theb. 1 144 f.
und verweise im übrigen auf Grosse observ. in Statu Silvas spec
s. 11 ff. ob nun wirklich mordaces das ursprüngliche war, wird frag-
lich bleiben müssen, zu gunsten desselben möchte ich nicht bleu
eine stelle des Apollinaris Sidonius, des bekannten nachahmen dei
Statius, anführen, ep, IV 18, 17 f. livor abi mordax^ aibsohaih
turque priores, nil novet aui addat gamüa posteritaSy sondern aadi
folgende verse von Joseph von Devonshire, womit dieser 'sein nicht
selten von antikem schwunge getragenes gedieht über den trojani-
schen krieg' beschlieszt (vgl. Euno Francke 'zur geschichte der Ist
schulpoesie des 12n und 13n jh., München 1879, s. 17): vive Itter,
liberque vige: sed si qua fwcebunt, disce libens livor e nUtü subUmnu
esse, cum tibi mordaces obliquent laeva cachinnos fnummra*^
cum cupiant Unguis lacerare profanis^ sis utinam invidia dignus^ qitat
summa lacessit, quam pascit praesens extremaque terminal aetas. die
verse klingen so lebhaft an , dasz man versucht ist zu glauben, der
dichter, der ja antike muster nachahmte, könne bei Statins nicht
andere gelesen haben als mordaces.
süv. IV 1, 44 ff. sie lanus dausoque libens se poste recepit.
tunc omnes favere dei laetoque dederunt
Signa poto^ longamque tibi, rex magne^ iuveniam
annuit atque suos promisU luppUer cmnos.
so steht bei Baehrens im texte, überliefert ist patuere. iöh vermute
plaudere (vgl. Marklands conjectur tunc omen plausere fores) mit
rücksicht auf eine stelle des Apollinaris Sidonius, wo die sitnatioi
eine ganz ähnliche ist. nachdem Juppiter in der götterversamlnngdsi
leben und die thaten des Avitus erzählt hat, folgen zum schloss dii
verse (c. 7, 598 ff.) finem pater ore vix dederat, plausere det, firmi-
tusquc cucurrit conciUo, felix tempus nevere sorores imperiis AugutU
tuis, et constdis anno fulva volubiUbus duxerunt saecula pensis,
* merkwürdig ist es, dasz Baehrens io der adn. crit. su der angt-
führten stelle der Silven vermatet obliqui murmuris ornts.
Wien. Rudolf BiTSOHorsKT.
HRönsch: e^rniologitehet and leodcaliiehei. 501
64.
ETYMOLOGISCHES UND LEXICALISCHE8.
I.
decumanuSy groma. die herknnft dieser beiden substantiT*
scheint noch nicht genOgend AufgeheUtzn sein* was znvOrderst deeu^
man US anlangt, so findet man es bei den agrimensoren Frontinns,
Hyginns und Dolabella durch *duocimanu8 erUftrt, welches von
einem alten *duocere 'zweiteilen' abgeleitete wort jede sweiteilang
des raumes bedeute, diese etymologie aber befriedigi in spraehlicher
hinsieht ebenso wenig wie in sachlicher die jetst gebriuchlidie ta-
rOckfahrung auf decumus ■- decimus nebst der daran geknüpften
erläuterung, dasz das hauptthor des rOmisehen lagers iMMta deeumana
genannt worden sei, weil daselbst die zehnten oohorten der legionen
lagen, zur gewinnung eiAer andern etjrmo]ogie haben wir nns daran
zu erinnern, dasz in der etruskischen harnspidn und in der darauf
basierten rOmischen gromatik deenmamu eine Ton Osten nach westen
gezogene linie hiesz, durch welche der horizont in zwei teile zerschnii*
ten wurde, während die senkrecht darauf errichtete linie, also die
sfidnOrdliche mittagslinie, den namen eardo trug (näheres s. in Can-
tors röm. agrimensoren, Leipzig 1875, s. 66 if.). für die erstgenannte
linie, welche den sichtbaren himmelsraum in eine sfldUche und eine
nOrdliche bälfte zerlegte, würde teilschnitt ohne zweifei eine ganz
passende bezeichnung gewesen sein; und in der that, es liegt die
mOglichkeit vor, dem worte decumantis diese bedeutung etymologisch
zuzuweisen, wenn man griechischen Ursprung annimt. könnte nicht
dessen etymon *decuma aus bceiui, baTEui divido und aus KÖ^ia in-
cisttra entstanden sein? die form •euma des zweiten bestandteils
wird nicht befremden, wenn man erwägt dasz nicht blosz incama
für incomma (>» f TKoppa) , sondern auch incufnare fdr incommare
gesprochen und geschrieben wurde; vgl. gloss. Isidori s. 682, 50
incoma^ mensura militum; passio Maximiliani c. 1 (Buinart acta
martyrum, Verona 1731) quoniam probabüis esi^ rogo tä income-
tur . . Dion proconsul dixit: incumetur, cumqtie incumetus [so
im cod.] fuisset . . (vgl. meine Itala u. Yulgata s. 254. 256 , wo man
zwei ungenauigkeiten hiemach yerbessem wolle), mit dem aus
*decuma gebildeten substantivierten adj. decumanuB (sc. Umes)
konnte daher füglich die einen teilschnitt zwischen sflden und
norden darstellende ostwestliche grenzlinie bezeichnet werden, ana-
loga sind übrigens in ansehung der endung der name SummanuSy in
betreff des griechischen Ursprungs femp/tim, welche beide auf Etrurien
hinweisen. — Zur absteckung einer senkrechten linie auf dem felde
bediente man sich desjenigen instrumentes, dem die gromatiker ihren
namen verdankten, nemlich der auch mackimda oder stdia genannten
groma. dasz dieses wort aus TVU>MUiv oder aus Tvui^a corrumpiert
sei, wie man angenommen hat, ist schwer zu glauben, noch viel weni«
502 HHönsch: etymologisches und lezicalisches.
ger aber kann man mit dessen zurückftthrung Aiif grumus (Paoliu
ep. Festi) oder auf congruere (Hyginus) einverstanden sein (s. Cantor
ao. 8. 72 ff.), vielleicht ist, da sich das wort auch in der geatalt
cruma überliefert findet, an xpoueiv in der bedeutong 'prttfen,
untersuchen' zu denken, so dasz man unter KpoOjLia ein zur auf-
suchung und erforschung (des cardo) bestimmtes instrument ver-
stand, die vertauschung der dritten gegen die erste declination bei
cruma würde, wie hei pliismaf sagma, Stigma ua., auf rechnung der
Vulgärsprache zu setzen sein.
luricula, diesem worte hat Paucker ^addenda lexicis lat.' s. 50
die frage «a Xaüpa?» nebst folgender belegstelle aus ps.-Eucherios
in Begg. comm. III 11 beigefügt: ^quibus tabulatis seu muris vel
cuncellis, cum ad tutelam viae ponuntur, vulgus lurictdarum nomen
indidit; haec autem tabulata s. lurictdae supra sunt latera vocata'
(vgl. Regg. in 6, 5). das richtige betreffs der ableitung hatte schon
GJVossius gesehen, der Me vitiis sermonis et glossematis* (Amst
1645) s. 482 dieselbe stelle (aus Beda in libros Begum quaest. 13)
anführt und die erklSrung vorausschickt: Huriaila pro hricuila sive
exigua lorica et xard |Li€Taq)opdv pro omni eo quod est quasi pro
lorica.' aus dem commentar des ps.-Eucherius ersieht man, dasz der
ausdruck JoricuJa = ^brustwehr, schutzgeländer ' (vgL Hirtiua 6.
GalL VIII 9, 2) zu den volkstümlichen gehörte.
reviminatum, in dem höchst wertvollen bruchstück eines
griechisch - lateinischen glossars aus dem 5n oder 6n jh., welches
ThBemd im rhein. mus. V (1837) s. 301—329 mitgeteilt und erlfta-
tert, neuerdings aber GLöwe im Prodromus s. 217 f. rühmend erwtimt
hat, lautet die glosse n. 53: nAP€CTPAMM€NON REUIMINATUM.
hierzu hat jener bemerkt : 'iTap€CTpajLi|üi^vov, verdreht, von Theophrast
gebraucht . . b^vbpov TrapecTpajLi^^vov einen bäum zu bezeichnen,
dessen stamm nicht schlicht und gerade, sondern wie herumgedreht,
gewunden, gewachsen ist, wird hier lateinisch durch das sonst unbe-
kannte reuiminatum gegeben, von einem viminare, ein geflecfat, wie
ein geflecht machen, gleich einem zum flechten dienenden reise drehen
und beugen, wo d&nn rei^iminare von neuem, wiederum, zurückdrehen,
-beugen bedeuten, rcvimifiatum also aus seiner geraden richtung hin
und her gedreht, verdreht sein würde.' wir möchten behufs der ety-
mologischen sicherstellung lieber von dem ausgehen, was bekannt ist,
nemlich von dem subst. revhnenium. dieses bezeichnet bei Fronto lamä*
fumi s. 325 Rom. einen saumüberschlag , dh. den übergeschlagenen
imd eingesäumten rand irgend eines Stoffes oder kleides. auf den-
selben begriff laufen die glossographischen Überlieferungen hinaus:
denn im gloss. Thiloxeni' s. 187, 17 lesen wir: revmenium^ itopo-
CTpoqprj, und so auch in der sog. sylloge Vulcanii (die nach Löwe ao.
s. 201 eigentlich ^Servii grammatici glossarium' heiszen sollte) bei
Labb. I 156 und im gloss. Tjrilli' s. 569, 29, nur dasz an den bei-
den letztgenannten stellen durch versehen der copisten redtmen^MM
für rehimcnfum [dh. reiim.'] geschrieben ist. auch das diesem sab-
HRönsch: etymologiickei und Itioallgeh^fc 60S
stantiT zu gmnde liegende Terbcim findet sieh Teneidinet im ^oes.
^Cjrilli' s. 569, 28 TrapacTp^<pui, rMo. mng nna mit diesem inter«
pretament revio nach der yierten com*, oder revko nach der «weiten
gemeint sein, so iXszt sich doch jedenfalls daraus ersehHesseni dass das
80 oder so flectierte zeitwort die bedentnng hatte 'umbiegen und nüt
einer naht versehen', daraus aber entstand (mit hilfe der zwisohen*
stufe *revimen) das gleichbedeatende Yerbnm nmmmare^ so dan
wir berechtigt sind dem oben ersiohtlidien partieip revkmimtmm die
bedeutung beizulegen 'das mit übergeschlagener sannmaht einge-
£aszte'.
suggerenda^ auggrundo* sollten nicht diese beiden femi-
nina verschiedene formgestaltungen eines und desselben wertes mimt
das erstere kommt zweimal vor in daraus dem j. 488 naeh Ch. stam-
menden 'historia persecutionis Afrioanae provineiae temporibus Oei*
serici et Hunirici regum Wandalorum' des bischofs Victor von Vita
(in der provinz Bjzacena), von der wir seit kurzem eine von Halm ftbr
die ^monumenta Germaniae historica' besorgte, auf genanester band- ,
schriftenvergleichung beruhende neue und vortreffliche ausgäbe be-
sitzen (Berlin 1879). daselbst nemlich heiszt es n40 nuiOum invenU
remedium imminens cälamitas^ nisi a samäo Engimo ro^tMoMts, H
cor harhartim moUketur^ auggerenda [-do ri l^/enda • . epitkla Bp]
daretur iali iexiu canscripta. 11 42 e< guia seamdo ruponao $ug-
gerendam [-dum LB] me promiai obHaimumy merUo suppUcUer päo
magnificentiam tuam . . im index ist suggerenda durch suggeHio er-
klärt, gewis mit recht, da seine abkunft nebst dem susammenhange
«erweist, dasz man darunter ein anbringen, einen bericht, eine ein-
gäbe oder Vorstellung an vorgesetzte bebOrden verstanden hat. von
diesem subst. suggerenda^ ae, f. unterscheidet sich das weit bekanntere
suggrunda zwar bedeutend dem sinne nach, nicht aber hinsiditlieh
»eines Ursprunges : denn suggrvmda wird nichts anderes sein als ein
verkürztes suggerunda^ welches man fttr die zum subst. erhobene
weibliche gerundivform von suggerere [»» unten anbringen] zu halten
hat ; vgl. Schottgen zu Varro rerum rust. m 3, 6 : 'derivatur autem
(subgrunda), ut vult Becmannus Orig. 206. 207, a guggerendo, quia
»uggeruntur quaedam ligna.' hieran wird man nicht im mindesten
zweifeln, wenn man erwägt dasz das part. fut pass. nachgewiesener-
maszen (s. zb. Neue lat. formenlehre II* s. 384 f.) ursprünglich als
part. praes. pass. gebraucht wurde, gleichwie demnach die verbal-
derivata merenda, praebenda (Cassiod. Yar. 5, S9 praebendarum imwr
adscrij4t48. gloss. Amplon. s. 342, 20 inpensa^ praebenda) und das
schon bei Cato de reru^. 89. 157 vorkommende InriMida [^ <«nfiMbi]
eigentlich etwas bezeichnen, was verdient, dargereicht, durch drehen
abgerundet wird , so ist für suggerenda das was (von einem amtlich
tiefer stehenden) eingegeben und angebracht, f&r suggerunda was
unten (tiefer als das eigentliche dach) angebracht wird^ als ursprüng-
liche bedeutung anzunehmen, die letztere, nur wenig modificiert, auch
für das analog gebildete aggrunda (gl. ^Cjrilli' s. 447, 34 iic6<TliC|
504 HROnech: etymologisches und lezicalisches.
6 ^EuJCTTic, proieäuSy aggrunda). dasz in den wörterbücheni A19-
grunda von einem subst. grunda abgeleitet wird , ändert an dinem
ergebnis nichts: denn dieses blosz im glosaar des 'Philozenns'
(s. 105, 5 grunda, cziv] ^ai tö uirfep töv iruXeduva dS^xov) auf-
tretende wort ist vielleicht nur eine etymologische fiction, die man
sich gestattete, um für jenes compositum eine ableitong zu erlangen,
und selbst in dem falle, dasz sein vormaliges leben im munde des
Volkes nachgewiesen werden könnte, würde man mittele der an*
nähme, aus dem einfachen gerere sei gerunda entstanden, zu einem
fast ebenso befriedigenden resultate kommen, übrigens ist in den
'castigationes' des Ducange zu dem bekannten glossarienindez des
Labbaeus I s. 243 bezeugt, dasz HStephanus in dem bei seinem
glossarium graeco-latinum benutzten cod. Sangerm. suggantnda [lies
siigger,] anstatt suggrtinda vorgefunden habe , worin man eine remi-
niscenz an die urform des wertes erblicken könnte, jedenfalls aber
erklärt sich die an Wendung von -tmdus (nicht -endtui) bei demselben
und bei turunda aus dem hohem alter dieser wortgebilde.
IL
Im nachfolgenden geben wir einige beitrage zur Wortbildung,
zur Sinngestaltung und zur formenlehre , nemlich :
1. Lexilogisches.
grossamen, der im j. 890 nach Ch. geschriebene lat. bibel-
codex Gothicus Legionensis enthält auf seinem rande hie und da sehr
beachtenswerte bruchstücke einer alten, aus der zeit vor Hieronymui
stammenden Übersetzung, wo ua. crassamen in der vulgttrgestalt
grossamen [=» Tifixoc LXX] auftritt, 3 Regn. 7, 15 (7, 3 Alex.) ä
grossamen instrudurae cölumnae IUI digUorum cavatkmes. zu-
gleich sind in dieser stelle die nicht eben häufig vorkommenden
substantiva instructura und cavatio bezeugt.
proripium. auf dem rande des Legionensis stehen zwei alte
Übertragungen der stelle 1 Regn. 14, 4 u. 5. die eine lautet: . .^ H
erat proripium [=» dKpuJTiipiov Vatic. LXX; im cod. steht f&lsch-
lich proprium] petrae hinc et proripium [proprium cod.] petrae
illuc . . ^proripium [propium cod.] unum est ab aquilone quoi
habet magntiSy et proripium [propium cod.] aliitd est ab austro qucd
habet collctn ; die andere : . .* via erat per praeruptum [so lies für
praedudum, oder sollte j?raertipmm gemeint sein?] rupishincetpro*
ripium pdrae iUinc . . ^proripium [propium cod.] unum est ab
aquilone quod est iu<da Magmas , et proripium [propium cod.] aHmd
est ab austro quod iuxta collem Gabeae, dasz unter proripium hier
eine felsklippe oder felsenzacke zu verstehen ist, erhellt aus dicpui«
Trjpiov und dem hebräischen grundtexte, demselben zur seite stellt
sich praeripium, wodurch im Palatinus der evangelien 6 xpimvdc
Übersetzt ist (s. meinen aufsatz 'das Italasubst. |>raeriptum' in dem.
f. wiss. theologie 187G s. 291 ff.), sowie praerupium bei Tertulliin
HRODBch : etymologitdiet imd lesioBluehet. 606
und Servius; vgl. anch im gl. Thiloxeni' 8. 174, 16 pronq9ia[no
lies 8t. pr(>ruj4ia] , dirdicptvivo. mag iraii ripa oder rwpea das ety-
xnon sein, jedenfalls sind die beiden w6rtm praripkim vanipraeripmm
fttr identisch zu halten , da man im Tolksmnnde pnh nnd proe- pro-
miscue gebraucht bat. wir ftthren einige belege an: proeeswr ond
procursor (Itala und vnlg, 8. 68), letsieres auch im ood. Aahbnni«
hamiensis in der bibelstelle Nom. 18, 21 dies erofU dies im», prO'
Cursor es [npööpoMOi LXZ] «wie — eodann propcMio im gl. 'Cj-
riUi' 8. 593, 22 npöirocic , pr<fpoUido — Utma: proedUirt — prae-
edlere im epistelcodez Claromontanne Hebr* 1, 4 iuanio proceU
lentius [tnaq>op({iT€pov] hispaseidd ncmen — nxuäi im Über mon-
stromm 1 4 (MHaaptii opn8C. II 221 — 262) prope tmmia Bomae uftia
opera . . procellii [A] — desgleichen im gL Thilozeni* s. 171, 12
proceüo, 7Tpoq>8<ivui, mrep^xu'« 171, 18 prooeOif, irpo^x^^ i^^ *-
ebenso prapanere ■- praqp<mere beim interpres Irenaei IV 26, 6 in
der eTangelienstelle Matth. 24, 46 fiddia aetar . . qitem proponit
[xaT^CTiicev gr.] dominus super famüiam 9uam\ umgekehrt prae-
ponere »■ proponere in der historia Apollonii regte Tjrri o. 2 (Biese)
vix eatn . . revocat ut apraepoaUtae mortis mmamUsie excederet'y in-
gleichen praevidere ^ providere im gl. Amplon. 8. 281, 88 oonsu-
Jens , praetndens.
praesepiarium findet sich — wie wir glaaben — in einem
der Würzburger Italacodd. Tor, wo seine nrsprfingliche gestalt dnreh
einen Schreibfehler entstellt ist daselbst nemlich ist der yers Ezech.
41, 20 LXX Ik toO £baq>ouc Suic toO (poTvibMorroc, t& Xepouß^i xal
oi (poivtK€C biaT€TXu^fi^voi mit den werten wiedergegeben: apam-
mento tisquc ad praesepiarum^ Cherulnn et pälmae seulptae. so wenig-
stens steht in dem genanen teztabdmcke bei EBanke *par palim-
psestonim Wirceburgensium' s. 368 (vgl. 8. 116), mit der note unter
dem texte 'tujv (paTvui|LiaTuiv pro tou q>OTVui^aTOC nullibi.' allein
sowol das fehlen einer solchen yariante als auch der umstand dasz
man eine sonst nicht bezeugte femininform |>rae8epta, -ae und die
construetion von ad mit gen. annehmen mttste , deutet onTcrkenn-
bar darauf bin, dasz der copist einen buchstab weggelassen hat.
wir dürfen uns daher wol der Zustimmung auch des um die Itala
hochverdienten herausgebers versichert halten , wenn wir praesqna-
rum in praesepiarium um&ndem und darin ein dem griechischen
qxxTVUjpa [=» laqueare, lacunar] nicht ohne glück nachgebildetes
neutralsubst. erblicken.
precatorium, sacratorium^ sacrificatorium im cod.
Ashbumh. sind von gleichem geprftge, — IXacTtfiptov, dnnacn^piov,
Buctacrripiov der Alexandriner. Num. 7, 89 loqueniis ad se dtsuper
precatorium. Lev'\tA2^A omnem sanctum non atHnget et in saera^
torium non introibit, Num. 3, 31 et custodia eonifn, arca et mensa
et candelabrum et sacrificatoria et vasa sancta.
arcatura^ infultura. jenes erscheint auszer bei Cassiodor
Var. 3, 52 auch auf dem rande des Legion, bei 3 Regn. 7, 9 a fun»
506 HRönsch: etymologiachea und lexicalisches.
danieniis usque ad arcaturam [tuüv t^icuiv LXX]; letzteres iA
einem andern, ebenfalls von Vercellone (Variae lectionea . . t. I,
Born 1860) angefahrten versionsbmchstttck , 3 Begn. 10, 12 et fedt
rex de lignis non dolatis infulturam [so oder infMuras lies für
inflaiuram; UTTOCTnpiYMOtTa LXX] damus damini et domus regia . .
crenatus = dXucibuiTÖc. so wird dieses adjectivierte parti-
cipium ursprünglich gelautet haben, welches nach Vercellonefl seng*
ni^ der vulgatacodez K in der gestalt crincUus aufweist in der stelle
1 Begn. 17, 5 lorica crinata induehatur^ wo der pttbstlich approbierte
tezt squamata hat. ohne zweifei heiszt es 'ausgekerbt', wichtig ist
sein auftreten insofern, als dadurch indirect auch das subst. crena
'kerbe, einschnitt' bezeugt ist, auf welches zahlreiche romanische
Wortbildungen zurückgehen (vgl. Diez Wörterbuch d. roman. spra-
chen II' s. 266 f.), obschon die kritik es aus Plinius n. h. XI § 180
verbannt hat und auch seine legitimation durch das Onomastioon des
Yulcanius (s. 33 crenae^ f\\)(p\bec) nicht mehr anzuerkennen vermag.
praesepiatus in dem oben erwähnten Würzburger palim«
psest dient zur wiedergäbe des griech. iT€(paTVU>^^voc [3= laqueanii
tedus] Ezech. 41, 15 et tetnplum et anguli et ada{m) extenusprae-
sepiata [praetiata cod.; LXX tö alXd^ tö dEiiiTcpov ireqMXTVUi-
jLi^va]. hierzu hat Bänke bemerkt: ^praetiata cum toto caelo absit a
ireqpaTVUJfi^vo, aliud verbum latinum huic graeco magis simile quae-
ramus opus est ; suspicor scriptum fuisse prciesepiaitn , quod vooabn*
lum eadem ratione e substantivo prciesepe sive praesepia efformatam
est, qua id quod sequitur retiaiae a rete sive retia derivatnr.'
miricius, im gl. Vatic. bd. VII s. 568 (Mai) steht (vgl. Qoi«
cherat add. lex. lat. s. 173): miniciuSy hericius; ziemlich so auch ia
gl. Isidori s. 686, 9 minicuSj erilitts. gl. arab. lat. s. 707, 37 tmm'
cuSf ericius. die lemmata sind wol durchgängig verschrieben; nach
unserm dafürhalten ist miricius zu lesen, von M^P^T^ ^^9 worani
miricius «=» setosus ebenso gebildet wurde wie ericius aus er, xAP*
stibiare = CTißi2l€c6ai [stibio linere^ fucare] bietet der rand
des Legion, dar in 4 Begn. 9, 30 Hiezabel audivU de adventu enu ä
stibiavi t sibi ocidos suos.
supracoopcrire = diriKaXuTTTeiv ist im cod. Ashbumh. be-
zeugt, wo es in der stelle Num. 4, 13 heiszt: et supr acooperient
desupcr vestimento toto purptireo.
2. Semasiologisches.
dormitorium bezeichnet gewöhnlich den schlummere rt für
lebende oder tote, mitunter aber auch das schlaf ge wand; vgL
2 Begn. 17, 28 atttderunt decem dormitoria [KoiTOC LXX] di^tcJa,
niarg. cod. Legion. ; gl. 'Cyrilli' s. 441, 18 dTKoi^iiGpov, darmitarium
subtilitas. die lat Wörterbücher enthalten keinen hin weis
darauf, dasz dieses wort auch in der bedeutung von doUu, venutia
gebraucht worden sei, und doch musz dies wenigstens im nördlichen
Africa zur zeit der Vandalenherschaft der fall gewesen sein, wie ans
HRöoBch: e^ymologitcht und laiiciiilwnlMW 607
folgenden stellen der oben «ngefOhrtan hiaiorU peceoootUmui . • dee
Victor ViteneU hervorgeht: n 1 morimo igitm Oeüerieo Emmkm
maior fiUus patri suooedU. gui tu primordia regm^ ¥i käbä sub^
iilitas barbarorum^ co^ müiits et itioderMit$ ag$r€. n 28 M^er«
vtnientts igüur camiUs äuo $ubiiliiaie damtuMU hUmdis 9eniiam'
bus ct*m dei oanfessonhus agere coeperunt. ULll übi cum uemmtemit
carta eis ostendUur invchda didhurqueiOisieia euhiilitaie smfmiik:
dominiM nosler rex HuniHx . . tefNim de veXris eogUamt. bek>nniTieh
verbindet der franz^teisohe nnd eagliache spnudigebnHich mit mMSiU
und ^&<t/i^y ebenfalls die b^griffis der Hat nnd der betrügerischen
Schlauheit.
suspirium. es laaaen sich einige atellen nacbweistn, aoa denn
erhellt dasz dem werte siiupiriMm bieireilen die bedentong 'not, be-
schwerde, drangsal' beigel^ worden ist. so im Itaheodex des gra-
fen von Ashbumham folgende drei: Leyit 25, 48 non dtgpnmee Ami
flfi suspirio Uv Ti|i M<^8ifi LXZ]. 46 firairem mmmm nan deprmuä
in suspiriis Uv ToTc ^öxBotc]. 63 nom deprimie iOmm m auspirio
[dv Tqj M<^X94^I caram te, Victor bist persec IQ 39 Ummteeprae-
cipitium cum suspiriie laerimarum^ ne divelkreniur, comdrimgebaM
manihus genua sociarum. hiermit harmoniert die gloase bei XTrillos*
8. 308, 48 f. suspirai . . CTevoxuipetTOL
Das adj. vaetue ist in des Apulejna phyaiognomonia (aneodota
gr. et lat. ed. VBose I, Berlin 1864) sehr oft gleichbedeutend mit
craesus (gegensatz tenuie): s. 113, 11 capSU detm ä vaeti imsßta
iempora. 135, 25 vasta cervix (136, 1. 8. 138, 3. 158, 4> 142, 17
sivasta (icxia) et came eompUxa^ m/uUebre inge^mim deeignani.
143, 14 imi pedes et calcanea cum nmium vaeta eufU et referta cor-
nibus . . 143, 17 ^ ff humHes digücs et vastos m isdem pedibue
esse contigerU. 161, 18 articulis mar^uum etpedum vastis atguedurie.
daher findet sich naxuc auf dem rande des Legion, geradezu durch
vastus übersetzt 3 Begn. 12, 10 pusiUitae mea vastior [iraxuT^po
LXX] est qucrm lumborum (!) patris mei\ das subst. iraxoc aber
durch vastitia in der stelle 3 Regn. 7, 46, wo Veroellone ao. zu
den werten der vulgats in argiüosa terra folgendes bemerkt hat: *in
veteri opusculo Maius (Spicileg. Rom. IX 73) adnotatum legit : «alia
editio in vastitia terrae . . suspicamur tarnen argillam aignificari
qua ad vasa conficienda utuntur figuli, quae olim vaeesria terra dicta
fuit.' dieser ansiebt können wir unaerseits nicht beitreten, man
braucht nur terrae anstatt terra zu lesen, um sofort zu erkennen,
dasz vastitia hier eine Übertragung des grundtextlichen Ti|^ iroX€t
ist: denn bei den Alexandrinern lauten die betreffenden worte iv
vi) ndxei xnc tflc.
3. Morphologisches.
primordia ist als femininum der ersten decl. aufzufassen in
der oben citierten stelle des Victor Vitensis 11 1 tn prhnardia regni^
wo primordia von den besten hss. geboten wird, ebenso findet man
508 HRönsch: etymologisches und lezicalisches.
das ganz ühnliche praecordia gebraucht hist. Apollonii c.26 perarth
fices officiosae manus tr actus praecordiam [Voss.] sensu. epiBt Bar-
nabae interpr. c. 8 Hilgenf. . . qui nuntiaverufU nobis remisshnem
peccatorum et castUatem praecordiae nostrae [Corbei.]. gl. *Philox.*
s. 167, 2 praecordia, KapbiOTiic (?). ferner vgl. bist. Apoll, c 26
non longe apraedia [6] meäici cuiusdatn. gl. 'Cyrilli' s. 606, 58
ciKxacia . .fastidia. 645, 36 f. öircpoxi^ • - fastidia, 645,4ÖTr€p-
iiqKxvia . . fastidia^ fastidium. Gal. 5, 21 invidiae, homieidiae
Ciarom.; Exe. Sangerm. ap. Labb. I 201 stillicidiay CToXariiöc.
quisquilia erscheint als neutram nicht blosz bei Petronins
c. 75, 8 , sondern auch bei Victor Vitensis lU 58 aniiquas radkes
herbarum vel quisquilia alia [BV, quisquüia aliqua B] requirenUs
(welche stelle zu Neue ao. P 474 nachzutragen ist), dasz in derselben
schrift II 20 mit BV penetralio zu lesen sei {lapides . . ifiirantesm
peneträlio damarum quos invenerunt incendehant) , könnte vielleiolit
durch den hinblick auf gl. 'Cyrilli' s. 456, 23 dvbo^uxov^ penetraHum
einige Wahrscheinlichkeit gewinnen.
Die regelwidrigen verbalformen treten auf dem gebiete der vol-
gKren latinität, wie allbekannt, in einer fast überwältigenden häufig-
keit und manigfaltigkeit auf, so dasz man, um sich in diesem laby-
rinthe zurechtzufinden , genötigt ist den massenhaften stoff mit Zu-
hilfenahme gewisser kategorien auf eine übers ichtlicho weise za
gruppieren, wir haben vor einiger zeit einen derartigen versuch zu-
nächst in betrefiP der vulgären formen des perfectum und supinnm
gemacht (in der zs. für wiss. theologie 1876 s. 399^-414) und diese
auf drei haupterscheinungen zurückgeführt: auf metaplasmendh.
formen nach anderer conjugation, sodann auf analogismen dh.
bildungen nach anderer grundform, und endlich auf sjncbysmen
dh. formen von einem andern werte, von denen die erstgenannten
durch conjugationstausch , die zweiten durch falsche analogie, die
letzten durch confundierung der Wörter selbst entstehen, indem wir
uns hier aus räumlichen rücksichten auf die dritte kategorie be-
schränken , erlauben wir uns zu dem dort aufgestellten Verzeichnis
der synchjsmen einige nachtrage zu geben, es finden sich unter
einander vertauscht: 1) metare (tnetari) und meiere, Ruth 1, SS
reversa est in Bethleliem, quando primumhordeametabantur[bt
apx4 6€piC)LioG xpiOufV LXX], so nach Vercellone ao. in den hss. CD
der vulgata und in drei editionen. 2) fugare und fugere, Matth.
8, 33 quipascehant fugarunt [o\ ßöcKOVTCC ^cpuTOv] im Italacodex
von Turin (5s jh.); Deut. 32, 30 quo modo perseqtmtur un%is miBe,
et duo fugient [fugent vulg., ^eraKivricouci LXX] decem müUa? in
den vulgatacodd. CDU und einem Casinensis; Nennius hist. BritoniUB
§ 54 daemones ah ohsessis corporibus fugiebat\ Hebr. 11, 34 effu-
gaverunt [fcpuTOV, effitgerunt al.] ades gladii Ambros. de pan-
diso 3, auct. libr. de XLII mansion. [actm]; cffugarunt [-genmi
al.] aciem gl. Ambros. de offic. ministr. col. 47. S) praedicare and
praedicerey 1 Thessal. 3, 4 praedicavimus [TrpoeX^TOMCv] vMi
CWagener: n Dietiji. 609
Ciarom. Boerner. , praedMoJbaimm vobis SeduL Hibeni. in L 4) ie»%
i^r temi in Victors bist, persec. IH 96 petdUMi MtUNoe damiidem,
quam in tda virgineamm membrwrym decem menribua iexi [BLBTpi
Bern. ']; umgekehrt ^ea;ttj «- ta» eM. m 48 aW MM .. eOiM %ii&H
iexuerunt [BLY], nonmM caeno foäido UmenmL 5) tonder$
und iundere^ schol. luvenaL 10, 225 (Gnmer) quot väla$ kabeai
exUmsor, eo die quo me tutundit [•-■ taUmdU] semUcr fodm (bei
Neue II' 460 blosz belege su tuhmdi «« tuMm^
Beachtenswerte beispieie von abnormen fatorbiUlangea sind
bei Victor Vitensis d^otbo (s. Neue 11' 461) und ^pmUbo (n beiden
s. Itala u. yulg. s. 291 f.), III 36 exuOurn stoUm rex eompMämpüa'
lern dicebitque [BBV] tibi, n 31 taiii forU dieebai (Exod. 15, 9):
partibo [BBV,jparft&ored.Buin.] igpoNa, r^^lebo atmum meam . •
die active form partibo liefert zugleÜh eine eiigSnzung der bei Neue
II' 310 ersichtlichen Zeugnisse; ebenso dient zur vervoUsÜndigung
dessen was daselbst II' 294 ttber luerare gesagt ist, hist. pereee.
I 36 ingentem muUüudinem gtvdüium borbiMrontm Guritto dommo
lucraverunt.
Lobenstein. Hermann Bönsoh.
6S.
ZU DICTYS.
Da noch immer darüber gestritten wird , ob die Ephemeris des
Dictys ursprünglich lateinisch abgefaszt gewesen sei oder ob L. Septi-
mius dieselbe aus dem griechischen original übersetzt habe, so drSngt
sich einem jeden, der sich für Dictjs interessiert, die frage auf, welche
vorläge Jordanis oder vielmehr Cassiodorius benutzte , der in seiner
Gothengeschicbte cap. 9 (s. 42 f. Closs) die erzfthlung von Telephus
dem Dictys entlehnt hat. die betreffenden stellen lauten :
bei Jordaniö de rebus Oeticis
c. 9 d dum (Tdiphus)
Äiacem imfeäus ifwadä
Vlixemque perseguiiur^ viH-
bu8 equo oadenU ipse cor-
ruU AchüUsque iacido /e-
nmr sauäaius diu mederi
nequivU
c 9 is ergo TdephueHer-
culis filius . .procerusquidem
corpore sed plus vigore terri-
büis, patemam fortitudinem
propriis virtutibue aequana
dasz die Übereinstimmung im Wortlaut ziemlich genau ist, ja dasz
beide Schriftsteller in manchen puncten fast wörtlich übereinstimmen,
bei Dictys ed. Meister
II 3 s. 19, 26 infestus {Tdephus) aciem
invadii aitjue ihi fugatis quos adversum
icraty cum obstinate Vlixem inter vineas^
quae ei loco adiundae erant^ insequere-
tuTy praepediius trunco viiis ruit, id ubi
AchiUes procul animadvertii^ tdum tocu-
latus feniur sinisirum regi transfigit
II 4 s. 20, 6 i$ {Telephus) namque
Ilercule genitus procerus corpore ac
pofkns viribus divinis patriis virtutibus
jfropriam gloriam aequiperaverat
510
CWagener: zu Dictys.
darauf hat ThMommsen (Hermes X 383) schon aufmerksam gemadit.
trotz der Übereinstimmung aber neigt er sich doch zu der ansieht,
dasz Cassiodorius nicht den lateinischen text des Dictjs, senden
*eine reinere quelle benutzt hat als die uns vorliegende sehrift , das
heiszt deren griechisches original', weil einige sachliche verschied»-
holten da seien, über die ich weiter unten sprechen werde, eins aber
hat Mommsen bei besprechnng dieser frage nicht beachtet, dasz nem-
lich Dictys bei dem satze patriis virtutihus prqpriam gUmam o^^in-
peraverat ohne zweifei die worte des Sallustius (Jti^. 4, 6) neque
prius sedari quam virttis eorum famam atque ghriam adaeqtMverU im
sinne hatte, zuerst kannte man freilich leicht geneigt sein diese
fthnlichkeit für reinen zufall zu halten; bedenkt man jedoch dan
Dictjs ^nicht nur in bezug auf Wörter und redensarten, sondern auch
in constructionen, Satzverbindungen^ in der kürze und knappheit des
ausdrucks , in der verliebe für archaismen usw.' * dem Sallustiiu
folgt und sich ihm in einzelnen Schilderungen ganz genau anschliesst,
so darf man auch bei obigem satze nicht an einen zufall denken, son-
dern musz vielmehr annehmen dasz diese fthnlichkeit auf nachahmong
beruht, und wie sehr dem Dictjs gerade in c. 3 — 5 des zweiten
bucbes , das Cassiodor bei der erzählung von Telephus vor äugen
hatte, Sallustius, und besonders dessen lugurtha, vorgeschwebt hat,
wird am besten aus folgender Zusammenstellung klar werden:
Dictjs ed. Meister
c. 3 s. 19, 11 uhi animadvertere
. . eventum belli trahi
s. 19, 13 pro tempore cohortaü
suos
s. 19, 18 primi aut inter primos
heUantes
s. 19, 18 praedaram . . famam . .
effecere
s. 19, 23 propere ad ettm convertit
s. 19, 23 t&t^ue pugnando . .
occuhuU
s. 19, 27 fugatis quos advers^im
ierat
s. 19, 29 praepeditiis trunco vitis
c. 4 s. 20, 1 iamque diei plerumque
processerat, ciwi . .
s. 20, 7 poUens virihtis
Sallustius ed. Jordan
lug. 23 s. 53, 7 übt inteUegit . .
bellum trahi passe
lug. 49 s. 69, 6 pro tempore mtUlef
hortatus
lug. 6 s. 42, 4 primus aut in pri-
mis ferire
Cat. 1 s. 3, 8 memoriam nosiri
quam maxume longam effkere
lug. 101 s. 100, 3 adpedites con-
vortU
Cat. 61 s. 37, 32 quem quiBque • .
pugnando loeum ceperat
lug. 101 s. 100, 11 prafUgaJtis iif
quos advorsum ierat
lug. 53, s. 70, 38 impedäus rmms
arborum
lug. 51 s. 69, 38 itaque nmäum
diei processerat (vgl, lug, 81
s. 52, 12)
lug, 6 s. 41, 35 poüens
* HDuDger Dictja-Septimias (Dresden 1878; 8. 7; \g\. Doch Dederick
praef. ad Dictyn 8. XXXM; Körting Dictys und Dares s. 6 aod bes.
HPratje quaestiones Sallustianae (Göttingen 1874) s. 9—40.
CWag«ner: la Bieijs. 511
8. 20, 12 sed H vulneraii maxima
pars
c. 5 8. 20, 22 fMÜta invicem cum-
5Wffip(a orcAvmit
8. 20, 32 od ea Tdephyis^ etsi . .
affliäahatury benigne tarnen re-
spondem aU
Ing. 58 8. 78« 37 magna par$ t^
neraü
Ing. 26 s. 54, 26 nnOia tarnen
aratkme eonmmpta
lug. 11 8. 44, ISadea lugmrtha
tametsi • . inteUegdMü et . . agi-
tabat^tamen..bemigneft9ponM
Wenn nun Dictjs in diesen capiteln so oft nnd inweilen w5ri-
lich mit Sallustius ttbex^einstimmt, so mOssen wir tnch annehmen
dasz bei dem oben angefahrten satse kein snftll geherscdit hat, son-
dern dasz derselbe knf einer nacbahmnng des Sallnstins bemht; nnd
ebenso klar scheint es mir zu sein nnd bedarf gewis keines beweises
weiter, dasz auch die werte des Cassiodorins patemam foHUudinem
proprüs virtutibus aeguans nicht ans einem griechischen Dictjs fiber-
setzt sein können, sondern dasz der lateinische Dictjrs als Torbild
gedient hat: denn es wftre doch geradezu merkwürdig, wenn der
lateinische Dictjs an der stelle, wo er den Sallustins nachahmt,
genau mit Cassiodorius, der den griechischen Dictys fibersetzt haben
soll, abereinstimmte, und was von diesem satse gilt, gilt auch von
den oben angefUhrten stellen, daher ich kein bedenken trage zu be-
haupten, dasz sich aus des Cassiodorins worten absolnt nichts anf
die existenz eines griechischen Dictjs schliessen Uszt; HFläoh bitte
erst genauer prOfen mfissen, ehe er (untersnchnngen fiber Endokia
und Suidas, Leipzig 1879, s. 80) ohne weiteres Mommsen als zeugen
für einen griechischen Dictjs aufstellte.
Was die Verschiedenheiten zwischen Cassiodorius und Dictjs
betrifft, die Mommsen mit recht hervorhebt, so Iftszt sich jetzt die
eine leicht beben, des Telephus gemahlin Astjoche soll nemlich bei
Dictjs als des Priamus tochter bezeichnet sein, w&hrend sie bei
Cassiodorius des Priamus Schwester heiszt. nun lautet aber bei
Dictys (II 5 s. 21, 7) die stelle so: ceterum müüiam adversum Pria-
mum rectisare: Ästyochen enm Priami mndam sibi nuUrimanio^ und
sie wird gewöhnlich, aber mit unrecht, so erklftrt, dasz fOktm bei
Priami zu ergänzen sei; aber diese erklärung steht im Widerspruch
mit der sonstigen fib erlief erung, wonach Astjoche die Schwester des
Priamos ist (vgl. Fuchs de varietate fiibularum Troicarum s. 99 nnd
die von Mommsen citierten stellen), da wir nun gesehen haben, dasz
Cassiodorius nur den lateinischen Dictjs benutzt haben kann, so
scheint mir am einfachsten die Vermutung, dasz in den hss. des
Dictjs, von denen die älteste aus dem neunten oder zehnten jh.
stammt, sororem vor oder nach Priami ausgefallen ist, dasz aber
Cassiodorius, der um 520 (vgl. üsener anecdoton Holderi s. 72 — 74)
seine Gothengeschichte abfaszte , also ungef&hr 300 jähre ftüher als
die älteste auf uns gekommene hs. geschrieben wurde, einen bessern
text benutzte und in demselben sororem noch vorfand.
Was die andere stelle des Cassiodorius betrifft, in welcher der
Sturz des pferdes (equo cadente^ angeführt wird, von dem Dictjs
512 WHRoacher: die Stellung von tUerqine und vbique,
nichts weisz, so ist es mir zweifelhaft, ob dieser zug von Cassiodoriiu
herrührt oder nicht, doch glaube ich bestimmt, dasz dieser zusatz
weder zu einem beweise für die benutzung eines griechischen Dictjs
dienen kann, noch dasz die oben ausgesprochene behauptung, Cassio-
dorius habe nur den lateinischen text benutzt, dadurch umgestoszen
wird.
Bremen. _. Carl Waoener.
66.
DIE STELLUNG VON UTEBQUE UND UBIQUE.
In den meisten mir bekannten neueren compendien der latei-
nischen grammatik (Zumpt § 800^ Madvig § 495, Krüger § 691,
Ellendt-Seyfifert § 232 usw.) liest man die regel, dasz in der classi-
schen prosa quisque fast ohne ausnähme nach dem pron. reflex., nach
suKS, im nebensatze nach relativen und interrogativen, endlich nach
Superlativen und Ordinalzahlen seine stelle hat ; nirgends findet sich
jedoch die beobachtung , dasz ungefähr dasselbe auch von den be-
deutungsverwandten Wörtern uterque und uhique gilt, welche
ebenfalls von Schriftstellern wie Cicero, Caesar und Sallustius fast
ohne ausnähme unmittelbar nach skus und siti sihi $e sowie noch den
relativen und interrogativen geset^.t werden, die von mir zum be-
weise dieses Sprachgebrauchs gesammelten beispiele sind folgende:
Cicero in Verrem IV 4, 7 Verres quod ubique erii pulchetrimum
auferef? de lege agr, II 21, 57 ceteri agri omnes^ qui ubique mm^
sine ullo dclectu . . decetnviris addicentur. pro Mur. 12, 26 suit
utrisque supersiiiibus praesentibxis istam viam dico: ite viam. de
div. II 44, 93 vohtnt etiitn illi onines eodem tempere ortas, quiuhi'
que sini nati, cadetn condie'wne nasci. Caesar b. GroU. III 16, 2 hm
navium quod ubique fuerat . . coegerant. VII 32, 3 cum . . $e
uterque eorum legibus creatum esse dicat, b. civ. I 36, 2 anerofiat
fiaves, quas ubique possunt, deprehendufU. 40, 7 acsuas uter-
que legiones reducit in castra, 47, 1 ut se utrique superiarea diseu-
sisse cxistimarent. II 20, 8 quid ubique habecU frumenti et navium
ostendit (vgl. ebd. 27, 4 u. 28, 4). Sallustius Cot. 21, Ipostülavere itf
propofieret . . quid ubique opis aut spei Itahercnt. 27, 1 alium älk
{misii), quem ubique ojyportunufn sibi fore credebat. 37, 5prmMMi
omn ium, qtii ubique,, maxume praestabant . . Bomam . • conßuxermiA,
51, 38 postremo quod ubique apud socios aut hostis idoneum vid^
batur. lug. 52, 5 ncquc remittii quid ubique hostis ageret explorart.
Eine ausnähme von der regel habe ich nur bei Caesar 6. OoM,
V 50, 1 gefunden: utrique sese suo hco continent\ doch hat hier
jedenfalls die seltene Verbindung sese suo die ungewöhnliche stellang
von utrique bewirkt, ebenso gibt es auch beispiele für ungewöhn-
liche Stellungen von quisque^ namentlich bei Livius: vgl. Nägelsbach
lat. Stil. s. 250. Zumpt lat. gr. § 801.
Meiszen. Wilhelm Heinrich Roschbs.
ERSTE ABTEILUNG
FÜR CLASSISCHE PHILOLOGIE
HKRAU8GBGEBBN VON ALFBBD FlBCKBISKM.
67.
DIE DECLINATION DER NOMINA AUF -IC BEI HOMER.
Die nomina auf -ic, welche nnprOnglich wol nur 6iiie oiasse bil*
»ten, finden sich in der hifitorischenzeitiBXweistftmme, einen Toea-
schen und einen consonantischen, geaehieden, die in nnsera
18. nicht immer scharf auseinander gehalten werden und wol aaÄ
d mündlichen gebrauch oft in einander Obergegangen sein mOgen:
a^l. Lobeck zu Phrjn. s. 326. abgesehen nun von den oijrtona, die
le t-stämme sind, können wir im allgemeinen die yerbalsabat. gen.
im. auf -cic und die fem. auf -ic wie bf\ptc k6vic (wegen KOviui,
sks bei Homer die einzige form ist) |yif\vic (wegen ^f^viui, obwol sich
Ir das Homerische juriviGC attisch ^yjviboc findet) tröXic fißpic nam.
1 den vocalischen stammen rechnen, während dagegen die a^jeeiiva
nf -TIC, ob sie epicoena oder nur fem. sind und im letsten fidle wie-
er ob sich das masc. wirklich in der spräche findet oder nicht, fer-
er die ebenso gebildeten subst. auf -TIC wie ^dVTtC \if\inc osw., diA
igentlich nur ac^ectiva sind, und endlich Überhaupt so ziemlich alle
ij. epicoena oder fem. auf -ic nebst den dazu gehörigen substaa-
Yen wie dKpic auXic usw. den consonantischen stammen ange*
Gren. ebenso finden sich die nom. propria gen. masc und fem.fiiat
ur als ^8tftmme, in der gewöhnlichen spräche natürlieh: denn
[erodotos gebraucht sie allerdings mit wenigen ausnahmen, wie
XpTcpic fpic x<^i^ vocalisch, und aus ihm nahmen anch andere
chriftsteller solche formen in ihren dialekt herüber, die oompotita
ehalten im ganzen die flezion der simplicia, doch mit ausnähme der
om. propria und adjectiva die sich auf personen beliehen : t^.
lobcck zu Phrjn. s. 606.
Dies sind die wesentlichen gesichttpunote, die sieh mir bei einer
ergleichung der nomina auf -ic für die untersoheidong der Tooali-
chen und consonantischen stftmme ergaben, und nach ilmen habe ich
iAhrbOcher fOr cIms. philol. 1810 hft S. M
514 JSitzler: die declination der nomina auf -ic bei Homer.
bei der folgenden Untersuchung über die declination der nomina auf
-IC bei Homer die nomina der oder jener cladse zugewiesen, absolnte
Vollständigkeit des materials habe ich nicht angestrebt, wol aber wird
jede form durch mindestens eine belegstelle vertreten sein, unbe-
rücksichtigt bleiben natürlich die ozytona, die ja nichts aofÜAllendes
aufweisen; so kommen also nur die barytona der consonantischen
stamme und die vocalischen zur besprechung.
Den genetiv sg. der cons. stamme endigt Homer gewöhnlich
auf -tboc (iTOc) ; -IOC findet sich nach meinen aufzeichnungen nur in
^dvTioc K 493. jLi 267. TTdpioc f 325. ttcXumiitioc 0 355.
iTÖpTioc £ 162. sehen wir uns nun diese nomina genauer an, so
bemerken wir unter den vier drei, in denen bei dem g^wöhnlicbea
genetiv auf -iboc zwei Maute zwei unmittelbar nacheinander fol-
gende silben beginnen würden, erwägen wir femer, dasz sich auch
in den übrigen casus, wie wir gleich sehen werden, das gleiche findet,
so werden wir wol von selbst zu der regel kommen: beginnt die
letzte silbe des Stammes mit einem /-laut, so wirft
Homer bei der declination der cons. barytona-stftmme
den vor der endung stehenden ^-lautab, damit nicht zwei
silben hintereinander mit Maut anfangen, nach dieser beobachtnng
werden wir aber auch TTdpioc nicht mehr als richtig anerkennen,
sondern dafUr TTdpiboc schreiben, wie umgekehrt statt B^Tiboc
A 512. e 370. 0 598. TT 860. Y 270 e^Tioc, das sich auch bei
Pindaros Ol. 9, 76. Isthm. 7, 27 findet.
Aehnlich ist es beim genetiv sg. der vocalischen stftmme. er
endigt immer auf -loc mit alleiniger ausnähme von iröXrioc,
das gewöhnlich den vers schlieszt a 185. n 383. u> 213. 308 usw^
Einmal auch vor der cäsur KQTd rpiTov rpoxaiov gelesen wird X 417;
r\ hat immer den ictus. über die form vgl. Delbrück in Cnrtini
Studien II s. 194. nach analogie dieser form wollte man auch k 493b
jLi 267 )LidvTiioc statt ^dvTioc schreiben, um in dXaoO die Ewei arstei
silben kurz messen zu können, wie wenig die analogie paast, eigiU
sich aus unserer darstellung von selbst; dies ist consonantisdberi
jenes vocalischer stamm, aber auch abgesehen davon stAnde dort 1|
in der thesis , hier in der arsis , was dem Charakter der Homerisch«
spräche wenig entspricht, überhaupt liegt gar kein grund snr Inde-
rung vor. dasz die mittlere silbe von dXaöc lang sein kann,
zeigt schon die nebenform dXaiöc, die Hesycbios aus Aischjloi
anführt und die Hippokrates wirklich gebraucht; allerdings schreibt
man bei Aischylos auch dXeöc, aber die bildung ist wie tcpoifc
Ycpaöc, öXoiöc öXoöc. so gut nun in 'AXK)Liduiv*a'AXKMaiuiv nnd ia
'iXacc a lang gebraucht werden konnte, so auch in dXaoO «■ dXaioO;
die erste aber ist lang wie so manche sonst kurze unter dem ietaa
ebenso wenig berechtigung hat die form ir ö X € 0 c , die man B 811.
O 567 an stelle von iröXioc setzen wollte, hier ist entweder mit
synizese zu lesen oder ttöXjoc : vgl. Hartel Hom. Studien in St 1S>
ähnliches findet sich beim acc. pl. 6 560. 574.
JSitsler: die declimtioii der noaniia auf «k bei Homer. 516
Im dativ sg. ist die gewöhnliche endnng der cons. etMmme-tbt;
aber dieselben nomina, die im gen. -lOC haboi, xeigen hier -t: 6^ti
C 407 (e^Tibi Soph. fr. 548, 2), Kv/jcTi A 640, ndcTi V 600,
pifJTi M' 315. V 299, iropaKoiTiTdai. Hes. aspis 14. 46. hy. Dem.
343. danach ist auch zn &ndem f 219 &(bp€l in äibpi (noXutbptbl
soll Sappho gebraucht haben fr. 166 Bgk.), K 460 XiiiTtbi in Xi)lTt,
was um so leichter in XT|(Tibi verderbik werden konnte, da bfaj da-
rauf folgt; N 69 ^dtVTCT in |idvTi. in &hnlioher weise lesen. wir bei
Aristophanes Ljs. 642 dpXTTT^ P ^ »t statt <l>pdvTibt ni leeen
<t>povTibi.
Wenn demnach die endung i ansechlieszliches eigenium idea
datiy sg. der cons. stftmme ist, so mfissen wir aadorseite <\ (-^I)
als einzige form dee dat. sg. der toc stftmme in anapmch nehinen.
diese endung ist durch die diftrese gesichert in formen.wie iCTÖXcl
P 152. Q 707, tröcel £ 71. ohne diftreae findet sie sich in nöXcl,
das 13mal vorkommt, zb. Z 88. 297. 817. H 845, iröc€i X 480.
p 555. T 95, drupci TT 661. Q 141, Sipct Y 205. ip 94. demnaoh
haben wir auch KÖvci .Q 18. X 191, v€p^cc€i Z 385 und fißp€t
E 262. p 431 zu lesen, wo die has. awischen ci und i schwanken«
die einzige ausnähme von dieaer n^gel macht wieder das ridge-
branchte iröXic, das neben dem gewöhnlichen wöXci tinmal sneh
n ö X n I r 50 bietet, jenem icöXi|OC entsprechend.
Manigfaltiger sind die formen des aoeusativ sg. der oona.
Stämme: hier begegnet uns bei manchen wOriem -iv, bei andein
-ibc^ und wieder bei andern bald die eine bald die andere dieser bei-
den endungen. beginnen wir mit den letzteni. wir leeen dvdX-
Kiba e 153. N 777. E 126. 0 62. TT 355. 656. 0 555. dvaXKiv
T 375 (Find. Ol. 1, 81) — 'ApT^fiiba hy. 4, 16. ''ApTC^iv hj.
Ap. D. 159. 9, 1. 27, 1. Hes. th. 14. 918 — rXauKi&iTtba 6 378
(Pind.Nem. 7, 96. Ibjko89); ebenso cöi(»iriba 1 113. 142. hy. Dem.
333 und ^XiKUiTTiba A 98. TXauK<&inv al56. hy. Ap. Py. 136.
28, 2 — Kunpiba £ 458. 883. Kunptv € 330 — dirtba i 82.
u 215. 6iTiv TT 388. qp 28 — cpuXÖTTiba X 314. Hes. aspis 114.
«puXoTtiv A 15. 65. A 278. TT 256. ebenso KÖpuOaA 375. C 611.
KÖpuv N 131. TT 215. wann gebraucht nun Homer die eine, wann
die andere form des acc? eine vergleichung zeigt dass-ib<inur
vor consonanten, -iv nur vor Tocalen steht, wir werden
also nach dieser beobachtung hy. Ap. Py. 145. hy. Aphr. 8 TXau-
KUI7TIV zu schreiben haben statt YXauKi(mib*; eboiso b 635 '^HXtv
statt 'HXiö'; "HXiba findet sich v 275. o 298. ui 430. hy. Ap. Del.
426. von fpic lesen wir ipxba T 7. € 861. A 3. 529. x 149. 389.
TT 662. Y 55. l 92. 8 210. ipxv 1 136. 161, jenes vor consonanten,
dieses vor vocalen , und in so weit in völliger Übereinstimmung mit
der regel; aber tt 292 und T 11, welche beide verse gleich sind, st^t
f piv vor consonani. wir mttsaen also annehmen , entweder dass es
au8 äpT]V (= streit) verderbt ist, oder dasz die stellen spfttem Ur-
sprungs sind; schon bei Hesiodos kommt nur die form fptv auch
516 JSitzIer: die declination der nomina auf -ic bei Homer.
Yor consonanten vor th. 225. erga 16; ebenso spftter im attischen.
ähnliches sehen wir auch bei ^H\iv, das bei Pindar Ol. 1, 126 in der
form *AXiv vor consoDant steht.
Nach aufstellung dieser regel können wir jetzt zu den nomina
weiter gehen, die sich entweder nur auf -xba oder nur auf -tv finden.
natürlich folgt daraus , dasz ein wort sich nur mit der endung -iba
Yor cousonant findet, nicht, dasz es keine form auf -iv gab ; im gegen-
teil scheint uns dies ganz sicher, wenn auch keine belegatelle ans
Homer dafür angeführt werden kann, dasselbe gilt aach von den
Substantiven und adjectiven auf -iv vor vocalen. wird -iv aber vor
oonsonanten oder vor consonanten und vocalen gebraucht, so ergibt
sich daraus sicher , dasz Homer nur diese 6ine form des acc. im ge-
brauch hatte, auf -iba nun lesen wir bei Homer XeuKdciribaX 294;
XeuKacTTiv aber hat Soph. Ant. 106 vor vocal, ebenso Enr. Phoin.
1099. auszerdem hat Homer noch vr)iba H 198. viel zahlreichsr
sind die nomina die sich auf -iv endigen und vor vocalen stehen :
KäXTTiv 11 20 (Arist. Ljs. 370), während KdXTribo vor cone. Pind.
Ol. 6, 40 gelesen wird; auXiv I 232. x 470. hy. Aphr. 168. kj.
Herni. 71; i'iviv K 292. t 382, wobei -iv lang gebraucht ist; S^Cirtv
a 328. e 498. p38ö usw.; eoOpiv H 164. 6 262. C 157, wo wie
bei ifviv -IV als länge zählt, auszerdem findet es sich öfter ale von-
schlusz A32. 0 308. Y 162; kXutö^titiv hy. 20, 1, KÜCTIV
e 67. N 652, ^ävTiv A 62, iroXüibpiv V 82. Hes. th. 616,
OpovTiv T 279, qpuSiiXiv P143. vor consonanten findet sieh -iv
in folgenden Wörtern: äTpuiCTiv l 90, (Skviictiv k 161, 6äfiU-
piv B595, KiOapiv N 731. a 153, jiiäcTiv 0 182, TTdpivZSM.
N 490. Q 249, TTpÖKpiv X 321, TTupivTT416; XXuipivX381.
vor vocalen und consonanten endlich kommen vor: eOviv X 44—
I 524. e^Tiv n 574 - N 350. iTTiroupiv Z 495 mit langer eirit
sübe — r 337. A 42. 0 481. TT 138. x 124. 'Ipiv Q 117. Hes. th.
784 — e 398. A 185. 0 55. 144. 157. Q 143. hy. Ap. D. 102. hy.
Dem. 314. Hes. th. 266 schlieszt es den vers. 0 Sri v i 369 — 1 366.
Xdpiv zb. 6 211. I 613. 0 458 — € 874. V 650. o 320. nur am
ende des verses stehen dKOiTiv zb. Z374. I 397. 399. a 39. f 268,
irapdKOiTiv zb. T 53. Q 60. X 298. o 26, iroXuMnTiv hy. 28, 2.
Einfacher ist der acc. sg. der vocalischen stamme : diese bietn
immer die endung -iv; nur nöXic findet sich auch analog dem gel.
TröXr]oc und dat. ttöXiii in der form TTÖXr^a, aber nicht bei Homer,
sondern nur in Hesiodos aspis 105.
Damit haben wir die besprechung des sing, beendigt: denn im
vocativ brauchen wir kaum zu erwKhnen; er endigt in voc. und cont.
stammen eben auf -i, wie dies jetzt, wenn ich nicht irre, aUgemeil
anerkannt wird; dasz sich dafllr aus metrischen gründen auch -IC
findet, erklärt sich eben daraus , dasz die dichter sich anch des nom.
statt des vocativs bedienen: vgl. Krtlger di. § 45, 2. über den plvral
aber können wir uns kurz fassen.
Bei den conäouantischen st&mmen werden die casus des plnr. in
JSitder: die dedinatum d«r nomisa auf -ic bei Homer. 517
d^r weise gebildet, dasz an den anf Mant endigenden stamm die ge-
wohnlichen endongen angesetzt werden, im datir kann der f-lant.
vor -ci ausfallen (vgl. KdXmci hj. Dem. 107) oder assimiliert werden -
(ygl. tpicci A 27). dasz aneh -€Ci (-€ca) angehlngt werden kann»
ist selbstverständlich , aber nur an den auf b (t) radenden stamm,
also zb. nicht Tpecci, wie Apollonios Soph. 92, 29 bietet in folg«
dieser beobachtung mOssen wir auch den aco. fjvic Z 94. 275. 809
fttr eine spätere form halten, für ursprüngliches fjvtbac, das überall,
in den vers passt. so hat Aischjlos Perser 289 cCvtftac nur im.
einklang mit der von uns oben au^estellten regel ist es, dass solche
nomina, deren letzte silbe mit Mant beginnt, das letite i des atam--
mes abwerfen: Tbpicc f\ 108. v^jcTicc C 870. iröpTicc hj. Dem.
174 ; ebenso ist auch k 410 zu lesen statt nöpicc, das als metrischer
notbehelf später eingetragen wurde; zu nöpijec vgl. obttd irö\joc
aber statt &(pi€C hy. Dem. 882 musz es dxpibcc heiszen; ebenso
im acc. dxpibac statt dicptac i 400. k 281. S 2. rr 865. hy. 27, 4.
richtig ist dagegen vi^cnac T 156. 207, iKotTiac rdKOiTjac) k 7,
das sich von selbst aus den beiden lesarten äKOirtc und aKOiTOC ergibt.
Aehnlich ist es bei den vocaliachen stammen; an den stamm auf
t werden die endungen angeftlgt: iirdXEtec M 424. 480. iröXiCC
o 412. neben iröXicc findet sich anoh dem Singular entsprechend-
nöXiiec als versschluss A 51. T 174, vor der ciaar Kord Tpirov
Tpoxaiov A 45. hy. 11, 8. der genetiv heiszt noXiuiv A 125. B 117.
131 usw. im dativ haben wir troXiecci qp 252. ui 855. danack
wäre auch X 5 statt ^irdXEeci zu lesen iiraXEicci (£naX^'€Ci); wahr-
scheinlicher scheint mir aber dtrdXEici: denn im dativ tritt an den
stamm -ci oder -€Ci (-€cci). als acc findet sich tröXiac A 808. hy.
Dem. 93 und mit sjnizese oder lesung des i als j 6 560. 574. da-
nach ist auch C 342. 490. B 648. hy. Ap. Del. 175 ttöXioc sUtt
TTÖXeic zu corrigieren ; ebenso ^TrdXStac statt iirdXIcic M 258. 268.
308. 375. TTÖXnac steht nur p 486 als versschlusz. iröciac lesen
wir Z 240.
Taubbrbischofsreim. Jacob Sitzleb.
68.
DER RESCRIBIERTE CODEX ME8SANIÜ8 DES HESIODOS.
Erst nach dem erscheinen meiner Hesiodausgaben (der dritten
Göttlingschen und der Teubnerschen teztausgabe) gelang es mir eine
tollation des codex Messanius zu erhalten ^ den Gustav Löwe so
freundlich war für mich zu vergleichen, nachdem derselbe von Messina
nach Rom geschickt worden war. folgendes ist das resultat dieser
sorgfältigen Untersuchung, die hs. ist gezeichnet * Anonymi Graece
M. S. 8 (alte nummer 12), membr. 4' bestehend aus 86 blftttem, die
rescribiert sind mit ausnähme der (im 15n jh. ergänzten) fol. 82 — 84;
!<ie gehört dem 13n oder 14njh. an (nicht, wieBluhme [vgl.Köchly«
518 UFlach: der rescribierte codex Messanius des Hesiodot.
Kinkel praef. s. VI anm. 2] angab, dem 12n). sie enthftlt nur die
fyya Kai f))Li^pai Hesiods mit dem commentar des Johannas Tzeties
und einem ßioc 'Hciöbou. wiewol sie zweifellos zu der familie des
-vortrefflichen Mediceus (XXXI 39) gehört, zu dem sie im allenildi-
sten verwandtschaftlichen verhälüiis steht, ist ihr wert wegen dw
zahlreichen fehler und der vielen hftnde, die daran herum verbea-
sert haben, nur ein sehr geringer, wobei erwähnenswert ist (worm
ich niemals gezweifelt habe), dasz die in der Kdchlj-Kinkelachai
ausgäbe mitgeteilte collation von AGuethius durchaas ungenügend
ist. was die Kltere, ausgetilgte, in zwei columnen abgefasste scfarift*,
die Löwe dem 12n jh. zuweist, enthalten hat, ist schwer zn sagen,
doch dürfte mit reagentien alles lesbar gemacht werden kOnnen.
folgendes ist eine von Löwe entziffierte probe daraus. foL 76 ^ -nl
biOKXiiTiavoG Kai | iiiaSi^iavoG tujv ßa | ciX^uiv xai dpciovoG
f|T€MÖvoc' dv KXeoira | Tpibi 6vt€c dbeXqpol | KaTOcdpxa' iicvt | —
fol. 75' xpövouc- I Xai Oeoböcioc 6 ßaciXcuc | tQ vmoMvncci irpö |
kXou TTarpidpxou toG | dvcTKai tö Xciqiovov | KOt Tf)c XdpvOKOC
fif) I dvoiTOji^VTiC' ^Tpdjqpri ibiöx€ipov b^nciv irpoc | aurdv' hA
ToG X — fol. 75^ cuu^a KaraKOiTd. öctic Kai djcpdr) aÖTi|i X^ttuv*
Odpcei dbcXq)^ iuidvvii' aCpiov Tdp d)ia dcöfieto* uKpOri ^ ^
Tuüi TrapafidvovTi TuDi vauji auroG Trpccßur^puj X^tuiv* Eurp^mcov
TU)V ^€TaXo)LidpTupi iiudwii* fpxctai ydp usw. nach der vermutoag
Lowes sollen dies griechische heiligenleben sein, die an bestimmten
tagen zu verlesen waren.
Aus der mir vorliegenden vollständigen collation will ich dts
wichtigste zu meinem apparat der Göttlingschen ausgäbe nachtragen.
V. 5 peia . . ^€ia 12 dTTOivrjccu alia manu corr. ex iiraiv^ccic
20 dndXajLivov (sed v deletum) 22 dpöjuicvai (sed o ex ui, vt
videtur, coit.) 29 dtopfic t' dnaKOudv 36 iOeiiiciv lUKnciV
39 biKdcai 43 ^pTdcaio 48 dEriTTdriicc 50 n6k,
55 xciipoic 62 dOavdnic bi 6€f]C (corr. ex defjc) 65 xpw-
cnv 68 'GpjLieiriv 75 dvOeci ciapivoici 77 CTifi8€cq>i
91 drep t€ KaxoG 111 dßaciXeuev 1 13 drep wövuiv 119
keXoTci 134 dcppabirjciv 139 dbibujv . . ecoiciv 141
TOix6övioi 146 f)Li€XX€ 147 Kaprepöcppova 148 äirXirroi
150 Tuiv . . be T ' oTkoi 154 dirXdTOuc 156 dirciice
158 ino\r\c€ 162 uq)' ^TTTanuXw 169 deest 172 TOid
^eXiTib^a 177 KajidTOU corr. ex KajudTOio 186 ßdCovTCC
fnecci 187 eure . . oub^ m^v oVt€ (o\'t€ in ras.) 190 oÄM
biKaiou 193 dw^iTUiv 199 Irnv 203 YpnE 206 jßA
dnböv doGcav 209 atK€ G^Xui 210 kc GcXci 215 ßopuSci
b' UTT* 225 bibd)VT€C in contextu, biboGciv in marg. m. post.
234 KaTaßeßpiOouci 235 tiktouci 247 dTroriwurai 248
< auch sie war in quart gesell rieben; die alten blUttar sind oben nad
unten gekürst worden für den neuen codex, die Überschriften des altea
textes sind mit rother tinte geschrieben, aber sehr abgekUnt, was vom
texte nicht gilt.
HFlaoh : der reteribinte oodes MeüMiiii» des Hitiodoi. 519
«arouppiUIccOai 255 iccdfüicvoi 261 ßoaXlfiiuv 26^ itapo^
kX(vouci . . ^vv^irovTCC 263 Mudouc 265 oT t* aiM^ 273
finTiöevTO 280 ^e^Xoi 283 viiK€C60v 293 voif^ci '396
^r\B* auTUJ 301 TTiirXr)Ct 303 d€pY<2»c 304 ficcXXoc (sed
mlterum X erasom) 310 ßpOTOtn 319 ävoXß{t|V . . 6Xßov <
320dp€iu) 322XTiic€Tai 325^iabi 827 fpEci 328
ßaivoi 344 ^tX^^ov 357 koI ixija bdnj 358 ripn^* Mv
3G4 elvi oIku) 370—872 desttnt 876 eTt| 881 cQav
386 aöOic 389 vaiCTduic' 391 voiuiav . . tv^vöv M cnctpctv
395 trru)CC6ic . . dtv^ic 403 hom 406 ii\Yü6e\ 411
irtüCiepTÖc 425 dirö k€v cqN^pov tc 480 iHAidc et om. iv, quod
m. alt. in marg. adBcripsit 431 irpocap/ipeTai -447 iirrör|Tm
452 doucac 456 t66' 458 h1\ 462 muXciv 470
fidKcXXav 477 cöox^wv . . fiEec 487 t^pirct bt 488 rpiTqi
in' T^Mon . . \if\T* dtroX^iToi 490 npoopnpörq 494 dv^pat
cTpTOV 495 6<p^XX€i 497 niSlOic 502 G^pouc 505 TOÖ-
TU)v 509 uipoKÖMuiv 510 ^ojc • . itouXußouT€(pn 512
liäle ' 514 bidcrici 518 rpdxoXdv tc 525 Kcd iv fjOeci
528 TTov^XXiici 531 (petitouct 548 6ifdt€ . . CXOoi 544 vcö-
ßpiu 549 7Tupo<pöpoc ivT^Torat 556 xP^ol hk 559 inX b*
dv^pi nXciov 561—563 desunt (dies ist dae wiehtigste resnltat
der hs., da diese verse Eweifelloe oneefat imd dedialb sohon to&
Plutarch atbetiert sind) 568 Tf|v bk (sed al. mann oorr. ex TÖv bt)
586 bi TOI 595 dewdou 607 f|Miövoici 611 dirobp^-
1T61V 617&p^€VOC 619 6^ßpi^ov 625dövTUiv 627£incdT-
6€0 640 e^p€i T* dpToXdr) 646 Tpi^t]C 658 MouCf)C
660 TT€TT€ipafiai 665 OvTiToici 683 aIvT]Mi 684 T€ q>uTQC
691 miMaci 693 koi qiopxi* 695 ln\ oIkov 705 öfjKCV
709 dpx€i (sed €i in r\ corr.) 711 bk TÖciji tlvvcceai . . aöOiC
714 KOTaXeTX^Tiw 721 etnijc . . dKOticciC 723 nX^jcni 725
dviTTTOici 726 ou Tdp B* o!t€ 727 öp9u)C 728 dviövTOC
730 dTTOTU^viuOrlc 733 TTCTraXoTM^voc m. rec, corr. ex TTCTroXcrr-
^^vov post vi 737 Sequilar y. 758 743 aTOumt (sed n al. m.
61 V corr.) 744 — 828 receniiore maiSi additi snnt saec XY con-
scripti* 756 8€Öc vu TOi 770 ivvf\ 771 xpucdopov 779
TTpoßdXXoiTO 781 dK9p^i)iac6ai 784 oCtc dp 785 KOÜpq T€
T€v^c8ai 793 Treirvu^^oc 795 tc oul 796 fmidvouc pro
oupfiac (certe glossemate ortom) 797 irpauvciv 801 o! T* tn*
{pTMOTi 804 TivvujLi^vac 807 aaXofiViia igrfa 808 dp^cva
8 1 2 M^v Tdp T ' i\bi 814 aÖT * Tcaci.
Scfalieszlich dflrfte auch eine probe der lesarien ans dem conti-
mentar des Tzetzes von interesse sein. y. 504 — 518 sind fol. 63 — 64
commentiertf und der commentar enthftlt folgende abweichnngen
Ton Gaisford (Leipzig 1823) 8.308 ff. s. 808, 15 xiOViKdv (sed prins
< doch sind für v. 770—776 und 791^808 auch die swei alten blitter
noch vorbanden, wenn auch sehr unleserlich and in nrogekehrter ord-
iiunf^, da das letzte blatt fol. 86 Tor dem vorletiten stehen mufs.
620 EKönig : in Donati ad Terenti Adelphon I 1, 1 scholioB.
i in rasura) 16 ird^iuuci 17 TÖ pro tüj in unius littene rasim
^XXrjvujv 18 bi€TAouv 19 f^ bi 20 toutov toGv 22
ßoupd 23 ^€T€ßXr)eiicov 25 iroXXot . . iirdprccTC 27 oApca
KQi ckottAoic . . dpiOupoi 28 TTiiXuribcc . . a^i bi s. 309, 1
rpupouci . . dvoüpeciv 2 bajuaOelc 3 ndxvii imö fala p^iiUKCV
4 o\ 18 1Xdv om. 21 ^KÖapxTiKd s. 310, 7 irpocmim-
KoO dTTiKuuc 20 TiOeica s. 31t 7 öc T€ . . ßopäc 9 cucrA-
XecOai Kai (sed ccOai Kai e corr.) 20 lemma om. s. 312, 3 ßo6
i^X^^ ^ vrjpiiTOC 14 TTiKVoOvTai 16 lemma om. i|iuxoü-
|yi€Voi 17 uTrcKpiTTTOuciv 18 bucpiT^Oarai 20 tö b^pfia om.
21 dv om. Tpixu)C6i (sed €i corr.) tö bipixa KardcKiov 24
bidrici (sed iici e corr.) 25 diiciv (sed &r] e corr.) 26 Ka\ dr)Ct
s. 313, 9 ßodc ^Touv biaircpd (€ corr. ex o) touto 12 bio om.
juaKpörpixoc (sed pö e corr.) 15 oÖTOi ou bianpci 36
TpöxaXov. K€Kuq)ÖTa bi uttö toG qiuxouc töv T^povra iroici steht
am ende des scholions s. 314, 1 b^ oÖTOi (sed alieram o eras.)
bidriciv ÖTi -nriv ^iav ou Ticpiccriv.
Demnach scheint der cod. Messanius für die teztgestaltung dei
commentars wichtiger zu sein als für die Hesiodischen ifffO, KOl
fm^pai selbst, und eine neue — so sehr wünschenswerte — ausgibe
der commentare zu jenem gedieht wird ihn, was den des Tzetzes aiH
y belangt, in erster linie zu berücksichtigen haben.
Tübingen. Hams Flach.
69.
IN DONATI AD TERENTI ADELPHON I 1, 1 8CH0LI0N.
Etiam apud Bitschelium opnsc. III p. 350 id quod Lindenbm*
chius ediderat scriptum legimus : et puer . , vd a ludo et a gestielt
latione Circus, nomen Circi cur ita ezplicaverit Donatus, non in-
tellego , cum KipKOC nusquam habeat notionem quae illam interpr«"
tationem admittat; deinde illud nomen, quod ne in Benselori qnidem
lexico nominum propriorum eztat, neque a Plauto neque a Terentio
neque ab alio poeta usur^tur. videtur igitur vitiam contraxisse.
Klotzius ezcogitavit Corycus KuipUKOC, quod nomen in parasitnm
magis convenit (cf. Timocles apud Athen. VI 246^ iauTOÖc dvii
KUipuKUJV b^peiv 7Tap^xovT€C d6Xr)Taiciv), non cum Donaii Tsrbii
congruit. codd. scripturae sunt: A drtus^ B cirus^ C cmcuSy D {yrv
cus. leniorem igitur medelam adhibemus scribentes id quod iam
proposuimus in scriptiuncula nostra Me personarum nominibus apud
Plautum et Terentium' p. 2: Scirtus. haec nominis forma prozinM
accedit ad Parisini optimi scripturam drtus^ deinde est nomen pwri
Ter. Hec. 78 , denique Donatus ipse ad h. 1. canvenii namem iiiquit
servo puero naga xb axiprcrv, quod est gestire et ludere, de hoe
nomine iisque quae eiusdem stirpis sunt CKipTloc CKipriri GciptoXoC
vide Benseleri lexicon s. 1.
Patschkaviae. Aemilius Kobnio.
AOroMBUum: sn ThnliT^idai. 521
70.
Zu THUKTDIDE8.
I 73, 2 €l kqI br 6xXo\} ^fiXXov ictai äcl irpopoXXo^^voit. •■
handelt sich um TrpoßoXXoM^votc. die erkUbrer flbefMtwB et Wor*
rflcken, vorhalten, vorwerfen', diese hedentiing hat dae aotiv irpo-
ßdXXeiv. Poppe überträgt eie einiaeh auf das medium (Venn es uns
auch Iftstig sein wird euch dieses immer yonnraeken*); so viel ieh
sehe, wird das von niemand gebilligt Krüger und Bonits ndmen
die form für ein passiv and erkUren *wenn es eaeh andi listig seia
sollte, euch dies bei jeder gelegenheit Torrflcken sa lassen*, wena
diese Übersetzung auch dural analogiea hinreichend als mOglich ge*
sichert ist, so scheint mir Krüger damit doch den vorwmf, wel*
eben er der Popposchen erklftnmg macht, selbst niefat vermieden sa
haben, gegen Poppe führt er nemlich an, seine erklirang involviere
ein geständnis unzeitig bewieeaner prahlerei seitens d«r Athener,
dieses geständnis liegt doch wol in Krügers erklämng anoh^ wenn
auch etwas versteckter; die vorwerfenden würden ja doch meist die
Athener sein, weil sie am meisten dabei interessiert sind. Classen
coBjiciert TrpoßaXXÖMCVa: die übersetsnng wird dadordi swar ein^
fach; aber es fragt sich doch, ob man nicht ohne indenmg abkommt.
ich mOchte eine andere erklänmg aufstellen, die mir näher zu liegen
scheint als die Krügersche. frpoßdXXoMai läszt sieh ja als medium sehr
gut übersetzen mit *sich etwas zum schütze vorhalten', also in folgen*
der weise: 'wenn es uns auch zur last gereichen (anfeindungen eintra»
gen) wird, dasz wir sie (die Mederkriege) immer zu unsem gunsten
anführen.' das geständnis der prahlerei ist hier allerdings auch darin ;
aber das wird sich wol überhaupt nicht vermeiden lassen, ist auch
nicht so schlimm zu beurteilen ; die Athener hatten ja das beste recht
dazu. — Das M&XXov ^. dci faszt Classen mit LHerbst als in correlati*
vem Verhältnis zu einander stehend : 'immer lästiger, wenn es euch
jedesmal vorgerückt wird , dh. um so lästiger, je öfter vorgerückt'
näher scheint mir die aufbssung zu liegen MdXXov f^ xä irdvu iroXaid.
ebd. fjc Tou M^v Ipfou füi^poc m€T^cX€T€ usw. Krüger, Classen
und Poppe fassen fpTOV als Hhatsächlidie folgen' der UnpcXia und
Xöyou als 'rühmliche erwähnung' derselben, so dasz der gedenke
dieser ist: 'wir haben zum allgemeinen nutzen gekämpft; von dessen
thatsächlichen folgen habt ihr euren teil, nehmt uns den mhm nicht
ganz.' allein die Zusammenstellung tö fi^poc TOÖ ifujox) Tf)c dNpc-
Xiac in diesem sinne scheint mir doch etwas zu subtil : Ifujov ist
darin für den sinn ja ganz überflüssig, ausserdem was ist das für
ein gegensatz: 'ihr habt an den folgen euren teil, nehmt uns den
rühm nicht ganz' ? wenn sie die folgen auch ganz und allein hätten,
sie könnten den Athenern ihren rühm ja doch nicht nehmen, mir
scheint die stelle so verstanden werden zu müssen: 'an der er-
kämpfung des nutzens habt ihr nur einen teil, nehmt uns den rühm
522 AGroBsmann : zu Thukydides.
nicht ganz.' fpTOV als 'kampfesarbeit' ist ja häufig bei Thuk. ; diese
bedeutung dürfte überhaupt auch näher liegen als jene, im folgen-
den reden die Athener auch immer von dem was sie gethan haben
im gegensatz zu der lauen, abwartenden politik der Spartaner. —
Krüger notiert: 'Seidler hat beigeschrieben «bewerkstelligong».' ich
sehe darin eine bestätigung meiner ansieht, wundere mich aber dau
Krüger nichts weiter darüber gesagt hat.
I 84, 4 KpdTicTov bk eTval dcnc dv toic dvaTKatOTäroic irw-
b€Ü€Tai. Krüger erklärt *wer in den grOsten dr^gsalen erzogen
wird' ; Classen 'unter dem unerbittlichsten (den Spartanern eigenen)
willenszwange' ; beide finden den gedanken nicht recht an seiner
stelle; er soll ohne rechten Zusammenhang mit dem vorigen dastehen,
das finde ich auch, wenn man wie sie eine eigenart der lakoniechea
erziehung darin sieht und meint, es werde hier angegeben, wer ttber-
haupt der stärkste sein werde, auch Bonitz und Herbst scheinen auf
diesen gedanken hin zu übersetzen, Herbst 'in der zwingendsten und
beschränktesten notwendigkeit' ; Bonitz 'in der notwendigsten und
unentbehrlichsten bildung', als gegensatz zu den dxp€iader Athener.
es scheint auch mir, wie gesagt, nicht folgerichtig dasz, nachdem
vor einer unbesonnenen Unterschätzung der feinde gewarnt ist, nim
die angäbe folgt , wer der stärkste sein müsse, ich komme nnr auf
folgende weise zu einem logisch richtigen gedanken: 'ihr mUazt nicht
glauben' heiszt es 'dasz die feinde schlechtere Soldaten sind als ihr;
es ist falsch für einen feldherm , sich darauf zu verlassen , dasz die
menschen verschieden seien , sondern , wenn er ein dcqxxXÜJC iTpo-
voou|Li€VOC ist, musz er, ebenso wie er sich selbst für kriegstQchtig
hält, auch seinen feind dafür ansehen, selbst wenn er keine beweia-
gründe dafür hat. demgemäsz übersetze ich mit anlehnung an Boniti:
'man darf nicht glauben dasz ein mensch vom andern sich nnteraoheide,
sondern musz annehmen dasz schon d6r sehr stark sei , welcher aack
nur die allernötigste (kriegerische) bildung bekomme.' das folgende
TauTac . . iLieX^Tac würde dann alles vorhergehende zusammenfaseeB
und zu übersetzen sein 'diese praktisch geübte denkweise'.
I 120, 1 Td Tbia i£ icou v^MOvrac usw. ibia wird überall Ter-
standen 'die einzelinteressen der bundesglieder', also als gegensats
zu rd KOivd. der Zusammenhang legt aber doch etwas anderes niher.
in ihrer ersten rede (I 71, 1) machten die Korinther den Spartanen
vorwürfe, weil sie zu sehr darauf bedacht seien nur selbst keum
schaden zu nehmen und das allgemeinwohl darüber vernachlässigten;
jetzt nehmen sie diesen Vorwurf zurück in den werten OÖK fiv In
alTiacai|Li€Oa usw. und heben das geziemende des nunmehrigen vo^
hältnisses hervor in den werten XP^ Tdp Touc f)T€]iövac T& Ibia &
Icou ve^ovTQC Td Koivd irpocKOTTCiv usw.: 'ihr mttszt auch die eiga«
Interessen der gesamtheit unterordnen ; dafür werdet ihr andersdti
zum entgelt hervorragend geehrt' ich erkläre also Ibia nicht ab
'einzelinteressen der bundesglieder', sondern als ^sonderinteresaen
der Lakedaimonier allein*.
AOroummn: su Tliiikydidaib ISS
U 11, 7 Ttfia jap iv toic 6M|iaa ml £v ti}p nopourfaca 6pAv
irdcxovTdc ti äiiOcc 6prfi\ Trpocirfarret usw. «ne Helle mit der niobt
yiel anzufangen ist. es fragt sidi was lusammmgeliOrt. Krfiger
setzt ly Totc dfyiMaa für sich and li^t iy i^ iropourtica öpAv
Trdcxovxac xusammen; dann moss er flbersetMn: *beim anblicke
nnd wenn sie eben ungewohntes erdulden sehen' — nnd da ist das
^beim anblicke' gewis sehr flberflttssig und stOrend. Olassen nimt
iy TOic öik^acx und iy rtp itapaurixa opdv als gleichwertige nihere
bestimmungen zu ndqcovTOC und muss in folge dessen diesen acca«
sati? mit irdci zu rereinen suchen, er fllhrt Ar die mSgliohksft die-
ses Casuswechsels an I 53, 1 IboEcv aÖTOic dvbpcec . . ^ßißdcavtac
• . iTpöcn^fii|iai; dann I 72, 1 ibcHy ainoic itapiTnrte • • clvcu . •
diroXoTTicoM^vouc und U 7, 2 toic rdiceivtuv filofii^oic voOc £ii€-
TdxOncav iTOi€icOai . . ical äpTäpiov ^n^v ^i^dZctv, td t* dXXsi
f|Cux(Ü[ovTac usw. indessen diese steliea seheinen mir der nnsrigen
doch nicht analog zu sein, denn der ungewöhnliche aoeusatir lehnt
sich in ihnen an einen infinitiv an nnd hatdadnrch seine berechtigung.
Thuk. hat allerdings stellen, wo ein auffidlender easas Wechsel an*
zweifelhaft ist, zb. I 62, 8 (wo sieh auf toö 'Apicr^uK nachher Jxovn
bezieht); aber auch so scheint es mir an unserer steUe sdir sehwierig
einen solchen casuswechsel anzunehmen, weil nemlieh das Terbaoni
TTpocmiTTeiv, das in der bedeutung ^zustoszen, bei&llen' nur dem
datiY bei sich hat, hier am ende des satzee und ^rst nach irdq(OVtllC
steht, also dem autor bei diesem acousativ nicht aus dem sinne ge^
kommen sein kann, es bleibt jetzt noch die ansieht flbrig, die
Böhme vertritt, iy Toic dmyiaci und iy v^ Trapaurixa als gleich-
wertige nähere bestimmungen zu öpav za nehmen, es ist dann zu
erklären: ^denn alle werden zornig, wenn sie yor ihren äugen und
auf frischer that leiden sehen' ; zu TrdcxovTOC ergänzt man aus dem
sinne leicht *ihre eignen landsleute'. hier wäre höchstens öpdv als
epexegetischer infinitiv etwas hart, wie Poppe wenigstens will, die
stelle mag wol verdorben sein, und der fehler wird in iy toic i^^cia
liegen, vielleicht ist dasselbe eine randbemerkung und zu streichen.
II 42, 2 boK€i bi Moi biiXoOv dvbp6c dperfiv irpum) t€ ia\Yü'
ouca Kai TeXeuiaia ß^ßaioOca i\ vOv Twvbe Korocrpoq)/!. die stelle
wird fast allgemein so erklärt, dasz irpumi Kflrracrpoq)!) eine erste
waffenthat junger männer bezeichne und TcXeirraia KaTacTpoq>ii eine
letzte von greisen, dem scheint mir aber doch der Zusammenhang
der ganzen stelle sehr zu widersprechen, vorher geht der gedenke,
dasz bei den gefallenen ihre rede und ihre hanidlungsweise sich genau
decken, demgemäsz ftigt sich nun am passendsten üi: ^diejenige
tapferkeit scheint mir die wahre, mannes würdige zu sein, welche
jemand zuerst in seinen werten und seiner handlungiweise docu»
montiert und zuletzt, wenn es darauf ankommt, auch durch den tod
besiegelt denn auch der schlachtentod allein, ohne vorheriges mänii*
lich-untadelliches handeln ist schön und sühnt viele vergeben; aber
bei diesen toten trifft eben beides zu.' gegen das ende des cap. wird
524 AGroBRinanii : zu Thukydides.
die gegenüberstellung der rede und des handelns noch einmal aaf-
genommen: TÖ ^^v aicxpöv ToO XÖTOU fq)\rrov, tö b' fprov uw.
80 passt alles sehr schön zusammen, bei jener erklärong aber be-
greift man erstens nicht , warum bei jungen männem der tod nicht
eben so gut die tapferkeit besiegelt als bei alten ; femer konunt die
Unterscheidung junger und alter krieger im folgenden mit keiner
Silbe wieder vor, und das T&XXa im nächsten satie ist nicht gleich
verständlich, es ist nun allerdings schwer diesen sinn mit der form
zu vereinen; aber er scheint mir unumgänglich zu sein, ich meine
(mit Krahner), KaTacTpoq>ri ist per zeugma zu den beiden partidpien
gesetzt, seine eigentliche bedeutung *tod' hat es nur bei dem ihm
zunächst stehenden ßeßmoOca, dagegen bei )yii)VU0uca ist mehr an
die letzte zeit vor dem tode zu denken, danach wären dann die ad-
jectiva TTpiÜTT] und TcXeuraia zu verstehen als ^die wendung ihres
lebens im anfang und am Schlüsse'. Krttger findet diese erkllm^g
unmöglich ; er sagt leider nicht, aus welchen gründen.
11 42, 4 Kai bi' iXaxicTou KaipoO Tuxnc &Ma dicfid ji\c bibf
fifiXXov f\ ToO b^ouc dniiXXdTTicav. Krüger läszt die stelle unerklärt;
Classen sagt: ^da ihre seele nicht von furcht, sondern im höchsten
masze yon dem gedanken des zu erringenden ruhmes erfüllt war*;
dKfüiiQ soll dabei seine volle bedeutung nur für bö^n^ haben, diee«
letztere scheint mir hier hart zu sein; auszerdem aber sollte der
redner nach allem was vorhergegangen ist von furcht gar nicht
reden : er schwächt den eindruck des von der heldenhaftigkeit der
toten gesagten damit nur ab. femer ist es wol auch zu gesncht,
böEa mit ^gedanke an den mhm' zu übersetzen, andere fassen biSfl
als 'ho£fnung' ; das würde denselben zweifeln verfallen, ich verstehe
die stelle so : 'ihr Schicksal vollzog sich schnell ; sie starben dahin'
— und nun als apposition zu dem ganzen gedanken : fifia dx^jj Tfjc
b6lr\c usw.: ^(und ihr tod ist damit) die spitze des rahmes mehr sli
des Schreckens', welchen nemlich die hörer Über das jähe ende der
ihrigen empfinden müssen.
II 89, 5 füiiP) M^XXovTdc Ti ä£iov toO napa iroXu irpoSeiv dv-
6icTac8ai v^xäc. es handelt sich um das napd ttoXii. Poppe eigänzt
dazu TTpdcceiv, 'aliquid dignum singulari vel eximia agendi ratioat*;
das wäre doch nur eine sehr breite Umschreibung für dEiuic. Krüger
ergänzt veviKiiK^vai und denkt an den ersten sieg der AtheMr.
Classen erklärt ^etwas, was der bei weitem kleinern schiffsiahl (also
um so gröszera taperkeit) würdig ist', bei allen diesen erkllrnngsa
ist doch der mangel nicht wegzuleugnen, dasz man gerade das widi-
tigste, was auch keineswegs von selbst hinzu verstanden werdsB
kann, ergänzen musz. mir scheint die stelle in dieser fassung nicht
gut erklärbar, man braucht indessen noch nicht mit Stahl (jahrb.
1866 s. 219) die worte toG Trapd iroXu zu streichen, sondern nur
mit einer sehr geringen änderung zu schreiben toO TrapdirXoik
dann bedeutet die stelle: 'sie glauben wol nicht dasz ihr eudi mit
euren wenigen schiffen ihnen entgegengestellt hättet, wenn ihr nicht
JRichter: zu lL$aophoBM HeUenika [1 ^ i]. 625
auch etwas solchem mute entsprechendes leisten wolltet' dh. ge-
nauer: etwas was eure heranfahrt an die peloponnesische flotte recht-
fertigt, man vgl. nemlich 86, 1 o\ TTeXoirovvyictot . • irap^irXcuccrv
tc TTdvGpfiGv TÖv 'AxaiKÖv . . . irap^irXcucc b^ xal 6 <t>opM(uiv ItA
TÖ 'Piov TÖ MoXuKpiK6v. die versehreibong noiid iroXu ist leidit
aus der erinnerung an das kniz vorhergehende f|ca)06rTCC irayd
TToXu zu erklftren, wenn sie überhaapt einer erldftning bedarf.
Neumark in Westprbuszbii. Adolv ChuMiaiiAiiv.
71.
Zu XEN0PH0N8 HELLENIKA.
I 6f 4 dürfte der ursprüngliche wortlaat wol folgender gewi
sein : KorafiaOdiv bi örrö nSiv Aucdvbpou qrfXmv KaiacTaaat6|K>
voc, DU fiövov äirpoMfiujc ömipCTodvTuiv, dXXA Kfld btadpooOvtunr
ly TQic TTÖXeciv , 8ti Aouccbai^övioi ^ixicta irapoiriirrotev ^v t^^
biaXXdTT€iv Touc vaudpxouc, iroXXdxic ävr' imnibciuiv rcvofi^wiv
Kai dvri SuvUvtujv Td vauriKd Kod dvdpi&iroic die %pqctiov tttvio-
CKÖvTuiv dneipouc OaXdccnc n^Mirovrcc Kttl drvi&Tac rote ixci, ictv-
buvۆoi^v T^ Ti noOeiv bid toOto usw. das richtige haben hieor,
xum teil wenigstens, schon Jaoobs addil animadT. ad Athen« t« 21,
JOSchneider und LDindorf gesehen, indessen erfinenen sich bialMr
ihre conjecturen bzw. correcturen wegen ihrer nnYolktl&digkeit
und Unzulänglichkeit eines weit geringem beifalls als folgende er-
klftrung unserer stelle in ihrer ttberlieferang dv€mT?|b€{iuv fitvo-
^evuiv Kai dpTi Suvi^vtujv von seiten CPeters comm. crit. s. 28 f. :
^Lacedaemonios maximopere decipi classis praefectos saepe oomma-
tando sie, ut creontur (TiTVOfi^vuiv) qui minus idonei sint et rem
militarem modo recens perdiscant et hominibus quomodo utendnm
sit nesciant, ita igitur (dTreipouc brj) quod mittant rei maritimae
imperitos et eis qui illic sint ignotos, eos periculum addncere , ne
idcirco aliquid detrimenti capiant.' diese erUftrung Peters begleitet
Büchsenschatz in seiner 3n ausgäbe der Hellenika s. 89 ganz sn*
treffend mit den skeptischen bemerkongen : ^dabei ist das von den
hss. nicht verbürgte bf) hinter dneipouc erhalten ; ausserdem mOohie
TiTVCcOai ohne nähere bestimmung schwerlich die bedeutnng cge*
wählt werden» haben, bia toCto erscheint als lästig und beide glie-
der der periode drücken eigentlich genau dasselbe ans. eine nach
allen seiten genügende erklärung wird der überlieferte text wol nioht
gebtatten.' dagegen gestattet der eingangs gemachte Vorschlag aller-
dings eine nach allen seiten genügende erklämng, ohne in gramma-
tischer oder lexilogischer beziehung irgendwie anstflesig zn sein.
auch erscheint darin die abweichung von der Überlieferung formell
nicht gerade erheblich, und sie wird noch unerheblicher , wenn man
sich in berücksichtigung der genetivi abeoluti bei Thok. I 2, 2 oder
1 .3, 2 ua. entschlieszen kann ou vor xrTVuiCKÖVTuiv stehen zu lassen,
Nakbl. Johammu Riobtbb«
526 KJLiebbold: zu PlatonB PhileboB.
72.
ZU PLATONS PHILEBOS.
14^ KoraTie^vTec bi elc tö m^cov toXmijüm€v, fiv ing dX'crxo-
liivw MnvOcujci, it6t€pov f)boviP)v TdraGov b€i X^t^iv t{ q>pövi|civ
usw. Madvig adv. er. 1 391 meint, dasz hinter ToX)iu»^€V ein Infini-
tiv ausgefallen sei und dasz sich diejenigen erkl&rer, welche den flb6^
lieferten text verteidigten , vergebens abmühten, er schlKgt vor n
schreiben ToX|LiOj^ev |Li€Tt^vaif dv irr) usw. sollte es nicht empfeh-
lenswerter sein TToX6fiulfi€V xu schreiben, da das verbom ttoXc-
^€iv häufig genug von Streitigkeiten über wissenschaftliche gegen-
stände gebraucht wird?
18»*» fiCTTCp T^ ^V ÖTIOÖV €1 TIC TTOTC XdßOt, TOUTOV, Ac
q>afi€V; ouK in* dircipou q)uciv bei ßX^Treiv eüOuc äXX* ini tiv'
dpiOfiöv, ouTUj KQi TouvavTiov ÖTQV TIC TO fiTTCipov ävcTTKacSQ
irparrov Xo^ißdveiv, fif| ^m tö tv euOuc dXX' In* dptO>AÖv ad TivA
7iXf]6oc ^KacTov fxovTtt Ti KcrravoeTv, TeXeirrav t6 ^k Trdvruiv ck
£v. anstatt KorravocTv, welches hier Schwierigkeiten bereitet w^goi
der construction mit im, hatte Stallbaum, bevor er sich für den fibir-
lieferten text entschied, xaTavuciv (sc. öböv) vorgeschlagen, ata«
weder dieser verschlag noch die von Madvig frei gegebene waU
zwischen KaTavOeiv oder KcrraOeiv ist annehmbar. kOnnte man dodi
mit demselben rechte noch andere verba, zb. KaTaq)UT€iV als wahr-
scheinlich hinstellen, aber da das verbum xaTavociv von Piaton so
oft von der scharfsinnigen verstandesthätigkeit gebraucht wird, ib.
Phil. 40«. 48 \ Soph. 227 ^ 264 ^ und es an dieser stelle sn den
vorangehenden ßX^irciv eine deutliche Steigerung enthält, so dürfte
man mit der annähme, dasz durch die gedankenlosigkeit irgend ein«
abschreibers die präp. ^Tri aus der vorangehenden construction noch
einmal in den text gerathen und zu entfernen sei, dem sprachgebnsd
des Philosophen am nächsten kommen, demnach wäre zn lesen dXX'
dpiOfiöv ai Ttvd TTXf)6oc Skqctov ^xovrd ti KaTavo€iv new.
34« billig fi TTOU X^TOM^v ^KdcTOT^ ti; diese werte enthalt«
für die erklärung unbestrittene Schwierigkeiten und dürften, «o wie
sie überliefert sind, kaum einen erträglichen sinn geben, dägßgm
gewinnt man durch die fast unscheinbare änderung von irou in TOU
und von ti in Tic, so dasz die werte lauten bii|;^ t^ tou, X^yOMCVi
^KQCTOT^ TIC >B *man dürstet, pflegen wir zu sagen, jedesmal na4di
irgend etwas', einen klaren gedanken. die wahrscheiiüichkeit dieier
Vermutung wird noch gesteigert durch die construction der bald da-
nach folgenden worte 35^ dXXd )yif|v 6 t' ^ttiOu^iIiv Ttv6c £m0u|ytcli
qxxM^v.
41 « TIC toOtujv npöc dXXr|Xac ficiZuiv xal Tic dXdrruiv Kcd tk
fiäXXov Kai TIC cq>obpoT€pa. Madvig ao. s. 393 bemerkt zn der stelle:
'neque per se dici posse Tic fyiaXXov, ubi de duobus, nter maior sit|
quaeratur, neque in hac cum reliquis adiectivorum comparatiTii
K JLiebhold : in Flatoat Plulcliot. fiS7
ooniunetione, manifestum est. ridetnr foisse: Kid t{c MO^UlKunipa
ant öfioXurr^pa.' Stallbaom beruft sieh auf seiae interpiretaiiaii
zu Phaidon 93^ und meint dasz ^AXXov auch hier su flbersetieB
sei 'in höherem grade', dagegen teile ieh den anetoss den SoUeier-
macher an der stelle nahm, und Terrnnte mit ihm daes hinter ^äXXov
ein adjectivum ausgefallen sei, füge aber lu der aUgemeinen Söhleier-
macherschen Vermutung noch die spadelle hiniu, daat dieses a4jMti*
yum wegen der ähnlichkeit der scfariftxCtgeund wegen des wflneeheaa*
werten gegensatzes wol kein anderes als dwXf) gewesen sein kaan,
so dasz die worte lauten würden Kai Tic MdXXov AirX^ ml Tic cqia-
öpoT^pa. an einer spätem stelle (61 ^) lOet sieh die aufgäbe leiditer,
insofern dort dnXf) nicht zu eigllnzen , sondern nur ans dem flher-
lieferten äXXr| wiederherzustellen ist, so dass der text folgende ge-
etalt annimt : f)v ()^iv f)bovt^ T€ dXt)Oi&c, die olÖMCOo, MffilXov ^^pac
äirXfj Kai bfi Kai t^x^ t^XVIK dKptßecripa; dasz endlich MfiXXov
mit einem dazu gehörigen poaitiT die oomparation bestimmter und
eindringlicher erscheinen Ittszt, ergibt sieh nnter anderm ans 66^
2p' ouvou T^rapra, & Tf)c miux^c oörflc ^Ocmcv, imcTi^Mac tc Kcd
T^vac Kai bö£ac öpOäc XexBekac, toOt' cTvat tA irpöc toSc rpicl
T^Topra, €i7T€p ToO draOoO t^ icn MfiXXov t^ fibovftc EuTTCvf);
45* dp* oöv al irpöxcipoi, cdfircp Kai iiijKtm tÄv f|&ovi&v, 8
X^TOficv iToXXdKic , al iicpl tö cdt^d cictv ofirai ; Madtig ao. Ter-
mutet €{Tr€p fOr aYtrcp. wahrscheinlicher ist es, dass Piaton mit
weglassung von ö geschrieben habe dcirep Kod ^cxicTac vSUv
f|bovaiv X^TOMCV.
47'' TT€pi bi Tuiv iv Miux4, cui^ait jdvavTta EupßdXXcTai,
XOnnv T€ &Ma irpöc f)bovf|v Kai f)bovf|v wpöc XOtttiv, &ct^ de piav
dMq>ÖT€pa xpäciv t^vai, xaCrra f^irpoc0e m^v bii^XOoMCV, dK öird-
Tav aC Kcvuiiai irXiipiüceuiC imOuMcl, Kai iXiriZuiv iiiv X^^U^^h
K€VOÜ^€voc b€ dXT€i, tauTa bi, rdtk m^v oök ^apTupd)yuda usw.
Buttmanu vermutete £v HfuxQ Kai Cib^QJiy Sray ^uxi\ ct6^aTl Tdvav-
Tia EuMßdXXrijai , Winckehnann irepl hk tuiv & i|iux^ cuMian . •
EuMßdXXcTQi oder ircpl bi iwv dv . . JEufißdXXiyroi, StaJlbanm ircpl
b€ TUIV iv Miuxq Kai cubfiaTi, Stc Tdvcnrria £u^ßdXX€Tat, Madvig
n€pi bk Turv, ei miux^P) cui^aTi rdvcnnia EupßdXXcrot. dagegen
glaube ich dasz die ftnderung in wepl bk Tt&v ^v MnixQi ^ clilkoen
TdvavTia fu^ßdXXriTai die geringste umwftlzung des überlieferten
mit sich bringen würde.
50 "* vöv ouv X^Tc, iTÖTcpa i(plr\c fie f\ fi^cac woiificcic vöktck ;
elTTÜbv bk c|LiiKpd or^ai cou TCuEcctoi ^eOeivai fi€. wenn man dem
attischen Sprachgebrauch gerecht werden will, so wird man nicht um-
hin können zu schreiben olfiai irapd cou T€u£€c6ai ^cOeivaiMC, um
damit den sinn zu treffen, den Äst lex. Plat. udw. durch seine rieh*
tige Übersetzung 'fore ut a te impetrem' wiedergibt, die verglei-
chuDg mit Hippias maior 291* dXXd ydp ToO dvbpöc oö TUTX^^-
pev ist auch nicht schlagend, wie die Übersetzung von Ast Wiri sen-
tentiam non assequimur' ebenflEdls beweist, abgesehen davon dass
528 KJLiebbold: zu Platons Philebos.
eine ergäozung von irapd wegen des vorhergehenden T<ip in dionr
stelle auf noch geringere formelle hindemisse stoszen wflrde.
64« ovbk y&p Kpäcic, dXXd Tic äKparoc EuMir€q>opiiM^VT| dXq-
6wc f) ToiaäTTi TiTV€Tai ^KdcTore övtujc toic xeicrnM^voic EuM<pop&.
es ist wol anzunehmen dasz £ufiTT€q>upfi^VT) im tezt gentaadoB
habe , weil dieses verbum an früheren stellen des Philebos « nemlieh
15 « und 51 * bereits gebraucht und auch in andern dialogen, xb. Phai-
don 66 ^ Sujc &v . . EuMTT€q>upfi^vr| fj f))yiüjv i\ i|iux^ \x^Tä ToO TOiou-
TOU KaKOÖ nicht ungewöhnlich ist. dasz aber Kpacic ein misohongt-
verhältnis bezeichnet, welches sich zu einer geordneten einheit iwd
harmonie gestaltet im gegensatz zu einer verwirrten anhSafiiiig nod
chaotischen massenvereinigung, ergibt sich unter anderm aiu Phai-
don 86'». 111 •*. Phüeboa 47 <= und Sjmp. 188*.
65 "* oTfiai Tdp f)bovf)c ^kv kqI nepixapciac oub^v n&v Avrunr
iTeq)UKÖc dfi€TpÖT€pov eüpeiv dv Tiva, voO bk xal £mcnfj^f|c ^fifie-
TpÖTepov oub* dv £v itot€. in dieser stelle dürfte ir€q>uic6c ab
müsziger zusatz eines glossators anzusehen und deshalb in mt-
fernen sein.
66 ^ : nach der aufzählung der vier voraufgehenden stufen in dtf
auch von Stallbaum proleg. ad Phil. s. 80 f. und Zeller phil, d. Qr. 11
s. 559 ff. behandelten sog. gütertafel, nemlieh jüi^Tpov, CUJU^lCTp0V|
voOc Kai q>pöviicic, dTTicrfifiai t€ kqI T^xvai xal böEm öpOai, kornnt
der Philosoph endlich zu der fünften, zu den f)bova\ Ka6opa{ in M-
genden werten: Treniirrac Toivuv, de f|bovdc fOcfiev . . KoOapdc^RD-
vo^dcavT€c TTic ipuxnc auTfic [£iTicTiifiac], tqTc bk a(cOif|C€av £m>-
fi^vac ; zuerst hat Schleiermacher an diriCTrJiAOC anstoss genommei
und Stallbaum es ohne bedenken aus dem tezt entfernt, wihreii
Trendelenburg ^de Plat. Philebi consilio' s. 26 folgende ftndmm
vorschlägt: KaOapdc dTTOvofidcavTec rfic Miuxf)c €EÖTf)c, rak U
akOr|C€civ kqi dmcr/jinac ^Tro^dvac, womit schlechterdings nieUi
anzufangen ist. dasz zur abrundung des gedankens ein wort, im
zugleich einen der f)bovii übergeordneten begriff bezeichnet, tM^
fühlt man heraus und kommt ungezwungen auf die vermutnng, dM
hinter inofiivac das wort öpfidc zu ergänzen sei, ein begnff dM
der Philosoph auch sonst bei dem thema des vorliegenden dialogi
nicht entbehren konnte , wie sich ergibt aus 35 ' Miuxf)c EuuiraaDf
Tr)v T€ 6pixi\v Kai dmOufiiav und 57** al (r^xvat) ircpl iriv tAv
ÖVTUiC q)iXocoq)ouvTUJV öpMrjv.
BUDOLSTADT. KSlRL JuLIUS LiBBHOLD.
GG ilbert : erste u. zweite lesuDg in d. athenischan Tolksvenamlniig. 529
. 73.
£RSTE UND ZWEITE LESUNG IN DER ATHENISCHEN
V0LK8VEB8AMLUNG.
zweiter artil^el.
Auf meine in diesen jahrb. 1879 s. 225 ff. abgedrocktaa ba*
merkungen über die von WHartel in leinon 'StemoetheniBoboft
Studien' und in seinen 'studien Qber attisches Staatsrecht und or-
kundenwesen' vorgetragene hjpothase einer doppelten lesung indar
athenischen volksversamlung hat derselbe in im ^Wiener Stadien' I
s. 269 ff. geantwortet, wenn ich in Sachen besagter hjrpoihese hier
noch einmal das wort nehme, so geschieht dies einerseits, weil die
frage für unsere kenntnis des etlichen Staatsrechtes vcn so hoher
bedeutung ist, dasz, nachdem Harte! noch einmal fttr seine hjrpo-
these plädiert hat, auch eine kurze entgegnong meinerseits berech-
tigt erscheint einen zweiten persönlichen grund ftbr diese neue ent-
gegnung will ich kurz erledigen, ich erfahre nemlich von Hartel in
seiner erwiderung s. 282 (s. auch s« 290 £.) die fttr mich aber-
raschende thatsache, dasz ich mich seiner ez^gese and anfEsssang
der inschriftlichen denkmäler, vielleicht ohne es xa wollen und an
wissen, so genähert habe, dasz die annähme einer ersten nnd zwei-
ten lesung, einer vor- und schlussverhandlung , im wesentlichen sa-
gestanden sei und nur noch streitig bleibe, ob diese beiden verband*
lungen und abstimmungen in derselben oder in verschiedenen ek-
klesien stattgefunden haben, diese bemerkung H.8 kann sich nur
auf die von mir s. 232 f. im anschlusz an die probuleumaUsdie for-
mel gegebene erörterung über den geschäftsgang bei der einführung
fremder gesandten in die ekklesie beziehen, wo ich annehmen za
müssen glaubte , dasz tlber die einzelnen bestimmnngen des probu^
leuma gesondert, zuerst tlber die einfCLhrung der gesandten über-
haupt, abgestimmt worden sei. den von H. daraus gezogenen schloas
halte ich für ebenso richtig, als wenn einer ans dem umstände, daas
in einer parlamentarischen versamlung über die verschiedenen para*
graphen einer vorläge gesondert abgestimmt wird, schlieszen wollte,
eine bolche gesonderte abstimmung bedeute eine erste und zweite
lesung, eine vor- und schluszverhandlung.
Ich wende mich jetzt zu der frage selbst, da H. in seiner sweir
ten Schrift s. 180 aussprach, dasz er für seine in derselben erweiterte
hjpothese in den 'Demosthenischen stodien' den weg gebahnt habe,
indem er für eine reihe parlamentarischer Verhandlungen die beiden
Stadien der ersten lesung und der schluszverhandlung nnd für das
erste Stadium den terminus technicus TrpoX€ipoTOvia nachgewiesen
habe, muste es selbstverständlich die hauptauigabe meiner erwiderung
sein , den nach weis zu versuchen , dasz dieser so angebahnte weg in
die irre führe.
JahrbOch«r für cImi. philol. ISSO hft S. ^
530 GGilbert: erste u. zweite lesung in d. athenischen ToUnTenamlung.
Was H. hierauf entgegnet, besteht zuerst s. 288 f. in einer neuen
erklftrung von Demosthenes 24, 11 ff., wo er nicht mehr zwei zeitlich
getrennte acte, die procheirotonie und die durch diese vorbereitete
hauptverhandlung, sondern eine Schilderung des 6inen actes der |iro-
cheirotonie erkennt, mit dieser neuen interpretation scheidet Äese
stelle aus der zahl derjenigen litterariächen Zeugnisse, welche eine
erste und zweite lesung beglaubigen können, denn da nach der neuen
erklärung H.s die stelle nur die Schilderung der durch die worte
Trpoiix€ipOTÖVTiC€V ö bfiiioc angedeuteten TTpoxcipOTOvia oithaltn
soll, 80 hat dieselbe offenbar vom standpuncte H.s nur noch d6n wert,
dasz sie uns die form dieser TTp0X€ip0T0via kennen lehrt, fi&r den-
jenigen dagegen, dem die von H. gegebene definition der procheiro-
tonie, für deren richtigkeit er in seiner erwiderung keine neaen eiga-
mente beigebracht hat , nicht erwiesen zu sein scheint, hOrt, wie ge-
sagt, die Demosthenische stelle auf ein selbständiges zeugnis für eise
doppelte lesung zu repräsentieren.
Weiter erörtert H. in seiner erwiderung s. 289 f. noch einmil
die stelle des Aischines g. Tim. § 23. bei meiner an die bei Harpo-
kration überlieferte definition der Trpox€ipOTOvia sich anschiiessei-
den interpretation der gesetzesstelle bei Aischines würde sich nieb
H. das gesetz und sein ausleger Aischines der Verworrenheit xai
Unklarheit schuldig machen, er begründet das durch die firage: wu
aber, wenn das volk — nemlich durch die procheirotonie in der bei
Harp. gegebenen bedeutung — keine debatte verlangt? war dann
mit der procheirotonie die sache abgethan? das war sie nach Harp.
unzweifelhaft : denn wenn nach Verlesung des probulenma die volltt-
versamlung auf die anfrage, ob das volk über dasselbe eine berathnqg
anstellen wolle oder ob das probuleuma genüge , dh. angenonunai
werden solle, sich für die letztere alternative entschied, so wardis
Sache damit selbstverständlich abgethan. warum in dem gesetie nur
von einer TTpox€ipOTovia ircpl Tepoiv xai öciujv Kai lafipuEt zd
iTp€C߀iaic die rede war, habe ich in dem frühem aufsatu s. i40
angegeben. H. interpretiert das gesetz folgendermaszen : *die erste
stelle haben nach der bestimmung des gesetzes die antrftge des rathn
und zwar die religiösen vor den andern, hierauf ist es jedem ait-
glied der ekklesie gestattet sich zum worte zu melden , dh. aatrf|t
einzubringen , die selbstverständlich mit dem beschlosz Tf|v ßOuX^V
(iTpoßouXeOcacav) dHevefKcTv an den rath geleitet werden, um in
einer nächsten ekklesie verhandelt zu werden.' ich erwidere hieraafi
dasz nach den werten des gesetzes das iTpox€ipOTOV€iv ebenao wie
die religiösen eröffhungsceremonien und der fluch des heroldee nur
6inen act in dem verlaufe der ekklesie bezeichnet, wfthrend, wenn
hier, wie H. meint, eine Schilderung des Verlaufes der irpoxopo-
Tovia, dh. der ersten lesung, gegeben würde, das irpoxciporovffvali
das ganze, zu dem dann auch die eröffnungsceremonien und der flach
des heroldes zu rechnen wären, hätte hingestellt werden mtteeen« ob
den in wörtlicher Übersetzung folgendermaszen lautenden wortsn
OOilbert : erste u. zweite leiung in d. athenitehen yoUaTenamlinig. 531
des Aischines 'die pro^droi sollen über religiöse und answftriige an-
gelegenheiten die procheirotonie Tomebmen, und dann fragt der
berold: wer will reden?' durch die oben dtierte Interpretation H.8
weniger gewalt angetban ist als durch die meinige, flberlasse ich ver-
trauensvoll der entscbeidung anderer.
Der weitere schlusz H.s, dasx es sich in der stelle des Aisdiinee
um eine rangfolge der antrftge handle, und zwar so dasz die reli-
giösen allen andern v oraufgiengen , ergibt sich aus den Worten des
Aischines nicht, notwendig wfirde dieser schlusz nur sein, wenn
irpoxeipOTOveiv dieselbe bedeutung wie Trpoxf>i1M<XTC€tv hfttte, wo-
gegen sich aber H. (studien s. 177) selbst erklärt, deshalb habe ich
auch die inschriftliche bestimmung , durch welche die einfOhrung in
die ekklesie einzelnen personen angesetzt wird Trpt&TOtc M€T& Td
kpä oder iy kpoic (s. Studien s. 173 ff.) , auf die religiösen erOff-
nungsceremonien der ekklesie beziehen zu mttssen geglaubt, diese
beziehung bedarf für den erstem ausdruck keiner begrfindung; ftlr
die Worte ty Icpoic ist zu bemerken, dasz dieselben in der probulen-
matischen formel eigentlich nur zu TTpocafOTCtv gehören, wie sich
CIA. n 325 (s. auch 11 593. 605) diese Verbindung noch findet, dass
sie aber spftter, als sie formelhafte bedeutung bekommen hatten, auch
mit xpTiMorricai yerbunden werden, dasz unter iy Icpotc niidit die reli-
giösen berathungsgegenstfinde der ekklerie Terstanden werden können,
scheint sich mir aus den angaben, was nach CIA. 11 593. 605 iy kpotc
geschehen soll oder geschehen ist, mit bestimmtheit zu ergeben.
Gegenüber meiner ausführung hinsichtlich der Verhandlungen
über den frieden des j. 346 bemerkt H. (s. 293 f.), dasz der auf an-
trag des Demosthenes gefaszte beschlusz, die ekklesien für die
iriedens Verhandlungen auf den 18n und 19n Elaphebolion anzu-
setzen, auch für die zulassimg der gesandten in der ersten jener
beiden ekklesien unerläszlich gewesen sei , und begründet dieses da-
mit, dasz nach Dem. 18, 28 in dem antrag des Demosthenes auch
die einführung der gesandten beantragt sei. aber nach den von Dem.
18, 28 gebrauchten worten dXXd ri ^XP^v fi€ noteiv; fifj irpocätciv
TpdH'ai Touc im toö8* T^KOvrac, Kv* öpTv bioXcxOuictv; dh. 'aber
was hätte ich thun sollen? den antrag stellen die gesandten nicht
einzuführen, die zu dem zwecke gekommen waren, um mit euch
zu verhandeln ?' musz der vorher durch die werte el bk ßouXcOuiV
^T^ TTpocdTCiv TOUC TTp^cßcic ^MHV b€iv, toCtö lüiou biaßdXXei um-
schriebene antrag des Demosthenes erst nach ankunft der gesandten
gestellt sein und kann deshalb mit demjenigen antrag , der die zwei
ekklesien bestimmte, nicht identificiert werden, wenn H. auch jetzt
noch die von Demosthenes beantragte zweitttgige Verhandlung für
den gesetzmftszigen modus in solchen füllen erklftrt, so will ich ihn,
da Thuk. 5, 45, wie mir scheint, ohne grund vor seinen äugen keine
gnade gefunden hat, auf die Schilderung einer ekklesie bei Xenophon
Hell. 7, 1, 1 — 14 verweisen, wo es sich um den abschlusz einer
»ymmachie zwischen Athen und Sparta handelt.
532 G Gilbert: erste u. zweite leaung in d. athenischen volksvenainlaiig.
Aber auch sonst lassen sich aus der litterarischen überliefenuig
— und das will ich hier noch bemerken , bevor ich zu den inschrift«
liehen Zeugnissen Übergehe — berichte über einzelne volksyerMm-
lungen beibringen, welche die annähme einer ersten und zweiten
lesung absolut ausschlieszen. auf Dem. 21, 162 f. hat bereits Phi-
lippi aufmerksam gemacht (rhein. mus. XXXIV s. 610), ich ftlge
noch Thuk. 6, 8. Xen. Hell. 6, 5, 33—49. 7, 1, 1—14 hinzu, frei-
lich ist damit wenig gewonnen : denn die hjpothese H.s kann nach
seiner erwiderung s. 282 der litterarischen Zeugnisse entrathen, was
sie in den ^Studien' offenbar noch nicht konnte, und beruht vor allem
auf der exegese und auffassung der inschriftlichen denkmftler. zuerst
zu zeigen hat sich dieselbe bei der sog. probuleumatischen formel,
die in decreten mit der sanctionierungsformel f boSe T^ ßOuXQ xal T^
brjfiiu folgendermaszen lautet: £ipTiq)ic6ai tQ ßouXq toOc irpo^bpouc
o^i &v Xdxuict iTpO€bp€U6iv iv Tuj brJMHJ clc Tf|v ixpdjTxiv iiocXricIav
(irpocataTeiv töv beiva kqi) xpilM<iTicai , TVUüMnv bi £u)ißdXX€cOai
TTic ßouXf)C eic TÖV bfifiov ÖTi bOKcT T^ ßouXQ (Varianten der fonnel
bei U. Studien s. 166 ff.), s. 179 der ^Studien' gibt H. zu dasz fttr
€lc Tf)V TTpuüTTiv ^KKXiidav eine doppelte bedeutung möglich sei, je
nachdem man die nächste ekklesie von der rathssitzung, in welcher
der antrag eingebracht war, oder von der ekklesie, in welcher dar
rathsantrag eingebracht wurde , rechnete, ich habe mich in meitter
frühern ausführung der ersten bis auf H.s hjpothese herschendea
auffassung angeschlossen und die unveränderte aufnähme dei pro-
buleuma in den volksbeschlusz durch eine darlegung der art und'
weise zu erklären gesucht, wie man sich die abfassung der attiadwn
Urkunden zu denken habe. H. (s. 283) bemerkt gegen diese dar
legung, es sei undenkbar, dasz der Schreiber das probuleuma erat
nachträglich, dh. nachdem der antrag im rathe angenommen war, tat-
muliert und jedes mit einem selbständigen, auf die rathssitzong bezflg^
liehen praescript fttr sich ausgestattet und ausgestellt habe, der daim
folgenden Schilderung der rathsprotokoUe stimme ich zu, nur kannte
man mit beziehung auf dieselbe ebenso wie H. von meiner ausflih-
rung über die abfassung der attischen Urkunden bemerken , daaz H.
anzugeben vergessen habe , wie er dieses erkundet, was aber seinm
oben citierten einwand betrifft, so bezeugt das bei Arist. TheaaL
372 ff. sich findende probuleuma, das gewis ein solches ist, wie idi
gegen H. Studien s. 229 bemerke, dasz bei der volksversamlu^g
ein ordentlich formuliertes probuleuma mit einem selbständigen, aaf
die rathssitzung bezüglichen praescript eingebracht wurde, welohia
denn doch wol der ratibsschreiber, dessen au^abe es bekannUicli war
ävTiTpaq>a TroieicOai (s. CIA. II 61), aus den Protokollen des rathsi
formuliert haben wird, dasz dann weiter der rathsscfareiber bei der
abfassung des volksbeschlusses , fUr welchen ein probuleuma mate-
riellen inhalts vorlag , dieses benutzt habe , suchte ich an zwei nr-
kunden zu erweisen, an CIA. I 40 und II 403.
Aus meiner ausführung über die erste dieser urkundea hat H.
GOilbert: ente a. zweite lesiiDg in d. atheniteben TolktTenaiBluiig. S33
(s. 279 ff.) als meine meinung folgendes heraosgelasen : der erste vom
mir angeführte teil der Urkunde sei in der CMsnng stehen gebliebeSi
die er ursprünglich als probolenma gehabt habe, die beiden andern
teile aber hätten eine umsetsong aas ihrer probnlenmatischen Om-
snng in die form von TolksbescblllBsen erüihren. thatsSchlich aber
ist die von mir vorgetragene ansieht folgende: ein materiellee pro-
buleuma konnte vor Eukleides der ratiissehreiber nur mit verinde-
nmg des (boE^ T^ ßouXQ in (boi€ tQ ßouXQ KOl Ti^ Mi^qi gaax in
den volksbeschlusz herflbemehmen. den ersten volksbeeohlosx fllr
Methone habe ich angeführt als das beispiel eines volksbeschlnsaeei
dessen proboleoma fttr einzelne ponote bestimmte vorsohUge machte,
andere der selbständigen entscheidnng der ekkleeie flberliesz. ich
verstehe deshalb nicht, zu welchem zwecke H« in seiner erwiderong
(s. 280) an meine adresse den satx richtet: 'vielmehr werden alle
drei ponote so und nicht anders im probuleoma formoliert gewesen
sein, wie sie uns jetzt als volksbeschlosz formoliert vorliegen.' nach
meiner meinong ergibt sich aos meinen frflhem werten, daez wir
ons in diesem poncte in einer vollständigen flbereinstimmong befin-
den, meine interpretation der inschrift ist dann folgende : die ekklesia
stimmt zuerst darüber ab , ob der erste teil des proboleoma ange-
nommen werden soll , und zwar in der form der von Harpokratios
definierten procheirotonie, als beantwortong der frage, d dtpicet tA
TrpoßoOXcD^a. die eigentliche abstimmong entschied, welcher von
den beiden vorschlagen des proboleoma angenommen werden sollte,
ich behaupte nun, dasz in einem regelrocht formulierten volks-
beschlusz aus den worten bi(a)x€ipOTOvf)cai töv bfi^kov usw. und
aus den scblusz worten ^x^^POTÖvi|C€V usw. ein satz von ungefähr
folgender fassung hätte formuliert werden müssen : TcX^cai M€6uj-
vaiouc, öcov t^ Oeiu dnö toö qxSpou driTvCTO , 8v toic irpor^poic
TTavaOlivaioic £T€TdxaTO qp^pciv, toC bi dXXou äreXcic cTyai. dasz
der rathsschreiber die Urkunde nicht so formuliert hat, halte ich Air
eine Ungeschicklichkeit desselben, entstanden aus der gewohnheit
bei der formulierung der Volksbeschlüsse sich möglichst genau an
das in die sitzungsprotokolle der volksversamlung aufgenommene
probuleuma anzuschlieszen. ans dem in dem ersten teile des rbths-
antrags sich findenden auTiKa den schluss zu ziehen , es sei erst ein
volksbeschlusz nötig gewesen , dasz über den ersten teil des probu-
leuma unverzüglich, dh. in derselben volksversamlung, abge-
stimmt werden dürfe, halte ich deshalb nicht für richtig, weil gar
nicht abzusehen ist, weshalb man ftbr den ersten teil des proboleoma
diese autorisation nötig hatte, für die beiden andern teile dagegen
nicht, eine regelung der tribotverhältnisse erfolgte regelmäezig bei
der alle vier jähre wiederkehrenden T&Sic qxSpou. das aöriKa in
dem ersten teile des proboleoma steht in einem gegensatz zo dieser
regelmäszigen TdEic q>öpou, indem der rath die sofortige regelong
der tribotverhältnisse der Methonaier beantragt.
Was dann CIA. II 403 betrifft, so hat H. (s. 278) auch hier
534 GGilbert : erbte u. zweite lesung in d. athenischen volksTersamlung.
offenbar meine worte gänzlich misverstanden , wenn er fragt, wen
ich glauben machen wolle dasz sich das praescript auf die ratha-
sitzung beziehe, das habe ich niemand glauben machen wollen, son-
dern nur gesagt dasz die worte von Iboie tcT ßouX(€i) bis dahin
wo die worte im Tf)V KaTaoceufiv usw. beginnen ein regelrechtes
probuleuma seien und dasz, wenn der Schreiber nicht das resullat
der durch das probuleuma beantragten wähl einer commission hätte
hinzufügen müssen, die durch das praescript als volksbeschlusz
documentierte Urkunde uns nur das probuleuma bieten würde, ich
möchte jetzt dieses mein urteil dahin modificieren, dasz ich mit rück-
sicht auf das (bil^ou ipri)q>ic^aTa mit H. Studien s. 53 annehme,
dasz Eukles die inschrift aus den Protokollen der volksversamlung
entlehnt und selbst aufgestellt hat. damit kann ich aber die von H.
ebd. s. 80 ff. für notwendig erklärte ergänzung von Ka\ Tqi bi|fii|j
zu iboie tQ ßouXri auch jetzt nicht billigen, vielmehr schliesze ich
aus dieser Urkunde, dasz in den Protokollen der volksversamlung
zuerst das probuleuma des rathes aufgezeichnet zu werden pflegte,
dem sodann die angäbe, wie die ekklesie beschlossen hatte, folgte,
wenn der rathsschreiber alsdann mit der aufzeichnung des volks-
beschlusses beauftragt wurde, so diente ihm das protokoU als gmnd-
läge, wonach er den volksbeschlusz formulierte, dasz er dabei, wenn
ein probuleuma materiellen inhalts in den Protokollen vorlag, za
dem die Zustimmung des volkes in denselben nur kurz angemerkt
war, dieses probuleuma in den volksbeschlusz unverändert herüber-
nahm, empfahl sich der bequemlichkeit wegen sehr, und daher glaube
ich dasz das eic Tf)V TrpuiTr|V ^KxXiiciav der probuleumatischen for-
mel auf die erste ekklesie von der rathssitzung , in der das probu-
leuma angenommen wurde, gerechnet zu beziehen ist.
Eine solche beziehung ergibt sich aber auch, wenn man die pro-
buleumatische formel vorurteilsfrei betrachtet, sie wird eingeleitet
durch £ipr)(pic8ai ti^ ßouX^ und erklärt damit, wie mir scheint, deat-
lich die von diesen worten abhängigen sätze als probuleuma. wäre
die probuleumatische formel mit rücksicht auf die vorläge in der
ekklesie stilisiert worden, wie H. will, und sollte sie beurkunden, dan
die volksversamlung die prot^droi autorisiere die betreffende ange-
legenheit in der nächsten ekklesie zur schluszabstimmung zu bringen,
so könnte sie nur mit £q)Tiq>ic6ai T^ ßouXQ Kai Tip bi^MUi beginnen,
einen weitern beweis dafür, dasz die worte cic Tf|V TrpuüTnv £kicXt|«
Clav von der rathssitzung aus zu rechnen sind, hat AHOck (Jenaer
LZ. 1879 8. 263) in CIA. II 76 erkannt, wo die probnlenmatiache
formel damit motiviert wird, dasz der demos dem rathe befohlen
habe über die proxenie eines gewissen Ainiers ein probuleuma ein-
zubringen, mit recht bemerkt Hock : Venn das volk den rath auf-
gefordert hatte ein gutachten abzugeben , sollte dann der rath erst
wieder durch eine procheirotonie sich die erlaubnis erbitten den
gegenständ auf die Tagesordnung der nächsten volksversamlang in
setzen? wenn aber in einem solchen falle sofort entschieden werden
^rt: erste a. zweite lesang in d. athenischen TftlVtTftWftinlnng. ö35
tie, müssen wir in der probuleumaüschen formel de Tf^ irpilmpr
|ciav in dieser Urkunde und dann wol in allen andern vom
punct der rathssitzung verstehen.' H. in seiner erwidening
L f. hat verschiedene mOglichkeiten der erkllmng bereit und
it zuletzt zu dem allerdings unanfechtbaren sohlasz, dasi die
erwähnte inschrift seine erklämng der werte cic Tf|v irpdm)v
|ciav nicht umstoszen könne, wenn diese doreh andere inaehrif-
nweigerlich gefordert werde, dieser schlnsz ist, wie gesagt, nn*
btbar, aber wo sind die insohriften? in meiner ersten ansflih-
habe ich allerdings nur zwei inschriften herangezogen, welche
im beweis einer doppelten lesnng angefllhrt hatte, CIA. II 114
L68. ich war der ansieht und bin es noch heute, dass H.8 hjpo-
steht und föllt mit dem nachweis litteraoscher Zeugnisse fttr
solche doppelte Verhandlung, die inschrifUichen sengnisse be-
n nach meiner Überzeugung nichts, und ich habe deshalb ge-
it durch anführung von zwei derartigen beweisen, von denen
ine (CIA. II 168) nach H.s meinung die doppelte lesnng g^gen
Widerspruch sichert, genug gethan za haben* H. hat in seiner
1er ung (»276 f.) in betreff der letzten inschrift bemeilcti die von
idoptierte erklämng derselben, der die erste nrknnde als ein
3hes probuleuma, die zweite als der infolge desselben gefiuBte
beschlusz erschien, beruhe auf einem vollstindigen verkemien
taatsrechtlichen begriffs des probuleuma, das weder beorkondet
erden brauche noch beurkundet werden kOnne. ich erwidere
in Urkunden , welche von staatawegen aufgestellt wurden , das
ileuma in der form, wie es sich CIA. II 168 findet, allerdings
aufgenommen zu werden pflegte, die private aufstellung der
ade durch die Kitier habe ich schon früher H. zugegeben, und
cheint mir die vollständige auftiahme des probuleuma befrie-
id zu erklären, die Kitier entnahmen die Urkunde den proto-
Q der volksverHamlung, von denen sie wol durch den raths-
iber eine abschrift erhalten hatten, in diese Protokolle pflegte
das probuleuma vollständig aufgenommen zu werden, wie oben
,' führt wurde, der rathsschreiber würde in diesem falle, da das
ileuma ein formelles war, den beschlusz durch den auf daspro-
ima folgenden volksbeschlusz beurkundet haben, die Kitier ent-
en den Protokollen probuleuma und volksbeschlusz. man mag
diet>e erklärung denken wie man will, jedenfalls kann ein docu-
., welches sich selbst durch das vorgesetzte £bo£€ tQ ßouXiJ'als
uleuma documentiert und als solches gar kein bedenken erregt,
welches, um zeugnisfähig zu werden, von H. erst emendiert
en musz, nun und nimmer eine hypothese g^egen jeden wider-
:h sichern.
Auf das zweite der von mir früher angeführten inschriftlichen
aisdc H.s (CIA. II 114) hat derselbe nichts erwidert, ich begnüge
deshalb mit dem was ich früher gesagt habe.
Auszer diesen beiden sind es noch folgende Inschriften, die für
536 GGilbert: erste u. zweite Icbung in d. atheniBchen YolksTenainliuig.
H.s hjpothese beweiskräftig sein sollen, dasz sich der rath Tom
yolk autorisieren liesz ekklesien auszuschreiben und ein probideiuna
in einer nächsten yersamlung dem volke vorzulegen, beweisen nach
H. (Studien s. 188) CIA. I 37. 40. 55. II 61. 96. 175\ von diesen
inschriften beschlieszt in der ersten (I 37) das volk , dasz die pry-
tanen bei einer geldstrafe wol in Sachen der tributansStze an das volk
berichten sollen; durch 1 40 wird die zweite prytanie verpflichtet Aber
eine angelegenheit so lange volksversamlungen anzusetzen , bis die-
selbe erledigt sei ; durch I 55 wird den prjtonen befohlen innerhalb
zehn tagen eine ekklesie abzuhalten, in allen drei inschriften liegen
befehle der ekklesie an die prytanen vor, die sowol diese wie auch den
rath zu berufen hatten, die berufung der volksversamlung innerhalb
einer bestimmten zeit und zu einem gewissen zwecke zu veranlassen,
wenn diese beschlüsse auf antrag des rathes gefaszt wurden, so li^
darin nicht eine vom rathe beantragte autorisation über eine be-
stimmte angelegenheit ein probuleuma in einem bestimmten sinao
einbringen zu dürfen , sondern der rath wollte damit nur von dem
souverain einen befehl fUr die prytanen extrahieren. II 61, wo das
praescript fehlt, ist ein selbständiges psephisma des rathes, da fUr
die aufstellung der Urkunde der Schatzmeister des rathes das geld
hergibt ^k twv Karä i|iiiq>icMaTa ävaXiCKO|Li^vuiv t^ ßouXiJ. die
prytanen sollen nach diesem rathsbeschlusz eine rathssitcnng aus-
schreiben und der rath alsdann, wenn es nötig ist, (d£€V€TKCtv ck
TÖv 5)fi^ov. als bestimmung des probuleuma ist auch das £S€v(€T-
K€iv eic TÖv) bf^jLiov II 96 zu fassen, indessen ist diese inschrift eben-
so wie II 175^ so fragmentarisch überliefert, dasz sich flberbanpt
etwas bestimmtes aus denselben nicht erschlieszen Ittszt.
£in weiteres zeugnis für eine doppelte lesung bietet nach H.
(Studien s. 192 f.) CIA. II 73, 2, wodurch dem Pbilokles das bisher
nach dem tode seines vaters provisorisch versehene amt eines volks-
und rathsheroldes definitiv verliehen wird, in dieser Urkunde findet
sich in der probuleumatischen formel zwischen (xpnM<nicGn ircpl
0)iXokX^ouc tou EukX^ouc und (Tviupiiv £)u|LißäXX€c6ai nsw. der
zusatz (Kai ddv ^iv xP^cimo)c koI köcmioc bOKCi clva(i oicircp
UTnipeTTiK€) TTpurdveci toTc TTpuT(av€ucaciv), und daraus sehlieszt
H. dasz hier die weiterftthrung der sache von dem ausfaU einer die
einbringung begleitenden vorverhandlung abhängig gemacht werde.
die richtigkeit der ergänzung vorausgesetzt finde idb diesen cnsati
ganz natürlich, der rath, welcher über die thätigkeit des Philokles
nur während seiner amtszeit urteilen kann , provociert mit diesem
Zusatz das urteil derjenigen leute in der eÜlesie, welche früher
prytanen gewesen waren und denen Philokles gleichfalls gedient
hatte, wird von ihrer seite gegen die emennung des Philokles wegen
seiner frühem amtsthätigkeit kein protest erhoben , dann sollen die
pro^droi seine emennung zur abstimmung bringen.
Weiter tritt nach H. (studien s. 193 ff.) die ingerenz des demos
bei der einbringung eines probuleuma in jenen wenigen fUlen her-
GGilbert : erste u. zweite lesung in d. fttheniiclien TolkirerMmlaag. 637
Tor^ wo das fehlen der worte iiinf^pfcOat tQ ßouXi} in der.probolea-
matischen formel es ganz unzweifelhaft mifteht, daas ein in seiner
gesamtheit zu ratificierender rathsantng dem demos unterbreitet
worden war. es sind dies vier flüle: CIA. U 17^. 49. MK rheln.
mus. XXXm 420. ich bin der meinung daes, wenn Ton ungefthr
150 probuleumatischen decreten, die Ton H. (etudien s. 65) zuenn-
mengestellt sind, vier das £i|iT|<picOai tQ ßouXQ nioht haben, man
wol berechtigt ist anzunehmen, diese analaflsung sei ebenso wie die
nicht seltene auslassung von bcböxBai rCp bV^Mip in den yolks-
decreten auf eine allerdings in diesem fidle weniger zu entschuldi-
gende, aber wol zu erklftrende nachlftssigkeit des die Urkunde con-
cipierenden Schreibers zurttckzufllhren. wie man aus Arist. Thesnu
372 schlieszen darf, war (boH tQ ßouXi) die sanctionierungsformel
des probnleuma. nehmen wir an dasz die vier oben angeführten
Urkunden in ihrer fassung als rathsantrige diese formel an der
spitze trugen , so waren sie damit hiareiohend als probuleumata ge-
kennzeichnet, der rathssehreiber beglaubigte sie nMh ihrer annähme
in der ekklesie als Yolksbescfalllsse dnreh hiuEufDgnng von ical vp
bi\^^l zu IboH jfji ßouXi}.
Fttr den nachweis der competens des demos hinsichtlich der
einbringung eines rathsantrags ist femer nach H. (studien s. 199 ff.)
Ton besonderem interesse CIA. II 136 wegen der sanctioniemngB-
formel IboH T\b b^^ip ical tQ ßouXQ. die insohrift gehört zn der
classe deijenigen beschltUse, fttr die der rath durch ein psephisma
des Volkes ein probuleuma abzufassen beauftragt war, wie in den
betreffenden Urkunden ausdrttckUch angegeben wird, wenn nun in
andern derartigen decreten — sie sind zusammengestellt bei H. Stu-
dien 8. 183 ff. — die sanctionierungsformel regelmässig (boH, T^
ßouXq Kai Tip biiiLiui lautet, so kann ich in der 6inen ausnähme nicht
mit H. einen unter der Voraussetzung , dasz sich die praescripte auf
die Urkunde, durch welche der einbringungsaet nach staatsrechtlieher
anschauung perfect wurde, bezogen, feinen zug der athenisehen
kanzlei erkennen, denn es wftre doch wunderbar, dasz dieser feine
zug uns nur einmal begegnet, während Böckhs annähme, es liege
ein fehler des Steinschreibers vor, die Vereinzelung des falles hin-
reichend erklärt, ich halte die insohrift vielmehr für ein Zeugnis
gegen ü. : denn es gilt von ihr derselbe schlusz den Hock aus CIA.
II 76 gezogen hat und der oben citiert ist.
Aus den bis jetzt behandelten inschrifüichen Zeugnissen zieht
H. Studien s. 202 den schlusz, dasz die doppelte lesung , welche er
in den 'Demosthenischen studien' fOr eine beschränkte sahl von an-
trägen wahrscheinlich geiiiacht habe, fttr alle antrage gleichmäszig
gelte, seine inschriftlichen Zeugnisse selbst sind freiUeh damit noch
keineswegs erschöpft ich musz mir aber, um den umfang dieser
duplik nicht übermäszig zu er weitem , versagen auf dieselben noch
weiter einzugehen, dasz die von mir angefahrten Zeugnisse die be-
weiskräftigsten sind, wird H. selbst zugeben, wer deshalb glaubt
538 RArnoldt: zu Diodoroa [XX 74].
dasz durch dieselben H.s hjpothese nicht erwiesen sei^ für den wer-
den die andern Zeugnisse H.s und seine ausführungen (Iber dieselben,
die er Studien s. 204 ff. nachlesen möge, keine beweiskrafb besitzen,
wer dagegen mit H. in der erklärung der von ihm beigebrachten In-
schriften übereinstimmt, wird sich in seinem urteil schwerlich durch
meine einwendungen beeinflussen lassen, eine weitere betrachtung
der noch restierenden inschriften und eine Widerlegung der ihnen
yon H. gegebenen deutung scheint mir deshalb überflüssig zu sein.
Gotha. Gustav Gilbert.
74.
ZU DIODOROS.
XX 74 iv d9u|Liiqi 5' övtu)v dirdviuiv Kai TtpocboKUi^^vric fibr\
rnc diTUjXeiac, tö ^iv 7^v€u^a KaTeiraucev, i] bk |li€t* *Avtitövoü
buvapic KaTavTTjcaca tiXticiov toO ctöXou KaT€CTpaTOiT^€uc€v.
ist es wol denkbar, dasz Diodor in dem sinne 'der wind liesz nach,
legte sich' (flatus remisit), wie hier übersetzt wird und übersetzt
werden musz , gesagt habe TÖ TTveu^a KaT^irauccv? sonst sagt
er ganz regelmSszig KaieTrauce xfjv rapaxriv XVI 79 , toö itoXXoO
Gpdcouc fnaucav touc ßapßdpouc XV 13. XII 12 lesen wir aller-
dings bei ihm : f q)Ti ydp touc ptv iTpdjTOV TTlMOvrac xal dtriTuxdv-
Tac b€iv eörmcpouvTac KaTairaueiv. allein einmal ist dieser aas-
druck einer dichterstelle entlehnt (vgl. ebd. c. 14 €ur)p€pi&v KCrrd-
Ttaucov) , sodann heiszt das : *sie müsten ein ende machen mit
ihrem glücklichen leben.' und derartig- sind alle die beispiele, welche
überhaupt für intransitiven gebrauch von KaTairaueiv oder irau€iv
angeführt werden, immer wird durch ein beigesetztes pariicipiam
oder einen genitiv angegeben, worauf die thStigkeit des beendigens,
das aufhören sich richtet ; wo diese zusStze fehlen — und dieser fall
tritt nur ein bei dem namentlich bei Aristophanes so häufigen, der
Umgangssprache entlehnten TtaGc 'mach ein ende, lasz' — da sind
sie leicht zu ergänzen, so absolut aber wie hier bei Diodor gebraucht
ist KaiaTtaueiv in neutraler bedeutung ganz unerhört, und dieser
gebrauch verdiente gewis, wenn die werte für unverdorben gelten
sollen, im Thesaurus nachgetragen zu werden, doch dürfte ohne
zweifei eine verderbung vorliegen und zu lesen sein : tÖ M^v ttvcömq
KaT^TT€C€V = concidit, Megte sich', vgl. Caasius Dion XXXIX 48
iirei b' ö T€ dv€MOc dEairivaiuic f tt€C€ Kai tö KÖ|Lia £cT0p^c6n - .
freilich bleibt auch die möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass im
original KaT^TTaucaro geschrieben war und der blick des schreiben
zu dem nahen KaiccrpaTOTT^beucev abschweift^, infolge dessen -C€V
statt -caro entstand.
EöNiosBEBG. Richard Arnoldt.
HWekhofer: die reden bei Polybiot. 689
76.
DIE BEDEN BEI P0LTBI08.
Ueber die in antiken geechichte werken enthaltenen reden sind be-
kanntlich seit Jahrhunderten die widersprechendsten meinungen aof*
gestellt worden, auf der einen seite ist — allerdings nur in fiüherer
zeit — behauptet worden, diese reden seien zumeist wOrtliohe repro-
ductionen wirklich gehaltener reden, während man auf der andern
Seite bis zu dem entgegengesetzten extrem gegangen itt und erkUKrt
hat, dieselben seien fast durchgSngig eigne erfindung der geschieht«
Schreiber; und zwischen diesen ftuszersten ansichten ist noch eine
menge vermittelnder annahmen aufjgetauoht« im ganzen ist in
neuester zeit dieser streit, der früher mit groszer lebhaftigkeit ge-
führt wurde, zum stillstand, aber keineswegs zum austrag ge-
kommen, 80 dasz die ganze fruge auch jetzt noch eine offene ist.
ich ersehe dies aus verschiedenen neueren philologischen werken,
in denen sich nichts weniger als übereinstimmende annahmen über
die reden in alten geschichtswerken finden.
Was in früherer zeit der Schlichtung dieses Streites und der er-
reichung eines sichern wissenschaftlichen resnltates im wege stand,
dürfte vor allem der mangel einer kritischen sonderung und dasaip
ficierung der einzelnen historiker des altertums gewesen sein, indem
nemlich nicht unterschieden wurde zwischen zuverlftssigen , halb zu-
verlässigen und unzuverlässigen historikem, muste man notwendig
auf fehlschlüsse gerathen, je nachdem man sich aufreden die das
unzweifelhafte geprttge freier erfindung an sich trugen, oder auf
solche die wenigstens nach ihrem inhalt auf echtheit anspruch zu
haben schienen , stützte, da nun die neuzeit den kritischen wert der
einzelnen historiker sorgfältig abgewogen hat, so dürfte damit wol
auch für die beurteilung der reden eine neue basis gewonnen sein,
die darin besteht, dasz nicht mehr mit gleichem masze alle histo- .
riker gemessen werden dürfen, sondern jeder einzelne auch in diesem
puncte nach seinem werte geprüft werden musz. von dieser basis
aus wird man , denke ich, zu dem resultate kommen, dasz auch hin-
sichtlich der reden ein groszer unterschied zwischen den einzelnen
historikem besteht, wonach dieselben sich abstufen von solchen der
unzweifelhaftesten echtheit bis zu solchen der freiesten erdichtung.
Den ausgangspunct derartiger Untersuchungen müssen not-
wendig solche historiker bilden, welche sich selbst mit eignen wer-
ten über ihre grundsätze und ihr verfahren bezüglich der an Wen-
dung der reden in ihren geschichtswerken aussprechen, dies haben
bekanntlich Dionjsios, Diodoros ua. gethan, aber keiner mitgrösze-
rer prficision und in gröszerer Übereinstimmung mit seinem wirk-
lichen verfahren bei der ausführung als Polybios. dieses histo-
rikers ansichten über die reden in geschichtswerken sollen daher im
nachfolgenden in kürze beleuchtet werden.
540 HWelzhofer: die reden bei Polybios.
Sie finden sich in theoretischer weise ausgesprochen in seiner
kritik des geschichtschreibers Timaios (XII 25). nichts findet er m
demselben mehr zu tadeln als den misbrauch den er mit der Anwen-
dung der reden in der geschichtserzfthlung getrieben habe, daaz ihm
gerade dieser fehler des Timaios als ein so schwer wiegender er-
scheint, erkl&rt sich aus der groszen bedentong die Polybios den
reden zuschreibt: er nennt die reden 'den kern der begebenfaeiteB
und die grundlage der ganzen geschichte' (XII 25* & cxcböv ÜKCl
K€q)äXaia tu»v TTpäEeiuv icri xal cuv^x^^ ^fjv ÖXnv lcTop{av). dieser
ausspruch bildet gleichsam den Vordersatz seiner ganzen folgenden
argumentation und verdient daher wol nach seiner Wahrheit geprfift
zu werden.
In modernen geschichtswerken ist den reden so got wie gar
kein platz eingeräumt, in der that würde sich ein historiker, der in
ein geschichtswerk über mittelalterliche oder neuere geschichte so
viele reden wie etwa Livius einstreuen wollte, nur Iftcherlich maebeB.
und es ist nicht zu leugnen, dasz ein derartiges verfiEJiren bei der
gänzlichen Verschiedenheit der bezüglichen Verhältnisse des alter-
tums und der neuzeit durchaus unstatthaft wäre, wie denn auch die
ähnlichen historiographischen versuche im Zeitalter der renaiesance
und des humanismus heute mit recht als verfehlt bezeichnet weiden.
der Charakter des altertums war nemlich ein eminent rhetorischer,
während im mittelalter und selbst in der neuzeit trotz aller Parla-
mente und öffentlichen versamlungen das rhetorische ein verschwin-
dend geringes moment für den gang der geschichte und politik
bildet, bei der ungeheuren masse von begebenheiten, die der mo-
derne historiker, mag er sich auch noch so sehr Ortlich und Eeitlieh
beschränken, zu berichten hat, musz er daher notwendig auf die mit-
teilung von reden , selbst solcher die völlig authentisch und an sich
bedeutend sind , verzieht leisten, der antike historiker dagegen war
schon durch die natur der damaligen veriiältnisse darauf angewiesen,
•diesen damals wesentlichen factoren der geschichte in ausgibigem
masze rechnung zu tragen , und konnte dies um so mehr, ale die be-
schränktheit des kreises, in dem sich die damalige politik in der
regel bewegte, eine viel eingehendere und weitläufigere darstelhnig
der ereignisse als gegenwärtig ermöglichte, es ist ein grober irr-
tum der gegen wart, wenn man glaubt dasz die antikoi hietoriker
in willkürlicher und künstlicher weise ihrer geschichtechreibung
diese rhetorische färbung gegeben hätten; sie waren vielmehr dnnh
die forderungen ihres rhetorischen Zeitalters, dessen getreiaen reflei
sie in ihren werken geben wollten und musten, hierzu genUtigt
freilich lag dabei die gefahr nahe, über der rhetorik die strengcB
gesetze der wahren geschichtschreibung zu vernachlässigen, wae Po-
lybios besonders dem Timaios zum Vorwurf macht, hören wir mImb
Vorwurf (XII 25*): 'dasz Timaios in seine denkwflrdigkeiten die
reden gegen die Wahrheit und zwar mit absieht eingefügt hat, sieht
wol jeder seiner leser. er hat nicht das wirklich gesprochene be-
HWelshofer: die reden bei Poljbioe.
richtet, noch es in der form berichtet, wie es in Wahrheit gesprochelK^OflGi
worden, sondern seine absieht war zu berichten, wie es geeprodMii
werden sollte (ou fäp rd ^nO^vra T^paq>€v, oöb* ibc ipfrifif\Kax*
dXii0€iav, dXXd npoG^icvoc die bcf /^rjOftvoi), nnd .eo führt er alle
die gehaltenen reden und die folge der begebenheiten eo Ter, wie
einer in der schule ein thema behandeln wflrde, wie wenn er eeiae*
eigne fifchigkeit zu beweisen nnd nicht das in wirUiehkeit gesprocheie
d^zustellen hätte.' die stelle ist so klar, daas kein misrerstindnii
möglich ist, und es ist auch nie bezweifelt worden, daei Polybioe
hierin die forderung aufstellt, dasz die in geschichtewerkea berioti-*
teten reden nichts weniger als erfunden oder au^geiohmttokt werden
dürfen, sondern dasz sie in ihrem ganzen inhalt durchaus wahr und
authentisch sein müssen; ja sogar die form der reden will er mög-
lichst beibehalten wissen, dieee ToUe eohtheit der reden, die in
geschichtswerke eingefügt werden, hebt er dann noch wiederholt
nachdrücklich hervor (Xn 25^): 'es ist eine wesentliche ao^be der
geschichte, vor allem die wirklich gesprochenen reden, wie sie immer
beschaffen sein mögen, kennen zu leinen (6ti Tf)c \CTOpicK ibiuifia
toOt' ^tI tö irpuiTOV ^^v aÜToOc toOc kot' dXifjdciov clpiui^vouc,
oioi ttot' dv u5ci, Tvujvm X^touc).. Timaioa jedoch übergeht die ge>
haltenen reden und die tiefem gründe mit stillaohweigen und gib^
dafür unwahre schulübungen und künstlich gearbeitete reden nnd
zerstört so das wesen der geschichte.'
Die ecbtheit der reden ist demnach für Polybios die erste be-
dingung zu ihrer Verwendung in der geschichtschreibung. aber selbst
mit echten reden kann noch ein groszer misbrauch getrieben werden,
wenn man ihnen einen zu groszen, zu ihrer gescMchtlichen beden-
tung nicht im Verhältnis stehenden ranm gewährt, in seiner wei-
tem polemik gegen Timaios spricht er seine daranf bezüglichen an-
sichten aus (XII 25') : 'zur unzeit aber abschweifen und bei jeder ge-
legenheit alles mögliche sagen, wie dies Timaios thut, der bei jedem
anlasz reden vorzuführen strebt, ist völlig wahrheitswidrig, tli^cbt
und schülerhaft . . dagegen ist es notwendig, seine personen jedes-
mal das passende und schickliche sagen zu lassen.' über das masz
der anwendung der reden gibt er nun unmittelbar darauf folgende
Vorschrift : 'wenn die geschichtschreiber, nachdem sie uns die zeit-
Verhältnisse, die bestrebungen und Stimmungen der sich berathenden
peräonen dargelegt und alsdann die wirklich gehaltenen reden (toOc
KOT ' dXiiOciav ^riS^vrac Xötouc) mitgeteilt, uns die Ursachen klar
machten, aus denen die sprechenden ihren zweck erreicht oder ver-
fehlt haben, so würde man ein wahrhaftes Verständnis von der sache
bekommen, und wir könnten zugleich uns ein urteil darüber bilden
und durch Übertragung auf ähnliche fälle stets das richtige treffen.
freilich ist es schwierig, die Ursachen anzugeben, leicht aber, selbst-
gefertigte reden vorzuführen ; und weniges zutreffend zu sagen und
hierzu eine richtige anleitung zu geben ist nur wenigen erreichbar,
während lange und zwecklose reden halten zu lassen jedem zu ge-
542 HWelzhoi'er: die reden bei Polybios.
böte steht.' nach diesen grundsätzen nnn beurteilt Poljbios den Ti-
maios und wirft ihm vor, dasz er in unverantwortlichster weise gegen
sie gefehlt habe, ich enthalte mich auf diese kritik nfther einin*
gehen, da schon die angeführten worte seine gedanken klar genug
aussprechen. Poljbios will offenbar dasz die reden nur insoweit xnr
Verwendung kommen sollen, als sie einerseits thatsSchlieh den gang
der ereignisse mit bestimmt haben und anderseits auch für ghtilii>li^
fälle noch praktischen wert besitzen, seinen bekannten gnmdsati,
dasz die geschichte Einmal wahr, dann aber auch nützlich sein mflsse,
will er auch auf die reden in geschichtswerken angewandt wissen.
Zum überflusz sei noch auf zwei andere stellen, an denen sich
Polybios in anderm Zusammenhang auf ganz übereinstimmende weise
ausspricht, hingewiesen, denn man könnte yielleicht einwendai
wollen, dasz Poljbios blosz durch eine gewisse hjperkritische sackt
fehler bei andern ausfindig zu machen zu. diesen strengen forde-
rungen gelangt sei. wenn er aber wiederholt und bei verschiedenfli
gelegenheiten genau dieselben forderungen auüstellt, so ist wol nicht
zu zweifeln, dasz er mit ihnen seine innerste und vollste übenea-
gung, die er auch selbst in seinem geschichtswerke praktisofa m be-
thtttigen entschlossen war, ausgesprochen hat.
. Im zweiten buche erklärt er (56, 10) : *e8 soll der geschickt
Schreiber nicht nach reden haschen, welche möglich gewesen wBra,
und alle begleitenden nebenumstände aufzählen, wie die tragOdisB-
dichter thun, sondern einzig und allein das in Wirklichkeit ge-
schehene und gesprochene anführen . . in der geschichte gilt es
durch die wirklichen thaten und worte für alle zeit übeneugend so
belehren' (tüüv bk iTpaxB^VTU)V kqI ^ii6^vtu)V kot' äXrjOciov oAn&v
Mvii)Liov€U€iv TTapTtav . . iv6äb€ bk bxä Tüüv äXriOivuiv €pTuiv itfd
XÖTU)v €ic TTovra töv xpovov bibd£ai kqI Trcicai TOik: 91X01111-
OouvTac). noch bedeutsamer ist folgende stelle (XXXVI 1*): 'viel-
leicht möchten einige fragen, warum wir nicht diese sich uns dar-
bietende gelegenheit zur mitteilüng der einzelnen gehaltenen radn
benutzen, um ein redeprunkstück zu liefern*, wie es die meisten g«^
Schichtschreiber thun^ indem sie beide teile ihre gründe entwickrin
lassen, dasz ich dieses verfahren teilweise nicht misbilligey habe ich
an mehreren stellen meiner geschichte gezeigt, indem ich öften
öffentliche reden und darlegnngen von Staatsmännern berichtet habe;
dasz ich dies jedoch nicht bei jeder gelegenheit thun will, wird jelit
einleuchten . . so wenig es dem Staatsmann ziemt, bei jeder gelegen-
heit in ausführlichen reden seine redegewandtheit zu zeigen, er viel-
mehr nur am rechten orte das geeignete sprechen darf, ebenso wenig
soll auch der geschicbtschreiber bei jeder gelegenheit seinen lesen
seine geschicklichkeit zeigen wollen, sondern er soll nur die wiik-
* oOk iy dTUivicMOTi KCXprmcOa. es ist derselbe gedanke oodaiish
derselbe ausdrack, wie ihn Thukjdides in der bekannten ttcHe I St
ausspricht: Ktf\^d tc ic dcl ^äXXov f\ dfUiviCMa ic Td iropoxpitiMi dicoOciv
HWelshofer: die reden bei Polybioe. 643
lieh gesprochenen reden auf grond sorgfUtigsterforsdiiiBg' mitteilen,
und zwar nur das wichtigste und belehrendste davon (&XX& T& KOT*
dXrjOeiav ^n^vra kqO' öcov oIöv t€ iroXurrpoTMOVificavTOC bioca-
<p€Tv, Kai TouTuiv Tä KaipiiUTaTa Kod irpaTManKtirrara).
Wer möchte nun glauben dasz Polybios diese ansichten nnr
theoretisch ausgesprochen, nicht aber anoh eelbst in seinem ge-
schieh ts werke zur praktischen durehftthnmg gebracht habe? wer
möchte diesen historiker, dessen Wahrheitsliebe und suTerlissigkeit
durch die neuem forschungen in immer h0henn grade erkannt worden
ist, bezüglich der von ihm selbst aufgenommenen reden der inconee-
quenz beschuldigen? wie könnte man zweifeln, dasz er seinen eignen
forderungen gemftsz nur echte reden, die er gewissenhaft aosgen^Übh»
mitteilen wollte und wirklich mitgeteilt hat?
Bekanntlich finden sich in seinem werke ziemlich viele, bald
kürzere bald längere reden, ihre form ist bald die directe bald die
indirecte, mitunter direct und indirect zugleich; indem die indirecte
form plötzlich in die directe überspringt doeh gleichviel ob direot
oder indirect, als echt müssen sie ohne ausnähme angesehen werden;
die directen reden können vielleicht ale inhaltlich und wörtlidi ge-
nauer, die indirecten als kürzer zusammengefiuzt and nur das wesent-
liche der wirklich gehaltenen reden vorführend beieiehnet werden*
der inhalt von diesen wie von jenen ist aathentisdi. freilich die
stilistische form kann unmöglich genau die orsprüngliehe sein : denn
Einmal hatte man im altertum nidit die mittel die reden wortgetreu
aufzufangen* ; sodann konnte Polybios von manchen, wie von denen
Hannibalä, nur Übersetzungen geben, und endlich mochte er es auch
der äuszern gleichförmigkeit seines Werkes schuldig zu sein glauben,
gewisse formelle ftnderungen, denen sich der berichterstatter der-
artiger reden niemals entziehen kann, anzubringen.
Im ganzen bilden allerdings die von Polybios mitgeteilten reden
keinen sehr groszen bruchteil seines umfassenden werkes. aber auch
dieser umstand entspricht völlig dem von ihm ausgesprochenen
grundsatze, dasz der historiker bezüglich der aufnähme von reden
in hohem grade eklektisch verfahren müsse, er hatte ohne zweifei
eine ungeheure anzahl von reden vor sich, von denen er jedoch nur
die zweckdienlichsten der aufnähme würdigte, eine in dieser be-
Ziehung sehr bemerkenswerte stelle findet sich noch im fünften
buche (c. 103) : 'zuerst schickte der könig alle gesandten der bundes-
genossen hinaus und liesz- den Aitolem unter der bedingnng frieden
anbieten, dasz beide teile ihre gegenwärtigen besitzungen behalten
sollten ; als die Aitoler bereitwillig darauf eingiengen, fanden über
die einzelnen puncto botschaften herüber und hinüber statt ^ von
denen wir die mehrzahl übergehen wollen, da sie nichts enthalten,
was der erwäbnung wert wäre; nur der anspräche des Agelaos aus
Naupaktos wollen wir erwähnung thun, welche derselbe gleich bei
* [Tgl. dagegen GardtbautenB griech. palilograpbie 8. 813 f. SS9.]
J
544 HWelzhofer: die reden bei Polybios.
der ersten Zusammenkunft an den könig und die anwesenden bundea-
genossen richtete.' hier stand dem geschichtschreiber offenbar eine
ähnliche reihe von reden und gegenreden zu geböte, wie sie uns
Thukydides im fünften buche (c 85 ff.) bei den Verhandlungen
zwischen den Athenern und MeUem vorftihrt. wären jene für den
von Polybios behandelten Zeitraum so wichtig gewesen wie diese
für den peloponnesischen krieg, so wären sie sicher gleichfalls in
ihrer gesamÜieit auf uns gekommen.
üeberhaupt scheint Thukjdides gewissermaszen das vorbild das
Polybios gewesen zu sein, ich habe schon an einem andern orte auf
verschiedene berührungspuncte zwischen diesen beiden historikem
hingewiesen und möchte jetzt auch auf ihre unverkennbare ähnlich-
keit hinsichtlich des Charakters der von ihnen in ihren geschichts-
werken mitgeteilten reden aufmerksam machen, freilich mag dieser
hinweis allen jenen , welche noch immer in den Thukydideischen
reden oratorische kunststücke des geschichtschreibers sehen^ unpas-
send und zwecklos erscheinen, mögen dieselben aber doch erwägen,
dasz sie durch ihre annähme Thukydides weit tiefer im ränge als
Polybios stellen, ja dasz sie ihn vollständig zu einem Timaids herab-
drücken, oder müssen etwa nicht die ausstellungen , die PolybiM
an Timaios zu machen hat, nach jener annähme auch Thukydides
treffen? Thukydides soll ja 'nicht das wirklich gesprochene in
seiner ursprünglichen form berichtet haben, sondern so wie es ge-
sprochen werden sollte' — was ja eben Polybios an der vorhin an-
geführten stelle dem Timaios zum Vorwurf macht, dann aber mQge
man auch aufhören des Thukydides Wahrheitsliebe und gewiasen-
haftigkeit zu bewundem : denn diese eigenschaften kann er dann so
wenig wie Timaios besessen haben.
Thukydides hat allerdings von der anwendung der reden in
seinem geschichtswerke einen viel ausgibigem gebrauch gemacht
als Polybios. aber der gmnd hiervon kann nur in der Verschieden-
heit der Stoffe liegen, die beide historiker bearbeiteten, der atoff
des athenischen geschichtschreibers ist ja ein örtlich und seitlich
viel beschränkterer gewesen als der des Polybios und konnte daher
auch weit detaillierter und unter viel gröszerer berücksichtigung der
gehaltenen reden behandelt werden, als dies die geschichte der ent-
wicklung der römischen macht erlaubte, zudem war daa Zeitalter
des peloponnesischen krieges verhältnismäszig ein ungleich rhet«^
rischeres als die epoche der römischen eroberungen, so dasz dem
Thukydides eine im Verhältnis weit gröszere anzahl von reden u
geböte stand als dem Polybios. aber trotzdem haben beide unsweifel-
haft genau dieselben grundsätze gehabt und durchgeführt, denn
auch Thukydides wollte nur echte reden möglichst getreu wieder-
geben, und auch das eklektische verfahren, immer nur die besten und
lehrreichsten vorzuführen, hat er, wie zahlreiche stellen in aeiaeBi
werke auf das unwiderleglichste darthun , durchgängig eingehalisB.
München. Heinrich Welzhofbr.
ThPiüM: sar erklinmg der AiBiii [II tSSi^-MI]. 64^
76.
ZTJB EEtKLÄBDNQ DEB AENEI8.
(fortsetzong von Jahrgang 1871 •• 896 f. 1875 •• 685—648.)
Sollte ein heldengedioht von io anagaprigt IjriMh-riiaioriseber
art wie die Aeneia, Tom diehtar an empfiadnngaroUeiny ja laidaa*
schaftlichem Vortrag vor einer grSaxem Teraamlnag beatimmtf im
einer zeit and in einem volka entatandaB« fllr daran innanta badflrf*
nisae ein Homerisdiea epoa nnd eine nflelitaima logik gMeh wartloa
waren — aoUte ein aolcbaa heldangedioht nieht aaine aigantllniliohaB
darstellangsformen von raditswegan haben dürfen? idi meine dar-
Btellangsformen, die ona die dargaataUten thaten oder ailebniaaa tot
allem mit unserer empfindnng mit erlaben laaaen. an dar bildeneluMi
im ersten buche der Aeneia nnd an dar haeraohan im aaehatan habe
ich frfiher solche daratellnngaforuien naohinweiaen gaaooht; dmlieh
ist im zweiten buche , in den Taraen 928— *949| daigeaiaUtt wie die
Trojaner daa hölzerne ross anf die bnrg bringen*
Episch betrachtet ist die daratallnng dieaaa Torganga eratana
lückenhaft und zweitena rerwornuL der dichter aagt una, wie die
Trojaner das rosz zurflatetan, um et in aiahen; er aagt nna nicht,
waa doch episch wichtiger wSra, daai sie ea logan nnd nrit walcbar
anatrengung sie ea zogen; er teilt nna mit daas daa roaa die msnem
Überstiegen habe, aber er Tergiazt jede andeotung» daai aie ea TOm
strande drauszen durch die ganze ebene bia an die mauern erat hin-
schaffen musten. er schildert ausführlich i wie die Trojaner er-
scbQttert waren vom Schicksal Laocoona und die überfBhrung des
rosses forderten; daran schlieszt er die kurze naehridit, daaa man
den mauerring zerrissen habe; er verschweigt also, wie der f orderung
der menge auch die ftthrer und ftlrsten aich fügten, wie 6in teil nach
der Stadt zog, um ein stück mauer niederzulegen, wfthrend die andern
drauszen das rosz zurüsteten, alle, sagt er, machen sich ana werk:
der mauer nzeratörung? dann sind also ohne weiterea alle auf Einmal
drin bei der stadt, ohne daaz vom hin- oder vom zurückgehen irgend
etwas verlautet, und an die zerstOrungaarbeit wird die zurflatnng dea
pferdes mit einem que angefügt, ala gibe ea kein riumlichea und
zeitliches auseinander, oder ist das werk, an daa sich alle machen,
die Vorbereitung des pferdes? dann klingt daa, ala wlre die nieder-
legung der mauern überhaupt nicht auch ein werk, die niederlagnng
wird merkwürdig kurz abgethan mit dem Mnen verse, und eben noeh
reiszen wir die mauern ein, da sind auch schon wieder alle bei der
arbeit am rosse, das ist doch nicht etwa bloaz keine anafUudiche und
ruhig objective darstellung, sondern es iat eine lückenhafte, durch-
aua unzureichende darstellung. aie ist aber zudem nodi wideraprocha-
voU und verworren, die manem, hören wir, werden auseinander»
gelegt, die feste weit aufgethan. wozu? dodi um das roaz bequemer
hineinzubringen? aber vom hineinbringen in den manerring brancht
Jahrbaeh«r flr clu>. phllol. 18S0 hfU 8. 86
546 ThPlüBs: zur erklärung der Aeneis [II 228—249].
der dichter nachher den ausdruck scandit muros^ der auf alle fülle
pathetisch bildlich zu nehmen ist und bildlich ebensogut das ein-
dringen des feindes durch die gewöhnliche mauerlücke des thorweges
wie durch eine eigens dazu gerissene lücke bezeichnen kann, und
weiterhin erweckt der ausdruck , das pferd sei stehen geblieben an
der schwelle des thores , entschieden die Vorstellung , dasz es durch
das thor und zwar das übliche thor habe hineingebracht werden
sollen , und später wird davon , dasz die Trojaner selbst eine Ittcke
in die mauer gebrochen haben, vom dichter kein gebrauch mehr
gemacht, was doch beim eindringen des heeres sehr nahe Iftge. wenn
femer zuerst der durchgang durch die maner, dann das aufsteigen
mitten in die stadt hinauf, weiterhin die aufstellung oben auf dem
burghofe erwähnt wird , so macht das allerdings den eindruck einer
richtigen zeitlichen und räumlichen aufeinanderfolge; wenn aber
mitten zwischen dem innem der stadt und dem burghof auf 6inmal
das thor mit seiner schwelle genannt wird, so schweift die einbildnng
wunderlich wieder rückwärts, und die aufeinanderfolge ist verwirrt
ich habe bei dem thore freilich auch an das bürg thor gedacht, aber
rein aus not und vom schein einer sachlich richtigen anordnung be-
trogen : denn von selbst wird niemand , ehe die bnrg genannt ist,
bei dem ausdruck des dichters an etwas anderes als an das stadt-
thor denken, hätte dann aber Verg., um zu sagen dasz er etwas schon
früher geschehenes erst später erwähne , wenigstens das tempus des
früher geschehenen gebraucht, das plusquamperfectum ! er gebraucht
aber die absoluten perfecta: ipso in limine portae substitit aiquie
utero sonitum qwüer arma dedere, gerade als käme auf die Vor-
stellung des richtigen Zeitverhältnisses gar nichts an.
Episch und nach epischer logik ist die darstellung onsttglidi
schlecht, lyrisch-rhetorisch ist sie schön und wirksam, die ganie
partie ist in fünf teile gegliedert; jeder der fünf teile hat, nicht
grammatisch aber rhetorisch, einen Vordersatz und einen naohsati;
Vordersatz und nachsatz bilden logisch immer einen gegensati mit
einander, so dasz der nachsatz das widerspruchsvolle ergebnis der
handlung des Vordersatzes enthält; sie sind so zu deolamiereni dass
der Vordersatz allemal steigenden ton , der nachsatz fallenden hat
also Vordersatz: * jetzt beben sie alle; Laocoon habe gefrevelt aa
einem heiligtum, so geht es von mund zu mund; das heilige bfld
gehöre auf die bürg, man müsse den heiligen schütz Athenes damit
erflehen, schreit alles — '; dazu der nachsatz — nach der hier gaas
bedeutungsvollen pause eines halbverses — : ' so reiszen wir dem
die mauern auseinander und öSaen weit die schützenden festen der
Stadt.' zweiter Vordersatz: *sie gehen alle ans werk, das ross hinein-
zuführen, heben es auf räder und spannen taue an — '; nachsati:
'so übersteigt denn das verhängnisvolle rüstzeug die mauern, waflSn-
schwanger.' dritter Vordersatz und nachsatz: *kinder singen 6m
göttem fromme lieder und freuen sich arglos spielend an dem ein-
zuge des rosses : so rückt denn das ros hinan ins innerste der stadt'
ThPlÜM: tut erUftnmg dtr Aeiidt [II »8--M0]. MT
vierter satz : *am stadttbor blieb das roaivieniial sieheDf und warnend
tönten die rttstnngen : und wir — dae war der erfolg — fthrten es
eifrig weiter und weiter, bis anf den bnrgplats.* ftidter sata: ^elafc
wurde uns sogar nocb aasdrOcklich unser sdiioksal von Cassandva
geweissagt: und wir — wir schmfloken an nnserem todestage den
göttem ihre tempel mit festlich heiterm grfin/ — Man erkennt
leicht: nicht ein anschauliches bild des episdien Vorgangs mit siner
gewissen subjectiven ftrbung Iflszt Verg. den Aeneas geben, nicht
auf das rftumliche und seitliche nacheinander der encheinungen des
ereignisses kommt es ihm an; vielmehr will er ^e und fiesdbe
empfindung und empfindungsvoUa idee mit möglichst grosser eneigio
im hörer reproducieren ^ indem er 6in«n und denselbMi widersproeh
zwischen gOtterwillen und menschenwillen durch eine reihe von
gegensätzen hindurch entwickelt: in dem angstvollen dränge, den
schütz der gOtter sich und der Stadt zu gewinnen « erfüllen sie den
willen der götter, sie und die Stadt zu verderben; mit ihrem eifer
und ihrer arbeit arbeiten sie nur eifrig an ihrem nnteigange, mit
ihrer frommen dankbarkeit und arglosen frende geben sie nur ihrtm
verderben das geleite; trotz allen deutlichen vorteichen sdion gleidi
beim eintritt ruhen sie nicht, bis sie das nngeheoer ans heilige sad
gebracht haben; trotz ausdrflcklicher sdrioksalsveiknndignng noeh
im letzten augenblick feiern sie ihren todestag als DrOhlichen Mer-
tag der gOtter. o blOdes, blindes erkennen, wollen und thnn der
menschen! harter, unerbittlicher, furchtbarer wille der gOiterl das
ist das gefühl des dichtere, dies gefEÜil drflckt er durch Aeneas dar-
Stellung aus und will es im hörer durch sein kunstbild wiederer-
wecken.
Die entwicklung jenes Widerspruchs zwischen götter- und
menschenwillen ist natürlich im ganzen eine steigende, steigernde,
im einzelnen gehören von den fünf sfttzen der zweite und der dritte
enger zusammen, ebenso der vierte und der fünfte: im zweiten und
dritten steht dem guten eifer und der — durch die kinder reprlsen-
tierten — kindlichen arglosigkeit der Trojaner das böse, boshafte
Verhängnis und die verderbliche Sicherheit, womit das Werkzeug der
götter auf sein ziel losgeht, gegenüber; in satz vier und fünf tritt
zu der deutlichkeit und ausdrücklichkeit der Warnungen, die fisst
wie ein ironisches spielen des Schicksals erscheinen, die Verblendung
und wahnwitzige freude und dankbarkeit der Trojaner in einen noch
schroffem gegensatz. zwischen den beiden paaren selber, wie inner-
halb der einzelnen paare , findet also für den affect ein fortschritt
zum stSrkem statt; die Steigerung beim Übergang snm zweiten paare
Iftszt der dichter als hauptsteigung auch dadurch hervortreten, dasz
er den Aeneas seine gleichmSszige antithetische entwicklung durch
eine affectvolle apostrophe an die dem verderben so unerbittlich ge-
opferte stadt unterbrechen iSszt. derschlusz ist natürlich das stärkste:
ein dankfest fttr gnädige errettung durch die götter am Vorabend
der göttlichen Vernichtung; zugleich ist er das aJlgemeinste, indem
S6*
548 ThPlfisB : zur erkl&rung der Aeneis [II 228—249].
er das besondere, die verhängnisvolle einholung des götterweih-
geschenkes , erweitert zu einem verhängnisvollen gOtterfeste in der
ganzen stadt. — Jetzt ist vielleicht auch die bedeutung des ersten
vorder- und nachsatzes leichter zu erkennen, die Schwierigkeiten der
gewöhnlichen auffassung des Zusammenhangs der sätze, im besondem
die Schwierigkeit des satzes ^ wir legen auseinander die mauern^
wenn damit eine niederreiszung eines Stückes mauer zum behuf der
einflihrung gemeint sein soll , ist schon oben besprochen, die alte
nachricht, dasz die Trojaner eine solche mauerlücke zu diesem zwecke
gerissen, durchaus in ehren: Verg. macht nachher keinen gebrauch
davon und macht ihn , meiner meinung nach , auch hier nicht, die
Trojaner thun die mauern damit eben auseinander, dasz sie das rosz,
in welchem feinde verborgen sind, durch das thor in den mauern
hineinführen; sie öffnen weit die schtltzende umwallung der stadt,
indem sie das ganze feindliche beer damit in die stadt aufnehmen,
dieser vers, der sonst ganz verloren, zusammenhangslos dasteht,
wird so , mit seiner energischen kürze und präcisen gliedemng , ein
affect- und efifectvoUer nachsatz fallenden tones zu dem langesi
lockern, aufsteigenden Vordersatz, worin die angst und anfregong
und steigende leidenschaft der Trojaner dargestellt ist. der gann
erste teil aber wird zur richtigen einleitung für die ganze fünfteilige
partie: er schickt ihr den allgemeinen gedanken voran, däsz Troja,
dessen mauern und festen von den Achäem nicht zerstGrt worden
waren , infolge grausamen Verhängnisses von der band der Trojaner
selbst, den göttem zu ehren, den feinden geö&et worden sei ; diesen
allgemeinen gedanken mit seinem Widerspruche führen die folgendea
vier teile im einzelnen durch , und der letzte dieser vier teile bringt
mit seinem allgemeinen inhalte zugleich den ersten, einleitenden
gedanken, so zu sagen das thema von dem Widerspruch swisehen
götter- und menschen wissen und götter- und mensohenwillen, za
seinem stärksten ausdruck.
Also der dichter will uns darstellen, wie menschen in sohanem-
der bangigkeit vor dem göttlichen willen und in jubelnder dankbar-
keit für göttliche gnade blind den göttem helfen, sich selber n
vernichten; das ist die dichterische idee lyrischer art, an einm
epischen stofife und mit poetisch-rhetorischen formen dargestellti
allerdings kann, wie man gesagt hat, Aeneas unmöglich mit wd-
gefallen bei der thorheit seiner landsleute verweilen; aber Yeigiliiis
kann, wie oft in aller seiner dichtung, so auch hier das bedflrflds
haben, sich und seine Zeitgenossen den in der Wirklichkeit so schreck-
lichen Widerspruch zwischen götterwillen und menschenwillmi in
einem kunstbilde als schön erleben zu lassen.
Pforta. Theodor PlOss.
FRöhl: euanekdotoniargotibitehMUitMUflUt. 619
77-
EIN ANEEDOTON ZUB OOTHISCHEN ÜBOB80HICHTE.
Wer auf ein anekdoton am den taiten dee ainkeBden altartant
stöszt, wird selten yeranlaasnng haben üch aeinea ftindet in franaBi
Tiele von diesen Behriftatttckoi konnten ohne aehadan ewig anakdota
bleiben, allein neben den realen dieeer epochai walelia naaer wiaaen
▼on den politischen vorgingen oder nnaara anaehawingan ?on dar
onltur der zeit wahrhaft tu bereiehani im atanda alndt wie daran
doch dann und wann immer nodi anljjaftuidan wardan, gibt aa auch
andere, die ein so bedentendea intaraaaa awar nicht ia aMpmah nah*
men können, aber dennoch dem atatibe dar bibliothAaii entriaaan
zu werden verdienen, weil aia gaaignat aind alnan etniefaMn pnnot
unserer Überlieferung etwas \M&r sn bdanditan. ao dflifen denn
auch vielleicht die folgenden mittaümigan harvomtratan wagen nnd
versuchen einen kleinen beitrag zur gennani kanntaia «inaa werkae
zu liefern, dessen varlust alle diajanigan lattaft beUagan, waleha
den Zeiten des Übergangs vom altartnm mm mittalalter einige aaf^
merksamkeit schenken.
In der beschreibung des wegen dar *hiatoria Apollonii [regia
Tyrii ' neuerdings vielgenannten Laarantianna 66, 40 aaee. Z hebst
es bei Bandini Ö col. 812 na. fölgandermasnn: '11 pag« ead. Titoloa
Operis oecurrit maioribus item litteria ezpraaana hoc pacto: In nomine
Datnini indpU Exardium Begis ÄBSffhcrmn, qid piimi regnaneruni
in terram. Historia ine Exordia Nini, Ninm Sex Assjfricrum ptir
mus beUa intuUt etc. Sequnntur deinde Sxardia Amag&nmn H 8ej^
tharumj quorum postrema verba sunt ei'mater em$ Ol^fmpiadm nnn^
cupaiur,* da mir dieses stttck einen anasug aus Justinua zu enthalten
schien und die auffindung bisher unbekmmter italilnischer Jnstin-
hss. ftlr die kritik des textes von grosser Wichtigkeit werden kann,
so bat ich meinen freund Qardthausen, der damala in Plorens weiHe,
um eine nShere Untersuchung der hs., und er hatte die gttte mir
eine vollstftndige und genaue abschrift des betreffenden atfldn aowie
ein facsimile von sieben seilen zu überaenden. ich ftbersengte mich
sofort, dasz hier kein auszug ans Justinus vorliege, aondem eine selb-
stftndige bearbeitung einzelner teile der alten geachichte, der haapt*
messe nach wie es schien allerdinga ans Justinus entnonmien« kors
darauf hatte ich durch die liebenswflbrdigkeit der voratlnde der MTent-
liehen bibliothek in Bamberg und der nniveraititabibliotliek in Leip-
zig gelegenheit den codex Bambergenaia E III 14 einsnaehen, den
WaitB in Pertz archiv IX 678 ff. beachrieben hat und deesen ich in
meiner scbrift 'über die Verbreitung des Justinus im mittalalter*
s. 40 gedacht habe, das von Waits ala ^Oroaius, doch mit mehr detail
der erzähbng' bezeichnete stflck ergab sich ala ein zweites , aller«
dings mehrfach abweichendes exemplar des Florentiner auasngs, nnr
am schlusa weniger vollstBndig. denn obwol der Bamb. eine wescb^
\
FRfihl: ein anekdoton snr gottiinehan ugMeliielilt. 661
sich wegen der groszen zahl der abweichmigeii ab ebenao mswodc-
mä8zig wie der Tersnch einer restitation des nrsprflngUdwn teztes.
der conjectnralkritik habe ich mich fisst ginslieli enthalten, da der
wirklichen cormptelen sehr wenige« die abweiehnngen yon der latei-
nischen laut- und formenlehre nelmehr dem idiomi m welchem die
hss. geschrieben sind, eigentümlich zn sein scheinen, ich habe midi
bemüht zu allen aufbllenden formen parallelstellen aus demselben
stück beizubringen und modite auch wo das unmügUoh war selteii
ftndem , wenn mir eine anfallende redeweise nach der analogie an-
derer als möglich erschien, trotsdem habe ich Tielleioht nooh in yUL
geändert, unter dem texte habe ieh ausser den rarianten nooh die-
jenigen stellen erhaltener autoren au%efllfart, mit denen der anonym
mus sich berührt
So mOgen denn jetzt die beiden auszüge folgen.
ÄU8 dem codex Laurmikmus 66^ 40.
V In nomine dni incipit ezordium regis AssTrionmii qui primi
reguauerunt in terram.
Incip exordia Nini.
Ninus rex Assyriorum primns beUa intulit adque regna primns
imperauit. primus termenus populos usque ad Lybiam perdomuit. 5
' ad postremum cum loastra rege Bacterianorum qui didtor primns
inuenisse artes magicas et mundi prindpia dderumque motns dili-
gentisäirae scrutasse. ipso occiso et ipse Ninus postea discessit. qui
' relicto inpube filio nomine Nino et uxore Samirame. qui et ipsa
8amirainis nee inmaturo puero ausa est credere imperium ipsa se pro lo
puero aptat ipsaque omamenta et uestis femineae relicta baronilem
conposuit. quem morem uniuersae gentis ad uidendum usque in pre-
sens tenet. sicque femina sexum femine mentita puer esse credit»
nee ipsam dignitatem regni admisit. sed admirationem multum ad-
*" auxit quod mulier in prelio ante uiros iret hec Balbyloniam con- 16
didit sibi et aedificauit. Aethiopiam et Aaiam imperio suo subiuga-
nit et in Indis bellum intulit, quod praeter illam et Alexandrnm
Magnum ducem nemo postea ausus fuit introire. quadragesimo anno
et secundo post Ninum regnum potita tenuit postea per multos
annos effeminati fuerunt reges Assjriorum quidem, postremum Ad so
Astiagem regnum Persarum et Medorum suocedit.
Qui et ipse ex unica filia quam habebat nepotem futurum nbi
suseepit, qui nomen accepit Cyrus. qui cum cognouisset Cyms in-'
2 terram] vgl. z, 29. 37 4 Juti. 11 5 popnloi t«rminof nsqne
Libjae Jutt, 1 1, 5 8 nach scmtasse ickeint bellnm geisit oder etwm»
dkmiichei autgefaUen zu sein 9 Jusi. 1 2 qui] vgl. s. 32. 37. 48
ime. II ormenta cod. baronilem] mdrmerkiekUr If more cod.
14 admisit] nee hoc illi dignitatem regni ademit Jmit. 1 2, $. etwa
amitit? 15 babjlloniam cod. 19 mnitis annii vor, mnltos annos nach
der correctur cod. 20 infeminati cod. Ju»i. 14 S2 Jutt. 15.$
552 FRühl: ein anekdoton zur gothischen urgesdliichte.
sidias Astiagem aduersus se * ^i^ in Persas fugiit. bellnm contra Astu-
25 gern auum suum iniit. qai et in ipso belle Astiagea a Cyro capitar,
qui et postea regnum Medorum et Persamm Cyrns potitas tenoit.
tantamque pietatem Cyros contra Astiagem habuit, ut eum in alinm
regnnm postea restituit Cyros quoque post uictoriam conpositis
rebus suis in Babylloniam bellum intulit in Lydiam cum Cressam
30 regem Lydie. qui et ipsam Lydiam cum ipso rege perdomuit. deinde
Cyrus subacta Asiam in potestatem bellum in Ezitis intolit. erat
eo tempore regina Exitarum Tameris uiduitate uiri orbata, qni non
muliebriter aduentum faostium terruit, sed audaciter bellum intolit
cum prohibere transitu Arasis fluuius potuisset transire Cyram com
35 ezercitu Persarum permisit. itaque Cyrus in Ezitia caatra meiatni
est. qui postera die simulato | metu Cyrus quasi refagiens CMtn i^
deseruit uinumque ebolis qui erant in castra dereliquid. qui cum
regine nuntiatum fuisset, aduliscentulum filium quem nnicum habe-
bat cum tertia parte copiarum hostium ut Cyrus persequeretar misii
40 qui cum adulescens ad castra Cyri peruenisset ignams non consuetado
prelii potat se uelut ad ebolas non proelium uenisset. qui Cyma rem
cognita, quod Eziti castra sua preualuissent ortatur Persas ut per
noctem super eos ueniant.
Qui statim Cyrus reuersus per noctem saucios oppressit omnis-
45 que Exitas qui ibidem aderant cum regine filio interfecit. prini
Exiti ebrietatem uicti fuerunt quam prelium. Tameris regina hoc
cum cognouisset orbitatem filii non lacrimis effimdit, sed oltionem
solacii ad praeliandum intulit; ipsa se in fugam simulat datam. qui
usque ad angustias montium Cyrum pertraxit. qui conpositis in
50 montibus insidiis sicque praelium iniit et trecenta trig^ta milia Per-
sarum cum ipso rege Cyro trucidauit. in qua uictoria etiam illo
memorabile fuit ut ne nuntius quidem exinde euasit. capnt Cjrri
amputatimi in utre humano sanguine repleto conici regina iabet emn
exprobritatem dicebat: 'satia te sanguinem humanum, impie, qaod
24 nach se fehlt ein verhum fagiit] vgl, z. lOi, i08 25 abnm toi,
capi^tnr cod, 26 medorum et medorum et persamm cotf. 28 lArtf-
1 7 niotoria™ cod. 29 Babylloniam $tatt Babylooia. vgl, zu z. 1
cum Cressum] vgL z. 54, 91 30 ipse"^ Ijdia"* cod. 31 Just. I 8 Asiam]
vgl, z. 41, 56 ezitis cod. vgl. z. 17, 99. 172. Ezitae nnd Scjthae 32 nidniUle
■
niri orbata] fehlt bei Justin 34 prebere cod. 36 simulatan meto
cod. aber vgl. z. 101 37 ebolis für epalis; es ist daiiv, vgi, Jm»L I
S^ 4 38 quem unicum] qn ce' cod.; vgl. Just. I 8, 9 89 ptrst-
queramr cod., ur al. m. ad insequendum Just, I 8, 5^ ad peraeqoea*
u
dam Oros. 11 8 40 ignaros cod. 41 potat Ouischmid^ patat ea^
sese potantes => *sich betrinkend^ findet sieh foL 34^ der edUio pr. 9,L
et a, {Coloniae 1465) des Methodiusbuehes {ca. 700 nach Ch.) 44 Mo«»
cod. vgl Just. 1 8, 8 47 nltionis solacia Just. 1 8, 9 bO 29808$
Perser gibt Justin 1 8, 11. XXXVll 3, 2 an 52 et rod. twl. z. US
53 ampatadum cod. conici regina] Coi cirt gena eod, nibit e9d.
FRflhl; em anakdolcm mr gMMbm mg^MMk, -6B8
setisti, qnod semper mBaiiabiliSi impie, foistL* tioqoe Gjvo trneidato 66
Tameris filinm nindicmto regnnm omn aoctoritate tenoit
Exordia Amasonnm qui Bzite et ipae foenmt
Apud Ezitas fuerunt aliqnando dao reges iuiieiiiet qm öoea-
paueront Cemerinas campoe inzta Anmem et Tenaodentom flaniiis.
qui et ipsi inuenis ibidem per plarimoe auioe fiaittmes tmeidaamiBt eo
quod eonun azores ernn uidisaent taatoin eizeidiiim quod eomm vm
gerebant, arma suinimt uiris eomm iaterfieimit iaiaque eaoi InfereB-
ÜB belle defendoBt« nubeBdi qnoqiie aaimimi amiaenmiy eoaeaU- -'
tum finitemoram iniimt et ei qai maieenaacimtar interfieiebaBt, idr-
gines in eadem more noB otio, noB laaefieio fdaam eed araria et aeqnia 66
uenationibusque exeroebaat inoetie poellk dezterioria inaimwia imde
nee sagittanim iaeUis impediator.
Unde antem dictae simt AaiaaoBe. doe ez hie priaiom ftiemat
regine, nna Marteda, altera Lampedo, qai nnne eo tempore in dnas
partee agmine dioiso belle gerebant. ibi BfdMeoe et moltae aliae 70
nrbis conditae sunt, qni dun et ipeaa in Atia bdla gerebaat eoB-
cnrso barbaromm Martesia onm qataqaaginta milia a barbarieiaier-
feeta est. qui Oridria postea regaum sneeepii qui eo tempore Br-
cnli regi Orecomm cnm AaiazoBis bellum iatolit. qni et enm mnlta
ezequia aeqnitatum ibi ueniitent, | - eaatra snper Amnem flnninm 75
poeuit ibiqne bellum enm Brenli geieemnk qni plarima femiaaram
centum milia uirinm in ipeo praelio tmeidaaeraai. ad jlkMlremnm
Amazonas nietas, qni et Oridria nina in eo praelio ab &enli ei^^ta.
qai post nictoriam Ercnlis Oridria sorori snae reddidit qni ia hac
regne tunc tempore presidebat. 80
Nam Oridriam Ezitis legationem mieit nt ei anzilia prebereat
et contra Erculem nounm praelinm repararent. Arpedo erat eo tem-
pore rex Exitarum. qui cum mnltitudiae ezeequia aeqnitnm onm
filio 8U0 ad auxilium prebendum Oridriae et Antiabia reginie Ama-
zonis derexit. qui hoo Eroulie rem anditam aibi et oognitam ante* 85
quam praelinm commieisaet fugam in Chredam iniit. qni poet boo
66 fiUum die ertU^ filio die zweite hand feforna . • tenuU] w^ Jprdmdi
c. 10 aaoU oictoria 58 Just, 11 4 reg^e' cod* 59 comeritfiift caaptte
l
eod, vielleicht war zuerst cemerinQ eanpS gewcM^hen 60 Ipie cod. plnri-
o o •
miB annif cod. 61 qaod] qni, aber i marmdlert azorif cad» ezidinm
cod. die stelle ist lückenhaft und verdorben; vgL den Bamö. 68 aaimo
cod. Com copito fine temoram cod, 64 qai omC. aber i ma sl gentmeki
naicuntor durch rasur aus maieaatar cod. 65 atio eodL f^iaamj
otam cod.^ fiuum Bomb. 67 iaotae eod, 70 agmeai cod. ibi eektimi
für tnnc zu stehen 71 ipta*] «9/. x. 78, 81, 89 oam eareo eod,
72 die zahl der Amazonen fehtt bei Justinus OrosiMe umd Jordtsde
78 anders Justin 11 4^ 2S ff. Jord. e, $, Oroe. 75 ezequfa ^ *ffefbi§e*.
wäUeitung des hm. prof. Faueker in ßeval 77 aaok dteae xakt fektt bei
Just. Oros. und Jord. dasz die Amazonen ^öiet worden f nickt töteten^
zeigt Bomb. 79 sororii eod. 81 Oridriaai] wgt. x. 89 f, 84 Aatiabii
eiehi für Antiopae. es ist dath ref oit eod, andere Jaei. II 4, 26, 19
86 commiiiisaet eod.
554 FRühl: ein anekdoton zur gothiichen Urgeschichte.
actum Pentiailea regnum suscepit, quia Troianis aduenam
auxilia prebuit. qui et ipsa Pentisilea in ipso praelio ftb Alixe fiUo
interempta est cum septuaginta milia Amazonum ; armatai paacai
90 de ipsas Amazonas inde redienmt.
Post eam Talastridis regnum suscepit, qui cum AlezaadniB
amicitias et federatas ferunt pacem fecisse. erant enim uaria nesto
conpositas, capillo a fronte tunso, a ceruice emisso. mamille dezien
parte nihil habebant et altera sub tonica tegebant ut ne iaculudA \
95 aut in armis inpedimento sentirent. quia eo tempore CC milia armi^
tas de regno eorum ad preliando cum aequitibos eziebant. qui per 1
sepüngentis annis regnum potitas | tenuemnt et sie ferunt quod U
usque ad lulio Cesare perdurauerunt. explioit.
Darius rex Persarum in Exitis bellum intulit cum armatis sep-
100 tingentiä millebus hominum Exitiam ingressus. qui et ipse Dariai
antequam certamen Exitarum cognouisset meto pertenitus fogam
iniit. amissis octuaginta millebus hominum inde in Persas refngüi
postquam de Exitiam Darius reuersus fuit Asiam et Macedoniaai
perdomuit. postea cum Atheniensebus et Lacedemoniis in Gracia
106 Darius bellum intulit in campis Maratoniis, qui eo tempore cmentii-
sima praelia in ipsis gerebantur. sed tamen uicti ibidem in eo prelk
Persi ab Atheniensebus et Lacedemoniis. Darius duabus uulneribni
sauciatus in nauibus fugiit. qui in eo prelio tantaque cedis Per-
sarum fuit, ducenta milia Persarum ibidem interempta faerunt. ai^
110 que Athenienses et Lacedemoniis uictoria facta domua suas triampha-
uerunt. explioit.
Bellum lulii Cesaris quod gessit super regnum cum Germania
in qua praelio Romani grauiter pugnauerunt ut ibi in ipso praelio
centum quinquaginta milia Bomanorum militum armatoram amisM
115 fuerunt. de Germanis tantaque cedis fuit, qui usque ad Constaatio
Augusto nullumque bellum aduersus Romanos gerere potuerunL sed
uicti apud lulio Cesare uectigalia persoluemnt. deinde in Brittania |
bellum intulit qui et ipsis Brettis uictis stipendiariis fecit. ad poi- <•'
tremum Gallis domuit. qui et sedis nouas ibidem Romanae feceront
120 deinde ad Spaniam proficiscens qui et ipsam conquisitam in Italiam
reuertens. deinde Romam triumphauit, postea totumque orientan
occidentem meridiem perdomuit, Asiam Greciam Macedoniam Sjriam
ludeam Arabiam Dalmatiam Frigiam Pamphiliam Damascam. ad
87 quin] vielleicht qui et? 88 das föfgende feMi bei JuMt. Orot.
Jord. 89 dasz die stelle verdorben ist zeigt Bomb. 92 d09 föigenäs
fehlt bei Just. Gros. Jord. 95 Julius Valerius c. 7i 96 ad pra-
n&ndo] vgl. z. U8 99 Just. II 5 100 millebus] vgl z. 102 101
cod^ou'sset cod, .103 Asiam] Just. II S, i2. Oro$. II 8. vgL nrtv
bemerkung in diesen Jahrb. 1870 s. 21 104 acÜDsebas cod. JmMt. II $
107 Persi adaCCunseb; cod. duabus uulneribas] »gi, «Ätff. //
i/, 19 108 Just. II y, 20 110 aCCunsis cod. 111 ixlicit eaA
112 Eutrop. FI 17 117 uecti Gallia persolsernnt eod, IM ptr-
domit rod.
JTRahl: ein anekdoton mr gothlidian oigflinlikhN S66
postremum in Pardam bellnm intolit ibiqae a suis consiilibiis mter-
fectua fuit. 115
Primus toio orbe terranim Octamanna, pronepna lulio Caam.
preter Exitarum regna totnm orbem tarranun perdomoit. sab ipao
natus est Cbristus in Betbleem Inda, qni et ipae Oetamanna Angastna
per quadraginta annis sab nno imperio ingo toio orbe tarramm im-
perauit. Exiti et Indie, qood antea Bomanorom imptrhim nniiqiiam lao
fuerant, subiugati supplicea mnnera et legmtos ad enm miaemnt^ qni
pace federata cum enm fecenmt.
De exordia Exitarum.
Exiti antiquicriapopalusibominibna in terrae noUiinia. Bxitia
I' in Oriente est posita | et interolaaa eat aieot et Oothia» qui primva llft
eam regionem. Magog filina lafeth eam inooloit. Bxitia^ Magog.
Gog et Magog nuncupantur. nnUnm agnun exeroent. nnUoa aodiia
inter eos forto grauius. nulla domna niai sola tentoria. laote et melle
ueecuntur. uestem lanefioie ignoti, aad pellia feramm monaBaniai
ad uestimenta utendo. aorum et aigentum ninüa aioat li^idia ibi- iio
dem inuenitur et multa alia gemmanun dioeraitaa et pigmentamm
inmensitas apud eos abundabilis. nibil alienom cimeapiaoent, qoia
ibi omnis diuitiarum copioaum eat. peeora et alimenta innuwiaitaa,
nollusque uitius inter Exitaa eat, aed aolna matriBxmiitt. apodnnllia
bominibus alienia imperium ftienmt anperati. Darinm vaga Peraamm 145
Exitaa torpiter fugauerunt deinde C^rum rege Peraaram com tre-
centa milia de exercitu suo ipsom aimnl Gjrrom trnddananuit. Alazaa-
drum Magnum ducem qui orbe terramm totom per praelia oa^it
ipsum turpiter fugauerunt. a Bomania arma andienintt nam non
senserunt. gens laboribus et bellis aapera, uiri corpore inmenae, nnlli 150
tam fortis nibil babent, quod admittere dubitent. et uietoria quando
V fiunt praeter | gloriam eorum nulla ooncupiacunt. anlla gens Exitarum
terminus post Cyrum ot Darium et Alexandrum Magnum ducem nemo
auaus est introire. Amazonia feminaa quoa nunc audiatia qnia et ali-
quando iuxta Exitia Epheao tenuerunt ex Exitia proceaaerunt. et ibi 165
iuxta Exitia per septingentitf annia ipaoque r^gno tennerunt. et aic
ferunt quod usque ad lulio Cosare perduraoerunt. gena Ezitanun
aspera , ad praeliandum per aequia uelodaaimi, toti luricato eorpore,
128 xpa cod. 129 toto orbe scheinen accuMaiioe zu sein, vgL
z, 156 134 Junt, 11 S, 21. II 2, 3. II t, 1 186 fekli bei JuMi.
Oros. Jord. 1^6 das verHehe ick nicAi, Exitia . . niineapaBtiir i$i viel-
•
ieichi ein gloisem. Ex'tia cod. 187 JumL II 2 ealoa coä, wgl'
z. 144 139 JuMt. II 2 pelUbus Urnen ferinii ac muiinit attiDttir
pellb] ««IUb cod. 149 von den gemmae et pigmenfta wckmeigi JmÜmtM
Wi concupisceot] vgl. tefreot acnä atent i. iS9 148 ft$L Juti. II 2« i5,
der aber von den eAeverhdlinisten mektt hat aitint] vgL x. iJ7. I$9
144 Just, n 3 146 reflre] vgL z, 146 die zahlen fehlen bei Justina».
Just. I S\ 12. XXXril 3, 2 redet nur von 200000 Pereem 162 vgl.
Just, XXXrill 7. 3 164 vgl. oben 167 Juet. II 3, 7. vgl. XLI 2,
4. 10. der Verfasser hält die Parther für Skythen
556 FRühl: ein anekdoion zur gothischen Urgeschichte.
crurA ferro tegent, in capite galeas aureas utent. hec simt Exiti, es pro-
160 genie laphet filii Noe, qui genau Magog qui etipsam regionem. Magog
filios laphet eom primus incoluit. Exitia in Oriente est poaitai in-
cluditar ab uno latere Ponto, ab alio latere monte Bifeis, a tergo
Asia, Thesaise flumine incloditur. sicque Exiti ab nullis hominibai
superati nsque in presens habitare uidentur.
166 Darius cum Alexandro Macedo per duobuB praelüs truddatii
de ezercitu Darii trecenta milia Persarum magno praelio oictoi.
deinde Alexander, postquam Darium nicit, totnm orientem per-
domuit preter Exitarum regna. inde reuersos Albaniam expngnanit,
qui iuxta Amazonis eo tempore regnuB | esse nidebatnr. qai cum ^^
170 Amazonis feminis et regina eorum Talastride sine praelio federatu
adquisiuit. qui eo tempore ducenta milia armatas cum aeqmtea ad
praeliandum exiebant deinde eas conquesitas in Indiam bälom in-
tulit. quos et ipsos Indes graui praelio uicit ipsosque soperatoi w-
que mare Caspium Libiam perdomuit ad postremum in Bacteriaiii
176 Boxane uxorem eleganti formam accipit filia loastre r^ge Baoteria-
norum. deinde in Susis oppidum nenit, postquam orientem meridim
et aquilonem expugnauit ibique regiam atque pulcherrimam domu
prospexit. totamque columnis aureas imminentem aureisque lagm-
naribusque distinctam , simulacrum caeli continens ex aoro munlii-
180 simo, gemmisque diuersis tegitur pro stillis. qui cuneta gener» gm-
marum in ipso positas esse noscuntur. cetera et alia oper» inenam*
bilia presignata qui et faominum incredibilia sunt dioenda. postquan
ipsam aulam regia conspexit, Darii Alias in matrimoninm sibi oop«-
lauit. pöst haec Babyllonem uenit ibique a Casandro et lobaa Abü-
186 patri filius a ueneno peremptus est. qui et postea ibi Alexander poil-
quam mortem sibi futuram sciens Perdiccam proconsule sno regasB
tradidit, | Boxanem uxoremque suam commendauit. inter prineipai ^^
sua regna diuisit.
Monumentum suum de auri talenta centum in Aegypto Arideo
190 facere iussit ibique regio more in honore sepulto requieuiti aniiia tri-
ginta tribus natus. cum annis tredecim regnasset, uitam eommn*
tauit. haec foit Alexander Magnus dux Macedonum Philippi filioi
qui totum orbem terrarum in tredecim annis subiuganit. et maftsr
eins Olympiades nuncupatur.
169 9gL z. J36 ff, das folgende fehlt im Bamb. 160 mag fili«t toi.
161 Just, II 2. 1 162 PONTO cod. 164 uidantnr eod, 166 tri-
ginU Bamb, 168 Just. XUl 3, 7 169 reguus] vgl. z. J37, 143
170 aidebantur cod, 171 vgl, z, 95 176 rohane rocf., aber vgt, c 197
176 Buti Bopedum cod, 178 laguenaribns steht für laennaiibus
182 Just. XII 10, 9 183 TuAschen conspexit und Darii ist im cadax Hm
lücke von 5 buchstaben 184 Just, XII 14 186 vgl. Jord, e, S0
192 xnacedOD cod.
FBfihl; ein anekdoton nur gottdidiift mgmdAM^ 667
Aus dem codex Bamb&rgmiU E III 14,
H EXOROIUM REGIS ASSIEIORVIff QUI PRIXUS IV TMULA RBGÜ-*
UERAT.
Ninus fnit rex prirnns qoi regnsoit anper Amyno%, aale illmii
omnes gentes in pace eraat. ipee <sa«pit pognare et prinuim poganä
fecit cum Zoroastrae rege BaoManomiii, qiri Mi magiu, et ooddit 6
enm. predictas uero Ninus com aederet evper nnam eMtateai de
terra Asiae et pngnaret ibi peroosant de aagitta BMrtmia eat. aed
dimisit filiom nomine l^nm adhno pnemm et matrem eins nomine
Samiramis. illa antem timnit cedere ipeun legnnm ffHo Sno eo qnod
non erat de legitima aetate, aed ipsa proieoit fbmineA neattmente et lo
nestinit se baronilia. et aic com eaaet fbmina i^parebaft qnaai piier
et in pugnam ante omnes ibat et erat magna admimtio qnod feminft
iret in pugnam ante uiros. haec foniaa iecit Babiloniam et snb-
iuganit Asiam et Aetbiopiam snb suo regno« pngnanit in Indiä. ab
illo tempore nemo ausus fuit ibi intrare nisi postea magnna Alexen- 15
der solus. ita uero Samiramis per qnadnginta et dnos annoa post
mortem sui mariti regnnm tenmt. postea nero per mnltos aanoe
'A feminae regnum Assjriorum | tennenmt. deindiB pernemt regnnm
Persarum et Medorum ad qnendam regem nomine Asttagen , qni
babuit nepotem nomine Cyrum. qni com ereeeeret et eognooisset io
aliquas insidias aui sui, qnod eum ndlet oeeidere, (bgit in Persas et
congregato ezercitu de Persis cepit pngnare oum Astiiage auo suo et
appraebendit eum in ipsa pugna et tantam pietatem babnit super
eum , ut in aliud regnum illnra constituerst. Cyrus uero post uieto-
riam pugnauit contra Babiloniam et contra Crassnm regem Libiae 26
et subiugauit sibi Libiam cum ipso rege, deinde cum snbiugaseet
sibi et Asiam , pugnauit cum Soitbis , ubi regnabat regina Tameris,
que erat uidua. ipsa uero Tameris regina non ezpauit sicut mulier
de aduentu ipsius Cyri, sed fortiter praeparanit se ad pugnam. et
si uoluisset potuit contendere ad fluuium Ararim, ut non dimitteret 80
Cyrum in suum regnum intrare. sed propter fidociam quam babebat
in multitudine populi et propter loca distriota, quae babisbat, dimisit
eum transire ipsum fluuium. Cyrus cum transisseti non longe ab
ipso fiumine posuit castra sua, alia uero die replenit oastra, que
uulgo aliperga dicuntur, de uino et de omnibus delidis et fimtit se $6
'B fugere. hoc cum audisset Tameris regina, fiüum suum man|danit
cum populo ad persequendnm Cyrum. ille autem com peruenisaet
3 Oro/r. / •/ 5 magnas cod. 8 Just, 12 le samiramis hi. /,
semirmmis m. 3 17 miMventänttniM von Juii, J 2^ ii. 9§L dem LtMttn-
tianuM z, 19 18 Just. 14 20 JmmU I 5. 6, aber mekrfitek dkmeitkend
24 Jiutt. 7 7 26 ich habe niekt gewagt die namen zu werdtidi^rn
27 JuMt. 18 28 v^/. zwn Law. z. 32 89 sed . . pagnam (Mi hei
Justin, vgl. den Laur. z. 32 81 s^. Oros. 1 7 propter fidneiam sol
38 transsissct cod. 86 aliperga] albergo ^kerberge' 87 per*
seqaenduin] 90 OroM. II 7; inseqoendom Jutt. I 8, 5
558 FRflhl: ein anekdoton zur gothischen Urgeschichte.
cum populo suo ad ipsum alipergum, ceperunt manducare et biben,
ut uideretur eis quasi ad prandium uenisseut, non ad pugnam. Cjm
40 autem noctis tempore ueniens super illos omnes in ipso alipezgo
occidit, netiam et ipsum filium reginae. Tameris regina hoc aadieu
non dedit se in planctum pro morte filii sui , sicut consaetado eit
mulieris, sed congregato exercitu iuit ad persequendum Cyrum. cmn-
que iam prope illum esset, finzit se fugere, ille uero reuersas oepit
45 eam persequi. illa protraxit eum usque ad districta loca znontinm «i
posuit ei ibi insidias et sie cum eo cepit pugnare et trecenta tria
milia Persarum cum ipso rege occidit. unde aetiam nee unus ex cm
fugit, qui nuntium exinde portaret. caput Cyri fecit deeoUari et ii
utrem plenum de humano sanguine misit et cum inproperio dicebat:
50 ^sacia te, impie, de sanguine humano, quem sitisti, de qao per annoi
triginta insaciabilis fuisti.' sicque mortuo Cyro Tameris regin»
filium suum uindicauit et regnum cum auctoritate tenuit. |
UNDE DICTAE SUNT AMAZ0NE8 QUALITRR PUONARE CEPERITHT. ^
Aliquando fuerunt aput Scithas duo regales iuuenes Plinos et
55 Scolopecius, qui egressi de terra sua cum multitudine iuaenum habi-
tauerunt iuxta fluuium qui dicitur Termedontus. illi uero, in quonm
terra babitabant, per inuidias occiderunt eosdem iuuenes cum eil
qui secum erant. uidentes autem mulieres eorum, quia remaoBeraiit
uidue, irate appraehenderunt arma et suos uiros qui remanseraat
60 occiderunt, ut omnes essent uiduae. deinde ab illo die nolaeroot
habere maritos , sed tantum pugnare ceperunt, in illis autem locia in
quibus habebant pacem ibant et fornicabant cum quibus aolebaat
et si masculus ex eis nascebatur, occidebant illum, feminas nsro
reseruabant et incendebant dextras mamillas earum, ut non haberent
65 aliquod impedimentum quando sagittabant. inde et Amazones dictae
sunt, uirgines autem earum non tenebant fusum ad operandum ali-
quod , sed tantum in armis et equis et | uenationibus erant positSi ^
due ex eis primum fuerunt reginae, una habuit nomen Marthesia et
alia Lampedo , et ambe inter se diuiserunt ipsum exercitnm , et miA
70 ibat ad pugnandum per uices et alia custodiebat domoB ipsas. oos-
structa est autem ab eis Ephesus et aliae multae ciuitates. dum oero
in Asiam ipsae Amazones pugnarent, superuenerunt barbari et occi-
derunt Marthesiam cum quadraginta milibus Amazonum. post Mar-
thesiam regnauit Oridria et ipsa cum Hercule rege Orecomm pugna-
75 uit. et in ea pugna occidit Hercules de ipsis Amazonibus centnm
milia et Oridriam uiuam in eo praelio appraehendit et postea reddii
illam sorori suae. postea praedicta Oridria misit ad Scithiam missos
38 manducare, n aus correriur 45 pereeqai aa» perseqoere rmdUH
46 JumL I S, II. XXXril 3, 2 hat duc«nU milia, der Lomt. tn-
centa triginta milia 52 vgl. zum Laur, :. 56 53 iiidb rod. ciPliirT
cod. 54 Ju»t, II 4 57 int etwa inuidias zu nehrtihenf 72 pafl^narent
aus puf^narant corrigiert 73 qainqnaf^inta der Lmtr, :. 72. dit uM
fehU hei JuMt, 11 4, 16 74 vgl. den Laur, z. 7J /f., der sein arifftn^
offenbar misventanden hat. die ganze partie weicht vom JuMtinui etm&M m^'
FRfihl: ein «oekdoton rar gottijgfihiw vgwoiUelile^ 669
snos, at ei adiatoriom fAoerent, qmditer contr» Herouleiii magnimi
repararent bellum. Arpedo antem erat illo tempore rex Sdibttnun,
qui tulit filiom säum cum mnltitadiiie popnkniin et maadanit eum 80
in adiatorium Oridriae et Antiauia reginis AmaEOBnm. hoo aadito
Hercules fugit in Greeiam. post hoo faetnm Pentheeilea regniim
Amazonarum susoepit et ipsa in adintorinm ibat TroiaDtt« qnaado
Greci super Troiam sedebant. in qno praelio ooeiM est ab AobiU«
^- filio P3rrri et fuerunt com ea eeptnaginta mil|a AmaaMmom armatae. 9^
'▲ pance inde reuersae sunt, post Penthetileam regnnm | Amaionanutt'
soscepit Thalisaridis et babuit paoem com Almndro. erant enim
ipee Amazones compoaitae de naria nettae« oapillis a fronte tonais, a
oeniicaedimi88i8;niamilla8deztera8i]tceniaekabebant|Bini«traaneio -
anb tonica tegebant erant enim in ülo tempore Amatonea armaie 90
cum aequitibus plus qnam dneenta milia et tennenmt regnnm per
septuaginta annoa et regnaoemnt niqne ad lolinm Ceaarem.
Darius rex Persanim cum eeptingentis milibaa armatomm in
Bciibiam ingressus est, sed timore perterritoa ftagit. perdidit ibi
bomines octoginta milia et- sie renersne est in Penidem. deinde 95
snbiogauit sibi Asiam et Maoedoniam et pognanit in eamjris Mara-
toniis cum Lacedemonüs, ubi illo tempore mvdto pvignae fiebant. ibi
Lacedemones uioerunt Persaa. in eo prielio Dwintt reoepit dnas
piagas et sie fugit in nanibus. et mortui sunt ibi in ipsa pagna
dncenta milia Persarum. Laoedemonee antem renersi sont enm lOO
uictoria in terram suam.
Bellum quod fecit luHns Cesar, in qno bello Bomani fortiter
pugnauerunt et in ipso praelio centom quinqnaginta milia Boma-
*B norum | mortui sunt, qui usque ad Constantixun Angnstom nullam
pugnam contra Romanos facere potuenut. sed tantnm fnerant snb- 106
iugati lulio Cesare, ut censum Bomanis darent. deinde pn^auit in
Brittania et Brittones pensionarios feeit. ad ultimum Galliam uicit
et sedem nouam Romanam ibi fedt. deinde neniens in Hyspaniam
subiugauit sibi et reuersus est in Italiam. post hoc factum Bomam
uiotor introiuit. postea abiit et perdomuit totum orientem oeoi- 110
dentem meridiem, Asiam Qreoiam Maeedoniam Byriam ludeam
Arabiam Dalmaciam Frigiam Pamphiliam Damascnm. ad ultimum
Bomam rediens consentiente senatn in curia interfectus est et u(
82 fagit auM faait corrigiert wider$nrieAt JuMt, II 4^ Z9 f.
83 AmazoDarum] voL z, 86 84 feMi bei Juit. Jord, Orot. 86 pjrry
cod, 86 Just. Il 4, 32 ^ Hl fkr da$ folgende iet die fuelU nieki
direci nachiuweUen 91 qna cod* Jui. VaXer, c. 72 92 per
septlDgentii annis Laur, cecasarem cod*^ aber dm» xweüe e au» i
corrigiert 93 Juet. II 9 94 tehithia eod, 97 laeedemonis , i
über der leile von 3r kand 98 vgU Ju»L II IJ, 19 101 ma; cod.
102 vgl. Eutrop. VI 17 104 neben tant iet ein zeichen da» mifden ranä
verwcittt und dort steht von 3r hand: de gennaiiis taata mortui •» je da»t
also Romanonim ein Schreibfehler ist 107 pentonarios cod* 109 sibi
ist ausradiert 112 danasom cod* 118 Oro». Fi 17. JSmirop. VI 25
560 FRühl: ein anekdoton zur gothischen Urgeschichte.
dicunt fuerunt in consilio mortis illius sexaginta Romani et fecerunt
115 illi uiginti et tres piagas. mortuo lulio Cesare Octauianud nepos
eins Romanum suscepit imperium et dictus est Augustus, id est
imperator. et subiugauit sibi totum mundum absque Scithiam et
Indiam. sub ipso natus est Christus, et quamais non esset Seithia
et India illi subiugata, tarnen cum muneribus ad eum miserunt, qoe-
120 rentes ab eo pacem , quam acceperunt. |
Scithe antiquiores populi et est posita Seithia in Oriente etf.a
interclusa est sicut et öothia. nam ab uno latere mare, ab alio mon-
tes Biphei , a dorso Asia et Tanais fiuuius. primum in ea habitauit
Magog filius lafet, et dicunt quidam, ut aliquando fuisset gens
125 sapiens et mansueta. aetiam nee campos laborabant et nallum peo-
catum erat inter eos. non habebant domos , sed tantum lac et mel
manducabant. uestiti erant de pellibus ferarum. aurum et ar^gen-
tum et gemmas sicut lapides habebant et pigmenta multa. non con-
cupiscebant aliona, quia omnes diuites erant. animalia et uictualia
130 multa habebant. non erant fomicatores , sed solummodo suas habe-
bant. et a nullo imperio superati sunt, postea, ut dicunt quidam,
ad tantam crudelitatem peruenit iam dicta gens, ut camem humanam
manducaret et sanguinem biberet. Daryum regem cum turpitadine
fecerunt fugere predicti Scithe et perdidit ibi Daiyus centum milia
135 hominum et sie cum timore fugit in Persas* et Cyrum regem Per-
sarum cum trecentis milibus Persarum occidit. Alexandrum Magnum,
qui multa regna pugnando sibi subiugauit, ipsum turpiter fugarant
pugnas llomanorum audi|uerunt , sed Uomani cum eis non pugna- r n'
uerunt, quia gens iUa dura erat ad sustinendum omnem laborem, ia
140 belle fortis, corpore magna, nihil habebant, quod perdere timerent;
quando uictoriam habebant, nihil de praeda uolebant, nisi tantum
laudem exinde quercbant, et absque Cyro et Dario et Alezandro
nulla gens ausa fuit intrare infra terram illorum. Amasonea aam-
que, quas audistis, aliquando de gente Scitharum exierunt. predicta
145 uero gens Scitharum dura erat ad pugnandum super aequos, uelocM
omnes, loricati, tibias ferro circumdabant, in capite galeaa aureai
habebant. Darius uero rex Persarum, de quo ante dizimusi dual
pugnas fecit cum Alexandre et uicit eum Alexander et occidit illi
triginta milia Persarum, et postquam Darium uicit, totum orienteni
150 subiugauit sibi Alexander sine regno Scitharum. inde rediens ez-
pugnauit Albaniam. cum Talisaridae regina Amazonum pacem fecit
pace facta introiuit ad pugnandum in Indiam et cum fort! pugna
118 xp«. cod. quanis cod. 121 Just, II i, 21 123 riphejr cod,
vgl. zu Laur, z. 135, zeile 124. 125 fehlen auch im Law, 124 Jcrdm r. 5
125 Ju»t. II 2 126 nach tAntuiii acheint tentoria auggefallen zu tebt
127 vgl. zu Laur. z. 140 /*. 180 vgl, zu Laur. r. 144 131 Jaal. // J
132 fehlt auch im Laur, vgl, Jord. c, 5 h, 31 Clots 138 Juai. il J
134 die zahl fehlt bei Just. II 3. derselbe II 5, 10 hat octo|^U
milibuB 136 vgl, zu Laur, z. 146 140 magna von tr^ magnl so»
3r hand 142 vgl. Just, XXXyill 7, 3 144 Just. Il i, 3 146 Vfi.
zu Laur. z. 157 149 trecenta Laur. 151 Just. XI 1 3, 5
FRflhl: ein anekdoton tor golhfaehen mgetehidite, 561
Indos uicit et deinde iotam Libiam perdomoit tisqne ad mare
Caspium. ad ultimum in ierram Bactnanorum introinit et filiam
loroaatrae regis Bactrianomm nxorem accepit. deinde nenit in caatd- 166
^ A Iura nomine Susis et uidit ibi regiam domum Gyn la|pide eandido et
aaiio omatam et columnas anreas et panimenta exomatai oontineni
etiam simulacfarum caeli stellibna ftilgentibns omatnm et cetera homa-
nis mentibus incredibiüa. postqoam eandem glorioeam domnm nidit|
accepit mores duas filias Darii. deinde nenit in Babiloniam ibiqne i60
a Cassandro et lobas, qui fuerunt filii Antipatria, neneno ooeiana
edt. sed uidondo se in mortis pericolo atare Perdieca prooonanli
sno regnum tradidit et commendaait illi nxorem anam Boianem.
alia sua regna , quae caepitf prindpibna ania dioiait et praeoepit Ati»
deo, ut de centum talentis aori beeret illi a^nlehmm in A^gypto, 166
quod et fecit; ibique sepnltns est. a nicesimo natiuitatia anae anno
regnare cepit et regnauit annoa trededm.
153 mar^ eod. 166 fecet eod*
£s folgt im Bamb. eine geadiichte dea trojaniachen kriegs und dea
Aeneas, die anfUngt : Thäis fitU mater oMBia. d fpea thäis dtda i
de numero quinquaginta nereitarum. d dkimm unde. aie acheint
identisch mit derjenigen 2U sein, die Bandini coL 818 ala fiertea
atflck des codex Laur. 66, 40 anflührt, und rieUeicht mit dem letz-
ten teile des in Pertz archiy IX 600 beschriebenen codex aaec. IX
aus der k. privatbibliothek zu Turin.
Offenbar liegt in allen diesen hss. eine selbstftndige Verwen-
dung und bearbeitung desselben originale vor , im Bamb. eingefügt
in eine art von Weltgeschichte , die durch Überarbeitung verschiede*
ner selbständiger geschichtswerke xusammengestellt wurde, der text
kann weder hier noch im Laur. der ursprüngliche sein ; man bedarf
mehrfach der worte der einen hs., um die der andern zu erklären,
sprachlich unterscheiden sich beide in der aufiiallendsten weise ; wäh*
rend der Laur. uns eine vollkommene auflOsung der lateinischen
formen zeigt, aber im Wortschatz einigermaszen lateinisches gepräge '
festzuhalten sucht, ist der Bamb. in den formen ziemlich correct,
aber die gut lateinischen Wörter sind überall mit einer gewissen Sorg-
falt durch barbarische ersetzt, oder wenigstens durch solche latei-
nische, welche die geforderte bedeutung — wenn überhaupt — erat
in sehr später zeit erlangten, dazu liest sich das ganze, wie wenn
ein schlechter quartaner eine moderne vorläge ins lateinische über-
setzt hätte.
Indessen die sprachlichen fragen, die hier auftauchen, mGgen ^
andere beurteilen; zunächst fragt es sich: was war das original
der beiden stücke, auf wen geht es zurück?
Es war gewis nicht die arbeit eines mannes, der selbständig
aus den quellen sich eine Übersicht über die exordia verschiedener
Völker gemacht hatte, wer sich mit so dürftigen und abgerissenen
Jahrbftcher fAr da*». phUol. 18S0 hfl. 8. 87
562 FRühl: ein anekdoton zur gothischen Urgeschichte.
notizen begnügte, der fühlte schwerlich verlangen seine naohrichten
ans mehreren quellen zusammenzuarbeiten : ihn hätte der 6ine Oro*
siuB vollauf befriedigt, wir werden also wol kaum irren, wenn wir
dieses original seinerseits wieder für einen auszug aus einem grOne-
ren werke halten, aber in welche zeit dürfen wir dieses werk setten,
wovon mag es gehandelt haben, wer war der Verfasser?
Da hilft uns die beschreibung des Skythenlandes auf die spur,
dort heiszt es (Laur. z. 134 f., Bamb. z. 121 f.) e^ posüa ScUhia m
Oriente et interclusa sicut et Gothia. das zeigt uns, dasz der yerfiMser
des original Werkes zu einer zeit geschrieben haben musz, wo dit
Qothen ein gegenständ des öffentlichen interesses waren, and mackt
es höchst wahrscheinlich, dasz in einem frühem teile seines bnchfli
von dem lande und also auch wol von dem volke der Oothen dii
rede gewesen ist. nun finden wir weiter, dasz den hauptinhslt
unserer auszüge die geschichte der Amazonen und der Skythen ani-
macht; die geschichte des Eyros ist aufgenommen, weil er durch
Tomyris föUt; die erzählung von Alexander offenbar auch nnrum
seiner beziehungen zu den Amazonen und den Skythen willen; tob
Caesar werden insbesondere seine ;kampfe mit den Oermanen her-
vorgehoben, erwägen wir nun , dasz die Skythen ab vorfahren dar
Qothen galten, dasz die Amazonen abkömlinge der Skythen lind,
so ergibt sich der schlusz von selbst, dasz wir auszüge ans einer
gothischen geschichte vor uns haben, deren Verfasser Orosins md
Justinus (oder Pompejus Trogus) benutzte, dasz die geschichte dei
Ninus und der Semiramis voraufgeschickt wird , entspricht dem ge*
wohnlichen brauch christlicher Schriftsteller.
Es stimmt nun aber unser auszug auf eine merkwürdige mm
überein mit der schrift des Jordanis de origine et rebus gestis Gtianm
die ersten capitel seines werkes behandeln ganz dieselben dinge, md
er folgt (wenn wir von der kosmographie absehen) ganz deiisdbei
quellen, die geschichte des Ninos und der Semiramis fehlt iDer
dings bei ihm und ebenso die frühere geschichte des Kyros bis nr
eroberung von Lydien. dagegen erzählt auch er den krieg des KyrM
mit Tomyris und seinen Untergang und führt hier ausdrücklich im
Pompejus Trogus als quelle an. ja in seiner vorläge scheint aogir
etwas gestanden zu haben , was dem regnum cum auctcrüaU imiä
(sc. Tomyris) im Laur. z. 56. Bamb. z. 52 , wofür sich bei Jostii
kein anhält findet, entspricht: denn er bezeichnet c. 10 die Tomyrii
als auäa uiäoria\ und das kann nur den sinn haben, dasz ihr an-
sehen in folge ihres groszen sieges sehr gewachsen war. dan Joi^
danis weiter in seiner vorläge wesentlich dasselbe fand, was nucn
auszüge berichten, steht fest; wie mängelhaft er hier «o^geiogBB
* auda ist doch wol als die einzig richtige leiart in betraehlM.
ich bin für den tezt des Jordanis auf die ausgaben von Moratori uad
Closs und eine collation des Palatinus und unseres Bamb. aagewlesea*
der letztere ist ganz unbrauchbar, an unserer stelle liest er
FRühl : ein anekdotos rar gotluMlien mgesdiichta« 663
hat, habe ich an einem andern orte gezeigt^ die abweiohnngen
zwischen Jordanis und nnsem anazflgen anf der einen und JnettaoB
auf der andern seile erklftren eich daraus, dasz die jenen gemein-
schaftliche vorläge ausser Trogus noeh einen oder mehrere andere
schriftsteiler benutzte, die seltsamen angaben des Lanr. z. 59, dasz
die beiden edlen skythischen jfinglinge die Cemerifms campua iuxta
Amnem et Termodontem ßuuius (fkmus iei natOrlioh aoo.
plur.) besetzt hätten, und z. 75, dasz Hercules cashra stuper Amnem
fluuiumposuU^ erklären sich sehr ein&ch, wenn man annimt, daas
der Verfasser des auszugs sich vorBtellte, dasz die Amazonen zwischen
zwei Aussen gewohnt hätten, und in der that liegen die themisl^-
Tischen gefilde zwischen Chadisios und Thermodon. der name Amnis
für den einen der beiden flflsse wird dann keine cormptel sein, son-
dern folge einer glosse. dasz Hercules ein lager an einem der beiden
flösse aufgeschlagen habe, und zwar nicht am Thermodon, ist auch
sonst überliefert, es folgt der zug des Dareios gegen die Skythen,
von dem auch Jordanis c. 10 berichtet, und dann eine confnse er-
zShlung von den kämpfen der Perser mit den Ghriecfaen, ans der nnr
80 viel hervorgeht, dasz die ursprüngliche vorläge sowol Ton dem
zuge nach Marathon als von dem feldzuge des Xerzes berichtet haben
musz. nehmen wir nun an , dasz hier wieder dieselbe quelle wie bei
Jordanis vorliegt, so erhalten wir aufschlnsz darüber, weshalb Jor-
danis den Xerzes einen zug gegen die Skythen unternehmen Iftszt,
den er genau so beschreibt, wie Justinus seine ezpedition gegen
die Griechen, seine quelle erzählte eben nach dem unglücklichen
feldzuge in das Skythenland in einer digression (oder um in der
spräche der zeit zu reden in excessu) die eben so unglücklichen Unter-
nehmungen gegen Griechenland, und er übersah die kleine wendung,
von der uns im Laur. z. 104 f. eine spur erhalten ist in den werten
postea cum Ätheniensebus et Lacedenumüs in Oreda* Darius h^lum
intulit.
Was dann weiter in unsem auszügen von Caesar berichtet wird,
hat ohne zweifei auch in der vorläge des Jordanis gestanden ; er deu-
tet in c. 1 1 darauf hin. und wie jemand dazu kam, Caesars in einer
gothiscben geschichte zu gedenken, zeigt der satz bei Jordanis: cuku
(sc. Dicenei) consilio Gothi Oermanarum ierras, quas nunc Franci
obtineni^ depopulati sunt, der unmittelbar folgende satz bei Jordanis
aber {Caesar vero . . Gothas tarnen crebro pertenians nequimU subi-
cere) macht es höchst wahrscheinlich, dasz in der Torlage des Jor-
danis auch schon vorher von Caesar die rede war und ihm dort die
besiegung 'der Franken zugeschrieben ward, dasz dann in dieser vor-
läge wie in den auszügen auch von Augustus gehandelt wurde, ist
sehr wahrscheinlich: der satz Gaius* ^berius tarn tertius regnai
* 'die verbreitang des Jnstiniis im mittelalter' s. 7 f. * Qot-
flchmid in diesen jahrb. 1862 s. 144 emeodiert Caesar 7Y6erfatf, dem sinne
nach richtig:, aber es bleibt doch zweifelhaft, ob der fehler wirklich
den abschreiben! oder nicht schon dem Jordanis selbst soanscbreiben
37 ♦
564 FKühl: ciu anekdoton zur gothi»chen Urgeschichte.
Romanis deutet darauf hin, und die heitere namensform zeigt, wie
wenig sorgfUltig Jordanis auch hier excerpierte.
Der folgende abschnitt der auszüge , über das skjthische volk,
fehlt bei Jordanis ; dagegen musz dessen quelle wieder, wie die ans-
Züge, von Alexander gehandelt haben (Jord. c. 10), und die auazOge
weisen wenigstens keinen Widerspruch mit Jordanis auf.
Die einzige quelle des Jordanis aber , abgesehen von ein paar
streitigen puncten , wo er ansschlieszlich eigene Weisheit zu miükt«
bringt, ist die historia Gothorum des Cassiodorus.* hat Jordanii
mit unsern auszügen die gleiche quelle , so stammen sie aas dieaem
buche, um das zu prüfen, steht uns noch ein anderes hilfsmittd
zu geböte, die kosmographie des Aethicus Hister, Ton dem lA
an einem andern orte^ nachgewiesen habe dasz er CasBiodor fae^
nutzte, und dieser bietet nun in der that eine menge von berfik-
rungspuncten mit unsern excerpten. man darf sich nur nicht dnnk
die grauslichen namen irre machen lassen, die er sonst ganz bekam-
tcn orten und Völkern gibt, und musz sich — so unerfreulich es seil
mag — kühn in den trüben sumpf seiner darstellung hinein wagei.'
Zunächst musz der Verfasser des Aethicus in seiner quelle etwai
über die königin Tomyris gefunden haben : denn es heiszt a. fiO| 1
Tamaris rcgina aciem contra Medos et Persas cum prodio magm
st^ituit. ' ferner ist die Übereinstimmung in bezug auf die Aw«ft»mi^
so bedeutend , dasz ich sie hier nicht weiter hervorzuheben braudtf
und es genügt auf meine oben angeführte abhandlung zu verwoMi.
es finden sich auszerdem noch ganz specielle ähnlichkeiten. ao ent-
spricht der ausdruck feminas reseruant Aeth. s. 51, 19 dem Bank.
z. 63 f. feminas uero reseruahant, und die wendungm ülisaiiäemlodi
in quibus hahehant pacem Bamb. z. 61 f. klingt an das tumc i
8oi. an der von Gutschmid ao. angeführten stelle c. 16 liest der Pab-
tinus: Maximihus inquiens Caesar morUto aiexandro ab exercüu tfttiB
est hnp. — Gaius Tiberius lesen übrigens auch die codd. FQ bei EntiM-
VII 11.
® ich glaube bis auf weiteres auch nach den erÖrterongen v«i
Usener 'anecdotoii Holdcri' s. 16 an dieser form dei namens festhält«
zu sollen, es ist bekanut, wie sehr die abschreibor (und Insboeoiflsn
in über- uud Unterschriften) es lieben, das i am Schlüsse der wSrlBrM
vordoppeln, aus der geuitivform wäre daher nichts su schlieaaen, aack
wenn sie coiistant wäre. ÜKiZ nur Cassiodoru» etymoIogi8<^ richt(ff ill|
wird doch wol nicht bestritten, und dasz die antiochenischen Tomma
des mannes sich Kacciö^wpoc nannten, weist Usener s. 76 selbst nach.
' 'die Verbreitung des Justinus im mittelalter* s. 6 f. ** Röaler in aeiHi
'romilnisclien Studien^ s. 17 behandelt die Schrift ohne weiteres als echt:
aber er selbst liefert nur beweise für die nneohtheit. ich bedaaii
doppelt dasz eine ausgezeichnete abhandlung über abfaasangMEeil oi
zweck der Schrift, in die mir vor jähren gütigst einsieht Teratattet wvlii
noch immer nicht durch den druck allgemein zusriinglich gemacht wor-
den ist. ' ich citiere nach Seiten, Zeilen und wo nötig capitehi dar
Wuttkescheu ausgäbe, die mit grosser Sorgfalt angefertigt ist» wie lob
mich bei einer teilwcisen nachcollation des codex Lipsienaii fiberaaaft
habe, nach Bcthmaun in Pertz archiv XII 314 büte übrigens der oodcz
Keginensis 126<.i (saec. IX; den besten text.
FRuhl: ein anekdoton rar gotlntcheii nrgeidiieliie. 565
pace patrata bei Aeth. s. 51, 18 an. Jttstiii weisz tob dieser nSheni
bestimmuDg nichts, der atimis Murgkieen bei Aetb. 51, 2, der m
diuersis riuolis diuidUury ist der Tbermodon (ygl. Apollonioa Arg. 11
972 ff. mit den scholien). auch über die waffen und den aa£rag der
Amazonen (Laur. z. 92) wird Cassiodor gehandelt haben, nad
Aethicua bat dann 51, 8 ff. 52, 22 ff. das in seine ediaiierliehe Schil-
derung verwandelt möglich ist es ttbrigens, dass Casdodor ftbr die
Amazonen neben Trogus noch Ammianns MaroeUinns zogezogen
und entweder beide Versionen der sage neben einander gestdlt oder
sie in einander verwebt hat. wenigstois stimmt die stelle Aeth. 51,5
(guae post gyratam SchUiam a meridie Amajsonae profitgae tOgue
prosdUae in eadem pälusiria dm exuks reseeienffi^) im wesentlichen mit
Ammian XXII 8, 17 flberein, der die Anuusonen erst als flüchtlinge
an den Tbermodon kommen Iftszt, während sie nach Justin von je-
her dort sitzen.
Was die Skythen betrifft, so hat Aethicus die einzelnen von
Cassiodor überlieferten zOge auf drei verschiedene vOlker verteilt,
die Skjrtben, die Sachsen und die Tttrken. von den Sachsen scheint
das unglaublich, es geht aber hervor aus Aeth. s. 83, 28, wo Seitkaet
Chriphae^ Traconiae und Saxanum genm maphkUistinmm zusammen
genannt werden, und noch mehr aus der Schilderung in c 81, wo
sie gar an den quellen des Tanais wohnen sollen, setzen wir das,
was über jene drei vOlker gesagt wird, zusammen, so erhalten vrir
parallelsiellen ftlr alle einzelnen puncto* unserer excerpte.
Zunächst wird das, was Laur. z. 181, Bamb. z. 119 f. von dem
tribut berichtet wird , den die Skythen dem Augustus leisteten , bei
Aetb. 8. 19 von den Türken erzählt, und die ganz überflüssige notiz
der auszüge , dasz unter Augustus Christus geboren sei , tritt in ihr
richtiges licht durch die angäbe des Aethicus s. 19, 5 ff., die Türken
hätten tribut gezahlt iunc quidem spawte, uidenies qtioque uicinas
regiones censum dare: arhUrati stmi quod detis dierum nouus arhi$
fuisset.
Dann stimmen mit Aethicus diejenigen teile tmserer auszüge,
die nicht aus Justinus stammen, vor allem die angebliche abstam-
mung der Skythen von Oog und Magog, eine genealogie die Aethi-
cus den Türken andichtet (s. 18, 80). ja bei Aethicus finden
sich sogar die naraen Oogetae und Magogdae (s. 28, 18), wodurch
die dunkle stelle Laur. z. 136 f. erklärt wird, wo offenbar eine cor-
ruptel vorliegt, ich zweifle keinen augenblick, dasz MagogeUte eine
vermeintliche etymologie von Massagdae ist und dasz der letztere
name die erflnder der theorie von der Identität von Gothen, Geten
und Skythen lebhaft in ihrer ansieht bestärkt hat. femer finden sich
die nachricbten über den mineralreichtum des Skythenlandes (Laur.
z. 140 ff. Bamb. z. 127 ff.) wieder bei Aeth. s. 18, 11 ff. 48, 28. 49,
23 ff. und auch die notiz über die grausamkeit der Skythen im Bamb.
z. 131 f. stinmit mit Aeth. s. 48, 21 ff. und 50, 11. wenn dieser die
sitte des bluttrinkens auf Ninos zurückführt, so ist das selbstver-
566 FRübl: ein anekdoton zur gotbischen Urgeschichte.
ständlich eine nur ihm angohörige erfindung, die sich hinlänglich
erklärt, wenn man bedenkt dasz auch sonst christliche autoren den
Ninos verflucht haben, weil er zuerst den krieg in die weit gebracht
haben sollte, wie aber kam Cassiodor dazu, derartige dinge Yon
seinen geliebten Skythen zu berichten? offenbar dadurch, dasz die
idyllische Schilderung bei Trogus mit so vielen andern berichten in
schneidendem Widerspruch stand, er half sich damit, dass er die
grausamen neigungen einer andern entwicklungsperiode des volkie
zuschrieb als seine milden sitten (vgl. Jord. c. 5).
Endlich finden wir bei Aethicus auch einige von denjenigea
Zügen aus dem leben der Skythen wieder, in denen unsere excerpte
mit Justin übereinstimmen, insbesondere von ihrer Viehzucht und
der rauhheit des bodens redet er s. 18, 38 ff. 48, 25 ff. sogar von
den angriffen Alexanders auf die Skythen weisz er zu berichten, nnr
dasz er wieder statt der Skythen die Türken setzt (s. 19, 26 ff.).
Wer lust hätte, könnte wahrscheinlich noch eine ganze reibe
übel zugerichteter fragmente des Cassiodor aus Aethicus herau-
schälen, und wer viel zeit übrig hat, wahrscheinlich ohne allzugroiie
mühe sämtliche fugen des machwerkes aufdecken, für unsem zweck
genügt das bisher erörterte vollkommen, ich möchte nnr noch anf
eine stelle aufmerksam machen, niemand wird glauben dasz da
elende sudler, dem wir den Aethicus verdanken, jemals den Ammitt
gelesen habe, nun heiszt es aber bei Aeth. s. 18, 34 ff. von dea
Türken : uinum pcnitus igfwrant, säl nuUatenus fdumturj firumentum
nunquam usi, und das stimmt ziemlich genau mit Ammian XIV 4, 6,
wo es von den Saracenen heiszt: plerosque nos uidimus firumiaii
usum et uini penUtis ignorantes. ebenso konnte das, was wenige sei-
len vorher von den gescblechtsverhältnissen der Türken gesagt wird,
recht gut aus Ammian XIV 4, 4 f. herausgesponnen werden, sollte
etwa Cassiodor der Saracenen gedacht und zu ihrer schildenug
Ammian benutzt haben ? '" ich weisz sehr wol dasz für den verfiMser
des Aethicus die Türken ein sehr reales volk waren, was er hier f oa
ihnen erzählt, trifft mit der Wahrheit so ziemlich überein; allein ei
ist bekannt , dasz die Schriftsteller des frühem mittelalters sich die
phrasen zur Schilderung der dinge und menschen ihrer eignen seit
aus alten büchem zusammenlasen, und dasz Aethicus sonst auch bei
den Türken so verfährt, haben wir gesehen.
Doch um auf die hauptsache zurückzukommen, es kann nach
den angestellten erörterungen wol keinem zweifei mehr onterliBgai,
dasz wir es in den Florentiner und Bamberger excerpten wirklich
mit auszügen aus der gothischen geschichte des Cassiodoms sa thim
haben, die beweisführungen von Köpke und Junghans, dasz aolche
auszüge existiert haben müssen , hätten damit eine reale unterläge
'® über die benutzanji; des Ammian durch Cassiodor vgl. Schima
'de ratione quae inter lordanem et Cassiodomm intercedat' s. St. OaU
schmid in diesen jahrb. 1862 8. 128 f.
FRflhl: ein anekdoton na gothJMhgn ugaM&iflkte. 68T
gewonnen, und daraus erwftchat nmlohat eiiie bftifhmig. sdDte mm
nicht statt so anbedeatender saohen nodi irgendwo wirUioh wert»
Yolle auszüge finden können? es wire wol der mtUie weirt eifrig
danach za suchen.
Indessen auch aus den hier verCffentlichten trOmmem liest aiek
einiges interessante gewinnen, halten wir sie mit Jordanis soaamp
men , so bekommen wir einen riemlieh klaren einbliek in die wtg^
schichte der öothen, wie sie Cassiodor enihlt hatte. lia soheiBt
sehr ausftLhrlich gewesen xu sein'' und war eine sorgftltige mosaik
nicht nur aus verschiedenen schriftsiellemi sondern aack ans Ter-
schiedenen, zum teil siemlioh weit von einander entlegenen stelkn
derselben Schriftsteller, die gnmdlage bildet die idantifieierong der
Gothen mit den Oeten und der Gteten mit den Bkjrthen, Thiäkmfn
und Daken: das gab dann wieder Teranlassnng ^((jenigtn TOlker
heranzuziehen, welche Yon den Skythen abstammen soUteni also die
Amazonen und die Parther. dass auch Ton Caesar gehandelt wird^
▼erdankt er seinen kämpfen mit den Germanen; dasx Ton AlexaDder
so ausführlich die rede ist, erUftrt sich nicht nur dnreh seine bo-
Ziehungen zu den Amazonen und Skythen, sondern aaoh dnrdi die
kftmpfe der Thraker mit 'ihm und seinen naohfolgem (vgl Jord.
c. 10). Jordanis und unsere aoszOge erginsen sieh flberall gegen-
seitig und lassen dadurch die nrsprflngÜobe Torlage siemlioh doat-
lich erkennen, auch die ansfllhrlichen sittensdülderongen der ans-
zttge entsprechen ganz der art und absieht Cassiodors.
Es verlohnt sich nunmehr wol, auf die einzelheiten einzugehen
und die Zusammensetzung der sttlcke zu untersuchen; es wird das
auch dazu dienen, eine anzahl der von uns angestellten behaup-
tungen noch näher zu begründen.
Zunächst stimmt die erzählung von Ninos und Semiramis durch-
aus mit Justinus (1 1, 2). loastra Laur. z. 6 ist, wie schon aus Bamb.
z. 5 hervorgeht, eine corruptel aus Zaroastrc man kOnnte aller-
dings glauben — und Bamb. z. 6 f. predktus uero Nwm cum sedent
super unam ciuitatem de terra Asiae H pugnard tbi permssua de
sagitia mortuus est läszt das sehr verführerisch erscheinen — hier
liege nicht Justin (bzw. Trogus) zu gründe, sondern Orosios I 4.
allein das widerlegt sich durch die schildemng des Charakters der
spätem könige von Assyrien (Laur•^19f. Bamb. 17 f.) , die mit
Justinus (1 2, 1 1 f.) stimmt, bei Orosius aber fehlt die oben angeführte
notiz über den tod des Ninos aber kann allerdings ans Orosius ge-
schöpft sein, welchen Cassiodor der bequemliohkeit halber Öfters sn-
zog"; es i.«<t jedoch nicht unmöglich, dass sie, wie die angäbe des
Orosius selbst, direct aus Trogus geschOpft ist. *' von Ninoe kommt,
wie schon erwähnt, bei Jordanis nichts vor ; dass Cassiodor von ihm
*< yg\, Uiener 'aoeodotoo Holden' s. 72. ^* dass erst Jordanis
den Orosius togeiof^eo habe, ist eine unerwiesene bebaoptnng von Köpke
Meutsche forscbungen' s. 74. dass Cassiodor ihn kaoate, lehrea die
instii. rer. div. c. 17. " vgL 'die teztesqoellen des Jostiaas* s. IM f«
568 FRühl: ein anekdoton zur goihifichen urgeBcbicht«.
gehandelt, läszt sich, abgesehen von unsem anszttgen, nur aus Aethi-
cus s. 50 schlieszen. dafür fehlt in den auszttgen der zug des Veso-
sis gegen die Skythen, den Cassiodor nach Trogus erzählte (Jord.c. 6).
Der abschnitt der auszOge über Kyros dagegen findet sich auch
bei Jordanis (c. 10), dessen bericht auf Trogus zurückgeht, dasx anch
der mit Justin I 7 übereinstimmende bericht über die anftnge des
Kyros bei Cassiodor gestanden habe , läszt sich wol aus den werten
des Jordanis ao. qui (sc. Cyrus) elatus ex Asiae uidoriis schlieszen.
die phrase Laur. 27 Bamb. 23 tantatn pietatem Cyrus contra Asii-
agem habuit fehlt bei Justin, ist aber ganz in seinem Charakter, und
obwol sie natürlich stilistische zuthat des Cassiodor sein kann, so
so läszt sich doch auch die möglichkeit^ dasz sie aus Trogus entnom-
men sei, nicht bestreiten, bei der erzähl nng des feldzugs gegen
Tomyris finden wir wieder einige Zusätze zu Justinus (I 8). einmal
wird angegeben (Laur. 32. Bamb. 28), dasz Tomyris witwe ge-
wesen sei, was natürlich ein einfacher schlusz des Cassiodor seia
kann ; dann aber werden die gründe , weshalb Tomyris die Perssr
über den Araxes liesz , hier (Bamb. 30 ff.) weitläufiger angegebea
als bei Justinus. das wird aus Trogus stammen, wenngleich in star-
ker entstellung. nun sagt freilich Jordanis c. 10: qiuie cum ab
Araxe amne {ab raxem amnem cod. Pal., die beiden m von 2r band
getilgt) Cyri arcere potuisset acccssumy transitum (so cod. PaL) tamm
pennisit^ eligcns armis eum uincerCy quam locorum beneficio subwuh
uere; quod et factum est. das kann aber nicht aus Trogus sein: denn
bei Just. I 8, 2 legt sie dem fluszübergang kein hindemis in den weg
et sibi faciliorem pugnam intra regni stii terminos rata et hastüm
obiectu fluminis fugam difficiliorem. ebenso lockt sie ihn § 10 f. od
angustias und vernichtet ihn dann mit seinem beer ibi compasUism
moniibus insidüs, es liegt also hier eine aus patriotischer flUchtigkeit
hervorgegangene Verwirrung der worte des Trogus vor. diesen Wider-
spruch zwischen Justin und Jordanis hat Gutschmid bei seiner be-
handlung dieser stelle*^ übersehen; unsere auszüge lehren uns, daa
er erst dem Jordanis, nicht schon dem Cassiodor seinen Ursprung
verdankt, neu ist dann weiter Bamb. 33 f. Cyrus cum transissei^ mm
lange ab ipso flumine posuU castra sua. das scheint in der that W
Trogus gestanden zu haben, es läszt sich sehr gut in den satz Just I
8, 3 einfügen: cum aliquantisper in Scythiam processisset ^ eastra
metatus est. ob das ortatur Persas (Laur. 42) aus Trogus sei, deesea
stilistischer art es entsprechen würde, oder zusatz des Cassiodor,
läszt sich nicht ausmachen, möglicherweise stammt dann anch
Trogus der satz des Jordanis : ibique primum Gothorum gens
uidit toUoria. die Zahlenangaben in unsem auszügen, 330000
1^ 'über die fragmente des Pompejus Trog^ns' s. 107. der Wider-
spruch der beiden autoren liefet darin, dass bei Justinui Tomyris den
flnsKÜber^anfif ans stratef^ischen (gründen gestattet, bei Jordaniti weil
sie es für ritterlicher hält, Kyros in offener feldschlaeht aU dvok be*
nutznng günstiger terrainverhältnisso zu besiegen.
FRühl: ein anekdoton rar goihuidMii digatdiieble. 669
(Lanr. 50) oder, wol Terdorben, B08000 (Bamb. 46)t ttammen ge-
wis nicht aus Trogns, da Jottän an zwei stellen (1 8, 11. XXXVII 8, 9)
und Orosius II 7 nar Yon 200000 umgekommenen Penem reden,
sie werden von demselben antor herrObren, dem Cassiodor den bo»
riebt über die festsetznng der Gk>then in MOsien mid die grflndnag
von Tomi entnabm (Jord. e. 10. Aetb. s. 60, 3). in den aoszflgen
ist davon nichts ttbrig geblieben als regnum cum audarUaie Utmä
(Laar. 56. Bamb. 52). ^*
Die erzählnng von den Amazonen (Bamb. 54 ff. Lanr. 68 f.) ist
in beiden aaszflgen nicht gans wol erhalten and ohne weiteres T6r>
ständlich. Laar. 6 1 f. findet sieb die anklare stelle : fnod eormm uantt
cum uidissent tantum exciämm -quod tomm «M ^ershM^, oraia mk-
ffumf . das ist nar zu erUftren dnrch die annähme derselben qnelle
mit Jordanis, der e. 7 schreibt: ^iioe äadoA a ums fartUer restUe*
runi. ** nach den Worten des Jordanis c. 8 za nrteilen sme ut ^nt-
husdam placet hfttte Cassiodor Aber die Amazonen ansser Trogaa "
noch eine andere qaelle benatzt, and das wird dnrcb unsere anssttge
bestätigt, sie stimmen ja zum teil mit Jusi. 11 4 genau flberein ; in
der erzählung von den kämpfen der Amazonen mit Hercules aber
weichen sie beträchtlich von diesem ab, während sie trotz aller Ver-
wirrung, an welcher sie ihrem original gegwittber offenbar leiden, dodh
mit Jordanis durchaus nicht unvereinbar sind, seiner andern quelle,
aber wird Cassiodor gerade fttr diese partie deshalb gefidgt sein»
weil nach dieser die Amazonen mit hilfe der Skythen den Heroules
in die flucht jagten, nichts wie Trogus erzählte, von den Athenern
eine niederlage erlitten, aas dieser zweiten quelle stammen vermut*
lieh auch die Zahlenangaben, es* fragt sich nur noch : wie kommt es,
dasz die eine Amazonenkönigin bei Jordanis Marpesia^ in den aus-
zügen aber, wie bei Justinus, Märtesia heiszt? am wahrschein-
lichsten ist mir, dasz Martesiäy wie andere ähnliche corruptelen,
schon in den bss. des Trogus stand, während die zweite quelle rich-
tig Marpessa hatte, und dasz Cassiodor beide namen anführte, von
denen die auszUge Märtesia (gewis mit rfieksidit auf eine etymologie
von Mar8\ Jordanis Marpessa Obemahm. denn dasz Jordanis selbst
so und nicht Marpesia geschrieben habe, ist mir höchst wahrschein-
lich, bei Jord. c. 7 s. 36, 14 Closs hat der Palatinus von erster band
MARPESSA, erst die zweite band hat statt des zweiten S ein I ge-
setzt, es wird diese correctur ebenso gut eine interpolation sein
wie das marpesia z. 17 und s. 37, 2, hervorgerufen durch die Jfor«
pesia cautes s. 37^ 3. dasz die thatcn und Schicksale der Amazonen
im trojanischen kriege bei Trogus wie bei Cassiodor etwas ausführ-
licher gestanden haben als bei Justin und Jordanis (c 8 ae.), ist an
sich wahrscheinlich, und dasz Cassiodor hier aus Troges schöpfte, ist
>^ Tf^l. noch Gatscbmid ao. f. 800. ** ^gl. 'verbreitaiig des Josti-
DQS im inittelalter' s. 9. *' dass hier Tro|niSt Bleht Justinus, benotst
worden ist. hat Gutfchmid ao. s. 198 f^ erwiesen.
570 FRübl: ein anekdoton zur gothischen urgeftchichte.
leicht zu sehen, es werden also wol auch die angaben unserer ana-
züge aus Trogus stammen, was hier von dem tode der Pentheaileia
erzählt wird, ist aber natürlich verdreht; im original stand, sie sei
ab ÄcJiülis ßio Pyrrho getötet worden, eine Wendung der sage die
sich auch bei Dares c. 36 findet, die angäbe über die sahl der Ama-
zonen zur zeit Alexanders (Laur. 95. Bamb. 91) ist aus einem
Alexanderroman entnommen (vgl. Jul. Val. c. 25), dem wir untn
noch weiter begegnen werden, und eben daher stammt ohne zweiüsl
auch die Schilderung des äuszem der Amazonen (Lanr. 92 ff.
Bamb. 87 ff.), da dem campositae de uaria ueste der auszttge ein
dcOfiTac bi. (popoucm ävOivdc bei Pseudokallisthenes m 27 ent-
spricht, etwas räthsolhaft erscheint die notiz, die Amazonen hätten
bis zur zeit Caesars existiert (Laur. 98. Bamb. 92). denn Trogus
(Just. II 4, 32) wie Cassiodor (Jord. c. 8 ae.) scheinen berichtet in
haben, sie hätten nur bis zur zeit Alexanders bestanden, auch die
700 jähre ihrer herschaft (Laur. 92; die 70 jähre Bamb. 97 be-
ruhen gewis auf verderbter Überlieferung) führen, auch wenn man
sie vom trojanischen kriege an rechnet und die günstigste Chrono-
logie annimt, höchstens bis auf Alexander. "^ indessen ist sa bemer-
ken, dasz nicht nur aus Just. XLII 3, 7 geschlossen werden konnte,
noch zur zeit des Pompejus hätten Amazonen existiert, sondern daa
auch Trogus sicherlich wie Appian Mitbr. 103 und Plnt. Pomp. 35
erzählt haben wird , wie die Soldaten des Pompejus nnter den ver-
bündeten des Mitbradates Amazonen zu begegnen glaubten, dai
würde dann mit unsem auszügen leidlich übereinstimmen, und dk
Worte des Jordanis Jiae quoque Amazones scblieszen nicht aus, da«
Cassiodor auch einer andern Amazonencolonie gedacht habe, die sich
länger gehalten.
Der sich daran anschlieszende bericht über den zug des Dareioi
gegen die Skythen stimmt genau mit Justinus IX 5. es könnte hier
ein Widerspruch mit Jord. c. 10, dessen angaben aus Trogus geflosMS
sind, gefunden werden, wodurch sich dann erweisen Hesse, dass un-
sere auszüge lediglich aus Justin geschöpfk wären, also nicht aaf Gsi-
siodor zurückgehen könnten. Laur. 102. Bamb. 95 wird nemlich wie
bei Justin der verlust des Dareios auf 80000 mann angegeben, b«
Jordanis jedenfalls auf weniger, und zwar glaubt Qutschmid'*, beiJor
danis sei VII müia arfnatorum zu schreiben , da die zahlen 700000
für das ganze beer und 7000 für die gefallenen in einem bestimmten
Verhältnis zu einander ständen, allein die sache liegt sehr ein-
fach, bei Jordanis liest allerdings der Ambrosianus VII intUa, aber
• um • mf hat der Palatinus, odo müia der Bamb. die lesart unse-
rer auszüge ist also bei Jordanis herzustellen , die in den mir be*
^^ jedenfalls meinen die auszüge aber einen andern seitrmam ab
Jordanis c. 7, der mit seinem per centum paene annos bloss die seit der
herschaft der Amazonen über Klcinasien, bis cum tode der Peathesileia
bezeichnen will. vgl. Gutschmid jahrb. 1862 s. 142. i* 'über die fraff-
mente des Pompejus Trogus* s. 198.
FRfihl : ein anekdoton nur gothlaohen ugeMJudbte, 571
kannten hss. in zwei forUchreiteiideii stn&n der Terdarbnie Tor-
liegt. ob dann das folgende von Casriodor ans Trogos oder «ot
Orosius oder aus Justinus"^ entlehnt worden sei, listt aieh nitfht
feststellen, da gar nichts charakteristiachee enihlt wird. Jordanis
hat den Wirrwarr angerichtet, Xerxea einen tag gegen die Qothen
(d. h. Skythen) unternehmen zu lassen, unsere aossOge werfen da-
gegen den zug nach Marathon mit der heer&hrt des Xerxes soaaoi-
men, was Cassiodor gewis auch nicht gethan hat die gans iieaa
nachncht (Laur. 107 f. Bamb. 98 f.), Dareios habe in einer land-
schlacht bei Marathon zwei wunden erhalten und sei deshalb anf dia
schitfe geflohen, hat sich aus einem misTerstindnia von Joat II ll, 19
entwickelt, wo es heisst : Xerxea dMobitf mAieribttf (dh. niederlagen)
terrestfi prodio aoc^ßtis experin m^fis fiir^^ diaahldsr
toten, welche, die auszttge den Persem zuweisen, stimmt mit der
welche Justin U 9, 20 fttr die schlaoht von Marathon angibt non
bieten aber die auszflge (Laur. 108. Bamb. 96) die notcuriach oor-
rupte lesart Äsiam et Macedaniam^ welche auch bei Justin 11 6, 19
und bei Orosius U 8 aberliefert ist an und für sich liegt der sohluas
nahe, dasz Cassiodor hier dem Orosius folgte; aber gans aioher sind
wir nicht, dasz wir es nicht wieder mit einer oorruptel im teite des
Trogus zu thun haben, denn Trogus hat dieselben vorginge , dem
plane seines Werkes gemttss, weitlinflg im 7n buche bdisodelt (Just
VU 3), und die mGglichkeit ist nicht aoageeehloefleni dasz er im
zweiten buche nicht ausführlicher darftber war als Justinus, dh. sieh
mit fünf Worten begnügte; wer es liebt über unwiszbare dinge zu
speculieren, könnte dafür einen beweis in der sonderbaren con*
struetion finden, in der Justin seinen bericht über den ionischen anf*
bland angeschlossen hat, den Trogus gewis eingehend behandelte.*'
Wir kommen zu dem abschnitt über Caesar, dasz und warum
Cassiodor über diesen gehandelt habe, ist oben gezeigt worden, der
tezt der auszUge bietet nun , ebenso wie selbst Jordanis in seiner
kurzen notiz, eine auffallende tthnlichkeit mit Eutropius VI 17 dar.
diesem capitel soll zwar der seit lange herachenden meinung zufolge
der hauptsache nach aus Suetonlus geflossen sein**, allein das ist
eine ganz unhaltbare behauptung. Eutropius enthftlt nicht nur man*
ches was Sueton nicht bietet, sondern er drückt sich auch anders
** dasz Cnssiodor wahracheinlicb auch den Jastinoi gekannt hat, ist
Dsehfrewiesen von GuUchmid jabrb. 1862 s. 140 anm., Ton mir 'rtrbreltimg
des Justinus im mittelalter* s. 5. *' es unierliegt ja heute wol kdn—
Zweifel mehr, dasz sich Justinus ▼ielfach gans wörtlich an Trogos an-
(^eschloBsen hat und dasz wir stilistisch bei ihm iwei partlen su son-
dern hahen, die anverUnderten, wenn aueh TerkQrsten werte des Trogus
and die von Justin dazwischen des Zusammenhangs wegen eingescho*
benen sätze: vgl. Heeren 'de Trogi Pompeii fontibos et anotoritate' II
§ 30. Gutächmid ao. s. 194. Fischer 'de eloontione lostini' (Halle 1868)
B. 61 ff. '* so auch Pirogoff Me Eutropii brevlarii indole ac fontibos'
(Berlin 1873) s. 86 und etwas abweichend HDrojsen in den Mob. Germ.
bist. scr. ant. II s. 103.
572 FRühl: ein anekdoton zur gotbischen Urgeschichte.
aus, und zwar so dosz eine entlehnung aus Suoton geradezu ausge-
schlossen ist {apud Äniernos Eutr. VI 17, 3, ad Gergauiam Suet.
lul, 25). die ähnlichkeiten zwischen beiden Schriftstellern sind
also anders zu erklären, mit der Cassiodorischen Überlieferung aber
stimmen folgende stellen : Eutropius VI 17 Britannis mox bdlum
intidit, quih4S ante eum ne ncmen quidem Romanorum cognUum
erat, eos quoque uictos oh^idibt^s acceptis stipendiarios fecit, Rufus
Festus c. 6 in Britanniam transiuit^ decimo anno Oäüias et Bri-
tannias (ributarias fecit. Jordonis c. 1 1 adeo ut extra nostrum orbem
in Oceani sinu repositas insulas ocaiparety et qui nee nomen Ropta-
norum audiiu quidem nouerant^ eos Romanis tributari4>3 faeerel,
Laur. 117 f. deinde in Brittania bellum intulit qui et ipsis Brettis
uictis stipendiariis fecit. Bamb. 106 f. deinde pugnauit in Britannia
et Brittones pensionarios fecit. was Laur. 116 f. Bamb. 105 f. von
den uectigalia oder dem census erzählt wird, den Caesar den Ger-
manen auferlegt haben soll, bezieht sich natürlich auf die Gallier
(GaMiae autem tributi nomine annuum imperauU sestertium qua-
dringenties Eutr. VI 17, 3). bemerkenswert ist übrigens, dasz Jor-
danis (sicherlich nach Cassiodor) in cap. 2, wo er Britanniens
ausführlich gedenkt, sich des ausdrucks bedient: quam diu alqui'
dem armis inaccessam Rotnanis lulius Caesar proelOs ad gloriam
tan tum quaesitis aperuit, das ist eine nachahmung von Just.
11,7 contefttique uictoria non imperium sibi^ sed populis suis
gloriam qtia^ebant und II 3, 7 nihil uictores praeter gloriam con-
cupiscunt. da auch alles in den auszügen folgende im ganzen mit
Eutrop wol übereinstimmt, so wird anzunehmen sein, dasz auch für
diese partie Cassiodor und Eutrop eine gemeinsame quelle , nemlich
einen auszug aus Livius vor sich hatten, die verwirrte stelle Laur.
112 fif. Bamb. 102 ff. über Caesars kämpf mit den Germanen wird
in ihrer ursprünglichen fassung eben daher stammen; gemeint ist
der krieg mit Ariovistus, wie sich aus dem satz qui usque ad Om-
stantU) Augusto ntdlumque bcUum aduersus Romanos gerere pot%urwU
ergibt. Cassiodor erwähnt in der chronik zum j. 357 die niederlage
der Alemannen bei Argentoratum , und der Vereinigung der Ale*
mannen und Sueben gedenkt Jordanis c. 55. der heitere unsinn über
Caesars ende, den Laur. 124 f. darbietet, rührt, wie die vergleiebmig
mit Bamb. 113 ff. lehrt, von dem Verfasser dieses auszugs her; doch
ist daraus immerhin zu entnehmen, dasz Cassiodor auch von Caesan
planen gegen die Parther geredet haben musz. aus den Wortes
des Jordanis c. 1 1 Gothos tarnen crebro pertentans nequiuU suMaere
darf man vielleicht sogar schlieszen, dasz er auch von dem unglück-
lichen feldzug des Crassus erzählt habe (auf die Geten beziät die
werte Gutschmid jahrb. 1862 s. 144). aus welchem Zusammen-
hang das länder Verzeichnis Laur. 122 f. Bamb. 111 f. entnommen
ist, weisz ich nicht anzugeben, die paar notizen über Augustaa end-
lich sind wieder aus der Livianischen epitome entnommen (fgL
Eutr. VII 10, 1). die zahl 40 für die regierung^'ahre des OeiiTian
FRühl: ein anekdoton nur gothischen mgetchieMa. 67S
(Laur. 129) ist nicht etwa verdorben y sondern die jähre eind von
der annähme des titeis Aogastas «n gereohnet.
Wir kommen an die exardia Sq^tharum. hier werden Skythen
und Parther zusammengeworfen, und schliesslioh wird nodi Gog and
Magog hineingezogen, die erstere, hiBtorische pariie etunmt der
hauptsache nach aus Trogns. hier iet der bertthmte abeehaitt im
zweiten buche des Justin über die Bitten der Skythen einÜMsh Aber»
nommcn worden, und daran schliesxt eich einielnes» wae die grMe
fthnlicbkeit mit dem auf webt, was Jnstinna XLI 2 von denPartbem
erzählt, denn die stelle Lanr. 157 f. (Bamb. 145) peiwJEMariMiavera
ad pradiandufn per aequis ueHodsskm kann aich nnr anf die Ftariher
beziehen, und das folgende tcH Imrietdo corpore^ emra ferro ie^^^ tu
capite gcUeas aureas uitfU ist eine snm teil erweiterte aaafUinuig
dessen was Justin XLII 2, 10 sagt: mimtmefi^iifii fpm eqmaque
loricae pHumatae sunt, guae uirumque feto corpore iegwü. awri
argentique nuüus nisi in armia uauS' es ist uns also hier ein nenes
fragment des Trogus erhalten, dass Cassiodor Aber die Partber ge-
handelt hat und dabei dem Trogns gefolgt ist, ist ans Jord. o. 6
bekannt, und die wendung ao. unde eUam ho^ Ikiffua ScgOdea
fugaceSy quod est Parthij dicitniur stimmt mit Jnst XU 1, 1 f. Air-
ihi . . Scytharum exyks fuere. hoc eUam ipeorum uocähdo mumir
festatur: nam Scythico sermone eaoUles pariki dieuntur.^ Jordaois
überträgt allerdings nachher (c. 10) den namen der Parther anf dlis
Peräcr; das ist jedoch eine confusion, an der er selbst allein sdiuld
ist, hervorgerufen durch die zu seiner zeit nicht gans nngewOhnliche
archaistische bezeichnung der Neuperser ab ParUier. neben Trogns
hat aber Cassiodor für die Parther noch eine zweite quelle benutzt :
denn die zweite etjmologie für den namen bei Jord. c. 6 if^ dice-
rentur Parihi, quia suos refugere patentes stammt ganz gewb
nicht aus Trogus. diese zweite quelle war Dion, und auch von
ihr bat sich in unsem auszügen eine spur erhalten. Bamb. 124 f.
beiszt es : et dicunt quidam tä aliquando fuisset gens sapiens ei man"
sxicta. damit vergleiche man dann Jord. c. 5. s. 31, 2 ff. (Closs) nee
dcfuerunt qui eos sapientiam erudirent, unde ä paene ommbus bar-
baris Gothi sapientiores semper exiiterunt Graedsque paene con-
simileSj ut refert Dio, qui historias eorum annaiesque Graeeo stäo
composuit. mit diesen beiden historbchen quellen bt dann schliess-
lich noch ein Alexanderroman verbunden worden, ans diesem
scheint entnommen was von dem metallreichtnm des landes berich-
tet wird und die ganze partie über Oog und Magog. diese unreinen
Völker, welche von Alexander durch die kaspiscben pforten abge-
schlossen werden, kommen bereits in sehr frühen fassnngen der
Alexanderhage vor; auch die menschenfresser und bluttrinker Bamb.
132 f. und bei Aethicus stammen aus dieser quelle.*^ es verdient
'' verkannt von Sybel 'de fontibuf libri lordanb de origine aota-
que Gctarum* t. 16. ** vgl Zacher Pseudokallistbcnes ■. 17 166 £.2.
Psea lokalltsthenes s. 139 Müller.
574 FRühl : ein anekdoton tut gothiscben Urgeschichte.
übrigens hervorgehoben zu werden, dasz auch Jordanis c. 7 Alezan-
der als den errichter der Pylae Caspiae nennt.
Es bleibt noch ttbrig , die erzählnng von Alexander selbst zu
betrachten, auch hier liegen zwei quellen vor, und zwar Trogus nnd
ein Alexanderroman, dasz nicht blosz der letztere benutzt worden
sei, läszt sich aus Laur. 168 über Albanien und die Amasonen
schlieszen, eine stelle die mit Just. XLII 3, 7 übereinstimmt, als
richtige zahl der in den beiden treffen von Issos und Gaugamela ge
fallenen Perser ist natürlich mit Laur. 166 trecenia müia festzu-
halten. Justin hat darüber überhaupt keine Zahlenangabe , sie wird
aber dessenungeachtet aus Trogus stammen : denn ofifenbar hat die*
selbe zahl bei Ampelius 15, 2 gestanden, wo die abschrift des Divio-
nensis triginta bietet, dasz für die Amazonen nicht bloss Trogus
benutzt worden ist, haben wir oben gesehen, die durch misverständ-
nis der abschreiber verdorbene stelle Laur. 173 f. Bamb. 152 f. sollte
ursprünglich ohne zweifei die grenzen des reichs Alexanders angeben.
merkwürdig ist die angäbe über den vater der Boxane Laur. 175.
Bamb. 155. die ursprüngliche namensform ist unzweifelhaft Zor^
astres. aus welcher quelle dieser name stammt, ist mir unbekannt
ein Alexanderroman wird es schwerlich sein : denn die machen sonst
Boxane zu einer tochter des Dareios. nun ist auffallend, dasz Diodor
II 6, 1 den bei Just. I 1 nach Ktesias Zoroastres genannten kOnig
von Baktrien Oxyartes nennt '^ und zwar, wie Jacob j hat nachweisen
wollen, nach Kleitarchos. wie ihn Trogus genannt hat, wissen wir
nicht: denn Justin hat die vermtthlung Alexanders mit Roxane mit
nur zu oft wiederkehrender Tüchtigkeit übergangen, dasz derselbe
mann später bei Just. XIII 4, 21 als Oxyartes auftritt (exthardms oder
ähnlich die hss. des Justin, oxyarches der Laur. des Orosiusj, beweist
gar nichts: denn Trogus folgte im 13n buch einer andern quelle
als im zwölften, aus unsem excerpten dürfen wir daher vielleicht
schlieszen, dasz ihn Trogus Zoroastres genannt habe und dasz hier
zwei verschiedene griechische Umformungen desselben orientalischen
namens vorliegen, sollte dagegen eingewendet werden, Trogus müsse
dieselbe namensform geboten haben wie Kleitarchos, so ist dannf
zu erwidern , einmal dasz Jacobys beweisfUhrung nichts weniger als
zwingend ist, dann dasz bis jetzt zwar vielfach behauptet, aber nodi
nie bewiesen worden ist , dasz Trogus in der geschichte Alezanden
dem Kleitarchos folge, und dasz vor allem der beweis noch erbraclit
werden soll, dasz Trogus (oder Timagenes?) hier nur eine einiige
quelle benutzt habe, indessen über die annähme einer mOglichkrit
möchte ich auf so schwankendem boden nicht hinausgehen. "
*> denn diese form wird wol herzustellen sein. vgl. Jacoby im rhela.
mus. XXX 581 ff. die hss. führen auf *OEaöpTYic. ** Brm 'de noni-
nibns Persicis apud scriptores Graecos' (Paris 1863) hat den namm
Oxyartes übergangen, die ausetnandersetznng von Spiegel 'eranisebe
altertuniskunde' I s. 676 f. bekenne ich ebenso wenig sa veriteben wie
Jacoby.
FRühl: ein aaekdoton iiir gotUtdMii ugMobuU«. 575
Weiter ist ans dem romaa die enlhliiiig Ton der kdnigsbinff
in Susa.'^ aber woher stammt die angebe, Alexander habe swei
töcbter des Dareios geheiratet (Lear. 188. Bamb. 160)? ana dem
roman ist das nicht und auch nicht ana Trogna: denn Jnatin Zu
10, 9 sagt blosz: ßMm pod Aoec Dorei re§i$ Statwmm im imiM-
numium recepU. sollte hier nicht doch Trogoa in gninde liegen nnd
Cassiodor nur seine erzfthlnng verwirrt haben? ea wiren iwei Ter»
schiedene möglicbkeiten dafür denkbar: gleidneitig TermiUte aiflh
Hepbaistion mit Drypetis, einer andern toohter dea Dareioa (Arriaa
VII 4), und nahm iJezander selbst naoh Ariatobnloe (bei Aitian ao.)
noch eine tochter des Ochoe znr fran. die ▼ergiffamg Alexanden
wird bei Pseudokallisthenes nnd Trogus auf dieeelbe weise enllilt,
die queUe ist daher nicht anixnmaohen. dagegen geht dae fdlgende
sicherlich auf den roman snrtlck, da Trogna Ton einer von Alexan-
der vorgenommenen reichsteilnng nnxweiftlhaft nicht geredet hat.
dagegen wird aus Trogus sein, daas Alexander in Aegypten begraben
aein wollte (vgl. Just. Xu 16, 7 od poBtremmm earpiu rnrnnm m
Ammonis templum condi iubet) , nnd eben daher stammt aicherlioh
die angäbe , dasz Arridaios mit der flberfUumng dea leichnama be-
traut wurde (vgl. Just. XIII 4, 6). die kosten fOr daagrabmal sdiei-
nen, wenn die zahl nicht verdorben ist, anf eine von der gewöhn-
lichen verschiedene version der Alexanderaage xnrttckxngehen:denn
während unsere auszüge (Lanr. 189. Bamb. 165) hnndert talente an-
geben, spricht Pseudokallisthenes s. 148^ (MOller) von zweihundert
talenten. dasz Cassiodor von dem tode Alexanders in derselben weise
gebandelt hat wie unsere auszttge, zeigt die folgende stelle des Jor-
danis (c. 10) : quem ddum past longum iempus remimsems egregms
Gothorum dudor Sithalcus (so cod. Pal.) CL uirorum müilms oofi-
gregatis Atheniensihus intulU hdlum aduersus Perdiecam Maeedamae
regem y quem Alexander apud BabyUmiam ministri insidUa pcians
inieriium Aiheniensium princ^MUui heredUario hure reUguerai mm^
cessorem, magno prodio cum hoc inito Oothi superitfres inuefUi sumi^
et sie pro iniuria, quam iUi in Moesia duäum feemetUy isH in Orae-
dam discurrentes cunäam Macedoniam uastauere. ana den Worten
hereditario iure rdiquerat successorem darf man wol schlieszen, daas
auch Cassiodor von einem testament Alexanders erzlhlt habe, im
übrigen ist dieser 'rattenkönig von misverstSndnissen' von Ont-
bchmid ^ttber die fragmente des Pompejns Trogna' s. 200 f. im
wesentlichen genügend entwirrt worden, nur scheint mir Ontadunid
nicht ausreichend erklärt zu haben, wie Jordania daan kam, den xng
des Sitalkes nach Alezanders tode anzusetzen nnd den PerdiUcas
gerade als beberscher der Athener zu bezeichnen, es sind hier offen*
bar zwei dinge zusammengeworfen, der krieg des Sitalkes gegen Per-
dikkas II und der krieg des Seuthes gegen die Makedonier zur zeit
des lamischen krieges. ob die jetzige Verwirrung, wenigstens in ihrem
^ Tgl. Zacher ao. s. 171.
576 Preisaufgabe.
ganzen umfange, bereits von Cassiodor verächuldet ist oder Jorda-
nis zur last fällt, Ifiszt sich nicht mehr ermitteln.
Somit haben denn diese barbarischen bruchstficke immerhin
einigen gewinn ergeben, und wenn sie gleich nicht gestatten die
gothische Urgeschichte des Cassiodor zu reconstruieren^ so zeigen sie
doch, wie ganz anders sie sich bei ihm ausgenommen haben mosz
als bei Jordanis. hier mag nur noch darauf hingewiesen werden,
dasz sie beweisen, wie Cassiodor noch von der geschmacklosigkeit
frei war, die Völker der vorzeit, die er für verwandte der Gothen
hielt, Gothi oder Getae zu nennen, was man bisher angenommen
hatte. ' - es ist das vielmehr erst von Jordanis geschehen, auch die
zahl der bruchstücke des Trogus haben wir um einige vermehren
können, und auf spuren einer bisher unbekannten Version der
Alexandersage sind wir gestoszen. auch für die kritik des Justimu
sind die auszüge nicht ganz ohne bedeutung, und sie werden dafür
an ihrem ort verwertet werden, einstweilen möge der binweis da-
rauf genügen, dasz sie im wesentlichen den vorzug der italiänischen
Überlieferung bestätigen.
'- CasRcI ma^^yariache altertümer s. 304 f.
Königsberg. Franz Rühl.
78.
PREISAÜFGABE.
Für die Lamey-preis-stiftnng au der Universität Straszburg ist aa
In mal 1880 die folgende preibaufgabe gestellt worden: geicbiehte
der stiidtebaukunst bei den Griiciien.
Zu verwerten sind nicht blosz di6 antiken litterarischen und epi-
graphischen Zeugnisse, sondern auch die crgebnisse von ausgrabungw
und Untersuchungen an ort und stelle.
Diejenigen teile der Untersuchung, welche bereits genügend er-
forscht und erörtert zu sein scheinen, können unter hinweis auf die
bezüglichen arbeiten von der durstellung ausgeschlossen oder kfirwr
behandelt werden.
Bei der darstcUung ist darauf zu achten, dasz sie nicht einen am-
schlicszlich gelehrten charakter trage, sondern wenigstens die haapt-
rcsultate in einer allgemein faszlichen und lesbaren form ▼orgetragea
werden.
Der preis betrügt 2400 mark.
Die arbeiten müssen vor dem In Januar 1884 eingeliefert seiB.
die Verteilung des prcises findet statt am In mal 1885. die bewerboBf
um den preis steht jedem offen, ohne riicksicht auf alter oder natio-
nalität. die einreichuug der concurrenzarbeiten erfolgt an den seBati-
secretür. die concurrenzarbeiten sind mit einem motte zu ▼ertehea,
der nanie des Verfassers darf nicht ersichtlich sein, neben der arbeit
ist ein verschlossenes couvert einzureichen, welches den namen und
die adresse des Verfassers enthält und mit dem motto der arbeit ftntier
lieh gekennzeichnet ist. die versäumung dieser Vorschriften hat den
ausschlusz der arbeit von der concurrenz zur folge, geöffnet wild aar
das couvert des verfasse» der gckrünten Schrift, eine zurückgäbe der
nicht gekrönten oder we{;en formfehler von der concurrenz aosfe-
schlossencn arbeiten Hudet nicht statt, die concurrenzarbeiten könnca
in deutscher, franzö^ischer oder lateinischer spräche abgefasit sein.
ERSTE ABTEILUNG
FÜR CLASSISCHE PHILOLOGIE
HERAUSQEQEBEK VON ALFRED FlECKKIBEV.
79-
ÜBER GEMÄLDE ALS TEMPEtSCHXüCK.
zu VERGILIUS AEHEU I
Die beschreibang der bildwerke am tempel ehr Jnao in Kar-
liago im ersten buch der Aeneia v. 466 ff. iat aeit Ribbadc Teradiie-
lentlicb gegenständ kritiacber controveraea gewaaen. nicht nindar
irichtig jedoch als die kritische frage nach dar richtigen aafeinaadar-
'olge der einzelnen Terse scheint mir die ezagatiaehe, wie man aidi
lenn das ganze überhaupt Torzostellen habe, eine firage die hSnfig
)erübrt und verschieden beantwortet worden ist. nnd dieea frage
ist keineswegs müszig: von einem dichter wie Yergilina, der jede
seile seines werkes auf sorgsamster Oberlegung nnd mflhaamaten
itndien aufbaut, kann man in der that erwarten, ja man wflrde einen
fehler begehen, wenn man es nicht erwartete, daat er aich im geiat
sin ganz klares und genaues bild von den bildwerken gemacht habe,
iie er beschreibt, dies zeigt auch seine beschreibang des Schildes im
ichten buch, wenn man sie mit der Homerischen vergleicht: allea iat
dar gedacht und dargestellt, alles ist, ao wie ea bMchrieben, auch
larsteilbar : jede einzelne person des bildee steht vor nnaem aogen.
n schreiendem contrast zu dieser anachaulichkeit nnd genaoigkeit
>tehen nur die letzten bilder des Schildes , welche die geschichte des
A^ugustus bebandeln : hier kam ea dem dicJiter flreilich nicht miekt auf
loa bild an , sondern auf den gegenständ desselben, nnd er benntste
jie gelegenbeit dem herscher seine hnldignng danabringen in ana-
^bigster weise, so viel aber geht ans der ganien beschreibang aowol
ienes Schildes als des Junotempels in Karthago und noch ana man*
^hen andern stellen seiner dichtungen hervor, dasa, man mag über
las tiefere kunstverstftndnis und kanatgefühl der Bömer im allge-
meinen und des Vergiliua im beaondem denken wie man will, grflnd-
liehe kunst k e n n t n i s dem dichter nicht abgesprochen werden kann^
3er vermutlich mit derselben sorgsamkeit altrOmiache nnd groai-
JahrbOcher Tür clMt.philol. 1880 hfl. 8. S8
578 EZacher: über gemülde als tempelschmuck.
griechische kunst studiert haben wird , mit der er sich in römische
geschichte und altertUmer hineinarbeitete.
Diese Vorbemerkung war nötig um die berechtigang dei- nach-
folgenden Untersuchung zu erweisen, dieselbe ist zwar zunächst nnr
negativer und epikritischer natur. Weidner hat nemlich die he-
hauptung aufgestellt, Vcrg. habe sich die scenen aus der belagemng
Trojas als eine anzahl von statuengruppen im giebelfeld des
tempels gedacht, und gibt auch genau an, wie die verschiedenen
gruppen in dem giebel verteilt seien, diese behauptung scheint viel-
fach anklang gefunden zu haben, so bei Ladewig, der jedoch von
einem doppelten giebclfeldc spricht, und ganz neuerdings beiKvicala
(Vergilstudien , Prag 1878, s. 133), der darüber sagt: 'auch ist es
in hohem grade wahrscheinlich , dasz wir uns die vom dichter er^
wähnte bilderreihe als auf einem giebelfeld be6ndlich und in zwei
teile zerfallend vorzustellen haben ' , und der auch seinerseits eine
von Weidner abweichende anordnung der gruppen im giebel vor-
schlägt.
Dieser erfolg, den Weidners flüchtig hingeworfene idee gehabt
hat, ist ein trauriger beweis für die verderblichen folgen der in
neuerer zeit immer crasser auftretenden arbeitsteilong in der philo-
logie, speciell der trennung von philologie und archäologie. deu
dasz jene von Vcrg. beschriebenen bildlichen darstellungen auf tineiB
oder auch auf zwei giebelfeldern hätten platz finden können, ja daai
überhaupt ein Grieche oder Bömer sie sich auf einem giebelfeld hitto
dargestellt denken können , musz jedem als eine bare unmöglidikeit
erscheinen, der mit der alten kunst auch nur einigermaszen be-
kannt ist.
Durch die ganz eigentümliche natur gerade dieser bildlich ani-
zuschmückenden stelle des gebäudes, durch die kräftige und ent-
schiedene abgrenzung von allen andern teilen , durch die eigentttan-
liche , nach der mitte sich concen trierende form des giebelfeldes iik
mit zwingender notwendigkeit für den ausschmückenden ktlnstkr
das gesetz gegeben, dasz nur eine handlung, nur 6ine auf 6inen md
denselben gegenständ sich beziehende gruppe diesen räum einnehmen
dürfe , und nur so dasz in der mitte die eigentliche hauptbandlug
stattfinde, die hauptpcrsonen platz haben, während nach den flflgela
hin die erregung mehr und mehr verklingt, die personen in immer
gleichgültigerem Verhältnis zur mittelgruppe stehen, cur mittel-
gruppe: denn das ganze darf wol in einzelne gruppen zerfallen,
aber doch nur so dasz alle zusammen nur einen und denselben m<H
ment üiner und derselben handlung ausdrücken, dies gesetz ist lehon
vor geraumer zeit ausgesprochen und scharf formuliert worden Ton
keinem geringem als Weicker, in der einleitung zu der abh« Aber
die giebelgruppen (alte denkmälerls.22). und die richtigkeit dieses
gesetzes wird eben dadurch bewiesen , dasz er zur aufstellong des-
selben auf einem ganz andern wege gelangt ist, nicht wie wir anf
dem deductiven , sondern auf dem inductiven. das ist jn eben dift
KZacher: Aber gemftlde all tempelMlininelL 579
grosze der griechischen konst, dass noh in ihr das sweckgemitie
und das sinnenreizende zu einer onaofUslichen einheit Termihlt, daas
schön nur ist was auch der zwedddee des ganzen entspricht, so fin-
den wir, wenn wir die giebelgruppen, die ans durch ein gütiges ge-
schick erhalten sind oder von denen wir durch notizen ans dem
altertum kenntnis haben, Oberblicken (flbersichtlicfasusammeingestellt
von Stark 'Niobe und die Niofaiden' s. 314 fil, ausführlich b^andelt
von Welcker ao.)^ jenes gesetz in der that auch durcbgftngig von der
griechischen kunst befolgt (und mit einiger modification folgen ihnen
darin auch die Römer), einige fHUe, in denen es seheinen kOnnte
als ob mehr als 6ine handlung auf einem giebelfelde dargestellt wftre,
sind von Welcker richtig gestellt worden, wie die darttellungen am
Apollontempel zu Delphoi AD. I 151 ff», und am Heraion beiArgoa
8. 191 ff. nur 6in tempel verleugnet jene kunstnorm, das Herakleion
in Theben, wenn anders die nadiricht des Pausaaias suverlftssig und
richtig überliefert ist: IX 11, 6 6f)ßaioic bi T& £v Toic dCTOtc
TTpaEiT^Xiic £iToiiic€ xä iroXXä Tuiv buib€ica icaXou^uiv fidXuiv*
Kai ccptci Tä ic rdc öpvtOac dvb€i rdc inX CTUMqyi/iXip, koX die
ix&Qf]Q^v *Hpon(Xf)c Tf|v "HXclav x^P<^' ^evtI toutuiv bk f| irpöc
'AvraTov TidXii TreirofiiTat. aber audi wenn diese Überlieferung rich-
tig ist und die bildwerke des Praiiteles nicht vielmehr auf den
metopen sich befanden, wofür sie in hohem grade geeignet gewesen
sein würden, so liegt doch hier die saohe anders als bei den Yerg.
darstellungen. allerdings würden es elf gruppen gewesen sein in
^nem giebel (Welcker s. 207) , und es mag den feinsinnigen Praxi-
teles Überwindung genug gekostet haben, in dieser beziehung sich
dem willen der boiotischen auftraggeber zu fügen (denn anders liesze
sich ein derartiges werk von einem solchen meister nicht erklftren);
aber immerbin sind diese darstellungen erstens mehr symbolischer
natur , und zweitens, was ganz besonders ins gewicht fWt, jede von
ihnen erfordert nur etwa zwei figuren.
Die scenen aus dem troischen kriege dagegen, die Verg. am
Juno tempel dargestellt sein läszt, und es sind ihrer %dit, erfordern
jede weit mehr figuren ; einige sogar sind nicht denkbar ohne eine
ganze reihe von personen. gehen wir die Schilderung durch :
V. 460 namque videbat fdi heüantes Fergama drcum
hac fuger ent Grai^ premeret Traiana hwetUus;
hac Phryges, instaret cwrsu arisiatus AMües.
aUo zwei correspondierende schlachtdarstellungen, von denen jede
einzeln mindestens ein ganzes giebelfeld einnehmen mttste. Weidner
verweist sie in die beiden winkel des tjmpanon, Kvicala alle beide
in den linken winkel. man bedenke dasz in der mitte noch sechs
gruppen stehen sollen, und mache sich dann eine Vorstellung von
den schlachtbildem in der ecke, im spitzen winkel, wo an den er-
haltenen giebelgruppen nur ein lagernder fluszgott oder ein leichnam,
allenfalls ein gebückt stehender bogenschtttz oder sklav oder eine
vor schreck zu boden gesunkene Sklavin platz findet eine gruppe
580 KZacher: über gemalde als tempeUchmuck,
wie sie Alkamenes in dem Kentauren , der im begriff eine ji
davonzufahren von einem Lapiihen, durchbohrt wird, meiBterbaft in
den ihm zu geböte stehenden räum des westgiebels am Zenstempel
zu Olympia componiert hat, könnte doch immer noch nicht genügen
zur darstellung der flucht der Griechen oder des anstürmens von
Achilleus. man mag der andeutenden weise der griechischen konst
noch so viel zu gute halten: die worte Verg. deuten entschieden auf
eine ganze anzahl lebhaftest bewegter pereonen. schon diese beiden
gruppen also entziehen sich der einordnung in einen giebel mit har^
nSckigkeit.
n£C procul hinc Rhesi niveis tentoria vdis
agnoscit lacrimalis^ %>rimo quae prodita somno
Tydides muUa vastdbat caede cruenhis^
ardentcsque avcrtit equos in castra^ prhis quam
pabula gxistassent Troiae Xanthumque bihissent.
für diese gruppe sind zum mindesten nötig ^ine person, die da
Diomedes, und zwei rosse; wahrscheinlich hat sich der dichter aber
dazu noch darstellung von zelten und hingestreckten leichnamen ge-
dacht, wie man es auf einem vasenbild sieht bei Overbeck 'bildwerfce
zum thebapischcn und troischen heldenkreis* tf. XVII 5.
parte alia fugiens amissis TroüiM armis
infdix puer atque inpar congresstis ÄchHUi:
fcrtur equis currwiue hacret resupinus tiuinj,
lora tencns tarnen; huic cervixque camaegue trahuntur
per tcrram^ et versa pulvis itiscribitur hasta.
auch dies eine kleine, aber langhingestreckte gruppe : für ein giebel-
feld gänzlich ungeeignet, der gegenständ ist von der kunst hinig
behandelt, vgl. Overbeck ao. s. 344 ff.
interca ad templum non aequae Paüadis ihant
crinibus Iliades passis peplumqu^ ferebant^
suppiliciicr tristes et tunsae pedora palmis:
diva solo fixes oculos aversa tenebat.
eine processionsdarstellung die ohne eine ganze anzahl yon figona
gar nicht denkbar ist. man wird lebhaft an den Parthenonfriei er-
innert, für ein giebelfeld ist die gruppe absolut unpassend.
ter circa llia<x>8 raptaverat lledora muros
exanimumque auro corpus vcndcbat Ackiües.
tum vcro ingcntem gemitum dat pcctore ah tmo,
ut spdiay ut currus^ utque ipsum corpus amid
icndcntemque manus Priamum conspexit inermis,
Hektors lösung ist ein auszerordentlich hftufig von der bildenden
kunst behandelter gegenständ, vgl. Overbeck ao. 8. 468 ff.« fast stets
figurenreiche gruppen. zu Achilleus, Priamos, Hektors iMcbnam
pflegt noch hinzuzukommen Hermes, ein gaben tragender begleite
des Priamos und gewöhnlich noch einige andere fignren. da Veig.
die aufwägung des leichnams durch gold daigesteUt sein llstt, N
musz sein fingiertes bild auch die wage und die abwSgang beaorgaBds
EZacher: über gemftlde als tempekohmiick. 681
männer enthalten, wie wir sie bei Orerbeck ao. tf. XX 4 (hier auch
die spolien und der wagen an dem Hektar geschleift worden ist) und
12 sehen, ygl. text s. 473. 479.
se quoque prindpibus permkUum agnovü ÄdUvis
Eoasqae acies et mgri Memnonis tttrma.
wenn ich auch auf den ansdrack ades kein gewicht legen will, so
ergibt sich doch ans den werten se quoque prineipihuB per*
mixtum Ächivis^ dasz der dichter sich nnter dieser gmppe eine
figurenreiche schlachtdarstellong vorgestellt hat das gleiche gilt
endlich anch von der letzten gmppe:
ducU Amazonidum hmoHs affminapeUis
Penihesüea furens mediisque inmilibus ardäj
aurea eubnectens exsertae cimgula mammae^
hellatrix^ audetque viris conemrrere virgo.
£s ergibt sich wie mir scheint aas dem flüchtigen überblicki
dem wir so eben die Verg. schilderong untersagen haben, mit evi-
denz,* dasz die von ihm beschriebenen gruppen auch bei grOster be-
schrftnkung doch eine solche menge von Agaren erfordern würden,
dasz es absolut unmöglich wäre, diese alle in einem giebelfelde
unterzubringen, denn in einem so eigentümlich geformten räum
Iftszt sich der natur der sache nach nur eine besehrinkte aniahl
gleichgroszer menschlicher Agaren anbringen, daher rarüert die
zahl der figuren- an griechischen tempelgiebeln zwischen 12 und 20:
die Vergilischen gruppen würden kaum durch 49 personen ausgefüllt
werden können.
Der hauptgrund jedoch , warum die von Verg. beschriebenen
bild werke nicht in einem giebelfelde vereinigt gedacht sein können,
bleibt die ästhetische Unmöglichkeit, eine menge so ganz von ein-
ander verschiedener und , wie wir gesehen haben , auch in der aus-
dehnung verschiedener darstellungen in einem räume zu vereinigen,
der seiner natur nach nur ftlr eine einzige und einheitliche darstel-
long passt und der regel nach auch facüsch nur zur aufnähme einer
solchen verwendet worden ist
Und warum musz es denn auch gerade ein giebelfeld sein, das
Verg. beschreibt? ist doch keiner der früheren erklärer auf diese
idee gekommen, aber freilich in unserem Jahrhundert ist durch die
entdeckung gerade von plastischen werken aus giebelgruppen, durch
die entdeckung der giebelgruppen von Aigina, Athen und gani
neuerdings von Olympia ein so gewaltiger fortschritt in der kennt-
nis und schfttzung antiker kunst gemacht worden, dass für uns jetzt
die giebelgruppen geradezu im mittelpunct des interesses stehen,
dasz sie für uns die gegenstftnde höchster bewunderung sind, dass
sie uns zu den eminentesten leistungen der alten kunst und zu den
bedeutendsten schmuck werken der tempel zu gehören scheinen, dar-
aus folgt aber nicht dasz sie dies auch für die alten, oder dass sie es
582 EZacher: über gemäldc als tempelachmuck.
zu jeder zeit gewesen seien, vor allem müssen wir uns hüten sie ftr
den vornehmsten, noch mehr, sie ftlr den in die äugen fallendsten
und verständlichsten schmuck der tempel zu halten, und endlich
müssen wir uns vergegenwärtigen, dasz eigentlich doch nur ver-
hältnismäszig selten das gicbelfeld eines tempels mit sculpturen ge-
schmückt wurde, viel seltener als man jetzt wol im allgemeinen
glaubt , und in römischen landen noch weit seltener als in griechi-
schen, so selten dasz man früher den Bomcm diese art plastischer
Zierde ganz absprechen zu müssen geglaubt hat. mustern wir das
Verzeichnis das Stark ao. gegeben hat, so finden wir von griechi-
schen tempcln oder tempelähnlichen gebäuden mit giebelgruppen
(von solchen , die nur omamental mit thieren oder phantastischen
gebilden geschmückt sind, natürlich abgesehen) nur 21 (n. 1 — 21),
dazu die giebelfclder von Norchia in Etrurien n. 25. 26. die aof-
zählung von Stark ist noch zu ergänzen durch den ApoUontempel za
Aigeira Paus. VII 2G, G (fcTi kqi 'AttöXXujvoc kpöv ic xd ^i&icra
dpxaiov, t6 T€ kpöv aiiö kqi öttöcq iv toTc dcroTc) und des
Asklepiostempcl zu Titane Paus. II 11, 8 (rd he iv toTc dcTOic, *Hpo-
kXtic Kai NiKtti TTpöc ToTc TT^paciv elciv, wahrscheinlich cormpt),
ferner durch die von Conze aufgefundenen reste aus Samothnke
(arch. unters, auf Samothrakc s. 24 ff.) und die thonfiguren aus Ts-
nagra, welche die giebelfeldcr eines tempeiförmigen Sarkophags bil-
deten (ECurtius ^zwei giebelgruppen aus Tanagra' abh. d. Beriiner
akad. 1878). römische giebelgruppen, die allenfalls in betracht
kommen könnten, zählt Stark sechs auf (n. 29. 31. 32. 33. 34. 38).
(mit recht wol hat er in diese aufzählung nicht mit aufgenommen dw
sigfia bei der restauration des Cerestempels ex fastigiis dispersa dei
Damoi)hiIos und Gorgasos[Plinius XXXV 154], und die am Pantheon
des Agrippa in fastigio posita sigjva des Diogenes [ebd. XXXVI 37],
da Plinius au einer andern stelle [XXXVI 13], wo er von Bnpalos
und Athenis spricht und erzählt dasz Bomac corutn Signa sunt M
Palatina aedc ApoUinis in fastigio et Omnibus fcre quae fedt dhcnt
Augustus^ der natur der sache nach nicht von dem schmuck emei
giebelfeldos , sondern nur von den den giebel krönenden stataen
reden kann, welche die Griechen dKpu)Trjpia nannten und deren nicht
geringe Wertschätzung bezeugt wird durch die olympische kttnstler
inschrift des Paionios : öc Kai TdKpwrripia TTOiricac dviicT)CC.) sind
somit die mit giebelschmuck versehenen römischen tempel doi
griechischen an zahl bei weitem unterlegen, so kommt noch hinxfl)
was Brunn gezeigt hat (annali deir Inst. 18518.297. 1852 8.838 ff.),
dasz die römischen giebelgruppen , von denen wir überhaupt kenni-
nis haben, einen wesentlich andern Charakter zeigen als die griedii-
schen, dasz sie von den griechischen sich in ganz entsprediender
weise unterscheiden wie die römische theologie von der griedd-
sehen mythologie, indem die giebel römischer tempel eine repri-
sentierende Zusammenstellung von durch idee und cultus lusammen-
gehörigen göttcrgestalten enthalten, während in den grieehiacheB
KZacher: Über geflnUde als tenapelidiiiiiieL 58S^
fast ohne ausnähme eine lebendige ecene ans dem mythos daige-
siellt ist.
Nun hat sich aber Vergilins offenbar den iempel
der Juno zu Karthago nicht wie einen griechischen
tempel Yorgestellt, sondern wie einen römischen iem-
pel seiner zeit, dasz er in dieser beziehnng anachronismen nicht
scheut, zeigt gleich in y. 427 die erwlhnnng des fheaters. nnd dass
er sich in der that einen tempel Ton speeifisch römischem
Schema vorstellt, geht« wie Weidner richtig erkannt hat, herror
aus V. 505:
tum foribus divaej media e testudine templi^
saepla armis solioque aUe submiaoa resedä.
denn da im römischen tempel , nnd nur in diesem i der cella eine
ziemlich gleich tiefe seulengetragene vorhaUe sieh vorlegt, so ba-
finden sidb hier allerdings die fons divae^ dh. die thflr die in die
cella führt, media testudine tempU^ dh. unter der mitte des gesamt-
daches (ob man für Yerg. zeiten schon Wölbung des ganzen annehmen
dürfe, wie Weidner will, erscheint mir zweifelhaft), also denkt sich
der dichter einen tempel der art wie die meisten erhaltenen tempel
in Pompeji, damit Itot sich aadi v. 448 1 in einklang bringen:
aerea cui gradibus aurgehatU Umma mesMegue
aere träbes^ faribui eardo sMdAat a9m$.
hier haben die nexae aere trabes den Interpreten viel koplkerbreehen
gemacht, und schon im altertum las man, vrie die scholiasten be*
zeugen, vielfach niscae und verstand dies von dem auf ehernen seulen
ruhenden gebälk. allerdings ist trabes der gebrinchliche ausdmck
für das auf den seulen ruhende gebälk, aber mit recht machen Weid-
ner und Kvicala darauf aufmerksam , wie abgeschmackt es wftre zn
sagen : ' auf stufen stieg empor die sdiwelle nnd das auf erz ruhende
gebälk' statt ^und eherne seulen'; und wer hat je etwas von eher-
nen seulen gehört? vergoldete seulen sind wol bekannt (zb. Cic.
de div. I 24 f 48 cclumna extrinsecus inaurata)^ aber den luxus eher-
ner seulen wird sich auch Verg. schwerlich vorgestellt haben , nnd
seulen mit erzcapitellen, wie sie Plinius XXXtV 18 erwähnt, können
wol auch kaum mit dem bloszen wort aere bezeichnet werden.
Wenn somit die lesart nixae abzuweisen ist, so ist doch ebenso
wenig zu billigen die erklärung die Weidner von nexae aere trabes
gibt , es seien cannelierte eherne seulen damit gemeint, wie diese
bedeutung herauskommen soll, ist mir ganz nnOTfindlich , er mOste
denn meinen dasz Verg. sich bronceumkleidete holspfeüer gedacht
habe, aber irabes findet sich nie in der bedeutung 'senle^ nnd dasz
der dichter sagen wolle Masz alles von kostbarem ers gearbeitet
war' liesze sich wol denken, wenn er in nachahmnng Homers einen
königspalast heroischer zeit beschreiben wollte , verträgt sich aber
wenig mit dem bilde eines römischen tempels, worauf alle übrigen
einzelheiten seiner beschreibung hinweisen.
Zwar wendeten die Römer selbst in jener seit bronca in ans-
584 EZacher: über gemälde als tempelschmuck.
gibiger weise beim tempelbau an, nicht nur decorativ, wie ja auch
die Griechen, sondern auch constructiv (vgl. KOMUÜer handb. d.
arch. § 272, 2), und gerade zur zeit Verg. entstand in Rom eins der
groszartigsten bauwerke der art, das Pantheon Agrippas. wie in der
Vorhalle des gewaltigen kuppelbaus der dachstuhl nicht durch höl-
zerne balken, sondern durch eine geniale erzconstruction gebUdet
wurde, so konnte sich wol auch Verg. das dach seines tempelä dordi
eherne balken und träger emporgehalten denken, und konnte die
durch diese dachconstruction hervorgebrachte Überwölbung und Ver-
bindung des auf den seulen ruhenden gebälkes wol mit den werten
nexac aere trdbcs bezeichnen, und wenn man limina fassen könnte
von der vorhalle, wie es Weidner thut, und wie es auch in der that
von Verg. selbst gebraucht ist U 485 in limifie prmo^ so würde sich
ein sehr schöner gedankengang ergeben : auf den stufen erhob sich
die eherne halle , darüber wölbte sich ehern das dach , eine eherne
thür führte in das heiligtum selbst, leider kann ich nicht nachwei-
sen, dasz limina speciell vom fuszboden gesagt worden sei, und
ebenso wenig, dasz jemals bronce zur Verkleidung des faszbodeos
gebraucht worden sei * , oder dasz die Bömer sie sich so verwendet
haben denken können, somit werden wir nicht umhin können Utmna
von der thürschwelle ganz speciell zu verstehen, die eherne
schwelle ist ja aus den Homerischen königspal&sten bekannt; auch
der römischen baukunst ist sie nicht fremd gewesen: vgl. Pliniu
XXXIV 13 prisci Umina etiam acvälvas in tcmplis ex aere factitapen,
und weiter unten quin etiam privata opidentia eo modo uaurpata tä:
Camülo inier crimina obiecit Sp, Carvilius quaestor, guod aercAa oslia
hdbcret in domo, Livius X23 acnea in CapUölio Umina et trium umm-
sarum argentea vasa in ceUa lovis . . posuerunt, bezeichnet aber
acrea Umina bei Verg. die thürschwelle, so musz notwendig anch
»)€xae aere träbes einen teil der thür selbst bezeichnen, daun-
mittelbar darauf von den thürf lügein gesprochen wird« und ei
lächerlich wäre zuerst von der thürschwelle , dann vom gebälk der
Vorhalle und dann wieder von den thürfiügeln zu reden, man wird
also unter trahes mit Heyne und Kvicala die thürpfosten eu verstehea
haben, und in der that findet sich trahes von Verg. zur bezeichnung'
eines teiles der thüreinfassung angewendet an einer stelle die cur
erklärung der unsrigen überhaupt wol geeignet ist herangesogen m
werden, wenn gleich sie selbst keineswegs unbedingt klar ist, II
479 ff., wo beschrieben wird, wie Neoptolemos die thÜr des könig^
jialastes in Troja erbncht:
ipse inter primos corrcpia dura hipenni
limina perrumpit postesque a cardine veUit
^ mitnnter finden sich eherne piedestale für Btatuen, wie Pans. II
22, 2. V 23, 6. 24, 1. 26, 7. als beispiel von verwendang von broaee
für den fuszboden ist mir nur bekannt das irivdKiov xo^KoOv vor den
füszen des Zeus Horkios im buleuterion xa Olympia (Pani. V 84, 11).
KZacher: Aber gemftldo als teiapelBchniiidt B86
aeratos; ia$ngue excisa irahe fkrma camHfü
robora et ingentem lato dedU are fhuuiram.
Fraglich bleibt aber noch, wie an unserer stelle die worte <Mri0
nex<ie zu erklären sind. Heynes erUlrong: ^nexoeqite liminiboSi ad-
ianctae et impositae limini irabes^ posteSi iurgebatd, erant es, oers*
scheint mir sprachlich nnmUtosig! denn *sie waren ans m* faum
nicht heiszen aere aurgebani. Evuala lieet statt nexaeq^e Uoes §msae
und erklärt: *mit erz waren die pfosten Terbondenv dh. die (obere)
Verbindung der thürpfosten, die obersohwelle (Jimen 9upentm) war
Ton erz.' diese erklärong ist sehr aDEpreohend , namentUeh wenn
man in der anmerknng liest, dass 'die oberschwdle als teil dee ein-
gangsthors spedell erwähnt nnd der schwelle entgegengesetst wird
auch Od. r\ 20 dpTupeov b* i<p* öfrepdüpiov. vgl nMh Herod. I
179 TruXai . . x<^Keat irficat, xal ctoOmoI t€ ica\ Td öic^pOupa
uicauTUJC.' man bemerke aber, dass Horodotos nidit bloss Ton der
oberschwelle spricht, sondem dass er pfosten nnd obersohw eile
als ehern bezeichnet, nnd ebenso gehen bei Homer dem thrcpOupiOV
unmittelbar vorher die croOMOi:
xpucetat hk 8öpai ttvkivöv böfiov £vt6c Icptov*
craO^ol b* äpTtipcoi Iv xa\xi\^ {crocov oöbijif
äpT^p€0v b' <<p* öircpSOptov, w\k4x\ ht Kopuivifh
und das musz man auch bei Verg« erwarten; daher ist Evioalas er-
klärong nur zulässig bei der lesart nexae^ue, so dass ans dem vor«
hergehenden zu ergänzen wäre aertae mrgebani und der sinn des
ganzen wäre: gradibus surgebani Umina aerea ä traSbes aereae
aere nexae, nicht aber bei der von ihm verteidigten lesart nexae
des Gudianus und der Prager handschrift: denn dann wttrde gegen
£>eine erklärung dasselbe eingewendet werden mtUsen , weshidb er
selbst und Weidner die lesart nixae aere träbes verworfen haben,
nemlich dasz etwas wichtigeres und wesentlicheres nur im vorbei-
gehen angedeutet, das unwesentlichere aber als hauptsache darge-
stellt würde.
Uebrigens bleibt noch eine andere mlJglichkeit der erklärung.*
wie wir Äen, V 309 finden flavaque capiU nedenlitr öUva^ nnd 0?.
am. I 2, 23 nede comam fiufrto^ so kOnnte irabes aere nexae auch
bedeuten * mit erz bekleidet", oder auch nur mit orz, also sb. mit
' za erwähnen ist ausserdem noch die angebe des Serrios (C)f
quidam trabet aenea* putant ipmtm iemphm ekälcoieum tigtdfleeart Thilo
vermalet x<^köt€uktov , FSchÖll xo^K(otKOV. an einen nit ersplaltea
belef^teo tempel wie den der *A0t)vA xo^^^koc in Sparta ist bei Verg.
natürlich nicht za denken. * thttrpfosten und stors waren in der
regrel mit einer Verschalung {amUpagw^enia) vericieidet. dieselbe war
meist von holz (Becker-Marqoardt Vis. 883), mitonter jedoch anoh
von bronce. Overbeek Pomp.* II s. SSO. Ivanoff ann. deU' Inst. 1869
%. 97. 99. 102. das sind dann die aerata atiia, von denen Pllnias spricbl
XXXIV 13. dergleichen broncene pfosten und starse dnd noch erhalten
am Pantheon und an der Sophienkirche in KonstaatinopeL vf L Semper
AÜl I s. 368. 370.
586 KZachcr: über gemälde als tempeUchmack.
bronccnen rosetten, geschmückt, dann würde trdbes sowol die pfosten
als das Urnen superum umfassen , und in der that bilden diese ja in
der griechisch-römischen kunst der schwelle gegenüber eine eixüieit
auch an der oben angeführten stelle Aen. II 481 ist wol mit exdsa
trahe nur überhaupt ein stück dieser thüreinfassung gemeint, wie
auch jyostes daselbst diese allgemeinere bedeutung hat. denn wenn
es heiszt: Neoptolemos versuchte postes a cardine veüere aeraioa, also
die thür aus den angeln zu heben, um die eigentliche ianua eindrücken
zu können (vgl. Apul. met, I 11, 44 fradis et evulsis fundihis cardi-
nibus ianuae prostcrnuntur) , so kann , da die cardines in der untern
und obern schwelle eingelassen waren, hier mit postes eigentlich nur
die obere schwelle bezeichnet sein, es müste denn das wort hier, wie
wol sonst öfter in dichterischem gebrauch, die ganze thür bezeichnen
sollen.
Wie dem auch sei, durch beide arten von erklftrung ergibt sich,
dasz trahes acre nexac die broncene , bronceverkleidete oder bronce-
geschmückte thüreinfassung bedeutet, von bronce ist also an
dem tempol die schwelle, die thüreinfassung, die thttr-
flügel: lauter gegenstände welche auch am römischen
tempel häufig aus demselben material bestanden/ und
so stimmt auch dies mit dem überein, was wir aus v. 505 schlieszen
konnten, dasz Verg. sich den tempel der Juno nach art
eines römischen tempels seiner zeit gedacht habe, dem
müssen nun auch die bildwerke entsprechen, die er an
demselben angebracht sein läszt. dasz von giebelgruppen
nicht die rede sein kann, haben wir gesehen; so bleiben denn die
andern möglichkeiten zu erwägen.
Man hat zunächst an darstellungen auf den ehernen
thürflügeln gedacht, und in der that waren reliefs und eingelegte
arbeit an thUren ein gern gesehener schmuck und werden von den
römischen dichtem oft beschrieben, so von Verg. selbst Aen, VI
20 fiF. gcorg. III 26 ff. Prop. III 31, 12. Ov. met. II 6 ff. fast. V 561 It
Silius III 32. Val. Flaccus V 417ff. dasz Verg. auch an unsexer
stelle, da er schon vorher bei der thür so lange verweilt, in der that
bildlichen schmuck der thürflügel beschreiben wolle, ist daher nicht
undenkbar, doch macht die mehrzahl der von ihm beschriebenen
scenen den eindruck von umfangreichen, langhin sich streckenden
compüs^itionen, welche viel eher auf einer raauer oder einem fiiei
platz gefunden hätten als auf einer thür. und es ist nicht zu über-
sehen, dasz bei allen jenen andern beschreibungen von thflrschmack
stets ausdrücklich angegeben ist, dasz er sich eben auf den thür-
flügeln befinde, hier aber nur ganz allgemein von bildlichem schmuck
des tempels die rede ist , und zwar so dasz eigentlich an die thflr
^ über broDcene thürflUgcl vg^l. Marquardt ao. V S s. 271. Scmper
Stil I s. 368.
KZaoher: Aber gemUde als temp«liolimiiek. 087
nicht gedacht werden kann, denn nachdetti y. 448 f. ansdrtteklich
gesagt worden ist: thür und thOrflfigel waren Ton en, wird oüne
jede anknüpfung fortgefahren:
hocprimum in hteo nova res ohMa tiwu^rtm
leniit^ hie primum Aeneaa sperare 9aMem
ausits et adfliäia mdius conßden rebus,
namque $ub ingenU htdnd dum singuta temph
reginam cpperienSj dum, quae fbrtuna sH urM,
artificumque manus inter $e cperumque läborem
miratury videt lUaeas ex ordiuepuffnas nsw«
so kann der dichter nicht Ton dem erblieten der bildwerke spreohent
wenn diese auf denselben tbOrflfigeln sieh befimden hltten, die
Aeneas eben vorher schon bewnndeit hatte, aondemesisteineiioea
res^ die er bei weiterer besichtignng des tempeb entdeokt. daat er
nicht die bild werke der thürflügel bewundert, geht ferner ans
V. 494 ff. hervor: haec dum Dardanio Aeueae minMicia videntur^
dum stupet öhtutuque haerei defixus in uno (also wihrend er noeh
staunend und beschauend davor steht, ganz ins schaoett versunken),
regina ad templum^ forma pukherrma Didö^ meeeeU magna iuvenmn
stipante caterva. und sie setst sich ffwade in die thttr, wo doeh
Aeneas stehen müste (v, 605), ohne aiessB n bemerken« aber auch
ohne dasz dieser sich zurückzieht, endlich dürfte aneh 4M anfmum
pictura pascit inani wenig fllr thflrflflgeldarstellungen' geeignet
sein, wenngleich man allerdings an eingelegte arbeit (KOMllUer
arch. § 281 , 6) denken kOnnte*
Aber eben dieses pictura führt uns auf das einzig natfirliche.
maierei ist es was Aeneas erblickt, und zwar entweder ein mit
bemalten relieffiguren bedeckter fries^, oder, was wahrscheinlicher,
eigentliche gemälde an den wttnden des tempels selbst
oder seines peribolos. als solche maierei hat es denn auöh
Heyne (exe. XY) , mit Verwerfung der ansieht die schmuck der thttr
darin erblickt, aufgefaszt, und als selbstverständlich ist diese an-
sieht angenommen von Lersch und Brunn im rh. mus. Till 137 ff.
142, und von Ribbeck emend. Verg. s. 10.*
Bei der durchaus polychromen natur der antiken architectur
spielen überhaupt für die ausschmückung des tempels gemSlde,
und zwar sowol wandgemSlde als auch, namentlich seit dem pelo*
ponnesiseben kriege in inmier zunehmendem masze, tafSslgem&lde die
an der wand befestigt wurden, eine weit grOsz^re rolle als man ge*
Wuhnlich glaubt, es dürfte nicht überflüssig und vielleicht manchem
erwünscht sein, wenn ich diese gelegenheit benutze zum beweis
meiner bebauptung zusammenzustellen, was mir Ober ge-
^ oder auch ein nur einfach bemalter friet, wie einen solchen zeigt
der peribolos dei VeuQBtempeU in Pompeji: Nissen pomp^anisobe sta*
dien s. 215. • [rgl mach Gebhardi jmbrb. 1879 s. blO ff.]
588 KZacher: über gemälde als tempehclimack.
mälde in griechischen und römischen tempeln Uber-
hauptbekanntist, wobei ich auf Vollständigkeit keinen ansprach
machen kann , yielmehr überzeugt bin dasz meine aufzfthlnng von
den speciellen fachkundigen noch erheblich wird yervollständigt
werden können, bei dieser aufzählung wird sich freilich nicht immer
mit Sicherheit bestimmen lassen, ob von Wandgemälden oder von
tafelgemälden die rede ist ; im allgemeinen wird man annehmen
dürfen dasz, wo ein gemälde als tabula oder irivaE bezeichnet wird,
damit ein tafelgemälde gemeint sei; dasz jedoch diese worte häufig
genug ganz allgemein gebraucht sind und mitunter auch von Wand-
gemälden verstanden werden müssen , haben GHermann de pictnn
parietum s. 12 (opusc.Vs. 219), und Letronne lettre d'un antiqoair»
s. 82 ff. hinlänglich erwiesen, anderseits wird man, wenn von einem
maier einfach berichtet wird dasz er aedem pinxity mit fug anzu-
nehmen haben, dasz von eigentlicher Wandmalerei die rede sei. —
Es gab jedoch noch eine dritte art von malerischer wanddecozation,
die zwischen wand- und tafelmalerei in der mitte steht sehr bäofig
nemlich wurden gröszere oder kleinere tafeln , meist wol aus stackj
mitunter auch aus anderm material (wie aus bronce, Philostr. v.
Apoll. U 20 s. 71) in die wand selbst eingelassen, was mit den
technischen ausdrücken äp^ö2;€iv, ivap^öleWy ^TKpoTeTv, lat. im-
X»rimere^ includerCy inserere bezeichnet wird : vgl. Semper stil I s. 297.
469. viele der pompejanischen Wandgemälde sind von dieser art:
vgl. Overbeck Pomp. II s. 179. Semper stil I s. 297. ODonner vor
Helbigs wandgem. Campaniens s. LlXff. von solcher wanddecora-
tion ist in den Digesten die rede, wenn es XIX 1, 17, 3 heiszt: quae
tahulae pictae pro tedorio includuntur iiemque crustae marmareae
aedium sunt, imd dasz mit dergleichen einsatzstücken keineswegs
holztafeln gemeint zu sein brauchen, zeigt der umstand dasz nadi
PliniusXXXV 26 Agrippa . . in thcrmarum calidissima parte
7nannoribus incluserat parvas iabeUas: denn holztafeln würden solche
hitze nicht haben aushalten können, solcher art war der wand*
schmuck der von Augustus 712 d. st. erbauten curia lulia (vgl. mon.
Ancyr. 4, 1 und Mommsen dazu s. 52), nach Plinius XXXV 27 tu
curia quoque, quam in comitio consecrahaty duas tabulas impressä
pariäiy Nemean scdcntem supra leonenty palmigeram ipsam^ adttaiäe
cum baculo sene^ cuius supra caput tabeUa bigae dependd, Nkk»
scripsU se inussissCy tali enim usus est verbo. alterius tahulae asw. das
andere bild trug die künstlerinschrift des Philochares. — Da nun
auch die eigentlichen Wandgemälde nicht auf dem blossen stein»
sondern nur auf einem sorgfältig und dick aufgetragenen stnckbe-
wurf ausgeführt werden konnten , so war es möglich diese splisr
von der wand loszulösen und an anderer stelle einzusetzen , wie et
noch heute mit den gemälden in Pompeji geschieht, diese maaipa-
lation aber haben die Bömer offenbar in ausgibigster weise ange-
wandt , um berühmte griechische Wandgemälde nach Born zu ftüuen
(vgl. Letronne lettre d*un antiq. s. 65 ff*. ; Donner ao. s. LXT £),
KZooher: Aber gfmlldd ak ttmptM^mk. fi89
und deshalb ist man nicht bereohtigt ein grieehiaebes gemilde fllr
ein tafelgemftlde za halten, weil beriehtet wird, ee befinde sieh jekt
in Born, die alten gemilde, mit denen Damc^hiloe nnd Qorgaeee
einst den tempel der Ceres anageechmfldct hatten, worden bei der
restauration desselben in dieser weise Ton der wand losgdflst: PH-
nius XXXV Ib^exhac^ dffn reficeräur^ cnuUtBpmiehtmexeiMmMm-
lis marginatis intkuas esse, nnd die überfUimng grieohisoher wand«
gemälde aus Lakedaimon nadi Born beriehtni ttbersinslunmend
y itmvias and Plinins : Vitr. 11 8, 9 Htm LaeedaenUne e ^mtmedam
pariäibus etiam pkturae exeisae^ i^iieneeUs Uderibue, imdmae erniU
in ligneis formie^ et m eomUimm ad omahtm aedUaHi yarrtmie et
Murenae fueruni aüatae. V^.JXXYl7SIxMia0m(mequUlem1aU-
rieiis pariäibus excisum opus teetorium propUr exceOemäam pMurae
ligneis farmis indusum Bamam dspartavere in aeiOstaie ad eomUium
exomandumMurena et Vairro; cum opus per se mirum esset^ fraiaium
tarnen magis miräbantur. das aosserordentlielie nnd angesteonte da-
bei war, dasz nicht einfach der stock von der wand lo^geUst, son-
dern ein ganzes stück der wand, nnd swar harter siegdwand, selbst
mit ausgesägt war. wir sehen daraos, dass an ond für sieh solches
überführen von wandgemttlden etwas gsni gewöhnKehes war, wenn
es eben angieng. denn es war nicht immer müglieh; in manehsn
fUllen mit Schwierigkeiten yerbonden, wie bei den spartanisehen
gemttlden , in andern wegen der beschafiiBnheit des Stockes gans on-
mOglich, wie bei den aJten wandg^emllden in LanoTiom, welche
Gaius princeps toUere eanaius est Ubidine aeeensus^ si teetari natura
permisissei (Plin. XXXV 18).
Ich gehe jetzt über zur aofzählung der denkmftler ond zeognisse
für geraäldescbmuck in tempeln, und zwar zonlchstin rOmischen,
dann in griechischen.
In Pompeji zeigt gemftldeschmuck der peribolos des Ve-
nustempels, architektonische perspectiTen mit figoren ond ein-
gelassenen gemälden nach art der simmerdecorationen. mehrere
bilder finden sich auch in den sog. priesterzimmem, die firüher eine
porticus bildeten (Overbeck Pomp. I 8> 103 ff. Nissen ao. s. 830.
Heibig wandgem. Camp., topogr. ind. XXI). noch reicher mit Wand-
malereien geschmückt war der Isistempel: die Innenwände der
cella waren vollständig mit maiereien bedeckt, desgleichen sahireiche
malereien in der porticus ond den zum tempel gehörigen gemachem
(Heibig ao. s. 2 — 5, topogr. ind. XXXII). desgleichen war in msnig-
fachster weise mit malerischem Wandschmuck versehen das macel-
lum (Pantheon, Augusteum) (Overbeck I 117. Heibig topogr. ind.
XXII), welches, gleichviel was seine praktische beetimmong war,
doch jedenfalls als ein heiligtom aofgefoszt werden moss: vgl. Nissen
ao. s. 275 ff. — Als etwas den tempelmalereien analoges sind zo er-
wähnen die etruskischen grabgemälde (Müller arch. § 177,3).
Die ältesten Plinins bekannten Wandgemälde hi Italien be-
590 KZacber: über gemälde als tempeUchinuck.
fanden sich in Ardea und Lanuvium: XXXV 17 exstant certe
Jiodicque apUiquiores urbe pidurae Ardeaein aedibus sacria^ quihus
equidem nuUas aeque miroTy tarn longo aevo durantes in arhiiate teäi
veliiti recentes, ob die nun folgenden auch bilder in tempeln ge-
wesen, sagt Plinius nicht, doch ist es wol anzunehmen: simüiter
Lanuvi^ übt ÄtalafUe et Helena comminus piäae sunt nudae ah
eodeni artifice^ uiraq\te excelUntissima formet^ sed* * altera ut virgo, ne
ruinis quidetn templi concussae. Gaius princeps toUere cos conaius est
libidine accensus^ si tectori 7uztura pcrmisisset, durant et Caere anti-
quiores et ipsac^ fatebiturque quisquis eas diligenter aestimaverit mär
lam artiimi cclerius conaummatamy ann Hiacis temporibus non fuisst
eam appareat. dasz dies Wandgemälde waren , ist klar.
Was uns von maierei in Rom selbst bis zu Caesars dictator be-
kannt ist, hat Urlichs zusammengestellt im 8n programm zur Stif-
tungsfeier des y. Wagnerschen kunstinstitutes (Würzburg 1876).
ich hebe davon das auf tempel bezügliche heraus, der Kiteste uns
bekannte tempelschmuck ist der von den griechischen kUnstlen
Damophilos und Gorgasos an dem im j. 261 d. st. (ol. 71, 4)
geweihten tempel der Ceres ausgeführte: Plinius XXXV 164
plastae laudatissimi fuere Damophilus ei Gorgasus^ iidem pictores qm
Cercris aedcm Bomae ad circum maximum utroque genere artis svae
cxcolucrantj versibus inscriptis Chracce ^ quibus significarent ah dextra
opera Damophüi esse^ ab laeva GorgasL ante Jianc aedem Tttscanka
omnia in aedibus fuissc auctor est Varro^ et ex hac, cum reficeretur^
crustas parietum exmas tabulis marginatis indusas esse^ iiem Signa
ex fastigiis dispersa, auch dies waren also wandgem2Ude (Brum
künstlergesch. I 530).
Ziemlich lange zeit hindurch schweigt alle nachriebt von Aus-
übung der malerkunst in Rom. und wenn wir zwei Jahrhunderts
spStor wieder davon hören, ist es ein eingeborener Römer selbst (zur
beständigen Verwunderung der nachkommen), der einen tempel mit
seinen gemälden schmUckt, Q. FabiusPictor, der aedem Saln^
tis pinxit amw urbis cotulitae CCCCL^ quae pictura duravU ai
nostram memoriam^ aede ea Claudii principaiu cxusta (Plin. XXXV
11>). und zwar waren es wandgemi&lde , ^VToixioi TP<^ciif wie sis
Dionysios aut. Rom. XVI 6 nennt, vgl. Val. Max. VIII 14, 6 am
hl aede Saluiis pariefcs pifixisset. nach des Dionysios urteil Torbett-
den sie scharfe Zeichnung mit blühendem colorit und grossartiger ge-
samtanlage. — Nun wurde es mehr und mehr sitte, dasz tempelwiads
durch malerischen schmuck den rühm bedeutender m&nner zu Ter-
ewigen bestimmt wurden, triumphatoren lieszen ihren triumpksog
malen, so 4G1 L. Papirius Cursor, 490 M. Fulvius Flaccns: Fflotns
s. 209 M. pictura in aede Vcrtumni et Consij quarum in äUitra
M, Fulvius HaccuSy in altera L. Papirius Cursor triumphamies Ha
(dh. in der toga pur])urea) piäi sufit. das siegosmahl, das nach dem
glücklichen treuen bei Beneventum 540 d. st. den siegem von den
Beneventanem bereitet wurde , liesz verewigen Ti. Sempronias
KZacher: fiber gamlUto alt tempdiehmook. JBIBl
Gracchus: digna res f^isa^ ut smühuntm ceUbraU am Hei QraeAm^
postquam Eamam redUt^ pingi kiheret in aede Lihertaiis, qmum
pder eins in ÄvenHno ex tnUUaMa pecnnia fadendam ammä deür
cavitque (Livius XXIV 16). gemftlde in dem 4^ geirahieii tempal
des Aesculapius auf der Tiberineel : Varro de h laL YH 67 ]mii§
cemodi equUes pictoa vidi in Äeseulapi aede veiere^ HferemUnnoe
adscriptos. alte gemftlde an tempelwftnden hat walirsoheUieh anch
Quintilianus im ange, wenn er I 4, 16 tagt daai tii ffehtuiia operibm
urhis nostrae et eelehrihus templie kganhur ^Akxamier* et ^Oa^
8afUra\ femer Hecoha^ noMx^ CWoKiea, Puttseena; Mmerva, Ldm^
magester und der dativ Diave Vtäore. Ürliche anoiit dnrdi sam teil
etwas gewagte combinationen nadtzuweisen^ daaiQointilian irar den
461 geweihten tempel des Jnppiter Victor auf dem Capitol nnd den
des Apollo Yor dem Carmentalisohen thor im ange gehabt haben
könne.
Jetzt wurde ee anch in Rom, wie aehon aeit dem Tierten jh.
Yor Ch. in Griechenland, üblich, die tempel mit tafelgemildan
zu schmücken : Plinius XXXV 23 L. 8e^ taMom vietonae wmae
Asiaticae in CapitoUo poemt^ idque aegre Miese fi^ftfemAfirieamtm
tradunt. LIyIus XLI 28 eodem anno (580) tabula in aede Matfie
Matutae cumindicehocpoeiiaeei: * TL Semproni OracM eeneMe
imperio auspieioque legio exereiineque popeiU Somani SanUniam enb'
egU . .Herum triumpkans in urbemBamamredOL <miu8reier§ohane
tahulam donum lovi dedit* Sardimae ineuHae fenna erat^ aique
in ca simulacra pugnarum picta, welcher art die maiereien gewesen,
die PacuYius im tempel des Hercules Victor am fomm
boarium ausführte (Plin. XXXV 19 proxime celehrata eei in foro
hoario aede Her cutis Pacu vi poetaepidura. Enni earare genitue
hie fuit dariorcmque artem eam Remae feeU gloria scaenae)^ Iftszt
sich nicht genauer bestimmen, wol am ende des sechsten jh. d. st.
fanden die Icichenspiele statt, mit denen G. Terentins Lncanns sei-
nen groszvater ehrte und die er durch ein gemftlde Yerewigte : pingi
autcm gladiatoria munera atque in puhUco txpam eo^pta a C. Tertmlio
Lucano. is avo suo a quo adopiatue fuerat triginta paria in foro per
triduum dedit tabulamque pidam in nemore Dianae posuä (Plin.
XXXV 52). als Marius Yon seiner flucht im j. 667 nach Bom sieg-
reich zurückgekehrt war, liesz er seine erlebnisse bei Mintnmae fOr
das dort gelegene heilig tum der Mari ca malen: 6cT€pov trivoxa
Tilrv Trpd£€Uiv dK€ivu)v TPOHiäjüicvoc dv^Orpcev cic t6 Upöv (Plnt.
Mar. 40). ja sogar das bild einer schOnen fran wird zum aohmnek
des tempels verwendet : Plut. Pomp. 2 KaiTOi Tf|V OXuipov oOtu)
X^TOuciv dvOncai kqi T€v^c6ai nepißdiiTOV, &CT€ KaiidXiov M^tcX-
Xov ävbptdci Kai Ypaq>aic KOC^oGvra töv veüiv tiaiv Aioc-
Koupujv KäK€iviic ciicöva TpoH^^MCvov ävo0€ivoi bick t6 KäXXoc.
Die selbständige kunstübung in Bom wurde jedoch mehr und
mehr erstickt durch die in immer steigender massenhaftigkeit ans
allen Iftndem griechischer zunge nach Bom entführten bildwerke
592 EZacher: über gem&lde als tempelschmuck.
jeder art und ganz besonders auch gemälde. alle heiligtflmer warn
mit ihnen angefüllt, und zwar nicht nur die tempel selbst, sondern
in noch weit höherem grade die fora und porticus, welche sie um-
gaben und mit ihnen nach religiöser und künstlerischer idee ein ein-
heitliches ganze ausmachten, den anfang dieser kunstwerkplttndenmg
machte bekanntlich Marcellus, der nach der Zerstörung Ton Syrakna
sowol statuen als gemfilde nach Rom überflihrte und dem von ihm
erbauten und geweihten tempel des Honos und der Virtns
einverleibte : Liv. XXV 40 ornamenta urhis^ signa tabulasque^ qmbfa
ahundäbant Syracusae, Romam devexity vgl. Cic. in Verrem IV 53,
123. seinem beispiel mag Q. Caecilius Metellus Macedonicns gefolgt
sein, als er den tempel des Juppiter Stator erbaate, von dem
Plinius XXXVI 43 sagt: in lovis aede pictura cuUusgue rdiqmiB
omnis femineis argumentis constaL und vor allem strebte man bald
nach berühmten namen, und es liegt in der natur der sache, das
uns auch fast nur aus nachrichten über berühmte gemftlde auf male-
rischen schmuck eines tempels zu schlieszen möglich ist. die mir
bekannten nachrichten dieser art mögen nun folgen.
Im tempel der Minerva auf dem Capitol befand sich d«
Nikomachos raub der Persephone: Fun. XXXV 108 pinxii mphm
Proserpinae , quac tabula fuit in Capitolio in Minervae deluhro Mfva
aediculam luvcntatis, Plinius fUhrt fort : et in eodem Capitolio qnum
Plancus Imperator posuerat Victoria quadrigam in sublime rapteM.
also doch wol in irgend einem heiligtum des Capitols. 80 bebod
sich im Fidestempel auf dem Capitol ein berühmtes bild dei
Aristeides: Plin. XXXV 100 spectata est in aede Fidei in Caft
tolio imago senis cum lyra puerum docentis, reich mit maierei ge-
schmückt waren namentlich die tempel der Ceres und der ConcoidJ^
der tempel der Ceres, der, wie wir sahen, schon früh mit wand-
gemSlden von der band des Damophilos und Gorgasos geschmfiekt
worden war, enthielt noch andere werke griechischer meister, toa
denen zwei von Aristeides gemalte erwähnt werden : Plin. XXXV 99
item Liberum et Ärtamenen spedatos Romae in aede Cereris^ Straboa
VIII 381 TÖv bk Aiövucov ^v toi Ar^imriTpeiui Tip £v Tul^n icdXXh
CTOV IpfOV ^U)pÜJ|Ul€V. d|U17TpTlC9^VTOC bt TOÖ ^tlJJ CUVYiqMXVlCOll KAI
r\ fQa(pi\ V€U}CTi. dies war also ein tafelgemälde. nicht gani ver-
süindlich ist es, wie es möglich war, dasz bei diesem brande dei
tempels im j. 31 vor Ch., wenn tafelgemälde, die doch Yermntlidiam
untern teile der wand befestigt waren, zu gründe giengen, die alta
Wandmalereien des Damophilos und Gorgasos so gut erhalten Ufe-
ben, dasz man sie aus der wand ausschnitt und in die wSndedes
neuen tempels, den Augustus im j. 17 vor Ch. weihte, einsetitB. im
tempel der Concordia befanden sich gem&lde von Zenziii
NikiasundTheoros: Plin. XXXV 66 {Zeuxidis manu Bomae est)
in Concordiae deluhro Marsyas rcligatus. ebd. XXXV 131 opera «Nif
(Xiciae) . . Liber pater in aede Concordiae. ebd. XXXV 144 l%eonu
(]yinxit) . . Cassandram^ quae est in Concordiae deluhro, tob den
KZaoher: Aber gemBlde als tempelicIifltiMlc. fi0B
filtern tcnnpeln ist noch zn enrihnMt der im Apollo swisdmi dorn
ibeatrom Marcelli und dem mmB, wo m büd TOn der huid des
A r i s t e i d e 8 be wundeH wurde : Plm. XXZY 100 lra;pi0e(iMM ef j^
tVi ApoUinis, cuius tahtdae graHa mUHU pid&ris inaeäia, ad tergm^
dam eam mandavercU M, I^mmB pradar mtb iKe htdomm ApdRima
rttim. endlich in einem hefligtiun der Anna Perenna warmem
bravourstack des A pell es sa sehen: Plin. XZXV 94 eimitm atü"
trantur manum esst et m Afmae (so Bamb. , die andern hss. lesen
Antoniae\ vgl. Sillig zdst. und ürliehs direst Plin* s. 360) iemph
Hercülem aversum^ ul, quod est äiffleMmwm^ fadem dm cdmäai
verius pidura quam pramUM.
Vor allem reich an malerischem sdimnekaber waren die pracht-
bauten die seit Caesars zeiten das aussdien der stadt Terladerten
und namentlich unter Augustus und dnreh Angnstos in jmsser
zahl entstanden, in dem von Caesar erbauten tempel der Yenns
Oenetrix (geweiht 708 d. st.) sah man von dem seitgenOssisohen
maier Timomachos die Tielgerflhmten gemfllde des Aiaa und der
Medeia: Plin. XXXY 26 sed praedpum^ aiieUfriiatem piMjee toM^
fecU Caesar didatar Äiace et Media aitUe Veneria Otmbids aeäem
dicatis. ebd. 136 Aiacem et Medkmjpkia^ a& eo {Caesar dküdare) m
Veneris Genetrids aede p&sitas. ebd. Vn 136 oetogkda (iaieniis) emU
duas {tabulas) Caesar didat(>r^MedkmidAkicemTim(niMdd^ im iemgph
Veneris Genetrids dicaturus. aus dem ansdruck aitte K &. aeidm
an der ersten stelle ergibt sieh dasz die bflder sieh nicht im tempel
selbst befanden, sondern in dem peribolos desselben, auf dem forum
I u 1 i u m. ebenda eine reiterstatue Caesars : Plin. viii 165 hae efjßgk
locatus ante Veneris Genetrids aedem. auf dem forum Augusti
(peribolos eine8 tempels des Mars Ültor) zwei berfthmte gemftlde
des Apelles: Plin. XXXV 27 super amnes divos Augustus in foro
ftuo cdeherrima in parte posuit talndas duas quae BeOi fadem pietam
habent et Triumphum. idem Castores ac Vidoriam posuüt. ebd. 98
Bcmae {mirantur ApeUis) Castorem d Pöüucem cum Vidaria d
Alexandro Magno, item Belli imaginem restridis ad terga mamMis,
Alexandra imcurru triumpfmnte^ quas utrasque tabutas dkfos Augustus
in fori sui celeberrimis parttbus dicaverat simpiidtate moderata^ divos
Claudius 2>luris existimavit utrisque exdsa Alexandri fade divi Augusti
imagines addere. von andern bauten des Augustus sind zu erwftlmen:
die porticus Livia, der peribolos um einen tempel der Con-
oordia (Becker röm. alt I 543 anm. 1144), war mit idtm gemftlden
^'eschmUckt nach Ov. a. a. 1 71 prisds sparsa toMlis porticus auctoris
Livia nomen habd, in der porticus Octaviae (peribolos um die
ültem tempel des Juppiter Stator und der Juno, B^ker ao.
I 610) gemälde des Antiphilos: Plin. XXXV 114 d Hssionam
nobilem pinxU et Alexandrum ae PhH^ppum cum Minerva^ gnisuni in
schola in Octa viae portidbus, aus Augustischer zeit : t e m pl ixm divi
I u 1 ii , noch von den triumvim erbaut (Cass. Dion XLVII 18); darin
iJed Apelles berühmte Aphrodite Anadyomene: Strabon XIV 657
Ja^rbQchef für elftes, philo!. 18S0 hfl. 9. 39
594 KZacher: über gemälde als tempelBchmuck.
Iv bl Ti]b TTpoacTeii)j Tv on Kos) tö 'AcKXriTncTöv den, c<p6bpa £vb(^ov
Kol TToXXoiv dva6riMttTU)v |li€CTÖv iepöv, £v otc icn xal 6 'AitcXXov
'AvTiTOYoc * fiv bi. KQi f) dvabuoM^vn 'AcppoöiTT) , f\ vOv dväKcnm
TiH 6€iu Kaicapi £v 'Puimi) , toG CeßacToC ävaO^vroc Tip irorpi tj^v
dpxHT^Tiv ToO T^vouc auToO. Plin. XXXV 91 Venerem exeuntem e
mari divos Äugustus dicavit in ddubro patris Caesaris^ guae ana-
dyomene vocatur . . consenuüt haec tabula carie^ aHiarnquepro ea mtb-
stituit Nero principaiu suo Dorothei manu, porticus Philippi,
TOD des Äugustus Stiefvater L. Marcius Philippus um die von M.
Fulvius Nobilior gestiftete, von ihm neugebaate aedes Herculii
Musarumals peribolos errichtet (über die zeit des baus Tgl. Becker
ao. s. 613 anm. 1295). hier bilder von Zeuxis, Antiphilos,
Theoros: Plin. XXXV 66 Zeuxidis manu Eamae Hdena est in PM-
lippi porticibus (das berühmte bild, das er ftlr die Krotoniaten malie,
Ygl. Overbeck schriftquellen n. 1667 — 75). ebd. 114 Anii^phikg
(jpinxit) . . in Philippi {porticibus) Liberum patrem^ Alexandtnm
puerum^ HippoJytum tauro emisso expavescentem, ebd. 144 Theonu
(pinxit) se inunguentem^ idem ab Oreste matrcm et Äegifthum inter-
ficiy bcllumque Iliacum pluribus tabuliSy quod est BowkH m
Phüippi porticibus. zu den heiligtümem zu rechnen ist auch die por-
ticus welche Agrippa zur erinnerung an seine seesiege baute md
dem Neptunus weihte, sie wird deshalb entweder TToc€ibuivtov odar
TToceibüJVOC (aber auch basüica Neptuni) oder nach den in ihr be-
findlichen gemälden porticus Argonautarum genannt (Becker an
s. 637): Cassius Dion LIII 27 Tf|Y CTodv tP|V toG 1Toc€ibuivoc
iJbvopacM^vTiv Kai dEqjKoböpncev tiii TaTc vauKporrfaiCy xal tQ ri/f
'ApTOvauTuiv TPoq)q iTreXdpnpuvc.
Von nachaugustischen bauwerkon finde ich nur erwihnt dM
von Tiberius errichtete templum divi Augusti mit des Nikiai
Hjakinthos, quem Caesar Äugustus ddedatus eo secum deparisioi
Alexcndrea capta^ et ob id Tiberius Caesar in tempto eius dicavü kme
tabulam (Plin. XXXV 131), und das von Vespasian mit grosser pnckt
erbaute templum Pacis: losephos b. lud. VII 5, 7 In Kai TOk {k*
TToXai KaTUjp6u)fxdvoic Tpaq)fic tc koi irXacriKi^c £pT(yc auTo kotc-
KÖc^n^^- ^^^ gemälden in diesem tempel werden genannt die SkyUi
des Nikomachos: Plin. XXXV 109 {pinxit) ScgUamque guae mmm
est Eomae in templo Pacis ; und die Issosschlacht der malenn Helene:
Ptol. Hephaistion bei Photios bibl. s. 482 Kai f| Zuiypdqpoc *€X^vi| . •
ilTic Tr)V i\ ''Iccqj M^^XHV ^K€ivoic dK^dZouca rote xpdvoic CTP<n|C
Kai dv TU) TTic EiprjvTic Tcpdvei ^ttI OuecTraciavoö dv€T^Of| f| TP<iv4-
der&elbe kaiser baute auch den tempel des Honos und der Yirtns
wieder auf, und hier finden wir wieder römische künstler mit dem
malerischen schmuck der wände beschäftigt: Plin. XXXV ISOjNMf
cum fuere in audoritate Cornelius Pinus et Attius Priscus^ quiEot»-
ris et Virtutis aedes imperatori Vespasiano Äugusto restttuefäi jmi-
xeruni.
KZacher: Aber gemllda alt tenipAltblimiMk 005
Nicht minder reich in malorisohem ecinnack waren die grie«
lischen tempel. xa dem waa nna anadrlUddieh beieiigt wird
Ossen wir noch den grOeten teil der werke grieehieeher mder
chnen, die wir so eben in rOmiachen heüigtümem kennen gdemi
.ben : denn wir werden von den meisten dmelben annehmen mfls-
Q, was uns von einigen ansdrttoklieh überliefert wird, daai aif Tor
rer Überführung nach Bom grieehiache heiligtflmer ffffamüffktin>
9 natur der sache bringt es mit sichi dasa an aoloher flberflihning
ch Bom namentlich werke der anagebfldeten, dnrch tedmiaehe
•llendung reizenden knnst locken mnaten, die mit dem beatedien»
n glani der technik« namentlich der Csrbengebnng, aagleieh wegen
rer geringem grOsae nnd weil de meist ti^elgemllde waren, den
rang leichterer transportfihigkeit verbanden, ao erkllrt ea aiehi
ie Letronne ao. s. 155 richtig bemerkt, dasa Pansaniaa geigenflber
r ungeheuren anzahl von plastischen werken so wenig geinllde er»
Ihnt. es waren in der that Ton bedeutenderen malern fiut nur die
andgemälde gröszem umfange in Griechenland snrflckgeblieben,
1er was%für den ROmer kein intereese haben konnte, wie etwa die
»rtraits der priester aus dem gesohledit der Bataden im Ereeh-
eion. trotzdem sind für die bedeutende rolle, welche gemUde für
n schmuck griechischer tempel spielten, hinlinglidi Tielaeagniasa
[lalten.
Beginnen wir, wie es billig ist, mit Athen, so finden wir in
m ftltesten heiligtum der stadt, dem tempel der Poliaa und des
)8eidon Erechtheus, die eben erwähnten priesteiportraits:
ut. Vit X erat. Lyk. 37 KaTfjTOV xd T^voc dnö Boörou Kai *€p€X-
uic . . Kai f cnv auni f) dvarurr^ toG t^vouc tiSv kpaco^^vuiv
»C TToceibuivoc £v irivaKt TeXei({i, öc dvdKCtTat iy '€p€X-
: 1 1^ T^TPOtMjLi^voc urr ' Icpnviou toC XaXxtb^wc . . töv it nfvaKO
r^diiKev ''Aßpujv ö iraTc auroO Xotxüiv Ik toC t^vouc Tf|V Upuicd-
iv Kai TTapaxujpricac Tt|> dbeXqMl» AuKÖ<ppovi* xal bid toOto
•iToinTai ö "Aßpuiv Trpocbibouc airip Tf|V rpiatvav (über die be-
utung von TrivaE tAcioc vgl. OHermann de pictura par. s. 12).
rPartbenon mag an weihebildem besonders reich gewesen sein«
erfahren wir von den kindem des Themistokles Paus. 11,3: qniU
»vrai bi o\ Traibec o\ 6€^ictokX^ouc xal KareXSövrec xal tP<X9^v
TÖV TTapeevüüva dva^vrcc, iy ^ 9€fitCT0icXf)c dcrlTCTPOM-
voc auf den Parthenon sind wol auch folgende nachrichten su be-
fhen : Seneca cantr. 10, 34 Parrhasiua piäor AihementiB^ cum PAi-
pus captos Olynthias venderet, emit unum ex Ha senem, petdmasü
henas, iarsU^ et ad exemplar eiuspimcU Prcmäkea. OfyfUhim im
mentis periii, iUe tabulam in templo Minervae jpaauU. Paus.
M, 1 |Li€Td bl ToO KTiq)icob((ipou tö iivfi^a T^Oairrai m^v 'HXiö-
»poc "AXic TouTou TP<«<P^v löciv fcn Ka\ iv t^ vay Ti!p fic-
iXiu TT^c 'A6rivdc. zweifelhaft ist was Plinius XXXV 101 von
otogenes erzfthit: argumentum «sm, quod cum Aihmis cdebernmo
o Minervae delubripropylonpmgeret^ übi fecU nobttem Fa-
596 KZacher: über gemälde als tempelschmiick.
ralum d Uammoniada^ quam quidam Nausicaan tocant^ adiecerit par-
vdas naves Jongas in iis quae piäares parerga appdlant. man beädit
diese notiz gewöhnlich auf die propylSen, doch fällt gegenüber dar
sonst allgemein Üblichen und allbekannten einfachen bezeiehniug
propylaia oder propylon (s. Urlichs zdst.) die nmstftndlichkeit und
ungenauigkeit des hier gebrauchten ausdrucks auf: sollte etwa nur
der pronaos des Parthenon gemeint sein? gemälde in einem der
Dionybostempel iv Ai^vaic , vermutlich in dem jungem , Pau^
I 20; 3 ToG Aiovucou b{ icn TTpöc tui OedTpip tö dpxaiöronov
lepöv* buG bi elctv ivjöc toO TrepißöXou vaoi Koi Aiövucoi, 6 n
'£X€tj9€p€uc Kai öv *AXKa^€Viic ^iToiiiC€V dX€q>ovToc xai xpuco&
Tpaqpai be aOröOt Aiövucöc icriv ctvdTwv 'Hq)aiCTov ic oflpo-
vöv . . Taurd te br\ jeypaßßiva cici Kai TTevOeuc koI AuKoCptoc
u)v de Aiövucov ößpicav öibövTec biKac, 'Apidbvr) bi KaSeubovci
Kai 6iic€i;c dvaTÖjiievoc Kai Aidvucoc r\Kwv ic Tf)c *Apidbvnc rifi
dpTrayriv. das Anakeion und das Theseion schmückten mitg^
niälden Polygnotos und Mikon: Paus. I 18, 1 TÖ bk \€pöv Tuiv
AiocKoupujv dcTtv dpxaiov auToi t€ ^ctOjtcc ko\ o\ iralb«
Ka9rm€voi cq)iciv i(p' ittttujv. ivTaOOa rToXuYVUJTOC fitv
fxovra ic auTOuc f TpOM^e td^ov tüuv Outot^Piwv tujv Aeuximm^
MiKUJV bk Touc ^€Td Idcovoc ic KöXxouc irXcucavTac* Ka( oiilic
Tpaqpfic f) cTTOubf) ^dXicia ic ^'AKacTov Kai touc Vitttouc ?x€i toöc
'AKdcTou. Paus. I 17, 2 TTpöc bfe Tili Tv^vaci^j 6r)cduic tcdn
icpöv* Tpa<pcii^^€ici TTpöc 'Apa2[övac 'AOnvaioi Maxö|i6V0f ..
T€TPOiTTTai bi. ev tui toö Onceiüc Upuj xai fi KcvraOpuival
AaTTiGüLiv jidxn' 6nc€uc juiv oöv dTTCKTOviiic dcTiv i\br\ K^vraupov,
Toic bk SXXoic il Tcou Ka6€CTiiKev ^ti f) m^XH- '^oQ bi ipiiov
TÜüvToixuJvfi TPCiq)f| ^f| ttuGomcvoic fiXetouciv ou caq>Ticknv'
Td ^^v TTOU bid TÖv xpdvov, Td bk MiKUJV ov TÖv Trdvxa fTpofC
XÖYOV usw. Harpokration u. T7oXutvujtoc * ^ttci Tf|V iTOiKiXr|v cxokl
('Xpa\\fe TTpoiKa, fj, ujc ^Tcpoi, Tdc ev 6iic^u;c \€pui xai rf
'AvaK6iiu xP<^<pdc. die maiereien im Theseion waren wttri-
gemälde , welche den obem teil der wttnde im innem der cella ht-
deckten: dies ergibt sich mit Sicherheit daraus, dasz noch heute ia
Thescion ein mit stuck überzogener streifen von etwa 9 fizBS bnMi
in der höhe von etwa 12 fusz über dem boden an diesen wlate
sich herumzieht, während der übrige teil der w3nde die bloazen tut'
morquadern zeigt: vgl. Letronne ao. s. 101 ff. Semper etil I 4U.
von Zeuxis ein Eros mit roscn bekrfinzt im tempel der Aphrodite:
schol. Ar. Ach. 991 ZcGEic ö Z[u)Tpdq>oc iv Tip vaüj rf^c 'A^po-
biTTic iv Toic 'Aörivaic fTP0i4^€ töv "GpuüTa uipaiörorrov kTE|i-
pevov ^öboic. endlich gemälde im tempel des Asklepios: PanSi
121,4 TOÖ b* *AckXtittioö tö lepöv fc t€ Td drdXiüiaTd icnv, Airöa
ToO Oeou TT€TToiiiTai Kai TuJv TTaibuüv, Kai ^c Tdc TPüqpdcOcoc
dEiov. unbekannt ist, welcher tempel gemeint sei Athen. XII 534'
(*AXKißidbnc) dqpiKÖpcvoc *A9riviiciv Ö *OXu|iTTiac buo TrfvaKOC
dv£9riK€v, 'AtXaocpuivTOc tpaq)riv i&v 6 fitv cTxcv *OXtifimdba
KZacher: über gemälde als tempelschmuck. 597
Kai TTuOidba ciecpavoucac auTÖv, iv bi Bai^pif) Nc/iiedc fjv KaGiiM^VT]
Küi ^tt\ tüjv YovdTiuv auTTic 'AXiußidbii<^i KaXXiuiv q>aivöjLi€Voc tujv
•fUVaiK€(uJV TTpOClWTTUJV.
Nicht im tempel selbst, sondern wol nur im peribolos, in der
denselben umgebenden CTod, befanden sich die gemälde des Arke-
BÜas im Peiraieus: Paus. I 1, 3 G^ac bi d£iov Tuiv ^v TTeipaiei
^dXiCTa 'A9r)väc icix Kai Aiöc t^mcvoc* x^iXkoO /li^v d^cpö-
T6pa Td dToXfiaTa, ^x^i öi 6 ^kv cktitttpov Kai Nikiiv, i] bk 'AOnvd
böpu. evTaöGa A€U)c8^vt}V, 6c *A0iivaioic Kai toTc ttSciv
"€XXticiv fiTOU|i€voc MaKcbövac fv T€ Boiuütoic ^Kpdnice \iax^
Kai auGic e£uü 9€p^0TruXa)v , Kai ßiacd^evoc ic Aa/iilav KaT^KXeice
TT^v diravTiKpii ttjc Otiiic, toötov töv AcujcG^vtiv Kai touc
TTttibac lTPOtv|i€V 'ApKeciXaoc. »Strabon IX s. 396 Kai tö
icpÖV TOÖAlÖC TOÖ C(JÜTflpOC'TOUb^i€poOTd^^V CTOl-
bia ^xti TiivaKac GaupacTouc^ fpta tOüv i7Tiq)avuiV xexvi-
tOüv tü b* ÜTiaiGpov dvbpidvTac. vgl. Bursian geogr. v. Gr. I s. 270.
Aus Attika sind noch zu erwähnen: fileusia: Plin. XXXV 134
{Athen lon) pinxit in tetnplo Eleusine phylarchutn, und Phlya:
Plut. Them. 1 xö tdp OXunci TeXecTTipiov, öirep fjv Aukomiöäv
KOlVOV, ^)i7Tpr|CGiv UTTO TUIV ßapßdpUiV aUTÖC £lT€CK€l)aC6 Kai
Tpaqpaic ^KÖc^rjcev, ibc Ci^ujvibiic icTÖpHKev. Athen. X 424^
GeöcppacToc youv iv iifi ircpi ^^Giic q>r]ci' TruvGdvopai b'ftwre
Ktti €ijpi7Tibr|v TÖv 7T0iT)Tfiv oivoxo€iv *AGrivTici TOic öpxilCTaic
KaXou)i€voic. ujpxoövTo b* ouTOi nepl töv tou 'AttöXXujvoc vcujv
ToCf AnXiou , TU)V TTpuuTwv övT€C 'AGtivoiojv, Kai dvebuovTO i^diia
TiLv GripaiKiJüV. 6 bk 'AttöXXujv outöc ^ctiv, «I* id GapTnXia Stouci.
Kai biacuü2l€Tai <t>Xuficiv iy Tip baqpvri^opeiip Tpa<P^
Tiepl TOUTU)V.
Boiotien. Plataiai, tempel der Athena Areia: Paus. IX
4, 2 fpacpai be eiciv ^v tuj vaifi rToXuTVuiTOu p^v 'Obucceuc
Touc Mvr|CTfipac n^ri KaTeipTac^i^voc, 'Ovacia b^ 'AbpdcTOu Kai
'Apf€iujv im Grißac n irpoT^pa CTpaTCia. auTai ^tv br\ elciv in\
TOU TTpovuou tOüv Toixujv a\ Ypacpai. The3piai(?): Plin.
XXXV V2'^ Pausiaii) pifixit et ipse penicüh parietes Thespiis, cum
rcficerentur qHondam a Polygnoto picti. Thebai: Plut. Pelop. 26
Tf|c b€ TTpöc nXaTaidc mnoMaxiac . . iTrexcipncav dvdGiijia toi-
övbe TToificai. 'AvbpoKubric 6 Ku2[ikt]vöc ^KXaßujv napd if\c nöXcwc
TTivaKa TpdH^ai Mdxnc ^Tt'pac ineiiXei tö fpyov iy Örjßaic. t^vo-
Ut'vnc b€ TTIC dTTOCTdC€UJC Kai TOÖ TTOX^^OU CU^7Tec6VTOC OU TTOXu
TOÖ Te'Xoc ^x^iv, iXXciiTOVTa töv nivaKa nap' touToTc ol 9r)ßaioi
KQTCcxov. TOÖTOV ouv 6 MevcKXelbiic fneicev dvaG^vTac ^Triypd-
v^ai Touvojia tou Xdpwvoc ibc dpaupiucwv Tf|v TTeXonibou Kai
67Ta.u€ivujvbou böEav.
Delphüi: Plin. XXXV 59 {Pdygnotus) Delphis ae dem pinxit,
man bezieht dies auf die gemälde des Polygnotos in der lesche.
t- bd. l.'^8 AridodideSy qai pinxit aedem Apollinis Delphis,
oiantheia in Lokris (Bursian ao. I s. 149): Paus. X 38, 9
598 EZacher: über gemälde als tempelschmnck.
Ka\ vaöc T€ 'ApT€Miöoc xai SraX^o dv TtS^ fiXcci' TpQ9a*ibt
diTi Twv TOixu>v ££(111X01 T€ fjcav uirö ToO xpövov Kai odbh
f Ti dXciircTO de Bdav auiÄv,
Peloponnes: Sikjon, grabmal des Telestes, Yon Niko-
machos gemalt: Plin. XXXV 109 nee fuU älius in ea arte vdodof:
tradunt namque canduxisse pingendum ah Aristrato SUqßomonm
iyranno quod is faciebat Tekstipoetae monumentum praefinäo dk
intra quem perageretur^ nee muUo ante venisse tf^ranno m poenam
aceenso paudsque diehus ahsöliHSse et cderitaU et arte mtro. ebandt
erwähnt Pausanias II 7, 3 das grabmal der Xenodike, das nidti
wie es sonst dort sitte war, eine einfache seulenaedicula war : ncicoi-
TiTai od KttTä TÖv diTixibpiov TpöiTOv, dXX' d)C &v tQ TPttfl
^dXicTtt ap\x6lox. Tpo^^ ^) clirep äXXri Tic, ical oCrri kit
O^ac dEioL dergleichen gemälde an grabmttlern werden im Peb-
ponnes öfter erwähnt, so bei Triteia in Achaia: PauB. VII 32, 6 «ph
bk f\ de Tf|v 1TÖX1V dc€X6€Tv ^yn\ßa den XcukoO X(6ou , 6^ac koI de
Td dXXa dSiov kqI oux fiKicra dirl TaTcTpQcpaTc af clcivdiri
ToO Tdcpou, T^xvn NiKiou, 6pövoc T€ dXdcpavTOC Kai Twvf| vdo
xal etöouc eö f xoi^ca dni Tip Opövui, Gepdiraiva bi aCrri} irpoc^cnpK
CKidbiov qpdpouca- xal veavicKoc öpOöc oök Ix^^ ^^ inSvciddcn
XiTujva dvbcbuKibc Kai xXa^uto dni ttSb xitiIivi q)0iviKf)v' irapitt
auTÖv oiKCTTic dKÖVTia ixijjy dcri, xal aT€i Kuvac dmnibcIacOnpci-
ouciv dvOpwTTOic. ein anderes bei Aigai am Krathis in Adaia:
Paus. Vn 25, 13 QU noXu bi, dTrwTdpuj KpdOibcc cfiyi& t€ iv bc&|
Tf]c 6boG Kai Svbpa eöprjceic dir! v^ jivnpan tTnrip napccnh^
djLiubpdv Tpa<piiv. bei Mantineia zeigte man das grabmal dff
Peliaden: Paus. VIII 11, 2. sollte Pau&anias, wenn er nadmü-
teilung der fabelsagt: övö^ara bk aöraic iroiriTf)C ^^v fOcTO aäbett
öca T* dncXeEdjieOa f)M€ic, Mikujv bk 6 Zurrpdcpoc *AcT€pdircidv «
cTvai KarAvTivöriv dnl raic eiKÖciv aÖTuiv dir^TPOMV€. weU
vielmehr gemälde auf diesem grabmal selbst meinen als, wie Brau
KG. II 22 annimt, figuren aus Mikons oben angeftUurtem g&wHät
im Anakeion zu Athen?
Elis: Plin. XXXVI 177 Elide aedis est Minervae, m§m
frater Phidiae Panaenus iectarium induxU lade e crooo sitbathm^ «t
ftrunty ideo^ si teratur hodie in eo saiivapoüioey odarem croei i^pmm
que reddit, da Panainos ein renommierter maier war, so hat er dB
stuck natürlich nur aufgetragen, um zur grundlage fttr wandgemlUi
zu dienen (vgl. Brunn ao. II 48). Olympia: Strabon Ylll 364
TToXXd bk cuvdTTpoEe Tip 0€ibi(;i TTdvaivoc ö ZuirpdqxK, dbcXfiftoflc
tu y aÖToC Kai cuvepToXdßoc , Tipöc Tf|v toO Sodvou bi& tAv Xpuh
pdruiv KÖc)iiiciv Kai ^dXiCTa Tf)c dcOf)TOc beixvuvrai bi m TPtt'
q>a\ TToXXai t6 xai OauMacrai nepi tö lepöv ixcivoul^iv-
unweit Olympia der tempel der Artemis Alpheionia: Btnboa
vm 343 dv bk Tip Tfic 'AXcpeiwviac lepip Tpacpal KXcdveouc
Te Kai 'AprJTOVTOc, dvbpifiv KopivOiiuv, toC m^v Tpoioc dXnioc
Kai *AOT]vfic Tovai, toC b * *ApT€)iic dvaqpepo^^vi] dnl Tpmcöc, cfi-
KZacher: über gemilde wh iMipelidimiiek. 589
bpa eöbÖKiMoi. Athen« Ym 346^ olta b^ mA Tf|V iv tQ TTtcdnte
Tpacpfjv dvaKci^^vnv dvT4iiTf)c*AX9eit(icac'ApT<fitboc
\6pi|j' KXedvOouc b' £crtToO KoptvMou' ^ Q TTocobdliv ircitofai*
Tai 6uwov Ti|^ All Trpoc9<puiv diMvovn, die tcropd Aiut^trinoc ar
ÖTÖör) ToO TpuiiKoO bicncöqtou. MessioBe: Phuis. IV 81, 11 icn
bi Kai M€caf(vr)c Tf)c Tptdira voAc mA draXua xpvcoo waX Xitou
TTapiou- Tpacpal bt xQTd ToO vaoO rö oiricBev ot ßoctVcA-
cavT^c elci Mccc/jvnc, irplv fiiv i^ cröXov dqpiK^c6m Tdv Auipt^iuv
ic TTeXoiröwiicov , 'AqnipcOc ical o\ ircfibec, lorreXOivnuv hk 'Hpa-
KXcibdrv Kp€C(pövTT)c dcT(v, f|T€Mdiv mA oihoc toO AuipiKOO, Tdhr
bi obcTicävTuiv iv TTuXiii N^cruip kcA 8pacu|j<)bv|C icd 'AvtAoxoc,
irpoT€TijLiruAdvoi irdbuiv n&v N^cropoc fjXudqt ical ht\ Tpoktv fic*
T6qcT)K^cc t(^ crparcioc Acäioinröc tc *AaNip6iic dbeXqpdc Kod
*IXd€ip& icn Kttl <l>o(ßi|i cöv bi c<pictv *Apctvon- T^Tpcnnm bi ical
*AcKXr|Triöc, 'Apcivötic i)bv Xörip ti^ Mcca|v(ttiv, ical Moxduiv Kfld
TTobaXe(piöc, Sn fpTOu toO irpöc iX6|i ml Totftroic idncn. to4-
Tac T&c Tpa<pdc ^TPOMicv *Ofi<paX(ttiv Nadou toO Nucofii^bouc
Inseln. Samos: Herod. lY 88 Aopcfoc b^ ficrd loOra f|c0€lc
T^ cxebhj TÖv dpxiT^KTüva aÖTf)c MovbpoicXAi tdv Cd^iov ibuip^
coro irfici biica- dir' «Iiv bf| MovbpoxX^ilc diropxfh^ ^^^ TPtti|id-
picvoc rrficav Tfjv ZcOEiv toO Booröpou Kd ßoaXte tc Aopetov
iy irpocbpir) Kar^evov ical töv crpoTÖvoÖToO biaßoCvovTo, raOTa
Xpa^l6^evoc dv{6r|K€ Icrö '>lpaiov(e8 ist mir miTerstlnd-
Höh, wie Overbeck schriftqn« 8. 611 diesen Mandrokles selbst als
maier aufftlhren kann, da er doch nach ausdrücklicher angäbe Hero-
dots nur auftraggeber war: das gemftlde war offonbar figurenreich
und wol Wandgemälde). Kos: Strabon XIY 657 £v bi Ti|i TTpcacTciip
TÖ 'AcKXr)Tri€iöv icn, cqxSbpa £vbo£ov ical rroXXuiv dvaOrvid-
Tujv M6CTÖV iepöv, dv olc Icii ical 6 'AircXXoO 'Aviirovoc. 1\y il
Kai fi dvabuoM^vT) 'Acppobirf), f) vöv dvdKCiTai np Oc^^ Kaicapi ty
*Pi(iMij: vgl. oben 8.593f. Rhodos, im tempel des Dionysos oder
doch in dessen peribolos standen^ wie Brunn ao. 11 s« 287 wahrscheiB*
lieh macht, des Protogenes laljsos und Satyr mit dem rebhuhn:
Strabon XIV 652 ai toC TTpurroT^vouc TP09ttft ^ T€ IdXucoc Kfld 6
Cdmpoc irapccTUK cruXqi, Irci bi v^ cn}Xi|i rr^iE dmicr/iKCi . •
öpttiv bt 6 npurroT^vnc tö IpTOV nopcpTOV Y€TOvdc tb€ffir\ nSv
Toö TCfidvouc TtpoccTuüTu^v £mTp<i|iai Trap€X86vTa i£aX€ti|iai Tdv
dpviv Kai diToiTice. Konst. Porph. de them. 1 14 TTpurror^vouc . .
5c TÖ Aiovuciov TÖ dv 'Pöbi|i Totc ZuiTpacpiKok wncXdfnrpuve
TTivoSiv. Suidas u. TTpuiTOTdvi)C : 6 TÖ dv *Pöbit» Aiovticiov icro-
pi^cac, TÖ Edvov Kai OauMacröv £pTov, 6 Kfld Aim^rrpioc 6 TToXiop-
Krrrfic MCTdXuic dOau^accv, ÖTe Tfjv 'Pöbov diroXiöpKnccv. dast
Demetrios eben des laljsos wegen Rhodos schonte , ist eine hlufig
wiederholte erzählung: ygL Overbeck schriftqn. 1907, 37; 1914
— 1917. beide gemftlde wurden spftter nach Rom entfUirt.
Kleinasien. P erg am on : Solinus 27,68 bofiKsctrelitiitasa«^
600 KZachcr: über gemälde als tempehchmuck.
sestertio Pcrgameni cwnparaverunt ^ ut acdem Äpollinis manu in-
signem nee arafieae intexerefU nee alUes involarent. wahrscheinlich ist,
wie Dati vermutet hat, zu lesen ÄpoUodori^ nach Plinius XXXV 60
{ApoUodori est) Äiax fulmine incensus, quae Pergami spedatur hodie,
Phokaia: Herod. I 164: als die Phokaier vor den Persem die
flucht ergriffen, nahmen sie mit Kai TÖt dT(iiX^aTa rd £k Tubv kpurv
Kai Td äXXa dvaOrmaTa, x^P'^<^ ^'^^ xülKköc f\ XiOoc i) Tpci9^ 'jv-
besonders reich an anathemen und schmuck aller art war der tempel
der Artemis zu Ephesos. sehr alt waren vermutlich die von Paa-
sanias erwähnten schlachtgemSlde des Ealliphon, vgl. Bronn ao.
n 8. 56. Paus. V 19, 2 eoiKuTav irpöc TavTt\v (die auf der Rypseloi-
lade) Kai KoXXiq)ijuv Cd^ioc iv 'ApT^^iboc Upifii Tf\c *€<p€ciac inoli\-
C€V *'€piv, Tf|v Mdxnv TP^VCic Tfjv M raic voudv *€XXrjvuiv, und
ebd. X 26, 6 Kai iv 'ApT^)iiboc ttic '€q>€ciac KaXXiq)div 6 Cdyuoc
TTaipÖKXiu Toö GuipOKOc rd T^ciXa dp^oZoucac £tP<^M^c Tvvaikac
aus späterer zeit werden erwähnt bilder des Apelles: Plin. XXXY
92 pinxit et Älexandrum Magnum fuJmen ienentem in iempHo J^Ae-
siae Dianae. 93 pinxit et Megabyzi saceräotis Dianae Ephesiaepam-
pam. vgl. Brunn ao. II 203. 218. auszerdem befand sieh in Ephesosi
von des Nikias band geschmückt, Megabyzi sacerdatia JBpike$m
Dianae sepulcrum, Plin. XXXV 132.
Aegjpten. Alexandreia, Homereion: Ailianos TT. \. XlU
22 rTToXE^aToc ö OiXoTrdTwp KaracKEudcac 'Ofiiipip veujv auröv ^v
KaXöv KaXujc dKd9ice, kukXiu bk. läc nöXeic irepi^cnice toO d^-
^aTOC, öcai dvTiiTOioOvTai toO 'Omiipou. PaXdTUJV bi 6 Zwxpdipoc
lypoHie TÖv pev "Ojinpov auröv ^pouvTa, toüc bi SXXouc iroinToc
rd lyir\ixecixiya dpuro^evouc. in Pelusion beschreibt Achilleus
Tatios III 6 ff. sehr ausführlich zwei gemälde des Euanthee, Andro-
meda und Prometheus darstellend, als im tempel des Zeus Kasioi
befindlich: Kard töv ötticOööomov öpüüMev eUöva bmXiiv'
Kai ö Ypocpeuc ^t^TPCIttto * €0dv6Tic ö Tpot<pc^c. die bilder scheiim
auf der auszenwand gedacht, da es kurz vorher heiszt: ir€pig€i|icv
TÖV veuüv. vgl. Brunn ao. II s. 288.
Sicilien und Groszgriechenland. Sjrakus. Cic. in Verrem IV
55 aedis Minervae est in Insula . . pugna erat equestris AgaAodk
regis in tabulis picta: iis autem tahulis interiores templi
parietes vestiebaniur . . Jtas tahülas MaroeUus . . nonoUifä;
iste . . omnes eas tabulas abstulU: parietes y quorum omatusMmi'
cula manseranty tot beUa effugerant^ nudos ae deformatos reUgnU . •
viginti et Septem praeterea tabulas puldterrime pictas ex eadem meie
sustuiity in quibus erant imagines Stciliae regum ac tyrammum
schon erwähnt ist die Helena, die Zeuxis im auftrag der Kroto-
niaten für den tempel der Hera Lakini a malte, apSter in Rom
in der porticus Philippi; Overbeck schriftqu. 1667—1675.
Endlich sind noch einige auf solche gemälde bezQgliohe ^-
gramme anzuführen: Anth. Pal. IX 606. VI 208. VII 730.
WHBoicher; »wei jparolan dm Aw^of andPf!faw*WW 80}«
Aus diesen immerbin dfirflagini^iind tporadiaebfn «^ggnJMm.jei
zu entnehmen, daaz der maleriMhe sohmiick depr.^e^hM^l^iWd
noch viel mehr der rOmisehen tempel ein anenropcdüUiUoli t^^iü^
gewesen ist, dasz ein tempel ohne sdohen 8eiuaiino)E «geatUdl^ W*
denkbar ist und so werden wir aneh jene Ton VergiUa^il>ei-
scbriebenen bildwerke^ Ton denen wir aa«giongen»;iai|
einfachsten und nngeswungensten a)s gepftld« i^afin»,
fassen haben, dieselben kaiMn fOBM. eieh nan qf^üc^. .in dA^ 4wi
tempel umgebenden poi;gcai (die von «nem zOqyuwi^^ t^P^i wd
namentlich einem prachttempel wie ihn Yerg. beMjireibii.Bntraiabftr
war), oder in dem tempel selbst, an den ])Dii^w|Ui49i|..4«r PPQf*
wenn man das letstere annimti so wttrd# dae gnlpaaaen sn ^.yoa
Ribbeck yorgeschlagenen lesart Mnuu statt &• yon.den h$$* ifionW'
lieferten unmöglichen kUer M t. 456 «rt^ieumquB.miMßm nürim»
opemmque labarem imrattfr; an4 Ar. bild^ an d^ tempttwinden
spricht auch die symmetrische yerteilnng nn4 entq^rechnng der bil-
der, die Lorsch, Brunn und Bibbed: erwifUMO, haben» di| 4i«ie 1^
Verteilung der bilder über einen grSeaem rmun iiicbt leicht erkenn^
bar gewesen wttre. die fragil, wie i^iob Teig, im einseinen. 4ie An-
ordnung der bilder und veribnlnng an den. wftnden gedacht halM»
und ob eventuell versumstellnngen vorsiuielpm«n ioaif itt in totrtar
zeit oft genug behandelt wiHrden, so daas ee fiberflOeing enduint
hier von neuem darauf einangehen,
Halle. KomuD ZAonnB.
80.
ZWEI PAROLEN DES ARAT08 DND OGTAYIANUS.
In meinem aufsatze *über die sitte des cuvOima' (jahrb, 1879
s. 345 ff.) war es meine aufgäbe gewesen eine aniahl von antiken
parolen in historischer folge zusammenzustellen nnd auf gmnd der
daran zu machenden beobacbtungen eine kleine reihe solcher cwdn*
^ara, deren Überlieferung bedenklich oder geradezu unrichtig «r*
schien, zu emendieren. das wichtigste ergetois der nntersnchnng
war, dasz die alten nie ein bedeutungsloses wort als parole gebranch-
ten und in der ftltem zeit bis auf Alexander d. gr. anaachlienilich
namen von solchen gOttem dazu verwendeten, die eine deotliohe be-
Ziehung zu denen hatten, welche die parole ausgaben, es sei mir
gegenwärtig verstattet jener samlung, die, wie ich mir nicht ver-
helte, einen ansprach auf Vollständigkeit durchans nicht maeben
konnte und sollte, noch zwei weitere beepnders treffende beiapiele
hinzuzufügen und in aller kürze zu erläntem.
I. Als der jugendliche Aratoe an der spitze einer aebar von ver-
schworenen von Argos aufgebrochen war, um den ^jrrannen seiner
Vaterstadt Sikjon zu stürzen, gab er, in Neme« angelangt» nachdem
er allen genossen seinen plan mitgeteilt und ihnen mnt tttgesprochen
hatte, die parole 'AiröXXuiv Tit€^>äiO€ aus (Plnt An 7). welchen
602 WHRoscher: zwei parolen des Aratos and Octamnui.
grund Aratos hatte gerade in Apollon seinen schutzer und helfer zu
erblicken und ihn als solchen anzurufen, dürfte klar werden, wenn
wir einen blick auf den sikjonischen ApoUoncultus werfen, wie nem-
lieh aus verschiedenen Zeugnissen hervorgeht, die man neuerdings
in ThSchreibers trefflicher schrift ^Apollon Pythoktonoa' (Leipzig
1879) 8.45 f. sorgföltig zusammengestellt findet, war der aikyonisdie
ApoUoncultus im wesentlichen ein abbild des delphischen und wahr*
scheinlich von Delphoi nach Sikjon verpflanzt worden, hier wie dort
finden wir pythische spiele mit musikalischen agonen (adiol. Find.
Nem. 10, 49. 76 u. 9, 2) , femer den mjthos von der erlegnng des
Python durch einen pfeilschusz (vgl. Hesjchios n. ToEiov ßouvdc),
endlich die legende von der flucht und stthnung des gottea (vgl
Schreiber ao. s. 45). die parallele ist so vollständig, dasz wir es wol
wagen dürfen die lUcken des sikyonischen ApoUonmythoa ans dem
delphischen zu ergänzen, nun berichten uns Ephoros bei Straboa
s. 422 und Plutarch de def. orac. 15, dasz man sich in der späten
zeit den Python nicht mehr als einen drachen, sondern als einsi
bOsen tyrannen vorgestellt habe, der von dem auf verbor-
genem pfade nahenden Apollon mittels eines pfeilsehassei
getötet wurde , worauf die begleiter des gottes die behansong amam
gegners mit fackeln in brand steckten, setzen wir nnn die
gleiche Vorstellung auch für den spätem sikyonischen ApoUoncnltiii
voraus, so ergibt sich daraus für das Verständnis der von Aratos aus-
gegebenen parole folgendes, wahrscheinlich wollte Aratos durch die
parole 'Apollon' sich selbst mit diesem gotte vergleichen and seine
gegen den tyrannen Nikokles gerichtete untemehmung als ein seitan-
stück zu der einstigen erlegung des tyrannen Python durch ApoUoa
hinstellen, auf diese weise entsteht in der that ein so voUkommener
parallelismus bis in das feinere detail hinein, dasz man es wol wagen
darf das verfahren des Aratos zum bessern Verständnis des sikyoni-
schen Apollonmythos und -cultus zu benutzen.
Nach delphischer und sikyonischer tradition war Apollon, als er
gegen Python auszog, ein eben erwachsener knabe (Schreiber aoi
s. 5). dasselbe gilt von Aratos, der, als er den Nikokles sturste, ent
20 jähre alt war. dem tyrannen Python ent^spricht natürlich der
tyrann Nikokles: wie Apollon den Python erlegte, indem er sieh in
aller stille auf verborgenem pfade (\i€xä CITTIC . . bl& Tf)c övopa-
lo^ivr\c AoXuJVtac: Plut. de def. or. 15) an ihn heranschlieh, so ge-
dachte auch Aratos, als er von Argos gegen Sikyon aufbrach, den
Nikokles unvermutet zu überfallen (Plut Ar. 5 ifywrabCt d bOvonOi
Kpucpa Ka\ iTpöc Sva Kivbuvov ölivjc tö irav dvapptifiai pälJUnr ij
MotKpiu iToX^^ui Kai q>av6poic dTOiiciv Ibiumic dvnicaOicTacOai vpic
TUpavvov) und führte diesen vorsatz auch wirklich aus, indem er
heimlich bei nacht die mauern Sikyons erstieg, wie aus Plut ds
def. or. 15 erhellt (vgl. m. aufsatz Ober das CTCim^iov jafaztk 1879
s. 734 ff.), dachten sich die Delphier den Apollon bei der erlegnng
des Python von einer schar jugendlicher genossen begleitet,
WHBoscher: iwei ]Mttolfltt det Aniot imd OetMiMOi. 60B
denen einige, wie es eoheini, all kundadiafter TotsnagMfidet, meh-
dem sie aUee ansgeepftht hatten, dem gott mit Iwrennenden fMfcda
— also bei nacht — anf seinem p&de lenehteleii (vgL VbaL de det
or. 15. AMommsen Delphika s. S07 1 Schreiber ao. •• 14 f.). gmide
ebenso sandte Aratos, ehe er cÜd mavertt erstieg, iwei diener Senikaa
und Technon ans, nm den passendeten pimet filr «faM heimüdi^ «r-
steignng bei nacht ausfindig ta machen, seklieedich entspiiehk^
Terbrennung des tyrannenpalastee, ▼<« der Fhitarch Ar. 9 beriÄiet
(dtp^ncav ddpöoi irpdc t&c Oöpoc toO Tup&wou irOp^irup^povtcc
fipOn ^ <pXöE ^€X&kr\ Kfld KcmMpaWK M^(|h KopfvOou usw.), anf
das genaueste dem in Delphoi daigesisllten Apolkmmyllioe: tgL
Plut def. or. 15 wA irpocßAXXovTCC td irOp tA KttXtdt« und Bphorea
bei Strabon s. 432 ifiTrpi)€df)vai bk w\ CRI|vrtV TÖTf ToO UMwoc
{^Trö Turv AeXcpurv, KoÖdircp waX vOv In ittd dcl ti)ir6|iviuia iroioii-
M^voiK TiDv TÖTC TCVCfi^vuiv« SC brauöht Uemaeh kaun darauf auf»
merksam gemacht su werden, wie deutlSeli das giue Terfidirai des
Aratos für eine nahe Terwandtscbaft des rikjonisehen und delphi-
schen ApolloncultuB spricht, wahneheinlich bestand also in 8ikj<m
wesentlich dasselbe ceremonid], wle^ am Stepterionfeste in Delphoi
beobachtet wurde.
IL Von Brutus erslUt Plutardb (Br. »4), er habe in KuTstos,
wohin er Ton Athen gekommen war» um geld und sehiflb in gewin»
neu, an seinem geburtstage ein gUnaendes gastmaU Terautaltet
und bei dieser gelegenheit ohne rechten grund senien freuiAsn,
welche ihm den sieg und dem rOmisohen Tolk» die freiheit wQnscih*
ten, die worte des sterbenden Patroklos zugemfon (TT 849): dXXd
|i€ MOip' 6\oi\ Kol Ar]TO0c ficravcv üiöc. dieear vers sei spftter, fthrt
Piutarch fort , als eine schlimme Vorbedeutung angesehen worden,
die sich auch insofern bewahrheitet habe, als in der lotsten schlaeht
von Philippi von Brutus die parole *Apollo' ausgegeben worden sei
(cuvGiiMa irap * auroC toic crpoTuimiic 'AnöXXuiva boOf)voi). genau
dieselbe erzfthlung findet sidi bei Valerius Max. I 5, 7, der nur in
dem letzten puncto abweicht, indem er berichtet: qm deus (Apollo)
Fhüippensi acie a Caeaare et Antonio rigno daius in eum tda
convertit. es fragt sich nun, welcher von beiden schriftstellem der
Wahrheit näher kommt -* denn an eine Inderung der worte nap*
ouToC bei Piutarch in irap* *Avtuiv(ov oder Ai^oiicTOU wage ich
aus verschiedenen grOnden nicht zu denken — und ob sidi der son-
stigen Überlieferung ii^gend weldie kriterien flir die grOsiere gbmb*
wfirdigkeit eines der beiden berichte entnehmen lassen, nadi meiner
Überzeugung macht die mitteilung dee Valerius Max. unbedingt den
eindruck grSszerer Wahrscheinlichkeit, und swar aus dem gründe weil
Apollo zu Octavianus die deutlichstcoi betiehungen hatte | wfthrend
sich beziehungen dieses gottes su Brutus nicht nadiweisen lassen.
Vor allem ist hier auf eine enlhlung des Suetonius {d, Aug. 94)
hinzuweisen, wonach Augustus für einen söhn des Apollo galt:
in AsdtpiadM Mendetis thealoffummon Vbri$ hgo Aüam, mm «I
604 HRöhl: zu AtbenaioB [XIII 573«].
söllemne ÄpolUnis sacrum tnedia noäe venissdy posüa in /empto käica,
dum cäerae matranae dormirenty öhdormisse; draconem repefiie im^
sisse ad eam pauloque post egressum; iüam expergefadam quasi a
concuhitu mariti purificasse se; et stcUitn in corpore eius extUisse maa^
lam velut piäi draconis^ nee potuisse umquam exigi . . . ÄMigudm^
natum mense decmo et oh hoc ÄpolUnis filium existimaiufn, ge-
wöhnlich nimt man mit Preller röm. mjth. * s. 273 an dasi du
auszerordentliche verehrong, welche Octavian dem ApoUo erwieii
erst seit seinem siege bei Actium datiere (vgL auch Hecker 'de Apol-
linis apud Romanos cultu', Leipzig 1879, s. 36); wenn man aber dieat
mitteilung des Saetonius erwägt und mit der nachricht des Valerins
Maximus combiniert , so durften die beziehungen , welche Octaviin
zu Apollo zu haben glaubte, bedeutend älter erscheinen and die paroto
des Octavian in der schlacht bei Philippi sich wol auf jene anekdotoe
hafte erzählung des Suetonius stützen, auch in den ahnnngsToUea
Worten des Brutus an seinem geburtstage liegt eine unverholene an-
erkennung der thatsache, dasz er dem söhne oder schütding dei
Apollo gegenüberstehe , und es läszt sich nicht leugnen , daaz Jens
vers als böses omen gefaszt mit einer von Octavian gegeben«
parole 'Apollo' in einem weit bessern einklang steht , als wenn mal
annehmen wollte dasz wirklich, wie Plutarch behauptet, der sonst
in gar keinen nachweisbaren beziehungen zu Apollo steh^ide Bru-
tus jene losung gegeben habe, um sich der hilfe des Apollo geg«
seiiftn vermeintlichen eignen söhn zu versichern, schliesslich machs
ich noch darauf aufmerksam, dasz die parole des Brutus in der erstsa
schlacht von Philippi nach Cassius Dion 47, 43 *£X€u6€p(a war. da
nun Brutus bekanntlich mit dieser losung gesiegt und den ihm gegen-
überstehenden Octavian zurückgeworfen hatte, so ist es aach ans
diesem gründe wahrscheinlich , dasz er, um ein glückliches omen so
gewinnen, auch in der zweiten schlacht die göttin der freiheit (nicht
aber Apollo) zu seiner schutzgottheit erwählte.
Meiszen. Wilhelm Heinrich BoacHsa.
(16.)
ZU ATHENAIOS.
Bei Athenaios s. 573^ heiszt es von dem Aphroditecoltos in
Korinth : Kai o\ ibiuiTai bi KareuxovTQi t^ 6€ijjy tcXccO^ytuiv n^A
Oüv fiv TToiüüvTai Tf)v öenciv, äTToEciv auT^ xai rdc ^raipoc lo die
bessern hss. ; andere bieten aus conjectur Taicräc statt des sjniik—
KQi läc ; Meinekc vermutete Kaiväc. das richtige dürfte sein Kpi-
T d c , die übliche bezeichnung auserlesener Opfer und gescbenke flir
die götter: vgl CIA. I 4 fpi(poc xpiTÖc und dp^jv KpiTÖC« BopL
Trach. 244 f. rauTttc eKCivoc €upuTOu ir^pcac iröXiv ^eiXeO' aÖTi|^
KTfifia Kai 8€01C KplTÖV.
Berlin. HsRium BflOL.
AFleckeisen: *HXIict|miiv. faPlaaliii Ampliilnm. 606
81-
HAeKTPQN. Zu PLAUTDB AMPHITBÜO.
ÜTWilamowitsB-MinieDdorlF Kit Jftngst im Herniei 3CnF's« 467
— 460 eine auf Bhodoa gefotndeiie-ineclnift sqb dim <Aitleii octo
zweiten jh. vor Ch. verOffenüicIit, in der i#eiaukl ein T^peyoc tfic
*AX€KTpiLvac vorkommt, ist andi die liier geiiannte Alekttona«»
Elektrjone als rhodisdie heroine eine andere als Ae fbyntiiisolie
Elektrjone •-> Alkmene, so ist doch der name ideiitisdit itnd Wila^
mowitz benutzt jene nrkundlich neu tu t«ge getretene ttamensfenn
'AXcKTpiIiva zu dem nach weis, dass in Hesiodee'Aspia, wo in den
ersten 86 versen sechsmal *HX€iCT|yiiuiyoc und 'HX€ieTfMM6vn Tor-
kommt — formen die bisher nur dnnii annähme einer sonst nnerhOr<r
ten sjnizesis des u versgereoht gemaeht worden nnd — TOm did^
ter vielmehr 'HX^KTpuivoc 'HXCKTpdfVt) geschrieben WordedseL im
aber, f&hrt Wilamowitz fort, seien heufamtage nicht bereäitigt diese
formen in den Hesiodischen tezt einrasetMO, well Bnnpides im j. 4S8
in seinem Hesiod die form 'HXeiCTpuiliVT| gelesen habe, wie ans t. 838
seiner Alkestis hervorgehe: vöv bcSov olov irttOd C* Ij.TtpUVOCa
*HXeKTpuiuvii *T€(vaT' *AXK|u!|vn Ali« so weit wird jeder biscmnenf
Wilamowitz beipflichten; aber wie wenn aioh nadiweissn lieeia dass
ein spttterer griechischer dichter als Euripides in srfnem Hesiodoe
wirklich noch 'HX^KTpuivoc *HX€iCTpi(rvT)' gelesen hStte? ich glaube
diesen nachweis führen zu kOnnen aus — Piautas«
Dieser beginnt das or^PUfnefUMm seiner tragicomoedia Amphitruo
— und diese partie des prologs stammt von Plautus selbst — mit
folgenden versen (97 ff.) :
haec ürbs est Thehae: in üUsce habUat aedibus
AmpkHruo^ natus Argis exArgoptUrey
quocum Älcumenast nupta^ Electri fiUa.
allerdings weist der genitiv Ekdri auf einen nominativ Eleetrus^
aber man beachte wie Plautus — oder sagen wir lieber die alte
latinität und das mit dieser bekanntlich so oft stimmende vnlglr«
latein — sonst vielfSltig griechische nomina anf -uiv behandelt.
äpXiT^KTUiv wird für Plautus neben arckUecto {most. 760. Poen.
V 2,150. tngl 919) zu archiiectus {Ampk, A&. mgLMl. 902.915.
1139. truc» prol. 3), und in dieser letztem form hat die spraehe daa
wort noch lange über Plautus hinaus, zb. bei Cicero stets, erhalten.,
den Sklavennamen Tpavtujv in der Mostellaria wandelt Plautus,
^'ftbrend er allerdings gewöhnUch 2Vamo flectlert, zweimal in Tra*
f] t tis um (v. 560 u. 1 169 : vgL BUcheler im rhein. mus* XV s. 486^.
* dieses Gherspringen aas ^iner declination In die andere bei dem»
«elben namen im ftltern (und mlgirett) latein, wovon Büeheler ao. und
OBievers in RitschU Acta II s. 65 ff. datsende von beisplelen belbrfai-
gen — aach der vorschlafe des letitem bei Tereotias eim. 267 Tkäfnia
zu corrigicrcn statt ThaidiM ertcbeint unter diesem gesiebtfpnnct als
606 AFleckeisen: *HX^KTp(Juv. zu PUntos Amphitrno.
aus "AXk^^iuv (so lautete der titel der tragödien des Sophokles
und Euripides, nicht 'AXK^aiuiv: s. Meineke com. gr. III s. 106 f.
Nauck trag. gr. fr. s. 302) machte Plautus eapt. 562 Älcumeus (vgl
ORibbeck jahrb. 1858 s. 193 —> Bitschi opusc. H s. 514). Nie-
Tius im Bellum Punicum I 25 (Vahlen) yerwandelt den namen des
giganten TTopq>upiuJV in Forporeus (vgl. jahrb. 1866 8. 11) in
dem Satumier: Forporeus dtque Büncus füH Tirras. demnach ist
auch OBibbeck Yollständig in seinem rechte, wenn er zu dem kom(^
dientitel Dolus desselben Naevius den AöXuiv des Enbnlos in
parallele stellt , nur dasz sich in ermangelung jedes weitem anhalts-
punctes über die blosze möglichkeit eines zusammenhange dieser
beiden titel nicht hinauskommen läszt. ein paar inschriftliche belege
desselben flexionswechsels aus späterer zeit gibt KEeil *analecta epi*
graphica et onomatologica' (Leipzig 1842) s. 226 (wo man die
belege nachsehen möge): *€ititutx^Vujv <= Epitynehanus^
€u8rj)iujv B= Euthemus, nach allen diesen analogien wird mia
kaum zweifeln dürfen, dasz Plautus in dem original seines Amphi-
truo (einem stück der neuattischen komOdie: Tgl. Vahlen im
rhein. mus. XVI s. 472 ff.) den namen des vaters der Alkmene
nicht unwahrscheinlich — hat offenbar Varro vor angen gehabt bei
folgender ezpectoration (de L tat IX § 90): reprehendunt, cwm ab emdem
voce plura Munt voeabula dedinata, qua» cwmvviiiag appeliantf ui Sappk$
et ^Psapphay, Alcaeui et Alcaeo, sie Geryon Geryonu» Geryones: u köc
genere, quod casus perperam permutant quidantf non reprekenätMi amalogiaM^
sed qui eis utuntur imperite. quod quisque caput praehenderü , sequi de§ti
eius eonsequentis casus in declinando^ ac non factrcy cum dixerU recio mot
Alcaeus, in obliquis [täcere] Aleaeoni et Alcaeonem: quod n mUcmerii^
non secutus erit analogias, ich habe die stelle voUstinaig aoagesehrit-
ben, nm vor zwei Underungsvorschlägen zu warnen, deren einer aebea
in KOMüUers texte steht: Geryoneus statt Geryonus, aber diese letsten
form hat ihre vollkommen entsprechenden analogien in Tiianus ^ Tirdv,
Erycus =» '€puS (vgl. Haupt Ov. Halieutica §. 70), Harpagus ^ 'ApwoS
(Plautus Pseud. 665), also auch Geryonus ■> fiiputüv. der andere Inde-
rn ngs Vorschlag ist von Meineke 'vindiciae Strabonianae' s. 133 gemacht
worden, der statt Alcaeits Alcaeo Alcaeoni überall Actaeus Aetaeo ActMout
hergestellt wissen will, weil im griechischen 'AktoIiüv and 'Airraloc
nebeneinander vorkämen, der dichter *AXKaloc dagegen nie *AkKaiun
genannt worden sei. das ist vollkommen richtig; aber war denn der
fesbische dichter der einsige dieses namens? bei Pape-Benaeler sind
nicht weniger als sechzehn persönlichkeiten mit namen 'AXkoAoc Ter-
seichnet. es scheint daher vor fünfmaliger änderung im Varroaiaeken
texte entschieden die annähme den vorxug zu verdienen, daai Vano ia
einem uns verlorenen drama — möglicherweise dem Amphitmo des
Accius, worüber s. Ribbeck röm. tragödie s. 553 ff. — oder einer eatara
oder einem irgend welcher andern litte rat urgattang angehörieen sehitt-
stück der altern zeit wirklich jenen von ihm gerügten metap&amu ver-
gefunden habe. — Ein freund, dem diese Zeilen vor der veröffentllehnaf
vorgelegen haben, möchte die nachbarschaft der Sappho als enleebei-
dend dafür geltend machen, dasz unter Alcaeus bei Varro allerdingi
der lesbische dichter gemeint sei: es sei doch auch litterargeBchichÜieh
interessant, denselben in so alter zeit, leider in anbekannter qoelle
(etwa bei Laevius?), erwähnt und zwar, wie es acheint, ansfiihrueher
besprochen zu wissen.
AFlackeiien: *HXtoputv. sa FlAntM Amplritraa. fQ[J
'HX^KTpiuv und nicht 'HX€KT|Miuiv getobrieUa fimd -— JEMUnfO»
nis ffUa hätte einen ebenso r^gelreehien Tenanigaog gebildtfc wi«
Eleäri ßia^ and 'AfupiTpöuivoc etwa doreh Amthitri wiedenngelHHi
ist dem dichter nicht eingeädlen — und daet, wenn wir ebeoM
schlieszen wollen wie Wilamowits von Enripides iof deeaea text
des Hesiodos, dieser seitgenoese des Menaadros in dam aaiaigan
aller Wahrscheinlichkeit nach noch das echta 'HX6cTpuiVQC nnd.'H^CK^
TpuiVT) gelesen hat. es wtirde demnach doeh nicht so gar nymtthftr
disch sein diese formen noch heute in den Hesiodiachea taxt sa satisa*
Noch ein wort ttber den sweiten dar oben aasgeaohxiabeiiaB Tana
aus dem Amphitruoprolog (98). dttiaoh soll Amphitrjoas rÜM
Argos geheiszen haben? denn das bessgea doeh die worta fifftm
ex Argo patre. schon im altertam nahm maa an diesem im sagan-
kreis des Amphitryon gtnslich unbekannten namen aastosi uad er-
klärte Argus pro Argivusi so Noaias s. 487, 81 uad Serrius xu Aen.
IV 662 , die beide offiaabar aus tiaer quelle gascböpft haben : dann
Nonius fügt zu dieser seiner erkUürung ausser unserm Plantinischen
verse gleichsam sur bestätiguag aoofa abaa die worta dar Aaaeida
hinzu {hauriat hunc ocuUs i^nem cr%»ddis ab äUo Dardamui)^ su wel-
chen Senrius seine erklirung Dardamts pro DariUmku gibt und
dann seinerseits den Plautinischea Ten mr bestftttgnag baifllgt»
aber ein acfjectivum Argm statt Argima wire flir d^ fitars Irti*
nitttt spracUich unerhOrt — denn solche Terbiaduagaa wie JRorAM
sagütae (Ov. rem, am. 157) erlaubea sich erst viel spfttera dichter —
und JFOronovius, der dies einsah, versuchte daher Obsenr. lY c 19
eine neue, dem sinne nach freilich auf dasselbe hinauskommende er*
klärung: 'naitis Argis patre ex Argo est Argis natus patre oriundo
Argis' (wozu er ua. sehr passend capt. 511 Pkäocraiem ex Alide jer»
gleicht); aber warum hfttte dann der dichter nicht wiederum ex
Argis geschrieben, sondern sich wie absichtlich so zweideutig wie
möglich ausgedrückt? nachdem £fedri «- 'HX^KTpuiVOC oben » wie
ich hoffe, richtig erklttrt worden ist, bleibt in der ganzen komödie
kein die sage betreffender eigenname mehr übrig, der nicht mit der
griechischen tradition genau stimmte; einzig in dem namea Toa
Amphitryons vater müste, wenn die Überlieferung richtig wlre,
Plautus einen irrtum begangen haben, und das ist doch kaum glaub-
lich, dieser name wird uns aber in zwei formen überliefert: die ge-
wöhnliche lautet 'AXkqioc, Suidas abernennt ihn zweimal (u. *AXiC€(-
br]Q und u. 'Ap9iTpuuiv) 'AXkcuCj und von dieser letsem ist kllr-
lich das pappen jmikon *AXKe(biic gebildet, von jener das Pindariscbe
(Ol. 6, 68) 'AXxatbnc. dasz beide namensformen durchaus gleich-
wertig waren, zeigt Hesiodos der v, 26 der Aspis schUesst tiic itdic
'AXKaioio und v. 112 dpu^ovoc 'AXxeibao. bei Plautus würde dem-
nach blosz in frage kommen, ob er naius Argis Aleeo paare oder natus
Argis Alcaeo patre geschrieben, von diesen beiden &8sungen ver»
bietet sich jene von selbst durch den iambus des vorletzten fusaes;
es bleibt also blosz die letztere übrig, in der Alcaeo durch die
608 BAmoldt: zu Aristophanes Rittern [v. 526].
zu dem vielleicht ungewöhnlich erscheinenden plural Arpis beige-
schriebene glosse Argo verdrängt worden ist, wozu dann ein anderer
um den vers herzustellen ex eingeschoben hat, ganz ähnlich wie m2.
IV 8, 1 das glossem diuitiis den namen Ripaeos verdrängt hat (vgl
Jahrb. 1870 s. 459).
Nachdem obiges bereits niedergeschrieben war , habe ich nodi
Ussings commentar zdst. nachgelesen und finde daselbst die ye^
mutung ausgesprochen, dasz 'aut poeta Latinus parum accurate egit,
aut erravit librarius : nam fieri potest ut Alceo scriptam fnerit pro
Alcaeo . . idque contractione bisyllabum factum sit.' an dieie
möglichkeit hatte ich allerdings nicht gedacht, glaube aber anch
wort hinzufügen zu sollen, warum sie unmöglich ist.
Dresden. Alfred Fleckeibev.
82.
ZU ARISTOPHANES RITTERN.
526 elxa Kparivou ^Cjivim^voc, 6c ttoXAiu ^eucac ttot* ^iratvui
biä tOuv äq)€Xu)V nebiujv fppei —
das schon der barbarischen form wegen auffallende ^eucac ist 'saape^
tum eiuädem verbi iteratione', wie Lobeck sagt zu Phryn. s. 739. es
hat deshalb nicht an conjecturen der gelehrten zu dieser stelle ge-
fehlt: öc TToXXuj TToXXüJv in* diraivuj oder noXXip *q>* öpuiv nAr'
diraivu) GHermann. ß^i^ac Fritzsche. Trp€\|iac Kock. ßplcacKajsff.
übe TToXXuj ßptcac ttot' ^Traivw | bid tüjv q>€XX£U)V ncbiovb* Ippci
Bergk. allein aus gutem gründe, so scheint es, wurde Meineke durch
diese Vermutungen nicht befriedigt. Wirorum doctoram coniectmiB'
schreibt er vind. Aristoph. s. 58 'nihil profici apertum est. ßp{0eiv
^Traiviu graece dici non potest; hactenus praestaret quod KocUns
invenit npix^ac ttot' ^iraivui. omnino autem landem ab hoc loeo
alienam puto, requiroque aliquid quo torrentis imago in-
dicetur.' Meineke selbst will herstellen: cTto Kporrivou jicfiVTVi^
voc, 6c ^€u^aTl TToXXuj TTOT* äcivcücj bid Tuiv d9€X(Dv ircbiuiv
^pp€i. wie gewaltsam indessen und unwahrscheinlich diese emenda-
tion ist, das erhellt am besten aus Meine kes eigner erklämng des rer
derbnisses. 'causa corruptelac inde repetenda videtur, quod in oodioe
archetypo inverso verborum ordine legebatur ttoXXui (Seujicm, quod
corrector metro accommodaturus pro ^cupaTi suum iÜud ßcdOK in-
fersit, quo illato cum substantivum desideraret, SQO pericolo dcivttlC
rcfingebat in ^TTaivip.' das freilich empfand Meineke mit der ihm
eigentümlichen feinfühligkeit gewis richtig, dasz in dem zu wtiden-
dcn ausdrucke das bild des hauptverbums f ppCl festgehalten werden
müsse, dies wird erreicht, wenn wir schreiben: öc iroXXifi ßpucac
ttot' dTTaivuj . . fppci 'welcher überströmend von gewaltigem bei-
fall . . sich ergosz'. Hesychios: ßpuer ^€6i, TrfiT&€i, dva0Xu{(l|
TrT]ba, dvöcT, dvinciv, aßScTai.
Königsberg. Richard Aanou>T.
LGorlitt: der briefweefaael twiiekaii Gfetio und DoaDDat BknliUk. 009
88.
DER BRIEFWECHSEL ZWISCHEN CICERO UND DECIMÜB
BRin^S.
Ueber die art und weise, wie Tiro den briefliehfln y^lf^ eei»
nes patrons Cicero ordnete und in die OfEntliehkeit gab, hmbe ieh m,
meiner diss. 'de M. TuUi Ciceronie epietolk efenunque prietina o<d^
lecüone' (Oöttingen 1879) gehandelt; dooh honnten an jener stelle
nicht alle einzelheiten xur spiaohe komnieni ad ee mnete genflgea
im allgemeinen den nachweia tu liefern , diaai die anordnnng naoh
einem wol durchdachten plane auageftlhrt sei.
Insbesondere flbr die bttoher X XI XII der epistnlaa stellt sieh
heraus, dasz sie nur briefo aus der zeit von an&ag 710 bis jaU
71 1 d. St., also aus d6r seit enthalten, in der Cicero noeh einmal als
fuhrer der republicanischen partei auftrat und den TerhAngnisToUen
kämpf gegen Antonius aufnahm, femer seigt sieh dass sa bequemerer
Übersicht die zahl dieser 94 briofe in zwei gmppen verteilt ist, je
nachdem sie die ereignisse behandeln, die sich auf dem nfirdlichett
oder auf dem östlichen kriegssehaiq)latie abspielten, diese briefe
sind in buch XII, jene in X und XI enthalten, sobliesilidi sind
innerhalb der drei bücher die ihrer ausdehnung nnd ihrem Inhalt
nach hervorragendem briefschaften in die erste reihe gestellt, und
es folgen die geringem gleichsam als appendices.
Man wird zugeben dasz eine bessere anordnnng der briefe über*
haupt nicht möglich war, und dasz der Vorwurf der nachlAssigkeit,
den man Tiro wegen der vermeintlichen Unordnung der «^wiln^g ge*
macht hat; wenigstens in bezug auf diesen teil ein unverdienter ist.
innerhalb der einzelnen correspondenzen finden wir freilich die chro-
nologische reibefolge der briefe nicht hergestellt, und deshalb hat
man Tiro ganz besonders getadelt; allein ist denn eine solche ord*
nung die allein berechtigte? war es nicht eben so vernünftig, den
bnefen die folge zu lassen, die sich von selbst ergab, wie Cicero sie
schrieb und empfieng ? gewinnt man doch durch diese weise der an-
Ordnung den vorteil, dasz ohne weiteres ersiohtlioh wird, ob Cicero
diesen oder jenen brief schon in hftnden hatte,, als er den seinen
schrieb, ob er daher auf jenen bezug nehmen konnte oder nicht, zu-
mal bei einer so unzuverlässigen und ungleiohmlszigen bef^rderung
der briefe, wie sie in jenen kriegszeiten stattfand, war es im einseinen
falle oft unberechenbar, wie Isnge ein brief unterwegs sein mochte,
und da die beziehungen der briefe auf einander ni%iht immer deut-
lich sind, würde diese auch mit hilfe der streng chronologischen
anordnung nicht ins klare gebracht worden sein, dagegen konnte
aber leicht der fall eintreten, dasz zb. ein brief des Bratus nach dem
datum seiner ab&ssung gegen anfisng dieser samlung stand, dass
darauf mehrere briefe von Ciceros himd, die von den dort berich-
teten ereignissen noch nichts enthalten, und dann erst der brief
JahrbOcher für cl&w. philol. 1880 htU9, 40
610 LGurlitt: der briefwcchsel zwischen Cicero und Decünua Brata^
folgte , welcher die directe antwort auf den erstgenannten enthilt.
die Übersichtlichkeit würde also durch eine solche anordnong kum
gewinnen, und Tiro that nicht unrecht, wenn er, wie es im folgoiden
für die briefe an D. Brutus nachgewiesen werden soll, jedesnial, be-
vor Cicero einen brief abschickte , eine abschrift in seine samlang
eintrug und ebenso jeden brief den Cicero erhielt, wobei dahin ge-
stellt bleibt, ob er den vorteil dieser anordnong beabsichtigte oder
ausschliesslich der gröszem bequemlichkeit halber so verfuhr. '
Für die briefe an M. Brutus habe ich (ao. s. 36-— 41) gestfltit
auf die treffliche Untersuchung von OESchmidt *de epistnlis et
a Cassio et ad Cassium datis' (Leipzig 1877) diese Ordnung nachge-
wiesen und hoffe dadurch einen nicht unwesentlichen beitrag nr
rettung dieser briefe geliefert zu haben : denn es ist nicht denkbir,
dasz ein römischer gelehrter, der diese briefe gefälscht haben sollte',
ein so kunstvoll verschlungenes gewebe herzustellen yermocht hifae,
wie es diese corrcspondenz ergibt, indem die briefe bald abwechsds,
bald sich kreuzen, bald in verschiedener zahl folgen, und dasz er di-
bei mit sorgfältigster berechnung der erforderlichen bef^rdenmg)»-
zeit die oft geringfügigsten und verstecktesten anspielungen so auf
die briefe verteilt habe, dasz sie immer mit den chronologischfli
notizcn nicht nur dieser, sondern auch der übrigen Ciceronischea
briefe harmonieren.
Dieselbe art der anordnung , wie sie die briefe an M. Brntni
zeigen , liegt in allen den correspondenzen vor , welche nach begiaa
des j. 710 geschrieben sind, für diese behauptung, die ich an jener
stelle ausgesprochen und nur im allgemeinen begründet habe (s. 20 f. X
müssen die beweise im einzelnen beigebracht werden.
Für die briefe an D. Brutus bildet für jede spfttere chronolo-
gische betrachtung BNakes gediegene Untersuchung 'der bricf-
wechsel zwischen Cicero und D. Brutus' (jahrb. suppl. YIII s. 647 ff.)
die grundlage. doch glaube ich im folgenden die data einiger briefii
und somit auch die beurteilung ihrer anordnung wesentlich bericb-
tigen zu können.
Die briefe, deren datum handschriftlich feststeht , müsten bei
streng chronologischer anordnung folge reihe bilden: XI 9. 10. 11.
18. 19. 20. 23. 26. 21. 24. 25. 'sehen wir aber die reihenfolge M,
in der Cicero dieselben briefe schrieb und empfieng, so finden wir
folgende Ordnung: 9. 10. 11. 18. 19. 20. 21. 23. 24. 25. 26, die also
ganz genau die des codex ist' (Nake ao. s. 699 anm.). indem non Nike
diese anordnung für sämtliche briefe, datierte und undatierte, waiMf
erhftlt er zufolge der von ihm gefundenen data folgende reihen-
folge: 4. 16. 17. 5. 6. 7. 8. 22. 9. 10. 11. 12. 18. 14. 19- 20. M.
' bekanntlich verfuhr Atticas ganz mechanisch, obgleich er ^
gt-habt hätte die chronologische Ordnung nach den daien der briefe her-
zustellen, da er nur die briefe von Ciceros band TarÖffentlichU (TgL
Tunstall ep. ad Middleton, Cambridge 1741, s. 13 ff.). * die britfc
an M. Brutus I 15—18 halte ich selbst für unecht; vgl. ao. a. 81 f .
LOurlitt: der briefweobtel zwiacheB deero imd Dadani Bnilai. 6t 1
23. 24. 25. 26. 15. 18, wobei AofilUt da» Becha briefe, neDÜch 16.
17. 22. 14. 15. 13, gegen die erwartete Ordnung TarstoezeiL am Ton
diesen sechs briefen fünf im codex beieanunenetdien (13 — 17), ao
vermutet Nake dasz anob sie ursprünglich in richtiger folge geatan*
den bfttten, dasz daher wol die ganze fariefachaft aus dem naoUaai
Ciceros hervorgegangen sei, der sie in d6r folge habe oopieren lasaeni
wie er sie selbst schrieb und empfieng« Nake war hier auf dem rieh*
tigen wege; aber der schlusz von der anordnung der briefe auf den
ursprang der samlung schien ihm doch bedenkHeh, und er wagte
daher diesen schritt nicht zu thun. indeaz der umstand, daaz almi*
liehe datierte briefe die erwartete Ordnung aufweisen, ist doch so
gewichtig, dasz er gegen die datierung deijenigen briefe verdacht
erregen musz, die dieser Ordnung widersprechen: es sollen daher
diese briefe noch einmal nach ihrer abfassungsnit geprüft werden;
in bezug auf die übrigen genügt es auf Nahes abbindlung zu ver-
weisen.
Die ansichten über das datum des 13n briefM gehen weit aus*
einander (Nake s. 664). zunftohst unterliegt es keinem sweifol, dasz
die werte (§ 5) vo8 magnum animum opiimamque spem de summa re
publica Jwi)€re völumus, cum d ncs et cxercäus nodtw singulari etm-
cordia coniunäos ad omnia pro votria vUkaüiparaUm nicht vor der
Vereinigung des Plauens und D. Brutus und der beere derselben ge*
schrieben sein können, dasselbe gilt von den werten (§ 4) fua$
(Antcnium et Lepidum) ipei adhue »aUs arrogatUer AlUbrages ejuüa»
tusqm amnis . . sueiinebamt . . tamem^ 8% quo eHam com Isaram
se traiecerintt ne guod detrimentum rei puhUeae inrnngofitj summa
a nobis dabitur cpera. diese Vereinigung erfolgte etwa a. d. XI
Kai. Quinct. (21 joni), also nach diesem termin gehören auch die
citierten werte, so weit wird man Nake unbedingt zustimmen müs-
sen, und doch enthftlt unser brief andere anzeichen, die mit nicht ge-
ringerer notwendigkeit auf eine frühere abfassungszeit hinweisen,
und die JvGruber, Baiter, Wesenberg und andere veranlassen konn-
ten an den mal oder juni desselben Jahres zu denken.
Nach der schlacht bei Mutina waren die republicaner in Born
der hofibung, dasz D. Brutus den Süchtigen Antonius sofort ver-
folgen, ihm keine ruhe gönnen und sein beer aufreiben werde, ehe
es durch die Vereinigung mit den drei legionen des Ventidius oder
— jenseit der Alpen — mit Lepidus neue kräfte gewinnen könne*
da nun aber durch den 9n brief unseres buches und wol auch auf
anderm wege bekannt wurde, dasz Brutus zwei tage nach der
Schlacht noch in Begium lag, so dasz Antonius einen bedeutenden
vorsprung gewann , wurde das lebhafteste misfallen gegen Brutus
laut, dieser hörte davon, und unser 18r brief enthfllt den versuch
einer recbtfertigung. ob wir in diesem briefe ein antwortschreiben
auf XII 2 zu erkennen haben, wie Nake annimt, lasse ich noch dahin-
gestellt; jedenfalls enthSlt er die antwort auf Umliche beschwerden
wie die, die in Ciceros werten liegen (§ 2)s nan mM eUam qitermimr^
40*
612 LGurlitt: der briefwechsel zwischen Cicero und Dedmiu BiiiIbl
qiiod perseaiti non sitis; opprimi pofuisse^ si celerUtu adhMia enef,
existimatit, in den anfangsworten unseres briefes gibt Bratas ^eidi-
sam das programm desselben : attendere te volo^ quae in mamSbusrnmi*
qua enim prnd^ia es, nihü te fugiet, si meas litteras diligenitr
leg er i 8. sequi confestim Antonium his de causis^ OicerOj monfobiL
wir müssen auch auf uns die mahnung beziehen, sorgfSltig n
lesen ; dürfen alsdann aber auch erwarten von der adhuldlosigkcit
des Brutus überzeugt zu werden.
Am 27n april also war die Schlacht; in den beiden nidiitci
tagen wurde Brutus, wie er sagt ohne sein Yerscholden, in der
nähe des Schlachtfeldes aufgehalten , wfthrend Antoniae in dlnlr
sehen gegen westen hin floh , um nicht vor seiner anknnft in Vdb
Sabatia halt zu machen, hier vereinigte er sich mit Ventidios, dm
mit seinen drei leg^onen über den Apennin entkommen war. wii
schnell Brutus nachfolgte, läszt sich leicht berechnen, da aus mekra-
ren Stationen, die er auf der Verfolgung machte, datierte briefis vor
liegen, dem zufolge war er am 30n april in Parma , am 5n mai ia
Dertona (XI 10), am 6n mai im gebiet von Aquae Statiellae (XI 11),
jedoch noch nicht in diesem orte selbst, wie wir auch ohne das aoi*
drückliche Zeugnis ex finibus Statidlensium annehmen mOsten, dl
Aquae Statiellae von Dertona 26 mp. entfernt lag nnd die tw^wiMMU
leistung eines in Ordnung marschierenden heeres etwa 18 mp. ftrda
tag betrug, berechnet man den ganzen marsch bis Dertona, ao n^
sich dasz Brutus 125 mp. in 7 tagen, also jeden tag beinahe 18Hp>
zurückgelegt und in der that bisher nicht gesBumt hatte, ob er an
am folgenden tage , am 7n mai , nach Statiellae marschiert oder ii
seinem lager Östlich davon geblieben sei, erfahren wir Ton ihm nickt
er sagt nur, dasz ihm die nachricht von einer contio des Antoaioi
zugekommen sei , als er von diesem , der schon seit dem 3n
Vada stand , müia passuum XXX entfernt war. unmSglich
hiermit auf sein lager östlich von Statiellae hindeuten : denn
die directe entfernung Von Statiellae selbst nach Vada betrigt
lieh 30 mp., in Wahrheit aber ist der weg viel weiter, da das gebiigi
schwer zu passieren ist. Brutus muste also schon über sein obener-
wähntes lager hinaus gewesen sein, als er jene nachricht eiriiialt M
kann dies demnach frühestens am 7n mai geschehen sein, am tagt
nach der versamlung setzte sich die reiterei des Antonios unter T^
bcllius gegen PoUentia in bewegung, und gleichzeitig schickte Bnitai,
dem inzwischen die botschaft zugekommen war, ftUif cohoiien ak,
welche, da sie einen kurzem weg hatten, eine stunde früher eintnin
als das reiterdetachement des Antonius, der tag der anknnfty dar flir
die datierung unsers briefes wichtig ist, war frühestens der 9a
denn der weg von Statiellae nach Pollenüa betrttgt 38 mp.f
zwei sehr starke tagemSrsche. wahrscheinlicher ist es, daas die tny*
pen erst am folgenden tage, also frühestens am lOn mai einlfafaL
schneller wird wol auch kaum die reiterei des Ant is anf nngla-
stigem terrain den weg von ca. 55 mp. haben mach Utaman.
LGurlitt: der briefwechael swiaeh«n Gi€«ro lud D^oimo» Bnitas. 61S
ins selbst folgte seinen flinf eohorteu langaamAry ww also nioht tot
dem lln mai in PoUentia. wann er diese Stadt wieder Twlassen
habe, geht aus XI 19 herror. dieser brief ist ?<m VeroeDa» am
2 In mal abgesandt. Vercellae liegt Ton Pollentia 75 np., also Tier
bis fünf tagemärsche entfernt, eile war anf dieseonwege nicht mehr
nötig und wurde auch, ans dem folgenden Iftssigen Terfshren dea
Brutus zu sohlieszen, gewis nicht angewandt, rechnen wir deshalb
nicht vier, sondern ftnf tage fttr diese tonr, so war Bmtns am 17n
mai nicht mehr in Pollentia. sein anfentkalt daselbst dauerte
also längstens Tom lOn bis zum 17n mai. nun ist aber nicht aaaa*
nehmen, dasz die denkbar kfirsesten termine auch die thatsKchlichsa
waren, eine solche eile in seinen bewegungen wttrde Bmtns in diesem
üalle , wo es daranf ankam den Torwnrf d^r lissigkeit abraweiaein,
ganz ausdrAcklich hervorgehoben haben, wir kAnnen e silentio mit
groszer Wahrscheinlichkeit sohlieszen, dasz er in der gegend ¥oa
Statiellae zeit verloren habe, dafllr sprechen auch die werte (§ 2)
constiiü (Äniamus) nuaquamprws quam ad Yada venU. qmm lomm
voU> tibi esse twtum: iaoä itUer J^pemiMumm d Al^n^ impediiissi*
mus ad Her faciendum: denn diese werte enthalten offenbar die
entschuldigung, weshalb er nicht gegen Yada voffgerOekt, sondern
diesseit des Apennin halt gemacht habe« was hfttte es sonst iür einen
zweck gehabt die Schwierigkeit dieses wegee so sehr zu betonen?
gewis ist daher Brutus nicht schon am lln mai, sondern tinen oder
mehrere tage später in Pollentia eingetroffen.
Abgesehen von dieser letzten ungenaoigkeit wird man zugeben,
dasz der bericht des Brutus, soweit wir ihn verfolgt haben, dh. bis
zur einnähme von Pollentia, genügend detaillierte angaben enthält,
um einen einblick in seine Verfolgung zu gewähren, für Cicero, der,
wie später gezeigt werden soll, das datum der einnähme kannte,
muste es in noch höherm grade mOglich sein, bis fast auf jeden ein-
zelnen tag den marsch des Brutus zu verfolgen, wir betonen diesen
umstand besonders: denn er ist flir die beurteilung unsere briefee
entscheidend, was nemlich nunmehr folgt, von den werten in 9pem
venerant . . an, hat auf einmal nicht mehr den detaillierten Charakter,
sondern gibt die weiteren ereignisse skizzenhaft, in groszen zQgen
an. noch befanden wir uns in dem berichte inmitten des monats
mai; was nun folgt gehört nicht mehr dem mai, sonderp dem aus-
gehenden juni an, der zeit als sich einerseits Antonius mit Lepi-
dns, anderseits Brutus mit Plauens schon jenseit der Alpen vereinigt
hatten und sich die verbündeten beere an der Isara feindlich gegen-
überstanden, alle versuche einer Vereinigung dieses
zweiten teils mit dem ersten sind vergeblich, zunächst
haben die werte sane quam sum gavisus : in hoc snim piäoriam pnto
consistere gar keinen sinn, wenn sie erst ende jnni geschrieben wären,
oder ist es denkbar, dasz sich Brutus auch da nodb der präoccu-
paüon der festung Pollentia so lebhaft gefreut und auf sie die hoff-
nung des sieges gesetzt hätte, als sich der kri«g schon nach Gallia
614 LGurlitt: der briefwechsel zwischen Cicero und Decimni Brntu.
cisalpina hinübergespielt und Antonius erreicht hatte was Brutm
vor allem verhüten sollte : die Vereinigung mit Lepidos? sowol Bru-
tus als Cicero muste der erfolg gelehrt haben, dasz Antonina nichts
anderes im sinne gehabt hatte als diese Verbindung mit Lepidos,
dasz er den Trebellius nur auf das dringende verlangen seiner Sol-
daten nach Pollentia abgeschickt hatte, dasz ihm selbst aber die eia-
nahme dieser stadt durch Brutus höchst willkommen war, weil da-
durch seine Soldaten gezwungen wurden ihm über die Alpen zu fol-
gen, wozu er sie durch bitten nicht hatte bewegen können (XI 13, 3
contio cius . . in qua pctere coepit a militibus^ ut st Irans Alpes «e^ue-
rentur; $ibi cum M. Lepido convenire usw.). gegenüber dieser anf-
fassung, welche schon von Drnmann (GR. I s. 345) vertreten wurde, ist
Nakes urteil hinfUUig, welcher dem Brutus eine gewisse berechtigoag
zuspricht, auch damals noch die präoccupation von Pollentia all
einen besonders günstigen erfolg zu preisen , da durch ihn Antoniu
gezwungen worden sei Italien zu verlassen, und dies das eigentliche
ziel von Brutus gewesen sei (XI 9, 1 ego ne consistere possU in liclia
Antonius dabo operam usw.). freilich war es die absieht des Brutus,
Antonius aus Italien zu verdrängen , doch nur um ihn einem om so
sicherern Untergang durch Lepidus und Plauens entgegenzufllhm;
aber eben so gewis hat er später, nachdem er die untreue des Lepidu
erkannt hatte , diese flucht des Antonius verwünscht, ganz undenk-
bar aber ist es, dasz er sich zu einer so nichtigen prahlerei verstiegt!
habe , die fünf wochen früher erfolgte einnähme von Pollentia der
art zu preisen, als läge in ihr die garantie des sieges. eine so stolze
Zuversicht passte schlecht zu dem ernst der Situation und wider-
£ipricht auch durchaus dem schlusz dieses briefes, der thatsächliA
den Stempel ernster besorgnis trägt, in Wahrheit können die worte
sane quam sum gavisus usw. und alles vorhergehende nur kurz nach
der einnähme von Pollentia geschrieben sein, so lange Brutus den
verrath des Lepidus noch nicht durchschaut hatte und berechtigt
war von seinem erfolge weitem nutzen zu ho£fen. anderseits sahei
wir dasz der zweite teil dieses briefes kenntnis von dingen veRltli,
die erst nach mitte juni erfolgt waren, es bleibt also nichts flbrig
als diese beiden teile voneinander zu trennen und sie für bestand-
tcilezwcier der zeitnachummehrals einen monat aus-
einander liegender briefe zu betrachten, dasz dies das not-
wendige und heilende verfahren sei, dafür sprechen weitere über-
zeugende gründe.
Vor allem ist zu betonen dasz der zweck dieses briefes durch-
aus verfehlt sein würde, wenn Brutus statt seine thaten tag für tag
zu verfolgen, mit einem groszen sprunge die zeit von mehr als einem
monat stillschweigend übergangen hätte, während doch gerade sein
verhalten nach der bcsetzung von Pollentia dem tadel den meislin
räum bot. Cicero würde mit recht eine erklärung darüber verlaigt
haben , warum Brutus nicht seinen feind ins gebirge Terfolgt und
geschlagen oder doch bedrängt habe, sondern statt dessen ohne
LQarliit: der brieffrechtel iwiiolMa Cieero imd DmIbhis BmtM. 615
kämpf nach norden gesogen eei nnd dort die beste seit Terloren
habe, in dieser unschlflssigkeit nnd traurigen vnthfttigkeit, wie wir
sie aus den briefen XI 19. 20. 28. 24 kennen lernen, lag der meiate
gmnd zum tadel, nnd in einem briefe ¥on ende jnni würden daher
hierfür rechtfertignngen Terencht wmrden sein« wie es ja aneh in den
genannten folgenden briefen geeehieht, aber nicht fllr jene manfirer
die nunmehr fänf nnd sechs wochen snrfieklagan«
Ein weiterer beweis fllr nnsore behanptmig besteht darin, dasa
ein Zusammenhang der gedanken swischen den Worten • • pirio o(m^
sistere nnd in spem venemtU . . nicht besteht» denn man moss er*
rathen, dasz Antonios und Lepidoa das snbgeot das sweiten satses
bilden, von deren Verbindung doch bisher mit keinem werte die rede
gewesen war; errathen moss man ferner, was daa iamed9rUerAI§m
traici passe bedeute: denn dass Brutos Aber die Alpen, nnd swar
schnell, gezogen sei, ist weder in nnserm briefe noch in den folgen«
den, die inzwischen in Ciceros binde gelangen konnten, sn Icien;
errathen musz man schliesslich, dass mit no$ die Torbflndeten do-
signierten oonsuln Brutos nnd Plancns gemeint sind, Ton deren Ter«
einigung ebenfalls noch kein wort gesagt ist aoeh moss es auf-
fallen, dasz im gegensats sum ersten teil unseres farielBe, der ans«
echlieszlich an Cicero g|»richtet ist nnd gani priTalen Charakter trigt,
im zweiten teil eine mehrheit mit den werten «es und vobia enge«
redet wird und ein förmlicher, ja fUerlioher ton hersoht.
Natttrlich konnte für einen solchen brief, der aus zwei dispa-
raten teilen besteht, 6in tag der abfessnng nicht gefanden werden,
ist man aber einmal auf die Widersprüche aufmerksam geworden,
und nimt man die notwendige Scheidung vor, so hält es auch nicht
mehr schwer jedem der beiden teile sein datom sosnweisen.
Der erste teil, den ich 13' nenne, gehört, wie wir sahen, in die
zeit kurz nach der einnähme von Pollentia. als die Iftngstmögliche
dauer hatten wir die zeit vom lln bis 17n mai für den aufenthalt
des Brutus in dieser stadt angesetzt, es aber wahrscheinlicher ge-
funden, dasz er 6inen oder mehrere tage später eingetroffen sei. der
brief scheint geschrieben in der ersten fireude Ober den erfolg der
prftoccupation : wir werden daher kaum fehlgreifen , wenn wir ihn
in die zeit vom 12n bis 15n mai ansetzen, der tag der abfassung
steht auszer zweifei , wenn wir mit recht auf unsem brief folgendb
zwei stellen beziehen: Cicero schrieb ca. am 29n mai an Brutus (XI
14, 3) : scripsisti autem <id me ns quas Idibus Maus dedisN, modo
ie accepisse a Planco lüteras^ non recipi Äntcnmm a LspidOf und am
29n mai auch an Plauens (X 20, 2) : sed accqfn litteras a oofk^a hu>
(D. Bruto) datas Idibus Maiis^ in qutbus erat te ad se seripsisse a
Lepido non recipi Antonium. in diesen beiden stellen wird ein brief
des Brutus genannt, den dieser am 16n mai, also sn d6r sdt ge-
schrieben hat, in die wir etwa unsem 13n brief setsen müssen, nun
finden wir zwar in diesem 13' brief die den Lepidus betreffende
notiz nicht; da er aber nur fragment ist, so ist es leicht müglich.
616 LGnrlitt: der briefwechtel zwischen Cicero nnd Deämiia
dasz mit dem fehlenden schlnsz auch diese nachricht Twloran ge-
gangen ist, die in unsem ersten teil noch nicht, wol aber an das
ende des briefes passte , nachdem Brutns die ereigniaae bia auf daa
tag der abfassung erzftblt hatte und nunmehr seine aoaaichtflB flir
die nächste zukunft erOfibete. ich halte diese ansieht sogar flbr not-
wendig: denn wir erhalten auf diese weise eine sehr pMaendecr-
gänzung des mit den Worten in eo puto viäoriam oonsistere abbreohea-
den gedankens. wenn nemlich Brutus die gewisheit hatte, dan
Lepidus dem Antonius den ausweg aus den Alpen Teraperren werde,
so hatte er allen grund die besetzung von Pollentia ala ein ereigu
von groszer bedeutnng darzustellen: denn alsdann war Antoniin,
der seinen weg über die Alpen schon angetreten hatte und, waa Bni-
tus nicht wissen konnte, gerade an den iden des mai schon in Form
lulii (vgl. X 17, 1) eintraf, zwischen zwei feindlichen beeren ein-
geschlossen , konnte weder nach Gallien hinabsteigoi , daa Lepidni
schützte, noch nach Italien zurückkehren , wo Brutna Pollentia vad
andere feste puncto besetzt hielt und jedenfiüls auch seinem
spi*echen gemSsz (XI 9, 2 «i «e Alpes traieeerit, constüm
in Alpibus cdUocare) den ausgang der pttsse versperrte, unter dii
umstünden hatte es sinn, wenn Brutus sagte: «fi eo puio
consistere.^ man könnte daran anstosz nehme^ dasz Bmtns (X SO, 9)
nicht gleichzeitig die einnähme von PoUentia meldet.^ dagegen iil
aber zu erinnern, dasz er nicht die absieht haben konnte dem Plansai
an dieser stelle etwas neues zu melden , sondern ihn nur an die mit-
teilung erinnern woUte — die jener natürlich schon bedeatend Mhm
direct von Brutus erhalten hatte — um ihn zur yerbindnng nii
Lepidus anzutreiben, die erwähnung von Pollentia war dabei nioU
nötig, dagegen spricht für unsere annähme die berechnang deriaiL
Brutus schrieb am 29n april aus Regium (XI 9); sein farief wird also
am sechsten tage, dh. am 5n mai in Born gewesen sein, die ai^
gesnachricht von Mutina kam am fünften tage in Born an (vgl
OESchmidt ao. s. 43 f.). ein böte, der nun tags darauf aafbraeh, nm
Brutus die ungünstige aufnähme zu melden , die die nachriobt fcn
seiner Verzögerung gefunden hatte, brauchte etwa nenn tage Im
nach Pollentia (vgl. Nake ao. s. 670) , traf also am 14n oder Un
mai bei Brutus ein , worauf dieser gewis nicht gesSomt hat aäk la
rechtfertigen und sogleich seine erwiderung in brief 13' abgeaeUAI
hat. damit ist die schon früher als zweifelhaft beieichnete
widerlegt, als wäre 13' die antwort auf den 12n brief, der
frühestens erst an den iden des mai geschrieben iat (a. Nake aa
' denselben gedanken spricht auch Plancns ans X 11, S si
huc se AntoniuM conferet^ facile mihi videar per me guitinere ßmm
X 15, 4 quod si lairo praecogmio nostro adoemtu rursuM in limümm 4
pere coeperit, Bruti erii officimn occurrere et (vgl. 21, S). * waa Toa
dem sonst noch XI 14 erwähnten auf diesen brief 131 oder daa CdI-
genden nur in der Überschrift erhaltenen bezng nimt, ist nieht l
scheiden.
LGurlitt: der briefireoliMl iwiieheii Gietio nad Deeianw BmtM. 617
8. 660). es gehört unser brief aaoh notwendig tot die fariefe 19«
20. 23, die am 21n 24n and 25n nun «ua Veroellee und Bpoxedi*
abgesandt worden, und in denen die ereignisee nm PoU«itie ale
schon veraltet unerwfthnt bleiben, nnd dodb hatte Bmtiit seihet am
26n mai den 12n brief noch nicht, der frühestens am 2An mal an-
langen konnte (vgl. Nake s. 669).
Die behaaptung, dass Cieero das datnm dieses briefee und mit«
hin auch der einnähme yon Pollentia gdEaant habe, leofatfertigt aieh
dadaroh , dasz in sämtlichen briefen d^er seit, die wir Ton Brutus
band besitzen, genau ort und datnm am ende angegeben ist (a. XI 9.
10. 11. 19. 20. 23. 26) und daher gewis andi dort nicht fehlte.
Der zweite teil unsers briefos (13^) iet» wie wir sahen, bald
nach dem 21n juni geschrieben, doch auch hior lisit sieh genanerse
bestimmen, die würdevolle haltung, die anrede einer mehrheii von
personen läszt erkennen, dass wir hMr nicht einen privatbrie!^ son- .
dem das fragment eines beriehtes an den senat vor una hkben.
da nun in der that in den werten (XI 16, 1) oom'wiete tita emm
cdüega ameordiaque veshra^ quae l%U€ri$ eommunihu» iBdmnta
esiy senatui populoque Bomano graHssma aceUtU und X 99, 1
eaneardia vestrch ^tio« aenatui detiaraia UUeni pe$tris ed^ mmfiee d
9enattu et cunäa dvUas ddecMa ett ein solehor bericht genannt wnrd,
den Plauens und Brutus nach ihrer Vereinigung an den senat und
die römische bttrgerschaft in einem gemeinsamen ednreiben riohteien,
und dem auch der plural nas und sogar der Wortlaut von 13^^ 2
{cum et nos et exercUus nostros Bingulari eomcordia conmnetos . •
videatis) entspricht, so unterliegt es keinem zweifei, dass 13^ der
schlusz dieses officiellen beriehtes ist, dernatttrlich gleich nach der
Vereinigung abgeschickt wurde, also etwa am 21n juni.* *auf die er-
haltene nachricht davon schrieb Cicero , nachdem die sache auch im
Senate besprochen war, etwa am lln juli den brief X 22. mit die-
sem briefe an Plancus aber schickte und schrieb er zugleich an den
mit ihm vereinigten Brutus den 15n brief des XI bu^es, der also
auch etwa am lln juni 711 verfaszt ist' (Nahe s. 663). dasselbe gilt
auch von X 26, und dazu passt nun ganz vortrefflich, dass der
brief, in weichem Cicero dem Marcus Brutus dasselbe ereignis meldet
(I 14, 2 etsi Brutum praedare cum PUmco eoniunäum AobemtcsX
handschriftlich diesen lln juli als datum trlgt.
Einen ttuszem beweis ftir die richtigkeit der von mir vorgenom-
menen trennung der briefe 13' und 13^ bietet der index des ood.
Mediceus, der dem XI buche vorgesetst ist.* bekanntlich sind in
diesen indices die einzelnen briefe meist durch die übersdurift und
^ dms 9ate, welches wir im Med. von swelter haad am sehlasse des
briefes finden, erweist sich als glosssm. aoeh fehlt es in Harieisaus,
wie br. pro f. Ruhl in Königsberg die gfite hatte mir sogleich mit dsn
onten folgenden notisen fiber diese ht. mitsnteilen. * 7m Harleiaans
fehlt der index, so viel ich aus der mitteilong Bfihls su eotnehmen
glanbe.
618 LGarlitt: der briefwechsel zwischen Cicero und Decimiu Braboi.
die anfangsworte bezeichnet, beim 12n und 13n brief bietet er nur
die ttberschrift. darauf folgt ein brief mit der übersobrift D. Bnthu
COS. desig, M. Ciceroni s. d. und den anfangsworten Parmenaea miMr-
rimos. im texte findet sich der auf diese weise charakterisierte brief
nicht, man nahm bisher an dasz er aus flttchtigkeit eines absehrd-
bers im archetypus übergangen worden sei, setzte nach dem als 13*
bezeichneten briefe liberschrift und anfongsworte von 13^ ein und
liesz den 14n brief dem index entsprechend folgen, in Wahrheit ge-
hören aber diese werte des index einem briefe an, der innerhalb dv
oben nachgewiesenen lücke des textes seinen platz hatte, es sind dem-
nach ausgefallen: 1) der zweite teil des briefes 13', der am 15nnai
in Pollentia geschrieben wurde; 2) ein brief des D. Brutus an Cicero,
der mit Parmcnses miserrimos anfieng, 13^; 3) der anfang der Vitam
communcs des Plancus und Brutus an den senat, vom ca. 2 In jmd,
wovon der schlusz in 13^^ erhalten ist. betreffs des zweiten dii
briefe würden wir aus seiner Stellung zwischen 13' und 19 schlii
dasz er zwischen dem 15n und 21n mai geschrieben sei, und dea
widerspricht Nakes berechnung nicht (s. 690) , der wir mntatis mn-
tandis beistimmen.
Wir gehen jetzt zur besprechung der gleichzeitigen briefe 16
und 17 über, für diese briefe hat Nake den monat September dm
j. 710 angesetzt, während die früheren erklftrer sich mit der allge-
meinen angäbe desselben Jahres begnügten, das datom, welches vir
suchen, hat drei anforderungen zu genügen: Einmal mnsz Lnpa,
der gesandte des Brutus , sodann Cicero damals in Bom anwesend
gewesen sein , und drittens musz die wähl der praetoren in ft^tsiflW
gestanden haben (vgl. Nake s. 672).
Was Lupus betrifft, so war dieser in den jähren 710 und 711,
soviel wir wissen, dreimal in Rom: zanSchst anfiang december Im
zum lln dec. 710 (vgl. XI 5, 2), sodann vom 19n dec an aof nahe-
stimmbare zeit, schlieszlich während des monats mai, wie ans XIIS,!
wahrscheinlich wird, jedenfalls aber ende jani 711 : denn am ISn jiuü,
als Cicero die worte schrieb (XI 25, 1) : Lupus noster sicMo demw
iiavit^ ut ad te scribereniy 5t quid vdlemj war er in Rom.
Zunächst also können unsere beiden briefe nicht in der iwischsn*
zeit vom lln bis 19n dec, sodann auch nicht von mitte october bii
zum lOn dec. 710, während welcher zeit Cicero auf dem lande war,
und ebenso wenig aus gleichem gründe vom april bis sum In sept
710 geschrieben sein, von dem j. 710 können also nur die tage tom
In sept. bis mitte oct., und vom lOn dec. bis zu ende in betraeM
kommen, es fragt sich zunächst , welchem von diesen beiden tsi^
minen der vorzug zu geben sei. Xake entscheidet sich für
indem er gegen den zweiten das bedenken vorbringt, dass nicht
zunehmen sei , Cicero habe sich in den letzten tagen des
mit der agitation für Lamias praetur befaszt, da er in dieser asH
von dem kämpfe gegen Antonius ganz in anspruoh genommen wiCi
auch meint er dasz 16 § 1 5t autcfn^ ut spcro, nihil ieperturbai^ «M
LGürlitt: der briefirechBel iwiieheii Cüocro imd Deduni BMoa: 6L^
impedU weder aaf das aoBgehende jähr 710 noeh wat Mifing 711
anwendang finden könne.
Allein wenn man bedenkt, dass beide empbl^migahMfo TOtt
dem gewöhnlichen schlage sind wie so viele des 18n bo^ee, die aadi
nichts enthalten als eine recommendation des betrefRBttdett wann—,
so wird man in ihnen eine politische anspielvng odar ein abhiU der
Stimmung des Verfassers überiianpt nicht snohea». denn dergWohem
gehört nicht in einen empfehlongsbrief« diese pflegten dem olientsB
selbst übergeben and dem adressaten oft erst übemicht sn wttdea,
wenn die tagesereignisse schon lingst ÜberiioU waren, man wird
daher nicht behaupten wollen , dass Ciosro in den ersten monateii
des j. 711 weder zeit noch stimmnng flir diese briefe gefandan habt,
wir sind also berechtigt auch die seit vom 19n deo. 710 bis an ende
juni mit in betracht sn riehen, es liegen rielmdir gegen die seit
vom In sept. bis mitte oct. bedenken Tor. Nahe findet es anffftllig,
dasz für den fall der damaligen abfassnng in beiden briefon kein
bezog auf den gleichseitigen 4n genommen sei (s. 651 nnd 678);
allein dieser umstand ist, wie gesagt, gleiehgflltig wegen des nen-
tralen Charakters solcher empfishlnngsbriefe. erheblicher ist ein
anderes bedenken, das Nake eben&Us erwogen hat. wihrend nem-
lieh der index des cod. Med. den 16n brief ganz übergeht, den 17n
aber dem texte des brief es entsprechend anfBBhrt : IL (Xcero D. Bruto
8. D.» hat der index des Dresdener codex nach dem 16n briefe die
ebenfalls ep. 17 bezeichnende seile M. deero D. Imäo imp* cos. de*
signaio s. d. . , der zusatz tnip. cons. deaignato fehlt freilich in der
Überschrift des briefes selbst im Dresdener exemplar, weshalb Nake
mit recht zweifelte , ob er diesen werten bedeutong beilegen solle,
nun trägt aber auch, wie mir Bühl mitteilt, im cod. Harleianus der
16e brief die Überschrift: M. Cieer. D. Bruio C09. imp. detig. 8. d.,
wobei wol gerade die verkehrte stelle des tmp. Itlr seine eohtheit
spricht, ist aber , wie aus der ttbereinstimmong dw Dresdensis mit
dem Harleianus wahrscheinlich wird% dieser zusatz ursprünglich, so
folgt daraus dasz Cicero den 16n und 17n brief schrieb, als er den
4n bereits in hftnden hatte, in dem Brutus seine erlangnng des
imperatortitels meldet, und der im sept. oder sogar erst anfiuig oct.
710 geschrieben ist (Nake s. 652). bedenken wir nun, dass Cicero
Rom schon mitte october verliesz, und berechnen wir die für die be*
förderung vom 4n briefe erforderlidie zeit, wie eng begrenzt wird
dann der termin der möglichen abfassung, und wie gering die Wahr-
scheinlichkeit, dasz Cicero gerade in den lotsten tagen vor seiner
abreise von Rom diese briefe geschrieben habe, wtthrend doch nichts
mit notwendigkeit gerade auf diese tage hinweist 1 man thnt daher
besser, das datum unserer briefe in dem zweiten vorher bezeichneten
termin zu suchen, dazu kommt dasz auch anderwftrts, in briefen vom
mai und juni 711 , ep. X 25. 26 und ep. od JC BnOwm I 11 (von
^ in der Überschrift det 17n and 18n brltfes stimmt der Bari, mit
dem Med.
620 LGurlitt: der briefwcchBel zwischen Cicero und Deeimui BMkoii
ende mai? vgl. Schmidt ao. s. 48 und m. dies. 8. 38), Cioero flür däm
bevorstehende praetorenwahl thtttig erscheint nicht aber iat, lovid
ich weisz, im sept. oder oct. 710 schon von dieser die rede, und da
die wählen im allgemeinen inmitten des Jahres stattfiutden, ist es
auch nicht glaublich, dasz die neuen agitationen ond ao dringende
empfehlungen wie die vorliegenden schon % jalure vor der nenwaU
in scene gesetzt worden seien, was schlieszlich Lamia betritt, lo
war dieser 709 aedil gewesen (ep. ad AU. XIII 45); er wird ndi
also fOr 712 um die praetur beworben und im mai 711 seine agitatuai
begonnen haben gleichzeitig etwa mit Fumius, dem iegaten des Plan«
cuA, an den Cicero in angelegenheiten der bevorstehenden waU an-
fang mai (X 25) und etwa am lln juli (X 26) schrieb.
In dieser zeit also von mai bis sptttestens anfang joli 711 wer
den auch die briefe 16 und 17 gesetzt werden müssen.
Den 22n brief, zu dem wir jetzt übergehen, lassen die hgg.
mit ausnähme von Schütz im juli 711 geschrieben sein. Schtttz ver-
legt ihn auf ende mai, Nake auf ende april 711. auch dieser fariaf
ist ein empfehlungsschreiben und entbehrt deshalb fast jeder siehen
chronologischen notiz. man wird zunächst zugeben daas er nadb
der Schlacht bei Mutina und nachdem Antonius und seine mahiagB
für hostes erklärt worden geschrieben ist. für letzteres ereignia iii
es Nake gelungen den bestimmten tag, nemlich den der XIY FUL
rede, den 2 In april 711 zu ermitteln, ein ergebnis dem RiAii'A
(s. 44) beistimmt, dasz nun unser brief unmittelbar daraaf gesohzis-
ben sein müsse , ist gar nicht notwendig : denn wir kennen die di^
sem briefe zu gründe liegenden persönlichen Verhältnisse des Appifli
Claudius zu wenig, um dem datum des briefes näher sn komniiB,
ist es nützlich auch den terminus ante quem festzustellen, dieser iik
aus X 29 zu gewinnen , welcher brief an denselben Appins gsadwi
gerichtet ist, in dessen interesse unser brief geschrieben
beiden schreiben handelt es sich um die rettung der politisehi
stenz dieses mannes, und zwar meine ich dasz die werte (X S9, 1)
de meo studio erga säluieni et incdumitaiem tuam credo ie cogmm
ex litteris tuorum . . iUi mihi necesse est oonoedafU^ ut Hbi plm$ fium
ipsi hoc tempore prodesse possm; quod guidem nee deatiii fwem
nee desinam^ et iam in maxima re feci ei fundamenta ise
tiM€ auch auf unsem 22n brief zurückweisen, in dem Cioero
diesem falle sehr einfluszreichen Brutus die erhaltung des Appioi
Claudius dringend empfiehlt, jedenfalls sehen wir, dask diese anf^
legenheit pridie Nonas Quinctües^ an welchem tage jener farieC Si
Appius Claudius geschrieben wurde, noch unentschieden und in m^
handlung war. es würde daher anzunehmen sein , daas
im laufe des juni geschrieben sei. da nun der in den has*
gehende brief des Cicero am 4n juni, der folgende am 6n jsottffi-
schrieben ist, so ist es sehr glaublich, dasz die.abfiusang ansn
briefes zwischen jenen beiden tagen liege ; jedenfalls gibt es niehti
was gegen dieses datum spräche.
91
9>
LGnrlitt: der briefirechflel Bwueheo Cüocro und Deoimiit Bratai. 621
In der aoBetzuDg des 14]i briefas wird man Nalos beipfliditeB,
der ihn etwa gleichzeitig mit X 14, dh« um den 9te mai geadttia«
ben sein Ittszt (s. 670). anch in being anf den 16n briaf bin ioh
mit Nakee berechnnng (s. 663) einTeratandan.
Tragen wir nunmehr in die ¥on Naloa a. 679 anfgeateUte tabella
der data die im obigen ala notwendig erwieaenan Sndenmgbn. m^
so ergibt sich folgende reihe loniehat dar briefi Ton (Hoaroa baniis
brief 5 : etwa swischen dem 12n nnd 18n dee. 710
6 : wol noch am SOn jan. 711
7 : etwa am 32n jan. 711
,, 8 : ende jan. oder anfimg fiafar. 711
„ 12: zwiachen dem 15n nnd Ite mai 711
9, 14 : um den Sdn, nicht tot dam 86n mai 711
[„ 15: etwa am lln jnli 711]
" 17! { ™^ oder jnni 711
[„ 18: am 19n mal 711]
„ 21: am 4n joni 711
„ 22: jnni 711
„ 24: am 6n jnni 711
„ 25: am 18n jnni 711«
es sind also nur zwei briefe 16 nnd 18, dia nadiwiiabar gagan dia
chronologische Ordnung veratoszen.
Die briefe des Brutus haben folgende data:
brief 4: sept. oder erste hälfte dee oct. 710
„ 9: am 29n april 711
„ 10: am 5n mai 711
„ 11: am 6n mai 711
„ 13*: am 15n mai 711
„ 13»»: mai 711
l, 13*': am 21n juni 711 oder bald darauf]
„ 19: am 21n mai 711
„ 20: am 24n mai 711
,, 23: am 25n mai 711
„ 26: am 3n jnni 711.
hier also haben wir die aufüaUende erscheinung, daas aftmtliche briefe
in richtiger folge stehen, abgesehen von dem fragment 13^, wih-
rend es von 13*' nicht nachzuweisen ist.
Fragen wir nun weiter, in welcher folge Cicero die briefe schrieb
und empfieng, um damit die überlieferte Ordnung zu yergleidien.
hierbei lassen wir zunächst die briefe 13^. 16. 17 und 22 bei seitOy
weil ihr datum nicht mit genügender prttcision zu fixieren war. wo
ich mit Nake übereinstimme, nehme ich auch hier seine resultate
auf, indem ich auf s. 680 ff. verweise; wo ich von ihm abweiche,
gebe ich meine ansieht , ohne midi auf eine weitere Widerlegung
jener einzulassen, die von selbst hinfUlig sind da wo das datum der
briefe falsch angesetzt war. dies gilt bMonders Ton dem briefe 13%
622 LGurlitt: der briefwechsel zwiBchen Cicero nnd Decimiu Bnfeoi.
den Nake noch als ein ganzes und als die antwort auf 12 auffiasxie.
dadurch entstanden die grösten Schwierigkeiten, die nfttttrlioh trob
mancher gezwujigener annähme^ nicht gelöst werden konnten«
Auszer zweifei steht zunächst, dasz Cicero br. 4 eher empfieng;
als er 5. 6. 7 und 8 schrieb (die briefe 16 nnd 17, die Nake hiermit
einschiebt, gehören, wie wir sahen, einer spKtem zeit an), fnas
dasz die briefe 9. 10. 11 vor abfassung von brief 12 in Cicero« bil-
den waren, wie er selbst zu anfang dieses briefes bezeugt, darauf
folgt 13 ^ der am 15n mai geschrieben am 24n oder 25n mai bei
Cicero anlangte und wenige tage darauf mit br. 14 beantwortet
wurde. Indes br. 13^^ und ebenso 15 gehören nicht an diese stelle,
sondern mtlsten ihrer zeit nach die letzten dieser g^mlnwg sein, idi
mache schon hier darauf aufmerksam, dasz gerade an d6r stelle , wo
wir eine spätere textverderbnis annehmen musten — denn dasz die
Verderbnis nicht ursprünglich ist, beweist der index des Medicens —
dasz also gerade an dieser stelle auch zuerst eine stömng in der ib(ge
der briefe zu tage tritt, auch weiterhin müste br. 18, da er am Ifti
mai von Cicero geschrieben wurde, vor 13^ stehen, welchen brief
Brutus erst am 15n mai von Pollentia absandte, die hieranf folgM-
den briefe jedoch entsprechen wieder der erwarteten Ordnung: 19
und 20 stehen vor 21, der die antwort auf letztem bildet, und au
gleichem gründe 23 vor 24. dasz Cicero schlieszlich 26 eheac schriebi
als er 26 empfieng, dafür gibt Nake (s. 683) den beweis.
Das ergebnis unserer Untersuchung ist demnach : die briefe 4
— 12 und 19 — 26 haben genau die Ordnung in der sie Cicero sollrieb
und empfieng; die dazwischen liegende partie ist durch versetm^
der briefe 13 ^^ 15 und 18 in Unordnung gerathen. der umstand,
dasz hier ein bedeutender defect im texte vorliegt, Iftsxt vermatea
dasz diese Verwirrung ebenfalls keine ursprüngliche ist, senden
der Überlieferung zur last fftUt. die briefe 13 ^ 16. 17 und 22 ord-
nen sich wie von selbst in die ihrer abfassungfszeit entsprecheada
stellen ein, und da jene drei ausnahmen nichts gegen die allgemciBe
regel vermögen, dasz die briefe XI 1 — 26 von Tiro in der
Ordnung ediert wurden, in der sie Cicero schrieb und
e m p f i e n g , so werden wir auch mit recht danach das genauere dataa
dieser vier briefe bestimmen, dem zufolge ist 13^ nach 13', sko
nach dem 24n mai und vor abfassung von 14 , also vor etwa dMi
29n mai in Ciceros bände gelangt, mithin bald nach dem Ida mi
geschrieben ; femer werden die briefe 16 und 17 nach br. 14, sko
nach dem 29n mai und vor ankunft von brief 19 nnd 20, die as
4n juni durch br. 21 beantwortet wurden, geschrieben sein, sohliosi*
lieh wird br. 22, als zwischen 21 und 24 stehend , anch jedenblle
zwischen den abfassungstagen dieser beiden briefe, also zwischen
dem 4n und 6n juni abgefaszt sein, denn wenn wirklich die beseieh-
nete Ordnung bestand, wofür nicht nur diese Untersuchung, sondsn
^ 10 soll zb. brief 12 l&nger all einen monat unterwegs gewesea seia.
LGurlitt: der briefvrediBd iwuehen (^otto iiad Dedam Bntoii fi2S
auch die entsprecbende über die briefe an M. Brotiia den beweis lie-
fert; 80 sind wir methodisch bereohiigt den briefen nach ihrer atel*
lung das datum anzusetzen, so lange nicht ein innerer grond dagegen
spricht, fdr die briefe 18^. 16. 17 ist nnser nrteil nor deshalb nn«
sicher, weil sie nicht gleich dem br. 92 innerhalb einer gana intaeten
reihe von briefen stehen*
£s kann sich jetzt nor noch dämm handeln, anf welche weis»
die vorliegende versetzong der briefe 18". 16« 18 in den bes. in er*
klären sei. hierflber vermag ich nnr yermntnngen anaraspreoheii,
da 08 mir nicht gelangen ist den Vorgang voUsUbidig anfinikllrwL
jedenfalls liegt d i e vermntong nahe, dass in dem ardieijinis die pnrtie,
welche die briefe 13K 18 ^ 14. 16. 17. 18 enthielt, aof denadben
bogen geschrieben waren wie die ihrer leit naoh, nnd daher gewis
ursprünglich auch im texte, in ende der eamlnng stehenden briefe
15 und 13", dasz erstere vielleicht den anfeng, letitere das ende
eines quateinio bildeten, doroh beechldignng dieaea bandea trenn-
ten sich die blätter, nnd der bogen, der einerseita den sehlnas von
13^ nnd den br. 13 ^ anderseits den jedenfalls sehr ansgedehnten
ersten teil von 13" enthielt, gieng verloren, damit zusammen hieng
dann wol eine vertauschung zweier ebenfeUs voneinander gerisse-
ner blätter , welche die Versetzung des br. 16 nnd des aefalnsaea von
13" verschuldete, doch müsten diese in umgekehrter folge stehen,
und die steUung von br. 14 zwischen ihnen bleibt nnerklärt ea
scheint daher nicht blosz eine medianische verwechslnng der blätter
vorzuliegen : denn in einem solchen falle würden die sparen deut-
licher zu tage treten; ich glaube vielmehr, dasz ein Schreiber oder
gelehrter, dem das schadhafte exemplar vorlag, die losen blätter nach
bestem wissen ordnete , dafür sorgte dasz die briefe intact blieben^
dabei aber den fehler begieng, dasz er das fragment 13" an falscher
stelle einsetzte ; dies war deshalb leicht möglich, weil das blatt weU
ches den an fang dieses briefes enthielt schon fehlte.
Die Untersuchung über die Vollständigkeit der briefe wird uns
nach dem was Nake darüber geschrieben hat erlassen werden, zu
berichtigen bleibt nur, dasz der XI 14, 3 erwähnte brief von den
iden des mai nicht ganz verloren gegangen, sondern in 18' fragmen-
tarisch erhalten ist demnach sind es nur drei oder vier briefe, die
aus einer zahl von 28 oder 29 fehlen, diese sind jedenfalls nie ver-
öffentlicht worden (vgl. Nake s. 698 f.), und wir haben daher diese
briefsamlung wesentlich in derselben Vollständigkeit und in dersel-
ben gestalt, in der sie von Tiro ediert und im altertum bekannt war*
Athen. Ludwig Ouslitt.
624 CWagener: zu Caesars bellam Gallicum [Y 4S, 1].
84.
Zu CAESABS BELLUM GALLICUM.
Y 43, 1 s^timo oppugnatianis die maximo ooarto vetüo ferveiiks
fusili €x argiüa glandes fundis et fervefaäa iacüla in cobqb • . toeerc
caeperunt. hier bieten die worie fusili ex argiüa Schwierigkeiten, die
trotz mancher erklärungsversuche noch nicht gehoben sind, was lii-
erst das wort ftisüi betrifft, so ist es schwer eine passende bedso-
tang ftir unsere stelle za finden, fusüis ist ein seltenes wort: ei
findet sich nur noch bei Ovidius mei. XI 126, wo es 'flUaaig* heint,
und noch zweimal bei sptttem Schriftstellern : bei Martianns CapeUs
YIII 860 und bei Prudentins caihem. 4, 40, wo ea 'gegoaaen' bi*
deutet, aber keine dieser bedeutungen Iftszt sich fUr unsere stelb
verwenden, denn 'gegossen, geschmolzen, flüssig' passt wol sa amnm
(Oy.), numen (Prnd.)t vasa aenea (Mart.), aber nidit zn argiüa 'thoi,
mergeP oder wie man es übersetzen wiU. eine andere schwierii^^
auf die noch kein erklftrer aufmerksam gemacht hat, liegt in d«
Stellung der präp. ex. diese wird bei Caesar in der regel Tor du
Substantiv mit seinem attribut gestellt auszer in relativiscfaen waa-
dungen {qua ex die civ. I 5, 4; qua ex frequeniia civ. m 19, 5;
quibus ex navibus Oall. lY 37, 1 ; quo ex loco GalL YI 26, 4; ^
hus ex locis civ. 11 41, 1; quo ex oppido Gall. YII 12, 3; ^mo U
portu Gall. Y 2, 3; qua ex re GaU. I 20, 4; 11 4, 3; Y 42, 4; VI
22, 3 ; quibus ex regionibus Gall. lY 5, 2) nnd sehr hftofig bei am
subst. pars (qua ex parte Gall. I 2, 4; Y 13, 2 ; YII 81, 6; mqm
ex parte Gall. YII 28, 1; aliqua ex parte civ. III 47, 4; imm 0
parU Gall. I 2, 3; U 29, 3; lY 3, 2; Y 26, 3; YII 5, 5; eiv.II
25, 1; m 45, 3; d^äbus ex partibus Gall. Y 21, 4; YII 69, 1;
civ« U 1, 1; II 6, 4; alia ex parte GaU. UI 22, 1; Y 21, 5; mv«
ex parte Gall. I 16, 6; civ. II 31, 8; III 53, 5; utrague exporieäf»
I 45, 4; II 24, 3). bei andern Substantiven findet sich die
der präp. ex vielleicht nur an einer einzigen stelle: aüus aKa
Gall. IV 26, 1 , was sich aber aus der notwendigkeit dea nai
anderstehens von alius alia erklärt, zwei stelloi, wo ex naA
adjectivum stand, sind schon von den hgg. verbessert, ao achieita
jetzt statt Omnibus ex civitatibiu GaU. Y 5, 3 Nipperdey, Fngell enl
Dinter aus den besten hss. ex omnibus civiiatibus^ and statt
numero GaU. YII 28, 5 haben Nipperdey und FrigeU mit
omni numero gesetzt, vgl. Gall. in 15, 5; YII 83, 4. ao bUbt
unsere stelle übrig, welche, was die Stellung der prflp.
ganz von dem Sprachgebrauch Caesars abweicht und die aoeh,
wir oben gesehen haben, in betreff der bedeutung nicht klar iii
beide Schwierigkeiten fallen zugleich weg, sobald man fuailii m
argiUa glandes schreibt, also fusilis als acc. pl. mitplandes verUadsl;
vgl. noch den ausdruck glandes fundere im bellam Afrieae 20^ 3.
Bremen*. Carl Wai
WHKoltteri des 7efgiliiii tduite eelog«. 6S6
DES VERGILroS SECHSTE ZEHNTE UND VIERTE ECLOOE.
(fortseUang Ton 0. 321—868.)
II. DIE ZEHNTE ECLOOE (OALLUS).
Haben wir in der dichterkrOnnng des Oallos richtig den kern
•der sechsten ecloge erkannt, eine hnldigong wie sie naeh der über*
tragung von Euphorions Heeiodoa^ ein befireondeter dichter der
neuen leistung des freundes kaum glänzender darbringen konnte, so
weist uns dieses gedieht von selbst aaf die namHtdbar an Qallnt
•elbst gerichtete zehnte ecloge hin. aber so hoch aneh Terg. die nene
dicbtung des Gallus stellt, sie war es am ende doch nicht, worauf sich
sp&ter der rühm desselben stützte; das waren dieilteren leistongen,
eben das was Verg. ed. 6 , 60 errort ad flumkia JVmtewt nennt
ingenium GäUi^ sagt Martialis VIII 78, 6, puMirü Ljfeoris erat: seine
elegien an Lycoris sind doch in seinem dichterkranze das schdnste,
geschätzteste blatt geblieben, nidit Abel hat Volker *de Comelii
Oa]li vita et scriptis' II (Elberfeld 1844) s. 10* verrnntet, dass dw titel
des Werkes amores war, und Propertius III 32, 92 sagt uns, dasi es
nicht fingierte liebeshfindel waren, sondern der Tolle ausdruck dessen
was er selbst empfunden: ei modo fomuma quam müUa Lfcoride
OaUus mortuus infema vulnera Umt aqua/ wiewol Flach jahrb. 1879
8. 792 meint auch seine elegien als nachahmungen des Euphorien
nachweisen zu kennen. Ovidius feiert ihn trisi. IV 10, 51 , den CatuUne
und Calvus gar nicht zählend, als bannerträger der römischen elegie
und fügt, nachdem er neben ihm Tibulius und Propertius genannt
bat, nicht ohne selbstgefQhl hinzu: quarius ab his Serie iemporis
tpse fui, wiederholt preist er ihn mit hochachtender wärme : a. a,
in 9, 64. am, 1 15, 29. trist. II 445, wenn ihn auch Quintilian X
1, 93 durior nennt, mit Asinius Pollio stand er in so vertrautem
verkehr, dasz derselbe in seinen briefen an Cicero X 31. 32 ihn
nicht nur familiaris nennt , sondern ihm auch über seine amtlichen
beziehungen ausführliche mitteilungen machte und mancherlei an-
aleres noch anschlosz. auch zu Cicero stand er in freundlichster
beziehung: s. epist. X 31, 6, wo Pollio sagt: invideo Uli tomew, quod
ambulat et iocaiur tecum, sein Verhältnis zu Verg. deutet Probus an
za ed. 1 : sed insinuaius ( Vergüius) Augusto per Comdimi^ ChMum^
condisdptdum suum^ prameruU ut agros suos reeiperet. das glänzende
vertrauen, das Augustus ihm schenkte, indem er ihn zum ersten
präfecten ?on Aegjpten machte, ist bekannt, wann sein Verhältnis
zu Lycoris begann, wissen wir nicht; dasz aber seine dichtungen
an sie älter waren als seine Übertragung von Euphorions Hesiodoi,
< Servios zn ecl. 10, 46 Euboea imtmla ««/, in mim esi CMakis cMtms^
de qua fuit Euphorion^ quem tranMtuHl OqHus, * leider ist mir von
Volkers beiden abbandlungen (Bonn 1840 und Elberfeld 1844) keine
zogäog^lich g^ewcsen.
Jahrbftcher fftr elr.t«. phitoL IKSO hfl, 9. 41
626 WHEolster: des VergiliuB cehnte edoge.
geht aus ecl, 6, 72 hervor und wird durch unsere ed. v. 50 ibo c(
CJwLlcidico quae sttni mihi condita versu bestätigt, das offenbar auf
seine jüngste arbeit hinweist. Völker ao. I s. 27 hat bestritten daix
Ljcoris mit des M. Antonius concubine kOnne identisch gewesen
sein, und Flach jahrb. 1879 s. 793 tritt ihm bei und weist auf iwei
bis dahin übersehene nachrichten über Cytheris hin : Anrelius Victor
V. ilL 82 (Brutus) Cythcridem mimam cutn Antonio et OaUopoeta atnavü,
schol. cod. Med. bei Zangemeister und Wattenbach Ezempla cod. lat
n. 10 [ly]corin volumniam citerin loquitur, quam triumviri [oo]rmdmi
gallus et marcus antonius amaverunty quam [pe]r potentiam cmUmiim
secum duxit in gallias ad exercitum proficiscens. er zieht hinsuSerriu
zu ecl. 10 hie Gallus amavit Cfftheridcm meretricem^ Ubertafn Völummät
quae eo spreto Antonium euniem ad GaUias est secuta, dankbar wild
gewis jeder die neuen beitrage zur lebensgeschichte des Gallni
empfangen ; aber wird Flach wol zürnen, wenn sich jemand vemuiit
zu meinen, das aus denselben zu ziehende resultat hätte anders aus-
fallen müssen? möge er gestatten seine ansieht einer neuen imbe-
fangenen besprechung zu unterwerfen; es ist mir ja eben sowie am
nur um die Wahrheit zu thun, und wenn auch auf verschiedenen wegeo
werden wir am schlusz uns beide vereinigen in der ansieht, das
diese ecloge den von Asconius Pedianus gezogenen schranken der wäi
einzureihen sei. er verneint die identität der mädchen, betont si
dasz der Ljcoris gewalt angethan worden sei, und behauptet dass dis
gewaltthat in das j. 43 vor Chr., den anfang des mutinensiadsi
krieges, zu setzen sei. ich bin in dem ersten und letzten puncto eat-
gegengesetzter meinung. Cytheris und Ljcoris sind identische pir-
sonen, und die entfUhrung, wenn eine solche stattfand, geacbahn
einer zeit wo sie noch nicht Ljcoris hiesz, 49 vor Chr., und sie
nicht dem Gallus entführt: den verliesz sie freiwillig, diese
führung'ist überall ein ganz neues moment und immerbin ein nieU
zu verschmähendes, dasz Ljcoris entführt worden sei , sagt dff
scholiast mit so bestimmten worten, dasz man diesem gedanken nr
aus zwingenden gründen würde entsagen dürfen, die frage wivi
also nur sein : wann entführte sie Antonius? oder genauer gesprochMt
föUt diese entfUhrung in die zeit wo er notorisch in jenes scandaUiS
Verhältnis zu Cjtheris trat? oder später wo niemand von
solchen Verhältnis weisz, als er zum letztenmal mit heeresmacht
boden Galliens betrat? denn Antonius ist mehr als einmal mit
beer oder zu einem beer nach Gallien gezogen, in GaUku ad
citum profectus est, 52 vor Ch. als qnästor (Drumann OB. I a. 75)
und nicht minder 49 als volkstribun, als er zu Caesar ins lager eiHSi
in diese zeit föllt die Schilderung des Cicero PhiL II 24, 68
iur in esscdo tribunus pl.: lictores laureaii antecedebani ^ tnler
aperta lectica mima portahatur^ quam ex oppidis municipales
honesti obviam necessario prodeuntes non noto iüo et mmUeo
scd Volumniam consalutabant. sequebatur raeda cum lemomkOt
comites nequissimi; reiecta mater amicam impuri filü tamguam
1
WHEolster: daf VergiliiM uHuxU adog«. 627
aequebatur^ und damit der name der mima nicht fehle, nennt sie
Cicero in einem gleichzeitigen brieft an Atticoa X 10, 5: kie tarnen
Cythcrida secum leäica aperta parMj aUeram uxarem:. so aneh
Plutarch Ant. 12. Cic. Phü. U § 61f. das TerhSltnis dauerte bis sa
seiner Verheiratung mit Falyia 46 vor Gh.; da entsagte er ihm;
Phü. II § 77 at vidäe levUatem hamims. cum hora diei deeima fere ad
Saxa rubra venissdy ddituü in quadam caupamda aique t&t se coonA-^
ians perpotavU ad vesperam; inde dsio eeleriter ad urbem adveetus
domum venu capUe obvdluto. ianU&r: quii tu? a Mareo tabdianm.
confesthn ad eam, cuius causa venerat^ {JPUknam) eigne episMam
tradidit. quam cum Ulalegeretflens — erai enim scripta amaiarie; eapni
autem lüterarum, sibi cum illa mimapostkae nihil futurum^
amnem se amorem abiecisse tiUm atque t» hane tranefiuüese — .* cum
mulier fleret uberiuSy hämo nneericofs ferre non potuU: eapui qpemU^
in coUum invasü. hat er trotz dieser liebesschwttre Cytheris doch znm
zweitenmal, oder eine zweite entfahrt? was sagt Cicero daia in sei-
nen späteren Philippicae, in denen er jeglichen schritt des Antonina
grimmig verfolgt und zur spräche bringt? ist es nicht ein beredtes
schweigen, mit dem er uns entgegentritt? freilich, wenn sie damala
schon als Lycoris von Gallas besungen war, so mnsz die entffthnmg
sp&ter fallen: denn damals im j. 49 war Qallns erst 16 jähr alt nnd
mttste als 12- oder 14jfthriger jenes liebeererhftltnis mit Lyooria
durchlebt und in solcher Jugend die lieder gesungen haben, die ihn
unsterblich gemacht haben, wenn Lycoris ihm von Antonius ent-
führt ward , 80 kann es nicht in jener frühen zeit geschehen sein,
aber wer sagt denn dasz sie ihm entführt ward? Vergilius? der
Zeitgenosse jener liebe? nein, dieser sagt, sie sei mit einem andern
entlaufen , alium secuta est^ und er leg^ das einem gott auf die lippen«
das ist doch mehr als bedenklich. Verg. wollte das Terhftltnis be-
handeln; hat er es so arg verdreht? er wüste dasz der freund an
der dime noch immer mit einer solchen Zärtlichkeit hieng, dasz man
ihm mit vorwürfen gegen dieselbe nicht kommen durfte, wenn man
ihn nicht tief kränken und erzürnen wollte; er hatte also alle gründe
das vergehen der Lycoris zu verringern, die schuld auf die gewalt-
that zu schieben, aber er bleibt dabei : sie ist mit einem andern davon
gelaufen, wer bezeugt denn diese entführung? — der scholiast. — wes-
sen? — der person mit den drei namen. — wann? — er sagt ad extfr-
citum proficiscens, ist das 52 ? oder 49 ? oder 43 ? aber nur 43 konnte
er sie dem Gallus entführen, weil Oallns sonst zu jung war. wer
sagt denn dasz er sie dem Oallns entführte? es kOnnte scheinen
Servius: hie Gaüus amavü Chftheridem^ libertam Völumniiy qnae eo
spreto Antonium eutUem ad Oattias cd secuta; aber ist der misachtete
der liebhaber oder vielmehr ihr patron aus dessen hause sie floh?
Aber Cytheris ist ja nicht Lycoris. Servius sagt es doch, und
Aurelius Victor sagt dasselbe; und was sagt der scholiast? Ifcorin
volumniam cUerin loquitur: mit Lycoris meinte er die Volumnia
Cytheris; kann er noch deutlicher die identitit der drei namen be-
41*
628 WHKol&ter: des Vergilius zehnte ecloge.
zeugen? mit recht fragen wir: woher der dreifache name, der dock
bei römischen frauen nicht gebräuchlich ist? wir sind nicht ohas
nachricht darüber, die zwiefache benennung derselben peraon itt
dorch Cicero PhU, II § 58 festgestellt und das verhUtnis der beiden
namen angedeutet, dasz Cjtheris ihr eigentlicher, ihr mimenname
war, dasz man ihr aber mit dem namen Yolumnia, gleich als wlre sie
aus römischer familie gewesen, etwas angenehmes sagte. Halnii
annähme, dasz dieser name ihr als der geliebten des Volumnins
Eutrapelus gegeben sei , widerspricht der sitoation in der zweitea
Philippica: die von Antonius, als wäre sie seine rechtmässige ge*
mahlin, in der sanfte umhergeführte konnte nicht von den dem Amt
tonius aufwartenden an ein früheres Verhältnis erinnert, viel wau-
ger noch als mit einem ehrennamen so begrüszt werden. dentsdN
sitte läszt die frau des mannes namen annehmen; die BOmerin behirift
den ihrigen, allein annehmbar ist des Servius angäbe, dasx sie dit
freigelassene eines Yolumnius, vielleicht eben jenes Euirapelas (Cie:
epist, IX 26) gewesen sei: dann wäre sie als dessen tochter oder
nichte begrüszt, und dem widerspricht auch nicht, dasz nach ji
briefe Eutrapelus sie mit an die tafel zog. was aber den
Ljcoris anbelangt, so wissen wir aus Martialis, Propertins,
dasz Gallus sie unter diesem namen besungen hatte : es mnss abo
ihr poetischer name gewesen sein, als solchen finden wir denaenNt
wieder beiUoratius carm, I 33, 5, wo gewis nicht von unserer LTOorii
die rede ist der name ist wol bedeutungsvoll : das mftdchen mit
wolfbblick, das jeden sofort in seine schranken weist, wie so
andere bei Horatius : Gly cera, Lalage, Pjrra. die sitte der Bömer ia
gedichten den wahren namen zu verbergen ist ja bekannt: Ov. IriML
IV 10, 60 nomine tion vero dida Corinna mihi, im leben hat tmI-
leicht weder Delia nochCynthia diesen namen vernommen, ausser etwa
im einsamen liebesgetändel , und wir wissen dasz Hör. unter
Thaliarchus den Proculejus, unter Licymnia die Terentia batg.
Aber nicht allein der scholiast des Mediceus tritt für die ii
tität des mädchens ein, das die drei namen führte; alle drei gewiko-
männer sind darin einig, und irre ich mich in der meinung, dass m
alle drei es gerade als eine merkwürdigkeit hervorheben wollen, diV
ein und dasselbe mädchen der reihe nach drei namhafte anbeter ge-
funden habe, dasz sie also dieselbe als ein beispiel lang andanendv
Jugendlichkeit aufführen? Aurelius Victor nennt die liebhaber ilh
drei, und der scholiast, der ihm so nahe steht, dasx man fast
gemeinschaftUche quelle annehmen möchte, scheint das glmche
zu wollen mit seinem triumviri amarunt^ was doch wol kanm
anderes sein soll als ein pathetischer ausdruck für tres vtri. ia
und demselben coUegium waren Antonius und Oallus gewis nie ge-
wesen, commibsionen von drei männem aber waren in Bom so Irihifigi
dasz selbst ein grammatiker zwei männer, von denen der
mal triumvir agris dividundis^ der andere tr.rei pMieae
gewesen war, unmöglich als triumvim zusammenfiusen konatsL
WHEoliter: des Vergiliw lehnte edoge. 629
wird wol beim echoliasten ein nune ausgefallen emn, sei ee BmtaSi
sei es Yolamnins, dem sie Antonius entführt habe, eine so lange
Jugendblüte ist immerbin denkwürdig, aber nicht unerhört und nn-
glanblicb: — hoffte doch dieselbe Cleopatra, die 47 yor Ch. Julius
Caesar gefesselt und von 41—30 Antonius fortwährend in ihren
banden gehalten hatte, noch im j. 30 den OctaTianus in den gleichen
schlingen zu fangen, sollen wir zurückgreifen auf die mjthen , ao
tritt uns sofort lokaste entgegen; und am hofe Heinrichs 11 von
Frankreich erschosz sich der söhn der Diana von Poitiers , als ihm
die dame auf seine liebeserkl&rung eröffiiete dass sie seine mutter sei.
Aber auch wenn wir genötigt wKren Cytheris und Lycoris eu
trennen, würden wir jedenfalls eine entführung durch Antonius um
43 vor Ch. verwerfen müssen: denn es trftte die Überlieferung der
Zeitgenossen dem wort der grammatiker entgegen, sunftchst sind die
Worte Verg. ed. 10, 22 Lycari$ perque nives dlium perque harrida
easira secuta est mit einer gewaltsamen entftlhrung doch durchaus
nicht zu vereinigen : sie werfen die schuld ganz auf das mftdchen und
steigern sie durch erinnorung an die verhSltnisse , unter denen die
entweichung stattgefunden hat. auf das gleiche führt mich eine Ver-
mutung, die ich hier doch aussprechen will, ohne sie für mehr zu
geben als sie ist. es ist mir von jeher — und gewis auch manchem
andern — der trost der PasiphaO in der sechsten ecloge anstOssig
gewesen, der in auffallendster weise und völlig unmotiviert den Zu-
sammenhang unterbricht, so dasz man nicht umhin kann zu glauben,
dasz der dichter etwas besonderes damit beabsichtigt habe, ist es mir
aber gelungen den beweis zu führen, dasz die ecloge in der dichter-
krönung des Gallus auf dem Helikon gipfelt, so liegt es nahe in
jener episode eine bezichung auf ihn zu suchen, und da scheint mir
eine anspielung auf den herben schlag, den er durch die treulosigkeit
seiner geliebton erlitten hatte, schon in betracht zu kommen. Pasi-
pha^'s name brandmarkt die handlung der Lycoris als eine verirrung
gegen die natur; um so schöner und dem herzen des dichtere ehre
machend ist es, dasz er sie reuig darstellt, dann könnten wir glauben
in jener dicbtung, wenn sie auch zunftchst an Varus gerichtet ist,
einen versuch des freundes vor uns zu haben , den Gallus durch ein
ehrenvolles urteil über seine neueste dicbtung zu erfreuen und auf>
zurichten, hätte damals (denn das j. 49 scheint mir das richtige) eine
entfübrung stattgefunden, so hätte es für Verg. nahe gelegen Europa
statt Pa&ipha(f zu wählen, man kann den obigen gedanken ganz ab-
lehnen, man kann für die erklärung jener stelle in dem unbekannten
griechischen original, dem Verg. ohne zweifei folgte, einen anhält
suchen : man wird dann, meine ich , mit der Verwerfung meiner Ver-
mutung, dasz dort eine beziehung der Pasiphaö auf Lycoris vorliege,
ein mittel aufgeben über jene stelle ein nicht unwillkommenes licht zu
verbreiten ; aber stehen bleiben wird immer, dasz das LffwriB cMum
secuta est mit einer entfübrung nicht vereinbar scheint, am wenigsten
so wie es als beleg für das zürnende insams steht.
630 WHKolster: des VergiliuB zehnte ecloge.
Aber eben so unglaublich ist zweitens eine entfUmmg der
Lycoris im j. 43 durch Antonius unter den äugen der FnlTia nsd
ohne Zerwürfnis mit ihr, gegen das die weise spricht, wie sie im j.4l
i'CLr ihn eintrat und im verein mit seinem bruder durch jede intrigoe
beine sache zu führen suchte, wir schweigen davon, dasz es seina
ausdrücklichen worten widerspricht: sihi cum üla mimaposlhac iiiM
futurum^ Ofnnetti sc amorem in hanc transfudisse; aber gewis wv
auch der moment, wo er zu einem bedenklichen kriege aasiog, ftr
die entführung eines mädchens so ungeeignet wie möglich« mttste dii
Sache nicht auf das allerbest! mmteste bezeugt sein, damit man ikr
glauben schenken könnte ? dasz Antonius die Cjtheris entführt bat,
glauben wir leicht, aber diese entführung leitete seinen verkehr nüt
ihr (49 — 46) ein, nicht aber eine durch nichts bezeugte wiederuit
nähme desselben, fand sie dennoch statt und der ent^hrer war ea
Antonius, so war es nicht der triumvir.
Aber es kommt noch ein dritter grund hinzu : wenn Antonios
wirklich die Lycoris entführt hat, so hat er sie nicht dem Qallos ent-
führt, wir wissen aus Pollios brief ad fam. X 31 daszGallas im j. 4S,
als Antonius nach Mutina zog, friedlich in Born weilte, mit Cicero
plauderte, scherzte, spazierte, während er uns ed, 10, 44 selbst bt-
zeugt dasz ihn um die zeit der flucht der Lycoris militftrische pfliditei
banden: nunc ipisanus Amor duri me Martis in armis deiineL ii
Hom lag aber kein militär. wann Gallus unter die waffen trat, Uttt
sich wol nicht genauer bestimmen (schwerlich wird ihm, dem manae
von niederer herkunft, im j. 41 [713] eine stelle in der commisrioa
zur Verteilung der äcker an Veteranen Übertragen sein, ohne dan er
damals eine militärische Charge bekleidet hätte), was er damals flr
seinen landsmann und, wie Probus zu ecl. 1 sagt\ mitaehfller Vsr-
gilius that, zeigt dasz er sich an Octavian angeschlossen hatte, er
ward besonders verwendet um von denjenigen städten OberitalicnSi
die der expropriation zum behuf der gründung von veteraaencokh
nien glücklich entgangen waren, beisteuern zur entschädigung dff
von haus und hof getriebenen einzusammeln. * über seine TerhlU-
nisse im allgemeinen können wir auf Voss, Becker, Bemhar^fi
Teuffei und Völker verweisen, er war geboren in Forum lolii (Ciä*
dale) im j. G9(685), also ein jähr jünger als Verg., von geringer herfcoatki
und widmete sich ohne zweifei früh der poesie, durch die er sich nsl-
leicht dem Asinius PoUio empfahl, der ihn, wie wir gesehen, wmm
fatniliaris nennt, einmal eingetreten in das militär scheint er in dtf
zeit der triumvim diese bahn nicht wieder verlassen zn haben- ia
dem kämpfe Octavians mit S. Pompejus sehen wir ihn mit oiw
commando betraut, 'deutlich erkennt man' sagt Vosa ecl. a. 4M
(in dem auf der Eutiner bibliothek bewahrten ezemplar ist der ab*
^ sfifi inninuatut Augusto per Corneh'um Gatlum, condiMäpuhim
vieruit ut agros nuos renperet. * Hervius zu ecL 6, 44 OaüitM, mti
srripsil, qui et a iriumvirU praepositun fuit ad exigendas pecummf dk ft
municipiM, quonnn agri in Transpadana regione non ämid^bimimr*
WHKolater: det Yogüint mtHmU eoklg«. 681
satz von Voss' band etwas geftndert) 'das j. 717, in detaen Mhling
Gallus dem Caesar die kttsten Italiens gegen den meerbehersoher
S. Pompejus verteidigen half, und der eonsol Agrippa, der im sommer
716 (vgl. Voss ecl. s. 522) ein beer über die Alpen gegen die Oallier
und Germanen bis jenseit des Rhenus gefllhrt hatte, zur hersteUnng
der geschlagenen flotte und anlegung des julischen hafens bei B^ae
nach Italien zurückeilte/ damit setst er allerdings die edogo ein
jähr später, als mir richtig scheint Butropius VII 6 soheint den
sieg des Agrippa über die Aquitaner ein jähr früher lu setian, 715,
unmittelbar nach dem vergleich lu Misenum, wo er fortfthrt: eo
tempore M. Agrippa in Aquitama rem prespere geesU^ worauf er ihn
dann sich sofort gegen die Ubier wenden lAsst mit seinem heer
wird Ljcoris die Alpen überstiegen und der krieg das folgende jähr
80 ziemlich ausgefällt haben, so dass Agrippa erst nach Italien surttok*
berufen ward, als er bereits consul war: denn hier erfüllte 716 be-
reit« der krieg mit Pompejus das sioilisohe meer und die küsten von
Italien mit angst und not und verwüstete insbesondere Campanien
um den Voltumus. unmittelbar nach dem frieden zu Misenum haben
vdr die sechste ecloge mit ihren friedlichen aspecten gesetzt und doch
in ihr bereits eine hindeutung auf die flucht der Ljrooris gesucht.
gewis ist derselben die zehnte auf dem fusze gefolgt; dafür scheint
mir alles zu sprechen: dasz Gallus jahrelang sich in liebesknnuner
verzehrt hätte, widerspricht der geschilderten intensitftt desselben.
Schaper freilich sieht in dieser ecloge ein klagelied auf Gallus
tod. eine seltsame totenklage, in der der beklagte sich vomimt
V. 50 ff. iho et Chalcidico versu moäuidborj lustrabOy venahar und
zuletzt: cedamus Amori^ und hofft: crescetis amares. auch eine dar-
stellung von Gallus letzten tagen ist es nicht : ein nachruf ? seltsame
art die, anstatt die grösze, herlichkeit, liebenswürdigkeit des heim-
gegangenen zu besingen, nur seine schwäche, leidenschaftlichkeit
und haltungslosigkeit aufzudecken weisz, wie er von einem gegensatz
zum andern hin und her schwankt das wäre eine impietftt, die
man Verg. gar nicht zutrauen darf, ganz abgesehen davon dasz er
um sie zu Üben an Sachen erinnern würde , die sich vor zehn jähren
ereignet hatten, und das nicht etwa um der bosheit die maske abzu-
ziehen , sondern um dem andenken des freundes einen makel anzu-
hängen, man kann Schaper schon zugeben, dasz die von ihm aufge-
wiesenen metrischen eigen tümlichkeiton der drei eclogen eine lOsung
heischen ; aber seine lösung wird man entschieden zurückweisen, man
wird mit Ribbeck ganz andere beweise fordern müssen.
Die zeit der abfassung des gedicktes ist auch in anderer be-
Ziehung wichtig. Verg. beginnt es mit den werten extremum hunc^
Areihusa, mUti conccde lahorem; es bildet also diese ecloge in Verg.
dichterlebon einen abschnitt, schlieszt die reihe seiner bukolischen
dichtungen (Syracosio ludere versu 6, 1) ab. es ist das bis dahin
allgemein angenommen (Bibbeck prol. s. 14), und ich möchte mir
gern mit der hoffnung schmeicheln , dasz Flach im hinbliok auf die
632 WHEolster: des Vergilius zehnte ecloge.
oben angeführten gründe , welche eine Verlegung in das j. 43 nidit
gestatten, seinen einsprach (jahrb. 1879 8. 791 ff.) aafgeben werde*
Wir aber können vondesGallus äuszern lebenssobicksalen omia
mehr abstrahieren , je mehr es sich bei der interpretation anaerer
ecloge lediglich um innere Vorgänge handelt, die markerschflttemde
liebe des Gallus (soUicitos GaUi dicamus amores v. 6), sie liegt vor
und entfaltet sich vor uns, in welchem jähre er sie auch mag
empfunden haben , eine liebe die sein ganzes wesen aus den fngcs
reiszt, so dasz er seine dichtungen zerschlagen und amsingen mOchte
{quae Chälcidico versu dida sunt) , die glänzenden Schilderungen der
natur (nemoris Grynaei origo G, 72) in weiche wehmütige klagen nia-
gestalten {pastoris Siculi modidahor avefia 10, 51), entweder in wil*
den Jagden seine kraft ausstürmen {curis venaibor apros 10, 56), die
menschen fliehen und im wald zwischen den holen des wildes {mtar
spelaea ferarum 52) das raubthier hetzen {canibus eircumdare salhti
57), den pfeil schnellen {Cydonia spicvda torguere 59), oder in träger
unthätigkeit hinbrüten und die herde vor sich hertreiben (v^rsemnu
Ovis 68). es ist eine hoffnungslose liebe , an der er hinsiecht (oiMre
perihat 10), eine unwürdige liebe (indigno amore ebd.), nnwOrdig
nach beiden Seiten, sowol weil sie ihn seiner manneswflrde vergessn
macht, als weil sie einer dirne zugewandt ist, die mit einem anden
davon laufen mochte, und das nicht unter verlockenden, sonden
unter abschreckenden umständen {tua cura Lycoris perque mmci
aliumperque horrida castra secuta est 22) ; es ist eine wahnsinnige liebs
(GaUe, quid insanis 22), und doch kann er nicht von ihr lassen; «
ist tütlich verletzt von der buhlerin, und doch kann er wedar
Schmähung auf sie noch fluch vertragen; eine dichtung die ihm ge-
fallen soll musz so gefaszt sein, dasz sie dieselbe lesen mOchte. ud
unter solchen umständen hat er von Verg. ein tröstendes gedieht er-
beten: wie wird der dichter seine aufgäbe lösen? abzulehnen istaia
nicht: negct quis cannina Gallo? vor allen Vergilius, dem tzmntei
freunde, ist es pflicht: diccnda sunt nicht *ich soll singen', sonden
'ich musz singen', aber es ist eine schwere aufgäbe. Gallus ist.sa
leidend (amore perit)^ als dasz man nackt und unverholen s^M
dürfte was man denkt ; es ist eine schändliche liebe, und doch darf
man den Unwillen den man fühlt nicht aussprechen, sein sustMd
verbietet das nächstliegende zu sagen; man musz sprechen, als cb
Ljcoris zugegen wäre ohne sich verteidigen zu können; es ist eias
wahnsinnige liebe , die den freund aufreibt , darum darf man niekl
schweigen, um so weniger als Gallus selbst auf das verkehrtests sa
werke geht und den schmerz reizt statt ihn zu beschwichtigen und
sich leise aus den verhängnisvollen banden zu lösen {pmor mm taBi
curat 28).
Es wird nicht zu leugnen sein , dasz Verg. sich seiner aufgäbe
meisterhaft entledigt hat. in den weichen, wehmfltigen weisen daa
hirtenliedes hatte Gallus beklagt zu werden gewüns^t {famnem emh
tabitis, Arcadcs)^ hatte gesagt dasz so wie alle federn seines geiitea
WHKolBter: det Vergflivt sahnte edogt. 688
gebrochen seien, alle frendigkeit dahin sei, dieser ton in saknnft den
grundton seiner dichtung werde bilden mflssen {earmma paslans
Sictili modulabar avena 51). im gegensatz dazn beginnt Veig. da-
mit, in den ersten Zeilen der bukolischen Mose den abschied za geben;
noch 6inmal, zum letztenmal, soll ihm Arethnsa den hippogzyphen
satteln, einmal noch soll das sicilisch-arkadische waldlied erUtaien:
denn so möchte ich mit Voss die anrafang derselben anfEsssen ; Tiel-
leicht liegt auch eine anspielmig aof Moschos 3, 77 vor. Oallns wird
die hirtenpoesie die arkadische genannt haben: so ist es fttr Verg., der
sich anXheokritos angelehnt hatte, doppelt taotyoll, dass er die Are-
thusa anruft, die Vermittlerin, die den Alpbeios fliehend die verbin*
düng von Arkadien und Sicilien erO&et hatte, er wendet sich von
der dichtung ab, die Qallus sn der seinen machen will, durch sein
beispiel ihn mahnend, dasz da kein heil fttr ihn za finden sei, dasz er
das auf andere weise suchen mttsse.
Und nun tritt er an sein thema heran« er l&sst slmächst in der
allgemeinen teilnähme von nator, menschen und gOttem v. 9 — 80
ein helles licht auf des Oallus tiefes leiden und grosse persönliche
liebenswQrdigkeit fallen, wobei er gewandt, was ihm an herben vor-
würfen nicht erspart werden konnte, den göttem Apollo und Pan in
den mund legt, insanis and Amor non tdUa curaii aber er verschweigt
sein urteil nicht, indem er diesen amar selbst inäigmu nennt, nadi
solcher einleitung führt er den freund selbst redend ein, geknickti
gebrochen , nur noch an die nftnie der hirtenpoesie , die an seinem
grabe tönen werde, denkend, mt^t quam moüUer ossa Quiesoant. zu
dieser und dem einfachen leben der hirten möchte er zurückkehren ;
man hört leicht die klage heraus : verderbt habe sie beide , ihn wie
Lycoris , der wünsch auf den höhen des lebens zu wandeln, jetzt
läszt der dichter in der zweiten strophe den blick auf die zuknnft
hinübergleiten, aber was soll sie ihm bieten? es ist ja in ihm alles
zusammengebrochen , sein lied in alter weise zu singen unmöglich,
das leben im kreise der alten gefährten unerträglich, es ist eben
alles zerschellt und zerschlagen, es bleibt ihm nichts übrig als, was
ihm an leiblichen kräften noch geblieben ist (50), in der einsamkeit,
im tosen der jagd aufzureiben und zu verschleudern, oder sein leben
nach hirten weise zu verträumen, und beinahe will es ihm im fieber-
haften träume scheinen , als könnte er so noch ein vergessen seines
M^hmerzes finden (58—61); aber ganz hat ihn die nüchterne vor«
ständige Überlegung doch nicht verlassen; ohne persönlich hervor-
zutreten legt ihm der dichter selbst die Überzeugung auf die znnge,
dasz in solchen extravaganzen kein heil zu finden sei, und liest ihn
schlieszen mit einem demütigen beugen unter die allgewaltige
macht: omnia vincU Amor: et no$ cedaimusAmari, nun erst ergreift
Verg. im ernste das wort zu einem kurzen schlnsz, in dem er ihn ver-
sichert, dasz er ihn doppelt lieb haben wolle, im die freundschaft
ihm so viel ersatz als möglich bieten solle.
Auf die Übersicht des stofifes wird die anordnong desselben
634 WHKolBter: des Vergilius zehnte ecloge.
folgen müssen, und da haben wir abermals Ribbeck beizatreten, d«r
die strophische gliederung richtig erkannt hat (jahrb. 1857 8. 69ff.)
und nur im einzelnen zu durchfahrend gewesen ist. er teilt das
ganze in zweimal drei gruppen von ungleicher Iftnge, von denen die
8 einleitenden yerse den 8 auslautenden am ende entspreche!.
das zweite gruppenpaar macht freilich Schwierigkeit, denn die Ter»-
zahl ist ungleich, 22 und 19 verse; doch weist Bibbeck den panlle-
lismus schlagend nach, indem er darauf aufmerksam macht, dasz ii
beiden der dreizehnte vers, und zwar er allein, den namen der Lyoorii
bringt, und ebenso der neunte vers die gleiche wendung einer bei-
läufigen beweisführung für den achten: et formasus (nns ad flttmkm
pavit Adonis = et nigrae viölae sunt et vacdnia nigra; aber mit
seinem weitem verfahren die vollständige entsprechung hemutelkB
kann ich mich nicht befreunden, er streicht in der Strophe einen Tcn
und nimt in der antistrophe den ausfall zweier an. ein zeichen dtf
unechtheit hat er an dem gestrichenen verse nicht nachgewiesen,
aber beide lücken sind handgreiflich; wer aber zwei verse auslasssi
konnte, übersah auch leicht den dritten, und die spuren dieser Ifieb
werden einer sorgfältigen beobachtung nicht entgehen und solki
unten zur spräche gebracht werden. Bibb^k teilt dann die einielni
teile in kleinere kola, meist sehr glücklich, aber nicht ohne ein«
misgrifT: er nimt an, es könne ein solches kolon und ebenso auch
eine strophe einmal nicht am Schlüsse des hexameters enden, 8<»idffi
mit einem wort in den nächsten vers übergreifen (v. 33 Armitt,
V. 60 spiciila). aber GHermann, der entdecker der strophiscbea
gliederung der bukolischen dichtungen (opusc. VUI 329 ff.) , wsHi
nichts von einem solchen übergreifen, sondern basiert seine sni-
deckung gerade auf das regelmäszige erscheinen eines abschlnases du
gedankens am ende von so und so vielen versen, so dass JEtibback
mit jener annähme des Strophenschlusses an einer andern stelle a^
trünnig wird von dem princip der entd eckung selber, das ist ja
gerade das bedeutsame des Strophenschlusses, dass der abscUus
von vers und gedanken zusammenföllt. daraus erwächst dem sbh
setzen des neuen gedankens ein nachdruck, der ihn hoch Über dk
nachfolgenden erhebt, die annähme eines Übergreifens hat Bibbesk
hier übersehen lassen, dasz zwischen der zweiten strophe nnd sali-
Strophe eine mesodus (58 — 61) steht, die keine teilung in der niitti
zuläszt. nach Kibbeck soll spictda übergreifen in den nftchsten nn;
aber die mesodus bildet einen gedanken für sich , eine toaende jsgd
auf Arkadiens höhen.
Aus dieser erkenntnis einer rationellen gliederung er wichst ahsr
der interpretation ein doppelter gewinn: teils gewisheit Aber die
richtigkeit ihrer einteilung, teils leichtigkeit der Übersicht, die tsilib
welche Ribbeck durch aÄB bezeichnet, sind in Wahrheit: aTOrweit
— str. A die teilnähme der freunde — antistr. A' die klage des Gallns
— Str. B die entschlüsse des Gallus — mesodus h aosmalong der
Zukunft — antistr. ff einsieht und ergebung — antistr. a' sohli
WHKolster: daf Vergiliot salute edoge. 686
bei Ribbeck:
a A A' B B' a'
323|2273223|2273223|235| 2 35 |d28
in Wirklichkeit:
a ^A ^A' B b B' »
323 I 4353223 | 4353223|23d|4|28d| 888
Der dichter beginnt sein lied mit einer anmfbng der Arethnta,
der Vermittlerin zwischen Arkadien, wo der hirtengesang luerst ge-
blüht, und Sicilien, wo ihn des Yergilins mnster ^eobdtos in Mf-
nahme gebracht hatte, bittend, sie möge seiner dichtong nodi ein-
mal den ganzen zauber der hirtenpoesie leiben, es ist der ton der
herzlichen teilnähme an wohl und wehe des nachbars, den er an«
schlagen will, wie sie der geechftftslosigkeit des hirten eigen ist,
dessen anfmerksamkeit in seinem steten verkehr mit der natnr nnr
auf augenblicke von der bot seiner tbiere in anspmch genommen
wird, und der darum f&r alles was ihn umgibt, das ergehen der
anderen hirten, ihre freude und ihren schmers, sich ein offenes hen
bewahrt, im gegensatz zu dem sinne den die vielgeschiftigkeit beim
ackersmann und vollends beim stftdter erweckt, anf den in jedem
augenblick pflichten über pflichten einstürmen und seinen blick anf
ihn selbst hinlenken, er beschwört Arethusa sich ihm noch diesmal,
dies letztemal, nicht zu entziehen, ihm noch Einmal, nachdem er
eigentlich schon von ihr geschieden ist — denn er arbeitete bereits
an seineu georgica — noch Einmal ein zugestindnis zu machen:
extremum mihi concede lahoremy natürlich tuum^ wie Servius richtig
deutet: rem tibi laboriosam: denn dem dichter selbst, fügt er hinzu,
sei dichten ein spiel, sie soll ihn zum letztenmal leiten: es gelte dem
freunde einige worte zu sagen (pauca) in dessen erschütterndem
liebeskummer {sollicitos dicamus amares v. 6) , dem freunde der sich
ein wort der teilnähme in seinem gram über die untreue der Lycoris
erbeten habe {neget quis carmina Q-aüo?)j der Lycoris die er selbst
nach solcher kränkung noch liebt, so dasz ihm jedes wort gegen sie
weh thut. 80 musz ein solches vermieden werden, sie musz es selbst
lesen können (quae legat ipsa Lycari»\ und das 8eä davor scheint an-
zudeuten, dasz Gallus auch das selbst erbeten hat um so viel not-
wendiger ist ihm die leitung der Arethusa ; es ist ihm die zarteste
auf merksam keit auf jedes wort nOtig, dasz kein tropfen von bitter-
keit seine dichtung trübe; sorgf^tig wie die jungfrftuliche, unge-
stüme liebes Werbungen fliehende quellnymphe in ihrem lauf unter
dem meeresboden sich rein halte von jedem tropfen meerwatsers (ßk
tibi Doris amara suam non intermisceai undam)* es gilt eile; der
kummer möchte den Gallus aufreiben, darum ditagt er indpe. das
ist nicht ein anklang an das tfictpe MaenäÜM, und ist es doch
wieder : denn es weist auf den intercalarvers des Theokritos hin, ans
dessen erstem idyll "Verg. im begriff ist seinen Daphnisgesang zu ent-
lehnen, hier aber drängt das wort wesentlich nnr vorwärts; der ge-
636 WHKolbter: des Vergilius zehnte ecloge.
sang soll sofort beginnen, es soll keinerlei einwand gelten, nicht not-
wendiger gescbäfte , nicht drohenden nachteils — znOgen die riegoi
in gottes namen die zarten triebe abweiden — aach nicht des Tei^
geblichen mühens v. 7 ; das bemühen ist nicht nutzlos; das lied er*
schallt nicht tauben obren , der wald horcht , das echo bezeugt et.
sehr passend hat Voss daran erinnert , dasz auch uns die wendnng
^der wald horcht, antwortet' geläufig sei. wie aber hat er übersetici
können ^antworten wird alles der bergwald' ? die werte sind ja der
beleg zu dem nan canimus surdis und erheischen das pr&sens: 'hfiie
nur, wie überall der wald antwortet.'
So ist die einleitung beendet; es beginnt der erste teil^(r.
9—30) des eigentlichen liedes und entfaltet die allgemeine teihuduBe
am leid des von allen geliebten als grundzug der ländlichen dichtuf
und der band in band mit der natur lebenden hirten. das seheiBt
auch die Überschrift im Palatinus und Medicens anzudeuten: eOM-
qucstio de agris 'klage vom gefilde'. klarer freilich wftre c(m^ue$ti$
agrorum oder ex agris gewesen, seiner dichtung zu gründe gelegt
hat Verg. die darstellung der um das Sterbelager des Daphnis Te^
sammelten aus Theokritos erstem idjll, von dessen y.64 — 83 er eine
Übersetzung geliefert hat, die längste die wir bei ihm finden, freiliA
nicht mit philologischer Peinlichkeit, aber ohne Unterbrechung, ohm
Umstellung, nur mit beseitigung des intercalarverses und ftudenny
der einem römischen publicum wenig verständlichen oder für senMi
zweck ungeeigneten namen.
Der dichter beginnt mit einem Vorwurf gegen die weldw ia
der trüben stunde des leidens gefehlt haben : er nennt sie mit Tteo-
krit nymphen, bezeugt aber durch die frage, ob sie am Pamaai ge-
weilt hätten , dasz er die Musen meint, den Pindns daneben hat er
aus Theokritos beibehalten (1, 67), aber Anapos, Peneios, Akis sind
beseitigt; für sie ist Aganippe am Helikon eingetreten, statt der
KaXä TC^nea sind nemara an die spitze gekommen und haben sieh
ein ziemlich überflüssiges sältus beigesellt, indem aber Vetg. den
nymphen des Akis und Anapos, den natürlichen beschataeriniien dee
Daphnis, die Musen substituiert, bringt er einen ganz andern
in die stelle ; nun hat die poesie bei Oallus es an sich fehlen
nicht die eigne des Gallus — das wäre ein Vorwurf statt einer trflalaag
— sondern die von freunden in der nähe des Oallus, die das bteMT
gekonnt hätten, die vierverseO — 12, die davon sprechen, teilt Bibbeek
in zwei kola, und das wäre wol möglich, da sie sich als frage nai
antwort gegenüberstehen, wenn auch die entsprechenden
der antistrophe 31 — 34 einer solchen teilnng ifüng wftren; da
dort zwischen per'üi und Ärcades keine trennung ist, also v. 3S
fctrophenschlusz stattfinden kann, so ist auch hier gegen Bibbeek ein
vierzeiliges kolon anzunehmen, den quell- und bergnympben des
sicilischen Sängers die nymphen der dichtung zu substitaienn heft
Verg. seine guten gründe gehabt, dem hirten Daphnis ntmdea die
quellgottheiten der umgegend nahe, dem Römer Oallus aidit;
j
WHKolifer: daf YttgÜHW sdute edoge. 687
des dicbters mochten sich die Musen wol annehmen (oder ist es gar
eine beziehung auf einen vorwnrf des Oallns, dass Verg. Um nicht
getrOstet habe?). Theokrit konnte fragen: wart ihr etwa in Orie^
chenland, statt in Sicilien zxk sein? Verg. mnss die frage anders
fassen: fesselten euch etwa lieblingsstfttten nnd hielten eneh anf
{maram fecere)? waren euch hinderlich an seinem schmenenalager
KU sein ? mit unrecht tadelt Wagner Lachmanns (zu Prop. III 9, 36) wat-
fassungyon mara fflr commoraKa. — nn^gnoeim^CUOMBaimareparibai.
dem lateinischen ist freilich dieser gebrauch des imperf. ind. neben
ctim ^wahrend dasz' nicht so gelftu^, dass man nicht in demselben
eine ein Wirkung des griechischen originale ahnen sollte, nnd doch
auch nicht &o fremd, dasz der dichter ihn sich nioht hfttte erlauben
dürfen. dascMm der zeit best immung hat allerdings steta den conj*
imp. bei sich, aber mit dem CMfii der seitdauer ist es ein änderet:
8. OTAKrüger lat gramm. § 623 b o s. 848). das Theokritisohe
ir&K^TO ist aber durch peribat gar passend ausgedruckt. Verg. nennt
den amar indiffnus; Theokrit hat nichts entsprechendes: das doppel-
deutige des wertes bt Senrius nicht entgangen, er sagt: vd mert'
tricio vd magno, freilich wol war er beides, als liebe su einer un-
würdigen und als seiner nicht würdige, weil flbergross, flberw&l*
tigend und darum abscheulich. endOUch findet sich noch Atmie
Aganippe dem ''Axiboc lepöv fibuip substituiert da fragt es sieh
denn freilich: 'Aovif] oder Aoniae? überrascht uns aber sehen bei
Herodot und Tbukydides ein genitiv des Undemamens neben stadt-
und flusznamen^, so im lateinischen noch viel mehr; gleichwol hat
sich Ribbeck für Aoniae entschieden. Serrius für das gegenteil:
Acnia Aganippe^ sagt er, sunt nominativi singulares. Aganippe
{Aonia ist Schreibfehler) avUem est fons Boeatiae^ quae et Aonia di-
ciiur. Aonia auiem brevis fit iti, quia sequitvr voccdis vocaUem. [Cdüi-
machus Aganippen fontem esse dicU Permessi fluminis.] in Aonia
wird das ni kurz als vocalis ante Yocalem; er hat also 'Aovcir) gedacht.
Voss faszt die werte 9 — 12 als Yorwurf für Oallus, dasz er die
poesie nicht in seinem liebesschmerz zur hilfe herangezogen habe;
ich bin anderer meinung, wie sehr auch der Vorwurf dadurch ge-
mildert wäre, dasz die werte selbst, in denen er gemacht wird, Über-
tragung eines fremden gedankens sind, nun aber sammeln beide
dichter die ganze weit um das schmerzenslager des leidenden, aber
sie zerlegen sich die weit verschieden: Theokrit in Wild, herden,
hirten, gottheiten; Verg. greift auf die thierwelt, neben ihr auf die
pflanzen weit, ja auf den stein, auf dem die pflanzen atehen, zurück
und bteigt von ihnen zu herden, hirten und schirmenden gOttem auf.
mit gutem gründe konnte Theokrit wol um das Sterbebett des from*
men Sängers der flur schakal, wolf und lOwe versammeln: denen
stand Gallus fem ; aber an dem lager des leidenden llszt der stolze
» Herod I 45 'Aßac Tdc 0uiK^uiv, Thak. Tf\c *ApKa6(ac Ic TTappo-
ciouc, Tf^c MToAiac AÖKpot, Xen. rf.c XcpcoWicou Iv 'CXaioOvti.
638 WHKohter: des Vergilius zehnte ecloge.
lorbeer wie die demütige tamariske den köpf hftngen , ja aelbtt die
felsen Arkadiens, Maenalus und Ljcaeus , und die dem Pan heilige
fichte fühlen mitleid mit dem sänger. nun n&hem sich beide dichter,
aber nur um sich sofort wieder zu trennen : Daphnie iet rindohiit;
die rinder repräsentieren also die anhänglichkeit der herden, nnd ikr
brüllen hat dort einen guten sinn ; um Gallus trauernde rinder wim
lächerlich : da ist das schaf in seiner harmlosigkeit und unachnld cä
viel besserer repräsentant für die teilnähme der gesamten thierwait
freilich anhänglichkeit zu beweisen liegt nicht eben in der natar d«
Schafes : in seiner furcht bleibt es dem menschen lieber fem {moM
paenitet eas\ und mit recht: denn was nehmen wir ihm nichl?
milch , wolle , feil und selbst das leben, aber solchem gram vait
fügen wir hinzu, solcher liebens Würdigkeit gegenüber hat seihet du
schaf seine ängstlichkeit und Zurückhaltung aufgegeben, diek
mögen sie leiden (denn das ist die bedeutung von nanpaetiM
etis), freilich alles, womit der dichter sie ihre anhänglichkeit m-
drücken läszt, ist, dasz sie stehen bleiben {steint circum) und nickt
flüchten, aber du, göttlicher dichter, wie du die natnr verstdiili
wirst auch ihre teilnähme verstehen und ihnen nicht dummheit tik>
werfen und sie von dir weisen (nee te paeniieai pecaris^ divine jvoeto^
es ist ein allerliebstes spiel mit dem worte paenitet^ durch das dir
dichter die beiden verse verkettet hat. was paenäet heisat, kkrt
deutlicher als irgend eine stelle der Zusammenhang: gewis rickÜf
faszt es Voss als poena , dolore afficU ; so befaszt es alle die flbijf
impersonalia, mit denen es die grammatische regel zusammen
in sich: pigety pudety taedety miseret, paenitet me deckt sich mit
deutschen ausdruck ^nicht leiden mOgen' durch die ganze stafanlste
dieses ausdrucks, von dem ^verdrieszen, ärgern, nicht sufrieden saa
mit etwas ' an bis zu dem ^ ich mag es an mir selbst nicht leidfla't
dh. bis zur schäm und reue über die eigne handlang, auf dies«
tiefsten moralischen schmerz beziehen wir es gewöhnlich, aber M
umfaszt viel mehr, wir sehen aus Gellius XVII 1, dass schon n
Ciceros zeiten puristen den versuch machten das wort auf den kr
griff der reue zu beschränken, was er jedoch , den aussprach Cicens
pro Caelio 3, 6 vertretend (id numquam tarn acerhe feret JC
ut euM paeniteat non defonnem esse natum) nicht billigt, sondi
nur sagt: afUiquiores verbo ipso älio quoque modo usUaii smtf ,
einer andern ableitung von paene und paemiria gedenkt, die er
weder vertritt noch verwirft, oder einen versuch macht aus Uir dil
bedeutung des wertes abzuleiten, wir sind also auf den s]
brauch hingewiesen. Plautus SticJt» 51 et me quidem kaee
nunc non paeniteiy ist mir gar nicht weiter anangenehm. Cie. d$ JMn
6 num igitur si ad centesimum annum vixissety sened^is SMoe tM»
paeniieret? würde er darüber unzufrieden sein? somm. Sc^ 3 f|
terra ita mihi parva visa esty ut me imperii nostriy quo quasi
aitigimuSy paeniieret , dasz ich unser reich , das nicht grosser ah
punct war, gar nicht ansehen mochte, ad Ati. XI 13 ad m
WHKoliter: det Yeigfliiis lehiifte edog». 689
quod animum iuum offenderü^ seä ae hure feäsae^ es Urne ihm leid^
aber — . Statins süv.U 3, 23 paenUuU vidisse deam, die gOttin hitte
es lieber nicht gesehen, es bezeichnet endlieh das womit wir nach
qnantität oder qualität nicht zufrieden sind : PL Urin. 321 isprolms es^
quem paenUet quam prohua sU et frugi banae^ wer sich an seiner
rechtschaffenheit nicht genügen Iftszt« der ist der wahrhaft recht-
schaffene mann. Cic acad. IV 22 cur se nan transMU ad Haieoe?
quid cum Mnesarchi paemUibai? quid Dardamf qm eramt Jükeme
tum principes staicorum, Liv. VIII 23 mmime se virium paenUere
suarum. Caesar h. cU 82, 12 an pamUet vo$^ quod aahmm aitque
incokimem exercUum nuOa amnino noee deeideraia traduxeHm?
und so hier.
Wir stehen hier bei dem versef den Bibbeck als flberfiOssig oder
unwürdig fortgewiesen hat; aber wenn er entbehrlich ist, sind es
Y. 19 und 20 weniger? er ist aber nicht sowol entbehrlich als yiel-
mehr für das Schema Bibbeoks iSsüg: durch seine ausstoszung
schwindet in etwas die Ungleichheit von atrophe und antistrophe zu-
sammen; das kann aber doch keinen grund filr die ausstoszung ab-
geben, oder wenigstens, wenn dieselbe sonst sicher feststeht , nur
einen sehr schwachen, ich will aber nicht verhelen was ich meine,
wenn ich mich auch teusche : mir scheint der Ters durch den zu*
sammenhang so entschieden gefordert zu werden, dass ein so feiner
kritiker wie Ribbeck ihn würde Termissen müssen, wenn er nicht
erhalten wäre, ich wenigstens sehe weder, wie man einen Übergang
zwischen den gedanken aves non paenUet iui und Adamdem non
paenituU ovium «> ovis ad flumina pavü Adams hfttte entbehren
mögen , noch wie sich derselbe leichter und besser hfttte gestalten
können als nee te paeniteat pecoris.
Wir wollen hier noch eins zur spräche bringen, was wenigstens
auffällig ist: die grösze des siebenzeiligen kolon zwischen lauter
kleinen von 2, 3, 4 yersen. sehen wir es aber näher an, so besteht
es aus zwei kleineren, einem drei- (13 — 15) und einem fünfzeiligen
(16—20). dem letztern aber entsprechen in der antistrophe die eng
verbundenen fünf verae 37—41. es wird nicht schaden das schon
hier zu constatieren.
Auf die thiere folgen v. 19 die hirten. Theokrit 1,80 führt drei
gattungen derselben auf: Tol ßuiTai, Tol TTOifi^vec, i&iroXoi. Verg.
stellt ihnen ebenfalls drei entgegen : uptUo^ eubulei (denn in dieser
lesart sind die hss. und Servius einig), MenaUcas. da fragt sich
natürlich: wer ist Menalcas? ein sauhirt, antwortet Voss s. 609.
warum sind aber die sauhirten zweimal vertreten? die eichelmast,
mit der er beschäftigt gewesen ist, empfiehlt Columella ebensowol als
Winterfütterung für rinder VI 3, 4. XI 2, 83 (vgl. Cato rer. tuet. 62).
wenn wir also Menalcas für einen rinderhirten nehmen, so haben
wir auch bei Verg. drei gattungen hirten. aber nun kommt eine
zweite frage : ist dieser Menalcas identisch mit dem ecL 9, 10 vestrum
senasse Metuücan^ dh. Vergilius der rinderhirt selbst? dasz er
640 WHKohter: des VergiliuB zehnte edoge.
gegenwärtig gewesen , verrätb er v. 26, indem er sagt, er habe Pu
in Yollem omat eintreten sehen ; wir haben ihn aber weder in dem
upüio noch unter den sithulci zu suchen, warum aber ist er wnim
de glande hiherna? Columella lehrt uns dasz die eichein , um sie m
fütterung zu gebrauchen^ eingeweicht werden mästen ; andere habei
morgenthau und frühlingsregen darum bemüht. Verg. stellt lick
also als mitten aus seiner ländlichen arbeit herbeieilend dar nad
deutet damit auf den eifer hin , mit dem er sich nach ed. 6 dieNr
häuslichen tbätigkeit ergeben, und rückt so diese beiden edoga
nahe an einander, richtig erinnert Voss s. 510, dasi das kibema ii
glande die scene in die zeit reifer eichein, also in den winter yerl^
Bei Theokrit kommen die letzten tröstenden in zwei gmppei:
zuerst Hermes der hirtengott mit seinen hirten , dann Priapos mit
thörichten scherzen, auch Verg. hat zwei kategorien : menschen vai
götter, Apollo mit Silvanus und Pan in seinem gefbige. er spiiekt
es er&^t aus, worum es sich handelt: Grolle^ quid in$ani8? tua eara
Lycoris perque nive3 alium perque horrida castra secuta OL
die hirten fragen nur unde amar isfe tibi? SiWanas Tollends iit
blofiz figurant. von scherzen und Unwahrheiten ist nicht die redt;
während Pan dem leidenden nachher das nutzlose und verkehiti
seines gebahrens zu gemüte ftihrt, erinnert Apollo ihn, dass sa-
hänglichkeit an solch eine ungetreue ein preisgeben seiner eigaoi
würde, eine insania sei. so ist Verg. dem Theokrit bis dahin sdhritt
f(lr schritt gefolgt, aber mit eben so viel besonnenheit wie treus.
Von hier an beginnt er seine* fahrt unter eigner flagge: dam
von Silvanus und Pan weisz Theokrit nichts, sie sind, wie gesigti
das gefolge des Apollo, der sich dadurch als vö)Liioc ausweist (Pkdkr
gr. myth. I 168 ff.), da Verg. nur den Pan gesehen za haben be-
zeugt, so müssen wir wol annehmen dasz Apollo, nachdem er
Unwillen über das unmännliche benehmen des Oallus zu erfc
gegeben, sich entfernt habe, vielleicht mit ihm Silvanus mit
hohen kröne von nickenden ferulae (pfriemkraut) und schwertliliaii
der als walddämon und gegenständ gespenstischen gransena eine sm
krankenbett wenig geeignete figur war; auch der aufpnts scheint mk
dafür wenig geeignet, freilich auch Pan erscheint in vollem ond^
geschminkt mit mennig und beeren des sambucns ebolns — wanimf
— ist es eine anspielung auf etwas was Gallus in seiner
Grynei origo {ech 6, 72) ausgesprochen? oder ist es nur das
an dem Verg. ihn erkennt? — aber er spricht ein wort, wie
allen am platze ist: er mahnt Oallus seinem schmerze ein Tenfli^
tiges ziel zu setzen: ecquis erit modus? 'kommt denn gar kein
und ziel?' und erinnert ihn, Amor wolle solche masslosigkeit
(Amor non tcHia curat), wir brauchen nicht zu fragen qmolmf dii
Worte sind hinweisend auf den zustand, den Verg. freilieh aar duck
sein pcribat amore angedeutet hat, vielleicht in erinnerong am Thso-
krits Worte 1 , 80 dvu€ iTiKpöv f puira xai ic rä^oc dvuc fioipoc,
was schon hätte gesagt werden mögen ; aber wol angrimebt tX
WHKoliter: das Tefgütu zefanio edogtt. ;M1
Pans erinneruDg, der mensch mflsse snnen thrSnea ein siel seUen»
sonst flössen sie endlos; da sei die liebe nnersfttüicli wie das gras
für feuchtigkeitf die bienen für cytisusi siegen fttr frische triebe, sa
den meisterwerken, will mir scheinen, gehOren diese verse 24—80
mit ihren beschreib ungen, wie Silvanos nnd Pan decoriert gewesen,
nicht gerade. Bibbeck teilt sie in drei kola yon 2, 2, 3 yersen.
Dasz die mit v. 31 beginnende antistrophe Jl^ die antwort des
Gallus, der kern der dichtung sei, begreift sich schon ans dem per-
sönlichen hervortreten der haup^erson. er gesteht stillschweigend,
^mknüpfend an Pans wort €oqyM erU moduaf das könne er nicht;
aber trost gewähre ihm doch ihre teilnähme nnd das bewustsein Ver-
ständnis und Würdigung seines schmenes in finden: tarnen caniahiHs
Juiec, das tarnen setzt des Oallus gedanken in Verhältnis zu den ihm
zuletzt ausgesprochenen werten eo^uiB erii modus? er antwortet
stillschweigend : nuüua erü modus, dem tode, meint er, sei er ver-
fallen, aber auch im tode finde er beruhigung in dem gedanken, dass
deine liebe in ihren liedem fortleben werde: mihi quam moUiier assa
quiescant^ vestra meos olim si fisMa dkat amoresf ihr lied, der arki^
tische hirtengesang mit seinen melancholischen weisen, sei doch die
wahre poesie {soli cantareperUi Arcades)^ sei der rechte standpunct
für die Beurteilung des menschen nnd des menscheawertes. dau
ArcadeSy wesentlich hinweisend auf BCenalcas (freilich wollen auch
Maenalus, Lycaeus und Pan nicht tibersehen sein), die bukolische
dichtung rühme , ist wol jedem einleuchtend« vorürefflich hat Voss
den coDjuDctiv quiescant übersetzt: *o wie sollte mein staub sanft
ruhen im grabe.'
Das ist der inhalt des ersten vierzeiligen kolon der antistrophe
(31 — 34), das glücklicherweise unverletzt ist und uns zeigt, welchen
gang die gedanken des dichters nehmen, und er folgt ihnen weiter :
denn es ist einleuchtend, dasz von diesem preis der poesie der hirten nur
noch ein schritt itst zu dem wünsche selbst ihrem kreise anzugehören,
leuten die menschenwert und menschenschicksal so richtig würdigen,
mit diesem wünsch aber beginnt das zweite, sieben- oder achtzeilige
kolon. es ibt das gröste von allen , den übrigen wenigstens um das
doppelte an umfang überlegen, es ist schon bei der Strophe darauf
aufmerksam gemacht, dasz es bei licht besehen aus zwei kola, dort
von 3 und 5 versen, besteht, darunter der von Bibbeck ausgestoszene
V. 17; hier ebenfalls aus zwei, von 2 und 5 seilen, in der strophe
sind die 5 zeilen nur äuszerlich aneinander gehängt, hier in der anti-
strophe aber eng verschränkt, sieht man auf den sinn, so enthält in
der Strophe das erste kolon (3 z.) die Versicherung, dasz selbst die
pflanzen auf den bergen teilnehmend um Gallus leid die köpfe hängen
lassen, das zweite fQnfzeilige, wie sich thier, mensch und gottheiten
des feldes um des Oallus schmerzenslager drängen: also beide haben
eine Selbständigkeit, in der antistrophe enthält das erste kolon (2 z.)
des Gallus wünsch: ich wollte, ich wäre einer der euren gewesen;
aber da fehlt gerade der gedanke auf den es ankommt: 'wie glücklich
J»hrb-icber fär cIms. philol. 1880 hft. 9. 42
642 WHEolster: des Yerg^iuB zehnte ecloge.
hfttte mir da das leben verstreichen sollen !' er ist geradezu unent-
behrlich : denn dadurch erst erscheint der wnnsch als motiviert, nidit
durch den gedanken, dasz sein glück auch etwaigen geliebten Phyllii
oder Amyntas hStte zu gute kommen sollen, die fünf teilen 87
— 41 so wie sie jetzt dastehen musz man als einen nachsatz zn v. 85.
36 ansehen; dazu passen sie aber weder nach inhalt noch nach form;
sie enthalten zu dem »notwendigen gedanken nur das nebensick-
liche : meine leute sollten es gut haben, eben so unbequem sind m
von formaler seite als nachsatz gefjEiszt, da sie selbst schon vorder-
und nachsatz haben {certe sive mVii . . seu quicumque furor . . wrciw
iaceret). schalten wir aber nach 36 einen vers des gedachten inbalti
ein, 80 haben wir den voUständigäten sinn, die glatteste form nad
zwei kola genau von dem umfang den die Strophe fordert, so ent
kommt die Verbindung der beiden kola unter den richtigen gesiditi-
punct: das erste ist dann in äich abgeschlossen und selbstAndi^
und das zweite ist es auch, als folge dem ersten beigegeben. GaDsi
begegnet darin einem schweigenden einwand der hirten, ob da
so vornehmer herr sich wol würde befriedigt fühlen durch eine ni-
schöne dienerschaft, wie sie das land biete, durch die versicheroi^
es werde alles seinem herzen nahe stehen, mftdchen und slQgv,
Phyllis und Amjntas {seu quicumque furor) ^ flg^^t gSrtner, nit-
knecht; die ftuszere Schönheit könne aufgewogen werden dank
andere eigenschaften. das dunkle , nicht blendende werde auch bä
andern dingen geschätzt und gepriesen (et nigrae violae aumi ei v§^
dnia nigra).
Es sind also drei gründe für die annähme einer lOcke an diflsr
stelle geltend zu machen: 1) dasz der gedanke der verse 35. 36 vfr-
vollständig ist, 2) die fünf nächsten verse setzen einen gedantaa
voraus, der nicht da ist; 3) beide teile weisen auf einen und dei-
selben gedanken hin: Vie glücklich würde ich sein'; und dm
kommt nun noch dasz dadurch die responsion des kolon YoUstiBdii
wird, so, meine ich, hellt sich hier alles auf, und es bleibt av
noch in v. 40 bedenkliches übrig: mecum inier sdlices lenia mtb fir
iaceret, Wagner hat sehr richtig in den werten eine nachahmung voa
Theokr. 7,88 erkannt : tu b' unö bpuctv f\ und treuKatc dbd ficXicM*
M6V0C KaraK^KXico, Oeie Ko^dTa, fügt aber kopfschflttelnd hinia:
'aut corrupta haec sunt aut nondum recte ezplicata . . viz ans
salices et vites in eodem agro plantari solitae/ sehr richtig; aUr
warum gieng er nicht an Theokrits band einen schritt weiter ml
schrieb larices (neuKatc)? hätte er dazu sein lenia aui mtbmk
gefügt, so hätte man nichts weiter verlangt, unter der in sumpfigsa
niederungen wachsenden weide ist freilich ein schlechter platz zva
zechen und zum kosen , eher schon unter den rebengeh&ngen.
Nach V. 41 hat Ribbeck bereits die lücke entdeckt: sie eigibi
sich teils aus der vollständigen zusammenhangslosigkeit von T. 41
und 42, teils aus dem vierfachen hic^ das ein vorhergehendes iBie Ar-
dert, welches wir gleichwol vermissen, dasz es in der Ifleke
WHKoltter: das Tergüiiit lefaiito edog«. 018
hat, ergibt sich beim einfaehflten naehdenken » and danebon sttad
irgend ein tadel der verhfiltnisse, in die Ljeoris rieh gestttrii hatte,
also etwa ülic quid laudes? Oallna Mit damit ans, den anmntigeii
Phantasien von einer PhjUia nnd einem Amyntae der trflbea wtok-
lichkeit gegenüber, er wendet das wort, wie ans den nidiaten venmi
erhellt, an Lycoris, auf die rieh das Yermntete üUc so gnt wie das
Tor uns stehende hie bezog: es erinnerte de an die leiden in die rie
sich gestürzt habe, denn der vers ftillt rieh leicht ans dnreh voige-
haltene beispiele: tUie quid laudes f qmdf castra movenda? cähreaf
oder irgend etwas fthnliches. das leiste scheint rieh mir dnreh das
entgegengestellte Mc ffdidi fanUs sn empfehlen. Oallns mft Ljeorie
nicht zu seiner wirklichen Umgebung, nicht nach Unteritalien*, son-
dern zu der schönen phantariewelt der bukolischen poerie, die er
sich aui^malt, und fügt die Versicherung hinsu, er wfli^ allen j^ans
nnd alle thatenlust von rieh werfen, um an ihrer srite tu leben und
zu sterben {ipso tecum consumerer aevo).
Mit V. 44 setzt durch' das kriftige mme ein neuee, fünftes kolon
ein. nunc hat Wagner tre£flich durdi *so aber' wiedergegeben und
belegt mit gearg, U 53 und Äen. X 628. *mmc partionla' sagt er
*cum temporali potestate coniunctam habet adversativam.' damit
bat er die falschen auffassungen besritigt, die Ton mehreren sriten
geltend gemacht waren: Voss 'ich weide von unsinniger liebe im
kriegsgetümmel beherscht'; ja Heyne wollte sogar le statt ine
lesen, wogegen Wagner richtig einwendet, dasz man von Lycoris
wol sagen könne: amor te däind m armis Mortis^ aber nicht imter
media tela et adversos hostes. vielmehr ist imsanus amor Amors laune :
*der verrückte, tolle Amor, hSlt mich hier an der ririlischen meer-
enge, wo sich Oetavian und Pompejus gegenüber standen (Cassius
Dion XL VIII 47), im kämpfe fest, wShrend er dich über die Alpen
getrieben hat.' es fällt also der hauptnachdruck auf insanus^ nicht
auf amor, das neue glied, welches wir durch jenes nunc eingeleitet
sehen, umfaszt also die n&chsten sechs verse, die klage über das
wüste schalten des Amor, der die liebenden so auseinander reiste*
die stelle ist doppelt bedeutsam : denn Servius sagt uns, es seien alle
diese verse aus Gallus dichtungen entlehnt. ^ der geduike hier des
freundes eigne worte einzuflechten und ihn mit eignem ausdruck
klagen zu lassen ist gar nicht so uneben ; aber die dichtungen des
Gallus an Lycoris waren elegien; ohne erhebliche änderungen war
also eine Übertragung nicht möglich.
Mit V. 46 stehen wir vor dem sechsten kolon und damit vor
einer neuen von Ribbeck entdeckten lücke, die rieh nicht answrifeln
läszt; es hat noch niemand mit dem ton^iifii v. 46 etwas ansufengen
gewust. Voss übersetzt tu procul a patria {nee sü man eredere tan^
tum) ^do der heimat ferne (o dürft* ichs nicht glauben) so weithin.*
• der yers ist von Ribbeck mit grossem seharfblick als dem v. SS
enUprechend erkannt worden. ' sa v. 46 Af mäem venui ommes OüiH
sunt, de ipsiuM translati earminihMM,
4t»
644 WHKoUter: dea Vergiliub zehnte ecloge.
aber wenn das eingeklammerte ein wünsch sein soll, so müste es
nicht ncCy sondern ne oder neu heiszen. eine verbindang Ton^ro-
cül tantum werden wir hier ablehnen müssen ; eben so die Terbindnng
iantum Alpinas nives vides, wie Burman wollte; Heyne sagt tob
ihr 'friget tö tantum*; aber mehr noch, sie ist durch die stellug
der Wörter unmöglich gemacht, so bleibt denn, soviel ich sehe, nichts
anderes übrig als sit dubitativ zu fassen, crcdere als subject, tafdwm
als prädicat, wodurch dann freilich ein quantum in dem folgendei
notwendig wird, was aber wird ihm denn so schwer zu glauben?
Bibbeck äuszert sich nicht darüber; gleich wol ist es wichtig dk
etwaige richtung und wendung des gedankens festzustellen; so er-
gänze ich denn ncc sit mihi crcdere tantum, te patuisse pati quafibm
est voluisse ddlori: vgl. Catullus 87, 1 nulla potest midier tantum n
dicere amatam u&w. und nun folgt zum schlusz der antdstrophe dff
Vorwurf gegen Lycoris, dasz sie ihn, den Gallus, ihre not nicht habe
teilen la&sen , und die zärtliche besorgnis , da^z eis und schnee üua
fUszen geschadet habe. — So haben innere gründe trotz starker tezt-
verderbnis die von Ribbeck behauptete strophische gliedemng ftr
die erste hälftc erwiesen und damit für die ganze dichtung : denn ftr
die zweite hälfte ist sie augenfällig, die Verderbnis constatiert allff-
dings eine grosze nachlSssigkeit des abschreibers, aber die wncht der
gründe läszt über deren annähme keine wähl, verglichen mit Bib-
becks annähme trifft die meinige wenigstens nicht der Torwnrf
glaublicher zu sein: ich meine, man stellt sich leichter vor^ dasz
vers des textes konnte übersehen werden als dasz ein unechter eii-
dringen konnte, wenn jemand an der grösze der ersten Strophe uai ^
antistrophe (22 verse) anstosz nimt, da die zweite nur 10 oder 8
zählt, so habe ich mich damit nur an Ribbeck anschlieszen woUa,
der sie als Ä und A aufstellt; aber er hat durch sinnige zeichen b^
reits auf die strophische re&ponsion der kola hingewiesen, so dasi sck
A3 und J^ in beiden entsprechen oder y. 21 — 23 und 28 — 30^ 41
43 nebst dem ausgefallenen vers und 47 — 49, tiberall anreden
Ljcoris, und eben so Äi und •/ dh. 24. 25 und 26. 27 wie 44* 45
und 46 nebst dem ausgefallenen, überall erzählung. so wird ans te
zweiundzwanzigzeiligen atrophe eine zwölfzeilige und anch diät
geteilt zu 4 und 8.
Zweiter teil £. die Strophen^ und B verhalten sich «ii
gegen wart und zukunft. was denn nun werden solle, ist vor aiki
dingen die frage, und so kann man sagen, dasz von v. 50 an die diiik-
tung anfängt auszuklingen. auf die klage folgt die äuszerung dernv-
zwciÜung: zu brechen mit allen seinen alten beziehungen ist Oaltai
entschlusz, seine leier herabzustimmen zum tone des hirtenlied«»
verzieht auf hoffnung glänzender thaten, leben für natur und im
anstrengungen der jagd. alles erinnert hier an Rttckerts lied 'ia
einem thale dort unten', was die innere gliederung anbelangt« iO
hat die strophe drei teile : 2, 3, 3. die zwei letzten verse, die Bibheck
herangezogen hat, gehören zur mesodus.
WHKoltter: das VergOiiit lehnte eologe. 046
Nor im lichte der sechsten ecloge, der Tollen aneAennong Ton
Gallas neuesten poetischen leistnngen, versteht man seinen Tenicht
auf die Verfolgung der so rflhmlidi betretenen bahn. Ton kriegen-
sehen thaten (Martis in armis) kann keine rede mehr sein; eein
liebeslied musz verstummen; allen&lls fortaetien liesze sich seine
jüngste dichtung. in seiner bearbeitnng des Hesiodoe von Buphorioii
aus Chalkis hatte er die reize von Giyneion nnd seinen waldnngen
besungen (Grynei f^emoria dicahtr origo): das kannte er in seiner
jetzigen Stimmung allenfalls anfoehmen; die natardiehtnng hat ja
ihre wehmütige seite,vnnd von dieser fasst sie das bnkolisehe lied.
neuer gedanken fühlt er sich nicht mehr fkhig, dämm will er das
was er gesungen hat umdichten, singen nicht von der herlichkait
und grösze der natur, sondern von ihrer stille nnd einsamkeit, dem
hinwelken der dinge, dem verbluten des herzens. wenn Verg. sagt:
Chalcidico quae sunt mihi condUa verm earmina pasiaris SicuU moiSkh
labar avena, so ist damit auf nichts weniger als anf eine indenmg
des versmaszes hingewiesen — die erafthlenden diehtongen Eopho«
rions waren, wie auch die fragmente zeigen, ebenso wie die buko-
lischen dichtungen in hexametem abgefoszt — nioht die ftnsMre
form, sondern ton und gattnng seiner lieder wie die weltanschanong
darin soll sich ändern, musz sich Indem, ja lieber noch will er dem
lied ganz entsagen, sich in die einsamkeit flOchten, wo nor das wild
in seiner höhle einen nachbar für ihn abgibt {nUerspdaea feramtm):
das ist für ihn, den verschmähten, geteuschten, tiefgekrfinkten , ein
passender aufenthalt , da will er der rinde des baumes seine liebe
vertrauen , dasz sie mit dem bäume wachsend in riesigen zttgen von
ihr zu der nachweit spreche {crescetis amores^ das heiszt hier nicht
meine liebe, sondern die verschlungenen namen). aber mehr noch:
irdische mttdchen werden keine freude mehr haben an seiner Zu-
neigung; darum will er sich heiligen festzOgen nach Wallfahrtsorten
(Maefiala) anschlieszen , denen anch njrmphon anwohnen (mixtia
nyinphis)^ will in der jagd des ebers seine krftfte erschöpfen, den
aufreibenden mühen trotz bieten {non me vMa vetahumlt frigara)^ je
mehr Schwierigkeiten, je mehr Strapazen, desto willkommener {Pot'
thenios saltus^ im gebiet von Tegea, die rauhesten felsen). das mixüs
nymphis kann natürlich nicht gleich mixtus ngmphis sein, und es
ist nur das inter choros dies festos agentmm neben dem mixtis fi^fm-
phis weggelassen, die an Wesenheit der nymphen zeichnet die scharen
als heilige und bestimmt so ihren Charakter; aber wenn Voss von
hoher bcgeisterung spricht, zu der sich Oallns von dem niedrigen
hirtenspiel erheben wolle, so hat er doch den ton der stelle verkannt,
es ist nur die abwendung vom irdischen und von irdischer freude, in
der sich Gallus gefüllt, die stelle ist nach einer seite sehr merkwürdig,
man bat sich oft gewundert, dasz den alten die sentimentale be-
trachtung der natur abgehe, welche uns neuem nnd ganz besonders
uns Deutschen so geläufig ist, in der wir die natnr als freundin an
die brüst drücken und nicht müde werden ihre Schönheit zn schildenu
646 WIIKolster: des Yergilius Eehnte edoge.
hier in Gallus entschlusz als jSger oder bakchant eine freundtchaft
mit feld und wald einzugehen haben wir sie leibhaft vor uns, aber
freilich mit scharfer Verurteilung dieser tendenz als einer ungetiindn,
wir möchten fast sagen als einer geisteskrankheit.
(p) Mit V. 58 wechselt ton, inhalt, alles; natflrlich: wir aindia
einen andern teil der dichtung eingetreten , die mesodua. wai w
eben für Gallus zukunft war, ist ihm im geiste gegenwart gewoidn,
ein träum , ein spiel seiner phantasie. diese fieberhaften sacknngBi
schaffen ihm eine ahnung von lust : der trübsinn weicht» er ai At gick
in felsenklüften, im wilden wald, seine band umklammert den bogei,
hascht nach dem pfeil. aber es ist der träum des erwachenden, d«
sich sagt dasz doch alles nur ein träum ist; er beginnt das gebiUi
als teuschenden wahn, als ein gaukelspiel seiner pbanta«ie sa er*
kennen : tamquam haec sU nostri medidna furaris.
(B') Das kann nicht lange dauern; schon v. 62 ateUt uns wie-
der auf den standpunct der Wirklichkeit: der träum ist Terachwandei,
Gallus steht wieder den Vorsätzen der strophe gegentlber; aber eriit
gewandelt: es läszt ihm die antistrophe v. 62 mit den gleichen untar-
abteilungen wie die strophe alles im entgegengesetzten lichte o^
scheinen : er sagt wald und waldgesang lebewol. es drin^ die er-
kenntnis durch, der gott sei unzugänglich fUr rührong durch menich-
liche leiden : es hilft nur Unterwerfung unter seine gewalt und
willen, hatte er sich vorhin vielleicht von Verg. wort noch einen <
druck auf Ljcoris , eine mögliche Sinnesänderung der dime
eben, so hat ihn der tactvolle sinn und die gewandte hand des
des vor den reellen Sachverhalt gestellt , so dasz er sich selbst dsi
resultat zieht: aninia vindt Amor: et nos cedamus Amori,
Einiges einzelne will hier hervorgehoben sein, gar passeri
knüpft sich die antistrophe mit einem rursus (ad) an das TOfhas
gehende, es bringt die rückkehr zum vorhergehenden, die nc^
malige betrachtung des gesagten, aber unter einem andern gesichl^
puncte betrachtet, so kann es auch für e contrario stehen : t^L CartiBi
IX 2, 9 rursus avaritia gloriac et insatiahüis cupidofamae nihü imvirn^
nihü remotum videri sinehat, allerdings ist dies betrachten ante
einem neuen gesichtspuncte nichts der partikel inhftrierendes: fgL
Tac. Ägr, 28 quem casum ncque^ utplerique fortium virorum^ amMimm
neque per lamcnta rursus ac maerorem muliehriter tulU, Ter. eiiii. 2öl
quidquid dicutit, laude: id rursum si fiegant^ laudo id ^uoqme, m
folgt für Gallus die erkenn tnis , dasz weder naturschwftnnerei aoek
dichtung helfen könne. — Voss faszt das concedite sSioae als ein 'ftit
mit euch'; aber es ist viel feiner: ipsae concedUe (5, 63
carmina rupes^ ipsa sonatU arhusta): * zieht euch willig,
crkenntnis, einsieht und Unterwerfung unter die umstibide
gebt meiner empfindung räum.' so musz denn freilich das so
bei einander stehende ipsa und ipsfte verschieden gefasit
ipsa carmifuiy selbst die dichtung, steigernd; ipsae gUvae
räumt freiwillig das feld, ihr wälder, wie das griech« adroL
WHKoliter: das TafgfliiM lehnte totoga. 647
entläszt die so hoffimngSToll begrOasten: der gott keiuit kein erber*
men , und sähe er die mensehan zarmalmt Ton leiden, mit grellen
färben zeichnet er sich nocb einmal die leiden der menaoheni die
mediis frigorihus Hehrum hibutU^ SUhomoi mpe$ submmif oder die
in einer glut, die selbst den bast des banmea vertrocknen madht,
cum Über mariena ard in ulmo^ sub sidere ctmari Aähiopum iwea «er-
sant^ um dann als schlusz des ganzen mit dem «urof zn enden:
omnia vincU Amor: et nas cedamm A/morL
(a) Die dichtung ist am ende, sie ist bunt aehillemd, ao voll
von neuen Wendungen, dasz darin znsammengenommen mit den
lücken die hauptschwierigkeit des veratftndniaaea liegt, ao daaz aie
mehr der auseinanderlegong des gedankens und seiner Wendungen
bedarf als der hebung sprachlicher Schwierigkeiten« noch bleibt dem
dichter die aufgäbe sie als mensch und üreond dem freonde zu ttber-
reichen. je weniger Verg. eine wendnng der ftoazem umstftnde nnd
eine änderung der Situation des Ton der nnwttrdigen verlasaenen
freundes erwarten, ja auch nur wünschen darf, desto dringender iit
das wärmste schluszwort, die yersicherang seiner liebe und anhing-
lichkeit, geboten, als könnte und sollte die freundsohaft eraeftaen, waa
die liebe ihm geraubt und versagt hat. daa spricht Verg* in den l0tz«>
ten acht versen aus, die den ersten acht entaprechen und daa ganze
zum abschlusz bringen, er spricht es aua in form einea gebetea an die
Musen, dasz sie den wert seiner gäbe in Qallus äugen m5gliohat er-
höhen möchten: Pierides^ vos haecfacktis maaDma OäBo^ CfaUo^ cums
amor taniutn mihi crescü in horas^ guani%»m vere novo viridis ae mM-
cit alnus. er Überreicht seine gäbe in form eines körbchens, der-
gleichen der weidende hirt manchmal zur ausfUllung mflsziger
Augenblicke für den häuslichem gebrauch aus hUnscuSt den zweigen
der gemeinen althee, zu fertigen pflegte, vgl. ed. 2, 30. Tib. 11 3, 25.
Der letzte der obigen verse aber, scheint mir, bereitet uns noch
eine Schwierigkeit durch das subicU. man hat geglaubt dies $ubieere
unter dem zwang des Zusammenhanges so weit beugen zu dürfen, dasz
Voss übersetzt: ^als die erle sich aufschwingt'; aber wie niemand
se stUnnitiere auf eine gehobene haltung deuten wird, und wie subire
ein beugen von baupt und schultern bezeichnet , so wird es schwer
fallen für subiccrc den beweis einer entgegengesetzten bedeutung zu
führen, freilich scheint die annähme allgemein, und Gesner im The«
feauruij sagt rund heraus : 'ut in aliis compositis v. g. 9ubmiU0y subvdio^
subvolo, subvoivoy ita etiam in hoc verbo praepodUo motum verana
superiora significat', und Forcellini widerspricht nicht (*item mr$mn
iacio^)^ geht aber rasch darüber hinweg, wäre es nur nicht ao achwer
zu glauben , dasz derselbe ausdruck 'hinauP und 'hinab' bezeichnen
könne ! die beweisführung ist aber mehr als mangelhaft, bei Oesner
kann man in dessen nummer 3 drei teile untersdieiden: zuerst die
berufung auf andere verba der bewegung: 9Übvdw^ subvolo^ aulnfolvo.
sie idt unzutreffend: denn sie führt zu dem verhftltnis velhendo^ vo*
lando, volvendo ctliquam rem aUis rebtu suppano^ wahrt also streng
G48 WHKolster: des Vergilius zehnte eclo^.
dem suh seine bedeutung. das ist aber hier ansgescblossen dnieh
se: was hiesze alnus laciendo se SM2)pomYV' es folgt die berafung auf
Nonius s. 387, 15 suhicerc.susum iacere^ excrescere^ *et utitur cxemplis
tribus Virgilianis, quae statim ponomus: ed. 10, 74. gecrg. IV 385.
Aen, XII 287.' zeigt nicht Gesner durch sein 'et utitar' usw., dass
er die sache als ihm unglaublich auf sich beruhen lasse? sehen wir
uns die Verg. stellen selbst prüfend an , die unsrige zuletzt. gtcf$,
II 11* spricht Verg. von den durch wurzelschöszlinge fortgepflanzten
bäumen, darunter dem lorbeer: pidlulat ab radice aliis densissma
Silva y uf cerasis ulmisque: etiam Parnasia laurus parva suh ingefdi
matris se suh'cit umhra. ich sehe gar nicht was hier schwieriges ist;
der junge lorbeer musz sich wol als wurzel trieb dem schatten dei
mütterlichen daches unterstellen, freilich der prosaiker hfttte ge-
schrieben siihieda est; doch das kann man dem dichter wol zuge-
stehen.' der ganz gleiche fall ist bei der stelle gearg, IV 385 ier
flamma ad summum tecfi suhkda rcluxit, die unter das reisholz ge-
legte flamme leckte dreimal zum dach auf. was würden wir von dem
sagen, der verbinden wollte ad summum tedi suhieda? und ganz ebci
so in der consolalio ad Liviam 256 tandem uhi compl€Xa est sSvoi
aUmcntaque sumpsit (flamma), adhera subiedis Jambif et astra anms.
doch gewis adheri subiedis, durch die flammenzungen von unten,
wer den sinn des emieare hineinlegt in diese worte, legt eben hineia
was nicht darin liegt, mehr treffen scheinbar, aber auch nur scheii-
bar^ die stellen zu, wo subiccre von dem sich aufs pferd schwingfB-
den oder in den sattel gehobenen gebraucht wird, Aen. XII 287 (der
dritten der oben bei Nonius genannten) corpora subiciunt in t^tut,
ganz eben so Livius VI 24 Camillus subiedus a circumstaniibuB h^
cquum, XXXI 37 eques pavidum regem in equum subiecit. aber die
rechte bcwciskraft fehlt ihnen doch auch: denn der sich in dn
sattel schwingende ist schon genötigt sich so hoch zu heben, dasser
schlieszlich in den sattel hinabfallt, keine der andern stellen vw-
breitot über die unsrige licht: sehr natürlich, weil in ihr der schlflüd
nicht auf sprachlichem , sondern auf naturgeschichtlichem gebiiti
hegt, in der natur der erle, alm^s, welche den wuchs der trauerbSuM
teilt, dasz nur die ftstc emporsteigen, die zweige httngen, se subkML
so begreifen wir die Verwandlung der Heliaden, bei Verg. in exka,
bei andern in lärehentannen , lariees, welche diese eigentUmlichkeii
teilen, die zweige hängen zu lassen : sie wurden eben in ti'auerbloB»
verwandelt, auch Verg. will mit den wehmütig gesenkten zweigen dr
trauerbfiume hindeuten auf den kummer seines herzens. so schlieilt
der dichter mit einer hinweisung auf seine Stellung als hirt ab.
- Servius zdst. sucht freilich in dem iub etwas anderes: UifwtKr
sicut arhores creKcunt\ aber warum sollte Verf^. Hebe im verborgcata
wacLseii? umgekehrt, je offener, desto erwünschter für Qallas.
* wenn Sorvius ed deutet cretcit et iurgit^ so deutet er es eben filsd.
Eutin. Wilhelm Heikricb Kolstbb«
FMSchrOter : ant. t. ine anoloris de Coiut M. Hb. id. EHc^dMuriUlL 649
85.
INOERTI AUCTORIS DE C0M8TANTIN0 MAGNO SIU8QUB MATBB BBLEVA
LIBELLUS. E C0DICIBU8 PRIMDS XOIDIT EdUARDUS HbTDSX*
REICH. Lipaiac in aedibuB B. G. TeabnerL MDCCCLXXIX. YII
u. 30 8. 8.
Vorliegendes bOoblein entbftlt eineii bis jetit lubekannten Uti«
Den historischen roman von der jogendgescbichte Coiistaotins d. gr.
und von der kaiserin Helena, trotzdem dass die namentlicb in den
Schriften über beiligenleben niedergelegte littermtor Aber Helena be*
reits eine sehr nmfUngliche ist, haben wir doch nrtache dem hg. Mr
seine veröffentlichang dankbar tu sein, denn da eben über die jngend*
geschichte Constantins und die gleichseitigen erlebniise der Bdeon
nichts auf uns gekommen war, so bietet diese noTcUe uns litterar-
und sagengeschichtlich eine sehr interessante bereichemng des bia
jetzt bekannten Stoffes. Constantin ist, abgesehen von seiner atel-
lung zu Galerius, welche der sagenweit oder auch der geechlchtliohen
flüschung willkommen war, erst kurs Yor seiner thronbesteigong
gegenständ märchenhafter ersShlnng geworden. Aber seine frühem
Jugendjahre herschte bisher das tiefste dunkel, und aach die sage
hatte sich nach unserer bisherigen kenntnis nidit damit »bgegeboi.
diese lücke unserer Überlieferung wird nun durch den Torliegend«!
roman ausgefüllt.
Nach demselben wird Constantin, ein unehelicher söhn der ans
dem gebiete der Trevirer nach Rom geflüchteten Helena, von reichen
kaufleuten geraubt und nach allerhand rftnkevoUen und lügenhaften
Vorspiegelungen von diesen mit der tochter des griechischen kaiaers
vermählt, dann aber mit seiner jungen frau auf einer einsamen insel
ausgesetzt, durch vorbeifahrende Schiffer nach Rom gerettet richtet
er daselbst mit seiner mutter und frau eine gastwirtschaft ein und
wird endlich in folge seiner militärischen tüchtigkeit von seinem
vater Constantius Chlorus erkannt, erhält von diesem die bestlti-
gung seines ehebundes und wird von demselben sowie vom griechi*
sehen kaiser zum erben des römischen und des griechischen reiches
eingesetzt, das sind die grundzüge dieser erzählung, die recht spasz-
haft und ergetzlich zu lesen ist.
Betreffs der gestaltung des textes, dem eine hs. der k. biblio-
thek in Dresden zu gründe liegt, kann man sich im grossen und
ganzen mit dem hg. einverstanden erklären, denn so oft anch der
ein sehr schlechtes und unclassisches latein schreibende anonjme
Verfasser in Versuchung führt durch conjecturen seinem texte atäsu-
helfen , fast ebenso oft erkennt man bei genauerem Studium, dass
sich die fehlerhaften constructionen und unclassischen Wendungen
mit consequenz wiederholen, also nicht zu ändern sind, demnach
kann man die Zurückhaltung des hg., der dergleichen fehlerhaftig*
keiten in dem texte stehen liesz, nur billigen.
I>agegen hat er, offenbar in der freude über seinen fünd, diesem
650 FMSchröter : anz. t. inc'auct oris de Const M. lib.
ein viel höheres alter zugemessen, als derselbe wirklich beansprncha
kann, denn dasz H. ihn für verhältnismäszig sehr alt halten mwi,
geht schon aus dem umstände hervor, dasz er die mittelalterlidw
Orthographie der hss. zu beseitigen und durch Schreibungen alter
zeit zu ersetzen unternommen hat. unserer meinong nach ist diei
unrichtig, allerdings ist es auffällig, dasz der unbekannte verCuMr
zwar mit aller wSrme seines herzens die ansprtlche des apostoliadiea
Stuhles vertritt und zb. von den aposteln Petrus und Paolos in be-
zug auf Rom sagt (s. 1, 18 ff.), dasz sie urhem Eomam suo prdiom
sanguine et martyrio pro eiusdem damini nostri Jesu Christi fide ä
confessione consecrarttnt ac eandem non sölum knperialem urhemi sd
et totius ecdesiae ac eiusdem fidei christianae caput ac univenäkm
sedem fieri ac in aeternum tnanere et esse dedicaverunt ^ dasz er ab«
weder bei der aufzählung verschiedener sagen über Constaatm
(s. 30, 17 ff.) noch sonst irgendwo der Constantinischen schenku^
gedenkt, noch weit auffUlliger ist es, dasz gar kein einfluss der
kreuzzüge bemerkbar ist. aber wenn auch, wie es scheint, der^leidMB
inhaltliche gründe den hg. bestimmt haben die schnft fUr alt n
halten und die mittelalterliche Orthographie der hss. auf rechnnpg
der abschreiber, nicht des Verfassers zu setzen : so ISszt sich doch ans
sprachlichen gründen das mittelalter als abfassungszeit mit sich«-
heit beweisen, ich erwähne nur die auch in culturgeschichtliclMr
beziehung wichtigen Wörter hastüudia et tameamefii4» 8, 25. 20| liL
sind wir demnach gezwungen die novelle in das mittelalter zo aetM%
so folgt daraus dasz hsl. Schreibungen wie dampnare 16, 27. 26, 26L
27, 29; sollempnis 8, 3. 24. 28. 9, 5; retulisse 27, 7. 14; c^Mr-
tunitas 3, 11. 25, 25; quatuor 17, 2 nicht htttten verdringt warte
sollen, hätte sich H. in dem puncte der zeitansetzung nicht teosdifli
lassen, so würde er auch weder für mediante s. 18, 31 die schlimm-
besserung medicante noch für das ganz richtig überlieferte
s. 8, 16 nee cum in den text gesetzt haben.
Im einzelnen ist es oft nicht leicht zu entscheiden, ob
oder jene auffällige Wendung der hss. dem Verfasser zutrauen oder
durch conjectur beseitigen soll, so an der stelle s. 5, 20, wo üb
hinterlistigen kaufleute sich gegenseitig zu ihrem plane dem Gon-
stantin zu rauben mit den werten auffordern: educemus ijaswi ä
honis morihus instruamus. so schreibt der hg. im ansehlosz an mam
Freiberger codex, der dem Dresdener an alter und gute entsohiedfli
nachsteht, letzterer hat aber hinter et ein d' B=-de eingeschoben, wel-
ches nicht mit H. bei seite geschoben werden darf, denn erwSgt
dasz Wendungen wie de bofiis ofierare s. 5, 26 oder de vestümB t
erf 8. 5, 31 oder de mercimonüs implere s. 10, 24 von dem Terfi
sehr häufig angewendet werden, so ergibt sich mit Sicherheit,
auch 5, 20 zu schreiben ist educemus ipsnm et de honis m¥nrSbms in-
struamus. ebenso ist s. 27, 30 die Überlieferung der besaam hk
D(rcädensis) an der band der minder guten F(riberg6n8is) mit va-
recht verdrängt worden, es heiszt daselbst nach wiederinzitaUinf
FMSehrOter: aiix.T.iiio.raetoiiid«CiiiitlLHb.«d.EH^^ 851
der mittelalterlichen Orthographie: ffst 9tßßkfMam OMMtaipfiaMaiiif
infeni fecerat supplicium dirae morUsi statt marÜB &n mtfpliemm
von F bietet D hier suppUbifum äigue mortis^ und das ist ndt cUnr
Wortstellung auch beizubehalten im sinne einer 'verdienten' todes»
strafe.
An andern stellen Usit sich swar die Tom hg, in den text ge*
setzte Überlieferung allenfolls yerteidigenf doch nur so dau gewieii-
tige zweifei zurückbleiben, so s. IS, 98 ff. mname andern fado com*
iuges ipsi evigüantes coqni cpcnca dicere cpcnco cuo: curgamuc^ ne^
si forte supervemani mcrcatares magiciH mocMt et imoctikmi no$
mtdos, ex quo vertamdiam recipiemuc quae won MceL dase^Torin-
veniant könnte nur zu dem durch zwei worte davon getrennton tmdoc
im sinne von 'sogar' gehören , ist aber besser sn streichen, ebenso
wenig braucht man mit F s. 20, 18 die iSstige und schlechte wieder»
holung des schon z. 16 gesetsten se ansunefamen, da D mit vollem
recht an der zweiten stelle des se weglftsst. datu kommen stetten
die ich für corrupt halten musz, obwol der hg. nichts gelndert hat.
so 8. 7, 9 f., wo es von den treuen rathgebem des Constantins
heiszt: pacem diUgwü ae terram ä hernimmt commoda proccgumm
tur, ac terram könnte doch nur an diSUgwü gehOren, mllste dann ge-
schickter weise diesem vorausgehMii damit man es nidit mit pro*
sequuntur verbinden kann, und gibt selbst dann noch keinen veAten
sinn, es ist offenbar corropt. ich schlage daher vor an lesen jiMsm
düiguwt aeternam.
In der declamatorischen anrede der kaiserlichen eitern an ihre
abreisende tochter s. 11, 17 ff. o unica ßia nostra däecUssima^ lumcn
oculorum nostrorum^ senectuHs nostrae baculuSt impcrii nasM cumüque
terreni domini heres usw. wird sich die coigectur dominii von
selbst empfehlen, ebenso möchte ich s. 15, 27 für das farblose remiffra*
tionibus vielmehr remigationibus, für simOücr qui ambaciaicres
30, 2 lieber simäUerque lesen und in dem satze d in sigmum quod
omnia ista vera sini ecce anmUum vestrum, ccce humerak omamenium
imperiale, guas res in defloratione mca mihi amarissime flenU et de per*
petrata circa me nimium dolenti quadam pietate motus irtbuistis nach
circa me s. 25, 31 ein wort wie contumdia oder imturia einschalten.
Endlich kommen auch solche stellen vor, wo der hg. richtig gs-
sehen bat dasz der überlieferte text durch coigector su heilen ist,
wo ich aber einen andern und, wie ich hoffe, bessern Vorschlag
machen möchte, am handgreiflichsten ist dies s. 26, 14^ wo für das
hsl. nee ahsit deorum sublimium dispositione talis eoneiMtm aed"
dere potuU nicht mit H. sine, sondern absque su schreiben ist: vgL
s. 27, 24 non absque nutu dtorum suNimiifiii. s. S, 5 ist es ein*
facher de, eo statt de ea (re) für das hsl. de ea za schreiben, und
8. 11, 10 kommt der hsl. lesart prohibens ein propeUens paliogra-
phisch näher als das von dem hg. in den text gesetzte impdlens.
Wenn nun auch die vorliegende novelle dem mittelalter lu-
zu weisen ist, so erhiüt doch nicht allein dia rein mittelaltacliehe,
652 FMSchröter : anz. v. ine. auctoris de Const. M. lib. ed.
sondern auch die alte litteratur durch dieselbe erwttnschte anfUi-
rung. man bat in den letzten jähren wiederholt darauf aufmerfaun
gemacht, dasz die philologie auch den auslftufem des classischca
altertums aufmerksamkeit zuzuwenden und sie zar aufhelliuig dM
ihr eignen gebietes zu verwerten habe, der vorliegende roman gibt
uns hierzu ein neues beispiel. nur auf einen pnnot sei anfmerkum
gemacht, die werte des Suidas u. KuivcraVTivoc 6 }iijac: OUTOC &
dqpavdüv TiKTerai tw ßactXei KujvcTavTiui , Tvuipic6€\c hi Tiji
TTOTpi KQTd Tivac f vu) p i)Liouc TpÖTTOuc könnten nach m-
screr bisherigen kenntnis der alten litteratur nicht erklärt werdet.
es ist aber klar , dasz Suidas eine ähnliche erzählung vor sich gehabt
haben musz wie die von U. veröffentlichte novelle, in welcher diB
YVüüpi^oi TpÖTTOi des Suidas enthalten sind; vgl. Heydenreichi
praef. s. V.
Ist es demnach augenscheinlich, dasz eine ähnliche erzfthloig
wie die des incertus auctor de Constantino in byzantinischer zeit
bekannt war , so wird es die aufgäbe weiterer nachforschungen sein,
diese erzählung teils auf ihren historischen gohalt bin zu prüfea,
teils in ihren sagenhaften gestaltungen durch kirchliche und profane
litteratur zu verfolgen, der hg. hat eine derartige Untersuchung ii
aussieht gestellt, wir sehen derselben mit Spannung entgegen uai
glauben dasz von einer derartigen arbeit auch für die sagenweit da
germanischen und romanischen mittelalters erwttnschte aufklBin^
zu erwarten ist.
NACHSCHRIFT.
Mehrere recensionen dieses libellus, welche mir seit der tot
längerer zeit geschehenen abfassung vorstehender anzeige zu genÜ
gekommen sind , veranlassen mich nachträglich einige bemerkungCB
hinzuzufügen.
Erstlich geht aus H.s äuszerungen auf der philologenversamlnm
in Trier (1879) hervor dasz er den roman doch nicht für so alt hiltj
als ich annehmen zu müssen glaubte, die vorsieht^ mit der er sich
über diese schwierige frage auäläszt und eine genaue abfoasnqgs-
zeit gar nicht anzugeben wagt, möchte ich ihm eher snm lobe ab
zum tadel anrechnen, um so weniger ist mir üseners entgegnnm
auf eben jener versamlung erklärlich, da die hier vorgetrageMB
argumente keineswegs entscheidend sind, denn wenn s. 180 dv
^ Verhandlungen ' eine reihe von Wörtern beigebracht wird , die ia
altclassischer zeit nicht vorkommen, so beweist das weder eiwss
gegen H. , der selbst die zeit der abfassung in das mittelalter, nd
nicht in das früheste, verlegt, noch ist es geeignet die Yon Üsener
versuchte genaue Zeitangabe genügend zu stützen, denn ans
mangel alter belege eines Wortes auf späte abfassung mit Ui
zu schlieszcn , ist ein ebenso unsicherer schlusz ex silentio , wie die
ebd. von H. gezogene folgcrung aus dem schweigen Über die
Constantinische Schenkung auf ältere abfassungszeit. gau mbe-
FMSchrgter; ang.v.inc.«ictomdeC<mitMLlib>ad,BHwdaMwML 668
weisend gegen H. ist zb. der nmsiaad daas * sogar % wieüsener sagt
(s. 1€0 z. 3) , das wort stahdaria im libellaa Yorkommt — aiii wort
das schon im vierten jh. von derselben Helena gebraucht wurde (s*
Manso leben Constantins d. gr. s. 290). wie es femer ' belehrend '
sein soll, den libellus mit dem roman 'de la belle Heleyne de^on-
stantinople' zu vergleichen, kann ich nicht recht einsehen, aumal
üsener selbst zugibt dasz beide romane "unabhängig von einander
entstanden seien und fast gar keine berflhrungspunete bieten, weitar
darf an der lesart simüUer qui s. 80, 2 nicht gerflttelt werden: gui
ist hier als artikel gebraucht, Tgl. die besprechung des libellus durch
PhTbielmann in den blftttem t d, bajr. gymn. XT s. 124 ff. sonach
musz ich meinen oben gemachten Vorschlag daftlr simüüerqiie su
schreiben als verfehlt bezeichnen, dieselbe vermeintlicho Verbesserung
ist übrigens auch von einem anonymus, der im philol. ans. Xs. 64 ff«
unsem libellus recensiert hat, angerathen und sogar als * notwendig'
bezeichnet worden.
Wie weit aber die ansichten über etwaige coiyectnren sn dem
texte des libellus auseinandergehen, seigt ua. folgendes beispiel:
8. 6 , 7 ist in D zu lesen ä mö^ in F a modo* darüber sagt der eben
erwähnte anonymus s. 55: *6, 7 ist das adverbium amoäo deut-
liehst überliefert.' in derselben stelle jedoch will QLandgraf
(blätter f. d. bayr. gymn. XV s. 465) schreiben u$que ad mortem oder
nur ad mortem, der anonyme Verfasser einer andern sehr ausführ-
lichen , inhaltreichen und anregenden recension endlich (philoL ans.
X 8. 56—64) betrachtet ä als dittographie der ersten silbe des vor-
ausgehenden Wortes amicos und schreibt demgemäss amieos modo,
wo eine derartige Verschiedenheit in den Snderung^vorschlSgen mög-
lich iat, kann man doch wol nicht von * deutlichster' Überlieferung
sprechen, obgleich auch Usener ao. s. 179 f. zu letzterer meinung
hinneigt.
Sodann musz in einer solchen schrift die grOste vorsieht bei
scheinbaren Verbesserungen des textes, sowol in Orthographie als
auch in grammatik, obwalten, man hat es ja mit mittelalter-
lichem latein zu thun, in welchem viele formen vorkommen, die
nach clasäischem maszstab gemessen allerdings falsch und barbarisch
sind , deswegen aber durchaus nicht ohne weiteres gestrichen und
durch classisch- richtige ersetzt werden dürfen, so sehe ich nicht
ein, warum man fordert dasz formen wie novQms s. 9, 14; recesewm
für rcccssu s. 3, 9; cepü für co^ s. 3, 20 usw. durchaus geftadert
werden sollen, ganz gowis darf man dergleichen Schnitzer dem Ver-
fasser des libellus zutrauen.
Leipzig. Franz Mabtih ScnÖTBB.
654 ELudwig: su dem ine. aactor de Conat. Magno einaqne
86.
ZU DEM mCERTUS AüCTOR DE CONSTANTINO MAGNO
EIüSQüE MATRE HELENA.
Der vonHejdenreich in der bibliotheca Teubneriana zum
male veröffentlichte * libellus de Constantino Magno eiasqne matre
Helena' erfreut sich dank der besonnenen und geschickten kritisdui
behandlungsweise des hg. einer brauchbaren textverfassong. ind«
ist es erklärlich, wenn eine editio princeps noch manches bietet, wie
noch nicht oder noch nicht genügend erledigt ist. einiges bessen
zu helfen ist der zweck der nachfolgenden zeilen.
3. 8, 16 mane . . facto necdum (codd., nee cum H.) plene awron
ortutn diei patefaceret. die einführung von cum für dufi% ist nnnOtig,
da dum in der spätem latinität die rolle von cum mit abemimt: y^
Paucker kleine beitrage zur lat. lexicographie im bnlletin de Taead.
de St Petersbourg 1873 s. 608 9, 14 de talAus novibus (H. ond
codd.) nimium contristatL derartige formabwandlnngen wie novUim
st. novis haben in dieser schrift keine analogie mehr, und flberhaopt
ist nach der formalen grammatischen seite hin wenig auffl&lligei ii
dem libellus, so dasz die aufnähme einer solchen form in den tot
doch sehr bedenklich erscheint, zu coniristati würde nubihus aa
leichtesten herzustellen sein, sollte dies aber nicht allgemd]
billigung erlangen , so müste novibus doch wenigstens einem
weichen, das bei einem gedankenlosen abschreiber seine anomafe
endung von dem unmittelbar voraufgehenden talibus erhalten häbm
mag 9, 19 quamque m gremio sanguinis cordis nastri enuirmmm
H. in der Freiberger hs. fehlt sanguinis^ welches aus einem gloi-
sierten ezemplar in die Dresdener hs. hineingerathen sein mnsx: der
ausdruck gremium sanguinis ist widersinnig, deshalb ist ^an^iMitf
zu streichen 15, 8 cum .. placuerit divinae pidati, quae DaftMoa
. . Uberavit^ cos similiter libcrare. das darch den Zusammenhang ge-
forderte eos fehlt in den hss. und ist von H. ergttnzt; leichter noeh
würde wegen des folgenden similiter ein se aufzunehmen sein, naifli^
lieh se in der bedeutung von eos, wie es in dieser schrift allenthaUMi
gebraucht wird, vgl. secum = cum eo 7, 30; 21, 3. 4 und 6; 28, Si;
femer sibi = et 4, 11; 5, 25 uö. (umgekehrt ef^» sibi 13, 14)
17, 7 Helena . . cum vidisset filium . . indutum et secum . . imJfai—
gerentem (H., rcieute Frib., im Dresdensis ist das wort getilgt),
eum . . nan cognovit. die conjectur gerentem liegt Suszerlich la nl
von der hsl. fassung ab, die sich am besten in ineuntem anflBsA
Iftszt, woran auch H. gedacht hat; das restierende re- ist wiede^
holung des voraufgehenden {mulie)re und secum demonstrativ wie
oben 23, 27 verum tarnen y ex quo habere nan voltis me de Jhito-
modi subportatam, vcstrae notifico maiestati, der satz ist so nicht xo
verstehen, sehr wol aber, wenn man statt habere das so oft damit
verwechselte abirc setzt 24, 1 quoniam . . ego aentiens
• •
ERohde: IQ dem ine. Mctor de (kmtt Magno daiqM alte HelMMki 666
concepisse^ decrevi poHus. der dnreh guatUam eingdeitote foirderMti
entbehrt des verbom finitom, das in sentirem aoa aeiiliefie tu ge-
winnen ist; zur Verwechslung dieser endnngen in der sehiift vgL
15, 10, wo H. richtig viderefU aas mä0fi(e9 hergestellt hmt 26, 10:
kaiser Constantin fragt: et quomodo poiesi iste {pciesi itte D, Me
p. F) ßiiis mei^s et quem ipsum de vcbis generavi? das Mdende esse
im ersten teil ergibt sich ans der differena der hss. im originml
mu8z esse patest iste gestanden haben« die ihnlidikeit Ton Me nnd
esse veranlaszte in den abgeleiteten quellen die anhabe eines von
beiden Wörtern, in D des ersten, in F des sweiten.
Bremen. Eutr Ludwig.
8. 2, 14 degantiae] sehr. degatUiam et 4, 13 patmo] sehr.
patrio 6, 7 uüo modo] so der hg., ä modo F, a mo D; sehr, amodo
6, 11 destüuta] sehr. destiMam 6, 14 imM] sehr, me
7, 10 ist vielleicht zu schreiben qmpaeem düigymif mercaimram et
hominuM commoda proseqmmtur 8, 16 sehr. neediMN (so die hss.)
plene aurora ortum diei paiefaeienie (jpatefaeeret die hss.) 8, 22
sehr, principibus et nobütbus 9, 14 tälilms novis: zu der nnform
novibus kam der abschreiber offenbar nur durch nachwirknng des
talibus 12, 5 hinter rrfugHtm^ 10 hinter oHguMae fehlt je ein
wort 12, 18 talium die hss., yielkieht täU$ tum 13, 7 prao-
parare] praeportare? 13, 10 fingere] figere? 18, 16 MertfiMi]
so, vollkommen sinnlos, ^e hss. und die ausgäbe; sehr. Meti^ifffi.
vgl. 16, 29 15, 4 streiche das fttst; mit de beginnt der nachsatz
15, 27 remigrationibus] sehr, remigationibus 17, 7 beiie
omaiam mulierem gerentem] so der hg., reieuti F; sehr, retinentem
17, 13 {hinter perducttM ist einzuschieben fuerü; quaUter
17, 23 reddere satis certam] credere satis certum? 17, 26 sehr.
amplexata est eumque 18, 14 tristäbatur] sehr, contristabatur
18, 29 bene^ ut spero^ adiuvante] sehr, deo me, ut spero^ admwifiie
19, 15 quidcm] sehr, pridem 19, 28 sehr, commendo me et
ipsum ; et omnia usw. mit dpr interpunction hat es sich der hg. Ilber-
haupt recht bequem gemacht, den lesem desto unbequemer 21, 7
praefedt] praefulsU? das dann folgende ito ist wol zu streichen
23, 12 praemissa] sehr, promissa 24, 1 — 10 man interpnngiere :
quoniam vero ego^ sentiens . . concepisse^ decrevi . . sustinere: ideo . •
praedegi . . et mansi usw. das ef z. 7 ist zu streichen; das ganze ist
nur dm satz ; mit ideo beginnt der nachsatz 24, 9 streich ifkifitbiis
s€u 25, 10 et] sehr, esse 25, 31 sehr, dereperpetraiai vgl.
3, 17 26, 14 nee absit deorum subUmium disposHione] so cUe
hbs. ; aus absit war nicht sine zu machen mit dem hg., sondern äbsque.
vgl. 27, 24 26, 23 sibi] sehr. tibi, anders das sibi s. 27, 21
27, 15 misit solationes, suos kgatos] so die hss., sinnlos, sehr.
misU sine dilatione suos l. 27, 28 mtraadose 9e reperU veri'
totem] so die hss. ; vielleicht mir, sero rep. ver. 30, 2 sehr, «tmi-
Uterque ambasiatores.
656 ERohde : aus Pompeji. — MPetschenig : primum . . «ic n. prifu . . M.
Vennutlich nur druckfehler werden corrigiert, wenn man schreibt
s. 2, 15 coficupiscentiam (wie 19, 24) 3y b de eo 3, 9 rea$gik
8, 20 coepit 10, 10 ohteniperarcnt 12, 1 dominii
12, 14 e/o/^ro5t55tmtim 13, 3 coeperufU 16, 6 tapetis 16. 1^
carundem 18, 6 incomparahiliter.
üebrigens ist das ganze schriftchen, wenigstens in der Torliegn-
den fassung, keinesfalls Yor dem zwölften jh. verfaszt, YermuÜidhii
Frankreich, jedenfalls nicht in Rom, zu einer zeit da die tam»
fnenta schon so eingewurzelte sitte waren, dasz man glauben konntti
sie seien bereits zu Constantins zeiten üblich gewesen (s. cap. 32. 33>
Tübingen. _ Erwin Rohde.
87.
AUS POMPEJI.
Eine wandinschrift aus Pompeji, mitgeteilt im Bullettino delT
Inst, di corr. archeol. 1875 s. 191, lautet: seni supino coHIadMm
iegunt. diese worte, mit denen der herausgeber nichts anzufugci
gewust hat, bilden einen senar mit doppelter allitteration :
seni supino colei culum tegunt.
eines commentars bedarf wol dieses freilich nicht besonders dp^
titliche bild eines zurückgelehnt (wol betrunken) daliegenden gnt
sen XaKKOCX^ac nicht.
Tübingen. . ._ . Erwim Rohm.
88.
PRIMUM — SIC UND VRIUS — SIC.
Vulcacius Gallicanus im leben des Avidius Cassias 10, 1 (8.85,tt
Peter) item alia episdda ciusdem Faustinae ad Jlarcum: maier wB
Faustina patrem tuitm Pium in defedione Celsi sie kortaia tBi^ rf
pictatcm primum circa suos senar et ^ sie circa alienos. das an im-
ter stelle stehende sie hat anstosz erregt. Eyssenhardt wollte
schreiben, JKlein (rhein. mus. XXXIV s. 145) vermutete secus.
die Überlieferung ist ganz richtig, wie Julius Capitolinus im ktai
des Opilius Macrinus 6, 6 beweist: Diadumenum fUium me
notum et imperio milcs donavit et nomine ^ Äntoninum videiicei Offt
lans^ ut coJionestaretur prius nomine y sie eiiam regni honore. difli
beiden stellen zeigen also , dasz in der spätem latinitftt sie and ii
dem sinne von dcinde nach vorausgehendem j^nmum oder jwtMf |i-
braucht wird, ein drittes beispiel hiefÜr findet sich bei Poqthjnfli
zu Hör. serm, II 5, 53 {quid prima secundo) : hene hoc et iuxia onliwct
quia prius tcstatoris nomen, sie heredis, sie hat hier die alt« vi
einzig maszgebende Münchener hs. ; GMejer schrieb secundmm^ >
dere secundo.
Gbaz. Michael Pstscbeiio.
ERSTE ABTEILUNG
FÜB OLASSISCHE PHILOLOGIE
HBBACSaEaBBBN YOK ALFBBD FLBOKBIlBr.
89.
DIE GRÜNDLAQEK DBR aRnOBlSOHUr 8TMTAX UdRTBET TOW
B. DbLBrOOK. (8TNTAKTI80HS VORSOHÜliaSH. I?.) HrU« R. GL,
Verlag der bachhandlang des wRiienhAQiet. 1879. YIÜiLlMt. gr.8.
Der zweck der Torsteheiid«n sdirift ist, wit der wi. t. S aagi|
*die gnindlagen fttr ein geschiohtUeliee ▼ortUtaidiui der griediiaclMHi
ayntax zu legen' . nicht ein im eimelnen enageflUirlaa lehi^bliide der
griechischen sjntaz soll gegeben, sondern nor mit den mitteln der
yergleichenden eprachforschang gezeigt werden , wo der gnind nnd
nrsprung für die syntaktischen erscheinungen der hittoriaohen grft-
oität zu suchen, welches der Torhistorische hintergnmd dieeer apraoh-
erscheinungen sei. dabei beschränkt sich Delbrflck auf den ein£EU)h«i
satz ; alles was den mehrfachen satz und die satirerbindenden con-
junctionen angeht bleibt bei seite. das buch ist besonders für solche
classische philologen berechnet, welche an den sprachwissenschaft-
lichen Studien ein interesse nehmen , ohne sich doch an allen einsei-
Untersuchungen zu beteiligen, es sind demnach die citate ans andern
sprachen als den classischen so eingerichtet, dass sie auch Ton den
dieser sprachen nicht kundigen lesem verstanden werden kOnnen. bei
seinen vergleichungen beschränkt sich D. fast ganx aof das sanskriii
was nicht nur daraus sich erklärt, dasz das gebiet der sanskritsyntaz
eine lieblingsdomäne von ihm ist, sondern auch seinen guten gmnd
darin hat, dasz die griechische sjntaz von keiner andern indoger-
manischen spräche her so viel licht empftngt als gerade von der
altindischen.
Das urteil über D.s schrift kann nur ein gttnstiges sein, so-
wol wenn man berücksichtigt was sie bringt, als auch in wel-
cher form sie ihren inhalt gibt, nach den verschiedensten rich-
tungen hin wird belehmng und anregung geboten. viel^Mih werden
aufgaben formuliert, die der forschung noch zu lösen bleiben, und
80 möchte ich das Studium des buches namentlich auch solchen
empfehlen, welche sich einen überblick darüber zu verschaffisn wflBr
iahrbuclMr fOi cIms. philol. 1S80 hfl. 10 a. U. 48
658 KBragman: anz. 7. BDelbrücks grundlagen der griech. wpdta»
sehen , was der auf ein verstHndnis der geschichtlichen entwieklung
der griechischen syntax abzielenden forschung noch sa thnn flhrig
ist. gerade in dieser letztern richtung wird , wie man hoffen darf,
D.s Schrift besonders fördernd wirken und, indem sie nene arbeita
anregt, dazu beitragen, dem öfters in letzterer zeit gehörten Vorwurf
die Sprachwissenschaft befasse sich zu einseitig mit der ftanen
sprachform, der lautlichen gestaltung der Wörter, und yemachlla»
sige darüber die functionelle seite, die bedeutung und den syntakti-
schen gebrauch, den boden zu entziehen.^
In den einleitenden bemerkungen (s. 1 — 3) wird beson-
ders betont, dasz es imrichtig ist, als grundbegrif fe solche all-
gemeine begriffe aufzustellen, unter welchen sich die manigfaltig^
keit des gebrau chs einer form in einem umfangreichen Schema n-
sammenfassen läszt. man hat vielmehr unter grundbegriff immer
die älteste bedeutung einer form zu verstehen , die bedentn^g
welche der form bei ihrer entstehung zukam, diese zn ermitteln li
aufgäbe der vergleichenden Sprachwissenschaft, in einem teil der
fölle kann diese aufgäbe als gelöst betrachtet werden, sehr hlofig
aber kommt auch die vergleichende Sprachforschung nicht darttbcr
hinaus, fUr eine als urindogermanisch erwiesene form nur verschie-
dene anwendungstypen neben einander zu constatieren (sb. fllr dea
genetiv) , indem diejenigen sprachelomente , an die sich die in tagt
stehende function knüpft, entweder überhaupt nicht mit irgend wd-
cher Sicherheit etjmologisierbar sind , oder wenn sie sich anch ety*
mologisch analysieren lassen , doch keine so genaue feststellnng im
grundbegriffd zulassen, dasz man die für die proethnische
* dieser tadel ist übrigens, so allfcemein AUBgesprochen wie es
wohnlich der fall ist, meines erachtens ungerechtfertigt, man
sieht dasz das Verständnis der entwicklung einer syntaktiechea ■•-
branchsweise in den allermeisten fällen durchaus von dem urteil Imt
die Süssere sprachform abhängig ist. suertt müssen wir doch lauMr
darüber im klaren sein, welche formationen in den verschiedenen einnl*
sprachen oder auch einzeldialekten lautlich gleichgestellt and ans ein«
einheitlichen grundform abgeleitet werden können, ehe es sich
vergleichung und ein inverbindungsetsen der function handeln kl
wie ist zb. ein geschichtliches begreifen der casnssjntaz, wie sie
uns in der historischen periode einer einselsprache tb. der griechis^ss
darstellt, denkbar, wenn man nicht vorher darüber Ins reine gekomts
ist, welche Casusformationen der verschiedenen sprachen einander gldA
zu setzen sind? und weiter ist klar, dasz auf dem ffebiete der Iss^
und formeulehre der indogermanischen, insonderheit anch der classisehM
sprachen, noch zahlreiche aufgaben ihrer lösung harren, und daan 4^
runter sehr viele sind, die erst gelöst sein müssen, ehe des rergleieW^
den syntaktikcrs arbeit erfolgversprechend beginnen kann, nnd SO ilt
es denn durchaus in der Ordnung, wenn in der sprach wissensehafi dk
syntax gegen die laut- nnd formen lehre vorläufig noch sorfickätsU
damit soll natürlich keineswegs in abrede gestellt werden, dass aiM
anch manche problemc der flezions- nnd stammbildnngilehra nnd tW*
leicht selbst solche der lautlehre ihrer lösung schon näher gsbra^
wären, wenn die die function der formen betreffenden untersnchoifia
bereits in weiterm am fange angestellt wären als es bisher
KBragman: aas. ▼. BIMbrfldkt gmdlafMi dtr friash. qfite» 6B0
Periode zu gewinnenden TenoUedeBen gebnneiuitypeB mit mdMr-
heit zur letzten einheit lueaminenTOfiiiiien ▼ennödite. es gibt daher
zahlreiche flllle, in denen man entweder toh dem «nsata einet gmnd-
begriffs Torlttufig Überhaupt abzusehen oder deh dooh wenigeteiiB bei
aufstellung eines solchen groezer surfiekhaltnng su befleiaiigeB liat.
Das erste capitel (s. 4 — 18) behandelt daa genns der sub-
stantiva. in zahlreichen Allen stimmt daa geacUeeht grieohisoher
substantiva mit dem der entspreehenden indisohfin llber^: ab. dnd
masculina dicfiuiv und ä^md *ambos', feminina voOc «ad moAs 'sehüPt
neutra oO0ap und üdkar *euter*. mit gewissen snfizen pflegte sieh
schon in der zeit der idg. Urgemeinschaft ein gewisses genns an ver-
binden, zb. das mSnnliohe oder slchliohe mit dem sodBz ^h, daa
weibliche mit -d- und mit dem abstraota bildenden 4i^ daa sieii-
liche mit -e9-. nicht selten aber hat das griechische das aus idg« nr-
seit flberkommene genus abgelndert ▼erinderungen des geschleohts
erfolgen im allgemeinen entweder ans anlass der instern sprach-
form, wie zb. im lat die werter jwMs und oMs« welche ursprüng-
lich neutra waren nach art der indischen nentn wie hravii 'ndm
fleisch' und der griechischen wie Kp^ac, infolge d6s umstandes sum
masculinum , beziehentlich femininum geworden sind» dass der noou
sg. im ausgang mit den lahlreiohea nominatiTen wie piid^ mir§
sUirS zusammenfiep; oder sie erfolgen ans anlass der inner n spraeh-
form, der bedeutung, wie wenn im italilaischen podssM (potataf) in
der bedeutung Mer beamte' zum masculinum, oder bei uns dos/rite-
lem zu die fräüUin wird, beispiele für genusTerinderungen um der
ttUBzern sprachform willen, sagt Delbrflck s. 6, seien ihm aus dem
griechischen nicht zur band, ein, wie mir scheint, unanfechtbarea
ist xdpn *kopr, welches bei nachhomerischen dichtem (Theognis,
Kallimachos, Moschos ua.) als femininum erscheint (Kdpr) Kdpf)C
usw.). das wort ist von haus aus neutrum, entstand aus *Kapäc-ä
mit demselben ausgang, den formen wie dX€i9a, 6vo^a haben, und
entspricht genau dem alünd. neutrum ^rMm- ^kopf*. der genus*
Wechsel trat ein, nachdem das c zwischen den beiden a ausgefaUeni
diese zu ä contrahiert und so die nominatiyform ftuszerlich den nomi-
nativen wie x^pd h\Kr\ gleich geworden war (s. morphoL unters. 11
178. 227 ff.), geschlechtswechsel in folge Ton yerttuderungen der
innern spracbform weist D. im griechischen in weitem umfang
nach, es gehören namentlich zwei fillle hierher, die masculinisierung
Ton d-stftmmen und die femininisierung von o-stimmen. es sind tahl*
reiche feminina auf -(S-, die Ton haus aus etwas eine person irgendwie
charakterisierendes bedeuteten, in folge d4Ton zu mftnnlichem genns
gekommen , dasz sie für die zu charakterisierende person selbst ge*
setzt wurden (ygl. unser subst. Ite^e P^x gdüMer oder^eKeMe), und
dasz nunmehr, wenn die person mftnnlichen geschleohts war, das
natürliche geschlecht hervortrat so bezeichnete zb. *F^Tä (von
' Tgl. morphologische Untersuchungen III 81.
48»
660 KBrngman: anz. t. BDelbrücki grundlagen der grieoh.
dem refleziystAmm cFe- gebildet) , das dem Homer. F^rnc la gnmdB
liegende femininom, Yon bans aas 'das yerwandtaein, Terwaadi-
sebaft'. wie nun Odjsseus zu Mentor sagen kann ö^nl^v^n ^ M
icci (x 209), so konnte aacb *F^Tä für eine mttnnliche person aelbit
gesetzt werden und wurde in folge dessen zum maseolinnm. aook
äuszerlicb wurde dann das mftnnlicbe gescblecbt noch dadurch g^
kennseicbnet, dasz der nom. sg. nacb der analogie der mnwiwli^iiM^
o-stftnmie den ausgang -c, der gen. sg. den auagang -o (Iiriro-o)
annabm, wodurcb die formen F^rä-c F^ra-o entsprangen.* guuia
derselben weise wurden aucb im lat. und im slay. feminine d-Btlmm
zu masculina. dasz so die masculina mit -d- zu deuten sind, iat Bei-
nes Wissens zuerst Yon Job. Scbmidt erkannt worden (ygh Ofttoff
'yerbum in der nominalcomposition' s. 263 ff.), anderseits sind aook
masculina auf -o- öfter zu feminina geworden, masculina wmren also
dereinst alle die Wörter wie i\ boKÖc, i\ fiireipoc, die com teil nodi
in der bistoriscben zeit zwiscben beiden genera schwanken (Bnt^
mann ausf. spracbl. I' 148 ff. Kühner ausf. gr. I' 319 f.). aof d»
einzelheiten geht hier D. nicht näher ein , sondern Terweiat nur bei-
spielsweise darauf dasz oI|iOC, welches in ttlterer zeit als mAse., spt
ter als fem. erscheint, sich nach i\ öböc (also nach einem worte im
selbst schon geschlechtswecbsel erfahren hatte), and dasz f| bpdcoc
sich nach üpo] gerichtet habe, es wftre sicher eine lohnende ab-
gäbe, wenn dieser an den o-stämmen yoUzogene gennawechael, aif
den auch schon im litt, centralblatt 1878 s. 983 f. Ton mir hiigt-
' 8. 9 sagt D. : Mass diese nomina aaf -Tiic nicht ron anfaaf ai
das nominativ-« gehabt haben , wird schon durch die bei Homer vw*
kommenden auf -Ta (welches ans rä yerkürst ist, wie das a des aen.
acc. pl. nentr.) ausgehenden nomina, wie iirirÖTO, sn denen aiuicrkaik
nomers noch tcX^ctq anf der a)ten elischen vratra kommt Ivgl. Fdttli
beitrage zur declination der grieoh. nomina, Innsbruck 1880, •. 8^
nahe gelegt, denn dasz in diesen Wörtern nicht etwa das s abgefalka
istf macht ihre hohe altertiimlichkeit, welche durch ihr Torkommce ia
formelhaften ausdrücken (vgl. Brugman in Curtius Studien IX U9 ff.)
ffewährleiHtet ist, wahrseheinlich.' ich halte diese anfrassuBg VM
vnit&rä für falsch, auslautendes ä im griech. wird lantgeaetalieh nkht
verkürzt, sondern bleibt, wie in x^pd; dasz tvffi nicnx laatlich wM
t\)fd yerkürzt, sondern eine neuerung nach der analogie dea nom. aee.
plur. consonantischer stamme wie T^V€ic)-d, q>^povT-d' ist, in welcte
von jeher im auslaut kurzer vocal stand, haben Kluge beitr. aar W*^
conjug. s. 27 f. anm. und Osthoff morph. unters. II 119 für mich tbi^
zeugeud nachgewiesen, die nominativformen iirnörd fifirierd cApteei
usw. sind nach meiner meinung, die ich auch schon morph. lUteA
II 199 aufigesprochen habe, vocative. die die functlon des nomiaatiti
übernommen haben; dem vocativ kommt, wie die übereinstimmnng d«
indischen, slavi^chen und griechisi-hen darthut, von idg. nrseit her karüS
a zu. genau dieselbe erscheinung haben wir im rnssiaohen, poloiaehta
und serbischen: zb. wird russ. btitjuUko, der vocatiy yon Aa(/iMtA« 'vftMr-
chen' (haii^usko und hatjunka verbnltcn sich der form nach ma einaate
wie vOM<pa und vu^<pr)), zugleich auch als nominatiy Terwendet, V|L
Baudouin de Courtenay in Kuhn und Schleichers beitrigen VlS8f. aai
Leskien ebd. 173 f.
I
KBrogman; ani. ▼. BDdbfflclM gntadlifin dw griidL grai«. 681
wiesen ist, einmal in seinem gaaxen nmfimg nnteimolit würde, die
sämtlichen ftlle, so weit ich sie snr seit Hbersehsae, lerhlleB in drei
kategorien: 1) der ^-stamm nimt das weiUiohe genos nach der aa*-
logie eines sinngleichen oder sinnverwandten wertes an. hieiker
gehören die beiden Ton DelbrOck TOigebrachten beispieU f| olfioc
und f) bpöcoc. ein anderer derartiger fidl ist f| xXiqiöc (Theokr.
15, 85 nach der besten ttberliefemngt weleher Ahrens« Fritssohe
nnd Ziegler folgen) , das sich naeh KXtV7| oder kXicUi gerichtet hrt.
so auch lat humus fem. mit rfleksioht auf iena9 S) es richtet sieh
das geschlecht der species naeh dem des genas, so f| KÖptvdoc wegea
i| iTÖXic , f) Af)Xoc wegen i\ vf)coc und dieses Tielleioht wegen f| Tf|i
i| c^dpaTÖoc f) KpöcToAXoc i\ ^{kloc wegen f| Xidoc (neben ö XiOoc)»
das seinerseits f) n^Tpa oder irgend ein anderes altes fem. sam top-
bild gehabt haben mnss. die analoga ans dem lat sind bekannt:
ich yerweise zb. auf haee EmnmekuBf name einer ^iMa, kaee Omh
iauruSy name einer iiavis. Überall ist hier der Torgang der geweeen,
dasz dem sprechenden der aUgemeine gattnngsbegriff mehr oder
minder deuUich Torsoh webte und naeh ^esem, der im bewnstsein
gewissermaszen hinter der spedes stand, sieh das a^jeetiyiscbe
attribut oder prädicat richtete. S) der o-stamm, welobsr snnichst
nur ein wesen mftnnlichen geschledits beieidmetf wird unTerlndert
auch fdr das entsprechende weibliche wesen gesetst: so f| finroc
f\ nCjkoc f) Avoc na. man mnss hier annehmen dass, indem das ge«
fühl für die bedeutsamkeit des snffizes -o-, welches anfimgs immer
nur auf das mftnnliche wesen hinwies, sich abstumpfte, der o-stamm
zum allgemeinen gattangsbegriff erhoben und nun, wie man Ton
alter zeit her zb. ö und f) ßoOc sagte, so auch ö und f| TniTOC usw.
gesagt wurde, fthnlich musz es sich auch mit f| Ocöc yerhalten. diese
dritte gattung von femininen o-stftmmen scheint mir die jflngste
zu sein. *
Im zweiten cap. (s. 14^27), welches die numeri behandelti
nehmen besonders die bemerkungen ttber den dual unser interesse
in anspruch. dieser numerus scheint im griechischen den idg. ge-
brauch im allgemeinen treu bewahrt zu haben, er steht Tortugt-
weise bei begriffen die paarweise aufzutreten pflegen, wie di^ui •■
aind. ämsd. tritt zu einem dual im griech. biktf, im ind. dvä hinin,
so wird nicht die gepaartheit betont, sondern nur die sweisahl im
gegensatz zu andern zahlen hervorgehoben : Tmrui und d(vd beden-
ten ein Zweigespann, buui Imrui (daftbr auch bOui Tniroi) und MI
d^vä irgend zwei pferde. dasz zwei nicht durch natur oder sitte tu*
* es bleibt lu uulersacheo, ob nicht vielleicht hie ond da weibliehe
O'sVimme auch aas anlass der Sasiern sprachform enttpninfen find,
so könnte man zb. daran denken, der seltsamen form i\ vuöc sei ein
^vuuc >a lat. mtruM vorausgegangen, das man, um die eombinatioa uu
sn meiden, in die a-declination iber^efBhrt habe, denn wie man daranf
gekonimen sein sollte, ein altes *vu(c)a «i aind. maukä abnlg. näeka
za vu(c 6c umsngestalten, ist niebt absnsehea.
662 KBrugman: ani. y. BDelbrückg grandlagen der gnech. ijjBftu.
sammengehörige , sondern nur für eine gewisse zeit oder iiMi^in^y
zusammengefügte dinge in den dual treten« kommt bei Homernid
im vedischen sanskrit nur selten vor. notwendig ist der dual b«
paarweise zusammengehörigen dingen nicht, es kann auch der phual
gebraucht werden , so neben X^^P^ &^<^ XC^>€C ^^^ ün ind. pafbkb
(rroci) da wo man padbhyäm (TToboiv) erwartet hätte. yerebiieH
findet sich im griech. und im altbaktr. nach dem doal das verbnm
im sing, (irupi b* 6cc€ bebrjei M 466 und sonst), was nicht anf-
faUender ist als wenn beim neutr. pl. das verbum im sing, eracheiat:
das im dual zusammengefaszte paar ist als eine einheit gedacht.
Bei der s. 20 beginnenden Untersuchung ttber die verbindmg
des neutr. pl. mit dem verbum im sing, ist D. die denselben gegoi-
stand behandelnde und der hauptsache nach zu denselben resnlUtM
kommende doctorschrift von WBauder ^de generis nentrius plualii
cum verbo construendi yi et usu praedpue apud Homexum et Kmuh
dum' (Leipzig 1877) entgangen. D. formuliert sein ergebnis ftr
Homer folgendermaszen : ^es gibt eine anzahl von pL, in welchen der
gedanke der vereinigtheit, andere, in denen der gedanke der mdixw>
leibeit überwiegt: bei den erstem steht das verbum im sing., bei da
andern im plur. zwischen beiden existiert ein mittelgebiet, bei dMi
keine der beiden auffassungen ab allein geboten erscheint, bei dMi
also beide constructionen möglich sind, ohne dasz eine wahrnehm-
bare Sinnesdifferenz hervortrete, auf die wähl der einen oder aadsn
construction mag das metrum nicht ohne einflusz gewesen saia»'
vgl. damit Bauder s. 41. eine bedeutendere differens x wischen Bh-
der und Delbrück besteht nur darin , dasz jener den gebraneh du
verbums im sing, für eine speciell griechische neuenmg hftlt, diosg
ihn in die idg. grundsprache zurückreichen läszt. D. weist diese ose-
struction auch im vedischen nach , also dürfte seine ansieht vor dm
Bauders den vorzug verdienen.
Aus dem reichhaltigen dritten cap. über die casna (i. S8
— 62) , welches D.s fiilhere forschungen auf dem gebiete der eaio^
Syntax teils wiederholt, teils berichtigt und weiterftlhrt, hebe uk
den abschnitt über den genetiv (s. 37 £f.) hervor, im griechiada
genetiv sind zwei casus vereinigt, der altidg. genetiv und der alti4^
ablativ. es ist an sich nicht unwahrticheinlich , dass der alte ggaoHr
eine a^jectivische wortform ist, obwol sich dies weder ntjmnloflisA.
aus der form des casus, begründen noch sonst irgendwie aiehwb^
weisen Iftszt. am leichtesten fügt sich dieser auffassung des genelin
der genetiv bei Substantiven, durch den gen. werden
nominale redeteile in engste beziehung zu einander gesettt, ohne
die art der beziehung irgendwie angegeben wird, welche die beaiahnig
sei, ob die des besitzers zum besi^e, des verursachen nun Teni^
sachten usw., wird nicht ausgedrückt, sondern hiniugedacht» Mr
den gen. beim verbum hat JGrimm die zutreffendste erkllmagge'
funden, indem er sagt (d. gr. IV 646), während der aco. beim ve^
bum die vollste ; entschiedenste bewftltigung eines gegeaataadaa be*
KBrugman: ans. t. BDelbrAbki graadkgan der fiMk iqrates. 668
zeichne, liege im gen. eine geringere objeetiTinemiigi die thitige
kraft werde dabei gleichsam nur Tertachi und angehoben» nioht er-
schöpft, man vergleiche tcft nehme deeeen wahr ond kk nehme da$
wahr, auch hier kann man den gen« als ac^eoti? ansehen: feaftet
essen kann urdprOnglich gewesen sein kälbemes essen, es lassen sidi
auf grund jener Grimmschen definiiion die yersehiedenen gebzmnchs*
weisen des gen. im griech. mit solchen des aoc. in parallele setien.
ilaszeres object: olvou iriveiv gegenüber olvov iriveiv; inneres ob*
ject : X€i|idiV€C /laXaKol lou ifii ceXivou OifiXcov Hom. e 78 gegea-
flber QU KaXd b^bpe' IdoXXcv X^I^POC Find. OL Sl» 23; der gen. dea
aiels bei den begriffen des physischen nnd geistigen taatens, greitsna
nsw. gegenüber dem acc des siels, wie ibp^i^ b* *AKdtiavTOC Honu
C 488 gegenüber 6p|iuiM^vi{i vcpT^poc irXdbuic Soph. OK. 1676.
«uch der prttdicative genetiv Iftsst bequem die anffassnng als
adjectiv zu : iT^vcTo M€cafivT| Aoxpdiv konnte gewesen sein *lfee*
sene wurde lokrisch'. bezüglich des gen. bei adjectiven sindswei
kategorien zu unterscheiden, sunichst solche a^jectiTa welche den
gen. darum zu sich nehmen« weil sie wie substantiya gedacht wer-
den: 80 9iXoc ixOpöc. dann solche weldbe den gen. in dergleichen
weise bei »ich haben wie die von derselben wnrzel gebildeten Terba:
80 zb. itX^oc, |iv/tMUiv. über die entstehnngsweise der sog. localen
und temporalen genetive spricht sich D. nicht bestimmt ans.
den gen. in fj ouk *ApT€0€ j^cv *AxauKoO Hom. t 251 vergleioht er
mit dem gen. ff\c in iroO tfjc ; die Wendung irebloio Meiv scheint
ihm ein analogen zu nXetv OäXoccav zu sein, weiter seigt er dass
der temporale gen. wie d^pouc 'im sommer*, VUKTÖC *in der nacht'
auch indiäcb ist, also als ein urindogermanischer anwendungstjpns
betrachtet werden kann.
S. 49 ff. werden beachtenswerte Termutungen über die gründe
<les zusammenflieszens von abl. und gen. im griech. ge&uszert.
In dem die adjeetiva behandelnden yierien cap. (s. 63—66)
wird besonders die frage ins äuge gefaszt, woher es komme dass so
viele adjeetiva , deren masculinum auf -oc und neutrum auf -OV aus-
geht, kein femininum bilden, sondern die masculinform für dieeee
mit verwenden, dieselbe hängt zusammen mit den im In ci^. be-
handelten fragen, ich hebe die sehr ansprechende Vermutung her-
vor, dasz die masculinische form des femininums nicht bloss in
üompottita, wie in ^oboboKTiiXoc , aus der ursprünglich substanti-
vischen natur des Wortes zu erklftren sei [^k>bobdicTuXoc *HttK eigent^
lieh der rosenfinger Eos, wie wenn wir sagten der fnerkopf Frwne
für der querköpfige Drang] , sondern dasz auch simplida sweier
enduDgen wie f^fi€poc ursprünglich substantiva minnlichen ge-
schlechtti gewesen seien und so, zu feminina als attribut hinzutre-
tend , die masculine form unverftndert festgehalten haben. f(fi€p0C
^zahm' zb. habe ursprünglich etwa ^pflegling' bedeutet, wir bitten
hier also dieselbe syntaktische erscheinung vor uns wie in SXcdpOC
jf^^naxtvc, XÖTOC £naivo€ udgl. (Krüger att sjntaz S ^^^ 1, S.
664 KBragman: anz. t. BDelbrücki grundlagen der grieeh.
KOhoer ausf. gr. IE' 232 f.), die sich auch im lai. gemi, und dav.
findet (KZ. XXIY 36 f.) und auch dem indischen nicht fremd iti^
Das fünfte cap. (s. 67 — 79), mit dem wir zum yerbmn kom-
men, beschäftigt sich mit dem augment und den genera des
Ter bums.
Die freiheit den indicativus imperf. and aor. auch augment-
los zu gebrauchen, die wir bei Homer finden, zeigt sich anch in im
poetischen spräche der Arier, daher wird sie auf alter ttberliefenug
beruhen. D. glaubt dasz in der gewöhnlichen prosarede der lado-
germanen das augment unentbehrlich war, dasz dasselbe aber ia
der poesie mit rücksicht auf das metmm auch weggelassen weidM
konnte, jedenfalls müssen aber noch andere besondere amstiiidt
hinzugekommen sein, die es möglich machten, dasz das die tw-
gangenbeit andeutende prftfix wegbleiben konnte, ohne dass die w^
baiform dadurch die vergangenbeitsbedeutung einbliszte.* welche
besondem umstände das waren, bleibt zu erforschen (vgL nuxpL
unters. III 13 f.). schlagend, wenn auch nicht nea (s. Benfej kini
sanskritgramm. s. 89 f.), ist die erklärung, welche D. Ton den impe-
rativformen 9^p€T€ 9€p€T0V 9€p^TUJV, XucoTC XOccrrov Xucdiunr
gibt, bringt man nemlich in abzug, dasz q>€p^TUJV und XucdlUfV
nach der analogie der ursprünglich dem gebiet des yerbum infinitmi
angehörigen und uridg. auf -töd endigenden formationen q>€p^Tiu uai
XucQTUJ statt *9€p^Tiiv und ^Xucdniv eingetreten sind, so nntir
scheiden sich diese imperativformen in nichts von den des ai
entbehrenden indicativen der historischen tempora, nnd erwSgi
nun dasz diese augmentlosen formen mit der imperaÜTischen fi
tion uridg. datums sind (aind. bhäraia hhäratam hkäratäm nsw.X
so ist klar dasz wir in ihnen d6n modus vor uns haben, den mmä
der grammatik der arischen sprachen nach D.s Torgang jetit all
unechten conjunctivus zu bezeichnen pflegt, dasz dieser nicht «si
den augmentierten indicativen {dbharcUa usw.) hervorgegangen soi
kann , sondern in der vergleichenden coigugationslehre als ein b^
sonderer modus coordiniert neben indicativ und conjunctiv zn stsUsi
ist, glaube ich morph. unters, ao. nachgewiesen zu haben.
£ine vergleichung der gebrauchs weisen desmedinmsim
chischen mit deigenigen im indischen lässt weitreichende
Stimmung erkennen : das grieeh. hat im wesentlichen die nridg.
wendungstjpen des mediums festgehalten, ich gestatte mir
eine bemerkung zu der aufstellung eines dativischen
gegenüber einem accusativischen, wie sie vielfach beliebt iii
^ ich habe mir aus dem indischen notiert Nalopäkhjr. 8, 4
paricarikäm natrlcem servam, 9, 14 paridkAnena vA»a»a mit dem
g^ewand, 11, 21 ajagaro grdhah boa-schUnge, IS, 16 vikmgmir
aTibus anseribas. * man verf^^leiche das idg. bkiret (aind. ft/Wfref. ga
q>^p€) im sinne von i bheret (äbharat, £<p€p€) mit franx. fMH, potel« fi^
udf^l., wo diese für ne paSj ne point usw. stehen (sb. plw dSe /Um 'ktiBt
feste mehr').
KBragman: vom, ▼. BD«niraflln gnuidlagMi d«r fiiteh. qfite» 086
und sich auch in Delbiüeki dantellnng ibid«t b«i «etnar Über-
sicht über den gebrauch des medinma im altindiaehen etdlt D. ab
dritte kategorie ^das medinm mit refleziTem inüta* hin nnd unter-
scheidet hier a) den fall *dass die beteiligte pmon da^Tiaeh ge-
dacht wird', zb. väsah pari dkaUe *er sieht sidi ein kleid an', ^fa
hate sapätndn *er schlftgt die Mnde in seinem intoresse hinweg*» so
dasz wir übersetzen *er sehlftgt sie Ton rieh hinweg', h) den ftU
*da8z die beteiligte person aoeosatiTiscb gedadit wird', ab. amUd
*er salbt sich', also dieselbe aoffassnng wie rie in der grieeh. gram-
matik üblich ist : zu a) vergleiehe man ircpißdXXofioi xXoviba nnd
^Tp^HfQVTo Touc iroXc^iouCt tu b) XpicTcu. ieh hitte gern gesehen,
wenn D. , dem es in dem ▼erliegenden bnobe doeh nicht um pldn-
gogische kmistgriffe zu thon sein kamt, wie sie in der sehnlgram-
matik immerhin am platze sind, irgendwie hitle herrortreten lassen,
dasz diese aufstellnng eines datifisehen nnd eines aoensati?isdien
mediums wissenschaftlich nicht bereehtigt ist nnd sieh einzig mit
gründen der ttuszem beqaemlichkeit verteidigen Usst die fiteste
function der medialform, die ans der die ganze manigialtigkeit des
gebrauche hervorgegangen ist, kennen wir nicht: der nrspmng der
medialform ist noch TKllig nnanfgeUOrt* nnd niehte berechtigt sn
der annähme, dasz im grandbegriff des medinms etwM gelegen hItte,
was die casusveiiiälUiisse angieng, ein bestimmtee dsm spreehes-
den vorschwebendes casnsverhiltnis zum ansdmek brishte. man
laszt sich in dieser beziehong wol zu leicht durdi die vergleiohung
mit dem spfttem, mittels bestimmter casus der reflexivpronomina
gebildeten reflexivum , wie es im germanischen, slavischoi, romani*
sehen vorliegt, beeinflussen, dasz die kategorie des dativischen me-
diums, unter der man so vielerlei zusammenfaszt, keinen festen
boden unter sich bat und nur eine grammatische Schablone ist, er-
gibt sich schon daraus dasz man, wenn man überhaupt einmal die
function der medialform durch gewisse casusverhSltnisse rieh ver-
deutlichen will, mit demselben recht auch noch andere oasusverhUt-
nisse in solche medialformen hineininterpretieren kOnnte. mit dem
gleichen rechte, mit dem man sagt, in Irp^iiKlVTO TOUC iroXc^iouc
liege ein dativisches medium vor, kann ich sagen, wir haben hier
und sonst (äTTu)9€ic9a( nva, d^uv€ctoi Tiva, ditoir^MTrccOai Tiva
usw.) ein ablativiscbes verhttltnis: ^sie wandten von rieh ab* usw.
einen genetivus possessivus könnte man in folgenden fUlen anneh-
men : £TKaXu7TT0^al Tf|v K€<paXifjv (den köpf von mir, meinen köpf),
Xouo^al Tdc x^ipctc , d^9i bk 8v (piXov ui6v ix^^oaxo ml^xcc Xcmcdi
(€ 314), ä7Tob€{KVu^al fpToV; napix^ixai cOvoiov: vgl. abaktr. us
ianüm snayaäa *sie wasche ihren kOrper' (vd. 6, 166), und Ihnliches
im indischen, und femer könnte man auch ein locativisehee medium
aufstellen für fälle wie CK01rfo^at *ich überlege bri mir*, xccipo^oi *ieh
bin froh in mir', vgl. sind, mödate 'ist in rieh froh' na. man rieht
klar, alle diese ca&usverh<nisse rind nicht durch die medialform an
sich zum ausdruck gebracht, sondern nnr von uns hineingelegt; man
666 KBnigman : ans. t. BDelbrücks grandlagen der grieeh. ijbIk.
wird also gut thun in einer streng wissenschaftlichen danielluiig&
ausdrücke accusativisches und dativisches medium rnffgliehat m
meiden, vielleicht definiert man das medium ^ wo es nebea
activ erscheint, am besten so dasz man sagt: es bezeichnet Timlrht
dasselbe wie das activum, hat dann aber noch den beaondem nebci-
sinn, dabz es die durch die verbalform bezeichnete thfttigkeit alt mä
specieller rücksicht auf das subject und dessen sphftre vor mA
gehend, als innerhalb der sphSre des subjects sich haltend dintstt
(vgl. Kühner ausf. gr. II' 93). Xouui heiszt gans allgemein *iA
wasche', Xouofiai zunftchät dasselbe, dann aber zugleich, dasi dii
handlung mit besonderm bezug auf das subject Tor sich geht, ahi
etwa ^ich vollziehe die handlung des waschens an mir*, tritt Hi
kein casus als object hinzu, so übersetzen wir^ich wasche micV.
fügt man aber TCtc X^^P^^ hinzu , so ist der sinn 'ich vollziehe dii
handlung des waschens am mir (und zwar) an den hAnden', ■!
wir übersetzen *ich wasche mir die bände oder meine hlnV.
äTTUl0^o^al heiszt 'ich vollziehe die handlung des wegstoezeni M
mir, in meiner Sphäre'; tritt ein accusativisches object, zb. rif
iTTwxöv, hinzu, so wird dieses durch die medialform als in im
Sphäre des subjects stehend bezeichnet, und so entsteht der söa
*ich stosze von mir weg , mir hinweg', und so kommt man llbsnl
ohne Zuhilfenahme bestimmter casuskategorien bequem ans. im
reciproke hedium, wie äcndcacOai biav^|i€c6ai , welches sidi smI
im indischen findet {vivä etaü dvishäte 'die beiden hassen sich _
seitig\ s. D. s. 73), erklärt sich ebenfalls ungezwangen von
begrifföbestimmung aus. die mediale form deatet hier
nichts anderes an als dasz die thätigkeit (des austeilens« des
usw.) in der spbäre der subjecte ihren Schauplatz hat, ans dersdla
nicht heraustritt, vollziehen nun zb. zwei personen die handlm
des grüszens und diese soll als die Sphäre der beiden nicht flba*
schreitend gedacht werden, so entspringt der begriff der
seitigkeit der einwirkung von selbst.
Der abschnitt über das p a s s i v u m (s. 75 ff.) entwickelt in
weise den hervorgang dieses (vielfach mehr im köpf des
den grammatikers als in der empfindung des sprechenden
den) Verbalgeschlechts aus dem activum.
In dem folgenden, sechsten capitel über die tempora(a
— 114) werden zunächst die verschiedenen tempussctionen (CettiM
'zeitart') an der band von geschickt gewählten Homerischen
erläutert, dann wird s. 92 f. ein punct erörtert, den man oft
genügend beachtet, nemlich man darf nicht erwarten dasz alls
balwurzeln die verschiedenen actionen bilden können, vieler
zeln bedeutung ist so eng, dasz sie nur 6ine action sa
vermögen, so kann zb. das präsens, das die action in il
lung vorführt, nicht von einer wurzel gebildet werden, die
act des erblickens, des ergreifens, des eintreffens
eine solche wurzel kann nur im aorist vorkommen. densits
KBrogman: ans. t. BDelbrOokt gnindligtn der gria«h. ^r»ftit 667
wieder ein aorist nicht toh einrnr wund gebildet wevden, welche
*m eilender bewegung sein, anblicken' osw. bedentet ee gibt dem*
nach im idg. zwei hanptclauen Ton Tcrba: 1) solche die nor in 6iiier
«ction denkbar sind (gewiseermassen prisentische, aoristisohe Tcrba),
und 2) solche die in mehreren aeüonen denkbar sind, die letiteni
sind in der entschiedenen fibersahl, mar bei ihnen kann von einor
onterscheidaDg nach tempnsstlmmen die rede sein, der reihe nach
bespricht nun D. das perfectnm, das fntnnun, den aorist nnd dae
prftsens.
Zu dem abschnitt ttber den fdtnrstanun bemerke ich dass, wenn
D. die identität der fotora wie btdcui irpdEui mit den mittels -«te-
•sie- gebildeten fatora des indischen and litaoisohen (aind. dätnämi
*werde geben', lit siJssm *werde drehen') Air erwieeen hilt und
demgemäsz die Verbindung des fat mit dem eoBJonctiv des sigma-
tischen aorists als anzolSssig von der band webt, ich ihm darin nicht
folgen kann, da das i des dor. irpoElui ans € hervorgieng und die
form TTpa£^ui eine neabUdong auf gnmdlage sweier älterer tjpen,
des tjpus irpdEui und des tjpus Tcviu», iet, ao kann mit Sicherheit
behauptet werden, dass bis jetit von dem • des arisch-litaaisdien
ftitursuffixes -sio- 'Sie- noch nicht die leiaeete spur im griech. nach-
gewiesen ist ich habe mich ansflihrlidier hierAber morph. nntera.
m 58 £f. ausgesprochen und glaube dort gezeigt so haben dass, wie
die dinge jetzt stehen, die alte anidcht, der sufolge das fui» wpdEui
nnd der coig. aor. irpd£ui dieeelbe form sind, mindestens gerade so
viel Wahrscheinlichkeit hat wie diejenige, die in der modernen Sprach-
wissenschaft seit Bopps ersten sprachvergleichenden arbeiten als ein
unanfechtbarer lehrsatz gilt, die lOsung des problems musz haupt-
s&chlich voii seilen der syntaktischen forschung erwartet werden«
Für mich völlig überzeugend ist in dem abschnitt über den
aoristsiamm s. 100 die beantwortung der frage, wie es gekommen ist
dasz die formen wie icTX] {dsthät) £5paK€ {ädf^) £XiiT€ usw., welche
ja von haus aus nichts anderes als augmentpraeterita (imperfecta) zu
praesentia von der bildungsweise der formen (ptvii CTixui (aind.
iudämi) sind, die aoristische function erhielten, denn nur in den
«-aoristen {iixpaia) ist ein aoristisches merkmal vorhanden, in keiner
andern von den formationen die die grammatik unter dem namen
Aorist begreift. Mie antwort gibt die geschichte des prSsensstammes.
das ältetite sanskrit zeigt ^uns, dasz bei vielen verben mehrere pri-
aensbildungen von 6iner wurzel vorhanden waren, so findet sich sb.
von hhar: bhärti^ bhdrati und bibkartL eine Verschiedenheit der be-
deutung empfinden wir nicht mehr; indessen ist doch anzunehmen
dasz sie einst vorbanden war. man kann dazu annehmen dasz bktbrti
die momentane, bhdrati die dauernde, hüjikairii die wiederholte hand-
Inng bedeutete, es waren also bei 6inem verbum verschiedene actionen
im pr&sensstamme bezeichnet, nachdem nun aber im prisensdes idg.
die änderung eingetreten war, dasz in ihm nicht mehr verschiedene
nctionen, sondern nur 6ine action, nemlich die handlang die man
668 KBrugman: anz. v. BDelbrficks grandlagen der grseeh. wjwAkl
gewöhnlich als dauernde bezeichnet, zum auedmek 1 n, wam fofk
men wie bhdrti im präsens überflüssig geworden una ▼eraehmolwii
allmählich mit dem ^-aorist zu einem der bedentong naeli «nU^
liehen tempns.'^ wichtiger für die speciell griechische flyntai mi
ebenfalls durchaus überzeugend ist was dann weiter von D. ttberdM
YerhSltnis des aorists zum imperfect bemerkt wird, der indiottkif«
aoristi versetzt die action in die Vergangenheit, mag diese dem Migvb
blick des Sprechens ganz nahe oder sehr fem liegen, und er iatsM
nicht etwa das tempus der erzfthlung, dh. derjenigen arider wir
teilung welche den hörer veranlassen will sich mit seiner phuituii
in die Vergangenheit zu versetzen und dem verlauf des eragniMi
als Zuschauer zu folgen, sondern er hat nur die aufgäbe, etwai ik
in der Vergangenheit eingetreten einfach luconstatieren« du
erzählen ist immer nur die aufgäbe des imperfects gewesen, so ist
es auch im indischen und iranischen, im griech. macht der
erst allmählich dem imperfect concurrenz und gewinnt ihm ü
mehr terrain ab, aber nicht so, dasz in den aorist die bedentong du
imperfects einzog, sondern nur insofern, als im griech. bei mittiflBV
von vergangenen ereignissen häufig nicht erzählung, sondeni eoi-
statierung beliebt wird, so haben die Oriechen eine doppelte WMI
ausgebildet vergangenes mitzuteilen , welche allem ansohein nach ii
dieser ausdehnung im uridg. nicht vorhanden war. wenn das impfl^
fect oft da erscheint, wo man dem überwiegenden spraohgebraädhi
nach den aorist erwarten sollte (wie £X6T€ ndgl.), so hat man das dl
eine antiquität anzusehen.
Das präsens musz einst — worauf vorhin schon hinmriiwiM
wurde — je nach der besondem bildungsweise des Stammes (sä
hJtärti lat. fert usw., aind. hhdrati gr. qp^pci usw.) Verscl*^'
actionen in sich vereinigt haben, welche nur dadurch su
tempus zusammenkamen, dasz die handlung vom standpunek te
sprechenden aus gegenwärtig war. die ursprünglich vorhaadmM
actionsverschiedenheiten sind in der zeit, wo die historische flhi^
lieferung des griech. anhebt, wie es scheint schon gtnilich
glichen gewesen, so dasz das präsens in unsem denkmftlem nuri
als ein tempus mit einheitlicher action, der dauernden« erschsiBt
Das siebente cap. (s. 115 — 120) behandelt die modi. mit
sieht auf die früheren vom sprachvergleichenden standpunsl S0
unternommenen arbeiten über die modussyntax, an denen D. stM
bekanntlich in hervorragender weise beteiligt isti konnte er sidkkiv
kürzer fassen, es wird hervorgehoben, dass auf etymologische
wege, durch analyse der äuszem sprachform, sich in besug tat ÜB
älteste bedeutung des conjunctivs und optativs durchaus nkMl
sicheres gewinnen lasse und dasz man demgemSsi die gnmdb^glift
^ eine wesentlich andere, mich nicht fibermeaseode ^' . ^ .^
tritt Leo Meyer in seiner schrift ^griechische aoriste, ein bsltisff SV
geschichte des tempas- und modasgebranchs im grieehisohsa* ^■rib
1879).
KBrogman: ans. ▼. WMIMkk» gntnXJMgm dtr griadL iqrates. 088
durch betrachtaxig der gebranchsimMB stIltM fi8itnttaU«ii wadmMm
D. bleibt gegenüber abwttdienden «ofiEusnngen bei eeiHer sehoB
früher ausgesprochenen yermnUmg stehen, der gmndbegriff des oott-
jonctivs sei der wille, der des optatiirs der wvnsoh.
Das achte cap« (s. 121-— 125) über das Terbnm imfiniinnt
bringt nichts wesentlich nenee. ich maehe dam nur die beiliofige be-
merkang, dasi das k jprische boFevm (aind. dävim), das D. (s. ISl)
als proparozy tonen schreibt f besser <Aiie aooent bleibt wenigsiena
sehe ich nicht wie man snr leit die frage entsoheiden kfinntei ob
böF€vai oder boF^voi su schreiben kL aoeh Cortioa in der mir ebea
xnkommenden 2n aufläge dea 2n bandee seines *Terbum* s« 126 llaik
diese frage unentschieden.
Es folgen im achten eaip. (s. 126 — 184) die pripositionen.
man nimt jetzt allgemein an dass die prftpoaitioBen orsprttnglieh
freiwörter waren und erst allmählich su begleitwürtern wm^
den, und zwar von anfang an in grOster auadehnang Terbale begleit-
wörter, dagegen anfangs seltener und erst im laufe der leit bftdiger
werdend nominale begleitwOrter. in der iltesten seit war ea die
wesentliche aufgäbe der pripositionen, die richtnng der im verbna
ausgedrückten handlung niher an bestimmen, die besehnng der
bandlung aber auf einen gegenständ drückte der casoa aUem ana,
ohne beihilfe der pripositionen. im sanskrit finden wir diese bei*
bilfe erst sehr spirlich, im grieoh. jedoch adion so hinfig, dass alle
sich als idg. erweisenden pripositionen (wie dirö •■ aind. df», ini
mm» aind. dpi usw.) im griech. sowol bei yerben als bei nomina er»
scheinen , während im sanskrit und altbaktrischen einige derselben
wie pärä (napä) und prd (itp6) gar nicht mit casus Terbnnden Tor*
kommen, als nominale begleitwOrter standen die pripositionen ur-
sprünglich hinter dem casus, so dasz in der sog. anastrophe nicht
blosz die ursprüngliche be tonung (ir^pt ->■ aind. jNiri, £m ■» dpi
usw.), sondern auch die ursprüngliche Stellung bewahrt ist. die
pripositionen waren ursprünglich raumpartikeln, und man fügte aie
dem casus bei ^ um dessen locale bedeutung zu stützen oder zu spe-
cialisieren.
Das zehnte cap. (s. 135 — 142) behandelt die als proethnisch
sich erweiHcnden pronomina und bringt einiges neue, ich mache
besonders auf die scharfsinnige analjse Ton oJJroc aCn) TOÖTO s. 139 £.
aufmerksam.
Im elften cap. (s. 143 — 147) kommen die partikeln zur
spräche, welche sich mit Sicherheit als ans proethnischer seit über-
kommen nachweisen lassen, zuerst die partikeln welche unmittel-
bar hinter ein wort treten, um dieses herforzuheben : -T| zb. ^i(iv-f|f
-i zb. ouTOci (ist das sIst. t; ob aind. id oder 4m entspricht, ist
zweifelhaft, keine Ton beiden formen antwortet genau, da id im
griech. -!, im -xv wire), -ü in oÖTOC (s. die so eben citierte stelle
im lOn cap.) , j€ zb. £tu>T€, vu zb. ti vu •■ aind. Mm mL dann die
beiden partikeln, welche die eigentümlichkeit haben dasz sie doppelt
670 KBragman: ans. t. BDelbrücks grundlagen der grieeh. ^jntu.
gesetzt werden können : t€ ■» aind. ca lat. qae^ und 1\ «« «ind. vL
die doppelsetznng ist ein uridg. gebrauch, die YerwendungswoM
des ca im indischen führt D. zu der Vermutung, dass in uridg. hü
diese partikel stets hinter jedem der an einander zu verweiaendm
redeteile stand, vielleicht sei die verbindende kraft, die nach unaenr
au ffassungs weise dem ca T€ beiwohne, ursprünglich nur durch dit
doppelsetzung ausgedrückt worden und erst secundBr auch in dii
einfach gesetzte partikel hineingekommen, an dritter stelle Mgm
die Partikeln der negation. die negation des aussagesaties war n^
sprünglich ne (lat. ne in ne-scio ne-gueo ndlo^ aind. nd), diese ist im
griechischen als selbständiges wort nicht mehr vorhanden , sondsB
durch die ihrem Ursprung nach dunkle partikel oö verdxtegt wv^
den. die negation des begeh rungssatzes war uridg. mä^ das griesL
^f]. sollte ein nominalbegriff negiert werden, so geschah du dureh
Zusammensetzung mit der privativen silbe welche ind. a- oder mt
lautet, grieeh. d- oder dv-.
Im zwölften cap. endlich (s. 148 — 155) wird die Wortstel-
lung erörtert, im anschlusz an arbeiten von Heinrich Weil, Absl,
Bergaigne und an Delbrücks schrift über die altindische wortfolgs
(synt. forsch. III). D. unterscheidet zwischen occasioneller und tn-
ditioneller Wortstellung, bei aller freiheit in der Wortfolge, wie wir
sie zb. im lat finden, ist doch eine gewisse reihenfolge der satsteüsii
den altem idg. sprachen typisch, wie zb. die Römer es lichten das vor
bum an das ende des satzes zu stellen : Bamülus Bomam etmdidii. diBM
liebbaberei musz auf tradition beruhen, daher bezeichnet D. soMi
Worts teil ung als traditionell, dagegen die Wortstellung die dach
besondere, in der natur der jeweiligen gedankenverbindung liegsaii
umstände , namentlich durch das bestreben einen gewissen s^itd
hervorzuheben bedingt ist, nennt er die occasionelle. nnnfiad«
wir dasz gewisse wortstellungsregeln , ein gewisser satstypos ii
mehrem altem idg. sprachen gleichmäszig wiederkehrt, und dl
dieser satztypus keineswegs ein allgemein menschlicher und selbll^
verständlicher ist , so ist zu folgern dasz derselbe schon der idg. a^
spräche eignete, wie hat sich nun der idg. satztypus im griedi. g^
ändert ? die alte Stellung des adjectivums war die vor dem ii^
stantivum. dieser gebrauch ist im grieeh. sehr oft bewahrt ifll
das substantivum isoliert (besonders stark betont) werden , so tritt
es vor. dann wurde substantivum und adjectivum nicht in
atbem aui^gesprochen , sondern in zwei absätzen. doch
subst. und adj. auch in dieser Stellung allmählich fester
so dasz der unterschied von dem ersten typus geringer wurde, dii
apposition steht im griechischen nach uridg. weise nach: ZcAc
'OXu^TTioc, nicht 'OXu^moc Zeiic. die alte Stellung des nttribt-
tiven genetivs ist vor dem subst., wie dq)€Uic ÖM^CL wollte aHB
aber das regierende substantivum hervorheben, so tnt dieaes fOisi
dieser gegensatz der Stellungen verwischte sich mit der seit, dii
Präpositionen standen, wie schon oben s. 669 bemerkti tos aHsn
OKrflgw: so Sopkoklee KldEin. 671
her nacb. wo diese stelloog im grieeh« beibAaUen ieii hat die prtp»
auch noch ihren alten accent bewahrt: ab. TOÖnuv ir^pi. mm wor-
den aber im griech. die präpontionen, je mehr die easoa mit ein-
ander formell yerschmolien, um ao michtigeri lie rftekten deah'alb
nach vom. die traditionelle atellong dea Terbnmaistam ende dea
aatzes. hierfdr Iftazt sich ein indireoter beweis aoa dem grieoh. tsk^
balaccent gewinnen, dessen ratio erat dorch die acbdne entdeokong
Ton Wackemagel (s. KZ. XXIV 467 if.) klar gestellt worden ist <£
man aber behaupten darf, dass im grieebisehen direete sichere sporen
dieser Stellung vorhanden seien, db. ob im iltem griediisdi daa vor-
bum in der that am ende dea satses atdit, iat aebwer so aagen. ea
scheint als ob die Stellung dea verbums am satsende siemKeh Mb in
abnähme gekommen und dasselbe rom subject attrabiart worden aeL
Ich schliesze mit dem wünsche, diese seilen mOditen den laser
dazu anregen, das buch selbst genauer so stodieran.
Lbipzio. Kaol BauoifAn.
90.
Zu SOPHOKLES BLEKTBA.
525 ff. TTarfip f&p, oöb^ dXXo, cd irpöq(im* dcl
ibc iE iMOC T^eVT)K€V. &E ^MOO * KoXulc
Koiba* Tl&Vb* dpVtlClC OÖK £v€CTi |UI01'
f) TOIP AlKTl VIV clXeV , OÖK tfW |UIÖVI| *
fji XPflv C ' dpiflTClV , €l 9pOVO0c * iTUTX«V€C.
SU ▼. 528 bemerkt Nauck': 'unpassend iBty&p, da Klytaimnestra
ihr geständnis den Agamemnon getOtst su haben nicht mit der be-
bauptung begründen kann, die Dike habe ihn getötet passend wire
dXX' f) AiKTi VIV elXcv.' die nachfolgenden werte oük ivh MÖvi)
zeigen, dasz Kljtaimnestra die Dike ids ihre belferin oder bnndes-
genossin bei der ermordung des Agamemnon betrachtet, weil sie
sich bewu8t ist die that biKoiuic (5^) oder — bildlich ausgedruckt
— untersttttzt von der Dike, demnach nicht allein Yollbracbt so
haben , darum liegt jeder gedanke an ein leugnen der tiiat ihr fem
(Tilivb' äpVTicic ouK {v€Ct{ MOi). War aber Dike die belferin, so hat
auch sie ebenso wenig wie Klytaimnestra die that allein vollbracht
(clXev). die streng logische beweisf&brung, deren Klytaimneatra
auch im nachfolgenden sich zu befleiszigen sucht, macht vielmehr
nach y. 526 f. eine klare bezeichnung der gleichen beteiligung bei-
der notwendig, daher:
f) yäp AiKi] EuvciXev, otk Ifth fuiövii (sc. etXov).
vgl. Tracb. 882 ff. Tic Oupöc i^ t{v€c vöcoi rdvb* alxM^ ß^Xeoc kokoö
EuvcTXe; Herod. V 44 (vgl. 45) cucTpaT€U€c9a( t€ bi\ inX Cußapiv
Auipi^a KOI cuvcXcTv Tf)v Cußoptv. P)ut. Ljs. 14 cuv^mi^^ ^CP^
'Arrucfiv "Ajibi kqI TTaucavia toic ßaciXcGciv die toxO cuvoip^uiv
672 GKrüger: za Sophokles Elektra.
Tf|v TTÖXiv. Anton. Liber. 39 s. 260 Teuicpou ToO EuveXövTOC "IXior
'AyaM^MVOVi.
601 f. 8 b' fiXXoc iSui, X€ipa cf|v ^öXic ipuriuv,
TXrJMiuv 'Op^cnic bucruxft Tpißci ßiov.
Naack': «fiXXoc BEüj ist offenbarer unsinn. Heimsoeth schlug f«r
fiXXoOi Z6jy (krit Btudien I s. 310); sinngemftes wire auch dXlUixOi
Ync oder (so Blaydes) €V Eevi) tQ** ciio zweifelloa richtige liidani|
CStürenbnrgs (qaaest. Soph. s. 17) in t. 337 TOiauT*, dbcXfi
(statt ToiaOTQ b ' dXXä) , kqi c^ ßouXoMai iroieiv wOrde nilia kga
zu schreiben: 6 b* db€X9Öc €Eui usw., wenn nicht CFlf flUcr (dl
pedibus solutis in dialogorum senarüs Aeschyli, Sophodis, Eorqndii^
Berlin 1866, s. 128; Tgl. auch Bumpel PhiloL XXV 59 ff.)
hätte 'anapaestos ex duobus tribusve yocabulis composito« i:
Tersum abhorrere a Sophoclia metri tractandi arte et elegantiA,
unum Philoctetae excipiamus exemplum satis certum (v. 795)'.
falls aber läszt der gedankenzusammenhang an dieser stelle einen
druck erwarten, welcher die innige Zusammengehörigkeit des brndHi
und der Schwester im gegensatz zu dem bunde der Klyteimneatn ni
des Aigisthos (599 €k t€ coO Kaxotc iroXXoTc del EuvoOca toO if
cuwö^ou) bezeichnet; daher:
& b* dpöc {£ui, X^^P<3( cf|V liöXic 9UTii>Vf
TXrj^uiv 'OpecTTic bucTuxf) Tpißci ßiov.
auf den besitz des sohnes Orestes hat Elytaimneatra nach dem wm
sie gethan keinen anspruch mehr, sie bat ihn fQr immer mk m^
fremdet; Orestes (x^Tpa d)v |biöXic q>uT(iiv) gehört seitdem inl^
sonderm grade der Schwester , deren treue ihm einst das lebM er-
halten hat (vgl. 11 ff.), derselbe tief empfundene anadmck (dirfr)
bezeichnet an drei andern stellen gerade dieses dramaa die a
Verbindung der £lektra, bzw. des Orestes mit dem nicht mehr
den yater (279 irarepa töv d^öv Ik böXou KQT&Tavcv« 689 mUfB
TÖv d^öv TrpöcGev ^EaTiiuXccac. 1495 f. kot^ktovcc irar^pa idt
dfLiöv , djc dv dv rauTip Odvqc). über dfiöc bei den tragikwn i^
Gerth 'quaestiones de graecae tragoediae dialecto' in QCnrtiM
dien I 2 s. 251, aus dessen Zusammenstellungen sich ei^bt
diese form des Possessivpronomens auazerdem noch in fblgente
dialogversen 'propter metri opportunitatem' zur anwendong
men ist: Phil. 1314 r^cGiiv nar^pa töv d^öv cöXoroCvrd cc.
Sieben 654 iZi TravbäKpuTOV dfLiöv OibiTTOu T^voc. Hik. 882 Mf^
Toc eibuic b* dpöv dpxaiov y^voc. wie leicht diese immerhin Bit
tene form durch die nacfalässigkeit der abschreiber an nnsofei
in dXXoc übergehen konnte, liegt auf der band.
Görlitz. Gdstat KnOi
OAmdohr: lor be^estong dat eompanAm M lloMwoii. V7S
91.
ZÜB BEDEUTUNG DES COMPABATIYS BEI HOMSBOS.
In der Wortbildung *der erstere* gibt die dentsehe sprmohe eiiMDi
snperlatiy die comparativfonn, nm die baiiehiuig auf einen iweitea*
auszudrücken; in Mer «ndere** iat ebenfalls daa eompantifsiiflk
enthalten , um denselben gegensatz ni 'der eine* sa beieiehnen. da»
bei aber, durch das comparatiTSolBx niimeralstiBimen die besidiong
%u einem zweiten aufznprftgen, ist die deutsche sfnradie nicht striMA
geblieben: es finden sich in ihr lahlreiche eomparatiTe von eigea-
schafts Wörtern, die nicht eigentlich im steigernden sinne, sondern
im gegensatz zu einem gegebenen sweiten, und swar meist im Ter»
hältnis zu ihrem contradictorisohen gegenteil gebranoht wwden.* ift
^höhere schulen* zb. ist nicht sowol eine steigerang sn flndes ab
vielmehr der gegensatz zu 'niedere schalen', diese ilteve fSorm
'nieder' ist hier wie oft im gegensitilichen sinne im gebnueh, wlli>
rend man in der steigernden bedentnng die jflngere form 'niedriger*
meist vorzieht spridit man von 'jflngevsn lauten*, so kann das der
gegensatz zu 'ältere leute' sein; ebenso sagt man gegensltilieli
^reichere* und 'ftrmere* usw. auch in adTorbinlen ansdürflcken findet
sich dieser gegensätzliche gebrauch des conparativs. 'ee wird ihm
leichter ums herz' besagt, dass ihm roriier schwer nms hert war;
'früher' braucht nicht der comparativ zu 'firflh* sn sein, sondern kann
auch im gegensatz stehen zu einem 'jetzt* oder 'später*, nicht anders
▼erhält es sich mit 'näher*, welches der gegensatz zu 'fem* sein kum,
und hier sind namentlich die localen und die ihnen entstammenden
temporalen begriffe ihrer relativen natur wegen stark vertreten, von
andern beispielen füge ich noch hinzu ausdrücke wie 'es bliebe
besser ungesprochen*, wo 'besser* nur gegensätzlich sn erklären ist,
ebenso 'besser werden, öfter kommen* usw., bei denen neben ihrer
comparativen auffassung eine gegensätzliche auslegung möglich ist.
doch hiermit genug von diesen allbekannten dingen.
Der unterschied in der bedeutung des comparativs nach seiner
steigernden und seiner adversativen seite wird deutlich bezeichnet
durch die beiden bedeutungen von ^fiXXov, das Einmal gleich magii,
dann gleich potms sein kann, von denen jenes steigert, dieses ans-
achlieszt und entgegensetzt, denselben unterschied weist aufls stäricste
das französische tnais auf im Verhältnis zu dem lateinischen magk^
aus dem es entstanden ; dh. aus dem rein steigernden fttagis ist daa
völlig gegensätzliche nuua hervorgegangen.
* rnnders JOrimm deutsche pramm. III s. 6S1. * vgL ebd. III
s. 636. ' seit KF Becker 'organism der spräche* s, 108 ist es bekiuml,
dmss die mdjccti vischen stamme sich io polarischea geceasätseii eat-
wickelo; dieser gef^ensats findet seinea änssern aosdmek ia der eooi-
parmÜTform, die also nar die besiehung auf das polarische gegenteU
benrorhebt.
Jshrbheh«r fir elatt. plittol. 1880 hfU 10 «. IL 44
674 OAmdohr: Eur bedeutnng des comparatiTi bei Homerot.
Dasz sich die gegensätzliche bedeatung des comparativi im
lateinischen vielfach vorfindet, ist eine thatsache die hier nur dar^
einige beispiele erläutert werden soll, wenn Cicero im Laelias 4, 14
sagt: sin autem illa veriora, ut idem inieriius sU animorum et cwp»-
^nt — , Caesar b. cit\ 161,3 Caesaris autem erat in barbaris nomenA-
scurius oder Ovidius met. XIV 299 spargimur ignotae suds «ctton-
busherhaCj so durfte der adversative gebrauch des comparaÜTt ■
allen drei stellen ganz klar sein, die von Cicero wtirde sn versUiMi
sein: Venn das vielmehr wahr ist, dasz zagleicb ein vergehen vw
geist und körper eintritt', die bei Caesar: 'Caesars name war dag^ga
bei den barbaren verhältnismäszig unbekannt', endlich die da
Ovidius: 'wir werden mit den im gegenteil (»^potius) heilsaan
Säften eines unbekannten krautes bespritzt', so dasz die meimrm
suci hier zu den v. 204 genannten suci das gegenmittel bilden, wi»
auch Homer im gleichen zusammenhange statt dcBXöv q>äp|ABnv
geradezu dXXo (päp^aKOV sagt (k 292. 392) im gegensats zn XurpAv
(ouXö^evov) 9äpfLiaK0v.
Dasz im griechischen im allgemeinen der comparatir bei dm
begriffe der zweiheit vielfach gebraucht wird , und dass namentliek
numeralia, pronomina und auch adjectiva, in denen der begriff dv
zweiheit liegt, mit dem comparativsuffix gebildet erscheinen , Ictat
ausdrücklich Kühner ausf. gr. gramm. § 154 anm. 9 und § 157, 8;
beispiele für den gegensätzlich-dualistischen gebrauch des compsis^
tivs, ohne die sacho deutlich genug zu bezeichnen, gibt auch Krflg«
gr. spr. § 49, 6, 3. von dem was Krüger über den gebranoh da
comparativs lehrt gehört besonders hierher, dasz der compaFativ etat
einen maszbestimmenden begriff oder satz steht, 'wenn das gtgKä
teil als masz zu denken ist', damit stimmt im wesentlichen flbewii
6 Autenrieth (Nägelsbachs anmerkungen zur Ilias, zu A 32). mit dMM
die in den hierher gehörigen lallen eine enallage annehmen wolkm
statt den comparativ zu erklären, ist füglich nicht zu streiten, dsa
übrigens alle diejenigen fälle, wo der comparativ in der ateigerada
bedeutung steht, das verglichene aber aus dem zusammenhange ■
ergänzen ist, nicht hierher gehören, bedarf wol kaum der erwlhnm^
Krüger, der den comparativ nur als steigernd auffaszt C§^'9'X
kommt der Wahrheit wol weniger nahe als Autenrieth^, der,
eine erschöpfende crklärung des comparativs zu geben, an einem
spiele das richtige trifft, er übersetzt Oaccov bei einem imj
durch 'vielmehr schnell' und sagt ausdrücklich, dasz so dnreh
comparativ nicht sowol verglichen als vielmehr das gegenteil aai-
geschlossen werde, damit gibt man aber zu dasz der compaFatiT Usr
keine steigernde bedeutung hat. er bezeichnet vielmehr in beziehuig
auf ein zweites moment einen ausschlieszenden gegensati. disssB
zweite kann das logische gegenteil sein; es kann aber zb. aoeh bri
* von mndern commentaren, die ich benutit habe, aeaae ich
ders den von Victor Hugo Koch, dem ich, wie kundige leieht
vielfache belehruDg verdanke.
OAmdohr: tor bed«iitiiiig dat ecmjgntMwu hü Pommoi. 875
paarweise gegebenen er8cbdniuigeneiii6iwdteenehemiiiigdangeg«B*
salz zu der ersten bilden usw.
Ehe ich aber zn meinem eigeniliidi«n ihema flbergeha, weiae
ich zunächst noch auf eine allbekannte bieriier gehörige apraehlidie
erscheinung hin. sie gilt ebensowol fllr das grieehiaclie wie fllr das
lateinische und thut ebenfallt dar, data der comparatir nicht immer
einen steigernden sinn hat. bei Targleiehmig des gradea tweier
eigenschaften nemlichf wo doch logiach em höherer grad nmr bei
dem ersten' eigentchaftewort flefordert encheint, nimt aadi das
zweite die comparativform an (vgl. sdion Hom. a 164 f.). mmner
meinung nach offenbart aiöh aodi in dieaer ereoheinnBg lediglich die
gegensätzlich anf ein zweites hinweiaende nator dea aomparaiivs*
Im folgenden sei ea mir nnn vergOnnt dieaen eigentttmliaheo
gebrauch des oomparatiTS mit heraasiehimg mOgliehat aller wich-
tigem stellen aus Sias und OdTaaee sn behandeln! wie wichtig diea
gerade fQr Homer ist, weiaa jeder kundige, und ich wUrdCi ftlla
meine hier Torgetragenen anaidliten nicht die billigong der aach*
verständigen finden sollten, adhon darin eine befriedignng finden,
die aufmerksamkeit auf dieaea pnact noch einmal niMsfadrUcklieh
hingelenkt zu haben, freuen wiMe ich mich allerdinga» wenn mir
der versuch gelänge naohznweiaan, daas aa nicht rithlich iat aieh
damit zu begnügen an irgend einer atelle im Homer eine eomparatiT-
form als fUr den positiv oder gar fllr den anperlatiT atebend an*
zusehen.
Ein gegensatz, der zunächst immer nur ein tweiheitlicher ist,
wird sich im denken und im sein und in ihren beziehungen zu ein-
ander zeigen, es findet sich eine gegensätzlichkeit ebensowol zwiachen
wollen und sein wie zwischen Vorstellung und Wirklichkeit, jeder
begriff bildet einen gegensatz zu seinem contradictorischen gegen-
teil. was die Vorstellung des seienden anlangt, so wird ein gegen-
satz zwischen werdendem und gewordenem sich zeigen , und weiter
treten die erscheinungen selbst naturgemäsz und in der Vorstellung
generell oder einzeln in paarweise gegensätze zu einander, alle diese
genannten gegensätze müssen als solche jedem menachen unmittel«
bar in ihrer beziebung zu einander klar sein, und sie werden des-
halb auch in der spräche ihren ohne weiteres fllr jeden veratänd-
licfaen ausdruck finden, die mittel die die spräche hat, um diese
gegensätze auszudrücken, müssen aber notwendig gelegenheit bieten,
um den comparativ, wenn er wirklich die gegensätzliche beziebung
auf ein zweites bedeutet, gerade in der sinnlichen apradie Homera
in seiner eigen tümlichkeit nachzuweisen.
Und in der that findet sich der gegensätzliche comparativ bei
Homer in formen der rede, welche den willen ausdrücken, dasz etwas
sei, also beim imperativ, beim hortativ, bei vielen unpersönlichen aus-
drücken, die oft mit mahnender oder abmahnender nebenbedeutnng
^ dmber tritt magis in dief em fmlle aaeh nur sam ersten adjeetimm,
fmlls diese Umschreibung für den comparativ gewählt wlid.
44*
676 OAmdohr: zur bedeutung des comparatiTs bei
ein urteil über thun oder lassen ausdrücken, ebenso können wir be-
obachten, dasz in formen des gedankens, wo ein zwieepalt swieehH
Vorstellung und Wirklichkeit eintritt, bei Homer ein plati für da
comparativ ist. derselbe findet sich also in hypothetisehen gefllgai
und zwar im vorder- und im nachsatz; femer in echmerdick«
ausrufen, die den gegensatz der empfindung gegen die reelittt
ausdrücken, und endlich in der drohenden rede, in welcher tick
ein gegensatz der auffassung des drohenden und des bedrohten nt-
drflcken wird, auch bei den verben die eine bewegnng bedentai
oder wenigstens diese bedeutung einschlieszen , nnd die aleo
localen gegensatz vermitteln, wendet Homer vielfach den
sätzlichen comparativ an, namentlich um die aufhebnng des ferai
auszudrücken, dasz weiter in der begrifisbildung fftr contradieto-
rische gegenstttze — wie in der spätem zeit TÖv f^mu Xärov Kpcfnv
iTOieiv — auch bei Homer ein platz zur anwendung des gegeniltr
liehen comparativs ist, überrascht ebenso wenig wie die wahmk-
mung, dasz dieser gebrauch, der eine gewisse abstraction Yoranasefedk
bei Homer ziemlich selten ist. auszer dem durch das denken gomti
ten gegenteil sind weiter als greifbare gegensätze anch die sich m
paarweise darbietenden gegenstände oder erscheinungen ins ange ■
fassen, sie werden entweder durch das geschlecbt nnd ihre natlr
liehe beschaffenheit in gegensatz zu einander gestellt, oder sie
auch paarweise in einen zuf&Uigen gegensaU. daai anch die
heit von erscheinungen oder erscheinungsarten für die anwBndng
des gegensätzlichen comparativs vielfach bei Homer gelegenkü
bietet, wird ebenfalls genauer gezeigt werden; ttbrigens wtvil
schon oben bemerkt, dasz auf diesen gebrauch bereits Kflhnsrsa
hingewiesen hat.
Ich lasse nun , nach den oben angegebenen gesiohtsponctn gt
ordnet , die über den gebrauch des gegensätzlichen oomparatiTB ka
Homer aufschlusz gebenden stellen folgen; sollten wichtige flki^
sehen sein, so bitte ich um nachsieht.
I. Der gegensätzliche comparativ findet eich bei Hobmt btia
imperativ in folgenden stellen: Z 143 dccov It€. TT 129 biM
eäccov. T 68 (vgl. P 654) äy€ Oaccov drpuvov. (Y 429 wieZ lÄ)
V 97 CTftOi dccov. IT 130 €px€0 Odccov. dasx dccov und MkflSV
keine echten comparative seien , kann wol im ernst kaum hslismitlt
werden.
II. Für den hortativ sind aus der Odyssee an Tfini ichnii'
K 44 9accov ibuiMcOa. k 192 <ppal\i}\k€da Odccov. k 228 <pa<;|fy^
M€6a6dccov. k 268 <p€UTU)M€V Bdccov. w 495 öirXiZtlipcOa Oiraov.
dasz gerade dccov bei verben der bewegung so biufig angewsstt
wird, ist darin begründet, dasz esdieaufhebungder enäeranngasfr-
drückt; auch dasz 9accov sich so, wie oben ersiebtiich, gehraosM
findet, ist nicht zuftÜig und liegt in der bedeutung tob MccOVi
welches leicht dem zur thätigkeit antreibenden imperativ ud bci^
tativ hinzugefügt wird.
OAmdohr: tor bedeotoog dM eooipwnlm bei HomenM. 877
III. Far den finalsati bieten neh folgend« beiapwie, in denen
sich der gegensätzliche comparmtiv angewendet leigt: A 8S chUh
Tcpoc &c K€ yir\a\. Z 143 Ac kcv Mkcov liciiai (ebemo Y 4S9).
B 440 dcppa K€ Oäccov drcipOMCv. V 63 6qH>o ImoX^ trOp 6äc-
cov. I 257 dcppa MäXXov (^^palhul) Tiuici. M 26 ö^pa k€ Oflccov
6€(ii. K 33 Yva 6äccov iKofjLiceo.
IV. Oefter mit mabnendem oder abmahnendem nebensinne
findet sich der comparativ in gegenafttilieher bedeotong in nnper*
eOnlichen oder adverbialen ansdrflckeni welche ein nrteU Aber Uinn
nnd lassen enthalten: dMC^vov A 116. 274. A 469. fi 52. E 466.
dpciov T 66. K&Kiov I 601. c 174. t 120. K&XXiov fi 62. t 69.
n 169. 6 649. K^pbiov 6 201. Z 410. H 28. 0 226. T 68. ß 74.
320. K 163. 0 204. c 166. x 338. tu 289. XOnov A 229. Z 839.
ß 169. (p^pTcpov A 169. 217. A 807. (qpiXTcpov X 801.
y. Der gegensfttsliche comparativ in hjpothetiaehen eati-
gefügen:
a) im bedingangssatxe: A 116 töäiui, d TÖ T* ^ivov. O 376
€l UfLllV bOK^Cl TÖb€ XU)(T€P0V KOl äflClVOV . • KCipeTC . . Vgl ß 141,
^^ 286 €i m4v bf) T^pac t€ 9€ol TcX^ouctv dpciov, äiiruipifi toi . •
b) im folgernngssatxe: B 81 (vgL fi 222) €i pi^v Tic . • fvtcircv,
Mieöböc K€v qpaipcv kqI vocq)iZo(^€ta m^üÜIov (vgL Antenrieth adet.
die daselbst gebotene richtige fibereetzong von ^dXXov 'nur nm
80 mehr' ist gegensätzlich ^^pcHuB). € 897 €i . • fi^v (bV dlbn-
Xoc, KQi K€v bi\ irdXat ficOa ^vepTCpoc oöpavit(rvuiv. den sinn
dieses verses hat schon iSngst richtig Nftgelsbach (Hom. theologie ^
8. 73) gegeben: die richtige deutang von £v^pT€poc ist ^yielmehr
nnterbalb der bimmelsbe wohner' dh. *nicht za ihnen gehörig, sondern
▼ielmehr unter ihnen stehend'; die ttbersetiong *tiefer nnten* hat
vielfach zu irriger aaffassung des verses verleitet TT 90 im naoh-
satz eines hypothetischen satzes , dessen Vordersatz ergänzt werden
mu8z : dii^ÖTcpöv ^€ Orjccic, sc. cl cu T^ ttoXcmi^civ XiXaicai. C 278
Tip b' äXTiov, a! k* dd^Xijci. 0 437 tö p^v alcxiov, al k' dpaxnTl
Topcv. ß 190 ai K6. . dnoTpuvijc, dvinp^crcpov €ctoi. c 264 et
KcTvoc dpcpiTroXeuoi , peSöv k€ kX^oc clr). in allen diesen versen
acheint die möglichkeit, dasz der comparativ steigernd anfgefasfi
wird, ausgeschlossen zu sein.
VI. Auch in beschränkenden zeitaätzen ist der gegensätzliche
comparativ nicht ohne beispiel: C 268 6q>pa oiSroc p/jvie.. TÖ<ppa
bk ^TiiTcpoi TToXepileiv fjcav 'AxaioL ^iiirepoi heiszt nicht eigent-
lich leichter', sondern 'gar leicht' und *nicht so schwer wie jetst^
VII. Im bedauernden aasraff der einen gegensati zwischen
dem wie es sein sollte und wie es ist einschlieszt, findet sich öfter
der comparativ im gegensätzlichen sinne: C 278. 306 äXflov, al K*
^G^Xrjci. b 292. ir 322» wo sich ein das bedaaem begrttndenderf der
form nach hypothetischer relativsatz anschlieszt: Ti|) b* AXtiov, 6c
KCV ^Kcivujv toGtov dvidlq Gupo<p9öpoc. auch in fiXiiov hat man
einen positiv sehen wollen, weil die natar dee comparativs verkannt
678 OAmdohr : zur bedcutung des comparaüvs bei Homeroa.
wurde, in allen oben angeführten stellen dürfte dX^iov durch *gar
schmerzlich' oder 'wie schmerzlich' wiedergegeben werden, im
letzten beispiele neigt sich der ausdruck des schmenea in dem der
drohung und leitet zu der anwendung des comparativB in der drohen-
den rede hinüber.
VIII. Im drohenden gegensatz findet sich der oompanÜT
A 325 TÖ ol Kai ^iTiov fcrai, dh. das wird ihm überdies *gnr sehredL-
lich' oder 'schrecklich genug' dh. kein geringer schrecken aein.* dii
gewöhnliche auffassung *noch schrecklicher' ist nicht anspredMod,
da dann Agamemnon wenig passend das freiwillige aufgeben dv
Briselfs als ein ^lyoc bezeichnen müste. dieselbe anffassung iat nmk
meiner ansieht auch A 563 tö bi TOi Kai ^itiov £cTai am platn, dl
die erklärung 'dasz du meinem herzen fem stehen wirst, das wir!
dir schrecklicher oder grausiger sein als was dich jetit mismntig
macht oder was dir jetzt nicht recht ist' etwas gesacht ist md
doch auch nicht der bedeutung von {iijoc entspricht, nicht also
eine blosze Steigerung ist es, die die vorhergehende drohung eii-
hält ; sondern in beiden stellen wird vielmehr für den fall der Weige-
rung eine gewaltige drohung als äuszerster trumpf ausgespielt, ii
etwas anderm sinne steht u 220 TÖ bi (^(tiov, wo es aber nisU
eine blosze Steigerung zu kqköv ist, sondern als verstftrkender gsgn-
satz dazu gebraucht wird: *das ist aber erst ein graus' yerlugt
etwa dieser gedanke. ähnlich wie A 325 ist A 305 aufzufassen, «•
ebenfalls an einen befehl für den fall seiner nichterftiUung die wa^
nung dXaTTabvÖTcpoi Tdp IctcQe geknüpft wird: *denn dann werdik
ihr vielmehr schwach sein' (während ihr im gegenteil vereint stek
sein könnt).
IX. Bei den verben, welche * bewegen' oder *sich bewsgcif
ausdrücken oder auch diese bedeutung einschlieszen , steht hlaff
der gegensätzliche comparativ, der in dem localen gegensats seilt
begründung findet, hierher gehören auch versa wie A 277 J^ H
T ' äv€u6€V eövTi MeXdvT€pov, i^utc irfcca. an diesem verse istniekli
zu ändern, und i^ut€ bedeutet nichts anderes als 'gleich wie':
entfernt befindlichen erscheint sie Vielmehr schwars' wie pech,
nicht schwärzer als pech, was wol überhaupt nicht gess^
könnte, den gegensätzlichen comparativ hat hier der in dvcuSCf
dövTi liegende locale gegensatz verursacht.
Von verben der bewegung im allgemeinsten sinne hik
einen gegensätzlichen comparativ bei sich: Uvai A 567. O 106.
P 6.54. X 492. W 8. i 300. k 537. X 50. 89. 148. o 109. T 391
u) 2L>1. iKveicGm Z 141. (Y 429.) ¥ 44. ß 307. ^pxccOoi ir ISa
u 154. Tr€X€c0ai a 393 neben einem positiv; übrigens hat nsi
hier vielleicht TreXecGai = *sein' zu fassen. Ippw k 72. tcX^Sov
Ti 52. (pop^uj V 368. (p^pu) i 380. v 154. £pu€c6ai t 481. waktm
*' dasz nach die verbiDdan^ Kai ^dXXov nicht immer in steifem-
dcu sione zu fassen ist, seigen versc wie r\ 164.
OAindohr: sor bedeatmig dat ooaipanliTi bei Honmot. 679
<-» arcesso) Q 74. ^T^tpu) B 44(X KoGKiU p 57S. mm vergleiolia
auszerdem die unter I beim imperatir angafübrien beispiele*
Hier möge jetzt noch eine andere stelle angeftUut werden, wo
fUr den gebrauch des gegensfttilicben eomparaiivs ein temporalet
und modales moment entscheidend ist. fi 248 f. ^trcpoi fäp fiAX«
Aov 'AxaioTciv bf| £c€cd€ xeivou T€6vnurT0C ivoiptSMCV* ist nicht za
fassen Mhr werdet nach dem tode des Hektor leichter zu erlegen sein',
sondern ^jetzt, nach dem tode des Hektor, werdet ihr gar leicht sa
erlegen sein' (wfthrend es firflher sehr schwer war). |ifiXXov steht
ebenfalb v. 243 nur im gegensätzlichen sinne, nnd swar in einer
ganz abgeschwächten bedentang von pUiu$t so dast es beinahe dia
bedeutung einer adversativen partikel hat^ anch in der bekannten
Homerischen ausdrucks weise KiipöOi ^fiXXov mOchte ich, man ge-
statte mir dies hier anzuführen, jiäXXov in abgesehwächter adver-
sativer bedeutung fassen, in allen stallmi, wo d^asa ansdmekswaiae
vorkommt (vgl. dieselben bei Koch zn o 870) ist die aof&asnng
'mehr als vorher' mir nicht anmntand. möglich scheint dieaalba
I 480, allenfalls auch o 370 nnd c 887. anpassend oder ganz nn-
möglich ist sie I 300. 0 136, nnd wenigstens sehr gezwungene 284.
X 208. c 387. X 224.
X. Fttr das vorkommen des comparativs im gegensatz znm con«
tradictorischen gegenteil ohne eine anderweitige logisdia bagrfindung
habe ich folgende beispiele notirt: A 576. I 266. i) 310 («■ 0 71).
c 404. wir werden in solchen versen — wie häufig auch sonst — zu-
weilen den comparativ durch den positiv oder Superlativ flbersetzan
müssen : tq x€p€iova ist im Zusammenhang *die schlechte sache*,
dfLieivuj aicijiot nävTa 'alles maszvolle ist am besten', in q)iXo9po-
cuvTi dfLieiviDV wUrdo die Übersetzung 'freundlichkeit ist das bessere
teil' nicht unrichtig sein, naturgemäsz eignet sich diese anwendung
des comparativs in seiner mehr abstracten bedeutung ganz besonders
für allgemeine sprichwörtliche redensarten. anders ist zu beurteilen
X 358 f. Kai k€ tö ßouXoi^r)v, kqi k€v ttoXu K^pbiov clr), irXeiOT^pi]
CUV X€ipl (piXriv ^c Trarpiö* u^cGai, worin man die form irXeiOT^pii
als einen gegensätzlichen comparativ anzusehen hat, der durch den
gedanken des voraufgehenden ßouXo(|uiiiv, das ^lieber wollte ich'
heiszt, und des voraufgehenden gegensätzlichen comparativs K^pbiov
(vgl. IV) in seiner auf eine zweiheit bezug nehmenden form bestimmt
wird, im deutschen kann man nur richtig wiedergeben 'lieber mit
vollen bänden' (und nicht mit leeren).
Es bleibt jetzt noch übrig über die fälle des gegensätzlichall
comparativs zu sprechen , wo derselbe die beziehung auf eine zwei*
heit der erschcinungen, seien es personen oder dinge, ausdrückt.
1. Die Zweiteilung beruht auf dem geschlechte in dem be-
kannten 6nXuT€pai yuvaiKec 6 520 und ^Xurcpai 8€o( 6 325, vgL
auch X 386. 434. u) 202. über die bedeutung von OiiXOTcpoc kann
kein zweifei sein: es hebt an den frauen im gegensatz zum männ-
lichen geschlechte die fülle der körperformen hervor.
680 OAmdohr: zur bedentung des comparativB bei
2. Die zweiheit der erscheinungen beruht auf generellem
gegensatz. zur bezeichnung der beziehung auf eine zweite ^poUrisek*
entgegengesetzte gattung findet sich der comparativ bei Homer nidit
selten angewandt: f 108 ÖTrXÖTcpoi ävbpcc im gegensats sa T^v*
TCC (v. 109). A 31G KOupÖTepoi, in gleicher weise gebnn^t.
s. auch V. 324. 325. c 52. u 310. T 24. 125. 362. 363. 6 301. n
diesen stellen ist veu)T6poc oder ÖTiXÖTcpoc gegensStslich gebranehti
80 dasz durch die attribute eine gattung gebildet wird, die sa d«,
welche die gegenteilige beschaffenheit hat, in gegensatz tritt, wir ge-
brauchen den comparativ ähnlich, können dafUr aber auch den poeitiT
eintreten lassen, wo wir allerdings den generischen artikel anwendo.
der auch für die spätere griechische spräche so gebraacht wird.
Homer, bei dem der artikel im wesentlichen noch pronominaler natar
ist, musz eben nach andern hilfsmitteln greifen, um generelle gegca-
Sätze auszudrücken. Z 275 werden ÖTiXÖTCpai XdpiTCC genannt»
wie ich glaube , im gegensatz zu den Übrigen göttinnen , indem dit
zarte Jugendlichkeit als ein diesen ganz besonders zukommendes pil-
dicat hervorgehoben wird; an verschiedene generationen von XäpiTiC
zu denken halte ich nicht fttr notwendig, hierher gehören auch dis
vielbesprochenen comparative dTpÖTCpoc und öp^CTCpOC, die bm
ebenfalls vielfach in ihrer comparativen bildung und bedentung hst
anzweifeln wollen, die genannten comparative erteilen einzäna
thierarten im gegensatz zu den zahmen hausthieren, welche eben an
den menschen lebten und von ihm aufgezogen wurden , die gegct-
sätzlichen attribute: *auf dem felde' (oder im freien) lebend und sif
den bergen', das wort 'zahm', {ijuepoc, findet sich nur Einmal W
Homer (o 162); sonst wird der begriff umschrieben durch einen nfti
mit dem verbum Tpecpeiv (vgl. l 21. p 292. 293. 295) oder dnrdk
die bezeichnenden attribute 2IaTp€q)rjc, dTraXoTp€q)nc ua. tu dieMi
aufgezogenen thieren treten dann zunächst die wilden thiere dv-
selben gattung in gegensatz , wie wilde seh weine oder wilde iicg«i|
dann alles wild im weitesten sinne, wie löwen, wÖlfe, bftren, hirseha
vgl. A 293. M 146. 0 486. k 212. X 611. p 295. ein genenlkr
oder auch individueller gegensatz wird namentlich mitteb aoldbtf
comparative, die ort und zeit ausdrücken und die ^icb ihrer rdativM
natur wegen vorzugsweise zur correlativ- gegensätzlichen beniflk-
nung eignen, deutlich gemacht, hierher gehört zb. O 225 £v^picpOI
Oeoi im gegensatz zu den oupaviu)V€C. es dürfte hier wol am pli^
sein, auch die comparativbildungen beEiTCpä und dpiCTCpd (xcip) M
besprechen. beEirepd ist die ^nehmende', dpiCTepd wol die *i^
fügende, nützende, unterstützende' (vgl. Curtius grundzüge* s. 318).
das lat. sinisfra geht dagegen auf sinus zurück und bedeatet *fi»
vielmehr am busen befindliche' im gegensatz zu der zum nnhnMi
ausgestreckten rechten, ähnlich heiszt übrigens auch dcain die gr
krümmte, wobei man wie auch bei sinistra an die antike obere ge-
wandung denken möge, die von der linken zusammengehalten wuid%
so dasz diese von dem ge wände ganz oder teilweise Terhflllt
0 Amdohr: snr badautong dm tompmatöfn bd HomenM. 681
3. Zur bezeichnung paar weiser gegenfiliie Ton emielnen
Personen oder dingen erscheint der oomparativ bei Homer in folgen-
den fUllen gebraucht B 201 o1 c^o q»£pT€po( ctci, cO V Airr6X€|yioc
kqI fivaXxic zeigt recht deutlich die aussdiliessende bedeatong dee
comparativs : in q>^pT€poi kann kein steigernder sinn liegeui da dem
angeredeten ja eben jede leistongsfiüliigkeit abgesprochen wird« ee
muBz übersetzt werden : Welche im vergleich mit dir gar leistangsflttiig
sind' (nicht so schwach und kraftlos wie du), fi 664 steht dX^ivö-
Tcpoc zu dem um erbarmen angerufenen Aohilleus in gegensati nnd
kann nur so gefaszt werden: 'du habe erbarmen mit mir: ieh bin
doch gar zu bemitleidenswert' (als dan ich nicht miUeid erregen
sollte), ähnlich steht zb. 21 376 Ktticdrrepöc Tic db. einer der — im
gegensatz zu Nausikaa und ihren freunden — keine edle geeinnung
hat (sondern vielmehr eine niedrige), ebenso tritt (0 109) dxtbvö*
T€poc dvrjp dem mit kSrpervonflgen ausgestatteten gegenflbeTf nnd
man hat zu übersetzen: *der eine ist ein gar nnanaehnliober mann'
(und nicht mit den xopicvTa ausgestattet), nicht anders steht ^ 101
der CKÖTTcXoc der Charybdis im gegensats zu dem der Skylla (v. 78)
als xOa^oXüLrrepoc bezeichnet, während jener vielmehr oöpovAveöpihf
licavei. V 111 heiszen die thore irp6c Ndrou im gegensats tu den
irpdc Bop^ao gelegenen und icaTaißorrcd dv6p<(nioici genannten
(v. 1 10) 6€u)T€poi Gupoi, dh. solche cUs ansschlienlieh für diegOtter
(aber nicht für die menschen) bestimmt sind«
Nachdem ich hiermit die bezüglichen stellen in Ilias nnd Odyssee,
so weit jene mir bei der lectüre aufgefallen sind, behandelt habe, sei
es mir zum scblusz nicht versagt ganz kurz und in aller bescheiden*
heit eine Vermittlung der beiden bedeutungen des comparativs, der
steigernden und der ausschlieszend gegensfttslichen , aus seiner ver*
mutlich ursprünglichen bedeutung zu versuchen, sollte auch dieser
schüchterne versuch nicht die büligung der competenten beurteiler
finden, so dürfte wenigstens dabei belehrung zu gewinnen sein, die
ursprüngliche bedeutung des comparativs scheint mir die mit hin-
weisung auf ein zweites daneben befindliches hervorhebende eigen*
Schaftsbestimmung zu sein, es scheint so, als lAge in den snffixen
'tara {tar) und -jans, die ich als ursprüngliche pronominalstimme
ansehen möchte, diese auf ein zweites daneben befindliches hinweisende
gegensAtzliche eigenschaftsbestimmung , die , so weit die beiden ins
äuge gefaszten gegenstände nicht in augenfälligen gegensats traten,
dann von selbst eine steigernde bedeutung annahm, die rein gegen-
sätzliche locale bedeutung des comparativs muste in der abstraeter
werdenden spräche natürlich immer mehr der steigernden weichen;
dasz sich jene in der spräche Homers noch lebendiger leigt, kann
nicht befremden.
Frankfurt am der Oder. Otto Aiidohb«
682 GBenseler: zu Homers Ilias [N 669].
92.
ZU HOMERS ILUS.
N 669 wird berichtet, dasz der reiche nnd edle Enchenor m
Korintfa, des sehers Poljidos söhn, dem der vater voraasgesagt hMt,
er müsse entweder daheim an lästiger krankheit oder vor Troja toi
der Troer hand sterben, mit nach Troja gezogen sei und ao d»
dpTOiX^Ti Ouüf) 'AxaiUüV vermieden habe, und es fragt sich nun, im
unter dieser Ouirj zu verstehen ist. das scholion za dieaer stelle vai
zu ß 192 — denn nur an diesen beiden stellen koount das wort W
Homer vor, sonst noch in der form Ouiirj in einem fragment dee Ar*
chilochos Et. M. s. 26, 24 eSpiirai Ouiirj, die irap* *ApxiXöxui «ibc
b ' dv C€ Ouiif) Xdßoi« — erklärt es mit Tf)V Z^HM^QV, vOv Tf|v M^V*Vi
faszt es also olfenbar nicht als geldbnsze, sondern als schimpf iB(
so dasz also Euchenor durch seine teilnähme am zöge den schimpt
liehen tadel der Achaier vermieden hätte, nicht aber einer fiSn-
lichen bestrafung, der erlegung einer geldbnsze entgangen wire,
aber diese bedeutung des wertes Guir| verträgt sich zunftchst nicht
wol mit seiner anwendung ß 192. dort hat Halitherses den fröai
warnend die nahe rückkehr des Odjsseus verkündet und dadmch
den zom des Eurymachos erregt, der ihm unter anderm lunift:
CGI b€, T^pov, 6u)f)v dTnOr)CO^€V, t\v k* iv\ 0UM<|i
Tivuiv dcxdXXrjc xaXeirdv bi toi icceiai dX^oc.
dasz Oujrj hier eine busze , und zwar am wahrscheinlichsten in gM
ist — das wort ist offenbar von G€ in TiGimi abgeleitet, wie wAm
die alten (Eustathios) fühlten, und nicht zu trennen von dOi&OCi
immunis, straflos — nehmen Fäsi, Ameis, La Boche and Nitaeh
gewis mit recht an. zweitens aber, und dies ist von bedentnng, fiadd
sich weder bei Hesychios, der Gujr) mit lr\[ila, ßXdßn erläutert, moA
bei Suidas, der es ausdrücklich als erlegte busze (Ouifj bi 8 ROia-
TiGcTai ö 2iimiou|i€VOc) bezeichnet, irgend welche spur davon, dsH
es auch gleich ^iii\\f\c gebraucht worden wäre, wie ist nnn aber dv
scholiast N 669 zu der auffassung von Gujt'j als einer jLi^p^ic ge-
kommen? offenbar weil sieb in ihm die ansieht festgesetxt hatte, ii
jenen zeiten sei es allein die furcht vor schimpflichem tadel da
Volks, die macht der öffentlichen meinung gewesen, welche den
nehmen, adlichen mann genötigt sich selbst wider seinen willen
zuge gegen Troja anzuschlieszen. war diese ansieht richtig, so
trug sich mit ihr die erklärung von Gui^j durch geldboBie an dv
citierten stelle schlechterdings nicht, und dem alten erkllier
dasselbe bedenken aufsteigen wie Nitzsch in seinen anmerl
zur Odyssee I s. 95, der in der Odysseestelle in Ouirj allerdingi «M
geldbnsze sieht, dann aber so fortführt: *in der andern steUeN 6C9
dürften wir es wie hier verstehen , wenn wir eine verpflichtoag warn
kriegszuge oder ein loskaufen davon nachweisen konnten, doch
£ 239 ist es die brj^ou cpf^Mic, welche zum kriegszage nOtigt . . das
OBeoMlar: lo Hofemt Um [N 60»]. 688
gerede des volks, die öffentlioha mmnoDg/ um daher bdde bedeii-
tongen 'goldbusze' nnd 'eehimpf* in einklaiig sa bringen , llart
Kitzsch das wort Ouirj zuerst sohimpf , dum aber tnoh 'die für «i^
gethanen schimpf von den geronten aoferlegte bnexe* bedeoten, wae
doch wo! so za yerstehen int, daei die niditteilnahme ala ein dem
▼olke angethaner schimpf angesehen und deehalb mit einer buaie
belegt worden sei. ich glaube, wir sind nach dem oben geeagten
berechtigt von der }xi\i\\^c gana abtnaehen und können des immer-
hin etwas gezwungenen vermitUungsvereueha billig entratben. *qui
detrectabat militiam multa puniebatur', bei dieeer erkiSrung Damms
in seinem Homerlexikon unter Oui/j tu N 669 wird es wol sein be-
wenden haben mttssen. aber sehen wir uns auch i 939 an. Odjssens
gibt sich dort dem Eumaios gegenflber fUr einen bastardsohn des
reichen Kreters Kastor aus und entrollt in der enddilnng seiner an-
geblichen abenteuer ein sicherlieh wahrheitstreues bild vom leben
nnd treiben eines flibustierftthrers jener tsge. der bastard, der bei
der erbteilung von den legitimen söhnen kftrgUeh abgefonden wird,
gewinnt durch mftnnlichkeit und tapferkeit ein begütertes weih, aber
da er kein gemflt dazu hat, kinder nnd enkel um sieh xu pflegen
oder ein ehrlich ge werbe in ruhe zu treiben, sondern liebt, was an-
dern furchtbar ist, gefahr und kämpf, so wird er anfülurer einer
flibustierschar nnd untemimt vor dem troisehen kriege nenn raub*
zttge zur See in fremdes land, von denen er reiehe beute heimbringt,
so wird er unter den Kretern micbtig und ehrwürdig (bcivöc KoA
aiöoioc). als aber Zeus die veriiaszte fahrt ersinnt, welche vieler
männer kniee löste, da befiehlt man ihm und dem hehren Idomeneus
als anführer mit schiffen nach Ilios zu fahren, und er hat kein mittel
es auszuschlagen, 'schwer aber drttngte die öffentliche meinung':
6f| TOT ' f M ' fj vu)TOV kqI dTaxXuTÖv löOMCvfta
vr|€cc' fiTHcacGai ic ^XlOV• oub^ n M^oc
fjev dviivacOai , xo^eirfi b ' ix€ bi^AOU q)f)>iic
wie leicht einzusehen, wird durch diese stelle die frage, ob der
bastard , wenn er sich geweigert hätte dem geheisz folge zu leisten,
sich einer Ou)ii, einer busze an geld, ausgesetzt haben würde, nach
keiner von beiden Seiten hin entschieden, denn vermöge seiner an-
gesehenen Stellung im kretischen volke , wie sie schon der name des
Idomeneus als seines collegen im heerltlhreramte klar darlegt, Hess
er es offenbar gar nicht zu einer förmlichen Weigerung kommen,
sondern gab, wiewol innerlich widerstrebend, dem volkswülen nadi
und verstand sich dazu , die verhaszte aber doch ehrenvolle wfirde,
in gemeinschaft mit einem Idomeneus das kretische oontingent tu
befehligen , anzunehmen, oiüb^ Ti lif\xoc fjcv dvifivactet. die wähl
des von |iäo|iai stammenden lif\x^ i>^ bezeichnend genug: es fehlte
ihm eben an einem haltbaren vorwand sich lossumaehen, da eine
förmliche Weigerung Oberhaupt nicht in frage kam noch kommen
konnte, so wenig wie bei den griechischen fQrsten, als es galt Agn-
memnon heeresfolge zu leisten, wer nicht mit ins Md wollte, konnte
gg4 GBenseler: zu Homen Ilimt [N 669].
höchstens hoffen durch listige vorwftnde loszukommen: das leigidii
sage von dem verkehrt pflügenden Odysseus und dem dnreh die be-
sorgte mutter als mttdchen verkleideten Achillens, wie denn wA
Thukjdides (I 9) mit dttrren worten es als seine anaicht lunifedl^
dasz hauptsächlich die furcht vor Agamemnons macht das heeriapr
des vOlkerkOnigs gefüllt habe, nun wird aber auch nnaere aofl»
sung der Ouirj als einer geldbusze , beziehentlich loakanfiiamme vqb
kriegsdienste für leute vom adel und anaktensöhne — in betreff dv
gemeinen krieger sind wir ohne anhaltspuncte , doch wird man aü
ihnen schwerlich besonders zimperlich umgesprungen aein, vgl
B 198 ff. — noch durch zwei andere Iliasstellen nnterBttttzt. 0409
wird nemlich erzählt, dasz der söhn des vornehmen Myrrnidona
Polyktor mit seinen sechs brfldern gelost hat, wer mit ina feld
solle, und dasz das los ihn getroffen, die natfirlichste nnd
zwungenste auffassung ist hier offenbar die, dasa Polyktor
seiner söhne, möglicherweise als ersatzmann für sich aelbst,
Achilleus zuschicken muste und deshalb das los entscheiden him,
um nicht selber das was von allen als zwang empfunden worif
einem von vom herein zu übertragen, vielleicht spielte anöh toaii
das los bei derartigen aufgeboten eine ähnliche rolle wie in modoMB
Zeiten, die zweite stelle steht V 296 f. dort hat der reiche Si^yoai«
Echepolos dem Agamemnon eine prächtige stnte geachenkt, um iha
nicht nach Troja folgen zu müssen, sondern daheim seinea reichtmi
genieszen zu können, und Agamemnon hat, wie der acholiaat attv
hinzusetzt, das kriegsrosz dem besitz des unkriegerischen mma
vorgezogen, vielleicht war es gar nicht so selten, dasa die ßacikk
gegen gcschenke befreiungen vom kriegsdienst erteilten,
auf die bujpocpdTOi ßaciXfiec des Hesiodos (Erga 39) ein
neues licht fallen liesze. endlich spricht noch ein wichtiger amitail
dafür, dasz bereits in den heroischen Zeiten, wie sie ona in Hoaot
gedichten entgegentreten, die dcTpareia die erlegung einer giM-
busze nach sich zog, einer busze die der natur der aache nach dM
erlegenden sicherlich alles weniger als ehre — sollte der achelwil
das mit seinem vüv Tf)V p^pqjiv bezeichnen wollen? — eingeteaeht
haben wird, wie nemlich die gesetze Lykurgs, die Slteaten alkr
griechischen gesetze (Xen. staat d. Lak. 10, 8), das heroiache kAqf*
tum von gottes gnaden (djc dirö G€0Ö ibv) mit seinen traditionalka
rechten (der könig ist icpeuc npöc Touc OcoOc, crpcrrriT&c «pic
Touc dvOpoiTrouc ebd. 13, 11, vgl. c. 15), so weit es sich mit
vorteil des herschenden Stammes vertrug, beibehalten hatten,
wie die spartanischen könige den perioiken und den pelo
bundesgcnossen gegenüber offenbar als nachfolger nnd
vOlkerkönigs gelten und dastehen sollten, so wurde wenigateaa
bundesgcnossen der kriegsdienst zuweilen gegen erlegUBg eniar
kaufsumme erlassen , der sonst ausbleibende krieger ab«r mit
hohen strafsumme belegt, und zwar in der weise daaa man die Mr
Setzung derselben der von gewonnenen mitgÜM
GBenseler: n HoBin IUm [N 6^9]. 886
bondesversamlang tlberliws. das geidiiahi Xmi. Hell. V S, 31 f.,
wo die vorschlftge der den SparU&em la willen redenden nitgliadflr
der bundesyersamlung durchgehen nnd betiimmt wird, dm jade
atadt, die last dazu hat, statt Soldaten sn stellen, geld nUen darf,
nnd zwar drei aiginetische obolen fXkt den mann; wenn aber «ine
Stadt vom feldzage gSnslioh fem bleibt, so soll es den Lakedaimo-
niem erlaubt sein sie um einen stater tiglioh für jeden mann in
strafen, eine strafe die so recht eine dipToX6| 6uii) genannt m wer-
den verdient^ besonders flberseeiscbe expeditionen scheinfln der
kriegscasse Spartas in dieser weise geld rageftlhrt an haben, TgL
Zen. Hell. VI 2, 16; bei landkriegen tragen dUe Feloponneeier lieber
ihre eigne haut zu markte als dasz sie loskanbgdd lahlten; wenig«-
atens kann aus etwaigen losktnfen kein nennenswerter ertrag beraos-
gekommen sein, so urteilt Perikles bei Thnk. 1 141, 3 f. beeeer ftihr
in dieser hinsieht Agesilaos in Vorderasien, auch darin seinem Vor-
bild auf diesem zuge, dem TOlkerkflnige, tren, dasa «r reidien BiA*
lenen gegen Stellung eines gerflsteten reitera die beereafolge erlieea
(Xen. Ages. 1, 24). kurz, wenn BOstow nnd KOehlj *geecfaiehte dee
griech. kriegswesens' s. 2 im kämpfe nm Troja die ersten qraren
einer Wehrpflicht und teilweiser befreiung Tom kriegedienata doroh
das los finden, so dflrfen wir wol nach dem gesagten nodi einen
schritt weiter gehen und geatfitit anf N 669 behanpien, daas adion
in den Zeiten jenes krieges in den griediisolien landen eine featge-
regelte Wehrpflicht fElr den adel, und damit gewia auch fOr den ge-
meinen mann bestand, und dasz die dcTpaTcio, die Unterlassung der
gesetzlichen heeresfolge, mit schwerer geldbusze geahndet worden
ist, also immer noch nicht so streng wie im persischen reiche, wo
todesstrafe den dcTpdTeirroc traf (vgl. Herod. IV 84. V 27. VII 39^
in der gesetzgebung des Cfaarondas, der ihn drei tage in weiberklei-
dem auf offenem markte sitzen liesz (Diod. XII 16), oder selbst in
Athen bis zu Demosthenes zeit herab, wo der bflrgerliohe tod Ober
ihn verhängt wurde (Aischines 3, 176).
Chemnitz. _ Qustat BmanLCE.
93.
DER DELISCHE L0CALMYTHU8 VON APOLLON
PYTH0KT0N08.
Derselbe mjthus vom kämpfe Apollons mit dem draohen Pj-
thon, welcher in Delphoi als grundlage eigentflmlicher enltna-
gebräuche und feste hochgefeiert war, kehrt anoh in einer reihe
Apollinischer orakelstfttten wieder, Ton denen Dolos dnrdi ansehen
nnd weitreichenden einfiusz die bedeutendste ist. die delisohe Tor-
sion der Pjtfaonlegende war bisher aus einer geringen ansafal litte-
rarischer Zeugnisse bekannt, die fttr sich allein betrachtet nicht un-
bedingte beweiskraft haben wflrden, wenn sie nicht ans einigen bild-
lichen darstellungen bestitigung und genanere erUnternngerhielteB.
686 ThSchreiber: der delische localmythna tod Apollon Fjfilioktmoi.
die Zeugnisse finden sich bei Lnkianos ivdXioi btdXoTOi lO, Libtaioi
narr. 19 = Westermann mjtbogr. s. 376, Macrobias Sai. I 17, 51
und Servius zu Verg. Äen. III 73.* sie folgen der in spiterar Mit
fast allgemein angenommenen auffassung, dass die LeioidiB vf
Delos geboren seien, und lassen den drachenkampf sich namiitellv
nach der gebui*t des gottes ereignen, es wird zwar nicht anadrlck
lieh angegeben, wo dieser kämpf erfolgt sei, aber die enge rm^
knüpfung beider vorgftnge, die betonung des zages, dasB der alM
geborene gott der vom drachen bedrängten matter bq hilfe cB^
stellen es auszer zweifei, dasz wir Delos auoh als schaoplaU da
Sieges über den drachen zu denken haben, dem entspreeheDd iit
der Vorgang auf einer lekythos des Pariser mflnzcabinets (El. eftt
II pl. 1 A) dargestellt, welche ich in der schrifb 'Apollon Pjth^
ktonos' 8. 46 und 91 f. angeführt und besprochen habe, die örtUol-
keit ist hier durch einen felsen, in dessen hffhlang die PTthoa-
schlange sichtbar wird, und zwei palmbttume charakterisiert, dv
knabe Apollon^ den die ruhig dastehende, nicht flilohtende Leto srf
dem linken arme trägt^ ist im begriff den pfeil anf den drachea ab>
zuschieszen. Artemis, von gröszerer gestalt als der nach ihr g^
borene bruder, steht dem kämpfe zuschauend neben Leto.
Auch wenn weitere zengnisse nicht erhalten wären, wflrden wir
annehmen dürfen, dasz diese auffassung des gegenständes nicht d«
ursprüngliche form der legende wiedergibt, nach der schildttinf
des Macrobius und Servius hat Hera aus eifersucht ge^en Leto da
drachen zum Werkzeug ihrer räche ausersehen, wie sie ja flbeihsql
zur feindin aller geliebten des Zeus gemacht wird, yon ihr tf^
sendet wendet sich die schlänge nicht sowol gegen den gntnicha
söhn der Leto als gegen diese selbst, wird aber von dem nnal»
digen kinde, das der pflege der mutter noch nicht entwachssB ii^
mit sicher treffenden pfeilen überwunden, dieses motiv der eifa^
sucht der Hera, welches in jungem Versionen so hftofig anftrÜI
und mehr oder weniger breit ausgesponnen wird, und der sieh M>
schlieszende zug, dasz des drachen angriff nicht Apollon, aandaa
der wehrlosen mutter gilt, kann keiner der verschiedenen loed-
formen des mythus von anfang an eigentümlich gewesen sein, aiehv
ist, dasz die delphische ortslegende in derjenigen gestalt» dkm
durch den h jmnos auf den pjthiscben Apollon und die beridits flb«
das drachenfest überliefert ist, beide motive noch nicht hennt. abv
auch die delische legende musz ursprünglich eine einfachere HKS
gehabt haben und in allen wesentlichen stücken der delphiaehen Ihn*
lieh gewesen sein, dies läszt sich schon aus der flbereinstimHavg
schlieszen, die im allgemeinen zwischen dem mjthenkreis tob Dshi
und Delphoi besteht.'
' vgl. meine Bchrift 'Apollon Pythoktonos* (Leipsig 1879) a. 41 L
[auf 0. 69 anm. 6 dieser scbrift ist statt 'Ann. dell* last. a. a. ou' n
lesen 'Ann. d. I. 1875 p. 85 n. 43\] ' eine knna iiiaaauneasIslhH
gibt Leb^que 'recberches snr D^los* s. 196 anm. 4.
TbSchreiber: der deliBohe loeaJmjlliiii tod A]m11oii ^ttokioiMM. 687
Einen bestimmten beweiB liefert die Udier unarkllrta.dwrtel»
lang eines bei Cohen m6d» imp6r. YI pL 20, 14 «bgebüdeien oon-
torniaten der samlung Charvet, die den Ton mir in der erwllmtM
schrifb besprochenen denkmttleni hinznsnfllgen iat. noeh dentliebar
als auf dem vasenbild ist hier die intel Deloe als aehanpkii der
handlang durch angäbe des nforrandes mit begrensendan waaser-
fluten bezeichnet. oberwSrta sieht man den hOhanstig des beiges
Kjnthos und auf seiner s^ntie die palme, welebe seit Homerisoker
zeit (Od. l 163) als wahrseiehen Tcm Delos galt nnd dis hier um so
weniger fehlen durfte, als der mjthns neboi ihr die Letoiden ge»
boren werden Hess, sur reehten, seitlieh muterhalb der pabiie «nd
durch die berglinie zum teil verdeckti erseheiiit die krftftige, mar
mit einem leichten, von den schultern rOekwirts flattemdeii mantel
bekleidete Jünglingsgestalt des gottee. mit dem gespannten bogen
in den händen wendet sich Apollon dem michtigen drachen sn, der
sich Yor ihm zum angriff drohend emporgeriohtet hat. der Torgaoff
ist mithin ähnlich aufgefasxt wie anf den silbermttnten Ton Eroton ,
nur dasz Apollon nicht den delphisdien dreifossi sondern die f eisen
des Kjnthos als deckung benutst. Ton dem oben erwihnten vasen-
bild weicht die darstellong in dem wesentlichen ponete ab, dass Leto
und Artemis fehlen, und -dass der Letoide als bereits erwachsener
gott dem drachen allein entgegentritt.
Welche yon beiden au^Msongen des mjthns die Sltere ist, die-
jenige des vasenbildes oder die des oontomiaten, kann nicht sweifel-
haft sein, wenn man einen vergleichenden blick auf die ortalegende
von Delphoi wirft, hier hatte der kpdc Xöyoc von anfang an den
Vorgang so aufgefaszt, dasz Apollon, kaum erst geboren, mit wunder-
barer schnelle göttliche Vollkraft und reife erlangt und alsbald den
feindlichen drachen aufgesucht und erlegt habe, in dieser form bil-
dete die legende den Inhalt jenes eigentflmlichen festes, des Step-
terion , bei welchem kämpf, flucht, busze und entfUhrong des gottes
dem Volke mit allen einzelheiten dramatisch vorgeführt wurde, ein
fest dessen Ursprung sicherlich in die frühesten xeiten zurückreicht.^
yerhftlinismftszig spftt entsteht dann eine jüngere Version, die zuerst
bei Euripides (Iph. T. 1250 f.) auftaucht und von Doris (FHO. 11
485 fr. 66) und Klearchos von Soloi (ebd. II 318 fr. 46) weiter er-
zählt wird, sie sucht das wunderbare des ereignisses herabsn-
stimmen und es in einfach menschlicher weise darzustellen, indem
sie den neugeborenen Apollon als kind auffaszt, der noch des armes
der mutier nicht entbehren kann, so dass der angriff des drachen
Pjthon sich nunmehr auch gegen Leto wendet, im gegensats sor
erstem scheint diese version lediglich litterarische geltong erlangt
zu haben, in Delphoi wenigstens erhielt sich die ältere cultoslegende
neben der allmählich boden gewinnenden Bohemeristischen umden-
tung bis in die Zeiten Plutarchs mit derselben Zähigkeit wie die anf
*TÄpoilon Pjtboktonos' s. 69. * über das alter des Stepterioa
vgl. den anbang cor erwähnten schrift s. 96 ff.
688 JGolisch u. RLöhbach: zu Sophokles Ttmchiniai und PhiloUHn.
ihr basierenden gebrauche des Stepterion selbst, wenn gleichwol dit
von Klearchos erwähnte erzgnippe, welche an der stelle des dxsdbes-
kampfes errichtet worden war, den Vorgang nach der jOngem Ver-
sion wiedergab, so kann sie unmöglich ein von der delpfaiflchs
priesterschaft ausgehendes anathema, sondern nnr ein von answirti
gestiftetes, dem einheimischen ortsmjthus fremd gegenüber stslm-
dcs weihgeschenk gewesen sein, haben wir ein recht diese jllngai
form der delphischen Pjthonlegende unter die litterarischen mytba,
die nicht mehr, im Volksglauben wurzeln, aber durch poesie vai
prosa desto weitere Verbreitung finden, zu rechnen, dann «UM
sich leicht, wie nach diesem vorbild auch die delische ortslegeaie
umgeändert werden konnte.
Leipzig. _ Theodor ScHasiBB«.
94.
ZU SOPHOKLES TRACHINIAI UND PHILOKTETES.
Von V. 518 der Trachiniai ab schildert der chor den kämpfte
beiden nebenbuhler, während DeYaneira den ansgang desselboi yai
damit ihren gatten erwartet; dann fährt er fort:
526 iyOj b^ fiacrfip m^v ola «ppdZuj-
TÖ b* i^(p\ve\Kr\Toy 6ix^a viJfLiq>ac
^Xeivdv dMM^vei.
ich hab* erforscht nor, was jetst ich schildre;
indes die jung^frao, die vielomworbne,
sie harrt bedauernswert.
der chor sagt also dasz er, der unbeteiligte, nach dem hSrensagandii
gefühle der beteiligten braut nicht entsprechend schildern ktaaa
für das von den hss. gebotene, aber sinnlose }i6m\p habe ich bsb*
lieh oben sogleich mit geringer änderung das nach meiner meinBVI
ursprüngliche ^acTf)p eingesetzt, welches auszer in derselben totr
gOdie (733) noch im OK. (456) von Sophokles gebraucht ist nai
unter anderm auch als femininum sich in einem fragment des Kv-
kinos bei Diodoros V 5 (Nauck trag. gr. fr. s. 621) findet, die ss^
drucksweise ist ähnlich wie in den werten Homers (C 96) diKUflopoC
hr\ fioi, T^KOCy fcceai, oV dTopeueic.
ScHWEiDMiTz. • Julius OcumBi
*
Man ist wol darüber einig, dasz die in dem llberans mattaa
Zusatz Phil. 425 öcircp fjv TÖvoc versteckten arsprIIngliohcB
eine kurze, einfache andeutung enthielten, dasi der tod des
lochos dem Nestor besonders schmerzlich war. jedoch aneh vcn
den in diesem sinne gemachten besserungsvorschllgen hat bis jsM
keiner durchzudringen vermocht vielleicht schrieb der dichter 6
c TCP KT de TÖvoc.
Mainz. Budolp LOnaoB.
HGuhraner: sor gMebiehte dtr ankwwwik 989
96.
ZUR OBSCHICHTE DER ADL0SKU8IK.
eine entgegnong.
Im vorigen Jahrgang 1879 dieser Zeitschrift e. 677 — 692 hat
Karl von Jan unter dem Utel 'aoletiacher und anlodiseher nomoe'
eine ausführliche anzeige meiner ostem 1879erachieneBen prognunm-
abh. des gymm. zu Waldenbnrg 'sor geaehichte der anlodik bei den
Griechen' gegeben, derselbe gedenkt meiner geringen bemtürangen
um aufhellung einiger gebiete der griechischen mnsikgeschichte mit
einer ehrenvollen anerkennung, die mich zu lebhaftestem danke ver-
pflichtet, die resultate aber meiner nntersnchnngen » wenigstens so
vreit sie die aulodik betreffen, glaubt Jan nicht anerkennen sa dttrfeni
sondern er stellt ihnen mit ansfllhrlicherer begrttndnng wesentlich
abweichende ansichten entgegen, so sehr ich aber andi bereit bin
mich eines bessern belehren za lassen, so ist ee mir doch nicht ge-
lungen mich von der richtigkeitder Janschen aufstellnngen sa ttber-
aeugen, und ich möchte daher im folgenden versnoben die einwttrfe
meines gegners zu widerlegen und dadnrdi den iachgenossen eine
erneute prüfung der beregten fragen nahe sn legen»
Die thatsache, dasz zwei ans der leider so verschwindend kleinen
zahl von philologen , welche auf 4^8 engere gebiet der griechischen
musikgeschichte sich begeben , in so wesentlichem dissens sich be-
finden über eine frage, die bibher kaum je debattiert worden ist, weil
man irgend welche Schwierigkeit gar nicht dahinter suchte, d.ürfte
an und für sieb nicht ohne interesse sein, ^auloedici nomi quales
fuerint non est quod demonstrem; quivis vel indoctus ipse probe
seit' sagt CHWaltber in seiner verdienstlichen inauguraldissertation
'de graecae poesis meiicae generibns' (Halle 1866) s. 26. und nnn
zeigt es sich, dass nicht einmal diejenigen welche, wenigstens in
dieser specialfrage, sich für 'docti' halten, einig ' darüber sind,
was ein aulodiscber nomos ist. vorausgesetzt nemlich dasz sie sidi
nicht damit begnügen wollen irgend eine erklärung des betr. aus-
drucks zu geben, sondern dasz sie sich zur pflicht machen hier, wo
es sich um eine musikalische production handelt, auch genauer zn
fragen, wie man deren wesen, ausftlhrung, Wirkung usw. sich sa
denken habe, und wir operieren, wie es scheint, in der griech«
litteraturgescbicbte überall da, wo die musik ins spiel kommt, noch
gar oft mit bloszen Worten und würden nicht selten in arge Ver-
legenheit kommen, wenn wir gefragt würden ^ ob und welche deut-
liche und bestimmte Vorstellung wir uns von dem wirklichen
wehen der betr. aufführungen , arten Ijrisch-musikalischer prodnc-
tionen usw. machen könnten, für welche wir die termini so hftnfig
und leichthin im munde führen, ich habe in meiner abh. über den
pvthiscben nomos (jahrb. suppl. YUI s. 834—337) versacht des
Jfthrbürhn* für rU«». philol. ISSO hfl. 10 ■. 11. 46
690 HGuhrauer: zur geschichte der aaloemunk.
phrase ^der pytbiscfae nomos war die musikmaleriscfae dantettuig
des dracfaenkampfes durch einen auleten'nftber auf den leib lugdm
und zu erklären, wie man sich tbatsächlich eine solche darBteilmg
möglich und wirksam denken könne, möchte doch die wahmehmo^g^
dasz man über das wesen auch einer vermeintlich so einfachen nchi
wie die aulodik sich bisher keineswegs klar gewesen zu sein schdat»
die facbgenossen anregen auch der griechischen musik ge-
schichte mehr als bisher ihr Studium zuzuwenden ! man kann —
so glaube ich wenigstens — einen gelinden Schauder empfinden bä
anblick der Bellermannschen tonleitem, bei der zumatong sicha
die intricaten Untersuchungen über die tonarten und mathematiMk-
musikalischen theorien der Griechen zu versenken : und braucht d»
halb noch nicht zu glauben, das gebiet der griech. mnsikgeschkhli
sei ein dürres freudloses feld für den pbilologen , es kOnne bei d«
mangel an yorhandenen musikresten doch nichts dabei herm*
kommen usw. über die musik zu stände bei den Griechen, Qte
ihr musikalisches leben und dessen reiche besiehnngen nt
religion und dichtkunst, über die bedeutsamkeit der musik fllrdii
erziehung und das gesamte privatleben, über die eigentflmlkhi
Stellung welche sie sogar in der politik und philosophie der Orieda
einnimt , kurz in allen denjenigen partien der musikgeschichte «•
sie an die litt erat Urgeschichte einerseits und an die cultur- nndkui^
geschichte im allgemeinen anderseits angrenzt: da ist überall aock
gar viel zu fragen und zu sagen; der interessanten probleme, te
Hhemata' gibt es da die fülle , und um an ihre lösung zu gdM^
musz man allerdings nicht blosz philologisch, sondern auch gut mn*
kaiisch gebildet , aber man braucht noch lange kein musiksr lü
fach zu sein.
Ich hatte das resultat meiner Untersuchung über das wesea te
aulodik s. 7 m. programms in folgende werte zusammengelMil:
^unter einer aulodischen aufführung ist zu verstehen: ein kamt-
mSsziger Sologesang einer männerstimme, zu welchem di
zweiter künstler, ein aulet, eine musikalisch ziemlich antei|^
ordnete begleit ung bläst, der ausdnick auXuiböc bezeichnet te
solo Sänger.^ er allein pflegt , wenn von aulodischen anfftthnuflA
die rede ist, genannt zu werden.' gegen diese definition des
der aulodik hat Jan ein sehr gewichtiges bedenken, er
nemlich, dasz zu einer aulodischen aufführung zwei kttnstler
gewesen seien, behauptet vielmehr, es habe derselbe kOnstler
ein Vorspiel geblasen und dann gesungen % resp. so vorgetngSB, vii
ein nomossfinger pflegte (davon weiter unten 8.700 ff.), freilidi wB
auch er die art aulodischen Vortrags, wie ich ihn mir Toratelle,
t diisz letztere annahine meinerseits 'im fpegensati in vislta a^
dern forschem' gemacht werde, ist, lo weit ich UDterrlehtot bia,
zutreffend, yielmehr dürfte gerade die Janirhe aoffaaaiuif als aes
bezeichnen sein; vgl. noch zuletzt Christ metrik' s. M8. * elae S
nähme die ich selbst gleich auf s. 1 m. programms abfelehal haMSi
HGohnmer: nur geeekidMe dtr «oloaraiifc. 091
inz den Griechen absprechen, er gibt sie (ans AtlieiL AlV 621^) la
ir die späte zeit des Athenaios; er eonstatiert sie fllr die monodien
)s dramas. ganz in abrede stellt er sie» wenn loh ihn reeht Tvr-
anden habe, nur fttr das was man im eigentüohen sinne einen
tlodischen nomos nannte, für die ftlteste seit, ipedell flir Ekmas
id seine wenigen nachf olger. dwr aolodische nomos habe eben
»wegen sich nicht halten können, weil *ein anlode immer nur »b*
echselnd singen und spielen konnte, ein ttbelstand den mani als
e kunst noch in der wiege lag, wol ertmg, der aber in leiten der
»gebildeten kunst notwendig zor beseitigong jener gattong fllhren
uste' (s. 592). freilich wird kun vorher (s. 590) eine 'beseitigong
)r gattung' nicht schlechthin behauptet, sondern nor der nomos-
ilodik : 'man hörte lieber statt eines kttnstkrs, der snerst blies und
mn sang, einen dilettanten, der sich von dem beiahlten anleten oder
nr auletris begleiten Hess.' somit eonstatiert Jan neben resp. nao h
ner agonistischen aulodik einielner kflnstler noch eine sweite art
m duettaulodik in meinem sinne, die aber nnr dilettantisch gettbt
Orden sei. letzteres freilich ist eine blosie Termutong. denn in
m stellen, die Jan aus m. abh. herbeizieht, ist doch Ton dOettanten
oherlich nicht die rede, auch nicht in der interessanten Cieero-
elle , die er selbst beibringt, hören wir, welche grOnde Jan dam
iuren, diese zwei arten aulodik anznnehinen und meine anfEssiong
L bekämpfen.
Das erste bedenken welches Jan vorbringt ist dies, dass eine
ireinigung zweier personen zu einer gesamüeistung, deren ver-
lltnismäszige Schwierigkeit ich selber hervorgehoben hätte, kaum
izunehmen sei für jene 'uralten Zeiten', welchen man die aulodik
hon zuschreiben müsse, mir freilich erscheint dieses bedenken,
uiz allgemein gefaszt, von sehr geringer bedeutung. in je filtere
rit man die aulodik zurückdatiert, um so einfacher kann und musz
an sieb die qualität der betr. musikstücke denken, und da sehe ich
;nn gar nicht ein, dasz ein stützen des gesanges durch begleitende
ne des aulos gar so fern gelegen hätte oder — in ein£achsten
rmen angenommen — gar so schwer g^ewesen wäre, mieh will
>er anderseits sogar bedtlnken dasz, wenn Jan (s. 686) sagt ^Klonas
ies jedenfalls zuerst auf seinem instrument jenes rituelle prooimion
feierlichen choraltönen und gieng dann, nachdem er der heiligen
licht genügt, zum zweiten teile des agon, einer unbegleiteten
citation über', dasz gerade eine derartige Zusammenstellung ganz
»rschiedenartiger kunstleistungen und kunstwirknngen erst einer
eiter ausgebildeten kunst entsprechen dürfte. freUich bilde ich
ir nicht etwa ein hiermit etwas für die historischen verfailtnisse
isschlaggebendes oder auch nur besonders beweiskräftiges geeagt
i haben, es ist überhaupt eine misliche sache mit aufstellnngen
>er die qualität und chronologische folge der musikalischen kunst-
jungen in der ^uralten' zeit, wir thun hier am besten uns wenig-
ens für die erkenntnis näherer umstände fast ganz zu bescheiden.
45»
692 HGuhrauer: zur geechiohte der aalonmink.
die Griechen hatten ja bekanntlich das bedürftiis die 'eifudiaf'
aller derjenigen kunstübungen , die sie hochschitzten, in die Ütoli
zeit zurückzuverlegen und sie an irgend welche ganz oder halb-
mythische namen zu knüpfen, die chronologischen nnd eonstigai
yerhSltnisse dieser mythischen kunstheroen — and lediglkk ih
einen solchen fasse ich mit Bernhardy (griech. litt. 1356) Ardal«
auf — gibt dann ein jeder berichterstatter nach seiner vi m,
vielleicht entsprechend seinen persönlichen, aus allgemeinen geneU^
puncten geschöpften ansichten von dem alter und der zeitliebea i^
einanderfolge der entsprechenden kunstgattungen. daher fii
vielen Widersprüche in den berichten der alten, aus der wichtigilH
quelle, die wir über derartige dinge überhaupt besitzen, aas Platndh
irepi MOUCiKTic können wir wenigstens sehr wenig sicheres
das ist zum guten teil eine wüste und wirre eompilation oft
direct widersprechender berichte, was speciell unsere aalodik k^
trifft, so können wir , wie ich schon in m. programm s. 8 bemcrklik
wol nur das 6ine aus Plutarchs ersten capiteln schlieszen , di
wie Glaukos und Herakleides die aulosmusik fllr sehr alt
ftlter als die kitharamusik. wenn sie ganz speciell wiederholt ?■
auXiubiKä und tujv auAuibiKOiv Troir)Tai sprechen, so dfirfte die nr
mutung gestattet sein , dasz ihnen in ihrer zeit gerade die ankA
als die so recht eigentlich archaische form der aulosmasik, imB
ihrer zeit fast verschollen und aus der Übung gekommen war, »
schienen sein mag, zumal gegenüber der auletik, in der sie nett
eigentlich die 'moderne' form der aulosmusik sehen mosten, dahv
lag es ihnen vielleicht nahe , wo sie von der uranfftnglichen ad»
musik handelten, von auXuibiKd zu sprechen, dasz aber irgtal
welche verbindungvon blasen und singen erat möglich ist, wM
ein gewisser grad von fllhigkeit in beiden kunstleislnngen mIs
vorhanden ist, liegt auf der band, und insofern wird keinerUrf
aulodik als die zeitlich schlechthin erste form der anlosmnsiki»
genommen werden können.
Eine offenbar historische person aber ist schon K 1 o nas; frfSA
musz ich der ansieht Jans, der ihn vorTerpandroa setzt, softe
entschiedenste widersprechen, wir haben für die altersbesl^nflaV
des Klonas überhaupt nur die nachrichten beiPlutarch ir. miUL<|r
überall da aber , wo Plutarch mit nennung des namens Ton KkM
spricht, bezeichnet er ihn ganz ausdrücklich als jflnger denn 9i^
pandros, freilich das eine mal als viel, das andere mal als weajf
jünger; aber zweifellos setzt er ihn beidemal später als den
des kilharodischen nomos. wie diese angaben mit den andern
dem bei weitem höhern alter der aulodik in einklang gebracht
können, hat Jan selbst richtig angedeutet. Plutarchs
unterscheiden zwischen dem Vorhandensein der kanatflbang a
gemeinen und ihrer kunstmäszigen katastasia im aulodischcn
letztere wird aber bei Plutarch nicht, wie Jan sagt, i
sondern mit klaren Worten eben dem Klonas za ichrÜNBi
HOnhnuMT: lur güddeble dtr aakwmiMik.
ich also, im einverstSndnis mit WMtplud und andenii naoh Ter-
pandros setze. '
Wie denkt sich nun aber Jan die anafttbrong dea anlodiaeheii
noxnos während der ganzen zeit wo er agoniitisoh nnd streng kmiat-
mäszig geübt wurde? so, dasz ein und derselbe kflnstler zuerst ein
TTpooiMiov blies und dann einen nomia^en Torirag folgen Hess, da
musz ich freilich meinerseits mit einem allgemeinen bedenken
kommen. Jan stellt den aulos am nftcbsten unserer heutigen obo0.
er behauptet femer, es handle sieh hier immer um doppelauloi,
die, zugleich angeblasen, verschiedene tOne hfttten hören lasaen»
nun stelle man einmal einem heutigen obo(fblftser die zumutnngi
nachdem er ein, wenn auch nicht zu langes stttok solo geblasen hat,
gleich hinterher -zu singen! was der wol sagen wflrde? und dabei
blftst er keine doppeloboO mit yerschiedenen tOnen« dasz aber der
griechische aulos sich keineswegs leicht blies, sondern groszen auf*
wand von kraft und athem erforderte, Iftazt sich aus aehr vielen
stellen der alten leicht erweisen, dasz der kOnstler vor dem gesang
bfttte auch erst die q>op߀id, die mundbinde, abnehmen mttssen,
will ich gar nicht einmal mit anitthren, weil die mundbinde wol
nicht unter allen umständen angelegt wurde. ^
Diese erwägungen hatten mi<£ bei meiner untersuehung von
vom herein dazu geftlhrt, die ausitthrung des aulodischen nomoa
durch 6inen künstler für etwas an sieh sehr unwahracheinliohea za
' daiiz Plutarch 'die Aolodisehen nomen vor den kitharodisohen he-
•pricht', will wol nicht Tiel tagen; dass er aher 'dentlich erstere ffir
niier erkläre c. 4 ^e, und c. 6 za.* bestreite ich: denn von nomen ist
eben in jenen stellen nicht die rede, tur bestem öberticht mögen hier
die tämtlicben anf vorstehende nntersnchnng betüglichen ttellen des
Plntarcb zusammengestellt werden, et tind folgende: e. 8 e. ö^oiuK
bi TcpTrdvbpuj (von dem vorbin die rede war) KXovAv, t6v irpÄvov
cucTi]cdM€vov ToOc aöXifibtKoiic vö^ouc Kul T& irpoc6(Ma, iXc-
Yciiüv T€ Kül liruiv iroiiiTf|v x^TOv^t. kgI TToXümvt|ctov t6v KoXo-
qxdviov TÖv ^€Tä toOtov tcvö^cvov toIc ainoXc xp(K<>tcOat woi*
f\nac\y. e. 4 anf. oi bi vö^oi oi Kurd TouTouc, draO^ *Ovnc(KpaTCC,
oöXi4>6iKol fjcav . . folgen 7 namen. dcT^pqi bi XP^vqi Kul Td TTo-
XuMvdcTia KoXoiJMCva ^Ecup^dr). oi bi t^c ictOa|Hpb{ac vÖMOt wpÖTCpov
«oXXip xpovip Tdiv aOXqibiKüiv KaT€CTd6f)cav M Tcpirdvbpov. ebd. e.
«pccßOrcpov ToOv aOröv (Terp.) 'ApxtXöxou dir09aivci iXuOkoc 6 IE
'IraXiac . . q>ncl Tdp aöröv bcOrcpov tcv^cOot ^crd toOc irp«(rrouc
trotficavrac a6Xip6(av. c. 6 6 b* 'Opq>€Üc oüMva <pa(v€TOt pcptMim^voc
oöbdc ydp iTUJ YCT^vTfTo ci ^f) oi Tdiv aOXqibiKibv irotrirai* TOtfrtoic bi
KOT* oOe^v Tö *Op<piKÖv CpTOv loiKC. KXovAc bi ö Tdiv uOXqibtKtbv
vöMiuv TroiYiTf)c ö ÖXip^ OcTcpov Tcpwdvbpou t^vö^cvoc« ibc ^Uv
*ApKdb€c X^Touci, TcTcdnic fjv, ibc bi BoiurroC, 9r)ßctloc. v^trä bi Tlp-
travbpov Kai KXovdv 'Apx(Xoxoc irapaMboToi y€y4ciai. folft die
ootiz, Ardalos werde von einigen vor Klonas geaetst, und als eomponitt
(anlodischer nomen) gelte auch Poljmnestot. vgl. c. 10 a. Bergk PLO.
III ' 809. * Jan macht freilich die aaletitehe leittong sur banpt-
»ache und gibt dem aoloden einen concert doppelaolot; damntserihm
wol auch die <pop߀id zusprechen, ob wir annehmen dast der anlode
binterher im eigentlichen sinne singt, oder ihn mit Jan blott rhapto-
dieren lassen (vgl. unten), Ändert fOr die vorllegeade fra^ wol niehts.
694
HGuhrauer: zur geschichte der anlosmusik.
halten , welches trotzdem anzanebmen nur zwingende beweisitAUci
der alten uus nötigen konnten, solche beweisstellen hatte kb aber
absolut nicht finden können , dagegen viele andere , die ftlr meiie
uuffassung sprechen, vgl. mein programm s. 2 und 3.
Auf grund welcher stellen aber hftlt denn nun Jan dann hä^
eine Vortragsart den alten zuzuschreiben, von der er selbst sagidai
sie ^ein übelbtand gewesen sei , der schlieszlich zur beseitigiuig dv
ganzen gattung habe führen müssen' ? die antwort auf diese Snfß
lautet, dasz auch Jan nicht eine einzige stelle beibringt, welche
directen beweis ftlr seine annähme böte, er stützt sich immer
der auf allgemeine erwägungen und — auf seine anfiassung derm-
tragsart des nomos überhaupt, von der wir spftter zu reden baki
werden.
'Wai-um ist nirgends vom begleitenden anleten die rede?' dann,
hatte ich geantwortet, weil den alten die leistung des sSngers so sihff
als die hauptsache erschien , dasz sie den begleiter nicht mit ia da
ifibv aufnahmen und also auch nicht nannten.^ diese meine antiiort
genügt aber Jan nicht, sondern er .schlieszt aus der that8aclie,dHi
auleten nicht genannt werden, dasz eben auch keine beteiligt ge^
seien, ich gebe zu dasz dieser schlusz an sich sehr nahe Iflge,
^ Christ (nietrik* s. 672 anm.) sag^ allerdiogfs: 'der technifdi
aiisdruck für das be^rleiten des gesangs mit der flöte war dvoul^N;
dnsz man darin eine besonders hohe konst sah, ersieht maa aa
Luc. H;irm. 1, wo es von dorn herülimten anleten Timotheos heisst: !■
Kai cu, (h Ti^öOee, tö irptXiTov £X6üiv oIkoBcv £k Boiurriac innjfihfK
tQ TTav6iov(6i kqI ^viKncac iv Tip Alavrt ti}i ^fi^avct toO 6}uniißm
coi iToincavToc TÖ M^Xoc usw.* es ist aber (iirauXcIv keines wcfi 4m
einzige technische ausdriick für das beg^leiten des gesangs nit ta
aulos, sondern es kommen auch die andern composita ^irauXctv, lpi^
auXelv, cuvauXeiv in diesem sinne vor. entsprechend aagt man tos fi-
BHUg, tanz oder sonstigen Verrichtungen, sie geschähen öir'aÖJU^, |KI*
aOXoOf irp6c aüXöv, ähnlich wie auch wir sagen 'anter flötenschall, ^
der flüre, zur flöte', kcincnfalls aber heiszt öirauXctv, ahsolnt gebrasiM
und ohne zusatz, blosz 'zum gesange blasen', sondern es bedeatctiki^
haupt 'mit dem aulos hcgiciten'. schon Stephanui aprachschats biilA
stellen , in denen das wort zh. von der begleitung zum tans rebrasriC
ist (Luk. TT. 6px. 83 ^v6c bi tuiv dirauXoiivTuiv t6v aöXöv Aimdcac sisj
oder soL'ir zum fischfang (Ailianos ir. Zibuiv 17, 18 TÖv aöXöv ibc ftAflp
(pepci Kai (inauXei. r) bi [der fisch] ünepfibcTm usw.). ao heisst ski
iiTTiiuXr)cac Tfj TTavöiovlöt zunächst bloss 'da bliesest die aalcwpsiil
beim PamÜHfestu*. die von Christ angeführte Lakianosstelle fshfell
also nur (iaim hierher, wenn wir in dem 'rasenden Aias* des TisMlAeH
von MÜL't einen aulodischen nomos glaubten sehen sa roiissen. das Bs|l
aber nach dr>m, was wir sonst von Timotheos wissen, sebr lera (ilsr
ihn am aust'iilirlichsten Walther ao. s. 63 — 68; vgl, aach ERobds Ib
rh. mus. XXX IV s. 57*2| 2). wir können vielmehr entweder aa elMB
aulctischen nomos denken idaranf führt das iroif]CavTOC t6 ii^AoC, V^
pyth. nomos s. 339), oder aher an jene nomiscb dithyrambisebsa
Positionen des Milesiers Timotheos, von denen wir nftberes oicbt
bei denen aber sehr wol vielleicht neben der kithsra aneh aalolkl
beteiligt gewesen sein, somit glaube ich dssi diese diae Lafcii
stcüe iiifht geignet ist meine ansieht über die etellnnf der bsgMIaif
beim auloilischen nomos als falsch erscheinen sa lassen.
HOuhrAuer: rar gMohkhto dtr ankimmik« 086
nicht andere nachrichten klar und denUich flir die mitbeteiligiiBg
«ines auleten sprächen, wenn das non aber der fall iet, so wird
man meine erklärung der scheinbar anfifallendmi thataaehe doch wol
als eine an sich sehr annehmbare gelten lasaan k0nnen. wer wird,
wenn die spätere zeit vom sftnger Stookbansen, vom geiger Joachim
reden wird, daraus scbliessen daaz diese kfinstler stets ohne beglei-
tung aufgetreten wären ? und wenn die begleiter offieiell nicht nnter
einander, ebenso wie die s&nger, nm einen preis rangen, so war ebes
kein grund da sie insohriftlich sa nennen, die beiden insohriften ftber
<CIG. 1579 und 1580), die ich selbst angeAhrt hatte (s. 4) nnd in
denen bei siegen von c hören der begleitende aalet genannt wird,
beweisen nichts gegen diese anschannng. hier handelt ee sich am
Unterschriften zu weihgeschenken, welche die betr. swei choregsn
dem Dionysos widmen zum dank für den sieg ihrer chOre. sie nen-
nen nicht die namen sämtlicher choreaten, sondern ansier dem
amtierenden archon blosz die deijenigen beiden kflnstler von fach,
welche fUr die leistung der chöre verantwortlich waren: den X^P^
t)ibäcKaXoc und den auleten. hier ist der aalet das was bei nnsem
Choraufführungen das ganze begleitende Orchester ist: er *hält' nnd
führt den chor; von seiner leistung hängt das gelingen wesentlich
ab; er ist eine bauptperson und vertritt das interesse seines chors.
beim aulodischen nomos aber ist der Sänger der dominierende, oft
wol auch der componierende kUnstler; er flbt sieh seinen begleiter
ein, der ihm ^folgen' und sich ihm möglichst onterorchien mosi.
vielleicht benutzten manchmal mehrere concnrrierende auloden den-
selben auleten.
Auch dsLsz ich die völlige heterogenität der kithara- und aolos-
niusik bei den Griechen als genügenden grund dafür angeführt habe,
dasz man für einen ^sänger zum aulos* den besondem namen aöXcfi-
böc geschaffen habe (ich verglich unsere aasdrücke 'liedersänger,
oratoriensänger'), auch das billigt Jan nicht, neaes habe ich zu dieser
frage nicht vorzubringen und rousz die entscheidung Ober dieselbe
andern überlabsen. dasz man einen sänger, der selbst ohne jedes
instrument vor die zuhörer trat, dessen begleiter vielleicht gar nicht
neben oder hinter ihm, sondern an irgend welcher andern stelle
stand, durch einen besondem namen unterschied von dem kitha«
roden, dessen auftreten schon äuszerlich ganz anders wirkte, snmal
eben der aulode ganz anders und andere weisen sang als der kitha-
rode, ist doch wol sehr natürlich, man hätte ihn auch schlechthia
iiiböc nennen können ; dieser name bezeichnete ja aber ebenso den
kitharoden : was lag also näher als ihn im gegensati znm kitharoden
auXiuböc zu nennen?
Doch wenn Jan, wie gesagt, keine die aolodik betreffende,
direct für seine auffassung sprechende stelle beibringti was macht
er nun mit den zahlreichen stellen, die ich zusammengetragen habe
nnd die meine behauptung klar und deutlich beweisen? er bespricht
uro eingehendsten diejenige stelle ^ der aoch ich eine besondere be-
696 HGahrauer: zur geschichte der aulounnnk.
deutuDg beigelegt hatte , nemlich Plut n. ^ouc. 36. ich miiB fin»
stelle nochmals hierher setzen: uiTOKpiv€i€ T^p fiv Tic Akouw
aöXriToO, iTÖrepöv irore cu)Liq>ujvoCciv o\ aöXol f\ ou, xal ndrcpov
f] bidXcKTOC caq)f]C f\ TouvavTiov • toutuiv V EicacTOv M^poc toi
Tfic aöXnTiKT^c ipmvüac , ou jn^vroi täoc, dXX* Ivckq toO tAouc
Yivöfxevov. ich hatte behauptet, man müsse in dieser stelle Bil
Volkmann statt auXriTOÖ und auXr)TiKf)c schreiben aOXifiboC ml
auXuibiKT^c, und dies nach bekannter methode dadurch zu rechtfertig«
gesucht dasz ich nachwies, die stelle sei in der fassong der hn. nieU
zu verstehen, denn erstens wisse man nicht was das CUfiqwivoDav
o\ auXoi heiszen solle , da doch ausdrücklich von 6inem virtiHMi
die rede sei. 'welche auXoi' hatte ich gefragt 'sollen denn ds zi-
sammen stimmen?' und zweitens sei der ausdmck bidXcKTOCi srf
einen auXnTrjc bezogen, absolut unerklärlich; Westphels Über-
setzung ^mehrstimmigkeit' sei sprachlich und sachlich anertrtiglil^
dagegen — hatte ich ausgeführt — sei alles in bester ordniof^
wenn man mit Volkmann die stelle auf auloden beziehe, dann b^
zeichne das cufxqpuJvoOciv o\ auXol den guten zasammenklang da
begleitenden instruments mit der singstimme und öiäXcKTOC dit
deutliche ausspräche, bzw. überhaupt die qualitftt der aussprach!
des sSngers, zwei dinge die doch sicherlich zum rein trirhnitfhM
einer auXiubiKf| i^\xr\vi\a gehören." dem gegenüber sagt Jan, da
cu^q)UJVOÖciv Ol auXoi mache mir so grosze Schwierigkeit, denn iA
vergäsze dabei ganz 'dasz das griechische concertinstrament nidA
ein einfacher sondern ein doppelter aulos war*, ganz tu gm—
habe ich diesen umstand nun freilich nicht, sondern ihn s. 6 ana. 1
ausdrücklich besprochen und gesagt dasz auch auf den dopptl-
aulos das cu^qpujveiv nicht passen würde. Jan sagt 'wenigstesi im
texte der abh.' hfttte ich es vergessen, will er tezt und anm. scbeidflaf
das wftro doch eigentümlich, ich füge hinzu dasz bei meiner aof*
fassung der aulodischen auffUhrung gar nicht auggemacht ist, obte
blosz begleitende aulet ein ^concertinstrument' müsse benutet habi^
dasz ferner, wenn Jans aulode dies gethan hat, die oben besprochl
Schwierigkeit der praktischen ausftthrung nur um so greller herrs^
tritt, und dasz endlich bisher noch niemand behauptet hat, #i
Griechen hätten fast immer doppelauloi gehabt, eine antorititik
wie Gevaert bestreitet dies entschieden. (Jans Vortrag Ober
frage in der Trierer philologenversamlung ist mir noch nicht
gänglich.)
Freilich hatte ich dabei von vom herein die annähme
schlössen, der griechische aulet blase auf seinen auloi zweii
* icli kAun natürlich hier nur ganz kors retomieren and mass srf
die aoarührlichere erürterunfp oi. profirrainnit i. S verwaisen, wis JzB
dazu gekommen ist zu sagen, auf die erklämog des wortes ftidÄesnC
Meistete ich völlig verzieht' und ich gäbe mir 'vergebliche SBÜhe
plaral oi aüXoi zu erklären ', wird wol jedem der mein prograaai
ebenso onbegreiflich erscheinen wie mir lelbcr.
HOahraiier: sar gMebiehte dtr «nlotmuik. 607
(▼gl. progr. 8. 2). dann würde freilich das cii|M|HiiV€tv einen sinn
geben können, aber auch nur dann/ Jan nimt denn anoh keinen an-
stand die bisher wol unerhörte behanptimg anfsostellen 'dass daa
flötenspiel wirklich in der regel sweistimmig war*, nnd
zwar 80 'da8z die eine flOte (tfic0fi(i«a) die melodie fOhrie» die andere
(stuicentiva) begleitete'. * 'die begleitong aber werden wir uns bei den
Griechen 8o denken müssen, dass die begleitende flöte einen
hohen ton aushielt.' Jan gibt selbst su dass dies 'uns medemen
kaum glaublich erscheinen will', trOstet sieh aber mit dem satse *dea
wunderbaren gibt es im altertiun noch mehri und die historische
forschung darf sich dadurch nicht beirrenlassen', sehrriehtig. aber Jan
wird mir hoffentlich zustimmen, wenn ieh seiner theee folgende anti*
these gegenüberstelle : etwas wunderbares und a priori nnglanb-
liches den alten zuzumuten werden wir nur dann uns entsohlieasen
können , wenn die betr. berichte der autoren durchaus unTerdIchtig
und ihrem Wortlaut nach so klar und unzweideutig sind , dasz eine
andere auffas8ung ausgeschlossen erscheint, so hmge aber uns die
möglichkeit gegeben ist, aus den werten der alten ebensowol etwas
glaubliches als etwas unglaubliches herauszulesen, so lange wird es
doch wol der wissenschaftlichen methode entsprechen, das glaub-
liche zu wfthlen und nicht das unglaubliche, ich war, ausgehend von
diesem wol unanfechtbaren wissenschaftlichen gmndsaUe, um so
neugieriger, woher Jan den beweis ftr seine au&tellung wol nehmen
möchte, fand aber nur wenige stellen, und solche die meines eraoh-
tens die behauptung Jans auch nicht im entferntesten zu bekrftffcigen
geeignet sind, er bringt nur zwei schon oft besprochene stellen der
Griechen: Piaton rep. III 10 {399^) und Plut. it. mouc. c 29. die
•Piatonstelle, welche lautet: Tib^; auXoiroiouc f^ auXiyräcirapa&äei
elc Tf)v TTÖXiv ; f\ ou toCto iroXuxopbörorov Kai aurd ra iravopjyiövia
aviXoO TUTxävei 6vTa fni^riMa; druckt er ohne ein wort der erklftrung
einfach ab. und doch wäre es »ehr interessant zu erfahren , wie wol
Jan Piatons worte übersetzen mag, wenn er aus ihnen schlechtweg
' Jao bezieht den aasdruck auf 'das barmonlBche •nsammenstimineD
der beiden flöten*, dasz aber bei cuMq>uivetv an die reinbeit der 'tthn-
mang' nicht gedacht werden kann, habe ieh In m. progr. s. S erwiesen
Qod könnte viele stellen bintufügen. das 'gute sasammenklingen*
könnte also bei Jan» annähme nur insoweit Tom auloden abhEogeo,
als er beide anloi ^leiibniHscig und gut anbllst. denn f&r die quaUtSt
der anloi ist der AuTosmacher und fGr die der susammeDgeetellten ioier-
valle der componist verantwortlich, nicht aber der aneftthreBde Tirtace.
freilich würde auch der componist an dem 'hoben ton den die beglei-
tende fl()te Aushiclt' nichts Sndern können. ^ die anficht, dasc auf
dem doppelaulos iweistimmig geblasen worden sei, vertritt anehAWagener
'memoire sur la Symphonie des anciens* in mtfm. de Tacad. rojsle da
Bel^iquc t. XXI, 1861 (vgl. bes. 8. 86 und 64 ff.), doch denkt er sich die
aache immerhin anderii ala Jan. er behauptet auch keiaeswegs daas das
griech. concertinstmment fast immer eio doppelanloa gewesen aei,
denkt vielmehr vor allem an begleitende aulol. in unterer Platarehi-
achen stelle würde aber nach der leaart der Ina. an ein aoloeoaeert-
Instrument gedacht werden mfiaaen.
698 HGuhrauer: zur gcfichichte der auloemiuik.
folgern zu können glaubt, der griechische aulet hfttte steU iwa-
istimmig geblasen, ich meinerseits sehe hiervon in der stelle vuk
nicht eine silbe stehen. TToXuxopbÖTarov heiszt ein instnunent mit
vielen saitcn, dh. also vielen tönen; übertragen steht der ausdmd^
auch sonst vom aulos als einem instrument dem viele tOne zu ge-
böte stehen.* TToXuapjbiöviov und TTavapfxöviov kommt ziemlich uf
dasselbe hinaus.^^ so heiszen instrumente, auf denen man, eben w^ga
der manigfaltigkeit und zahl der vorhandenen töne, in vielen bzw.ii
allen äpMOviai dh. tonarten spielen kann, solche instrumente brauclHi
wir nicht, sagt Piaton , weil wir nur einfache weisen und ttberhanpt
nur zwei tonarten in unsern staat aufnehmen wollen; wir brandiai
alsO; sagt er kurz zuvor, keine TpiTUJva und keine TrT)iCT{Ö€C und kein
solche öpxava öca TioXuxopba kqi TroXuapMÖvia, am wenigvui
also, fügt er in unserer stelle hinzu, die auXoi. hier ist alles klar
und deutlich." wo bleibt aber Jans behauptung?
Nicht besser steht es mit Plutarch ir. fuiouc. c. 29. hier folgert
Jan daraus, dasz dem Lasos nachgesagt wird, er habe den dithjnv«
bos freier gestaltet if} tOjv auXuüv iroXuqpuüviqi KaTaKoXouOil)caCf die
alten auleten hätten zweistimmig geblasen. TToXuq>uivia heiszt aber
offenbar gleichfalls * vieltönigkeit , reichtum an tönen', es bedentrt
nicht was die moderne musik unter ^polyphonie' versteht, nnd feelbtt
wenn es das bedeutete, so ist doch p o 1 y phonie nicht zwei stimmig-
keit, und anderseits steht kein wort davon da, dasz eine viel- odir
zweistimmigkeit auf einem und demselben instrument und VM
demselben bläser erzeugt worden wäre, darauf aber kommt ei
doch hier gerade an.
Diese beiden stellen beweisen also nichts, mehr nachdenkliflk
könnten uns schon die beiden folgenden machen, oder vielmekr
sie haben bereits seit langer zeit (schon Casp. Bartholin de tibiil
vet. s. 88 und 104 bringt sie) den gelehrten kopfzerbrechen Temr«
sacht, es ist die bekannte Varrostelle {de re msL 12, 15) über dii
tihia incentUa und succentiva, welche lautet: certc^ inquit F\tndanm.
aliud pastio et aliud agricidtura, sed afjfinis, et ut dextera tibia aKi
quam sini^tra, ita ut tarnen sit quodammodo coniuncta^ quod est aUtn
eiusdcm carminis inccntiva^ altera sticceniiva. mag man die ausdrOde
incentica und succentiva fassen wie man will, das scheint klar n
sein , dasz man aus dieser stelle ein gleichzeitiges anblasen der bei-
den tihiae ohne weiteres zu folgern durchaus nicht berechtigt, nocl
weniger aber genötigt ist- das quodammodo coniunda scheint so-
gar gegen eine solche annähme zu sprechen, die beiden tihiae habm
ver>chiedcne aufgaben, und doch wirken sie auch andeneitia
einem gemeinsamen zwecke: sie ergänzen einander — das ist dit
* umsrekehrt rühmt Plutarch ir. ^ouc c. 12 e. Tf)v öXixoxopMov ROl
T^v ÄiiXÖTiiTa xal CCMVÖTT^TG Tf^c ^ouciKf|c »c. Tf\c dpvaiK^. " ia
dit'sem sinne sa^'t Athpuaiofl XIV 631* TTpövo^oc 6' 6 6i|ßal0C «pAvSC
iluXr)cev dii6 tüjv auTwy aöXuiv irdcoc &pMOv(ac. '* so faMt die ■laUt
übrigens selbst W.igtner ao. h. 72, desgleichen die folgende Plutarahstallt-
HQübrmner: rar ginehiflhte dtr Mdomniik.
pointe des Varronischen Tergleiohs« die sweita itdle aber, wdehe
aus den Florida des ApulcijuB entlehnt ist (c. l), würde allnin, aaoh
wenn sie evident wäre, uns hol der Janschen annähme nidit swingen
können, als curiosum sei aber noch angeführt dan Ambros, der
MG. I 8. 487 sagt: 'die doppelflffte war nicht das ansgebildeteiei
sondern das altertttmlichere, rohere instnunent, der Übergang Ten
der vielrohrigen syrinx lor einfudien flöte, sie diente nidit etwa,
doppeltöne zu blasen, sondern war dasn Torhanden, dem blieer eim
gröszeres tongebiet in tiefen nnd hohen tönen sa öAien, wenn er
es nicht verstand , wie jener Alexandrides tiefe nnd hohe töne auf
demselben röhr hervorzubringen' — dass Ambros von dieser setnar
behaaptong sagt, sie folge *dentlioh genug* ans ApuL fhr. 1 , der*
selben stelle ans der Jan das gegenteil beweist. Ambroa berfiek-
eichtigt offenbar zunächst, dass Apnlc(}ns von der alleriHesten seit
der auletik sprechen will (wie aus den unserer stelle vorausgehen*
den Worten noch fiberdies hervorgeht), dass er es als ein eommodum^
wie er es nennt, für den fortschritt der anletisdien kunst beieiohnet,
dasz Hjagnis (jener mythische heros der auletik), der nondi»m ^ni*
dem tarn flexanimo 9ono nee tarn phmfanm miodo nee tarn fmM^
foratüi tibia zu blasen verstanden, diese mängel dadurch wesentlich
gemildert habe, dasz er sich nicht mehr besobrinkt habe «hm Hbia
vdiU una tuba personare^ sondern daas er auf die idee gekommen
sei, zwei auloi zu benutzen; etwas anderes braucht man hinter
den Worten primus duas tibias uno spirüi$ amimavU nicht lu suchen.
auch die folgenden werte mit ihren echt Apulejisch gezierten aus-
drücken wollen vor allem den durch Hjagnis schon vermehrten ton-
umfang hervorheben, einen historischen wert fflr die person und
zeit des Hjagnis haben die declamationen des Apulejos natürlich
überhaupt nicht.
Eine ausführlichere Untersuchung über die Verwendung dee
doppelau]o8 hier zu geben bin ich zur zeit um so weniger in der läge,
als weder Jans Trierscher vertrag noch auch vor lülem öevaerts
2r band bisher erschienen ist. " ich glaube mich auch mit vollem
rechte darauf beschränken zu können , nachgewiesen zu haben daas
die bisher unerhörte behauptung, die Jan aufteilt, durch seine vier
stellen gewis nicht erwiesen ist. es wundert mich dasz Jan sieh
gerade diese stellen herausgesucht hat, während doch die ausführ-
lichen Untersuchungen bei Bartholini , F^tis und AWagener ausser
ihnen noch manche andere bieten, die für die in rede stehende frage
bei weitem interessanter sind, wir würden, wenn wir Jans behaop*
tung annehmen wollten, die griechische musik — fiberall wo auloi
mit beteiligt sind, also in auletik, aulodik, beim chorgetang, im
theater, beim zusammenspiel mit der kithara — auf das niveau einer
*
** Qevaert hat die gute mir brieflieh mitsuteilen, dais er mit Jans
aosicbten über den gebrauch des doppelaolos bei den Qriechea diirebaas
nicht einverstanden sei.
700 HGuhrauer: znr geschichte der auloimarik.
chinesischen dudelsackmnsik herabdrücken, das wollen wir Am^
so lange nicht stärkere beweise da sind, lieber nicht inn.
Mit Jans erklärung des cu^qpujvoöciv o\ auXoi nnserar Plntttd-
stelle ist es also nichts, wie steht es mit dem worte bidXcKTOC? *ucU
so günstig' sagt Jan selbst, ^es scheint da an ein xwiegwpridi te
beiden flöten gedacht zu sein.' ein *zwiegespr&ch' sollte es gcaml
werden, wenn der eine aulos eine melodie blSst und der andere daW
fortwährend 'einen hohen ton aushält'? das ist doch wol kam
glaublich. Westphals Übersetzung aber *ob die mehrstimmigfcnl
verständlich sei oder nicht', yon der Jan sagt, sie sei *swar etwa
kühn , enthalte aber immer noch das beste was bis jetit geftmte
ist' ist — dabei bleibe ich — überhaupt keine übersetxnng, soaden
eine reine phantasie.
Somit glaube ich erwiesen zu haben, dass Jans yersnche db
stelle nach der lesart des hss. zu erklären durchaus misgiflekt sind'
und es wird also dabei bleiben müssen, dasz in derselben yon aidofik
die rede ist , nicht von auletik. dann ist aber auch durch dieadkc
erwiesen, dasz bei der aöXqjbiKf) dp)LiT)V6(a an ein susammai-
klingen von aulos und gesang gedacht ist und somit an zwei sitp
wirkende. **
Meine übrigen stellen machen Jan deswegen keine schwierfg^
keit, weil er ja meine art aulodik 'dilettantisch geflbt' und fllrfii
spätere zeit selber zugibt.
Wenn er aber daraus dasz ich sage (s. 11), es werde *m
auleten berichtet dasz sie zugleich auloden waren' folgert , luiinit
lieferte ich 'den stärksten beweis gegen mich selbst': denn
sei doch wol zugestanden *dasz auleten im aulodischen agon
treten seien' und hiermit wiederum dürfte 'wol entschieden M
dasz der aulode bläser und sänger in 6iner person, nicht Singer aUs
war' — so folgt das doch wol aus meinen werten keineswogs«
wenn ich zb. von einem heutigen clavierspieler erzähle dnsi (
gleich Sänger sei', so ergibt sich doch daraus nicht dass er m6k stall
selber zum gesang begleite, das heiszt doch nur: er tritt nicht
als pianist auf, sondern auch als sänger. ebenso war meine
äuszerung gemeint, darüber lassen auch meine sonstigen
gen 8. 11 und bes. anm. 4 nicht den leisesten zweifei.
Seine ansieht über die Vortragsart des aulodischen nomos
aber Jan weiterhin zu stützen durch die analogie auch dea kitha*
rodischen nomos. freilich stellt er für dessen ausfllhrnng wisdw
eine ansieht auf, wie sie, so weit mir bekannt, in dieser weise wri
** dasz ich 8. 6 Aiim. 3 Aoch aus dem auadmck ttp irapa«eii|Biffn
iroiVmaTt der unmittelbar nachfolgenden worte nachgewiaaea haf
in unserer stelle nur von aulodik die rede sein kanD, nirht von
übergeht Jan mit stillschweigen. *^ bemerken m9cht« ieh ehftaai
doch dasz, selbst wenn sich unsere stelle in der lesart dar ha^ MMS
liesze, mit ihr eben nur ein allerdings wichtiges leagnia f9r
fassung der aulodik wegfiele, weiter aber aneh oickts.
HGuhraner: tiir getdikhla der «iloiMaiilrt 701
kaum je vorher ausgeepFoeheii Min dttrfte. ^ der kiiluurodieclienaaioe
sei in zwei wesentlich Tersohiedene abteilongen terfallen: ein mit
der kithara begleitetes» oder doch Ton Yor- nnd swieohenspielen nm-
gebenes gesungenes irpooffiiov — das sei aberiiaapt der VÖMOC
im engem und ursprflnglichen sinne des wertes — nnd einen deela-
matori sehen teil» in welchem Terpandroe 'wie ein riiapeode
epische abschnitte vortrog, teils Homerische teils selbetTer&site'.
später habe das musikalische prooimion das Übergewicht eriialteDi
so dasz ^ der zweite declamatorische teil mehr in den Untergrund
treten mochte\ ja 'schon Terpandroe hat jedenfiüle das mnsifadisohe
prooimion bedeutend weiter entwickelt aof koeten der epischen reei-
tation, so dasz wir uns nicht m sehr wundem dürfen , wenn aneh
prooimia in hexametem auf ihn surttckgeflihrt werden', jene 'episehe
recitation* war unbegleitet und als eine solche 'onbegleitete red«
tation' haben wir uns auch den sweiten teil des anlodischen nomoe
bei Klonas zu denken. '*
Wenn Jan hier im yorbeigehen anf iwei selten eine so wesent-
lich neue ibeorie Ober den vöfioc anfstellt — er sei der hanptsaehe
nach zweiteilig gewesen und der iweite teil rhapsodisch TOige*
tragen worden — so wird niemand Tcrlangen dass ich diesen be-
hauptungen gegenüber die bisherigen annahmen ansflihrlicher ent-
wickle und verteidige, beweisen mnss suntchst« wer behauptet,
dasz aber diejenigen stellen die Jan bisher flür seine ansieht auf-
stellt nicht beweisend sind, das zu zeigen scheint mir nicht schwer.
es sind zwei der bekanntesten, in ihrer auslegung bestrittensten
stellen desPlutarcb tt. ^ou€lKf)c. die erste ist aus c. 3: t6v T^pirav-
öpov i<pr\ . . Kard vö^ov ^KacTOv Toic fncci rote fouroö Kai rote
*0^r|pou ^i\r] TTCpiTiO^vra dbeiv iy toic dttuciv, die zweite aus c. 6 :
TQ Tctp TTpöc ToOc Ocouc dq)ociuicdM€voi ä^ßatvov euOOc ini tc
Tf)v 'Oiiiipou Kai Tuiv dXXiDv noinciv. bf)Xov bi toöt* lax bid vSxy
TcpTTdvbpou TTpooiMiuJV. ohne aufiusprechen, wie sehr yerschieden
diese beiden stellen gefaszt werden können und gefaszt worden sind,
folgert Jan ohne weiteres aus ihnen das oben angeführte, und doch
steht wol in der ersten stelle von *zwei abteilungen* keine silbe.
oder will Jan in den werten Toic ^neci toic fouToO Kai toic 'Opilipou
in dem zusammenbange wie sie dort stehen die beseichnung seiner
'zwei abteilungen' des vÖMOC finden? und dies von zwei abteilungen,
die sich wesentlich durch die Vortragsart unterscheiden sollen?
'^ man kTtriDte allenfalls an das denken wollen, was Bergk gr. litt.
f^esch. I H. 435 ff. 745 ff. sa^ doch scheint mir die Berglsebe aof-
fasAung der bald zu besprechenden stellen des Platfirch von Susemlhl
(jahrb. 1874 8. 653 ff.) siegreich widerlegt, aoch scheidet Bergk den
irortratr dor epischen veri*e gt^ni und (rar vom nomos» der als wpooifiiov
dem epischeo agon tooi kitharoden voransircsehiekt worden sei: und end-
lifh nimt ja gerade Bergk auch für diesen episehen vertrag der Homeri-
scben gedichtc einen vollständig musikalischen vertrag mit fortlaufender
begleitung dor kithara an! '* halb gesprochene, halb gesoogene reci-
tation «legiseber verse' nennt sie Jan s. 588.
702 HGuhraiier : zur geschichie der aalosrnndk.
steht doch von Terpandros Vortrag gerade im gegenteil dm, er hakt
seine und Homers verse musikalisch bearbeitet and gesoBgei,
nicht aber er habe die letztem rhapsodisch yorgetragen. " mach 3m
übersetzt ^und umkleidete diese mit einem meliscben dh. moaika-
lischen vertrag ', spricht aber trotzdem dann immerfort von ded^
mation usw. in der zweiten stelle übersetzt er dE^ßaiVGV iiti TC ijjjv
'Ofiripou . . TToiriciv ^giengen dann zu epischer recitation übor*.
wo aber in aller weit steht denn hier ein wort von der v ortrmgi-
art? man hat ziemlich allgemein diese stelle so mufgefaszt, dmn mit
den ersten werten das prooimion des nomos bezeichnet sei, mit dam
folgenden der inhalt des eigentlichen nomos charakterisiert werte
solle, aber doch nicht so dasz es sich dabei am zwei gleich wiohtigi
und in der musikalischen ausftLhrung ganz verschiedene tflUi
handle, davon steht auch wie gesagt nichts da. ehe also Jan aeiM
hypothese vom nomos nicht besser stützt als durch diese beidn
stellen , hat niemand grund sich dagegen zu ereifern.
Ich kann auch nicht mit Jan (s. 586) daraus dasz 'die kitharoda
auf agonistischen vasen und reliefs nicht so dargestellt erscheiaca,
als ob sie mit dem plektron die saiten rührten, sondern in eiiHB
stereotypen gestus mit vorgestreckter rechten ' folgern , dasz auch
Terpandros beim gesang (^während er Homer rhapsodierte ' sigt
Jan) nicht zugleich die kithar geschlagen habe.^^ denn dem kitharoda
ist auf den abbildungen seine kithara lediglich als charakterisierendM
attribut beigegeben, wie etwa heutzutage sich vielleicht ein geig«
mit der geige in der band würde malen lassen, dasz der kitharodf
singt oder declamiert, ist ja bildlich ebenso wenig angedeutet, aad«^
seits aber gibt es genug darstellungen von solchen welche dit
kithara schlagen ; dabei braucht man aber gewis nicht lediglieh m
kitharisten zu denken. *' und endlich gibt es nachrichten der alUa
in fülle, aus denen sich mit cvidenz ergibt, dasz die berichtergtattv
unter kitharodik an ein zusammenwirken von gesang and spiel, •■
eine begleitung des gesangs durch töne der kithara gedacht habea.
es genüge hier hinzuweisen auf Diodor III 59 (beschreibong im
wettkampfes zwischen Apollon und Marsyas), auf Paus. X 7, 3, we
erzählt wird, Hesiodos habe sich beim dtuiv nicht beteiligen kSuMi
ou KiGapiiieiv ö^oO tiq lubr) bcöibatM^vov , auf Plut. Alk. 2 , wo
Alkibiades die lyra preist: In bi Tf)V fx4v \dpav Tifi XPUifli^Vlf
cuM<p6€TT€c8ai Kai cuvdbeiv, tov bi auXöv £mcTO|iiZ€tv koI diro-
qppäTTCiv ^KäcTou TTJv T€ q)(Dvf)v Kai TÖv XÖTOV dq>at(Knj^€VOV,
auf Xen. symp. 31, Athen. XIV 623^ uam. wenn aber fiir onsi
" zuletzt liAt, wie bemerkt, beide vtellen eiDgehender iaterpreti«!
SusemihI jahrb. 1874 n. 653 ff. <" will Jan aua den abbildoogea etwa
anch sehen, dasz der kitharode gerade im zweiten teil des itomoe oMl
gespielt habe? doch wol nicht, er nimt also wol an, der kitkarede
habe sich bei gesang und declamation überhaupt nicht begleitet» "^
dem nnr vor-, zwischen- und nachspiele gemacht. <> ich erli
blosz an die bekannte statae des Apollon kitharodot selber.
HGohraMr: sor guchidita dir nlonoMä. TOB
art des nomiscben Vortrags nieht erwiesen iatj so frUen aneh aUs
analogien für den aulodiscben nnd anletiseben nomos« die Übrigeos
auch an sich mir nicht ttberaeogend eradwinen. ^
Was Jan s. 588 — 592 zur geschiehte der anlodik beibringt,
ist, wie er selbst sagt, nur eine erneute aamhmng der ¥0& mir
eruierten thatsachen, aber eben im lichte seiner *so gans aadem
resultate über das wesen jener kunstgattung*. es seigt sieh die
eigentümlichkeit seiner anschauung besonders in der art wie er die
geringe beliebtheit und Verbreitung der aulodiscben kunstgattnng
erklärt zu dem dort gesagten mOchte ioh nur die 6ine bemerkung
machen , dasz, wenn auch wirklich *die begleitung der kithar gewis
auch in der regel höher lag als der gesang und doch die kitharodik
in früher und später zeit gleichmSssig beliebt war', daraos nodi
keineswegs folgt, dasz nicht eine fthnUdie begleitung auf dem aulos
viel weniger beliebt gewesen sein konnte» dam ein anloe ist eben
keine kithara. da aber die Orieohen nur zwei hauptgattungen von
instrumenten, wenn auch in vielen Spielarten, überhaupt kannten, so
wird ihr ehr für die Verschiedenheit der klangwirinmg um so
schärfer gewesen sein; es kann sie die eine Zusammenstellung ent»
zückt, die andere ihnen einen tristen nnd lugubren eindmd: gemacht
haben (daher vielleicht das cmidpumöfOTO des Pansanias). war ja
doch bekanntlich gerade in älterer zeit der anloe conventioneil das
Instrument welches recht eigentlich trauer und scfameraliehe stim«
mung auszudrücken berufen war.
Wenn ich nun in allem was Jan in bezng auf die anlodik auf-
stellt mich durchaus ablehnend verhalten musz, so kann ich von
demjenigen, was er zur kenntnis des pythischen nomos beige-
bracht bat (Pbilol. XXXVIII s. 378 ff.), alles wesentliche nur dank-
bar acceptieren. ich selbst hatte damals in m. abh. (s. 341 ff.) nur
halb und mit widerstreben die mitwirkung von cdXniTTCC und
cupiTT^c zugegeben, und nur deshalb weil ich mit rflcksicht auf vor-
handene berichte sie nicht herauszubringen wüste, dazu hat mir nun
Jan verbolfen. ich stimme ihm bei, wenn er meint, die caXmcniCfll
KpcOMara bezeichneten lediglich 'trompetenartige instrumentaltOne*,
die ebenso gut auf dem aulos geblasen werden konnten, zur verzinn-
lichung der kampfscenen. was aber die cüprTTCC betrifft, so haben
mich beine erörterungen wenigstens davon überzeugt, dasz in jener
Plut. stelle von Telephanes (tt. pouc. 21) das wort cupiTTCC nicht
notwendig die Pansflöte zu bedeuten braucht, sondern auch irgend
einen teil des aulos bezeichnen kann , dasz man daher die lesart der
bss. auXoTTOiouc beibehalten kann und aus dieser stelle allein die
mitwirkung des Pansflöte beim pythischen nomos nicht unbedingt zu
** die vermatangen die Jan •• 6S6 aafftellt über das möjcHoherweise
«rfol^te hinziitreteD des tf) iratdv und feierlicher tansbewef^Df^en lum
älteHten aul«.* tili eben prooimion teinet aolodischen nomos, sind doch eben
nichts weiter als vermatansen, deren hittoriteho Wahrheit durch nichts
bewiesen ist.
704 HGuhrauer: zur geachichie der anlonmnaik,
folgern hat.'* freilich eine befriedigende erklttnmg derPlaiaichiieWi
stelle yermag auch Jan nicht zu geben, und auch für seine eifltlemy
der übrigen stellen, in denen cupilfH einen teil des aalos sa benick-
nen scheint, wird er irgend welche eyidenz selber nicht in snq^cich
nehmen wollen, vielmehr glaube ich mit Marqaard dasx es nm fit
erklftrung dieser cupixE immer noch ziemlich 'venweifelt stsU*.
fttr den pythischen nomos möchte ich mir erlaoben Jan gegenflb«
auf zweierlei hinzuweisen, zuerst: wenn wir jene CupiTT€C| tm
denen Telephanes nicht leiden wollte TOUC clöXoiTOioöc imScivn
^m Touc auXoüc, auf denjenigen teil des pythischen nomos beiiaha^
welcher cupiTMÖc heiszt und in welchem das zischen des sterbeada
drachen nachgeahmt werden sollte, so scheint mir daraus onbedisgl
zu folgen, dasz eben jene cupiTt^c bei den übrigen teilen des vöfNC
TTuOiKÖc nicht werden benutzt worden sein, sonst würden mjk
den gewünschten sonderefifect nicht gemacht haben, wir kflasa
uns also die sache, wenn wir eben an die Panspfeife nicht denk«
wollen, wol mit Jan nur so vorstellen, dasz 1) die CupifS ein teil da
aulos war, der abgenommen werden konnte, um dem restierenfa
teile des aulos höhere tonlage zu verschaffen, dann würde der sohl
mit der syrinx länger gewesen sein und nur weniger oder doch nickk
so schrille hohe töne enthalten haben als ohne dieselbe, ämt
würde ^TTiOeivai ToOc cupiTTCic heiszen müssen: die aoloi so sis-
richten , dasz der obere teil abnehmbar ist, und zwar mit derartifB
Vorrichtungen , dasz man eben auf dem restierenden teile des sslli
ä la piccolo blasen kann, an den auloi, wie sie Telephanes norkr
nutzen wollte , wäre dann ein teil bzw. eine vorrichtang der kt
schriebenen art überhaupt nicht vorhanden gewesen, oder S) ■
sich könnte man auch daran denken wollen, dass die cüpifE eine ■!
mundätUck gewesen sei, welches während des syrigmoa dem
aufgesetzt ihm einen eigentümlichen ton Terliehen habe.
würde dTiiOeivai im toCic auXouc, von den auXoTroioi
heiszen: die auloi so einrichten, dasz die cupiTT€C nach bsdirf
aufgesetzt werden können, oder 3) man könnte annehmen weta
der aulet.habe im cupiTMÖc das mundstück abgenommen and srf
diesem cupiTTWV geblasen, dann hätte er es im weitem TSiisrf
wieder aufsetzen müssen, bei dieser letzten annähme würde das bBt
OeTvai cOpitTCtc ^tti touc auXoüc von den flOtenmachem geugl
heiszen: den aulos mit einer syrinx (mundstflok) versehen, die MS
abnehmen kann, um darauf zu blasen, was das Itlr einen iwcck
hätte, ibt freilich dunkel, eine solche syrinx konnte ja der sdM
bei sich führen, alle drei möglichkeiten aber lassen sich Ml
Plutarchs Worten nur sehr gewaltsam herauslesen: das liegt wsl
auf der hand. ich komme daher , angeregft durch Jans aoseiasadii^
Setzungen, auf den gedanken, dasz uns ja nichts swingt bfli
'* dasz aber alle übrifcen einschlägigen stellen nicht swiagead
hatte ich selber schon (pyth. nomos s. Ml) eingehend
HGuhraaer: rar getehiefato der MÜotmiuik. 706
unserer Plutarchstelle gerade an den cuptTMÖc des VÖMOcTTuOtKÖC
zu denken.*' wenn wir erst mit Jan annelimen, cipvfi sei irgend
«in teil des aulos welcher, wenn man ihn an demselben anbringt,
dessen tonumfang nach der bOhe sn yermehrte nnd der wol nnr bei
groszcD , zu schwierigeren ooneertleietongen beetinunten aolei Tor-
banden war: dann sagt nneere stelle weiter nichts als: anloi mit
cupiTT€C liesz sich Telephanes von den anlopoioi gar nicht madien;
solche iinessen verschmähte er. fireüieh konnte er dämm anch nicht
beim pytbischen agon concnrrieren: denn bei diesem konnte man
{ca. 350 vor Ch.) mit einfachen anloi ohne ciiptTTCC nidit auskommen.
was es im besondem mit diesen cöptlfrcc mag ffOüt eine bewandtnis
gehabt haben , welche virtuosen effeete zn ermOgliehen sie bestimmt
gewesen sein mögen, alles das wissen wir eben nicht, sei dem wie
ihm wolle: das scheint durch Jan erwiesen, dass wir die Panspfeife,
deren mitwirkung beim pjthischen nomos ansnnehmen ans idlerlei
gründen so störend war, mit rttcksicht auf unsere quellen demselben
getrost absprechen können, der vöpoc TTuGtKÖC war ein solo-
concert eines auleten.
Durchaus protestieren muss ich aber dagegen , dass Jan glaubt
in der art wie der cuplT^öc ausgeführt wurde eine 'unschöne manicr*
sehen zu müssen, die *über eine anfeohtung vom Isthetischen stände
punct aus nicht erhaben war*, selbst wenn wir annehmen, der aulet
babe * cupiTTU)V mit pfeifenden tönen die scbmersenslauto des ver*
wundeten drachen nachgeahmt': wer heiszt uns diese allerdings
* derbe art der nachahmung ' bzw. musikalischen maierei uns etwa
burlesk oder musikalisch hSszlich vorstellen? nach dem was ich
pytb. nomos s. 335 ff. auseinandergesetzt habe, und nach dem so eben
gesagten halte ich vielmehr für durchaus wahrscheinlich, dasz auch
dieser teil des pjthischen nomos in würdiger, möglicherweise sogar
für die zuhörer besonders ergreifender weise dargestellt worden ist.
^ die .stelle lautet : aOrlKa Tr|X€<pdyr)C 6 tA^yapiKÖC oÖTUic iiroX^-
^7]C€ Tale cupiTHiv, i&cT€ Touc aöXoiTOtouc o06' £iri6€lvm mbiroTC cTaccv
in\ TOUC auXouc, dXXd xal toO TTuOikoO &xCi}yoc ^dXtcra biä toOt* dir^cnf|.
Waldenbcrq in Schlesien. Heinrich Ouhbauer.
96.
DE LOGO LACÜNOSO APÜD AESCHYLUM.
In prologo qui est in Septem ad versus Thebas Aescbyli
V. 24—30 vuv b' djc 6 ^<ivTlC q>T)c{v, otuivubv ßOTifip,
£v u)ci vu^fiuiv Kai qppeciv, nupöc bixot,
Xpncxnpiouc 6pviOac dipcubci r^xvq*
OUTOC TOlUIVbe bCCTlÖTtlC fxavT€updTuiv
\if^\ ^eticTTiv TTpocßoXfiv *Axatba
vuKTTiTopcicOai KdTTißouXeueiv iröXet
Jahrbücher fttr rUtt. philol. 1880 hO. 10 a. 11. 46
706 ALowinaki: de loco lacnnoao apud Aeechylom [Septem t.U-30].
post V. 26 unum versiculam librariorum neglegentia yel alio o
nescio quo excidisse facilis nee fallax coniectara est. quid cua?
nonne regiae dignitati ac maiestati prorsus disconvenit infncta pv
ävaKÖXouOov quod vocant atque amputata ut ita dicam oratioM
sie loqui vel potius balbutire Eteoclem regem: vGv b' die 6 ^dvTlC
q>Ticiv — ouTOC (h. e. ^dvTic) — X^T^i eqs.? accedit quod T.fl
epitheton bccTiÖTiic MOiVT€u^dTUJV, si recte sentio, non tarn in TSn-
siam quam in ipsum deum Apollinem TÖv nuOöfxavTtv quadimre wM
videtur. igitur Apollinis nomen pro certo affirmaverim antiqnitM
exstitisse in deperdito versu illo quem talem fere fuisse suspieor:
dtujv ^Kari AoEiou KpiOnccrat.
similiter locutus cät Aeschylus Pevs. 400 vCv un4p irdvTUiv ictm
et £um. G69 ttujc dTUJV Kpi8rjc€Tai. iam vero quaeritar nom etiw
ratio et compositio antithetica unius yersas lacunam, qaalemnodi
indagavimus , hoc loco omnino commendet. quod quidem rei^Ne ili
esse facile apparebit, sicubi argumentis ni fallor firmis et ad pwiM
dendum aptis (propediem buc rediturus) docaero totnm prologia
illum eximia arte secundum banc elegantissimam eandemqoe evidn>
tissimam formulam : 9 (3. 6). 7. 7. 7. 9 (6. 3). 3. 7. 5. 3. 5. 7. f
compositum esse. ■
Reliquum est ut paucis dicam etiam de labecula qoae adhaMk
V. 25. etenim verba Tiupöc bixa ferri non posse recte monet Weflni
sive 'sine igne' sive cum Hermanne 'praeter signa ex igne aco6|tf
interpretamur. ne multa — pro depravata scriptura TTYPOCAIXA
equidem lenissima mutatione scripserim TTAPAYTIKA. nam qäi
quaeso aptius dicere potuit Eteocles scilicet orationi snae ad com
Tbebanos babitae fidem facturus quam in praesenti temporf
b. e. nunc ipsum fieri per Tiresiam vatem auguriom? BitacMi
vero inventum <pdouc öixott Q^od Weilius in textum recepit, wM
quoque olim valde placebat, nunc re denuo curia secundis diligvlia
pensitata probare illud non possum vel propterea quod causa i
non videtur mihi esse in promptu cur hie caeeitatie
niminim dvpcuöei T€xvr) (v. 26) vaticinantis consulto mentio SaXA
Eteocle. qui quidem si tale quid hoc loco proferret, haud medkw
ter vim et gravitatcm orationis suae argumentorumqae pondnspn^
ter necessitatem ipse comminuerct. itaque totum locum AeechjlflM
sie potius mecum lege:
vOv b ' ujc ö ^dvTic q>r{C\v , oiuivuiv ßoTTJp^
i\ \bc\ viD/iuiv Kai q)p€civ TiapauTiKa
XpncTTipioüC öpvi9ac dvjicuöei T€xvij,
<dTtbv ^KttTi AoElOu Kpi6riceTau>
OUTOC ToiiDvbe beCTTÖTTlC ^aVT€UMdTUIV
X€T€i fi€TicTTiv TrpocßoXfjv 'Axoiba
vuKTTiTopeTcOai KdTTißouXeuciv nöXei.
ANTONnia LOWIMKL
FSotemihl: die abÜMiangnalt des FUiftooiadMB FImMim. 707
»7.
DIE A6FASSÜN0SZEIT DES PLATONISCHEN PHAIDB08.
Jeder freund Piatons wird mit dem gleichen interesse wie ioh die
trefTliche abbandlang von üsener ' ab&esüBgBieit des Platonisohen
Phaidros' im rb. mns. XXXV s. 181 — 151 gelesen baben. Usener
hat sieb durch diese wenigen blfttter das nnbesireitbare verdienst er-
worben die Platonische fhige, welche neuerdings immer mehr in die
Sackgasse zu gerathen drohte, auf einen sichern weg surflckznieiten.
dasz er dabei selbst freilich diesen allein wirklich sichern weg aus-
nahmslos verfolgt habe , dagegen hege ich bedenken und , wie ich
glaube, nicht unerhebliche bedenken. mOgen dieselben immerhin
vorwiegend 'analytischer' natur sein, so ist doch anch üseners dar-
Stellung in Wahrheit nichts anderes als ein soharftinniger indicien»
beweis, aus thatsachen und verrnntongen, sichern und unsiehem,
richtigen und verkehrten, xusammengewoben, und gerade das ent-
scheidende endergebnis ist keineswegs, wie er behauptet, eine *ge-
gebene tbatsache', sondern ein blosser schlnsx aus einer solchen,
welcher zum gröszem teil auf einer ungenauen und mangelhaften
auslegung beruht und auch im Übrigen sum mindesten einen hohem
wert als den einer beachtungswflrdigen hypiothese nicht beanspruchen
kann, denn derselbe ergreift, wie meines erachtens unschwer sa
zeigen ist, nur 6ine möglichkeit neben einer andern , und es handelt
sieb also vielmehr darum su untersuchen, welche von beiden die
grOszere Wahrscheinlichkeit für sich hat.
üsener gebt von dem nachweis aus, dasz Piatons Phaidros vor
Isokrates schrift wider die Sophisten abgefaszt sei und letztere (§ 17 f.)
sogar eine anspielung auf erstem (269 ^) enthalte, diesen nachweia
halte ich für völlig gelungen', und ich wttrde es nur als einen mis-
griff ansehen können , falls jemand von neuem versuchen sollte die
Bache umzukehren und vielmehr bei Piaton eine bezugnahme auf
Isokrates anzusetzen' oder wol gar die ähnlichkeit beider stellen ftlr
eine unbeabsichtigte zu erklären.
Wäre nun die annähme richtig, dasz Isokrates seine lehrthfttig-
keit in Athen und nicht zuvor in Chios erOflhet habe, so würde man
jene schrift, das antrittsprogramm seiner athenischen schule, wol noch
in dasselbe jähr zu setzen haben , in welches mit ausnähme des spft-
tem Aiginetikos' seine letzte erhaltene gerichtliche rede, derTriipe-
zitikos, fällt, 394.3 oder spfttestens 393/2; allein üsener hat alle be-
mängelungen der nachricht Ober die lehrthtttigkeit des rhetors in Chios
schlagend zurückgewiesen und zugleich eine ansprechende Vermutung
aufgestellt , weshalb er sie auszerhalb Athens begann, hiemach ist
^ vgl. auch Spengel 'Isokrates and Piaton'» abh. der k. bair. akad.
1S56 8. 746. Zeller phil. der Or. II* 1 s. 469 anm. 1 und bes. CReinhardt Me
Isocratis aemalis* (Bonn 187S) s. 29. ' wie Ueberweg im Philol. XXYII
8. 177 gethiin hat. ' s. Blass attische beredsamkeit II s. 214 f. 218.
46*
708 FSusemihl: die abfassungBzeit des Platoniachen-Phttdrot.
denn einige zeit fUr diese in ansatz zu bringen, und die rede gegn
die sopbisien kann mitbin kaum vor 391, anderseita aber anck
scbwerlicb spUtcr als 390, und vor dieser zeit, ja genauer auch BDck
vor der aus Wanderung des Isokrales nach Chios musz der Phaidm
geschrieben sein, man darf also wol sagen: spfttestena 394. den
die äuszerung dieses dialogs über Isokrates (278^ ff.) seilt entacfa»
den dessen an Wesenheit in Athen nicht blosz fQr die zeit der hiBt
lung, sondern auch fUr die der abfassung voraus, and anter *d»
jenigen art von reden, mit welcher er sich jetzt befasat' (touc XÖTM
olc vOv ^TTixcipei) können nach diesem allem nur jene filtern
desselben , die gerichtlichen , verstanden vrerden. rechnet msa
aber noch hinzu, dasz zwischen der entstehungszeit des Phaidni
uud der Übersiedlung des Isokrates nach Chios die wiederholtea tt-
grifife des Antisthenes gegen den letztem liegen, welche allem air
schein nach den erstem zum ausgangspuncte nahmen und so zngUflk
gegen Piaton gerichtet waren \ so rückt damit die spftteste sei
für jenen dialog bis gegen 396 oder allenfalls 395 hinanf.
Und nicht minder fest steht die früheste grenze, noitdw
HSauppe^ gezeigt hat, dasz Piaton 257*-* sich auf die anklagersdebi-
zieht, welche Archinos 403 wider den antrag des Thrasybulos UA
dem Lysias das bürgerrecht zu verleihen, es ist dies eine
nistische anspielung: denn die zeit der handlung des Phaidros
bekanntlich zwischen 410 und 407/
So weit reichen die ^gegebenen thatsachen', die uns also i
hin noch einen freien Spielraum von sechs bis acht jähren
alles weitere gebort dem gebiete bloszer Vermutung an, and
als eine Vermutung ist es, wenn Usener die entstehang and
gäbe des dialogs spätestens in die erste hälfte des folgenden jskM
402 verlegt.
Prüfen wir nun seine gründe für dieselbe. *eine kritik* ssgtff
s. 148 'des Lysias, wie sie Piaton im Phaidros übt, als eines TerfasM
epideiktischer Schriften konnte nur so lange öffentlich TOigenomaS
werden, als Lysias th&tigkeit darin ihren schwerpunot fimd mds
seinem namen vorzugsweise die Vorstellung des rhetora nnd opidA
tikers haftete, schon im ersten Jahrzehnt des vierten jh. wfirde &■
kritik unmöglich gewesen sein; Lysias epideiktische Spielereien
verdrängt und vergessen über seinen gerichtsreden.'
Waren sie das wirklich ? aber wie kommt es dann dasi t
in der pseudodemostheniscben rede wider Neaira (nach 348) iibMiiii**
* La. Diog. VI 16 im vcrEcichnis der Schriften des
TTcpl Tiliv biKOTpdqpuiv. IcoTpaqpf) ^ Auciac Kol 'lcoKpdn|c «pAc
McoKpdTOuc djüidpTupov. b. das eenanere bei Uaener s. 144, TfLllli
und unten anm. 11. 18. 24. ^ cpist. crit. ad GHennanDnai (LeWf
1841) 8. 128 f. or. Att. II s. 166. • denn einerseiU kehrte jaLvski
411 von Thurioi nach Athen zurück, anderseits sind der Ton deadfSMff
getütete PolemarchoB nnd Sophokles und Enripides noeh asi
257 K 268«.
FSuBemihl: die abfkMQngueit des PLuftonifoheii Fhudroi. 709
weg § 21 als 'Lysias der sopbist* bezeichnet wird? und wie lange
die frühere art von redneriscber nnd rbetoriscber thfttigkeit eines
mannes damals im andenken der zeit* nnd Tolksgenoseen haften blieb
und sieb mit dem bilde der spätem Temiisohte, sieht man deutlich
am beispiel des Isokrates, der noch in seinen spftten jähren den ruf
des sachwaltredners^ und die fortgesetzten anfeindungen wegen
dieser tbätigkeit nicht los werden kann, so gern er auch möchte, und
so lange er sich aacb gSnzlich von ihr abgewandt bat' Lysias aber
hat sieb im gegenteil, so viel wir wissen, auch spftter seiner frOhem
epideiktiscben scbriftstellerei niemals geschämt, wenn er auch nicht
mehr den schwerpunct seines wirkens in ihr fand; gewissermaszen
wissen wir vielmehr, dasz er sie auch spftter noch fortsetzte, denn
erst aus dem j. 388 stammt seine olympische rede , und nicht viel
früher, frühestens 392, kann seine rede für Sokrates wider Polykrates
geschrieben sein.' freilich hat es mit beiden eine etwas andere be«
wandtnis, die echtheit der leichenrede femer wird ja bestritten , die
des sechsten liebesbriefes an Metaneira**, welcher, wenn wirklich
von ihm verfaszt, nach jenen mitteilungen in der Neairarede kaum
früher als etwa 392 geschrieben sein kann, zu prüfen haben wir
nicht die mittel, aber selbst wenn beide unecht sind, spricht doch
schon ihr Vorhandensein unter seinem namen dafür, wie weit das
altertum davon entfernt war den spätem Lysias lediglich im bilde
des gerichtlichen redners zu erblicken, und wer sagt uns denn eigent-
lich , wie viele seiner zweifellos echten epideiktiscben und panegy-
rischen aufsätze seiner frühem, und wie viele vielmehr erst seiner
spätem Periode angehörten?
Aber, so fährt Usener fort, 'die gerichtsreden des Lysias
würden , wenn man einmal sich mit ihrem zweck einverstanden er-
klärte, die strengste prüfang, namentlich auf das dritte erfordemis
das Piaton (iXr die redekanst aufstellt, die psychologische einsieht,
bestanden haben/ Piaton hätte also bereits in den ersten vier jähren
des vierten jh. eine ^sich selbst richtende Ungerechtigkeit* mit seiner
kritik begangen.
Ja wenn nur jenes leidige 'namentlich* nicht wäre! denn in
Wahrheit hat ja Piaton gerade über den betreffenden punct, nemlich
ob nach seiner meinung den reden des Lysias jene art von psycho-
logischer einsieht oder richtiger von psychologischem tact und fein-
gefübl, wie wir sie in dessen gerichtlichen reden bewundem, fehlte
oder nicht, auch kein Sterbenswörtchen gesagt, denn selbst wenn
' demzufolge läszt auch Platon Eathyd. 304** noch diesen seinen
ungenannten durch Kriton als toOtwv Tic Tiliv ftcpl ToOc XÖTOUC ToOc
cic Tä btKQCTnpta öctvufv bezeichnen, vgl. 306« ^irofctv aÖTöv qsoci ircpl
Toö irpdT^aToc . . Kai bcivöv etvai xal öctvouc Xötouc cuvnO^at.
" Isokr. 1.^, 31-42. Aphareas, Aristoteles (fr. 184} and Kephisodoros
bei Dionvsios üb. Isokr. 18. vgl. darüber Usener selbst s. 140 145.
* Sauppe' er. Att. II s. 208 f. 222. Blass ao. I s. 841 f. 428 f. II s. 225 f.
337. «> Hlass ao. I s. 343. 346 f. 864 f. 416. 8aoppe ao. s. 210.
710 FSusemihl: die abfassungszeit des Platonischen FbaSAam»
269 ^ die Icsart Auciac die richtige und nicht vielmehr mit Tidoc n
vertauschen ist, immer ist dort nur von theorie der rliet<mk, ikhl
von den probestOckon der beredsamkeit selbst die rede, waa abgr
sehen von häufigen Wiederholungen, die auf mangelhaftigkeit dv
ortindung und der anordnung zugleich hinweisen , Platon auf grni
des ausgewählten probestückes dem Lysias vorwirft, iat vielmdr:
völlig unphilosophischer standpunet und eben damit niedrigkeit dm
gesinnung, der Icbens- und Weltanschauung, mangel an itialekiik
und in folge davon auch an Ordnung der gedanken, an regel- oai
folgerechter, klarer und zwingender disposition, und eben ditt
letztere ist stets auch in seinen gerichtlichen reden mehr oäm
weniger die schwache seite des Lysias geblieben, wie es selbst NB
begeisterter Verehrer Dionysios von Halikamass" zuzugeben ödk
genötigt sieht, wesentlich auf grund dieser kritik entwickelt dsH
Platon positiv die übrigen erfordemisse der gedankenmitteQsm
durch wort und schrift auszer jenem dritten und fElgt endlich, wii
es ja die natur der sacho verlangt , unabhängig hienron anch da
letztere ihnen hinzu.
Und sollte doch noch in diesem seinem verfahren für die itttm
396 etwas von Ungerechtigkeit zurückbleiben, so wird dieaelbs sock
für 402 wol verringert, aber keineswegs aufgehoben, denn sock
402 bereits lag fQr die kurze zeit von 403 ab , seit welcher Lyon
sich überhaupt mit praktischen reden abgegeben hatte, einencM
stattliche zahl solcher reden und zwar ohne sweifel wenigstens wm
teil von später unübertroffener gute vor, wie die 34e, 12e und nit
leicht auch schon die 21e, von den verlorenen die in jener
eignen Sache für Thrasybulos wider Archinos , die fttr Nikias
Euthynos. *'
Aber, sagt Usener, Platon versetzt uns mitten in die seit va
Lysias krisis. der Vorwurf einer schriftstellerei, die ihn in dengt*
ruch eines Sophisten bringen muste, war ihm eben von AreUnossi
nachdrücklich gemacht worden, dasz hauptsächlich dies ihm dsn^
werb des bürgerrechts vereitelte, das mochte und muste ihm wA
rhetorik und epideixis verleiden. Sokrates traut ihm zwar ein sk*
gehärteteres trommelfeli zu, aber Platon deute damit nur
die zu erwartende Wandlung auch noch andere, tiefer liegende
habe , nemlich weil er sich , wie wir aus Aristoteles "
concurrenz des Theodoros als Ichrer der rhetorik nicht
fühlte.
In der that mag der umwandlungsprocess des Lysias hiermit
sich annähernd richtig beschrieben sein, aber in der
stelle Piatons 257*" ff. steht von allen diesen dingen fast gar
vor allem kein wort von einem Übergang aus der epideiktisdHa
11 über LjBias 16. vgl. Blasf ao. I •. 876 f. 894. u ^ ^^
Usener d. 142 f. diese jahrb. 1878 s. 146 ff. Saapp« ao. s. ISL VtU ..
199. Blasd ao. I 8. 441 ff. 494 ff. 639 ff. 662. ^* fr. 181 bei Gla |
BrntuB § 48.
FSmemihl; die •bfimongweit dm PliioiiMclwn FImiAnm. 711
schrifistellerei zur gerichüichen, wol aber etwis gmi «nderes. em
Staatsmann, sagt Fbaidros« habe dem Ljsias jQiigit in «ner gegen
denselben gehaltenen schmährede eben dies (toCt* aÖTÖ) um ^onnat
gemacht, dh., so erklärt üsener zunächst ganz richtig, 'die epideik-
tische thätigkeit , von der allein die rede ist^ aDein die folgenden
Worte zeigen dasz dabei die sache nicht stehen bleibt, sondern sofort
eine Verallgemeinerung eintritt.'^ denn diese worte lauten, jener
Staatsmann (Archinos) habe den Ljsias dnroh dieqe gante sdunäb*
rede hindurch redenschreiber (XoTOTP^Mpoc) genannt, was dann her*
nach dadurch erläutert wird, die Staatsmänner scheuten sich reden
au schreiben und Schriften zu hinterlassen, nm nicht hierdnroh bei
der nachweit in den ruf von Sophisten zu kommen, und so Tsrmuiet
1* ich bin genötifi^t die ganze stelle hierher sa setzen, da in ihrer
deutangr der eigentliche kernpanct von Usenets beweisf&hnmf und
meiner Widerlegung lieirt: O. . . t6v XÖTOV cou irdXat eau|idcac Cxw,
öcqj KoXXiw ToO irpoT^pou dirciptdcui* iDctc öicvift iifj |iot 6 Audoc
Toirctvöc qKxvQ. iäv dpa koI iOcXficn trpöc a(^6v dXXov dvrtirapaT^lvo.
kqI ydp TIC auTöv, ui eau^dac, cvorxoc rd^v iroXiTiKdiv toOt' oöt6
Xotöopuiv divcibilc, kqI bi& irdcr)C tf(c XotöopCoc iicdXct XoTOTpdqwv*
Tdx ' oOv dv öit6 q>tXoTt^(ac ^iricxoi ftfdv Av ToO Tpdspciv. — C fcXcIdv
f 't Ob vcavia, t6 öötmu X^ctc, xal toO Irafpou cvxvöv MoMOirrdviic, cl
oOtöv oOtuic f)T€t Ttvd woipoöcA. Tcuic bk koI töv Xottepoö|icvov aOr^^
oTci vo^i^ovra Xif^w h eXctcv. — 0. iooivcTO ydp, d» Ci^KpoTCc* xal
cOvotcOd 1T0U Kai uOtöc &n ol lA^itcrov ouvdiicvoi tc ical cciA^^crrot Iv
Täte iröXcciv aicxuvovTat Xötouc tc Tpdqpctv xal KoraXciirciv cuTTPd|A-
fiOTa ^auTuiv, 66Eav a>oßoOM€vot toO Ctrcira xP^vou, pLi\ co<ptCTal xa-
XdivTQt. — C. tXukuc dTKiiiv, (b <t>at6p€, X^r^e^ c€ &n dtrd toO fiaxpoO
(iriKpoOV) dTKUivoc toO xard NctXov iicX/|er|* xal irp6c ti^ dTxdivt Xav-
6dv€i c€, ÖTt ol M^T^c^ov q>povoOvTec Tdkv iroXmxdiv ^dXlCTa iptBci
XoTOTpaq){ac t€ xal KaTaXclHicuic cuTTpufiMdTUiv, oT t< xal iicctödv Ttva
Tpdq)U)ct XÖTOV, oüruic dTandici toOc ^iratv^Tac, dicrc irpociraparpdqiouci
irpiüTouc, o\ dv ^KacTQxoü ^iraivdkciv aüroöc. — 0. ird>c X^ycic toOto;
oO Tdp ^avOdvu). — C. oO ^avOdveic öti ky dpx4 dv6p6c iroXtTucoO cur-
Tpd^fiQTi TTpuiToc 6 inaiyiTr\c T^puwrui; — <^. irdrc; — C GioH iroö
<pr\ci T^ ßouXi^ f\ T(|i b/|M4i f^ dM<poT^potc, xal de ctirc, t6v a(rr6v M|
X^T^v ^dXa ccjüivuic xal ^TxuiMid^wv ö cuTTpaqKÜc, CirciTa X^fCi bi\ ^CTd
toOto, dnib€iKvufi€voc Tolc ^iraiv^Tatc Tf)v touToO co<p(av, ivioTC trdvu
MOKpöv noincdfi€voc cunpuMMU' A coi dXXo Ti <pa(v€Tai t6 toioOtov It
XÖToc cirprcTpaMM^voc ; — O. oöx CfiotTC. — C oöxoOv idv m^v oOtoc
^^^^V1], Y^Tn^ujc dn^pX€Tai Ik toO dcdTpou ö irotr)Tf|C' iäv bi UaXupQ
Kol diioipoc Y^vT^'^at XoTOTpaq>{ac t€ xal toO dEtoc ctvat cuTTpd<P€iv,
ircved aöTöc tc kuI ol ^Tulpot. — O. xal iidXa. — C. bf^öv t€ öti oöx
üfc OTi€p(ppovoövT€c ToO ^inTT)bcOMaToc, dXX* die TceauMaxdrcc. — 0.
iidvTu M^v ouv. ~ C. t{ b4, öTuv ixavdc T^virrai ^n^uip f> BactXcOc,
uicTC Xaßtüv Tfjv AuKoupxou f\ CöXuivoc Ij Aapciou öi^va^iiv dedvoroc
TCv^cOat XoTOTpdqi>oc ^v rröXct, dp' oöx tcdecov i^ttlTai aÖTÖc tc uötöv
Itx l\jjy, xal ol ^iTciTa t^tvömcvoi laÖTd toOtu «cpl aöroO vo^CjOUCi,
Octl^Mcvoi aöToO Td cuTTpdfifiaTa ; — 0. xal fidXa. — C. oTct Ttva oOv
TUfv ToiouTuuv, ÖCTic xqI öituictioOv bOcvouc Auc^, övcihCCciv aÖTö toOto
ÖTt ciiT-fpd<p€i ; — 0. oöxoOv clxöc T€ H dhf cö X^ctc* xal fdp dv tQ
iauToü ^TTi6ufii<]i, \bc ^otxcv, övciöQIot. — C. toOto \iiy dpa iravrl öftXov,
ÖTi oOx alcxpöv atjTö y€ tö Tpd<pciv Xötouc. — 0. tC Tdp; — C dXX|
^K€ivo ol^Qi alcxpöv fibf\, TÖ \ii\ xaXdK X^iv tc xol ypäxp€\y, dXX*
aicxpdfc TC xal xaxuic asw.
712 FSusemihl: die abfossungszeit des Platonisciien Phaidrot.
denn Pbaldros, Lysias möge wol in folge jenes angriflfs nicht etm
blosz die epideiktiscbe scbriftstellerei aufgeben, sondern, was allea
diesem zusammenbnnge logisch entspricht, überhaupt anfhSrea
zu schreiben (diricxoi f)Mtv &v ToO TPoi<p€iv}. ach was! erwidert
Sokratcs, so empfindlich ist Lysias nicht und hat auch gegenllbcr
solchem Vorwurf von solcher seite her keine Ursache dazu: denn ii
Wahrheit ist sein tadler ebenso gut redenschreiber wie er selbig
und es kann diesem tadler gar kein ernst mit seinem tadel gew
sein, auch alle andern erheblichen Staatsmänner sind vielmehr
redenschreiber und Schriftsteller: denn jeder ihrer siegreichen anti^i
auf ein gesetz oder einen volksbescblusz ist ebenso gut eine radi
(XÖTOc) oder ein Schriftstück, wie es die Schreibereien des LysiM
sind. Lysias hatte vor dem angriff des Archinos nur oder doch ftit
nur epideiktiscbe reden geschrieben, diese machte ihm nun ArchiiiM
zum Vorwurf, aber nach Piatons darstellung, mag dieselbe niuige^
schichtlich sein oder nicht '^ nicht so sehr weil es epideik*
tische, sondern weil es überhaupt schriftlich herauf*
gegebene reden waren, indem er den beruf des litters-
ten, des Schriftstellers, des federfuchsers überhaupt
als verächtlich zeichnete, und hiermit fftllt denn das guM
gebSude Useners über den häufen, ja es ist in Wahrheit, als ob mit
diesen Suszerungen Plalon einwürfe wie die von Usener und schoi
früher von andern gemachten vorausgeschaut hätte und ihnen vorwq|
die spitze abbräche, indem er erklärt: die Unterscheidung politiselNr,
gerichtlicher, epideiktischer , panegyrischer, historischer und iUbt
sonstiger reden, aufsätze und Schriftstücke ist ftlr meinen sttai-
punct der beurteilung vollständig gleichgültig; ich verstehe unter
XÖTOC jede art von mündlicher und schriftlicher gedankenftusseni^
und für diese ganz allgemein entwickle ich hier die gemeintaMi
regeln, es ist daher für mich auch von keinerlei bcdeutung, ohLjiMi
inzwischen aus einem epideiktischen redner zu einem gerichtlidia
zu werden anfängt oder auch längst geworden ist; ich behalte mir
vielmehr das recht und die freiheit vor, auf eine kritik deijemgv
seiner reden, welche allein zu diesem zwecke geeignet ist^ die thcoiit
zu erbauen , welche ich hier in diesem dialog darlegen wilL ** f{^
s. 261.
'^ und 80 ganz uußcschicbtlicli kann sie doch wol nicht eeia,
anders wirklich Archinos 'durch seine ganze rede hindurch den ]
XoYOTpd<poc nannte\ denn wo in aller weit hätte dies wort jemals
specitischen sinn des epideiktischen proseschriftstallers? ändert
ist ja nicht zu leugnen, dasz auf diesen allerdings des iin6ciKvd|iCWC
usw. 258* hinweist. ^^ ist der mensch einmal in einen bestiaMiM
gedankengang gerathen, dann steht er auch unausbleiblich oater
banne desselben, so musz sogar das unschuldige ^jfingst* (CvoyxK)«
welchem die rede des Archinos eingeführt wird, bei Useoer n tii
beweise für die von ihm anfrenommene abfastangsaeit dee PhaMies
herhalten, 'der dialog* so schreibt er 'bezeichnet eine geriehteveihani-
lung des herbstes 403 als ereignis der jüngsten veri^aDgeahei^ dieit
relative Zeitangabe ist nicht sowol von einer fingierten Bcenerit ab m
i
l^Sasemihl: die abfaisaiigtieit des Platcmifchta Fhaidns. 713
Und sieht es denn nicht bei üseners darstellimg genau so aas,
als habe Piaton , da er merkte, Lysias werde wol bald der epideikti-
sehen scbriftstellerei auf immer den abschied geben und er selbst
dann mit seiner kritik derselben zu spftt kommen, recht rasch seine
zeit benutzt, um ihm noch seinen hieb versetzen zu kOnnen? wo
bleibt da die ^gerechtigkeit* ?
Gleich viel also ob gerecht oder ungerecht, Piaton konnte nun
einmal, was niemand bestreiten wird, f&r seinen Phaidrosin der
tbat nur diese rede des Lysias gebrauchen und muste sie daher auch
gebrauchen oder aber diesen dialog in dieser gestalt ungesdirieben
lassen, und ich denke, man wird sich nach dem Yorstehenden doch
ein wenig besinnen von neuem zu behaupten, er habe um 896 gar
nicht mehr auf den gedanken an einen solchen Bchriftstelleriechen
plan verfallen oder, wenn ja, ihn doch nicht ausftthren kOnnen aua
furcht vor dem Vorwurf der Ungerechtigkeit, geaetst yielmehr, er
habe diesen dialog wirklich erst um 396 geschrieben, so haben wir
alle Ursache ihm zu danken, dasz er diesen Vorwurf nicht gescheut,
sondern lieber sein werk der nachweit überliefert hat.
Wäre aber ein solcher hypothetischer tadel der Ungerechtigkeit
für jenen Zeitraum auch noch ungleich berechtigter als er ist, so
steht demselben für 402 ein anderer gegenüber, neulich der einer
vordringlichen Unschicklichkeit, oder hfttte man*^ etwa nicht mit
recht eine solche darin gefunden, wenn ein junger mann von 25
jähren, der bisher noch nichts geleistet hat, in seinem erstlingswerke
dem läokrates, einem andern, allerdings um neun jähre iltem, der.
aber auch noch nichts weiter geleistet hat als die rede gegen Euthynos
oder den sog. Amartyros *^ und höchstens vielleicht noch, wie üsener
selbst sagt., eine oder zwei andere sachwaltreden, ein derartiges litte-
rarisebcä empfehlungsscbreiben ausstellt, wie wir es am Schlüsse des
Phaidros lesen?
der Ahfassungszeit des dialogs abh&ngig.' wer die stelle ohne Vorein-
genommenheit liest, wird sich vielmehr folgendes sagen müssen, da
der dinlog keine andern Anachronismen enthält, so ist dies das jüngste
datnm in demselben, das gentigt schon, am jene beteiohnong sa recht-
fertigen, man vorgleiche nar bei andern anachronismen Platons das
völlig synonyme vOv vcwcTi Menon 90* (s. anm. 67) and das wenigstens
ähnliche n^puci Prot. 327'. Oorg. 478*, ans welchem doch niemand
KchlicAzcn wird, der Protagoras sei nicht allsa lange nach der aaf-
fiihrnnf: der 'Wilden^ des Pherekrates and der Gorgias nicht allsa
lange nach der rathsmitgliedschafi des Sokrates entstanden, aber im
Phaidros ist jene bezeichnang überdies aach durch den sasammenhang
geboten, denn die Vermutung des Phaidros, Lysias werde rlelleicht
bald (ranz zu schreiben aufhören, hat doch nnr dann einen sinn, wenn
er sie ausdrücklich an einen erst jüngst erfolgten angriff anknüpft, es
ist daher vülii;;' unnütz nach einer noch tiefer Hegenden erklftrnng SQ
suchen, und bedürfte es einer solchen, so könnte es wenigstens nach
der dargelegten richtigen auf fassang der stelle die von Usener gegebene
nicht sein.
17 8. KFHermann Plat. phil. s. 882. Ueberweg seitfolge der Fiat
Schriften s. 265. <** vgl. anm. 4. 12. 24.
714 FSusemihl: die abfassungsseit des Platonificlieii FluüdroAi
Aber die sache kommt noch schlimmer, wenn wir aaf & bi-
handlang des Sokrates sehen, bekanntlich haben BScfaOne** ud
Grote^ mit scharfsinniger begrfindung darzuthun gesucht, dui bs
lebzeiten des Sokrates die entstehung einer litteratar SokratiMh«
dialoge überhaupt noch ein ding der Unmöglichkeit geweaen an, oai
der stimmfähigste unter sämtlichen lebenden beurteilen! derartig«
fragen '' hat dieser ausführung mit allem fug zwar nicht eine n^bt-
dingte, aber doch einen hohen grad von bedingter berechtiguag a-
erkannt. jedenfalls ist es nicht wahrscheinlich, dasz schon danak
dem Sokrates in einem solchen dialog andere dinge nntezgdigl
werden durften als solche die er von seinem standpunct aus woa^
stens noch allenfalls hätte sagen können." xu diesen gehOrt ab«
die Platonische ideenlehre nicht ^ und dennoch ist sie im Phaidna
enthalten, noch mehr, in den anfangen dieses dialogs wird iwardk
Verwerfung aller naturphilosophie seitens des historischen Soknte
bis zu einem gewissen grade äuszerlich festgehalten, 227 'ff. 230'
(vgl. 230^); aber 269*^ ff. macht sie der selbstcorreotnr plati, im
alle wahrhaft groszen bestrebungen doch etwas bedürfen von jcbbb
spitzfindigen und hocbfliegenden geschwätz Aber die natnr usw."
ist diese berichtigung wirklich eine kritik des noch lebendes
lehrers , so gewinnt sie sicherlich nicht an pietftt durch eine fom
welche vollends ihm selbst dieselbe unterschiebt, und es will vA
dies recht wenig in eine zeit schicken, die, wie die jakre 403 ml
402, bereits an der schwelle einer andern steht, in welcher es nai
unverbrüchlichen anstandsgesetz in der attischen prosa wird, jsli
litterarische polemik gegen eine noch lebende person mit nenasm
von deren namen zu vermeiden, und noch ein fthnlicher pnnet iit
übrig, die selbstironie mit welcher Sokrates 242^ ff. sein daimoMi
behandelt mochte Sokrates noch so gut spasz verstehen, ii
fragt sich, ob, so lange er lebte, Piaton es für schicklich
konnte ihm dergleichen anzudichten.
Von allen gründen Useners für die Veröffentlichung des Pkaidni
im j. 402 ist der folgende für mich der erheblichste, da die polwiit
des Antisthenes wider Isokrates und zugleich Piaton an den Pkaidm
des letztern und an die sachwaltreden, welche ersterer und Lysias is
dem processe zwischen Nikias und £uthyno8 403 den beiden
*" über PlatoDS Protagoras (Leipzig 186S} f. 73. *• PUi» I*
8. 196 ff. » Zeller ao. b. 450 ff. « ein teil der diakige de« fllinfchr
war, wie die sage geht, noch vor oder doch in Megara bald aaeh dm
tode des Sokrates geschrieben, aber man bemerkte aacb, wietrsasris
denselben den meister copiert habe: La. Dio|r. II 60. 6S fticpdXXtie I'
ö Aicxivnc KQl fidXtce' Oirö Mcvcbi^iiiou toO *€p€Tpi{uic, «bc Tote idüt
CTouc biaXÖTouc Övrac CwKodTouc (iiroßdXAoiTO, Xa^^dvulv irapA aavti»
irnc . . TouTou ToOc biaXoTouc xal *Ap(cniTiroc öviOirrcucv. tr T>^
Merdpoic dvQTivuicKovToc aÖToO q>acl CKuiHiat ciicövra * «Mcvooi» JkgmC
TQÜTa; " irdcai öcax |i€TdXai tüüv Tcxvdiv, «pocb^iym dftoAiQ^
Kai MCTCwpoXoTiac <puc€wc ii^pi usw. vgl. Suiemihl Plai. phU. I a Sit t
FSoBemihl: die abfiMumgiMit doi Plaintiwfhen Fhaidrat» 716
gegenstehenden parteien geliefert httUen*^, anknOpfte, lo sei et un-
denkbar dasz diese kritik, und folglich aach daai der Phaidros enrt
jähre lang nach jenem process zn tage getreteii aei. ganz richtig,
aber doch nur, wenn hierbei nicht beaondere nmatlnde mit iiia apM
kommen, welche die sache dennoch fftr dieten fall nicht bloai denkbari
aondern sogar wahrscheinlich machen, nnn iat es mir aber wiederum
wenig glaublich , dasz ein so gereiiter litterariacher swist im kreiia
der Schüler des Sokrates schon bei dessen lebseiten mflglioh war*,
anmal da sie doch sogar unmittelbar nach dessen tode nodh eine leit
lang das gewohnte zusammenleben in Megara fortaetiten. dasz frri-
lieh auch Antisthenes sich unter denen wdche es thaten mit befnn*
den habe, können wir nicht beweisen: sollen wir ansdrflokliöh ein-
zelne namen nennen, so werden uns Yon unsem quellen als aolcha
nur Piaton ; Aristippos und Aiachinea geliefert** aber glflcklichar*
weise gibt uns Usener selbst Yon einer andern aeite her die waffen
gegen ihn in die band, man kann im einzelnen über seinen indieien-
beweis rechten, im ganzen hat «r es zur allergrOsten wahrscheinlich-
keit erhoben, dasz die angriffe des Antisthenea dem Isokratea das
ihm ohnehin nur durch die not aufgedrungene geschift des sachwalta
vollstttndig yerleideten. aber wie TertrSgt sich dies damit, wenn
diese angriffe vielmehr gleich naeh dem aikfang jener thfttigkeit dea
Isokrates begannen, so dasz er sie also vielmehr runde aehn Jahne
«rtrug? reime sich beides ein anderer zusammen, ich vermag ea
nicht, denken wir uns dagegen, dasz der Phaidros mit seiner gegen-
überstellung des Lysias und Isokrates erst um 396 erschien, so wird
alles liebt und klar: es wird dann, wenn man mit üsener selbst an-
nimt, dasz den Antisthenes der Widerspruch gegen eben diese ab-
Schätzung des Piaton zu dem angriff auf Isokrates bewog, vollständig
begreiflich, dasz er erst jetzt den feldzug wider den letztern eröffnete
und, um eine entgegengesetzte gegenOberstellung beider redner zu
gewinnen, zu eben jenem sieben jähre altem process zurflckgriff , in
welchem sich die reden beider gegenflbergestanden hatten, und dann
hierauf noch eine zweite und vielleicht noch eine dritte Streitschrift
folgen liesz, so dasz Isokrates nach verlauf von nicht mehr als
drei jähren das feld räumte, und dasz der letztere dann in der
sopbistonrede den Phaidros so berücksichtigte, wie er ea gethan hat,
war gewis auch viel natürlicher, wenn dieser dialog erst fünf, als
wenn er ganze elf jähre früher erschienen war.
Wie Piaton zur ideenlehre kam, wissen wir durch Aristoteles*',
** vgl. Sauppe ao. s. 187. J99. Blats ao. II •. 801 und oben anm.
4. 12. 18. *^ am wenigsten, wenn der angriff sieh sugleicb gegen
PlatoD richtete, denn dasi allerdings Isokrates, obgleich fchttler des
Sokrates, doch nicht so dessen engerm ond elgentliehem freundeskreise
gehörte, scheint daraus henrorsogeben, dass er in Piatons Phaidoa
69'' ff. weder anter den beim tode des meistert anwesenden noch ab-
wesenden jungem genannt wird. ** La. Diog. II 68 (s. anm. 88).
Hermodoros ebd. II 100. III 6. " met. I 6, 967« 89 ff.
716 FSusemihl: die abfaesuugszeit des Platoniachen PfaaidnM.
obschon ich nicht daran zweifle, dasz es in unsern heutigen lettn
nicht an überklugen leutcn fehlen wird, die es anders und beucr n
verstehen meinen, leider sagt uns Aristoteles nicht, ob dieis
geistige entwicklungsprocess schon vor dem tode des Sokrates fertig
war oder nicht, mir ist stets als die wahrscheinlichste erglnzuBg
dieses mangels das einleitungsgespräch des Theaitetos zwiichai
Eukleides und Terpsion erschienen , jene feine form einer dedicstioi
an die megarischen freunde , wie man es mit recht genannt bat*
fragt man nemlich nach dem innern Verhältnis desselben xu dem ii-
halt dieses dialogs, also zur erkenntnislehre, so konnte Platoa ftr
diese von den Megarikern nichts lernen und weniger als nichts, dil
beziehuDg musz also nicht in dem liegen , was der dialog aosdrflck-
lich ausfuhrt, sondern in dem was für Piaton die unmittelbare cob-
sequenz aus demselben ist. das aber ist die ideenlehre. denn du
ergebnis des Theaitetos ist, dasz im gebiete des empirischen bewml-
seins und seiner objecto, mag man noch so tief in die tiefsten scbaM
dieses gebiets hinabsteigen oder noch so hoch auf seine hÖcbiUa
höhen klimmen , nirgends wirkliche crkenntnis zu finden ist, sad
daraus folgt ja für Piaton unmittelbar, wenn es überhaupt erkenntr
nis geben soll, dasz es auch ttberempirische objecto fUr dieselbe gtUm
musz, das aber sind eben die ideen. nun werden aber die 'ideenfireuatf
im Sophistes 2A2 ^ ff. so lange für die Megariker angesehen werte
müssen, bis es gelungen ist den neuesten, erschöpfend nach slha
Seiten das betreffende material in betracht ziehenden beweis Zellen*
hierfür zu entkrUften, was nach dem sachkundigen urteil Ycn Boniti"
gerade keine leichte aufgäbe sein wird, steht die sache aber iOb
dann wird man sich meines erachtens auch des gedankens kaum «^
wehren können, dasz die ideenlehre, wenn auch gewis schon lasgi
in Piatons geiste gährend , doch zu ihrer wirklichen ausgebnzt enA
bald nach des Sokrates tode in Megara gelangte in folge des M-
regenden geistes Verkehrs, den Piaton dort mit Eukleides führte^ dss
also beide durch denselben damals auf diese nemliche conseqoeni dw
Sokratik verfielen , und es begreift sich dann freilich leicht genqgi
dasz Eukleides bei seiner trocken abstracten fassung dieser kkit
nicht lange ihr treu blieb, sondern bald vollständig in den Elestil-
mus zurücksank. ^' ist nun dies alles richtig , so kann der Phaidrsi
gar nicht vor dem tode des Sokrates geschrieben sein.
Aber der stil ! ruft Usener. nun ich d&chte, wenn man
schiedenheiten des stils und der darstellungs weise in den
denen Schriften Piatons, und dabei vielfach in solchen die
an einander zu rücken mancherlei Ursache hat, wenn man
derbare fertigkeit auch im copieren fremder stilmuster bedenkt, wii
*' lIurmaDD ao. 8. 492. gegen die bemäagelung dieser beseioksMI
darch Ueberweg ao. s. 235 s. die treffende widerlegang tob NeksIlMi
'diu abfasiiungiizeit des Plat. Theaitetos' (Strasibnrg 1875) 8. 8t f.
** ao. s. 214 flf. (* 8. 180 ff.). ^ Piat. Studien* (Berlin 1878) a M
uum. 42. 31 Zeller ao. s. 222 f.
FSusemihl: die ab£utiiiigneit des Pktonitehai FlnidnM» 717
er sie im Protagoras und im Symposion seigt, so sollte man einsebea,
welch ein vergebliches bemühen es ist diesen Pteteos swingen und
binden zu wollen, in der that, die Schreibweise des Phaidros hat
ihres gleichen nicht in den andern Platonischen werken« Ab«r wer
dies daraus zu erklären sucht, dasz wir hier die specifische diction
des jugendlichen Piaton vor uns hfttten, der sehe wol an daas er uns
nicht mit dieser angeblichen erklArung in ein wirkliches meer roa
dunkelheiten hinausstosze. denn wo wolhm wir dann mit den sog.
Sokratischen gesprftchen, welche ohne voraossetzang der ideenlehre
Terständlich sind, dem kleinem Hippias, Lysis, Gharmidea, Lachea,
Protagoras, bleiben, welche bisher Yon der grossen mehnahl der
forscher, sowol derer die denselben den Phudzos noch Toraaschicken
als derer die ihn sp&ter setten, Ton den Tersohiedensten standpnnolen
ans mit seltener Übereinstimmung noch in die letzten leböugahra
des Sokrates aus in der that sehr nahe liegenden gründen rerlegt
worden sind ? ^ das ist dann nicht mehr mOglich/ weil der atil hier ein
ganz anderer ist. doch wir müssen abwarten, bis erst ein greifbarer
▼ersuch gemacht wird sie in einer spfttem lebensperiode Platons
unterzubringen , bevor sich weiter in dieser saohe reden lAszt. ge*
länge aber auch ein solcher versnch, so würden immer noch ihre
Seitenstücke Apologie, Kriton und vielleicfat auch noch der über die-
sen standpunct hinausgehende Euthjphron übrig bleiben « die man
ja in die nächste zeit nach des Sokrates tode wihrend des megarischen
aufentbalts zu setzen pflegt, also nur vier jähre etwa spftter als die
geburtszeit des Phaidros nach üseners berechnung. dann ist in der
that ein wunderbar jäher stilistischer umwandlungsprooess in diesen
wenigen jähren mit Piaton vor sich gegangen ohne alle Zwischen-
glieder und Übergangsstufen, fast wie in einem zaubermttrchen.
Geht man aber gar so weit, die composition des Phaidros zu
bemängeln, um auch hieraus ein kennzeichen für die grosze Jugend-
lichkeit des Verfassers zu gewinnen, so wäre es freilich sehr schlimm,
wenn derselbe in eben diesem werke, in welchem er von einer schrift
verlangt, dasz sie ein lebendiger einheitlicher Organismus (Zipov) sei,
und der rede des Lysias den mangel dieser eigenschaft vorwirft
(264), dem gleichen tadel unterliegen müste. allein die aufgäbe
dieses dialogs läszt sich kurz dahin zusammenfassen: er soll be-
stimmen, welches die richtige art des redens und Schreibens sei (ric
icTxy/ n öpGÖTTic ToO X^T^iv T€ kqI TP<3iq>€iv), und gerade das grund-
erfordcmis im sinne Platons ist, dasz rede und schrift ans jener be-
geisterung sprieszt, welche er die 'rechte' liebe nennt, dies ist das
feste und meines crachtens vollkommen genügende einheitsband,
welches den ersten teil von Seiten des inhalts mit dem zweiten ver^
knüpft, oder, wie Schleiermacher es treffend ausdrückte: dort wird
>* daflz Zeller ao. 8. 461 f. deft Protagoras lieber erst der näehsten
zeit Dach dem tode des Sokrates anweisen will, ist dabei UDweaentlioli,
and ebenso wenig kommt es hier darauf an, ob man den EnthTphron
in dieselbe zeit oder noch früher oder nmgekehrt später setsen wilL
718 FSusemihl: die abfassungszeit des Platoniichen FhaiditM.
der trieb, hier die methode bebandelt, diese andeatung mag hkr
ausreicben. ein näheres eingehen auf die anfechtnngen Ui
glaube ich mir im interesse der kUrze an dieser stelle
müssen, da ich überzeugt bin dasz der angedentete gedchtqwMt
von selbst zu andern ergebnissen führen musz.
Und sollen denn die scherze, die Piaton selbdt in dieeem diakg
über seine dithyrambische überschwenglichkeit macht", flir gv
nichts gelten? oder zeigen sie uns nicht vielmehr, dass er mit toUni
bewustsein seinem überströmenden mutwillen die stigel sdiiesMi
Ittszt, nicht weil er vor lauter 'Jugendlichkeit' nicht anders kaai|
sondern weil er gar nicht anders will ? freilich eine gans besonden
Seelenstimmung ist es, der dieser ergusz entquillt, und es fragt wA
nur,, ob wir im stände sind uns eine haltbare möglichkeit für dieselbs
um die zeit des j. 396 zu denken: denn ein mehreres YermOgsB vir
mit den heute noch zu geböte stehenden mittein nicht sn errsiehm.
Eines musz zunächst auch ich zugeben , wie es schon Zdte*
gethan hat: auch ich habe es nie begreifen können , wie
vielfach es über sich zu gewinnen vermocht hat zwei in stäl«
ception und composition so unähnliche werke wie den Phaidros vai
das Symposion unmittelbar auf einander folgen zu lassen. dsM
allerdings , vergleicht man beide , wie weit liegt da in der that dii
überschäumende und übersprudelnde jngendfülle des einen und dit
gesättigte künstlerische ruhe und männliche reife des andern
einander! aber dennoch würde ich dies urteil nicht wagen,
sich nicht in den liebesreden des Phaidros and im Symposion im
die bearbeitung des nemlichen themas handelte, um so wonigff
vermag ich mir aber auch die dritte bearbeitung desselben im Lyn
zwischen jenen beiden andern zu denken*^, so begreiflieh mir ia
einer zeit vor ihnen beiden dessen 'neckische begriflkklitterei* * ist
Trotzdem bin ich ein zu guter Aristoteliker, um nicht
nehmen, es müsse der von den verschiedensten Seiten immer
hervortretenden ansieht, der Phaidros sei das erÖflEhungsprogruna
von Piatons lehrthätigkeit in der Akademie, wenigstens etwas walim
zu gründe liegen, und was das wahre hieran ist, hat üeberwig'
bewiesen, den in dieser hinsieht noch keiner widerlegt hat and
wol keiner widerlegen kann, wenn ein Schriftsteller in einer
Schriften ausführt, wie Piaton im -letzten abschnitt des Phaidrs^
auch die beste art von Schriftwerken dürfe von ihrem Yerfaaasr ia
wesentlichen nur als eine repetition seiner bereits mündlich gi-
äuszerten gedanken für sein eignes vergeszliches alter und fttr seiM
anhänger und gesinnungsgenossen angesehen werden» so kann dod
kaum bezweifelt werden , dasz er bereits diese schrift selbst mit n
jener besten art rechnen will, er musz also bei ihrer abfassnng
^ 235<^'». 237« h. 238««*. 241» f?ife42«. 244« flf. 2Ö7*. S68« ff. IM'.
2eS\ 265«h f. 278b. ?« ^o. s. 457 anin. 3. » genaa so orteilt Zilbr
ao. 8. 452 f. anm. 2. ^ Hermann ao. s. 383. >* ao. s. 16 ff. WL
128. vf^I. Susemihl in diesen jahrb. 1863 s. 242 ff. 1864 i. 861 ff.
FSuBcmihl: die abfiuBiiiigti«it des Platonitdien Phaidröi. 719
anhänger sich durch mündlichen gedankenanttaiiMb gewonnen haben.
wie wenig es nun aber mit dem spruehe üeberwegs** abgethaa itti
die Überlieferung kenne nur die yon Piaton d88 oder 887 erOi&iete ^
schule in der Akademie, und wie sehr S^eOer** nnd Alberii^ mit dar
annähme recht haben, dasz die keime xn derselben schon eine reihe
von jähren zurückliegen, das hat sich nun aus jener beweisftthnuig
Useners ergeben, nach welcher der Phaidroe nicht wol spiter als 896
geschrieben sein kann. "-^
Niemand berichtet uns, dass Piaton jene elf bis xwUf jähre vom
tode des Sokrates bis zu dieser schulgrOndung unmiterbrooheii auf
reisen gewesen sei. wer es also annimt« kimpft genau eben so gut
wie wer es bestreitet mit hypothese gegen hjpotheae and ist genau
so gut den beweis für die seine schuldig, und sollte sieh auf keiner
von beiden Seiten ein solcher wahrsoheinUehkeitsbeweis liefern lassen,
so würde mau beide annahmen einfach als gleich berechtigte mOg-
lichkeiten neben einander stallen müssen, in dem eben bemerk-
ten liegt nun aber bereits dieser Wahrscheinlichkeitsbeweis fllr die
letztere derselben, und einen andern haben Steinhart^, welcher
meines Wissens zuerst eine derartige rermutung aussprach, und be-
sonders Zeller ^* aus dem TheaitetoB entnommen.^ aber auch so
noch kann man zweifelhaft sein, ob ea gerathener erscheint einen
Zwischenaufenthalt des philosoplrä in Athen zwischen der rfiökkehr
aus Megara und der kyrenäisch-ftgyptischen reise^ oder mit Stein-
hart zwischen der letztem und der italisch-sikelischen oder endlich,
wozu Zeller geneigt ist, einen zwiefachen zu beiden selten anzunehmen.
zur empfehlung der ersten und namentlich der dritten annähme liesze
sich mancherlei sagen, und als eine äuszere spur für die erste liesze
es sich viellcicbt betrachten, dasz bei La. Diog. III 6 f. in der folge
der Platonischen reisen die nttchste nach dem megarischen aufenthfät
unbestimmt mit fneiTa, die folgenden aber mit localer genauigkeit
durch KdKcTBcv und f v8€V angereiht werden ^\ wenn nur nicht dieser
— - - — •
**' ao. B. 128. vgl. jedoch anm. 48. 60. wie wenig die ätisieniDgen
im Phaiiiros über die schriftstellerei bereits das bestehen einer 'eigent-
lichen Ichranstalt' Piatons zu ihrer notwendigen Yoraossetsung haben,
ist voD mir schon in den anm. 87 angefülurten anfsltsen dargethan.
»• ao. 8. 352 ff. (« 8. 297 flf.). <• 'über die stelle 274»»— 278»» im Plat
Phaidros und über die Platonische schale' rhein. mns.XIX (1864) s. 840 ff.
^1 Piatons werke III b. 100. 213. 816. 478. freilich änssert sich
derselbe in sehr ungenügender, schwankender nnd widersprechender
weise. ** ao. s. 353 anm. 1. s. 461 f. Tgl. s. SM anm. 8. ^ sehen
▼on vorn herein wird man es übrigens, wie Zeller ao. s. 866 anm. 1
mit recht urteilt, mit Grote ao. I s. 121 unwahrscheinlich finden mfissen,
dasz Piaton die ganzen '10—12 jähre Tor seiner rückkehr ans Sikelien
in freiwillifrer verbannnng zugebracht haben sollte'. ^ dann würde
man, da man sich schwerlich entschliessen dürfte an eine entstehnng
des SophisteSfWPolitikos, Parmenj^s schon Tor der ägyptischen reise
zu glauben, diese drei dialoge erwden selten nach der italisch-sike-
lischen reise zuweisen müssen. *^ ctc M^Topa . . öir€xti(»pnccv. Iircira
cic Kuprjvfiv dTrf)XO€ irpöc Gcöbuipov t6v ^aOruicmKÖv' K^ticCtOev cic
'IraXCav npöc touc TTuOaTopiKoOc OiXÖXoov Kai fcöpurov €vÖcv tc cIc
720 FSusemibl: die abfasBungszeit des PlatoniBcben FliaidRMy
ganze bericht in manchem betracht gar zu wertlos 'wKre. b« jeder
dieser beiden bypothesen würde es übrigens auch möglich sein, dl
der aufentbalt in Megara vermutlich nicht lange danerte*« die ol-
stehung des Phaidros bis 398 oder doch 397 hinanfzuracken.^ ibff
die zweite ist von allen dreien die einzige die aach ein aQsdrflcklkte
änszcres zeugnis^^ für t^ich hat, und zwar ein solches das, wenn am
eben nur dies aus ihm enlnimt und von seinem sonstigen inhalt ib-
sieht, zwar nicht besser, aber auch nicht schlechter yerbllrgt ist ah
diejenigen die vielmehr den Piaton unmittelbar von Aegypten uck
Groszgriechenland reisen lassen ; und die umkehr dieser letztem d«*
Stellung in der eben erwähnten angäbe des Laertios Diogenes trift
mit ihm wenigstens darin wieder zusammen, dasz auch nadi ikr
Piaton unmittelbar aus Aegypten nach Athen heimkehrt, ttberdia
möchte ich, so sehr sich auch darüber streiten iSszt, immerhin ok
andern *^ in dem ' ägyptischen ' mythos im Phaidros 274 * fL nML
der anführung des süszen Nilbngs 257^* lieber bereits eine roai-
niscenz an den ägyptischen aufenthalt Piatons erblicken , ziehe a
also vor ihn seine reise nach Kyrene (wenn er wirklich auch doitka
gieng) und Aegypten von Megara aus antreten zu lassen, dann
aber der Phaidros füglich auch nicht früher geschrieben sein ab
in Piatons einunddreiszigstem lebensjahr, und die hypothese gestahil
sich dann so: etwa ende 397 nach Athen zurückgekehrt sammelttv
dort rasch einen kreis gleichgesinnter in freier and zwangloser Ti^
einigung'^ um sich, und aus dem frischen vollgeftlhl dieses edb|p
und der noch frischen freude über die entdeckang seiner ideoikhR
erkläre ich mir jene übermütige Dionysische feierstimmung, Mi
welcher heraus er den Phaidros schreibt und in demselben znm
AIt^jittov TTpüc Touc TCpoqpnrac . . ^iravcXBdiv bi elc *AOf|vac Mipifiv
dv 'AKa6rmiq[. nach dieser darstellung könnte Platpn an den hof d«
altem Pionysios entweder gar nirht oder erst nach crrichtung teistf
scliule in der Akademie von Athen aus gekommen sein.
** 8. darüber Zellor ao. s. 354 anm. 1. ^' dagegen k»t es
lieh nach dem freilich nnr zweifelnd ausgeBproobenen Vorschlag
ZelKr ao. s. 460 f. dieselbe erst mit dem beginn des sweilea atl
sehen zwisehenaufenthalts eintreten za lassen nnd doch eaglcieh
den ersten mit schriftstelleriseher thätigkeit aaBzufttllen, da daaa M
dialog erst nach 396/5 erschienen sein könnte. *^ Plat. fibcr d. W
niunion des Sokr. 7, 579* ff., wo Platbn auf der rückkehr ans AcgyrpMi
naeh De los kommt, jedenfalls also sich nicht anf der Strasse nach Bir
Hen, sondern nach Athen befindet, danach hält sogar Ucberwcf
s. 126 ff. (vgl. anm. 88) die sache für wahrscheinlich, wenn d«
sich aber auch auf den siebenten psendopl atonischen brief stiitst,
clier von den reisen nach Megara, Kyrene, Aegjpten schweigt U
denn freilich Piaton von Athen aus nach Italien kommen ll&sst (
so kann nach den Untersuchungen von HTKarsten 'de Platonls emsisV
(Ttrecht 1864) dieser darstellung auch nicht die fferingtte beoMlBff
mehr zugeschrieben werden. ** zuerst, so viel ich weiss, Tewssrnsse
py^tem der Plat. phil. (Leipzig 1792) I s. 118. *• eine solehe ssUM
.•<o^ar Ueberweg ao. s. 128 für nicht unwahrscheinlich, nnr nm elee
aber handelt es sich und noch nicht um eine ''eigentliche
s. anm. 38.
FSasemiU: die abfJMtiiiigiMit des PlMoniioliMiFluiid^ 721
male diese lehre ausdrttcklich, aber noch in mytfaieoher foim, tdirift-
licb verkündet und seine gedanken ttber die liebe cwisdien lehrer
und schttler, über belehmng, überredong nnd erinnerong in wort
und Schrift ausspricht, mit recht hat aber auch Alberü** daranf hin-
gewiesen, dasz wenigstens 6ine nachricht anf nns gekommen itti in
welcher vorausgesetzt wird, dasi Piaton schon yor der ersten rike-
üschen reise * jünger' (^ToTpot) in Athen rarücklien.** nnd wenn
noch Praxiphanes das frenndschaftsrerfalltnis zwischen Piaton nnd
Isokrates zu einem dialog benutzte, in welchen letzterer den erstem
auf dessen landsitz besuchte und sieb mit ihm ttber dichter unter*
hielt^, so spricht dies vielleicht (denn mehr mOchte ich nicht be-
haupten) auch eher dafür dasz dieser persönliche verkehr mit dem
tode des Schrates oder dem achtundzwansigsten jähre Piatons nicht
zu ende war, sondern nach ein paar jähren erneuert ward, dasz Fla-
ton sich noch 396/5 über Isokrates so ftnssem konntCi wie er es im
Phaidros thut, hat jedenfalls nichts unwahrscheinliches., zumal diese
Snszerung die möglichkeit einer schon damals aufkeimenden forcht,
der freund könne von den alten philosophischen Sympathien abfallen,
nnd mithin des nebensinnes einer fteundlichen mahnung dies nicht
XU thun keineswegs ausschlieszt.^ ob aber Piaton, wie Usener be-
hauptet, abwesend war, als Isokrates die so|diistenrede schrieb, iSsst
eich hiernach weder beweisen noch widerlegen: denn wir wissen
nicht, in welchem jähre der philosoph seine reise nach Groszgriechen-
land antrat.
Ich glaube also dasz Zeller^ mit seinem klaren blick wieder
einmal richtiger gesehen hat als wir andern alle, indem er den
Phaidros als den ersten dialog nach den genannten acht Sokratischen
werken betrachtet und auf ihn ziemlich bald denOorgias^, Menon^
^< ao. 8. 354. 358. »* La. Diog. III 20 Kul dvair^Mirci (nemlich 'Awi-
Kcptc) *A6nva2l€ Trp6c toOc ^raipouc. sollte freilich jene andere aachricht
§ 6 f. (s. aniD. 45), welche Alberti gleichfalls, aber mit unrecht heran*
sieht, ans derselben qnelle stammen, so verliert die tache alle bedea*
tang: denn wer die ägTptische reise nach der nnteritalisehen setite,
moBte folgerichtig die schule in der Akademie unmittelbar an die erster«
anschlieszen und konnte dann, wie schon anm. 46 bemerkt, den Pia*
ton erst nach ihrer eröffnnng von Athen ans auf den weg nach dem
hofe des altern Dionjsios bringen. ** La. Diog. III 8 TTpoEtqH&vnC
cuv^TpOH'C biQTpißi^v Tiva TTcpl iroiiiT(&v T€V0fi6fnvlv drpip itop& TTXa-
TUDvi ^TTiEcvuje^vToc ToO McoKpdTouc. ^ wle Schröder 'quaestiooes
Isocrateae' (Utrecht 1859) 8. 113 richtig bemerkt, so aber daai ich eben
auch nur hierin mit ihm übereinstimme, aber aneh anf Reinhardt ao.
s. 29 f., der doch gleich Usener den Phaidros als Piatons erste Schrift
weit höher hin aufrückt, hat doch die stelle, wenn schon In etwas an-
derer weise, neben dem eindmck des lobes anch den der 'adhortatio*
gemacht, zumal da er gleich mir die von Spengel ao. s. 738 empfohlene
lesart des Bodl. nnd Ciceros or, 13, 41 cl TC cl fQr die richtige hUt.
^^ ao. 8. 453 ff. M die von Reinhardt ao. s. 37 angenommene
beziehung von Gorg. 463* anf die sophistenrede des Isokrates § 17 ist
viel zu unsicher alt data man, nm sie mügflch sn raaeben, anlass bitte
jenen dialog für später sn halten als diese scbrift. Tgl. aneh Rehdants
Oött. gel. anz. 1872 s. 1179 Snm. *^ *" wenn man so folgern dfirfte»
Juhrb&rher für cIms. philol. ISSO kft. 10 o. U. 47
722 FSuBemihl : die abfassungszeit des Platonischen Phaidroi.
und Theaitetos folgen läszt. nur den Euthyphron halte ich nach wie
vor für später als den Gorgias, und den Euthydemos setze ich je&t
erst nach gründung der eigentlichen schule in die achtziger jah»
des vierten ja. in keinem andern dialog aher als im Phaidros &idea
wir, wie schon andern aufgefallen ist, den nemlichen etymologiadiai
mutwillen, welcher uns im Kratylos entgegentritt, in gleicher massea-
haftigkeit und ausgelassenheit : auch diese beiden Schriften werden
also schon deshalb nicht allzu fern von einander liegen.
So begreift es sich denn auch dasz Piaton , als er den bodea
Italiens betrat, schon ein weitberühmter mann war, welchen eben
deshalb der ältere Dionysios für wert erachten konnte als eine zierdi
seines hofes zu sich einzuladen, denn so allein^' lüszt es sich ja
vernünftigerweise denken, wie er an denselben kam.^ ob aber däa
Sache auch noch erklärbar ist, wenn Piaton noch damals in frei-
williger heimatlosigkeit, ohne anhänger lebte und etwa nnr erst den
Phaidros, die Apologie, den Kriton und vielleicht den Euthyphron
geschrieben hatte, dagegen wird ein bescheidener zweifei erlaubt sein.
Einen nennenswerten einwurf gegen die angenommene aÜM»
nische Wirksamkeit Piatons von etwa 396 bis 390, den mir Wüi*
mowitz aussprach , will ich nicht unerwähnt lassen : wie kommt u
denn dasz dieselbe so gar keine spuren bei Aristophanes hinterlassen
hat? CS ist dies nur ein argumentum e silentio, welches aber dodk
in diesem falle beachtung verdient, nur aber fürchte ich, wenn msn
den Phaidros bis 303,2 hinaufrückt, dasz man eben damit densd-
ben einwurf, wenn auch vielleicht etwas abgeschwächt , lediglich in
die gleiche zeit hinaufschiebt, denn welches aufsehen muste dieser
dialog mit seinen kecken angrififen ayf alle weit machen, um lo
mehr je jünger der Verfasser war ! wie sehr war er mit seiner ideala
liebe und seiner ausfahrt der seelen in das 'überhimmlische' reich
der ideen geeignet den spott des komikers herauszufordern! wie
wenig gilt dagegen ein gleiches von allen jenen andern genannten
dialogen! oder soll der einwurf bestimmter dahin gehen, dasz in
den beiden letzten erhaltenen stücken des komikers, den Ekklesia-
zuscn und dem Plutos, jede beziehung auf Piaton fehle, so nehnt
fürs erste auch ich nicht an dasz Piaton noch in Athen war^ alsAs
letztere komödie für die buhne bereitet ward.'^ hinsichtlich der
Avie Uscner \S. aiim. IC) aur dem lyafxoc im Phaidros 267* gethaa kal|
80 würde mnn mit (gleichem recht auch aus der im Menon mit vdv
vcuiCTi OO'* an.-ichrunistisch erwähnteu hcHtcchan^ des Ismcnias im J. M
schlioszen müascn, dasz der letztere dialog bald uach diesem •nifiil
freHchriehen sei , und da er doch seinem ganzen inlialt nach ichweniflfc
anderswo al:^ in Athen ahgefaszt sein kann, würde eben hiernach gera^B
Usencr zugeben müsBcn. dasz PItitoii um diese zeit sich dort anfUslL
allein für so richtig icli hier die sache au sich halte, für so falsch, wis
«rerr.a^t, diese art zu bchlieszen.
-'^ trotz Holm gosch. Sicilien8 II s. 153. 450. ^' wenn aneh fsa
allen angaben ühcr diesen ^^tr^nstand nur die bei Nepos /^Mia 10, S ■■'
bei Diodor XV 7, 1 hicruiit übereinstimmt. ^ ob die teilweise "
FSusemihl : die abfiMrangneit des PlfttoniNlien Fluidxoi. 723
Ekklesiazusen aber fOrs xweite stebt die saehe so. entweder baue
Piaton schon damals ancb sein staatsideal mflndlicb verbreitet, nnd
dann würde sich auch durch die einwendimgen von mir und Zdler**
schwerlich jemand abhalten lassen jenes Mßk wenigstens
als eine Verspottung desselben xu betrachten, oder aber
Staat war damals auch im geiste seines Urhebers noch nidit geboren,
was ich glaube: dann ist auch nioht absusehen, welchen besag die
Ekklesiazusen auf Piaton nehmen sollten, weit mehr noch als bei der
entwicklungsgeschichte der metafriiysisohen tappt bekanntlich bei der
der politischen gedenken Piatons die nntetsn^img in dnnkelheiten
und Schwierigkeiten umher, nnd wfthrend in den loteten jähren auf der
einen seite RHirzel** ein nicht gerade leidht xn entkrftftendes gewicht
zu gumten der ansieht, der Politikos sei erst naoh der Politeia ge-
schrieben und stelle einen Übergang ans dem standpunct des letxtem
Werkes zu dem der Gksetxe dar, in die wagschale geworfen hat, ist
auf der andern Reinhardt in seiner sorgftltigen dissertationf unter
billigung seines lebrers Usener xn dem ergebnis gelangt, dasz schon
das dritte buch der Politeia erst nach 852 abgefust sei. wie sehr
aber die ohnehin schon reichlichen unmOglichlraiten , welche gegen
dasselbe, falls es nur 6ine redaction von dieser schrift gab, eintreten,
vermehrt werden würden, wenn Hirzel recht bitte, liegt auf der
band, ob sie sich, was ich stark bezweifle, dnreh die annähme zweier
redactionen heben lassen, ob überhaupt diese annähme sieh sn einer
klaren und haltbaren gestalten liszt*^, kommt auf den versudi an,
und erst dieser versuch könnte auch lehren, ob das zwar bedingte,
aber doch grosze lob , welches Reinhardt*^ und üsener dem buche
Krohns über diese schrift erteilen, berechtigt, oder ob nicht vielmehr
dieser hochbegabte mann in der hauptsache völlig und ohne nutzen
für die Wissenschaft in die irre gegangen ist. diesem versuche sehe
ich mit Spannung entgegen und werde ihn unbefangen prüfen, sobald
er erschienen sein wird.
Die allgemeine schluszbemerkung üseners über den entwick-
lungsgang des genies endlich ist schön und als regel auch vielleicht
wahr; jedenfalls aber hat auch diese regel ihre zahlreichen aus-
nahmen, oder möchte üsener auch Kant zu denen rechnen, welche
'nur überkommpues zu verarbeiten' hatten? auch Fichte aber schrieb
zuerst vom Kantschen, Schelling vom Fichteschen standpunct aus.
und wie steht es mit Aristoteles? mag man in noch so vielem be-
tracht den Verlust seiner jugendwerke beklagen, der beispiellose ein*
^cbkcit von l'Iiitoi 576 ff. mit PUt. Qorfr. 621« f., aufweiche Reinhardt
ao. s. 26 hiDwcist, eine mehr als lufUlige ist, lasse ich dabiDgeitellt.
' * SuHeinihl ao. II s. 296 f. Zeller ao. s. 406 anm. 2, der «ich, wie
er fielbst hemerkt, io der hsnptsache mir aotohlient. ** 'in Piatons
Politikos^ im iiermes VII (1874) 8. 127 f. ** s. 87 ff. ^ eine 'nach-
rieht von einer erweiterten otnarbeitUDg der Politeia', von der Usener
s. 131 Hpricht, cxintiert nicht: nicht dnreh deutong, sondern nnr durch
um^lcutunj^ der bekannten Htelle des Gellins XIV 8, S lüsxt sioh eine solche
coriMtrnieren. •» 'der Phüebos des Plato' (Bielefeld 1878) s. 4.
724 OPfundtner: zu Tacitus Agricola.
flusz , welchen dieser mann auf das denken der jahrtauseiida nick
ihm geübt hat und noch ausübt, konnte mit ihnen nichtB xn adufn
haben, und anderseits, wenn Piaton seine schriftutellerthltigkat
vielmehr mit jenen sieben oder acht Sokratischen werken begun,
so sind auch schon in diesen die keime seiner kOnftigen grOeie reick-
lich zu finden, und es bedarf dazu nicht erst des Phaidros. doch aod
hierüber hat bereits Zeller "^ alles erforderliche bemerkt.
um aber allem misverstSndnis vorzubeugen, wiederhole ieh: m
sind nur Vermutungen von sehr verschiedenen wahrschemlichkiitr
graden, welche ich aufgestellt habe, und ich bin weit entfernt Ar
alle oder auch nur die meisten auf allseitige zustimmong in hofln;
es ist sogar möglich, wenn auch nicht wahrscheinlich , dmu ontff
allen positiven ansätzen, welche ich vorgetragen oder von aadoi
übernommen habe, kein einziger unwiderleglich ist. du aber glanbi
ich bewiesen zu haben, dasz Usener die acten genan da geschloiia
hat, wo die eigentliche Untersuchung erst beginnt, nnd dieshiltekh
für das einzige sichere, aber auch völlig sichere ergebnis mnm
eignen Untersuchung, dasz die entstehung des Phaidros vor dem tode
des Sokrates bisher nicht bewiesen und auch nicht einmal lor wdiir-
scheinlichkeit gebracht worden ist.
Und hier nehme ich denn von meinem freund üsener abaddil
mit aufrichtigem dank und herzlichem grusz, in der festen filMr
Zeugung dasz wir einander nicht auf dem felde der schlimmen, iO^
dem auf dem der guten Eris begegnet sind.
** ao. 8. 452 f. anin. 2.
Gbeifswald. Franz Scauank
98.
Zu TACITÜS AGRICOLA.
c. 1 schlieszt nach Gh&ntrelle (angenommen von Driger)
saeva et infestu virtutihus (empora exegimus, exegimus ist
aus legimuSj dem anfangswort von c. 2. leichter ist die
von legimus in degimus.
c. 30 (rede des Calgacus) nos terrarum ae liberiaÜB
recessus ipse ac sinus favnae in hunc diem defmdU. was
neben recessus ipse hier sinus fanMe? Drftger erklftrt: 'die ti ^_^
heit unsers rufes, dh. unsers namens.' mich dflnkt, stMMf (UK
bausch, tasche) könne metaphorisch nur bedeuten 'das beigsiiib
verhüllende' ; fatna aber ist die sage und involviert den begriff dM
dunkeln und unbestimmten, wie zb. c 33 Agricola rühmt: fimm
tanniae non fama nee rumore^ sed castris et armia (ememmM.
ist sinus famae ^der (dunkeln) sage (schützende) hUUe'.
KöNiosBEBQ. Otto Prumyisifc
AFonck : die amtlaiinng des tnljaotqnOBiiBiflos im ftoe. cum Inf. miw, 786
99.
DIE AUSLASSUNG DES 8ÜBJECT8PB0N0HBN8 IH
ACCUSATIVUS CUM INFINITIVO BEI DEN LATEINISCHEN
KOMIKERN.
Dasz im lateinischen das tubjeetspronomen des aoe. c.
manchmal unausgedrflckt blieb, ist eine jener grammatischen that-
sachen, die als gnt überliefert anch in die landlftnfigen grammatiken
(zb. Zampt § 605) aufgenommen werden, ohne je in grOsserm nm*
fange dargelegt zn sein. DrSger Ust. syntaz 11 § 4M (s. 414 f.)
sagt, die aoslassung des sabjectsaocasaÜYs sei im ganien im alten
latein wie auch bei Cicero noch sehr selten, sie gewinne erst seit
Livins an umfang; es werde namentlich se nnd ein acc Ton is aus-
gelassen, seltener ein pronomen der ersten oder sweiten person.
diese bemerkungen sollen im folgenden fttr die spräche der alten
komiker nachgepraft und, wie sidi seigen wird, in wesentlichen /
puncten berichtigt werden. HoltM sjmt. prisc. scr. laL II s. dS fT.
führt eine grosze anzahl manigfaltiger beispiele von fehlendem pro-
nomen an , welche nach den ▼erschiedenen regierenden verben grup-
piert sind, es ergibt sich bereits daraus nnd es würde bei voÜ-
stftndigerer samlung der belege noch einleuchtender berrorgetreten
sein, dasz die ellipse des subjects durchaus nicht an bestimmte» etwa
besonders häufige Zeitwörter geknüpft ist, sondern gleichmisrig bei
den verschiedensten hauptverben stattfindet, auf diesen punct werde
ich am schlusz dieser Untersuchung zurückkommen, auch in den
ausgaben mit erklärenden anmerkungen wird die frage mehrfach
berührt und die subjectsellipse mit mehr oder minder zahlreichen
beispielen belegt, zb. von Brix zu capt. 266, Wagner zu auL 242,
Dziatzko zu Ter. Ph. 54. dasz die erscheinung bei den komikem
durchaus nicht selten, sondern sehr häufig ist, hebt Wagner zu Ter.
heaut. 16 mit recht hervor, tiefer eindringend ist jedoch nur die
anmerkung von Lorenz zu mast. 618, wo an lehrreichen beispielen
die grosze Freiheit der Volkssprache im weglassen des pronominalen
subjectsacc dargethan wird, allein die aus der masi. beigebrachten
stellen zeigen, dasz die ellipse ganz gewöhnlich selbst da ist, wo die /
1 subjectc des hauptsatzea und des acc. c. infl nicht dieselben sind, |
und dasz selbst härten keineswegs gescheut wurden.
Von unserer Untersuchung nun sollen Torlftufig die fälle aus-
geschlossen bleiben, wo nach einem unpersönlichen Yerbum im haupt-
aatz ein inf. statt des erwarteten acc. c. inf. zu stehen scheint, ob
wirklich ein bestimmtes subject zu ergänzen ist, läszt sich hier in
vielen fällen schwer entscheiden ; es mag daher die ganze frage einer
genauem befaandlung der construction der unpersönlichen verba
überhaupt, zu der sich vielleicht später gelegenheit bieten wird,
vorbehalten werden, auch bei dem infinitiv in ausrufen wird schwer-
lich überall ein bestimmtes pronomen als subjectsacc. hininzudenken
726 AFunck : die auslassung des Bubjectspronomem
sein, eine stelle wie Ter. Änd. 870 iantum l<iborem capare oft tdm
filium! ist doch wol richtiger zn geben mit 'so Tiel mühsAl m er-
fahren um eines solchen sohnes willen!' als 'dasz ich so viel mflhiil
erfahre' usw. und ähnlich auch sonst, zb. Änd. 879, PA. 231;
während freilich stellen wie eun. 644 hocine iam tmda» faeum
facerc esse ausum, hec, 532 adeon penicaci esse animo usw. eher m
immerhin sehr leicht zu ergänzendes bestimmteres subject erfordert
möchten, da es sich uns jedoch zunächst nur um die feststeUnig
der unzweifelhaft sichern ellipsen handelt, so mag es genflgea wi
diesen punct nur hingewiesen zu haben.
Sodann verdienen auch diejenigen fälle hier keine besoadat
berücksichtigung , wo der acc. c inf. nur von einem unperstaliehn
verbum gebildet wird, das ja, wie Holtze richtig bemerkt (II 33),
immer sein subject in sich schlieszt, also keines besondem Mudrnekti
dafür bedarf, vgl. zb. PI. Pers. 107 ita fieri iussi; ebd. 211 of jri
tnulti esse ita sciunt ; ebd. 302 paratum iam esse dicUo, umde uiywk
tum Sit futurum; ebd. 358 verum insimulari ndo. Baech. 385 ik
esse arhitror. Ter. hcaiä. 529 scis esse factum ui dico? hec. 141 enis
ita videri tibi.
Etwas näher führen uns schon an unsere eigentliche aufgabt
heran die stellen , wo zwar das subjectspron. nicht besonders ausge-
drückt ist, aber ein zugehöriges attribut bestimmtem anhält in seiav
ergänzung gibt. Ter. And. 5G0 spero consueiudim ammpio iitarai
devindum, Chremes, dein facile ex iUis sese emersurufn molif. m>
eum. cun. 660 etiam hoc misera suspicor^ aUquid domo abcmiiim
äbstidisse, sc. cum. Ph. 3\ 5 hec S23. ¥1, Pers. 90.
War in den zuletzt genannten beispielen immerhin ein giama^
tisch unmittelbar zu dem fehlenden subject gehöriges wort gegeba^
so f^llt dieser anhält bei den folgenden stellen allerdings fort; jedoch
bleibt in der natur des prädicates selbst ein so deutlicher hiami
auf das fehlende, dasz, wenn überhaupt von einer ellipse gesproAfl
werden soll, diese nirgends den geringsten anstosz bieten kann, wii
in diesen Vorbemerkungen überhaupt, so mögen auch hier nur
beliebig herausgegriffene beispieledas gesagte illustrieren, ei
sich zunächst um stellen , wo das prftdicat aus einem nomen sabit
mit einem inf. von sum gebildet wird; das subject wäre das pnia.il
in beliebigem geschlccht und numerus: merc 215 num esse mmkm
sui:picari visus est? sc. eam. 469. 635. Poen. 1088. m^. 549. Irak
722 f. Ter. And. 124 sororem esse aiunt ChryMis^ sc. eoM
118. 700. 858. heaut. 1016. ebenso wo dasyerbum 9wm mit
adjectiv verbunden ist: Pcrs, *6bb pater, hominufm inmHfrtoKii^
infamia : et iam tum vivit, quom esse credas wwrtuam, sc. oam. Aül
880 f. eist. 303. Bacch. 24. 1129. 1138. mgl 246. irue. I 2, 89 t
II 2, 60 f. Cure. 557. Pseud. 476. Ter. Jteaut, Imvameeee oämM
358. 732. 865 f. Ph. 801. hec. 499. 617. 641. eun. 315. Amd.9A
Statius Caccilius v. 259 (Ribbeck), beim gerundivnm oft mit
gelassenem esse: mgl 1418 postibi amittundum censeo, i
im accusativiis com infinitifo M den hitefailirtiim koaukeni. 797
<isin. 338. mast. 1092. Ter. aä. 193. Tgl. Pablilins Sjnu 859
fnetutndufH semper esse säas^ quem Mum vtSUs. natfirlioh faUen in
dieselbe kategorie leicht entachuldbarer ellipsen auch die parüdpia
perf. pass. mit esse, deren bestimmt bezeichnetes geechlecht das
fehlende pron. der dritten person leicht errathen iSszt: Pöen. 668
nunc te iUum meliust capere, caphtm si esse vis, wo zudem noch das
dicht vorhergehende ükum die ergSnzung erieichtert Pseud. 186.
eun. 392 ain tu, laäast? f nan tarn ^pso quidem dono quam äbs te
daium esse. Ph, 722. so auch beim deponens: And. 281 unum hoc
scio, esse meritam, ui memar esses swt. Ph. 1014. besonders hlafig
ist hier das fehlen des esse, so dasz das parL ganz allein steht und
es zuweilen zweifelhaft sein kann, ob man ftberhanpt einen aoc. c.
inf. herstellen oder das part. als prldicatives attribnt zn dem leicht
ergänzten pron. auffassen soll, das erstere liegt entschieden nfther
rud, 980f. suam quisque partem pisektm poscat sibi: dkat in mari
communi captos. mgl 800. Book. 603 disrun^htm vdm. Ph. 796.
Pseud. 119. 125. lfm. 580. mosi. 826 udempesHvos exdsas endo.
ad. 359. eun. Wbse audisse abnptam e Sunio. 1036. hec. 487 beim
deponens mereor, die andere auffassung wfire wenigstens denkbar
iisin. 731 satis iam ddusum censeo. Psrs. 664, wie audi in dto bereits
oben erwähnten stelle ad. 193 neqite vmukmdam etnäeo.
Alle bisher besprochenen ittlle sind von Holtie bei seiner sam*
long von ellipsen nicht mit berücksichtigt worden; oftenbar er*
schienen sie ihm zu leicht, um als grammatisch merkwürdig erwfihnl
zu werden, ich finde nun dasz dann auch diejenigen steUen kaum
der er wähnung wert waren, wo das fehlende demonstr. aus einem
unmittelbar daneben stehenden relativum hier wie überall sonst auf
düti leichteste entnommen wird, allerdings enthalten hier bereits
nicht mehr die worte der infinitivconstruction selbst den bestimmten
hinweis auf das fehlende subject; doch gestattet die enge Verbindung
des relativsatzes mit dem inf. gewis auch diese ftlle mit den zuletzt
besprochenen zusammen mehr nur zu berühren als eingehend zu be-
handeln, von den Btellen bei Uoltze gehört hierher der allerdings
sehr kurze ausdruck rud. 393 f. o facinus mpudicum, quam liberam
€i>s€ oiiorteat, servire postulare (s. 36; auch s. 34 unten £nnius Thyest.
ir. 10 quem quisque odit periisse expetU). dann aber zahlreiche andere
stellen, zb. Cure. 159 ne qttod hie agvmus erus perdpiat fieri. 334.
Cas. prol. oGf. 639 f. irin. 1026. asin. 572. mere. 663. And. 464.
P/i. 721 f. PI. most. 12 sine modo venire saüvom, quem absentem
cumes. wo ja auch scUvom noch einen weitem anhält fUr das fehlende
gibt. Men. 904 aed ego stuUus sum, qui iüius esse dico quae meast,
2,c. eam = ritam. truc. IV 2, 21 sine vicissim qui dornt aperam ob
id quixl dunt operam utier^ sc. eos. Ph. 4 f. qui iia didüai^ quas ante*
hac fecit fahulas^ tenui esse oratione ei scriptura levi. hec. 343 nam
qui amat quoi odio ipsus est^ bis facere stüUe duoo^ wo nur A eum
einschiebt, auch die bereits oben genannten stellen heaut. 1016«.
cuti. 315. Caec. 259 lieszen sich hier aufs neue anführen.
728 AFuDck: die auslassung des Bobjectspronomeni
Nach erlediguDg der hauptpuncte von dei^jenigen , was wir ik
weniger wesentlich nur obenhin behandeln zu mttssen glaabto,
bleibt nun aber eine anzahl von stellen übrig, an denen die wirkUd»
auslassung des subjects ebenso unzweifelhaft wie nach streng gxam-
matischer regel unerlaubt ist. es liegt hier nahe zunSchst zn unter-
suchen, ob etwa ebenso wie im griechischen nur bei gleichem fab-
ject des hauptverbums und des inf. das des letztem fehlen dan.
allein schon ein oberflächlicher blick auf die vorkommenden stellenlehzt
dasz jene bedingung für das lateinische durchaus nicht unerlbzliA
war, so dasz jedenfalls von einer cinwirkung des griechischen auf
die ausbildung dieser frciheit nicht die rede sein kann, die richtif-
keit dieser behauptung wird am besten in die äugen fallen, wea
wir dem fernem als haupteinteilung eben jenen unterschied, ob
gleiches oder ungleiches subject bei hauptverbum und inf., zu gruade
legen, zu weiterer gruppierung des Stoffes bietet die yerschiedcnhoi
von person und numerus des fehlenden pron. sowie die TerschieduM
beschaffenheit des inf. gegründete veranlassung.
I. FEHLEN DES SUBJECTSPRONOMENS BEI GLEICHEM SUft-
JECT IM REGIERENDEN VERBUM UND IM INFINITIV.
Es kann hier nicht unsere aufgäbe sein , alle jene stellen anfoi-
zählen, wo das einmal genannte subject nicht bei jedem infinitiv ans-
drücklich wiederholt ist, zb. Mcn. 633. Faen. 647. trin. 737. Ta
cun. 141 f. heaut. 501. ae2.333; oder wo ein oft absichtlich zwischen
gestelltes pronomen sich Über einen regierenden und einen tob
diesem regierten acc. c. inf. hinerstrecken soll, zb. irue, II 4, 36
verum adsimulasse me esse praegnatem haud nego. Cos, 497 f. «rpt
arcessivisse ait scse et dixisse te^ eam non missurum. hec. 146.' fit
ellipse wird hier gewis nirgends zum bewustsein gekommen icii
und bedarf daher keiner weitem erörterung. ans ähnlichem gnindi
scheint mir auch Tocn, 522 nunc tos quia mihi advocatos dixi d ioA
ducerej ganz ohne anstosz, da ja das zu ergänzende pron. unmittellNr
in den genau entsprechenden Worten vorangeht : at si ad pramdium
me in aedcm vos dixisseni ducere, ähnlich Ourc, 342. keami» 774.
And. 612 f. negdbon teile me, modo qui sum poüidtus dueere? nf-
liert alles auffallende , wenn man durch ein komma nach poBiofMi
ducere als zu velle gehörig bezeichnet.
Das/ in diesen fUllen der wollaut oft sehr wesentlich dasD h&h
trug, die durch den sinn nicht streng geforderte Wiederholung d»
pron. zu vermeiden , ist wol unzweifelhaft, dasselbe gilt maA ^
* auch die merkwürdifre stelle Ter. keaui, 636 f. gehört weni^ilt
zum teil hierher: mcminütin me gravidam^ ei mihi ie maxwmo opere eiietrtf
si puellam parerem, noUe tolli? zu nolle ergänzt man leicht aoi 61S *t
während zu tolli aus puellam ein eam zu entnehmen ist. ähnlich vt^
schränkt ist irin. 778 f. scgue aurum ferre virgini doiem a pmiti (Ik^
patremque id iuuiue aurum iibi dare^ sc. «f, nicht aaf
auf das subject in dicat bezogen.
im accusativat com ininiiifo b« dan IttoHiiigWH hwiaiktm, 789
wo der fehlende acc in unmiüelbaiw nihe im in£ als obsfeet eines
andern verbums genannt ist, sb. «lerc; 311 m moveto me im secari
sensero. heaut. 19 neque se pigere et demde faehmtm amhmai. ad.
162. auch Cos. 478f. nesäo quid se mfjflapüt uxari tuae: fugamt
posse, quando arcesso, mUtere findet das fehlende se in dem eben Yor-
ber genannten se zu sufjßavU wol eine entsobnldignngi die ich anch
für hec. 426 f. in anspruoh nehmen möchte: oUm qÜAdem ie cauBM
inpellebant leves^ quod nunc mimtare faeart vi fßcerts, 8o$ia, vgl.
auch And. 688.
Was nach abzog dieser und fthnlicher stelleii ttbrig bleibt, ist
nun folgendes.
A. Das pronomen der ersten person ist ausgelassen, und swar
1) im Singular
a) beim inf. praes. aet \)capt. 193 ad flrairem^ quo in dixeram,
moxivero. 2) ruil. 246. 3) Mn. 765. 4)asiii.877. 6) JBoeck. 920.
6) CuTc. 710. 7) ^ich. 390. 8) mM. 638. 9) most. 1024. 10) Ca$.
184. 11) d^. 271 (kritisch unsicher ist Epid. 288. Amd. 428).
1) beim inf. perf. act. 1) Mn. 1129 nofi vUeormamsse laiidem,
culpa caruisse arbUrar. 2) Bacck. 1018. 3) &kk. 82. 4) Mm. 846 f.
5) Men. 655. 6) eun. 331 (kritisch unsicher heaui. 816).
c) beim inf. fuL- act. 1) rud. 864f. egwideM Uhi <AaiiJe> cK-
xeram praesio fore apud Vmeris faimm. sonst durch das verindertet
oft allein stehende part. erleichtert. 2) BaoA. 186 ^ auUm «SM*
turumadnuo. 3) P^aui 565. 4)015.717. 5)^iki.401. e)heaui.
726 (kritisch unsicher hec 437). zusammen 23 stellen.
2) ungleich seltener im plural: bei Plautus 2mal mit einem
inf. praes. act 1) rud. 7 78 f. nam promisimus eamufiei aui taienium
magnum aut hunc hodie sistere, 2) eist. 469. zusammen mit 1)
25 stellen.
B, Das pronomen der zweiten person fehlt, und zwar
1) im Singular
a) beim inf. praes. act 1) Amph* 387 ego sum Sasia tife, quem
tu dudum esse aiebas mihi. 2) rud, 1399. 3) JJpid 830. 4) ostii.
699. 5) Bacch. 75. 6) Men. 311. 7) Mm. 937. 8) IV^en. 357.
9) äst, 96. 10) eist. 334 (kritisch unsicher mgl. 229. Pseud. 209).
11) And, 379. 12) heaut. 487 {ad. 254 war schon Donatus über die
inteq)UDction zweifelhaft, ob der inf. zu quomst opus oder zugaudeas
gebore. And. 394 fOgen Q D E te hinzu).
b) beim inf. perf. act. 1) BacdL 1037 f. neque ^haudeom-
mittam, \U . . fedsse dicas de mea senienitia. 2) wierc. 768. 8) Men.
750. 4) ad. 660.
c) beim inf. fut. act. l) mgl. 1067 f. quin tu hme respondes 00-
quid, aut facturum aut non facturum? 2) Stid^. 610 non opinor
dices deceptum fore. zusammen 18 stellen.
2) wiederum nur ganz vereinzelt beim plural*: 1) rud. 1292
cgo qui in mari prehendi rete aique excepi pidulum, ei dare negatis
quicquam. 2) trin. 5. zusammen mit 1) 20 stellen.
730 AFunck: die auslassung des Bubjectspronoment
C. Diesen 45 stellen mit fehlendem pronomen der ersten xai
zweiten perdon steht nun eine wenig kleinere Bolcher mit wugt-
lassenem se gegenüber, welche in derselben weise in zwei giuypa
zerfallen.
1 ) Das fehlende se würde als singular zu fassen sein
a) beim inf. praes. act. 1) Ämph. 889 f. aiU fackU aatisükä-
que adiurct insuper, nolle esse dicta quae in me insoniem prtMIL
2) capt. 3G5. 3) rud. 1376. 4) md. 1379. 5) asin. 394. 6) MH
412. 7)asin,S06. 8) Gwrc. 667 f. 9) PÄ«id. 650. 10) Pseud. IUI
11) Stidi. 21. 12) Stich. 564.* 13) most. 1086. 14) aul. lüiL
15) Men, 524. 16) Mcn. 843. 17) Cas. 550. 18) Cos. 586 (kritiiA
nicht unangefochten sind Pers. 601. merc, 637). 19"^ heatä, 721
20) ad, 150 f. (in mehreren hss. ist se hinzugefügt And. 3UL
ad. 76').
b) beim inf. porf. act. 1) capt. 256 etiam quam cavUse rahuiä,
saepe is cautor captus est. 2) mgl. 430. 3) trin. 956. 4) £^M. TVk
5) most. 1079. 6) merc. 765 (kritisch unsicher I^M. 254). 7) Jiii
14 (nur D hat se), 8) And. 145 (nur G hat se). 9) heaut. 661 (nr
G hat se). 10) heaut. 768 {hec. 550 setzt A allein se hinzu, mehifR
andere hss. Ä7id. 358. 470. eun. 513. hec. 235). endlich ll)beil
di'ponens Bacdi. 506 f^o faxo hau dicet nanäam guetn dduserü.
c) beim inf. fut. act. l)mgL 346 volo sdre . . an üliefaciai^ ftd
facturum dicit. 2) asin. 528. 3) asin. 930. 4) Cb«. 561. 5) Ck
580. 6) eist. 98 f. (^accA. 592 schreibt Ritschi negai se). 7) m.
205 (/teo. 60 f. fügt A se hinzu), zusammen 38 stellen.
2) Auch hier ist nur 6ine stelle anzuführen, wo das fehlende«
einen plural vertritt: rud. 1098 continuo hunc notisae dieent, wt
sammen mit 1) 39 stellen.
Aus den bisher behandelten 84 stellen ergibt sich : 1) die elii|i«
des bubjectspron. bei gleichem snbject des inf. mit dem haoptrcA
ist in der alten komödie durchaus nicht selten. 2) das pron. M M
ungefähr eben so oft weggelassen wie die der ersten und zweta
person zusammengenommen. 3) in der ganz überwiegenden mek^
zahl der stellen ibt in allen drei personen das fehlende pron. im va^
zu ergänzen. 4) von passiven infinitiven fehlen belege, tob dil
activen ist die ellipse beim inf. perf. und fut. zusammen hOokitfli
annähernd so häufig wie bei dem des präsens.
II. KLLIPäK DES SUBJECTSPROXOMENS BEI UNGLEICHEM
ÖUBJECT IM HAUPTVEKBUM UND IM ACC- C. IHF.
Wir haben hier wieder zuerst dieselben fUlle wie im TorigV
capitel als leicht entschuldbar zu erwähnen , wo das fehlende pna-
' quia nequit. qua lege licuit teile dixit fiertt mit anbestiinmtai üi^
ject in fieri. * die (rcrinfrern Tercnz-hss. seUen naneatlick oft «
nach einem auf -se eudif^enden inf. hinzu, der Bembinus, so viel ick
Kohe, nur hec. 60. 215. 343. 550. nd. 76 corr. rec, se oder
pronomen.
im accntatiTiii com InflnitifO bat diu liMMiciwn kondkan» 7S1
sei es als subject eines aco. c. inf. oder ab objaet eiiiit andarn Terbi
in unmittelbarer nähe der ellipee Torkam. in den atatam gdi0m
mit geringen abweichungen nnter einander ab. mictL 1027 i$ wdk ^
fixerem aiebat t%u> gnato dare: ideo aedifieare Uc veOe aUbai m Mi.
capt. 404. 694. Men. 944. irue. I 9, 20£. 91. 103. med. 978 f.
Men, 895 f. Ämph. 129 (yiellaieht anoh 20 wagan daa glaieh folgen«
den vos). Cos. 621. PoevL 993. Ijpid. 69. irm. 459 hemgnhrem . •
te mihi^ quam nunc egperiar esse^ eonfido fort. Mm. 1026. And. 898.
heaut. 181. Fh. 205. hee. 333. 392. «d 71. 618. 749 f. wo ie leieht
aus 748 ergänzt wird. lu der iweiten art sind ebenfalla laUraiaha
stellen zu rechnen, von denen nnr ainiga hier ihren plats finden
mögen: truc, III 1 , 6 quaerü pairem: dko €$$$ im mhe^ mdmfogo
quid tum vdü. II 7, 5. Fers. 455 f. mmt. 357 f. md. 312. Pöm.
prol. 101. 114f. 734. ^rifi. 102. m^ 931f. 992. rud. 1867 f. an
l»5t, hie habet vid/idum. f haiheo d fakor em» ajpiiii m». m^L 1268.
OMn. 194 f. 452. 900. CWre. 84. 680. tNOi^. 1189. AewT. 1060.
Amph. Ibb. eist. 115. Cos. 222. JRerv. 661f. SaedLlH. mere.
777. aul 91. 212. And. 402. eim. 602. 796. 886. keauL IIA.
881. 979. Fh. 54. hec. 76. 451 f. 666. ad. 401. 402. Aee. 776
non paenitä me famae^ sciam feäsm id fuod cUae meretnea facere
fugitant, sc. me, worauf anoh solam bereits hinfllhrt. aneh «lere.
803 f. era quo me mieU^ adpairem^ non eä dorn: ru$ äbit$9e aibani
darf wol mit hierher gestellt werden, es bleibt wiederum naeh ab-
zug dieser und ähnlicher fälle folgendes übrig.
Ä. Ellipse des pronomens ^r ersten person
1) im Singular
a) beim inf. praes. act. 1) Ämph. 330 vix ineedo inams^ ne
ire passe cum onere existumes. 2) mgl. 971. 3) ntd. 3311 4) aiin.
694. 5) Stich. 248. 6) mosl. 752. 7) truc. H 6, 46. 8) true. U 7,
27*>. 9) truc. IV 2, 40. 10) truc V 1, 9. 11) JPde». 361 f. 12) Foen.
712. 13) aul 351.' 14) And. 687. 15) ad. 270 {hec. 215 hat A
das proD., eun, 1026 bieten mehrere hss. taceri). 16) Afranius
▼. 175.
b) beim inf. perf. act. And. 728 si forte opus bU ad erum fMriatfo
mihi non adposisse.
c) beim inf. fut act 1) rud. 1213 dicUo daiurum meam HU
fUiam uxorem. 2) Stich. 265. 3) most. 122 L
d) beim inf. praes. pass. 1) Fers. 268 f. quid faeid mihi? «er-
beribus caedi iusserit, pedicas inpingi. 2) Men. 776. lusamman
22 stellen.
2) im plural nur Stich. 71 gratiam si (fiocey peHmm, spero ah
eo inpetrassere (Hermann spero nos). susammen mit 1) 23 stellen.
B. Das pronomen der zweiten person ist aasgelassen
* auch moti, 272 gehört vielleicht hierher: eüamne wigMenüs umguen*
dum cerufs? kritisch wie grammatiseh unaieher ist tmgL 710 f. eim forte
K^ei/ fuUtet feMt, cetuerem ewuni, wo zu emeri ebenso gat me wie «Ma
ergänzt werden kann.
732 AFunck: die auslasBung des BubjectapronoiiMnft
1) im Singular
a) beim inf. praes. act. 1) Amph. 453 hane nastraim aikn mm
sinam. 2) Amph. 908. 3) trin. 832. 4) Epid. 7. ö) JBpid. 63.
6) Pseud. 293. 7) Men. 539/ 8) Ph. 413f. {And. 450 findet dmA
das gleich auf nachfrage beigesetzte te seine erledigong).
b) beim inf. perf. act. l)asin. 385 at cenaeham aUigisBej pnpttm
hucquiahahehasUer. 2)aül. 638. 3)aül. 64D. i)heaui. 407. 5)Aee.361
c) beim inf. fut. act 1) Cure. 325 guo« fi&i sunt parata^ jM^
gi4am 5cimi45 venturum, 2) nio5f. 55 o camii/icttcm eribriMi, fwi
Cfcdo /ore.
d) beim inf. praes. pass. 1) mgl, 70 od mm oroesn iMÖffirf
2) Cof. 177. zusammen 17 stellen.
2) im plural. abgesehen von dem oben bereits als leichtwkg«!
emvtthnten fall Amph. 20 habe ich hier nur 6ine stelle bei AfrttM
gefunden: v. 217 ambon adestis? profuturos arbUrür. mnimiMi
mit 1) 18 stellen, mit ii 41 stellen, also annähernd dieselbe ulilwii
bei gleichem subjecte.
C. Ellipse des pronomens der dritten person
1) im Singular
a) beim inf. praes. act. zuerst im masculinam: 1) oft
602 audin lapidem quaeritare? 2) wgl 848. 3) rud. 1095. 4)«m
736. 5) Ctirc. 226. 6) Pseud. 861. 7) mast. 426. 8) wufä. SU
d)most. 953. 10) merc. 453. 11) Mm. 797. 12) Cos. 8S01
13) Cas. 467 ff. 14) Poen. 1080. 15) BacA. 914. 16} ctff . S»
(deponens). 17) And. 553. 18) euii. 262 (deponens). 19) «mm. 557.
20) heaut. 171. 21) ad. 414. sodann im femininam: 22)1^1
182 iuhe huc irafisire quantum possiL 23) mgL 981. 24) m;^ lOli
25) Stich. 336. 26) Pers. 303. 27) Pers. 642. 28) Merc 944£
29) Men. 481 f. 30) Cas. 125. 31) ilnd. 517. 32) kee. 412f. (d«
Stich, arg. 5. kritisch unsicher mgl. 1278, wo Hermann sdoM
iuhe eam. Stich. 253 kann rogare auch von twtt abhAngen, lyMV
mit 'vermute ich' übersetzt werden), das nentrum wflrde cfcn
trin. 404 aus 7<oc zu ergänzen sein: esine hoc quoä i^oo^ Ülfjiiiff
l quom considero^ meminisse videorfierij wenn nicht die anbestui^
heit des ganzen ausdrucks auch zu fieri ein bestimmteres saljaeti
behrlich machte.
h) beim inf. perf. act. im masc. 1) asin. 437 iam pro If
fecit Sticho? IT fecisse satis opinor. 2) Pseud. 469.* 3) imera SS&
4) cun. 827. b) heaui. ISf. 6) PA. 459 (kritisch ganz
heaut. 1001). im fem. 7) Stich. 366f. dum percontar _
ecquae navis venerit ex Asia (ac^ negant venisse. bestimmter 8)
]I 7, 21 attat eccum adest propinque: credo audisse haee
9) Ph. 9 f. 10) hec. 489. 11) hec. 638. 12) Am. 667 (kritisch
haft merc. 706).
^ Cas. 236 noH hercle opinor posse kann ebenio leleht an U ttm
cubare wie sa hoc fieri ergänzt werden. Tgl. 369. * lielleiehl ist
nicht etan, sonderD te zu ergänzen, was CDZ wirklich hielea.
J
im AccnsatiTTiB cum infinitiTO bfi den latefaiiMlMii koniten. 7SS
c) beim inf. fot. act. ToUkommeB den biiher bebiBdelteai
Btellen gleichwertig sind hier nor die anfleciierten formen. 1) AmplL
935 ah propitius sU paiius. f etmfido fort. 2) cafiL 696 nUUlme
rebiteij siaä confido adfore, 3) Epid. 873. aUes andere rttokt weit
mehr noch als bei fehlendem pron« der ersten, zweiten ond der
reflexiven dritten person in eine parallele mit den oben ei*wllinten
flectierten Substantiven, adjectiven, genrndiven nnd partioipien perf.
pass., deren endung einigermaszen ftr das fehlende pron. ia gewilur
leistet, an unzweifelhaften acc. c. inf. — - aaeh wo esie fehlt — ge-
hören hierher 4) cap^. 268 sed utrum sMcHmne aUamumm äieam
esse an per pedinem^ nesdo. 6) AmxA. 284. 6) inerc. 667 f. 7) eU.
317 d 8cio vetUuram, 8) And. 976. 9) WL 626 f. 10) Fk. 1022.
bis auf eist. 717 stets mase.' Oas. 118 f. namque übi amareandi»
w^ntum ineritj quoivis piaciiurumeredo liest der allgemeine anadmek
keine bestimmte entscbeidung zn, ob emm aus 4mMr oder 4d aus am-
dimenium oder gar ein ganz unbestimmtes snbject zn erglnzen ist.
d) beim inf. praes. pass. l)aeMi. 626 uUro expeU$ri$, uUro ad ie
arcessi iubes, sc. eum. 2) Foen. 254. 8) And. 955. im fem. 4) Pers*
314 secari iubeas, sc eam. 5) Cos. 368. 6) And. 546. 7) And.
740 f. 8) hec. 1 85, jedesmal in der Verbindung von areesri mit Meo.
xusammen 62 stellen.
2) Dieser groszen zahl von ellipsen des pron. tf im sing, stehen
auch hier verbältnismäszig wenige mit fehlendem plur. pron.gegenOber.
a) beim inf. praes. act. masc. 1) capt. 114 sinUo omMore, Jt
faris, si intus voUni. 2) capi. 420. 3) rud. 659. 4) Pers. 318.
5) ad. 428." fem. 6) Bacch. 1131 ecastar sine anmi arhUrar maiUia
esse. 7) most, 278.
h) beim inf. perf. act. l)ffios^.989 äUo credo comissatum abisse^
sc. eo8.
c) beim inf. fut. act 1) rud. 405 nam extemph, si verbis suis
peterem^ daturos dixit. 2) Afranius v. 359 sinuni di et porro passuras
scio. 3) And. 840 credo, et id facturas Davos duduim praedixit mihi.
ein unflectierter infinitiv würde vorliegen ad 826 quae ego inesse m
Mis Video , ut confidam fare ita ut volumus, wenn nicht dde mOglich-
keit immerbin zuzugeben wftre, dasz in fare ein unbestimmtes sub«
ject stiitt des bestimmten eas stecke, zusammen 11 stellen, mit
1) 73 stellen, mit A und B 114, alles in allem 198 stellen.
Ich glaube in dieser Untersuchung die grenzen einer ellipse so
eng gezogen zu haben, wie nur irgend erwartet werden darf, dasz
es auch bei den gezShlten flülen kaum je an bestimmteren anhalte*
puncten zur ergänzung des subjects gefehlt hat, bedarf keiner weitem
auseinandersetzung. einer der augenscheinlichsten darunter ist die
^ auch heaut. 866 mit dem UDpertÖDÜchen setUcet Hesse sieh hierher
liehen: id eti profecio: id amicae dMiur. f scSäcel d^Uumm, so. «mm
e9se. * auch aul, 24S hie apud me hortmm eomfodere huH gehSrt wol
hierher, obwol Dicht ein prooomeo, tondem ein nicht genanntes nomea
selbst, etwa tervoSf sn erginsen ist.
734 AFunck : die auslassung des subjectspronomens im acc. cnm iuL unr.
aasdrücklicbe erwäbnung des feblenden als subject einas nahe itebcn-
den Satzes, zb. eist, 320 vir fuos sivenid^ iuhe dond cgpemer,
Cure. 226. iS^/c^. 386. 366f. nt^^. 182. capt. 636. 018.250.467.
Änd. 976.
Die dargelegten tbatsacben fübren zu folgenden ei^bnüaei:
1) die ellipse des subjectspronomens im acc c. inf. war in der
spracbe der altlateiniscben komiker überall durchaus gewAhnü^
2) eine anlebnung an griecbiscben Sprachgebrauch ist deshalb u-
denkbar, weil im lat. die fölle von ungleichem subject im regiem*
den und abhängigen verbum nicht nur ebenso gut erlaabt, senden
sogar zahlreicher sind als die mit gleichem sabject (114:84).
3) das pron. der dritten person ist bei gleichem subject annfthernd
ebenso oft fortgelassen wie die der beiden ersten zusammengenomnwi
(39:45 der ersten und zweiten person); bei ungleichem snbjeei
beträgt die zahl der stellen mit fehlendem is nicht sehr viel weniger
als das doppelte der beiden andern personen (73 : 41) ; die praao-
mina der ersten und zweiten person stehen einander durchweg ^ewk
(25 der In zu 20 der 2n person; 23 der In zu 18 der 2n penoi).
4) gegenüber der groszen zahl von fllllen, wo ein pron. im sing, n
ergänzen ist , sind die mit ausgelassenem pron. im plur. auffalleii
*n der minderzahl: nos 2 -f- Imal, vos 2 + Imal, se Imal^ eo& MI
II mal, zusammen ISmal. 5) die ellipse ist weitaus am gewOba-
licbbten bei dem inf. praes. act-, von 198 stellen an 111; derill
perf. an 41, der inf. fut. act. an 34, der inf. praes. pass. aalt
stellen, letzterer nur bei ungleichem subject; ein inf. perf. pass. nt
ausgelassenem pronomen der In und 2n person oder se fehlt. 6)dii
zulässigkeit der ellipse ist von dem regierenden verbum vOUig u*
abhängig; an den angeführten stellen finden sich 53 der maogU-
tigsten hauptverba. am häufigsten sind : iuh€o{3^mB\)f dico (26aisl)^
aio (16mal) , nego (llmal), sino (9mal), sciopromiUo (je 8mal), credi
intellego (je 7mal). doch fehlen auch nicht ganz singulare, wie ikfi
{Irin. 832), ifidaudio {merc. 944), rumorem differo {heoMi. ll^
7) eine beschränk ung der freiheit kann demnach nur darin gefia-
den werden, dasz das pron. selten im plund und viel Ofternr
einem inf. praes. act. als vor irgend einem andern ausgelassen wvrit.
Kiel. Antom Fcorv.
100.
zu GRIECHISCHEN EPIGRAMMEN.
In GKaibels ^epigi*ammata graeca' nr. 48 folgen nach nicht sehr
guten, abiT doch unanstöszigen hexaraetem diese verse:
oiba be CGI öti kqi Kaiä ktic, emcp xpncToTc T^pac icriv,
TrpiuTr) coi TiMai, TiTGri, Tiapä nepc€q)6vr| TTXoütuivi tc kcivtoi.
Welcker sylloge s. 21 wollte ^ie gelten lassen und sucht sie ab
hcptameter und octometer zu rechtfertigen. Eaibel gibt die sduraU-
RArnoldi: tu grieohiKihwi epignauBfn. 9135
gemein gehaltene anmerkong : *notrio«iii Hippootrste dtflet Tolgari-
bu8 epigrammatum eententiis Terbiaqoe abutens.' aneh hier, dnln
ich, liegt uns der fall vor, den Oompert za. f. d. Oat. gjBUU 1878
8. 432 etwas eingebender bespricht, auf den schon Jacobs aatli«
Pal. add. s. XCV hinwies, dass diejesiigen, welche die inschriAen be-.
sorgen lieszen, in ihrem streben nach danilichkeit durch hievaqf be-
rechnete zustttze von namen , sahlen und sonstigen nSheren bestim-
mungen das versmasz yerdarben. das archetypon mag hier etwa ge*
lautet haben :
olba bk Kai (oder olb' Sri roA) Kord t^lc , clircp xpv|CT0lt T^poc
CGI Tipai ITOpd TT€pC€q>ÖVQ TTXoiJTiuvi T€ kcivtco^
und die von dieser herkOmlichen grabschrift gebranch machenden
setzten TirOr] der genauem beaeichnang nnd ir pifrn] des. aacbdmcks
wegen hinzu und überluden so den uraprflnglidien text«
In dem unvollständigen, nach sinn nnd ansdmck gleich schwie-
rigen epigramm 128 schreibt Kaibel ▼. 5 mit OHennann in der
Leipziger LZ. 1829 s. 79 8oö t6v iiriXoiirov £v ß(qi Xpövov KoXfDc.
flberliefert ist für 6oG: Iffii oder, wie man bisher annehmen mnsta,
genauer ZH60I. stimmen so Kaibel nnd Hermann in der heilnng des
▼erderbnisses flberein, so gehen sie in der erklftrong, wie dasselbe
entstanden sei, offenbar auseinander. Hermann nahm ao. i. 1189 an,
der Steinhauer habe, den sinn des verses im allgemeinen in gedenken,
snnächst If] gesetzt, dann aber, auf seine vorläge blickend nnd sei-
nen irrtum gewahrend, OoO dahinter auf den stein gebracht, anders
Kaibel : er setzt Ixji (nicht 2If\) an den rand der seile und bemerkt
unten : 'Li} saepius in marginis aliquo loco scriptum reperitur* , dh.
er denkt an jenes liji , welches andeutet dasz der grabstein bei leb-
zeiten des toten gemacht sei. nun hat aber der stein in Wirklichkeit,
wie ich durch Kaibel, der ihn in Verona selbst gesehen , erfahre,
ZHOI, nicht ZH601, und zwar nicht vor, sondern in der zeile. dem-
nach ist die Kaibelsche erklttrung geradezu umn6glich, die Her-
mann&cbe höchst unwahrscheinlich, auch dürfte eine andere lOenng
weit näher liegen, man stelle, was wol ursprtlnglich war, her: Ifi
TÖv ^TriXoiTTOv ^v ßiiu xpövov KoXtüC. der steinmeta setzte, um
das metrum unbekümmert, Lffix statt V\.
nr. 30G *\r\Tr]p peOöbou, *AciaTiK^, irpocrdro, x^^pc«
TToXXd likv icOiä naOuiv q)p€ci, iroXXa b4 Xurpd.
sollte der Verfasser dieser Inschrift nicht auch den zweiten vers eben-
so gut wie den ersten als einen vollzähligen hexameter gebant nnd,
da er mit den worten noXXd p^v ic&kä, iroXXd bk Xuypd (Od. b 230)
sich un8 als Homeriker präsentiert, nicht auch 'OfAllP^KttiC geschrie-
ben haben : TToXXd ^^v £cdXd iTa6Uiv iTUKivaic 'q)pcc(, iroXXd 5i
Xirfpd V jenes (ppcci, das so nackt gesetzt recht matt und überflüssig
erscheint, bedarf schon an sich hier eines stützenden und hebenden
epithetons. der Steinmetz übersprang dasselbe. — Kaibel merkt
nichts: an. aber schon OHermann erachtete ao. s. 80 u. 1194 eine
736 RArnoldt: zu griechischen epigrammen.
ergänzung mit recht für notwendig und wollte im anschlnsz an die
citierte Homerische stelle, welche vollständig also lautet : TiJ nXeicia
qp^pei 2l€ibu)poc äpoupa q)äp^aKa, noXXä yxky icOXä ^€fiiT]Li€V<L
TToXXd bk XuTpd' trjTpöc bi, ?KacTOC iiriCTCtfievoc ircpi ttoviüiv
äv6pu)TruJV, folgendermaszen schreiben: IT0XX& jui^v dcOXä paOÜJV
(ppeci qpäp^QKa, TioXXä bk Xuypd. indessen überschreitet diese
emendation , so sinnreich und elegant sie ist und so sehr sie es Ter-
dient hätte von Kaibel in der adnotatio angeführt za werden, dod
weit die grenzen einer einfachen ergänzung und mutet dem arbeite
vielmehr eine totale und selbständige Umgestaltung des sinnes und
die auslassung gerade des hauptbegriffs zu, die nicht angenommeB
werden darf, während die un^rige weiter nichts als eine leicfak
flüchtigkeit voraussetzt.
nr. 587 v. 7 Jtvujc, ij& Trapobeiia, Tic f\\ir]V' ouk ^6V?]Öt)V.
zu OUK dfevriOTiv merkt Franz CIG. 6238 an: 'in hoc mjsticum
quendam sensum inesse suspicatur lacobsius. conf. 6298.' wenn
man nun 6298 und die hier wieder citierten nummern 6265 oaii
6745 vergleicht, in der hoffnung etwas für das verstftndnis jeaer
Worte zu gewinnen, so sieht man sich geteuscht. denn die werte 619*«
öt' dyiw OUK fjv, TOUTO näXiv T^TOva (vgl. übrigens bei Kaibel
nr. 646'') oder ouk fi)LiTiv Kai £t€v6jliiiV) ouk dpi xai oO XuiroCpa
und ouk fJiLniv, T^vö^nv ^MHVi ouk ei^i' TOcaGra geben doch
einen sinn, jenes nackte ouk ^Y€vrj6T]V aber ist einfach unsinnig,
und vielleicht wird man auch ohne mjstik auskommen kennen, m
urteilte auch Kaibel, bei dem wir lesen: 'intellege vix me vkm
sensi. tum narratis omnibus mene vixisse? ne natus ^idem wm»'
allein diese seine Interpretation erscheint ebenso wenig glaubhaft,
wie konnte der versificator verlangen , dasz jemand Oedipus gnvg
sein solle um unter seinem ^ich wurde nicht geboren' zu Terstebei
'ich habe kaum die empfindung gehabt zu leben' ? und weist deni
selbst dieser ausdruck, als vorhanden angenommen, klar und 1m-
stimmt gerade auf die kürze des lebens des verstorbenen hin?
welcher gedanke erfordert wird, zeigt 337, 6 ^TVUIC Tic fipffV K^i
TTÖGev T^voc Kupd» oder 186, 1 et, <piX€, nuvOavcai, t(c fqHnr,
H^V€, TIC b* dTevrjOriv usw. danach entschliesze man sich xu le£Ci:
^Tvujc, iD napobciTa, Tic fiixT\y ou t* ^TevriGiiv *dn weisztnim,
wer ich war und wessen söhn.' wo die betreffende namensangabe
in ganzer Vollständigkeit sich befand (den ersten teil derselben ent*
hält der vorangehende v. 6 'Hp6<piXov b* dKoXouv ^€ irorrikp Kid
TTOTVia HT\Tr\p) , wage ich bei meiner Unkenntnis der hierher geh5-
rigen tecbnik nicht zu vermuten, dasz aber überhaupt in den Tersci
namen vorausgesetzt werden und beziehungen anf namen ▼orkom-
mcn , die in diesen selbst sich nicht finden und also ausserhalb der>
selben angebracht waren , ist ganz natürlich und nicht selten, vgl
bes. nr. 127. 132.
KÖNIOSBERO. RiCHABD ArXOLDT.
738 FHankel: das römische normallager zur zeit dei
Bekanntlich bildet das römische lager bis in das zeitidter iki
Marius regelmSszig ein quadrat (tö p^v cu)inav CX^IM^x Tivcioi lilc
crpaTOTTcbeiac TCTpdTUüVov icÖTiXeupov, Pol. VI 31, 10).* dirum
reicht die berechnung 6iner seite für die bestimmung des um&ngi
aus. doch selbst an dieser grundidee ist nicht Oberall festgehaltn
worden. Lipsius setzt 2050 iSnge und 2017' tiefe, Schelins 2050'
länge und 2150' tiefe an. Hobortellus und Patricius berechnen ÖK
Seite des quadrats auf 2016%'; der dux ürbinensis auf 2036'; Kleoi
auf 2450'^; Marquardt früher auf 2600' und jetzt mit Nissen wi
2150 \ alle diese gelehrten mit ausnähme von Marq. I^ haben bä
ihren berechnnngen dasselbe verfahren eingeschlagen, die niig»
meine differenz der endergebnisse schreibt sich also offenbar daher,
dasz die methode selbst eine falsche ist, dasz alle jene schlflsseMf
unsichern grundlagen beruhen, welche der snbjectiven aufbnqg
einen weiten Spielraum gestatten.
Das verfahren selbst ist folgendes: man addierte die niiki
welche Polybios erstens für die tiefe der einzelnen mit römisdia
truppen belegten strigae angibt (2 triarii ä 50 «» 100, 2 ha»Uli
ä 100 c= 200, 2 principe» k 100 = äOO), dazu zweitens die breite
der 5 decumani (5 x 50 = 250), orittens die tiefe der interaDi
(2X200 = 400): summa 1150'. so weit sind alle bearbdter
einig, die ausätze ftlr die tiefestellung der römischen ritter schwai*
ken bereits zwischen 100' und 200'. die platze der bundesgenosMi
bestimmte man nach analogie der römischen quartiere, hier db
bietet sich ein besonders günstiges feld für conjectnren. znnicU
ist weder aus Polybios noch aus einer andern quelle za ersehen, ob
die bundesgenossen velites stellen oder nicht, bzw. ob diese oderd»
ihnen entsprechende truppe neben den übrigen socii oder anf im
intervallum oder auszerhalb des lagers campiert.' femer hatte ma
ringert hatte, von der normaleD gröaze des lagert abgewichen wiude* M
ans Daheliegenden gründen selbstverständlich, vgl. Caesar A. ffoll. VII A
* ich gedenke nur über das einfache lager, in welchem ein Mi*
snlarisches beer von zwei legionen mit den dasa gehörigen ■ocii oir
pierte, zu reden; wenn beider coDsuln beere vereinigt warea, so erliife
das lager die form eines oblongum. ^ ich werde das handbneh to
römischen altertümer von Hecker- Marqnardt III abt. 2 mit Marq. I« te
Marquardt-Mommsensche werk bd. V mit Marq. II bezeichnen.
* nach der ganzen Zusammensetzung der bDodesgeoöstiiohen contiogcili
ist es zweifelhaft, ob bei ihnen velites überhanpt exiatiertea,
velites oder eine ihnen gleiche zahl socii ausserhalb der w&lla
zubringen, wie Marquardt will, ist militärisch kaum denkbar, et
dann, die wachen innerhalb der nmwallung eingerechnet, ein T
drittel der gesamten kampffähigen mannschaft det heerea wacMii
thun, also für den nächsten marschtag müde und matt tein, wlhreni
den eigentlichen vorpObtendienst bei der feitigkeit det lagen f
etliche feldwacben genügen, schon die römischen Teiltet tind fir
aufgäbe mehr als ausreichend stark: denn sie haben den feiad
avertiercn. der eigentliche kämpf beginnt erst am fnti der wlllei wlb*
rend heutzutage die feldwachcn bereits den kämpf anfsunehBta vi
den feind so lange hinzuhalten haben, bis dat grot gefeebttbeielt iiL
FHankel: das rOmische normallager snr seit des Pol^bios. 7S9
bis auf Rlenze eine gSnzlich falsche Torstellong Ton der xaU der hier
lagernden bundesgenössischen cavallerie; infolge dessen schwanken
die angaben für die tiefe der beiden alae und der dazu gehörigen
reiter zwischen 600 und 1100'.' endlich liegt sftmtlichen berecho
nnngen die Voraussetzung zn gründe, dasz die bundesgenossen ebenso
viel terrain erbalten wie die Römer, dasz dagegen ihre quartiev^
nicht, wie es doch bei den rOmischen der fall ist, von limites durch*
Bchnitten werden — beides Voraussetzungen die zwar an sich sehr
wahrscheinlich, aber nicht zu beweisen sind, aus diesen vieldeutigen
elementcn ist dann, je nach der persönlichen anffassnng des bearbei-
ters , der umfang das rOmischen lagere berechnet worden.
Nissen verfHhrt nur scheinbar anders, wfthrend seine vorgSnger
ans der tiefe der truppenqnartiere den umfang des lagerringes za
finden suchten, versucht er den Iftngendurchschnitt zu bestimmen, er
rechnet nemlich (s. 29 ff.) von der den zehnten manipeln gegenOber-
liegenden lagerseite beginnend
intervallum 200'
5 manipeln -600
kardo (via quintana) 50
5 manipeln 500
kardo maximns 100
zelte der tribunen 50
praetorium 200
kardo 100
bundesgenossen z
intervallum 200
1900 + x'
dieses X, ^den längenraum den das elitecorps der bundesgenossen
einnimt', hofift Nissen mit hilfe der masze bestimmen zu kOnnen,
welche Hyginus für die lagerung rOmischer truppen seiner zeit gibt,
er findet, nach construction einer anzahl kardines, von denen P0I7-
bios allerdings nichts weisz, Masz der räum der legionsfiisztruppen
(zur zeit des Polybios) von den Verhältnissen, welche Hyginus be-
zeichnet, nicht erheblich abweicht' (s. 33); dasselbe setzt er dann
betreffs der reiter voraus, nach der gewöhnlichen anschauung nimt
der reiter mit seinem pfurde viermal mehr terrain in anspruch als
der legionar. 'dagegen (sagt Nissen) rechnet Hyginus' nur das
jetzt stellt ein einseines bataillon '/ides mannsohaftobestandet zur wache,
ein re^iment nur '/e usw., nach dem grandtats dass, je grösier die sabl
der truppen ist, desto geriDirer die procentsätse an wachen werden.
anszvrdem war das erfordernis an wachen, bes. aaszenwachen bei den
Römern liedeutend geringer als bei uns: denn je stXrker die stellang^
desto ;rcringer die zahl der Vorposten. AvOöler 'Caesars gall. krieg'
I' 9. LSG aiim. 1 rechnet für den Sicherheitsdienst '/it der mannsohaft.
7 Scliflius 6(K), Roliertellus und Patricias 666Vt> Liptius 667, duz
Urhineiisis 686, 5farq. II 800, Nissen 900, Klenze 1100. * de mum.
cantr. $ 26 . . et pedem, quod accipii wUet (dh. der infanterist), redigo ad
duo JtemtM^ quod accipit eques,
48»
740 FUankel: das romiBche normallager zur zeit des Polybioft.
2^/2fache für jeden reiter, und es ist ganz unglaublich, dasz sich dai
Verhältnis derart verschoben haben sollte.' Nissen Bchlieszt nu
weiter: ein Infanterist bekommt bei Hygin 45D'i ein reiter 2V/2iBil
mehr, also 112V2Q'i demnach die turma von 30 — 33 mann 3500—
4000 D^ folglich erhalten auch die ritter bei Polybios nur naid
5000 D\ dh. jede turma einen abschnitt von 100' länge und 50'
tiefe, sämtliche 300 reiter der legion also eine 1000' lange stzigi
von 50' tiefe, ^nach dieser rechnung liegen auch die reiter viel be-
quemer als in dem lager Hygins.'
Das allerdings stimmt ; dagegen lassen sich gegen die rechniof
selbst begründete einwendungen erheben, denn wenn Nissen dm
Verhältnis von 1 : 2^^ auf das Polybische lager übertragen wollti^
so muste er trotz seiner obigen Voraussetzung sagen : der reiter bä
Polybios bekommt 270 mal so viel terrain wie der legionar beiPo-
lybios, nicht wie der legionar bei Hyginus. thatsächlich ist das to-
hältnis der betreifenden quartiere auf Nissens lagerplan ein gm
anderes: auf einer striga von nominell 50' tiefe and 1000' li^
stehen (bei Nissen) 600 triarier, bzw. 300 rittctr; es verhSlt siä
folglich der platz eines triariers zu dem eines ritters wie 1:1
efifectiv hätte sich also zu Hygins zeit das Verhältnis zwischen csni-
lerie und infantcrie sehr zu gunsten der cavallerie verschoben, a^
gesehen davon hat Nissen, wie Marq. II s. 395 anm. 5 bemerkt, nidl
beachtet dasz die römische reiterei zu Polybios zeit nicht ans gt-
meinen leuten, sondern aus vornehmen rOmischen rittem bestaali
denen man doch mindestens so viel bequemlichkeit wie den retten
der kaisorzeit, also, wenn die triarier einen 50' tiefen raom hehmr
men, wenigstens 75' zugestehen musz. femer ist nicht zu Übs^
sehen dasz die römischen litter mit zwei dienatpferden* ini M
rückten und wahrscheinlich ebenso viel troszknechte mit sieb fllb^
ten. dasz in spätem zeiten, wo der classenunterschied für den dieiA
im beere keine bedeutung mehr hatte und cavallerie und infantn
ohne unterschied aus allen elementen der bovOlkerung sich reoi-
tiertc oder richtiger die reiterei aus römischen bürgern nicht mek
bestand , dasz also im Zeitalter Hygins der reiter jene beTorznfli
Stellung im beere nicht mehr einnahm und demnach auch im lagv
weniger gut versorgt wurde als etwa während der panischen kriejpi
das scheint denn doch nicht so unmöglich wie es Nissen angenott-
men hat. zu alle dem kommt dasz des Polybios werte Nissens BMi-
nung keineswegs unterstützen, die betreffende stelle lautet (VI M^
3 11'.): ccTi b' fi T6 Tuiv iTTTieujv Ktti Tiiiv iTeüuJv CKtivoiToiia mvf"
^ v^I. dir stellen bei Marq. II s. 312 anm. 6. wenn auch f&r Al
Polybische zeit ausdrückliche Zeugnisse fehlen, so ist doch b« tai
stetig gesteigerten einflusz und rcichtum des ritterttandes eiaa H^
hcbung der alten cinrichtung nicht denkbar, auf ihr fortbeitete
lassen die bedeutenden fourageportioncn schlietsen, welche der efSM
erhielt, wahrscheinlich führte der ritter auch noch ein {»aekpferd mit
sicli (vgl. Droyscn ao. s. 3G); erlaubten sich doch selbtt die MpoBSfi
ein 011 (lorartigen Inxus: s. Livius epit. 57; Sali, fug, 46.
FHankel: das römische nomiallager lur leit das PÖljlitos. 741
TTXrjcioc* T(v€Tai Tdp tö 6Xov cx%a Kcd Tf)c cnM^i^SK: xol Tuiv
ouXa^iDv TCTpdtTUüVOV (die platze für die manipeln aber baben
quadratische form , also anch die für die türmen). Tofrro hk ßXärct
M^v eic Täc biöbouc , ix^x bi tö jüiIv iif\KOC dlptc^^vov tö irapd Tf^v
biobov (IcTi Totp ^KaTÖv irobdliv) , die b* ivX tö itoXO xai tö ßdOoc
tcov TTCipdivia TT016IV, TiXfjv TUIV cu^^<iq(ulv. also nur bei den
bundesgenossen ist es regel dasz Iflnge und tiefe der lagerpUtie
nicht gleich sind. c. 29, 3 beiszt es weiter: . . ToOc Tptapiouc, KOT*
oäXa^öv ^KdcTTiv CTipdov, iy öjyioiqi cxi'tficm nO^oav . • iviicu
itoioüviec TÖ ßäOoc toO ^/jkouc iK&QTf\c aiMakec Tifi xal xorrd tö
nXn6oc fmiceic die inirtav cTvai toutouc ti&v öXXuiv pepuiv. also
nur die triarier erhalten ihrer geringem stSrke halber die hftlfte der
fUr die Uhrigen truppenteile normalen tiefe, das iv öpohfi qc^otn
kann nicht heiszen 'in derselben breite', wie Missen s. 83 sagt, son*
dem nur 'auf einem platze von fthnlicher gestalt'. die ihnlichkeit
der plStze aber besteht darin, dasz sie gleich lang sind (öjiOiOV
cx^lMOt ist technischer ausdmck der geometrie «■ 'fthnliche fignr*).
Da'nun das Verhältnis, welches Hjgin ftir cavallerie nnd infim-
terie ansetzt , der Stellung der republicanischen reiterei nicht ange-
messen ist, da femer, selbst dies Terhftltnis Toraosgesetzt, die eqoites
nicht 50, sondern 75' tiefe lagerpUtze erhalten mflsten, da endlich
des Polybios text Nissens annähme nicht als berechtigt erkennen
Ifiszt: 80 ist offenbar dasz die zahl 50, welche Nissen flbr die tiefe
der cavallerielagerplätze ansetzt, mindestens nicht als einer der
factoren gelten kann , welche man einer berechnnng der gesamten
ausdebnung des lagers zu gründe legen darf, somit ist die znyer-
lässigkeit der ganzen rechnung in frage gestellt, auf dem ergebnis
seiner Untersuchung fuszend setzt Nissen die tiefe der bundesgenös-
sischen reiterei zu je 100' an; den pedites der socii gibt er je 350',
folgt also hier einer unerwiesenen , von anderer seite lebhaft be-
strittenen annähme, durch addition berechnet er dann die gesamte
tiefe des lagers auf 2150'.
Das exempel wäre damit eigentlich fertig, doch Nissen fUirt
fort: mit der tiefe des lagers ist infolge seiner quadratischen form
auch die länge gefunden. 2150' ist demnach «s 1900 + x (s. oben
s. 739 j, mithin x = 250. dasz auch dies ergebnis den obigen aus-
einandersetzungen gemäsz nur zweifelhaften wert hat, ist klar; doch
auch sonstige bedenken lassen sich dagegen geltend machen.
Unter jene Summanden gehört noch ein zweites z: denn bei
Polybios ätcht nichts davon, dasz der lOOfÜssige kardo, welcher die
pars postica des lagers durchzieht, sich direct an das praetorium an-
geschlossen habe, es heiszt dort nur (VI 31, 5): &f\Q hk. TOtJTOlC
bioboc änoXeiTTeTai, TrXäTOC TTobuüv ^kotöv, irapäXXiiXoc piv Taic
TUIV x»Xidpxu)v CKnvaic, ini GdTcpa bt Tf|c dropfic [xal CTpaniTtou
KQi la^ieicu] TTapaTcivouca napa ndvTa rä irpociprui^va \x4pr\ toO
XcipaKOC , und es findet sich im texte nicht die leiseste andentongi
wie viel platz jene eztraordinarii , aufweiche das äf)c toOtoic
742 FHankel : das römische uormallager zur zeit des Polybioi.
bezieht, eingenommen hätten. Nissen bat seiner annähme za liebe
die hier gemeinten truppen in 200- bzw. 3ö0fÜ8zige Vierecke zu-
sammengedrängt ; ebenso gut, sogar in engerm anschlasz an du bei
der ganzen lagorvermessung hervortretende charakteristische ver-
fahren der agrimensoren, könnte man ihnen, ohne den werten des
Polybios im geringsten gewalt anzuthun, längenstreifen (strigM)
von 400 bis 700' mit 100' tiefe anweisen, aus dem gesagten gekl
hervor daäz auch Nissen seine berechnung des lagerumfangs nf
Voraussetzungen gründet, die, wenn auch an sich sehr scharfsiimig;
doch zum gröszern teil nicht bewiesen werden können.
Es ist bezeichnend, wie Marq. II (s. 402), der sich in derneaa
bearbeitung in der lagerfrage sonst Nissen angeschlossen hat, bü
den zahlen verfährt, die für dessen berechnung grundlegend siii
den römischen reitcrn gibt er 100' tiefe statt 50, den reiterads
socii 150' statt 100, ihrer infanterie nur 250': denn die Telites(f^
oben anm. 6), welche Nissen hier unterbringt, stehen nach ihn
auszerhalb der wälle.
Durch die bisherigen ausführungen glaube ich gezeigt zn hibo,
dasz die von den meisten bearbeitern eingeschlagene methode Ar
die berechnung des lagerumfangs, die bei der Unsicherheit des ge-
gebenen materials zu so auffallend verschiedenen resal taten gefUit
hat, schwerlich die richtige sein kann, auch Rlenze, der 1450' ib
das masz einer lagerseite angibt , ist auf die eben geschilderte wein
zu jener zahl gekommen, doch ist er nächst Niebubr der erste, wel-
cher auf die bcdeutung der limitation für den lagerbau ernstlich aof*
merksam gemacht (philol. abh. s. 129) und die seitdem gellofigfi
ausdrücke decumamis und kardo niaximtis für die beiden hupk-
straszen, welche das lager der länge und tiefe nach durchschneidÄi,
wieder eingeführt hat. auf seinem lagerplane findet sich auch berött
die groma verzeichnet als ideeller mittelpunct des ganzen; sie vX
von der wallsoite, welche Poljbios die vordere nennt, 1250', vm
der entgegengesetzten 1200' entfernt. — Marq. I gieng weiter m'
setzte die groma als den wirklichen mittelpunct des lagers an. ai
steht bei ihm auf der mitte der via principalis; die halbe IftngodH
lagers beträgt demnach 1300' (50' die hälfte der via prindpali^
1000' die länge der manipeln, 50' die via quintana, 200' daaintflr
Valium), die länge des ganzen also 2600'.
Wenn man nicht überhaupt darauf verzichten will, für den nn-
fang des römischen normallagers bestimmte zahlen aufzustellen, M
scheint nur noch der weg , den Marq. I betreten, aussieht anf erfidg
zu versprechen, denn einfach, aus dem bei Polybios vorliegend«
material ohne Schwierigkeit erfindlich musz die lösung der finfi
sein, fest bestimmt und keiner Zufälligkeit, am wenigsten
täglichen Wechsel unterworfen, wie Drojsen will, mOssen die
sein, mit denen die zur absteckung des lagers commandierten oS-
ciere zu operieren haben, diese Voraussetzungen trsflfen nicht n
für die tiefe der truppenaufstellung , die Polybios fUr gann ooqpi
FHankel: das rOmitohe Bonoallagtr siir leit des F^iljUoi. 74S
nicht einmal andeutet, die nach Poljbios überhinpi je nadh der
stärke der contingente, wenn auch iwischen engen grenzen, sohwaa-
ken kann.
Fest steht nur das pf^KOC der lagerpUtze in der pars aatioa,
nicht das ßdOoc; aus diesen zahlen mnaz also, wenn ea überluuipt
möglich ist, ein rückschlusz auf die grösze des ganzen lagen, zu*
gleich auch auf das ßddoc der quartiere, so weit dasselbe nicht ana-
drttcklich angegeben ist, gemacht werden k0nnen. Marquardt hat,
wie schon bemerkt, seine firtthere ansieht zurflckgenommen und ist
im ganzen Nissen gefolgt, jedoch nicht ohne einige wesentliche
änderungen in den einzelnen ansfttzen vorzunehmen, welche Nissena
ganze arbeit in ihren grundlagen erschQttem: denn wenn eine atrig»
für 300 reiter nicht 50' tiefe erhält, dann sind auch die übrigen
zahlen fUr tiefe und breite des lagere unrichtig, als moti? seiner
meinungsänderung gibt Marq. 11 (s. 402) an: Nissen bemerke mit
recht, dasz jene läge der groma fdr das lager selbst weder beseogt
noch auch an sich wahrscheinlich sei, da man aus der zahl der lagern-
den truppenteile schlieszen müsse, dasz der vordere teil des lagen
bei weitem gröszer war als die pars postica desselben. Nissen legt bei
seiner beweisführung (s. 28) den hauptaocent darauf dasz, die bwech-
nung von Marq. I vorausgesetzt, *die hintere hälfte ans groszen leeren
räumen besteht, die nach allem, was wir von lagerordnnng und -leben
wissen , bich schlechterdings nicht bevölkern lassen*.
In der pars postica befinden sich nach Poljbios angaben 1) die
zwölf tribunenzelte, 2) das praetorium, 3) die quartiere für die evocaü,
eztraordinarii und auxilia (äXXöq)uXoi), 4) das quaestorium und das
forum, von dem gesamten flächeninhalt sind von vorn herein zu sub-
trahieren 450' tiefe (für das intervallum rechts und links und den
50' breiten decumanus maximus), femer 400' länge (für die via prin-
cipalis, den lOOfUszigen kardo und das dritte stück des intervalls);
alles übrige terrain, so weit es nicht von den tribunenzelten, dem
praetorium und den truppen in anspruch genommen wird, bleibt für
quaestorium und forum, und das sind die leeren platze, auf welche
Nissenä bemerkung zielt, von ersterm heiszt es bei Poljbios VI 31, 1,
dasz es bestimmt sei T({i T€ lapiciip Kttl TaiC &|uia TOUTip XOpffficuc,
dh. also es befindet sich hier der Stapelplatz für die fourage- und
getreidevorräte und die sonstigen armeebedürfnisse, oder wie wir
aagen würden : der platz ist bestimmt zur aufnähme der intendantor
und des trains.
Bekanntlich wird dem römischen Soldaten ein für längere zeit
— eine Verpflegungsperiode umfaszt gewöhnlich 17 tage — berech-
neter proviant zugemessen, den er auf dem marsche selbst zu tragen
bat. diese bei*eits ausgegebenen rationen können natürlich nnter
den getreidevorräten, welche auf dem quaestorium lagern, nicht^ver-
standen sein, was meint also Poljbios? der infanterist erhält nach
Pol. VI 39, 12 monatlich ungefllhr Vs ®^>^^ attischen medimnna
weizen, macht für 18000 mann 12000 med.; der rSmiache eqoee
744 FHankel: das römische normallager ziir zeit dea PoItImob.
empföngt 2 medimnen, macht für 600 mann 1200 med., der bmfa-
genössischc reiter IV3 medimnus, macht f(ir 1500 mann 2000 wL
in summa beträgt der monatliche bedarf an weizen 15200 medimMi
oder den medimnus zu 52,53 liter gerechnet (Hultsch metroL s.3tt}
7984,55 hektoliter weizen. ferner erh< in demselben zeitimomte
römische eques 7 med. gerste, macht für 600 mann 4200, der loda
5 med., demnach 1500 mann 7500 med., in summa 11700 mgdiiM
gerste = 6146,01 hektoliter. es würden also für die YerpÜBgOf
des etatmäszigen heeres und der cavalleriepferde ftlr einen motä
14130,57 hektoliter getreide erforderlich sein. '** ein hektoliter g^
treide wiegt durchschnittlich 75 kilo, das getreide also, weldwss
consularisches heer (die auxilia usw., s. anm. 10, ungerechnet) idohI*
lieh bedurfte, 1051)792,75 kilo. diese last zu bewegen wOrden 10591
tragthiere nötig sein, wenn man die tragfUhigkeit eines jedes flf
100 kilo anschlägt, gesetzt die Intendantur hfttte nur ftlr ^inei«-
pflegungsperiodc (setzen wir dafür nur einen halben monat an) p»
yiant vorrätig haben müssen, so benötigte sie zum transpofida*
selben 5299 thiere. angenommen auch, dasz man stets in derlei
gewesen wäre am tage der proviantausgabe die hälfte der erferdih
liehen getreidemasse durch requisition aus der umgegend zu \t
schaffen (denn erhielt man es früher, so erforderte der transpoit to
noch tragthiere), so bedurfte man zum fortschaffen der andern failli
immerhin noch 2650 lastthiere. man konnte nicht darauf reckM
so viel pferde oder maulesel auf dem kriegsschauplatse selbst ai^
zutreiben : denn die einwohner der bedrohten gegenden suchen wi
selbstverständlich allen leistungen an die feindliche annee dnrdkii
flucht zu entziehen." man muste also von anfang an eine gnat
zahl iumenta mit ins fold nehmen , wenn nicht die Operationen te
heeres durch getreidemangel lahm gelegt werden sollten. " noff
den tragthieren, welche für den getreidetransport nötig sind.M
noch eine weitere zahl in ansatz zu bringen für das fortschaffin Ik
reservewafifen , der etwaigen beute , der stangen welche man bei Itt
absteckung des lagers benutzte, der handmühlen, kriegsmasAiM^
der kranken usw. ich glaube demnach nicht fehl zu gehen, wtf
ich den bedarf einer consularischen armee an iumenta auf — gtf
10 C8 würden dabei noch nicht eingerechnet sein die portioaca iV
auxilia, denen man infolge ihrer körperlichen schwäche (TgL G
h. c. I 78) proTiant für längere zeit nicht aufbUrden könnt«; aaek
die der troszknechte, so weit sie unter dem befehle des qoaeston
ebenso wenig die fuurage für die pferde der auxilia, fUr die |^
thiere der Intendantur und der legioneu (letztere allein betragita
Rüstow hcerwesen Caesars s. 18 und Marq. II ■. 414 geg«n MOO slW)
und für die pferde der hohem officiero. '* s. Caesar A. e, I 48b
in dem letzten französisch-deutschen kriege atammten die meieiea
portwagen aus Deutschland, und es war uns oft schwer genw aa«
einen einzigen karren in Frankreich selbst aufzutreiben. ""aoeiMll
es Caesar im Ilelvetierkrieg, obgleich er sich nicht einmal wlrkHil fc
feindesland b^ßndet. redempiores =■ lieferanten für gatreide
mehrfach erwähnt, so Livius XXXIV 9.
FHax)kel : das römücbe nomuülager snr leit des F^iljUoi. 746
gering gerechnet — 2000 stüok anachlage. fQr diese thieie und die
dazu gehörigen troszknechte rnnsz natOrUch innerhalb dee lagerrings
Unterkunft geschafft werden^ und zwar natorgemSsz aaf dem qnaesto-
rium. auf rosz und mann 100 D' bodenflftche gerechnet ist der Isger-
raum für den train auf 200000' anzuschlagen. ^ im lager Hjgins
findet sich ein platz von gleicher ausdehnnng nicht mehr vor. natfir-
lieh : denn erstens waren infolge der ganz andern Zusammensetzung
des heeres, das nun aus leuten yon geringer herkunfl bestand, die
bedürfnisse, besonders der luzus weit geringer; fSemer ezistierten
in der kaiserzeit im ganzen rOmisohen reiche und besonders in den
^enzgebieten verpflegungs- und waffenmagazine, aus welchen die
kämpfenden truppen alles nötige bezogen, die provindalen leisteten
?orspanndienste — denn man benutzte, was frtther selten geschah,
Jamals wagen — und jene lastthiere waren zum grossen tdi flber-
BOssig.
Auf allen lagerplänen findet sich, Polybios angaben entspre-
shend, ein zweiter, nicht mit truppen belegter platz, das forum*
wozu dient das forum? für den marktrerkehr nicht: denn die mar-
ketender und kaufleute lagern sub voMo an der decumana (Caesar
b. Gall. VI 37, 2). als promenadenplatz Ar die Soldaten auch nicht:
denn die Soldaten bewegen sich zumeist auf der Tia principalis (PoL
VI 33, 4). das forum ist zunftchst ,der ort, wohin der feldherr die
Soldaten zur contio — wir würden sagen zum appell — ruft, es
musz demnach 20000 mann fassen kOnnen. es ist femer — und das
ist bei weitem die hauptsache — der Sammelplatz für die truppen,
wenn das alarmsignal zu den waffen ruft, so wenig, wie jetzt etwa
beim schlagen des gencralmarscbes die einzelnen compagnien auf den
corridors ihrer casernen bleiben, sondern ungesäumt zum Sammel-
platz eilen, oder jetzt etwa ein general beim nahen des feindes seine
bataillone in ihren biwaks stehen läszt und von hier aus Über sie
v^erfUgt, so wenig ist ähnliches natürlich je bei den militärisch vor-
trefflich geschulten Römern der fall gewesen, wie jetzt die com*
pagnien zu bataillonen , die bataillone zu regimentem usw. zusam-
mengezogen werden, wenn die Schlachtordnung formiert werden soll,
so musten bei den Römern die centurien zu manipeln» die manipeln
IM cohorten (vgl. Pol. XI 23, 1) bzw. legionen zusammentreten, kurz
die taktischen verbände musten vollkommen hergestellt sein, ehe
man zum angriff oder zur abwehr schreiten konnte.*'* dies war aber
*^ hierbei bind die 2000 thiere nicht mit eingerechnet, welche den
legionen 8peciell zugeteilt sind, denn diese werden, wenigstens in spä-
terer zeit, nach Hygin de mun, coitr, 1 in die tmppenqaartiere selost
eingentcllt. dasz der platz für die impedimenta aach sa Caesars zeit
noch ziemlich umfangreich gewesen sein moss, darauf deatet eine be-
merkung im b. Gatt. IV 30, 1 hin: . . cum Britamd pameiiatem mätum ex
cattrorum exiguitate cognoscerenty quae hoc erant etiam angueiiara, auoä Hue
impedimentU Caetar legionet transporiaverai, ebenso V 49. ** vgl. Livlos
XXXVI 38 MinuciuM utque ad tucem intra vailwm miliiem imttrueiMm lenuU.
ebd. XXI &9 heiszt es — allerdings von Hannibal — ff. pandi pre-
746 FHaokel: das römische nonnallager zur zeit des Polybioi.
nur möglich, wenn ein groszer, völlig freier'platz im lager zu diem
zwecke vorhanden war.
Der platz musz so gelegen sein, dasz die Soldaten ohne gewilt-
same Störung der lagerordnung dorthin gelangen und sogleich in dk
gcfechtsordnung ühergehen können, damit sie im stände sind eiB«
etwa eingedrungenen feinde sogleich die stirn zu bieten; er matxftr
den höchstcommandierenden und die höheren officiere leicht emiek-
bar sein , weil sie zuerst an ort und stelle einzutreffen und die iMr
gen maszregeln für den kämpf zu ergreifen haben; er musz endlid
möglichst in der mitte des lagers sein , damit bei einem angriff tob
rücken oder von den üanken her die nötigen truppen sich leicht in dk
bedrohte stelle werfen lassen, in der pars antica ist ein für diecoi-
centrierte aufstellung gröszerer truppenmassen geeigneter xaum| dv
diesen anforderungen entspräche, nicht vorhanden ; fast alles temii
ist mit zelten besetzt, das lang hingestreckte intervallum ist daa
viel zu schmal und liegt auszerdcm im bereich der feindlichen ge-
schösse ; ebenso wenig genügen die principia und die Übrigen Ijgvr
straszen , abgesehen davon dasz sie für die communication frei Ue-
ben müssen, der einzige freie räum, der im lager noch zur verffigo^
steht, ist das forum, hier können sich die truppen unbehindert auf-
stellen (Livius XXIV 15 postero die ubi Signa coeperuni canereiprim
omnium parat i instrudique ad praetorium conveniunt). hier kannte
consul der erste auf dem platze sein, hier ist es den oflficieren mOg^
lieh, ohne dasz sie sich durch den ström der alarmierten mannsditf-
ten hindurchwinden müssen, schleunigst einzutreffen, wie es ibn
pflicht ist (Livius XLII 58 tribuni praefedigue et centuriones infimt
torium . . lUscurrtint)^ um die herbeieilenden truppen zu foraucRi
und sich an die spitze ihrer abteilungen zu stellen, hier ist endliek
der miitelpunct des ganzen lagers. auf dem forum ordnet der foU-
herr, dessen quartier vor, nicht hinter den lagernden truppen seil
musz, sein beer, und von hier aus dirigiert er die truppen zur ab-
wehr, bzw. zum angriff (Livius XXXIV 46 constd arma exierngk
milites capere iussit; armatos inde pauLisper coni'muüy ui . . disfo-
neret copias^ ^uihus quaeque portis erumperent), es bleibt also nsr
übrig dem forum eine solche ausdehnung zu geben, dasz es seinsB
doppelzwecke, als versamlungsort bei der contio und als sanund-
platz beim alarm zu dienen, wirklich zu genügen vermag, daflir iil
das forum bei Nissen und Marq. II und allen bearbeitem mit mü-
nahme von Klcnze viel zu klein, dasz aber sowol forum als qnaoitip-
rium über bedeutende , ja selbst für ihre bestimmung mehr als n-
reichende ÜSchen sich ausgedehnt haben müssen, dafür sprechea üb
Worte bei Polybios VI 32, 3 f. iäv bi iTOie nXcovdZq TÖ vS^ Cüfh
pugnatoribu» in valio portitque posüix ceieros confertOM in wtedim
recepit inUntosque Signum ad erumpendum expeciare iuuiL ein alarmsicul
hatten die Römer so gut wie wir. Livius XLII 64 ti^num 4aAflB Mf
arma extemplo capiendi, Polybios XI 27, 6 ndvTUiv bi CUVtpcxÖVTW
Karä Töv deicfiöv d^a tijj cimf^vai. vgl. VIII 32, 7.
FHankel: das römiBche nomaUager rar teil das PdyUoa. 747
idxtüv ttXtiOoc , f\ Tuiv ii äpxf)c cucipoTCuoM^vuiv ik ti&v bc toO
caipou TTpocTivo^^vujv , Toic iiiv Ik toO KOipoO irf>6c Totc itpo-
LipiiM^voic Kai Touc TTOpä TÖ CTponfJTiov dvairUnpoOci TÖirouc, Tjjv
itopoiv Kai TÖ Ta^uTov cuvcrroTÖvTec elc airöv töv KoreirciTOvra
Tpöc Tf)v xP^ictv TÖTTOV. '* die86 bemerkimg dea Polybioa ftihrt anf
Binen weitem punot, der geeignet ist Niaaens behaoptong besOglieh
ier beeren räume' zu entkritften. bei Polybioa VI 31, 9 heiaat ea:
rö b" dTroXeiTTÖ^evov ÜE ^Kar^pou toö lU^vc toutuiv K^vuifia
lapd Tdc iK TUIV TrXatiujv irXeupdc biboioi toic dXXo9uXoic Kttl
rolc Ik toö KOipoö irpocTivo^^voic cuji^xo^c. aeino lagerbeaohrel-
3ung gilt für eine zeit , wo die reiterachwftnne Maaainiaaaa mit den
-ömischen legionen gegen Karthager nnd Spanier fochten and in
ierselben umwallung mit ihnen lagerten, ihre ansahl betrog in der
-egel mehr als den bestand der gesamten italiachen caTallerie. natflr-
ich läszt sich , wenn man es untemimt eine akizze dea Polybiaoheii
agerä zu entwerfen, diesen dXXÖ9uXoi, da ihre atftrke nicht nor-
niert ist, ein bestimmt abgegrenzter terrainabachnitt nicht znmeaaen;
nan kann ihnen nur so viel bodenflftche anweiaeui wie nach con-
itruction der übrigen lagerplätze in der para poatica übrig bleibt,
lasz die grösze jener contingente nicht Ton tag au tag weohaelte,
dso auch ihre quartiere nicht alltSglich eine andere aoadehnnng
latten , liegt in der natur der sache ; jedenfalla ateht feat, daaa für
lie auxilia im normallager des Polybioa ein anaehnlicher ranm in
knsatz gebracht werden musz. über die verteilang der bodenflftche
m einzelnen lassen sich nur Vermutungen aufstellen. Polybioa ist
lier so ungenau, dasz absolut keine der sftmtlichen akizzen, welche
lie bearbeitcr entworfen haben, für * unzweifelhaft richtig' gelten
Lann. doch darum handelt es sich hier auch nicht; wir wollten nur
:eigen , dasz für jene leeren räume , welche Nissen auf Marq. I nnd
^lenzes lagerplänen tadelt, recht wol eine ausgibige Verwendung
lenkbar ist. **
Wir kommen nun zu dem zweiten puncto, welcher Nissen bei
^larquardts ehemaligem verschlag anstüszig war: die benutznng
*^ man sieht hieraus wie streng die Römer an den einmal herge-
>rachteD inaszen fosthalteu. lieber beschranken sie die Areien plfttse
luf das absolut notwendige, als daaz sie an dem Schema für die laffer-
ermessung rüttelten, wie HDroysen (s. anm. 8) es will« " man darf
lus Mvgins fragmentarischer lafrerbeschreibang nar sehr vorsichtig fol-
^cruDgcn für das lager des Polybios sieben: denn das heer, fBr welches
lari lager Hygins bestimmt ist, besteht aas gemeinen sÖldnam nnd
»rovincialcD, während ea Polybios zeit noch die römischen bfirger aller
:1a8sen zu felde ziehen, infolge dessen ist im repablieanisoben lager
Mreit mehr rücksicht auf die bequemlichkeit der trappen genommen als
ipäter. so bekommt zb. der infanterist hier 8SV|D' bodenflKche (ISO
nann auf lOOOOQ'), bei Hjgia nar 86 bzw. 45Q . in demselben rer-
lältuis sind bei Poljbios alle übrigen masze reicher, bieraas, dasa aoa
1er güDzliäh umgestalteten verpflegongsweise and lagerang der kaiser-
ichen armeen erklärt es sich auch, wenn im lager Uygins grössera
'reie platze sich nicht mehr Yorfinden.
748 FHankel: das römische normallager zur zeit des Polybios.
der groma für rUckschlüsse auf den lagerumfang, niemand ist vlr-
mer für die beziehungen zwischen lagerbau und limitation eingetze-
ten als Nissen ; nur dasz die groma dh. der schnei depunct des de«-
manus und kardo maximus den mittelpunot^ des lagers bezeichne, hit
er, gestört durch die groszen platze in der pars postica und weil es
nirgends bezeugt werde, nicht zuzugeben vermocht (s. 28). fttr dasii
wesentlichen stücken abgeänderte lager der kaiserzeit will er es allor
falls gelten lassen ; aber auch da stehe es unzweifelhaft fest, dasx die
groma nicht den mittelpunct einnehme.
Dasz die groma wenigstens in der kaiserzeit nicht von allen seita
des walles gleich weit entfernt war, ist natürlich : denn die lager wsra
zumeist castra tertiata, dh. ihre tiefe (1600') verhielt sich zurllnge
(2400') wie 2 : 3. '^ Uygin'^ wird also die castra quadrata, dh.dk
älteste form des lagers, die auch später noch gebräuchlich war", in
äuge gehabt haben, dasz bei regelrechter, unter gQnstigen vezliilt-
nissen ausgeführter limitation die groma das centrnm des gama
territoriums war, ist sicher; es ist auch Nissens meinung (s. 15). dii-
selbe princip gilt für die anläge von städten {haec est canstiiuendonm
Umitum ratio pulcherrimd) und wird jederzeit angewandt, sobald ei
die örtlichkeit gestattet. '° diese möglichkeit liegt bei der lagereoi-
struction fast immer vor : denn das lager wird auf unbebautem temil
errichtet, während bei colonialvermcssungen der gromatiker meist
auf schon vorhandene stadtanlagen rücksicht nehmen mnsz. dv
gromatiker Hjginus hebt zweimal hervor, dasz das verfahren beidv
anläge von stildten dasselbe gewesen sei wie bei dem aufscUagft
eines lagers ; umgekehrt vergleicht Polybios zweimal das lager aüK
einer stadt: . . Ta b^ KQTd ^€poc fjbii rfic T€ ^u^OTopiac dv oui)
Kai Tfic dXXric oiKOVOjLiiac nöXet napaiiXiiclav kx^i nPjv btd6€Cif
(VI 31, 10 und ähnlich VI 41, 11). was das forum für die stad^
das war der schnittpunct des decumanus und kardo maximus, &
die groma für das lager ^', demnach also das centrum des gansei.
wenn die principicn für lager- und städteconstruction zur kaiseneÜ
'' Hy giuus tie »tun. castr. 21 hoc dixi tertiata ut puta lottgwm piiu
CJDCIOCCCC, Ititum pedes CIDDC, »"^ Hyfr. grom. de lim, const, ■. 181
(Lach mann) quihusdam colonm postea consdiulis, sieut in Africa Admedentt
decimanus maximiut et kardo a civitate oriuntttr et per quattuor poHm ii
morem caslrorum ut viac ampHssimae limitibus diriguntur, haec est
stituendorum Umitum ratio piilchtrriiMi: nam colonia omneit quaitmor
loci qualitas aut necessitas postnlaverit ^ castra facienda tmU.
grom. de lim. const, 8. 180 hanc (vgl. unm. 18) conntituendanem
rationem servurt* debebimux^ si huic postulationi et locürum natura
ijahit, elienHo s. 181 itaque xi loci natura permittit^ rationem Meiwmn
mux: sin autem, projcimum rationi usw. *' Hjginus de aum. teutr, li
. . gromae locus appellatur^ quod turha ibi congruaty dam Hjg. groa. db
lim. const. 8. 180 . . in castris groma ponitur in tetraniem^ ^nm ««Arf ti
forum conveniatur.
/
FHankel : das römiiohe noxmaUagtt mr i«it dei PdJtjUoi. 749
die gleichen sind, so gilt dies in erhöhtem maese für das seitftlter
der republik: denn je weniger cultiTiert ein Tolk ist, deeto fester
hält CS an religiösen formen, nnd die errichtang des templum war
von unvordenklicher zeit her ein religiöser act. die groma als mathe*
malischen mittelpunct des lagere anzosetzen ist demnach nur eine
natürliche consequenz des satses, dass die Termessnng der lager-
rftume auf gromatische institntionen snrttckzaf&hren sei. der sati
findet seine besttttigong durch die Terhftltniase der lager Caesars,
welche Napoleon lÖ'* ausgegraben hat. die lager an der Azomi
und vor Gergovia sind — von einigen ganz geringen, durch die be»
schaffenheit des terrains bedingten abweiehungen abgesehen — voll-
kommene quadrate, und die beiden hauptstraMon treffen sich genan
im centrum des ganzen territoriums.
Da mm das verurteil, welches Nissen wegen der 'leeren rftume'
hegte, sich als unbegrCLndet erwiesen hat, da femer die groma nicht
nur theoretisch, sondern, wie Caesars beisinel zeigt, auch in praxi
den mittelpunct des lagere bezeichnet hat, so wttste ich nicht was
an dem frUhem verfahren Marquardts, mit hilfe der groma den um-
fang des lagors zu bestimmen^ prinoipiell noch zu tadeln wftre. aller>
dings bat Marq. I bei der bex^nung selbst einen fehler gemacht;
er setzt nemlich die groma in die mitte der prindpia, wfthrend der
schnittpunct des kardo maz. (der ibOe?a bei Polybios) und des decn-
manus max. (der senkrechten bei Pol. VI 28, 2), wie aus Polybios
ganz klar hervorgeht*^, 50' weiter nach den legionen zu liegt, auch
Hygin sagt dasz die groma ad viam principaHem^ nicht auf dem platze
selbst, und zwar inmitten'* des weges der zum praetorium führt, ge-
standen habe, dasz man von hier aus ebenfalls alle vier thore hat
sehen können , ist selbstverständlich.
Von der groma aus bis zu dem walle (bzw. dem graben), an
welchem die zehnten manipeln der legionen stehen , beträgt die ent-
femuDg 1250' (500 + 50 -f 500 -f 200); demnach ist auch die
pars postica auf 1250' anzusetzen, und der gesamte durchmesser des
Polybischen normallagers ist nicht auf 2600', wie Marq. I wollte,
sondern auf 2500' zu bestimmen (2500' = 250 ruthen [decempedae
oder perticae] oder 500 passos). der umfang des ganzen lagerterrains
stellt sich ulso auf 10000' <= 1000 perticae «» 2000 passus, und
der RUcheninhalt desselben auf 6250000 O'. dies dflrfte so zu sagen
der bruttoumfang und -Inhalt des für das lager abgegrenzten raumes
sein, denn es drängt sich hier die frage auf: gelten diese zahlen fttr
das lager excl. oder incl. wall und graben? Polybios sagt VI 31, 11 :
TÖv b€ x^^potKa TUfv CK11VUJV ä9tCTäci KaTä Ttäcoc T&c iTriqMXveiac
« Rtlas de riiistoire de C^sar pl. 9 u. 2«. " Pol. VI 28, 2 bixo-
TOMHcavTcc Ti\y Trpo€tpim^vr)v cOBetav, dnö toOtou toO amciou (das
würdf «lie groma seio} Trpöc öpOdc tQ TP^M^Q • • iropCMßdXXouciv.
'* d'' mun, castr. 12 in introitu praetorii pariU medUte ad viam prineipaUm
ffromar. locus appeUatur, quod turba ihi eomgntai, Mhe in didaiiome meto-
rum posito in codem loco ferramento groma tuperponatur^ ut portat cattro'
rum in conspeciu rigoris slellam efficiant.
750 FHankel : das römische normallager zur zeit des Polybiot.
biaKOciouc TTObac. er schildert uns wie das lager abgesteckt wird,
nicht aber wie es nach seiner Vollendung aussiebt; hfttten wir eise
skizze des lagers aus jener zeit, so würde jedenfalls 200' von dcB
zeltreihen entfernt eine linie sich vorfinden , welche die grenze des
ganzen abgemessenen raumes und damit die fiuszere seite (contre-
escarpe) des grabens bezeichnete, denn die läge des grabens muB
durch signalstangen genau fixiert sein, schon deshalb, damit die ein-
zelnen stücke desselben — denn das ausheben des grabens begimil
bekanntlich auf allen seiten zu gleicher zeit — genaa zusammeB-
trefien. von der trace der contreescarpe nach innen zn ftngt die
arbeit an. die ausgehobenc erde wird nach innen geworfen; dff
wall befindet sich also auf dem abgesteckten terrain, und dergn-
ben, nicht die innenseite des walles, bildet den abschlusz des lagen
nach auszen. wall und graben erfordern bei normaler anläge mam
bodenabschnitt von 50' tiefe '^; es würde also das intervallum ttbenfl
nur noch eine effectivo breite von 150' haben", während zwiscba
den zeltreihen und dem puncte, welchen der feind eventuell besetm
könnte, nach wie vor ein räum von 200' breite liegt, ebenso wflrdi
der oben auf 2500' angegebene gesamtdurchmesser des lagertemiaii
wenn man den von den befes^tigungen beanspruchten räum nicht nik
in anschlag bringt, um 2 X 50 = 100' sich verringern, alsosv
noch 2400' betragen, der bodeninhalt des fUr die zeltanlagen und da
verkehr verwendbaren platzes stellte sich dadurch auf Ö760000D'
dh. 200 iugera = 1 centuria.*^ diese berechnung ist einfach, m
sie nach Pol jbios sein soll : sie stützt sich nur auf zahlen die er
selbst angibt, und läszt im gegensatz zu allen bisherigen dem svb-
jectiven belieben keinen Spielraum ; sie stimmt mit den principM
der feldmesser, die Polybios offenbar bekannt waren; sie passt eiiMT
seits aufs genauste in das decimalsystem , welches bei der guni
lagerconstruction festgehalten ist, anderseits ebenso gut in das dl»*
decimalsjstem, nach welchem die Römer zu Poljbios zeit rechnete^
und ergibt endlich für den eigentlichen lagerraum ein resultat, «tl-
ches in das System der römischen fl&chenmasze völlig glatt ikk
einfügt.
Es bleiben noch einige worte zu sagen Über die beiliegcndv
skizze. für die pars antica int die Verteilung des raumes durch Polj-
bios gegeben, der römischen cavallerie rüume ich (vgl. oben s. 740)
je 100' tiefe ein, dem analog der bundesgenössischen je 200'; flr
die infanterie der socii ergeben sich je 375', etwas mebr als gewöha-
lieh für sie gerechnet wird. Polybios bemerkt mehrfach, daez dii
tiefe ihrer quartiere schwankend sei (VI 30, 3 f. 32, 5). wie dii
'^ vGölor <^rlic kämpfe bei Dyrrhnchinin und Pharsaloji* ■ IH t
tf. IV 2. die breite von wall und (graben wird natürlich sehwaakM
je nach der beschaffenhcit des bodens. sie wird eine grossere atii^
wenn dor boden sandig, eine geringero. wenn der boden fett and featiil.
"^ dies stimmt sehr gut zu }]>gin, der 60' für das intenrallnm a^
gibt; fast alle dimcnsioncn sind bei ihm gegen früher aaf etwa iii
hälfte reduciert. '^ vgl. Hultsch metrol. s. 61 und 804.
FHankel : das rOmitche normallager rar seä dm VoljhSm. 761
bodenflficbe in der pars postica zu TerieHen sei, llsst sieh bei der
unzulttnglicbkeit der Polybiscben darstellnng nur aanftbemd be»
stimmen. rUckwftrts von der yia prhicipalis folgt die leltrabe der
taribonen ; Lipsius und andere lassen nicht ohne wahrseheinliohkeit
in dieser zeile auch die praefecten der bandesgenossen campieren«
daran schlieszt sich gegenüber der groma das praetorium, sn deasen
beiden Seiten quaestorinm and fonun sich aasdehnen, ^eee plfttM
werden nach drei Seiten abgeschlossen dnreh die leltreihen der elite-
trappen, und zwar nach innen durch reiterei, nach aassen durch in«
fanterie. es lagern hier 600 reiter -» 20 carr6s A 30 mann, femer
(vgl. Klenze s. 123) 2100 extraordinarii und eine unbestimmte an-
zahl — Polybios sagt Ttvic — freiwillige. schUgt man diese
(denn viele können es nicht gewesen sein) auf 300 mann an*, 00
erhält man weitere 27} carr6s Infanterie k 120 mann, in snmma SO
carres. diese quadrate werden teils im rechten winkel da angeeetst,
wo die zeltreibe der tribunen endet (Pol. VI 31, 2), teils liegen sie
hinter dem breiten kardo, der die pars postica durchschneidet, aber
so dasz sie mit der rttckfh>nt an das intervallum anstossen und die
Vorderfront nach forum und quaestorium haben, für letstere carrte
ist die tiefe ausdebnung von forum und quaestorium bestimmend.
forum und quaestorium sind 850' breit, 60^ hiervon fllr den decn-
manus (Pol. VI 31, 10) subtrahiert gibt ein verfbgbaree terrain von
800' breite, es lassen sich demzufolge 8 (bzw. 16) quadrate i 100"
hier constmieren ; die übrigen 12 (bzw. 24) verteilen sich auf die
flanken des forum und quaestorium, also 6 (bzw. 12) auf jede seite.
die nun noch unbelegten plfttze sind für die auzilia bestimmt, nach
dem grundsatze dasz die weniger guten truppen dem wall zunftchst
stehen, nur für jene 8 (bzw. 16) carr6s der extraordinarii ist eine
ausnähme zu statuieren: ihrem schütze ist das thor anvertraut,
forum und quaestorium erhalten demnach (excl. zwei 50fÜszige
decumani an den innenseiten der flankenstrigae) eine ausdebnung
von 225000 O', so grosz dasz sie ihrer bestimmung in jeder beziehung
genügen können.
So ist auch für die pars postica eine iSnge von 1260' nachge-
wiesen :
via principalis 100'
tribunen- (bzw. praefecten-) zelte 50
strigae der elitetruppen 600
kardo 100
scamma der elitetruppen 200
intervallum 200
1260^
So viel über ausdebnung und innere einrichtung desPoljbischen
norm all agers.
*^ 80 viel Dimt der ältere Scipio Africannt alt leibgarde mit nach
Africa: n. Livius XXIX 1 und Appian VIII 8.
752 FHankel: das römische normallager zur zeit des PoljbiCM.
II. DIE BENENNUNG DER THORE.
Die frage nach der benennung der vier lagerthore ist eine alte;
doch nahm man, bisNissens buch erschien, auf eine stelle bei Hjpn*
fuszend ziemlich allgemein an, dasz die porta decumaua da sei, «o
die zehnten manipeln lagern (also nach Poljbios [VI 34, 10]
schauung in der pars antica), und dasz ihr gegenüber, also znniiM
dem praetorium , die perta praetoria sich befinde, höchstens stritt
man darüber, welches thor als das rechte oder linke anzusehen mL
die einen dachten dabei an die Stellung des augur bei Poljbidi
und bestimmten rechts und links nach dessen stand punet; die
dem beriefen sich auf Hygins anschauung bezüglich der finontioli
des lagers und benannten die seitenthore gerade umgekehrt oftfr
bar trifft erstere ansieht das richtige: denn die bestimmusg fOi
rechts und links ist sache des augur, bzw. dos metator, und h4gt
mit der errichtung des lagertemplum aufs innigste zusammen. 4
iiun aus Poljbios die Stellung des mit der Vermessung beauftnglH
officiers völlig feststeht — er wendet das gesiebt nach den legionei*
— so ist das links von ihm liegende thor die porta principalissiniiti^
das rechts die port-a principalis dextra.
Nicht so glatt erledigt sich die Untersuchung über die porii
decumana und porta praetoria.'^' was die bedeutung anl
'^ de man. castr, 18 .. tn rigor e poriae, quae cohoriibwt decimitM
tendeniibus decimann fst appellaia. '^ Pol. VI 28, 1 d ir o^CTpf^^»^1
de TÖ irpöcOcv ^KQTÖv iro&div . . äpxovrai iroicIcOai rdc Tibv CTpstt*
ir^ötuv irapcimßoXdc. " auszer diesen bekannten ausdrücken §mki
sich für die vier thore noch die bezeichnungen quaeatoria^
und quintana (s. Klenze s. 143 und Nissen b. 41). den namen rafinIM
streicht Klenze s. 143. Nissen läszt die sache zweifelhaft, man kSuMb
scheint mir, dabei an ein thor denken, auf welches die ria qidalHi
in der pars antica einmündet; ein ähnlicher fall liegt bei Caesars luV
an der Axona {b, GaH. II 8) vor (vgl. Napoleons atlat de Phist. de cSir
pl. 9). das lager hat auf der rechten flanke zwei thoröffnnngea. disiv
einmal (Livius XL 27) vorkommende benennung porta exiraardimmriM llM
von Weissenborn ans dem text entfernt; er setzt dafür wol mit mM
p. praetoria, die porta quaestona gilt als identisch mit der decnnaBa: ^
liegt also auf der vom feinde abgewandten seite des lagers (Liv.XXXITtf
iam hi extra vallum pugnahant . . cum alius tumultus ex aversa parle e$tti^
rum ext exortns: in portam quaeatoriam imtperant GalK), sie hat in dsM^
bcn weise ihren namcn vom quacätorium (vgl. Hygin de mim. isift. tf
quaesiorium dicitur, quod aliquamh quaestores ibi pedaiuram oettpiMi
quod est supra praetorium in rigore portae quae cohortibue decimms hi iBt
dcntitniif decimana est appeVata)^ wie die praetoria vom praetoriM
(Ilygin ebd. 14 . . via quae ducit ad portam praetoriam . . a praeioriedit
dubio via praetoria dicitur usw.). die stellen des Livius (XXXIV tf>
XL 27), an denen sich der ausdruck quaestoria findet, scheinen dsitff
hinzudeuten, dasz das qunestorium, wie Livins es sich denkt, dem wsli
näher gelegen hat als das praetorium, dasz es an einem andern
sich befunden haben musz als Pol. VI 31 angibt, ob man dabei •■ iHtr
zu denken hat, wie sie Schelius und Klenze (s. KI. s. 126 £ und ttlQ
nach der unklaren notiz bei Pol. VI 32, 8 constmiert haben, edsr sl
Livius das bereits gänzlich umgestaltete lager seiner seit xm
gehabt hat, ist wol kaum zu entscheiden, jedenfalls wÜrds
FHankel : das rOmiaohe nonnaUager anr aeit daa PolybiM. 7C8
welche die beiden thore fttr das lager haben, so sind beide parieieil
darüber einig dasz, den vielfachen nachrichten der alten entapreohend,
die p. praetoria auf die strategische front, die deonmana auf die vom
feinde abgewandte seite za setzen sei. der ganze streit dreht sich
demnach um die feststellong der lagerseite, welche von den BOmem
als ätrategische front betrachtet worden ist.**
Man bat die Sachlage keineswegs verkannt. Schelins nnd
Schweighäuser meinen dasz Polybios, weil er die entstehnng dee
lagers vom praetorium aus zeige, nur angenommen habe, dass dort
die front sei; Rettig ^ sucht nachzuweisen, dasz Polybioa den ans«
druck KQTd TTpöcujirov gebraucht habe, weil der aosgang des prae«
torium nach den legionen gerichtet gewesen sei* Klenze s. 138
sagt: Mie von Polybios so genannte frontlinie (£inq>dv€ia Kord irpö-
cuiTiov) entspricht dem limes decamanns, der den kardo bei der
ackermessung in rechtem winkel schneidet.' ^ Nissen, dem Marq. 11
sich anschlieszt, nimt, ohne die stelle bei Hygin zu beachten, die
^inq>dv€ia KaTä npöcujirov des Polybios zugleich für die strategische
front und setzt hierher die porta praetoria« "^ die zur sache gehörigen
^orte bei Polybios lauten: 1) al bi cicnvQl TOO TrpO€ipT)^^VOU
«rraDfriertes lager den natiirlicfaen Übergang bilden in der spatem for-
mation, wie sie Hyginus geschildert bat. Nissen trennt das qnaestoren«
seit vom quaestoriura und seist es — vom gromatisehen standpnnet
gerechnet — hinter das praetoriaro , jedoch mit der front nach dem
proviantplatz, auch bei ihm decken sich die begriffe ?on quaettorim
nnd decumana. da directo nachrichten fehlen, bleibt die frage, in wie
fern der nunie porta quaesioria für die decumana berechtigt ist nnd wann
er entstanden sein könnte, eine offene.
' die frap^e nach der himniclsrichtung des lagers ist Yon Nissen
sehr »orgfältig besprochen worden; er setzt die praetoria, was aach
Vegetiu» {epit. rei mil. I 23 porta . . praetoria aut orientem spectare debet . .)
sagt, nacli oäten. praktischen wert für die bestimmuug der lagerthore
hat dies mindestens für spätere Zeiten nur wenig: denn für das kriegs-
lager und die feststellung der strategischen front ist nicht die ansiebt
des au^ur, sondern die Stellung des feindes massgebend, porta prae*
toria semper hostem spectare debet sagt Hjginos de mun. cattr. 66. ich
spreche nur von dem lager vor dem feinde und setze voraus dasz immer
eine und dieselbü seite des lagers nach dem feinde gerichtet gewesen
ist, dasz also auch die truppen immer in einer and derselben formation
gegen den feiud zu gestanden haben, eine annähme die in dem scharf
ausgeprägten sinne der Kömer für Ordnung und regelmäszigkeit begründet
ist und durch mehrere bemerkuufsen des Polybios (ib. VI 26, 10. 41, 6
und 10 usw.) völlig gerechtfertigt wird, ist kein gegner in der nfthe,
dann ist es für die Sicherheit der truppen gleichgültig, wohin die front
gerichtet ist; dann kann die praetoria, wie es die regeln der agrimen-
soren vorsAin-ibeu, nach osteu liegen, (so für alle stadtanlagen: denn
hinter den mauern der Stadt steht kein schlagfertiges beer.) nichts
desto weniger würde auch in diesem falle diejenige wallseite, an wel>
eher die praetoria »ich betindet, die strategische front bilden, wir be-
rühren durum den gegenständ nicht weiter. " QFRettig: Polybii
castrorum Korn, formae interpretatio (Hannover 1828). '* Klense ge-
braucht kardo für die läugenriuhtung, decnmanus fUr die tiefe; wir folgen
Nissen. 3' so auch schon tialmasins: Tgl. BcbeUns in Hyg. s. 1161.
J-Jii Wucher für cUkS. philol. IbSO hfl. 10 a. 11. ^9
754 FHankel: das rOmiBche normallager zur seit de« Poljliias.
cxn^ciTOc clc Toö^TTaXiv äTT€CTpQ^^^vai ir/JTVuvTai irp6c •rijv bak
diTi(päv€iav , f\ voeicOiiü xai KaX€ic6uj hk KoBdiraE fj|iiv
d€i ToO iravTÖc cxnMCiTOc Kaid irpöcuiirov (VI 27,6).
2) . . XriTOucm bk irpöc Tf)v KaravTiKpu TiXrv xi^t^PX^fv itXcupov
ToG x<S^P<^KOCy ^v il dpxnc vireO^^cOa xard irpöcuiirov
cTvai ToG navTÖc cxn^ctTOC (VI 29, 7). man bemerkaUv-
bei dasz Polybios nicht sagt: dies ist die Torderseite, sondeni dia
soll als Vorderseite gedacht und so beseichnet werden; htm
dasz er auch in dem zweiten abschnitt nur von einer aeite spricH
welche er als vordere hinstellt, als vordere angenommea hibSi
wenn nun auch Polybios worte keineswegs strict aussprechen, dm
jene KQTd TipöcujTTOV TiXeupd die strategische front des lagen m,
so müssen wir doch mindestens daran festhalten , dasz er sie in dr
that consequent als die Vorderseite des lagers bezeichnet, einezinb
tum des Polybios anzunehmen ist völlig unmöglich; er war n Mir
fachmann, um etwa front und rückfront zu verwechseln oder fite
den unterschied von strategischer und taktischer front in iwoM
zu sein.
Nissens ansieht, dasz das Polybische xard Trpöcumov irXcu|li
und strategische front zusammenfallen , hat infolge dessen sehr fU
für sich, und es erscheint auch zunächst ganz annehmbar,
sagt (s. 40) dasz Won den positiven Zeugnissen abgesehen, die
erwägung, dasz die Soldaten und nicht der consul mit seinem ilik
den wall zu verteidigen hatten , von derartigen strategischen It*
trachtungen hätte abhalten sollen', nun sind allerdings die 'poi
tiven Zeugnisse' der alten"", welche er aufführt, in diesem rnnimM
hange ziemlich wertlos : denn sie beweisen nur was Iftngst beknil
ist, dasz nemlich die porta praetoria an der front (bzw. mdra
der ebene) , die porta decumana an der rückfront des lagen (Ikv.
mehr auf der höhe) sich befunden habe'', zeigen aber keines«^
9s Vegetius epH. rei mil. I 18 porta autem^ fuae appettmtmr
aut orientem spectare riebet aut illum locum qui ad kosieM reapMi; aal m
agitur, itlam partem dtbet attendere^ ad quam est profecUtruM eoiertUmam Hj|ii
de mun. castr. 56 porta praetoria semper hostem speciare debei» FtlM
8. 223 praetoria porta in castris appellatur, qua exereitUM im jirnrfihw ifr
eitur. Tacitas hist. IV 30 praetoriae portae (is aeqmtbmm Usew). Hj|li
ebd. 56 {castra) in eminentiam leniter attoliuntwr^ in qua poHiiome poHm 4k '
mana eminentissimo loco constituituTj ut regionet castris swiareant» Ut« X
a tergo castr urum decumana porta impetus faetus; ÜMte esiplwm
rium . . consul diias cohortes tueri praetorium iubet, Tac. ana. I
mana maxims petcbatur^ aversa hosti et fugieniibus tutiar, Veget. I S
mana porta quae appellatur^ post praetorium est, per quam deUnqmtUt»
educuntur ad poenam. nur die oben anm. S9 aDffegebene stffla Hjaki^
die Nissen unbequem gewesen zu sein scheint, fehlt. ** das ist jtSüi
keineswegs immer der fall gewesen, die drei Ton Napoleon aasgi ~
benen lager befinden sich sämtlich auf der höhe lelbat, nieht aaf
abhänge, vgl. Hyt;in no. 56 nam quod attinet ad soH tietiißmgm im
me tat tone, primum iorum habent quae ex campo in eminenÜmm iemügr
luntur . . secundum locum habent quae in piano constiitmmiur^
in colle, guartum quae in monte, quintum quae in loeo
FHankel: das rOmische normalliger rar seit des Pölylnos. 755
dasz diejenige seile, auf welche NUsen die praeioria settt, wirklich
die strategische front sei. es bleibt folglich als einzige atütaee voa
Nissens hypothese nur jene ^erwAgong* ttbrig, dasz die legionen mid
nicht der consul mit seinem stabe das lager zu yerteidigen gehabt
hfttten. es ist aber offenbar kein feind Terpflichtet da anzugreifen,
wo man ihn erwartet, dh. also nach Nissen auf deijenigen seite wo
die legionen lagerten, gesetzt der angriff erfolgt von der entgegen-
gesetzten Seite: was dann? und dasz hier der feind angreift, ist
eigentlich daä nattirlichere : denn bei der anläge der rOmischen lager,
die sich gemeinhin sehr leicht von auszen einsehen lassen , ist stets
zu befürchten , dasz der gegner sich fttr eine bestflrmung der w&lle
die am wenigsten mit troppen belegte seite aussucht, so Caesar
h. OaU. III 25 f.
Es ist selbst verstSndlich , dasz die dispositionen ftir die Tertei-
digung der wälle so getroffen sein mtlssen, dasz jede seite, sobald sie
zur taktischen f/^nt wird , genügend geschützt ist. und das dürfte
auch in dem Polybischen lager der fall sein, es campieren in der pars
poätica — ungerechnet die auzilia — über 2000 ausgewählte soeii
und GOO bundesgenössische iceiter, dazu die kerntruppe der rOmischen
evocati , völlig genug, um nicht blosz den rQckwall (nach Poljbios
ani^chauung), sondern auch die seitenwSlle der pars postica mit einer
doppelten linie von Verteidigern zu besetzen, dasz diese truppen-
marht genügt, um den ersten anprall des feindes auszuhalten, ist
zweifellos'^; mehr lente können auf dem walle überhaupt nicht ein-
mal postiert werden, denn um die waffen unbehindert gebrauchen
zu können , bedarf der mann nach rechts und links je drei fusz ab-
stand, niindohtens ebcnj^o viel nach hinten bzw. vom.** Vegetius
rechnet für den kämpf selbst sogar 6' abstand zwischen den einzelnen
fylifdcrn.^'^ nun ist der wallgang durchschnittlich 10' breit*'; es
können also die truppen auf demselben höchstens zwei glieder tief
^^^ bei Caesar b Gafl. V 10 verteidigeo 10 cohorteo mit 900 reitera,
also liöchrttens 4000 mann das K^nse seiner bestimmang gemäss sehr
aufl<?c(iel)iite HchifTslager nnd machen einen aasfall, der mit einem TöUi-«
geil hiej^e eiuiigt. ("nesar läszt überhaupt nie mehr, meist aber weni-
ger als zwei lepionen zur besatzung seiner lager lortick. "* Vegetius
epf't. rei mit III 14 singttli armati in directum ternos pede» inter se oecu-
parc t'onsueverunt ^ hoc etl in mille pa*»ihuM miHe sescenä »exaginta »ew
pf'ditfs ordinuntnr in longum, gerade 1000 schritt beträgt nach unserer
bepchimi)^' die Ausdehnung der wälle in der pars postica. 1666 mann
würden also erfurderlieh sein, um die walle mit einer einfachen linie
von vcrt'i'iitrern zu lesetzen. Polybios XVIII 80, 6 (Hnltscb) tcTOtv-
Toi M^v oOv ^v Tpicl TToci MCT& Tilfv öitXuiv ol *Puj)üiatoi, und XVIII 80, 8
. . Tipo(pavk ÖTi xdXacfia kqI bidcraciv dXX/)Xuiv Ixciv bcncct toöc dv6pac
(dif Köimr; ^XdxKTov Tp€lc rrö&ac KOT ' ^iTicrdTiiv Kul KOTÄ irapacrdriiv,
cl uAXouciv euxpnCTCiv npöc tö 6^ov. *^ III 14 inier urdinem auiem
et otdincm n tergo in latum sex pedeg distare fwbiertmif ut hahereni
pufftinntts spatium arcedendi atque recedendi; vehementius enim cum saltm
rmxtique te'u m'tt'»ntur. ^' Caesar b. eiv. III 63 . . vallum contra hOMiem
in atlit'idinrm pedum X, tantundemque eiuM vafU agger in tatiiudinem paieb&tj
vgl. <iüler k.'inipfe bei Dyrrhachium and Pharsalot •• 122 f.
49»
766 FHankel: das römische normallager zur leit des Pöljbiot.
gestanden haben, wenigstens so lange als es nicht zoin handgemeBge
gekommen war. die eigentliche besatzangsmannschaft Ar 1000
schritt walllinie ist demnach auf gegen 3000 mann anzuscUag«,
dh. so viel wie an regulären truppen in der p. postica zor Yerfligaf
steht, diese linie wird , sobald der feind stärker vordringt, doitk
die von ihren posten zurückeilenden velites verstärkt, deren €00
(nach Nissens ansieht sogar 1200) als auszendecknng aaf das halbi
lager zu rechnen sind, starke reserven, die auzilia, stehen iiigr
böte , wenn nicht etwa diese zuerst ins gefecht geschickt wordea
unterdessen concentrieren sich die übrigen truppen , die natttrU
bei der ersten meidung vom anrücken des feindes alarmiert weite
sind; auf dem Sammelplätze, dem forum; die officiere nehmen An
posten ein und ordnen, je nach den dispositionen des feldhem, dii
colonnen zum ausfall. ganz ähnlich würde die läge sich gestaltn,
wenn der feind da angreift, wo die legionen stehen. 3000 flun
eilen auf die wälle; der rest der truppen in der pars antica kOuli
höchstens als rcserve fUr die kämpfenden dienen, denn schwaück
wird Nissen annehmen wollen, dasz sämtliche hier stehende trappci
sich auf die wälle drängen und durch ihre masse selbst beim fediik«
sich hinderlich werden, es ist mir nicht ganz klar, was Nissen nat«
dem ' Stabe des consul^' versteht, wenn er etwa meint, dan da
extraordinarii der bundesgenossen als * stab des consuls ' nicht na
activen dienst bei der lagerverteidigung herangezogen worden wlM^
oder dasz man sie etwa als ein material angesehen hätte, das, koife'
barer als Römerblut, den gefahren des kampfes nur im noUaUe air
gesetzt werde , so dürfte dies mit den thatsachen ^ stark in widi^
Spruch stehen, die ehre den stab des consuls zu bilden war für diM
truppe ein sehr problematisches glück: denn sie haben auf dm
marsche für gewöhnlich die avantgarde.^ sie haben wahrscheinlkb
auch die wache beim aufschlagen des lagers: denn zwei selten dff
wälle bauen die legionen, zwei die alae (Pol. VI 34, If.). sicher kl
dasz sie als avantgarde zuerst den lagerplatz betreten; denmack
bilden sie die natürliche deckung für die wichtigste seite des lag«%
für die strategische front, wo der feind voraussichtlich angrafa
wird, mit dieser aus der formation der marschierenden tmppe gtm
von selbst sich ergebenden annähme stimmt es, wenn nach LifiH
XXXVII 88 etwas weniger als 3000 mann in statkn^ sind, wibml
*' vgl. zb. Livius XL 27, wo vier cohorten eztraordinarii sna M^
fall conimandicrt worden; ebenso Pol. X 39. die eztraordinarU rirf
keine paradetruppe, keine vornehmen herren, wie die •0|^. eohonpist^
toria, sondern man ,wälilt dazu aus TOÜC £iriTl)6€iOTdTOUC «pAc if
dXr)9ivi^v xP^iav ^k irdvrwv tCüv irapaT^Yo^'^^'^uiv cu^^dxwv l««tfc w
iT€2:oOc (Pol. VI 26, 6). *» Pol. VI 40. 4 elc m^v oOv t^v apwftü
p€{av ü)c ^TTiirav Tdirouci toüc ^hiX^ktouc droht ein angiiff ?«■
rücken her, ro haben sie ebenfalls den gef&hrdeten posten db. iM
nachtrab zu übernehmen: aOrol b* ol Td»v cu^^dxuiv {«{XcKIQl tkf
oOpattav dvrl Tf|C irptuTOTropciac ^CTaXafißdvouciv (Pol. YI 40, ^
auch in der schlarht stehen sie im ersten treffen (Lirias ZXXF i}^
FHankel : das rOmiflche nomiallager nir Mit dm Pdybioi. 757
die übrigen truppen, also die alae und die beiden legioneii| im aoge-
sichte des feindes das lager errichten, es wftre dem nur analogi wenn
sie auch im lager bei einer etwaigen bestttrmnng den ersten ston
auszuhalten hätten, werden sie geworfen ^ so bleibt doch die haopi-
masse des heeres intact tmd kann das gefecht leicht wieder her»
stellen; werden dagegen die legionen Überfallen nnd in Terwiming
gebracht, was, da am eingange der pars antica reiter lagern, mit
ziemlicher Sicherheit vorausgesagt werden könnte, so sind keine
reserven mehr vorhanden und alles wSre verloren, demnach wSra
es sogar richtiger, die geringere tmppenmaoht in die iront sn steUen;
die epilekten würden in diesem üeille auch im lager gleichsam die
avantgarde bilden, diese anfstellung der tmppen ist mUitftrisch die
einzig denkbare, denn die gmndprincipien , nach denen hente eine
truppe im zustande der ruhe gegen fiberraschnngen nnd angriffe des
feindes gesichert werden kann und mnsz, waren dieselben bei den
Römern, deren militärische begabang, findigkeit and rontine nicht
genug betont werden kann.
Eine vortreffliche illnstration zn dem oben gesagten gibt ein
Schlachtbericht bei Poljbios X 39. P. Scipio steht in der nihe
der Stadt Baecula in Spanien Hasdmbal gegenüber, natttrlidi
ist die strategische front seines lagers gegen den feind gerichtet;
ebenso liegt auf dieser seite die porta.praetoria. hier nun sagt Polj*
bios (§ 1): Tf)v nky oSv fiXXiiv bOvajittv ^Toi^dcac npöc yiäxnv
cuvcTxev ^v toi x<ipaKi, dh. die hauptmasse des heeres steht kampf-
bereit im lager ; Touc bk TPOC(po^dxouc Kttl Toiv ircZuiv Toic im-
X^KTOuc dHacpielc ^K^Xeue rrpocßdXXeiv trpöc Tf|v d9puv usw., dh.
die ^peerschützen und die extraordinarii zu fusz, idso seine vor-
truppcn läszt er das gefecht eröffnen (Livins XXXVII 18 nennt
die extraordinarii hier und, wie es scheint, Öfters nur expedUi). als
diese ins gedränge gerathen, sendet Scipio sämtliche eOJIuivol zn
hilfe (§ 3); endlich läszt er die schwere infanterie, die bis dahin in
gefechtbbereitscbaft gestanden hat (touc bk XomoOc ^oijltOXIC ^X^^^
§ 3) zum entscheidenden angriff vorgehen.
Ganz übnlich, nur in umgekehrter Ordnung, verfährt L. Aemi-
lius Paulus vor der schlacht bei Pydna (Liv. XLIV 37). er hat sein
hcer zur schlacht formiert, will aber nicht kämpfen, sondern zunächst
ein lager aufhchlagen. nachdem hierzu das terrain vermessen iat,
zieht er zunächst das gepäck zurück ^ dann das dritte treffsn, die
triarii, dann die principes, hierauf die hastati nnd dann erst die
leichtbewaffneten (darunter würden die extraordinarii zu rechnen
sein) und die reiter. man sieht dasz die trappen genaa in der Ord-
nung zur schlacht ausmarschieren und in der weise ins lager ab-
ziehen , wie sie nach unserer Vermutung im lager gestanden haben,
bzw. stehen müssen, daraus folgt dasz schon im lager die möglich-
keit geboten sein musz, dasz die lagernde troppe ungehindert in die
gefecht^ Formation übergehen und in dieser ddtn feinde gegenüber
treten kann, dasz dies aber im lager selbst nur möglich ist, wenn
758 FHankel : das römische normallager zur zeit de» PolyblCM.
die pars postica die dem feinde zugekehrte seile des lagen bfldcti
ergibt sich aus den erörterungen auf s. 746 von selbst, ans »Di-
dem geht hervor, dasz Nissens forderung, die strategische front dft-
hin zu setzen, wo die legionen lagern, aus sachlichen gründen keinei-
wegri gerechtfertigt ist; doch selbst der möglichkeit einer solchei
annähme stellen sich infolge einiger notizen bei Poljbios &
schwersten bedenken entgegen, es heiszt VI 27, 3: TOÜTOU itxdi
cxrJMCtTOC (dh. des praetoriums) aUl Trapä ^{av dTTiqpdvciov lori
TrXeupdv; firic &v ^TTirnbetoTaTTi (paviQ irpöc t€ rdc äbpciac «ri
npovo^dc, TTapaßdXXerai rd 'Puj|LiaiKd CTparÖTreba. ich denby
das sieht auch der laie ein, dasz insbesondere bei der kriegflUm^g
der alten, wo die feindlichen lager sich oft in n&chster nfthe gegoh
überstehen '*\ unmöglich diejenige seite, welche dem feinde logi^
kehrt ist, für das wasserholen und fouragieren die günstigste seia
kann, abgesehen von der eventuell äuszer»t geringen aasdehaoif
des gebiets, aus welchem die Verpflegung bezogen werden könat^
ist jede abteilung, die sich vorwagt, dem angriff Überlegener feindci-
massen preisgegeben, und jeder schluck wasser musz mit blat erkauft
werden, eine ungünstigere Situation ist überhaupt nicht denkbv.
in Wirklichkeit kann ähnliches vorkommen. ^' dergleichen als ngd
aufstellen zu wollen ist ein schweres verkennen der thatsftchlidMi
Verhältnisse. ** wenn anders die porta praetoria in eine gewisse bi-
ziehung zum feinde und demgemäsz zur strategischen front gesetii
werden kann — und ich möchte dies unter hin Weisung auf Vegetiai
I 23 (s. oben anm. 30) und das verfahren der gromatiker nur out
einer gewissen reserve (vgl. anm. 32) behaupten, nemlich nur fttrdM
wirkliche kriegslager — dann kann, ganz abgesehen von den Yorsu-
gehenden militHrischen auseinandersetzungen, schon aus dem sInb
erwähnten gründe unmöglich diejenige seite, wo die legionen IsgcOi
die strategische front des lagers gewesen sein.
Eine andere notiz bei Polybios^ die mir ebenfalls hierher sa ge-
hören scheint , ist Nissen nicht aufgefallen oder wenigstens in ibircr
praktischen bodeutung von ihm nicht gewürdigt worden : ich
**^ 60 mehrmals bei Caesar b. civ, I in den kämpfen bei Ilerda.
*^ in dieser läge befand sich des Marios heer vor Aqnae Sextiae;
musten die trappen ihr wasser vor der front holen, aber das geaekak
um sie an den anblick und die eigentfimliche kampfweise des feiato
zu gewöhnen, man vergleiche dagegen Caesar b» cfv. I 81 f., wo um
derartige läge in ihrer ganzen furchtbarkt^it geschildert wird. ^ kft
habe noch in frischer erinneriing, wie schwierig es ffir nna tot PUif
war, aus den gemüsefeldern von Bondjr kohl and iwiebeln SQ beaehaiinL
nur im dunkel der nacht riskierten einzelne wagebUse den ^ffShriickM
gang, nicht zwei tage hätten wir Paris amlagem können, wenn dtf
schmale streifen vor unserer front der 'füir wasserholen nnd fbnrafienn
günstigste plals' gewesen wftre. bei uns ist es streng Terbolen Ikir
die Vorposten hinauszugehen; würe Nissens annähme richtig, ao
die Römer ibre pabniatores principiell den feinden in die UM
liefert, vgl. dazu Livius XL 30 pome caatra utrique jfakm(mtuM H
(um ibantf neutri aUeroa impedienies.
1
FHankel: das rOmische noimallager rar seü dei Pio^ytiot. 769
jene stelle (s. anm. 43), wo erzfthlt wird dasz saerat die exiraordiurii
aus dem lager abmarscbieren. bekanntlich erfolgt der anamaradi
der truppen durch die porta praetoria^, das marsehthor. jene tmp«
pen stehen nach Polybios in der pars poatica; die porta praetöria
aber befindet sich nach Nissen in der pars antica, also gerade anf
der entgegengesetzten seite des lagers. daraus folgt dass die extra-
ordinarii mit ihrem gepäck durch das ganze lager hisdnrdi mar-
schieren müssen, in demselben moment, beim dritten trompeten«*
Signal nemlich^^ wo sie sich in bewegnng setsen, treten auch die
übrigen truppen an. durch dieses gewirr Ton menschen und pferden
hindurch führt der weg der extraordinarii, bis sie ins freie gelangen«
ebenso müssen die ersten und die folgenden manipeln, die nach
Nissens ansatz in 'kehrt' lagern würden, aus der tiefe aofinarsehieren,
dh. an den zweiten bis zehnten manipeln Torttbeniehen, nm ihre
stelle in der marschcolonne «insunehmen, ein manÖTcr das besonders
für die socii, die nicht einmal Strassen lur verfttgnng haben, recht
yerwickelt sein dürfte.
Es ist allerdings an sich militärisch nicht andenkbar, dasz man,
um die dem feinde exponierte front nicht sn entblOsien, die dort
stehenden truppen zurückhält, bis der anfmarsdi der (Ibrigen
vollendet ist. es wären hier zwei flUle mOglich: es kOnnte sich ent-
weder um einen ausmarsch zur schlecht handeln oder, in abwesen*
heit des feindes, um einen einfachen weitermarsdu nnn aber liees
man, bobald zum angriff geschritten wurde, jederzeit eine genügende
besatzuDg — nicht etwa jedesmal die zehnte manipel aller abteilun-
gen, sondern geschlossene corps — zur deckung des lagers zurück;
im zweiten falle wurde das lager abgebrochen und gänzlich geräumt;
weitere vorsichtsma&zregeln waren also überflüssig, es ist demnach
keinenfalls erforderlich, dasz die iegionen oder ein teil derselben zur
Sicherung gegen einen feindlichen angriff beim ausrücken der übrigen
truppenkörper in ihren positionen stehen bleiben.
Fast in derselben weise würde sich die oben geschilderte Ope-
ration — ich fürchte, man könnte fa^t sagen, confnsion — beim
einmarbch in das lager wiederholen, dieser erfolgt natürlich durch
das hintere thor, die decumana. zuerst rücken die extraordinarii
ein : denn &ie marschieren an der töte, folgt man nnn Nissen bei
der anordnung der thore, so mtlssen sämtliche truppen und alles
armcegepäck durch die platze bzw. an den platzen der extraordi-
narii vorüberziehen, ehe jede abteilung an ihre stelle gelangen kann«
es liegt wol auf der band, dasz man derartige verkehrte nnd, wenn
der feind etwa in der nähe war, auch h(kJbL8t gefährliche manOver
den praktischen Bömem, deren heerwesen zur zeit des Poljbios be-
*^ Vi'^etius I 23 aui si der agUur^ (paria prattaria) UUm paritm deb€i
attendere, ad quam est profecturuB exercUuM, Festes s. 2S3 prmei&rim partm
in cnsiriM appeilatur, qua exereitua ad proeUmm eärndtur, ^ Pol. VI
40, 3 ixiäyf bi Tö rpirov cn^i^vn, icpodtctv 6d toOc irpdrrouc Koi «vülv
Tf)v öXnv Tiapc^ßoX^v. vgL auch losepbes bell. Ind. lU &« 4.
760 FHankel : das römische normallager snr leit des Poljbiot.
reits aufs sorgföltigste organisiert war, absolut nicht satiBuen darf*
setzt man dagegen die porta praetoria dahin, wo die elitetnip|NB
lagern '^ so erfolgt der aus- und einmarsch auf die glatteste weiM:
zuerst rücken die extraordinarii ab und alle leute die sonst nock
in der pars postica campieren ; auf den straszen oder fiber die Crei-
gewordenen lagerplätze hinweg folgen in geordnetem suge (in Rdrti
abmarschierenden colonnen) die alae der socii und die legicneui olne
dasz die geringste Störung eintreten kann, ebenso ruhig geht der ea-
marsch vor sich, zuerst betreten durch die porta decamana das noch
unbesetzte lagerterrain die extraordinarii; ihnen schlieszen sich d»
übrigen truppenkörper in der reihen folge an, wie sie im lagerstsho,
so dasz keine abteilung der andern beschwerlich fallen kann.''
Fassen wir das bisher gesagte kurz zusammen, dann dflrfti
feststehen
1) dasz diejenige seite, welche Nissen als front bezeichnet^ w
militärischen gründen für die Verteidigung ungeeignet ist ;
2) dasz diejenige seite, wo die legionen campieren, nicht dis
strategische front sein kann : denn diese seite ist unter keiner be-
dingung die günstigste für wasserholen und fouragieren ;
3) dasz die extraordinarii , die an der spitze der colonnen
schieren, nicht an der rück front des lagers — im militärischen
genommen — gestanden haben können, weil sowol der ausnunek
als auch der einmarsch in diesem falle zu einer menge nicht in be-
wältigender Schwierigkeiten geführt haben würde.
Wollen wir uns also nicht von der grundanschannng entfenMSi
dasz die läge der porta praetoria die strategische front, die poiti
decumana die rückfront bezeichne, so musz Nissens ansieht, dfli
das Poljbische Karä ttpöcujttov irXeupä und strategische ficol
identisch seien , als unberechtigt zurückgewiesen werden. demasA
dürfte das umgekehrte richtig sein, dh. die praetoria, das aosgaafi*
thor, wäre in die pars postica zu setzen und die decnmana llgsii
der pars antica. letzteres wird bestätigt durch die schon oben la-
geführte stelle des Hyginus (18 . .porta qtiae eohartibus deeimitM
tendentihus decimana est appeUata), die einzige stelle welche flrf
bestimmte Verhältnisse im lager selbst hinweist und filr die anoii*
nung der thore einen greifbaren anhält gewährt Marq. II (s. 4M
*^ man vergleiche hier, wie Aemilins Paulas nach Livlos X LIT ST
seine truppen ins Uger abrücken läszt. *^ vgl. Livias XL 17. At
beiden legionen werden hier an die seiteothore, die rechte ala aa tft
porta qaaestoria dh. decumana postiert; die bauptmasse der liakta als
und die triarii bleiben in rescrve; die eztraordinarii stehen aa te
p. extraordinaria dh., wie Nissen selbst annimt, der praetori
würde ganz zu unserer frühern annähme (s. oben 8. 757) paas«
** wir haben uns trotz Nissens mafanung von 'strateglsehea
tungen' nicht abhalten lat<sen; dasi diese nicht gani wertles Bfad«
für l»ürgt uns der umstand, dasz wir dieselben einigen höher gcalsBl
militärs unterbreitet haben, welche 1870/71 als generaUtabseflMen
praxi dergleichen fragen sa lösen gclegenhett hatten.
j
FHankel: das rOmisclie normallager tnr Mit dat Poljinof. 761
anm. 2), der auch in der thorfirage, allerdings mit einer gewitaen
reserve , Nissen gefolgt ist , miszt diesen werten keine beweiskraft
bei, weil 'die legionen des Hjgin ganz anders verteilt sind ab die dea
Polybios'. das ist allerdings wahr; aber das est apjpeUaia weist daranf
bin, daszHygin den seit onvordenklichen zelten gebränchlichennamen
aus der eigenart einer frühem lagerweise erklSren will.** in demselben
sinne erklärt Hygin zwei Zeilen vorher den ansdruck quaesioHwm.^
und wenn Marquardt meint: richtiger wftre es gewesen, sich an die
erwSbnung des quaestorinm zu halten, das in beiden lagern in der
nähe der porta decumana liegt, so vergleiche man unsere anm. 31,
wo darauf hingewiesen worden ist, dasz sich der name porta quae-
sioria erst aus der spätem art des lagerbaus erklftren Iftszt. fQr die
Ton uns angenommene läge von praetoria und decumana spricht
auch die bedeutung der werte selbst.
Dasz die porta praetoria ihren namen Yom praetorium erhalten
hat, bedarf keines beweises (s. oben anm. 31). auf die bezeichnung
praetoria würde zunächst d&s thor ansprach haben, welches von dem
praetorium am wenigsten weit entfernt ist (bzw. auf der via prae-
toria Hegt, vgl. das Hjginische lager), im Poljbischen lager also
dasjenige an welchem die elitetrappen stehen, dorthin seheint auch
das praetorium seine hauptfront gehabt zu haben, wenn' auch ein
Standlager der kaiserzeit, noch dazu ein fQr eine einzige legion ohne
hilfstruppen bestimmtes, mit dem Poljbischen lager in seiner innem
einrichtung kaum verglichen werden kann, so ist es doch interessant,
dasz zb. in dem lager von Lambaesis 'die mit korinthischen seulen
und einer insebrift geschmückte fa^ade' des praetorium nicht nach
den eigentlichen truppenquartieren (db. nach der pars antica), son-
dern nach der entgegengesetzten seite gewendet ist.^
Noch bezeichnender ist die bedeutung des namens decumana*
decttmanus würde sein der 'gezeigte' oder, wie die agrimensoren
sagen, ein rigor didatus und zwar der rigor didatus kqt* ÖOX^V
(vgl. Lange im Pbilol. VIII s. 198). wir würden also limes decuma*
nus übersetzen können mit 'richtweg' und porta decumana mit
'ricbttbor'. allerdings hätten demnach beide thore, welche den end-
punct des limes decumanus bezeichnen, den namen decumana erhalten
können, aber da nach Polybios zuerst die pars antica vermessen
wird und die limites decumani geradezu prorsi^ dh. 'vorwärts
-* die ctymolofrie seihet ist Allerdings nicht richtig: s. LLanfte im
Pbilol. VIII H. 178; aber die Voraussetzung derselben ist anmöf^lich aus
der luft (Tc^RriffeD. die Ugereinrichtang seiner leit kann Hjgin schon
deflhalb nicht im AUfire gebaut habeo, weil erstens die form der lager
in jener periode eine bestimmte, (renaa Szierte nicht mehr war and
zweitcnfl die verteilnnf^: der piRtce nach der stärke der trnppen in wei-
ten f2:renzen schwankte. ^ die ganze stelle lantat: ^uaesioHwn dici-
tur, quod afiquando qwiettoret ibi pedaturam aereperint; quod est $Hpra prme'
(nrium in rigore portae guae cohortihua derimU ibi iendeniibu» decimana ett
appellatit. '< vgl. UWilmanns Mie rSmisebe lagerstadt Africas' in den
comm. Mommsenianae s. 192. ^* vgl. Frontinnt d^ Nm. s. 29 (Laeh-
762 FHankelt das römische normallager zur zeit des PolylniM.
laufende' heiszen, so würde das thor, welches aus der pari aatiei
ins freie fuhrt , nach den anschauuogen der agrimensoren das *fw-
dere' sein, was es in der that Hir den messenden auch ist; demgemla
würde es auch am richtigsten decumana genannt werden, xumal
für die einrückenden truppen dies thor zunächst das 'vordere', du
*richtthor' ist. denn daran müssen wir festhalten, dasi Polybioi
die entstehung des lagers genau so schildert, wie sie nach den T(n^
Schriften der feldmesser vor sich gieng.
Das ganze lagerterrain , so weit es für die eigentliche lageniQg
der truppen bestimmt ist (dh. nach abzug von wall und graben),
bildet eine centurie ^^ 100 heredia »» 200 iugera, die durch d«i
kardo maximus (die eöOeia bei Polybios) und den decumanus man-
mus (Pol. VI 28, 2) zunächst in vier gleiche quadrate (tribns oder
regiones) und dann weiter, den regeln der gromatiker gemSsz, in
einzelnen verteilt wird, diejenigen beiden regiones, welche Tordea
auf der groma stehenden feldmesser (also jenseits des kardo) li^ga^
heiszen pars antica oder ultraia, die hinter ihm liegende pars potä»
oder ciirata'^y und das ist es offenbar, worauf Polybios hinzielt, wem
er von einer vordem und hintern lagerhälfte spricht die ausdrücke^
deren er sich bedient, sind nichts als Übersetzungen der betreffendes
termini technici der gromatiker. die pars postiea^ wo der coanl
lagert, heiszt bei ihm i\ ÖTTtcOe TrXeupd (VI 31, 7), f| diruOev im-
(päveia (VI 3 1, 8), i\ ötticu) £TTiq)dv€ta Tf)c öXiiciTap€fipoXf)c (VI 36^ 6);
den andern teil des lagers, die pars antica oder tätrata^ bezeichMt
er mit Kaid tö TipöcuiTTOV TrXeupd =pars antica (VI 29, 9), einml
auch mit f) eKTÖc eTTicpdveta '^pars uUrata (VI 27, 6); speciellbä
letzterm ausdruck kann Polybios nicht an eine Vorderseite im jnfli-
tUrischen sinne gedacht haben : denn dieselben worte gebraucht m
an anderer stelle von der dem feind abgewandten seite eiMi
lagers.'^ somit dürfte gezeigt sein, wie es zunächst zu TerststMa
ist, wenn Polybios von einer vorder- und rückseite des lagers rsdet;
er denkt und beschreibt vollständig im sinne der gromatiker, dsns
eigenartige kunst ihm, der manches Römerlager gesehen und dk
Sitten und gebrauche des von ihm so bewunderten Volkes mit fetnai
Verständnis btudiert hat, wenigstens in ihren grundzttgen beksasft
gewesen sein musz.
Aus militärischen gründen erschien es unmöglich, dass di^jcnjgi
Seite, welche die gromatiker vordere nennen, zugleich die sksli-
giscbe front sein könne, anderseits war es uns wahrscheinlich, dsM
maun) und (Iazu Rudorff gromat. institationen •. 341 und S4S;
Nissen 'templiun' s. 13.
*"' vgl. Fruntinas s. 28 (Laohmano) anupices altera ämem mi
trionem a meridiano diviseruni terram^ et a media ultra amUem^ cUrm
nominaverunt, so auch Nissen 8. 15. Rudorff so. ■. 341 scheL^
geirrt zu Laben. ^' X 9, 7 kqI ircpießdXcTO kotÄ m^v tV^v tette ta-
(pdvciav Tf^c CTpQTOirebctoc Tdqppov Kai xdpaKa 6iirXoOv iK BaXdrracik
OdXoTTav, KQTd bi Tf|v irpöc ti^v ttöXiv AirXdic oü6iv (es iat tod den i^ffff
die rede, welches der ältere Svipio vor Karthago nova anffescUsfia hsl)L
-J
CSchrader: sa Oridiiis FMten [I 687— 6ftO]. 768
der name des thores in der pars antica ebenso anf gromatiadie an-
schauungen zurückzuführen sei wie die beieidinnngen prindpalii
deztra und sinistra. diese läge der decnmana wnrde dorch Hjgin
bestätigt, demnach würde die porta praetoria (anch porta extoi*
ordinaria), das marschthor, in die pars postica xn Tersetien sein, in
die nähe der elitetruppen , welche zuerst das lager verlassen, nnd in
die nähe des praetorium , von dem sie den namen erhalten bat.
Dbesdbn. Fbits Hahkbl. .
102.
Zu 0VIDIÜ8 PASTEN.
I 637—650 feiert Ovidins den 16n Januar als den tag dw.dnroh
Tiberius vollzogenen weihe des von ihm restaurierten tempals der
Concordia. nachdem er kurz angegeben, was einst den GamiUas be«
wogen habe diesen tempel zu vovieren, fiLhrt er also fort (v. 645 iF.):
causa recena mdiar: passas Cfermama crines
parrigit auspicUs^ dux venerande. Ms.
inde triumphaiae libasU nmnera geniis
tetnplaque feästi^ quam oolis ^xse, deae.
der Zusammenhang lehrt dasz hier als gnind, der den Tiberius ver-
anlaszte die Wiederherstellung des tempels in angriff zu nehmen, die
besiegung der Germanen angeführt wird das bezieht sich, wie man
aus Cassius Dion LV 8, 2 ersieht, auf den germanischen feldzng des
Tiberius vom j. 8 vor Ch», wegen dessen er am In Januar des j. 7
einen triumph feierte; die* auf diesem zuge gewonnene kriegsbeute
verwendete er zur Wiederherstellung des genannten tempels , den er
dann an einem 1 6n Januar dediciert hat. es fragt sich, welchem jähre
der von dem dichter in dieser weise gefeierte 16e Januar angehöre.
HPeter entscheidet sich in der zweiten aufläge seiner ausgäbe
der Fasten (Leipzig 1879) für den 16njanuar des j. 12 nach Ch. er
ist nemlich der ansieht, Ov. meine in den citierten versen nicht jenen
feldzug des Tiberius vom j. 8 vor Ch., sondern einen andern kriegs-.
zug demselben in Germanien, der der einweihung des tempels nn-
mittelbar vorhergegangen sei. als solchen betrachtet er die von
Tiberius in gemeinschaft mit Germanicus in den jähren 10 und 11
nach Ch. ausgeführte expedition nach Germanien und findet in v. 647
einen bin weis auf den triumph des Tiberius vom 16n Januar des j. 12
nach Ch. zwar bemerkt er selbst dasz dieser triumph nicht der be-
siegung der Germanen galt, sondern der beendigung des dalmatisch*
pannonischen krieges im j. 9 nach Ch., glaubt indes dasx Ov. im hin*
blick auf des Tiberius kriegführung in Germanien während der jähre
10 und 11 nach Ch. sowie auf den triumph, den derselbe am In
Januar 7 vor Ch. über Germanien gefeiert, ihn hier ^allerdings nntar
falschem datum' als besieger der Germanen verherliche (dazu stimmt
die bemerkungauf s. 22 des anhiangs, dasx die verse 637— 650 jeden-
falls erbt nach dem 16n Januar des j. 12 nach Ch. gedichtet seien).
764
CSchrader: zu Ovidins Fasten [I 687—660}.
Die behauptung, der tempel der Concordia sei von Tiberiui am
tage seines pannonischen tnumphes (16n jannar 12 nach Ch.) einge-
weiht worden, und Ov. habe eben diesen tag im äuge, wurde 8dMi
aufgestellt von FHülsenbeck in seiner schrift 'das rOmiscbe casteD
Aliso an der Lippe' (Paderborn 1873) s. 42, der sich auf das nof-
nis des Suetonius beruft, dieser Schriftsteller Iftszt ntm freilid
{Tih. 20) unmittelbar auf die erwfthnung des triamphes Aber Ptt-
nonien die notiz folgen: dedicavU et Concordiae aedetn (sc. Tiberiu);
allein die Suetonische datierung ist entschieden zu verwerfen, rkk-
tig ist es zwar dasz Tiberius, wie er die Wiederherstellung des im-
pels eingeleitet hatte bei gelegenheit eines triamphes über die Ger-
manen, so auch die dedication vornahm nach einer neuen siegreidiei
heimkehr aus Germanien (dh. ohne eine niederlage erlitten suhabci)t
nur erfolgte sie nicht nach dem feldzuge der jähre 10 und 11, soi-
dem nach dem gegen ende des j. 9 nach der Varusschlacht uto^
nommenen, bevor Tiberius im j. 10 seinen letzten germanisda
feldzug antrat, die weihe des tempels fand statt am 16n Januar dn
j. 10 nach Ch. nach dem Zeugnis der fasti Praenestini (CIL. Is.3U
vgl. s. 384). dasz sie in das j. 10 vor den letzten zug des TtberiM
nach Germanien füllt, wird bestätigt durch Cassius Dion LVI 25 m
der nach dem bericht über den zug des Tiberius nach Gerauua
vom j. 9, unmittelbar bevor er zu den ereignissen des j. 11
Ch. übergeht, jener dedication erwfthnung thut (vgl. Marquaidt
alt. IV 8. 445 und Mommsen im CIL. I s. 384). nicht Dion also M
hier, wie Hülsenbeck meint, in einem chronologischen irrtum bsiB-
gen, sondern Suetonius; letzterer fügt an derselben stelle nocbsnB
zweiten chronologischen fehler hinzu, indem er den Tiberius an ta
gleichen tage auch den Dioskurentcmpel weihen Ittszt, was dieserttl^
sächlich (Dion LV 27, 4) bereits im j. 6 nach Ch. gethan halte.
Somit denkt auch Ov. in unserer stelle nicht an den 16njnw
12, sondern an den 16n jannar 10 nach Ch.* eben so wenig abcrvii
einen hin weis auf die glückliche ausfühmng des feldzugs der jslff
10 und 11 wird man in seinen Worten eine yerherlichung des ml^
deutenden zuges vom j. 9 sehen wollen, sondern — nach der m
nScbsten liegenden, auch von Peter in der ersten aufläge vertrsIflS
auffassung — die hindeutung auf die erfolge des j. 8 Tor CL ik
den anlasz der restauration des tempels.
* Ov. bezengft dnher nicht, wie Peter im «nhang s. 90 n V. MI
meint, neben den fasti Praen. CIL. I s. S12 ^ 884 (so ist la Isi*
statt 348) den 16n Januar als das datam des triamphes des Tlb«iH
über Pannonien — dieses kennen wir vielmehr nur aus den
fasti — , wol aber bestätigt er die angäbe dieses kalendsra
nemliohen tnsr als datum der eiuweihung des Conoordtatf pais
denselben Tiberius.
Bonn. Carl
CMFraaGken: ad LnonliiiiiL 766
108.
AD LUCRETIUM.
110 nam stmul ac specks paiefaeUut vema diei
et reserata riget genUäbüis a/ura fawmi^
aäriae primum ffciucres Uf diva^ iummgue
significant iniium percuiaae cofda iua vi.
15 inde ferae pecudes penyÜoiU päbula laäa
14 ä rapidos tranant amnia: ita oapta lepare
te sequitur cupide quo quamque inducere pergiB.
denique per maria ac monüa fUmMque rapads
frandiferasque domos avium campaague vurenüs
Omnibus incutiena blandum per peäara amorem
20 efficis ut cupide generaiim sa/eda prapagemt.
in splendida hac vemi diei desoriptione Tersos 15 14 16, qaonun
ordo post Lachmannum supra scripta» Tulgo probaturi habent qoae
displiceant. in poetica descriptione ea memorari debent qaae ¥algo
fiunt et de more; alienae ab hoo loco (14) eqoae sabinde taiito im-
petu in venerem ruentes, ut ne obiecta quidem flomina eas retardenti
nee sermo esse potest (v. 14 Wana/ni) de peeore qaod aquanun
tepores quaerens flomina ingreditnr. porro üa ibidem non aptom
est, nam animantem qoamque yenerem sequi quo imäueere pergat in
superioribns non erat significatum, qnae nibil conünent nisi haec:
diei orienti accinunt aves , solis adspectn pecudes ferooientes pascua
persultant. et postea (v. 19) quae sequuntnr: blandum per pectora
amorem efficis continent rcpetitionem , et tamen per denique sie an-
> nectuntur, quasi de nova quadam re sermo esset, quam ezilis porro
est ista enumoratio avium et pecodum, si copiam compares in pro-
ximis per maria . . omnibits. desidero squamigerum pecns. Vergilios
loco qui ex boc%ezpre88us est, georg. III 243 et genus aequoreum^
pecudes pictacque volucres. Lucretius II 342 pariununt genus kuma-
num mutaequc fiatantes squamigerum pecudes ei laeta armenta
feraeque, et variae votucres^ laäantia quae loca aquarum oancdebrani
circum ripas fontisque Jacusque^ et quae pervdgant nemora aviaper^
voHtantcs. nee neglegendum quod pecudes v. 15 pro epitheto habent
illud quod earum naturae vulgo contrarium ponitor, de qno ef. Mnn-
ro. quae cum ita sint, non puto locum sie a poeta relictum esse:
babemus i'rustula quaedam duorum versnum in nnnm conflata et
alium integrum (16), quem tamen deleturus erat poeta. videtnr
enim ante v. 17 — 20 oroissum voluisse qnod antea seripserat ie
sequitur cupide quo quamque inducere pergis , nee minns illa (14) Ha
capia b'itorcy quae manifesto cum y. 16 cohaerent. sed baec tria yerba
alieno loco in^erta veram formam versus 15 pepulerunt, quae talis
fere credi potest fuisse: ei rapidos tranant timnes aut aethere lu-
dunt. locus sie olim se habuit, ut inverso ordine legerentur y. 15
et 16:
766 CMFrancken : ad Lacretinm.
13 significant initum perculsae carda tua vi
14 et rapides tranant amnis [ita capta l^pare
16 te sequitur ctipide quo quamque inducere pergis].
15 inde ferae pecudes —
in quibus uncis inclusi ea quae forte ex priore qnodam tfn**!*"™»
poetae manserant, et erant delenda utpote emendata et amplöli
versibus 17 — 20 {denique , . propagent).
I 102 tutemet a ndbis iam quovis tempore vatum eqt. ntii
hodie constat v. 43 — 49, de quibus iam monuit Lacfamanniu, etin
qui hos subsequuntur 50 — 61 alienos esse a loco qaem oocapaiit,il
Y. 136 — 145 abrumpere sententiaram ordinem nee posse locom sma
tueri, nisi cum HSauppio (progr. Gott. a. 1880) stataas ▼• 14&— 148
esse delendos. quo magis est quod mirere esse etiam nunc qoi il^
tuant Carmen boc non nimia depravatum esse et libnun priniH
ceteris integriorem e manu poetae prodiisse, de quo recte indicit
Woltjerus mens in dissertatione de Lueretii fontibne p. 37. tei
quaeritur num versus 80 — 101 stare possint iuxta y. 102—135.
prioribusexemplum proponit nefandae religionis, nimimmlphigcni
immolationem, et quasi in re confessa exciamat: iantuin rdliffiopühä
suadere mälorum, post haec quasi nihil dictum ant probatiun
de fnnesta vi religionis et nihil omnino superiora ad MemmiDO
vendum valeront, satis frigide v. 102 subsequitar: Memei a
iam quovis tempore tatum terrüoquis vicius dictis desäseere
iam inquit; at quando? nunc postquam demonstravit poeto A
gravibus verbis docuit religionem subinde nefanda enadere? — ■
iam nihil nisi transitum ad sequentia subministrat, non miniu fiigi-
dum est. opponenda hacc erant superioribus , non nno teaan
continuanda, hoc modo: nihilo minus, et-si vides quam pervenaäl
superstitio, vereor ne terriloquis vatum dictis snccnmbas. nee inilHi
Video ordinem sententiarum : ratiocinando enim nihil proficitar, Mi
redit v. 102 disputatio eo fere, unde v. 80 coepenft: *non impiiB
est religionis voci non obsequi, noli hoc putare (80 aqq.); illvtal
exemplum Agamemnonis ostendit tibi religionem suadere mala, na
a nobis desci<^cere quaeres' (102). si quid video, poeta ez hb
alterum utrum erat omissurus. superiores versus (80 — 101) qi
vis sint elegantes, tarnen -posteriores (102 — 135) aptiores
vidcntur; manifeste etiam 145 hunc igitur tcrrorem onjnit reqvM
terrificandi mcntionem, qualis est v. 133. iuiemei esii noBtxaeai»
monitionis expers. ^studebo te docere et Carmen tibi offem düig»
ter elaboratum' (v. 145, nam hie praecedebat), inquit poeta. twal
novam rem transiens et demonstraturus quam necease ait
habere sententiam de animi natura (102 — 135) iam, inquit^ qi
tibi relictus facile terreri potes somniis aliisqne quae cum ai *
natura cohaerent, falsae opiniones de animo et eaelestibna
dae sunt.
1112 ignoratur enim quae sit natura animai ,
nata sit^ an cofitra nascentihus insinufkuTj
J
CMFrancken: ad Lacreünm. 767
et 5imuZ intereat nobiseum marte äirempia^
an tenehras arci visai vasUuque kteunas.
primum quaeritur a poeta qaomodo naaceniilmB nobb eziatat aaimuSy
dein quid animo in morte fiat. aniniDS una cum corpore naadtiir
aut, si antea iam exiiterit, cnm corpore iungitar (113). aimfliter in
morte aut interit animus nobiscom, aot separatur a corpore et Txrere
pergit (114. 115). perspicitiir hinc dktmpta non aptam esse, qui
statuunt animum in corporis morte interire, nihil est cnr dicant ante
interitum illum a corpore separari (dtrim«); et qni dirimi a corpore
statuunt animum , co ipso propriam ei existentiam ascribunt. reqni-
ritur percmpia; cf. IV 40 cum corpus simul atque amm natura
perempta in sua discessum dcderkU primordia quaique* D et p litterae
in capitali scriptura quam facileconfandipotoerint intellegitar. ininria
igitur perempta a Creecbio iam inyentum et a Briegero commendatom
ab editoribus spemitur.
I 118 detulit ex Hdicone perenni fronde earonam^
per gentis Itcdas hammim quae data duerä.
inutile additamentum est haminum^ qaod non potest defendi per
adiectivi traiectionem, si dicas poetam voloisse per genie» hnmmtm
Italorum : nam in eo non minns ingrata copia est. nee obiciat quis-
piam II 107G et varias hominum gentis et saeda ferarum^ ant
humanas gentis saepius a poeta nsarpatas de aniyerso hominnm
genere, non de parte aliqna (I 72$. 11 695. V 162. 1305); nnm-
quam dixit hominum gentes nisi in oppositione. sed Ennins epicas
poeta cecinit id Kkia tüjv dvbpuiv: hominum quo dara cluerent
I 120 ctsi praeterea tamen esse Acherusia templa
Ennius aeternis exponit versilms eidem^
quo neque permaneant animae neque corpora nostra*
non qui dem necesse (ut ait Munro) sed opus est Lacbmannianom
eidem (pro cdcns), quo parum sibi constitisse Ennium clarius signi-
ficetur. at eidem Lachmanno permaneant reponenti pro permanent
non est assentiendum. nam permanere ad locum sane dicitur de re
quag ita valet, ut antequam ad locam qnendam perveniat non ex*
btinguatur, velut si in lampadodromia fax inter currendum lumine
non deficit, dicatur permanere ad finem stadii. sed nbique temporis
est aümixta significatio. Lachmannns attolit Ovidii AA. II 120
{animus) sohts ad cxtremos permanet üle rogos et ad posteras permO'
nerc ex decreto Tergestinomm II 26 (Orelli-Henzen III 445). Cicero
de ND. I 37, 105 dicehas . . nee esse in ea (speeie dei) uüam soHdi-
tatcm, neque eandem ad numerum permanere , h. e. permanere (con-
sistere) donec numeruin ineas. {ad itMmert<m contra sunt Ta CTCp^fiVia,
quorum dimenbiones notari possunt ib. § 49; Epic ap. La. Diog. X
139 [quoMlam deorum] kqt' dptO^öv U9€CTi&Tac.) non aptius est
Cic. 11. § 85 2)ermanens ad longincum tempus et Varronis RB. 11 4, 8
verris octo mensum incipit salire, permanet, ut id rede facere possit,
ad (rimum, in bis omnibus temporis manifesta significatio esL
animi sie demum ad orcum permanere dicerentor, si pericnlnm esset
768 CMFrancken: ad Lucretium.
ne in itinere longinquo tererentur et consumerentur. verbnin jmt-
manare minus familiäre librariis notiori cessit. permanare (od, m)
est leniter et sensim pervadere, penetrare, pervenire. cetemm cf. III
253 huc permanare (niaJum polest), I 355 permanat firigui üi
ossa, alia.
I 130 tum cum primis ratione sagaci
unde anima atque animi constet natura videndum^
et quae res nobis vigilantibus ohvia menies
terrificet morho adfectis somnoque sepuUis.
durum est quod bententia postulat ut dirimantur morho adfedisd
somno sepultis] prius illud {adfectis) pertinet ad vigilantibus ^ lumid
sepultis: nam cum somno opprimimur, etiam sani vidomus somiuL
durum est etiam quod participium explicationis causa duobnt aliil
participiis interpositum ad unum pertinet idque remotius. scribei-
dum igitur adfectas, morho adfectis iungendam cum v^QduMim
traheret primum legenti etiam somnoque sepultis ad eadem. pom
pro que legendum ue: somno ve sepultis. non dispicio cur t. 131
sermo sit de animi natura, sed non de animcte natura ac de awmL
fortasse nulla paene mutatione corrigendum animae*
I 156 quas ob res ubi viderimus nilposse creari
de nilo, tum quod sequimur iam rectius indc
perspiciemus.
quod sequimur si sincerum est, amplectenda est cxpllcatio Bentld,
qui notulam adscripsit «TÖ 2!iiT0U^€V0V, TÖ dTTOpoujyievov», authiee
ut significetur: pbilosopbia, quam probamus. sed utrumque mo-
lestum est; mirumque esset, si haec ratio loquendi in bac materii
semel tan tum inveniretur pro vulgari (jquod quaerimus). sed ex eo
quod nihil ex nihilo nasci potest sequitur ut quaeque res babflit
causam materialem nee opus sit interventu deorum. id dizit poeU:
tum quod sequitur inde iam rectius perspidemus et unde queatM
quaeque creari (nasci posse e corpusculis primis), et quo modo A
quaeque fiant sine opera divom.
I 450 sqq. quaestio erat: quae dicuntur esse semota a coipon
et loco (corpore et inani), materiae expertia, num sunt per se an
sunt? veluti qualitates rerum et tempus. respondebat Epicunu
esse per sc sed fortuita esse et accidentia; eorum quae sint
cujLißeßiiKÖTa^ coniuncta (= neccssarias qualitates) ant cufnnA-
fiara, e venta (fortuita, quae abesse possint). distinxit haecEpieuM
sie ut dixi, nee audiendus Munro ad v. 4-19. tantum concedandm
est, Epicurum saepius vocabulo cu^ßeßiiKÖTUJV pro generiSf qool
cujLißeßiiKÖTa (strictiore usu) et cupimu^aTa simul rumplfiUtsf,
nomine usum esse, sie factum apud La. Diog. X 68 &XXä |lAv tfl
Td cxnMara koi toi xpuiMara kqi Tot pcT^Oi] kqI rd ß&pca xai 6c*
dXXa KaTfiYopeiTai toC cuüfiaTOC übcavel cufAßePnKdio . •
oud' ujc Kad' iamäc eict (pucetc boSacT^ov, o66' AXuic ibcoÄc
£iciv , ubi opponit iis quae sunt per se Td cu^ßcßr^KÖTa simul et ld
cu|Li7TTU)]LiaTa , haec uno nomine (cujiißcßiiKÖTa) complexns, qiifiinH-
CMFmiekeii: ad LaaMtäxoL 789
roodum Cicero ND. II 32, 83 accUkre posnii pro gmofis voealmlo:
omnium quac sinl naturam esse eorpora et inane quaegm eis aeoUkmL
Epicurus 11. § 70 Kai Mf)v koA rote ci&MOCt cuMiriirrct iroXVdxtc (noa
dixit cuMßaivet) Ka\ ouk diötöv Ti irapaKoXou6cfv et panlo potti
wcT€ br\ Kard Tf|v tiXcIctiiv q>opav toutui t^ öyd^an xpdiif^^oi
qmvepöv TTOioO^€v Td cufiiiTibfiaTa o(rr€ Tf|v toö AXouqpOciv
fx^iv . . . o(iTe Tf|v Td»v dtbfuiv irapaKoXouOoiiVTuiv, div
dveu ciüpa oö bOvarai voetcOai. quid Epicorat ipee voliwri^
his verbis declarat: Td CUfnrnbpaTtt OÖK (%€i xifi tAv dAhuv
TrapaKoXoudoüvTUiv q>i}ctv, quo tesUmonio nibU poteet esse diser-
tius : qualitates perpetaae et necessariae non sunt cufiTrnAjuurra sod
cuMßeßiiKÖTO. nee tarnen diligenter nbiqoe locatos est Epioonis: sio
§ 7 1 dixit ouK ix€,\ Tf)v TOÖ 5Xou q>u€tv ö cupßoivct . • OÖM Tjjv
Ta»v dibiuiv TrapaKoXouOouvTuiv, ubi 8 cu^ßoCvet est cu^imlifuno, Td
dibia Trapax. *» rd cu^ßcßriKdTa. sed § 67 Td ircpl Tf|v i|iuxf|v
cu^iTTub^aia non recessit ab institnto loqnendi: distingoendae enim
singulae actiones et functiones et facultas agendi et paüendi; illae
sunt cujUTTTtü^aTa; baec ciJMßcßffKÖc est aliqnod corpornm. sordide
ip^e Epicurus scripsit et librarii saepe noa ludont, Telut § 71 , qni
locus modo recte legatur, optima argumenton illustrat; nnmqoam
Epicurus dicere potuit cuMirniffurra irdvTaTd ci6|ittTa vofitcr^ov,
KQi OUK dibtov TrapaKoXouOoCvTa soribendnm irdvro dciApaTCL
vere igitur Woltjerus 11. p. 21 negat diTisionem in oonionota et eventa
a Lucretio esse inventam.
Versus 434, si retinendus est, sine dubio a Laehmanno recte
post 435 positus est:
435 cui si (actus erit quanwis levis exiguusque,
434 augmine vel grandi vd parva denique^ dum sit^
corporis augehit numerum summamque sequeiur:
sin iniactäe erit —
sed nisi perversam structuram obtrudere poetae velis, Terba dum sU
plane abundant, cf. 434 esse aliquid deibdrit id ^psum. pro denique
dum Sit recte se haberet taäOe dtum sü, sed potius crediderim yersum
in margine scriptum et a poeta imperfectam relictam imperite sup*
pletum esse verbis dum sit, et omittendum esse.
Tempus secundum Epicurum est cu^irrui^a cufiimiifidTUfV.
quaecumque accidunt cu^TTTiUMOra sunt, ordo horom cuMimil^dTUlV
ipse rursus ci3MTTTUJ)ia est sive accidens^ quod profioiseitur ex mente
observantis et superiora colligentis. Epicorasll. § 78 (oifinX^KO^CV
TÖv xpovov) Totc TTddeci Kai xatc diraOcfatc ical xiv/jcca Kai
CTdceciv, ibiöv Ti cu)iiTTU)^a irepl TaÖTa irdXtv odrö toOto
£vvoouvT€c, Ka6' ö xpövov övo^dZofiev, i« e. koO' 8 ^Kctvö icnv
ö xpovov övo^dZo^ev. Lucretius y. 462:
ncc per se quemquam tempus sentire faiendumst
semotum ab rerum motu placidaque quieie,
alter locus alterum tuetur: non piadda quies remm efficit ot tempus
sit : nam si omnia perpetuo immota et sine nlla motatione essent,
Jalirb •eher für cla»t. philol. lf«0 hfl. 10 a. 11. 50
770 CMFrancken: ad Lucreüiim.
tempus non esset; sed yicissitudine motus et quietis non miniuqHB
motuam successione tempas notatur.
I 493 tum glacies aeris flamma devida li^tuescü, glaeki mm
pro aere nitente sine exemplo est, nee hoc loco yalde i^itnoii ^
exspectes fere exemplum a vera glaoie ductam, quae solis ndikli-
quescit et dissolvitar (VI 964) sive flamma solis liquitnr, I ION
et solis flammam per codi caenüa pasd, scribendam acrit, mm
hiems et similia nota sunt.
I 554 ut nil ex Ulis a certo tempore posset
conceptum summum aetatis pervadere finia.
satis constat per Lacbmannianom summa 'nniverso Ti^eiidi adi'
locum non esse sanatum. summum florem Marullos dubia Imtimliii
(Lachmanno iudice perversa), ad sententiam recte; Moziro saim^
yertens hune versum postremum esse folii 12 recti in archetjpoMi
curat ductns litterai:um et ad sententiam aeqne et grammatiesm iMli
scribit od audum. at sufficit minor mutatio: oanee^^imi% smmm
aäatis pervadere fini, fini est ^usque ad, tenos': cf. Brizins ad IL
Men. 859, Munro ad IV 627, Neue I* 220. insolentia elisiOBiii
superioris vocabuli terminatio efifecerunt ut s%immium tfcriberater.
n 20 ergo corpoream ad naturam pauea videmus
esse opus omnino^ quae demant cumque dohrmm,
delidas quoque uti multas subslemere passimL
gratius intcrdum neque natura ipsa requirii^
si non aurea sunt iuvenum simülacra per aedes
25 lampadas igniferas manibus reHneniia dexiris^
lumina noäurnis epulis ut suppeditentur^
nee domus argento fulgenii auroque renidett
nee cUharae reboant laqueata aurataque ieda^
cum tamen inter se prostrati in gramme nuM
30 prqpter aquae ritmm suh ramis ariaris äUae
non magnis opibus iucunde oorpora cu/rami^
praesertim cum tempestas adridel et anm
tempora conspergunt viridantis flarüms herbas»
ita locum dedit Lachmannus, post v. 22 pleno distinguens, qiowii
paucis illis ToTc KQTd 9UCIV etiam deliciae requirerentnr. MaM ■
deiicias novam incobat sententiam , quae continuatiir ad
proponens contortam explicationem : etsi interdom gratios
substemere possint, non natura ipsa requirit (nay, thoo^aHi
gratefuUy at times tbey can minister to us maay choioe dsB^M
nature for her part wants them not, when the honse shinss aflivS
silver . . what time . . they spread themseWes — ). «ee ia
positis sane usurpatur pro simplici negatione {Hrfathm^
nequam, nepos == prodigus, alia), deinde in iunctora, qoaa
abest a composito, nempe si unum verbom negatur (nee
rede^ nee utrum^ alia), tum in transitu neque vero et meqim
ita placet, possis statuere simile quid fieri; si bis
circumscribitur. novi quae Ribbeckius de re oaoitdsptffr
CMFrancken: ad iMontiaau 771
colis lat. p. 24 — 26 , sed non movent Qt de Lner. TI 1S14 atquB
ettam quosdam cepere ohtivia reruim amdarum^ negiie mpo$9mäC(h
gnoscere ut ipsi aut 1117300^ neque eiiiir fackmtijpsaeqjiuunm
dicere suppedUat ei adstipuler; altero loco ut saepe negiite • • e^, sie
positam est neque . , ve] prior in nentram partem qnieqnam probat:
ütramvis per se explicationem admitiii vii opus est dieere aliun
nsum esse in nee nunc et similibns, freqnentatis a seriptorilms ar-
genteae aetatis. sed praeterea gratku friget; an potest aliqnis (nt
sie dicam) ingrate delicias snbstemere? denique snbieeiam ante $uXh
siemere possint quid sit non apparet versus 28 et 23 coUoeandos
puto post y. 33 sie scriptos:
gratius interdumst; negue natura ipsa requirU
delicias quoque uti muUas suhsiemere passkU.
81 non aurea sunt simulacra, sed tarnen snb diyo oorpora inennde
curant, cum anni tempestas favet, gratius id.est saepe quam si in
omni um afluentia viyas, et natura ipsa non requirit ut herba etiam
delicias, vestem pretiosam tamqnam in leetnlo, snbstemat.
II 53 : si nee deliciae nee spectaeula nee opes abigunt enras,
quid dubitas quin omni' sü haec raUom* poterias? manifesto haeo
esse sententia debet: si nihil yalet praeter rationem, baeo sola apta
est, id est: quid dubUas qum unae haec $ii raXikmff paietiaif
cf. Neue II' 254. amnis pro amnino did non potest
II 80 si cessare putas rerum primardia passe
cessandoque navos rerum progignere moius^
immo CO ei US, concilia atomorum, unseres exsistunt. utrumque
yocabulum Lucretio in bac re familiäre, cessando est 'quamyis
cessent'. cf. praeter alles Kuebneri gramm. lat. maz. II 562.
II 103 sqq. corpuscula quaedam hamata post ictum a se mutuo
yiz recedunt et conficiunt corpora dura:
haec validas saxi radices et fera ferri
corpora constiiuunt et cetera de genere horum.
cetera dissiliunt longe^ hngeque recurmnt
paucula, quae porro magnum per inane vagantur
in tnagnis intervaüis: haec aira rarum
sufficiunt nohis et splendida lunnna sdlis.
si in bis nihil te, beneyole lector, offendit, causam yici: nam ordinem
mutavi. vulgaris non potest ezplicari.
Traiecti ad Rhenum. Cornelius Marinus Fbanokbh«
I 1 20 etsi praeterea tarnen esse Acherusia templa
Ennius aetemis exponit versHms edens^
quo neque permaneant animae neque corpora nastra^
sed quaedam simulacra modis paUentia nUris.
nullo modo a me impetrare possum ut y. 122, quo loco maxima diffi-
cultas in verbo permaneant cum adyerbio quo ooniuncto posita yide-
tur, aut Lacbmanni interpretatione, quam Mnnroni prpbatam esse
60*
772 SBrandt: ad Lucrctium.
valde miror , rem expediri concedam aut mutatione facta vel permt
nent vcl perveniant^ quod utrumque Italorum est, vel quod noi«
HSauppius quaest. Lucr. p. 13 posuit qua poetae tribuam. samm
enim locum esse existimo, sed carere adhac vera interpretatirae.
quae interpretatio revocanda mihi videtur ad soloecismam illiim(e£
Polliuä in Philol. XXVI 297 sq.) , cuius cum in Lucretii carmiiie «
exempla, ut numerus pluralis singulari cxcipiatur, velut 11 174 qm-
mm ad genus humanuni, III 185 quorum ad res Ulla (▼• 184) rapi-
cit, haud rara sint, unum invenitur exemplum eius modi, ut nameni
singularis ad pluralem sit referendus , IV 934 , ubi cum anteoedit
y. 933 acriis auris, in libris cius legimus; quod a Lachmanno niffiii
severe damnatum Munro, cuius explicationem legant si qni ratioiMa
a nobis propositam non satis certam putant, et Briegems in uuL
Bursiani II 1108 rectissime restituerunt. sie nostro loco quo^ bm
adverbium äed ablativus loci, poetae pro Äcfierusia templa t. liS
singulari numero Ächcrunta obversante, ad Acherusia templa spedtf
atque optime cum pcrtfianeant coniungitur. ablativum autem lod
quo poeta ut ipsum Achcrunte III 628. 984, Acherunie profimb
III 978 usurpavit. pcr7}iafi€ant dcinde non in altera parte eniutiiti
(v. 123) sed in hac priorc, in qua sint cxspectes, eadem usus lioeitia
posuit, qua I 146 sqq. in priorc membro non quod sententia posta-
lat discuterc possunt , sed necessest . . discuiiant , quod praedicstoB
alten US niembri {sed naturac species ratioque) e^t, scripsit.
III 866 scire licet fwbis nil esse in morte timendum^
nee miserum ficri qui non est passe ^ neque hüum
differre ante ullo fucrit iam tempore naius^
motialcm litam mors cum inmortäUs ademit,
V. 868 Lacbmanni ante ullo recepto pro natus scribens necme (d
IV 381) locum, de quo varia quae alii aut nimis audaoter antpana
latine conieccrunt Pollius in Philol. XXV 277 sq. praebet, lernt*
sanasse mihi yideor. sie enim et legitima interrogationis disiunctim
forma restituitur et flatus, quod loci sententiam obscurat, expellitiir
non enim agitur id, utrum is qui non est (v. 867) iam antea natsi
fuerit, sed utrum antea omnino vixerit necne. plane igitur snSfli
fucrit. accedit quod ipsa extrcma multonun versuum verba in anb-
typo nostrorum codlcum Lucretii cum non solum casu gravia delih
mcnta acccpissent, sed etiam librarii eis verbis male subvenisanfti
valde corrupta fuissc videntur. non rccte Lachmannum in sua TcnM
forma dcfendcnda locum IV 1259 auxilio sibi vocasse ostendlt EGo0*
belius (luaest. Lucr. crit. p. 25.
III H76 non, ut opinor^ enim dat quod promiitii ei unde^
ncc radicitus c vita se tottit et eicU^
iicd facit esse stii quiddam super inscius ipse.
pro unde y. 876, quod cum alii non intellexerint, ego non magiaia-
tellego — nam illud ahunde et alia eius modi silentio pxaetarin
praL'^:tat — mea sententia inplct scribendum est, ut Pliniaaepilt
If r.\ 6 implevi promissum dicit. quod autcm unde ex mpld cor
i
SBrandt: ad Laoetiiuii. 773
ruptum dico si cui miram videtnr, is asimam adfioriat aaepiiiB in
archetypo litteram D pro p scriptam fuisse. caioB erroris, qni nt
facile fieri poterat ita etiam alioram scriptoram in codidbaa in-
yenitur (cf. Baehrensii proleg. Catolli p. XLIY, Eodiii emendai.
Cic. epist. 1855 p. 11. Ribbeckii proleg. Verg. p. 242), eiempla qind
Lucretium collegi haec: m Aß2 partiädemt IV 357 dmabUur (L e.
perlahiiur) , V 747 credUans^ VI 603 ametdiuni^ quibns looia adden-
du8 III 472, ubi polar pro dcHar l^tar. eitremae autem vocis i»ipkt
litterulao (ET) quam facile ut in fine yersas evanesoere atqne inter-
ire potuerint, ut reliquae deinde ad formam yocia unde confidendam
traherentur, vix opus est monere. iam yero, cum habeaa nan dat d
injj^ty nee se toUU et etat, sed facti esse eqs., yide quam praedara
dicendi congruentia atque aequalitate hie yersus et insequens con-
tineantur. quam elegantiam sermonis Wol^'erus, qui bis in annalibaa
1879 p. 785 sq. proposuit ei undai^ eo minus reete oppreesit, quod
nemo est quin propter insequens sed faeH esse flagitet sed umdai»
accedit quod undare simplidter poeitmn idem tignificare quod ammo
fluäuare ille non probayit.
III 961 nunc aliena iua ^om^fi adaie omma miae^
aequo animoque, agedum^ magnis caneede: neesssesi*
pro maffnis librorum y. 962 Laohmannns digniSf Bemajdns gnaOs^
alii alia scripserunt. ego propter yersnm anteoedenfcem et 966 omma
perfundus viiaipraemia marces propono gnavis.
V 1266 ut sihi tela darent^ süvasque ui caedere posseni
materkmque ddard levare ac rädere Hgna,
in altero versu valde in libris corrupto nullo modo tria illa yerba
operam fabri tignarii signifieantia retineri possunt omnia. itaque
Lachmannus scripsit materiennque domo levare ae rädere tigna^ quod
refutavit Goebelius quaest. Lucr. crit. p. 26 , ipse proponens maie-
riemque dolore et levare aspera tigna. qui cum tigna aspera nominet,
Munro, qui Marullum secutus materiemque dolore d levia rädere tigna
recepit, kvia esse vult: utrumque mihi superyacaneum esse yigo-
remqiic sermonis attenuare yidetur. at alia quaedam est yia, qua
ad locum emendandum perveniamus. babes enim bos tres yersns
Lucretii: II 192 e^ celeri flamma degudant tigna trabesque. 11 196
nonnc vides etiam quanta vi tigna trahesque — . VI 241 didurhare
domos, avellerc tigna trahesque. quid igitur, quaeso, yeri similius est
quam nostrum versum in eadem yerba exisse, cumpoeta seripsisset:
materiemque dolore ac rädere tigna trahesque — ? plane enim assentior
Pollio in Philol. XXVI 531, levare glossema esse antecedenti dcHare
aspersum: quod cum in yersum irrepsisset, extremum yocabulum
trahesque defluiissc yidetur: quamquam alia quoqne origo mali ex-
cogitari potest.
VI 753 usquc adeo fugitani {comices) non tras PäBadis aeris
pervigüi causa ^ Ch-aium ui cednere podae^
sed natura loci opus efißcH ipsa smqde>
774 PhThielmann: anz. y. GLandgraf de figurü etjmologicii L lai
pro opus librorum si legimus sponte^ quod cum ipse excogitanam,
iam a Pollio in Philol. XXV 283 occapatum postea vidi, mm qnidn
sententia versum qualem poeta scripsit habemus. potermt Polfinii
qui nimis znodeste coniecturam illam proposnit, formolam tponk
suaple confirmare loco Lucilii qui est XXII 5 LM., et simplicit^Oito
sria exempla Lucretiana addere haec: 1 213 {na^ro mte labare ^onto
sua\ U 193 (sponte sua sine vi subigefUe\ V 212. 938. 961. Lad-
manni loci vi ibus officit non posse tolerari Lliuellenis de re meib
p. 284 ostendit, in ope sufficU Munronis non sufficit qpe.
Heidelbergae. SakueZi Braxdt.
104.
DE FIOURIS EfTMOLOGIOIS LINGUAE LATINAE 8CBIP8IT OUBTATUI
Landgraf. Erlangae apud A. Deichert. 1880. 69 ■. gr. 8. {waA
in den Acta seminarii philologici Erlangenais band II s. 1—89.)
Nachdem schon der erste band der von Iwan Mfiller nnd EWHff*
lin herausgegebenen Acta des Erlanger seminars [vgl. jahrb. 1878
8. 223. 481 ff.] mehrere durch Sorgfalt der Untersuchung ansgeidcb*
nete arbeiten aus dem gebiete der lateinischen grammatik gebiaeU
hat, wird nunmehr der zweite band durch die oben genannte abhaad-
lung Landgrafs über die etymologischen figuren der lateiniicki
spräche eröfiFhet.
Während man bisher unter dem namen *fignra etymologifli^
meist nur das sog. innere object {vitam vivere) verstand nnd aiitai
formen selten beigezogen wurden , hat sich der yf. die aufgäbe gt*
stellt , die sämtlichen hierher gehörigen erscheinungan an saauNli
und mit den nötigen belegen zu versehen, in der einleitiuig wirf
zunächst die etym. figur als eine species der allitteration htriflMiii*
und mit recht die ansieht, als ob dieselbe auf einem graeoiaDiiii b^
ruhe, zurückgewiesen, nach einigen weitem bemerkungen llber :
und geschichte der etym. figur gibt L. s. 8 f. eine genaae und
fassende definition dessen was unter einer etym. figor la
sei. wenn zb. Munro in seinem verdienstvollen commentar an
tius 2, 1054 die figura innumero numero durch den hinweia anf M*
fache Zusammenstellungen wie Lucr. 3, 869 moriaiem
cum inmortälis ademit erläutert, so scheint eine solche
bestimmung nicht überflüssig, mit recht wird hervorgehoben,
neben dem etymologischen auch ein grammatischee Terhlltidi dii
beiden Wörter verbinden musz, sollen sie anders nicht als blMM
nebeneinanderstellung gelten, ebenso ist es ein kennceiehen dar ar
sprünglichen kraft und bedeutung der etym. figor, daai beide wMv
nur 6inen und zwar verstärkten begriff bilden, intnrnüent ist dv
8. 9 f. besprochene Verhältnis des vorsichtii j ntins wa
kühnen sprachbildner Plautus : einem turbas i
HPhThielmaim: ans« ▼. OLandgnf di flgnik elgpmologkii L lA 775
ein turbas faeere oder turbaa dam bei Terentios gegenüber (wdok
letzteres übrigens ancb scben Plantns selbst hat: Amft« 867 imba»
dabo am schlosz des yerses). flberbanpt ist die eteUimg der eiaid-
nen Schriftsteller zur etym. fignr sdir cfaarakteristiaeh: so hat Taei*
ins als einziges beispiel faemus faeere^ welehea sadem gewit die am
weitesten verbreitete etymologisdie yerbindong ist
Den gesamten stofif teilt der yf. in drei teile: 1) etjrm. TerUft-
dungen von nomina und verba (pUam vwen^ odh edtoe;; S) etym.
Verbindungen zweier nomina oder yerba (rex rtgumf propero prth
perare)\ 3) etjm. gradation und. oomparation (düUe Mttm^ ihtUo
sifdUior). am Schlüsse jeder unterabteilnng werden aiiagewiUte bei-
spiele der 'permutatio' gegeben, wie L. nach dem yorgange 8eh0-
manns die bekannte absdiwftchung der etjm. fignr nmuit, in der
statt des etymologisch verwandten wertes ein synonjmoii eintritt
(aeiatem vwert ■» wiaim vwere). parallelen ans der griediischaH|
deutschen und den romanisehen sprachen bestttigen die frflher schon
ausgesprochene behauptung, dasi die etjm. figur der indogermani*
scben Ursprache eigen gewesen sein moas.
Wir greifen aus dem umfangreichen stoff das bemerkenawertaete
heraus und fOgen zu den einielnen abschnitten einige nachtarlge. be-
achtung verdient gleich (s. 16 f.) der nachweis, dass äieta Mure in
der archaischen latinitftt noch einfiudi 'sagen* bedeatet nnd erst bei
Cicero in der prägnanten bedeatong 'witsworte sagen' auftritt; Ihn-
lieh ist das Verhältnis bei fadima faeere (ygL auch Petranins md»
133 facinus non tato corpore fed im vers). beispiele wie agmen agere^
fossam fadere usw. hat der vf. wol absichtlidi nnd swar mit recht
unerwähnt gelassen. — Das zum ablativus etymologicns (s. 27) ans
dem Mibellus de Constantino Magno' angeführte beispiel c 26po9M
fuerunt gaudio magno välde kann kaum ids selbstindiges dtat gelteni
da die worte einfach aus der vulgata Matth. 2, 10 herttbergenommen
sind. * zu cindicido praecinäus (s. 29) vgl. noch Petronins 28 eerarimo
succinäus cingulo, zu voce vocare (s. 32) Lncr. 4^ 71 1 data voee voeare.
Aus dem zweiten abschnitt heben wir hervor die intereasante
digression über die formel rex regum (s. 37 iF.). diese, orsprflnglich
eine benennung des grosskOnigs, gelangte aus dem Orient nach Orie>
chenland und hat sich hier namentlich an die peraon Agamemnona
geheftet (vgl. noch Orestis trag. 26 dmäarmiik diuiar^ regmm rex dam
Agamemtion ; dux ducum wird übrigens andi Hektor im Honu lat. 98S
genannt), dieselbe formel adoptierten dann die stoiker rar beieieh-
nung ihres weisen, von diesen überkamen sie die Christen, bei doien
Chriätus rex regum heiszt. zur entsprechenden formel 9ervu8 ser-
vorum vgl. Aulolaria s. 41, 6 (Peiper) 9erv%darwn eervulm.
Der vf. zieht auch das kirchenlatein in den kreis seiner betrach-
tung, das allerdings manches neue bieteti wenn auch das meistCi wie
* den (renaaen nachweis hierfür s. in meinem aiiteU 'über spräche
QDd kritik des libellos de Constantino' im ICn bände der blfttter für d«
bair. gjmn. s. 124 if.
776 PhThielmann: anz. v. GLandgraf de fignris etymologieü 1. lat
L. richtig bemerkt, auf einfacher Übertragung aus dem griechischei
beruht, so findet sich zb. in den drei ersten visiones des Hennie
pastor, bei welcher schrift sich der griechische text bequem Tei^glci-
chen läszt, als selbständiges beispiel einer etym. fignr niur 1, 3, 3 w
muUa miseratione datninus misertus est tibi <= f\ TroXucirXaTXviaiOü
Kupiou i^X^iicev ce , während sämtliche übrigen eine einfache tlbe^
Setzung der griech. vorläge sind : 1, 3, 4 profnissianen* quam pn-
niisU = xfiv diraTTe^iciv ^v dirriTTciXaTO. 2, 2, 4 peccaia quaepet-
caverunt = al djuapTim Sc T^jLiapTOV. 2, 3, 1 carripieniuroorreptim
iusta = iraibeuOrjcovTai Traibeiqi. biKaia. 2, 4, 2 u0. riskmem rii
= öpaciv €lbov. 3, 2, 6 aedificatio aedificata «= f\ oiKobofxf| lino-
bojLinM^vii. 3, 7, 6 opcra quac opcrati Stint «= ra fpja fi ciptäcorm.
Zu der s. 50 f. angeführten Verbindung negativer adjectiva bH
verwandten Substantiven gehört auch noch ars iners Varro sai. Mau
359 B., numa^is innumeralis Lucr. 2, 1086, reproha probiias Oxwtii
trag. 8, impiapietas ebd. 444, und die pleonastische Wendung
homo (s. 51) hat auch Comificius 4 § 28 neminem prcie se dueU
netn , wovon die von L. angeführte Cicerostelle p. S, Bosch § M
ut Jiominem prae sc naninem putd eine einfache nachahmung ist a
sei noch die Vermutung gestattet, dasz den beispielen der etym. ooi^
paration (s. 65 f.) vielleicht auch die trotz vieler verbesserangST«^
schlage immer noch nicht geheilte stelle des Petronins 43 beizuxlliki
ist, wo das überlieferte oUm oliorufn in mcUi moUiorem zu Indaa
sein dürfte (moäiorem schon Anton).
Ich stelle noch die vom vf. im verlauf seiner abhandluag vor
geschlagenen emendationen zusammen, zu Plautus Ampk. 31S wM
s. 61 die Vermutung ausgesprochen, dasz tadim tangere xu lesen •■;
Livius 22, 10, 2 soll (s. 55) folgendermaszen gestaltet werdsn: i
res publica . . ad quinquennium proximum vakbit tamque säl/oam $^
vaverit . . tum donum duity und ebd. 29, 27, 2 will L. s. 3 vor
husque einschieben montibtts, wobei die Öfter wiederkehrende
düng beider substantiva durch beispiele bezeugt wird.
Die leistung Landgrafs wird man am besten würdigen«
man etwa den abschnitt über den acc. verbalis bei DrSger hist Mpr
tax I' 8. 386 ff. vergleicht, mögen auch im einzelnen nodi behp
nachzutragen sein, jedenfalls ist das sichere fundament gegebsB, iif
dem die Wissenschaft weiter bauen kann.
Speier. Philipp THnLKint
Moris Schmidt: la CtttuUi» [e. 16. 68. 101]. 777
(19.)
ZU CATULLÜ8.
Da$z die verse 9 — 14 ans dem 66ii gediebte Cfttnllt ihren pkti
hinter 101, 7 einzunehmen haben, iat von Haase mise. philol. IQ
(1861) c. 5 8. 13 ff. aach fOr mich in flbenengender weise bewieeen
worden, beide gedichte gewinnen dnroh die rflokrertetsnng dieser
sechs verse erheblich. wShrend wir im 66tt einen fthlbaimi Aber-
schusz los werden, decken wir dordi sie im 101 n einen ebenso am«
pfindlichen defect. es kommt hinzu dass — was ich bisher noch
nicht betont finde — anch die Inssere anläge beider eine dnrchaos
kUndtlerische wird, das begleitsohreiben an Ortalos terflUH dann in
drei völlig gleiche abschnitte zu Je swei distichen: eM — fMaKf^
namque — oeulis^ sed tarnen — anmo] die totenklaga am grabe des
bmders ebenfalls in drei teile, die jedoehgleidisam ids Strophen und
epodns betrachtet werden kennen: t. 1—6 (7 — 19) 13 — 16 mMa$
— mihi, {äUoquar — ItyUi^) wrnie iamen — vale. fraglich ist nnr
das ^ine, ob wir uns bei der Haasesohen erkUmng des verses äOcqmt
audiero usw. durch non tarn äUoquar ie, nee turne? bemhigenkOnnen«
die frage ist freilich für denjenigen, der nach dem Oxon. Sang.
Sant Colb. den ganzen vers als jeider antoritit entbehrend streiditi
eine mOszige. wer indessen mit Westphal die mOgtiehkeitanerkennti
dasz ein in der urhs. unleserlich gewordener vers in ttner absehrift
auch ohne zeichen der Iflcke weggelassen, in einer andern, so weit er
eben lesbar schien, fortgepflanzt wurde, wird sich in diesem besondem
falle um so weniger bedenken dem Dat. und Par. einigen wert beizu-
messen, als ihre lesart aUoquar audiero nunquam iua loqueniemf
welche dann in den abgeleiteten hss. die manigfaltigsten interpola-
tionen erfahren hat, den anforderungen der grammatik und des
metrums so wenig entspricht, dasz man nicht begreift, was ein inter-
polator damit bezweckt haben sollte, ich glaube didier dass West-
phal völlig in seinem rechte war, wenn er 'Catulls gedichte' s. 66
eine herstellung des verses versuchte; nnr kann ich nicht sagen,
dasz die dort versuchte und 8.251 von neuem empfohlene herstellung
aßoquar, audibo nunquam te suave loquentem 'anreden, anhören
werde ich dich, wenn du sflsz plauderst, niemals mehr' mir in allen
stücken das richtige getroffen zu haben scheine, te euave zwar
scheint mir aus tun recht glücklich wiedergewonnen zu sein; aber
80 sinngemäsz auch audibo ist, und so leicht dahinter ein nngelehrter
abschreiber die vulgftrform audiero wittern konnte, die Verbindung
aUoquar^ attdibo selbst scheint mir doch deshalb nnsnlSssigi weil von
aUoquar wol te, aber nicht zugleich Buave hquentem abhingen kann,
und überdies die ftlle, in denen Cai zwei verba ohne Verbindung
nebeneinanderstellt, mit unserm äüoquar audiero gar keine verglei-
chung zulassen, wovon sich aus der bei CPSchulze *de Catullo Orae-
corum imitatore' (1871) s. 41 veranstalteten samlnng jeder MeU
778 Moriz Schmidt: zu Catullus [c. 66. 68. 101].
überzeugen kann, endlich kann Cat. dies äUoquar schon danun
nicht geschrieben haben, weil er bereits kurz vorher gesagt, dasi «
an das grab des bruders gekommen sei, die stumme asche desselben
anzureden, da er ihn selbst nicht mehr anreden könne. erwSge ich nm
dasz das ganze gedieht der einfachste und wahrste ausdnick brflder-
lichen Schmerzgefühls ist , so will mir an dieser stelle nichts Bltfi^
lieber erscheinen als die wendung: ^so soll ich mich also nie wiedff
deiner lieben stimme, nie wieder deines trauten anblicke erfrenen?!'
dieser gedanke aber wird sehr leicht gewonnen, wenn wir ■■
audiEHO ein ERGO herausnehmen und, da dies wort notwendig da
anfang des verses gebildet haben musz, die trttmmer
ergo ^(jv ± nunquam t ua loquerUem?
zu ergo auscultabo nunquam te suave loquentem? ezgftnzen. in Ibh
licher Verbindung sagt Ovid ex Ponte IV 14, 17 ergo ego eess^U
nunquam per camiina laedi? und nach heu folgt ergo Oy, trisL TU
10^ n heu loca felici non adeunda viro! ergo tarn lote pateatcm
maximus orbis^ haec est in poenam terra reperta meamf ia da
werten aUoquar audi kann ich nichts als eine durch das aUagjami
V. 4 hervorgerufene alberne Schreiberbemerkung erblicken, bettimiit
anzudeuten , dasz die allocution nunmehr mit v. 7 losgehe und d«
bruder aufmerken solle, dieselbe würde etwa auf 6iner stufe aÜ
der randbemerkung des Germ, zu 35 luhet Ubdlo loqui stehen osi
ist noch lange nicht so albern wie das aus derselben hs. angemsAti
ad lusi cacatam (Schwabe im Dorpater programm yon 1865 s. IS^
Baehrens , der natürlich den vers weglassen muste , schllgt all
ihm wahrscheinlichste ergänzung ei misero firaier iocundo e hiaäf
adempte vor. dagegen ist zunächst einzuwenden dasz, wenn da
doppelte semper (die ganze stelle mag gestanden haben, in
liede sie wolle) den voraufgang eines doppelten nunquam doch
als wahrscheinlich macht, eine auf die figur der iteratio keine likk-
sieht nehmende ergänzung von vom herein wenig glaublichkoit hiL
aber abgesehen davon und von der häufung der yocative ist ei äff
höchst zweifelhaft, ob dieser aus Cat. selbst 68 ^ 52 herQbexgsMa-
mene vers überhaupt Catullisch ist. auf die werte aUuUi^ ei «iaa
frater adempte mihi folgen dort allerdings nach der tlhrrminstiimma
den Überlieferung der hss. die verse:
ei misero fratri iocundum lumen aderi^^ium ,
tecum una totast nostra sepuüa domus^
omnia tecum una perierunt gaudia nostra ,
quae tuus in vita duUns alehat aimor.
aber den letzten drei begegnen wir noch einmal 68* in einsr M
intimen Verbindung mit den Toraufgehenden , dasi niemaadsai ihi
bestimmung gerade hier eine besondere Wirkung xu flben msilMhit
sein kann, nachdem nemlich Cat. v. 11 dem Allius gesagt: mUM
nc mea sint ignota incommoday Mani^ sagt er zur erkllrung,
er gegenwärtig nicht in der Stimmung sei liebeslieäer n
V. 19
Moni Schmidt: la Oituüns [e. 16. M» iOt]. 779
sed taium hoe shtämm htdu firuUma mihi mar»
ahsiulU. 0 im9ero firater adea^ wUkit
tu mea tu mariens frtgisH commoda^ firater^
tecum una totoBt nostra $epiMa domu,
amnia tecum unaperienmtgtmdianostraf
quae tum in vUa dukis MhU amor.
hier entsprechen also den mcammioda dsatlioh die firada eommodm^
und die mit tu beginnende ftpostrophe «a daa brnder eetit eioh
in tecum una usw. geschmackyoll fort in 68^ dagegen findet eine
Bolche enge Verbindung dieser vene mit den ▼onw^ehendea naek
der bsl. überliefemng entschieden nicht statt; im gegantflil wird die
allocution an den bmder, welche ▼. 62 mit den Worten ei flNCisrv
fraier adempte mihi begonnen hatte nnd ▼. 54 mit teeum wieder auf-
genommen ?nrd, aufs stOrendste durch den ansmf ei flncserv firoiri
iocundum lumen ademplum unterbrochen, das hat denn Baehrens
auch recht gat gefühlt , und da der Ozon, ioeundmi^; limine bietet,
so sucht er dem Obelstande durch die oorreetur ei mieero flraier
iocundo e lumineadempte absuhelien. aber wird denn dadaroh wiiUieli
etwas gewonnen? und hat die iaderaag irgend wie den Inneni
schein für sich? letsteres gewis nicht, dam der Sa^gens« Cdgt der
Yulgata, und ausser den ersten swei Worten alle Qbrigen su iadeni
mu8z ein um so gewagteres Terbbren heisien, je geringer der da-
durch erreichte vorteil ist. denn was wird eiBhliecdich in dem so
gewonnenen verse anderes gesagt als was schon ebenso krtfUg in ei
mieero fraier adempte mtM gesagt war? dass er iocundo e Inmkw
ademptus war, versteht sich von selbst, eher würde man sich, wenn
einmal gewalt gebraucht werden sollte, noch et tecum miiki iocundum
quoque lumen ademptum gefallen lassen; aber auch dies bin ich weit
entfernt empfehlen zu wollen , da mir die beiden disticha die dent-
lichsten spuren eines emblems an sich tragen, dessen Ursprung nicht
einmal schwer zu ermitteln ist. wenn es 68 ^^ 52 attulit et mieero
fraier adempte mihi hiesz^ so rief dies nnwillkflrlich im Schreiber die
erinnerang an 68*, 20 aMülit o mieero fraier adempte mihi nnd an
die schönen darauf folgenden verse wach, von ihnen war tu fnea tu
moriens fregisti commoda^ fraier hier nidit zu gebrauchen, aber die
drei folgenden sich noch einmal anzumerken, natürlich besdieident-
lieh am rande, dazu lag die Versuchung nahe genug, und worden sie
später irrtümlich als ausgefallene nnd hier einzntragende verse be-
trachtet, so forderte der vermeintlich fdilende hezameter von selbst
zu einem ergänzungsversuehe heraus, der unter allen umstünden
schlecht ausfallen muste und denn auch schlecht genug «ngefiJlen
ist, indem sein Verfasser einfach den v. 52 etwas umwandelte, dats
die zwei disticha salva sententia fehlen künnen, ist ja übrigens
lingst anerkannt; warum nicht lieber ehrlich bekennen, dass sie der
ganzen stelle eintrag thun und fortbleiben müssen?
Troia (nefas) commnue eepukrum Asiae Europae^ue^
Troia virum ei tfirtuium ommium aeerha dniSf
780 Moriz Schmidt: zu Catullus [c 66. 68. 101],
— (juac vcl et id nostro Ictum miserahile fratri
52 athiUt. ei Miscro fratcr adcmpte mihi ^
57 quem nunc tarn longo non intcr nota scptdcra
ncc prope cognatos compositum cineres^
scd Troia öbsccna , Troia infelice sepultum
drtinet extremo terra alicna solo —
ad quam titm propcrans fcrtur {semcl) undi^ie pubes
Graia pcneträlis dcsertiisse focos
ist, wie schon die bequemen den Griechen abgelernten reUiirisciMi
übergfingc und anknüpfungen zeigen, eine ganz einfach und schlidrt
gehaltene partie, welche jede episodische allocntion verscfamikt:
zumal der vocativ v. 52 gar nicht, wie 68% 20 und 101, 6 (obgidcft
die Worte sich decken), wirklicher vocativ ist, sondern nur ein rheto-
rischer Stellvertreter des dativs : quae letum fratri attulit (ei) miun
mihi adanpto. gerade 101, 6 tetc ahstuUt usw. kann zeigen wie
Cat. geschrieben haben würde, wenn er eine allocution gewollt hitte:
quae vcl tibi letum attulit u^w. und welcher wahre dichter sefarabC
denn sich selbst aus ? Kiessling 'analecta Catulliana' (Greifs wald 187?
s. 17 sagt zwar: in zwei verschiedenen gedichten thnt er das sieber
nicht, aber in demselben gedichte (und ein solches sei 68*^ nictt
blosz nach den hss., sondern seiner ganzen bisher nicht verstandena
anläge nach) sei eine solche Wiederholung unter umstttnden wol n>
lässig: 'illa enim fraternae mortis fiebilis commumoratio , utpotecz
imis medullis ultro profiuens , immunis esse debet a poetae artiScio
in scntentiarum variatione conspicuo.' da wir von Kiessling indcmi
nur erfahren , dasz der dichter die verse hier 'consnlto' wiedeifcolt
habe, aber nicht quo consilio, so können wir uns mit dem zngestlad-
nis begnügen, dasz dieselben natürlich zuerst für 68*, 22 gedicM
seien und dasz ihre Wiederholung in einem zweiten gedieht eot
poetische arraut verrat hen würde, wie sie dem Cat. nicht zuzotroMi
sei. denn dasz 68""'* nicht zwei, sondern ein einziges an IT. Alte
gerichtetes gedieht sei, das zu beweisen wird meines dafttrhallai
andern ebenso wenig wie Kiessling gelingen.
Ich habe nichts dagegen , wenn man 68 ^ ' Carmen praeclailMh
mum', meinetwegen auch 'elegiarum reginam' nennen will — te
bind geschmackssachen — allein wenn ihm 68* als köpf an^geseU
wird^ ist ein solches lob nicht mehr zu begreifen, denn statlte
von Westphal nachgewiesenen sieben teile wttrde es alsdann acM
haben, und die ganze nicht sowol zufällig entstandene als mit toDh
bewustsein geschaffene, bzw. nachgebildete kunstreiche compoiitMi
hat ein ende, wenn die schluszverse 109. 118 nicht mehr anf l.Ü
als den an fang zurückweisen, umgekehrt aber verlOre wnA M*
wenn ihm 68'* als schweif nachschleppt, seinen ohrenfUligen, i
doppelt und dreifach auftretenden copia sich zuspitsendoi
und was der gipfel aller geschmacklosigkeit wäre: es würdminiii
zwei teilen 1 — 40. 41 — 160 stücke des verschiede itm stfla Ur
sammengekoppelt werden: ein (wie Westphal s« Vi gau ikhl(f
I
Moriz SchBiidt: sa OataUm [e. «. «8, 101].
sagt) zum teil im nachlftssigBten briebtU gesehriebeiMi faillefe und
ein mit denkbarster Borgftdt aosgearbeiteies enkomion nach gmt^
schem vorbilde, auf dessen gelingen sich der dichter offionbir salbet
etwas einbildete, dasz die hss. beide stfloke nicht trennen , das*
zuerst Bamler die Scheidung vollzog , will in diesem falle wenig be-
deuten, sie trennen ja auch c. 66, die coma Beremeee^ nicht von 6S,
dem voraufgebenden billet an Ortalns, und noch niemandem ist es
in den sinn gekommen, deshalb die althergebrachte trennnng zn be-
anstanden, übrigens möchte ich den abschreibem (voransgesetet
dasz sie sich bei ihrem verfahren etwas dachten) dasselbe gar nicht
einmal zum Vorwurf machen, denn so wenig andi zwisdien den
stücken 65 und 66, 68* und 68^ ein innerer Zusammenhang beetahti
so unzweifelhaft haben sie doch ein recht darauf riumlich snsamnMa>
zubleiben und haben sicherlich von Cat. selbst innerhalb seinee
zweiten liedercyclus ihren gegenwärtigen platz vor und nach der
ianua angewiesen erhalten, dem plane nach, welcher bei der anordp
nung des ganzes liederstoffs leitend war, gehörten allerdings in
diesen zweiten cjclus nur die umfangreichen gedichte, also 66 nnd
68^; allein da der dichter bei der ersten übereenduQg der etmia
JBerenices an Ortalus c. 65 als widmungsbilletchen flberadiiekt hatte,
80 war er bei der herausgäbe der ganzen samlwng dem freonde wdi
die zarte aufmerksamkeit schuldig, durch mitverdfliniitidiQiig jenes
begleitscbreibens die dedication der arbeit gleichsam zu emeneni;
und wenn 68^, der poetische dank an M\ Amns, eben seiner, kfinst^
leriscben Vollendung weffen als gegenstttck zu 66 gewihlt wurde,
so bot sich ein an den^emlichen AUius gerichtetes briefchen 68*
von selbst als willkommenes gegenstück zu 65 dar. — Die haupt-
stütze für seine ansieht bat Kiessling dem utrma^ne 68 \ 39 ent-
nommen. Allius, sagt er, habe in seiner erregtheit Ober die tren-
losigkeit seiner dame vom dichter ein doppeltes beruhigungsmittel
erbeten: ein erotisches trostgedicht (mtmera Veneris) und nach*
abmungen griechischer muster (munera Musarum). darauf antworte
denn der dichter, Allius möge entschuldigen, wenn er ihm nicht
beide wünsche befriedige, seinem verlangen nach nugae aimaioriae
fühle er sich dermalen auszer stände zu entsprechen, da seit dem
tode seines bruders ein ganz anderer kummer auf seinem herzen laste,
als der den freund bedrücke, aber den andern wünsch wolle er hiermit
nach besten kräften befriedigen, wenn er auch gerade keine reiche
gäbe {mufiera beata) zu senden habe, diese gäbe werde eben von v. 41
ab geboten und erfülle zugleich in sehr feiner weise die bitte des
Allius um linderung seines hcrzenskummers, indem ja doch von
V. 135 ab Allius deutlich aufgefordert werde sich an der ruhe, mit
welcher Cat. Lesbias Seitensprünge ertrage, ein beispiel zn nehmen
und sich durch die treulosigkeit seiner dame nicht gar zu sehr eir^gen
zu lassen, ob solche feinheiten hier wirklich herausinterpretiert
werden dürfen , möge unerörtert bleiben, wunderlich ist aber data
denn doch zugegeben wird, v. 41 — 160 sei ein 'carmen ad vetemm
782 Moriz Schmidt: zu Catullus [e. 65. 68. 101].
Graecorum imitationem expressum', welches dem Alliiu ab
Musarum verehrt werde, in diesem falle bin ich aber aosier itndi
zu begreifen, wie dasselbe gedieht mit dem 4 In verse beginnen od
doch auch wieder nicht beginnen soll, ich meine, Kiemling ftot
genau dasselbe, was alle andern hgg. auch neuerdings gethan hab«,
dasz er v. 1 — 40 als ein besonderes gedichtchen auffkszt, ja sock
mehr, dasz er darin das poetische begleitschreiben zu dem beigeh»
den kunstproduct erblickt, es ist doch wahrlich bloszer eigensiii,
den Sachverhalt so klar zu durchschauen wie Eiessling and doch dM
ding nirgends beim rechten namen nennen zu wolJen. so spricht«
auch s. 15 in den werten *in priore parte ipsam Alliom . . aH»-
quitur poeta, in altera autem parte, qua Musas invoeat Afpn
Allii ut absentis nomen commendat ' trotz der anerkannt vendd^
denen adressen, an welche der dichter sich wendet , lieber von m
teilen desselben gedichtes als von zwei gedichten and vergiszt fib«
diesen finessen obendrein, dasz weiterhin s. 17 der enkomimstiichi
Charakter des zweiten teils geleugnet und die anhänger dieser aiukkt
mit der frage 'encomium — at quamnam quaero ob canssam comp»'
situm et qualinam destinatum occasioni ?' abgewiesen werden MoXim.
ob man aber zur bezeichnung des inhalts von 68 ^ die kürzeste fon
encomium Allii wählt oder Allii nomen Musis commendaiur^ scho^
mir ganz auf öins hinauszukommen, er vergiszt femer, dasz aadff-
seits s. 18 der zweite teil doch wieder nicht als eine
naminis AUii an die Musen , sondern als antwort auf die im
teile ziemlich wörtlich mitgeteilten klagen ^^^ Allias gelten sol:
'Allio de amicae perfidia graviter conquesto respondet semet ipsn
similia patienter tolerare.'
Aber hat denn Kiessling Oberhaupt mit seiner dentang da
lUriusque recht? so viele treflfliche bemerknngen aach seine beha^
lung des gedichts sonst enthält, hierin vermag ich ihm nicht beni'
stimmen, dasz 68^ die antwort CatuUs aaf einen brief des AUni
ist, zeigt V. 2. in diesem briefe hatten die Stimmungen ersichtlick g^
wechselt, der anfang desselben scheint sehr larmojant gewesia Sl
sein; übellaunig dürfte der zweite teil geklungen haben, nUgft
mochte der letzte gehalten sein, erst jammert er Aber seine Uebfl^
fatalitäten , die ihm den schlaf rauben und den geschmack an gsiv
alter lectüre verleiden ; dagegen soll Cat durch munera Jfi
et Veneris helfen, dabei überkommt ihn der &rgerflber seines
Cat. ungelegene abwcsenheit. was hat ein mann 70n gntem tOMM
schmählich lange in dem langweiligen Verona zu suchen? wsnir
übrigens sein trostgedicht schicke, könne er ihm noch swn (1^
stimmte) Schriften mitschicken, darauf antwortet Cat.: idi bin Cr
für dein freundschaftliches andenken sehr verbunden and Ahle
tief in deiner schuld, aber mein herz hat durch den tod meiMS
ders ein anderer schlag getroffen als dich, für liebesknaunsr |iK
mir jetzt aller sinn ab. wenn sich mein herz jetzt ioft
geschieht es in trauerliedern , nicht in erotischen nugaez and
Morn Sehmidt: in OMOm [«. «. 68. IM]. 788
ist auch das langweilige, an liebaaabenteiMni anne Verona gans der
rechte ort für den tiefbetrttbten. TerseQi also, wenn ieh dir nkdit
bieten kann , was ich selbst nicht habe, was die iwei gewIlBioh*
ten bücher betrifft, so mnss ich auch hier nm entMänldignng
bitten, meine ziemlich grosse bibliothek ist in Bom; in meiner
reisebibliothek (ein einziges kistchen^ ist nnr das eine (Wfolgsnde)
Torrfttig. andernfalls stQnden dir mit vergnttgen anch mehr als swei
zu geböte, es ist ein entschiedener irrtnm uMmtqpe auf mumera ef
Musamm et Veneiris zu beziehen und zu meinen, Cai. entechnldige
sich, dasz er nur mu/nera Musairum und nicht audi Temris schicke,
daraus, dasz nach t. 5 und 7 Allins sich beUagt hatte Tmu$ r^
guiesceremenonperpetihurxm<dLMH9aevder^ folgt
doch noch nicht dasz ihm Cat. gegen jedes dieser beideh Abel eine
aparte medicin brauen sollte, eine elegie, in der ein dichter sidi
selbst oder einen freund Aber seine liebeskttmmemisse trOstet, ist
meines eracbtens stets zngleidi ein mmmu Ttmeris^ indem Yenns den
Stoff, und ein mwnua Muaamtm^ indem diese die inssMre form und
das Abliebe gelehrte mythologische beiwerk liefem. unter nutwerq
Veneris an und fOr sich kann kein mensch gediehtOi wenn auch
liebesgedichte, verstehen , so wenig wie unter imiiisra lAberi ohne
weiteres trinklieder. und wollte man noch allenfalls Kiesslings inter-
pretation von munera Veneria als *amatoriae nugae' aooeptieren, so
ist doch die enge auffassung von immera Mftsamm als 'carmina ad
veterum Oraecorum imitationem expressa' durch nichts zu rechtfinr-
tigen. was die Musen schenken sind schlechtweg gedichte. kurzum die
munera welche Allius gewAnscht (10. 14), Cat. in seiner betrAbnis
um den bruder nicht liefem kann (32), sind nicht teils nugae ama-
toriae, teils, um es kArzer auszudrAcken, docta carmina, sondern
elegien, und schwerlich mehre, sondern (woran es wol genug sein
konnte) eine einzige , geeignet durch ihr gelehrtes beiwerk mytho-
logischer Situationen, die mit Allius läge eine vergleichung zuliesaen,
denselben zu beruhigen, demnach ist mit v. 32 die antwort auf den-
jenigen pnnct im briefe des Allius , welcher den eigentlichen impula
zum schreiben gegeben hatte, vOUig erledigt und abgethan. die
verse 33 — 40 beantworten daher ganz kurz die in Allius brief
ebenfalls nur nebenher, gleichsam als postscript gethane firage, ob
ihm Cat nicht zwei brochAren , die er zu lesen wAnschte , schicken
kOnne. der gute Allius weiss sich die langeweile schlienlich doch
nicht besser als durch lectAre zu vertreiben, und es ist gar nicht so
schwer zwischen Catnlls seilen herauszulesen, welcher art die ge-
wünschte lectüre war. der zusatz v. 7 veUrum ist gewis kein
müsziger. wer eben offen bekannt hat, dasz ihn die Utere litterator
letzt ennuyiere, und doch kurz hinterdrein um lesestoff bittet| ver-
langt offenbar etwas pikantes aus der neuesten unterhaltungslitte-
ratur. ich denke, wir kennen alle solche stunden und Stimmungen,
in denen uns die epigonen mehr zusagen als die hochgepriesenen
classiker. Cat. besitzt beide ser^pto, kann aber angenblioklich nnr
784 Moriz Schmidt : zu Catullus [c 65. 68. 101].
mit dem einen dienen, das er zufällig mit nach Verona verptckt
hat ; das andere ist in Bom verblieben, daher bittet er den fireud
in der nur halben gewährung seines Wunsches keine angeftlligk«t
erblicken zu wollen, wenn er die Sachen bei der band hätte, wllide
er gern mehr als das gewünschte schicken, dasz dies die einsf
zulässige Üeutung der vcrse ist, zeigt eben utriusgue, denn woznf
anders kann es grammatisch bezogen werden als auf scHptonmi
man mag dies nun von scriptor oder, was trotz v. 7 das wahrscbeii-
licbcre ist, von scriptum (brochüre) ableiten, eine rückbeuehong uf
V. 10 macht ja schon der v. 32 wiederkehrende plur. tnunera (r. 14
dona) unmöglich: und das mag der grund gewesen sein, weskalb
Baebrens, dem die ergänzung muncris doch nicht recht gekeuf
scheinen mochte , petenti in petitei verwandeln wollte, dagegen hit
die ergänzung Script i oder scrijjtoris nicht das geringste bedeakei
gegen sich , sie hilft vielmehr noch einen kleinen fehler aufdeekn,
der den schluszvers 40 des briefchens verunziert, das ultra j dsciki
beginnt, hat man bisher immer arglos hingenommen, als ob es eiMt
vortrefflichen gegensatz zu petenti zu enthalten schiene; aber thtt
denn dieser gegensatz hier correct zu tage? wenn man freilieb N
obenhin mit Wcstphal übersetzt: 'drum denke nicht, mein benaa
hart, weil das verlangte nicht zu teil dir wardj hätt* ich'«, ick
war von selbst damit gekommen', mag man sich befriedigt fühleii
aber das i::t ebon eine mehr als freie und nicht einmal richtige abc^
Setzung, weil sie von der falschen anschauung au>geht, als habe Cit
auch die bitte um bücher abschlagen müssen, und als stehe n^iilyatf
pciiii und nicht non utritisque petenti da. übersetzt man aber wOrtUok:
'sieh keine ungefälligkeit darin , wenn deinem verlangen nicht ii
bezug auf beides entsprochen wird; könnte ich^s, so wttrde id
von selbst deiner bitte zuvorgekommen sein*, so tritt auf der stdlt
der uncorrecte gegensatz unverhüllt zu tage, denn hierbei wird
petenti ziemlich bedeutungslos, der ganze nachdruck f^llt Tiebnalr
auf von utriusqiie und erweckt die erwartung eines utrumqtie^ ote
richtiger noch, da non uiriusque so viel als aiüerius dwmiaaaiiA
eines altcrum quoquc als object zu defcrrefn, dazu kommt das mH«
dcfcrrem eine platte Unwahrheit enthält, wie konnte denn Cat. nr
sichern, er würde Allius bitte zuvorgekommen sein, die gar niflll
zu errathen war? um was Allius gewis nicht express au bitteag^
braucht hätte, als er dem freunde seinen liebeskummer mitteilte^ wai
Cat. der dichter, der mann des guten tons, der dem Allins tiefTCr*
ptilcblele hospes darauf von selbst gethan haben würde, wenn iha
der tod des bruders dazu nicht die Stimmung geraubt hätte, war dii
Übersendung einer trostelegie erotischen inhalts — damit wflrdtdv
sitte seitens einea befreundeten dich tcrs völlig genüge gescheh
aber schwerlich wUrde er auf den gedanken gekommen sein,
noch 'cannina ad vcterum Graecorum imitationem ezpressa' ote
gar die neuste tagesliltcratur beizulegen, wenn also uUro wswüt
ist, pcfcfiti keinen gegensatz verlangt, zu fion uMusque dagiganM
WBBoftoher: n OntoUiii [U, ISt]. 786
gegensatz Termiszt wird, so liegt der sddiist nahei däek'iii «Blrü wol
ein kleiner fehler stecken mOge. der gegensati bnmdit ja niciit not-
wendig utrumque oder äUerum qw>gue sn seitti es kuui ja andi Ott.
hier ahsichtlich einen noch starkem gewfhlt hahen. wenn idi um
X wei dinge angegangen werde and bedaore nnr 6ins gewlhran sa
können , so hOrt der abschlftgig beecliied«ie doch geiris lieber die
yersichernng, dasz ich ihm ron hbnen gern sogar ein drittes niid
▼ i ert es gewähren wflrde, wenn es in meiner madit stündOi als dan
ich ihm gern auch den zweiten wnnsch befriedigt bitte, nnd dämm
glaube ich dasz Cat. nicht Mro soncfem nlira {marnnm^ a fe pitlr
tum) geschrieben hat. die gedichte 68* nnd 68 ^ aber haben niebfi
mit einander gemein als den empflfaiger.
Schlieszlich, um nidits sn flbei^^dieii, ein wort Aber 66^ oder
65, 19ff. dasz das billet mit r. 18 (alter slUnng, Ar mttmit t.IS)
schlosz, davon bin ich ebenso flbeneogt wie Boesbacfa. dennoeh hat
sicher niemand anders als Cat. t« 19 — ^94 hier ihre stelle aogewieeett
imd nichts anderes als die conserrierang eines ttbetsetimigsfragmenti
damit bezweckt, warum gerade hier? darfiber geben ebMi65,17.18
— i 11. 12 aufschlusz. inhaltlieh hitfcen diese Terse aUmfhlls das
billet fortsetzen kennen — wenn es nur nidit gesehmaeUos gewesen
wttre, wie man aus jeder dentsehen flbei'setiung merken kann.
Jena. Mosn Sobiodt.
e e
In der schönen Schilderung der hochseit des Pdens nnd der
Thetis (c. 64), der wahrscheinli<£ ein griediisdies original tu gründe
liegt (vgl. Teuffels röm. litt* s. 425), heiszt es ▼. 285 von dem hoch*
seitliche gaben darbringenden Peneios:
confestim Fenios adest^ tmdtmto Temgpt^
Tetnpe, quae süvae cingtmi super mpendentes^
Minosim Unquens Doris eäebraniia dwrei$ usw.
für das verderbte Jftnostm hat Haupt schon lAngst Nakak^ vorge-
schlagen.* dasz diese Vermutung wirUich das einzig richtige is^
scheint mir namentlich aus zwei bisher, so viel ich weiss, nodlmioht
beachteten parallelstellen alexandrinischer dichter hervorzugehen, in
-denen njmphen als bewohnerinnen des Tempethales und tOchter des
fluszgottes Peneios auftreten, nemlidi Theofaritos 1, 66 irf irOK* dp*
fjcO', ÖKQ Aäqpvic iräKero, ir$ iroKO vi}^q>ai; i^ Kord TTiivciA
icaXd T^)LiTrea, f^ Korä TTivbui; Kallimachos hv. a. Dolos 109 ff«
vuMqpai 66CcaX(6ec, iroraiioO t^voc*, cmorre narpl (TTi|-
' Madvig vermotete MeHasin, wogegen sich mit recht Ifagniis (Jahrb.
1877 8. 417) erklärt bat. * auch sontt werden nymphen hiing als
tdchter von flüssen gedacht, tb. des ^x^^POC (Hesjehioe n. "Excto-
p(6€c) oder ACjpoc (antb. gr. IX S29), des *Auvk6c (KaUim. hj. a. Ar-
temis 16 a. 162). des *ICMt)v6c (Paus. I Sl, 4), des Adfioc (Mobbos 47, 678),
des *Ax€X4ioc (Plat Phaidros SOS'} usw. vffl. aneh die bezeidhimofe«
vt&iiqxn irora^irtöcc iroTOMntbcc und ^mnorofitoi (Apoll. Arg. III lllt
und schol. ebd. I 602, und schol. sa IV 141S. Ifonaos 0, 16. aatk
VI 189. Ot. mei. 1 472 o. 604).
JfthrbttdMr fAr el«ra. phUol. ISSO hfl. 10 a. IL 61
786 WHRoscher: zu Catnllas [64, 287].
V€iiu) Koi)Lincai ^eta xcOfxa* irepinX^SacOc Tcveduv Xiccöficvm n
Zryibc dv libaTi T^Kva TCKdcOai. kann somit an der riehtigkiit du
Hauptschen Naiasin kaum noch gezweifelt werden, so dbfeam
dieses ergebnis wol auch zur erklärnng des bisher fast aUgemeiiflr
verderbt gehaltenen aber doch hsl. überlieferten Doris (wofür Lick-
mann und LMüller crebris^ schreiben wollen) benutsen. wemi wk
bedenken, dasz die njmphen überall als localgottheiten galtanmi
deshalb auszerordentlich hSufig beinamen führen« die- sich auf ikns
Wohnsitz beziehen, zb. vufxqpai KacTaXibec, FTriXidbcc, *Afivi(ftiC>
'lujvidbec, nymphae Peneides usw/, so scheint es sehr wol mQ^U
in Doris ein epitheton zu Naiasin zu erblicken, das eben den
sitz jener göttinnen näher bezeichnen sollte, nun gab es aber
sehr bekannte und verbreitete tradition , die dem Catnllos all bev-
beiter eines griechischen Originals leicht zugSnglich sein konalSv «v-
nach das thal des Peneios dereinst von Doriem anter Aigimios W
wohnt gewesen sein und geradezu Doris geheiszen haben lollli^
vgl. Her od. I 56 in\ fi^v TQp • • Aibpou toO '€XXiivoc [oIkcc tk
'€XXtiviköv f Ovoc] xfiv uttö xfiv "Occav t€ Ka\ xdv "OXufiTrov xaapv*
KaX€0)Li^viiv hi. 'IcTiaiuüTiv usw. Strabon IX 437 Toura tA XtUflk
icT\ \xi.v Tfic 1cTiaiu)Tiboc, ^KaXeiTo b\ &c cpaci, npÖTcpov
Aujpic. Diod. IV 37 ^€Tä bk ji\v Apuöirujv dvdcTaciv iroX^MNi
cuvecTotToc ToTc AuipieGci toTc Tf|V '€cTiaiumv KaXoufjrfvifr
oiKoGciv , iLv £ßaciXeu€v AitiMioc, kqI toic AairiGaic toTc ncpl liv
''OXufiiTOv IbpuM^voic . . o\ AujpicTc Kardcpurov £irl töv 'HponÄA
Kai cu)Lifiaxov auröv ^KäXecav im rpiTcp \iipe\ rffc AuipCboc
Xubpac usw. Steph. Bjz. u. Auipiov : icTopei 'Avbpuiv . • T^mafoi
TÖV Au)pou . . 6p)Lir)cavTa ^k tt^c iv Q^rtakiq. t6t€ m^v Auipiboc
vGv bk IcTiaiufTiboc KaXou^^viic, äq>iK^c8ai ctc Kpyjrriv . . iiiitnnpm
TTic Au)piboc TTic derraXiKfic XdpoE iy T. vgl. anszerdem aoek
Paus. X 37, 2 f) dpxaia Au)pk, Bursian geogr. v. Ghr. I 51, Mtllkr
Orchomenos' s. 198 u. Dorier I' 27 ff. widirscheinlich beruhte diM
Überlieferung von dem ursprünglichen sitze der Dorier im imtai
Peneiosthalc grSstenteils auf Hesiodos, der in seinem Aigimios foa
dem Wohnsitz der Dorier in Thessalien gesprochen haben mnss (?^
Müller ao.). demselben dichter aber wurde bekanntlich aach flii
ini6aXd)Liioc TTiiX^iuc Kai 6dTiboc , wahrscheinlich ein abschnitt im
' Maguns ao. schlägt toliiis vor, während Haupt pyteriM^ llailf||
dinisj Peiper floris lesen wollen, ich selbst habe frfiber einmal aaf fiiBi
von Athen. XIV 628 und Pollux IV 101, wo von dem gegensats aaiflih
diger und ununständiger tanze gehandelt wird, und mit besag aaf Bff*
carm, II 8, 14, wo die njmphen nmplicei genannt werden, fmrit fM^
mutet, gebe aber jetzt diese Vermutung als unnötig wieder aal,
^ vgl. Ruszerdem die bezeicbnungen vO^ipai ^X^buioCbcc (HembJ^
TTTuitbcc (ehd), *l5oTat (Eurip.), '€XiKUivibcc (Soph.), ltiOm|MSiftr
(Paus.), KuipuKiai (Apoll. Rh. 8opb. Paus.). A€tßiiepCbcc (StnboB IteaX
0€CcaX(b€C (Knllini.), Aoucidbcc (Strabon), BiCTövtai (Uoschos), dM ''"
Thyniade» fProp.)» Pisaetie^ Siceliäet (Ov.) usw. Pape-Bansaler fr.
namen u. NO^qfHii.
WHBoMher: la Oütalliis [64, 187]. 787
Eoiai (vgl. schoLHes. Theog. 142), nigaeelixiebeiii »ns dtm CfttoUui
fOr sein in rede stehendes gedieht wol direet oder indireelgesdiöpft
haben wird, aaf diese weise wird es in der that nicht bot ala mög-
lich, sondern sogar als wahrscheinlich beseichBet werden mfliseBy
dasz jenes von uns aof Naiasin belogene nnd hsL flberlieferte Dari$
aus einer gaten altgriechischen qnelk geflossen ist
8o bleibt sahlieszlich nnr noch ein formeller einwand in beaei-
tigen , der etwa von grammatischer seile gegen nnaer Naiasit^ IhH$
erhoben werden kannte, es fragt sieh nemlich, ob jenes Doris ans
DorUs entstanden oder von einem voranasnsetMnden nom. Darm ■»
Dorius abzuleiten ist. nach meiner meinung ist beides denkbar, hin-
sichtlich der möglichen xusammensiehnng ans Dorik berufe ich mich
auf die von Lachmann zu Lucr. Y 85 gesammelten beiqiiele prodii,
muptis (Plautus), flagUis (Turpilina), nigratii (Lucr.), jnnoNt (Lucanna
Hart.)» conuhiSy taenia (Verg.), LavMs (P^.) usw. fbr etwas will-
kfirlidi halte ich Lachman^ behanptong (ao.) , daas ha griechiadien
Wörtern derartiges nicht TOrkomme, da erstens featstdit dask die
Bömer der altem zeit im allgemeinen griechisdie wOrter ganz nach
lateinischer art behandelten, und zweitens audi jenes Vergilische
taenis (Am. Y 269) widerspricht, fttr die mQglichkeit der ableitang
der in rede stehenden form von einem Toraosauaetienden nom. aing.
Darus «b Darms spricht dagegen der eben&Us von Laehmami ao.
gelieferte nachweis von Dort bei Senrius in Am. U S7; Featna
s. 206, 3 und Isidorus orig. IX 2^ 80. ebenso kommt bekanntlich
auch Boeotus als adj. neben Boeatms^ AeMms neben AäoUus tot,
Cokhus neben Colchicus, Mysus neben J^^tii^, Dardcmus neben Da(r^
danius, Lydus neben Lydius und umgekehrt KoOcrpioc als subst.
neben Käücrpoc , AiTÜjXioc neben AItu)Xöc usw. : vgl. Lobeck paraL
s. 305. 318; pathol. proleg. s. 500.
Meiszbn. Wilhelm Heinrich Boscheb.
105.
Zu TACITÜS HISTORIEN.
Für die richtigkeit der lesart oppida Baiavcrym bei Tadtus hitL
V 1 9 haben sich auszer altem hgg. entschieden ITkert, BOtticher, Mejer,
yWiet^rsheim, Völker, der letzte in einer weitliufigeni im zusammen*
hange begründeten auseinandersetzung *freiheitskampf der Bataver*
II (Elberfeld 1863) s. 144 ff., wozu Tgl. meine *geschichte dar Bömer
und der Dentfichen am Niederrhein' (Emmerich 1854) s. 121 — 125.
Bötticber macht nur die einfache sehr richtige bemerkung: *€ppida
Baiavorum im gegensatz zu insula cap. 23 gegen ende.' dennoch
hat der neueste hg. Herftus die von Orelli| Halm ua. bevormgte
lesart oppidum Baiavorum beibehalten ; und wihrend einige unter
51 •
788 ADederich: zu Taoitui Hiitorien [V 19].
dieser stadt den hauptort der Bataver yerstehen, ohne einen sokhi
ort nachweisen nnd namhaft machen zu kennen , andere wiaderai
Batavodurum (dh. Nymwegen) oder Batenborg (an der Mau) b-
nehmen, bemerkt Heraus: ^oppidum Baiavorum der haiqitort ia
Bataver, auf der gallischen Rheinseite gelegen, vielleicht das lieiiti|i
Cleve.' nachdem zu wiederholten malen daagethan worden iit| im
weder von Batavodurum noch von Batenburg nooh^aach von iigni
einer andern stadt als hauptort der Bataver in dem sttdlich von ia
Waal gelegenen landstriche der Bataver die rede sein kOniw, m
rUcksichtlich der heranziehung von Cleve bemerkt | dasi eands
jetzigen stelle von Cleve nie einen römischen oder bataTiachnct
gegeben hat, dasz nur auf dem jetzigen Hasenberge am eingaagt im
Bömerstrasze in die sog. Gruft ein römischer posten geetandea, itm
am anfange des mittelidters dort eine *villa Hagebetg' gelegen, nl
dasz erst am ende des elften jh. bei der grOndung einer orhlichi
devischen grafschaft der name Cleve und ein ort dieees
die geschichte eintritt worüber zu lesen meine 'feldzttge dea
und Tiberius' (Köln 1869) s. 23-47.
In demselben capitel schreibt Tacitus: quin H dkndt (CMi^
mclUm a Druso Germanico fadam Bhenumque prono älveo m OMm
ruentcm, disiectis guae fnorahantur^ effudü usw. in dem worte
bemerkt Heraus: *i. e. aggerem*] und zu den werten disieetii
morabantur bemerkt derselbe : 'i. e. diruta Mofe*. eine aigt w-
schiebung des Sachverhalts, wie moles und agger in unteradMita
sind, habe ich weitläufig entwickelt in meiner geach. der Bflmeraiv.
8. 45—47. 126—129, vgl. feldzOge des Drusns n. Tiberins s. 8— 11
die moles ^ aus festem material, steinen, holi usw. aafgefllhrt,
den zweck die Waal abzudämmen und zu tperren und deren wi
masse in dem bette des Rheins fortströmen zu lasaen. der
die fortsetzung der moles ^ ein erddamm am jiördlichen mada im
batavischen insel, welcher die bestimmung hatte den durch das Wid-
wasser verstärkten Rhein in schranken zu halten und zu veiiiuuhai
bei der ursprünglichen stromneigung nach sQden sich einen weg flbv
die insel zu bahnen, diesen agger (erdwall) liesz (Svilia, am
feind Cerialis aufzuhalten, auseinanderwerfen, so daas nun der
ungehindert seine fluten über die insel nach der Waal au ergon. im
versuch die moles zu zerstören muste ein vergeblicher sein« wieiA
in meiner gesch. der Römer usw. s. 124 aus dam zusammenhaute
sach Verhältnisse klar gemacht zu haben glaube; deshalb nnd d«
Worte des Tacitus diruü moHem nicht im sinne einer vOU^gsn i^
Störung zu verstehen, so dasz die Waal wieder ihren altsn lauf ^
halten hätte , sondern nur von einem venuche der lerstOnmgt V
einer teil weisen Zerstörung, von einer momeataaea se r r eissaaff
und auseinanderwerfung: welche bedentung das
durchaus zuläszt.
Emmbriob. Aimaaaa
j
GUhlig: cT^ und Ocotoptf^too «cpl mrcuiiAntfv. 789
108.
NOCH EINMAL €I€N UND ZUM EBBTEN MALE OEOAQ*
PHTOY nePl TTN6YMATQN.
In der als Schulbuch sehr betehtenswerttn griechischeii gram*
matik von Arnold Herrmann lesen wir s. 940 unter dem text: cd
ob aus cTev entstanden? vgl. sei'«.» dasn gehört der naohtng in der
Torrede : 'zur rechtfertigung meiner ableitung des d von dcv UU
sane^ esto^ sei's) führe ich hier noch die Uiere form de (statt cbd
ursprünglich £c-tii) an.* also lu GGurütts' deutung des d als einer
temporalen conjunction , zu LLaages interpretation des Wortes als
einer inteijection des Wunsches, su der tot siebiig jähren TonlBekker
▼orgetragenen und durch analogien in andern sprachen begründeten
erklärung, wonach d eigentlidi ein frage w(Hif die bedingnngssitae
fragesätze sind, tritt hier eine vierte hypothese. sie bietet mdur als
ttnen angriffispunot.
Wo in aUer weit findet sich die tltere form cTc? die quelle ist,
denke ich, Matthias ausf. griech. gramm. § 216 ajun. 8: '-dagegeB
scheint €l€V als adverbium in der bedeutung des lat. etto gebrancht
«gut| es sei so» in der spräche des gemeinen bbena aas der alten
Schreibart cTe statt cTr) und mit dem v €q)€Xicucrocöv übrig geblieben
zu sein : denn der sinn erfordert den singularis.' im rhein. nras. XEC
(1 864) 8. 33 begnügte ich mich diese erUärung mit einem ausrufhngs*
zeichen anzuführen, da ihr aber noch gegenwärtig glauben geschenkt
wird (auch in die zweite aufläge ?on Kühners ausf. griech. granmi.
flosz sie mit geringer änderung), so sei die lustige Vorstellung, die
Mattfaiä sich gebildet hatte, klargelegt, 'einst' so dachte er 'unter-
schied man in der schrift noch nicht zwischen kurzem und langem
e-laut und schrieb die dritte person sing, opi von d^i €l€. als nun
aber die Scheidung in Athen Staatsorthographie geworden, wurde
€IH geschrieben, wo immer diese form in ihrer eigentlichen bedeu-
tung auftrat, das als interjection verwendete €l€ jedoch, das nur in
der conversation, der spräche des gemeinen lebens, vorkam, wurde
der orthographischen reform nicht teilhaftig, sondern behielt seine
alte Schreibweise, wurde in folge davon auch nicht mehr mit langem
auslaut gesprochen und bekam ein v £q>€XicucnKÖv , welches unab-
lüsbar mit dem werte verwuchs.' oder thue ich dem verdienten
manne unrecht?
An der genannten stelle des rhein. museums glaube ich, ge-
stützt auf Zeugnisse alter grammatiker, nachgewiesen zu haben, diass
der ausruf elev mit cTvat nichts zu thun hat, sondern von haus aus
eine interjection ist, und dass er mit einem Spiritus asper in der
mitte gesprochen wurde, wie die Bakchischen inteijectionen cöol
und cCdv. nicht zurückweisend , aber auch nicht mit entschiedener
beistimmung bezog sich Lehrs in der zweiten aufläge des Aristarch
s. 323 auf jene auseinandersetsung. übersehen wurde dieselba von
790 GUhlig: cUv und 6€o6uipftTou ircpl nvcufidrunr.
Westphal und GCurtius. der erstere schreibt in seiner formtolabi
der griecb. spräche II s. 99: Mm plural und dual [des optatifim
ei^i] stehen die formen mit bloszem i and iT], wie sonst, nebflsdi-
ander : bloszes i auch im sing, bei Enripides cTv [OHerrnsna cos-
jicierte nemlich in den Phoinissai 1209, nm ein dv hininfUgn
zu können, elv für einv]; i€ statt tr) in der 3n sing, elev, aiä!
gut ! ' die vermeintliche Verkürzung des i\ wird also hier mit da
vollkommenen Wegfall des buchstaben in anderen formen gMck-
oder doch zusammengestellt. Curtius ftuszert sich * Terbul dm
griech. spräche' II s. 85 : 'ob die beiden Attikem so ttbliche putiU
elev wirklich aus dier 3n pl. opt. von elfii entstanden ist, Ishs kh
dahin gestellt, da gerade die Attiker das nentmm plnr. mit siagdfr
rischem verbum verbinden, wttre der plural | su dem doch nur eh
TaCra oder aurä als subject gedacht werden kann , anfihllnd. ■■
könnte auch an ein verkürztes und dann mit nasalem nachkls■gfl^
sehenes e\r\ denken, doch verdient die frage nfthere untersucho^i
in die auch die partikel ela hineinzuziehen sein wird*' * WDiaiorf
aber identificiert im 'lezicon Aeschyleum' noch ohne bedenkw da
ausruf mit der gleichlautenden plurälischen form.
So thue ich wol nichts unnötiges, wenn ich iwei neue wt9gm
für el^v vorführe, zumal dieselben auch sonst der beaditof
wert sind.
Von der hohen Wichtigkeit, welche der codex der k. Kopei-
ha gen er bibliothek n. 1965 trotz seiner Jugend besitst, weiss jdff
kenner der griechischen g^ammatiker. er ist die einsige bisher Vi-
kanntc Urkunde der Herodianischen schrift ircpl fiovif^uc X&ac
(das Turiner manuscript enthält nur das prooemiom dieses werhHJ^
er ist die vorzüglichste der bisher vollständig Teiglichenen hss. TflS
der epitome des Arkadios oder Thcodosios und von den Tovnk
7TapaTT^^M<^'^<>^ ^^ loannes Alezandrinus. dasz er aber nodi aadfli
wichtige Sachen enthält, erfuhr ich zuerst durch hm. ChOranx ii
Paris, die mir von ihm übersandte inhaltsangabe ' bewog mich wk
* dio stelle ist in der zweiten aufläge des Cortiussehen werkcf, vh
ich nachträglich sehe, weggelassen.
I dieselbe ist jetet veröffentlicht in einem werke das ans« wie
desselben Verfassers und wie eine ganze reihe von pablioatümen jl
französischer philoIogen aus den letzten jähren, ein beredtes i
dafür ablegt, mit welcher rührigkeit und welcher einsieht la dsi
not thut die griechischen Studien jetzt vielfach in Fraakrelel
betrieben werden. Graux hat in den 'notices sommaires des aal
grecs de la grande bibliothuquo Koyale de Copenbasne», Paris,
merie nationale (auch gedruckt in den 'archlves diea mlatfioas
liques et litt^raires' 1879} , über alle griech. hss. der ffeaanates
thek sehr eingehende und wertvolle mitteilnngen vereffentliehtk la
chen viele, insonderheit auch theologen, etwas finden werden, was
interessiert, die bemerkungen Über den Inhalt das codes i96ft| wirf
ich hrn. Grauz, nachdem ich von seinen ezeerpten kenntais gsaoan
schickte, und welche derselbe mit pabliciert hat, k5n«i> s JsM^ «e
die bs. selbst durchgegangen, natürlich vielfach rerr« »aBdift '
GUhlig: ctiv und Bfotofk^^rou iri|il «vfUfiAfm« t91
die hersendnng der hs. su erbiiten, und dsak der TermittliuigMad-
▼ igs und der liberalität des hm. oberbibliothekir Braan wurde
das gesnch gewShrt. das manoscript hat mir wie den hm. l^gmoUF
und Hilgard , die den weitaus grOsten teil der coUationsmOhe und
abschreibearbeit auf sich nahmen, reichen ertrag gewlhrt, in nicht-
herausgegebenem wie in herausgegebenem.' hier soll nur von dem
pneumatologischen teile der hs. die rede sein.
Derselbe reicht Ton s. 194 — 249. hinter regeln ircpl rdbv
ipiXou^^vujv qMuvii^vTuiv und ircpl njbv bacuvo|i^vuiv qMUvn^VTUiv
(die sich nach Iriartes angaben s. 377, wenn nidit insgesamt, doch
jedenfalls sum teil im Matritensis XCV foL 151 IL unter der
aberschrift noXatöv ircpl irv€U|yi&TUfV finden) liest man s. 198 : irpA
ToG XeSucoO tuiv rrvcuMdruiv ciuiciurr^ov toOto, und nun fidgea
bemerknngen ttber die aspiration der nominal- und YerbalileiieiieB,
wcpl ToO p und btd t( btTrXacidZcTCa tö p und andere beUnniigMi
allgemeinerer art. das angekündigte lexikon aber beginnt i. 9N>1
nach der notiz: äcX^x^ ^ ToOro t6 XcEticöv i% Ti&v ircpl nvcuK
fidrujv Tpuqpuivoc. xotpoßocicoC. OeobuipiTOu. ical ixipm^ iroXXAv.
es ist das von Valckenaer hinter dem Ammonios aus einer Leidener hs.
herausgegebene, allerdings mit sahlreichen abweichungeUi insonder»
faeit auslassungen.'
Aber sind s. 201^215 des codex weniger wertvoll ftlr unS| so
werden wir dagegen auf s. 216 — 287 durch eine sohrift erfreut mit f
dem titel GeobuipTrou rrepl TTveupdruiv und mit folgender poetischer '
Widmung :
rTaTpiKiiu 6€obu)piToc q>tX(ric bid 8€C^6v
ÖKTUJ CTOixeiuiv irveu^OTa TPOM^<iM€V0C
-en geschieht dies zum teil darch den TorlitgeDden aaftais, lam teil
wird es anderw&rts (i^cbehen.
* Ebenol ff bat aas der hs. inswischen 'luM&wou 0tXoir6vou ircpl
TUIV &iaqi>öpuic TOvou^^vulv KUl 6idqi>opa aiMaivövTUiv (sam erstenaial mit
griechischen worterklärnDgen) hermnsgegeben (Breslau 1880) und im rfaeia.
mns. den ertrag der nachvergleichung tod Herodiaat tchrifl «. |iov/|pouC
X^EcuüC Teröffentlicbt. Hilgard aber ist durch ein ttfiek des HaTniensIs
sehr wesentlich bei der lösung der aofgabe onterst&tst worden, welche
er in dem dieflj&hrigeD Heidelberger gymnasialprogramm ('de artis gram-
maticae ab Diooysio Tkrace compositae interpretationibus Teteribus in
singulos commentarios distribaendis') behandelt hat. ' aneh im Vali-
canus 1370 fol. 165 findet sich dies lexikon und mit derselben qaellea-
angäbe, s. Rekker anecd. s. 1128. femer steht es Im Paritiniu 1870 (ehart
vaec. XV) fol. 236'— 244% ond hier mit beselobnang des eompUators:
*tiudwou iTÖvrifia XcutTou Töbc: oC «crrplc i^ Tft T<ftv ßiOtivdhf ircnydOfV
i\ Mup^ujv a06ic bi x\i)pa yLtyrfMey. anf diese hs. geht Labbens oesMr-
knng in der noTa bibl. mss. s. 105 'loannis Levltae de spiritibas In Reg.
901.' dasz es das Valckenaersche lezlkon Ist, welches der Parislaiis
bietet, hatte bereits Boissonade anecd. II 8. V! bemeriit (der in der
Überschrift su schreiben Torschllgt 'l^cpoiuiv oOOic). genanero an-
gaben empfieng ich von hm. dr. Msx Boaaet, von dessen oaersehSpf*
lieber gefälligkeit mancher diesseits der Vogesen su enihlen weiss.
von einer vierten und fOnften hs., welche das Valckenaersche lextkon
bieten, wird weiter unten die rede sein.
792 GUhlig: cl^v und G€obujp/|Tou «cpl irvcu|idTUiv»
übe öuvQTÖv TTpouneMH^ev doXXricac kotä X€Eiv
II 'HpujöiavoO ToO T€xvoTToXuMa9oCc.
6 Kai Totp 6 \xkv KaiiXeH TroXucxeb^ct t* £vai ßißXotc,
äXX' oö ^Ti'iöiiiv Toic nveuMaci 6iiKaTO Td£iv.
toCto bi büjpov ^x^v €iceat ärpcKifujc.
Kai )LidXa ^ii'ibiuic önöre xp^oc £v8äb€ Xeüccuiv,
10 t{ npö Tivoc ipiXaiCy Tt npö tIvoc bac^uic
dKqpujveiv Qiixxc icTu back bi kcv dXXifi £viciTOic »
dv CTiiOecci qp^pujv ^f)cTiv d^uiv Ka^druiv.
dann beginnen die regeln mit : tö ä dTrtq>epoji^vou ^pwvVjCVTOC 4
q)UJvii^vTUJV ipiXoCrai' äarov, äcTÖc, deXXa, d^Kovroc uaw. dh
letzte Vorschrift über alpha lautet : TÖ ä £v Taic iTpoO^ccct l|llXoOvi^
dneibf) Kai naca npöBecic ipiXouTai ^ktöc tAv dnö toO u i^gt
^^vujv* dvd, ävTi, d|i(pi, dnö. s. 224—228 der hs. stehen Im
kanones über das €, scblieszend mit: tö € iv TQic iTpo6^ccci i|PiXoi-
Tai* iniy fv, €ic, iL ceaipeiiuTai tö utto koI öir^p. s. 228 Ldh
Yorschriften über r]: tö fj npö q)ujvrjevTOC i|iiXoGTai" i^IiiiVi Ift,
if[i\\oc nsw.; s. 2*29 f. die über i, beginnend mit: tö i irpd qNUV^CV-
Toc dniqpepopevou ipiXouTai änecTaX^^vou toO i €l |ifk (lies litfu) ni
Twv nap' auTÖ t^vo^^vujv. s. 230—232 die regeln Aber o mit im
anfang: tö ö Ka8* dauTÖ 8v qpuivf'jevTOC diriq)€pOfi^vou iiiiXoGtoi'
öic, ötui, ö'iCTÖc. s. 232 die bemerkung über u : TÖ u irdciic kSfftn
äpxov 6acuv€Tai. Ict^ov bk öti £ttiti6€M€vov tö u toic bacuvofi^voK
(pujvrjecci ipiXr) (lies ipiXoi)*_Spoc oOpoc, öXoc ofiXoc. und glmä
darauf die regeln über (u: tö ui npö qpwvi'ievTOC \|iiXoiiTar ibdvsnr.
auf 8. 233 stehen die kanones über p und pp: TÖ p dpxov XfiCMC
dv (lies d€i) bacuvcTai, €i fif| £v övö^OTi Kai f| Trpibrn xal f| bcui^
cuXXaßf) dnö toO p dpxoiTO usw. und noch aaf derselben wAb
folgen sodann die Vorschriften über die aspiration der anlauteadi
dipbthonge: i\ öl 6iq>6oTTOC Iv TaTc urr^p ^lav cuXXopj^v X&Q
iliiXoCrai, €1 \xi\ dnö dncKTdceuic efr) i^ tö ja iirdroiTO nsw. d^
sohlusz endlich bilden die kanones über die pneumnta einsristf
redeteilc (s. 234 f.): ndca dvTujvuMfa Tpirov npocdmou cuZuTOCii
q)UJvrievTa bacuver ifdj cu T, i\iöc cöc öc, ^^oO coO od, i^ ci
it , i\xol coi oT (lies ol) , i\x6v cov 5v , i^ii ci I. irfiv dpGpov M
q)U)vrjevTOC dpxov bacuverai Ka\ bid toOto tö ifi ofi qnifACV 4pfl|MV
usw. bis : o\ cuvbccpot TrdvT€C ipiXoCvTai itXj|v toö f va xal oCve*
Kai £v€Ka Kai 6mujc (schieb Kai Sttujc nach Evexa ein) booiyopAfOTi
fjv dvTi ToO ddv. f^v dvTi toC iiVTiva, fiv (lies f(^ dvrl roO l^nc if
dvTi ToO f)i (lies i^ dvTi toö Qtivi). tö bk fji dvTi toO öfrdp)(Oi(ta
ÖTTdpxq). f\ (lies fj) dvTl ToO KaOö (vgl. EH. 416, 10). I| (taf)
dvTi ToG f (pn. 1\ dvTi toC €m€p (? vgl. AO. 1 193, 14. Elf. 415,S1>
Was uns hier vorliegt, ist eine von den quellen, s«s wskkn
das von Valckenaer publicierte lexikon laut seiner eignsn Ib«*
Schrift schöpfte und swar, wie alsbald erhellt, in der weiss dm
manche sehr wertvolle notizen nicht aafgenomi mrdn« dkM
OUldig: cttv und ec^top^krou «t^ mvw^4itw¥. 79^
quelle ist , wenn auch aohon mehrfiudi genumit doch lodi ninnals
ediert.
Zwar hatte JAFabricins angegebeni dasi sieh Theodorets weifc
*de spiritibas dictionnm ad ealoem graininaiay^ P^H^ai fft Alwandri
Scoti et ad calcem Scapnlae' befinde; aber adion Iriarte eodd. Matr»
8. 376 bezeichnete das als irrtom. die appoidiz des lexikons tob
JScapula enthält (wenigstens noch in der mir in geböte stdiendem
ausgäbe vom j. 1594) gar keine pneumatokgisehe abhandlnng. dte
grammatik des UrbiAus Ton Beiluno bietoi allerdings am sohlnss
(s. 788 der Baseler ausg. von 1648) einen absehnitt 'da spiritibna
dictionum ', der die ttbersetsung eines grieohisehen traetates ist»
aber das original ist nicht Theodoiei, sondern das betreSmde eapitel
in der grammatik des KLaskaris (der schlnss des ersten buches).
ürbanus hat zu dem was dort su lesen nur hie und da etwas hinsii»
gefügt, und noch weniger verdienen die lateinisehea aaweisongett,
welche in Alezander Sootus* grammatik Aber die spiritus gegebai
werden, Theodorets namen. £e in der appendiz des lexikons tob
Valentin Curio enthaltene belehrung ircpl mreufidTUiv endlich, tob
welcher Scholl griech. litt, m s. 180 meint, sie sei Tielleieht die
Bohrift des Theodoritos über die hauche , ist ein einfiMdier abdrodc
des eben genannten capitels in Laskaris' werk.
DieersteerwShnungeinerhandsohrift des Theodoret steht bei
Labbeus nova bibl. mss. s. 106 : *Theodoreti de qnritibiis in.eodice 29»
in quo et Magister de Attiois, Phumutus, Mnsaeus, eto.' im eatal»
bibl. Regiae Paris, sucht man yergeblieh einen codex der diese
Schriften vereinigte, nur im Parisinus 9603 findet sioh (oatal. II
8. 527) 'Tbeodoriti tractatns de spiritibns'. dieser traotatns aber
ist (wie ich durch die gOte Bonnets erfuhr) nichts anderes als die
Ton Valckenaer veröffentlichte compilation (mit starken abweichun-
gen allerdings in einzelnen Wörtern und ohne den schlusz; die letzten
werte sind im Parisinns : die ärrd ToO 6ic Ttvöficvov Korä cuvaipcctv:
8. 241 mitte der ed. Valck. in 4).
Glücklicher war die nachforschung in anderer riehtnng. schon
der alte catal. codd. Angliae et Hib. s. 7 hatte gemeldet, dasz im
Baroccianus 68 stehe *Theodoretus de spiritibus ex Herodiano TTa*
rpiKiiu 6eobu)piiTOC'. der neue katalog der Bodleiana s. 102 TervoU-
ständigte diese angäbe so, dasz klar war, auch hier seien die dedi-
cationsdiätichen des Kopenhagener codex zu finden, diplomatische
Vermittlung erwirkte, dasz mir die Oxforder hs. nach Heidelberg
gesandt wurde, und es ergab sich: im Oxoniensis haben wir, wie
im Havniensis, nicht das mischlexikon, sondern nur den Theodoretos,
allerdings mit einer ziemlichen anzahl von offenbaren Interpolationen,
aber auch mit manchem echten plus gegenüber der Kopenhagener
hs/, während an anderen stellen der Havn. vollstlndiger ist.
* für ein tolchet echtes plus des Oxon. halte ieh auch die lanl^
physiologische anseinandertetsnofr, welehe sieb in dieser hs. gleieh naek
den disticben findet und mit den werten begiaot: Tdhf yfiojtiiiäxwif e6
794
Oühlig: el^v und G€obuip/|Tou ircpl irvcufidniiv.
Ebenso ist 8eo6uipiTOu rrcpl TTveu^druiv im Lanrentiairat pLS
cod. 36 wahrscheinlich der wirkliche Theodoretos: denn Bnää
n 395 citiert das erste der Widmungsdistichen und beiwchnetihM»
fang TÖ ä dniqpepo^^vou (puivr)€VTOc 1i qmivn^VTUiv ^llXoilTlB. ^
gegen was Konst. Laskaris in dem erwähnten Madrider iiiaaiiicri|l
XCV fol. 128 (Iriarte s. 369) als OeobuipiTOU ircpl mrcufidnw ab*
schrieb, entspricht nach anfang (tö ä irpö laxnoO ^ltXo0^n) oi
nach schlusz (dTTÖ ToO öi'c Tctp T^veTai Kord cuvaipcciv* od {| ab»
TiKf) TÖv 6*1 V TÖv oTv »* Valck. s. 241 mitte) dem ValckenMCMte
lexikon, welches also hier, wie im Paris. 2603, fUechlidier weiiBi«
der einen quelle seinen namen erhalten hat.
Kehren wir jetzt zu der poetischen dedioation des TheodonlH
zurück, in v. 4 wird gegen Havn. und Oxon. um des metromi wflki
wol TexvonouXufxaBouc zu schreiben sein, aus gleichem grmiiJi
in Y. 5 dem TToXucx€b^ci ein v anzuhftngen ; aber des erste c Ai
Wortes lassen wir unangetastet und betraditen nicht, wie anderaM
geschehen, TroXucx€br)C als eine corruptel von noXucxibific Ariia
bietet der Oxon. das richtige £vl. in dem letzten Terse ist dsa idfin
des Havn., wie Egenolff bemerkte, aus fAvf)cTiv Terderbt: der OMa
hat dafür das prosaische ^vrj^iiv. von Wichtigkeit ist allein diei»
besserung des unter einwirkung des folgenden Terssehliisaas ^
standenen TdEiv am ende von v. 6. metrum und inhalt forden mi
der Oxon. bietet Tdciv. jetzt ist der sinn von ▼. 5 ff* dieser: 'dM
er [der gelehrte grammatiker Herodianos] hat die spiriias der mU
buchstaben [der sieben vocale und des p] behandelt nnd,
vielblättrigen büchern, wo er von der betonung jedwedes
redet [in der KaOcXiKf) Trpocuiöia]. aber er ordnete die regdn tum
die nveu^OTa nicht in einer fttr den gebrauch beqnt
dies ist der grund der abfassung des vorliegenden lexikons.
Wir haben also hier einen auszug ana denojenigsn
werke vor uns, welches, wie über die acoente, so Aber die
die genauesten und gelehrtesten angaben enthielt, nnd es IH M
auszug, der vielfach mehr bietet als das ezcerpt am schli
Arkadios. wenn nicht etwa die unter Ghoiroboakos
tenen tractate nepi nveu^druiv^ noch besseres material lisÜBni«
irdvTa btd tuiv aöruiv ^epulv toO ctömqtoc £Kq>UfvoO|ACv. aie
Paris. 1270 fol. 235—236 gesoudert unter dem titel: 6CQft«npffSe
Tpa^^dTUJv.
B im Vat. 883 steht 'Choerobosci Über de splritibns'
tius de Georgiis (n. XIII de Georgio Choerob.)» im Vindob.
robosci de spiritibns seu acceDtibus' naeh Neuel IV a. 14ftp te
96 fol. 138 uuipTiou ToO XoipoßocKoO ircpl irvcuiidruiv, endUeh
Laiir. LVIl 34 an einen tractat irepl TÖvurv tK tÄv XoipopoOBSO
Kai ^T^pujv, wie die von Bandini augefÜhrten tehlutaworte Belc«
über die Spiritus angeschlossen, (dasi voaTryphons ^
ir. irveufidTiuv mehr als fraf^mente auf nns gekommen aeieB. iaft
unwahrscbeinlich. Arthur von Velsen hielt nach einer ^lUs te
der Laskarisscben erammatik fQr roöglieb, das« das»
Tor^clegen habe, doch Laskaris hatte anter Trypho—
OUhligi ctiv and dcobw^^trou iri|il mnn^ndmmß. 795
wird sich, meineich, auf Theodoreioe in trtitr linie dit
reconstruction der Herodianisohen pnenmatologie aaf-
baaen rnttssen, welche sogleich in allem weeenttiohen dia tob
-ans ZQ adoptierende lehre von den griediiichen iiMritiis aeai iniias»
Wäre nur unser lexikon, wie es nns im Harn, und OxOtt« Tor-
iiegt, nicht so schauderhaft oormmpiert! hoffontUeh kommt nodi
«US andern manoscripten hilfe. sonst blitba der eo^jectnr Tial a«
thon übrig.
Der anfang von € lantet im Ha?a. : TÖ t frpö ^uiVficvTOC bocu-
^OM^vou TrXcovd^Iov iieToXafiBdvci tö bacö itvcOmOi Tva }ii\ ioMi
X^Eei ÖTroTdccotTO f| baccta uir€craXfi^u toO f dK nop* dimook
«ol ToO eCltoc Ka\ €0av koA cCoi clev. toOto bi AiroXoriov fx^t«
biÖTi ßaKxiKd dcTiv i^ q(€TXiacnicd* ol t^p q(€TXtd2ovT€c oO mrrd
<puciv xpuüvrai toTc rdirotc (lies idvoic) i^ Tok nvstfiiaciv* dXoTol
Tiv^c eiciv a\ tvuv ^eOuövruiv i^ Xuccidvriuv i^ cxcrXiaCdvTUiv 9ttivaL
TÖ bk Ivxox xaX iviote (hier mOssen mthrevs worto ansge&Uen sein).
ivToOOa \iiy rrcpl toO € bioXofißdvoiicv, in £v M^cqi ixfnxi Tf|v
bacciav. it€pl hk tö ti\oc toO pißXtou po6qcÖM€6a 6irou ipiXfjv
tx^^ ^v ^^cip (im Uavn. sucht man aber nach diesem ende des boehes
Tergeblicb). fvOa fiäXXov mcT^ov (lies iricreurfov) oiM^ irapa-
bciTMara toO € fieTaXa^ßdvovro Tf||v bacctev* <c i6c (cod. focX
cic Ictc, djpu) (lies Apuiv) di&puiv, llvbcrve iilkvbavs, fiNiv fi)Kev, €pca
lepca. iv TouTotc jap irfici t6 |iiv c fiCToXopipdvov Tf(c bocckic
(lies Tf|v baceiav) baciWerai. f| totp boccta dvoXuo|i€vi| cic bocetav
Kai i|iiXf|v dvaXOcTar Cbva Cebvo, A ^, lo Cco (so), fi i/j. die
interessante und zugleich stark cormpte stelle fehlt gans im Oxon.,
der seine regeln über das € erst mit TÖ € TTpi ToO ß beginnt die
ausftlllung der lücke nach iv(oT€ wollen wir heute nicht berühren
und nur auf anfang und ende der stelle unser angenmerk richten«
*da8 €, welches einem (anlautenden) mit scharfem hauche gesproche-
nen Yocale vorgeschlagen wird, übemimt den asper.' so lautet die
regel, zu der zu vergl. Lentz 'pneumatologiae elementa' s. 670, und
die beispiele folgen am schlusz. aber was bedeutet Iva fifj AirX.
X^Eci usw.? hier hilft erinnerung an Apollonios syntax s.820, 1:
*die daseia in der mitte von bx&n und koMti genügt nicht um in
beweisen , dasz jede der beiden conjunctionen aus mehr als 6inem
wort bestehe : inti oub^v diodXuc TOic C€Cftfi€iui|i^votc 6|ioio adrd
xaOiCTacOai (denn sie konnten sehr wol den ausnahmen gleich ge-
staltet werden, den werten welche ausnahmsweise einen spiritos
asper im inlaut haben), Ttp €Öot eKv KoA lil v^ irop' *ATTlicok
Tadic' demgemftsz ist der finalsatz bei Theodoretos xn oorrigieren :
Iva pf) <^v> dTiXQ X^Eci örroTdccoiTO f| baccta tihKcraX^^u toO
Tadbc TTQp ' 'ArriKOtc kqI toO dSioc ica\ eCäv Ka\ cöoT <Kal> eKv
(über die betonung von cCdv und €ÖoT s. ebenfalls rhein. mus. XIX
oichu mehr als was er auf fol. 148— ISO des Ifatrit. 9S abschrieb, nnd
dasz hier im gUDstig^tten falle doch aar eseerpte aus dem alten werke
stcheD, seigt tchon die foliehsahl.)
796 GUhlig: el^v und G€o6u)p/|Tou ircpl irvcuiidrutv.
8. 37) : ' das einem anlautenden , mit spiritns asper gespradsHi
Yocal vorgeschlagene € übernimt den aaper, damit Tarhlltetvwli
dasz der spiritns bei einem einfieushen (nid&t «laAamwim^g i « )
wort im inlaut (nicht im anlant) erscheint anszer bei den ihnonMi
Wörtern . • •'
Da steht nun das versprochene neue testimoniniii Air die iili^
aspiration von elfv. denn hoffentlich wird es niemandem ««fc^^
weil das wort hier (w^l durch confusion des Theodoretos) dea f»
XiKoTc oder cx€TXiacTiKoTc zugezahlt wird, neben dem hekanstw
ein Dionysisches oder ein elev des entsetzens aasanehmen, flr wd-
ches allein die notiz gelte, einen solchen Zweifler verweise ick ml
die früher besprochenen stellen: Bachmanns anecd. I 208, 10; mM.
zu Dion. Thrax 949, 1; EM. 296, 44 nach der Schreibung des Bifr
leianus — und auf ein noch nicht vorgebrachtes zeognis,
das klarstredende von allen ist.
Der kenner der byzantinischen grammatischen litleraftiir
dasz mit derselben genauigkeit, wie die beliebten proCanen
steller, sachlich und spradilich commentiert worden ist ein
lieber autor, Gregorios vonNazianz, sowie auch ans ihmii^
lehnte beispicle für grammatische regeln neben HomeriechsB i^
treten, scholien zu den reden des Gregorios sind in sahlreichen
finden und sind zu einem guten teile wegen interessanter
(besonders mythologischer) und grammatischer notixen, wel^iM
ftlterer Weisheit stammen, der Veröffentlichung wert, über niisdiMi»
der art ein anderes mal. zu dem edierten gehlSren aaeh seholisa, äi
Albert Jahn aus den Monacenses (Augustani) 499 nnd 904 SM^
piert und veröffentlicht hat in einer samlung, in der man sonst kssB
der benutzung neuer hsl. quellen begegnet, der Migneschen colliirtks
der griechischen kirchenväter. hier losen wir bd. XXXVI s. 914C
folgende belehrung zu einer stelle des £iriTäq>ioc cic t6v |i£iw
BaciXeiov aus Monac. 499 fol. 89 "" nnd 204 fol. 45' : clcv* TB&n
^^v oirrujc' f| (?) iK 7rpoci|jbiac Kai toO jrv€ii|iaTOC Kai Ti i|C
cnM<>ciac fcTQi q>av€pä. toO t^P TrpuiTou €i MiiXou|i£vou «al mf^
C7TU)M€voU; ToO bk bcuT^pou bacuvo^^vou — ofiruic xäp ol iix^sal
TTpocdtouct KQi Td dKpißfi bciicvuci Tujv dvnTpdq>uiv — {cfB ll
bTiXou)Li€vov dvTi ToO uitdpx€i £v Tulv clpiifi^vujv [cod. 304 AisinB
£v, (pr\cl, toCto t6 etpnjüi^vov]. TTopanipil'T^ov Top * tbc fSM adüi
inipprma 8v cuvraKiiKÖv xai TrcpiopicTiKÖv] oök ^ttI avanodCB
TeXeiou Xötou , dXX' öti [204 addit ö eTcv cuvbcqioc] ical frcpoi
S204 addit Ti] lmq>ip^Tai \ifoy [204 imqpN^puiv iiriA^TcräiJi ir
^PX^ bk XÖTOU eäpicKÖjievov dvrl irapaKeXeOccuic elpfina, fifiobc
Tip aT€, Tcujc dvTi ToO €Ta, xard Tpoirf|v toö a ek i die
£v€K€v. bei ToC beuT^pou bacuvcfi^vcu hat man dana sn
dasz der buchstab € früher den namen 6i führte, statt ol
TrpocdTOuci ist vielleicht zu schreiben ol T. npoCTdrroua.
oÖtuic . . dvTiTpdcpuJV sind als parenthese an» u dsr
von 204 ^Tripprma öv usw. gehört hinter das fo » od«, te M
GUhlig: ctiv and B^oibmpiltnfo «tpl mva9^ditw¥. 707
zu beachten, dasz cTcv nicht etwa als ein adTerinam der Tenbadue*
düng und abschlieazong beim anfhOran einer voQatlndfgn rede ai^
gewandt wird, sondern dasz clev ooignnetiim ist nnd am ende einee
Satzes in der weise gebraucht wird, dasi ee nodi etwas andenff
nachbringt.' dies wftre der sinn der lesart in 204, weldie alhordiaga'
vielleicht aof Interpolation bemfat in der sdiveibong von 499 tat*
jedenfalls das £iru|^p€Tai X^jov verderbt nnd wol (lUlfe^niellt SM
das echte bietet) in £mq>^pet 6 Xix^w xn indem.
Zwei etymologien von cTev werden hier TOrgetragen: dls^
eine, an die heutzntage niemand gknben wird, bringt es entspredieiid'
der interaspiration mit Cv sosammen, die andere stdlt eeia eTo,
indem bemerkt wird , wie andi sonst a mit cv vertaaaobt wttd»'
(denn am Schlüsse ist doch wol m schreiben KOrd Tpoiri^V TOO o dc
ev). die erinnerong an weitere w<dbekannte beispisis der ver«
tauschong des a mit €V (oder yielmehr dea cv mit o) madit das in-
sammennehmen von clev nnd cTa vielleieht reeht plansibeL doeh
ganz unberflcksichtigt ist dabei geblieben die interaspiration« denn
von eld berichtet kein alter grammatiker« das verstlndigtte wird'
also wol sein gar nicht henideiten, weder ela von cTcv, noch cIcv
von ela, oder von irgend einem andern grieehiaehen oder barbari-
schen werte, wie man sich ja auch bei andern inteqeetionen nidii
unterfängt zu etymologisieren, jedenfidls fest aber stdd jetrt, denke
ich, derjjpjrituM asper, mit dem ^— iwtt^^f-^-gaaprpdhen würfe.
Endlich noch ein wort über ein drittes pnenmatisdheslezikon
des Havniensis, welches auf Theodoretos s. 937—242 folgt und ohne
regeln einfach worte aufzählt, die mit dem Spiritus asper beginnen.
hier erscheint die gute tradiücn in bedenklichster weise getrttbt,
zum teil durch halbe gelehrsamkeit unter den mit dem asper ge-
sprochenen Wörtern steht auch doXXiZovTon und 4di cuTXUip^ xal rö
nap' auTÖ ddcac und iyi elvi, dinge wie man sie auch in deranweisung
über die bauche lesen kann, die Emanuel Miller auf dem Athoe
fand und in dem 'annuaire de Tassociation pour rencouragement
des Stades grecques' VIII s. 225 ff. publiderte. da der Spiritus asper
nicht mehr sache der ausspräche, sondern nur noch des gelehrten
Wissens war, so wandte man ihn gern an, um sich als gebildet su
legitimieren, und begieng fehltritte, die an die heute beliebten
erinnern : Athmosphäre und OfUMogie^ Eurgpides und KljftUk.^
I
* als eine aof halber ftelehrsamkeit beruhende pstudodasela sehe
ich aoch die aspiration des namens des siebenten bachstaben an, die
aus der Überlieferung über den wert des H im Kltern aipbabet eatstand.
ieb finde sie an drei stellen gelehrt: 1) im 05tlliafseben sor. Theo-
dosios s. 7, 30 t6 fjra bi, t6 o^|ia ToO CToixcIou, bocOvctm, on irap*
dpxoioic ö Tutroc ToO H iv T6in|i (lies Töin|i) boccioc licerro, dkirsp mil
vOv Tolc iraXai6lc *Pui|umi(oic. t) im lesikoa vom Atbee s. SS7 CK6irT|C0V,
<piX€, vouvexilK Kai f{ra t6 CTOtxdov. S) im drittes lezikon des Hav-
niensis s. 239 f^TQ, övofia CTotxciou, 6Tt oiM^ldv Icn Tfjc teccioc im
Valckenaerschen lexikon dagegen steht s. ttS t6 H icp6 ToO T i|aXoOTm*
f|Top 1^ H>ox^« ^i^rpov t6 ^(mip Ik ^ (wcpov, I|to t6 creixüev.
798 Philologische gelegenheituchriften.
Das vorstehende ist zum grOaten teil Bdion im BOiiUMr 187)
niedergeschrieben worden, da begab sich folgendas. all idi ii
Trier mit freund Studemund zusammentraf, berichtete ick ika
von meinem funde im Kopenhagener codex und seilte ihm eiaifi
excerpte aus dem Theodoretos, die ich bei mir tm^« er aber hobt
aus seinem rock ein blätterconvolut in folioformat und zeigte ma
denselben pneumatologen, den er in zwei Yaticani entdeckt imd al^
geschiieben hatte, und er hatte sich nicht auf die entiifiemagi-
und abschreibearbeit beschränkt, sondern — doch ich habe Biäk
das recht specielleres auszuplaudern, abo nur dies: die an^giki
des Theodoretos ist Yon Studemund in der weise Torhereiteti wie«
philologische aufgaben anzupacken pflegt, ich soll nach
wünsche bei der fertigstellung mithelfen, doch mir wird, a
von der mitteilung handschriftlichen materials, wol nicht viel lo tkm
übrig bleiben, den vorstehenden aufsatz aber meinte ich trotz im.
was kommen wird in die weit schicken zu sollen, weil er janck
über andere dinge handelt und weil es nicht unpaaeend eradiedi^
das philologische publicum im voraus darauf, dass eine neaeqncfli
für einen recht interessanten teil der griechischen Sprachlehre eslr
deckt ist, aufmerksam zu machen, es auch nichts schaden km,
wiederholt auf die belehrung hinzuweisen, die wir von den griechi-
schen nationalgrammatikem zu empfangen haben.
[Von den das Valckenaersche lexikon enthaltenden Parislai IfM
und 2603 liegen mir jetzt dorch die g^üte des hm. Lebiqae, ciMi
Schülers des nrn. Oraux, mit gröster Sorgfalt gefertigte collaüoaea nVf
welche zeigen dasz die üb erlief erangen dieses Wörterbuchs sehr iMA
Ton einander abweichen, correetumacktrag.]
Heidelberg. Gustat üblig.
(68.)
PHILOLOGISCHE GELEGENHEITSSCHRIFTEN.
Augsburg (studienanstalt bei St. Anna) Christian i Cron ei
ad Eduardnm Oppenrieder collegam emeritam [ttber Hör. «et I
4, 81 ff. und Plat. Oorg. 447^]. drack too J. P. Himner. UHL
27 s. gr. 8. — Chr. W. J. Cron: rede lar Wittelabacher Mm m
der k. Studien anstatt bei St. Anna am 6n angost 1880 grhsifr
druck von C. Reichenbach. VIII n. 14 s. gr. 4.
Bayreuth (studienanstalt) Frid. Schmidt: de Elinhardo Saetonfi W-
tatore. druck von M. Poessl. 1880. 36 s. gr. 8.
Berlin (univ., lectionskatalog winter 1880/8 i) J. V ah lern adnotaÜMNi
qunedam ad ignoti scriptoris libellum qai est de sablimitata. fi^
mis academicis (G. Vogt). 18 s. gr. 4. — (doctordlMertaSioMi^
Georg Julius Schneider: de Diodori fontibus (Ubr. I— IV). iii1^|
▼on W. Weber. 1880. 77 s. gr. 8. -^ H. Hildesheimar: da ttN
qui inscribitur de viris illastribns arbis Ronao qnaeatfoaaa hM^
ricae. acccduut yariae lectiones trium codicum adhuo ia anv
non yocatornm. verlag von Mayer u. Müller. 1880. ÜA n ffr. iL
Breslau (univ., lectionskatalog winter 1880/81) Aagaati Raiffer*
scheid ii coniectanea nova [zu Horatias, Donataa eoaSL Thw
iT€pi ii\|f0uc, Dionysios v. Hai., Anna KomnenaJ. — (r
Philologischa gelagenheiftiiehtiltai. 790
tationen) Joseph Starker (auf Keine)! da MMMphyUeibve Alhe«
Diensiom. dmck tod F. BiUir in Neieie (reriaf t «i AderiiolB Ui
Breslau). 1880. 66 s. gr. 8. — Theodor Heine: dn rmlioM qnnn
PUtoni cum poetis Graeeomm intereedit, qni ante enn» flowernnt.
▼erlafr von W. Köbner. 1880. 73 •• gr. 8. — Qeorf Wieeowa
(aus Breslan) : de llaerobii Satnmaliomni fontibns cnpitn trin. rer-
lag von W. Köbner. 1880. 69 s. ffr. 8. * Hngo Linke: qnnestionet
de Macrobii Satnmaliomni fontibns. Torlaf Ton W. Köbner. 1880.
68 8. gr. 8.
'reibnrg im Breisgan (nniv., inr gebnrtstngefeier des grenhenogt
9 sept. 1879) Bernhard Schmidt: die thorfirage in der topo-
graphie Athens, dmck Ton B. O. Tenbner In Lei|äig. 44 •• 4. —
(gymn.) A. Danb: de Endodae Tiolaiii In Titie Mriptomm Qme*
corum fontibns. dmck Ton Ch. Lebmann. 1880. 94 ■. gr. 4.
Irimma (landessdinle) Ernst Koch: die sage Tom kals^ Friedrieb
im Kiffhäuser nach ihrer mythischen, historiseken «nd poetlieh-
nationalen bedentong erklftrt. dmek Ton CKSasfer. 1880» 40 s. gr* 4.
[alle (aniv., lectionskatalog winter 1880^^1) Henriei Keilll oratio
de unirersitatis Halensis historia antiqnissinin d. XX s. Mnrtil
habita. dmck von Hendel 8 s. ffr. 4.
[ambnrg (geographische gesellsdiait) J. Claesent mltteilnngen to»
einem besuch in Olympia, rortrag gehalten aa 10 jnni 1880. 16 s.
gr, 8 mit einer steindmektafeL
[eidelberg (oniv., doctordiss.) Emil Perino (ans lfe&nheiin)s de
fontibos vitaram Hadriani et Septiniii Sererl imperalonun ab Aelio
Spartiano conscriptamm. dmek Ton Oilffer In Fielbnig» 1880.
44 s. gr. 8. — (gymn.) Alfred Hllgard: de nrtia mmnwtlene ab
Dionysio Thrace eompositae interpretationibna Tetenbne In elnfnloe
commentarios distribnendis. acoednnt eiplientionee Ineditne. mek
von B. O. Teobner in Leipsig. 1880. 68 •. gr. 4.
ena (uniy., lectionskatalog winter 1880/81, sn^eieh snr beglfielnrtln-
schung von Karl Aogust Hase zn seinem 60jKhrlgen amtsJubiUnm)
Manricii Schmidt de Caroli Lachmanni stndiis metrieis reete
aestimandifl. druck von Ed. Frommann. 16 s. gr. 4.
Kaiserslautern (stiidienanstalt) Clemens Hellmnth: emendations-
versache su Ovids metamorphosen. druck von Ph. Bohr. 1880.
36 8. lex. 8.
iel (univ., zur Geburtstagsfeier des kaisers 80 mürs 1880) EdnardI
Luebberti diss. de Pindari carmine Pythico secnndo. dmck von
C. F. Mohr (P. Peters). 88 s. gr. 4. — Eduard Lfibbert:
Alezandria unter Ptolemaeus Pbiladelpbns und Euergetes. rede
. . gehalten am 20 mftrz 188a 16 s. gr. 4. * (doctordiss.) Carl
Bock (aus Ratzeburg): de metris Horatii lyrieis. verleg von
£. Ehlers in Rendsburg. 1880. 71 s. gr. 8.
unigsberg (univ. , doctordiss.) Georg Lühr (ans Brannsberg): de
P. Papinio ßtatio in silvis priomm poetaram romanomm Imltatore.
druck von J. A. Wiehert in Brannsberg. 1880. 68 ■. gr. 8.
remsmünster (obergymn.) Adalbert Ziegler: die regierang des
kaisers Claudius 1 mit kritik der quellen und hilfsmittel. II teil.
druck von J. Feiehtingers erben in Lim. 188a 61 s. lex. 8. [teil I
eracbien 1879.]
[annheim (fcymn.) Erotemata graromatiea es arte Dionysiana orlttttda.
mAiiinam partem nunc primnm edidit Petrns Egenolff. dmck
von H. Hogrefe. 1880. 44 s. gr. 4.
larburfT (uuiv., lectionskatalog winter 1880/81) Leopoldi Scbmldtii
supplementum qnaestionis de Pindarieomm earminnm Chronologie.:
druck von R. Friedrich. 13 s. gr, 4. — F. Philippi: snr reeon-
Btruction der weitkarte des Agrippa. mit 6 antographlerten karten-
skizz^n. P:iwertscbe verlagsbadih. 1880. 86 f. gr. 8.
gOO Philologische gelegeoheitsBchriften.
Mciszen (landesschale) Epistolae aliquot reotoram Afranomm, eici-
dendas curavit Th. Flathe — karie geschichte des bans nad der
eiuweihang der neuen gebäude der landesschule von H. Petir
druck von Klinkicbt u« sobn. 1880. 46 a. gr. 4.
München (akademie der wiss.) H. Brunn: troiache miacellea. lU
aus den sitsungsberichten 1880 I 2 [Sarpedon oder Mcmnoa? —
eine Achilleis — Briseis und Pelens — Parisurteil und ApoUoH
ankunft in Delpbi]. druck Ton F.. Straub. •• 167 — 216. gr. 8. — Wil-
helm Meyer: die Urbinatiscbe samlung tod aprachTenei du
Menander Euripides und anderer, aus den «bhandlongan 1 d
XV bd. II abt. s. 399—449. gr. 4. — (Wilbolm:»gynin.) Frid. G«k-
hard: de Platarchi in Demosthenli yita fontibna «e fida. dnck
von H. Kutsner. 1880. 66 s. gr. 8.
8t. Petersburg (akad. der wiss.) Moria Schmidt (in Jena): fii
parodos der Septem, aus den M<£Ianges Grdco-Romaina t. IV B.ftlS
—666. 1880. gr. 8.
Prag (Neustädter staaUgymn.) Leopold Eysert: Ober die aehtkiil
des prologs in Euripides Ion. druck von D. Kuh. 1880. t4i. In.!*
Soest (gymn.) Karl Goebel: über den Platoniacfaen Pannfaldft
druck u. Verlag von Bertelsmann in Qntersloh. 1880. 48 •. ffr. I.
Stettin (cur begrüezung der XXXV versamlung deutscher philoSigH
und Schulmänner 27—30 sept. 1880) FesUohrift dea Stettincr itail-
gymnasiums . . druck von Herrcke n. Lebeling. 7i •• gr. 8 [iabüt:
Franz Kern: zur Würdigung des Melissos von Samoa t. l^tt;
Frid. Herbst: quaestionee Taciteae s. 86—38; Leopold Braii:
dKOTOC s. 39—72]. — (im namen des Marieogyma.) Keinen Phsfi-
facetus. addita versione Sebastian! Brantii recenauit Hugo Leackt.
druck von F. Hessenland. 36 s. gr. 8. — (gesellachaft für ponueaneki
geschiebte und altertumskunde) G. von Bfilow: beitrtge nr|^
schiebte des pommerschen Schulwesens im 16n jahrhundertib dmfc
von Herrcke u. Lebeling. 83 s. gr. 8.
Straszburg (lyceum) Ferd. Hüttemann: die poetie der Oed^»
sage, erster teil, druck von R. Schultz u. comp. 1880. 81 a. fr.l
Straubing (studienanstalt) Franz Xaver Pflfigl: daa Utetabhi
nprichwort bei Plautus und Terens. Lachneraehe bnebdrnohmL
1880. 44 B. gr. 8.
Utreuht (gesellschaft für kunst u. wiss.) I. M. J. Valetoa: de P^jWI
fontibus et auctoritate disputatio critiea. dmek von J. wmm B&Jtr^
hoven (vertag von J. W. Leeflang). 1879. VIII o. 871 a. gr. 8i *
Lapidum de dialecto Attica testimonia collegil «tque diipifril
H. van Herwerden, verleg von J. L. Beyers. 1880. 88 s. |r.i
Wien (akad. der wiss.) Max BOdinger: Klean bei ThnkjdidezL ila
kritische Untersuchung, aus den sitauiijnberlehien der nbiL-hiiL
cla88ebd.XCVIs. 367—412. in comm. bei C. Qeroldt söhn. 1880. fr.l
— B. Dombart (in Erlangen): über die älteaten easfnben dsrl^
structionen Commodians. ebendaher bd.XCVIs. 447— 478« 1888. |r.ft
— (Franz-Josephgymn.) Josef Egger: Stadien snr feeeUebtoda
indogermanischen consonantismus. I. dmck Ton Oistel
1880. 32 s. lex. 8.
Zürich (univ., doctordlssertationen) Thomas Mett euer (Arg«!
de Piatonis scboliornm fontibus. druck von Züreher u. Furrer.
122 s. 8. — Alfred Snrber (ausZarieh): die
historisch-vergleichende untersucbong aar bestimmun» der
von Ov. met. VIII 270—646. vorlag von MoTer u. Zeller.
128 s. 8.
Zweibrücken (studienanstalt) Ludwig Krauss: de vitevai
toris Othonis fide quaestiones. druck von A. KranibBUer. IW
62 s. gr. 8.
ERSTE ABTEILlJNa
FÜB CLASSISGHE PHILOLOGIE
HERAUSGEGEBEN VOK ALFBBD FUECKEISEir.
107.
DIE EINFÜHRUNG FBEIIDEB GESANDTSCHAFTEN
IN DIE ATHENISCHE VOLKSVEBSAMLÜNG UND DIB
PBOCHEIBOTONIB.
WHartel bat zuerst im zweitra hefte seiner 'Demoethenisdiea
Studien' s. 46 ff. nachzu weiten gesucht, dsss in Athen bei einfUi*
mng Yon fremden gesandten der rath erst der antorisation duroh die
Tolksversamlung bedurft habe, um über ihre antritge ein probulenma
beim volke einzubringen, und dasz diese autorisation mit dem namen
iTpox€ipOTOv(a bezeichnet worden sei. in den spftter erschienenen
^Studien über attisches Staatsrecht und urkundenwesen' (Wien 1878)
bat Harte! die notwendigkeit einer solchen autorisation für alle an-
trSge, die vom rathe an das volk gelangten, zu erweisen gesucht.
alle von ihm fOr diese ansieht Torgebrachten beweisgründe sind je-
doch von GGilbert in diesen jahrb. 1879 s. 225 ff. für nichtig erklftrt
worden, dasz auch in mir manche bedenken g^gen die stidihaltig-
keit derselben aufgetaucht und auch durch die zweite schrift ni<^
beseitigt worden sind, habe ich in einor recension der letztem in der
Jenaer LZ. 1879 s. 263 f. angedeutet aber auch die widerl^g^ung
der Hartelscben hjpothese durch Gilbert hat mich nicht in allen
puncten überzeugt, und es sei mir daher gestattet die sache noch
einmal einer prüfung zu unterziehen*
In den Studien über att Staatsrecht s. 59 iL teilt Hartel die er-
haltenen attischen decrete aus der seit nach Enkleides in drei gattun-
gen ein : 1) rathspsephismen, 2) probuleumatisohe decrete, 8) Tolks*
decrete. die rathspsephismen sind charakterisiert durch die sanctio-
nierungäformel iboie T^ ßouX^, die auf die motifierong im ein-
gange des eigentlichen beschlusses folgende formel £i|iT)<pic6at tQ
ßouXQ und das summarium f| ßouX/| am schlusz, wfthrend die Tolks-
decrete an den entsprechenden stellen (bolt Tiji öAMH^« bcböxOcn Tip
J«hrbQcher für clMt. philol. 1880. hfl. lt. 52
802 AHöck: die einführuDg fremder gesaudtschaften in die atheniide
brmqj und ö br^^oc haben, die probuleumatischen decrete haben ik
sanctionierungsformel (hole, Txji ßouXiQ xal Ti|i b/i^qi and du warn-
marium f] ßouXfj' ö bn^oc, am anfang des eigentlichen bedchliUNS
dagegen eine längere formel, die Hartel die probuleamatisehe fiff-
mel nennt und die, abgesehen von einigen Varianten, folgender-
maszen lautet: dipiiq>ic6ai T^ ßouX^' Touc irpo^bpouc, cü fiv Xoxttia
Trpoebpeueiv dv t{\> brJMip eic ttiv npurniv ^KicXTiciav, npocuTOTcnr
TÖv beiva Kai xpim^iTicat * Tvu)^TlV hl Eu^ßäXXccOoi rfic ßouXfic de
TÖv bfi^ov, öix bOKei tQ ßouX^ (vgl Hartel s. 166 ff.)- ^^^ ™^*
schied der probuleumatischen und der volksdecrete definiert Hirtd
s. 236 ff. dahin, dasz die letztem volksbeschlüsse enthalten, an den
materiellem inhalt der rath keinen an teil hatte , die proboleamith
sehen decrete dagegen volksbeschlüsse, fUr welche ein init bestimB-
ten vorschlagen versehenes probuleuma die grnndlage gebildet hatte.
in diesem puncte stimmt Gilbert ihm im ganzen bei. weiter aber
sucht Hartel aus diesem unterschiede zu erweisen, dasz jeder g^goi-
stand, der vom rath an die volksversamlung gelangte, einer doppAn
lesung unterlag, und dasz die probuleumatischen decrete das resiiltit
der ersten lesung (procheirotonie) , die volksdecrete das der iweita
enthalten, da nemlich die probuleumatischen decrete nicht nths^
sondern volksbeschlüsse sind , müssen nach Harteis meiniing dk
Worte €ic Tf)v TrpüJTiiv ^KKXriciav in der probuleumatischen fonad
nicht vom standpuncte der rathssitxung, in der das sa grvak
liegende probuleuma abgefaszt ward, verstanden werden, sondn
vom standpuncte der volksversamlung , in der es verlesen und (m
erster lesung) angenommen ward.
Gilbert hat diese Interpretation, wie mir scheint', mit ndka
recht verworfen, er weist darauf hin, dasz die athenischen ratb*
bchreiber , die bis zur mitte des vierten jh. vor Ch. mit jeder piy-
tanie wechselten , in der abfassung von Urkunden natürlich wwf
gewandtheit besaszen und die arbeit sich dadurch erleichterten, dm
sie, wenn dem aufzuzeichnenden volksbeschlasz ein probnleiiBi
materiellen inhalts zu gründe lag, einfach die sanctioniemngsfonMl
fboEe Tf) ßouXQ in £boE€ Tfj ßouX^ kqI Tifi bn^tp änderten, im flhi-
gen aber das probuleuma, so weit es die zustiommng des Tolkes gt*
funden hatte, wörtlich abschrieben und etwaig^ ftnderpngea !■
Schlüsse hinzuftigten. wie sehr die Schreiber sich an den wortM
des probuleuma anzuschlieszen suchten, zeigt besonders das VM
Gilbert angeführte bcispicl CIA. 1 40. es ist daher sehr wahrsehsir
lieh , dasz auch in der sog. probuleumatischen formel die werte dc
THV TTpu)Ti]V dKKXr)ciav als worte des probuleuma aafsnfiusen vi
vom standpuncte der rathssitzung , nicht der volksTersamlu^ n
verstehen sind, zumal da die worte i^inSP^cOai t{| ßouXQ und jyfbßp
bi EupßäXXeceai inc ßouXfjc eic tov bf)M0V, ort boKEl tQ ßouXf mt
in einem probuleuma berechtigt sind, dennoch glaube ich, d«
Hartel von der notwendigkeit dieser interpretation dnrdh die sm^
fuhrungen Gilberts nicht überzeugt sein wird, sagt ja doch Gilb«t
volktvettamluiig and du |inwhe)iot<iDi& 808
bst s. 299: 'jedenfalls wird man di« mSgliehkcit diewr Iw
huDg zugeben mDsaen.' aber suofa nach meiner melaaiig ist die
Ibertäche Interpretation nicht nur mflgliidi, tondern die tinzig
Sgliche. nach der Interpretation Hartele hKtte die probnlenmatiidie
Tnel dieselbe bedeutnng wie die in volkadecreten sich biawwleo
dende formel nepl fikv ToÜTun Tf|V ßouXi\v npoßouXeikaconr
■veTKtiv elc TÖv &f|(iov elc Tf|v wpumiv iiodliTctav (vgl CIA.
65 und die Andern beiaiüele die Hartel a. 183 IL saaammeiutellt),
>durch der rath beauftragt wird, Ober einen gegenitaad bei dn-
cheten volksvenamlang ein probolenma tüuubriiigai. hatte aon
r rath einen solchen auftrag Tom Tolke erbalten, so wird niemand
luben dasz er dann erst wieder beim volke Vorfragen mntte , ob
demselben beliebe in einer folgenden voHurerseulong fllwr die-
a gegenständ zu verhandeln, und doch finden wir in dar imdirift
A. II 76 die eben erwShnte formel in folgender weiee mit der
obuleumatischen formel verbnnden; Ebo£€V tQ ßouXQ nod li^
^fiui] . . ^TiEibf) 6 bf^r^oc £<|f^<picnu iT]p[oßou]Xevcacav i^M [P<
,v iteveTKetv eile töv [b]^jiov-. . ii|»f|(p([c6ai "rifli p[ouXfl' fla
loebpovjc, ol [äv -nrrxdvuKi wp]<Mbp€uovTtc €[U ■rtiv irpiui ,
(xXnctav, npo6{iv[at irEpl ToÜTwjv* [fvlUi^Tiv [M E]ufi[ß(!iXXecSai
w. nach der anficht Harteis Ober die ptobnleamatiaehen deorete
Irilti man hier eine doppelte autorieation de« rathea doreh du Tolk
nehmen mOsscn, eine in einer frOhem TOlksTenamlnng erfolgte
\d eine die durch das vorliegende decret benrkundet wird, da aber
ae sokb« annähme im höchsten grade nnwahrschetnlich ist, kann
iD in dieser Urkunde die worte clc Tf|v npidniv 6ncXric(av nnr
m sUndpuncte der rathssitiung aus Terstehen , und da niemand
.ran zweifeln wird, dasi die probaleumatische formel in allen nr-
indcn denselben sinn bat, ist die Hartelsche Interpretation dersel-
;n durcli diese inschrift als unzulässig erwiesen.
Ein probuleumatisches decret ist es, Ton dem die nntenachnng
arteU über diese frage in den Demosth. stndien aoigeht, nemlieh
LS decret Über dun frieden mit Dionjsios I von Syrakns am dem
368 'G7 vor Ch. (CIA. II 51), dessen worte von z. & au folgender-
aszen lauten: nepl iliv ol npt'cßeic o[i | iiapä) Aiovu[c]iou i^Kov-
e]c \tToua[v], btb[öx|6ai ^i)]l ßouXij- irepl plv iiliv Tpa[M]Mä'
luv, I ilfv f^Ttsjuqjev Äiovücioc, [rf^t] o[iK]oboti[iae | toö ve](jj
li Tf|c tipii[v]r|c Toüc cu[ji]f»ü[xouc | b6TM]a ^E€Vt[T]«[tv elcl
IV btlMOV, [Ö Tl fiv I ClÜT0]ic ßou\eu[o]jl[^]vOl[c bOK]l3 lSpi[CTOV I
va]i- TTpocaTOTtiv bk t[oüc! np^c0£[ic £i[c töv] bripov eile] ri\v
iu(T[r]v] £KKX[rieiav Tr[apaKJc(^[^ciavT[a]c toüc [cu)iM^jx(o]u<^
oüc ii|potb]pouc [kIoi xp[n]MBr[i];[€i]v [iT](pl vbv [X^ovjciv,
vujplnv] b[^ £]u^ß(!lXXe[c9u]l usw. es folgt das gotachten de»
thes Über die bclobung des Diony^iüs und seiner sühne und die
irleihung deö athenischen bllrgerrecbta an dieselben.
Hartel meint dasz , wenn wirklich in der aaf die rathuitning
machet folgenden volle st ersamlnng die Verhandlung Ober die bot-
804 AHöck: die einfohrung fremder geaandtschaften in die aÜMudi
Schaft des Dionysioa stattfinden sollte« das probuleama w» ii »
dem fällen (zb. CIA. 11 40) auch eine antwort auf die botidialk In-
halten müste. das fehlen derselben iSszt sich aber erkUna, «■
wir mit Köhler (mitt. des deutschen aroh. Inst, za Athen 1 1. IQ
annehmen, dasz das gutachten des bundesraths vor dem Tolkfie
stelle des probuleuma vertreten sollte. Hartel freilich hUtdiBN»
klttrung für unmöglich, wenn er aber aus der Urkunde fib« !■
bündnis mit den Arkadem, Achaiem, Eleiem und Fhliaiien ■
dem j. 362/61 (CIA. 11 57 '0 schlieszt, dass der gedanke an einediBBEii
Verbindung zwischen synedrion und demos durchaus an&ugebciH^
so kann ich ihm darin nicht beistimmen, der ausdmek Toik 0|^
päxouc bÖT^a d£6V6TK€iv eic TÖv bi^MOV (CIA. n 51) ate
^neibfl bi o\ cuji^axot bÖTMa eicrjveiTKav eic rf^v ßouX^v, «»
in der inschrift 57 ^ gestanden haben musz, läset vielmehr ▼<
dasz nicht in allen föllen ein gleiches verfahren beobachtet wuiL
da nun von Hartel (stud. über att. staatsr. s. 226 ff.) nadigewiM
ist , dasz, der rath bei einbringung eines gegenständes an dai nl
keineswegs immer bestimmte antrftge stellte, sondern biswmlaii
antragstellung einem beliebigen bUrger aus der mitte der Tolknv
samlung Uberliesz (vgl. CIA. II 168), scheint es mir auch nickt ifr
möglich, dasz er in unserm falle die antragstellung dem bnndeniAi
uberliesz.
Ebenso wenig nötigen uns die inschriften, die Hartel ebd. dl
beweise seiner ansieht anführt, eine doppelte lesung
mit recht erklärt Gilbert s. 231 die von Hartel s. 191 f. gegeb«
Interpretation der inschrift CIA. II 114 für eine künstliehe. * —
steht es mit der inschrift CIA. II 168, aus der Hartel schon S
btud. II 68 fif. zu beweisen sucht, dasz bei cnltusangelegenheitflaii
Athen eine doppelte lesung stattfand , und die auch in dw spItai
Schrift bei der beweisftlhnmg eine hauptroUe spielt, ich kaaa ni
Köhler (Hermes V 352) und Gilbert s. 231 f. die erste Urkunde d»
ser inschrift nur für ein rathspsephisma halten, als welches sie diRl
die sanctionierungsformel fboHe T^ ßouXQ charakterisiert wiid. M-
lieh verlangt Hartel (st. üb. att staatsr. s. 79 ff.) die indenug iv*
selben in tboH i^ ßouXq Kul T(|i bflMtfi : aber wenn wn^n ihm '
zugeben musz dasz rathspsephismen dieser art in Athen von
wegen nicht publiciert wurden, so hat er ja nachgewiesen,
aufstellung der Urkunde durch die kanflente von Kition bosoriit
den ist, und niemand wird es für unmöglich halteUi daas diess
rathsbeschlusz, der sie aufforderte in der nSchsten vol
zu erscheinen , zugleich mit der definitiven entscheidung derj
versamlung aufzeichnen lieszen.
Nicht besser als mit den aus inschriften hergeleiteten
Harteis steht es mit denen welche er in den Demosth«
einigen stellen der schriftsteiler gewinnt, über die behandhng fisB-
der gesandtschaften in Athen sagt Aischines v. d. { i. 68 tp WP «
nachzuweisen sucht, dasz zur zeit des friedensschli mit PUlvV
▼olktT«nMnliiag und die pvochdrotoni«. 806
keine gesandUchaften helleniscber Staaten in Athen waren « folgen-
des : . TQic bi Scvtxatc irpccßeiatc f| ßouXfj xdc ck tdv U)|iov irpoc-
dbouc TTpoßouXcucr . . iropcXOibv to(vuV| Ai|mö^€vcc, • • cbii
TiöXeuic fjc Tivoc ßoOXci '€XXnvfl>oc toOvc^, iE fjc d<ptxtai tdtc
q)i!ic Touc Tip^cßctc, xal t& 1rpopouX€Ö^aTa oihrtDv oc toO ßou-
XeuTfipiou bdc dvoTvdrvot. unmittelbar danuif sndit Aieohines in
beweisen, daez die gesandten, welehe die Athener an die hellenisehea
Staaten geschickt hatten, nm sie in einem congress mr gemeinschaft-
lichen berathung des krieges gegen Philippos einsnhden, snr seife
des friedensschlasses noch nicht snrflckgekehrt wareni and swar mit
folgenden Worten : xal roifc *A6t|voe{iuv icdXct irp^cBeic • • kAv irap-
civai . . ^apTuprjcuictv i^*täc irp6c rf^v ßouXftv adnilrv wpocöbouc
Kol Ta ^lTl<pCc^aTa fiv irapdcxq • • Karaßcrfviii. ans dieser stoUe
schlieszt Hartel (Dem. st. Ö 53 f.), dass der rath in jedem einidnen
falle erst durch ein probolenma sieh die erlanbnis habe TOm Y^k
erbitten mttssen, eine fremde gesandtschaft in die TolksTersamlnng
einzufahren, man dfirfe nemUch nicht mit Westennann in Dem«
Y. kränz 18 irpoßoöXcujia flir einen fertigen rathsbeeohlnss erkllren,
der der bestfttigung durch das Tolk nicht bedflrfe; ein solcher heisie
vielmehr i|i/J9tc^a ßouXf)c und werde nie mit dcsn namen npo^oö*
X€U^a bezeichnet in diesem puncto ist Hartel nicht gans mit sidi
selbst einig, denn ao. s. 36 hat er gesagt, dass bei Dem. ▼. d. ges.
334 (Tftc TTpd&TTic £k€(vt)c wpccfkioc TP^HpuiVTA irpoßoöXcu|io
ijvj Kai TrdXiv £v Tip b/j^ip . . kcA iw^vcca toötouc md de rd irpu-
TaveTov ^KdXeca) die erwfthnnng des irpoßoöXeu|ia Aber die be-
lobung der ersten gesandtschaft neben dem TolksbMchluss nur dann
ihre erklftmug finde, wenn man bedenke, dasz ein belobungsdecret
des rathes der bestätigung durch das Tolk nicht bedurfte, er merkt
diese inconsequenz selbst und sucht sie in der anm. zu s. 54 da-
durch zu beseitigen, dasz er sagt, die von Dem. ao. erwähnte Ur-
kunde sei zugleich i|iiiq>iCfAa pouXf)c und 1rpopoöX6U^a gewesen,
ersteres indem sie die belobung durch den rath enthielt, letiteres
indem sie das volk aufforderte sich dieser belobung ansnschliessen.
diese doppelte eigenschaft scheinen aber die meisten rathsbeschlflsse
gehabt zu haben, so enthält der von Hartel ao. s. 35 f. als ipil^iCfia
ßouXf)c bezeichnete rathsbeschlusz Aber die belobung des Phano-
demos (CIA. II 114) am schlusz das Trpopoi}X€\J|to, wodurch das
volk aufgefordert wird sich der belobung anzusdiliesien. daher
scheinen auch die redner die ausdrflcke i|inq)iCMa ßouXf)€ und irpo-
ßouXcu^a durchaus nicht streng geschieden zu haben, am deutlich-
sten tritt die vertauschung beider namen hervor bei Demosthenes g.
Aristokr. 92 oT^ai Toivuv aÖTÖv K&Kcivov ^petv tftv Xörov • • £c
dKupöv ^CTi TÖ iiifjcptc^a' iTpoßouXcu^a t^ icnv, 6 vö|ioc
b' iniitxa KcXeuei rd rf\c ßouX^c clvai l|lf)<p(c^aTO. auch der
beschlusz des rathes, die gesandten nach der rttckkehr von der zwei-
ten gesandtschaft an Philippos nicht zu beloben, wird von Dem. v.
d. ges. 31 f. als irpoßoOXcu^a bezeichnet, obgleich er natfirUch
/
806 AHöck: die einfalirung fremder geaandtschaflen in die atheniiehe
ebenso gut wie ein belobungsdecret des rathes auch ohne bcstiti-
gung durch das volk rechtskräftig sein mnste. ebenso wenig wie
Demosthenes scheint Aischines ao. zwischen TrpoßouXeuMtt nnd y^
' q)icfia ßouXf^c streng zu unterscheiden, denn wenn Hartel uate
den auf die zurückgekehrten athenischen gesandten becttglickei
iliTiqpic^ara belobungsdecrete versteht, so hat er allerdings recht
insofern diese Urkunden in der ragel auch eine belobnng der g^
sandten enthielten; aber die parallele mit den fremden gesaadta
ergibt, dasz es sich hauptsttchlich um die einführnng der gesandttt
in die nächste volksversamlung handelt, Wo sie bericht entatta
musten. denn über diese ward nicht minder vt>m rath ein beschloB
gefaszt als über die einfUhrung von fremden gesandten, ao bescUietf
der rath CIA. II add. 52^: [tt]€pI i&v o\ iTp^cßciC oi ij A&9oa
{iKOVT[€c]^ X€[to]uciv, [dipn<p]ic6ai t^ ßouXiPl irpocarccTCiv aumc
cic TÖv bfi[|Liov Touc TTpcj^bpouc, o^i fiv Xdxuici npocbpcdciv cic
TTiv Trpui['niv d]KKXiiciav , TVtliMnv b^ EuMßdXXecOai rfic ßouXiic de
[töv] b[fipov , ö]ti bOK€i TQ ßouX^ USW. die Urkunde stammt le
demselben jähre wie das decret über die gesandten des Dionysioi.
man wird daher schwerlich die probuleumatische formel in beide
Urkunden verschieden deuten können, diese erwSgung spricht lekr
gegen die deutung welche Hartel dieser formel gibt: denn ci Ü
wenig wahrscheinlich , dasz der rath sich erst durch ein proboleani
die erlaubnis erbitten muste, eine athenische gesandtschaft tor bc*
richterstattung in die volksversamlung einzuführen, nicht minder
aber spricht dieselbe erwftgung gegen die Vorstellung, die sidi G3-
bert von dem in Athen bei der Verhandlung mit fremden gesandttt
beobachteten verfahren macht, er schildert dasselbe s. 833 folgo-
dermaszen: 'die projfdroi bringen in der ekklesie ein probalsoni
ein, in dem es heiszt, mit rücksicht auf die mitteilnng der geaandtaa
habe der rath beschlossen, die proi<droi sollten dieselben in die nlcM
volksversamlung einführen und den bericht derselben zur bcratkof
stellen, sie sollten als gutachten des rathes vor die volksTeraasIsm
bringen, dasz derselbe für recht halte die angelegenheit in der äam
näher angegebenen weise zu erledigen, die abstimmung der ekkMi
über dieses probuleuma erfolgte nun so zu sagen paragraphenwwa
die pro{.'droi lieszen zuerst abstimmen, ob die gesandten einsnltthM
seien und ob der beriebt derselben zur berathung gestellt wcritt
solle, die ekklesie hatte natürlich das recht, die vom rathe beantnfto
einftihrung der gesandten kurzer band auf antrag einea mitg^iciB
der volksversamlung abzuweisen, diese möglichkeit ergibt aä an
der frage des Demosthenes (18, 28) dXXd Tl ^XP^W pc irotciv; pt
TTpocdtciv Tpaipai touc im toG6' iiKOvrac, Tv' ApTv bicAcxBAcnr;
wurde aber die einführung beschlossen , so erfolgte dieselbe sofNt
1 dasz eine aus Lesbos zurückgekehrte athenische gesaadlsehift
g;emeiDt ist, ergibt sich aus der weiter unten folgenden belobnags-lf ^
iiraiv^cai H touc irp^cßcic touc [1r€^(p]6^vTac ck MirnXfjvipr mwtUc^
iiti ftciirvov de [t6 TrpuJTavctov clc aOpiov.
YolktTenamliiBg and dk procheuotooM» 80T
die gesandten wiederholten alsdami Um betritt im rathe gemAehtea
mitteilungen , und die proMroi tchlosten daran die verlening des
zweiten teiles des rathsgatachtena über die art, wie naeb anrieht dea
rathes die angelegenbrit erledigt werden solle.' idi glanbe dass über
den ersten teil des rathsgutachtens in der ToIksTersamlang Oberiiaopt
nicht abgestimmt wurde, wie wir gesehen haben, ist swischen den
formein, mit welchen eine snrOokgekehrte athenisehe nnd eine
fremde gesändtschaft in die ▼olksrersamlong eingeführt wurde»
kein unterschied, nun verstand es rieh doch wol Ton selbst, dass
-das Yolk den bericht einer sorückgekehrten athenisriien gesandt^
Schaft möglichst bald hören wollte, bri gesandten eqies fremden
oder gar mit Athen krieg führenden Staates wire eine abweisnng
«her denkbar; aber ehe gesandte eines feindlichen Staates nach
Athen kamen, muste das volk ihnen ridheres gelrit sagesagt nnd
dadurch seine bereitwilligkeit erklärt haben, mit ihnen in Terhand«
lung zu treten, auch spricht Demosthenes t. kranx 98 dorchans
nicht, wie Gilbert mrint, von einem antrag den er in dar Tolksrer*
samlung, sondern von einem den er im rathe bitte stellen kSnnen
OibißouXeuuiv tf\h irpocdrctv Toi^ irp^^ic i^fAt)v bctv, toOtö
|iou biaßdXXei. dX\ä ri ^XP^v lU ffoietv usw. s. oben), den er aber
in einer weise zurückweist, die es als etwas ganz nnerhfirtes er-
scheinen läszt, wenn der rath beschliessen würde, gesandte, die
nach Athen gekommen waren, nm mit dem athenisdien Tdke sa
verhandeln, nicht in die volksversamlong einzuführen.
Im übrigen hat Gilbert den hergang bei Verhandlungen mit
fremden gesandten richtig dargelegt und mit recht die künstliche
Interpretation, durch welche Hartel die werte, in denen Dem. v.
<3. ges. 185 diesen bergang schildert, als beweis für seine anrieht
verwenden will, zurücl^wiesen (s. 233 f.); nur m(kshte ich die werte
^It * ^KxXriciav Troit)cai , xal Tauniv , örav £k rdiv vöjüiuiv ica6r)KT|
nicht blosz mit Gilbert auf die verzOgerung beriehen, die dadurch
entstand, dasz zwischen der ausschreibung und abhaltung der volks-
versamlung eine fünftägige frist verstrrichen muste, sondern auch
darauf, dasz nach Pollux VIII 95 nur die dritte der rier ordent«
liehen volksyersamlungen jeder prjtanie ftir Verhandlungen mit
fremden gesandten bestimmt war und der rath vielleicht nicht be-
fugt war ohne sehr dringende veranlassung eine auszerordentliche
volksversamlung zu berufen.
Dies musz man glrichfalls berücksichtigen, wenn man die masz-
regeln , die Demosthenes im j. 346 zur beschleunigung des friedens-
Schlusses mit Pbilippos traf, richtig verstehen will wie Gilbert
s. 235 f. richtig darlegt, haben wir es hier mit eidem fialle zu thun,
der nach Aischines dadurch ungewöhnlich war, dasz die verband-
lungstage vor ankunft der gesandten festgesetzt wurden.*
* vgl. Aiflch. g. Ktes. S6 f. AnM0c66fn€ • . TpdqKi nr^tcfia, toöc
xaipouc Tf^c itöXcuic 69alpoO^€voc, iKicXi]ciav irotctv toOc irpurdvctc ^
6yb6r} icTQM^vou toO 'tXa^nßoXtutvoc iiqyföc . . TOlC oOvui «apoOci
.808 AHöck: die einfahrang fremder gesandtschaften in die ■thfniiriit
ein solcher fall kann aber unmöglich beweisen» daex der nth nicht
befugt war nach ankunft der gesandten und ▼orbenänag
über ihre antrüge die Verhandlung mit ihnen auf die tagesordanig
der nächsten ordentlichen volksYersamlung, welche Ober aotwlitigi
angelegenheiten zu berathen hatte, zu setzen und sie in dieselbe
zuführen, als Demosthenes die von Aischinee getadelte
traf, war die nächste für KifjpuKec xai npecßcTai beflümmte voÖs-
versamlung noch weit entfernt, das jähr des archon Themistokki
(347/46) war ein Schaltjahr.' in diesem begann die adite piytni
(die der Aige^s), während deren die makedoniscben gesandten ■
Athen ankamen, bei gleichmäsziger Verteilung der tage an die »
zelnen prytanien frühestens am In Elaphebolion, ao dasi die diitti
ordentliche volksversamlung dieser prjtanie vermntlicb erstg^pi
ende des Elaphebolion stattfand. Demosthenes hatte daher gtUm
grund den abschlusz des friedens durch eine auszerordentlicbe as»
regel zu beschleunigen.
Auf den eben besprochenen antrag des Demosthenes bsMhl
ich auch mit Gilbert s. 236 f. die worte des von AiafthSnn« v. i,
ges. 60 angeführten gutachtens der athenischen bnndeageaosia:
TrpoTpaipai toOc rrpurdveic dKKXticfaic buo xaTd t6v vö|iOv:
denn dasz für Verhandlungen mit auswärtigen mächten dqr^iv
nicht immer zwei volksversamlungen nötig waren, hat GKlbeftaOb
nachgewiesen, freilich ist bei Aischines g. Ktes. 66 f. nickt
drücklich erwähnt, dasz schon der erste antrag des Demosthenes
volksversamlungen verlangte; aber da Aischines v. d« ges. 1101 da
zweiten antrag, der die friedensverhandlungen auf den 18n und 19S
Elaphebolion festsetzte, als ou toic XÖTOic, dXX& toIc Tfpä^fOlC
iT€pov bezeichnet, ist es sehr wahrscheinlich, dass auch der
antrag zwei volksversamlungen verlangte, und data eben
trag die nächste veranlassung zu dem dogma der
war, hat Hartel (Dem. st. II 82 f.) richtig vermutet.
Die stellen, aus welchen Hartel in den Demosth. Stadien m «•
weisen sucht, dasz zur einfühmng fremder gesandtsohaflea in dit
volksversamlung der rath nicht ohne autorisation dureh das vok
Tip^cßeci TrpoKaTaXa^ßdvulv tiP|v £xxXr)Ciov ical toOc
\l^ulv (l1roT€^vö^€voc xal Tö irpdxMa KOTOcncOöttiv.
' als achtes jähr einer panathenai sehen oktaSterls Ist es sehoavM
Röckh (zur gresch. der mondcyclen 8. 28) als scbal^ahr angesetst, nl
dasz es wirklich ein solches war, ergibt sich aas dem VMksl
zu ehren der söhne Leukons (herausg. roa Kumanndie im 'i
VI 152 ff. und ASchaefer im rh. mus. XXXUI 418 iF.), der in der
prytanie dieses Jahres abgefaszt ist. die achte prytanie daaerte ini**
meinjshr etwa vom lOn Elaphebolion bis 14n HnDychion. da der wb-
beschlusz nach z. 67 (vgl. Schaefer s. 432) vor dem ISn ElapheheBsa s^
gefaszt ist und in der seit vom 9n bis 17n keine Tolksversamlai^iB ab-
gehalten wurden auszer der nur auf die Dionysien besOgliehea tedüjds
iy Aiovucou am 17n, kann die Urkunde spStestsns am 8b EIi^MsSmi
abgefaszt sein, dieser tag kann aber in einem gemeii^ahr aidit ia As
achte prytanie fallen.
volkiverumlung und dit pnAdn/knäi^^ 800
berechtigt war, beweisen also* almtlidi nieht waa aie bawdieii aoUm«
jedoch sucht Hartel ao. 11 s. 59 ft. seine anaicht noeh dadi|rah sa
begründen, dass er fllr die von ihm angenommene antoriaation einen
terminos technicns gefanden sn haben glaobt, nemlieh in den ana-
drttcken 7rpox€ipOTOV€iv und irpox<tpoTOvia. über den begriff der
rrpoxcipoTOvia besitzen wir eine gloeae Harpokralaons (1 268 Ddf.):
irpoxcipoTovia. louccv 'A6iltvr|ci toioOtö ti liTV^doi' 6irÖKtv
Tf)c ßouXnc TrpoßouXeucdcf|c eicqMfpi|tm ck tAv M)mov f| TVtfpfHk
iTpÖT€pov ifivcTai xcipOTOvia hß tQ 4xKXi|dqi, irötcpov bowEt ncpl
Tuiv TrpoßouXcuO^VTuiv Qc<i|Kicdat TOV Mbiov l| dfM€l Td irpo6ot&-
XeuMO. toOto 6' örroauiaivcTai Iv r^ Audou irpöc TJjv MiEibqiaou
Tpa9rjv. allerdings könnte der einleiionga* nnd aehlnsiaata dieser
glosse uns leicht geneigt maeben« dieselbe mit Hartel aof eine Uoeie
coDJectur Harpolmtions oder seiner qnelle sorfleksnftthrui« wenn
die hier gegebene erklftrang wirkUeh^o nnglanblieh wire, wie Hartel
meint, dasz aber eine soldbe einriditong keineswegs eine rfleksiohta-
lose nnterdrückang der minoritit herbeiführen konnte, liegt anf der
band: denn ich glaube mit Oilbert s. 387, dass das athenisehe Tolk
nur bei Sachen von sehr geringer widitigkeit geneigt gewesen sein
wird das probuleuma ohne debatte aninnehmeiL freilioh darf man
unter die Sachen, die schon dnreh die prooheirotonie entaehieden
wurden, nicht mit Oilbert die antrüge auf einfühmng fremder ge-
sandten in die volksversamlung rechnen, da es, ww ich oben gSMigt
habe , wahrscheinlich ist dast der rath snr einfühmng fremder ge-
sandten ohne weiteres berechtigt war.
Für die von Hartel gegen die interpretation Harpokrations vor-
gebrachten bedenken scheint allerdings der umstand tu sprechen,
dasz diese erklttrung nicht für alle fUle passt, wo wir in unsmrer
Überlieferung von einer npoxcipOTOVia hören« freilidi hindert uns,
wie Gilbert s. 238 gezeigt hat, nichts, in dem proeesse des Euktemon
gegen die trierarchen Archebios und Ljsitheides (Dem. g. Timokr. 11}
die TTpoxcipoTOvia im sinne Harpokrations zu deuten, anders steht
es mit der 7rpox€ipoTOVia beim ostrakismoa. hier bezeichnet man
mit diesem namen die vom rathe jfthrlidi in einer ordentlichen volks-
versamlung der sechsten prjtanie zu stellende Vorfrage , ob in die-
sem jähre das Scherbengericht abgehalten werden solle oder nieht.
erst wenn diese Vorfrage bejaht worden war, wurde in einer spitem
volksversamlung der ostrakismos vorgenommen (Hartel s. 68 ft).
da man schwerlich wird annehmen dürfen, dass bei dieser ersten
Abstimmung keine debatte stattfand, ist die interpretation Harpo«
krations hier nicht zulässig, und man wird wol mit Oilbert s« 289
irpoxcipoTOvia hier für gleichbedeutend mit irpoT^ X^VOTOvfa
halten müssen.
Die meisten Schwierigkeiten bereitet das alte geaets bei Aischi-
nes g. Tim. 23 , in welchem eine procheirotonie über kp& ml Acta
und über auswärtige angelegenheiten erwähnt wird, die worte des
Aisebines lauten : kqI ndic (6 vö^oc) KcXeiJCi Touc irpo^bpouc XPH*
/
810 AHöck: die einführung fremder geBandtscbafteii in die itheiuM^
^aTlZ;€lv; ^TTCibdv tö KaOäpciov irepicvexOQ xal ö icfipuE loc
TraTpiouc eux&c eugnT<3(i , 7rpox€ipoTOV€Tv kcXcuci xoiK irpoApovc
7T€pi iepiliv KQi öciujv KQi KrjpuEi Kai iTpecßcfaicS xal ^eT&Taür'
dTT€puJTa ö KfipuS* TIC dtopeueiv ßouXcTai usw. ans den Ickttai
Worten mu8z man unbedingt mit Gilbert d. 240 scblieszen, dan ba
der procheirotonie keine debatte stattfand, und damit ist die dn-
tung im sinne Harteis zurückgewiesen, aber auch die erkllrnp
Harpokrations iSszt sich hier nicht ohne grosze bedenken anwcndn.
mit recht bemerkt Gilbert ao. : « auffallend in den Worten des g^
setzes ist nur die beschrSnkung der irpoxcipOTOVfa auf die gcg»
stände TTcpi lepoiv kqi 6ciu)v kqi KiipuEiKalTrpccßctaic»; aberwai
er diese beschriinkung eine 'scheinbare' nennt und hinsnfOgt: 'ahr
auch das erklärt sich einfach', so kann ich ihm hierin lücfat bei-
stimmen, seine erklärung ist folgende: *das gesets ttber dca gl-
Schäftsgang in den Verhandlungen der ekklesie hatte natnigcBia
nur die vier ordentlichen volluversamlungen jeder piytanie im ipge.
von diesen waren die dritte und vierte ekklesie den oben enrilnki
gegenständen gewidmet; die erste und zweite dagegen waren ftr
gegenstände bestimmt, bei denen von einem probuleuma des niki
und deshalb auch von einer procheirotonie nicht die rede seinkonatL*
diese erklärung ist aber völlig ungenügend , da bekanntlidi nidto
äTTpoßoü\€UTOV vor das volk gebracht werden durfte (t^. Fht
Solon 19). allerdings wird bei den verhandlnngsgegenstlndea dff
beiden ersten volksversamlungen das probuleama sich Yielbch mi
der bloszcn einbringung begnügt haben; aber auch bei der waMäg^
des Euktemon gegen Archebios und Lysitheides, wo nach Deaug.
Timokr. 11 eine procheirotonie stattfand, lag nach Gilberts eigMr
ansieht (s. 238) nur ein probuleuma dieser art vor. ans dteM
gründen kann ich mich den bedenken Harteis gegen die zicktigkeil
der von Harpokration gegebenen erklärung der procheirotonie air
anschlieszen. man darf aber wegen des bei Aisohines erhaltenen gh
setzes auch nicht mit Kartei unter der procheirotonie eine abstiv
mung verstehen, der alle vom rathe vor das volk gebrachten aatil|i
unterlagen, ich glaube vielmehr, dasz wir in derselben eine eiarichp
tung erkennen müssen, die durch die dringlichkeit der entriß flttf
auswärtige angelegenheiten und iepd xal Scia notwendig war. wm
war es aber bei diesen gegenständen ohne sweifel sehr oft Mi^
zur beschleunigung des beschlusses entweder eine ausseroidcnUiBhi
volksversamlung abzuhalten oder sie in einer ordentlichen
lung zu verhandeln, die zunächst für andere sacken beatimiat
ich stimme also Hartel bei, wenn er aus der stelle dea
schlieszt, dasz der eigentlichen tagesordnung jeder vd
Vorfragen irepl lepiliv kqi öciujv und über auswftrtige
heiten vorausgiengen , durch welche gewisse gegenatlndeVof A
tagesordnung dieser oder einer folgenden volksvers^nlnag
^ über die hcrstellnng dei textes vgl. Hartsl Demosth. stattaallTL
YolkiTenamliiiig und die prooiMiiotcmie. 811
wurden, doch war die procheirotonie nicht bei allen iep& KOl 5cta
und bei allen auswftrtigen angelegenheiten erforderlich, sondern nnr
dann wenn der rath es für n(Hig hielt, ron dem ans Pollnz VUx 95
bekannten geschftflsgange , der die auswirtigen angelegenheiten an
die dritte und die Upd xal öcia an die yierte ordentliche rersam^
lung jeder prytanie verwies^ abtnweichen« in einem solchen falle
konnte denn auch eine abstimmnng Ober die probnlenmatische fiyr-
mel , wie Gilbert s. 233 sie sich deidct, stattfinden.
Ich denke mir also das ver&hren der Athener bei Terhandlnngen
mit fremden gesandten folgendermasien« die gesandten gaben nadi
ihrer ankunft in Athen ihre beglanbignngsschteibcB an die prjtanen
ab. diese führten die gesandten in den rath , wo sie ihre anftrige
ausrichteten, der rath fasste über dieselben ein probnlenma ab*
dann war der rath ohne weiteres befhgt die gesandten in die nftchste
KrjpuEi Kai rrpccßciaic bestimmte TolksTersamlnng einanfthren. war
diese aber noch weit entfernt and hielt der rath es f&r nOtig die Ter-
bandlungen zu beschleunigen, so Teranlasste er in der nichsten Tolks-
versamlung eine procheirotonie, um dieselben anf die tagesordnnng
dieser oder einer folgenden Yolksrersamlnng setmi in lassen, das
Tolk konnte dem Vorschlag des rathes beistimmen oder ihn ablehnen,
im letztem falle stand es dem rathe immer noch frei die gesandten
in die nächste Ki^puEi xal irpccßeionc bestimmte yolkarersamlnng ein-
zuführen.
Husum. Adelbirt HSol
108.
ZU MENANDBOS.
Für den Gncaupöc des Menandros Iftszt sich die zeit der auf-
ftihrung bzw. abfassung durch folgende combination wenigstens im
allgemeinen feststellen, der palliatendichter Lnscius Lannvinua
bat bekanntlich jene komödie ins latein übertragen, wie wir aus Ter.
tun. prol. 10 ff. und dem Donatcommentar zdst. wissen. * in letzterm
wird über den inhalt des lateinischen dramas also berichtet: addteseens^
qui rem familiärem ad nequitiam prodegerat^ sertmm mütU ad pairis
monumentum, quod senex aibi vivus maffnis apibus apparaverai^ ut
id aperiretj illaturus epulas^ quas paier post annum decimum caverai
sihi inferri, scd eum agrum^ in quo manumentmim ero^, sener guUiam
avarus ah adolescente emerat. servus ad tqperiendum monumenium
auxilio usus senis thesaurum cum epistda ibidem repperU. senex tte-
saunnn tamquam a se per iumuüum hostilem defosmm rdinä ä sibi
vindicat, adolescens iudicem capit^ apud quem prior aenex^ qui aurum
* dasz der 0Ticaup<Sc des Menundrot and oicht eines andern grie-
chischen histflpieldichters gemeint sei, schüesse ich in fiberainstimmong
mit der allgemeinen annähme daraus, dass Terentins den Tkeimmu (ohne
angäbe des g riech, dichters) unmittelbar nach Memmdri PkaamM erwthal.
312 KDziatzko: zu Menandroi.
rdinä, causam suam sie agit: Athenienses^ hdlum < « JZ^odiemh»
quod fuerity quid ego hie praedicem? usw.* diese „..iz ofGanbarm
dem griechischen original übertragenen v^rse spielen auf einen kriy
an, in welchem die Rhodier den Athenern feindlich g^genflbentai-
den und letztere sogar die einnähme und plflnderong iliier stidt
durch* die erstem zu fürchten hatten, denn in anderer absieht ih
um das angebliche vergraben des Schatzes von seiner seile glnb*
würdig zu machen, wird der alte doch nicht vor dem riöhtervoi
jenem kriege zu erzählen angefangen haben, nun konnte er über-
haupt erst im laufe der letzten zehn jähre, dh. nachdem dervair
des verschwenderischen Jünglings gestorben war, in den beaüiia
grundstücks gelangt sein ; wahrscheinlich sogar erst einige jdn
nach dem tode des dort bestatteten, da der junge Verschwender dock
nicht gleich mit dem verkauf des grundstfl^ vorgegangm
wird, wenn man also den zeitpunct des hettum MoeKense
kann, dürfte die abfassung und erste auffllhning des Gf|CaupöCB-
gefähr fünf, jedenfalls nicht mehr als neun jähre spftter surntiiiTT
sein, so viel ich nun sehe, kann jene stelle nnr aaf den Tiojlliiigei
krieg zwischen Antigonos und Kassandros (315 — 318 vor CL)äk
beziehen, in welchem die Rhodier vom j. 818 an anf Seite des Aili-
gonos traten und mit zehn kriegsgerflsteten schiffen an einer iiinlfht
gegen Euboia, Boiotien und Attika gerichteten ezpedition teil nkr
men.' im j. 312 war Attika ernstlich bedroht und der leiter Alhfli^
Demetrios von Phaleron, genötigt rasch einen wafienatiUstsBd ■
schlieszen und mit Antigonos wegen eines bttndnisses in
lung zu treten (s. Droysen ao. s. 37). dass Menandros — ond
ihm Luscius — von einem kriege mit den Bhodiem and nicht waH
Antigonos spricht, erklärt sich wol aus der scheu des dichten ji
mächtigen kOnig wenn auch nur als frühem foind des staatas
namen zu nennen , oder daraus dasz gerade das gesehwadsr Iv
Rhodier mit einer landung drohte, in diu j. 313 oder 819 ist abi
der tumuUus hostilis anzusetzen, infolge dessen die ▼ergnboiydM
Schatzes stattgefunden haben soll; einige jähre spBter —
310 und 308 vor Ch. — dürfte Menandros seinen 6r|C(lupöC
faszt haben, im j. 307 gab es schon wieder einen Athen
kriegslärm (bei einnähme der stadt durch Demetrios PoliorkelasX
' T. 2 des fragments scheint mir eher in der mitte ale wm sili
unyollstftndig zu sein; die lücke lässt sieb etwa durch ^^■^rn atiiil^
ganzen, auffallend, aber nicht £a beseitigen ist die aareda Aikmimtit
im plural, nachdem vorher im tcholion von Einern riohter die reds ma
vor welchem der process geführt wird, vielleicbl sind erfbofff ia 4v
anrede mit inbegriffen, noch bemerkenswerter ist die aaBittelteie vn^
führung einer gerichtescene und die scenerie welche hieniaek tb Ai
bahne anzunehmen ist. dasz die verhandlaog mit directer
der parteienreden auf der bühne erzählt worden seit ist
scheinlich. ' s. Diodoros XIX 77, 3 und Drojien geseh, des
mus II* 2 s. 33 ff.
Breslau. Kau. Dbia'
AYogelx in NaHcliM toa Knft^ 81S
109.
ZU NEABGHOS VOIT KRETA.
Die braöhstücke des Nearohos sind taerst gesunmalt wordea
Ton BGeier *Alezandri M. historiarttm scriptores' (HaUe 1844)
8. 117 ff. und nach ihm rbn CHüUer *aariptonim de r^Qi Alex. M.
fragmenta' (Paris 1846) s. 58 iF. da der erstezB ai^gesproohener*
maszen (s. 127) nur die mit dem namen des Nesfcbos beteidueieB
fragmente zusammengestellt und der letstne diese ^«»i«ipg fast
unverändert herttbergenommen hat, so dürfte der unten gemachte
versuch, durch hinzunahme dessen, was entweder offenbar aus Near-
chos entlehnt oder aus bestimmten grfinden auf denselben zurfiek«
zuführen ist, jenes werk so weit irgend mOglich su reoonstmieren,
auch nach jenen arbeiten seine berechtignng haben, wesentliehe
hilfe gewährte hierbei der commentar von CMtUler sn Arrianos
'IvbiKT) in den ^geographi Graed minores* I s. 806 fll; anderes hatte
sich mir bei einer untersuchunff über die quellen des 16n buchiss
der Strabonischen geographika^ ergeben.
Bekanntlich ist uns das werk des Nearohos* snm grSsten teSe
erhalten in der Ivbiicifi Arrians, zu der dann erheUiehe erglnsungen
ans Arrians anabasis und Stnbon hinzukommen, bdde, Strabon
wie Arrian , haben ohne zweifei das werk des Nearohos selbst ge-
kannt und benutzt allerdings &nd Strabon einiges aus ihm bei
Eratostbenes : vgl. XV 689. 720. XVI 766; andere stellen dagegen
verrathen durchaus directe benutzung: vgl. XV 691. 692. 705.
706 uö. was Arrian betrifft, so hat Dodwell das in der Mvbiidl)
ausgeschriebene werk für eine ftlschnng erkllren wollen (^diss;
de Arriani Nearcbo ' abgedruckt in Schmieders ausgäbe von Arrians
'ivbiKrj [1798] 8. 233 ff. mit der gegensohrift von Vincent aus
dessen Wo jage of Nearchus'); aber er sowol wie PvBohlen, der
*das alte Indien' I s. 68 ff. dieselbe ansieht verfocht, sind von Oeier
s. 80 und 11 2 ff. völlig widerlegt, starke Interpolationen meinte
auch CMüller in der genannten ausgäbe ausfindig gemacht zn haben,
doch wird von diesen passender unten zu reden sein, für die ana-
basis bat ASchoene 'analecta phil.-hist.' I s. 28 die directe benutzung
des Nearchos in abrede gestellt, da jedoch die wichtigste stelle VI
24 — 26 von ihm übersehen worden ist und seine ganze ansieht von
der quellenbenutzung des Arrian wenig Wahrscheinlichkeit hat (vgL
ASchaefer jabrb. 1870 s. 434 ff.), so werden wir ohne bedenken an*
nehmen dürfen, dasz dem Arrian wie bei der *lv6iialt so bei der ana-
basis das werk des Nearchos selbst voriag. — Ausser den genannten
* de fontibns quibas Strabo in libro XV coascribendo usas tit (OSt-
fingen 1874). ' denn dasz Nearchos in der that nur das i(ine werk ge*
schrieben hat, welches die indische expedition sam gegenstände hat,
ist Ton Qeicr ao. s. US ff. überzeugend naohge wiesen worden.
gl4 AYogel: zu Nearchos von Kreta.
autoren nennen den Nearchos als gewährsmann noch Plinius in der
nat. hist. und Philostratos in dem leben des ApoUonios Ton Tyua
II 17. beider angaben sind jedoch für unsem zweck ziemlich weit*
los. nach Plinius VI 26 hatte Juba, Strabons Zeitgenosse, Netreki
bericht für sein werk de Äräbia verwertet, und man kat daher mit
recht vermutet dasr Plinius die angaben , welche er unter Nesidioi
namen macht, jenem werke entlehnt hat. auch nennt er den Neaichoi
meist zusammen mit Onesikritos, so dasz das eigentnm des eida
nicht mit Sicherheit von dem des andern zu scheiden ist. in nock
höherem grade trifft der Vorwurf der unzuverlässigkeit den Fhils-
stratos : denn an der einzigen stelle, wo er sich auf Nearchos benit
wird unmittelbar vorher Juba angeführt, und die namen sind bä
ihm derartig verstümmelt, dasz sie oft nicht wieder zu erkennen siid
und man versucht ist eine absichtliche entstellung anzanduna.
spuren des Nearchos finden sich endlich noch bei Ammianns Ibi^
cellinus (XXIII 6, 10), dem diese kenntnis durch Eratosthenes w*
mittelt ist (vgl. Gardthausen 'die geogr. quellen Ammians' s. 543),
der aber hier weiter nicht in betracht kommt, da das, was ans an
etwa gewonnen werden könnte, bei Strabon genauer und vollstli-
diger erhalten ist.
Wir geben nun im folgenden die von Geier und MtUler tob
übersehenen, teils absichtlich bei seite gelassenen teile der Nesitki-
sehen Schrift als zusätze zu den von ihnen ausgehobenen bmA-
stücken , indem wir uns im groszen und ganzen der von ihnea gf^
wählten reihenfolge anschlieszen.
Zu fr. 1 (Strabon XV 689. Arr. Ind. S, 6) aber die grtos
Indiens ist zu bemerken, däsz Strabon wie Arrian diese angäbe wm
Eratosthenes entlehnten, vgl. meine oben erwfthnte schrift s. 7.
Zu fr. 3 (Strabon XV 691) gehört ohne zweifei Arr. anab. V6,4£
Kai ^cTi TTCbiov fi 7ro\Xf| auTfjc (ttjc 'lvbiKf)c), Kai toCto, die di^
Zouciv, iK Tujv iTOTa^ujv TrpocKCxuiCM^vov. clvm Yäp oOv koI t^
aXXnc xuipac äca nebia ou irpöcu) OaXdccnc t& iroXXä tiIiv iroTOfiAf
nap' ^KdcToic iroirjpaTa , Ojct€ kqI ttic x^ibpac Tf|v ^TCuivuiifav nie
TTOTa^oTc ^K TraXaioG TrpocKeicOai , KaGdirep "€p^ou t^ ti ircMov
X^T€c6ai, öc KQTd Tf)v 'Aciav t^v dvicxujv il 2pouc MiiTpöc Aivtafdh
vric Trapd nöXiv C^upvav AloXiKf|v dKbiboi de ddXoccov- koI dUo
KaucTpou Trebiov Aubiov dirö Aubiou Trorajüioö koI Katicou dXXo If
Mucia KQi Maidvbpou tö KapiKÖv fcTC iuX MiXirrov iröXiv luividijV*
nach einigen Zusätzen des Arrian: 'Hpobörqi diiibifbeiKTai, ibc Kcdlllpr
THV auTTiv Tuxöv toO TTOTaMoO elvm ^Truivujüiov. ATtuRtoc lAp w
TToXaiöv 6 TroTapöc öti ^KaXeiTO 5vTiva vCv NeiXov AlTiiimoi it
Kai o\ iluj AiTUTTTOu dvGpuiiroi övofid^Iouciv , Ikqvöc TCK|n|piAcA
"Opnpoc X^Twv ^TTiTTi dKßoXqToO AlTUTTTOUTroTOfioO tövMcvOmv
CTHCai Tdc v^ac. die anfUhrung Homers schreibe ich dem Neüchss
zu wegen anab. VI 1, 3, wovon unten, obgleich HOller
dasz dieses stUck dem Nearchos entlehnt sei , hat er dooh
trüchtlichen teil davon unter die fragmente des Megasthi
A Vogel: ta Nearehot ▼<» Knte» 816
Bommen (ir. 2), weil dieser $ 2 genaniit ist nmi ist ai iwar nUlg-
lich, dasz Megasthenes hierin dem Naarekos gefolgt ist; diegr5sB«ra
Wahrscheinlichkeit spricht aber dodi wol daftlri dass Arriaii, dam
beide werke zur band waren, den Nearehos direot «nsachrieb: demi
dasz dieser in jedem falle als die nraprOngliehe qaella ftimif^hfn
ist, beweist die völlige übereinstimmong dieser ateUa mit Straboa.
Zu fr. 4 (Strabon XY 692) Aber die indisoha reganseit und di;»
Überschwemmungen gehört nodb Arr. Ind. 6, 4 f. ficTOl M f| 'IvbtDiV
Tft ToO e^pcoc, jüidXicTa fiiv T& oOpeo, TTopoirafucöc tc koVÖ *HfAUi-
böc Kai t6 ^MaiKÖv oOpoc, kqI dwö toiStuiv iictAoi koI SoXcpol
o\ TroTQMol ^ouciv. OcTai bk toO O^pcoc koI rd irebia tdlrv IvbÄv,
AcTC XijüivdZci T& iToXXd aiMbv * %a\ c^urcv f| 'AXcEdvbpou crpon^
dn6 ToO 'AkccIvou norafioO ^cou O^pcoc, öncp^aXövTOC ToO Obo*
Toc ^c Td TT€bia. Schmieders sdst. ansgesprodbene ansieht, § 4 ari
ans Arisiobulos entnommen , ist inrig: Ariatoboloa sagt bei Strabon
ausdrücklich juiöva Td 6pr| ficcOot, hier aber heiast ea fidXtCTa filv
Td 6p€a.
Hier ist über den Indes einznsohieben Philoatraloa leben des
Apollonios II 17 Td bi Nedpxqi T€ Kol TTuOordpqi ircpl toO *Ax€c{vou
TroTOMoO clpiiM^va, die kßdXXci fiiv ic TÖv Ivbdv oiStoCi Tp^qpct
b' 69€ic ^OMrJKOvTa nt\x&y m^koc (toioOt* cfvoi ipaciv) • • (18)*
(töv m^v bf| Ivböv iLb' £wepoiiIi6ricov) crobiouc ^dXicta Tcccopd-
Kovra (tö TdpTrXöTjüiov aöroO tocoOtov)« ircpl bt toO iroTovioO
TOUTou Täb€ Tpd90uci * TÖV Ivböv fipxccOai fiiv £k toO KauKdcou
pciZiu auTÖOev f\ o\ KOTd Tf|v 'Aciav noTafiot irdvTCC, irpoxuipciv
bi TToXXouc Tüuv vQuciiröpujv iauToG iroioupcvov, db€Xq>d bi tS^
NciXuj TipdiTcvTa tx} t 'Ivbiic^ iTrixcTcOai tflv t* iirdrciv Tflj tO koX
irap^X^iv 'ivbcic töv AiTUTrriuiv Tpörrov cnclpciv. der wert der an-
gaben des Philostratos wurde schon oben gewürdigt; doch mag hier
immerhin der bericht des Nearehos zu gründe liegen: denn dasz
nicht der Indes, sondern der Ganges der grüste asiatische flnsz sei,
behauptete nach Arr. Ind. 4 schon Megasthenes, der erste der nach
Nearehos Indien beschrieb , und die breite von yiertig Stadien gibt
dem ludos auch Arr. anab. Y 20, 9, ohne zweifei aus derselben
quelle, mit dem zusatz fva jui^cuic ^x^i adröc aÖToO ö 'Ivböc* Iva
bk cT€vunraTÖc t€ kqI bid CTCvÖTirra ßadOroroc ic toOc w€VT€Kaib€Ka
EuvdT€c6ai.
Zu fr. 5 (Strabon XV 696) über Alezanders irrtnm in bezog
auf den Indes und die Ähnlichkeit desselben mit dem Neilos: Arr,
Ind. G, 6 f. (vgl. oben zu fr. 4); Arr. anab. VI 1, 2 f. irpÖTCpOV fi^V
T€ iv Tuü Ivbtjj iroTaMtli KpoKobciXouc ibi(rv, pövip Tuiv dXXufV iro-
TO^uiv TiXfiv N€(Xou, irpöc bi tqTc öxOolic toO *Ak€c{vou KUdflOUC
7T€9UKÖTQC ÖTToiouc f) iff) £K<p^pei f| Aitumia, Kcd dKOUCOC öti ö
'Axccivnc ^MßdXXei ctc töv Ivböv , ÄoEcv dtoipnK^vat toO NciXou
Tdc dpxdc, ujc TÖV NciXov dvO^vbc woMv ti IvbAv dvicxovro Kai
bi* ipriMOu TToXXfic Tflc i^^ovTa xal toutq dtroXXtiovTO töv 'Ivbiv
TÖ övoMtt, Imna öttöOcv dpxcTOi bid Tfjc oUoufi^vi)C t^hpac p€hß
816 AVogel: zu Nearchos Ton Kreta.
NeiXov f(br\ irpöc AlOiöiruiV t€ tujv toOti] xal MTuirriuiv iciikou|iE-
vov, übe "OmtiP^ dTTotticev diruivuMOV Tf)c AiTuirrou Alfuinov»
ouTuj bf| dKbibövai £c Tf|V dvröc ^accav. dasz die letste itdi
auf Nearchos zurückzufahren ist, lehrt die vergleichung mit Stnb«.
vgl. auch noch Philostratos ao. II 19 K0|üiiZö^€VOi bi. bi& ToC 'NM
TToXXoic \ibf iTOTaMtoic Yttttoic dvTUxeiv qNXCi, iroXXofc bi icpoi»-
bciXoic, ixicTTCp ol TÖv NciXov irXtovTCc, X^TOuct bi icai fivOi|Ti9
*lvb(Xi clvai, ola toO NeiXou äva9ueTai, obgleich Jaba hier die»
gaben des Nearchos mit denen des Onesikritoe vereinigt, wie d»
erwfthnung der fluszpferde beweist (vgl. Arr. Ind. 6, 8« Stnboi
XV 690).
Zu fr. 6 (Strabon XV 701) Arr. anab. VI 20, 2 dir^X^ ^
äXXrjXuiv Tä cTÖfiara toO noTafioO toO 'Ivboö tc crobiouc iiAicn
ÖKTaKOciouc Kai xiXiouc.
Zu fr. 7 (Strabon XV 716) Arr. Ind. 16, 6 bis schluei, mita»
nähme des Zusatzes § 10 oub^ x^^^vouvrai . • ifiqpcp^uic ebflose An
Ind. 17, 4 f., wie die vergleichung mit Strabon deutlich erkennei liflL
Zu fr. 8 (Strabon XV 693) ist zu bemerken , daes Geier wii
Müller den schlusz ungenau geben, derselbe lautet bei Stnboa: oi
Tap b^vbpov clvai KapTT09Öpov, £k hk. toO icapnoO cuvriOecSn |diii
Touc hk 9aTÖVTac \h\xov toO KapiroO jüieOuciv.
Fr. 9 und 10 (Arr. Ind. 16, 1 und 16, 4) k(Snnen msuiB»
gefaszt werden, da, wie der Zusammenhang lehrt, 16, 1—6 gauHi
Nearchos geschöpft ist.
Zu fr. 11 (Arr. Ind. 11, 7) mnsz wahrscheinlich die stelle W
Strabon XV 694 gefügt werden: änavTac b* önepß^ßXiiVTai «qi
Toö |üi€T<S9ouc Ttjv b^vbpujv o\ q>r)cavT€C iuipäcBat ir^pav foi
TapuiTiboc b^vbpov TToioCv cKiäv tqTc |üi€amßp(aic ircvraoAm
obgleich dann Strabon oder Arrian das mass verwechselt haben
Zu fr. 16 (Strabon XV 705) gehört noch Arr. Ind. 17,
aus dieser stelle wird auch klar, dasz in Strabons worten dtfcM
b' itiö Ixrföy Kai Ka^rjXouc nichts zu ändern ist: wie er von
äp^a ^X€9dvTU)V spricht, so deutet er auch die weitem
Setzungen des Nearchos dahin, dasz die kamele als zngthiere
worden seien, obwol man aus Arrians worten dies nicht
m u s z. jedenfalls wird durch die vergleichung mit Arrian dii i^
wtthnung der kamele an dieser stelle durchaus erklirlich nnd aoiv
onstosz, welchen Grosskurd mit Tzschucke an der hsl. lesart aili^
aus dem wege geräumt.
So weit reichen die allgemeinen nachrichten ttber IndiM, ■!
es folgt jetzt die beschreibung der expedition Alezanders aof te
Hydospes, Akesines und Indes, diese wird bekanntlich tov
im 6n buch sehr ausfuhrlich gegeben, und Geier s. 15 ist der
dasz der gröste teil derselben auf Nearchos zurflckgeht. mit
heit läszt sich dies jedoch nur von einzelnen partien naohi
zum teil schon erwähnt, zum teil unten zu erwähnen si id.
gehört dagegen dem Nearchos Arr. Ind. 18 an. in
AVogel: ta Ntwehot Ton Kreta. 817
•
werden die trierarchen der für die fluBsfalirt erbtaten flotte ia iolober
Vollständigkeit aafgezShlt, daes kaum anziiiieliiiie& ist, Aniaa habe
diese liste irgendwo andersher entnehmen kOnnen ab aus dem beriehtt
des admirals Nearchos. nicht mit gleicher beetimmtheit Uait eich
die Urheberschaft des Nearchos für Axr. Ind.l9 behaupten. Ter-
gleichen wir das hier erzählte mit den entsprechenden abeohnittea
in der anabasis (VI 2—4), wo Arr. nach eignem gestln^is besoir-
ders dem Ptolemaios folgt (VI 2, 4 i{i fidXiOO tfib £Tro)iai), so fkllt
sofort auf, dasz in dem kursen aussog der Ivbnofj mehrere sahlen
angeführt werden, die in der anabasis fehlen, «so 8 3 toOc irdvTOC
ic ÖKTaKicxiXiouc und 5 i\br\ top Ka\ biiiboca Mupiobec aön^ fujqc**
^01 ciTTovTo CUV olciv &nö OaXdccnc re aÖTÖc dWh'crrc nsw.
auszerdem weicht die zahl der schiiFe (ÖKTOKÖctOi nach den hss.) Toa
der VI 2, 4 aus Ptolemaios angeführten ab, man lese hier nnn bic-
XiXiuiV oder xiXiuiV. bewiesen ist damit fipsilieh nur, dassPtolemaioa
die quelle für cap. 19 nicht gewesen ist; indessen da neben diesem
in erheblichem um&nge von Arrian nur Aristobulos und Nearohoa
benutzt worden sind, von ersterm aber in der Ivbuofi sich nur sehr
wenige spuren finden, ist die benutznng des Nearchos in cap. 19,
1—7 mindestens sehr wahrscheinlich. Übrigens kann auch für den
betreffenden abschnitt in der anabasis Ptolemaios nicht der einsige
gewäbrsmann sein: vgl. V 20, 8 mit VI 4, S. swisdien fr« 16 und
17 bind demnach Arr. Ind. 18 und 19, 1 — 7 einzuschieben.
Zu fr. 17 (Arr. anab. VI 13, 4) gehört auch §5 dvOpujirov bi
Tiva TTpecßÜTCpov X^T^i BoicCmov, t6 bk dvopa toO dvSpiAirou od
Tiiyex, ujc dxOöjiicvöv t€ npöc t&c dmTtjüiyiceic rd^v <piXuiv xar^adcv
'AXeEavbpov Kai ^CKuOpuiTraKÖTO, TrpoceXGövra toOtov ßoiuindZov-
Ta äfia T^ q)ujvr| Taöra 9dvar ib 'AX&ovbp€, dvbpdiv t& Ipra'
Kai Ti Ka\ la)Li߀iov inemeiy, töv bfe voöv elvai toö ia^iou dn
Tuj Ti bpuivTi Kai Tra8€iv dcrlv ö<p€iXö|üi€V0V. Ka\ toOtov £v T€ t^^
napauTiKa euboKipfjcai Kai dniTfibcidTcpov ic tö £ireiTa 'AXcCdvbpqi
T€V^c0ai.
Zu fr. 18 (Arr. Ind. 20) ttber die Unterredung des Nearchos
mit Alexander ist nichts hinzuzafdgen. daran sohlosz sich in dem
werke des Nearchos die beschreibung seiner eignen kflhnen kflsten-
fahrt von der mündung des Indos bis zur mttndung des Euphrat.
daneben gab er aber auch eine Schilderung des von Alezander gleich*
zeitig unternommenen landmarsches.
Zu fr. 19 (Strabon XV 721) gehört Arr. Ind. 21, 1—7; nur
die ungenaue jabresangabe ist vermuthlich anderswoher oder war ia
dem Arrian vorliegenden ezemplare des Nearchos interpoliert, der
Widerspruch in den angaben StJnbons und Arrians erklirt sich wol
am natürlichsten so: der erstere spricht von dem aufbruche von
Pattala aus , wie denn auch Alezander von hier aus seinm marsch
antrat, der letztere dagegen beginnt seine beschreibung erst mit der
abfahrt von der insel Killuta.
Vor diese Zeitbestimmungen gehört wahrschainlidi auch aoeh
Jahrbücher für da*», philol. IbSO. hft. 12. ftS
S18 AVogel: zu Kearchos Ton Kreta.
folgender passus bei Strabon XV 721: Tpix^ bicXüiv T&c bwdiied
tQ m^v auTÖc üjpfiTice bid ttic febpiüciac , dqptcrdiicvoc Tf)c SoüiffT-
TTic t6 TiXeicTov TTevTQKOCiouc CTttbiouc , W fipo kqI Tip vovraB|i
Tf)V TiapaXiav ^TTinibeiav napacKeud^Ioi, iroXXdxtc tk ical cuvavm
if] GaXciTTi], KaiTT€^ diröpouc Kai Tpaxeiac ^xoucq tqc diCTdc- i4i
hk TTpo^TT€^Hi€ MCTd KpaTcpoG bid THC Mccoraiac, fijiio xcipoiiyiorfv
T€ THV 'Apiavf)v xai irpoiövTa iiix touc qutoOc töitouc ^9' oic
'AXeEavbpoc Tf)v Tropeiav eixe. dieses stück steht bei Straba
mitten in einem langem auszug aas Nearchos, und es ist dazdHi
glaublicb, dasz dieser an der stelle, wo er yon seinem aofbnehi
isprach, auch über die beiden heereszüge des königs und des Enteni
einiges bemerkte.
Zu fr. 20 (Strabon XV 720, ein von Eratosthenes f&r seifl0 W
recbnungen angefertigter auszug) und fr. 21 (Arr. Ind. 21, 13}siid
Arr. Ind. 21, 7 — 24 schlusz hinzuzunehmen, auszerdem zu fr. 21
Philostratos ao. III 53 , 2 ^viiMOveOcuci icai vrjcou fuxpoc, i
6vofiO elvai BißXov, ^v q [tö toC KOTX^Xiou m^tcOoc xai] o\ fMC
dcTpcd T€ Kai Td ToiauTa beKaiTXdcia tüjv '£XXnviKuiv tö p^YiBoc
laic neTpaic 7rpocTTe9UK€v, und zu Ind. 23, 1 Philostr. III M
KQTacxcTv bi q)aci xai ic TTviTdbac Tf^c tuiv 'QpciTuiv X^V^
endlich ist für dies und das folgende zu vergleichen Plinius VI83,9(
obgleich seine aus Juba entlehnten angaben grOstenteils auf (W
sikritos zurückgehen.
Fr. 22 (Arr. Ind. 25, 4) ist zu er weitem, da das gameoii
dem Nearchos zugehört, was hier über die gestime bemerkt wiii
ist offenbar dasselbe was Strabon II 77 aus Nearchos anfthrt (fr.SV
daher ist diese ptelle aus Strabon hier einzufttgen (vgL dam U 7^
CMüller hat zu Arr. Ind. 25, 4 (geogr. Graeci min.) gerade £w
anguben über die schatten und die gestime für eine schon Yon Arcni
bei Nearchos vorgefundene interpolation erklSrt, weil dieselben dff
Wahrheit nicht entsprächen und deshalb nicht von Nearchos geascU
fein könnten, da jedoch schon Eratosthenes (Strabon ao.} ein
derartiges bei Nearchos las, steht die mitteilong dieser beobachta^
durch Nearchos selbst wol auszer zweifel. zuzugeben ist nnr
Arrian misverständlich den Nearchos die beobachtnng selbst
läszt , während dieser sie nur von hOrensagen gehabt haben
da er schwerlich sich je weit von der küste nach sfiden entfernte.
Zu fr. 23 (Strabon XV 686. Arr. anab. VI 24 , 1— d) «her
Alexanders beschwerlichen marsch durch OedrosiengehOren: Btraboa
xy 721 f. uTT^pK€iTai be toutujv f) fcbpuKia . . touc vaucraB|«
auTUf Kai Tijj CTÖXuj KaracKeudcovrac und iroXXd b* ^ToXain&pa
ö 'AXe'Eavbpoc . . ineix ' auOic elc T^jv jütecötaiav dv€x<ibpi|ccv, od
Arr. anab. VI 24, 6. 25. 26, 4 f. der Nearchische Ursprung
beiden völlig übereinstimmenden berichte ist unzweifUhaft:
beide stehen im unmittelbarbten zusammenhange mit dem lato
Nearchos namen vorher überlieferten.
Fr. 24 (Arr. Ind. 27, 1) gibt nur einen kleinen teil des Uote
AYog«!: ta Neurdiot TOft Kreta. 819
gehörigen: hinzuzunehmen sind Arr. Ind. 26 — 89 mid Btimbon XV
720 über die Ichthyophagen: ^ bk Tdiv äSf)c IxOuCNpdruiV imOKiC*
XiXioi . . TT€pißdXXovTai tk biirrOoic qpXoioO cpoivtidvou. die nige*
hörigkeit der stelle aus Strabon wird dnreh die flbereiBstimmnng
mit Nearchos bei Arrian 29, 9£f. 26, 7. 28, 1. 24, 9 ff. aar genflge
erwiesen, zu vergleichen sind noch Pbilostr. III 55 <pod bk, wa\
Toic 1x^vo9dTOic dvruxeiv, otc iröXtv cTvoi Crößiipa, biqpO^pac U
toOtouc iv^qpOai McricTuiv ixMuiv, ica\ t& irpößOTa rd iiccivq ixOu-
uit>n eTvai kqI qKXTCiv dTOira* touc t^ noiM^fOC ßöciciiv oOtA
ToTc txöuciv und Plinius VI 23, 97.
Zu fr. 25 (Strabon XV 725. Arr. Ind. 80. 81) ist zu bemerken^
dasz CMüUer zu Arr. Ind. 26 (geogr. Oraed min.) geetHtat darauf,
dasz neuere reisende an der Ichthyophagenkfiste nur 6ine insd vor-
fanden, auf welche die Schilderung von Nosala paset, cap. 81 für
einen dem Nearchos fremden zusatz erUftrt hat. er identifidert die
26, 6 Kapvivr) oder Kapßivn genannte insel mit Nosala und be*
hauptet nun, Nearchos erwihne jene als bewohnt, wShrend Nosala
in c. 31 als unbewohnt geschOdert wird, indessen tagt Nearchos
gar nicht, dasz Karbine bewohnt sei: denn die worte (36, 7) ivToOOa
Eeivia TTpocq)^pouci Nedpxqi o\ Kui^<)Tai beliehen sieh oflmbar anf
die einwobner der K\!)\xr\y bei welcher die flotte vor anker liegt| nicht
auf die der 100 Stadien vom ufer abliegenden insel. ein widersprueh
ist also selbst dann nicht vorhanden, wenn jene beschreibong nnr
auf die insel passt, in welcher man nach 26, 7 Karbine erkennen
musz, und es ist recht wol denkbar, dasz die insel eigentlich Nosala
hiesz, nach dem gegenüberliegenden küstenstrich Karbis aber auch
Karbine genannt wurde, die entfemung von der küste wird übrigens
2G, G und 31, 1 gleich weit angegeben, es ist somit an dem Nearchi«
&cben Ursprung dieser von Strabon und von Arrian überlieferten er-
zUhlung nicht zu zweifeln, vgl. noch Phüostr. III 56 npOKcTcdai ht
Toü xu>ptou TouTO\j vficov Updv, i)v KaXctcOai C^Xnpa kqI crdbia
p€v dKOTÖv €lvai Tip TTopOpip , NiipTliba b' oIkciv iy a\n^ 6€ivf|v
baipova, ttoXXouc t^p tiXiv TrXeövruiv dpiräZciv kqI ^vibk vaTc
vaucl EuTX^P^w Trekpa £k tt^c vf|C0u ßdXXecOai, und Plinius
VI 23, 98.
Zu fr. 28 (Arr. anab. VII 20, 9 ff.) gehören Arr. Ind. 32, 2—
33, 3 und Strabon XV 727 TÖ hi cröpa ToO TTcpciKoO KÖXnou oO
pei2[ov biuppaTOC fip€piiciou (zu 32, 6). auf dem bericht des Near-
chos beruht femer die beschreibung von Karmanien bei Strabon
XV 726 f) bi Kappavia . . noTCtfioic KaTdppuroc, ebenso die be-
schreibung des persischen golfs XVI 765 aus Eratosthenes, welche
sieb auch bei Ammianus Marcellinus findet; vgl. Oardthausen ao.
:<. 642. hierauf folgt in Arrians Ind. 33| 3 — 36 die Schilderung der
Zusammenkunft des königs mit Nearchos, jedenfalls von diesem
telbst gegeben.
Zu fr. 29 (Arr. Ind. 37. Strabon XVI 766) ist zu bemerken
dasz die zuverlässigere Überlieferung sich bei Arrian findet Strabon
Ö3»
820 EHlller: zu TheokritoB [5, 88].
schöpft nicht aus Nearchos direct, sondern aus Eratosthenati dar
Hüben diesem den Orthagoras benutzte : daher die eriieblichen düt-
renzen zwischen beiden berichten, hier finden fr. 26 (Arr. Ind. 38, 1;
Strabon XV 727) und fr. 27 (Plinius VI 23, 107; Strabon XV 720)
ihre passende stelle.
Die fr. 30. 31. 32 müssen Ind. 38, 2—39 umfassen, fr. 33 k
von Ind. 40, 1 zu beginnen; hinzu kommt Strabon XV 727-flber die
landschaft Persis: M€Td bi Kap^aviav f) TTepdc £cTi . . Tphr) b'
dcTiv fi Tipöc ßoppäv X€iM^pioc Kai öp€ivr).
Wahrscheinlich ist es endlich, dasz Arr. anab. VII 3, 8 (fr. 37)
auch schon vorher einiges aus Nearchos entlehnt ist, ohne dau &€k
jedoch darüber etwas bestimmteres nachweisen Iftszt.
CoLMAB. August Voobl
110.
ZU THEOKRITOS.
Im fünften gedieht schmäht der eine hirt den andern mit fdr
genden werten (v. 35 ff.) :
lii^a b ' fix^Ojiai , el tu m€ toXmQc
äjufiaci ToTc öpGoTci TTOTißX^Trev , 5v itok* £6vTa
TTttib ' f T ' dTwv ^bibacKOv. Tb * d x^P^c ic t( iroS^pirci.
Gpeipai Kai XuKibeTc, 6p^i|iai kuvqc uic tu 9dTuivTL
die werte Opevpai XuKibeic beziehen sich auf eine fabel , ttber wddi
Ahrcns im Philol. VII 438 ff. gehandelt hat zu der zweiten htifii
des vcrses wird in den scholien bemerkt : irapoi|üi(a dirö ToO 'AxTOnB*
VOC TOG IITTÖ TUIV iblUJV KUVUJV ßpUiO^VTOC' TdCCCTOt it tlA TUV
äxapiCTOuvTUJV toic eu€pT€Taic. Meineke, Ahnsns ua. haben diM
auffassung für unstatthaft und die werte für corrupt erkUrt; Alrai»
dem ich in der neuen aufläge der ausgäbe von HFritzsche beipflidiUlik
behauptet (ao. s. 440), eine von den hunden des Aktaion entnomiMM
sprichwörtliche redensart habe unmöglich zur bezeichnnng dar flt
dankbarkeit dienen können, dasz dies aber dennoch mGglidi w;
zeigen wol die werte bei Stobaios flor. XIV 12 ujcnep 6 'AimduiV W
tOüv Tpe(poM^vujv iitt ' auToC kuvuj v dir^Bavev , oOruic ol KdlMC
Touc Tp^(povTac KaT€c6iouci. dieselben werden dem Fhai^
rinos zugeschrieben; dasz aber dieser oder ein ähnlicher Yeiglekk^
denn genau ist die Übereinstimmung allerdings nicht — beniti iv
zeit Theokritd existierte und von demselben berücksichtigt
ist gewis nicht undenkbar , und ich möchte daher jetzt aidit
mit entschiedenheit in abrede stellen, dasz die Worte 6p^^Nn idvK
ujc TU q>dTU)VTi richtig überliefei*t und vom scholiasten zidbSg^
klärt worden sind.
Halle. Eouabd Hiiififff
J
HFlach: quellenkritik des Hei^cliiot toh Hfl«!. 821
111.
ÜBER DEN OEOENWlBTIOEN STAND
DER QUELLENKRITIK DES HESTCHIOS VON HILET.
1) DE CALLIMAOHI OPEBUM TABULA APUD 8UIDAM OOMMBHTATIO.
8CRIP8IT Otto Sohn EiDBR« Gothae MDCCCLXII. XVIt.gr. 4
(wiederholt in: Callimachea eAdit 0. S. toL II [liptiae in aadibos
B. G. Teubneri MDCCCLXXIII] i. 2— M).
2) DB F0NTIBU8 EX QÜIBU8 8UIDA8 IM SOBIPTOBUM QBABOOBÜX TITI8
HAUSERIT OBSERVATIONES PER 8ATURAK PAOTAB A CUBTIO
Waohsmutr (in der Symbola philologorom Bonnendnm in
honorem Friderici RitacheUi collecta [lipaiae in aodibns B. 0«
Teubneri MDCCCLXIV] s. 186—162).
3) DE SUIDAE BI0GRAPHI0I8 QUAB8TI01fB8 MOTAB. ^OBIPBIT DiDB*
Ricus Volkmann, (prognunm der landesschole ,in Pforta.)
Iftmburgi MDCCCLXXIII. XVIII 8. gr. 4.
4) rEFONE IN DEN BIOGRAPBIOA DBS 8UIDA8. BBITBIgB ZU BIMBB
GESCHICHTE DER LITTBRABBI8T0BI80HEM PORSOHÜMQ DBB QBIB»
CHEN. VON Erwin Rohde (im rheiniichen miueam fttr philo*
logie XXXIII 8. 161—220. XXXIV i. e20-e28).
5) PHILO VON BYBLU8 UND BB^TOBIUB TOM XILBT. TOM EbWIM
Rohde (ebd. XXXIV s. 661->674).
6) KLEINE BEITRAGE ZUR GRIE0HI8CHBN LTTTBRATUBaBBOHICBTE IX
ANSCHLU8Z AN 8UIDA8 UND BUDOKIA. VON A. DaUB (ebd. XXXV
8. 56—68).
7) DE SUIDAE BIOGRAPBICORUX ORIQINE ET FIDE. DI88BRTATIO
INAUGURALIS. SCRIPSIT AdAXUS DaUB BADEN8IB. Liptiae
typis B. G. Teubneri. MDCCCLXXX. 42 8. gr. 8.
Der erste der den Hesjchios von Milet als quelle des Soidas
scharf erkannt, welcher seinerseits wieder in den angaben der Schrif-
ten indirect auf die 7rtvaK€c des Kallimachos zurückgeführt werden
dürfte (Wachsmuth im Philol. XVI s. 654; Volkmann in der symb.
Bonn. s. 729) , der somit einiges licht in die rftthselhafte thfttigkeit
dieses noch rftthselhaftem gelehrten gebracht hat, war OSchneider
(oben nr. 1). dieser setzte femer nicht nur zuerst eine imgeffthre
Zeitbestimmung fest, wann Hesjchios geschrieben haben müsse, son-
dern er unterzog auch seine quellen mit Scharfsinn einer genauen
Prüfung, dabei kam er zu dem resultat, dasz Hesjchios für diA
Philosophen hauptsSchlich Laertios Diogenes' benutzt habe, daneben
für die ftltem philosophen vielleicht Porphjrios in seiner 9iXöco<poc
IcTOpia, den Hesjchios selbst in den vitae des Ammonios, Gorgias»
Empedokles, Hesiodos, Homeros, Schrates, Pherekydes dtiert hatte,
> Ca I lim. II s. 28 anm. dagegen stimmt er ohne weiteres Nietssebe
im rh. mus. XXIV s. 227 f. bei, dasx Diogenes and Hesjchios ans einer
gemeinsamen quelle — Demetrios Magoei — geschöpft haben.
822 HFlach : anz. von OScbneider de Callimachi
neben beiden vielleicbt nocb das bucb des Aristokles 1T€pl q>tXo€0-
q>iac und andere, weniger bekannte quellen, für die dichter ilkr
gattungen dagegen betrachtete er als hauptquelle die ^OUClioPj icTopia
des Dionysios von Halikamass, woraus Rufns eine epitome inge-
fertigt hatte (von der wir reste in den eklogen des Sopatros be-
sitzen bei Photios bibl. s. 103 ff. Bk.)i und den Hesychios selbst
öfters citiert bat ('AvTiq>dvric , 'Op<p€uc, TTofiqpfXiii Currf|pibac).
Schneider dehnte aber die thätigk^ des Dionysios noch weiter ani,
indem er wegen der citate bei Pamphile und Soteridas zu deoi
schlusz gelangte , dasz jener auch die grammatiker behandelt habe,
welche die dichter commentiert hatten (dh. also so ziemlich den
grösten teil aller grammatiker). während dieser schlasz sehr gewagt
erscheint, da uns der Zusammenhang, in welchem Dionysios die bei-
den genannten autoren behandelt hatte, gänzlich unbekannt iit'
und wir keine notiz über das vorkommen der grammatiker besitm,
hatte dagegen S. durchaus recht, die alphabetischen Schriften veneidk-
nisse, welche sich vorzugsweise bei epischen, tragischen nnd^omi-
schen dichtem finden, auf die genannte schriftdes Dionysios znrfld-
zufahren (KaXXijiiaxoc, Nkavbpoc, TTapO^vioc, €iHpop{u)V, Aui^
qppujv, 'ApiCT09dvriC; <t>iXoK\fiC; Kiiqpicöbujpoc, KXcoqpujv, Kpdnic,
nXäTUJV, <t>öp|Lioc; Wachsmuth fügte ^Hcioboc hinzu; Tgl. waA
Volkmann in symb. s. 728). ebenso machte S. zuerst auf eine sos-
gedehntere benutzung der schrift des Hermippos Ton Berytos iKpl
Toiv bianpeiijdvTUiV iy naxbeiq. bouXuJV aufmerksam, und zog jesci
bemerkenswerten artikel 'Hpujbiavöc heran, aus dem er folgerte dm
neben Dionysios eine quelle des Hesychios Philon von Byblos g^ •
Wesen sei. ^ in zwei puncten gicng S. hierbei zu weit : 1) dass s
' EMaasfl de Sibvllarum indicibus s. 64 anm. erinnert mit reckt
daran, dasz Lobeck Aglaoph. I s. 361 aach bei "OpipcOc geBweiftIt hat,
welcher Dionysios gemeint sei. ebenso richtig sagt Maass ao.: ')bm
(philosophorum vitas) cur non a Dionjsio maluit mataarl, qni ei fna-
maticos et historicos, sine dabio etiam pbilosophos trmctaTit?* l^
richtig ist auch die bemerkung darüber von ADaab nr. 6 a. 69 uA
nr. 7 8. 12 anm. 10. ^ diese ansieht findet sich spkter in dtmlkt
weise bei Wachsmuth in nr. 2 s. 145, Kobde in nr. 4 8. 171, in wedgct
schroffer form bei Rohde in nr. 5 s. 574. die betreffende atelle laotil:
T^TOvc (llerodianos) Kard t6v KaCcopa 'AvtujvIvov t6v xal MäjaDO«, A<
v€ujT€pov cTvai Kai Aiovuc(ou toO t^iv ^ouciKf|v tcTopilv
YpdipavToc Kai OiXuivoc toO BußXiou. dazu Rohde: 'Hber Uärt-
üian konnte ich mich (seiner lebenszeit wegen) nnterriehten weder M
meinem hauptg^ewährdmanne Dionysios noch bei denjenigen aator ta
ich in zweifelhaften fKlIen lur aushilfe heraniaxieben pflege« im
Philon von Uyblos.' aber wie kommt Philon sn dieser bedeatoag, B
den Kohde selbst eine ganz secundäre quelle genannt hattov nl
von dem so wenig spuren vorhanden sind? wemm nennt He^ycUH
nicht lieber Hermippos? und wofür ist Dionysios hanptgewftlinBaiif
doch nicht für alles?* also nur fiir dichter and mnaiker bie sw Ita-
janischen zeit, dh. kaum für die eine häifte des Stoffes, und wana
zieht ihn Hesychios gerade bei Herodian heran.' denn deas er ksspl-
quelle für die grammatiker gewesen, ist eine anerwieseae vematsiff
Ton Wachsmtith, die durch Schneider Teranlaast ist ieh Teistskt dlt
i
operuxn tabula apad Soidam commentaftio. 823
Pbilon als eine baaptquelle a&sah, was ans Jener atella in keiner
weise gescblossen werden darf, 2) dass er besonders an die Schrift
iT€p\ kt/)C€U)C Kai dicXoTf)c ßtßXiuiv dachte, Ton deren anläge nnd
inbalt wir gar keine Yorstellnng haben ^ nnd nor die mOglidilwit be-
rOhrte, dasz auch die scbrift ttcpl tröXcuiv rerwertet worden sei. die
gröste scbwftcbe aber in der kritik S.s bestand darin, dass er keine
deutliche vorstellang von dem Charakter des Hesjohios hatte, da er
einerseits unsem pseudo-Hesychios noch fiDUr eine epitome des ersten
hielt, welchen glauben er selbst nach dem eiecheinen des bahn-
brechenden aufsatzes Ton Lehrs nidit ausgeben hat^ anderseits
auch die byzantinische Tita Henagiana des Aristoteles anf Hesyehios
zurückführte.
In gewissem sinne epochemachend war die abh« Ton C Wachs •
m u t h (nr. 2), obwol darin eigentlich nur die ideen von Schneider aus-
geführt wurden, wobei W. die irrtflmer Schneiders ttber psendo-
Hesychios und die vita Menag^ana corrigierte. aber das bedeatende
darin war die Zusammenstellung der 85 fragmente* des Hermippos
stelle t^auz anders, die zeit des Trajan and Hadrian selchnete sich
durch die masse der Schriftsteller aas, wie spSter die seit Julians und
noch später die des Anastasins nnd Jostinian, nnd gerade die beden-
tendiften und Hesjchios bekanntesten lebten damals (Platarch, Ptole-
jnaios ilephaistion, Zenobiot der altere, Soranoe, DiogeaianoiL Lnkianoi,
Nikauor, Hermippos usw.). offenbar standen non im eigentUehen He^*
chios bei diesen Zeitgenossen stets bemerkmigeo wie bei *Air(unf —
cuTXPovoc Aiov. T. *AX. (vjtL ib. *Acirdaoc — c&rxpovoc *ApiCT€{bq Kcd
'Aöpiavip, NiKÖCTparoc — cOtxp. 'AptcTcCbou ical Äuuvoc) oder "CircMppö-
öiToc — kqO ' öv xp^vov Kai TTroXc^aloc ö 'H<paiCT(uivoc ^v ical dXXoi
cuxvoi Tiiiv 6voMacTd»v ^v iraibciqi oder bei TTaOXoc Tüpioc — T^TO-
vibc KQTd 4>(Xujva, oder vielleicht ciyrxpovoc T. Aiov. 'AX. xal 0iX. T. B.
zwei der bedeutendAten männer dieses Jahrhunderts, Apollonios Oyskolos
und sein söhn Herodianos stehen noch mit einem fuss in dieser biflte*
zeit , sind aber jünger, und deshalb macht Hesyehios jene bemerkang,
die er auch erweitern konnte xal Tdiv dXXuiv övo^acTüJv nsw, aosser-
dein aber ^ab es noch eine jüngere classe, bei welcher wir die angäbe
6nden iirl *A6piavoO — MdpKOU — "AvTuivivou oder TpolvoO — *A6ptavoO
— M. 'AvTUJvivou (bei 'Appiav6c, 'Hpt6bnc 'toOXtoc), nnd auch bei dieser
fand Hesyehios den Herodian nicht.
* (1cm titel nach hat das buch behandelt die auswahl der Schriften
(vermutlich mit rUcksicht auf den inhalt) die man für eine bibliothek
besitzen müsse; daher das scholion sn Oreibasios bei Mai elase. anct»
IV s. 11 (Daremberg HI s. 687) ircpl ßtßXioOi^Kiic iCTf|C€U>C wenn in
demselben scholion gesagt wird, dass Philon den erst Dionjsios mipröc
nicht KupToc genannt habe, so ist dies verständlich in dem xnsammen*
hang y dasz ein oder mehrere btir.her dieses arstes (im 9n bncb) ange-
führt, also empfohlen waren, wie aber in einem solchen bnehe voll-
ständige vitae enthalten gewesen sein sollen (abgesehen von der dareh*
gängigen nichtberückeichtigung des Inhalts der sehriftcD, wie sie bei
Hesyehios sich zeigt), ist mir völlig unverst&ndlieh. doch davon nnten.
^ vgl. Daub so. s. 6 und meine untersuch. &ber Eadokia s. i. aach
gab er einige vitne, zb. die aus Damarkios stammenden des Domninos
und Doros dem Hesyehios, während sie nor dem Snidas gehören (vgl.
untersuch, s. 60). * zu streichen ist wahrscheinlich A(cu»iioc dwi-
Tvu[;cTr]C, weil dieser artikel aus Ptolemaios Hephaistion geflossen ist,
411;. vermutlich nur Suidas gehört (vgl. rh. mns, &XXV s. tu).
824 HFlach: anz. v. CWach^muth de fontibus Suidae.
Yon Berytos Ticpi Tolv dv iraibeiqi Xa)üii|fdvTU}v boOXuuv nach de:
sehr wichtigen beobachtung , dasz nach Hermippos, dh. nach der
Hadrianiscben zeit, kein bericht mehr über den sklavenstand eia«
Schriftstellers im lexikon des Suidas gefunden wird.^ damit warder
erste versuch gemacht und der weg gezeigt, in welcher weise im
den vitae des Hesychios fragmente seiner quellenautoren hemuge-
schUlt werden können, weit weniger glücklich war W. in der be-
urteilung des Dionysios von Halikamass , da er den verfehlten ge-
danken Schneiders ,, dasz Dion. auch grammatiker behandelt hdbe,
nicht nur aufnahm, sondern ohne ausreichende gründe* in der weise
steigerte, das; er Dion. neben Philon für die hauptquelle in den vitM
der grammatiker hielt , während er das material über die vitaa dff
dichter und musiker sachgemäsz vermehrte, dies war die orta
gröszere gewaltthat, die man an Hesychios begieng. bei Philoa
dachte W. an beide bereits von Schneider angeführte Schriften od
machte fUr die irepl iröXeujv mit recht aufmerksam auf die Terglei-
chung der artikel bei Stephanos von Byzanz, wie sie später ron Bolidf
vorgenommen worden ist. von der grösten bedeutong aber war ci
für die beurteilung des ursprünglichen övo^aroXÖTOC des He^-
chios, dasz W. auch die reihenfolge, in welcher die vitale anf einaadär
gefolgt seien, eiuer kritik unterzog, mit dem resnltat daax dien
chronologisch gewesen sei, aber innerhalb dieser Ordnung nach
fächern verteilt, zwar waren die gründe W.8 durchaus nicht stidh
haltig', wie Volkmann in nr. 3 s. V f. mit recht herYorhobj aber da-
mit war diese frage in bewegung gesetzt.
' lainblichos (vg^l. Wachsmath s. 143 aDm. 17) war allerer Mil*
genösse des Hermippos : s. Rohde griech. romaD s. 861 anm. - hau^
sächlich von einflasz war die eben besprochene stelle n. 'HpuitawC
dann aber glaubte W. beobachtet zu haben, dasi die alten pammatikfr
bis Hadrian sehr ausführlich behandelt werden , sehr dürftig dit 4m
zweiten bis fünften jl^« und wieder genauer die des fUnften jIl^ dh.te
Zeitgenossen des Hesjchios selbst. W. übersah dabei, daas diese jsk^
hunderte überhaupt am schlechtesten weggekommen sind (man eriaaat
sich, dasz im Suidas die dichter Nonnos, Mnsaios, Qalntns fehlen), tsih
weil thatsHchlich weniger Schriftsteller existierten (so namentlich 4»
bedeutenden grammatiker mit Herodian aufhören), teils weil «eainf
lexikalische Sammelwerke angeferti^^t wurden, auszerdem aber iilW
Herodian die zeit angegeben, und die vita des Apollonios Dysksbi
(der von Dion. nicht behandelt werden konnte) gehört an den eergfll-
tigstcn und ausführlichsten, anderseits sind auch vitae alterer
matiker unvollständig (vgl. ^ApiCTÖviKOC) und 'ohronologisehe
fehlen oft (Zr)v6&0T0C ö dv dcTci, C^XcuKOC ua.). freilich ke
nicht ausreichend die flüchtigkeit des epitomators, der ab. bei
sthenes das Verzeichnis der reden ausgelassen hat. * wol ia
frage ist die einscitigkeit der kritik so sichtbar hervorgetreten wieW
den unglUcksworten kqI oOtöc im Suidas, aus denen W. ^
seine chronologische Ordnung abstrahierte, wahrend Volk
beispielen auf die wesentlich alphabetische Ordnung einer aehfift
ö^ujvvMUJv schlieszen zu müssen glaubte, neuerdings hat W. (bei ]
nr. 7 s. 16) einige beispiele aufgedeckt, bei denen nur älphabellBlIt
Ordnung ohne homonyme ersichtlich ist. wie kann man aber '
einen schlusz auf das werk des Hesychios machen? die kiitlk
i
HFlacb : onz. v. DY olkmann de Siiidae biographids qoaait noraa. 825
DVolkmann, der eich bereits doreh xwei arbeiten (Bonn 1861
und 83nnb. s. 7 1 5 £f.) als gründlichen kenner des Snidas geieigt hatte«
suchte in nr. 3 besonders nachzuweisen, dass eine sohrift icepl 6fiui-
vu^uiv benutzt sei, wie die benutzung des Ton Laertios Diogenes
so fleiszig ausgeschriebenen Demetrios Hagnes schon Ton FNietesehe
(rh. mus. XXIV s. 210 ff.) dargethan war (er wird dtiert J>ei Icaiöc),
indem er für die nachaugustischen zelten an fortsetznngen des
Agresphon (der bei 'AiroXX((»vioc Tuovcäc genannt wurd) äer des
Didjmos, Phavorinos^ Ptolemaios dachte, dass Hesjrohios eine solche
schrift benutzt hat, ist ebenso ttber Jeden sweifel erhaben, wie dass
er speciell die schrift des Demetrios oder seines epitomators snr band
gehabt hat. mit groszer Torsicht gieng Y. einer einseitigkeit ans i
dem wege, indem er annahm dass dieses werk, abgesehen ron
den Schriften Philons, des Hermippos nnd Dionjsios von HaL, dem
werke des Hesjchios zu gründe gelegen habe.
In seiner abh. ttber t^T0V€ bei Suidas (nr. 4) hatte EBohde
wenig gelegenheit auf die quellen des Hesychios einragdien. dennoch
verdanken wir ihr sehr wichtige bemerkungen. lonlchst den als
leitenden stem aufgestellten sats (s. 18S anm«), dass diijjenigea
Schriften als quellenwerke des Hesjehios gelten mOssen, die er selbst
citiert, wie die chronik desDionysios, dio fiouciicf| tcropCa des jttngem
Dionysios, die chronik des Helikonios, die philosophengeschielite des
Aristokles und Athenaios. dann zeigte er dass AiUepiades toa
Myrleia, den Hesjchios zweimal citiert ('Opq)€0c KpOTumdniC nnd
TToX€Vujv IXteOc), mit seinem werk tpoMMmKOi oder irepl TP^M*
^aTiKU)v (dessen 11s buch in der vita Arati angeführt wird) eine
hauptquelle des Hesychios in seinen genauen angaben ttber altera
gelehrte gewesen ist (also auch wol eine fortsetzung desselben oder
eine jüngere schrift desselben inhalts). auszerdem aber schlosz er
aus der bedeutung, die Porphjrios in den citaten des Hesjchios ge-
nieszt (die ähnlich ist der des Dionjsios t. Hai., Philon, Libanios
ua.), dasz dieser vielfach von Hesjchios benutzt worden sei, und
nicht allein in der vita Plotini (u. *AfiAlOC *Atraflۆc), sondern be-
sonders in der q>iXöcoq>oc lcTOp{oL Porphjrios wird von Hesjchios
ist einfach gcnufr. HieroDjmas de mrU HL gebraucht et ip9e iweimal:
c. 14 bei Jnstns Tiberiensis (conatu» e»i et ipie twdmUmnm verum hiaio^
rieon texere) und c. 3*2 bei Modettut (et ipee mb iwwenUare Marco Am*
tonino). in dem erstem fall bezieht es sieh auf den vorhergehenden
Zeitgenossen losephus, im tweiten aaf den aeitgenossen Masaflos. an
beiden stellen setzt Sophronioa kgI o^töc die schrift des Hleronjmus
ist bekanntlich cbronolofrisch geordnet. Bnidat, der die erete vita ana
8ophronios übernahm, liest xal aOröc stehen, bat ea aleo nicht ver^
standen, wie schon ICUster gesehen hat. dann ist eben die annähme
naheliegend, dasz Uesychios es auch nicht verstanden bat» nnd daex er
sein Kol auTÖc in den verschiedeoartigiten quellen finden konnte: ebro-
Dologischen (wie Hieronjmas), alpbabetiseben (wie Demetrios Magnet),
sachlichen (wie Dien. v. Hai.), endlieh haben wir auch dto answeg»
dasz alle fehlerhaften xal qOtöc dem epitomator zur last fallen (vgl.
unters, s. 176 anm. Rohde im rh. mns. XXXIV s. 6t0).
826 HFlach; anz. y. ERohde über t^V€ bei Saidai
selbst citiert in den oben erwähnten sieben vitae; Rohde erkannt«
seine nacbricbten auszerdem bei Pherekjdes von Sjrros, Hekataic»,
Pythagoras und Pyrron, zeigte dasz manche artikel, zb. Sokntes,
ganz aus ihm stammen, und gelangte zu dem resultat, dasz Porplij-
rios, dessen geschichte bekanntlich nur bis auf Piaion bzw. <b
Platonische schule reichte, für diese zeit die einzige qaelle des Hetj-
chios neben der mit Diogenes gemeinschafUicben gebildet habe. **
Nicht weniger ttberzeugend war Rohdes zweite untersochmig
(nr. 5) über PhilonvonBjblos, dessen TrapäboEoc IcTopiaein«
mal von He&ychios an einer noch nicht mit sicberheit geheilten stclh
citiert wird (TTaXai9aT0C kropiKÖc), während ein zweites dtat
(<t>iXiCTiuJv) ohne zwei fei auf seine im altertum viel gelesene schrifl
Trepl TTÖXeujV Kai oOc iK&cvf] aÖTujv dvböEouc fivcfKC ßißXia l'
zurückgeführt wird, die vergleichung der artikel des Stephanos toi
Byzanz, bei denen Niese (de Steph. Byz. fontibus s. 26 ff.) alseiM
hauptquelle dieselbe schrift des Philon erkannt hatte , machte joM
annähme zu völliger gewisheit, wenn auch verhftltniBmäszig wczig
übereinstimmende artikel vorkommen, und auffallender weise eise
anzahl biographischer notizen des Stephanos bei Saidas entweder
gar nicht erwähnt^' oder durch abweichende angaben ersetzt wir!
(schon früher hatten Wachsmuth und Rohde selbst [rh. mos. YTTITT
s. 193] in diesem sinne sich ausgesprochen), bei der groazenuB-
sicherheit auf diesem gebiet" hatte Rohde vorsichtiger weise ci
dahingestellt gelassen, ob wirklich die vollständige schrift des Phiki
benutzt sei, oder die von Suidas erwähnte und im Etym. M. s. 149
und 207 citicrte (vgl. Wachsmuth ao. s. 145 anm. 25) epitome dai
Serenoa, und mit recht dargethan , dasa diese ganze schrift nur ein
secundäre quelle des Hesychios gewesen sein kann, die etwa dci-
selben rang beansprucht wie die philosophengeschichte des Porphyr
rios neben Laertios Diogenes, ob aber Hesychios anch eine zweite
schrift des Philon irepi iarpwv herangezogen hat, die StephiBOi
zweimal citiert (s. 245, 2 und 398, 6), hat Rohde gar nicht berflkit
nur darin möchte ich ihm recht geben, dasz Niese nicht beiznstimBa
ist, der hierbei an selbstcitate des Philon in seiner schrift n^M
^^ Rohde ao. s. 203 anm. scheint damals noch nicht geglaabl si
haben, dasz Hesychios den Laertios Diogenes selbst conpiliczt käWb
was er rh. mus. XXXIV s. 574 stillschweigend anniatL ich glaabt
unters, s. 49 ff. für immer den durch Nietische Terbreiteten aboflis-
ben beseitigt zu haben, dasz Hesychios nicht den Diogenes beeiM
habe. *^ wenn bei Stephanos diejenigen münner nicht gereebmC «t^
den, welche sich durch schriftstellerei nicht herrorgethan habeSi N
bleiben 125 namen übrig, von denen 69 bei Soidas-Eadokia fiberhsift
nicht wiederkehren, während bei 16 andern die QbereiiiatlBimaBt dM
äuszerst dürftige i^t, wofür Uohde den grösten teil der schäld Iw
epitomator des ^tf'phanos zngeschrieben hat. ** ich erwlhne beOidlrt
dasz wir nicht einmal alle Schwankungen bei angaben des gelmilSSitSi
auf Philon zurückführen können, da ja Asklepiadcs Ton MjfMa In
teinen Tpa^^aTiKoC, die Hesychios, wie erwähnt, auch benutsi hatf
darauf rücksicht nshm: Tgl. die vita Aratl bei WestermaBB Si. li| Ib
und über Philon »Ton ^ybIot mtd Heqrcbiot Ton MUct 827
iröXeiüv denkt (gegen Niese anch Dtnb in nr« 7 s. 40). doeh ist
diese frage sehr verwickelt, da eine schrift ircpl iaTpdbv von Snidas
nicht genannt wird und ans dem schon erwihnten sdiolion laOrei-
basios sich ergibt, dasz Philon ttber die ftrzto im 9n buch ircpl
ßißXio9i^KT]C gehandelt hat (und dass dies die von Snidas dtierte
schrift ircpl kWjccuic kqI £icXoTf)c ßißXiuiv ßißXCo iß" sei| bemerkt
schon Daremberg : vgl. anch Waobsmnih ae. s. 145)«
Die grosze bedeutung der Bohdeschen nntersndmngen bemht
auf der evidenz ihrer beweisMirang nnd dem fernbleiben von allem
unsichem. es ist wahr, dasz zb« gerade fragmente ans der eben ge«
nannten schrift Philons sowie ans der philosophengesGhiehte des
Porphyrios noch in grOszerer tahl ausgezogen werden kOnnen und
müssen, aber zweifellos wird in vielen fiUlen damit der boden abso«
luter Sicherheit verlassen werden , nnd die beweisführung wird nur
zu einem grade der Wahrscheinlichkeit, oftmals vielleidit nur zu
einem der möglichkeit gelangen.
Mit rücksicht auf diese vorsieht und evidenz der beweisffthrung
stehen diese Untersuchungen in schneidendem gegensats zntler ttbri*
gens sehr verdienstvollen und die Hesychiosftage vielCsch fSrdem-
den Heidelberger dissertation von Adam Danb (nr.7). wenn anch
in den ersten 4 capiteln im wesentlichen nnr die ansichten von
Schneider und Wachsmuth ttber Dionysios ircpl |lOuaicf|€ ab haupt-
quelle des Hesjchios weiter ansgeftthrt nnd durch neue beispielo
begründet sind (obgleich Danb die ansieht Wachsmuths ttber die
grammatischen elemente bei Dion. stillschweigend ignoriert zu haben
scheint : vgl. rh. mus. XXXV s. 59), so bietet das fünfte capitel eine
fülle von neuem material. zunächst hat D. den von Schneider und
Wachsmuth ausgesprochenen gedanken ttber Philons 12 bücher ircpl
KTr|C€uüc ßißXiujv als quelle des Hesjchios in d6r weise verarbeitet,
dasz er aus 40 angeführten beispielen" sie namentlich fttr die vitae
der von Augustus bis Hadrian reichenden redner, Sophisten, gram-
matiker, ganz besonders aber der ärzte in anspruch nimt« wenn nun
hierbei schon äuszerst wunderbar ist — abgesehen davon daaz Hesj-
chios selbst diese schrift nie citiert — warum Hesychios fttr diese
zweige ein bibliothekarisches werk benutzt hat, ftlr die dichter da-
gegen nicht (die doch auch darin enthalten waren), so ist die beweis*
fübrung für diesen punct mislungen. man sieht nicht ein, warum diese
samlung von Augustus ihren anfang nehmen soll: denn wir besitzen
eine menge von vitae, zb. der grammatiker, aus der vorausgehenden
*' die samlung^ ist unvollständig, denn es fehlen: Ar||i/iTptoc *IE(uiv
— KQTd ToO Kaicapoc ACito^^'^ou. Aibufioc — iirl 'AvtuMou ical Kik^-
pujvoc ^uic AOyouctou, €0o6oc — €irl N^pujvoc, lößac — imX AötoOcrou
Kaicapoc, AouircpKOC BnpOrioc — M^Kp^» irpd Tdiv KXmi6(ou toO 6€vt<-
pou Kaicapoc, Caßlvoc — irtX 'AbptovoO Kmcopoc, 0ofuiplvoc — TCT©-
vuic ini 'AöpiavoO xal TrapaT€(vac \iitS^\ rdkv 'A6piavo0 xp^vuiv, XdpoE
— M€T ' AOyouctov TToXXip vcdiTcpoc. vgl. mach fdioc Kalcap — iircicXrien
KaXXiTöXac. wol nur durch ein versehen ist Mccofi/)6iic XvpiKÖc bei D*
uuter (Ue prosaiker gerathen.
828 HFlacb : anz. v. ADaub de Suidae biogBaphicomin origine et fide.
zeit (vgl. 'AXÖavbpoc 6 MiXrjcioc — ini tuiv CüXXa xpövuiv, 'Afi-
jiiuvioc — Trpö ToO jiovapxflcai Aötouctov, 'Apiroxporfauv —
cu|LißiiuTf)C Katcapoc). dann aber bat D. ein viel zu grosses gewidit
darauf gelegt, dasz bier die Zeitbestimmung immer nach denregierea-
den kaisern erfolgt ist, wobei ibm als die bauptperioden der datienm;
die zeit von Augustus bis Nero, von Nero bis Tn^an und die leit
Hadrians gelten, wäre dieser modus ausschlieszlich in dieser periode
der kaiserzeit sichtbar, so würde die ansiebt von D. einige mQglid-
keit gewähren; da dies aber nicbt der fall ist, so besitzt sie nicht
den geringsten grad von wabrscbeinlicbkeit. die angäbe der leitbi-
stimmung nach den bedeutendsten kaisem bleibt nemlich anchii
den folgenden Jahrhunderten nach wie vor in kraft, und xwsr nsd
noch im zweiten jh. folgende datierungen:
' A b p i a V 6 c dK^dcac in\ MäpKOu *AvTuivivou
' A 6 rj V a 1 0 c tiA twv xp<^vu)v MdpKOu
'ApicT€(bTic T€Tovuic dtri T€ *AvTuivIvou ToO Koi-
capoc Kai biordvac jn^XP^ Kopötou
'Appiavöc ^Til 'AbpiavoO kqI Mdpxou [im]
'AvTUJvivou TUüv ßaciX^uiv (wo ib
quelle Helikonios citiert wird: -vgL
Bohde rb. mus. XXXm s. 182 snm.)
'Hpuibiic 'loüXioc inX TpaiavoC kqI 'Abpiovoü m
MdpKou 'AvTuivivou ti&v aöroKpa-
TÖpUiV
TaOpoc BiipuTioc T€TOvdic InX *AvTU)vivou toO cAa-
ßoOc
ra\r)vöc TCTOVÜbc ird Mdpxou ical Kofiötou
Kai TTepTivoKOC tuiv Kaicdpuiv
Aa^6q)tXoc &v dveOp^iiiaro louXiavöc 6 M
MdpKOu ToG ßaciX^u)c fiiniToc
'€ TT i K T T] T 0 c KOI btaT€(vac \i4xpi MdpKOU 'AVTV-
vivou
*€pMOT^vr)c T^TO V€ bk ini Mäpxou toO ßociltec
IcuXtavöc T^Tovwc £ttI Mdpxou *AvTuivivo«
ToG ßaciX^uic
MdpxeXXoc CibriTT]C £iri Mdpxou 'Avruivivou
NiKÖCTparoc itii Mdpxou 'AvTuivivou tdO foo-
\i\x)c
'OTTTTiavöc T€TOvujC £ttI Mdpxou 'AvTunrivo»
ßaciX^uic
TTroXciüiaToc 6 KXaubioc T€TOvd)C tiA ti&v xpövuiv Mdpso»
ToG ßaciX^uic
MdSiMöc Tüpioc inX Ko^öbou
TToX^^uiv ö V€uiT€poc in\ Ko^öbou
Aafiiavöc Iv toTc öndroic {vcTpdfTi AicA loft
ßactX^ujc Ceoui^ipou -
N ^ c T uj p TCTOvujc IrA Ccßi^u toO ßaaUoK
im dritten jh. folgende :
■
Aituv 6 K&ccioc
T£T0VUJC in\ TÖJv xpövujv 'AXtEiSv- ^™
bpou ToO Ma^aicic
KobpäTOC
Jujc 'AXeSdvbpou toG Monotoc uioö
Kaicapoc
TTeicavlipoc
TtTOVibc 4tii 'AXeEdvbpou ßociX^uK
ToO MuM^^'OC natböc
«PiXöcrpOTOc
£tt\ Ceßijpou Toö ßaciX^uic xai mc
(PlMltTtOU
<J>p6vTtuv
TtTOViwc ^rti Ctoui'ipou toö ßaciX^iuc
•Aiplvnc
ßociXeüovTOC Ma£inivou
Taiiavöc
^Tii Mafl^livou Kai ToptimvoO
Matuip
i-n\ <t>iXiirT[ou loO Kaicapoc kcA
^Tlävui
NiKaT<Spac
T^YOve bi KQTii ^IXiiTirov liv Kai-
capd
A^Einnoc
T6T0VÜJC iiti BoXepiavoO koI TaXir]-
voC kq'i KXau&iou ^€UTEpou Kai Aüpf]-
XmvoO Tüiv ßaciX^Luv 'Piujiaiiuv
Tev^eXioc
fiaO)]Tric MivouKiavoCi (MivouKia*
vöc -feTOviitc im foXiiivoö)
[*€(popoc 6 vtiÜTCpoc
fTpav« TÖc TaXiiivoö (so Born-
hardj-; dio hsB, auszer Med. ToXrivoO)
\cTOpiac. AvGutschmidluiltmirdie
Vermutung mit, bei töc TaX^voO
icTOpiac Bei raXrivöc der held eineB
romans, so dasz dieser EpLoroa nichts
mit einem historiker zu thun haben
wurde]
iTil bt faXinvoö Tlpcöc luv
nxujTivoc
AoTT'Voc
im AüpriXiavoO toö Kaicapoc
TTopqiüpioc
•fCTOviijc ln\ Ttüv xpövutv Aupii-
XiavoO Kai napareivac £ujc AiokXi]-
Tiavoü toG ßaciX^ujc
CujTiipixoc
TET*^vuic im AiOK^HTiavoO
im vierten jh. (iiese:
'AiioXiväpioc AaoblKtüc teTOVujc iv iiM^pmc KiuvcravTivou
Koi 'louXiavoü ToO napapüTou Kol
kiuc ■riic öpxiic Qcoöociou xoG n«*
TÄXou
'Al])UpTOC
inl KLuvcTOVTivou toö ßaciXtiuc
ru^vdcioc
im Tuiv KwvcTavxivou toG ßactX^wc
Xpöviuv
e^iüv
tcvÖMEvoc bi im Toü ßaciXe'uic Kuiv-
CTOVXivOU
'läjißXixoc
TETOVlijC KttTÖ TOGc XPÖVOUC KlUV-
CTOVTivOV ToO ßctciX^wc
^
830 HFlach : anz. v. ADaub de Suidae biograpliiconim origine et fide.
[louXiavöc KuivcTavTivou ßaciX^uic toG rctb-
Xou dvcMiiöc]
TTaXXdöioc T^TOve hk in\ KuivcravTivou tou
ßaciX^wc
TTaOXoc AItütttioc T^TOVibc irA toO ßaciX^uic Kunr-
ciavTivou
TTpoaip^cioc TifiOuv f tux€ tuüv Mex^cruiv ToOauro-
Kpdropoc Kuuvcravrivou — ofinc
jJK^acev im MouXiavoO
[6UCTÖXI0C ^TPOM^C Tä KQTÄ KuivcTOVTa tA?
ßaciX^a]
'A K d K 1 0 c dm louXiavoC
6 € )üi { c T 1 0 c T^TOvdic itii t&v xP^vtuv 'louXiavoi
Toü TrapaßdTou
'Ifi^pioc coq>tcTf|c TWY ln\ MouXiavofi tov
ßaciXdwc
Aißdvtoc TWY in\ 'louXiavoC toC ßociXte
XPÖYWY Kai liixpi dcobociou tou
npecßÜTOu
M d S t fi 0 c bibdcKaXoc 'louXiavoO Kakapoc tov
Tiapaßdrou
['0 p € i ß d c 1 0 c Kai KOiaicriup in* aÖToO C'ouXiavoi}
KaTacTaOcic]
KXaubiaYÖc T^Toycy im tuiv xP<^vuiv 'Apxobbio
Kai 'OYwpiou Tuiy ßactX^uiv
MdpKcXXoc ^dticTpoc 'ApKabbu toO ßaaXäiic
T TT a T i a fiK^ac€ y inX Tf)c ßactXetac 'Apicobbi
aus dem fünften jh. führe ich noch an :
deuüY dTUTX^YOY bk dfiq>6TCpoi ItA Ocd-
bociou ßaciX^wc toO irpccßuitEpov
TTdniTOC T€TOYÜ)C Kard tAv irpccßuicpflv
BeoböcioY TÖY ßaciX^a
'fi p a TT ö X X u) Y irA 6€oboc(ou
die unmittelbaren Vorgänger und Zeitgenossen des HeBychiot idW
hatte bekanntlich schon Schneider (Callim. II 8. 27; vgL m. ntflft
s. 96 anm. 2) angeführt.
Wenn ich nun auch zugebe dasz das erste jh. der kaiMnrit W
Suidas etwas reicher an sd^ftstellervitae ist als eines der folgtt-
den, so ergibt sich für mich nur das 4'me daraus, dasi in
mehr Schriftsteller gelebt haben, wahrscheinlich aacli| daaa
häufiger in lexikalischen oder andern gesamtwerken xusami
waren ; keineswegs dasz eine hauptquelle des Hesychioa uuuttd-
bar nach diesem jh. anzunehmen, noch weniger dass dies eine ichiift
Tiepi KTr|C€U)C Kai ^KXoTnc ßtßXiuiY gewesen sei. vielmehr
diese genauen chronologischen data aus chronikartigen
bie früher der 2Ütere Dionysios v. Hal.| später Helikonioe
hatten, vielleicht auch Eugenator (vgl. 0iXdTpiOC). somit fiUt
HFlach: anz. t. ADaub de 8aidae Inographioomm ozigiiM «i Ma» 8S1
das zusammen, was D. über die vitae der Erste an« dem eratea jh.
der kaiserceit, die aus dem 9n bache der genunien aehrift Philona
stammen sollen (der quelle dee Soranoe), auaeinandergeaetit hat
(s. 41 f.), was auch schon dadurch an Wahrscheinlichkeit Terliert,
dasz noch aus der nachphilonischen zeit sehr ansf&hrliche yitae der
firzte gefunden werden (vgl. ""AiiiupTOC, foXrivöc, MdpKCXXoc» 'OpCi*
ßacioc, <t>iXdTptoc).
Nicht weniger verunglückt scheint mir der versnch dem Her-
mippos von Berytos ein werk nepl ivböEiuv dvbfM&v sn imputieren,
dessen fünftes buch TT€pl £vbö£uiv ionrpuhf gehaaddt hitte. im
scholion zu Oreibasios (das übrigens D. a. 89 ongenan dtiert) iat der
Wortlaut £v Tifi e' trept tuiv bi& traibciov (cod. iroibiov) ccftvuvO^v-*
Twv (cod. ccMVTfO^VTuiv) dvbdEuiv dvbpu^ krrpi&v» der ans iwei an*
gaben der Überschrift entstanden ist, indem der achreiber tuient den
allgemeinem (falschen) tiiel "ircpl tAv £vbdEuiV dvbpd^ geiMdnrie-
ben hatte , dann er selbst oder ein anderer diesen durch den ipe*
ciellern (richtigen) 7T€pl TUiv bi& ircubekiv afiVUVd^VTtUV (im echten
titel wahrscheinlich Xa^«|idvTUiv) loTpdbv ersetxte, worauf ein ab-
schreiber beide confundierte (da bekanntlich die abschreiber textea-
fehler selten auszustreichen pflegten), die stelle Etym. H. •• 118, 14
'ATTäjLieia — d)C ''€p^i7tnoc €v i^ ircpl ti&v'£v iratbefqi Xo|ii|ydvTuiv
XÖTtfi ist richtig von Hemsterhois verbeaaert worden Xo|ii|idvTUiv
bouXujv (ebenso Wachsmath ao. s. 148 anm« 16), wogegen Daaba
conjectur X^T^^ frostig ist und der oitierungsweise im Etym« M,
weniger entspricht.'^ es ist durchaus angemessen und veratftndlich,
dasz der schüler des Philon nur über einzelne kategorien gelehrter
gehandelt hatte, sklaven und ärzte. wo gerathen wir aber mit dieser
art von quellenuntersuchungen hin, wenn wir von Schriften aus-
gehen, die Hesychios nicht nur nicht citiert, sondern die niemala
existiert haben ? aber auch solche wie die ßißXiOKfj ifiTTCipia des Tele-
phos, eines Zeitgenossen Uadrians, der q>iXößipXoc des Damophiloa
(bei D. 8. 39), der am ende des zweiten jh. lebte, das buch ßioi
iaTpuiV des jungem Soranos (bei D. s. 42 anm.) dürfen in keiner
weise herangezogen werden, wenn wir nicht alles verwirren wollen.
auf diese weise siebt man schlieszlich in den vitae nur die titel der
bücher an und berechnet, ob in ihnen etwas ähnliches gestanden
haben könnte wie bei Hesychios, und dann hat man eine haupt-
quelle, den allein richtigen weg hat Bohde vorgezeichnet, dasz wir
nur von denjenigen Schriften auszugehen berechtigt sind, die von
Uesychios als seine quellen genannt werden, und da dies 31 oder 82
sind (vgl. meinen aufsatz rh. mus. XXXV s. 201 ff»), so bleibt der
kritik noch ein weites feld zur bearbeitung übrig, ohne dasz sie auf ab-
gelegene und unwirtliche gebiete sich zu begeben braucht, deshalb
vermag ich in den letztgenannten Untersuchungen nach den arbeiten
** es i8t mehr als wahrscheinlich, daat Uennippos über ApameU bai
freleceuheit de« Parthenios gehandelt hatte, in dessen vita er ja ana-
drücklicb citiert wird (vgl. Wachsmath ao. s. 141).
832 HFlacli: anz. v. ADaub de Suidae biographicoram origine ei fidiL
Eohdes nur einen rückschritt zu erkennen , ein verlassen der w^
der gewisheit und ein betreten derer der ungewisheit, ein hinfib«^
leiten der frage vom gebiete der endlichen wahrscheinlichkeiteB n
dem der unendlichen möglichkeiten. nur das eine möchte ich aod
als gesamtresultat aller arbeiten hervorheben, dasz Hesjchios dud*
aus nicht zwei hauptquellen gebraucht hat, wie vielfach geghnU
und bisweilen angegeben wird'\ und ausser diesen einige ndMi-
quellen, sondern dasz er aus einer ganzen reihe von schriftan der
verschiedensten art, wie xpoviKä, 7T€pi ö^uivu^uiv, )LiouciicJ| kropifl^
(P1X6C090C iCTopia, TTcpi Tpa^^aTiKiliv, ncpl iröXetuv, ircpi Ti&vfap
iraibeiqi XaMi|iävTUiV öouXujv ua." geschöpft, vermutlich and Ar
jeden litteraturzweig wenigstens 6ine hauptquelle gehabt hat, dit
alle in der verschiedenartigsten anordnung abgefaszt waren, so dia
von der beschaffenheit einer seiner hauptquollen keineswegs mit
Sicherheit auf die anordnung bei Hesjchios selbst geschlossen wft-
den darf.
Was nun schlieszlich diese anordnung anbetrifiFt, so gestehe 'A
auch hier durch die ausHlhrungen D.s (s. 7 ff.) nicht befiriedigt
zu sein, ich erkenne hierbei eigentlich nur das bestreben etwas n
sagen, was vorher noch nicht gesagt war." es ist bezeichnend, wk
er überhaupt oftmals 'den auf diesem gebiet änszerst befremd»
den ton der grösten Sicherheit angeschlagen hat^ so dasz s. lOdff
satz gelesen wird: ^cum plenum opus Hesjchianum ex temporii
ratione adomatum fuisse nunc pro certo adfirmari poaiit'
nunc ? seit wann ? seitdem Wachsmuths hauptgrund fOr dieie n-
uahme von Volkmann widerlegt worden ist?'* D. nimt eine vw-
schiedene anordnung im onomatologos und in der epitome an, iadm
er in der letztern die im Suidas sichtbare antistoichische reünfolli
voraussetzt, die eine anordnung Trepl &^UJVU^ulV involnert; aber
was er vom onomatologos sagt, gehört in das gebiet der phantasisa
mit welchen mittein sind wir ausgerüstet, um beide trsnnea ss
können (vgl. rh. mus. XXXV s. 229 anm. 4), und wie wenig wak-
'^ vgrl. Maass de Sibjllaram indicibus s. 64. ttb«rhaapt ist M oa
krankhafter zug der heutigen kritik, ohne irgend welohe siohtbart tw-
aiilassung anf Vereinfachung der quellen zu dringen, wodurch der ■■>
schuldige schriftsteiler in vielen fiillen zum reinen oopisteu geaaeM
wird. *^ man vergleiche auch, was ich antera. s. 69 ff. fiber PUt*
Stratos und Damaskios [als quellen des Hesychios gesagt habe.
*' dasäelbe gilt zb. auch von seiner darstellong des Ttthiltnissct iv
Kuilokia zu Hesychios. da einige behanptet hatten, daM wAm aar ta
i^uidas abgesclirieben, andere — darunter ich — sa beweiien TmMH
liaben, dasz sie nur die epitome des Hesjchios benutsti ao Mfl IX
8. 26, dasz sie Hesychios und Suidas aufgeschrieben — gewii te
schlechteste ausweg der denkbar ist, da, wenn ihr die epftleM« moh
zur band war, sie schwerlich daneben den gewaltigen fioidaa aatar
schlagen haben wird. <' dieselbe ansieht tiber die ehn»elo^eiM
anordnung hatte schon D. im rh. mus. XXXV e. 67 avan^rMhea. i»
dem er mittels einer unmöglichen orklkrung biw. coojnctor aa
dasz bei Hesychios Aa^&CTr\c und *Hp65oTOC anf einander gefolfl
HFlach : anz. y. ADaub de Snidaa biognpliioonim origine ei Mb. 88S
8cheinlichkeit hat es, dasz der epitomator darin toh iemem original
abgewichen ist (vgl. unters* s. 176 anm.)! gibt 66 dafllr irgmd eine
anadogie? was D. Ober die epitome sagt» ist gans TortrelDieh and
völlig zu billigen fxb. Ober die swei gloseen im Bnidas KAcruip
Töbioc zuerst nach Kapv€äbv)C und KocniiXöc), und es wOrde Ober*
zeugend gewirkt haben, wenn er seine grOnde andi auf den onomato«
logos ausgedehnt hstte. aber ich Termnte daei D. sieh in manöhea
cardinalpuncten gescheut hat von der einmal verOflbntlichten an*
siebt seines lehrers Waohsmufh absnweiohen, und wenn dies auch
pietätvoll ist, so hat er deswegen doch vielleidit die frage nicht so
weit gefordert, als er sie sonst gefttrdert haben wOrde. Obrigena
kann ich nicht umhin troti meiner prineipiell abweichenden ansieht
meine gröste anerkennung ausanspreohen Ober gans vortreflUdhe be*
merkungen und verbesserungsvorschllgn, die dnroh die ganae arbeit
zerstreut sind , ganz besonders aber Obor die groaae soq^t in der
herbeischaffung des ganzen, so weit anseinandwliegenden materials,
das nur an wenigen stellen die erwOhnnng von vorarbeiten in dem
betreffenden puncto vermissen Ksst (vgl. sb. s. 11 und m. nnters*
8. 176 anm.). auf die fortsetsnng der arbeit dOHIsn wir nm so mehr
gespannt sein , als darin, nach den andentongen sn urteilen, vorauf*
sichtlich mehr parüen kommen werdetti die auf allgemeine annähme
anspruch erheben dOrfen.*
[* fortsetsong und schluss der oben angeseigten disaertatlon ist
nebst dieser selbst, die nur den anfkng der grossem arbeit bildete»
im elften snppleinentband dieser jahrbOoher s. 401—490 und in beson-
derm abdruck erschienen.]
Tübingen. Hans Vlaob»
112.
KLEON BEI TUUKYDIDE8. EINE KRITI80HS UNTBR8U0HUMO VOM MaX
BÜDINOER. AUS DEM APRILHEFTE DES JAHBQANGS 1880 DER
SITZUNGSBERICHTE DER PHIL.-HIST. 0LA88B DIE XAI8. AKAD. D.
wiss. Wien, 1880. in comm. bei C. Gerolds söhn. 48 s. lez.-8.
Der vf. dieser Untersuchung knttpft zunftohst an die ausftlh-
ruDgen von Grote, Maller-Strttbing und GGilbert an, indexn er die
Stellung Kleons im athenischen Staate, seine Persönlichkeit und sein
Terbältnis zur alten komödie kurz erOrtert sein urteil schlieszt sieh
im groszen und ganzen dem der genannten gelehrten an, ohne jedoch
im einzelnen überall ihren hypothesen zu folgen, so findet ref* zu
seiner freude die phantasie Mttller-Strfibings vom ' reichsfinanz-
minister Kleon' nidit bei Bfldinger wiederholt, der hanptvorwurf
der abhandlung ist die darstellung des verhM tniasea des groszen dema-
gogen zu Tbukydides , oder genauer eine kritische beleuohtung des
bildes welches der letztere in seinem geschichtswerke von seinem
politischen gegner entwirft.
J»iirbacb«r f^rclMs. phUol. 1880. hft. IS. 64
834 HZurborg: auz. v. MBüdinger über Kleon bei Thukydidet.
Die hier zuerst in betracbt kommende stelle ist die dea Snbnchcs»
in welcher Kleon und Diodotos bei gelegenheit der berathong aber
das Schicksal der abgefallenen Mjtilenäer redend eingeführt werden.
der vf. sucht zu beweisen, dasz Thukjdides keineswegs seine ansidtt
mit der des Diodotos identificiere , dasz er zwar ein prindpiellcr
gegner der abschreckungstheorie sei (c. 46 erkennt er also als las-
Susz der eigenen meinung des historikers an) , aber gegen Kkou
Vorschlag kaum mehr als gegen den des Diodotos einzuwenden habe;
er weist darauf hin, dasz bei späteren Allen von niedermetieling
ganzer bürgerschaften , wie der SkionSer und Aigineten, sich kefai
wort des mitleids oder der misbilligung seitens des antors finde, des
argumenten des Diodotos wirft er Schwächlichkeit, ja manchen seiicr
redewendungen lächerlichkeit vor und betont dasz Diodotos sdbst
seines gegners Vorschlag n\cht für ungerecht halte, soifdeni aar
zweckmäszigkeitsgründe dagegen vorbringe.
Hef. gesteht von des vf. ausfuhrungen durchaas nicht ttherzengt
zu sein ; namentlich kann er den versuch desselben , die tendeu dar
Diodotischen rede als mit der meinung des Thukjdides nicht ttbereiB-
stimmend darzustellen , nur als gescheitert ansehen, dasz Diodotoi
nicht eine gänzliche amnestie der schuldigen, sondern nur eine mOde-
rung des am tage vorher gefaszten beschlusses beantragt, ja dass
er diesen antrag nicht mit moralphilosophischen gründen, soaden
nur mit solchen der politischen ntttzlichkeit motiviert, kann doA
nicht wunder nehmen, wenn man sich einigermaszen in die prakti-
schen bedingungen der Sachlage hineinversetzt oder glaabt BAdinger
wirklich, dasz ein Staatsmann, der dem antrage des Kleon gegenfibcr
für völlige Straflosigkeit plädiert oder eine Strafmilderung in errter
linie mit allgemeinen humanitätsgründen gestützt hfttte , vom vdb
damals auch nur ruhig angehört worden wäre? des Diodotos oder
vielmehr des historikers jenem in den mund gelegte wahre meinung
bricht ja deutlich genug — freilich in einem gewissen widerspraA
zu diesen utilitarischen gesichtspuncten — in dem ezeurs über die
abschreckungstheorie (c. 45) hervor, auch einige von B. in der rede
als anstöszig empfundene stellen, wie die bemerkung dasz der rsdaar
einen weitem blick als das zuhörende volk haben müsse, nnd Iha-
liche vom vf. ^ergötzlich' oder ^bedenklich' gefundene loaieniBgeB
über das Verhältnis zwischen redner und volk erklären aidi leidC»
wenn man sie als unwillkürlich sich hervordrftngende nrteik des
historikers selbst auffaszt; ähnliches läszt sich in den Thnkydidei-
schen reden auch sonst nachweisen, überhaupt ist die inhaltawiedsr>
gäbe der rede des Diodotos bei B., wie ref. scheinen will, nicht imaer
ganz objectiv und gerecht, er tadelt an dem redner, daaisr'ae*
gleich in der einleitung Kleon mangelnde erziehung (dtraibcudB)
und bomiertheit (ßpaxuTT]C TVuijinc) vorwirft', während derselbe ia
Wirklichkeit nur sagt: 'nach meiner meinung sind die beiden gigstoü
gegensätze zur wolberathenheit Übereilung (rdxoc) and leidensehiA
(öpTrj), deren eine mit Unverstand (dvoia), die andere mit maagd en
HZurborg: anz. t. MBüdinger Aber Kl«o& bei Tlnikydidet. 885
Selbstzucht (dnatbeucta) und komichtigkeit des nrteiUi (ßpoxOnic
YVUijLHic) im Zusammenhang zu stehen pflegt' der redner spricht also
ganz allgemein, und der in diesen werten etwa enthidtene Vor-
wurf trifft ebensowol das beschlieszende Tolk wie den gegnerischen
Staatsmann, wenn endlich B. hervorhebt, dasz Thuk. die tötnng
der tausend Hytilenfter, sowie spftter die niedermetselong der Bkio*
nfter, Aigineten ua. 'trocken' berichte und mit keinem ansdrack der
misbilligung begleite, so ist dies eben ^dieselbe olijective 'trocken-
heit', mit der er ua. auch seine eigene Terbannong einfach mitteilt,
wie der Schriftsteller zu diesen thatsaohen steht, spricht er denflich
genug in dem berühmten rftsonnement IQ 82 f. aaS| welches ja dem
m jtilenäischen falle nicht allzulange nachfolgt
Im gegensatz zu der eben besprochenen darstellnng können wir
mit dem , was der vf . über die pjlischen angelegenheiten und den
weitem verlauf der ereignisse bis sa Kleons tod anseinaaderset«t|
im allgemeinen uns einverstanden erkliren. namentlich ist sein nr-
teil über das verhalten des athenischen demos in dieser seit als ein
fortschritt gegenüber manchen übertmbnngen Grotes in beseidmen,
und dem Verdienste des Thukydides wird er entschieden mehr als
der englische gelehrte gerecht auch die sehr ansprechende Vermu-
tung, dasz in der darstellung des fddsoges auf Sphakteria der be*
riebt des Demosthenes die hauptqnelle des Thuk/dides sei, trügt sa
einer klftrung der Sachlage wesentlich beL schliesilioh iUlt der vf«
nach den berichten des Thuk. über diese wie über die frühere thftUg-
keit des Kleon das gesamturteil, dasz der historiker in anerkennens-
werter weise auch seinem feinde gegenüber 'den edlen grundsfttsen
muglichster genauigkeit und Unparteilichkeit treu geblieben ist' —
ein urteil das nicht minder der maszvoUen besonnenheit des vf. als
dem historiker zur ehre gereicht.
Zum schlusz noch zwei einzelheiten. wenn der vf. s. 13 aus den
Worten des Antiphon TT. t. 'Hpidbou q>övou 76 schlieszt, dasz auch
dieser die tötung sämtlicher Mytilenfter ganz in der Ordnung findO|
da er alle für schuldig halte, so ist dagegen zu bemerken, dasz dies
ja nur eine äuszerung des Sprechers ist, in dessen interesse es lag,
seinem vater wo möglich die ganze bürgerschaft als mitschuldig, ja
als ihn zur mitschuld zwingend zur seite zu stellen, ebenso dürfte
gegen B.s Vermutung (s. 15), dasz die dem Andokides untergescho-
bene rede gegen Alkibiades wol erst in der kaiserzeit entstanden sei,.
einzuwenden sein, dasz allem anschein nach doch dieselbe bereits in
den alexandrinischen katalogen unter dem namen des Andokides
aufgeführt war. die mehrfachen beweise voq Unkenntnis gesdiicht-
licher und staatsrechtlicher Verhältnisse, welche sich in ihr finden,
widersprechen dieser annähme nicht, da eine kritik hierüber den
Alexandrinern fem lag; das institut des ostrakismos zb. ist bereits
viel früher mis verständlich beurteilt worden.
Zerbst. Hermann Zuebobo.
836 SBrandt: ad LaciUum [XXVUI 1].
113.
AD LUCILIUM.
XXVIII 1 LM.
quapropter certumst facere contra ac persequi
et nomcn defetre hominis. IT Hoc cum feceris^
cfnm ceteris reus una tradäur Lupo,
IT Non aderit. T *^qx^^9 hominem et öxovi^toig stmtd
5 privatum igni cum et aqua interdixerit,
duo hohes axoixtla. adfuerit: anima et corpore
{yfl corpus^ animast nvsvfia) ^ postenoribus
oto^xeloig^ si id maluerit ^ priväbü tamen,
immerito hoc Lucilii fragmentum mihi yidetar coniecturas viromm
doctoram, de quibus cf. GWagnerus in annal. Borsiani in 601, pai-
sum , rectius in editione Lachmanniana memoria libromm ProÜ m
Verg. bucol. et georg. comm. p. 18 E., nisi quod v. 5 prJtaM, r. 7
Yn ab aliis restitnta recepta sunt, servata esse, in eo tarnen a Lsch-
manno dissentio, quod v. 6 7iäbes scribo pro habet totamqne locsm
sie ut supra cernitur distinguo. totius enim coUoqnii sensos aexu-
que mea sententia hie est. postquam prior coUoqaentiam iniuziim
ab aliquo homine sibi illatam gravissime ferens se nomen eins deb-
turum dixit, alter cohortans cum ille id fecisset, nomen a praetore
rcceptum iri respondct. tum prior ille anxie ac timide : 'fortassean
aderit ad iudicium.' iam alter, festivum capnt, re lepide iniocBm
versa, tamquam eonsolans hominem 'noli' inqnit *tiinere. nam ä
non aderit, ab iudiee äpxaic et CTOiX6ioic privabitor, L e. aqnaK
igni ei interdicetur. duo dixi CTOixeia. sin autem iUe contnriBm
consilium capiet, nihilo minus res tibi prospere ereniet: licet enia
tarn eonfidenter speret praesenti sibi rem melius cessuram, nt adeiM
malit {si id malucrit)^ tarnen a iudiee damnabitur: priTabitiir «bib
posterioribus CTOiX€ioic i. e. anima et corpore.* duo hohes noi|d^
quod interpretatus sum 'duo dixi CTOixcTa', eodem fere modo dietia
est ut Cic. de or. II 88, 361 hahetis sermonem bene longum
ad Att. V 21, 10 hahes consüia nostra. ac verba illa eam ob
addita sunt, ut, quoniam homo paulo neglegentios , ut in
cottidiano ßt, summatim de dpxaic et CTOixeiotc, cum dno tastiB
esscnt elementa,* dixerat, iam iustus numeras adderetur. aä/w9i
(leinde futurum exactum, quod verbum hoc loco ut in huc adB$ sign-
ücat venire, solito more positum est: cf. Hör. sat. II 3| 39S eaR>
mediciisve levarit acgrum ex praecipiti, matcr ddira neeahiL W*
bis &uiem posterioribus cxoixtloiq privabU tarnen daples eenteatiipv
eandem illam sermonis familiaris indiligentiam ac festinatioBem OB*
tinetur sie explicanda : 'etiamsi ille prosperüm rei erentom liki
spcraverit eamque ob causam adesse malaerit, tarnen damnafaitv
at<iue id quidem ita ut posterioribus CTOiX€(oic priTr*Tr.*
Heidelbergae. Si EL Bbaidt.
CGneiiM: der begrif des eime bei Loortioi. 887
114.
DER BEGRIFF DES OMinE BEI LUCRETniS.
Unter dem omne versteht man, soweit ttberhanpt auf die eteUco,
wo dieser ausdruck sich findet» eingegangen worden ist, allgemeia
das Universum, dh. die gesamtheii dar nu^erie nnd des ramnee sa*
sammen. HStttrenbnrg allein, wenn ieh aadera die weit Terstrente
Lucrezlitteratur vollstftndig ttbersehe, hat eine dnvon etwas ab-
weichende ansieht anfgestellt (acta soc Lips. 11 s. 418): dass nen^*
lieh nur an 6iner steUe, I M8 (966. 967. 975. lOOl), der dichter
mit dem ausdruck onme jenen begriff verbinde; an den anderen
stellen, wo er denselben anwende» sdiwebe ihm das OMfie guiod ed
spaiium^ also die gesamtheit des ranmee vor. aber wenn man ein-
mal annimt, dass dort der diehter mit omwe das univenom beaeidue,
so ist sicherlich den aosftihmngen Hgiaohelmanns (obeenr. alt, j, 89 1)
beizustimmen, dasz er anch noch an einer iwettui steUe, 11 1108,
unter amne nur das Universum habe verstehen kOnnen, an den
übrigen aber nicht mit omne mnheh das amm fuoi mi spaümm be-
zeichnet habe, sondern nur die aosdehnnngbsw. begrensnng, welch«
fUr das amne und das amne guod ed ^fotimm dieeelbe seL allein ich
glaube nicht dasz amne in I 968£ als das nniversnm ra ÜMSsn sei;
meine ansieht ist, dass der aosdmek hier wie an allen andersa steDen
mit beschränkterer ausdehnung die gesamtheit der gestalteten nnd
ungestalteten materie, das imane^ res tu quo qmeqne gerunhtr^ mit
eingeschlossen bedeute-, welche sich innerhalb des omfie quid eai
spatium bewegt, notwendige voraussettung dieser anffiusnng des
omne ist , dasz Lucretius sich die unendli^keit der materie enger
als die des raumes vorgestellt habe, diesut aber eine einfache folge
seiner ansieht, dasz sich die atome nadi dem gesets der schwere im
Universum bewegen ; die masse der atome verharrt «Iso nicht be*
ständig in demselben bezirke, wobei ja auch noch bew^gnngen der
atome gedacht werden könnten, sondern tritt in jedem angenblick
in einen neuen teil des raumes ein. wie also dar dichter ans der
bewegung der dinge auf das inane schlieskt (I 836—846), so mnss
er für die Schwerebewegung der masse der materie ranm Misserhalb
dieser voraussetzen, somit kann ich unmittelbar in dem versuch
übergehen, durch eine genaue betrachtnng der verse 968 ff. das amne
in der oben bezeichneten weise zu bestimmen.
Lucretius beweist 1 968 — 988 die Unendlichkeit des amnef nnd
zwar untersucht er die zwei bedingnngen, unter denen eine eadlich-
keit desselben gedacht werden kOnnte» die eine ist die, wenn sich eua
gegenständ auszerhalb des amne ftnde, welcher dasselbe begrensen
könnte; die andere, wenn der ranm b^grenst wire: deu alles
was ausdehnung hat, also auch das omiie, würde dann seine grenso
an der grenze des raumes haben, von jener ersten bedingnng weist
der dichter nach, dasz sie im gegensati zur wirklidikeit stäe 0^68— >
838 CGneisae: der begriff des omne bei Lacretioi.
967): weil auszerhalb des omtie kein gegenständ gedacht werdoi
könne, sei ein solcher auch nicht zur begrenzung des OfNiievorhuide&.
die zweite, dasz der räum begrenzt sei, nimi der dichter als erfttUt
oder als erfUUbar an (968—983) , zeigt aber dasz auch bei dieser
Voraussetzung sich die Unendlichkeit des omne ergibt, und zwar au
dem erfolge eines praktischen Versuchs, dessen durchfQhmng er uu
vorstellen läszt. angenommen, es schOsse jemand von einem tob
unserem standpuncte möglichst entfernten poncte aus einen pfeil ih,
so sind zwei fälle denkbar: der pfeil fliegt oder es hindert ihn eil
gegenständ daran, in beiden fällen ist er nicht von der grenze dei
omne ausgegangen, denn wenn er hinausfliegt, so ist noch num
vorhanden; der schütze steht also nicht an der grenze des raome«,
welche ja auch die grenze des omne sein würde, hindert ab« des
pfeil etwas an seiner Vorwärtsbewegung, so ist der standpunet dei
schieszenden erst recht nicht auf der grenze des omne gelegen: dou
jener hindernde gegenständ liegt auszerhalb des kreises, anf dcwm
Peripherie dieser standpunet liegt, also mnsz, da ausserhalb dei
omne kein gegenständ gedacht werden kann, die peripherie des mm
weiter sein als die peripherie , auf welcher jener standpunet li^
da nun die gleiche alternative mit dem gleichen schlusz sieh ftr
jeden über jenen Standort hinaus und für jeden in einer beUelngei
andern richtung gelegenen punct darbietet, so folgt daraus die Un-
endlichkeit des omne. dieses ist, wenn ich nicht irre, die gedankes-
folge welche Lucr. in diesem abschnitt entwickelt.
Nun scheint es mir, als ob schon aus der tbatsache, daai dir
dichter die Unendlichkeit des omne folgert trotz der voraussetm^
das omne quod est spatium sei endlich, hervorgehe, dasz er demoMV
nicht die gleiche ausdehnung zugeschrieben habe wie dem omne ferf
est spaiium: denn dann wäre mit der annähme der begreasthcik
des raumes zugleich die begrenztheit des omne gegeben gewesen: m
könnte also nicht mehr bei jener annähme von einer unbegKuttdt
des omtie die rede sein.
Aber auch ein einzelner ausdruck des gedichtes Iftsst hsiiat
zweifei darüber , dasz das omne und die gesamtheit des raumes Ua-
sichtlich der ausdehnung unterschieden sind , and zwar so daa de
letztem ein weiterer umfang zukommt, es heiszt 977 ff. : sw$ e$t dh
quid quod probeat efjftciaique quo minti' quo misaumsi venkd fimpi
locet 5e, . . non est a fine (sc. omnis) profedum (sc Mmm) — 'da
geschosz ist nicht von der grenze des omne ausgegangen, ynm
etwas vorhanden ist, wodurch es gehindert wird sein ziel m .
und sich an die grenze zu begeben.' hier ist offenbar von
finis als ausgangspunct und von einem als zielpunct des ^
die rede, unmöglich können beide identisch sein: denn ea wlie ib>
surd die Selbstverständlichkeit hinzustellen, dasz der pfeil, wsn«
sich an die grenze des omne begeben soll, nicht von dieaeraiMt-
gangen sein kann, fragen wir nun, nach welchem i sich do^pSl
unter den Voraussetzungen des dichters bewegen kann, to ist
CGneiaae: der begnS des cmm bei Loeralini» 889
die grenze des amne quod est ipMum in betraohi sa äehen* so
müssen wir schlieszen, dass der dichter die grense dee OMfie und im
des omne quod est spatium von einander oniersohiedea habe, nad da i
bei dem versnobe die grenze jenes als ansgangspnnoti die grensa/
dieses als zielpnnct gedacht wird, so folgt weiter, dasi er die grenaa (
dieses als die weitere gefaszt habe, oder mit anderen Worten« daM
das omne nicht den räum ttberiianpt in sich begreife; nad dann •
können wir es nicht als nniversnm flsssen, sondern nur als die ge-
samtheit der materie.
Man wird mir nicht den Vorwurf nnnfltxer breite maehen, wenn
ich, diesen teil meiner beweisfllhmng abechlieisend, noeh oinnoal den
gedankengang der verse 968 — 983 vorführe, der diehter sagt: wir
wollen annehmen, der räum ttberhaupt {pnme guod esi spaHumi) sei
begrenzt; dann mttste ja eigentlich die in demselben sich befindende
materie, das omne (die kleinem umfimges ist), auoh endlidi sein,
aber ein versuch wiid uns belehren, daas sie auch bei dieaer annähme
unendlich sein musz. wenn ich nemlich von einem punote aus, der
möglichst fem liegt, einen pfeil schieaae, so aind nur awei mfiglieh*
keiten denkbar: der pfeil fliegt stetig fort, und dann wire als sein
endziel die grenze des raumes zu denken, oder er fliegt nicht bia an
dieser grenze, weil ihn materie daran hindert, tritt der letatere fidl
ein, so gehOrt diese materie noch zur geaamtheit der materie, zum
omne] der pfeil kann also nicht vom ende desselben ammogangen
sein, hindert ihn aber nichts sich vorwärts zu bewegen, ao ist vor
dem betreffenden puncto noch räum gelegen; die materie kann ^ich
also nach dieser seite hin noch ausdehnen und thut dies auch , da ja
kein sie begrenzender gegenständ vorhanden ist. mag ich nun in
derselben richtung, in welcher jener punct von meinem ausgangs-
punete gelegen ist , ttber ihn hinausgehen oder mag ich irgend eine
andere richtung einschlagen, immer werden mir, wenn ich einen
pfeil abschiesze , sich wieder jene beiden mOglichkeiten darbieten,
dasz er fliegt oder am fliegen gehindert wird, und immer wieder
wird sich aus jeder von beiden die notwendigkeit ergeben, dasz ich
nicht am ende des omne stehe, ich werde dasselbe also ttberhaupt
nicht erreichen können, oder es gibt ttberhaupt ein solches nicht
Wenn man sich, so lange man in dem abschnitt 968 — 983
einen beweis der Unendlichkeit des omne als Universum sah, Aber die
Worte finique locet se (978) sicherlich keine rechenschaft geben
konnte, so hat man bei behandlung der verse 998 — 1007 gemdezn
eingestehen müssen , dasz ein verst&ndnis derselben unter zugrunde«
legung der bedeutung des omne als Universum nicht möglich sei*
denn weil man dies that, konnte man in 998 — 1001 nur eine Wieder-
holung des beweises für die Unendlichkeit des omfie in 968—967
sehen, die folge davon war, dasz man diese verse ausschied, indem
man 1002 — 1007 als clausel zu 984 ff« zog. wie aber die ausge-
schiedenen verse entstanden seien oder weldien platz sie im gedieht
«innebmen müsten, darüber war man voUsUndig unsicher (vgL
340 CGneisse: der begriff des <mne bei Lacretiiu.
Sasemihl Jenaer LZ. 1877 s. 680). es wird die beste probe filr
unsere auffassnng des omne sein, wenn wir zeigen daes bei ihr £e
verse 998 — 1007 einen guten sinn geben.
Ich fasse nemlich 998—1001 als im engsten zneammenluaig
stehend mit 1002 — 1007. der dichter schlieszt: *vor unaeren aagcn
begrenzt immer ein gegenständ einen andern, ein begrenzendes nmn
immer ein gegenständ sein, ohne einen begrenzenden gsgenstud
keine grenze, auszerhalb der gesamtheit der materie gibt es keian
gegenständ: folglich ist der räum, welcher sieb aoszerhalb der
materie befindet, derartig unbegrenzt, dasz die blitze mit aller ihxw
Schnelligkeit weder ihn durchlaufen noch bewirken konnten, dm
sie jemals einen ktirzem lauf als von anfang an bitten.* dau diät
ein richtiger beweis ist, wie ihn Lucr. beibringen konnte , wird nie-
mand leugnen; auch dies nicht, dasz derselbe keine dittographie n
958 — 967 ist, da er nicht, wie diese verse, auf die unendliehkeit dci
omne, sondern auf die Unendlichkeit dessen zielt, was der didter
natura Jod spaiiumque profundi nennt.
Aber auch die disposition, welche der dichter in 953—957 ftr
den letzten teil des ersten buches aufgestellt hat, dürfte unsere anf-
fassung des otnne empfehlen, es heiszt da I 953
nunc agCy mmmai guaedam sU finis earum^
necne sit, evolvamus: üem quod inane repertumst
seu locus ac spatiumy res in quo quaeque gerantur^
pervideamus utrum finitum fundiius omne
Consta^ an mmensum pateai vasteque profunAum.
es läszt sich gar nicht leugnen dasz hier blosz von einem beweis dff
Unendlichkeit der primordia und des inane ^ res in quo jiniapif
geruntur^ nicht aber von einer darlegung der'unendlicbkeit dei «li-
versums und des raumes gesprochen wird« dasz die gesamtheit te
materie vom Universum verschieden sei, darttber habe idi seboa
oben gesprochen, aber auch das inane ^ res in q^o quaeque genmitm
ist nicht identisch mit dem räume überhaupt, sondern es bfrimfbnH
nur denjenigen teil desselben , in welchem die atome sich beweg«,
um die dinge zu gestalten. ' nun ist es zweifellos selbst bei dsrw-
stümmelung des zweiten hauptteiles der argumentation (ttber die
ausfüllung der lücke vgl. Hörschelmann observ. alt s. S5 » der Uff
das richtige gesehen hat, und Eannengiessers ['de Lnoretii uiuiihM
transponendis', Göttingen 1878, s. 19] und meine [*de yernbesia
Lucretii carmine repetitis', Straszburg 1878, s« 25 — 27] gleichnitif
vorgebrachte Vermutung, dasz die verse 11529 — 531 ein teilte
^ wie richtig auch Hörschelmann (obierv. alt. s. 11 n. S5) _
dem omne quod est spaiium and dem iiiiiiie nntenohiedea hat, so ._
er mir doch nicht genBgend beachtet zu haben data, wenn das
im gegen satz znm omne quod est spatium den leeren räum bsietokset,
man doch immer noch zu unterscheiden hat zwiichen deni leeiea shb
ausserhalb der gesamtheit der materie and dem Innerhalb dieser stlilt.
nod dasz der ausdnick inane, res in quo quaeque genmiur^ aar den lel^
tem bezeichnen kann.
CGneitsa: der begnff des mmu bei lioeMlias* 941
ftusgefaUeneii verse seien), dass in demsdben sowol dia>mwndlichl[eit
des inane wie der eorpora bewiesen worden ist. wir worden also
erwarten dasz dasselbe aach im ersten haoptteile geschehen seL da
aber in demselben weder von den eorpora noch rom tfMMe £e reda
ist, werden wir vermaten dasz unter dem ansdmck ownie beide m-
sammen gemeint seien, dass unter demselben also nur die materia
und das innerhalb derselben befindliche tnoiie m verstehen esfan:
was bestätigt wird durch die verse I 419 C
Entscheidend für unsere anffassimg dea amm dürfte sehliasalich
der umstand sein, dass dasselbe hier wie II 808 — 807 mit rerum
summa gleichbedeutend geseilt wird, an letsterer stalle ist dbM
unzweifelhaft ; aber auch hier mflssen wir dasselbe annehwan» denn
das ipsa modumparro mbi rerum oumma parare m peeaU^ mtiura
tenet (1 1008) zwingt uns zu der roranssetsung, der diehter habe im
vorhergehenden die Unendlichkeit dar $mi%ma rerum dargethan mit
grttnden, welche nicht auf die eigene nator desselben besag «fh-^fi.
er beweist aber thatsttchlich nur die nnandliehhait dea OMfie und dea
omne quod est spaiium. das letstere kann anmOgHeh glaiehbedaatend
mit summa rerum sein; folglich kann aneh mit der miendliehkeit
jenes die dieser nicht bewiesen sein, es bleibt daher nur flbrig, dasi
er mi t'dem Unendlichkeitsbeweise dea emm aoeh den der eumma rerum
geliefert habe, und dann mflssen wir aMMNa rerum mit emm identisdi
setzen, dieses somit als die gesamtheit der materie und dea ffMMe^
in welchem die dinge sich gestalten, £usen. denn nichts mdir be«
deutet summa rerum ' : wennLucr. das gesamte weltganie bezeichnen
wiU , so bedient er sich jedesmal eines besonders hervortretenden
ausdrucks, wie sumvi^ summarum V 861 oder summa Ma I 984.
Der dichter beweist also , um noch einmal kurz'den gedanken-
gang der schwierigen stelle, welche uns bis jetst besohftfUgt hat, za
verfolgen, die Unendlichkeit des omne quod est oder der summa rerum,
der gesamtheit alles existierenden in Verbindung mit dem mane^ res
in quo quaeque geruntur, welches die notwendige bedingung für die
wechselbezieh angen der atome unter einander ist seine grtada sind
zwiefacher art:
I solche welche sich nicht auf die natur des omne beliehen
(958 — 983) : a) das omne musz unendlich sein, weil kein gegenständ,
der dasselbe begrenzen könnte, gedacht werden kann (958 — 967);
b) selbst bei annähme der endlichkeit des raumes mflssen wir auf
grund eines praktischen Versuches die Unendlichkeit desselben sage*
stehen (968—983).
II aus der natur des omne selbst folgt seine unendlichkait: die
teile aus denen es sich zusammensetzt, die eorpora und das isumOf
bedingen gegenseitig ihre Unendlichkeit (1008 — 1051).
' übrigens verdient beaohtonr, dass der «usdmek kaee remm
Dicht die gesamtheit der dinge fiberhsopt, sendem nur die gesamtheit
der dinge welche nnsere weit bilden beselehnett nan vergleiehe I SSa.
1028. V 194. 237 and insbesondere V M8 im gegeasata an II 80S— 807.
842 CGneisse: der begriff des amne bei Locretiai.
Zwiscben diese beiden beweisreihen sind zwei beweise ge-
schoben, durch welche die in 968 — 983 gemachte annähme derend-
lichkeit des raumes als der Wirklichkeit nicht entsprechend dargelegt
wird (984 — 1007). hierdurch wird natürlich die Unendlichkeit te
otmie noch mehr gesichert, a) w&re der raam begrenzt, 8o mflste
sich die materie längst auf dem gründe desselben gelagert haben.
h) der räum, in welchem sich die materie befindet, masz nnendlidi
sein, weil auszerhalb der materie kein gegenständ vorhanden sdi
kann, der ihn begrenzen könnte, wenn wir diese Unterbrechung ge-
wis als berechtigt ansehen müssen, so könnten uns doch die ptr^
tikeln praeterea (984) und postremo (998) bedenken erregen, di
durch sie die abschnitte 984---997 und 998—1007 eigentlich in
dasselbe Verhältnis zu 968 — 983 gestellt sind, in welkem dieser
abschnitt zu 958 — 967 steht, womit schlecht zu stimmen scheint,
dasz jene beiden abschnitte die Unendlichkeit des amne quoi tä
spatmm^ diese die des omne^ also nach unserer auflassung mit ein-
ander nicht zusammenfallender dinge , beweisen, aber nachdem der
dichter in 958 — 967 gezeigt hatte, dasz kein gegenständ das omn
begrenzen könne , war eine endlichkeit desselben , wenn dieselbe sn
äuszere bedingungen geknüpft sein sollte, nur denkbar bei endlieh-
keit des raumes. der dichter konnte also insofern die beweise ftr
die Unendlichkeit des raumes auch als beweise für die Unendlichkeit
des omne auffassen und demnach die abschnitte 984 — 997 nnd 998
—1007 mit 958—967 und 968 —983 durch coordinierende partikda
wie praeterea und postremo verbinden.
Wenden wir uns jetzt zu den übrigen stellen, wo sich omm bd
Lucr. findet, die eine, II 303 — 307, wo omne mit rtrumnamm
vertauscht wird , ist schon oben erwähnt worden, doch mtfchte ick
noch auf eins aufmerksam machen, wenn es heisst: nam negititf^
possit genus uUum materiai effugere ex omm guicquam est Ql 3041)»
so kann dies, wie vielleicht einer oder der andere , welcher emme sb
das Universum faszt, thun würde, nicht so rerstanden werdcBi sb
ob der dichter habe bezeichnen wollen, dasz ftlr einen teil der imtnii
nicht der räum vorhanden sei, aus dem omne zu entfliehen, loeidem
dasz nichts auszerhalb des omne zu denken sei, zu welchem denelbe
hingezogen werden könnte.
In II 1 108 adäita drcum semina quae ifu^^mifM iaeitl€mio em-
tulit otnne scheint es mir viel richtiger, omne blosz als die gesamthcit
der materie zu fassen : denn das Universum besteht aus der — '^'^
und dem räum auszerhalb derselben; der räum aber hat mit dar
gänzung der weit nichts zu schaffen.
V 526 ff.
nam quid in hoc mundo sU eorum ponere Gfffms
difficile est: sed quid possit fiatque per omne
in variis mundis varia ratione creaiis^
id doceo, plurisque sequor disponere causas^
motihus astrorum quae possint esse per onHee.
CGneiite: der begriff dei cmm bei Loeriliiii. 848
hier hat man verscfaiedentlicfa, toleiit Stfirenbui^ io« und Hdnchel*
mann ao. s. 40, den aoadniek per omfie fidaeh Tentaaden, indem
man in 530 per amne mit wud^us aehwum Terband. aber um be-
wegtingen der gestime dnrob das omm, mag man dasselbe als das
Universum oder als die gesamtbeii der' materie fassen, kann es sieh
überhaupt nicht handeln; yielmehr bewegen sidi die gestirae Jedea-
mal durch die weit xu der sie gehören, also nur dnreh einen Ml des
omne. das per amne in 680 ist genau so su fassen wie in 537; es
bedeuten also die worte eaueas moUlma oitrormm gma» paeekU esse
per amne *die Ursachen , weldie die bewegnngen dmr gestime haben
können innerhalb des amne^ in varUs mmndiB varia raikme crettH$%
indem der dichter als gegensats denkt die ursaehen welche in unserer
weit die bewegungen der gestime haben, dem mag jedoch sein wie
ihm wolle : in jedem fall isib hier die aaffassung des omiie als ge*
samtheit der materie mindestens ebenso gut mOgUeh wie die andm.
denn freilich sind die gestime teile des uniTorsums , aber nur inso*
fem als sie teile der materie sind.
Das gleiche gilt von per OMfie in 11 647
quippe etenim sumant cekH* fimta per amne
carpara iadari imiiis genüäUa reif
unde ubi qua vi ei quo pado congreem eofbmii
maieriae tanio in pkago hirhagm ältemf •
dasz hier der dichter nicht habe sagen widlen, dass die earpara geni*
talia sich auch durch den räum ausserhalb der gesamtheit der materie
bewegen würden — und nur in diesem fidle würde er haben sagen
können, dasz sie sich durch das Universum bewegten — gebt klar
und deutlich aus den worten unde uln qua vi et quo pacta oangressa
coibunt materiae tafUa in pelaga twhaque aUUena hervor.
Und ebenso in 1 1024 üd quMa fmifta modis wfuUiB mutata per
amne ex in finita vexantur percita ptagie usw., wo ich übrigens
Briegers (Philol. XXIII 8. 637) Vermutung motaUM für muiaia nicht
billige, denn allerdings kann von einer Veränderung der primordia
nicht die rede sein, und es kann nur an eine verftnderung der läge
derselben zu einander gedacht werden, wenn aber Brieger zur be-
zeichnung dieses ein inter se bei nnutata vermisst, so scheint dies
ersetzt zu werden durch per amne: die primcrdia verändern sich per
omne^ dh. in ihrer läge im amne.
Auch in I 521 und 11 1049 scheint das amne durchaus in un-
serer weise aufgeüaszt werden zu können; die stelle I 74 endlieh
kann bei einer Untersuchung des begriffes nicht in betraeht kommen!
Bedauerlich ist es dasz wir, soviel ich sehe, aus der termino-
logie des Epikuros bei Laertios Diogenes für die entseheidung
unserer frage nichts gewinnen. X 39 findet sieh der ausdraek to
TTdv, welcher offenbar dem Lucrezischen omiie entspricht, aber um
nichts deutlicher ist als dieser, übrigens seheint, nach der Didotschen
' sumant oruH: weder Lacbmanns Vermutung H numticuiernoch das was
rarmann jabrb. 1877 s. S75 vorgescbltgen hat, «IfwiMM magmm ist evident.
844 GErüger: zu Sophokles Elektra [▼. 601].
ausgäbe zu scblieszen, gerade diese stelle des Diogenes sehr verderbt
zu sein ; eine Verbesserung möge hier erwähnt werden, welche keiier
weitem begründung bedarf, wenn es (39) heiszt: TÖ iräv icii
cvjJMa- Tä M^v -xap cui^ara uic £ctiv, airrfi f) alcGncic Im
TTCiVTUJV |LiapTup€i, KaO' f\y dvcnfKaiov tö äbnXov tijj XoTigMii
T€KMaip€ceai (Oicnep npocinov tö npöcOcv). (40) €l TÄp »»1 <|v 8
K€vöv Kai xu)pav Kaidvacpf) (puciv övoji&Zoficv» ouk&v
€lX€ Td cdJMara öitou fjv oöb^ h\* ov ^kivcito, so ist natfirlich xal
K€vöv hinter tö iräv teil cw^a ausgefallen, diese vermatimg wird
auszerdem durch die parallelstelle bei Lucr. I 419 — 428 geskhert.
Mets. CARii Gheibse.
(»0.)
zu SOPHOKLES ELEKTRA.
Von befreundeter seite werde ich darauf aufmerksam gemaditi
dasz meine oben s. 672 veröffentlichte und in eingehender weise be-
grilndete änderung zu Soph. El. 601
ö b* dMÖc f£ui, xöpa cf|V ^öXlc (pirfuiv,
TXrjfiwv 'Gp^CTTic bucTuxfi Tp{ßei ßiov
bereits von Wex (Schweriner programm 1837 s. 10) nnd Meineko
(analecta Soph. im anhang seiner ausgäbe des Oed. CoL s« 260) ii
Vorschlag gebracht worden ist. letzterer bemerkt: *mirifioe dictaa
ö b' äXXoc nescio an vitium alat. fortasse scribendum ö b* d^6c
«at meus ille infelix Orestes», fateor tamen hoc quoque esse duriv-
culum.' mir scheint die ^härte* der Wortstellung ihre genflgende«-
klSrung in der absieht des dichters zu 6nden, durch die selbsÜB^gs
Voranstellung des zu dem nachfolgenden vX^j^uiv 'Op^CTHC geUks-
den Possessivpronomens die innige Zusammengehörigkeit des krnden
und der Schwester im gegensatz zu dem eben (599) erwfthnieB bodt
der Kljtaimnestra und des Aigisthos so nachdmcksvoll als mS^äA
hervorzuheben.
Görlitz. Gustav Keüoii.
(66.)
DIE STELLUNG VON UTERQUE UND UBIQUE.
Dachtrag zu ■. 512.
Einem freundlichen briefe meines freundes AProckseb in
Eisenberg, dessen gründliche arbeiten über Caesars spradigebnBdl
den wünsch einen vollständigen index zu diesem sdüiftaMlsr tsn
seiner band zu besitzen nahe legen, entnehme ich dia actis, dass Gbh
sar auch nach seinen beobachtungen tc/ergae, wo es der Biaage*
stattet, an ein etwa im satze vorhandenes possessiv- odarrefleah^
pronomen anzuschlieszen pflegt, gleichseitig macht mieh jfmlk*
auf zwei von mir übersehene Caesarstellen aufmerksam: fr. eto. m
10, 7 dum sibi uterque confiderei und ebd. I 66, 4 uterfue U
WHRoBcher u« EMeyer: die ■Mfauig Ton ul§r§m und «Wshc 84S
suis renufUiat. in letiierm falle wird wol, wie aiidi l^Eodunh meiAt^
die starke betonimg des idam die nnr^gekniarige tteUimg von ufer*
{^ veranlaszt haben, ferner führt Proäach mdirere steUen Cieaefi
an, wo guisgue onregelmftazig gestellt ist es sind h* OalL 1 19, 4.
V 14, 5. VI 23, 6. genau gefiint laotet demnadi die rsgel so: Cae-
aar stellt uterque in der regel (dh. in 6 Ton 8 fllbm) üjbl"
mittelbar hinter ein etwa im aatie vorhandenaa reflexi*
vum oder possessiTum|f»&fgfie(wieanehG]iMroandBaUnstins)
hinter etwa vorhandene relatiTa oder intarrogatiTa. ob
Ciceros Sprachgebrauch hinsichtUeh der staUang toii «tar^ife ginaa
derselbe ist, musz noch als eine offene f'Ag« befacadiiet werden«
Meiszbh. Wilhbuc UnmaoH Bobohul
Oben 8. 512 ist von WHBoscber über die ttallnng von Mfar-
que und ubique die regel aufgestellt, dass diete wOrtar von aehrift*
steilem wie Cicero, Caesari Sallostina fiuü ohne ananahma unmittel*
bar nach suus und $m 8ttn $e sowie nach relativen und intarrogativea
gesetzt werden, dazu bemerke ich folgendes:
I. Beide wOrter sind durohaus getrennt in bahandalni da «Mfue
nichts mit reflexiven, m^^m niehto mit relativen m thun hat (vgL
Caesar h. GaU. Y 31 cofmirgUur em egfüflie^ cowngrflkmiwfä mtrumfim
et orant. ebd. V 29 Momsefi^efiMaMiffiiifraNifiieiMrfaM
Sali. lug. 15, 1 demde uMqfne eima pgreämiiiur. selbst wenn «targife
z u f ä 1 li g in einem relativsatze steht, braucht es sieh dam pronomen
nicht eng anzuschlieszen : Sali. lug, 88, 2cognoscere quid bani uirisgue
aut cofUra esset.
II. Dasz ubique sich gern an relativa anschlieszt ist bekannt:
8. Uaacke lat stiL s. 106. Berger stiL s. 29.
III. Dasz uterque sich dem refleiivum gerade so ansohlieszen
müsse wie quisque, sollte man allerdings erwarten. Boscher citiert
zum beweis folgende sechs stellen: l)Cio.|>. Mwr. 12, 26 miß uMsgue
supcrstitibus prae8e9Mms istam viam dioo. Caesar b. ChXL Vn 82, 8
ct<m . . se uterque eorum UgUnts ereatumesse diM» 8) 5. civ. 1 40, 7
ac suas uterque legiones redudt in caslra, 4) ebd. I 47, 1 «< je uM-
que supcriores discessisse exisHmareni. 6) ebd. II 27 eiios uierque
copias instruit. 6) ebd. 11 28 auas uterque copias reducU^ denen ich
noch binzufQge : 7) Nepos ÄU. 20, 5 cufH se uterque princ^pem non
solum urhis Bomae sed arbis ierrarum esse ouperei. 9) Oie. de arat. H
1, 4 atquc ita se uterque gratnarem fare {ceneebat)^ H usw. 9) Quint.
VII 1, 3 cum se uterque defendat. daiu vergleiche man noch Cio.
Lad. 12, 42 itaque sibi mortem uterque cansehii. de off. m 28, 90
quid? si una tabula sü^ dm naufragi eique aapieiUes^ sibine uterque
(sibi ncuier die hss.) rapiat o^ aMer cedat oMeri? allein eine grotie
zahl abweichender stellen beweist dass die Stellung von uterque aldit
so gebunden ist. folgende mögen genflgen: 1) Caesar b. ChjdL V 50
utrique scse suo looo continent. 2) 5. dv. I 66 uterque idem mis r»»
846 EMeyer u. ER^ichenhart: die Btellong von vierque und Mfu~
nuntiat. 3) Livius I 7, 1 utrumque regem sua müUUudo eonatibh
taverat. 4) Cic. de o/f. I 1, 2 qmrum uterque 9uo studio MeMm
contempsit alterum. 5) de inv. 1 37, 66 sed utramque suo heoposUtm
vim sttam tamquam certam et proprium oldinere. 6) ebd. II 49, 144
ideo quod utergtie suam legem confirmare^ conirariam infirmare deteM.
7) Brut. 40, 149 sed ita cadehat^ ut älter ex ätterhu laudepartem,
uterque autem suam totam haheret. 8) p. SüRa 4, 13 uiergue nostnm
id sibi suscipiendum putavit. 9) dere pühl. V 3, 5 uier^[ue auiem #e
a scientiae ddeäatione ad effidendi t^üitatem refert. 10) ebd. iderfi»
enim Ulis ad artem suam utitur. 11) p. QBascio 18, 55 e<
dum uterque pro sua parte petita sie pro sua parte dissölmt. 12)
VII 1, 62 id ipsum adJiuc dividitur, etiamsi uterque sün totum vm-
dicarä. 13) VII 2, 1 1 in quo uterque a se faäum esse dicU. 14) VII
2, 26 utraque enim pars suam expositioneni hahd. 15) YII 3, 10 r»
utraque habet nomen suum. 16) VII 6, 2 in ea aui uierque Mm
interpretaiiofiem confirmat • . aut. dazu vergleiche man nodi Cfei
de fin. IV 7, 16 cumque eorum utrumque per se expetendum esse dirii-
sefit. Sali. Cot. 1, 7 ita utrumque per se indigens aUemm oBerw
auxUio eget. hiermit ist zugleich widerlegt, was MadTig lai qir.
§ 495 anm. 2 behauptet, dasz in Verbindung mit suus statt uUtput
vielmehr quisque gebraucht werde, allerdings findet ndi pssfm
statt uterqxte (vgl. Weissenbom zu Liv. 11 7, 1), jedoch in denellNi
weise wie qxiis statt uter (vgl.^ Weissenbom zu Liv. VII 9, 7), mb-
lich wenn man auf den bestimmtem ausdmck verzichtet nnd sieh wk
dem allgemeinern begnügt.
Herford. Ebxst Msrn.
Oben s. 512 belehrt uns WHBoscheri dasz die proaaiachaida^
sischen Schriftsteller fast ausnahmslos uterque* in seiner ililfami
wie quisque behandeln, dieser gebrauch macht ncfa aneh in im
dichterischen spräche geltend, wie ich bei Lncretina beob-
achtet habe, uterque findet sich sechsmal unmittelbar bint« im
relativum, nemlich: I 758 (Bemays) quorum uirumqnefM
a vero iam distet habebis. I 975 quorum utrumque tibi eifu^tm
praedudit. II 565 quorum utrumque pälam fieri mumiflesim issi
res. IV 1204 quos utriusque figurae esse vides. V 1099 §«••
rum utrumque dedisse potest mortalibus ignem. VI 365 querum
utrumque opus est fabricanda ad fulmina nübL das« hier Wn i^
fall obwaltet, sondern dasz der dichter diese itellong absiditlieh gt
wählt hat, beweist III 421 tu fac utrumque umi skbiumgas
eorum, wo das demonstrativum weit von dem worie
drängt ist. nur Einmal weicht Lucr. hiervon ab: V 797
uterque. das reflexive pronomea stellt Lncr. ttnmal hinter
uterque: 1506 esse utr am que sibi per se puramque meessss ssi^wis
* für ubique, das R. ebenfalls dort behandelt, finde Ich bei
kein beispiel. ich glaube, es kommt Überhaupt nicht bei Ihm ver.
ADeaerliog: m Plaeidiii gkiMn. 847
er dies auch an sechs stellen bei gßi$qm tiiat: 1 191. 215» m 609«
IV 520. V 920. VI 985. 6inmal ist es Ton ihm dnrüh ein ^ngesehor
benes wort getrennt: V 861 ffHi/iia gm wnUeni iftier $e gmiüm uier*
gue. auch hierfür bietet gutsgtie ein analogen; ÜABlneereNmiiiw
enim inter seglomeratmna guaegueJ,
Frankbnthal. Emil BsiOBmraAST.
116.
Zu PLACIDU8 0L0S8EN.
s. 43, 3 fleminum^ verioam^ e gm ßtmfyis ambvkmdo in
pedesfluU. an twioam statt des hsLMi^eNi halte ieh tettKOiaLdwey
welcher (rh. mus. XXXI s. 69) daflir das aUgameine nnd gar nidit
bezeichnende pesiem yermntei. ieh kann .anoh nieht ftklen data
pestem an buchstabenihnlichkeit der hsL .leaaii nlher komme als
vesicam. fleminum bedeutet eben dieeinselne dnroh die bitse nnd
anstrengung beim gehen entstandene Untunterlanftoe UasOi flemma
eine mehrheit solcher oder eine entsflndliohe geeohwnisti wobei einem
in folge fortgesetster reibong das Unt die knUebel UnaUlofL in
ähnlichem sinne ist vesica gebraueht bei Plinins XX § 61 aUum , .
inlinitur atirüis an-parum partibua^ eel si In vmim$ MimmmtM. der
grund indes, weshalb ich anf diese gloMe nodunala komme, ist dar,
dasz ich nunmehr geneigt bin meine Termftnng e gna anftngeben
und das bsl. in gua für richtig in halten in der bedeutnng gitam H
quis habet «
s. 74, 19 pullum^ puerum in amaribui id est rhäaris giU
Bonxae unde Q, Fabius Eburmts, guod natüms fuHguratus erai^
^puUus lavis^ didus est* Mai maehte sich in seiner weise die sadie
leicht, indem er einfach die werte id est rketcfis hinauswarf nnd dann
schrieb : unde Bamae Q. Fahiw nsw. Ar rketaris bieten die hss. t
reciioris, mr rectUoris, es ist klar dass Eomae so gnt ein verderbnia
ist wie rhetaris: denn da die glosse jedenfalls einem alten gramma«
tiker oder glossator entnommen ist, gleichwie die betrelFende des
Festus, und nur die fassung teilweise nnserm glossograpben enge-
hört, so war bei der nennnng des Q« Fabins der suMts Bamae an
sich unnötig, die verderbten werte mttssen wol beseicfanet haben,
von welcher art jene liebe war. dass sie aber im obscenen sinne
zu deuten sei , zeigen uns die werte des Paulus Festi s. 344, 6 puet
gui obscene ab aliguo amäbatur^ eins a guo amaifts essä puBms dies-
baiur. femer würde der s«ts des Placidus gitod natibus futgmaius
erat keinen sinn geben, wenn nieht in der voransgehenden erklimng
des wertes ptiUus die art des obscenen niher angegeben gewesen
wäre , für welche eben der Q. Fabius Ebnmus als beispiel erwähnt
ist. weitere autklärung erteilt noch Festus s. S46, 23 püBus lovis
dkcbatur Q. Fabius, cui Ebumo cognatnen erat propter ctmdorem^^
quod eius naiis ftdmine icta erat. aniigiU auiem puermm, guem guis
848 ADeuerling: zu Placidus glossen.
aniahaf^ ptiUum eins dicehani] femer Amobius adv. gentts IV 26 tf
ut lovxs dicaJtur puUus ^ in partibus Fabius adurüwr molUhui
ohsigncdurqtw posticis. es ist also, am es kon sa sagen, statl
7'hetaris rome zu schreiben retrioris rimae. zu reirion$ vgl. dca
scholiasten zu Juvenalis 11, ISBpygargus fera est ttpeäe cem, f^M
refriores partes albas hdbd; ideo et didus est pygargus, quia
Gracce nates itvyfi dicuntur. den retriores partes sjnonjm sind
die posticae partes bei Amobius. das wort rima ferner steht ia
obscenem sinne «= amnus bei Juvenalis selbst 9. 97. d* endlick
mit groszer Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, dass das sinnlosf
qxii vor rome nicht von auszen hineingetragen worden ist, so to^
mute ich dasz in den werten idestmi weiteres Verderbnis enthalt«
und dasz der eingang der glosse etwa so zu lesen ist : pu llum,p¥isnm
in amarihus incestis retriorisque rimae. zu dem eigenschaftswoiti
incestis tritt ein gleichwertiger eigenschaftsgenitiv reirians nsMe.
s. 61, 8 lame.nta genere neutro, numero semper pUnraU. Is*
mentus autem genere masciäino dicunt ludaei et eoruiü fttii räiicci
non ledi genialis, sed sandapüae amphitheairaUs. HBOnaoh veniuht
in der zs. f. d. öst. gymn. 1880 s. 587 — 689 die glosse so ra mw
dieren, dasz er lanuifUus «= lanicntas im sinne von lameniatcra anf-
faszt und statt cimices schreibt sitidnes dh. leichensftnger. ich ht-
zweifle dasz diese art der lösung zum ziele führt: denn abgeeehsa vm
der in dieser bedeutung ganz ungewöhnlichen form lamemtus schöit
es mir sehr gezwungen, Ja fast undenkbar bei einem begribiii
das 'ehebett' in einen gegensatz zur ^tragbahre vom unphithsite'
zu bringen, zwar teile ich die antipathie «on ROnsch gegwi JMt
nichtscheuen unholde', dieweil auch 'ich noch atme im rosigen UÄtf.
aber diese antipathie kann fdr mich kein grund sein , die eowol ■■
lectus geniälis als auch zur sandapila ampUheoirälis so gaai nad gtt
passenden cimices hinauszuwerfen, um so mehr als nach
aller, die land und leute von Italien kennen, gerade die
sammelpuncte alles möglichen Ungeziefers sind, dabei halte idi fnt
lieh die möglichkeit für nicht ausgeschlossen, dass in nasecerf^ofli
eine Vermischung verschiedenartiger bestandteile stattgeftandea W
und dasz zu cimices ein anderes lemma za ergftnzen ist,
falsch aber ist die weitere bemerkung von BOnsch, dass /Bjj
die Christen bedeute, denn dasz Placidus ein Christ war, ist la*
zweifelhaft: er spricht wiederholt von denpagani (s. 88, 81, 61, &
55; 19. 61, 14); er nennt den Plautus 38, 26 einen saeadark
comictts; die erklämng des ennadiordon 70, 26 dnreh die
propter novenarium ah astagiis^ die in den beiderseitigen qaeUsaiv
Placidusglossen vorkommt und sonach nicht wol als npltim
gelten kann, bezieht sich auf rein kirchliche dinge (vgL die
novetiarium in meiner ausgäbe und auszerdem praef. s. IX). iehksMi
es aber fUr ganz unmöglich, dasz ein Christ des ftnAsB jh.
g]aubensgenossen als 'sühne der Juden' bezei t len solHs.
MüMcuEN. And] a DauEaLnai
WHKoliter: dei VagOim Tkrto adogt. 849
DES V£ROILIUS SECHSTE ZEHNTE UND TIEBTE SCLOGE.
(schlusi Ton s. SSI— S68 und 626—648.)
III. DIE VIERTE ECLOGE (POLUO).
Die vierte ecloge teilt mit der aechsten und sehnten die eiges^
tümlichkeit, dasz alle drei aich nicht streng innerhalb der grenxen der
bakolischen dichtnng halten, aie ist llter ala die betden letatgenami*
ten und nennt uns v. 11 btttimnit daa jähr ihrer entatehong: ie^ne
ndeo decus hoc aert te eonsule iiitM» PMo^ alao 714 d. at. (40 ror
Ch.), Cn. Ihmüio M. f. C. Arimo FoBkme <M.f.eo$. mnas ne ab-
gefaszt sein. Scbapera veraoch den PoUio in beaeitigett hat Bibbedk
prol. 8. 11 f. genügend znrOokgawieeen. wenn man die eologe da
dnnkel tadelt, so kOnnte man fiiai meinen, aie hllte ein recht es au
aein : enthalt sie doch ein Orakel, nnd welchea Orakel wire nicht don«
kel? ja sie bat ein doppeltea recht dam: denn aie iat ein nicht er>
fülltes Orakel von dem nahen einer goldenen attt: oder wann wIre
die gekommen? Verg. rerheiaat aie unter der form der gebort einea
kindes; es entsteht mithin die frage: wer iat dieaea kind? da aind
die einen rasch bei der hand mit dier antwort: Serrina nennt ja daa
gedieht selber ein gendUiaetm anf Pollioa aokn C. Aainina Gallna,
oder vielleicht einen frflh veratcttbenen bmder deaadben, Saloninna*
unmöglich, rufen die andern: an der apitae eines goldenen aeitaltera
kann nur ein herscher stehen; alao Octavianna mnas ea sein (Serrina
zu V. 13, Wagner bd* I s. 124, Voss ecl. a. 177). abor der war ja
schon 23 jähr alt, wie konnte er denn damala geboren werden? und
wenn es damit nicht so genau genommen werden soll, warum soll
es denn nicht M. Antonius sein, ala deaaen festen und treuen an-
hänger sich eben damals PoUio bewahrte? nein, sagen andere, ea
ist Octavians schweatersohn, entweder ICarcellua, auf den 20 jidure
später Italien seine hoffhung setzte, oder ein frOh verstorbener jttn-
gerer bruder desselben, noch andere denken an Octaviana tochter
Julia, statt deren man einen söhn erhofft habe, alle dieae annahmen
fallen durch die erwBgung, dasz Octavian um das j. 40 vor Ch. noch
gar nicht die Stellung eimiahm, dasz sich so etwaa bitte von ihm
hoffen lassen, wie zehn oder zwölf jähre später, in solchem gewirra
der meinungon kann man es dem chriatlidien mittelalter nidit vev*
argen, wenn es auch einmal an den heiland und Maria gedacht hat»
aber, erwidern die ersten, wie kann man sweifsln? bezeugt ea una
doch Servius nach Asconius Pedianua, dau Aainiua Gallua aelbat die
ecloge als ihm zu ehren gedichtet anerkannt hat: Serviua sn v. 11
inihit : inchoahü^ exardium acdpkt: amemm sc. saeeUhm^ et 4deo märii,
non iniit, quia constU designahis erat, quidam SaUmkmm^ PöOkmia
filium, accipiuni. alH Asinium Oattum^ fratrem Salomni^ guiprius
natus est, PoUhne cansule dtsignaio. Asconius Pedianus a
Gallo audisse se refert hanc eclogam in honorem eins
Jahrbücher fttr cUm. philol. 18S0. hft. 12. 56
850 WHKoUter: des Vergiliua vierte edoge.
factam. ich stimme Schaper bei, der in diesen jalirb. 1864 s. €45
sagt : 'der himmel bewahre jeden vater vor einem solchen gratulfttiou-
schreiben eines verehrten freundes : denn wenn ihn die freude nicht
des Verstandes beraubt hat, so wird er an dem verstände seines firenn-
des zweifeln müssen.' aber ich gehe noch einen schritt weiter and
sage: angenommen selbst, dasz Asinius Oallns tropf genug wir,
das im ernst zu glauben : wer darf Verg. für den achmeichkr •■-
sehen, der da sagen, oder für den pinsel, der glauben konnte, mit
Gallus geburt beginne die goldene zeit? die goldene seit kimsto
nicht an die geburt eines irdischen knaben geknüpft werden, Teig.
musz bei seiner dichtung einen unsterblichen im ange geinbi
haben, wol denn: welcher unsterbliche ist onter Pollioe conmlit
geboren? das ist nur einer, der friede zu Brundisiam, der frei-
lich des dichters hoffhungen auch nicht wahr gemacht hat. aberdv
dichter ist wenigstens nicht schuld an den seltsamen trSnnua nd
hypothesen der gelehrten: er hat es jedem deutlich genug gengfti
der es verstehen will: v. 5 magnus ab integro medorum Mafrikr
ordo. auf die zeit der perturhatio onmium rerum folgt endlidi eil-
mal eine zeit der Ordnung, diese Ordnung selbst ist der erwartett
knabe: eine neue menschengeneration, novaprogemeSf wird ins d^
sein treten, die nicht mehr in sich zerrissen, in blinder partsiwiit
sich leidenschaftlich haszt, verfolgt und brudermOrderisch serfleiicht
freilich in natürlicher weise aus der gegenwftrügen henrozgehea
sie nicht, sie wird von oben gesandt, cado demUtüur äUo («<
tufj sagt Servius, homines nan exmarUdiJmsnaiisedex
et quasi caelo lapsi). es erscheint die neue phase der weltordansf
dem dichter nicht unter dem bilde einer neuschOpfiing, soadea
unter dem der geburt eines knaben; aber schon H^yaehst«
(bd. I s. 126) als eine durchaus unberechtigte annähme Hifiitfi*^
dasz dieser knabe Urheber und Unterpfand des kommenden so« d«
irrtum freilich (oder soll man lieber sagen misTerstehen des dich-
ters ?) geht bereits auf Verg. zeiten zurück, wie uns die von Atimp^
berichtete ftuszerung des Asinius Gallus' zeigt so dUrfsn wir ni
nicht über die hypoüiesen wundem, die wir bei Senrins finden.
Zu richtigerer auffassung der dichtung erinnert Wagner bd. I
s. 125 daran, wie gewaltig sich in den entsetslichen bflrgerkliDpfeB
der zeit auch der römische aberglaube kundgab, so dass man nk
überall mit Orakelsprüchen trug; Horatius carm. I S legt genim—
Zeugnis davon ab, wie fieberhaft sich die blicke auf derglei^enririh
teten; es war kein spiel, sondern ein krankheitssymptom der
^ damit soll nicht in abrede geftellt sein, dasi Oallns das akM
hätte mit dem nötigen qnantnm hnmor sagen k5nneo. ftber die U^
herigen deatangen, besonders die von PlOss, noeh ein wert ■ehris
sagen wird sich weiter unten gelegenheit bieten; nnafitse jpeleaikBigK
mir fern, die lösung von rSthseln facht man, bis «ioer das glUi W
sie zu finden, aber das ist eben glück. * Oallas Insaeraag silK
setst ein publicnm voraas, das sich Über die meinung des di^lsis «n^
blendete.
WHKoliter: «tot Yogüiiit jkatU 6dog«. 861
60 dasz sich Octavian Temdaut tih allef, was tu pro^eMiniigai m
finden war, über 2000 schrifteD, einziefaeii und TarbrmMn n hiiea
(Säet d. Aug. 31). so gieng deiui aneh eme toldie miitr dem Bsme»
der Camäisdien Sibylle, welche das nahen des goldenen leiiaUera
verbiesz. ein etmskischer glaube bot dem spniehe die band» infidigia
dessen die etroskischen priester sa Sullas leitdas ende des nennim
und den anfang des zehnten nnd latrten weltalters Tsrkflndigten. 8er*
vitts hat ans einige weitere winke darfiber ans einer sehrifl des Ißgi-
ditts Fignlus erbdten. jedes leitalter (fseonliim) war einer eignen
gottheit zagewiesen: das erste, goldene dem Batnnins; dann kam
Jappiter, Neptonns, Pinto bis tun sehnten, das dem 8ol oder Apollo
unterstellt war. so schloss sich dieser glsnbe ?on dem wel^ahr an
die Platonische und stoisdie lehre Ton einer dvsscAcXiucic nnd Ano*
KOTdcractc an, wenn alle planeton in ihre msprOnglicIie stdlong
würden znrflckgekehrt sein, mühin die ordnong der dinge von TOm
beginnen und damit ein goldenes ssftalter wieder in sonsicht stoben
würde, was wunder, wenn der dichter warmherzig daran anknflpfle?
freilich ist er nur ein halber Tatee gewesen; wir sind mit dieser Weis-
sagung anders daran als wenn wir die oraenla post erentom beq[ire-
cben : jene glftnzenden trSume des patrioten VergilioS sfaid gar dflrfUg
und mit grosser besohrSnkung in erflUInng gegangen, der frtode
und die ruhe, die er von dem Brundishiiscben blliklnis bolle^ das ende
der bürgerkri^ge, ist erst zehn jähre qpiter gekommen, nnd wie stand
es auch da um die neue ordnnng der dinge! aber es gilt ein wenig
nachzufühlen, was damals ein Bümerherz empfand nnd wie firendig
es sich seinen hoifhungen hingab, mitton in dem UUum amnium
contra amnes leuchteto ein stnJ auf, der hoffen Hess dass die sieg*
reiche partei der Caesarianer aufhören werde sich in sich zn ser-
Üeiscben. was hatto man in wenigen jähren durchzumachen gehabt t
Caesars herschaft, die schon einigermaszenbegrOndet schien, war
unter mörderdolchen verblutet; äe repnblicanische partei, die so
mutig ihr haupt erhob, geknickt, zerbrochen, zuerst durdi pro-
scriptionen decimiert, dann auf dem schlachtMde zertreten und ser*
malmt; die aufstrebende herschaft des Antonius haltungslos, bei
Perusia geschlagen, aber doch so dass Pollio, sein rechter armi un-
gelähmt blieb; Octavianus zfth ausharrend; die arena flir ein end-
loses ringen geOffnet. drohend concentrieorto sich der kämpf nm
Brundisium, und aller äugen erwarteten zu sehen, dasz die gewittor*
wölke sich entladen, Borns kinder sich zerfleischen würden; da er-
schallt die nachricht, Coccejus habe die beiden angesehensten Partei-
gänger der beiden gegner, Maeeenas und Pollio, für frieden^redanken
gewonnen, man reidbe sich die liand, es werde friede wwden und
die bisherigen gegner vereint gegen S. PompejuS| der Bom auszu-
hungern suchte, und die Parther, die schon alle asiatischen provin-
zen überschwemmt hatten , im kämpfe znsanunenstehen. war das
nicht nach solcher zeit des entsetsens goldene aussieht auf goldene
zeit? durfte sich nicht des dichtere hers zn der hoifiinng empor-
55«
852 WHKoUter: des Vergiliui vierte ecloge.
schwingen, dasz endlich, endlich sich die Ordnung aus dem schreck-
lichen gewirre erheben werde?
Damit ist der grundgedanke ausgesprochen, dass das ganze ge-
dieht eine allegorie ist: es werden auf das Tolk der zukonft die Ul-
der von dem goldenen weltalter übertragen und dieselben einiger-
maszen den gegenwärtigen yerh<nissen angepasst. so Tiel aber
auch von früheren für die dichtung geschehen ist, es bleibt doch
noch mancherlei zu thun übrig, die strophische gliedemng dessel-
ben ist bereits von Gebauer nachgewiesen *de poetamm Graecoram
bucolicorum inprimis Theocriti carminibns in eologis a Vergilio sd-
umbratis' (Leipzig 1856), und weiter im einzelnen Ton Bibbeek ii
diesen jahrb. 1857 s. 66, der nur am sohlnsz einer vorgefaszten mei-
nung, dasz v. 58 und 59 sich strophisch entsprechen, zu sdir zech-
nung trägt und diese beiden verse von den drei Torhetgehendca,
deren abgesang sie sind, trennt, dadurch kommt der anlaag der
schluszstrophe nicht zur geltung. das gedieht besteht mnldist ans
einem vorwort von 3 versen, darauf folgt eine einleitnngsstrophe
von 7 versen (4 — 10) nebst antistrophe, jede aus 2 kola von 4 nid
3 versen bestehend ; dann schildert eine dreizeilige atrophe (18 — 80)
und antistrophe nebst zweizeiliger epodus (24. 25) das kindesaltcr
des knaben (Bibbeek setzt die beiden zeilen der epodna einaBdcr
strophisch entgegen und kommt so in die notwendigkeit das snbjeet
der Strophe, das verbum der antistrophe zuzuweisen), ea folgt du
Jünglingsalter desselben 26 — 36; erst was es bringen werde (zwei-
zeilige Strophe und antistrophe nebst einzeiliger epodns), dann «ai
es noch versagen werde (dreizeilige atrophe und antistrophe). daraif
kommt das mannesalter in dreizeiliger atrophe und aniiatnq»he nai
dreizeiliger epodus 37 — 45 (Bibbeek setzt die drei teile einander
gleich), es schlieszt die verheiszung mit zweizeiliger atrophe nai
antistrophe ab (46—49) , dem eigentlichen schwerpnnet der gsnn
verheiszung. Bibbeek erkennt diesen gegensatz nicht an, senden
iSszt 46. 47 ohne strophische erwi^emng (die aber kOnnen ihm
unbedeutenden Inhalt nach keine mesodus sein), und aieUt 48. 49
den versen 53. 54 entgegen, aber 48. 49 rufen noch die aene sät
herbei , die der dichter in der fünfzeiligen atrophe 50 — 54 baniU
nahen sieht, so gehören die beiden erstem noch znm hanptgedichti
die letztem zum schlusz. das ist aber ja das bedentaaae der cal-
deckung strophischen entsprechens, dasz dadurch die gliedenagdsi
gedankens zum ausdruck gebracht wird, der Strophe 60 — 64 stett
der dichter dann in der antistrophe, die mit einem doppeltMi JRm
ctiam schlieszt, die verheiszung seiner schOnsten lieder
worauf eine anrede an das wiegenkindlein in zweiieiliger
und antistrophe abschlieszt.
In der einleitung ruft der dichter die hilfe der aieUiachcnMvm
an, ihm eine groszartigere dichtung zu vermitteln: was er nrPoüis
singe, müsse auch eines consuls würdig sein; so mflaae dsanaadk
die wald weide, von der sein lied ertöne, sich über gewSknliehsB gr
WHKolater: dM Yargiliot lierte edogt . S68
büsch und gesirttpp erheben, nicht wandeln will er den ton^ «r
will in Theokrits ftisztapfen bleiben, es sollen hirtengedenken sdn«
die er vortrftgt, aber Tor einem conmil ersdieint aneh der Urt billig
im festkleid. Voss verkannte den sinn der stelle hinlinglieh vm
schreiben zu wollen : sufU eonmde JKgnae statt Hui e. d sebr rielitig
wandte Spohn gegen ihn ein, dami müsse eine besohreibong d»
$Uvae folgen. Voss liesz ihn sagen: wenn ich aneh blossen wald*
gesang bringe, so ist es doch ein gesang eines cMisnls würdig, also
ein selbstrühmen; der co^jnnotiT gibt nns Tidmehr den wnnaeh
einer erhebong seiner dichtong über ihre gewühnlidiolialtang: wem
ich auch bei meiner dichtnngMrt bleibe mud midi demütig halte wie
die myrica (tamarix gallica, Ton Voss treSlidi beedffidmi), so will idi
doch nicht vergessen, ftür wen idi singe, nnd *waB ich singe* hüte
er hinzusetzen mOgen : denn mit einem grossen worte tritt er hervor:
ihr meint, es sei ein gewöhnlidier firitfdenMdünss, der so eben toU-
zogen ist: nein doch, es ist die erfUlmig des orakds, das nns kürz-
lich verkündet wurde, es ist ein vrdterdgnis erster grüsse, es ist
der beginn eines neuen welte^jahrs; wir meinten, es würde kommen
in 80 und so viel zeit, aber es ist sdion gekommen (mniOi die wdt-
ordnung beginnt schon von vom {ab intejfro)* Senrins belegt den
ausdruck aus dem dten Cato (^ suo eotmMu: mmiia ab kU^fro
paranda erant. das neue ist da, istsdbon jetrt da; nicht nmsout
wiederholt der dichter drdmal km: kmriäUi iam nava p^iff/mka
demittüur^ iam regnat Apollo nadi dem mt^fnms ioeehnim naoeUwr
ordo, das unglttck der sdt ist zn ende, vorbei die mchlosigkdt, Un-
gerechtigkeit, hartherzigkeit und bosheit, weldie dnst die Astraea
genötigt hatte die erde zu verlassen: sie kommt zurück. luBHOOf
sagt Servius, quae Erigone fuU^ ßia Themtdis^ dmrn iiUer hamk^es
rersaretur, propUr eorum sckera terras reliquU^ quam ideo virgmem
dicunty quod $U incorrupla iuilüki, das nftchste redeumt SaiiarfUa
regna ist teils folge teils zeichen des vorigen, der rückkehr der
Astraea, teils klarere darstellung des zu erwartenden, kein neues
moment: hinfort wird der schade geheilt sein, und zwar von innen,
der bürgerkrieg gebannt, das menschengeschlecht irird ein gans
neues, nicht wiederzuerkennendes sein, eine nova progemes, hier
auf erdein schlieszen freilich die mensdien firieden nur auf so oder so
lange ; aber diesem frieden wird vom himmel ein gans neuer boden
bereitet, die herzen gewandelt, das Idd geheilt, menschen httten
das nicht vollbringen kOnnen, diese nova progenks eado demUtUuf
alto. es ist also dieser v. 7 ebenfalls nichts anderes als ein neoer
ausdruck für redeant Saturma regnai dafür spricht auch das eado
demUtitur. nach dem namen des puer soll man gar udit fhigsn,
puer ist selbst nur eine bezeichnung ätr progetdes als einer jugend-
lichen, die progemes wird durch hühere gäbe aus einer fenta eine
aurea werden, anders hat man fireilich bis dahin die ssdie an^ge-
f aszt : man bat die progtnkSy das menschengeschlecht, vreil es nachher i
pufr genannt wird, für ein menschliches Individuum angesehen, waa j
854 WHKolater: dea Vergiliui vierte ecloge.
allerdings geschehen kann, aber nicht notwendig ist. dann erscheint
der neugesandte als ein weltheiland und retter. dagegen ist aber
einzuwenden, dasz dies eine christliche idee ist, keine römische
oder griechische ; dasz die fiuszere fassung an unserer stelle gar nidit
dafür spricht, weder das cado detniititurj noch dass dieiM^fiiief
gleich darauf gcns heiszt, dasz von ihr gesagt wird ioto mundo dmfgety
was mit einem individuum doch ganz unvereinbar ist, und dan daa
von der gens fcrrea ausgesagte desinet doch unmöglich »■ oocmM,
morietur gefaszt werden kann — soll denn eine pest die ganze gegen-
wärtige generation hinraffen, samt dichter und angesungenem? and
das verkündete er jubelnd und triumphierend? dazu konunt dan
einer solchen au^assung die antike sage von der entstehnng des
menschengeschlechts und dem goldenen Zeitalter durchaus nicht ent-
gegenkommt: Prometheus bildet nicht ein menschenpaar, senden
eine ganze reihe von Stammvätern und -müttem, nnd die menich-
liche erzeugung genügt Deukalion und Pyrra so wenig, dass sie, ob-
gleich nicht ohne nacbkommenschaft, steine hinter sich werfen, um
eine masse menschen zu schaffen.
Mit V. 8 wandelt sich das bild. während die erste hllfte der
Strophe die prägen ies geistig als eine sendung von oben {eado de-
fnittitur) auffaszt , erscheint sie in der zweiten (v. 8) leiblich nnter
dem bilde eines neugeborenen kindes, puer nascens, darum wird mit
recht Lucina für sie angerufen, denn es ist eine stunde tödlicher ge-
fahr, in der man der gunst der göttin dringend bedarf, aber and
nachdem dieses neue bild eingeführt ist, weist uns alles darauf hia,
in dem imer fiascens nicht eine menschliche individnalitiLt, senden
ein collectivwesen zu sehen, gens ferrea desinet^ aurea Mo rnnmio
surget — also das bild einer saat.
Lucinas gunst wird angerufen mit specieller hinweisong anf
ihren bruder Apollo — tuus iam regnat Apollo, sie ist also ab
Diana aufgefaszt, wovon nachher, aber was soll hier ein 'dein ApoUo
ist ja schon am regiment' V ausgeschlossen ist unbedingt Voss gt-
danko , das tuus iam regnat Apollo auf den weltmonat des Apollo n
beziehen : das ist ja gerade die frohe künde, die der dichter in die weit
hinausruft, dasz man nicht mehr im zehnten weltmonat, dem moasl
des Apollo ist; das lied verkündet: neujahr ist da; wir sind wieder
im weltmonat des Satumus: Saturnia regna. die gOtterheradialk
weist uns ab ; wo werden wir nun einen anhaltspunct finden für das
Apollo regnat? wir müssen uns schon zur menschenweit wesdiB,
und da finden wir es denn als eine schwäche des OctaTianus flbei^
liefert , gern den Apollo zu spielen, ohne zweifei haben wir in den
Worten tuus iam regnat Apollo eine hindeutung auf ihn vor ms.
Sueton d. Aug. 70 erzählt, wie Octavian sich in der maske des Apollo
gefiel, wie ihn Antonius damit neckte und die bOse weit seine
feste verspottete:
impia dum Phoehi Caesar mendacia ludii^
dum noi^a dhorum ccnat adulteria.
WHKolrteri dit Yngiliot Tteite edog«. 865
er sagt uns auch, dasi er gern flir einett aobn des Apollo kitte gel»
ten mögen: Äugtishim nahim meuM deekno H ob hoe ßimm ApMnti
hahitum (vgl. Preller rOm. mytb. a. 567). es weisen ans also diese
werte auf die zeitgeschidite hin« Verg* fasst den frieden sn BruH
disiom als eine concession des Antonios an OetaTianns, der dnrdi
denselben ans grosser bedrSngnis Ton selten dee 8. Pomp^|ns beftwl
wurde, welcher Ton Sieilien aus die kttste von Italien und dnreh ab«
schneiden der komzufuhr die hanptstadt dnreh hnngersnotbedringte.
Antonius hatte mit Pompcrjus in TerUndong gestanden; aber nm dis
ihm notwendige* tmppenmaoht und anderweitige nnterstlltrang g^gsn
die Parther zu erhalten, opferte er diese Tsrbüidnng, gab dem Tater-
lande den frieden und fUhxie ein nenee morgenroth am bimmel beranl
so ward Octavian ein alp Ton der bmst genommen , nun dnrfte er
sich als herscher f&hlen: iuu$ iam r^gntd ApdUo. anibh Sohaper be«
zieht den Apollo hier auf den schntigott des Augnstos« dass Verg.
in diesem an PoUio geridtteten gedi^te, welcher anhlttger des An-
tonius und in diesem augenbliä reeht «geiitli<A sein Torktmpftr
war, Sympathien für Antonius rar sohau trlgt, wird man schon in
der Ordnung finden, und die werte 'deinem Apollo ist seine berschaft
eingerKumt' haben die genügende deatong geftmden.
Dasz Lucina hier, eben so wie Her. cmw^ UI SS, 1 — 4 nnd
0. saec. 15 als Diana aufgefasst ist, Utnnen wir nadi dem UmsJ^folh
nicht bezweifeln; sonst gilt sie insgemein ittr Juno: s« PMler rOm.
myth. 8. 140. 242. der cultus als mondgOttin war beiden, Jone und
Diana , gemeinschaftlich : Preller aa s. 242. 277.
Mit der v. 11 beginnenden antistrophe erhebt sich der ton der
dichtung bis zu seiner höchsten höhe, hatte der dichter schon mit
Jubel zu verkünden, dasz von dem so eben erfolgten friedensschluss
eine epoche, ein vollständiger Umschwung der dinge, der in anssicht
gestellte weltmonat beginne, so jubelt er nun vollends (adeo) dass
dies weltereignis das consulat seines freundes Pollio schmficken
werde, vortrefflich ist ftür diese Steigerung des tons hier der stro-
phische absatz benutzt, in Schapers erklftrung tritt uns swiefach ein
starker anspruch an unsem glauben entgegen, 6inmal dass ie constde
ohne weiteres bedeuten könne te cons%de^ Caesar ^ und dann zweitens
dasz ein gedieht an Pollio oder überhaupt jemand denkbar sei ohne
seinen namen zu nennen, in ersterer beziehung beruft er sich auf
die zehn consulate des Octavian; aber man sollte meinen, um so viel
weniger wftre es zu verwundem, dasz in eins derselben ein grosses
ereignis gefallen sei. die anrede aber an den, unter dessen consulat
die Sache geschehen ist, bleibt nach wie vor unerlässlidi. das zweite,
die Streichung von Pollios namen, stützt sich auf seine hartnftckig
festgehaltene annähme einer spfttem abfassung der drei edogen 4.
(). 10, die jede Verständigung mit ihm ausschlieszt' — Die Strophe
3 dabei Icadd man das fleitiiff« und verdlenitHche seiner metriichen
Arbeit jahrb. 1864 8. 633—667 voll anerkenaen; aar was er meint, wird
856 WHKolBter: des Vergilius vierte edoge.
zermilt in zwei kola von 4 und 3 versen, von denen die entern ixisA
te cofisule und te duce in zwei teile zerlegt werden, in dem entn
erscheint also Pollio blosz als eponymns des äßoua aevi i» eenon
decorum (Servius richtig aureum soecfJum), in dem zweiten ab
mitwirkend beim friedensschlusz, inäpient nuMgni procedare memu.
über die magni menses^ abschnitte des wel^a^brs, dann wann die
sämtlichen planeten ihren kreislauf würden vollendet haben, a. Yon.
die alten gaben diesem weltjahr, dessen Iftnge einige auf S489, an-
dere auf 12954 jähre berechnetcai, auch seine nnterabteilungen. die
tnagni menses sind hier also zunächst die zeit der entwieUang der
gens aurea. — Aber nicht Zuschauer allein soll Pollio anoh ftner
sein bei der entwicklung der neuen generationi er boU aie aaUtMi
die anhaftenden makel des freveis abzuthon, irrUa fieiUi denn ii
irrita liegt ein gesondertes moment der handlung, er soll ihr dm
sagen der erlSsung von schuld und angst zuwenden. Pollio geUrt
also als führer mit zu der neuen generation und Vergilina ebenfalli,
denn es ist ja ein scdus nostrum.
Mit dem zweiten kolon der ersten antistrophe tritt der dichter tob
der seligpreisung des Pollio an sein eigentliches thema heran. wAt
durch einen zauberschlag gewandelt wird die weit erscheinen , die
goldene zeit wird sich stufenweise entwickeln, ein kindes-, jflngUngi-i
mannesalter zeigen, schon beim ersten schritte zeigt aidi PdUkii
leituiig erfolgreich: iUe^ der ordo (denn das war jader nengeboreae],
wird ein götterleben empfangen, dasz sich der ordo dem diehUr
sofort in einen papulus ad ordinem^ constafiiiam^ iimocefrfiam, jm^imi
amorem revocatus hjpostasiert, wird man dem dichter an gnti
halten können oder müssen, so individualisiert er Um •la.yiMr
nascensj dem dann natürlich seine weitere entwicklang berontiUi
zunächst göttliche dauer und dann göttlich rahige, feete enibltof
seines lebens: das ist die vUa deutti, die ihm verliehen werden aoU-
in dieser Individualisierung hat er eine patria nndjpolriat vlHiä»
V. 16: er ist ja fortsetzung des alten römischen Tolka « erkmit
dessen thaten als facta parentum an v. 26, weias freilich nach von
prisca frans v. 31, ja von vestigia scderis nostri ▼. 12, er beadoleiBt
sich aber nicht auf Rom und Italien, nein ioio swrgd
mundo, er ist freilich caelo demissus ab aUo (▼. 7}- aber nur i
lieh seinem sinne und seiner geistigen haltung nach, ftnaMrlieh himfc
er mit der gegenwärtigen gens ferrea v. 8 zusammen, es ist wel dto
falsche beziehung von iZZe auf j>u«r, die das bis dahin nicht hat mr
geltung kommen lassen; aber es war ja v. 5 nicht die gebort
pucr^ sondern des ordo angekündigt der ordo konnte
heiszen, |der puer nicht; aber der ordo war puer, ein
der. — Nicht zu übersehen wird hier sein, dass von den dni
dieses kolon v. 15 sich speciell auf dieiHiertfia, 16 anf die
dadurch nicht bewiesen, die metritchen eigentfimliehkelien
«inen andern autor hin, dem Vtrg, nachahmte.
WHKoltiers dM YergiUlu Tteite edog«. 857
cen/ta, 17 auf die aelas viritt$ beiieht, deran {yrtit itt dem orM
jo a ca ^us cnUniniert in dieser letitani wird maa doreh di« ridbtjg«
bexiehong des iOe auf ordo dem nngdieiieriiclieii sals putr ftfd
orhem entgehen, das mochte ThemistoUee sehenend Ton aeiMm
söhne sagen; aber hier ist der ton dafllr an emai die (idadw ba»
ziehong des iOe anf jmmt ist es geweseni weldie dem gedieht« rmi
Tom herein nnheil und misrersttadnia gefaradit hat| ton Ariidna
Oallos und Servius an, der ea ohne ws aidit hllto §mMSIHaiom^
nennen kOnnen, bis auf die neneela beqmekQBg von ThPlflaa in
dieaen jahrb. 1877 a. 69 £, eine feine geiatieiebe arbeiti die naeb
allen Seiten lichtblitte sendet, aber, indem aie cUe frage nach dem
namen des jmmt an die spitae airilt, aieh den wig anm finden der
Wahrheit selbst durohkreust hat. und doch hMe dieae basiehung
schon dadurch ausgeschlossen sein acUen, daas pmr nur in «iaem
untergeordneten casus , dem datiT, ohne irgend wahdie betonung, in
erheblicher enifemung vorangeht; ea bitte, meine iah, niemand ei»*
fallen können üU darauf zu beaiehen, atOade nidt mtio noch drei
verse weiter entfernt, aber orih ist anbject und, mebr noch, ea iat
der begriff Ton dem flberall die rede iat viellaieht iat aadh der
dichter nicht ganz von schuld firei zu aprediaa : bitte er atati ddom
hoc aevi geschrieben hmar hk oevi, so wflide tfn jeder Hk auf kotier
oder, wenn man lieber ao will, durah teuer auf cfio bea^^ haben,
zu dem puer doch nur prftdieat ist auch iat aidit an übenebea daas
in den Schilderungen der einzelnen Epochen des heranwaehaeadea aueh
nicht ^in zug menschlicher individualitftt und trotz der besiehung
auf fada parentum nicht 6in fingerzeig ist, ob ea Aainii oder Julii
oder Octavii oder meinethalben Antonii aeien, an die wir denken
sollen, auch ist die veigeblichkeit der frage nach dem namen dea
puer wol ein wink, dasz der bOsewicht die gelehrten auf eine falsche
spur gelockt habe.
Wir stehen vor der ersten Strophe von des gedidites kern
V. 18 — 25, der Schilderung des kindeaaltera der gold^en zeit: denn
dasz dies goldene Zeitalter allmählidi zur eatwickdung kommen
wird, ist Verg. grundgedanke. und ea aind echte kindergaben, die
hier den geburtstagstisch decken: anmut, milde und harmloaigkeii,
es sind blumen und milch ; freilich nur kleine eratlingsgaben {prima
munuscula)^ denn kindeshand ist Idcht gefüllt, aber ea liebelt dar-
über ein liebender blick, sie kommen von herzen; allea gemachte,
erheuchelte, berechnete ist fem, keine schmeichelei| allea natur (indto
cuUü)f epheu in ungezwungener verschlingung (erroiites), darin ver*
streut {passim) eine ftUle von inmiortellen, rothblllbMidea gnaphalinm,
baccar, durchsetzt von dem saftigen grfln dea aeantfaua mit aeinen
prftchtig gezackten blftttem und den roeenrothen bedierfihrmiggeatal«
taten indischen Wasserrosen, ea ist mdir ala ein geburtstagatiaeh, der
knabe erscheint auf blumen gebettet {ip$a HM tkmdoi fimdeni amth
hula flores) : nicht menschen haben aie ihm geatreut, die veijttngta
erde {teüus) hat sich als Mine wiege adbat zum blumenbeet umge>
858 WHEolater: des Vergilius vierte ecloge.
btaltet, färbe und form huldigen ihm in gleidiem masze. und die
thierwelt iSszt sich von der pflanzenweit nicht in den schatten stil-
len : die ziegen eilen ihm freiwillig mit strotzenden entern entg^go,
und die rinder lassen sich durch keine furcht vor gewaltigen Uww
von seinem dienste abschrecken, es ist Plüss verdienst, aof die b^
deutung von ipsae und ipsa (von selber) hingewiesen zu haben, du
sich an nuUo cultu im anfang als gleichbedeutend anachUeist, nad
Mas nee fnetuunt sagt auch nicJit viel anderes, so dasi wir eigentUA
ein dreifaches ipsa haben, dadurch fUlt die frage hinweg, warm
sich die armenta fttrchten, die capeUae nicht flbersehen darf aua
nicht die treffliche strophische gliederung : den blnmen ist das schOas
Vorrecht gegeben, den ankömmling in drei versen mit ihrem lisbnii
zu begrüszen; dann drängt sich in freudiger bereitwilligkeit (yssf)
pflanzen- und thierwelt um seine wiege, abermals in drei vena;
dann faszt die epodus beides zusammen in der abweaanbeit voa
allem was schaden kann, in der aufhebung jeder schranke Ar dw
was das herz erfreut, fein und sinnig hat Plfiss daran erinnert, dsa
es nicht blosz seltene exotische pflanzen, aber auch nicht bloa
heimische sind, mit denen die erde dem ankOmmling huldigt: da
schönste, anmutigste, beste ist eben gut genug fttr ihn, gleichviel ob
es die nfibe oder die ferne hervorbringt; alles wetteifiart ihm sn bal-
digen, die weit wird voll sein von duftiger würze (amommm) ftr
ihn, den zweiten, wahren phöniz: denn dessen speise war der s^i
nach dieses wunderkraut, wie Plüss erinnert wie sich Verg. isit ii
hoff'nungen und Schilderungen eines goldenen weltaltera sn eigsba
liebte , lehrt die einigermaszen gleidizeitige seohiehnte epods im
Horatius.
So stehen wir denn vor dem zweiten bilde, der
der neuen generation (v. 26 — 36). Bibbeck hat ttbersehsn
diese verse aus zwei strophischen partien bestehen , von dsMB dv
eine positiven , die andere negativen Charakters ist : ebenso wie da
pueritia, wo der abgesang den negativen teil bildete, vrihrsad«
hier eine eigne strophe ausmacht, 31 — 36. achten wir aber aaf dn
Verhältnis des Jünglings- zum mannesalter, so sehen wir es nebk
deutlich, dasz wir nicht ein absinken, sondern ein anateigsB dn
glucks der neuen zeit vor uns haben, in dem positiven isil hsba
wir nicht zu übersehen, wie tactvoU Verg. beiden, der kindbeitMi
dem Jünglingsalter, ihren Charakter zu wahren gewust hat, dort M-
mut, milde, gefahrlosigkeit, hier thatendrang, firendean
Übung der kraft, die beiden ersten Zeilen sind bindeglied;
gang zur aduleseentia werde kommen, wenn der knabe werde dw
beiden thaten lesen und das wesen der wahren tugend erCusonki^
neu , das letztere wol nicht ohne beziehung aaf die nenesAsn poBfr
sehen ereignisse gesprochen: gehört zur wirren tugend niehtFoKsi
friedensliebe und seine scheu bürgerblut zn vergiesien? odsr
er dieselbe durch mutigen kämpf und kriege: lorbesr
bewährt? dann folgen in 3 zeilen (antistrophe u epodus) dis
I
WHKoliler: dit Yargilias Titrte edog«. ^860
rakteristisohen leiohen der neaen tiit; sAt diettr stufe fUle tob
fruchten ohne mOhe und arbeit {moK flmfeteä etmpui mrkta kmi
tisque rubens pendebU senUbus u»a). ohne finge moax imidkiB aneh
in die erste zeile in gedanken herflberge&ommeii werden sb eampui»
nicht umsonst hebt der dichter diese seite hervor, er liait da*
mit ein Schlaglicht fallen anf die damals in Bom hersdieiide not,
die 8. Pompejns durch seine blokade herbeigeftthrt hatte, im der
neuen zeit ist ttberfluss an allen lebeoabedilrflusseiii kom, wein,
honig, was hier geboten wird; wir aehen das wogeade Ifarenfdd
{moüis arisia*)y und nidit einmal der banmi an den der weinstock
nach italischer weise seine trauben hingen soll, beisokt eine pflege,
ein domstrauch genfigt sie empomhalten (aciiWIiie), und die wald-
biene wird in hohler eiche siedelnd die weit mit reidier fülle Ton
bonig versorgen» quercus sudälmiU romda niefla (der honig galt den
alten vielfach als himmelsthan)*
Bis dahin sind wir im vorsohrelten; aber das jUngUngsalter,
sagt der dichter, ist doch noch nicht die volle goldene ndt: die
zweite strophe desselben erinnert daher an dem besehrinkung,
denn noch macht sich im geheimen der lasammenhang mit der altoi
bösen zeit bemerklich , tuhenmt priscae veaU^ flrmiäb. flrauB ist
alles was den menschen in schaden und naditoil bringt, sunal ana
übelwollen; der kirchliche spradigebrandi nennt es angestanmte
bosheit : vgl Q. Cic. de pä. eam. 10, 89 firauMi aiqm MMMKanmi et
perfidiae plena auni amnia. Verg. Aen. X 72 qms deus im fraudem^
gude dura patent ia nastra egU? drei solche dinge, die an die bosheit
der frühem zeit erinnern, fahrt aus dieser zeit der dichter auf, und
zwar in doppelter form, in allgemeiner beseichnung 31 — 33 und
in beispielen: Schiffahrt, manerban und ackerbau ttber das
eigne bedUrfnis hinaus (fllr den bedarf sorgt nach v. 28 ohne
cultur der boden). die avarUia^ sagt Servius, treibt sich den Wechsel-
fällen des meeres preiszugeben (wir mOgen eitelkeit und gennszsucht
einscblieszen), und so lange lust an abenteuern und kllhnen unter*
nebmungen die brüst schwellt, werden maszregeln lur sichenlig des
gemein Wesens gegen die einfÜle und gelflste einzelner nidit fehlen
dürfen, die antistrophe 34—36 ftlhrt denselben gedanken in bei*
spielen durch, zeigt- aber in mehr als 6iner besiehnng dichterische
schwächen, indem ftir den ackerbau das beispiel fehlt, ftür die schif*
fahrt dagegen Argo und Tiphys neben einander erscheinen und doch
die Schiffahrt zu handelszwecken ohne beispiel Ueibt dass Achilles,
Argo und Tiphys das individuum ftlr den gattungsnamen nennen,
bedarf keines fingerzeigs, ist auch von Servius nioht verkannt, der
dichter bezeichnet die thatenlust der Jugend, beceiehnet aber dnroh
dieselbe, dasz das goldene Zeitalter doch erst im werden seL
Das volle seligsein kommt erst mit dem gereiften mannesalter
* georg. II 389 oicttla molKa, Hör. carm. III IS, 17 atModuM moUtB.
»ehr unglücklich erklärt Schftper molN aritta 'mit glatter Ehre ohne
stacheln'.
ggO WHEohter: des Vergilias vierte ecloge.
(37--45 uU iam firmata iHmm te fecerit aeias)^ der goldenen leit wo
mühe und arbeit nur ein wüster träum ist, den wir beim ermAm
freudig hinter uns liegen sehen, wo friede und eeelenralie uns wie
ein rosenfarbener Sther umflieszi das bringt die nene atrophe drci-
zeilig mit dreizeiliger epodus; Strophe und antistrophe stehen wieder
im gegensatz des allgemeinen zum besondem, das nfitzliebe und zun
leben notwendige entfaltend, wogegen die epodas leigt, daii and
das schöne in der neuen weit seine Vertretung findet, das jAngUng»-
alter hatte noch mutige, seltsame abenteuerfiihrten gekannt und er*
schlieszung einer unbekannten, kaum geahnten weit, jetrt wirft im
Schiffer sein gewerbe von sich {cedä et ipse mart oeetor), jetstbedvf
es keines austausches von waaren mehr {non patUica pinus muiM
fnerces)^ was wir wünschen das bietet alles die heimati bietet j^glidMi
land {omnis feret omnia tellus), es folgt die gegenstrophe: nidit dw
menschengeschlecht allein wird still in stolzer genfigsamkeitdastohMv
auch den erdboden wird friede und freude umfiangen: das roifrHi
wird ruhen wie die fdlx, der stier wird feiern wie seinhenr, nad
welch ein herr! rohustus v. 41 ■:■ satis sibi ipse robusiua^ wassdlcr
die armen thiere sich quSlen lassen? es wird sein wie Hesiodos nag
^Kf). 116 ff. icOXd bk TTävra | Totctv £iiv* KOpiröv b* fqicpc Zcibo-
poc dpoupa I aÖTOfidni iroXXöv tc kqI fiqiOovov' o\ b* £6cXi|ioi|
ncuxci fpT* iv^MOVTO CUV icOXotctv iToX^ccctv. gewis niofat mit
recht sieht hier Voss den hohen pflüger mit macht Aber den ^bg
gekrümmt: nein, spielend verrichtet er selbst das werk, seine VxA
bedarf keines stieres : arbeitslosigkeit verweichlicht! andi das wMm
wird dem leben nicht fehlen; doch hat der dichter diese psrtisHr
einseitig in beziehung auf die färbe durchgefllhrt. es wird nickt mikr
gefälschtes, nur äuszerlich gleiszendes sein, das die angcn eigeht;
die wolle wird nicht mehr lügnerisch eine färbe zeigen, die das teW
nicht hatte {nee varics discet mentiri lana cohm), es wird wA dv
stille und dem seligen frieden auch die hOchste schOnhdit TermlUaL
wandelt doch in der brutzeit mancher vogel sein kleid (suoftsh)
und nimmt das nordische Schneehuhn (tetrao lagopas), im sohmt
braun, im winter schneeweiszes gefieder an; so wird aaeh dasMlif
auf der weide die färbe wechseln, wird zu seiner seit rSthliohe pnp*^
wolle entwickeln {suave rühenii murioe) und inr nadem in piidk-
tigem safrangelb erscheinen (tarn croeeo mutahU veBera Udo — fln^
vius bemerkt, es sei eine hypallage für eroco häeo), und m\
menschliches zuthun {sponte 8ua) wird selbst die geschltste
färbe das lämmchen umkleiden, das pasee9Ue8 *auf der weide'
niemand irre machen sollen: die sandjzfarbe, mag sie mm ein ^
zenstoff (Voss mit Servius) oder ein mineralischer sein (Olasar), «iri
eine zarte, leicht verletzliche gewesen sein, so dass sie wiAwBtk
zarte lämmerwolle eignete, wir dürfen nidit flbersdwn dssi dii
Üppigkeit des kaiserlichen Rom selbst in das goldene MitnHsr in
genuszsucht und begehrlichkeit hineingetragen hat. flcmdos tcb
nichts von schafen mit purpurner wolle, wie gaaa i adera seUM
i
WHKoliter: dit Veigilint Tierte adoge. 861
dieser'seine dantellaog der mensdien dos goldente nitittiii: 61 (iifev
boi^ovcc dtvol imxOövtot koX^ovtoi | ecOXol dXcEbiixot qniXimc
OvTiTuiv dvOpidirufVt | irXouTobdrot* xal toOto T^poc ßociXilitov
£cxov. aber freilich wol hat Verg. Mine stndyxfiirbeiieii limmer
nidit selber ersonneii, dondem aie sioherlioh ans irgend einem
alexandrinischen dichter herttbeigenommen.
Mit dieser schildenmg des mannesalters ist ersiehtlieh die dich*
tong am ende, rnnss sn ende sein, was kann denn weiter nodi folgen?
doch noch ein doppeltes, meine ich : ?on des diofaters seite ein jubel*
rof : es kommt, es kommt I vom menschlichen standpnnct ein will-
kommen, das ist eigentlidi nnr 6in gedenke, aber swei selten, gans
wie es fOr strophe und antistrophe sich eignet so stdit es 46—49.
aber die zweite hslfte darf nicht fthlen. irill man mit Bibbeck dieea
hftlfte des gedankens von dem Torigen abtrennen, so mnsi man anf
dies 'willkommen' gans Terrichten nnd die dichtong mit v. 47 ab*
schlieszen. jedoch der dichter fügt in seinem ▼ertraaensfoUen ^es
kommt' noch eine vision: er sieht mit geistigem ange die weit einen
neuen umschwnng nehmen, dann aber moss dieses erfahmngsmlssige
*es kommt' mit seinem aspice an der spitse die leiste strophe bilden,
das * willkommen' in die antistrophe der vorletsten sorfiektteten.
wenn mich nicht alles teoscht, so hsi Bibbeck sich dnrch das doppelte
Fan äiam 58. 59 tenschen. lassen , diese Terse flfar ein stn^henpaar
zu halten; dann muste er schon, indem er flir die TOiiMnrgehende
f ünfzeilige antistrophe die strophe snchte, bis so dem aäffreiere v. 48
zorttckgreifen; aber die gedankenentwiddong widerspridit dieser
lediglich formellen basis.
Ehe wir von diesem strophenpaar scheiden, sind einige schwie-
rigkeiten des aasdrucks zu beseitigen, znnichst sagt uns der diditer
in der strophe v. 46 f., dasz das numen fatamm, die Paroen, seinen
wetterwendischen Charakter aufgegeben habe, ein stabik geworden
sei, dasz unter den Werkzeugen seiner macht volle einigkeit hersche
(Parcae concordes)^ also kein hemmnis etwa dnrdi mangelhafte, sich
gegenseitig behindernde ausfAhrung drohe, dasz das entecheidende
wort schon gesprochen, den spindein der anftrag bereite gegeben
sei sich in enteprechender weise zu regen {fäUa saeciäa eurriie).
übersetzen wir: *lauft solche Jahrhunderte ab' «-* CHrrUe Me$ citrsus
saecularts. der accusativ ist innerers object, welches meistens ein
dem verbum stemm verwandtes Substantiv voraussetet, aber anch
durch dessen eigenschaft als neutrum (^^a ßofiv), ja durch dessen
abstractum kann vertreten werden (<pößov ßX^ireiv): yA. meine
abh. 'aber das innere object' (Sophokleische sUidien s. 299).
Auf die verkOndigung der strophe von den Pamae comeordes
antwortet die antistrophe mit dem * willkommen' des menschen-
geschlechtes: adgredere * tritt heran' an deine ehren« der dichter
begrOszt die neue generation als mibcks de&mmi die erde ist ein
Schauplatz ihrer herlichkeit, sie selbst pflegling des Joppiter (tuerie*
mentum) und die zeit hart vor der thOr {aderU iam tmpui). der
862 WHKolater : des Vergilius Tierte ecloge.
dichter hemmt selbst des verses lauf in einer weise, die jeden auf-
merksam machen musz, mit einem doppelspondens in tinem vorti,
zu dem man vergebens das seitenstflck sacht (Schaper).
Mit y. 50 beginnt dann in einer doppehitrophe der anagaag der
dichtung. es geschieht was der dichter erbeten hat, oder ea b^inl
vor seinen äugen zu geschehen: zweimal fordert er auf aeht in gAca.
die Weltkugel (fnundus) mit allen ihren teilen (terrae^ traäui mam,
caelum) holt aus und setzt sich in schwung, mäateomoexopmienp
das ereignis ist im anzug und alles jubelt ihm entgegen, iiafarf ät
das verbum der beginnenden bewegung: Tgl. Lncan I 490 ioai
tknte ruina nutantes pendere domos. IV 393 /eltx, qni jpciuä,
nuiante ruina j quo iaceat iam scire U)oo> Tac. hisi. TU 40 oejei av-
tant uä. pondus aber ist nicht blosz hemmnia, ea tat bedingnag kb
schwung und wurf : so hat Statins Theb. VI 656 iaadabüe
Ov. met. 113 panderihus libraia suis. Verg. georg. IQ 178 miti
sub pondere. Cic. p. Plancio Idsedego haee mos pomderitmB
nabo. so ist das grosze geschehen, und es bleibt dem dichter nnr noch
übrig zu beten, er möge an seinem lebensabend noch der alagerdM
gewaltigen Umschwungs werden können und ihm die nötige frii^
und lebenskraft dazu bleiben (spiriius et quafiium sai erU iua dietn
facta), mit diesem gebet schlieszt er die ftUifxeilige atrophe 50^54
ab. diesem gebet aber stellt er in der antistrophe 55^59 die ve^
heiszung gegenüber zu singen, dasz ihn nicht Oipheaai nicht LiBUi
ja selbst nicht Pan übertreffe.
Hier könnte und müste, sagen wirnoch einmal, daa lied tfWwnfi'i
und dennoch kommt noch ein strophenpaar 60—63« allin UagU
ist der rückblick auf die dahinter liegende zeit, nicht daa bewnatiai,
dasz die geburtsstunde eine schmerzensstunde aei, bewegt den dich-
ter, sondern eine befürchtung: wie wenn auch dieser wnrf miaU^if
wenn auch diese stunde nur neue schrecknisae bringt? die
stunde ist eine stunde der furcht wird die mutter durch daa
des neugeborenen ein entgelt empfangen fttr daa waa aie
oder wird der geborene zürnend, ein finaterer tyrann, ina
eintreten? steht er doch vor einer Stadt die jahrhonderte laqg bü
ruchloser lust und leidenschaftlichkeit in den eingeweiden ihrer kiate
gewühlt hat. es fragt, denke ich, keiner, wer die matter lei
Rom und ganz Italien, das seit hundert jähren der grenel
den andern gesehen, seiner söhne ausgeceichnetate, edelatBi
nach dem andern verschlungen hat: beide Oracchen, ScipiOi
nach ihnen die ftthrer des bundesgenossenkriegea, Q. ~
und C. Papius, und Marius und Sulla und Pompejna,
und wen sonst nicht? das sind wol Umgi menses und lam§a
und nach jeder zuckung hoffte man, nun solle der crdo
werden, da mag der patriot wol seufzen: ach nur endlich
Ucbeln zwischen so viel thrftnen. die decem menMB aind, dleUaid^
nach alter rechnung das weltjahr: es hat achrecklichea gebfachtt dtaa
jähr, wo die mutter dich unter dem herzen getragen, ao bleibe kh
LMendelssohai siir flberliateong Jim Giotios briafak 888
bei der anerkennang des voriiageiideii in dieecn wortm, Utkrmd^
stehen. Schaper (im progr. t. Posen 187S 8. 40) allobto IW^ iim
fatonun, äbstülerM^ eis gOnsüges omen an die eteUe aetüB; aber
nöUg ist das nicht: es mttste erstens auftmU iMismi, mid sweiteiia
wftre es ein rdckschritt su dem mm ri$ere pmrmiti. ntiOf jnejpe Hm
cognoscere matrem dh. rim 9ignifieate U agtiMcen muinm* (demUeh
ammenhaft erinnert Senrins, es sei ein bOses leiflhs«, wiu nengebo-
rene Iftcheln, darum habe Asinins Saleninns os nenntcti ti^ stecbea
müssen.) mit recht steht der dichter in angst; er fllvehtet, dass der
neugeborene schäm nnd rene md miwiUen der gegenwartOber sibh
selbst nicht werde fttr genngsame bnsie bähen, nidrt lldMlnd habeo
ihn die eitern in seliger hoffiinng empbagsn UtaUMB, er, der neu*
geborene, mosz den an&ng maelwn, die dteni gehBrennidit sa den
gottbegnadeten, von denen die si^ enlUt, as habe sie ein gott an
seine tafel gesogen (Tantalns), eine gdttm sie das beOagers (Anchises^
gewürdigt (hmc kann nur jxrfrswi sein, ans iwewtei in emtnebmen )
fang da an, du ersehnter, nnd lass dein Udiebi sieh widerqnegebi
in dem glücke der ganzen weit.
Eutin. Wilbilii HanRica Kolstbb.
118.
ZUR ÜBERLIEFERUNG VON dCEROS BRIEFEN.
Durch GVoigt und AViertel sind onwiderl^liohe gründe bei-
gebracht, dasz weder cod. Med« 49, 7 — die briefo ad fiamiliares ent-
haltend — noch cod. Med. 49, 18 — > die briefe ad Brutum, ad Quin-
tum fratrem und ad Atticum umfassend — Ton Petrarca herrühren
können, vielmehr copistenhandschriften sind^ die Pasqnino de' Cap-
pelli für Coluccio Salutato anfertigen liess. dass 49, 18 im besits
von Coluccio gewesen, war aus der Unterschrift llbigst bekannt;
aber auch 49, 7 trftgt, was Voigt und Viertel nicht wnsten und
nicht wissen konnten, den besitzvermerk Coluccios: *Lini
Colucii Salutati Cancellarii Florentini.' so entzifferte ich 1876 im
verein mit hm. Anziani, dem jetzigen prftfecten der Lanrenziana;
ein früherer zuhörer, hr. OBasiner, bestfttigt die lesung und fügt
hinzu: *wie man cod. 49, 7 und 49, 18 emsthsit dem Petrarca ids
ihrem Schreiber hat zuschieben kOnnen, weiss ich nicht; beide sind
sicherlich nach Petrarcas tode geschrieben, ich habe autografdien
des dichters mit ihnen verglichen: sie sind vielfizeh wesentlich ver*
schieden von der schrift in 49, 7 nnd 49, 18. andern ist weder der
eine noch der andere codex von nur 6iner band geschrieben, sondem
von mehreren die in beiden hss. dieselben zu sein scheinen.' natür-
lich bleibt der wert von 49, 7 derselbe, auch wenn er nichts mit
Petrarca zu thun hat; jedoch ist dieser wert, wie mich die verglei*
chung gelehrt hat, kein besonders hoher, über die einzelnen Alle,
864 MPetflcbenig: erklftning.
in denen man durch ihn erkennt was vor den rasaren im hauptcodex
49, 9 stand, wird später besonders zu handeln sein.*
Bei dieser gelegenheit m(kihte ich einen Irrtum Voigts in be*
treff des cod. Dresdensis 111 berichtigen. Voigt ist geneigt (her. i
Sachs, ges. d. wiss. 1879 s. 44) ihn ungefähr in die mitte des Tier-
zehnten jh. zu setzen und als unabhängig vom Med. 49, 9 m be-
trachten, aber das alter der hs., die auch Ebert in saec. XTV setzt,
kann ich mit Voigt nicht rechten, da ich sie selbst noch nicht ge-
sehen ; ihre abhängigkeit vom Mediceus aber und damit ihre Wert-
losigkeit ergibt sich sowol aus der Ordnung der briefe in bodi Tm
(vgl. Benedicts ausg. I s. 656 f.) als auch aus einer mir voiii^gci-
den sehr sorgfältigen vergleichung von I 1 — 8. Überhaupt ist foi
einer immerhin notwendigen einsichtnahme der deatschoi hss. flr
die kritik der briefe ad fam. wenig zu erwarten: bmchatlleke, die
einer vom Med. 49, 9 unabhängigen Überlieferung entetammeD, kei-
nen möglicherweise zu den bekannten noch hinzukommen, sdi««^
lieh aber fortlaufende hss., sei es des ganzen sei ee einer hSlfte.
* beiläafiff, cod. Med. 49, 9 gebort sicber nicht, wie man Btafiii
folfirend gewöhnlich annimt, dem elften jb. an, sondern dem lehntei.
Jaff^ wollte, nach einer mündlichen mitteilnnr Aniianis, ihn sogar in
nennte jh. hinaufrücken; doch scheint mir aas. bei allen respect fcr
Jaffe's kennerange, des guten zu Tiel. dass AZacharia 'ezenrsns Kteiwn
per Italiam' (Venedig 1754) I s. 219 sogar ans achte jh. dachte, Bif
als curiosität angeführt werden.
Nachtrag. 1. Mittlerweile hat ein erfahrener paläograph, hr.pnt
G. von der Ropp, die gute gehabt den cod. Dresdensis 111 geaat n
untersuchen: als resultat bat sieb ergeben dass der die Cieeroalseki
briefe umfassende teil der ersten bälfte des fnafaehnten jh. ■■-
gehört , also derselben seit wie eine menge anderer absehriftca isi
Med. 49, 9.
2. FRühl setzt (rh. mus. XXXVI s. 26) Med. 49, 9 ebenso wie Jafi
ins neunte jh.; indes mnss ich auch dieser autoritlt gegeafiber aif
^rnnd einer mehrmonatlicben bescbäftigung mit der hs. auf dem sehslis
jh. bestehen.
DoBPAT. Ludwig MERDBLaaoBi.
(88.)
ERKLÄRUNG.
Wenn die oben s. 666 erschienene notis fiber priamm — sie oi
prius — tic zu meinem bedauern fast sa gleicher seit nach ia im
2n hefte der Wiener Studien Ton 1880 s. 318 reröff^atlicht warte« si
möge dies folgendes nach beiden selten hin entschiüdigea. ich hsllii
wie die geehrte redaction mir besengen wird, die kleiiM Botia imwtk
V. j. eingesandt, da dieselbe bis jnli d. j. nicht erachiea« ^aabls iak
dasz sie keine aufnähme finden werde oder der brief Torloraa seL iA
hatte nun, wie ich jetzt sehe, allerdings anfragen soUeo, habe dies skr
leider unterlassen.
Graz. Miohabl
SACHREGISTER.
Acc. c. inf., lat., auslaisung des btairpuctoc 47 f.
8object8-pron. 726 ff. Dictjs 609 ff.
Achillens 299 ff. Diocletiaos denar 27 ff.
äginetische giebelgrnppen 1 ff. Diodoros 688
Aethicos 664 ff. Diogenes Lsertios 769. 886 ff,
Aillano8 (tt. l\3^\uy) 378 Dionjeios Ton HalikaniMB 888 ff.
AUchjlos 407 f. (Sieben) 706 f. (sein dochmius 409 ff.
tod) 22 ff. Donatns (la Ter.) 680. XII
Alexander d. gr. 674 ff. dorrnUarium 606
Amaionen 662. 669 f. cUv 789 ff.
ambidens 439 f. *HX^iCTpuiv — EUetnu 606 ff.
Ameipsiae 303 f. epigramme, grlecb. 784 ff.
Anakreon 26 f. etymologieche fignr 774 ff.
Anaximenes 24 f. Enphorion (tod ChalkU) 868 ff.
anekdoton zur ffoth. nrgeseh. 649 ff. Enripidee 879 ff. 407 (Ion) 804
anthologie (lat.) 269 ff. Entropius 671 ff.
dvTiTpaq>€Oc in Athen 189 ff. flöten« antike 696 ff.
Apollon PythoktonoB 686 ff. Floms 808 ff.
Apolloncaltas 602 ff. fornm im röm. lager 746 ff.
Aratos 601 ff. fmgiHg 684
areatura 605 f. Gallus, Comelins 848 ff. 626 ff.
archHologiflcbes 1 ff. 33 ff. 113 ff. Gellina 162 ff.
577 ff. gemillde in grieeh. n. röm. tempeln
Archimedcs 108 ff. 687 ff.
arisches leben 433 ff. Gennadiof 497 ff.
Aristophanes 153 ff. (Ri.) 88. 608. XII gesandtachaften in der athen. rolks-
(We.) 90 (Theem.) 91 (Vö.) 81 ff. ver». 801 ff.
178 ff. giebelgmppen 678 f. Iginetisehe 1 ff.
Aristoteles (politien) 199 TP<lMMOT€lC in Athen 189 ff.
Arrianos 813 ff. (Ind.) 436 grammattker, grieeh. 790 ff.
öcTOfAot des Megasthenes 443 f. grammatisches (▼ergl.)667ff. (grieeh.)
Athen, altertUmer 189 ff. 529 ff. 801 ff. 217 ff. 513 ff. 657 ff. 673 ff. 789 ff.
gottesd. alt. 417 ff. (lat.) 69 f. 601 ff. 606 ff. 726 ff.
Athenaios 120. 604 774 ff.
Angustac bist, scriptores 656 griechische altertUmer 189 ff. 629 ff.
Au^Mistinus {de civ. dei) 149 ff. 801 ff. (gottesd.) 417 ff.
aulosmosik 689 ff. groma 501 f. im röm. lager 748 f.
I{rutu3, l^ccimus 609 ff. grossamen 504
Caesar (6. 6'^//.) 623 ifi, eh.) 136 Harpokration 191 ff.
Cassiodoras 564 ff. Hermippos Ton Berytos 828 ff.
cantra Homnna 737 ff. Herodianos (grarom.) 796
Catulliis 125 ff. 135. 471 ff. 777 ff. Hesychios von Milet 821 ff.
Censorinus ^fragin.) 288 Hesiodos (Erga) 617 ff. (Aspis) 606 ff.
Chairephon 90 t. Hieronymns 497 ff.
Cicero (Brutus) 137 ff. {or.) 142 ff. Homoros 369 ff. 613 ff. 678 ff. 682 ff.
{de imp. Pomp.) 31 f. (p. Caelio) Horatius {sei.) 249 ff.
841 {epint,) 231 ff. 609 ff. 863 f. ieientare (-acutum) 128
comparativ bei Homer 673 ff. incertns anctor de Constantino M.
Constantin d. gr. G40 ff. 649 ff. 664 ff.
crenaius 5U6 indisches (alt-) leben 488 ff.
Cythcris 626 ff. inschriftliches (grieeh.) 428. 426 L
decumanus 601 (l'^^O ^^
DemokiitoH 23 interaspiration im grieeh. 789 ff.
dcn.'ir Diocietians 27 ff. lordanis 662 ff.
Dia^oras von Melos 81 ff. losephos (ant. Ind.) 294
JnhrhiVi tr fQr das», philol. 1880 hH. U. 66
866
Sachregister.
-IC , nomina decl. 5l3 ff.
Isokrates 707 ff. - ' .
lulianos 119 -ff.
Justinus 293. 549 ff.
Justinus Martyr 316 ff.
Kallinos 358 f.
Karthago, geschichte 289 ff.
Kleon 833 ff.
Klonas 692 ff.
Laertios Diogenes 769. 826 ff.
lager, römisches 737 ff.
Lucilius 8»6
Lucretius 765 ff. 821 ff.
luricula 502
Lycoris 626 ff.
Lvsias 200 f. 708 ff.
Martialis 184
Massagetae 565
|üi€TaK?|Tiic 372 ff.
Megasthenes 435 ff.
Menandros (Gr)caup6c) 811 f.
metrisches (griech.) 409 ff.
metrologisches 27 ff. 264
militärwesen der Römer 737 ff.
miricius 506
musik, griech. 689 ff.
mythologisches 299 ff. 685 ff.
Nearchos von Kreta 813 ff.
nomoB, aulodischer 691 ff.
OctaTianus 603 ff.
Olympia, ausgrabungen 33 ff.
omne bei Lucretius 8SU:-#. %S1 ^
6pT€Uiv€C 419 'V
Orosius 562 ff.
Ovidius {fasti) 763 f.
paenitet 638 f.
paläographie , griech. 49 ff.
Paiisanias (pcriegct) 113 ff.
Peiraieus (privatcultgenossenschaf-
ten) 417 ff.
Petrarca 231 ff.
Petronius 776
Philon von Byblos 822 ff.
phönikisches 186 ff.
qtpiijj ((pp{ii!ii u(q)pTiiui) 217 ff.
Phicidus glossen 847 f.
Platou (Laches) 305 ff. (Phaidros)
707 ff. (Philebos) 526 ff. (rep.)
697 f. (Thcait.) 96 f.
Plautus 725 ff. {Amph.) 605 ff. {Cure.)
ril ff. 428 f.
Pliitarchos (U. ^ouclKfic) 696 ff.
PoUio 849 ff,
Pollux 191 ff.
Polybios 737 ff. (reden) 539 ff.
Pomp ejus Trogus 562
Porcia 147 f.
porta decumana u. praetoria 752 ff.
proescpiarium 505
prae^epiatMS 50G
preeaiorium 506
probnleama 801 ff.
pr.ochoirotonie 801 ff.
PropertiQB 481 f.
proripium 604 f.
ProtHjroras 84 ff.
irpouceX^ui 44 ff.
remminatum 502 f.
Sallusüus (/m^.) 865 ff.
semitische religionsgeschicbte 186
Sibyllen 106 ff.
sie B deinde 666. 864
8ikyon, Apolloncnltus 602 f.
Skythen 562 ff. 573
Sophokles (£1.) 671 f. &44 (Phi
688 (Trach.) 688 (fragm.) \(A
Spiritus, griech. 790 ff.
Statins 499 f.
stibiare 506
Strabon 358
<i/6icf re ' 647 f.
subtilitas 506 f.
auggrunda 503 f.
Saidas 106 ff. 821 ff.
suspirium 507
Syntax, griech. 657 ff.
cOvOima 601 ff.
cupiifE 703 f.
t ab fall in verbalformen 69 f.
Tacitus (Agr.) 724 {Germ.) 265
{hUt.) 787 f. (leben) 71 ff.
tempelschmuck 677 ff.
Terentius 725 ff.
Themistokles 469 f.
Theodoretos ir. irvcuMdruiv 789 fl
Theokritos 820
eiacoi 419 ff.
6u)f| 682 ff.
thore des röm. lagers 752 ff.
Thukydides 469 f. 581 ff. 833 ff.
Tibulli vitA 496
Timaios 295
Tyrtaios 859
Tsetses zu Hesiodos 517 ff.
ubigue 518. 844 ff.
uterque 512. 844 ff.
Varro {de L tat.) 606 {de re nul.) 263
Varus, Alfenus 826 ff.
vaittus 507
Vellejns Patercolus 248
VergiUas [ecl.) 247. 821 ff. 625
849 ff. {Aen.) 546 ff. 577 ff.
Volksetymologien 288 ff.
Tolksversamlangin Athen 529ff. 801
Volumnia 627 ff.
Tulgilrlatein 69 f. 367 f.
Xenophon (Hell.) 585
OnauXelv 694